2 Wärmetransport 2 Wärmetransport 2.1 Grundbegriffe 2.1.1 Temperatur Mit der Temperatur kennzeichnet man den thermischen Zustand eines Systems. So wird beispielsweise mit der Raumtemperatur der thermische Zustand der Luft in einem Raum bzw. in einem Gebäude angegeben. Für die zahlenmäßige Angabe der Temperatur verwendet man unterschiedliche Temperaturskalen. Im Bereich der Bauphysik finden hierbei die thermodynamische Temperatur (auch absolute Temperatur) und die Celsius-Temperatur Anwendung. Die Celsius-Temperatur ist gegenüber der thermodynamischen Temperatur willkürlich im Nullpunkt verschoben und durch ș = T – 273,15 K definiert, die Einheit der thermodynamischen Temperatur ist das Kelvin mit der Abkürzung K. Die Einheit der Celsius-Skala ist Grad Celsius. Es gilt 1 Grad Celsius = 1 K. Temperaturdifferenzen werden grundsätzlich in K angegeben (Beispiel, die Raumtemperatur beträgt 20 °C und die Außentemperatur 5 °C. die Temperaturdifferenz beträgt 15 K.) 2.1.2 Wärme und spezifische Wärmekapazität Liegt über einer Systemgrenze (z. B. die Außenwand, die den Raum eines Gebäudes von der Außenluft trennt) eine Temperaturdifferenz an, so strömt über die Systemgrenze Energie, die als Wärme bezeichnet wird. Wärme ist somit eine Energieform, die Systemgrenzen überschreiten kann. [1] Führt man einem Material Energie zu, so steigt im Allgemeinen seine Temperatur. Die Temperaturerhöhung ist proportional zur zugeführten Energie. Den Proportionalitätsfaktor bezeichnet man als Wärmekapazität des erwärmten Materials. Die Wärmekapazität ist das Produkt aus der spezifischen Wärmekapazität c und der Masse m des erwärmten Materials. In dem Fall, dass mit Zufuhr von Energie die Temperatur des Materials steigt spricht man von sensibler, also fühlbarer Wärmeaufnahme. Ist mit dem Vorgang der Wärmeaufnahme ein Phasenübergang verbunden – geht z. B. ein Material von der festen in die flüssige Form über – bezeichnet man dies als latente Wärmeaufnahme. In Bild 2-1 sind die Zusammenhänge in einem Diagramm dargestellt. Bild 2-1 Schematische Darstellung der sensiblen und latenten Wärmeaufnahme von Materialien. P. Häupl et al. (Hrsg.), Lehrbuch der Bauphysik, DOI 10.1007/978-3-8348-2101-0_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 7 I I Wärmeschutz 8 I Wird beispielsweise dem Baustoff Beton Wärme zugeführt, so steigt proportional zur Wärmezufuhr die Temperatur des Materials. Die Wärmezufuhr bei z. B. Kerzenwachs führt dazu, dass bei einer bestimmten Temperatur das Wachs zu schmelzen beginnt. Es nimmt während des Schmelzvorgangs weiterhin Wärme auf, die Temperatur des Materials bleibt nahezu gleich. Erst wenn der Schmelzvorgang abgeschlossen ist, steigt die Temperatur des Wachses weiter an. Während des Schmelzvorgangs wird die Wärme latent (verborgen) gespeichert. Diesen Effekt macht man sich in Baumaterialien bzw. Baukonstruktionen zunutze, um mit dem Einsatz möglichst geringer Masse möglichst viel Wärme speichern zu können. Der Effekt der Wärmespeicherung wird in Kapitel 6.1 eingehend behandelt. 