THOMAS BERNHARD E

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Eine Biografie
Manfred Mittermayer
THOMAS BERNHARD
Leseprobe
Buchcover
1
»Einmal am Tag freut man sich,
daß man am Leben ist und noch nicht tot.
Das ist ein unwahrscheinliches Kapital.«
2
Thomas Bernhard
Plakat 978 3 7017 9142 2
Residenz Verlag
Manfred Mittermayer
Thomas Bernhard.
Eine Biografie
ca. 400 Seiten
140 × 220, Hardcover, mit zahlreichen
Abbildungen
ca. € 28,–
Erscheint am 29. September 2015
Warengruppe 1951
ISBN 978 3 7017 3364 4
Polarisierender Skandalautor, Klassiker der Weltliteratur, welt­
berühmter Dramatiker, österreichisches Phänomen: All das und
noch viel mehr war Thomas Bernhard, dessen umfassende Bio­
grafie nun vorliegt. Der Thomas Bernhard-Experte Manfred
Mittermayer fasst Leben und Werk des Autors in eine Gesamt­
erzählung, die von Bernhards »Herkunftskomplex« – der Familie
seines Großvaters Johannes Freumbichler – bis zu seinem frühen
Tod nach jahrelanger Krankheit reicht.
Differenziert zeichnet Mittermayer das vielschichtige öffentliche
Erscheinungsbild, aber auch die privaten Lebensstationen nach
und setzt die wesentlichen Prosawerke und Theaterstücke in Bezug
zu einem Lebensweg, der untrennbar mit der österreichischen
Nachkriegsgeschichte ver­bunden war.
3
© Sepp Dreissinger
Manfred Mittermayer,
g­ eboren 1959, lebt in
Oberndorf bei Salzburg.
Studium der Germanistik
und Anglistik, seit 1984
Lehrtätigkeit an der Uni­
versität Salzburg. Seit 2012
ist Manfred Mittermayer
Leiter des Literaturarchivs
Salzburg und gemeinsam
mit Ines Schütz Leiter der
Rauriser Literaturtage.
Manfred Mittermayer hat
in den letzten Jahrzehnten
zahlreiche Bücher und Auf­
sätze zu Thomas Bernhard
publiziert sowie zahlreiche
erfolgreiche Ausstellungen zu Thomas Bernhard konzipiert (u. a.
»Johannes Freumbichler – Thomas Bernhard. Eine Beziehung«,
Ohlsdorf/Linz/Traunstein 1999; »Thomas Bernhard und seine
Lebens­menschen. Der Nachlaß«, Wien 2001 mit weiteren Statio­
nen in München, Berlin, Frankfurt, Prag, Luxemburg, Budapest,
Salvador da Bahia/Brasilien usw.; »Thomas Bernhard und Salz­
burg. 22 ­Annäherungen«, Salzburg 2001; »Thomas Bernhard und
das Theater«, Wien 2009).
Der Autor ist Mitglied des Herausgeberteams der 22-bändigen
Thomas Bernhard-Werkausgabe bei Suhrkamp. Im Rahmen seiner
Forschungstätigkeit am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte
und Theorie der Biographie hat Manfred Mittermayer 2005–2012
intensiv zur Biografie Thomas Bernhards gearbeitet.
Manfred Mittermayer steht für ­Veranstaltungen
zur Verfügung.
4
Umfassend und fundiert, persönlich
und detailreich:
Die Welt von Thomas Bernhard,
­nachgezeichnet von Manfred Mittermayer
Spitzentitel
Werbeschwerpunkt
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Börsenblatt, A
­ nzeiger, Buch­
media, Sortimenter­brief u. v. m.
Radiospots
Plakat
978 3 7017 9142 2
Auslagenpaket:
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Vertreter!
