Auf dem Prüfstand II - Technische Universität Braunschweig

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EVA – Forschungsprojekt zur Evaluierung von Energiekonzepten:
Auf dem Prüfstand II
Foto: FinanzIT Hannover
Schon im Oktober 2003 berichteten wir von dem Forschungsprojekt
EVA. Die FinanzIT Hannover, einst in IntelligenteArchitektur 23 vorgestellt, ist das erste Untersuchungsobjekt. Die Ergebnisse stehen nun
fest. Von Stefan Plesser, Carsten Bremer und M. Norbert Fisch
FinanzIT Hannover, Kopfbau
Dipl.-Ing.
Stefan Plesser
Dipl.-Ing.
Carsten Bremer
Technische Universität
Braunschweig
Fachbereich Architektur
IGS – Institut für
Gebäude- und Solartechnik,
Prof. Dr.-Ing.
M. N. Fisch
Mühlenpfordtstraße 23
38106 Braunschweig
T 0531.391-3555
E [email protected]
www.igs.bau.tu-bs.de
Gefördert vom
Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit –
BMWA, Berlin
Abwicklung
PTJ – Forschungszentrum Jülich
Projektlaufzeit
2004 bis 2006
Literatur
[1] DIN 277: Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken
im Hochbau, Juni
1987
[2] VDI 3807: Energieverbrauchskennwerte für Gebäude,
Blatt 1, 1994, Blatt 2,
Beuth-Verlag, Berlin,
1997
[3] DIN 32736: Gebäudemanagement,
August 2000
[4] SIA 380: Energie im
Hochbau, Schweizer
Ingenieur- und Architektenverein, Zürich,
1995
Mit dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt EVA – Evaluierung von
Energiekonzepten – untersucht das Institut für Gebäude und Solartechnik (IGS) die Energieeffizienz und den Komfort zukunftsweisender
Bürogebäude in der Praxis. Geprüft werden innovative Energiekonzepte und deren Komponenten wie beispielsweise Betonkerntemperierung
oder Lüftungstechnik. Ziel ist es, die Energiekonzepte von Bürogebäuden im Vollbetrieb zu untersuchen und Optimierungspotenziale hinsichtlich Energieeffizienz und Nutzungskomfort zu erschließen. Nutzerund Betreibererfahrungen werden bewertet und Möglichkeiten zur
Optimierung vorgeschlagen.
Berichterstattung und Dokumentation zu innovativen Bürogebäuden
enden meist mit der Fertigstellung, sodass kaum gesicherte Kenntnisse über die tatsächliche Performance der Gebäude im Vollbetrieb
und damit für den größten Teil des ‘Lebenszyklus’ vorliegen. EVA soll
helfen, dieses Defizit zu beheben und mit dem Feedback aus dem
Gebäudebetrieb einen Innovationskreislauf für neue Energiekonzepte in
Gang setzen. Während der dreijährigen Projektphase werden detaillierte Messungen Aufschluss über Komfort, Technik und Verbrauch liefern,
wodurch verlässliche Kennwerte der einzelnen Gebäude entstehen.
Diese bilden die Grundlage für den Vergleich der Gebäude untereinander. Das Ziel ist die Erstellung präziser Benchmarks für unterschiedlich
ausgestattete Bürogebäude.
Das IGS untersucht in den nächsten drei Jahren rund 20 Objekte in
EVA. In folgenden Ausgaben von IntelligenteArchitektur wird jeweils ein
Gebäude entsprechend dem Bearbeitungsstatus vorgestellt. Je nach
Projektfortschritt werden die Analysen aktualisiert.
Projektablauf
Die Bearbeitung der Gebäude erfolgt in zwei Phasen.
Zunächst werden in einer Grobanalyse alle Gebäude und die entsprechenden Energiekonzepte umfassend beschrieben. Die Grobanalyse
wird abgeschlossen mit einer ersten Evaluierung der End- und Primärenergieverbrauchswerte, der Komfortsituation sowie des Gebäudemanagementkonzepts. Für einzelne Gebäude wird anschließend ein individuelles Konzept für eine Feinanalyse entwickelt, in der vorrangig
Parameter des Raumkomforts und der Struktur des Energieverbrauchs
durch ein messtechnisches Monitoring erfasst werden.
