OPTOMETRIE Blepharitis – Nummer eins der Augenerkrankungen Teil 1 Eine Blepharitis ist eine beidseitige Entzündung der Augenlider, wobei Hautveränderungen der Lidregion einbezogen sind. Sie gilt als die häufigste Augenerkrankung überhaupt. Im engeren Sinne beschreibt eine Blepharitis entzündliche Veränderungen, die sich auf die Region der Lidkante beschränken. Es handelt sich um eine chronisch auftretende multifaktorielle Erkrankung, die nahezu immer mit Störungen der Augenoberfläche einhergeht und häufig mit Hauterkrankungen wie Rosazea, seborrhoischer Dermatitis, Akne oder Neurodermitis assoziiert ist. Bei einer speziellen Form der Blepharitis, die im englischen Sprachgebrauch als meibomian gland dysfunction (MGD) bezeichnet wird und als eine Funktionsstörung der Meibomschen Drüsen auftritt, kommt es zu einer erhöhten Verdunstung des Tränenfilms und in dessen Folge zu einem hyperevaporativen trockenen Auge. Das Alter gilt als gesicherte Ursache einer Blepharitis. Ab dem fünfzigsten Lebensjahr kommt es zu einem starken Anstieg von Veränderungen der Meibomschen Drüsen. Daneben werden Hauterkrankungen, das Sjögren Syndrom, die Einnahme bestimmter Medikamente und das Tragen von Kontaktlinsen als mögliche Risikofaktoren diskutiert. Funktionsstörungen der Meibomschen Drüsen können den Tragekomfort von Kontaktlinsen beeinflussen und unbehandelt zur Kontaktlinsenintoleranz führen. Epidemiologie Obwohl die Blepharitis als die häufigste okuläre Erkrankung angesehen wird, gibt es keine verlässlichen epidemiologischen Daten über die Häufigkeit ihres Auftretens. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bis heute weder eine einheitliche Definition oder Klassifizierung, noch standardisierte Beurteilungskriterien vorliegen. Bestimmte Formen sind, zumindest im Anfangsstadium symptomlos oder werden, wenn okuläre Symptome vorliegen, nicht als Blepharitis erkannt. In den USA wurden anhand eines Fragebogens 5.000 Erwachsene nach Symptomen einer Blepharitis, wie verklebten Wimpern, Ablagerungen an den Wimpern, nach brennenden oder geröteten Augen oder nach Trockenheitsgefühl innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate befragt. Nahezu 80 Prozent der Befragten gab an, zumindest unter einem der genannten Symptome zu leiden, 63 Prozent klagten sogar über mehrere Symptome. [1] Horn fand bei einer Gruppe von ca. 400 Patienten, die zu einer routinemäßigen Augenuntersuchung kamen, bei 40 Prozent Funktionsstörungen der Meibomschen Drüsen. Bei dieser Untersuchung zeigte sich kein Zusammenhang zum Geschlecht, zu bestehenden Allergien oder zum Tragen von Kontaktlinsen. Einzig und allein zum Alter lag eine positive Korrelation vor. [2] Venturio fand bei einem ähnlichen Patientenkollektiv in 24 Prozent der Fälle eine hintere Blepharitis, bei 21 Prozent ein trockenes Auge und bei 17 Prozent eine vordere Blepharitis. [3] Knop schließlich beschrieb bei 75 Prozent aller Patienten mit trockenen Augen eine abnormale Lipidschicht, die ihre Ursache zu 65 Prozent in einer Funktionsstörung der Meibomschen Drüsen hatte. [4] Klassifikation Abb. 1: Querschnitt durch das Oberlid: 1 = Aponeurose des Lidhebers, 2 = Wolfringsche Drüsen, 3 = Meibomsche Drüsen, 4 = Lidschließmuskel, 5 = Ausfuhrgang der Meibomschen Drüsen, 6 = Wimper, 7 = Mollsche Drüsen, 8 = Lidhaut. 66 DOZ 03 | 2011 In der Literatur gibt es mehrere unterschiedliche Klassifizierungsversuche, wobei die ersten Vorschläge von Gifford und Cowper bereits auf die Jahre 1921 und 1922 zurückgehen. 