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Leseprobe
Am Tonhof
Der Komponist Gerhard Lampersberg berichtet, dass er und
seine Frau Maja den jungen Thomas Bernhard 1957 kennen­
gelernt hätten. Bei der Autorin Jeannie Ebner seien sie einan­
der erstmals begegnet. Ebner, die unter dem Namen »Jeannie
Billroth« ebenfalls Opfer der polemischen Darstellung in
Holzfällen werden wird, beschreibt ihre frühesten Eindrücke
von Thomas Bernhard Mitte der fünfziger Jahre so: »Der erste
Anblick war für mich erschreckend. Er hat ausgeschaut wie ein
hungriger Wolf. Hunde­mager, voller Akne, schlechte Zähne.«
Und er habe »mit einem starren Blick herumgeschaut.«*
Zunächst bringen die Lampersbergs ihren Gast in der Nähe
des Tonhofs unter. »Wir haben ihn nach Pichlern ­geführt«, so
Maja Lampersberg. »Dort hat er unsere ­ehemaligen Wohn­
räume zur Verfügung gehabt, und wir sind auf den Tonhof
gezogen.« Die beiden Gebäude sind etwa eine Stunde Fußweg
voneinander entfernt, Bernhard fährt zumeist mit dem Rad
oder geht zu Fuß durch den Wald. »Einmal ist er über Nacht
geblieben, dann länger und dann immer. Das war im Juli des
Jahres 1957.«** Insgesamt wohnt Bernhard drei Jahre am ­Tonhof.
Doch Bernhard ist nicht einfach nur Gast bei den Lampers­
bergs, die ihm in Holzfällen 1984 als Vorbilder für das Ehepaar
Auersberger dienen werden. In der kreativen Atmosphäre des
Tonhofs intensiviert er seine literarische Arbeit. »Die ­Verleger
* Jeannie Ebner, zit. nach Maria Fialik: Der Charismatiker. Thomas Bernhard und die Freunde von einst. Wien 1992, S. 29.
** Maja Lampersberg, zit. nach ebd., S. 104f.
6
* Lampersberg, zit. nach ebd., S. 107.
7
© J. Barth
haben schon damals alle in
ihn gedrungen, er soll Prosa
schreiben«, berichtet Maja
Lampersberg. »Und da hat
Thomas Bernhard bei uns in
der Dachkammer, das war
ein Bretterverschlag, in Ei­
seskälte, in eine Decke ein­
gewickelt, Schreibmaschine
hinauf, diese ersten Prosaver­
suche hineingerattert.«*
Am Tonhof lernt Bern­
hard eine Künstlerkollegin
kennen, mit der ihn eine
besonders lang andauernde
Thomas Bernhard, Café Bazar
Freundschaft verbinden wird: 1963
die Kostüm- und Bühnen­
bildnerin Annemarie Hammerstein-Siller (1938–2013), eine
entfernte Cousine von Maja Lampersberg. Von ihr stammen
einige wichtige Aussagen zum Charakter Bernhards. Als auffal­
lend habe Hammerstein-Siller damals vor allem »seine enorme
Anhänglichkeit« erlebt. Wie viele Bekannte Bernhards verweist
Hammerstein-Siller auf seine Lust, aus der Situation heraus
spontan mit Worten und Formulierungen zu spielen – und
damit auf seine Fähigkeit, ganze Menschengruppen über län­
gere Zeit zu unterhalten. Dieses »wirklich animierte Gespräch«
habe ihn auch »sehr beglückt«, und er sei für derartige Situatio­
nen wirklich dankbar gewesen.
Doch schon am Tonhof sei das Zusammenleben mit ihm
nicht einfach gewesen: Er sei so verletzlich gewesen, dass es
stets rasch zu einer Eskalation gekommen sei. Auffällig an ihm
sei auch gewesen, dass er sich nie entschuldigt habe. »Er hat
mir dann einmal erklärt, er sei ein Mensch, der befinde sich in
einem Raum und gehe durch die Tür durch, gehe in den nächs­
ten Raum und wieder durch die nächste Tür durch, aber nie
zurück.« * Einerseits habe er »sein Leben inszeniert«, also ver­
sucht, alles daran unter Kontrolle zu halten. Andererseits aber
habe er »eine sehr große Lebensangst gehabt«, erinnert sich
Hammerstein-Siller, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch
davor, dass er nicht mehr in der Lage sein könnte zu schreiben.
Charakteristisch sei aber schon damals sein enormer Wunsch
gewesen, »ein berühmter Mensch« zu werden. »Es war dann so
weit, daß er mir eigentlich einmal g’sagt hat, das einzige, was
mich interessiert, ist mein steinernes Denkmal.«**
*Annemarie Hammerstein-Siller, zit. nach Krista Fleischmann: Thomas
Bernhard. Eine Erinnerung. Wien 1992, S. 55ff.
