Muslime und ihre Zukunft in Österreich

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ednan aslan
Muslime und ihre Zukunft
in Österreich
Muslime stehen vor Fragen, die sie aus ihrer Geschichte und Tradition nicht kennen.
Abgelöst aus ihrer Tradition, leben sie in einer säkularen Gesellschaft, mit deren Werten sie sich nicht identifizieren, und orientieren sich an einer Theologie, nach der sie
nicht leben können.
Die Entwicklung einer neuen Religiosität, die die gesellschaftlichen Werte integriert
und eigene Tradition kritisch reflektiert, gestaltet sich als mühsamer Weg, den die
Muslime gehen müssen. Dieser Prozess braucht eine Atmosphäre des Vertrauens und
der Zuversicht, dass die Integration zum Vorteil aller gelingen kann.
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Trotz langer Konfrontationszeiten waren die Kultur- und Handelsbeziehungen zwischen Mitteleuropa und dem Islam nie unterbrochen. Vor
den osmanischen Angriffen auf Europa standen verschiedene Geschäftsleute und Handwerker schon seit dem 9. bis zum 13. Jahrhundert im
Dienste ungarischer Könige. Seit Beginn des 11. bis zum 13. Jahrhundert
bewohnten große Gruppen ungarischer MuslimInnen kompakte Siedlungen, die Zahl ihrer Städte und Dörfer reichte bis an die 30. Durch
die Konfrontation mit den Türken waren in der Metropole des Reiches
immer wieder MuslimInnen anzutreffen. Wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen waren die Handels- und Kulturbeziehungen nie unterbrochen: Noch bis ins 20. Jahrhundert stand in der kaiserlich-osmanischen
Botschaft in Wien ein Gebetsraum und eigens ein Imam (Geistlicher) für
MuslimInnen zur Verfügung.
In den Wiener Universitäten gibt es seit 1535 eine Tradition zur
Pflege der orientalischen Sprachen. Ab 18. Oktober 1674 erhielt Giovanni
Podesta die Erlaubnis, Türkisch, Persisch, Arabisch und Koranrecht an der
Universität Wien zu unterrichten. Die Gründung der k. k. Akademie der
orientalischen Sprachen – auf die die heutige Diplomatische Akademie
Wien zurückgeht – am 1. Jänner 1754 war ein weiterer Meilenstein in dieser Entwicklung. 1874 wurde in Wien dann eine eigene Lehranstalt für orientalische Sprachen eröffnet.
Mit der Okkupation der beiden ehemaligen türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina im Jahre 1878 entstand ein weiterer Kontakt mit dem Islam. Dadurch kam zum ersten Mal eine größere, kompakte
muslimische Volksgruppe unter habsburgische Verwaltung. Der Islam war in
Österreich aber schon vor der Okkupation Bosniens anerkannt, und zwar
durch ein Gesetz aus dem Jahr 1874. Nach der Besetzung hatte ein geistlicher Mufti seinen Sitz in Wien, und 1882 ernannte Wien den Mufti von
Sarajevo Hilmi Omerovic zum Oberhaupt der bosnisch-herzegowinischen
Muslime mit dem Titel eines „Reis-ul-Ulema“. Für das Gebiet von Bosnien
und Herzegowina wurde bereits am 15. April 1909 ein Statut über die autonome Verwaltung der islamischen Religions-, Stiftungs- und Schulangelegenheiten in Kraft gesetzt. Danach wurde in der Wiener Alserstraße eine
Militärmoschee aufgebaut, die den berühmten Bosniaken muslimischen
Glaubens vor und nach dem Ersten Weltkrieg als Gebetsstätte diente.
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Die rechtlichen Angelegenheiten in den besetzten Gebieten stellten
neue Herausforderungen an den Hof. Deshalb erschien fünf Jahre nach der
Okkupation ein Buch unter dem Titel „Das islamische Eherecht, Familienrecht und Erbrecht der Mohammedaner nach dem hanefitischen Ritus“, um
österreichische Richter mit der völlig fremden Rechtsmaterie vertraut zu
machen. Da die islamisch-religiöse Verwaltung in Bosnien und Herzegowina
die Kultusautonomie durchaus zufriedenstellend regelte, kann eine besondere Hinwendung zur islamischen Bevölkerung im österreichisch-ungarischen Herrschaftsbereich darin gesehen werden, dass 1912 das Islamgesetz
erlassen wurde. Dieses Gesetz war ein Schlusspunkt zur vollständigen Eingliederung Bosniens und Herzegowinas in den österreichisch-ungarischen
Staatsverband und sollte den Willen bekunden, in Zukunft ein Reich mit
einer muslimischen Minderheit zu sein. Doch diese ersten Bemühungen,
den Islam zu institutionalisieren, wurden durch den Ausbruch des Ersten
Weltkrieges 1914 zunichte gemacht.