Für die Bearbeitung sind insgesamt 36 Monate vorgesehen. Die Grobanalysen werden bis Ende 2004 abgeschlossen. Anschließend folgen
in neunmonatigen Messzyklen die Feinanalysen.
Den Auftakt der Reihe mit Ergebnissen aus der Grobanalyse bildet das
Gebäude der FinanzIT in Hannover.
Entwurf
Das Verwaltungsgebäude der FinanzIT (ehem. dvg) wurde 1999 in der
Nähe des Expo-Geländes Hannover errichtet und in Betrieb genommen. Das 380 Meter lange, viergeschossige Verwaltungsgebäude orientiert sich nach Süden zur Landschaft und schirmt den Park zur
Anlieferstraße des Gewerbegebietes hin ab. Nach Süden öffnet sich die
terrassierte Struktur fingerartig und verzahnt sich mit dem Grünraum.
Die Höfe der kammartigen Anlage sind im Wechsel offen oder mit Glasdächern überdeckt.
Im Empfangsbereich beginnt die innere Verkehrsader in Form einer
Energieverteilung Heizung
Energiekonzept Winter
Energieverteilung Kühlung
Energiekonzept Sommer
Flächen nach DIN 277 [1] und Arbeitsplätze im Gebäude
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Lageplan
Struktur des Planungsteams
„Mall“, die als Hauptachse das gesamte Gebäude durchzieht. An ihr
sind Kommunikations- und Aufenthaltsbereiche, Cafeteria, SB-Bank
usw. angegliedert.
Durch die Anlehnung der Bürostruktur an die Philosophie der Kombibüros wird eine hohe innerbetriebliche Flexibilität und Vernetzung bei
der Gruppenorganisation ermöglicht. Die Bürostruktur funktioniert nach
dem Prinzip des non-territorial office („clean desk“). Hier wurde
gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut das Konzept „office 21“ entwickelt. Es gibt weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter und somit keine
feste Arbeitsplatzzuweisung. Jeder Mitarbeiter kann sich seinen
Arbeitsplatz weitgehend frei wählen.
Energiekonzept
Kern des Energiekonzepts ist die thermische Bauteilaktivierung zur Heizung und Kühlung des Gebäudes. Das Konzept integriert darüber hinaus verglaste Atrien, die als Pufferzonen zwischen Innen und Außen
dienen, eine Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, Tageslichtnutzung sowie den Einsatz eines Blockheizkraftwerkes.
Die Fassade des Gebäudes besteht, mit Ausnahme der Glasdächer,
aus einer Holz-Aluminium-Konstruktion (innen Holz, außen Aluminium/Glas). Nach außen wurde eine Wärmeschutzverglasung eingesetzt
(UV = 0,9 W/(m²·K)). Lediglich die Glasflächen zu den Atrien haben
einen reduzierten Wärmeschutz (UV = 1,5 W/(m²·K)). Für die einzelnen
Büros wurde allseitig ein außenliegender Sonnenschutz und innenliegender Blendschutz, jeweils in Form von Rollos (top-down), eingebaut.
Die drei Glasdächer der Atrien sind als Stahltragwerk mit einschaligem
Sonnenschutzglas (Verbundsicherheitsglas aus zwei teilvorgespannten
Gläsern à 10 mm) ausgeführt. Das Glasdach wurde mit einem zum
Scheitel hin zunehmenden Verlauf bedruckt und ist im Firstbereich zu
50 Prozent opak. Große Flächen der Atrien-Fassade und des Daches
lassen sich zur Durchlüftung öffnen. Die Glasdächer werden sowohl
von innen als auch von außen von Robotern gereinigt.
Gebäudeplanung
Das Gebäude wurde vom Bauherren und Projektentwickler, der
FinanzIT, errichtet. Die Architekten Hascher + Jehle, Berlin, haben das
Konzept der offenen „grünen“ Bürolandschaft und der passiven Solargebäudekonzeption an den Anfang der Planung gestellt. Die Konzeption der Technischen Gebäudeausrüstung, des Energiekonzepts und
deren Abstimmung mit den Architekten wurden inhaltlich vom Bauherren koordiniert. Zeit- und Kostenmanagement wurden von einem Projektsteuerer geleistet. Die Planung und Errichtung des Gebäudes
wurde von Beginn an von der Finanz IT konzeptionell und beratend
begleitet.