2.2 Mechanismen des Wärmetransports Wärme hat immer das Bestreben, einen Temperaturausgleich herbeizuführen und strömt dabei so lange von der wärmeren zur kälteren Seite, bis ein Temperaturgleichgewicht hergestellt ist. Man unterscheidet 3 Arten des Wärmetransports: x Wärmeleitung x Konvektion und x Wärmestrahlung, die bei Bauteilen mit unterschiedlichem Anteil überlagernd auftreten. Bild 2-2 Schematische Darstellung der Wärmetransportmechanismen Leitung, Konvektion und Strahlung. 2.2.1 Wärmeleitung Eine Wärmeübertragung durch Leitung erfolgt in Materialien und zwischen Materialien, die miteinander in Berührung stehen. Die Wärme wird als Bewegungsenergie von stark schwingenden Molekülen an benachbarte, schwächer schwingende Moleküle durch Stoßvorgänge weitergegeben. Liegt an einem einschichtigen Bauteil mit einer Dicke x und einer Fläche A, das an seinen Rändern wärmedicht (adiabat) abgeschlossen ist, eine Temperaturdifferenz in Form unterschiedlicher Oberflächentemperaturen an, so fließt im Zeitintervall 't eine Wärmemenge Q durch das Bauteil. Diese Wärmemenge Q (in der Einheit J oder Ws) ist: x x x x proportional zur Temperaturdifferenz șs1 – șs2 (Index s = surface) proportional zur Fläche A proportional zur Zeitdauer 't umgekehrt proportional zur Dicke der Platte 'x 2 Wärmetransport 9 und hängt weiterhin vom Material des Bauteils ab. Analytisch wird dies wie folgt zusammengeführt: I (2-1) Die pro Zeiteinheit übertragene Wärmemenge wird als Wärmestrom ĭ (in der Einheit W) bezeichnet. (2-2) Bezieht man den Wärmestrom auf die wärmeübertragende Fläche ergibt sich die Wärmestromdichte (2-3) In der Bauphysik finden oftmals (quasi-) eindimensionale Betrachtungen der Wärmeleitung statt. Das heißt Wärmeströme treten in einer Koordinatenrichtung auf und die Temperaturen variieren ausschließlich in dieser Richtung. Das Fourier’sche Gesetz kann für die eindimensionale Betrachtung wie folgt geschrieben werden. Bild 2-3 Schematische Darstellung des Wärmetransports durch Wärmeleitung. (2-4) Mit Hilfe des allgemeinen Fourier’schen Gesetzes kann unter Berücksichtigung von Wärmequellen (z. B. Bauteilheizung) die Fourier’sche Differenzialgleichung zur Bestimmung des Temperaturfeldes in einem Bauteil wie folgt geschrieben werden. (2-5) Bei der stationären Wärmeleitung stellt sich bei zeitlich unveränderlichen Randbedingungen ein konstanter Wärmestrom bzw. eine konstante Temperaturverteilung ein. Der Speicherterm der Fourier’schen Differenzialgleichung entfällt und Gleichung (2-5) vereinfacht sich bei konstanter Wärmeleitfähigkeit zu . (2-6) Bei der stationären Wärmeleitung in einem ebenen Bauteil (1-dimensionale Wärmeleitung) vereinfacht sich Gleichung (2-6) unter Weglassung bauteilinterner Wärmequellen zu . (2-7) I Wärmeschutz 10 I Mit zweifacher Integration ergibt sich hieraus (2-8) Setzt man die bekannten Wandtemperaturen șsi und șse ein, können die Integrationskonstanten ermittelt werden. (2-9) Das Temperaturprofil sowie der konstante Wärmestrom durch die ebene Wand