Customer Relationship Management im Mittelstand

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Arbeitspapier Nr. 28
Customer Relationship Management
im Mittelstand
Leif-Erik Wollenweber
Arbeitspapiere
der FOM
Wollenweber, Leif-Erik
Customer Relationship Management
im Mittelstand
Arbeitspapier der FOM, Nr. 28
Essen 2012
ISSN 1865-5610
© 2012 by
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ISSN 1865-5610
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Vorwort
Kundennähe gilt als einer der herausragenden Erfolgsfaktoren von KMU (klein- und
mittelständischen Unternehmen). Differenzierte Informationen über Kundenbedürfnisse
und jeweilige Anforderungen können bei engem Kontakt der Geschäftspartner direkt
erfasst und umgesetzt werden. Großunternehmen bedienen sich zu diesem Zweck
vorwiegend IT-gestützter Kundeninformationssysteme als Basis für ihr jeweiliges CRM
(Customer Relationship Management). Hier werden relevante Kundeninformationen
aufgezeichnet und in Hinblick auf eine effektive Marktdurchdringung ausgewertet. So
können Kundenwerte sowie Cross- und Up Selling-Potentiale erfolgswirksam gesteuert
werden.
Auch wenn die Umsetzung dieser CRM-Systeme im Mittelstand noch nicht flächendeckend erfolgt ist, und häufig der Erfolg auch nicht umfassend eintritt1, stellen CRMSysteme doch eine zukunftsorientierte Herausforderung im globalen Wettbewerb auch
für KMU dar. Vor diesem Hintergrund befasst sich der vorliegende Beitrag mit der Frage, welche Chancen und Risiken CRM für den Mittelstand bietet. Besonderer Fokus
wird dabei auf die Anforderungen und Hindernisse zur Einführung von CRM-Systemen
in KMU gelegt. Auf der Basis der Auswertung des aktuellen Forschungsstandes zum
CRM werden dazu anhand eines Fallbeispiels aus der kunststoffverarbeitenden Industrie – gestützt auf Experteninterviews – wesentliche Erfolgsfaktoren für den Einsatz von
CRM im Mittelstand identifiziert und hinsichtlich ihrer Operationalisierung erörtert.
Prof. Dr. Sabine Fichtner-Rosada
FOM Hochschule für Oekonomie & Management
Wissenschaftliche Schriftenleitung
Essen, Januar 2013
1
Vgl. Deutsche Bank Research (2009): S. 6 f., (letzter Zugriff: 31.08.2012)
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Danksagung
Bedanken möchte ich mich bei Mexhid Rexhi, Geschäftsführer und Mitinhaber der
Rexhi Faserverbundtechnik GmbH für die enge Kooperation, die Zurverfügungstellung
aller notwendigen Informationen und seine Bereitschaft zur Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse zur Einführung in sein mittelständisches Unternehmen.
Weiterhin danke ich herzlich dem Team der Schriftenleitung der FOM, mit deren geduldiger und sorgfältiger Unterstützung die vorliegende Veröffentlichung erfolgreich
entstehen konnte.
Dr. Leif Erik Wollenweber
FOM Hochschule für Oekonomie & Management
Essen, Januar 2013
II
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... IV
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ V
Tabellenverzeichnis ........................................................................................................... VI
1 Kundenorientierte Unternehmensführung im Mittelstand ................................................. 1
2 Customer Relationship Management (CRM) – geeignet für den Mittelstand? ................. 5
2.1 Problemdarstellung .................................................................................................... 5
2.2 Abgrenzung Großunternehmen und Mittelstand ...................................................... 11
2.3 CRM im Mittelstand .................................................................................................. 13
3 Customer Relationship Management ............................................................................. 16
3.1 Definitionsansätze von CRM .................................................................................... 16
3.2 Zielsetzung des CRM ............................................................................................... 20
3.3 Aufbau von CRM-Systemen..................................................................................... 23
3.3.1 Operatives CRM .............................................................................................. 25
3.3.2 Analytisches CRM ........................................................................................... 28
3.4 Zur Implementierung von CRM-Systemen ............................................................... 31
3.4.1 Projektmanagement zur Implementierung....................................................... 32
3.4.2 Kosten und Aufwand der Implementierung von CRM ..................................... 35
3.5 Vor- und Nachteile der Einführung von CRM ........................................................... 39
4 Einsatz von CRM - KMU und Großunternehmen im Vergleich....................................... 48
4.1 Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU .............................................. 48
4.2 Großunternehmen und CRM.................................................................................... 52
4.3 KMU und CRM ......................................................................................................... 53
4.4 Anforderungen an KMU zur Implementierung von CRM-Systemen ........................ 54
4.5 Anforderungen an CRM für KMU ............................................................................. 59
4.6 Anpassungsbedarfe des CRM ................................................................................. 62
4.7 Change Management zur Einführung von CRM ...................................................... 62
5 Fazit: CRM als Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg von KMU ........................................ 64
Anhangsverzeichnis.......................................................................................................... VII
Literaturverzeichnis............................................................................................................ 67
III
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Abkürzungsverzeichnis
B2B
Business to Business
B2C
Business to Consumer
CAS
Computer Aided Selling
CCRM
Collaborative Customer Relationship Management
CIC
Customer Interaction Center
CIO
Chief Information Officer
CRM
Customer Relationship Management
CTI
Computer-Telefon-Integration
CTP
Customer Touch Points
DDV
Deutscher Dialogmarketing Verband
ERP
Enterprise Resource Planning
FIT
Fraunhofer Instituts für Angewandte Informationstechnik
HBR
Harvard Business Review
HR
Human Resources
IfM
Institut für Mittelstandsforschung
ISS
Interactive Selling Systeme
KLM
Koninklijke Luchtvaart Maatschappij N.V.
MIT
Massachusetts Institute of Technology
ÖBB
Österreichische Bundesbahnen
OLAP
Online Analytical Processing
PWC
Price Waterhouse Coopers
RDF
Rexhi Duroplast Faserverbundtechnik
RWTH
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule
Saas
Software as a Service
SAP
Systeme Anwendungen Produkte in der Datenverarbeitung
SCM
Supply Chain Management
SID
Software-Initiative Deutschland
SoW
Share of Wallet
IV
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung zum kundenorientierten Marketing ........................................ 5
Abbildung 2: Entwicklung von CRM................................................................................ 9
Abbildung 3: Modell einer ABC-Analyse ....................................................................... 21
Abbildung 4: Ziele des CRM ......................................................................................... 23
Abbildung 5: OLAP-Datenwürfel ................................................................................... 30
Abbildung 6: Einsatz von CRM-Software bei Großunternehmen ................................. 52
Abbildung 7: CRM-Umsetzung bei KMU ...................................................................... 54
Abbildung 8: Nutzung der Instrumente des strategischen CRM ................................... 58
V
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Marketing-Verständnis ........................................................................................ 6
Tabelle 2: EU-Einteilung KMU und Großunternehmen...................................................... 12
Tabelle 3: Faktoren zur Beurteilung des Kundenwerts ...................................................... 22
Tabelle 4: Monatliche Nutzungsgebühren für Cloud-CRM-Lösungen ............................... 36
Tabelle 5: Positive und negative Effekte durch CRM ........................................................ 44
Tabelle 6: Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen ....................................... 48
Tabelle 7: Unterschiede bei Forschung & Entwicklung ..................................................... 49
Tabelle 8: Modul-Optionen von CRM-Systemen ............................................................... 60
VI
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
1 Kundenorientierte Unternehmensführung im Mittelstand
Durch moderne Kommunikationsmittel, Online-Marktplätze und E-Commerce können
Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen weltweit anbieten. Jedoch nimmt
auch die Konkurrenz auf dem Heimatmarkt zu, da Handelsbarrieren weiter fallen und
die internationale Konkurrenz weitgehend freien Marktzugang hat. Für Endverbraucher,
wie das betriebliche Beschaffungswesen, bietet sich deshalb vielfach das Ideal nahezu
vollständig transparenter Märkte. Das gilt für den B2B (Business to Business)-Bereich
ebenso wie für den Endverbraucher, sprich dem B2C (Business to Consumer)-Bereich,
der via Preissuchmaschine im Internet vergleicht. Logistikkosten spielen dabei häufig
eine nur marginale Rolle, so dass entweder die Differenzierung über die Qualität oder
der Produktpreis entscheiden. Auch dies fällt jedoch immer schwerer. Durch immer
schnellere Imitation oder Substitution sinken die Halbwertzeiten der Alleinstellungsmerkmale vieler Anbieter dramatisch.2 Nicht selten wird zudem das beste Produkt zugleich zum günstigsten Preis gefordert.3 Für Kunden bietet sich deshalb die Chance,
bei jeder Kaufentscheidung zum jeweils günstigsten Anbieter zu wechseln - die Loyalität sinkt.4
Allerdings ist die nahezu vollständige Vergleichbarkeit von Preisen und Leistungsangeboten nur eine Seite der Medaille. Durch den schnellen Austausch von Zulieferern
gehen Vertrauensbeziehungen verloren oder werden gar nicht erst ausgebaut. Die
Folge ist der sogenannte hybride Käufer: simple, homogene Güter, bei denen geringe
bis keine Qualitätsunterschiede zu vermuten sind, werden möglichst günstig eingekauft. Bei hochwertigen, spezialisierten Gütern hingegen fallen die vorökonomischen
Ziele Sympathie, Image, Loyalität und eben Vertrauen immer noch stark ins Gewicht.
Für Unternehmen, gerade in Hochlohnländern wie Deutschland, ist es deshalb wichtig,
ruinöse Preiswettkämpfe zu vermeiden und anstelle dessen, hybride Einkäufer in treue
Kunden zu verwandeln. Dies gelingt am besten, so die zentrale These des Kundenbeziehungsmanagements und damit dieses Beitrages, indem man seine Kunden, ihre
Bedürfnisse, ihre Entscheider bzw. deren Motive und ihre Prozesse bestmöglich kennt.
Das ist offensichtlich keine neue Erkenntnis, nur sind sowohl die Ansprüche der Kunden als auch ihre Produkt-, Konditionen- und Kommunikationsstrategien der Kunden
heute so komplex, dass es nicht mehr möglich ist, alle relevanten Daten ohne systematische Erfassung und Speicherung abrufbereit zu haben und verarbeiten zu können.
Bereits kleinste Unternehmen profitieren zweifelsohne von engen Kundenbeziehungen
und möglichst detaillierten Kenntnissen über Kunden, Interessenten und Markt. Deshalb sollte sich bereits für sie, so die These, der Einsatz von Kundenbeziehungsmanagement, im Folgenden als CRM (Customer Relationship Management) bezeichnet,
rentieren.
2
3
4
Vgl. Helmke, S. / Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S. 5; Morschett, D. (2002): S. 246.
Vgl. Runia, P. / Wahl, F. / Geyer, O. / Thewißen, C. (2011): S. 125; Schumacher, J. / Meyer, M.
(2004): S. 12 ff.; Stark, J. (2010): o. S., (letzter Zugriff: 18.08.21012).
Schüller, A. M. (2010): S. 20 f.; Stark, J. (2010): o. S., (letzter Zugriff: 18.08.21012); Deloitte (2008): S.
5, (letzter Zugriff: 20.08.2012).
1
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Dies gilt dann erst recht für Großunternehmen. Ob sich für KMU (Kleine und mittlere
Unternehmen) die Implementierung und Nutzung von CRM jedoch tatsächlich lohnt
und inwieweit sie sich hierbei von Großunternehmen unterscheiden, soll im Folgenden
thematisiert werden. Ausgangspunkt dieser Untersuchung war das 2011 durchgeführte
Beratungsprojekt zur Reorganisation des Vertriebs im Zusammenhang mit der Einführung eines CRM-Systems bei der mittelständischen RDF (Rexhi Duroplast Faserverbundtechnik) GmbH. Der Geschäftsführer Mexhid Rexhi unterstützte die wissenschaftliche Vorgehensweise, engagierte sich aktiv und befürwortete die Verwendung der Ergebnisse im Rahmen einer Publikation.5
Der RDF GmbH war klar, dass ihre Neukundenakquise, ihre Vertriebsorganisation und
ihr Kundenmanagement antiquiert waren und nicht mit dem Unternehmenswachstum
der letzten Jahre mitgehalten hatten. Eine Schwäche, die nicht untypisch für Mittelständler ist., denn obwohl die Vorteile eines systematischen, IT-gestützten Kundenbeziehungsmanagement auf der Hand liegen, vernachlässigen gerade Kleinunternehmen
die Chancen, die sich durch eine Professionalisierung im Vertrieb bieten.6 Während
2007 in der EU-15 nahezu 60 % der Großunternehmen CRM-Systeme nutzten, waren
es nur knapp 20 % der KMU.7 Deshalb sollte die Marketing- und Vertriebsorganisation
modernisiert und die passende CRM-Software gefunden werden.
Keinesfalls soll CRM hier nur auf dessen technische Komponente reduziert werden.8
Diese sind eine zur Beherrschung großer Datenmengen notwendige, aber nicht allein
ausreichende Komponente von CRM. CRM soll hier als Philosophie der kundenorientierten Unternehmensführung verstanden werden, die auf die einzelnen strategischen
und operativen Ziele herunter gebrochen wird.