** Ebd., S. 66.
8
Eine Gesellschaft, die zwei Minuten Finsternis nicht
­verträgt, kommt ohne mein Schauspiel aus.
Thomas Bernhards Stück Der Ignorant und der Wahnsinnige
ist deutlich auf den Kontext der Salzburger Festspiele zuge­
schnitten. Die Uraufführung dieses Stücks am 29. Juli 1972
mündet jedoch in einen der größten Skandale, die Bernhard
im Verlauf seiner literarischen Laufbahn ausgelöst hat. Für die
Salzburger Öffentlichkeit reichlich provokant ist von Anfang an
das Auftreten des Regisseurs Claus Peymann. Bezeichnender­
weise hält es Bernhard bereits Monate vor Probenbeginn für
geraten, seine Salzburger, die er wohl kennt, auf die Persönlich­
keit des von ihm gewünschten Regisseurs ein wenig vorzube­
reiten. Er versichert dem Festspielpräsidenten Josef Kaut im
Herbst 1971, dass es sich bei Peymann »um einen jungen, ganz
und gar ausgezeichneten Mann handelt«; wenn »sein Auftreten
vielleicht auch für Salzburger Verhältnisse verblüffend« sein
könne, so denke Bernhard doch, dass es eine »erfrischende
Wirkung tun« werde. Doch als Peymann die Festspiele in
einem Interview eine »ganz schicke Scheiße« nennt und durch
exquisite Requisitenwünsche (echten Champagner auch bei
den Proben etc.) unangenehm auffällt, empfinden ihn Mit­
arbeiter und Öffentlichkeit als »für Salzburger Verhältnisse«
vielleicht doch etwas zu »erfrischend«.
Als Peymann dann noch fordert, am Ende der Aufführung
habe stets, um die vom Autor vorgeschriebene absolute Fins­
ternis zu gewährleisten, für zwei Minuten auch das Notlicht im
Zuschauerraum abgeschaltet zu werden, kommt es zur Kon­
frontation. Während dieser zwei Minuten soll auf der Bühne
ein Tischtuch hochgezogen und die darauf befindlichen Teller,
9
Gläser und Flaschen geräuschvoll zerschlagen werden – um
die abschließende totale Zerstörung zu symbolisieren. Wenn
dabei die Notbeleuchtung brennt, verliert der Vorgang, sobald
sich die Augen des Publikums an die Verdunkelung gewöhnen,
seine Wirkung. Doch die Feuerpolizei verbietet aufgrund der
Gesetzeslage das Abschalten des Notlichts.
Auf der Generalprobe lässt der Festspielpräsident dennoch
die Notlichter auf seine Verantwortung löschen. Bei der Pre­
miere bleibt die Notbeleuchtung hingegen trotz aller Verein­
barungen eingeschaltet. Peymann versucht, den Hauptschalter
umzulegen, findet den Kasten jedoch abgesperrt. Der Effekt
einer in absoluter Finsternis nur akustisch angedeuteten Kata­
strophe auf der Bühne verpufft im Halbdunkel. Am Abend der
zweiten Vorstellung gibt es den erwartbaren Eklat. Regisseur
und Schauspieler, die sich genarrt fühlen, weigern sich zu spie­
len, wenn die Forderung nicht erfüllt werde. Thomas Bern­
hard schlägt vor, den Schluss überhaupt wegzulassen, doch er
kommt zu spät. Das Publikum ist in der Zwischenzeit nach
Hause geschickt worden.
In mehreren Telegrammen versucht Bernhard, den Fest­
spielpräsidenten umzustimmen. Am 1. August 1972 telegra­
phiert er an Josef Kaut: »ich hoffe sie stehen ganz auf der seite
des höchsten anspruchs des ernstes und der kunst und nicht
auf der seite der lokalen dummheit gemeinheit und nieder­
trächtigkeit«. Einen Tag später folgt die später viel zitierte
Erklärung: »eine gesellschaft die zwei minuten finsternis nicht
verträgt kommt ohne mein schauspiel aus«. In einem dritten,
301 Wörter umfassenden Telegramm folgt ein weiterer Kern­
satz des Bernhard’schen Kunstverständnisses: »hier geht es um
die strenge und um die unbestechlichkeit einer nervenanspan­
10
* Darstellung und Zitate nach: Thomas Bernhard: Werke 12: Dramen I.