1982 schlug McCully eine neue Einteilung der chronischen Blepharitis entsprechend der okulären Symptome in sieben verschiedene Gruppen vor. [5] Eine Zuordnung ist bei dieser Einteilung allerdings häufig nur im Verlauf der Erkrankung möglich. Andere Autoren berücksichtigen morphologische Kriterien des Lidrandes, Beschaffenheit des Meibomschen Sekrets und Daten zum Tränenfilm. Am einfachsten und in der Literatur am häufigsten zu finden ist die Klassifikation der Blepharitis entsprechend der Lokalisation in eine vordere anteriore und eine hintere posteriore Blepharitis. Die vordere Blepharitis betrifft die Lidhaut bis zur grauen Linie (Marx Linie). Hier unterscheidet man eine staphylokokkenbedingte Blepharitis von einer seborrhoischen Form. Die hintere Blepharitis ist häufiger. Sie wird synonym mit einer Fehlfunktion der Meibomschen Drüsen (MGD) beschrieben. Als häufige Ursache eines trockenen Auges ist die MGD ein wichtiger Faktor für Unverträglichkeit von Kontaktlinsen. Blepharitis anterior Bei der vorderen Blepharitis sind hauptsächlich die Lidhaut und die Augenwimpern betroffen. Sie erstreckt sich bis zur grauen Linie und kann demnach auch die an der vorderen Lidkante liegenden Zeiss’schen und Mollschen Drüsen einschließen. Man unterscheidet die seborrhoische von der staphylokokkenbedingten Blepharitis, wobei Mischformen nicht selten sind. Die typischen Symptome der Blepharitis anterior sind eine verstärkte Durchblutung am Lidrand; es kommt zu Gefäßerweiterungen und Einsprossungen. Fast immer liegen entzündliche Reaktionen vor. An den Wimpern sind gelbliche Ablagerungen, weiße Schuppen und Verkrustungen sichtbar. Dazu kommen Irregularitäten an der Lidkante. Von einer Seborrhoe spricht man bei einer gesteigerten Produktion der Talgdrüsen, besonders am Kopf und im Gesicht, einschließlich der Lider. Die Ursache ist unbekannt. Seborrhoe kann zusammen mit einer Akne oder einem seborrhoischen Ekzem auftreten. Bei der seborrhoischen Blepharitis verkleben ölige Sekrete die Wimpern. Es kommt zu schuppenartigen Ablagerungen. Häufig sind auch Schuppen der Kopfhaut, der Augenbrauen und des äußeren Ohres zu beobachten. Abb. 2: Seborrhoische Blepharitis mit verklebten Wimpern aufgrund erhöhter Lipidsekretion. Abb. 3: Blepharitis mit Verkrustungen der Wimpern. Staphylokokken-Blepharitis Eine Staphylokokken-Blepharitis geht mit einem verstärkten Wachstum der kommensalen Lidflora einher. Neben koagulasenegativen Staphylokokken wie Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis findet man Korynebakterien und Propionibacterium acnes. Diese Bakterien sind in der Lage Exotoxine und Exoenzyme zu bilden. Lipasen und Esterasen spalten die Lipide des Tränenfilms. Bei dieser „Verseifung“ werden freie Fettsäuren freigesetzt, die eine direkt toxische Wirkung auf das Hornhautepithel haben. Es kann eine Keratitis punctata superficialis entstehen. Die Schädigung des Lipidfilms hat eine erhöhte Verdunstung des Tränenfilms zur Folge. Damit kann eine Keratokonjunktivitis sicca zu einer schwerwiegenden Komplikation einer nichtbehandelten Blepharitis gehören. Die Augen brennen und häufig wird ein Fremdkörpergefühl beschrieben. In Folge des trockenen Auges tritt eine übermäßige Tränenproduktion (paradoxe Epiphora) auf. Verschiedene Bakterientoxine beschädigen auch die Wimpern. Sie können teilweise oder vollständig fehlen (Madarosis), einzelne Wimpern können depigmentiert sein (Poliosis). Typisch sind Colaretten, Fibrinablagerungen an der Wimpernbasis. Eine Trichiasis kann letztendlich zu schmerzhaften Schädigungen der Hornhaut führen. Abb. 4: Poliosis und Colaretten bei einer Staphylokokken-Blepharitis. Haarbalgmilben Demodex folliculorum und Demodex brevis sind Haarbalgmilben, die normalerweise als harmlose Kommensalen die menschliche Haut besiedeln. Sie ernähren sich vom Sebum der Talgdrüsen und sind in zunehmendem Alter bei nahezu allen Menschen anzutreffen. Neugeborene sind nicht befallen, 70-jährige zu fast 100 Prozent. u DOZ 03 | 2011 67 OPTOMETRIE Die Therapie bei Demodexbefall ist schwierig. Konsequente Lidhygiene über einen längeren Zeitraum steht im Vordergrund, daneben kommen schwefelhaltige Salben zum Einsatz. Auch der Hefepilz Malassezia furfur, bis 1986 als Pityrosporum bekannt, der bei seborrhoischen Hauterkrankungen und der seborrhoischen Blepharitis angetroffen wird, ist nicht ursächlich mit dieser assoziiert. Durch übermäßige Vermehrung des zur normalen Hautflora gehörenden Pilzes, z. B. bei erhöhter Feuchtigkeit, bei starkem Schwitzen oder, wenn durch die Aktivität bakterieller Lipasen vermehrt freie Fettsäuren vorliegen, werden die Symptome einer Seborrhöe verstärkt und weitere Hautschädigungen hervorgerufen. Eine Blepharitis bietet dem Pilz ideale Lebensbedingungen. Abb. 5: Menschliche Haarbalgmilbe (Demodex folliculorum; Größe etwa 0,3 mm). Blepharitis posterior Die hintere Blepharitis beschreibt Veränderungen der hinteren Lidkante, einschließlich der Ausführgänge der Meibomschen Drüsen. In der Literatur wird die hintere Blepharitis oft fälschlicherweise synonym zu Funktionsstörungen der Meibomschen Drüsen benutzt. Fälschlicherweise deshalb, weil das Wort Blepharitis zunächst eine entzündliche Komponente impliziert, bei der Erkrankung am hinteren Lidrand im Gegensatz zur vorderen Blepharitis primär jedoch keine entzündlichen Prozesse ablaufen. Meibomsche Drüsen Abb. 6: Malassezia furfur. (Größe 1,5 bis 5,0 µm). Abb. 7: Lipidtröpfchen an den Ausfuhröffnungen der Meibomschen Drüsen an der Lidunterkante. Sie markieren die Marxsche Linie, die die Vorderseite von der Rückseite der Lider abgrenzt. Hypervaskuläres Gewebe, ein geschwächtes Immunsystem oder allgemein mangelnde Hygiene begünstigen die Vermehrung der Milben. Dabei können Hautkrankheiten, ähnlich der Rosazea hervorgerufen werden. Bei Blepharitispatienten sind die Haarbalgmilben an den Wimpern und der Lidhaut und verstärken die Symptome Inzwischen gilt als gesichert, dass Demodex ursächlich nicht mit einer Blepharitis und damit assoziierten Komplikationen wie einer Konjunktivitis oder Funktionsstörungen der Meibomschen Drüsen in Verbindung steht. In den Meibomschen Drüsen selbst, konnte man Demodex bisher nicht nachweisen. 68 DOZ 03 | 2011 Die Meibomschen Drüsen (Glandulae tarsales) sind große verzweigte Talgdrüsen, die parallel angeordnet in den Tarsalplatten des Ober- und Unterlides liegen und bereits 1666 von dem Arzt Heinrich Meibom beschrieben worden sind. Am Oberlid befinden sich etwa 30 – 40, am Unterlid ca. 20 – 30 etwas kleinere dieser holokrinen Drüsen, die begünstigt durch eine kontinuierliche Sekretbildung (Sekretionsdruck) und durch muskuläre Kräfte (Riolanmuskel) ein komplex aufgebautes Lipidgemisch am Lidrand freisetzen, das durch den Lidschlag gleichmäßig über den Tränenfilm verteilt wird und