Allgemeine Immunologie Institut für Immunologie UKK Kiel Autoimmunität Stefan Jenisch Immunobiology: The Immune System in Health and Disease; Charles A. Janeway, Jr. Paul Travers ,Mark Walport J. Donald Capra “Horror Autotoxicus” Paul Ehrlich (1854 - 1915) Autoimmunerkrankungen: chronische Erkrankungen mit dem klinischhistologischen Bild einer Entzündung, ohne dass krankheitsspezifische Erreger nachweisbar sind ⇒ sind pathogenetisch immunologische Entzündungsreaktionen gegen den Organismus gerichtet ? Prinzip der „indirekten Immunfluoreszenz (IIF)“ Nachweis von Autoantikörpern mit IIF (I): Die inflammatorische glomeruläre Erkrankung beim Goodpasture Syndroms wird durch Autoantikörper gegen die glomeruläre Basalmembran verursacht. a) Nachweis von IgG-Anti-Basalmembran-Antikörpern durch IIF. b) Hämatoxylin und Eosin-Färbung eines Glomerulus zeigt den Influx neutrophiler Zellen (N), prolieferierende mononukleäre Zellen (C) in die Bowmann‘sche Kapsel (B. Nachweis von Autoantikörpern mit IIF (II): Das Serum von Patienten mit Wegener's Granulomatose enthält Autoantikörper gegen neutrophiles, cytoplasmatisches Granulat. Autoantikörper können Autoimmunerkrankungen verursachen (I) Bestimmte Antikörper-vermittelte Autoimmunerkrankungen können durch den Transfer von Immunglobulin G von Mensch auf Tier übertragen werden Autoantikörper können Autoimmunerkrankungen verursachen (II) Antikörper-vermittelte Autoimmunerkrankungen können in den Kindern erkrankter Mütter als Konsequenz transplazentalen Transfers von Immunglobulin G auftreten Familiäre Häufung, Antikörper- Overlap und gemischte Phänotypen bei Autoimmunerkrankungen Perniziöse Anämie M. Basedow Antikörper: Antikörper: Antikörperreaktionen bei Autoimmunerkrankungen: • Anti-Rezeptor-Antikörper (Typ II) – Stimulierend – Hemmend • Bildung von Immunkomplexen (Typ III) • Zerstörung von funktionell wichtigem Gewebe (Typ IV) • unbekannt Krankheiten, die durch Antikörper gegen zelluläre Rezeptoren verursacht werden: Syndrom Antigen Folgen Basedow-Krankheit TSH-Rezeptor Hyperthyreose Myasthenia Gravis Acetylcholin-Rezeptor progressives Schwächesyndrom insulinresistender Diabetes Hypoglykämie perniziöse Anämie Insulinrezeptor (Antagonist) Hyperglykämie, Ketoazidose Insulinrezeptor (Agonist) Hypoglykämie „Intrinsic Factor“ Vitamin B-12 Mangel Autoimmunerkrankungen durch AntiRezeptor-Antikörper (I): Autoimmunerkrankungen durch AntiRezeptor-Antikörper (II): Immunkomplex- Erkrankungen Syndrom Subaktute bakterielle Endokarditis Gem. essentielle Kryoglubulinämie Systemischer Lupus erythematodes Autoantigen Konsequenz bakterielle Antigene Glomerulonephritis Rheuma-Faktor, IgGKomplexe (mit oder ohne Hep. C Antigenen) Systemische Vaskulitis DNA, Histone, Ribosomen, snRNP, scRNP Glomerulonephritis, Vaskulitis, Arthritis Autoimmunerkrankungen durch Immunkomplexe Die Ablagerung von Immunkomplexen in den Glomeruli der Niere verursacht Nierenversagen bei Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) a) Ablagerung von Immunkomplexen mit Verdickung der glomerulären Basalmembran b) Darstellung der Immunkomplexe mittels IIF c) Die elektronenmiskroskopische Darstellung zeigt Immunkomplexe als Protein-Ablagerung zwischen der glomerulären Basalmembran und den renalen epithelialen Zellen. Beispiele für T-Zell- vermittelte Autoimmunerkrankungen Syndrom Autoantigen Konsequenz Insulin-abhängiger Diabetes Mellitus ß-Zell-Antigen (Pankreas) Zerstörung von ßZellen Antigen der Synovialflüssigkeit (unbekannt) Gelenkentzündungund Zerstörung Rheumatoide Arthtritis Experimentelle autoimmune Encephalopathie (EAE), Multiple Sklerose Myelin-Basic Protein (MBP), ProteolipidProtein Invasion von CD4+ T-Zellen in das Gehirn, Paralyse T-Zell- vermittelte Autoimmunerkrankungen: Bsp. IDDM T-Zell- vermittelte Autoimmunerkrankungen: Bsp. IDDM Die selektive Zerstörung pankreatischer β−Zellen bei Insulin-abhängigem Diabetes Mellitus (IDDM) deutet an, dass das Autoantigen in β− Zellen produziert und auf der Zelloberfläche von autoreaktiven T-Zellen erkannt wird Unklare Mechanismen bei Autoimmunerkrankungen: Beispiel: Psoriasis Vulgaris - char.: Hyperproliferation von Keratinozyten - massive Infiltration der erkrankten Haut mit aktivierten Lymphozyten, Granulozyten, Makrophagen; mit dem Bild eines chron. entzündlichen Prozesses - Therapierbar durch CsA, Anti-CD4-Antikörper, Knochenmarkransplantation - starke HLA-Assoziation (Cw6-B57) --> Psoriasis Vulgaris zeigt das Bild einer T-Zell- vermittelten (Autoimmun-) Erkrankung aber: - kein Autoantigen identifiziert - pathogenetischer Mechanismus noch völlig unklar Autoimmunerkrankungen: • meist chronisch entzündlich • meist schubweiser Verlauf • Triggereffekte (Stress, Entzündung) können zu einem Schub oder Erstmanifestation der Erkrankung führen • streng lokale (z.B. Hashimoto Thyreoiditis) oder systemische (z.B. systemischer Lupus Erythematodes) Erkrankungen • familiäre Häufung Definitionen: „Autoimmunität“: spezifische, adaptive Immunantwort gegen Selbst-Antigene Autoimmunerkrankung <Autoaggressionserkrankung>: Zerstörung oder Schädigung körpereigenen Gewebes durch einen Autoimmunprozess Cave: ! Die Mechanismen, die bei Autoimmunerkrankungen (Autoaggressionserkrankungen) Gewebsschäden hervorrufen, sind im Wesentlichen die gleichem die wie bei der schützenden Immunität (und bei Allergien) Autoreaktivität ≠ Autoimmunkrankheit !