Nach dem Krieg wurden Österreich und Ungarn getrennt. Bosnien
und Herzegowina vereinten sich mit Kroatien, Serbien, Slowenien und Montenegro zu Jugoslawien. Im Österreich der Ersten Republik dürften sich nur
einige Hundert – kaum organisierte – MuslimInnen aufgehalten haben. Es
bestand bis 1939 ein „Islamischer Kulturbund“, während des Zweiten Weltkrieges wurde noch ein anderer Verein gegründet, die „Islamische Gemeinschaft zu Wien“ (bis 1948). Über die Angehörigen dieses Vereins liegen
­allerdings keine Zahlen vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand im Jahre
1951 der „Verein der Muslime Österreichs“, mit religiösen und sozial-karitativen Aufgaben. Von 1948 bis 1960 betreute die „Camiat ul Islam“ an die
3.000 muslimische Flüchtlinge. Diese Organisation wurde von der amerikanischen Besatzung verwaltet und hatte selbst eigentlich keine Mitglieder, 1968
wurde sie von der Staatspolizei aufgelöst. 1964 hielten sich schätzungsweise
8.000 MuslimInnen in Österreich auf, darunter 20 zum Islam konvertierte
ÖsterreicherInnen, die die „Islamische Arbeitsgemeinschaft“ gründeten.
Zuwanderung der muslimischen ArbeitsmigrantInnen
Die eigentliche Zuwanderung der MuslimInnen nach Österreich ging mit
der Rekrutierung der ArbeitsmigrantInnen aus der Türkei (1964) und deren
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Familien einher. Dazu kommen noch Kriegsflüchtlinge oder politische
Flüchtlinge sowie muslimische StudentInnen aus islamischen Ländern.
Die größte Gruppe unter den 339.000 in Österreich lebenden MuslimInnen ist jene mit türkischer Staatsbürgerschaft (123.000), gefolgt von
den Österreichern, Bosniern (64.628), Jugoslawen (21.594), Mazedoniern
(10.969) und Iranern (3.774). Die meisten arabischen MuslimInnen kommen aus Ägypten (3.541) und Tunesien (1.065).
Mehr als ein Drittel der MuslimInnen in Österreich lebt in Wien.
Dort beträgt ihr Anteil 7,8 Prozent. Laut „Zentralinstitut Islam-Archiv“ ist
anzunehmen, dass Österreich nach Frankreich mit 4,2 Prozent den zweithöchsten Anteil an muslimischen Einwohnern in der EU hat. 1971 betrug
der Wert noch 0,3 Prozent. Etwas mehr als 95.000 der MuslimInnen in
Österreich sind auch hier geboren. Österreichweit liegen MuslimInnen mit
4,2 Prozent noch knapp hinter den Protestanten (4,7 Prozent).
In Österreich wurde im Schuljahr 2003/2004 an 1.716 Pflichtschulen
für 31.890 SchülerInnen und an 191 Mittleren und Höheren Schulen für
4.400 SchülerInnen ein islamischer Religionsunterricht angeboten. An den
Pflichtschulen unterrichteten 279 islamische ReligionslehrerInnen, an den
Mittleren und Höheren Schulen 52. Die Zahl der SchülerInnen stieg im
Jahr 2004/2005 auf insgesamt ca. 40.000 an.
Die neue Heimat und die alte Tradition
Die Präsenz der MuslimInnen in Österreich ist eine besondere Herausforderung für unsere Politik und Gesellschaft. Die steigende Zahl der MuslimInnen und der Moscheen in Europa sowie nicht zuletzt die muslimischen
SchülerInnen an den öffentlichen Schulen stellen eine unvorhergesehene
Situation für Politik, Wirtschaft und Gesetzgebung dar. Für die MuslimInnen ihrerseits besteht die neuartige Erfahrung vor allem darin, als Minderheit in einer pluralistischen Gesellschaft zu leben und sich als Teil dieser
Gesellschaft zu identifizieren und an ihr zu partizipieren.
Der Islam kennt in seiner Geschichte unterschiedliche Gesellschaftsmodelle, in denen unterschiedliche Kulturen und Religionen unter den
islamisch-legitimierten Regeln zusammenlebten. Es existierten auch theologische Konzepte, die den vorübergehenden Aufenthalt der MuslimInnen in
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einer nicht islamisch geprägten Gesellschaft regelten. Dass die MuslimInnen
in einer pluralistisch-christlich geprägten Gesellschaft auf Dauer bleiben und
diese als Heimat ansehen, stellt für die islamische Theologie eine neuartige
Herausforderung dar. Die klassische Jurisprudenz sah hierin vor allem die
Gefahr der Assimilation, die die Zukunft der MuslimInnen gefährde, und
empfahl die Auswanderung in das Haus des Friedens „Darul Islam- Darussalam“.