Das Energiekonzept im Überblick:
– Nutzung des Windes zur natürlichen Be- und Entlüftung,
– passive solare Energiegewinnung,
– Tageslichtnutzung zur Reduzierung des elektrischen Energieverbrauchs,
– thermoaktives Deckensystem,
– Einsatz eines Blockheizkraftwerkes (Kraft-Wärme-Kopplung),
– Wärmerückgewinnung aus der Abluft,
– Bepflanzung der Atrien und der Grünanlagen zur Mikroklimaverbesserung.
Energieversorgung
Die Energieversorgung des Gebäudes wird, neben dem Bezug von
Strom aus dem Netz, über Nahwärme und -kälte aus der Energiezentrale der FinanzIT gedeckt, die sich in unmittelbarer Nähe des Gebäudes befindet. Betreiber der Energiezentrale ist die Enercity Hannover.
Energiefluss und Verteilung der Medien im Gebäude
Darstellung der Flächenanteile nach DIN 277 [1] mit Vergleichswerten für Bürogebäude nach VDI 3807 [2]
Heizung/Kühlung
Die Wärme- und Kälteübergabe in den Büros erfolgt für die Grundlast
durch die thermische Bauteilaktivierung in den Geschossdecken.
Zusätzlich gibt es Fußbodenheizungen (60 cm breite Kompensationszonen) in den fensternahen Bereichen der Büros. Durch die Glashallen
wird im Winter solare Wärmeenergie gewonnen. Sie sind im wesentlichen unbeheizt und bilden einen Puffer zwischen dem Innen- und
Außenklima. Konvektoren vor den vertikalen Glasfassaden schützen
vor Frost. Zudem werden die Verkehrswege über eine Fußbodenheizung eisfrei gehalten. Gegen ein zu frühes Austreiben der Pflanzen
werden die Atrien im Winter bei Innentemperaturen über 8 °C durch
Öffnen der Lüftungselemente gekühlt. Für die Kantinen erfolgt die
Trinkwassererwärmung zentral durch einen an das Wärmeverteilnetz
angeschlossenen Warmwasser-Speicher. Im Bereich des Kopfbaus
(Vorstand) sind zusätzlich Kühldecken installiert.
Lüftung
FinanzIT Hannover
Baubeginn 1997
Fertigstellung 1999
Eigentümer,
Betreiber und Nutzer
FinanzIT Hannover
Bauherr
dvg Hannover Datenverarbeitungsgesellschaft mbH, seit 2003
Zusammenschluss der
einstigen Kooperationspartner dvg, dvs, nbg
und SIK zur FinanzIT
GmbH Hannover
Architekten
Hascher + Jehle
Architekten und Ingenieure, Berlin
Mitarbeiter: Friedrich
Dröge, Rainer Hascher,
Sebastian Jehle,
Thoma Kramps, Friedrich Rodich, Saleh
Pascha
Durchführung
Hascher + Jehle
Heinle, Wischer und
Partner, Planungsgemeinschaft dvg, Berlin
Mitarbeiter: Dina Behfens, Hanno Chef, Katja
Döpke, Ilse Döring,
Friedrich Dröge, Rainer
Hascher, Andreas Hoffmann, Petra Hoffmann,
Stephan Holtz, Hors
Jakob, Sebastian Jehle,
Simone Jeska, Frank
Jödicke, Max Koutchinski, Thomas Kramps,
Thomas Kubenek,
Beate Leidner, Michael
Liesenfeld, Edda Neumann, Ulrich Panzer,
Friedrich Rodich, Christoph Sieber, Andrea
Timmermanns, Peter
Wendling, Robert
Wischer
Tragwerksplanung
Weischede + Partner in
Werkgemeinschaft mit
Eilers & Vogel, Stuttgart
Gebäudetechnik
HL-Technik, Berlin
Landschaftsarchitekten
Trillitzsch, Jost und
Partner, Berlin
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Projektpartner
– Universität Karlsruhe,
Fachbereich
Bauphysik
– Prof. K. Müller + Partner Consulting GmbH
– Steinbeis-Transferzentrum Energie-,
Gebäude- und Solartechnik, Stuttgart
– bhbr Architekten,
Hamburg
– DEZEM, Dezentrale
Messtechnik, Berlin
Beteiligte
Unternehmen
– Siedlungswerk, Stuttgart
– FinanzIT, Hannover
– Max-Planck-Institut,
Dortmund
– LBS-Nord, Hannover
– Wolfsburg AG, Wolfsburg
– Rickmers Reederei,
Hamburg
– LBS-Ost, Potsdam
– Gilette-Braun,
Kronberg
– AVACON AG / en.bs,
Braunschweig
– Nord LB, Hannover
– PriceWaterhouseCoopers, Berlin
– DZ BANK, Berlin
– R + V Versicherung,
Wiesbaden
– TU Braunschweig
u.a.