Ein weiterer zentraler Aspekt der vorliegenden Untersuchung ist es, die Bedeutung der
Organisation, der Einbindung aller Unternehmensfunktionen und die Motivierung des
betroffenen Mitarbeiters für den Erfolg von CRM zu betrachten.9
Vor allem die Vertriebsmitarbeiter müssen vom Nutzen für das Unternehmen und für
sie selbst überzeugt werden. CRM-Einführungen scheitern nicht selten gerade wegen
fehlender Akzeptanz und in der Folge mangelhafter Datenpflege durch den Vertrieb.
Immerhin bedeutet die Einführung eines CRM-Systems für langjährige Vertriebsmitarbeiter, dass sie ihr Expertenwissen im Unternehmen frei verfügbar machen. Dabei geht
es nicht nur um den Verlust von „Herrschaftswissen“, sondern auch um die Angst, ersetzbar durch jüngere oder billigere Arbeitskräfte zu werden. Solchen Befürchtungen
gilt es vorzubeugen, denn, wenn auch nur ein Teil der Vertriebsmitarbeiter das CRM
ablehnen würde, könnte dieses durch unzureichende oder sogar unzutreffende Daten 5
6
7
8
9
2
Sensible Unternehmensdaten werden nicht in der Studie veröffentlicht. Es wurde zugleich darauf
geachtet, dass hierdurch deren wissenschaftliche Aussagefähigkeit nicht beeinträchtigt wird.
Vgl. Brendel, M. (2003): S. 27 ff.
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 1, (letzter Zugriff: 23.11.2012). Daten basierend auf Eurostat.
Leußer, W. / Hippner, H. / Wilde, K. D. (2011a), S. 17.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, XXVIII.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
eingaben sabotiert werden, so dass auch die Datenqualität insbesondere für das analytische CRM unbrauchbar werden könnte. Ein solches Fehlverhalten wäre jedoch oft
nur schwer und mit großem Aufwand nachweisbar. Für Vertriebsmitarbeiter, die den
CRM-Einsatz nicht als vorteilhaft ansehen, bedeutet die Dateneingabe jedenfalls zumindest einen zusätzlichen Aufwand, der bei mangelnder Akzeptanz so gering wie
möglich gehalten wird. Den zumeist weitgehend autark arbeitenden Vertriebsmitarbeitern wird dies ein leichtes sein. Nicht zuletzt könnten diese die Einführung des CRM
auch als Versuch der Unternehmensleitung sehen, sie stärker zu kontrollieren.
Umso mehr sollte also ein möglichst großer Anteil speziell der Außendienstmitarbeiter
den Einsatz des CRM nicht (vorrangig) als Belastung und Eingriff in die individuelle
Arbeitsweise, sondern vor allem als Chance zur Erfolgssteigerung und damit als persönlichen Vorteil begreifen. Eine Hypothese, der im Folgenden nachgegangen wird, ist
deshalb, ob die Implementierung eines CRM-Systems in eine bestehende Organisation
deshalb auch des Change Management und der Organisations- und Personalentwicklung bedarf.
Die generell positive Wirkung von CRM auf die Faktoren Kundenbindung, Kosteneffizienz und damit Umsatz und Ertrag wurde bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen.10 Für Großunternehmen ist der Nutzen von CRM weitgehend unbestritten und
ausreichend untersucht (wenngleich es auch hier Umsetzungsschwierigkeiten und Optimierungsbedarfe gibt). Für KMU11 gilt dies jedoch nicht in gleichem Maße, obwohl
viele Industriezweige direkte Zulieferer von Großunternehmen sind und damit eine enge Einbindung in deren Supply Chain sowie Qualitätsmanagement aufweisen. Deshalb
kann die RDF als Beispielunternehmen für die Zulieferer von Großunternehmen betrachtet werden.
Den zentralen Hypothesen kann nicht allein anhand vorhandener wissenschaftlicher
Literaturquellen und Untersuchungen nachgegangen werden. Da die hier zu erhebenden Daten in großen Teilen auf „weiche Faktoren“ abstellen und interne Prozesse in
KMU abgefragt werden, wurden offene, leitfadengestützte Experteninterviews zu den
qualitativen Aspekten des Kundenbeziehungsmanagements bei KMU eingesetzt.
Der Vorteil beim Einsatz von Experteninterviews liegt in der Möglichkeit, Kausalzusammenhänge zu erkennen und vertiefte Kenntnisse des Forschungsgegenstandes zu
gewinnen. Ferner kann durch die Auswahl von Interviewpartnern mit komplementären
Kenntnissen eine ausgewogenere Analyse erfolgen. Dies war auch hier das Ziel, weshalb die verschiedenen Aspekte von CRM durch folgende Experten abgedeckt wurden:
10
11
Götz, O. / Krafft, M. (2011): S. 543 f.; Bruhn, M. (2009a): S. 67; Huber, F. / Herrmann, A. / Braunstein,
C. (2009), S., 79; Bauer, H. H. / Stokburger, G. / Hammerschmidt, M. (2006): S. 134.
KMU und Mittelstand werden im Folgenden synonym gebraucht. Maximal 5 % aller Betriebe in
Deutschland werden zu den Großunternehmen und Konzernen gezählt. Vgl. Günterberg, B. (2012): S.
1 ff. (letzter Zugriff: 24.11.2012).
3
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
1. Wissenschaftliche Expertise zum Thema CRM in KMU:
Prof. Dr. Florian Siems
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere B2B-Marketing
RWTH Aachen
Templergraben 64
52056 Aachen
2. Kommerzielle Anbieter von CRM-Systemen:
Guido Sander
Sander CRM Software
Inhaber, Beratung und Vertrieb
Oppenweher Straße 14-16
D-49419 Wagenfeld
3. KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie - mit CRM:
Wolfram Sultze
Gaugler & Lutz OHG
Habsburger Straße 12
D-73432 Aalen-Ebnat
4. KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie - ohne CRM
Georg Kötter
BÜFA Composites GmbH & Co. KG
Hohe Looge 2-8
26180 Rastede
Die Interviews wurden als offene, leitfadengestützte Experteninterviews geführt. Die
Erstellung eines Leitfadens war notwendig, um die Vergleichbarkeit der Interviews sicherzustellen. Zugleich sollten die offenen Fragen Raum geben, im Leitfaden nicht
berücksichtigte Zusammenhänge zu identifizieren und so neue Erkenntnisse zu erhalten. Zunächst wurde nach dem Aufgabengebiet, der beruflichen Qualifikation und dem
Erfahrungshintergrund des CRM-Experten gefragt. Der Grundregel „vom Einfachen
zum Komplexen, vom Allgemeinen zum Speziellen“ folgend, wurden dann die Fragen
zu Vor- und Nachteilen von CRM-Systemen, darauf aufbauend zur Implementierung,
insbesondere in KMU und zuletzt zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen durch
den Einsatz von CRM in KMU gestellt.12
12
4
In Anhang 1 werden die Experteninterviewprotokolle zur Verfügung gestellt.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
2 Customer Relationship Management (CRM) – geeignet für den Mittelstand?
2.1 Problemdarstellung
Durch die zunehmende Globalisierung sowie den steigenden Preiskampf auf nationalen und internationalen Märkten für Produkte und Dienstleistungen sind Unternehmen
mit einer stark ausgeprägten abnehmerseitigen Verhandlungsmacht konfrontiert.13 Um
sich gegenüber dem Wettbewerb zu differenzieren und bestehende Kunden zu binden,
ist es notwendig, dass die Unternehmen ein neues Marketingverständnis schaffen,
welches den Kunden in den Mittelpunkt aller Unternehmensaktivitäten stellt.14 Das Primat der marktorientierten Unternehmensführung fordert eine strategische Ausrichtung
aller Unternehmensaktivitäten an den Bedürfnissen der Kunden und dem Verhalten der
Wettbewerber. Das Marketing nimmt deshalb eine duale Funktion wahr: Es dient als
Leitbild und strategische Ausrichtung der Unternehmensführung und stellt deshalb die
Vorgabe für alle primären Funktionen (s. dazu Abb. 1) der Wertkette dar.15
Fertigung
Fertigung
Fertigung
Marketing
Marketing
Personal
Personal
Einkauf
Fertigung
Personal
Finanzen
Personal
Finanzen
Einkauf
Forschung
Forschung
Quelle: Vgl. Fisch, J. H. / Roß, J. M. (2009): S. 91.
Abbildung 1: Entwicklung zum kundenorientierten Marketing
Innerhalb dieser bleibt es zugleich die verbindende Unternehmensaktivität zwischen
Forschung & Entwicklung, Beschaffung und Produktion in den Vorstufen und dann dem
Vertrieb, der Ausgangslogistik und dem Aftersales-Service.16
Das Verständnis des Marketingbegriffs hat sich von den 80er Jahren zu den 2010ern
vom produkt- und leistungsbezogenen Verkauf und einer massenorientierten Kommunikation (one-to-many) hin zur individuellen Kundenkommunikation entwickelt (one-toone). Gerade aus dieser Perspektive bedeutet marktorientierte Unternehmensführung
13
14
15
16
Vgl. Helmke, S. / Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S. 5 ff.
Vgl. Bruhn, M. (2009a), S. 35; Gerdes, J. (2010), S. 475 ff.
Vgl. Porter, M. E. (2004): S. 127 ff.
Vgl. Meffert, H. / Burmann, C. / Kirchgeorg, M. (2008): S. 12 ff.
5
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
kundenorientierte Unternehmensführung.17 Diese inhaltliche Fortentwicklung lässt sich
gut an der nachfolgenden Gegenüberstellung ersehen:
Tabelle 1: Marketing-Verständnis
Bisheriges Marketing Verständnis
Zukünftiges Marketing-Verständnis
(klassisches Marketing)
(Customer Relationship)
•
Ziel: to make a sale
•
Ziel: to create a customer
•
Verkauf ist Abschluss einer
Kundenbeziehung
•
Verkauf ist der Beginn einer
Kundenbeziehung
•
Käufer und Verkäufer sind un-
•
Käufer und Verkäufer sind vonei-
abhängig
nander abhängig
•
Ausrichtung: Produkt (mass
production)
•
Ausrichtung: Service (mass
customization)
•
Produkte und Ressourcen bestimmen die Marketing-
•
Beziehungen (relationship) bestimmen die Marketing-
Aktivitäten
Aktivitäten
•
Kunde kauft Werte
•
Kunde schafft Werte
•
Kosten + Gewinn = Preis
•
Preis - Gewinn= Kosten
•
Einseitige Kommunikation
•
Zweiseitige Kommunikation
•
Anonymer Kunde
•
Bekannter Kunde: Name, Adresse, Lebensstil, Produktlebenszyklus
Quelle: Vgl. Thommen, J. / Achleitner, A. K. (2009): S. 13 ff.
Mit Hilfe des neuen Marketingverständnisses soll nun der Kunde im Mittelpunkt stehen.
Doch im Gegensatz dazu, lebt das bis in die 70er Jahre hinein herrschende Paradigma
der Produktorientierung noch in einigen mittelständischen Unternehmen fort, die bislang durch günstige Faktoren, wie eine hohe Produktqualität und Innovationskraft oder
einen besonderen stabilen Kundenstamm relativ wenig Anpassungsdruck gespürt hatten. Doch auch diese letzten „Reservate“ werden durch das dynamische Fortschreiten
der Globalisierung bald verschwunden sein.18 So sind jahrzehntealte Kundenbeziehun 17
18
6
Vgl. Zerres, M. / Zerres, C. (2003): S. 205.
Vgl. Zerres, M. / Zerres, C. (2003): S. 125.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
gen gerade in Deutschland nicht selten durch die persönliche Bekanntschaft mit dem
Unternehmensgründer geprägt. Doch diese Gründergeneration aus den 1950er und
1960er Jahren und ihre angestammten Kunden gehen irgendwann in den Ruhestand.
Einige regional ausgerichtete und ehemals florierende KMU erleben deshalb, wie ihre
Kundschaft regelrecht ausstirbt – zuerst kaum merklich, dann mit dramatischer Geschwindigkeit.
Steht der Generationswechsel an und ein Nachfolger bereit – was längst nicht immer
der Fall ist – werden die Karten neu gemischt. Während in Großunternehmen die angestellte Geschäftsführung für (eine gewisse) Kontinuität steht, stellt der Inhaberwechsel bei KMU für das Unternehmen und seine Kunden eine kritische Phase dar. Mit dem
alten Inhaber scheidet die Identifikationsfigur nach außen und innen aus, ohne CRM
fehlt auf einen Schlag der meist größte „Datenspeicher“ mit Kundeninformationen, verhandelten Konditionen und Agreements. Je intensiver bis dahin die Kundenbeziehungen waren, desto stärker wirkt sich dann ein möglicher Wandel in der Firmenpolitik auf
den Kunden und seine Bindung aus.
Nicht zuletzt stellt die Übergangsphase vom alten zum neuen Chef angesichts des
herrschenden Wettbewerbsdruck auf dem Gros der Märkte eine Einladung für die Konkurrenz dar, Kundschaft abzuwerben. Ohne die persönliche Bindung sind viele Kunden
deutlich schneller bereit, die Geschäftsbeziehungen zu beenden und den Anbieter zu
wechseln. Verfügt das Unternehmen allerdings schon im Vorfeld über ein funktionierendes CRM, können die Kunden aktiv und individuell von der neuen Unternehmensleitung angesprochen werden, um die bestehende Bindung zu bewahren und zu erneuern.