Der sich so einstellende innere Frieden wäre nach dieser Theorie nur
durch eine islamische Lebensweise möglich, die das Gewissen nicht wegen
allzu vieler Kompromisse belaste. Eine solche Lebensweise könne nur eine
rein islamische Gesellschaft ermöglichen. Nun leben wir in einer Gesellschaft, die größtenteils ihre Inspiration, ihren Einfluss und auch ihre Regeln
nicht mehr aus dem Glauben bezieht. Die neue Heimat und ihre Lebensweise fordert die MuslimInnen also heraus, ihre Religion in ihrer neuen
Gesellschaft neu zu definieren. Diese Herausforderung impliziert intensive
theologische, nationalistische Diskussionen, da sie in diesem Zusammenhang
vor allem darum gehen, wie das Leben in der neuen Heimat zu begründen
und die Ablösung vor der Tradition zu bewältigen sowie die neuen Werte
der Gesellschaft zu theologisieren bzw. zu verinnerlichen sind. Auf der anderen Seite stehen die Erwartungen der Gesellschaft, die von den MuslimInnen ein Bekenntnis zur bestehenden Gesellschaftsordnung erwartet. Diese
Erwartung wird ohne die Berücksichtigung der Krise des innerislamischen
Diskurses wie eine Keule über die Köpfe der MuslimInnen geschwenkt.
Geist der muslimischen Präsenz in Österreich
Die in Österreich lebenden MuslimInnen kommen überwiegend aus den
ländlichen Gebieten ihrer Heimatländer. Der Aufbau der islamischen Infrastruktur war für sie aus traditionellen Gründen notwendig, damit man sich
nicht in der Fremde verliert und eine emotionale Ersatzheimat bildet, die
eine Brücke zur realen Heimat darstellen könnte. Diese Heimat wurde sehr
früh vom politischen Geist der Heimatländer entdeckt – aus der emotionalen Heimat wurde eine politische. Geist dieser politischen Heimat war
nicht immer eine physische Präsenz, aber seine Anweisungen und politischen Strukturen bildeten die Grundlagen der muslimischen Organisati-
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onen. Die MuslimInnen, die aus ihren Heimatländern außerstaatliche und
unabhängige Organisationen nicht kannten, waren einfach nur Handlanger
des politischen Geistes aus den Heimatländern. Die vorhandenen Organisationen der türkischen und arabischen Organisationen ernährten sich aus
den Quellen dieses Geistes der alten Heimat, die in der Wirklichkeit nicht
existiert.
Der Geist des Islam aus den 1960er und 1970er Jahren war sehr
politisch. Ein Islam, der als Religion zur Befreiung aus den Armen des
Kolonia­lismus eine zentrale Rolle spielte, verlor seine gesellschaftlich-politische Bedeutung. Ein Islam mit politischen Ansprüchen wurde in den
Ländern bekämpft, aus denen überwiegend MuslimInnen nach Österreich
kamen. In Ägypten, in der Türkei, in Syrien und in den weiteren Ländern
kamen die MuslimInnen aus einem belasteten Verhältnis zum Staat nach
Österreich. Der Kampf des Staates gegen den Islam hatte kein Konzept,
der das aufklärerische Denken begünstigte, sondern es war ein Überlebenskampf für beide Parteien. Die lediglich auf materieller Ebene vollzogene
„Modernisierung“ erzeugte keine natürliche Modernität. Sie hat lediglich
die patriarchalische Struktur in den islamischen Ländern in modernisierter
Form beibehalten.
Diese Geschichte belastet in den islamischen Ländern immer noch das
Verhältnis zwischen dem Staat sowie den religiösen Autoritäten und Institutionen. Es gibt kein islamisches Land, in dem ein entspanntes Verhältnis zwischen Staat und Ulamas herrscht. Sogar in einem säkularistischen Land wie
der Türkei ist die Atmosphäre immer noch von gegenseitigen Vorwürfen,
Verdächtigungen und Drohungen geprägt. Der politisierte Islam, der sich in
einem Kampf befand, entdeckte die Bedeutung des Diaspora-Islam.
Muslimische Organisation
Ohne einzelne Organisationen zu benennen, können wir behaupten, dass
es keine islamische Organisation in Österreich gibt, die nicht politisch positioniert ist. Sogar mystisch orientierte Organisationen1 wie islamische Kul-
1
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http://www.vikz.de/info/vikz.html#Mystik.
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turvereine haben eine ganz eindeutige Parteizugehörigkeit. Wenn diese je
nach politischer Lage ihre Richtung ändert, bleibt sie eine Eigenschaft dieser Organisation. Es ist kein Zufall, dass der oberste Geistliche dieser Organisation Abgeordneter einer Partei war.
Was möchten die muslimischen Organisationen?