resultieren zu (2-10) Die stoffspezifische Größe Ȝ wird als Wärmeleitfähigkeit bezeichnet. Die Einheit der Wärmeleitfähigkeit ist W/(m · K). Je nach Struktur und Aufbau schwankt die Wärmeleitfähigkeit bei festen Baustoffen in weiten Grenzen. Sie wird beeinflusst durch x die Rohdichte, x den Feuchtegehalt x die Temperatur des Materials. Bau- und Dämmstoffe sind in der Regel mehr oder weniger poröse Stoffe, d. h. Stoffe, die Lufträume enthalten. Die Wärmeleitfähigkeit solcher Materialien liegt daher zwischen der der festen Bestandteile und der von Luft. Je poröser der Stoff ist, umso näher liegt seine Wärmeleitfähigkeit bei dem Wert von Luft. Die Rohdichte eines porösen Baustoffs ist umso größer, je kleiner der Porenanteil ist. Hieraus folgt, dass die Wärmeleitfähigkeit eines solchen Stoffes umso höher ist, je höher seine Rohdichte ist (Bild 2-4). In Bild 2-5 ist die Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes Glaswolle in Abhängigkeit von der Rohdichte aufgetragen. Mit zunehmender Rohdichte sinkt zunächst die Wärmeleitfähigkeit um bei höheren Werten von ȡ wieder anzusteigen. Dieser Verlauf der Wärmeleitfähigkeit liegt darin begründet, dass bei geringer Rohdichte eine Luftbewegung im Dämmstoff den Wärmetransport beeinflusst (auf dieses Phänomen wird in Kapitel 5.1 eingegangen). Steigt die Rohdichte an, bekommen die Fasern des Dämmstoffs engen Kontakt und die Wärmeleitfähigkeit nimmt zu. Der Einfluss des Feuchtegehaltes auf die Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen ist außerordentlich bedeutsam. Die Wärmeleitfähigkeit nimmt mit steigendem Wassergehalt zu. Bild 2-6 zeigt am Beispiel verschiedener Baustoffe, wie sich der Feuchtegehalt auf die Wärmeleitfähigkeit 2 Wärmetransport 11 I Bild 2-4 Wärmeleitfähigkeit Ȝ von Baustoffen (Durchschnittswerte) in Abhängigkeit von der Rohdichte [2]. Bild 2-5 Wärmeleitfähigkeit Ȝ von GlasfaserMineralwolle in Abhängigkeit von der Rohdichte [2]. des Materials auswirkt. Bei Perlite-Beton beträgt die Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit rund 7% je 1 Volumenprozent, beim Hüttenbims rund 3% je 1 Volumenprozent Feuchtegehaltszunahme. Bei normal trockenen Bauteilen (nach Austrocknen der Neubaufeuchte) stellt sich der so genannte praktische Feuchtegehalt der Baustoffe ein. Er schwankt bei den dargestellten Materialien zwischen rd. 1,5 und 5 Volumenprozent. Der volumenbezogene Feuchtegehalt bezieht sich bei Lochsteinen oder sonstigen Baustoffen mit Lufthohlräumen immer auf das Material allein ohne die Hohlräume. Die Wärmeleitfähigkeit nimmt bei Bau- und Dämmstoffen aller Art mit der Temperatur zu, und zwar umso mehr, je kleiner die Wärmeleitfähigkeit der Stoffe ist. Dieser Einfluss auf die Wärmeleitfähigkeit ist aber so gering, dass er bei den im Bau vorkommenden Temperaturen meist vernachlässigt werden kann. Ausnahmen bilden Dämmstoffe, die zur Rohrleitungsdämmung zur Anwendung kommen (Bild 2-8). Für den Hochbau werden somit zwei Anwendungsbereiche unterschieden, für die die Temperatur zur Ermittlung der