Hg. von Manfred Mittermayer und Jean-Marie Winkler. Frankfurt/
Main 2004, Kommentar S. 473–475.
** Thomas Bernhard: Werke 19: Dramen V. Hg. von Martin Huber, Bern­
hard Judex und Manfred Mittermayer. Frankfurt/Main 2011, S. 207.
11
© Sepp Dreissinger
nenden kunst und um ihr
prinzip und nicht um die
gemeinheit eines unappe­
titlichen tagesfeuilletonis­
mus«.*
Bernhard bezieht sich
in seinem ebenfalls bei den
Festspielen uraufgeführten
Stück Der Theatermacher
(1985) nochmals ironisch
auf die mehr als ein Jahr­
zehnt zurückliegenden
Vorkommnisse. Darin
beschäftigt den Staatsschau­
spieler Bruscon bei der Vor­
Claus Peymann, Thomas
bereitung auf das geplante
­Bernhard, Linz 1984
Gastspiel seiner Mensch­
heitskomödie »Das Rad der Geschichte« in dem Dorf Utzbach
die Frage, ob er wohl die Genehmigung erhalten werde, sein
Drama in totaler Finsternis enden zu lassen. Als ihm der ört­
liche Feuerwehrhauptmann jedoch ohne Zögern erlaubt, das
Notlicht abzuschalten, kann er sich darüber gar nicht wirklich
freuen: »Um die Spannung gebracht letztenendes / Kein Not­
lichtverbot mehr«.**
Mit Siegfried Unseld in Ägypten
Von 30. April bis 19. Mai 1977 unternimmt Bernhard eine
ausgiebige Reise durch den Nahen Osten. Auf Einladung des
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hält er zwei Lesun­
gen, eine am 4. Mai in Shiraz, eine weitere am 7. Mai in Tehe­
ran; diese findet im Rahmen der Deutschen Buchausstellung
und in Verbindung mit dem dortigen Goethe-Institut statt.
Am 5. Mai stößt in Shiraz auch Siegfried Unseld zu ihm, der
zusammen mit seiner Frau Hildegard vom 29. April bis zum
12. Mai Israel, den Iran und Ägypten bereist. Unseld beschreibt
das Zusammensein mit Bernhard als »ungemein freundlich«.
Der Autor habe sogar an Exkursionen teilgenommen, sich
aber meist wieder zurückgezogen, »mit dem Hinweis, daß sein
Beruf (in seinem Paß steht als Beruf ›Landwirt‹) langen kultu­
rellen Exkursionen nicht standhält«.*
Die politische Situation im Iran wirkt sich auch auf die
Struktur des Goethe-Instituts und damit auf die geplanten Ver­
anstaltungen aus. Thomas Bernhard hat bei seiner Lesung nicht
mehr als fünf Zuhörer. Doch trotz einer kurzen Verstimmung,
weil er irrtümlich seitens des Goethe-Instituts nicht abgeholt
wird, nimmt der Autor die wenig erfreulichen Erfahrungen
bei seinem Auftritt erstaunlich gelassen hin. Die Weiterreise
nach Ägypten beginnt mit einem eindrucksvollen Flug über
die saudi-­arabische Wüste. Dann werden u. a. die Pyramiden
und die Altstadt besichtigt, die Oase Fayoum, aber auch das
* Siegfried Unseld, Reisebericht, zit. nach: Thomas Bernhard, Siegfried
Unseld. Der Briefwechsel. Hg. von Raimund Fellinger, Martin Huber
und Julia Ketterer. Frankfurt/Main 2009, S. 516.
12
ägyptische Nationalmuseum mit den Exponaten aus dem Grab
Tut-ench-Amuns. Von 12. bis 19. Mai besucht Bernhard dann
noch allein Jeru­salem.