eine effektive Verdunstungsbarriere darstellt. Darüber hinaus sorgt das Lipid des Tränenfilms für eine optisch glatte Oberfläche, für eine Verbesserung der Tränenfilmausbreitung und verhindert als MeibomSebumbarriere das Überlaufen des Tränenfilms. Das Volumen des Lidrandreservoirs beträgt ca. das 30-fache des Volumens der Lipidschicht des Tränenfilms. Interessanterweise sind nur ca. die Hälfte aller Meibomschen Drüsen gleichzeitig aktiv, sodass Funktionsstörungen im Anfangsstadium eher unauffällig sind. Das Sekret der Meibomschen Drüsen ist ein komplexes Gemisch aus überwiegend Lipiden und zahlreichen, wenn auch in sehr geringen Konzentrationen vorliegenden Proteinen, die hauptsächlich tränenfilmstabilisierende Aufgaben haben. [6] Das bei der Temperatur der Lider (36°C) flüssige und klare Sekret hat eine Schmelzpunktspanne von 19,5 °C bis 32,8 °C. Über die genaue Zusammensetzung gibt es in der Literatur unterschiedliche Daten. [7] Unpolare Lipide wie Wachsester, Cholesterolester, Triglyceride, Diester und freie Fettsäuren bilden den Hauptanteil. Phospholipide stellen den größten Anteil polarer Lipide. Sie sind wesentlich an der Verbindung der Lipidschicht mit der darunter liegenden wässrig-muzinösen Schicht beteiligt. Möglicherweise werden bestimmte Lipidkomponenten des Tränenfilms nicht von den Meibomschen Drüsen, sondern von anderen Geweben gebildet. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass für die Stabilität des Tränenfilms die qualitative Zusammensetzung der Lipidschicht wichtiger ist als die Lipidmenge. Auch bei gesunden Menschen variiert die Zusammensetzung der Meibomlipide stark. Ähnlich der Tränendrüse werden auch die Meibomschen Drüsen durch das parasympathische Nervensystem innerviert. Bei der Regulation spielen die Geschlechtshormone eine wichtige Rolle. Auch hier zeigen sich Gemeinsamkeiten, indem an den Meibomschen Drüsen Östrogen- und Androgenrezeptoren sowie Enzyme des Androgenmetabolismus nachgewiesen worden sind. Androgene fördern die Sekretion, während Östrogene die Funktion hemmen. [8] Dies erklärt, warum Frauen, die einen geringeren Androgenplasmaspiegel haben als Männer, häufiger an Trockenheitssymptomen leiden und eine postmenopausale Östrogentherapie diese Symptome weiter verstärkt. Dysfunktion der Meibomschen Drüsen Funktionsstörungen der Meibomschen Drüsen sind eine häufige, vielleicht sogar die häufigste Ursache eines hyperevaporativen trockenen Auges. Derzeit gibt es in Fachkreisen Vertreter, die dafür plädieren, dass die Dysfunktion der Meibomschen Drüsen als eigenständiges Krankheitsbild von der Blepharitis unterschieden wird. [4] Ausgangspunkt der MGD ist eine Obstruktion der Meibomschen Drüsen infolge einer Hyperkeratinisierung der Drüsenausfuhrgänge. Hauptursachen dieser Verhornung sind das Alter und der Hormonstatus. Hauterkrankungen, andere systemische Erkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder die Einnahme bestimmter Medikamente tragen ebenfalls zu einer überschießenden Verhornung bei. Die Hyperkeratinisierung wird aus der Embryonalentwicklung der Meibomschen Drüsen verständlich. Sie verläuft wie die der Haarfollikel der Wimpern. Daher kann man die Drüsen als Haarfollikel ohne Haarschaft ansehen. Bei degenerativen Veränderungen der Meibomschen Drüsen kann sich aus der Drüse ein Haar entwickeln und so eine zusätzliche Wimpernreihe ausbilden. Diese Pathologie wird als Distichiasis bezeichnet. Die