Muslimische Organisationen versuchen zunächst die religiösen Bedürfnisse
der MuslimInnen abzudecken. Dabei wird versucht die Gebetsstätten zu
beleben und die Interessen ihrer Mitglieder immer professioneller zu vertreten. Im Zentrum bleibt der Bau der Moscheen, diesem Versuch folgt die
Einrichtung der muslimischen Schulen. Die Bedeutung der wirtschaftlichen
Infrastruktur, die im Rahmen dieser Tätigkeiten entsteht, darf nicht allzu
gering geschätzt werden. Aus diesen Organisationen sind große Handelsbetriebe hervorgegangen, die europaweit 2 agieren und für bestimmte Aktivitäten der Vereine unverzichtbar sind.
Organisationsmodelle
Traditionalisten
Hier sind die Organisationen zu nennen, die es sich zur Aufgabe gemacht
haben, die althergebrachten Traditionen zu schützen. Es handelt sich in
der Regel um jene Organisationen, die von staatlichen Stellen gefördert
bzw. verwaltet werden. Dazu sind in Österreich ATIB3, auch ein bosnischer Dachverband4 und einige ägyptische Präsenz zu zählen. Bei diesen
Organisationen wird versucht, durch Pflege der jeweiligen Traditionen die
2
Eine von diesen Firmen – ETSAN mit Hauptsitz in Wien – importierte im Jahre 1990 aus
Tschechien und Polen wöchentlich nur 300 lebendige Lämmer zum Helal-Schächten nach
Österreich. Nach wachsender Nachfrage importiert die gleiche Firma nun aus Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, England und Irland wöchentlich bis 2.000 lebendige
Lämmer nach Österreich (Pusula-Zeitung, Online Ausgabe: http://www.pusula.at/site/haber.
php?hid=3165&k=Ekonomi vom 24. Jänner 2008).
3
ATIB wird in Österreich durch 59 Vereine vertreten, die sich um die religiösen Belange der
türkischen MuslimInnen in Österreich kümmern. Der Kulturattaché der türkischen Botschaft ist
auch gleichzeitig der Vorstand dieser Organisation.
4
http://test.rijaset.ba/index.php?option=com_content&task=view&id=85.
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politischen Entwicklungen fernzuhalten. Ein offener Diskurs findet nicht
statt. Die Zukunft solcher Institutionen hängt mehr oder weniger von den
Anweisungen aus den Heimatländern ab.
Aus Tradition zur Demokratie
In den islamischen Ländern findet ein heftiger Diskurs zur Säkularisierung
der Gesellschaft statt. Die Organisationen in Europa sind – wenn auch verspätet – durch Medien in diesen Prozess involviert. Ein Teil der hier aufgewachsenen, gebildeten oder neu eingewanderten MuslimInnen versucht sich
an diesem Prozess zu beteiligen. In diesen Gruppen findet eine aktive Auseinandersetzung zwischen Tradition und Gegenwart statt. Eine Demokratie,
die traditionell begründet wird, bleibt weiterhin eine Herausforderung für
diese neue Entwicklung.
Die neuen Parteien, wie die AK-Partei in der Türkei, wollen dieses
Potenzial in Europa für sich gewinnen und dadurch eine Lobby für ihre
politische Arbeit schaffen. Nicht nur in Österreich wurden europaweit verschiedene Organisationen zu diesen Zwecken gegründet. In Österreich
arbeitet die Union of European Turkish Democrats eng mit der AK-Partei
in der Türkei zusammen.5
Flucht aus der Tradition zurück zum Ursprung
Eine weitere Entwicklung unter den MuslimInnen ist besorgniserregend und
geradezu rückwärts gerichtet: die Entwicklung eines geistigen Fundamentalismus. Wegen ihrer westkritischen Haltung werden diese Gruppen öfters
mit den Traditionalisten verwechselt, doch sie sind eigentlich große Gegner
der Traditionalisten. Sie sind ein Ergebnis gescheiterter Säkularismuserfahrungen in den islamischen Ländern. Militärisch-technische und kulturelle
Niederlagen werden mit der Abweichung der MuslimInnen vom wahren
Weg des Propheten Muhammed begründet. Die Rettung liegt im Heil der
Geschichte, die alle MuslimInnen besser verstehen und umsetzen sollten.