Wärmeleitfähigkeit festgelegt ist: x Im Bereich der Heizanlage ist bei Rohrleitungsdämmung eine Mitteltemperatur von 40°C festgelegt. Daher wird mit der Wärmeleitfähigkeit Ȝ40 gerechnet. x In den sonstigen Bereichen des baulichen Wärmeschutzes nicht klimatisierter Räume ist eine Mitteltemperatur von 10°C festgelegt. Es wird Wärmeleitfähigkeit Ȝ10 verwendet. Bei Berechnungen im Rahmen von Nachweisverfahren im Hochbau ist der so genannte Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit zu verwenden. Bemessungswert bedeutet, dass z. B. eventuell vorkommende Feuchtigkeitszuschläge auf den Messwert eines trockenen Materials bereits aufgerechnet sind. Damit soll sichergestellt werden, dass die in der Berechnung verwendete Wärmeleitfähigkeit in der Praxis bei allen Feuchtezuständen (praktischer Feuchtegehalt) tatsächlich immer vorhanden ist. Entsprechend angemessene Zuschläge werden bei Prüfverfahren berücksichtigt. In Tabelle 2-1 sind Wärmeleitfähigkeiten für eine Auswahl von Bau- und Dämmstoffen wiedergegeben. Hierbei handelt es sich um Bemessungswerte, die bei baupraktischen Anwen- I Wärmeschutz 12 I Bild 2-6 Wärmeleitfähigkeit Ȝ verschiedener Baumaterialien in Abhängigkeit vom volumenbezogenen Feuchtegehalt [3]. Bild 2-7 Wärmeleitfähigkeit Ȝ verschiedener Schaumkunststoffe in Abhängigkeit vom volumenbezogenen Feuchtegehalt [3]. Bild 2-8 Wärmeleitfähigkeit Ȝ von Schaumstoffen in Abhängigkeit von der Materialtemperatur. Schaumglas: ȡ = 156 kg/m³; Polystyrol-Hartschaum: ȡ = 20 kg/m³ [3]. dungen (z. B. Nachweisverfahren gem. Kapitel 8) anzuwenden sind. Die zusätzlich in der Tabelle angegebenen Werte der Rohdichte dienen ebenfalls für baupraktische Anwendungen zur Ermittlung der flächenbezogenen Masse, die ebenfalls in Kapitel 8 behandelt werden. Umfassende Auflistungen der Wärmeleitfähigkeit für im Hochbau zur Anwendung kommende Baustoffe sind in DIN V 4108, Teil 4 [4] und DIN EN 12524 [5] zu finden. 2 Wärmetransport 13 Tabelle 2-1 Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit von ausgewählten Bau- und Dämmstoffen nach DIN V 4108-4 [4] und DIN EN 12524 [5]. Rohdichte 1) ȡ [kg/m3] Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit Ȝ [W/(m·K)] (1800) (2000) (1400) (1200) (> 200) (1100) 1,0 1,40 0,70 0,51 0,060 bis 0,100 0,70 2200 bis 2400 800 bis 2000 1600 bis 2000 1,6 bis 2,1 0,39 bis 1,6 0,81 bis 1,4 400 bis 800 750 bis 1200 (800) 0,20 bis 0,29 0,35 bis 0,58 0,25 Mauerwerk Vollklinker, Hochlochklinker, Keramikklinker Vollziegel, Hochlochziegel, Füllziegel Hochlochziegel mit Lochung A und B Mauerwerk aus Kalksandsteinen 1800 bis 2400 1200 bis 2400 550 bis 1000 1000 bis 2200 0,81 bis 1,4 0,50 bis 1,4 0,27 bis 0,45 0,50 bis 1,3 Wärmedämmstoffe Holzwolle-Leichtbauplatten Plattendicke d > 25 mm Schaumkunststoffe: Polystyrol-Partikelschaum Polystyrol-Extruder Schaum Polyurethan-Hartschaum Mineralische und pflanzliche Faserdämmstoffe Schaumglas nach DIN 18174 Holzfaserdämmplatten nach DIN 68755 (360 bis 460) > 15 (> 25) (> 30) (8 bis 500) (100 bis 150) (120 bis 450) 