Internetlinks
– www.igs.bau.tu-bs.de
– www.mp-gruppe.de
– www.energieforumberlin.de
– www.solarbau.de
– www.enerkenn.de
– www.ensan.de
Abkürzungen
– TGM: Technisches
Gebäudemanagement
– IGM: Infrastrukturelles
Gebäudemanagement
– KGM: Kaufmännisches Gebäudemanagement
– CAFM: Computer
Aided Facility Management
Bürofassade zum Atrium
Schnitt durch ein Standard-Büro
Das Gebäude ist mit einer Zu- und Abluftanlage ausgerüstet. Außerdem werden die Büros über die Oberlichter zu den Atrien bzw. nach
außen natürlich gelüftet.
Die mechanische Zuluft für die Büros wird über Quelllüftöffnungen mit
Coandaplatten, die in geringem Abstand zur Decke befestigt sind, in
die Räume geführt. Die Abluft strömt aus den Räumen in die Kombibereiche über. Sie wird dort zentral in den abgehängten Decken abgesaugt und im Winter der Wärmerückgewinnungsanlage zugeführt. Die
Zuluft kann zudem im Winter vorgewärmt (max. 20 °C) bzw. im Sommer vorgekühlt werden (rund 2 K unter Raumtemperatur).
Die Atrien werden über Lamellenbänder in den Fassaden und RWAKlappen im Dach und den oberen Fassadenbereichen natürlich gelüftet.
ven Aufgaben. Das TGM wird mit sechs internen Mitarbeitern erbracht,
hinzu kommen die externen Mitarbeiter der Dienstleister.
Das Gebäudemanagement ist ein eigener Bereich innerhalb der
FinanzIT.
Die Gebäudedokumentation liegt zu rund 95 Prozent in digitaler Form
und in Papierform vor. Die Dokumentation ist zum großen Teil redundant vorhanden. Bemühungen, den gesamten Datenbestand zu digitalisieren, wurden nicht abschließend umgesetzt. Die Pflege der Dokumentation wird von den Dienstleistern anhand von Richtlinien bei jeder
relevanten Veränderung mitbeauftragt und eingefordert. Auf Basis dieses Verfahrens wird die Dokumentation als aktuell eingeschätzt. Die
Fassung vor Ort wird quartalsweise, z. B. im Gewerk Elektrotechnik,
aktualisiert. Die Veränderungen innerhalb der Dokumentation sind
i. d. R. nicht sehr umfangreich. Der Datenbestand wird kontinuierlich
durch die Gewerkeverantwortlichen geprüft, eine jährliche Überprüfung
erfolgt gewerkeübergreifend in einem größeren Rahmen. Als CAFMSystem wird das System Buisy der Firma Agiplan Technosoft eingesetzt.
Betriebsstörungen, Beschwerden und Probleme können über eine Service-Rufnummer gemeldet werden. Die Störungsbeseitigung an technischen Anlagen erfolgt durch den TGM Dienstleister, der bei wichtigen
Anlagen innerhalb einer Stunde deren Verfügbarkeit sicherstellen muss.
Sämtliche im Gebäudemanagement anfallenden Kosten werden nach
einzelnen Produkten aufgeschlüsselt. Ein Produkt ist zum Beispiel auch
ein Arbeitsplatz. Es erfolgt eine grob strukturierte Kostenleistungsrechnung. Die Kosten für externe Dienstleister sind je Dienstleister nach
Gebäudeebenen aufgeschlüsselt. Bei der Betrachtung der Bewirtschaftungskosten standen die planerischen Aspekte Ästhetik und
Architektur eindeutig im Vordergrund. Die Betriebs- und Bewirtschaftungskosten wurden zur Planungszeit nicht betrachtet.
Gebäudeleittechnik
Das Gebäude ist mit einer zentralen Gebäudeleittechnik ausgerüstet.
Heizung, Kühlung und Lüftung werden über die GLT gesteuert.