5
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Mehr zu dieser Organisation: http://www.uetd.at/?nav=uetd (Zugriff: 25. Jänner 2008)
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Als Projekt ist diese Idee nichts Neues: Seit den 1960er Jahren wurden einige Staaten wie Pakistan, Sudan oder Algerien als Labor dieser Ideen
benutzt, um ein Modell nach dem Medina-Staat des Propheten zu etab­
lieren. Am Beispiel Pakistan und Sudan sehen die MuslimInnen die bitteren Ergebnisse. Hohe Machtansprüche gehen mit einer großen Inkompetenz einher. Weder die großen Bruderschaften der Ikhwan al Muslimun in
Ägypten noch die Jamaat-e-Islami in Pakistan haben ihre Länder aus ihrem
Dilemma führen können. Man hat aus diesen gescheiterten Erfahrungen
nichts Neues gelernt, sondern wieder das alte Rezept mit neuen Argumenten zur Anwendung gebracht, dass nicht wirklich nach dem Vorbild
des Propheten gehandelt wurde. Eine Geschichte, die in vielen Bereichen
für die MuslimInnen als heilig und unantastbar gilt, lässt sich kaum kritisch
analysieren. Viele Personen und Beteiligte dieser Geschichte gelten als heilige Menschen und dürfen in ihren Handlungen nicht angezweifelt werden. Damit bleibt der Anspruch immer bestehen, dass die Geschichte besser war. Daraus resultiert auch der theologisch-wissenschaftlich begründete
Anspruch: „Je näher zum 7. Jahrhundert, desto besser ist die Zukunft.“ Die
Positionierung der Zukunft in die Vergangenheit der Geschichte ist die
Rettung der Muslime.
Die heiliggesprochene Theologie lässt sich kaum diskutieren. Dieses
Konzept des islamischen Denkens lässt sich überhaupt nicht als etwas Veraltetes darstellen, sondern erweist eine dauerhafte Beständigkeit. Die größten
Gruppierungen dieser Richtung spalten sich in zwei Lager. Eine davon ist
sehr politisch organisiert und rekrutiert ihre Denkgenossen aus persönlichen
Begegnungen und vor allem aus dem weltweiten Internet. Hauptaufgabe bei
der Rekrutierung sind die Differenzen zwischen dem Westen und der muslimischen Welt. Ein Beispiel für diese Haltung ist die „Kalifat-Bewegung“.6
6
http://www.islam-projekte.com/kalifat/kalifat/webseite/index.php (Zugriff: 25. Jänner
2008) ist eine Internetpräsenz der HIZB-UT-TAHRIR-Bewegung. Diese Organisation stellt sich wie
folgt vor: Hizb-ut-Tahrir ist eine politische Partei, deren Ideologie der Islam und deren Ziel die
Wiederaufnahme der islamischen Lebensweise ist. Dies soll durch die Errichtung des Islamischen
Staates geschehen, der die Ordnungen und Systeme des Islam umsetzt und die islamische Botschaft in die gesamte Welt hineinträgt. Diese Partei hat eine bestimmte Geistesbildung (Parteikultur) aufgestellt, welche mitunter islamische Rechtssprüche für verschiedene Belange des Lebens
beinhaltet. Hizb-ut-Tahrir lädt zum Islam als eine intellektuelle (ideologische) Führung ein, aus der
Systeme hervorgehen, die sämtliche Probleme des Menschen lösen, seien sie politischer, wirtschaftlicher, bildungsrelevanter, gesellschaftlicher oder anderer Natur.
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österreichisches jahrbuch für politik 2007
Nach der Einrichtung der islamischen Religionspädagogik und einer kritischen Annäherung an die heiliggesprochene Theologie kommt eine – wie
zu erwarten – provokative Haltung dieser Bewegung zum Ausdruck:
„Die Aushöhlung des Islam in Europa nimmt, wie dieser Artikel7
zeigt, bereits konkrete und vor allem systematische Formen an. Wie Herr
Aslan selbst sagt, soll der Islam in Europa säkularisiert und neu verstanden
werden. Österreich will diesbezüglich offenbar eine Vorreiterrolle einnehmen. So sollen nicht nur die Islamlehrer an Österreichs Schulen Aslans ein
„Masterprogramm“ absolvieren, sondern zukünftig auch die Imame an den
Moscheen. Damit stellt man sich offenbar vor, die Problematik Islam in
Europa vollkommen im Griff zu haben: An den Schulen werden die muslimischen Jugendlichen nur mehr mit dem gefüttert, was der westlichen
Obrigkeit genehm ist, und in den Moscheen wird ihnen diese Sicht dann
noch bestätigt. So entgleitet den westlichen Regierungen nichts mehr, was
den Assimilierungsprozess der Muslime in Europa aufhalten könnte. Allen
aufrichtigen, erkennenden Muslimen muss die Gefahr dieser Pläne bewusst
sein. Besonders gefährlich ist dabei die Tatsache, dass diesen Programmen
Personen vorstehen, die sich selbst als Muslime bezeichnen und somit
bereits ein natürliches Vertrauen unter der muslimischen Jugend genießen.
Wären es Andersgläubige, die solche Programme vertreten, wäre ihr Erfolg
und somit ihre Gefahr für den Islam weitaus geringer. Deswegen ist es umso
wichtiger, die Machenschaften solcher Institute und ihrer Vertreter aufzudecken und vor allem die jungen Muslime aufzuklären, damit sie nicht Opfer
so einer Islamverdrehung werden.“8
Ein sehr geringer Teil der österreichischen MuslimInnen findet sich
in solchen Vereinigungen, die jedoch eine – wenn auch vorübergehende
– Identifikationsquelle für muslimische Jugendliche darstellten können.