0,065 bis 0,090 0,035 bis 0,040 0,030 bis 0,040 0,020 bis 0,040 0,035 bis 0,050 0,045 bis 0,060 0,040 bis 0,070 (600) (800) (800) (700) (1000) 0,13 0,20 0,15 0,13 0,17 (1500) (1200) 0,23 0,17 (< 100) bis < 1500 (1800) (2500) – 0,060 bis 0,27 0,70 0,80 15 bis 380 Stoff Putze, Mörtel, Estriche Putzmörtel aus Kalk, Kalkzement und hydraulischem Kalk Zementestrich Putzmörtel aus Kalkgips, Gips Gipsputz ohne Zuschlag Wärmedämmputz nach DIN 18550-3 Kunstharzputz Betone Normalbeton Leichtbeton und Stahlleichtbeton mit geschlossenem Gefüge Leichtbeton haufwerkporig mit nichtporigen Zuschlägen Bauplatten Porenbetonbauplatten Wandbauplatten aus Gips Gipskartonplatten Holz- und Holzwerkstoffe Fichte, Kiefer, Tanne Buche, Eiche Sperrholz Holzspan-Flachpreßplatten Harte Holzfaserplatten Beläge, Abdichtungsstoffe und Abdichtungsbahnen Kunststoffbeläge z. B. PVC Bitumendachbahnen und nackte Bitumenbahnen n. DIN 52128 Sonstige Stoffe Lose Schüttungen aus porigen Stoffen Lose Schüttungen aus Sand, Kies, Splitt (trocken) Glas Metalle 1) Die in Klammern angegebenen Werte der Rohdichte dienen nur zur Ermittlung der flächenbezogenen Masse, z. B. für den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes. I I Wärmeschutz 14 I 2.2.2 Konvektion Vom konvektiven Wärmeübergang spricht man, wenn Wärme von einem Körper an ein vorbei strömendes Medium übertragen wird (oder umgekehrt). Die Höhe des Wärmeflusses, der sich bei einem Temperaturunterschied zwischen dem Körper (Bauteil) und dem strömenden Medium einstellt, hängt insbesondere ab von der Strömungsgeschwindigkeit, der Oberflächentemperatur, der Temperatur des strömenden Mediums und der Oberflächenrauigkeit. Der sogenannte Newton’sche Ansatz beschreibt, dass die Wärmestromdichte aufgrund des konvektiven Wärmeübergangs proportional zur Temperaturdifferenz der Oberfläche und des strömenden Mediums sowie proportional zu einem Wärmeübergangskoeffizienten ist. Der formelmäßige Zusammenhang lautet (2-11) hK W/(m2·K) konvektiver Wärmeübergangskoeffizient șs °C Temperatur der Oberfläche șu °C Temperatur des strömenden Mediums Zur qualitativen und quantitativen Beschreibung von Wärmetransportprozessen werden dimensionslose Kennzahlen gebildet, die charakteristische Einflussgrößen oder Stoffwerte beinhalten. Die Verwendung solcher dimensionsloser Kennzahlen ist erforderlich, um Erkenntnisse, die man aus experimentellen Untersuchungen (z. B. Windkanalmessungen an Modellen) gewonnen hat, auf andere, allgemeine Randbedingungen übertragen zu können. Für die Kennzeichnung des konvektiven Wärmeübergangs werden folgende Kennzahlen benötigt: x Nusselt-Zahl: Nu kennzeichnet, um das wievielfache höher Bild 2-9 Schematische der Wärmeübergang eines strömenden Mediums ggü. der Darstellung des konvekWärmeleitung des ruhenden Mediums ist. D. h., die stationäre tiven Wärmeübergangs Wärmeleitung in eindimensionaler Form in einem ruhenden an eine Wand. Medium führt zu Nu = 1. x Grashof-Zahl: Gr stellt das Verhältnis der auf ein Fluid wirkenden Auftriebskraft zu der