metallorganischen Chemie

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Elementarreaktionen metallorganischer
Verbindungen
Liganden-Substitutionsreaktionen
Oxidative Addition
Reduktive Eliminierung
Insertion
α-H -Eliminierungen
β-H-Eliminierungen
Metathese
Reaktionen an koordinierten Liganden
Charakteristische
Änderung der:
Koordinationszahl
Oxidationsstufe
Valenzelektronenzahl
Reaktivität kann
abgeschätzt werden
4. Elementarreaktionen
Substitutions-Mechanismen
Dissoziativer Mechanismus (D)
+ L'
- CO
LnM CO
LnM
LnM L'
Zwischenstufe mit
KZ -1
+ CO
Interchange (I)
L
LnM
+ L'
L
LnM
-L
Ln-1M L'
keine Zwischenstufe,
im Übergangszustand
KZ +1
L'
Assoziative Mechanismus (A)
L nM
+ L'
LnM L'
-L
Ln-1M L'
Zwischenstufe mit
KZ +1
4.1 Substitution
1
Kontinuum
Substitutions-Mechanismen
A: assoziativ
Zwischenstufe mit höherer
Koordinationszahl
Ia: interchange
eintretender Ligand bindet
stärker an den Komplex
Ib: interchange
austretender Ligand bindet
stärker an den Komplex
D: dissoziativ
Zwischenstufe mit
niedrigerer Koordinationszahl
4.1 Substitution
Substitutions-Mechanismen
dissoziativer Mechanismus wird bevorzugt:
in 18-Elektronenkomplexen
in sperrigen Komplexen
in oktaedrischen Komplexen
assoziativer Mechanismus wird bevorzugt:
v. a. in quadratisch-planaren 16-Elektronenkomplexen
4.1 Substitution
2
Geschwindigkeitskonstanten für
Chloridsubstitution in [PtCl(R)(PEt3)2]
k [s-1], 25 °C
trans-Komplex
R
Pt
Pt
Pt
k [s-1], 0 °C
cis-Komplex
1,2 10-4
8,0 10-2
1,7 10-5
2,0 10-4
3,4 10-6
1,0 10-6
4.1 Substitution
trans-dirigierende Eigenschaften von
Liganden
trans-dirigierene Eigenschaften
H2O < OH < NH3 < RNH2 < py, Cl < Br < SCN <
σ-Donoren
SO3H < CH3 , C6H5 < H , PR3 < C2H4 < CN
σ-Donor
π-Akzeptoren
σ-Donorstärke
OH < NH3 < Cl < Br < CN , CO, CH3 < SCN <
PR3 < H
4.1 Substitution
3
trans-dirigierende Faktoren
Gute trans-dirigierende Liganden stabilisieren den trigonalbipyramidalen Übergangszustandes (ÜZ)
T
A
M
E
L
trans-Ligand (T) in äquatorialer Position:
A
Keine Konkurrenz mit trans-Liganden
gute σ-Donoren T binden stärker an den ÜZ
π-Akzeptoren nehmen zusätzlich Elektronen von E auf:
π-Akzeptoren T binden stärker an den ÜZ
Leeres dx2-y2 Orbital (in quadr.-planeren Komplexen) wird zu
einem π-Orbital, kann mit π-Donoren wechselwirken
kann (z. B. Cl¯ )
gute π-Donors binden etwas stärker an den ÜZ
4.1 Substitution
weitere Beispiele assoziativer Substitution
bei ungerader Elektronenzahl
V(CO)6
+L
17 e
(CO)6V
L
- CO
(CO)5V
19 e
L
17 e
bei Ligandenumwandlung
z. B. lineares oder gewinkeltes NO:
(CO)4Mn
18 e
NO
+L
: linear NO
3 e Donor
O
(CO)4Mn
L
- CO
N
18 e : gewinkelt NO
1 e Donor
(CO)3LMn
NO
18 e
4.1 Substitution
4
Phosphane – Helfer in der
metallorganischen Chemie
Tertiäre Phosphane PR3 sind wichtig in der metallorganischen
Chemie, da ihre sterischen und elektronischen Verhältnisse
durch Variation von R gezielt verändert werden können.
P
R
R
R
Sterische Faktoren
bestimmt durch die Größe des Substituenten R, Kegelwinkel als Maß für die
Größe des Liganden (Tolman-Winkel)
nehmen oft ausschlaggebenden Einfluss auf den Verlauf zahlreicher
Reaktionen
Kegelwinkel θ
M
P
R
R
PH3
θ 87°
PMe3
118°
PPh3
145°
PMes3
212°
R
Elektronische Faktoren
bestimmt durch die Donor- bzw. Akzeptorfähigkeit der Substituenten R
z. B. PBu3 (130°) guter σ-Donor und P(OiPr)3 (130°) guter π-Akzeptor
PMe3 (118°) und P(o-Tolyl) 3 (145°) sind etwa gleich gute Donoren/Akzep.