Gescheiterte Integrations- und Diskriminierungserfahrungen der jungen
MuslimInnen stärken den Zulauf zu diesen Organisationen.
7
http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/fleischhacker/331987/index.
do?from=newsletter.
8
http://www.islamprojekte.com/kalifat/kalifat/_rubric/detail.
php?nr=2771&rubric=Artikel%3A_Aufgelesen&PHPSESSID=adf1ecd712957ad0fea9bc7cdbc8a361.
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Die theologie-orientierten Anti-Traditionalisten sind in Österreich
aktiv organisiert. Auf dem Balkan wird ihr Einfluss durch die Unterstützung
von Saudi-Arabien erhöht. Die schlecht ausgebildeten und auch minder
gebildeten Imame der traditionellen Moscheen können sich kaum gegen
ihren Einfluss wehren, weil sie die jungen MuslimInnen mit besseren theologisch-wissenschaftlichen Argumenten überzeugen können. In Österreich
ist die Zahl solcher Moscheen gestiegen. Auffallend ist, dass gerade die MuslimInnen vom Balkan für diese Bewegungen sehr anfällig sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Flucht aus der Tradition in
zwei Richtungen zerfließt: Die eine ist eine sehr an Theologie orientierte
Bewegung, die andere jedoch sieht die Rettung des Islam weniger in der
Theologie, sondern vielmehr im Erfolg des politischen Islam.
Mystische Orden
Die mystischen Organisationen in Österreich haben gegenwärtig ihre Blütezeit, sodass sie sogar mit großen Verbänden konkurrieren können. Die
Ordensmeister aus den Heimatländern erzielen bei der Rekrutierung der
neuen Mitglieder große Erfolge. Die sich von den großen Verbänden im
Stich gelassen fühlenden alten Traditionalisten suchen ihr religiöses Heil bei
den mystischen Gruppen.
Diese Gruppen haben sehr autoritäre Organisationsstrukturen und
ein Kontakt geschieht in der Regel nur über persönliche Beziehungen. Im
Vergleich zu den islamischen Ländern können diese Gruppen in Österreich
die gebildeten Menschen nicht erreichen, in islamischen Ländern haben sie
jedoch großen Zulauf aus den Kreisen der gebildeten MuslimInnen.
Aleviten
Diaspora-Aleviten haben für das Bewusstsein des Alevismus in den islamischen Ländern einen nicht zu gering zu schätzenden Beitrag geleistet
und spielen damit im Prozess der Institutionalisierung eine wichtige Rolle.
Ob die Aleviten ein Teil der islamischen Gemeinde sind oder eine
eigenständige Glaubensgemeinschaft, findet noch keine endgültige Definition. Hier sehen wir große Unterschiede zwischen einer deutschsprachigen
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österreichisches jahrbuch für politik 2007
und türkischsprachigen Selbstdefinition der Aleviten. Auf der türkischsprachigen offiziellen Homepage der alevitischen Föderation wird das Glaubensbekenntnis ähnlich wie im sunnitischen Sufismus dargestellt.9 Auf der
deutschsprachigen Homepage ist eine eigenständige Glaubensdarstellung
des Alevismus zu finden.10
Aus dieser Sachlage heraus eine verbindliche Aussage zu machen
scheint mir nicht möglich zu sein. Hier bleiben zwei Alternativen zur
Lösung dieses Problems: Die erste wäre ein intensiver innerislamischer
­Dialog mit alevitischen Gläubigen, die zweite, dass die Aleviten sich selbst
definieren. Nach ihrer Definition sollten sie innerislamisch oder als eigenständige Gemeinschaft anerkannt und respektiert werden.
Schia-Gruppen
Durch die neue Einwanderung beobachten wir eine stärkere Präsenz des
Schia-Islam in Österreich. Wenn auch einige Festlichkeiten zwischen Sunniund Schia-Islam gefeiert werden, fehlt noch ein innerislamischer Dialog
zwischen den beiden Konfessionen.
Iranische Geistliche prägen die religiösen und politischen Denkrichtung der Schia-Gruppen. Innergemeinschaftliche Aktivitäten bleiben die
Hauptbeschäftigung dieser Gruppen. In den letzten Jahren ist ein Bemühen
der Öffnung nach außen zu registrieren.
9
Hier werden die Glaubensgrundlagen auf vier Stufen aufgebaut, die dem sunnitischen Islam
nicht unbekannt sind:
Scharia
Tarikaqt (Sufi-Schulen)
Marifat (Erkenntnis)
Haqiqat (Wahrheit)
Vgl. A. Schimmel, Mystische Dimensionen des Islam, München 1985, S. 148–149, http://www.
alevi.com/inanctemelleri+M5edcd93a7d0.html (offizielle türkischsprachige Seite der alevitischen
Föderation (Zugriff: 26. Jänner 2008).
