18 Diagnose & Therapie Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Von Dr. Nicole Schaenzler D ie Augen kratzen, brennen und tränen. Sie sind müde, trocken und gerötet. Immer mehr Menschen plagen sich mit diesen Augenreizungen und dem typischen »Sandkorngefühl«. Oft gesellen sich auch noch Sehstörungen und Lichtempfindlichkeit dazu. Trockene Augen sind nicht nur lästig, sondern sie können auch erheblich die Lebensqualität beeinträchtigen: Lesen, Computerarbeit, Autofahren, Fernsehen – diese und viele anderen Alltagsgewohnheiten können Betroffene meist kaum mehr ungestört ausüben, weil ihre Augen nicht mehr ideal befeuchtet werden. Tatsächlich handelt es sich beim Krankheitsbild »Trockene Augen« um eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche, die entweder durch eine Verminderung der Tränenmenge oder durch eine verstärkte Verdunstung des Tränenfilms hervorgerufen wird. Letztere geht meist auf eine fehlerhafte Beschaffenheit der Tränenflüssigkeit zurück. Denn der Tränenfilm, der durch den Lidschlag über die Augenoberfläche verteilt wird, besteht aus drei Schichten: ▸▸ eine ölhaltige Schicht (Lipidschicht), die eine zu starke Verdunstung der Tränenflüssigkeit verhindert, ▸▸ eine wässrige Schicht, die die Hornhaut schützt und ernährt und ▸▸ eine schleimhaltige Muzinschicht, die für die Haftung der Tränenflüssigkeit am Auge sorgt. Topfit 2 / 2014 Nie wieder Trockene Augen dank neuer Therapie Nur wenn die drei Schichten des Tränenfilms in der richtigen Zusammensetzung und ausreichenden Menge abgegeben werden, ist ein optimaler Schutz möglich. Häufigste Ursache: eine Störung der Meibomschen Drüsen Die Lipidschicht wird von den Meibomschen Drüsen (Meibom Drüsen) abgegeben, die sich am Rand der Augenlider befinden. Liegt eine Der Tränenfilm schützt die Augen vor dem Austrocknen, vor Bakterien und Staub. Störung dieser Drüsen vor – meist weil ihre Öffnungen verstopft sind –, kommt es zu einem Lipidmangel auf dem Lidrand und im Tränenfilm. Ohne die komplexen natürlichen Öle verdunsten die Tränen nun schneller als sie produziert werden können – die Folge sind krankhaft trockene Augen. Rund 65 Prozent der Patienten mit Trockenen Augen leiden unter einer Fehl- oder Unterfunktion der Meibomschen Drüsen; in diesem Fall sprechen die Augenärzte auch vom »evaporativen Trockenen Auge«. Kontakt Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel. 089 / 41 40-23-20 Prof. Dr. Dr. E-Mail: [email protected] Chris P. Lohmann Direktor der Augenklinik www.augenklinik.med.tum.de Tropfen, Gel und Salben – keine langfristige Wirkung Bislang wurde diese Form der Erkrankung mit benetzenden Tropfen, Gelen oder Salben lokal am Auge behandelt. Auch regelmäßige LidrandHygienemaßnahmen oder der Einsatz von Implantaten wurden oft empfohlen. Bei Augenirritationen und/oder -infektionen kamen Steroide oder Antibiotika zum Einsatz. Eine Therapie, die die Patienten langfristig von ihren Beschwerden befreit, gab es bislang allerdings nicht. Dies hat sich nun geändert: Mit der Lipi­Flow-Methode steht seit Kurzem eine innovative diagnostische und therapeutische Methode zur Verfügung, die direkt an der Ursache der Benetzungsstörung ansetzt und mit der den Betroffenen effektiv geholfen werden kann. Laut bisheriger Studien bessert sich die Fehlfunktion der Meibomschen Drüsen – und damit die Beschwerden durch Trockene Augen – in etwa 80 Prozent der Fälle. Bislang wird das Verfahren in Deutschland nur von wenigen Augenkliniken angeboten; in München von der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum rechts der Isar der TU München. Hilfe durch innovative Behandlung, die an der Ursache ansetzt Das Prinzip der neuen LipiFlow-Methode beruht im Wesentlichen auf kontrollierter Erwärmung und gezielter Massage: Während die Innenseite des Augenlids im Bereich der Meibomschen Drüsen ohne thermische und mechanische Beeinträchtigung des Auges mithilfe eines speziellen Thermopulsiersystems erwärmt wird, erfolgt eine intervallartige, sanfte Massage an der Außenseite der Augenlider. Auf diese Weise werden die verdickten Sekrete verflüssigt, und die Verstopfung der Drüsenöffnungen wird beseitigt – die Voraussetzung dafür, dass die Meibomschen Drüsen wieder ihre Funktion erfüllen und ungehindert die so wichtigen Lipide freisetzen können. Die Behandlung ist Fotos: Fotolia.de, Klinikum rechts der Isar der TU München »Ich habe schon alles ausprobiert – nichts hilft!