4.1 Substitution
Dissoziativer Mechanismus – sterischer
Einfluss von Phosphan-Liganden
Abspaltung eines Phosphan-Liganden stellt oft einen entscheidenden Schritt
in katalytischen Reaktionen dar (z. B. Wilkinson-Katalysator [RhCl(PPh3)3]).
Beispiel: Abspaltung eines Phosphan-Liganden in [Ni(PR3)4] Komplexen
PR3
Ni
R3P
PR3
KD
PR3
PR3
PR3
θ
KD
+
Ni
R3P
PR3
PR3
P(OEt)3
P(O-pTol)3
P(OiPr)3
P(O-oTol)3
PPh3
109°
128°
130°
141°
145°
< 10-10
6 × 10-10
2.7 × 10-5
4 × 10-2
kein Ni(PR3)4
4.1 Substitution
5
Oxidative Addition – reduktive Eliminierung
oxidative Addition
[LnM]
+
A-B
reductive Eliminierung
LnM
A
B
oxidative Addition
Reaktion mit dem Substrat A-B unter Bildung neuer M-A und M-B Bindungen
Einschub eines Metalles in eine Substratbindung
Koordinationszahl (KZ) erhöht sich um 2
Oxidationsstufe (OZ) des Metals erhöht sich um 2
Valenzelektronenzahl (VE) erhöht sich um 2
reduktive Eliminierung
umgekehrter Vorgang unter Bildung einer neuen A-B Bindung
KZ, OZ und VE erniedrigen sich um 2
in katalytischen Reaktionen führt sie zur Produktbildung
4.2 Oxidative Addition und reduktive Eliminierung
Vorausetzungen für oxidative Addition und
reduktive Eliminierung
Vorausetzungen für die oxidative Additon:
Metallzentrum muss oxidiert werden können (keine Reaktion, falls
das Metall bereits in seiner höchste Oxidationsstufe vorliegt)
z. B. CoI < RhI < IrI und Ru0 > RhI > PdII
beide Oxidationsstufen müssen stabil sein
es müssen freie Koordinationsstellen vorhanden sein
möglichst keine 18-Elektronenkomplexe
Donorliganden stabilisieren den höheren Oxidationszustand
Vorausetzungen für die reduktive Eliminierung:
Metallzentrum sollte in einer höheren Oxidationsstufe vorliegen
Substituenten müssen cis zueinander stehen können
4.2 Oxidative Addition und reduktive Eliminierung
6
Anwendungen oxidativer Additionen
LnM
+
H-H
Ln M
LnM
+
R-X
Ln M
LnM
+
H-SiR3
Ln M
H
Hydrierungen
H
X
Synthese von Halogenkomplexen
R
H
SiR3
Hydrosilylierungen
C-H-Bindungsaktivierung: thermodynamische Herausforderung
H
∆H > O
LnM + R-H
LnM
R
BDE (kJ/mol)
BDE (kJ/mol)
• M-C schwächer
als M-H Bdg.
• negative Entropie
H-H 435
M-H
210-250
C-H ~ 410
C-C ~ 375
M-C
120-170 (selten bis ~ 310)
4.2 Oxidative Addition und reduktive Eliminierung
Beispiel einer C-H-Bindungsaktivierungen
L
H
H
Ir
L
L
tBu
O
O
CF3 +
Ir
L
O
O
CF3
tBu
L
Ir
β−H-Eliminierung
IrLn
H
L
O
CF3
O
H
IrLn
H
IrLn
IrLn
oxidative Addition
H
H
IrLn
IrHL2
treibende Kraft:
Bildung des stabilen
Cp-Komplexes
4.2 Oxidative Addition und reduktive Eliminierung
7
Konzertierter Mechanismus einer oxidativen
Addition
Konzertierte Addition
[LnM]
+
A-B
LnM
A#
LnM
B
18 e¯ , σ-Komplex
16 e¯
A
B
18 e¯
A-B unpolare Substrate: H2, O2 oder Verb. mit C-H oder Si-H Bindg.