10 Danach werden die Grundlagen des Alevismus wie folgt dargestellt:
Das Glaubensbekenntnis Der Glaube an die heilige Kraft (kutsal güç) Der Glaube an den Weg zur Vervollkommnung der Menschen (insan- i kamil olmak) Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seelen (canların ölmezliği) Glaubensbekenntnis: „Es gibt keinen anderen Gott außer Allah, Mohammed ist sein Prophet und
Ali sein Freund.“ (vgl. http://www.alevi.com/alevitischelehre0+M546fbd2472a.html)
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MuslimInnen und die Werte der Gesellschaft
Die hier heranwachsenden Generationen erwarten eine klare Haltung dieser Gesellschaft gegenüber, sodass die Menschen sich in ihrer neuen Heimat
positionieren können. Wenn man von den organisierten MuslimInnen ausgehend die Antwort auf diese Frage sucht, stellen wir fest, dass sie sich mit
dieser Positionierung sehr schwer tun. Es gibt nämlich sehr viele theologische Fragen, die auf eine offene, ehrliche und gesellschaftsorientierte Antwort warten. In vielen Lebensbereichen der MuslimInnen ist diese Spaltung
zu beobachten. Wenn man die Fatwa-Seiten der muslimischen Gelehrten im
Internet untersucht, nimmt man wahr, dass die MuslimInnen sich in einer
verzweifelten Lage befinden. Auf der einen Seite ist die Gesellschaft bzw.
der Alltag und auf der anderen Seite die Theologie des 8. Jahrhunderts.
Die MuslimInnen sind nun gefordert, ein neues Verhältnis zum Staat
zu finden, und das nicht nur theologisch, sondern auch politisch. Sie müssen
nicht nur den Staat, sondern auch sich selbst verstehen, um sich ein Profil
geben zu können. Theologisch sollten sie ein neues Verständnis entwickeln,
damit der Staat als Partner, nicht als Gefahr wahrgenommen wird. Eine neue
Theologie erfordert eine breite Auseinandersetzung mit dem Rechtssystem
des Islam. Dafür müssen die gesellschaftlichen und politischen Werte dieser Gesellschaft als eigene Werte in die islamische Theologie integriert werden. Hat der Islam einmal anerkannt, dass der Säkularismus die Zukunft der
Religionen und die persönliche Freiheiten sichert, muss er seine gesamte
politische Geschichte in einer pluralistischen Gesellschaft überdenken.
Es reicht nicht aus, das als eine institutionelle Aufgabe zu betrachten.
Die eigentliche Herausforderung besteht darin, den hier heranwachsenden
Generationen nach diesen Vorstellungen eine religiöse Erziehung zu geben.
Es wäre eine wichtige Aufgabe für den islamischen Religionsunterricht,
an den staatlichen Schulen die Lehrpläne so zu gestalten, dass die Kinder
sich in der Gesellschaft mit ihren Werten heimisch fühlen und aus diesem
Heimatgefühl heraus eine religiöse Identität entwickeln, die den Staat nicht
mehr als eine Gefahr für die persönliche Religiosität betrachtet.
Muslimische Organisationen sind gefordert, die Sprache der pluralis­
tisch-demokratischen Gesellschaft verstehen zu lernen und sich von ihren
eigenen historischen und politischen Altlasten zu befreien. Die neue Partnerschaft setzt voraus, dass man die vorhandenen, sehr stark an Tradition und
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Heimat orientierten Beziehungen zu überdenken versucht. Die enge Bindung zur ursprünglichen Heimat steht der Entwicklung eines neuen, partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen Staat und hiesigen Organisationen
sehr im Weg. Diese Partnerschaft bedeutet, dass man den Dialog aufrechterhält und eine kritische Loyalität pflegt. Im Dialog werden die Widersprüche aufgelöst und das Vertrauen gestärkt. Alternativen zum Dialog würden
die Partnerschaft gefährden, einen Islam an der Peripherie der Gesellschaft
fördern und die jungen Menschen zur Isolation motivieren. Leider müssen
die MuslimInnen diese Aufgabe erst bewältigen. Sie werden auf ihr theologisches und intellektuelles Potenzial angewiesen sein, um sich der Herausforderung der Zeit zu stellen und an der Gestaltung des Islam in Europa zu
arbeiten.
Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich und das Modell
Österreich
Die IGGiÖ könnte den innerislamischen Diskurs organisieren und Impulse
für die Gestaltung der Zukunft geben. Ohne den innerislamischen Diskurs ist eine ehrliche Integration, die die breite Mehrheit der MuslimInnen
betrifft, nicht möglich. Die organisierten MuslimInnen versuchen nur ihre
eigene Position zu stärken bzw. ihre Verteidigerhaltung als Wächter des Islam
nach innen zu vermarkten.