Im Wettbewerb sind oft nicht mehr nur der Preis oder die Qualität des Produktes allein
ausschlaggebend, sondern das gesamte Leistungsbündel einschließlich des AfterSales-Services wird betrachtet. Die Leistungsfähigkeit und Anpassungsgeschwindigkeit
ganzer Wertschöpfungsketten entscheiden – gerade im B2B-Bereich – angesichts der
immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen über die Wettbewerbsfähigkeit. Hier
kann das CRM wertvolle Dienste für die Koordination der Leistungserstellung im Unternehmensnetzwerk und mit dem Kunden leisten.
Wohl selten in der Geschichte war es leichter und ging es schneller, Kunden an den
Wettbewerb zu verlieren. Neue Kunden zu gewinnen, bedeutet bis zu fünf Mal höhere
Werbe- und Vertriebskosten, als bestehende Kunden zu binden.19 Verlorene Kunden
zurückzugewinnen kann sogar bis zu 10fache höhere Kosten bedingen.20 Unternehmen muss deshalb daran gelegen sein, zuvorderst die Kundenzufriedenheit und damit
-loyalität zu stärken, um die Umsätze mit bestehenden Kunden zu steigern.21 Selbstverständlich kommt kaum ein Unternehmen ohne Neukundenakquise aus, da eine ge 19
20
21
Vgl. Scharnbacher, K. / Kiefer, G. (2003): S. 15 f.
Vgl. Duffner, A. / Henn, H. (2001): S. 41.
Vgl. Götz, O. / Krafft, M. (2011): S. 213 ff.; Scharnbacher, K. / Kiefer, G. (2003): S. 16; Griffin A. /
Gleason, G. / Preiss, R. / Shevenaugh, D. (1995): S. 65.
7
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
wisse Fluktuation immer angenommen werden muss, die die Kundenbasis erodieren
würde.
Der Widerstand bei KMU gegen die Einführung eines CRM basiert oft auf dem Argument, viele der Informationen, die erfasst und verarbeitet werden sollen, wären schon
zuvor im Unternehmen vorhanden. Außerdem habe der Vertrieb sein Handwerk ja bislang auch verstanden, sonst hätte das Unternehmen nie wettbewerbsfähig werden
können.
Dem ist entgegenzuhalten, dass das Wissen um die Kunden und die Prozesse in der
Tat auch ohne CRM vorhanden ist, jedoch nur implizit - in den Köpfen der erfahrenen
Mitarbeiter, vor allem des Vertriebsaußendienstes. Ein systematisches Management
von Kundenbeziehungen ist so nicht möglich. Hier muss deshalb die Überzeugungsarbeit ansetzen, dass es zum Nutzen auch der Außendienstmitarbeiter wie eben des
Gesamtunternehmens ist, ein systematisches Wissensmanagement zu betreiben. Dazu bedarf es einer bestimmten, unterstützenden Unternehmenskultur, die oft erst noch
entwickelt werden muss.
Zudem müssen die Rüstkosten eines CRM betrachtet werden. Diese fallen grundsätzlich auch in Großunternehmen an, in Relation zu dem Umsatz und den übrigen Kostenstellen können sie aber vor allen Dingen bei KMU absolut wie relativ betrachtet von
höherem Gewicht und damit kostenintensiv sein. Vereinfacht ausgedrückt, kann es
sich ein KMU überhaupt finanziell wie personell leisten, ein CRM einzuführen? Und
zugleich, kann es nachhaltige Erfolge erzielen ohne ein softwaregestütztes CRM?
Denn zusätzlich zu den Einführungs-, Rüst- und Change Management-Kosten muss
der möglicherweise erhöhte administrative Aufwand betrachtet werden. Gerade KMU
müssen äußerst genau darauf achten, dass der Detaillierungs- und Komplexitätsgrad
des CRM durch dessen Nutzen gerechtfertigt wird.
Selbst bei optimaler technischer Integration eines CRM-Systems bedarf es der Einbindung und auch der Akzeptanz in der gesamten Organisation des Unternehmens. Die
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Einführung von CRM bei KMU oft an diesen
Faktoren scheitert.22 Notwendig sind deshalb Maßnahmen der Organisationsentwicklung und eine Anpassung der personellen Ressourcen. Dies gilt insbesondere für kleine KMU, bei denen in der Regel weder die Qualifikation noch die Stelle eines CRMBetreuers vorhanden ist. Für eine optimale Integration von CRM wäre es für KMU mit
einem Vertriebsaußendienst wünschenswert, wenn die Aufgaben der Datenpflege und
–analyse an mindestens einen Mitarbeiter zuzüglich Stellvertreter vergeben werden
22
8
Vgl. Duscha, A. (2007): S. 29 ff., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
kann.23 Gerade für die sensible Einführungsphase kann die Heranziehung externer
Berater sinnvoll sein.24
Die Verwendung von CRM-Systemen gewinnt kontinuierlich an Bedeutung, da die Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen austauschbar werden. Damit besteht ein
wichtiges Wettbewerbsinstrument und Differenzierungskriterium zur Steigerung der
Kundenzufriedenheit und damit der Kundenbindung und -gewinnung.25 Letztlich kann
es dazu dienen, entscheidende Wettbewerbsvorteile zu generieren (s. Abb. 2).
CRM als strategischer Wettbewerbsvorteil
Ausschöpfung von
Kundenpotenzialen
Kundenfreundliche
Beziehungspflege
IT-Orientierung
Vertriebsorientierung
Führungsphilosophie
Quelle: nach Weißenberger, B. (2004): S. 20.
Abbildung 2: Entwicklung von CRM
Zur Verdeutlichung: Allein die Verhinderung der Abwanderung von Kunden kann sich
dramatisch auf den Gewinn auswirken. US-Studien zufolge kann eine Reduzierung der
Kundenabwanderung um 5 % eine Gewinnsteigerung je Kunde von bis zu 85 % bewir 23
24
25
Hier ist eine Verknüpfung mit den Anforderungen von Qualitätsmanagementsystemen sinnvoll, die
i.d.R. eine Doppelverantwortung für alle wichtigen Mitarbeiteraufgaben im Unternehmen fordern.
Hier wäre es eine interessante Frage für die betriebswirtschaftliche Forschung, inwieweit deren Einsatz den Erfolg von CRM-Systemen erhöhen kann.
Der positive Effekt der Kundenzufriedenheit auf die Kundenbindung wurde bereits in Studien nachgewiesen. Allerdings ist diese nicht allein erklärend, da bspw. im Fall der Automobilindustrie Untersuchungen zufolge bei bis zu 95 % der zufriedenen Kunden teils nur 40 % tatsächlich loyal bleiben. Vgl.
Homburg, C. / Becker, A. / Hentschel, F. (2010): S. 123.
9
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
ken.26 Da die Anbieter immer härter um die Gesamtkaufkraft (Share of Wallet27) der
Kunden konkurrieren, gewinnt CRM auch bei KMU aus strategischer wie operativer
Perspektive an Relevanz.28 Die hierfür notwendige bestmögliche Kenntnis des Kunden,
seine Bindung und Loyalität lassen sich nur mit einer systematischen Kunden- und
Marktbearbeitung verwirklichen.29
Hierfür entwickelte CRM-Systeme sind inzwischen so komplex, dass ihr Einsatz zunächst mit Großunternehmen in Zusammenhang gebracht wird. Jedoch sind die Stärken persönlicher Kundenbeziehungen und genauer Kundenkenntnis eigentlich die Domäne der KMU gewesen.30 CRM wird heute hingegen, so die These, weniger mit KMU
assoziiert, da ihnen zwar keinesfalls die Sensibilität für die Bedeutung möglichst große
Kundennähe fehlt, es ihnen jedoch an der planvollen Erfassung und Analyse der Kundendaten sowie an einer eben solchen Kundenkommunikation und –behandlung mangelt.
Die möglichst effektive und effiziente Kundengewinnung und -bindung erfolgt deshalb
idealerweise – in Großunternehmen wie in KMU - in systematischer und aktueller
Form. Dies zu verwirklichen ist das Ziel des modernen CRM.31 Eine wichtige, aber
eben nicht alleinige Rolle spielt dabei der Einsatz von spezieller Unternehmenssoftware. Mit wie viel Aufwand, auf welche Weise und wie erfolgreich gerade KMU diese
einsetzen können, ist die im Mittelpunkt der folgenden Untersuchung stehende Fragestellung, deren Untersuchung auf den folgenden Hypothesen basiert:
1. Der Einsatz von CRM-Systemen ist nicht allein auf eine IT-Prozesssteuerung beschränkt, sondern eine Nutzenfunktion für das Gesamtunternehmen.
2. KMU unterscheiden sich in ihren Voraussetzungen hinsichtlich der Einführung und
Nutzung von CRM-Systemen.
3. KMU fehlen Ressourcen und Management-Strukturen zur erfolgreichen Implementierung von vollständigen CRM-Systemen.
4. Es bedarf:
a. der Anpassung von CRM-Systemen an KMU-spezifische Anforderungen,
b. der Organisationsentwicklung von KMU im Sinne eines Change Management zur
Einführung des CRM und einer entsprechend offenen Unternehmenskultur.
5. Im Erfolgsfall erzielen KMU spürbare Wettbewerbsvorteile durch CRM.
26
27
28
29
30
31
10
Vgl. Bruhn, M. (2007): S. 11 ff.
Vgl. Buck-Emden, R. / Saddei, D. (2008), S. 509.
Vgl. Weißenberger, B. (2004): S. 20.
Vgl. Meffert, H. / Burmann, C. / Kirchgeorg, M. (2008): S. 16 ff.
Manhart vergleicht die Stärke von KMU mit dem „Tante-Emma-Prinzip“, bei dem die Ladenbesitzerin
ihre Kundschaft genau kannte und deshalb eine hohe Loyalität gewann: „CRM ist deshalb heute im
Geschäftsleben unabdingbar. Dabei ist der Grundansatz alles andere als neu. Wie erfolgreiche Kundenpflege und -bindung funktioniert, zeigte früher jeder kleine Tante-Emma-Laden. Tante
Emma war eine exzellente Expertin auf diesem Gebiet. Sie kannte viele ihrer Kunden beim Namen,
wusste über deren Vorlieben Bescheid und konnte so auf deren individuelle Wünsche besser reagieren. Man fühlte sich dort als Kunde verstanden, geschätzt und gut beraten – und kam gerne wieder.“
Manhart, D. (2008): o. S., (letzter Zugriff: 14.08.2012).
Vgl. Rageth, J. C. / Hafner, N. / Stadelmann, M. (2006): S. 4 ff.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Zur Prüfung der Hypothesen wird zunächst ein idealtypisches CRM beschrieben. Dann
werden typische, für die Betrachtung von CRM relevante, Unterschiede zwischen
Großunternehmen und KMU herausgearbeitet. Anschließend gilt es, die Faktoren zu
identifizieren, die eine nachhaltig erfolgreiche Integration von CRM in KMU bedingen.
Besonders betrachtet wird, inwiefern die Organisationsstruktur und die Leistungsprozesse von KMU zur Einführung von CRM angepasst werden müssen und wie die Akzeptanz der Mitarbeiter zu gewinnen ist. Denn ob Groß- oder Kleinunternehmen, unmotivierte Mitarbeiter stellen vermutlich eine der größten Hürden für die Implementierung von CRM-System dar.
Die weiter ausdifferenzierten Fragen lauten deshalb:
1. Was sind die Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU zur Einführung
von CRM?
2. Was sind die Anforderungen für ein KMU-taugliches CRM?
3. Wie kann die Zusammensetzung der Komponenten von CRM-Systemen mit KMUspezifischen Anforderungen erfolgreich angepasst werden?
4. Welche personellen und finanziellen Ressourcen werden durch ein effektives und
effizientes CRM beansprucht?
5. Wie kann CRM erfolgreich bei KMU implementiert werden? Welche Risiken gilt es
dabei zu beachten?
6. Welche Wettbewerbsvorteile können KMU durch CRM zu erzielen?
Die aufgestellten Hypothesen gilt es, mit Hilfe dieser zur Präzisierung formulierten Fragestellungen im Folgenden zu untersuchen.
2.2 Abgrenzung Großunternehmen und Mittelstand
Der Begriff Mittelstand wird meist im Zusammenhang mit der Abkürzung „KMU“ verwendet und steht für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen“.32 In der Literatur und
Praxis findet man verschiedene Abgrenzungsmethoden. So kann entweder nach Anzahl Beschäftigter, nach der Größe des Umsatzes oder der Bilanzsumme differenziert
werden.
Nach einer Empfehlung der EU-Kommission gelten seit 2003 die in Tabelle 2 genannten Abgrenzungen, welche auf die Merkmale ‚Beschäftigte‘ und ‚Umsatz‘ abstellen:
32
Vgl. IfM (2012a): o. S., (letzter Zugriff: 15.08.2012).
11
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Tabelle 2: EU-Einteilung KMU und Großunternehmen
Größenklasse
Beschäftigte
Jahresumsatz
Kleinstunternehmen
bis 9
und bis 2 Mill.
Kleine Unternehmen¹
bis 49
und bis 10 Mill.
Mittlere Unternehmen²
bis 249
und bis 50 Mill.
Großunternehmen
über 249
oder über 50 Mill.
Quelle: EU-Kommission (2003), o. S. (letzter Zugriff 25.11.2012).
Die Kommission verwendet den Begriff KMU folglich als Oberbegriff für
Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen. Alle Unternehmen mit weniger
als 250 Beschäftigten und höchstens 50 Millionen Euro Jahresumsatz gelten als KMU.