benötigt eine freie Koordinationsstelle: in der Regel 16 e¯ -Komplexe
1. Schritt: Bildung eines σ-Komplexes mit A-B (Übergangszustand)
A und B sind im Produkt cis zueinander
in der Regel Reaktion 2. Ordnung mit negativer Aktivierungsentropie
(geordneter ÜZ)
kein Einfluss durch die Polarität des Lösungsmittels
beschleunigt durch Donorliganden L
4.2 Oxidative Addition und reduktive Eliminierung
SN2-Mechanismus einer oxidativen Addition
SN2 Reaction
L
CO
Ir
Cl
L
Ir (I), 16 e¯
+ MeI
+
Me
L
CO
Ir
Cl
L
I
Ir (III), 16 e¯
Me
CO
Ir
L
I
Ir (III), 18 e¯
L
Cl
A-B polare Substrate: HX, R-X (X = Halogenid), Me3SnCl
1. Schritt: Bildung eines kationischen Metallkomplexes
in der Regel Reaktion 2. Ordnung mit negativer
Aktivierungsentropie (geordneter ÜZ)
beschleunigt durch polare Lösungsmittels (polarer ÜZ)
R und X können cis oder trans zueinander sein im Produkt
4.2 Oxidative Addition und reduktive Eliminierung
8
Insertionsreaktionen
Einschub eines ungesättigten Liganden A=B in eine
benachbarte M-X Bindung (müssen cis zueinander stehen)
1,1-Insertion
X
M
X
X
A
B
M
+L
A
M
B
1,2-Insertion
X
B
M
A
M
A
A
B
L
+L
M
A
B X
B X
L
Erniedrigung der Koordinationszahl um 1 (freie Koordinationsstelle wird
meist durch einen Liganden L gefüllt)
Erniedrigung der Valenzelektronenzahl um 2
keine Änderung der Oxidationsstufe des Metalls
Insertionsreaktionen sind reversibel (z. B. α-H oder β -H-Eliminierungen)
4.3 Insertionsreaktion
Wichtige Insertionsreaktionen
1,1-Insertion
CO-Insertion in eine Metall-Alkyl-Bindung; AB = CO, X = CH3
CH3
M
CH3
Carbonylierung
CO
Decarbonylierung
M
C
O
1,2-Insertionen
Alken-Insertion in eine Metall-Hydrid-Bindung; AB = Alken, X = H
H
M
CH2 Alken-Insertion
CH2 β-H-Eliminierung
M
CH2
CH2
H
wichtige Reaktionsschritte in katalytischen Reaktionen
(z. B. Hydroformylierungen oder Hydrierungen)
4.3 Insertionsreaktion
9
Insertionsreaktion am Beispiel der
Carbonylierung
Zwei denkbare Mechanismen
CO-Insertion in die M-CH3-Bindung
O
C
CO
(CO)4Mn
(CO)4Mn
CH
3
C
CH3
O
Alkylgruppen-Wanderung auf das koordinierte CO
O
O
C CH
C
3
CO
(CO)4Mn
(CO)4Mn
CH3
O
C
(CO)4Mn
C
CH3
O
O
C CH
3
(CO)4Mn
C
O
13CO:
Beweis mit Hilfe von isotopenmarkiertem
es findet eine Alkylgruppen-Wanderung statt
4.3 Insertionsreaktion
Einflüsse auf die Alkylgruppen-Wanderung
Beschleunigung der Alkylgruppen-Wanderung durch:
e¯ –Donoreigenschaften der Alkylgruppe (gute D. wandern besser)
Perfluoroalkyle wandern nur ausnahmsweise und bei hohen Temp.
sterischer Anspruch der Alkylgruppe
R-Gruppenwanderung in [CpFe(CO)2R] (CO Insertion):
(Me3Si)2CH >> Me3CCH > s-Bu > i-Pr > Me3SiCH2 > i-Bu > Et > Me
von unten nach oben innerhalb einer Triade
Geschwindigkeit: 3d > 4d > 5d
Anwesenheit von Lewis-Säuren
4.3 Insertionsreaktion
10
β-H-Eliminierung
H
H
#
H H H H
H
H
C
β
C
α
H β-H-Eliminierung
M
Olefin-Insertion
in M-H Bindung
C
C
+L
H2C
M
H
-L
L
CH2
M
H
VE +2
KZ +2
OZ +0
Übergangszustand:
Metall-, H- und beide C-Atome liegen in einer Ebene
bilden einen viergliedrigen Metallazyklus
Hydrid an M- und C-Atom gebunden
Voraussetzungen für β-H-Eliminierung:
β-H-Atom
eine freie Koordinationsstelle (bzw. leeres Orbital) cis zur Alkylgruppe
es muss geometrisch möglich sein, einen planaren ÜZ zu bilden
4.4 α- und β-H-Eliminierungen
Experimentelle Beweise für die β-HEliminierung
Substitution der β-H Atome durch Deuterium
D D
β-D-Elim.