« Für Patienten, die unter einem evaporativen Trockenen Auge leiden, gehört dieser in der Augenarztpraxis oft gehörte Satz künftig der Vergangenheit an. Gehen ihre Beschwerden nämlich auf eine Funktionsstörung der Meibomschen Drüsen zurück, können die Beschwerden nun mit einer neuartigen Therapie – der LipiFlow-Methode – erfolgreich behandelt werden. Diagnose & Therapie 19 Mit uns behalten Sie den Durchblick! Die LipiFlow-Methode wurde entwickelt, um durch die lokale Anwendung von Wärme und Massage das »evaporative Trockene Auge« bei erwachsenen Patienten zu behandeln. schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Diagnostik und Therapie als Gesamtkonzept Bevor die eigentliche Therapie beginnt, ist jedoch erst einmal eine umfassende Diagnostik notwendig – auch um sicherzustellen, dass tatsächlich eine Beeinträchtigung der Liddrüsenfunktion ursächlich für die Beschwerden ist. Deshalb gehören zu dem innovativen Konzept auch zwei neuartige Methoden, mit denen Tränenfilm und Meibomsche Drüsen genau untersucht werden können: ▸▸ Zunächst wird mit einem Interferometer die Lipidschichtdicke des Tränenfilms gemessen. Weist die ermittelte Dichte auf eine Lipidfilmstörung hin, ist dies bereits ein sicherer Hinweis auf eine Dysfunktion der Meibomschen Drüsen. Perfektes Sehen ohne Brille – treffen Sie die richtige Wahl ▸▸ Im nächsten Schritt erfolgt nun eine genaue Untersuchung der Liddrüsen, bei der die Funktionsfähigkeit sowohl qualitativ als auch quantitativ mittels eines sogenannten Meibomian Gland Evaluators bestimmt wird. Die Untersuchungen sind – wie die LipiFlow-Therapie – nicht invasiv und dauern nur wenige Minuten. Ob die operative Korrektur eines Brillenfehlers möglich ist, kann durch eine augenärztliche Untersuchung festgestellt werden. Aber welche OP-Methode ist die beste? Neben einer Weiterentwicklung der Lasertechnologie und Schnitttechnik bei der bekannten LASIK-OP stehen der Medizin heutzutage moderne Kunstlinsen zur Verfügung. Ist eine Laseroperation auf Grund verschiedener Faktoren nicht möglich oder sinnvoll, kann auch die Implantation einer künstlichen Linse in Betracht gezogen werden. Gute Studienergebnisse Wir informieren Sie gerne! Eine aktuelle klinische Studie belegt, dass sich die Lipidabsonderung der Meibomschen Drüsen mit der LipiFlow-Methode deutlich verbessern lässt. Das Ergebnis deckt sich mit den positiven Erfahrungen der behandelten Patienten: Die meisten Patienten mit einem evaporativen Trockenen Auge spüren eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden bereits zwei Wochen nach der Behandlung mit der LipiFlow-Methode. Checkliste: Habe ich ein Trockenes Auge? ■■ Kratzen, Brennen, Reiben ■■ Sandkorngefühl, Druckgefühl, Fremdkörpergefühl ■■ Gerötete und/oder tränende Augen ■■ Verschwommenes Sehen, das beim Blinzeln wieder besser wird ■■ Müde Augen ■■ Schwellung der Augenlider ■■ Blendung, Lichtscheu Wenn eine oder mehrere dieser Beschwerden auftreten, kann es sein, dass Sie ein Trockenes Auge haben. Sie sollten dann einen Augenarzt aufsuchen. Um die richtige Wahl zu treffen, ist die korrekte Beurteilung der Unter­suchungsergebnisse von äußerster Wichtigkeit. Das können Sie von uns erwarten: ◾ präzise Diagnostik ◾ modernste Technik ◾ maßgeschneiderte Therapie­konzepte ◾ persönliches Engagement Unser Anliegen ist es, jeden Patienten bestmöglich zu versorgen. Den Traum, Blinde sehend zu machen, können wir nicht für jeden verwirk­lichen. Aber wir können Augenlicht erhalten, schützen und verbessern! Unsere Schwerpunkte: ◾ Tränenwegserkrankungen ◾ Erkrankungen der Augen­oberfläche ◾ Hornhauttransplantation ◾ Grauer Star (Katarakt) ◾ Grüner Star (Glaukom) ◾ altersabhängige Makula­ degeneration (AMD) ◾ diabetische Augen­erkrankungen ◾ Netzhautablösung ◾ refraktive Laser- und ­Linsenchirurgie ◾ Schielen und Kinderaugenheilkunde Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel.: (089) 41 40-23 20 Fax: (089) 41 40-40 76 E-Mail: [email protected] www.augenklinik.med.tum.de Topfit 2 / 2014