Flächenanteile
Das Gebäude hat eine Bruttogrundfläche BGF von 56844 m² (inkl. Tiefgarage und Atrien) und bietet eine Hauptnutzfläche HNF von 26302
m². Im Gebäude stehen 1850 Mitarbeitern 1350 Arbeitsplätze zur Verfügung. Durch Außentermine, Krankenstand und Urlaub kann bei dem
besonderen Bürokonzept der FinanzIT auf die Einrichtung weiterer
Arbeitsplätze verzichtet werden.
Bürokonzept
Die Büroräume sind zur Kombizone hin offen und transparent gestaltet.
Die Trennwände zum Flur sind vollständig verglast, die Trennwände
zwischen den Büros bestehen aus opaken Leichtbauwänden.
Neben den außenliegenden Sonnenschutzrollos und den innenliegenden Blendschutzrollos der Bürofassaden werden die Oberlichter durch
die Reinigungsgänge und die feststehenden Glaslamellen zusätzlich
verschattet. Bei den Atrienbüros mindert zusätzlich die Bedruckung
des Glasdaches den Lichteintrag. Sowohl der Sonnenschutz als auch
die Oberlichter lassen sich über Taster steuern. Jedes Büro verfügt
über einen Temperaturfühler. Für die Kompensationszone gibt es
zudem einen manuellen Temperaturregler.
Evaluierung
Zur Evaluierung des Energiekonzepts werden sowohl allgemeine Erfahrungen des Nutzers bzw. Betreibers mit dem Gebäude überprüft als
auch Messwerte für die Energieeffizienz bzw. empirisch ermittelte
Werte für den Komfort bewertet. Außerdem wird der Stand des
Gebäudemanagements beurteilt.
Allgemeine Betriebserfahrungen
Gebäudemanagement
Das Gebäudemanagement wurde zu einem frühen Zeitpunkt in die
Errichtung des Gebäudes eingebunden. Die Integration wurde dadurch
erleichtert, dass auf der Liegenschaft bereits Gebäude der FinanzIT
betrieben wurden.
Die nebenstehende Grafik zeigt den Verlauf von strategischem, administrativen und operativen Anteil bei der Einführung von Gebäudemanagement in Verbindung mit der Möglichkeit, die Bewirtschaftungskosten zu beeinflussen. Dargestellt ist der Zeitpunkt, zu dem wesentliche
Gebäudemanagementaspekte zum Tragen gekommen sind. Für das
TGM und verschiedene IGM-Leistungen sind jeweils externe Dienstleister verpflichtet. Das Catering wird vollständig in Eigenregie betrieben.
Darüber hinaus ist ein Fahrer für Transport und Fahrdienste beschäftigt.
Im IGM-Bereich sind neun Personen tätig, davon drei mit administrati-
Zeitliche Einbindung des Gebäudemanagements
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Darstellung des Kühlungs- und Lüftungskonzepts für den Sommerfall
Darstellung des Heizungs- und Lüftungskonzepts für den Winterfall
Anhand eines vorstrukturierten Interviews wurden Erfahrungswerte aus
dem Betrieb erfasst. Der Nutzer bzw. Eigentümer und Betreiber zeigt
sich mit dem Gebäude weitgehend zufrieden. Der Komfort wird als
überwiegend gut empfunden. Einzelne Details des Konzeptes, insbesondere die Trägheit der Systeme zur Raumkonditionierung, werden
als nicht zufrieden stellend beschrieben.
Gebäude nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter Kühlenergie
für die Kühlung der Rechenzentren und Testlabors benötigt. Im Sommer ist der Kühlenergieverbrauch doppelt so hoch wie im Winter.
Energieeffizienz
Die Bewertung der Energieeffizienz erfolgt in der Grobanalyse durch
den Vergleich von Jahresverbrauchskennwerten. Bei Vergleichen ist zu
berücksichtigen, dass Gebäude zumeist nicht identisch in ihren energierelevanten Funktionen sind und betriebs- oder nutzungsspezifische
Unterschiede erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch haben.
Für diesen Bericht wurden die Energieverbrauchswerte aus den
Abrechnungen der Energieversorgungsunternehmen des Jahres 2002
verwendet. Die Werte für die FinanzIT sind zeit- und witterungsbereinigt. Zur Einstufung des Energiebedarfs der untersuchten Gebäude
werden je nach Klimatisierungsstandard drei Gebäude-Typen unterschieden (Anlehnung an SIA 380 [4]). Ziel ist es, innerhalb des Vergleichs den unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen der Gebäude
gerecht zu werden, um verlässlichere Quervergleiche bilden zu können.