(Bu3P)Cu D
(Bu3P)Cu
+ H2C
D
Beeinflussung durch sperrige Gruppen
H2C
C
H
Cp*2Nb
H
R
Cp*2Nb
R # +L
R
Cp*2Nb
L
4.4 α- und β-H-Eliminierungen
11
Beispiele von β-H-Eliminierungen
nBu
PR3
Pt
R3P
[PtH(nBu)(PR3)2]
+
Pt(II)
H
H
H
H
H
H
L2Pt
[L2Pt] +
L2Pt
Pt(0)
β-H-Eliminierung
reduktive Eliminierung
4.4 α- und β-H-Eliminierungen
α-H-Eliminierung
M C
R
H
H
Alkylkomplex
α-H-Eliminierung
R
M C
H
H
Alkylidenhydrido-Komplex
VE +2
KZ +1
OZ +2
in der Regel nur beobachtet bei Abwesenheit von β-H-Atomen
Alkylidenhydrido-Komplex meist nur nur beobachtet als
Intermediat, selten isoliert
die Reaktion ist reversibel
erfordert die Anwesenheit einer freien Koordinationstelle
intramolekulare oxidative Addition
4.4 α- und β-H-Eliminierungen
12
Konkurrenz zwischen α-H and β-HEliminierungen
R
M C
H
α-H
R
M C
H2
H
R
CH2 β-H
M
H
Alkyl
Alkyliden-hydrid
(selten isoliert)
Olefin-hydrid
Reaktion ist schneller
kinetisches Produkt
thermodynamisches
Produkt
dominante Reaktion
4.4 α- und β-H-Eliminierungen
Olefin-Metathese
R''
R
R
R'
LnM
R'
C
H
+
H
H
H
R''
1. Schritt
LnM
H
R
R
LnM
H
H
R
R''
H
LnM
R
H
H
3. Schritt
H
+
H
R'
R
H
R''
H
R
H
R'
H
LnM
H
H
R'
LnM
H
H
H
R
R
R'
H
H
+
R'
H
R
H
R
R
H
LnM
R''
R''
H
R'
R'
R'
LnM
H
+
H
+
2. Schritt
R'
LnM
H
+
H
R
2
LnM
H
R'
H
R
+
R''
H
4. Olefin-Metathese
13
σ-Bindungmetathese
Zr
R
+ H2
Cl
- RH
nicht möglich,
da bereits in
höchster Oxidationsstufe
H
Zr
Cl
H
Ln M H
R
ox. Addition
+ H2
LnM R
red. Eliminierung
Ln M H
+
RH
+ H2
σ-Bindungsmetathese
H H
Ln M R
H H
LnM R
4. σ-Bindungsmetathese
σ-Bindungmetathese
Zr
R
+ H2
Cl
- RH
nicht möglich,
da bereits in
höchster Oxidationsstufe
H
Zr
Cl
H
Ln M H
R
ox. Addition
+ H2
LnM R
red. Eliminierung
Ln M H
+
RH
+ H2
σ-Bindungsmetathese
H H
Ln M R
H H
LnM R
4. σ-Bindungsmetathese
14
Reaktivität an koordinierten Liganden
Durch Koordination werden die chemischen Eigenschaften vieler
Liganden grundlegend verändert, wodurch Reaktionen am Liganden
gezielt durchgeführt werden können oder erst ermöglicht werden.
σ-Akzeptor
π-Donor
LnM
Ligand wird elektrophiler
nukleophiler Angriff
wird gefördert
Ligand wird nukleophiler
elektrophiler Angriff
wird gefördert
Aktivierung eines Liganden durch ein LnM-Fragment mit σAkzeptor- und π-Donor-Eigenschaften durch Polarisierung
4.4 Reaktivität an koordinierten Liganden
Nukleophiler Angriff an koordinierten
Liganden
Nukleophiler Angriff an CO
Fe(CO)5
NaOHaq
O
(OC)4Fe
Na+
C
H
- CO2
O
Na[HFe(CO)4]
Nukleophiler Angriff an Olefin
Reaktivität:
Fe
+ MeO
C O in MeOH MeO
C
O
kationische Komplexe fördern
nukleophilen Angriff
Fe
CO
C
O
>
>
>
gradzahlig > ungradzahlig
azyklisch > zyklisch
4.4 Reaktivität an koordinierten Liganden
15
Elektrophiler Angriff an koordinierten
Liganden
Ph
Elektrophiler Angriff
Ph
P
an Acylgruppe
Fe
Me
Ph
Ph
P
P Ph O
Ph
Fe+
Me
P Ph OPh
MeI
Ph
Ph
P
Fe
I
Me
P Ph O
Me
Ph
Elektrophiler Angriff an
CO-Gruppe
LnM C O
AlX3
LnM C O
AlX3
4.4 Reaktivität an koordinierten Liganden
16
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