650-Gramm-Frühchen vor Tod noch operiert

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650-Gramm-Frühchen vor Tod noch operiert
Koli-Bakterien im EVK: Zustand der „besiedelten“ Babys stabil. Suche nach Herd läuft auf Hochtouren – Ergebnisse bis Donnerstag komplett
LIPPSTADT ■ Mit einer Operation, so wurde am Montag
bekannt, hatten die Ärzte
am Evangelischen Krankenhaus noch versucht, der
Darmentzündung des kleinen Mädchens Herr zu werden. Doch vergebens: Mit
gerade einmal 650 Gramm –
auch soviel verriet Pressesprecher
Thomas
van
Zütphen gestern auf Nachfrage unserer Zeitung – verstarb das kleinste Frühchen
der Station (dessen Lungenund Darmtrakt zudem noch
nicht vollständig ausgebildet waren) schließlich an
Herz-Kreislauf-Versagen.
Wie berichtet, war es auf
der Intensivstation für
Frühgeborene am Evangelischen Krankenhaus (EVK)
vergangene Woche zu einer
massiven Ausbreitung von
Koli-Bakterien gekommen.
Bei zwei Dritteln der auf der
Station liegenden Frühchen
war das für Säuglinge lebensbedrohliche Bakterium
nachgewiesen worden, die
Aufnahme von Frühgeborenen wurde umgehend gestoppt.
Wie es letztlich zu der
drastischen
Ausbreitung
des Bakteriums kommen
konnte, sei weiter unklar,
berichtete Thomas van
Zütphen am Montagmittag
weiter. Und: Mit Hochdruck
werde auch weiterhin an
der Aufklärung gearbeitet –
externe Sachverständige unterstützten die heimische
Klinik dabei. So seien etwa
Proben „von allen nur denkbaren Bakterienherden genommen“ worden – bei der
Klimaanlage der Klinik angefangen über Flaschen und
Waschbecken bis hin zu
Bis der Bakterienherd gefunden ist, sollen weiter keine Frühchen
am EVK aufgenommen werden. ■ Foto: Niggenaber
sämtlichen PC-Tastaturen. ausgewertet, bis DonnersVan Zütphen: „Diese Proben tag sollen alle Ergebnisse
werden jetzt nach und nach vorliegen.“ Dann sei man
hoffentlich schlauer.
Den Zustand der zwölf
weiteren mit dem Bakterium „2MRGN“ besiedelten
Frühchen ließ das Evangelische Krankenhaus am Montag durch seinen Sprecher
als „stabil“ beschreiben. Allein bei dem verstorbenen
Mädchen sei es bislang zu einer Infektion gekommen.
Beim übrigen Dutzend hingegen seien „die Aussichten
sehr gut, dass sie sich nicht
infizieren“. Zugute komme
ihnen, dass sie mit ihren
durchschnittlich 1200 bis
1500 Gramm ganz andere
Voraussetzungen
hätten,
eine derartige Bakterien-Besiedlung ohne Infektion zu
überstehen.
Aufgefallen war diese bei
dem verstorbenen Mädchen
bereits am Mittwoch durch
eine Verfärbung der Haut,
woraufhin alle 19 auf der
Station behandelten Frühchen „gescreent“ und bei 13
von ihnen eben jene Besiedlung festgestellt wurde.
Bis der Bakterienherd gefunden ist, sollen auch weiterhin keine Frühchen
mehr auf der Intensivstation aufgenommen werden.
Fünf der negativ gescreenten Frühchen wurden bereits auf eine normale Station im EVK, ein Kind in eine
andere Klinik verlegt, weil
es weiterhin intensivmedizinisch betreut werden
muss.
Auf der 20-Betten-Station
(jeweils zehn Kinderintensiv- und Frühchen-Betten)
wurden im letzten Jahr 347
Frühgeborene
behandelt.
Davon hatten 32 ein Geburtsgewicht von weniger
als 1500 Gramm. ■ stn
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