Das Institut für Mittelstandsforschung zieht quantitativ ähnliche Grenzen wie die EUKommission und bezeichnet Betriebe mit einem Umsatz von bis zu 50 Millionen Euro
und einer Mitarbeiterzahl von bis zu 500 als KMU. Es betrachtet jedoch zusätzlich, ob
Unternehmen jenseits dieser Grenzen zu mindestens 50 % in der Hand von bis zu zwei
natürlichen Personen sind und ob diese oder deren Familienangehörige Teil der Geschäftsführung sind.33 Weitere qualitative Abgrenzungen zwischen KMU und Großunternehmen lassen sich anhand der folgenden Kriterien festmachen:
• Eigentümerunternehmer leitet und finanziert das Unternehmen und ist im Gegensatz zu Großunternehmen schwer auszutauschen
• Enges Spektrum an Produkten oder Dienstleistungen, dafür oftmals in einer
Marktnische spezialisiert
• Schnelleres Eingehen auf Kundenwünsche
• Flexibilität bei Marktveränderungen
• Persönliche Kontakte der Geschäftsführung zu Kunden und Lieferanten
• Informeller Kontakt zwischen Unternehmer und Mitarbeiter
33
12
Vgl. IfM (2012b): o. S., (letzter Zugriff: 15.08.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
• Oftmals werden eher intuitive als analytisch herausgearbeitete Entscheidungen
getroffen
• Einbettung der Familie in möglichst vielen Bereichen
• Ausbildung ist oftmals technisch orientiert, so dass die betriebswirtschaftlichen
Kenntnisse vernachlässigt werden.
• Es gibt bei KMU eine hohe Zahl von Nebenerwerbsbetrieben.34
Bei KMU dominiert häufig in auf den Unternehmer spezialisiertes Einliniensystem, welches von ihm eigenhändig oder unter Zuhilfenahme einer anderen Führungsperson bis
in die Feinheiten überschaubar ist. Bei vielen KMU besteht nicht die Möglichkeit, jede
Managementfunktion mit einem Experten zu belegen. Die Führungsperson in KMU
sollte demzufolge ein Generalist sein, dessen Fähigkeiten betriebswirtschaftliche und
fachliche Aufgabenfelder umfassen.35 Gut 95 % der Unternehmen in Deutschland gehören der Definition des Instituts für Mittelstandsforschung zufolge zu den KMU.36 Dies
ist ein deutlicher Fingerzeig, welch wichtige Rolle der Mittelstand für die deutsche
Volkswirtschaft spielt.
2.3 CRM im Mittelstand
Veröffentlichungen zu CRM-Systemen gibt es meterweise. In der Praxis verzichten
jedoch gerade Mittelständler, die oft in besonderem Maße auf Kundennähe angewiesen sind, auf eine systematische Bearbeitung ihrer Kundenbeziehungen. Deshalb werden in dieser Arbeit zwar alle wesentlichen Aspekte des Kundenbeziehungsmanagements vorgestellt, im Mittelpunkt steht jedoch die Frage des Nutzens und der Praktikabilität gerade für KMU, sei es in der Industrie oder im Handwerk. Diese, so die zentrale
These, müssen einen überdurchschnittlich hohen Teil ihrer finanziellen, personellen
und administrativen Ressourcen aufwenden, um ein CRM-System erfolgreich zu implementieren. Für sie stellt sich in besonderem Maße die Frage nach der Kosten–
Nutzen-Relation. So war es auch in der Fallstudie der RDF GmbH, die in den Jahren
2010 bis 2011 Gegenstand des wissenschaftlichen Beratungsprojektes zur CRMEinführung war. Im Rahmen dessen wurden qualitative Daten durch Interviews mit
CRM-Experten, CRM-Dienstleistungsanbietern und Partnerunternehmen der RDF
GmbH erhoben. Ziel war es, inhaltliche Zusammenhänge zu erkennen und eine umfassendere Sichtweise zum Einsatz von CRM insbesondere bei KMU zu erhalten. Als
greifbares Ergebnis sollten die Faktoren identifiziert werden, die in Hinblick auf KMU für
oder gegen den Einsatz von CRM sprechen und die für dessen erfolgreichen Einsatz
entscheidend sind.
Die Relevanz dieser Fragestellung wird beispielhaft anhand der bundesweit angelegten, vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Studie zum ganzheitlichen „Einsatz
34
35
36
Vgl. Fueglistaller, U. / Müller, C. / Volery, T. (2004): S. 92 ff.
Vgl. Schauf, M. (2009): S. 5.
Vgl. Günterberg, B. (2012): S. 11 ff., (letzter Zugriff: 24.11.2012).
13
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
von CRM-Systemen in KMU“ aus dem Jahr 2007 deutlich. Im Rahmen ihrer Erhebung
kommen die Autoren Duscha und Hudetz zu dem Ergebnis, dass lediglich rund 50 %
der 232 befragten KMU ein CRM-System einsetzen. Von diesen geben immerhin 70 %
an, überwiegend positive Erfahrungen zu machen und die meisten der mit dem CRM
verbundenen Ziele zu erreichen. Wiederum 50 % der KMU ohne CRM wollten innerhalb der nächsten zwei Jahre ein CRM implementieren. Bei den meisten Unternehmen
– rund 75 % - ist die Geschäftsführung der wesentliche Nutzer des CRM. In der Untersuchung wird deutlich, dass großes Interesse und ein ebensolcher Informationsbedarf
zum Thema CRM-Systemen herrscht. Vor allem bei den Unternehmen, die CRM noch
nicht einsetzen, bestehen dabei erhebliche Wissensdefizite. Es kann deshalb vermutet
werden, dass die bisherige Entscheidung gegen CRM-Systeme oft weniger auf strategischen Erwägungen als auf Unkenntnis beruht.37
Die Autoren konzedieren, dass KMU trotz ihres großen Interesses an CRM nur zu einem „geringen Teil ein wirklich ganzheitliches Kundenbeziehungsmanagement betreiben.“38 Vielmehr handele es sich oft um „rudimentäre Systeme zur Kundenerfassung“
39
, mit denen nur einzelne Marketingmaßnahmen durchgeführt würden, ohne diese
kundenspezifisch abzustimmen.40
Obwohl die Autoren in ihrer Studie zu einem recht positiven Fazit zum CRM-Einsatz
bei KMU kommen, steht dieses nicht in Widerspruch zu anderweitigen Untersuchungen, die bis dahin zu dem negativen Ergebnis gekommen sind, dass bis zu 50 % der
CRM-Einführungen scheitern, „da vor deren Implementierung die Ziele nicht exakt definiert sind, die Kundenbedürfnisse nicht genau berücksichtigt werden und organisatorische Anpassung sowie Mitarbeiterschulung fehlen.“41
Um valide Aussagen über den Erfolg von CRM-Systemen treffen zu können, fehlt gerade kleineren Mittelständlern oft auch das systematische Controlling. Ohne wissenschaftliche Methodik besteht zudem die Gefahr, dass die Einführung von CRMSystemen unkritisch und übertrieben positiv beurteilt wird, da die Verantwortlichen dazu neigen, die eigene Anschaffungsentscheidung ohne kritische Reflektion gut zu heißen. Dieser Effekt könnte sogar umso stärker ausfallen, je höher die Investitions- und
Implementierungskosten ausgefallen sind.
Der quantitative Forschungsansatz von Duscha und Hudetz sollte deshalb in einer weiteren, branchenübergreifenden aktuellen Untersuchung bei KMU weitergeführt werden.
Besonders interessant dabei wäre, den gleichen Kreis von Unternehmen einzuschließen, der in der ersten Studie befragt wurde. Es könnte dann überprüft werden, welche
Erfahrungen die rund 25 % der Unternehmen zwischenzeitlich gemacht haben, die
2007 noch kein CRM hatten und es bis 2009 einführen wollten. Um der angesproche 37
38
39
40
41
14
Vgl. Duscha, A. (2007): passim, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Vgl. Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
nen Verzerrungsgefahr bei der Beantwortung vorzubeugen, sollte zudem geprüft werden, welche Ziele die Unternehmen mit ihren CRM-Systemen verfolgen, wie sie den
Erfolg des CRM definieren und welche Controlling-Instrumente sie zur Messung verwenden. So könnten dann auch insgesamt verlässliche Daten dazu gewonnen werden,
wie stark und nachhaltig sich der Einsatz von CRM-Systemen auf den Unternehmenserfolg bei KMU auswirkt.
15
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
3 Customer Relationship Management
3.1 Definitionsansätze von CRM
Der Begriff des CRM, der sich Ende der 1990er Jahre entwickelte, gewinnt mehr und
mehr an Bedeutung. Verantwortliche Faktoren sind der hohe Wettbewerbsdruck für
Unternehmen mit teils globaler Konkurrenz, in den Industriestaaten oftmals gesättigte
Märkte, immer kürzere Produktlebenszyklen bis hin zu technologischen Umbrüchen.
Hinzu kommt die durch das Internet erreichte große Transparenz von Leistungen und
Konditionen.
Für Endverbrauchermärkte kommt die steigende Komplexität durch zunehmend heterogene Kundengruppen und hybride Käufer mit hohem Anspruch und geringer Loyalität
hinzu. Das erhöht den Managementaufwand und schmälert die Margen.
Der transaktions-, produkt- und ressourcenorientierte Marketingansatz sei deshalb laut
Bruhn auf dem Rückzug.42 Gefordert ist die langfristige und nachhaltige Zufriedenstellung und damit Gewinnung und Bindung des Kunden. Dies gilt für Endverbraucher wie
Industriegütermärkte.43 Die Kundenbeziehungen sollen deshalb systematisch analysiert und gestaltet werden. Dies ist Aufgabe des Kundenbeziehungsmanagements. Da
gerade durch die kritische Öffentlichkeit in den Industriestaaten die Bedeutung der
Stakeholder an die der Kunden heranreicht, wäre der Ansatz des Kundenbeziehungsmanagements auf diese auszudehnen.
In der Literatur mit dem Kundenbeziehungsmanagement gleichgesetzt ist der Begriff
des CRM, wie im Folgenden weiter verwandt. Eine einheitliche wissenschaftliche Definition ist noch nicht anzutreffen. Das Verständnis von CRM reicht in der Wissenschaft
und vor allem in der betrieblichen Praxis von der Bezeichnung eines IT-Systems über
die Begrenzung auf die Vertriebsfunktion bis hin zu einem umfassenden Ansatz der
Unternehmensführung.44
Für Winkelmann bedeutet CRM kurz und prägnant „integriertes Kundenmanagement“.45 Wessling stellt ebenfalls den Kunden in den Mittelpunkt, bezieht in seiner Definition jedoch noch die Stakeholder mit ein:
„Customer Relationship Management (CRM) ist der aktive Aufbau und Erhalt langfristiger profitabler Kundenbeziehungen durch Interaktion mit dem Kunden. Die Interaktion
erfolgt dabei durch den Einsatz geeigneter Technologien, wertsteigernder Geschäftsprozesse für alle Stakeholder und zufriedenen Kunden.“46
42
43
44
45
46
16
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 9.
Zur Bedeutung und Abgrenzung des Industriegütermarketing vom Konsumgütermarketing s. Backhaus, K. / Voeth, M. (2010): S. 3 ff.
Vgl. stellvertretend Bruhn, M. (2011): S. 12 f.
Winkelmann, P. (2008): S. 301.
Wessling, H. (2001): S. 11.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Stokburger und Pufahl sehen die IT-Systeme als zusätzliche Unterstützung des CRM,
um z.B. die Identifizierung von Kundenbedürfnissen zu erleichtern.47 Bei vielen Definitionen wird der Einsatz von zweckdienlichen Technologien, Datenbanken und Software
zur Erreichung von Mehrwerten und Wertsteigerungen für das Unternehmen durch den
Aufbau von vorteilhaften Kundenbeziehungen genannt.48 Zu beachten ist hierbei jedoch, dass das CRM im Unternehmen gelebt werden muss. Der Ansatz des CRM darf
sich nicht allein auf die Sichtweise der Software und IT-Systeme beschränken.49
Das unterstreicht sogar der Vorstandsvorsitzende des für mittelständische CRMLösungen marktführenden Softwareanbieters CAS Software AG, Hubschneider, der
CRM als „Teil einer Unternehmensstrategie“50 betrachtet, die dauerhaft im Unternehmen zu verankern sei. Für ihn ist Kundenbeziehungsmanagement mehr als Software:
„Wer seine Wettbewerbsposition durch CRM verbessern will, muss zunächst eine
CRM-Strategie entwickeln, seine Geschäftsprozesse auf den Grad der Kundenorientierung überprüfen und gegebenenfalls optimieren.“51
Im Vordergrund steht deshalb auch bei Stokburger Pufahl der neue Ansatz des CRM
als „ganzheitliche, vernetzte Sicht und Pflege von Kundenbeziehungen entsprechend
ihrer Kundenwertigkeit.“52 Dyché sieht CRM dabei sogar nicht nur ausschließlich als
eine Disziplin des Marketings, sondern als einen ganzheitlichen Ansatz der Kundenkommunikation. Demzufolge greife CRM auch in die Bereiche Marketing, Kundenservice und Vertrieb ein.53
Für Bruhn wäre das bei CRM zu weit gegriffen, erst das „Relationship Marketing im
weiteren Sinne“54 umfasse seiner Meinung nach auch die Betrachtung der Unternehmensbeziehungen zu allen Anspruchsgruppen.55 Er geht einen eigenen Weg und betrachtet das CRM als „Informationstechnologie“ und grenzt es damit von dem aus seiner Sicht umfassenderen Begriff des „Relationship Marketing“ ab. Dieses sei durch
seine Managementorientierung der integrierte Ansatz, unter dessen Dach sämtliche
Marketingmaßnahmen eines Unternehmens zusammenzufassen seien.56 Da das
Relationship Marketing im „engeren Sinne“ Bruhns zufolge aber ausschließlich die
Kundenbeziehungen betreffe, ist ein Erkenntnisgewinn durch die Unterscheidung zwischen diesem Begriff und CRM nicht feststellbar. Auch Hofbauer und Hellwig sehen es
als die Aufgabe des Relationship Marketing an, die langfristigen Kundenbeziehungen
zu steuern.57 Im Ergebnis geht Bruhn mit der herrschenden Meinung konform, dass
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 34.