Drüsenobstruktion führt zu einer verminderten Sekretausschüttung. Das Lipidreservoir am Lidrand ist nicht mehr ausreichend groß um eine stabile Lipidschicht auszubilden. Die Instabilität führt zu einer vermehrten Verdunstung der wässrigmuzinösen Phase des Tränenfilms wodurch es zu einem hyperevaporativ trockenem Auge kommt, also einem trockenen Auge aufgrund einer zu hohen Verdunstung. [9, 10] Diese Form des trockenen Auges tritt häufiger auf als das hypovolämisch trockene Auge, das auf eine Mindersekretion der Tränendrüse zurückzuführen ist. Unabhängig von der Ursache führt jedes trockene Auge zu einer Osmolaritätserhöhung des Tränenfilms und der Induktion von Entzündungsreaktionen der Augenoberfläche. Diese ist gekennzeichnet durch die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen und der Stimulation bestimmter Metallo-Matrixproteinasen, insbesondere der Aktivierung der Metallo-Matrixproteinase-9 (MMP-9). [11] Bei einer Vermehrung der kommensalen Bakterienflora bilden Staphylokokken und Propionibakterien Exonenzyme, die die Lipidschicht des Tränenfilms zusätzlich destabilisieren. Diese „Verseifung“ des Tränenfilms führt zu Schaumbildung am Lidrand, einem markanten okulären Zeichen einer MGD. Weiterhin ist die Barrierefunktion des Meibums am Lidrandreservoir gestört, Sebum kann den Tränenfilm kontaminieren und zusätzlich destabilisieren. Als Konsequenz der ablaufenden Pathomechanismen ist das Meibom-Sekret auch qualitativ verändert. Das im physiologischen Zustand klare und dünnflüssige Sekret wird zähflüssiger, bekommt eine zahnpastaähnliche Konsistenz mit weißlich bis bräunlicher Farbe. Für die veränderte Lipidzusammensetzung wird in erster Linie die Lipaseaktivität der Bakterien verantwortlich gemacht, eine veränderte Synthese ist eher unwahrscheinlich. Erhöhte Sterolkonzentrationen und die Bildung freier Fettsäuren erhöhen die Schmelztemperatur des Meibums. Sehr auffällig sind dabei gelbliche Talgpfropfen an den Ausführgängen der Drüsen, die im englischen Sprachgebrauch als „pouting“ bezeichnet werden. Ein zweiter, weniger auffälliger Pathomechanismus betrifft die Drüsen selbst. Zunächst wird das Meibom-Sekret weiter gebildet, kann aber aufgrund der Obstruktion der Ausführgänge nicht oder nicht vollständig abfließen. Es kommt zum Sekretstau u Anzeige ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– LUMOS GmbH Gravurenfinder Bestimmungsbuch für Gleitsichtgläser Die LUMOS GmbH, Ratingen, und der DOZ-Verlag sind eine Vertriebskooperation für den Gravurenfinder eingegangen. Dieser enthält in der aktuellen Auflage 2011/2012 mehr als 2.000 Gläser alphabetisch nach Herstellern sortiert. Er ist DAS Nachschlagewerk für alle, die ein Glas anhand der Gravuren identifizieren müssen oder die Zentrierdaten einer eingeschliffenen Brille ermitteln wollen. 19,50 € inklusive 7 % MwSt., zzgl. Porto und Verpackung Neben den aktuellen Gleitsichtsgläsern der wichtigsten Hersteller findet man auch andere mit Mikrogravuren produzierte Glastypen. 