Sieben Jahre danach nimmt Thomas Bernhard in einem
Text zum 60. Geburtstag von Siegfried Unseld auf diese und
andere Reisen Bezug. Er sei mit ihm »in vielen Ländern und
in vielen Städten« unterwegs gewesen, schreibt er über seinen
Verleger. »Auf den Ruinen von Persepolis baute er eine neue
Taschenbuchreihe, in der ägyptischen Wüste erdachte er sich
einen Hessevortrag. Ein kleiner stinkender Ölofen in einem
Hotel in Schiras inspirierte ihn eines Abends mit Vehemenz zu
einer durch und durch philosophischen Lebens- und Weltauf­
fassung bis drei Uhr früh.« In Teheran habe er zusammen mit
Unseld, dem leidenschaftlichen Schwimmer, »vom dreizehnten
Stock des Sheratonhotels« in ein trockenes Schwimmbecken
geschaut, in dem sich nur der Hotelmüll befunden habe. »Nie,
weder vorher noch nachher, habe ich einen so traurigen ­Unseld
gesehen.« In Kairo sei »eineinhalb Meter vor dem Ziel das Seil
jenes Lifts gerissen«, in dem Unseld und er »auf dem Weg zur
ebenen Erde« gewesen seien. »Ein nur eine halbe Sekunde
früher gerissenes Seil, und es gäbe schon sieben Jahre keinen
Unseld und keinen Bernhard. Wir hatten uns den Staub und
den Mörtel aus den Haaren und aus den Kleidern geschüttelt
und aufgelacht.«*
Charakteristisch für Bernhard ist die Art und Weise, wie
er das Erlebnis mit dem Lift in Kairo in seiner Textsammlung
Der Stimmenimitator literarisch verarbeitet. Unter dem Titel
Zurückgetreten lässt er dort seinen Ich-Erzähler berichten, wie
* Thomas Bernhard: Unseld, zit. nach ebd., S. 517.
13
© J. Barth
sich in Kairo nach einem
großen Empfang »so
viele Leute vor dem Auf­
zug im sechsten Stock­
werk« gedrängt hätten,
dass er selbst und seine
Begleiter, die es nicht
eilig gehabt hätten, zu­
rückgetreten seien. »Als
die Aufzugstür geschlos­
sen gewesen war, raste
der Aufzug unvermittelt
Thomas Bernhard, Obernathal 1966
und zum Entsetzen der
Zurückgebliebenen in
die Tiefe und zerschmetterte. Die Zurückgebliebenen waren
mehrere Sekunden außerstande gewesen, sich zu bewegen,
völlig wortlos waren sie in der vollkommenen Stille, die auf
die Detonation gefolgt war, die das Aufplatzen des Aufzugs im
Parterre verursacht hatte, stehen geblieben.« Der Text schließt
mit den Sätzen: »Natur­gemäß beschäftigt uns noch heute oft
die Frage, warum wir uns nicht in den Aufzug hineingedrängt
haben und vor den andern zurückgetreten sind. In Kairo,
haben wir gehört, rasen jährlich mehrere alte Aufzüge, die
überlastet sind, in die Tiefe.«*
* Thomas Bernhard: Werke 14: Erzählungen, Kurzprosa. Hg. von Hans
Höller, Martin Huber und Manfred Mittermayer. Frankfurt/Main 2003,
S. 328.
14
Büchertisch – Thomas Bernhard im Residenz Verlag
Autobiographische Schriften in einem Band
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Polarisierender Skandalautor, Klassiker der Weltliteratur,
welt­berühmter Dramatiker, österreichisches P
­ hänomen:
All das und noch viel mehr war Thomas Bernhard,
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­ homas
­Bernhard-Experte Manfred Mittermayer fasst Leben
und Werk des Autors in eine Gesamterzählung, die von
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vaters Johannes Freumbichler – bis zu seinem frühen Tod
nach jahrelanger Krankheit reicht.
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liche Erscheinungsbild, aber auch die privaten Lebens­
stationen nach und setzt die wesentlichen Prosawerke
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ver­bunden war.
ISBN 978 3 701
7 3364 4
Leseprobe online
residenzverlag.at auch als
© 2015 Residenz Verlag Grafik: Ekke Wolf Druck: druck.at, 2544 Leobersdorf
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