Vgl. Hippner, H. / Hubrich, B. / Wilde, K. K. (Hrsg.) (2011): S. 17.
Vgl. Homburg, C. / Schäfer, H. / Schneider, J. (2008): S. 231.
Hubschneider, M. (2007): S. 14.
Hubschneider, M. (2007): S. 14.
Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 34.
Vgl. Dyché, J. (2001): S. 4.
Bruhn, M. (2009b): S. 12.
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 11 f.
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 12 f.
Vgl. Hofbauer, G. / Hellwig, C. (2009): S. 26.
17
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
eine kundenorientierte Unternehmensphilosophie durch beziehungsorientierte Informationssysteme umzusetzen sei.58
Aufgrund der weiten Sichtweise von CRM wird in der Literatur häufig die Definition des
CRM-Councils des DDV (Deutscher Dialogmarketing Verband) e.V. herangezogen:59
„CRM ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensführung. Er integriert und optimiert abteilungsübergreifend alle kundenbezogenen Prozesse in Marketing, Vertrieb,
Kundendienst sowie Forschung & Entwicklung. Dies geschieht auf der Grundlage einer
Datenbank mit einer entsprechenden Software zur Marktbearbeitung und anhand eines
vorher definierten Verkaufsprozesses. Zielsetzung des CRM ist dabei die Schaffung
von Mehrwerten auf Kunden- und Lieferantenseite im Rahmen der Geschäftsbeziehungen.“60
Hippner und Wilde sehen CRM als einen integrierten Ansatz der Unternehmensführung
an. Sie schlagen deshalb die folgende Sichtweise vor: „Customer Relationship Management umfasst den Aufbau und die Festigung langfristig profitabler Kundenbeziehungen durch abgestimmte und kundenindividuelle Marketing-, Sales- und Servicekonzepte mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnologien.“61
Diese Idee der Führung individueller Kundenbeziehungen wird als Paradigmenwechsel
gegenüber dem Marketingverständnis des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet.62
Für viele Unternehmen, deren Strukturen und Prozesse noch in dieser Zeit begründet
sind, erfordert dies eine Umkehr im Denken. In zunehmend vom Verdrängungswettbewerb gekennzeichneten Märkten wird die Kompetenz, die attraktivsten Kunden mit genau auf deren Bedürfnisse zugeschnittenen Produkten zu versorgen zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Grundlegend dafür ist, dass sie ihre kundenzentrierten Geschäftsprozesse auf den Kunden ausrichten und in einen kontinuierlichen Dialog mit
ihm eintreten. Rentable und loyale Kunden sind zentrale Größen für den langfristigen
Unternehmenserfolg.63
In diesem Zusammenhang definieren Hippner und Wilde zwei maßgebliche Gestaltungsbereiche für den Einsatz von CRM. Erstens müsse zur Einführung von CRM laut
Leußer, Hippner und Wilde eine „Neuausrichtung aller Geschäftsprozesse und Verantwortlichkeiten auf den Kunden hin erfolgen“64 und zweitens müssten möglichst umfassend und detailliert die Daten der Kunden erhoben werden, um diese zu segmentieren,
Kampagnen zu steuern, Produkte zu positionieren und ein systematisches Controlling
durchführen zu können.65 Die Komplexität der Zusammenführung aller kundenbezogenen Daten erfordert die Synchronisation aller Interaktionskanäle für eine ganzheitliche
58
59
60
61
62
63
64
65
18
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 13.
Kramer, J. W, / Neumann-Szyszka, J. (Hrsg.) (2009): S. 229.
Deutscher Dialogmarketing Verband, (o. J.), o. S. (letzter Zugriff 22.08.2012).
Hippner, H. / Hubrich, B. / Wilde, K. D. (2011 ): S. 18.
Vgl. Brodie, R. J. / Coviello, N. / Brookes, R. / Little, V. (1997): S. 382 f.
Hippner, H. / Wilde, K. D. (2006): S. 18.
Leußer, W. / Hippner, H. / Wilde, K. D. (2011b): S. 18.
Vgl. Leußer, W. / Hippner, H. / Wilde, K. D. (2011b): S. 733 f.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Sicht auf den Kunden („One Face of the Customer“) und somit auch eine abgestimmte
Kundenansprache („One Face to the Customer“).66
In diesem Zusammenhang ist Kundenorientierung die Ausrichtung der Aktivitäten des
Unternehmens an den Bedürfnissen der Kunden, die sich in der Beachtung der Kundenperspektive auf sämtlichen Stufen des Wertschöpfungsprozesses positiv niederschlagen soll. Leitgedanke ist es, marktorientierte Unternehmensführung zu verwirklichen, mit dem Ziel, langfristige und profitable Kundenbeziehungen aufzubauen.
CRM stellt also einen ganzheitlichen Ansatz dar. Es umfasst alle Maßnahmen, die das
Unternehmen mit seinen Mitarbeitern ergreift, um mit Kunden zu kommunizieren, diese
zufriedenzustellen und an das Unternehmen zu binden. Vor allem geht es darum, Kundeninformationen zu sammeln, zu verwalten und diese dann zu verwerten. Diese Daten beschreiben den Kunden bei der Kundenansprache, Akquisition und Kundenpflege
und unterstützen Marketing, Vertrieb und Kundenservice.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Rahmen von CRM ist die Kundenzufriedenheit, die
ein Anzeichen für Kundenbindung und damit letztendlich für den langfristigen Unternehmenswert darstellt.67 In der Studie von PWC zu den Treibern des Shareholder Values aus dem Jahr 2002 wurde die Kundenzufriedenheit und –loyalität mit 83 % als
zweitwichtigster Faktor hinter der Produkt- und Servicequalität (89 %) und noch vor
Betriebseffizienz (75 %) genannt.68
CRM wird dennoch häufig auf seine technologische Dimension reduziert.69 Kundenbeziehungsmanagement soll jedoch von der Philosophie der markt- und kundenorientierten Unternehmensführung abgeleitet verstanden werden als:
ƒ eine Frage der Denkweise und Einstellung gegenüber Kunden, also der Kultur der
Kundenorientierung und Kundenpflege,
ƒ die Kenntnis um die Selektierbarkeit von Kunden (Kundensparte und Kundenwert)
und um den Nutzen, welcher mit dem einzelnen Kunden verbunden ist,
ƒ die Gestaltung und Verbesserung von Kommunikations- und Verkaufsprozessen.
ƒ Erst nachdem die strategische Planung und die unternehmensspezifische Konzeption des CRM geklärt sind, sollen die Gestaltung der CRM-Prozesse und die Auswahl der geeigneten CRM-Software erfolgen.70
66
67
68
69
70
Leußer, W. / Rühl, D. / Wilde, K. D. (2011): S. 604 ff.; Neckel, P. / Knobloch, B. (2005): S. 42; Schulze, J. (2002): S. 43.
Vgl. Helmke, S. / Brinker, D. / Wessoly, H. (2002): S. 312 f.; Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S.
7 f.
Vgl. Kröner, R. (2007), S. 21, (letzter Zugriff: 24.11.2012).
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 11 f.; Hippner, H. / Wilde, K. D. (2006): S. 17 ff.
Vgl. Helmke, S. / Brinker, D. / Wessoly, H. (2002): S. 312; Uebel, M. F., / Dangelmaier, W. (2008): S.
20 f.
19
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
3.2 Zielsetzung des CRM
Zentral für ein jedes Unternehmen ist es, Kunden zu gewinnen, ihre Loyalität zu stärken und verlorene, attraktive Kunden zurückzuerobern.71 Das Kundenbeziehungsmanagement bildet die Grundlage, um die kundenorientierten Prozesse in Vertrieb und
Marketing effektiv und effizient zu gestalten.72 Auf diese Aufgaben und Bedürfnisse
zugeschnittene CRM-Systeme unterstützen Unternehmen bei dieser Aufgabe.
Vereinfacht dargestellt, gründet das CRM eine „Erfolgskette“, bei der durch erhöhte
Kundenzufriedenheit eine höhere Kundenbindung entsteht und dadurch der ökonomische Erfolg gesteigert werden kann.73
Als Ziele des CRM können mithin die Neukundengewinnung, die Kundenzufriedenheit,
die Kundenbindung, eine verbesserte Effizienz und letztendlich Steigerung von Marktanteilen, Umsatz und Gewinn durch Up- und Cross-Selling gelten.74
Die Rolle des CRM besteht mithin in dem systematischen Aufbau und der Pflege von
Kundenbeziehungen. Es umfasst die Phasen Ansprechen, Gewinnen, Informieren,
Bedienen und Pflegen eines Kundenstamms. Oftmals wird dieser Prozess auch mit
den „3 R“ Recruitment, Retention und Recovery beschrieben, wodurch der Aspekt der
Kundenrückgewinnung stärker betont wird.75
Wichtig ist es, dass alle in Kundenprozesse eingebundenen Mitarbeiter bei der Einführung des CRM berücksichtigt werden. Oft ist es nicht das Management, sondern es
sind die Mitarbeiter, die in Kontakt zum Kunden stehen. Deswegen müssen die Mitarbeiter von den Vorteilen des CRM überzeugt und in seiner Anwendung geschult sein.
Es reicht nicht aus, wenn der Mitarbeiter nur um die Kundenbedürfnisse und den Kundenwert weiß, sondern er muss auch willens und in der Lage sein, dieses Wissen in
konkretes, kundenorientiertes Handeln umzusetzen.76
Außerdem kommt es darauf an, dass die Mitarbeiter ihre Kenntnisse in auswertbarer
Form zur Unternehmensplanung zur Verfügung stellen. Für den Kunden geht es hierbei zugleich um eine spürbare Verbesserung des Services und der Austauschbeziehungen. Der Kunde kann erkennen, dass er individuell bedient wird und Unterstützung
bei seinem Beschaffungsprozess erhält. Dadurch wird der allgemeinen Erfahrung nach
seine Loyalität erhöht, was seinen Kundenwert steigert und sich positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt.77
71
72
73
74
75
76
77
20
Vgl. Matzler, K. / Stahl, H. K. / Hinterhuber, H. H. (2009): S. 3 ff.; S. 452 f.; Stührenberg, L. / Meiners,
N. / Behrens, J. H. (2008): S. 21.
Grabner-Kräuter, S. / Schwarz-Musch, A. (2009): S. 183.
Bruhn, M. (2009a): S. 67. Vgl. zur positiven ökonomischen Beziehung zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Markterfolg auch: Kotler, P. / Armstrong, G. / Wong, V. et al. (2011): S. 430 ff.
Vgl. Grabner-Kräuter, S. / Schwarz-Musch, A. (2009): S. 184; May, U. / Asal, R. / Hilmer, M. (2010):
S. 92 f.; Bruhn, M. (2009b): S. 193.
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 10 f.
Vgl. Rageth, J. C. / Hafner, N. / Stadelmann, M. (2006): S. 17 ff.
Vgl. Weis, H. C. (2010): S. 425.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Zu den Zielen des Kundenbeziehungsmanagement gehört es auch, die Kunden zu
identifizieren, welche für das Unternehmen auf lange Sicht am profitabelsten sind. Dies
zu ermitteln erfordert eine Kundenwertanalyse. In deren Rahmen werden typischerweise die folgenden Kriterien untersucht und im nächsten Schritt nach unternehmensspezifischen Gesichtspunkten nach einem bestimmten Scoring-Modell gewichtet: Umsatz
(Umsatzpotential), Deckungsbeitrag (Deckungsbeitragspotential), Cross-SellingPotential, Referenzpotential, Dauer der Geschäftsbeziehung, Informationspotential und
Zahlungsverhalten respektive Bonität.
Für die Kategorisierung der Kunden nach ihren Kundenwerten bietet sich die ABCAnalyse an (vgl. dazu auch Abb. 3).78 Unter Verwendung der ABC-Analyse macht sich
der erzielte Beitrag der einzelnen bestehenden Kunden am Unternehmenserfolg bemerkbar. Hierzu werden dann die Kunden in die Gruppen A, B und C aufgeteilt. Gruppe A repräsentiert die wichtigsten Kunden, die also anteilsmäßig den größten Umsatz
erbringen, Gruppe B zählen zu denjenigen, die einen positiven Deckungsbeitrag bewirken, aber nicht nachhaltig zur Ertragssteigerung beitragen. C-Kunden beanspruchen
dagegen einen größeren Teil der Unternehmensressourcen, ohne dabei erheblich zum
Unternehmenserfolg beizutragen.
Quelle: in Anlehnung an Schulte, G. (2001): S. 62.
Abbildung 3: Modell einer ABC-Analyse
Hier ist in der Regel angezeigt, diese zu identifizieren, um den Betreuungsaufwand zu
reduzieren oder sich von ihnen zu trennen. Die frei werdenden Kapazitäten können
dann zur Marktdurchdringung, Marktentwicklung, Produktentwicklung oder Diversifikation des Unternehmens eingesetzt werden.79
78
79
Vgl. Weis, H. C. (2010): S. 90 f.