hemmenden Zähigkeitskraft dar. Diese Kennzahl wird für Strömungsvorgänge der freien Konvektion herangezogen. x Prandtl-Zahl: Pr stellt das Verhältnis zweier Stoffwerte und zwar der kinematischen Zähigkeit zur Temperaturleifähigkeit dar. x Rayleigh-Zahl: Ra ist das Produkt aus Grashof-Zahl und Prandtl-Zahl (Gr · Pr). Die Kennzahl dient nur zur verkürzten Schreibweise. x Reynolds-Zahl: Re kennzeichnet Strömungsverhältnisse bei erzwungener Konvektion (z. B. Windanströmung oder Einsatz von Ventilatoren). Sie stellt das Verhältnis von Trägheits- zu Reibungskräften dar. Nachfolgend sind formelmäßige Definitionen der genannten Kennzahlen, wie sie in weiteren Anwendungen benötigt werden, in teils unterschiedlichen Schreibweisen dargestellt. 2 Wärmetransport 15 NUSSELT-Zahl (2-12) REYNOLDS-Zahl (2-13) GRASHOF-Zahl (allgemein) (2-14) GRASHOF-Zahl (für Luft als ideales Gas) (2-15) PRANDTL-Zahl (Tabelle 2-2) (2-16) RAYLEIGH-Zahl (2-17) mit l m charakteristische Länge w m/s Geschwindigkeit Ȝ W/(m · K) Wärmeleitfähigkeit Ȟ m2/s kinematische Viskosität Ș kg/(m · s) dynamische Viskosität a m2/s Temperaturleitfähigkeit a = Ȝ/(cp · ȡ) cp J/(kg · K) spezifische Wärmekapazität 'ș K Temperaturdifferenz g m/s2 Erdbeschleunigung ȕ 1/K thermischer Ausdehnungskoeffizient șs K Temperatur der Wandoberfläche șu K Temperatur der Luft in der unbeeinflussten Umgebung ȡs kg/m3 Dichte des Fluids bei șs ȡu kg/m3 Dichte des Fluids bei șu I I Wärmeschutz 16 I Der für den Wärmetransport strömender Medien kennzeichnende konvektive Wärmeübergangskoeffizient hK berechnet sich zu (2-18) Für l ist in Gleichung (2-18) die gleiche charakteristische Länge einzusetzen, die auch zur Bildung der zugehörigen Re- oder Gr-Zahl benutzt wird. Die Wärmeleitfähigkeit Ȝ ist für die jeweils gültige Bezugstemperatur zu bestimmen. Die für die weiteren Betrachtungen erforderlichen Stoffwerte zur Ermittlung von Wärmeübergangskoeffizienten von Luft sind in Tabelle 2-2 aufgeführt. Tabelle 2-2 Stoffwerte zur Ermittlung der Wärmeübergangskoef¿zienten für Luft p = 1 bar [6]. ș [°C] Ȝ [W/(m · K)] Ȟ [10–6 m2/s] Ș [10–5kg/(m · s)] Pr [–] –20 0,0226 11,78 1,620 0,72 0 0,0242 13,52 1,722 0,72 20 0,0257 15,35 1,821 0,71 40 0,0272 17,26 1,917 0,71 60 0,0286 19,27 2,010 0,71 80 0,0300 21,35 2,101 0,71 2.2.2.1 Erzwungene Luftströmung an Bauteilen Zur Quantifizierung des Wärmeübergangskoeffizienten im Falle der erzwungenen Strömung wird das aus der Wärmeübertragung bekannte Modell der längs angeströmten Platte verwendet [6]. Der konvektive Wärmeübergangskoeffizient kann aus der Definition der Nusselt-Zahl wie folgt angegeben werden: (2-19) Die Nusselt-Zahl ergibt sich nach [6] und [7] zu (2-20) Zur Ermittlung der Reynolds-Zahl und der erforderlichen Stoffgrößen wird die Temperatur des strömenden Mediums (Luft) verwendet, d. h. Pr, Ȝ und Ȟ werden für die Umgebungstemperatur șu bestimmt. Die Reynolds-Zahl ergibt sich aus (2-21) Der Gültigkeitsbereich für diesen Ansatz ist: 10 < Re < 107; 0,6 < Pr < 2000 http://www.springer.com/978-3-8348-1415-9