Im Rahmen des Projektes werden diese Benchmarks präzisiert und
verfeinert. Der Endenergieverbrauch der FinanzIT für Wärme liegt mit
92 kWhE/(m²BGF·a) im Vergleich der analysierten Gebäude in einem mittleren Bereich. Durch die Wärmeversorgung aus dem Nahwärmenetz
liegt die primärenergetische Aufwandszahl bei 0,7.
Der Stromverbrauch liegt mit 84 kWhE/(m²BGF·a) (einschl. Kälte) im Vergleich leicht über den Referenzgebäuden, ist aber mit gut zu bewerten.
Es fällt auf, dass der Verbrauch im Referenzjahr 2002 nahezu konstant
ist. Dies liegt an den ganzjährig betriebenen Lüftungsanlagen für die
Raumlüftung. Lediglich der Kunstlichtverbrauch nimmt in den Sommermonaten ab. Beim Kälteverbrauch ist zu beobachten, dass das
Vergleich: Jahresprimärenergieverbräuche der untersuchten Gebäude bezogen
auf BGF (zum Teil nichts zeit- und witterungsbereinigt)
Matrix der Energieverbräuche für das Jahr 2002
Empfehlungen
Als Ergebnis der Grobanalyse werden Empfehlungen mit dem Ziel ausgesprochen, das Gebäude detailliert zu untersuchen und die Performance weiter zu verbessern. Hierzu wird ein Konzept zum Performance-Controlling aus Energie-, Komfort- und Betriebs-Controlling
entwickelt.
Energieeffizienz
Der Primärenergiekennwert der FinanzIT liegt im Quervergleich der
Gebäude im mittleren Bereich. Im weiteren Verlauf des Projektes werden Vergleichswerte mit anderen Gebäuden für Wärme-, Kälte- und
Stromverbrauch ermittelt, die ein detaillierteres Benchmarking ermöglichen.
Büroraum Situation I
Komfort
Der Komfort wird von den Nutzern allgemein als gut bezeichnet. Es
gibt einzelne Aspekte im Zusammenhang mit dem Energiekonzept
(Heizleistung und Kühlleistung in exponierten Räumen, Luftqualität
u. a.), die als nicht befriedigend bewertet werden.
Die Bearbeitung des Themas Komfort durch eine Nutzerbefragung
erfolgt in Zusammenarbeit mit der Universität Karlsruhe in 2004.
Gebäudemanagement
Auffällig sind die gute Organisation des Störungsmanagements und
der Störungsbeseitigung, der strukturierte Aufbau des Gebäudemanagements und die klar strukturierten Vertragsverhältnisse zu externen
Dienstleistern. Dies ist nicht zuletzt auf die frühe Einbindung des
Gebäudemanagements in die Planungs- und Errichtungsphase zurückzuführen.
Ausblick
Die messtechnische und komfortorientierte Erfassung der relevanten
Bereiche ermöglicht detaillierte Aussagen zur Performance des Gebäudes. Nach dem Messzyklus (rund neun bis zwölf Monate) werden über
die Auswertung der Messdaten gesicherte Erkenntnisse vorliegen, die
eine Evaluierung des Gebäudebetriebs ermöglichen. Die Feinanalyse
wird in 2004 durchgeführt.
Das IGS bietet den teilnehmenden Unternehmen, neben konkreten
Optimierungskonzepten für ihre Gebäude, auch ein einmaliges Forumvon Bauherren, Betreibern, Nutzern, Architekten und Planer für einen
praxisnahen und aktuellen Erfahrungsaustausch zu Energiedesign und
-management bei innovativen Bürogebäuden. Die Auswahl der Gebäude für laufende und avisierte Forschungsprojekte zur Energieeffizienz
von Bürogebäuden am IGS ist noch nicht abgeschlossen. Das IGS bietet interessierten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Gebäude im Rahmen der Forschungsprojekte evaluieren zu lassen. Für weitere Informationen hinsichtlich einer Teilnahme wenden sich Unternehmen bitte an
das Forschungsteam des IGS (www.igs.bau.tu-bs.de).
Büroraum Situation II
Eingangshalle
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