Hippner, H. / Wilde, K. D. / (2006): S. 361 ff.
21
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Neben der Segmentierung der Kunden nach der ABC-Analyse kann eine Aufteilung
auch mittels eines Kundenportfolios80 oder nach der Methode des SoW („Share of Wallet“) erfolgen.81 Eine weitere, einfache Methode ist die Anwendung des Pareto-Prinzips,
auch 80/20-Regel genannt.82
Der SoW, auch „Share of Customer“ genannt, gibt den Anteil des Unternehmens am
individuellen Einkaufsvolumen des Kunden an. Die Vorteile der SoW-Betrachtung liegen darin, dass Kunden, die ein hohes Einkaufsvolumen haben, länger gebunden werden können und höhere Renditen ermöglichen. Wichtige Faktoren, welche zur Beurteilung des Kundenwerts betrachtet werden sollten, werden in der folgenden Übersicht
dargestellt.
Tabelle 3: Faktoren zur Beurteilung des Kundenwerts
Faktoren zur Beurteilung des
Kundenwerts
(abgeleitet aus den relevanten Unternehmens- und
Marketingzielen)
Quantitativ: monetärer Kundenwert
Ist
Potenzial
Umsatzerlöse mit dem Kunden:
ƒ pro Jahr/ Monat
ƒ pro Produktgruppe
Kosten durch den Kunden:
ƒ Kundengewinnung
ƒ Kundenpflege
ƒ Reklamationen, Änderungen
ƒ Kundenbindung
ƒ Ausscheiden des Kunden
Qualitativ
Cross-Selling-/ Up-Selling-Wert:
Diese Produkte sind für den Kunden interessant
Kommunikations- und Akquisitionswert:
ƒ So oft empfiehlt uns der Kunde
ƒ Kunde ist Referenz für …
Informationswert: Kunde liefert Informationen über
ƒ Markt
ƒ Produktanforderungen
Sonstige
Quelle: In Anlehnung an: Brendel, M. (2003): S. 136 ff.; Günter, B. / Helm, S. (2011): S. 271 ff.
Durch die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Grundlagen für ein erfolgreiches Multilevel-Marketing gelegt werden.83 Nicht nur im B2C, sondern eben selbst im Industriegüterbereich ist es wichtig, dass eine persönliche Kundenbindung84 erfolgt, indem Kun 80
81
82
83
84
22
Vgl. Weis, H. C. (2010): S. 94.
Vgl. Bruhn, M. (1999): S. 157.
Vgl. Weis, H. C. (2010): S. 151.
Vgl. Meffert, H. / Burmann, C. / Kirchgeorg, M. (2008): S. 314.
Vgl. Haehnel, C. (2011): S. 172 ff.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
denbedürfnisse auf für sie nachvollziehbare Weise ernst und wichtig genommen werden.85 Neben der psychologischen und sozialen Bindung gibt es die Möglichkeit der
vertraglich institutionellen und der ökonomisch sowie technisch-funktionalen Bindung.86
Höhere Qualität der Kundenbearbeitung
- Differenzierung und One-to-One Marketing
- Mehrwertservices
Ziele
des
CRM
Verbesserung des internen Bearbeitungsprozess
- Workflows
- Prozesskennzahlen
Verbessertes Kundenmanagement
- Datenintegration
- Anwendungsorientierte Auswertung
Verbesserung der Schnittstellen zum Kunden
- Reklamationsbearbeitung
- Kundenhistorie, Kundenprofile
Steigerung des
Unternehmenswertes durch
höhere Kundenzufriedenheit
und - bindung
Marketing,
Vertrieb und
Kundenservice
sind an diesen
Zielen ganzheitlich auszurichten
Quelle: nach Helmke, S. / Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S. 8.
Abbildung 4: Ziele des CRM
Die weiteren Subziele des Kundenbeziehungsmanagement - Verbesserung der
Schnittstellen zum Kunden, verbessertes Kundendatenmanagement, Verbesserung
der internen Bearbeitungsprozesse und höhere Qualität der Kundenbearbeitung - veranschaulicht Abb. 4. Alle zusammen dienen der Steigerung des Unternehmenswertes
durch höhere Kundenzufriedenheit und Kundenbindung.
3.3 Aufbau von CRM-Systemen
Der Ausgangspunkt des CRM ist der strategische Planungsprozess mit den Schritten
der Zielsetzung, Analyse, Planung und des Controllings. Dieser stellt die Schnittstelle
von Unternehmensleitung und der Marketing- und Vertriebsfunktion dar. Dem CRM im
engeren Sinne obliegt es, die strategischen Vorgaben durch die operativen Prozesse
umzusetzen. Die Informationsbasis für die strategische Ebene und das operative CRM
85
86
Vgl. Winkelmann, P. (2000): S. 19.
Vgl. Backhaus, K. / Voeth, M. (2010): S. 605.
23
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
liefern die Analyseprozesse.87 CRM-Systeme verfügen über viele Funktionen mit unterschiedlichen Einsatzfeldern, die dennoch vier Hauptziele fokussieren:
1.
2.
3.
4.
Verbesserte Kundendatenanalyse
Geschäftsprozessoptimierung im Kundenmanagement
Erstellung innovativer Leistungsangebote für den Kunden
Kampagnensteuerung und Unterstützung neuer Marketing- und Vertriebsinstrumente.88
Die vielfältigen Funktionalitäten von CRM-Systemen lassen sich in die drei Komponenten kommunikatives, operatives und analytisches CRM unterteilen. Der kommunikative
CRM-Bereich kann dabei auch als Teilbereich des operativen CRM aufgefasst werden.
Zu unterscheiden sind auch die Kundentypen, dabei könnte nach gewerbliche Kunden,
Handelskunden und Endverbraucher unterteilt werden. Typische Daten, die den Kunden charakterisieren, können zum Beispiel sein:89
ƒ
ƒ
ƒ
Personengebundene Daten, zum einzelnen Kunden (Kontaktadresse etc.)
soziodemografische Daten
Bonität des Kunden
ƒ
ƒ
Zusammensetzung des Buying Centers im B2B-Bereich
Daten zum Kundenwert: erworbene Produkte, welcher Umsatz ist mit dem Kunden
erreicht, in welcher Zeitperiode, Nachlässe oder alternative Vergünstigungen
Daten, aller bislang gemachten Kundenkontakte
zusätzliche bezogene Serviceleistungen (Kundenbindung)
Ursachen für verlorene Aufträge (Kundenrückgewinnung).
ƒ
ƒ
ƒ
Nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für KMU hat ein Kundenbeziehungsmanagement deshalb bereits komplexe Anforderungen zu erfüllen. IT-seitig ist deshalb
schon für einfachere Analysen eine eindimensionale Darstellung der Kundendaten
nicht ausreichend, sondern es muss die Möglichkeit bestehen, Daten zu aggregieren
und in Kreuzrelationen bringen zu können. Außerdem ist es wiederum erforderlich, die
Dateneingaben aus verschiedenen Abteilungen zu harmonisieren und auf schnell erfassbare Weise wiederzugeben.
87
88
89
24
Leußer, W. / Hippner, H. / Wilde, K. D. (2011a): S. 38 f.
Vgl. Helmke, S. / Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S. 11 f.
Vgl. Hippner, H. / Wilde, K. D. (2006): S. 405 ff.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
3.3.1 Operatives CRM
Das operative CRM stellt die Verbesserung der Abläufe im Unternehmen mittels Softwaremodulen dar. Die Softwaremodule schaffen Möglichkeiten zur Nachbereitung von
Kundenkontakten, Marketing-Kampagnen, Vertriebsautomation und das Management
von Beschwerden. Das operative CRM wird auch als CAS (Computer Aided Selling)
bezeichnet.90
Die Funktion des operativen CRM besteht darin, das unmittelbare Verhältnis zwischen
Unternehmen und Kunden anzupassen und zu verbessern.91 Hinzu kommt die Aufgabe, die optimalen Hintergrundinformationen bezüglich eines Kunden zur Verfügung zu
stellen. So ist es beispielsweise mittels der Lost Order Analyse möglich, aus den Angeboten, auf die kein Auftrag folgt, zu lernen, um die längerfristig ausgerichtete Handlungsweise des Unternehmens zu modifizieren.92
Die Funktion der Marketing-Automation ist die Regulierung und Hilfestellung der auf
Kunden ausgerichteten Abläufe im Unternehmen, um den Datentransfer sowohl im
Unternehmen als auch in der Wechselbeziehung mit dem Kunden zu sichern. Im Fokus
steht hierbei der allumfassende und logisch aufgebaute gegenseitig förderliche Austausch der Kundeninformationen zwischen den einzelnen Unternehmensfunktionen.
Der Schwerpunkt der Marketing-Automation ist somit das Kampagnenmanagement
(Campaign Management), das
• dem passenden Abnehmer
• das richtige Informations- und Leistungsangebot
• im richtigen Kommunikationsstil
• über den richtigen Kommunikationskanal
• zum richtigen Zeitpunkt vermittelt.
An diesem Punkt werden entsprechend eines am Kunden orientierten Konzeptes, mit
vorausgesetzten Kauf- und Kontakthistorien, für sämtliche Kunden die beste Maßnahme und der beste Zeitpunkt ausgewählt.93
Innerhalb des operativen CRM sind das interaktive, das kommunikative und das
kollaborative CRM zu unterscheiden. Im Bereich des interaktiven CRM sollten alle
Funktionalitäten eingeführt werden, die im unmittelbaren Kontakt zum vorhandenen
oder potentiellen Kunden erforderlich sind. In diesem Zusammenhang werden Daten
und Informationen benötigt, welche zur Erläuterung des Verhältnisses zum Kunden
relevant sind.
90
91
92
93
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 11 sowie Homburg, C. / Schäfer, H. / Schneider, J. (2008):
S. 232.
Vgl. Meffert, H. / Burmann, C. / Kirchgeorg, M. (2008): S. 61.
Vgl. Hippner, H. / Wilde, K. D. (2001): S. 59.
Vgl. Hippner, H. / Wilde, K. D. (2006): S. 54.
25
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Das kommunikative CRM umfasst die Koordination sämtlicher Kommunikationskanäle
zum Kunden.94 Zu nennen sind vorrangig die folgenden CTP (Customer Touch Points):
• Email
• Post
• Fax
• Telefon
• Automated Call Distribution
• Interactive Voice Response
• Voice-over-Internet-Protokoll
• Internet
o
Webseiten
o
Webformulare
o
Chats
o
FAQs
o
E-Newsletter
o
Datenbankabruf
o
Datenbankpflege
o
Terminmanagement
o
Projektmanagement
o
Social Media
o
Links
• SMS/MMS
• Mail to Mail.95
Unternehmen erhalten durch die Integration der zuvor isolierten Kommunikationskanäle einen umfassenden Überblick über die Kommunikation mit dem Kunden. Dieser sollte bei einem gut funktionierenden kommunikativen CRM den Vorteil haben, dass die
Leistungen und Informationen seines Lieferanten aus einer Hand kommen. Eine
schnelle, fachkundige und kanalunabhängige Antwort auf seine Kontaktaufnahme ist
damit technisch möglich.
Zunehmende Bedeutung für das kommunikative CRM haben in den Kommunikationskanälen Internet und Multimedia-Telefonie insbesondere die Sozialen Medien (Social
Media) mit Netzwerk- und Kommunikationsplattformen wie Xing, Twitter oder Facebook
gewonnen.96 Social Media-Marketing wird in der Öffentlichkeit meist im Zusammenhang als neue Werbeform betrachtet, beginnt aber auch das Channel Management
94
95
96
26
Vgl. May, U. / Asal, R. / Hilmer, M. (2010): S. 92 f.
Vgl. auch Hippner, H. / Wilde, K. D. (2006): S. 65 ff.
Böttcher, D. / Kerst, V. / Prinz, W. et. al. (2010): passim, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
von CRM-Systemen grundlegend zu verändern. Dies erhöht die Anforderungen an das
CRM, wird aber in der Praxis bereits als Notwendigkeit begriffen:
"Soziale Netzwerke sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil in der Kommunikation
von Unternehmen mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden geworden, Unternehmen
haben erkannt, dass ein reiner „Me−too“ Ansatz nicht zielführend ist, und bauen strategisch eigene Netzwerke auf. Der Einsatz eigener Plattformen bietet Geschäftskunden
einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil." 97
Laut dem Social Media Report 2010/11 der SID (Software-Initiative Deutschland) und
des FIT (Fraunhofer Instituts für Angewandte Informationstechnik) gehen sogar 80%
der Unternehmen von einer weiterhin steigenden Bedeutung dieses Kommunikationskanals aus.98 Der Studie zufolge hat bereits die überwiegende Mehrheit deutscher Unternehmen die Bedeutung von sozialen Netzwerken erkannt und berücksichtigt diese
auch in Bezug auf Kommunikation und Kundenmanagement. Zu den wichtigsten Beweggründen gehören der rasche Informationsaustausch und zielgruppenorientiertes
Marketing für die Kommunikation über soziale Online-Netzwerke.99
Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einer Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von
Kunden-, Unternehmens- und Marktinformationen und zwar global. Für Unternehmen,
die eine offensive Online-Strategie verfolgen, bieten sich dadurch große Chancen.