Der IGGiÖ gelang es nicht, die breite Beteiligung der MuslimInnen an
ihrer Arbeit zu realisieren bzw. die nicht organisierten MuslimInnen für die
Gemeinschaft zu interessieren. Das hat viele Hintergründe. Ein Hauptgrund
besteht jedoch darin, dass die muslimischen Organisationen, die die Arbeit der
IGGiÖ bestimmten, wenig Interesse daran gezeigt haben. Ihnen war viel wichtiger, ihre an den Heimatländern orientierte Arbeit weiterzuführen und ihre
Stellung zu verteidigen. Die IGGiÖ blieb für sie eine Dachorganisation, die für
die Ausstellung der Amtsdokumente benötigt wird. Diese Infrastruktur war ein
großes Hindernis angesichts der wichtigen und erforderlichen Reformen in der
IGGiÖ.
Nun ist die Frage, die MuslimInnen und Nicht-MuslimInnen beschäftigt: Wie geht es mit der IGGiÖ weiter? Welche Aufgaben sind in Zukunft zu
bewältigen? Wichtigste Aufgabe war und bleibt die Entwicklung einer Glau-
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bensgemeinschaft, die sich nicht nur rechtlich als ein Teil dieser Gesellschaft
sieht, sondern die Fähigkeit zeigt, die demokratischen Werte theologisch zu
verinnerlichen und in ihren Organisationsstrukturen umzusetzen. Auf dieser
Grundlage sollte es der IGGiÖ gelingen, die nicht organisierten MuslimInnen für ihre Arbeit zu gewinnen, sodass aus der Glaubensgemeinschaft eine
Gemeinschaft der österreichischen MuslimInnen mit europäischer Identität
entsteht.
Mit dieser Identität kann die IGGiÖ einen Islam mit europäischer Prägung etablieren und die Zukunft des Islam in Österreich sichern. Nur durch
diesen Islam können die MuslimInnen die Sprache, die Ängste und die Hintergründe der Vorurteile gegen den Islam verstehen und darauf mit einem gesunden Selbstverständnis reagieren. Die Organisationen, die die IGGiÖ als offizielles Instrument für ihre heimat- und ideologieorientierte Arbeit betrachten,
sollten endlich verstehen, dass kein Islam in Europa Zukunft hat, der sich nicht
als einen Teil dieser Gesellschaft sieht und sich dementsprechend organisiert.
Die IGGiÖ ist eine Chance für die MuslimInnen in Europa, dass der
Islam seine Partnerschaft mit dem Staat ernst nimmt und sich um die Verinnerlichung der demokratischen Werte bemüht. Ein Islam, der sich ständig in
einer Parallelgesellschaft auf einen neuen Umzug vorbereitet, dient weder den
MuslimInnen hier in Österreich noch den MuslimInnen in den Herkunftsländern. Die Entwicklungen in den islamischen Ländern zeigen, dass der Islam
eine gelungene Demokratieerfahrung braucht. Die Erfahrung in Österreich
kann die Probleme in den islamischen Ländern nicht lösen, sie kann jedoch
den Reformprozess beschleunigen und die aufgeklärten MuslimInnen für weitere Reformen ermutigen.
Die IGGiÖ könnte die Tore zu neuen Reformen öffnen oder die MuslimInnen aus einem Demokratisierungsprozess heraus- und in eine Parallelgesellschaft hineinbewegen. Es ist dringender denn je, dass die aufgeklärten MuslimInnen sich an diesem Prozess beteiligen und die Gestaltung der neuen Wahlen
als ihre gesellschaftliche Aufgabe betrachten. Die Moscheevereine, Fußballvereine, muttersprachlichen Medien, Imame, StudentInnen und alle MuslimInnen,
die sich mit diesem Land identifizieren, sollten diese Chance wahrnehmen und
zeigen, dass sie die Gestaltung eines europäisch geprägten Islam ernst nehmen
und sich für dessen Verwirklichung einsetzen.
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österreichisches jahrbuch für politik 2007
Literatur
Annabelle Böttcher, An der Spitze transnationaler Netzwerke, in: Fundiert 2, 2006, S. 30–37
Thomas Hartmann (Hg.), Heinrich-Böll-Stiftung: Muslime im säkularen Rechtsstaat, Berlin 2001
Anna Kreikemeyer (Hg.), Zur Vereinbarkeit von politischem Islam und Sicherheit im OSZE-Raum, Baden-Baden 2003
Gemeinsam kommen wir zusammen. Expertenbeiträge zur Integration. Bundesministerium für Inneres Abt. I/5, Öffentlichkeitsarbeit, PF 100, Herrengasse 7, 1014 Wien, Österreich, 2008
Lorenz Müller, Islam und Menschenrechte. Sunnitische Muslime zwischen Islamismus, Säkularismus und Modernismus, 1996
Jorgen Nielsen, Islam in Westeuropa, EB-Verlag, Hamburg 1995
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