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Über diese Fortschritte bei der Diagnose und Therapie der Blepharitis und damit mögliche kausale Therapiekonzepte des trockenen Auges wird im zweiten Teil dieses Beitrages berichtet. n Dr. Sandor Blümle Literaturverzeichnis mit Dilatation des Gangsystems, im weiteren Verlauf zu degenerativen Veränderungen, Druckatrophie, sekundärer Minderproduktion bis hin zum irreversiblen vollständigen Funktionsverlust, dem „drop out“ der Drüsen. In den Drüsengängen entstehen durch Lipolyse verschiedene Spaltprodukte, darunter die Arachidonsäure. Diese Fettsäure kann dann sekundär eine Entzündungskaskade auslösen. Blepharitis und Kontaktlinsen Es gibt nur wenige aussagekräftige Studien, die das Kontaktlinsentragen als mögliche Ursache einer Blepharitis oder MGD untersucht haben. Das liegt einerseits am oft unzureichenden Studiendesign, andererseits an fehlenden einheitlichen und standardisierten Beurteilungskriterien des Krankheitsbildes. Funktionsstörungen der Meibomschen Drüsen wurden zuerst bei Kontaktlinsenträgern beschrieben Die Ergebnisse zur Inzidenz einer Blepharitis bei diesem Kollektiv sind widersprüchlich. Eine japanische Gruppe hat mittels Infrarotaufnahmen den Einfluss des Kontaktlinsentragens auf die Morphologie der Meibomschen Drüsen untersucht. Sie fanden, dass das Tragen von Kontaktlinsen zu Verkürzungen der Drüsen, bis hin zum vollständigen Verlust führen kann. [12] Dabei gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Kontaktlinsenmaterials, lediglich die Tragedauer beeinflusste die Veränderungen deutlich. Das Oberlid war stärker betroffen als das Unterlid. Die Ergebnisse werden mit chronischen Irri tationen durch die Kontaktlinsen erklärt. Andere Studien zeigten, dass eine konsequente Lidrandhygiene Patienten mit Kontaktlinsenintoleranz wieder ein komfortables Tragen ermöglichte. [13] Bei Kontaktlinsenträgern mit gigantopapillärer Konjunktivitis (GPC) ist ein signifikant größerer Verlust der Meibom-Drüsen aktivität im Vergleich zu einer Kontrollgruppe beschrieben worden. [14] Daraus kann man nicht zwangsläufig folgern, dass eine GPC die Ursache einer MGD ist, möglicherweise stehen allerdings kontaktlinsenbedingte Faktoren, die Symptome einer GPC hervorrufen, auch mit Effekten auf die Meibomschen Drüsen in Verbindung. Dass eine Blepharitis als häufige Ursache eines trockenen Auges zu Kontaktlinsenintoleranz führen kann ist offensichtlich, 70 DOZ 03 | 2011 [1] Lemp MA, Nichols KK. Blepharitis in the United States 2009: A survey-based perspective on prevalence and treatment. Ocul Surf. 2009 (7) 1-14. [2] Horn MM, Martinson JR, Knapp LL, Paugh JR. Prevalence of meibomian gland dysfunction. Optom Vis Sci. 1990 (9) 710-712. [3] Venturio G, Bricola G, Bagnis A, Traverso CE. Chronic blepharitis: Treatment patterns and prevalence. Invest Ophthal Vis Sci. 2003 Abstract 744. [4] Knop E, Knop N, BrewittH, Pleyer U et al. Meibom-Drüsen Teil III : Dysfunktion (MGD) – Plädoyer für ein eigenständiges Krankheitsbild und wichtige Ursache für das trockene Auge. Der Ophthalmologe 2009 (106) 966-979. [5] McCully JP, Dougherty JM, Denau DG. Classification of chronic blepharitis. Ophthalmology 1982 (89) 1173-1180. [6] Tiffany JM. The lipid secretion of the meibomian glands. Adv Lipid Res. 1987 (22) 1-62. [7] Butovich IA, Millar TJ, Ham BM. Understanding and Analyzing Meibomian Lipids – A Review. Curr Eye Res. 2008 (33) 405-420. [8] Sullivan DA, Sullivan BD, Ullman MD. Androgen influence on the meibomian gland. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2000 (41) 3732-3742. [9] Mathers WD. Ocular evaporation in meibomian gland dysfunction and dry eye. Ophthalmology 1993 (100) 347-351. [10] Bron AJ, Tiffany JM. The Contribution of Meibomian Disease to Dry Eye. The Ocular Surface 2004 (2)149-164. 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