Selbst KMU stehen angesichts der zugleich marginalen Reise- oder Transportkosten
der Weltmarkt nicht weniger offen als Großunternehmen. Zugleich hat aber die Angebots- und Preistransparenz, die bis hin zur vollständigen Information des Kunden
reicht, sprunghaft zugenommen. Dies gilt im Übrigen nicht nur für den deutschen Export, sondern in dem Maße, wie sich internationale Märkte öffnen, nimmt auch die
Konkurrenz aus anderen Ländern zu. Kommt diese aus Entwicklungs- oder Schwellenländern, können die Anbieter aus Industriestaaten nur selten mit Kostenvorteilen punkten und müssen dementsprechend im Rahmen einer Differenzierungsstrategie Wettbewerbsvorteile generieren. Diese fortschreitende Entwicklung erhöht kontinuierlich
den Wettbewerbsdruck und den Anspruch an das Management. Sie ist vorteilhaft für
die bestgeführten Anbieter, führt aber zu einem harten Ausleseprozess unter den
mediokren und rückständigen Wettbewerbern.
Es wäre ein Missverständnis, davon auszugehen, Social Media-Marketing und ECommerce-Anwendungen könnten CRM-Systeme ersetzen. Vielmehr geht es um die
Integration der verschiedenen Module. Im engeren Sinne betrifft dies zunächst die
technische Verknüpfung der IT-Lösungen und ein einheitliches Channel Management.
Im weiteren Sinne bedeutet die Social Media-Kommunikation, dass das Unternehmen
in der Lage sein muss, mit den Kunden und allen seinen Shareholdern in Echtzeit zu
kommunizieren. E-Commerce führt dabei zu einer beschleunigten Globalisierung der
(potentiellen) Absatzmärkte ebenso wie der Vermehrung der (potentiellen) Konkurrenz.
97
98
99
Sassen, P. van, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Kerst, V. / Böttcher, D. / Prinz, W. et. al. (2011): passim (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Kerst, V. / Böttcher, D. / Prinz, W. et. al. (2011): passim (letzter Zugriff: 23.11.2012).
27
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Insgesamt führen E-Commerce und die Social Media-Kommunikation so vor allem zu
einem sprunghaft steigenden Anspruch an die Reaktionsgeschwindigkeit und das multiperspektivische Denken des Top Management im Sinne der ganzheitlichen kundenorientierten Unternehmensführung. Aufgabe des CRM ist es, dem Management die
notwendigen Informationen und Prozesse zur Verfügung zu stellen, um diese Komplexität zu meistern.100
Da Unternehmen zunehmend in Netzwerken agieren, Kunden wie Zulieferer in
Wertschöpfungsprozesse integrieren und Leistungsprozesse outsourcen, gewinnt
kollaborative CRM an Bedeutung.101 Es optimiert die Schnittstellen zwischen den
ternehmen, um gemeinsam eine möglichst effiziente Wertschöpfung zu erhalten
gleichzeitig den Kundennutzen maximieren zu können.102
ihre
das
Unund
3.3.2 Analytisches CRM
Um Umsatz und Gewinn zu erzielen, sind Unternehmen auf Kunden angewiesen.
Ebenso banal wie zentral: Kunden, Kundenbeziehungen und Kundeninformationen
sind deshalb das wichtigste „Kapital“ der Marketing- und Vertriebsfunktion.103 Diese
Kundeninformationen zusammenzutragen, zu archivieren und auszuwerten ist das Ziel
des analytischen CRM. Es gilt somit, ein möglichst umfassendes Wissen über die Kunden zu gewinnen, aufzubereiten und potentiell allen Unternehmensbereichen zur Verfügung zu stellen. Die effiziente und effektive Nutzung des vorhandenen Wissens erfordert somit eine unternehmensweite Datenbasis. Kundenbeziehungsmanagement
schließt deshalb Aspekte des Wissensmanagements mit ein, um Informationen in der
erforderlichen Breite und Tiefe zur Verfügung stellen zu können.104
Basis für das Kundenbeziehungsmanagement sind folglich Daten, welche den Kunden
und seine Bedürfnisse so umfangreich und zugleich zielgerichtet wie möglich beschreiben und charakterisieren. Diese müssen ständig gepflegt, gesichert und für alle relevanten Wertschöpfungsaktivitäten im Unternehmen aktuell verfügbar sein. Dabei ist zu
beachten, dass die Zusammensetzung der Informationen je nach Branche, Unternehmen und Funktionsbereich variieren kann.105
Das analytische CRM dient der Effizienzsteigerung im Marketing und Vertrieb. Hierbei
werden Analysen vorgenommen, mittels derer sich auf Kunden bezogene oder kundenübergreifende Kennzahlen untersuchen lassen. Diese können zur Beurteilung beispielsweise vom Umsatzvolumen in schwebenden Angeboten, zum Absatzpotential in
100
101
102
103
104
105
28
Vgl. Helmke, S. / Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S. 329.
Vgl. Buck-Emden, R. / Saddei, D. (2008): S. 509; Kracklauer, A. H. / Quinn Mills, D. / Seifert, D.
(2010): S. 26 f.; Angeli, S. / Kundler, W. (2011), S. 659; Portmann, C. (2011), S. 20; Schwede, S. /
Spies, R. (2001): S. 23.
Vgl. Portmann, C. (2011), S. 20; Buck-Emden, R. / Saddei, D. (2008): S. 509; Kracklauer, A. H. /
Quinn Mills, D. / Seifert, D. (2010): S. 26 f.; Schnauffer, R. / Jung, H. H. (2004): S. 27.
Vgl. Capon, N. (2003): S. 14.
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 118 ff.
Vgl. Hippner, H. / Wilde, K. D. (2006): S. 404.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
einer festgelegten Altersgruppe oder zur Kampagnensteuerung mit Verkaufspromotions, Mailing-Aktionen etc. dienen. Das analytische CRM bildet damit das Fundament
für das kommunikative und operative CRM.106
Sämtliche den Kunden betreffende Informationen über Kundenhistorien, Kundenwerte
und Kundenentwicklung sowie Erkenntnisse aus der regelmäßigen Kundenbetreuung
werden in einer zentralen Datenbank, dem Data Warehouse, gesammelt. Es stellt damit die umfassende zentrale Sammlung aller kunden- und leistungsbezogenen Unternehmensdaten dar. Informationen, welche in einem Data Warehouse gesichert sind,
müssen gegenseitig kompatibel sein. Aufgrund der Herkunft der Informationen aus
diversen Quellen müssen diese oft umformatiert werden, um sie analysieren zu können. 107
Auf der Grundlage des Data Warehouses können durch analytische Verfahren gezielte
Auswertungen über einzelne Kunden, Kundengruppen und Geschäftsprozesse generiert und für die operative Umsetzung in Marketing und Vertrieb genutzt werden. Es ist
damit der Ausgangspunkt für die nachfolgend aufgeführten Analyseinstrumente:
• Analyse der Markt-Kunden-Beziehungen
• Analyse des Kundenwerte
• Kunden-/Markt-Segmentierungen
• Prognosen und Szenario-Analysen
• Datamining
• OLAP (On-line Analytical Processing).108
106
107
108
Grabner-Kräuter, S. / Schwarz-Musch, A. (2009): S. 185.
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 49 ff.
Vgl. Holderied, C. (2005): S. 284 ff.
29
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Sicht des Controllings
Produkte
Sicht des Regionalvertriebs
Sicht des Produktmanagements
Monate
Quelle: in Anlehnung an Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 56.
Abbildung 5: OLAP-Datenwürfel
Das analytische CRM beschäftigt sich auch mit der Kundensegmentierung, Berechnung von Kaufwahrscheinlichkeiten und der Vorhersage des zukünftigen Kaufverhaltens. Deshalb werden die beiden oben zuletzt genannten Komponenten eingehender
vorgestellt:109
• Data Mining - Durch das Data Mining ist es möglich, komplexe Beziehungen, neue
Modelle, Zusammenhänge und Trends in den Kundenbeziehungen aufzufinden,
um die zur Entscheidung beisteuernden Modelle zu erstellen.110 Nach Winkelmann
schließt Data Mining auch das Auffinden ungeläufiger Beziehungen, Modelle und
Profile im Verhalten beim Kauf durch Untersuchung großer Datensätze ein.111
• OLAP - Der Anwender besitzt durch dieses Tool komplexe und mehrdimensionale
Analysen innerhalb von kurzen Zeitabschnitten und ohne eigene Anstrengung in
der Programmierung. Die erhaltenen Informationen werden in mehrdimensionaler,
mittels der sogenannten Cubebildung veranschaulicht. Auf diese Weise erhält man
die Möglichkeit, Abfragen über Artikel a in der Verkaufsregion b in dem Monat c
109
110
111
30
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 10.
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 59 ff.
Vgl. Winkelmann, P. (2000): S. 181.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
durchzuführen, wie die unten dargestellte Abbildung exemplarisch veranschaulicht.112
Wichtige Kennzahlen, die aus dem analytischen CRM gewonnen werden, sind:
• Marktanteil /-penetration
• SoW: Der Anteil des Unternehmens am relevanten Einkaufsbudget des Kunden
• Kundenwert und Customer-Lifetime-Value: Der Kundenwert über den gesamten
Kundenlebenszyklus hinweg betrachtet
• Retention Rate: Der Anteil der Kunden, der Wiederkäufe tätigt.
• Response Rate: Reaktion bestimmter Zielgruppen auf Kommunikationskampagnen.
• Abschlussquote.113
Darüber hinaus können Unternehmen, die über die Balanced Scorecard verfügen, das
CRM zur Betrachtung und Steuerung der Kundenperspektive einsetzen.114
3.4 Zur Implementierung von CRM-Systemen
Zur erfolgreichen Einführung des CRM muss ein Unternehmen nach Hippners Definition seine Strategie, seine Prozesse und auch seine Informationssysteme auf die Kundenbeziehungen ausrichten.115 Alle drei Bereiche sind wichtig für die erfolgreiche Implementierung. Zuerst muss deshalb ein strategisches Konzept entwickelt werden, das
beschreibt, „was mit welchem Kunden, durch welche Maßnahmen über welchen Zeitraum erreicht werden soll.“116 Die Unternehmensorganisation, ihre Kultur, ihre Wertschöpfungs- und IT-Prozesse müssen dann an die Strategie angepasst und zu einem
Gesamtsystem zusammengeführt werden.
Bereits bei Kleinunternehmen gibt es in Bezug auf die IT bereits häufig – in Teilen veraltete – Insellösungen, die das Funktionieren eines umfassenden CRM-Systems beeinträchtigen. Hier kann die CRM-Software den Anstoß geben, die Unternehmens-IT zu
modernisieren und eine integrierte Lösung zu finden.
Da es gerade das Ziel des CRM ist, einheitliche, auf den Kunden gerichtete Prozesse
zu gewährleisten, muss die Unternehmens-IT diese auch abbilden und einen gemeinsamen Zugang aller Unternehmensfunktionen auf die Kundendatenbank ermöglichen.117
Zur erfolgreichen Implementierung eines CRM-Systems ist es besonders wichtig, die
Ängste und Widerstände der Mitarbeiter zu überwinden. Zunächst stellt jede Verände 112
113
114
115
116
117
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 55 ff. Vgl. auch Winkelmann, P. (2000): S. 180.
Vgl. Buck-Emden, R. / Saddei, D. (2008): S. 509; Brendel, M. (2003): S. 148 ff.
Vgl. Bruhn, M. (2009b): S. 340.
Vgl. Hippner, H. / Wilde, K. D. (2011 a): S. 18.
Merzenich, M. (2005): S. 12.
Vgl. Merzenich, M. (2005): S. 14 f.
31
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
rung einen möglichen Auslöser von Ängsten dar.118 Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass durch ein CRM-IT-System nicht nur die Kunden, sondern potentiell auch die
Arbeitsleistung im Vertrieb besser analysiert werden können.119 Betrachten Mitarbeiter
das CRM jedoch als Kontrolle anstatt als Hilfe, kann dies zu Reaktanz führen. Auch
können Mitarbeiter die zusätzlich notwendige Eingabe und Pflege von CRM-Daten als
erschwerend empfinden. Vermieden werden kann das durch ein begleitendes Change
Management bei der Einführung des CRM.120 So erfahren Mitarbeiter frühzeitig und
offen von den Nachteilen des CRM, die vor allem in dem punktuell erhöhten Verwaltungsaufwand liegen dürften. Allerdings können dann auch die Vorteile für jeden einzelnen Mitarbeiter verdeutlicht werden. So stehen der zusätzlichen Datenverarbeitung
kürzere Planungsprozesse und eine erheblich bessere Datenqualität – mithin ein spürbar effizienteres Arbeiten gegenüber. Von dem größeren Unternehmenserfolg profitieren die Mitarbeiter zudem durch sicherere Arbeitsplätze und höhere Gehälter.
Mitarbeiter, die zukünftig mit dem CRM-System arbeiten müssen, sollen im Projektteam, welches das CRM-System auswählt und konfiguriert, vertreten sein. Diese können aus Anwendersicht zur Bedienbarkeit und Funktion des CRM-Systems einen wichtigen Beitrag leisten.
Bei Einführung des CRM-Systems ist es wichtig, die Mitarbeiter durch Training mit dem
Umgang des Systems vertraut zu machen. In diesem Training sollte auch aufgezeigt
werden, welche Vorteile das System für die Mitarbeiter bereitstellt. Weiterhin muss das
Unternehmen den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, Verbesserungsvorschläge zum
System machen zu können.121
3.4.1 Projektmanagement zur Implementierung
Die Einführung eines CRM-Systems ist eine längerfristige und komplexe betriebliche
Aufgabe, die als eigenständiges Projekt zu betrachten ist. Am Anfang steht die Analyse, welche unternehmerischen Ziele mit dem CRM verfolgt werden sollen, wie leistungsfähig das CRM sein muss und welche Kosten, respektive welcher Aufwand damit
verbunden sein wird.
Wie festgestellt, besteht die Einführung eines CRM zumeist aus den zwei Komponenten der Kundenorientierung der betrieblichen Wertkette und der Integration einer unterstützenden CRM-Software. Hiervon ausgehend wird festgestellt, welche Maßnahmen
der Organisations- und Personalentwicklung notwendig sind, um das CRM erfolgreich
umzusetzen und welches CRM-System eingesetzt werden soll. Letzteres führt noch
einmal zu der Überlegung, welche technischen Änderungen – Neuanschaffung von
118
119
120
121
32
Vgl. Homburg, C. / Schäfer, H. / Schneider, J. (2008): S. 178.
In Unternehmen mit Betriebsrat ist die Einführung bestimmter Komponenten von CRM-Systemen
deshalb mit diesem zu besprechen. Diese arbeitsrechtlichen Aspekte werden im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter betrachtet.
Vgl. Homburg, C. / Schäfer, H. / Schneider, J. (2008): S. 178.
Vgl. Homburg, C. / Schäfer, H. / Schneider, J. (2008): S. 179.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Hardware, mobile Kommunikation etc. – und welche IT-Schulungsmaßnahmen notwendig werden.
Schnauffer und Jung schlagen hierfür die folgenden Instrumente vor:
1. „Strategische CRM-Lücken-Analyse. Diese dient zur Ermittlung des Status Quo
von CRM sowie zur Identifikation von Störfeldern (z.B. unsystematisches Bearbeiten von Kundenbeschwerden). Anhand von Potentialbetrachtungen kann darauf
aufbauend eine erste Priorisierung einzelner CRM-Handlungsfelder abgeleitet
werden.
2. Auswahl von CRM-Maßnahmen und –Systemkomponenten. Vorgestellt wird eine
Checkliste, welche die Auswahl von relevanten CRM-Maßnahmen und –
Systemkomponenten unterstützt, um die im ersten Schritt identifizierten Potenziale
zu heben (z.B. mehrstufiger Beschwerdeprozess und DV-gestütztes Managen von
Kundenbeschwerden).
3. Konsistenzanalyse. Hier werden die Ergebnisse der CRM-Lücken-Analyse und der
Auswahl der CRM-Maßnahmen bzw. –Systemkomponenten gegenübergestellt,
auf inhaltliche Plausibilität sowie Vollständigkeit geprüft und bewertet. Damit soll
sichergestellt werden, dass die ausgewählten CRM-Maßnahmen und –
Systemkomponenten ausreichend aufeinander abgestimmt sind und so dazu beitragen, die identifizierte strategische Lücke zu schließen.
4. Interdependenzanalyse. Zur Bestimmung der CRM-Maßnahmen und –
Systemkomponenten ist es zudem erforderlich, mögliche Interdependenzen prozessualer und technischer Art zu identifizieren (z.B. Verknüpfung des Adressdatenmanagements für Beschwerdedaten mit dem Adressdatenmanagement für allgemeine Kundendaten).
5. Bewertung von CRM-Lösungen. Abschließend soll es dem Unternehmen ermöglicht werden, verschiedene Lösungen von CRM-Softwareanbietern anhand der
spezifizierten Anforderungen zu bewerten.“122
122
Schnauffer, R. / Jung, H. H. (2004): S. 162.
33
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Während der Projektdurchführung erfolgt die Überwachung und Steuerung des Projektes. Diese bezieht sich hauptsächlich auf folgende Aktivitäten:
•
Feinplanung der Teilprojekte
•
Überwachung von Zeit, Leistung, Qualität und Budget
•
Identifizierung von Abweichungen und Risiken
•
Auftragsvergaben
•
Information und Kommunikation
•
Betreuung des Auftraggebers
•
Regelmäßige Stakeholder-Analyse
•
Änderungsmanagement
•
Projektdokumentation
•
(Inhaltliches) Coaching123
Zur Steuerung und Überwachung des Projektes mit seinen Teilprojekten und Meilensteinen bieten sich verschiedene Methoden und Tools an. Die Durchführung komplexer
CRM-Projekte kann über ein Gantt-Diagramm124 geplant werden.
Je nach Projekt wird das komplette Know-how der Firma beansprucht, losgelöst von
dem hierarchischen Aufbau. Deshalb bietet sich für die CRM-Implementierung die Matrix-Organisation des Projektes an. Aufgrund der teils deutlichen Veränderungen in den
Arbeitsabläufen und den insbesondere für Vertriebsmitarbeiter steigenden Anforderungen bei Dokumentation, Analyse und Planung ihrer Aktivitäten ist es angezeigt, auch
organisationspsychologische Prozesse zu beachten. Hierdurch ist eine stetige und
transparente Kommunikation während des gesamten Projektes wichtig. Der Erfolg bei
der Implementierung eines CRM-Systems könnte deshalb nicht unwesentlich durch ein
begleitendes Change Management gefördert werden.
Da die Einführung eines CRM-Systems Projektcharakter hat und einen einmaligen,
zeitlich befristeten, mit einem deutlich über das Tagesgeschäft hinaus gehenden, Aufwand mit hoher Komplexität bedeutet, überfordert dieser häufig die in KMU zur Verfügung stehenden Ressourcen. Je kleiner ein KMU ist, d.h. vor allem, je kleiner Vertrieb,
Verwaltung und Management dimensioniert sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass
die zeitlichen Möglichkeiten ebenso fehlen wie das erforderliche CRM, Projekt- und
Change Management-Know How. Es empfiehlt sich in diesem Fall, für die abgegrenzte
Implementierungsphase auf die externe Unterstützung von Beratungsunternehmen
zurückzugreifen, die eine entsprechende Expertise zum Thema „CRM im Mittelstand“
123
Vgl. Hippner, H. / Rühl, D. / Wilde, K. D. (2010b): S. 57 ff. (letzter Zugriff: 23.11.2012). Ebenfalls eine
sehr gute und praktische Übersicht zur Einführung von CRM-Systemen findet sich im CRM-Leitfaden
des Bundeswirtschaftsministeriums: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2009): passim.
124
Gantt- oder Balkendiagramme sind wichtige Hilfsmittel zur Planung und Kontrolle von Projekt- und
Auftragsabläufen. Auf der Abszisse wird die Zeit und auf der Ordinate werden dabei die Projektschritte abgetragen. Vgl. vertiefend dazu bspw. Kiener, S. / Maier-Scheubeck, N. /
Obermaier, R. (2009): S. 252 und Vahrenkamp, R. (2008): S. 201 f.
34
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
vorweisen können. Eine Crux bei KMU an diesem Punkt ist, dass vor allem Familienunternehmer Vorbehalte gegenüber Unternehmensberatern haben und deren Dienste
prinzipiell ablehnen.125 Einer Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach
zufolge haben 43 % der Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern noch nie externe
Beratung in Anspruch genommen.126 Auch gegenüber größeren Softwarehäusern besteht Skepsis, diese seien, ähnlich wie Unternehmensberatungen, zu standardisiert, zu
groß und zu teuer.127 Dabei ist zumindest das Investitionsrisiko in eine Unternehmensberatung für KMU überschaubar, über die KfW und über zahlreiche bundeslandspezifische Programme gibt es Förderprogramme zur Deckung von 50 % der Beratungskosten.128
Jeder der Einzelschritte zur Implementierung eines CRM kann als eigenständiges Projekt aufgefasst werden. Überschreitet dieses die Ressourcen eines KMUs, besteht die
Möglichkeit, die erforderliche Planung und Durchführung an einen jeweils darauf spezialisierten Experten auszugliedern. Empfehlenswert ist es dennoch, einen verantwortlichen Mitarbeiter für das CRM-Projekt im Unternehmen zu haben, der die Steuerung,
Koordination und Kontrolle der externen Dienstleister übernimmt.
3.4.2 Kosten und Aufwand der Implementierung von CRM
Die Implementierung eines CRM-Systems in das Unternehmen ist, wie jede Neustrukturierung, mit Kosten verbunden. Deren Höhe kann selbst bei der Verwendung der
gleichen Software stark variieren, da dann immer noch zu klären ist, welche Prozesse
abgebildet werden sollen, welche IT-Infrastruktur besteht und ob eine Anbindung an
ein eventuell bestehendes IT-System zur Unternehmenssteuerung ERP (Enterprise
Resource Planning-System) erfolgen soll.
Bei der CRM-Software besteht die Wahl zwischen klassischen, installierten Lösungen
und internetbasierten Angeboten. Typischerweise werden die festinstallierten Systeme
als Softwarelizenzen - oft im Zusammenhang mit ERP-Systemen - verkauft. Dagegen
stellen die internetbasierten CRM-Systeme über das sogenannte Cloud Computing129
eine Dienstleistung dar, die zu variablen Kosten in Anspruch genommen werden kann.
Trotz der Effizienz- und Kostenvorteile sind Cloud-Anwendungen jedoch noch wenig im
deutschen Mittelstand angekommen.130 Nur 16 % der KMU nutzen bereits Cloud Com 125
126
127
128
129
130
Vgl. Gloger, A. / Rohrbeck, F. / Selbach, D. (2012): S. 1-5, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Gloger, A. (2012): o. S., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Trauthig, J. (2010): S. 1-2, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Die Angaben dazu findet man online auf der gemeinsamen Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums und der KfW.
Beim Cloud-Computing werden die erforderliche Software - und ggf. auch die verwendeten Daten nicht mehr auf dem eigenen PC gespeichert, sondern auf dem über das Internet angesteuerten Datenspeicher (Server) des Anbieters (Provider). Die Daten liegen damit in einer sogenannten Datenwolke, der Cloud. Der Vorteil sind die geringeren Kosten, ein möglicherweise großer Nachteil liegt darin, dass sich die Daten auf den Rechnern eines fremden Unternehmens befinden, eventuell auch in
einem anderen Land mit anderen Rechtsvorschriften. Vgl. Baun, C. / Kunze, M. / Nimis, J. et al.
(2011): S. 1.
Vgl. Neitzel, S. (2012): o. S., (letzter Zugriff: 24.11.2012).
35
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
puting, von diesen äußert sich rund die Hälfte noch skeptisch über den Erfolg.131 Der
CIO (Chief Information Officer)-Studie132 unter Unternehmen aller Größenklassen zufolge ist der Prozentsatz von Unternehmen, die bereits Saas (Software as a Service)
verwenden mit gut 17 % nicht wesentlich höher, allerdings planen bereits weitere ca.
40 %, Software nicht mehr in der festinstallierten Version zu nutzen. CRM gehört dabei
zu den klassischen Anwendungsfeldern.133 Betrachtet man die dynamische Entwicklung von Anwendungs- und Geschwindigkeitszuwachs von Internetlösungen, gehört
diesen klar die Zukunft.134 Der Vorteil einer Kaufversion liegt in der Verfügbarkeit und
der Möglichkeit, die Software selbst weiter anzupassen sowie in der Datensicherheit.
Online-Lösungen dagegen sind i.d.R. flexibler, werden stetig aktualisiert und können
kostengünstiger angeboten werden, da sie meist keine gesonderte IT-Infrastruktur benötigen. Außerdem sind Servicepakete sehr variabel hinzubuchbar und sie ermöglichen eher einen ortsunabhängigen Zugriff auf die CRM-Daten, was große Vorteile für
den Vertriebs- und Service-Außendienst bieten kann.135 CRM-Softwaresysteme sind
bereits zu günstigen Preisen verfügbar, so gibt es für KMU bspw. von Microsoft bereits
Angebote zwischen 400,00 EUR und 2.000,00 EUR. Ein individuell angepasstes CRMSystem mit tiefergehenden Analyse-Möglichkeiten und Einbindung in die Unternehmenssoftware kostet dagegen bei der Softwareentwicklung von SAP um 15.000,00
EUR für Lizenzen und Schulung.
Tabelle 4: Monatliche Nutzungsgebühren für Cloud-CRM-Lösungen
Anbieter
Ein Nutzer
10 Nutzer
Salesforce
70,00 – 270,00 EUR
700,00 - 7.000,00 EUR
CAS PIA136
19,90,00 EUR
199,00 EUR
Sugar Professional 137
40,00 – 100,00 EUR
400,00 – 1.000,00 EUR
Zoho CRM 138
Ca. 30,00 EUR ( Speicher)
125,00 EUR
Highrise 139
25,00 EUR
41,00 EUR
131
132
133
134
135
136
137
138
139
36
Vgl. Heng, S. / Neitzel, N. (2012): S. 9-10 (letzter Zugriff: 14.08.2012).
Die Studie wurde vom CIO Magazine, einer US-Zeitschrift für Chief Information Officer,
durchgeführt. Vgl. CIO (2012): S. 1 ff. (letzter Zugriff: 19.08.2012).
Vgl. Vossen, G. (2011): S. 1322.
Vgl. Metzger, C. / Reitz, T. / Villar, J. (2011): S. 27 ff.
s. CRM-Anbieter CAS PIA (www.cas-pia.de/preise.html) (letzter Zugriff: 24.11.2012).
s. CRM-Anbieter: SUGARCRM (www.sugarcrm.com); (letzter Zugriff: 24.11.2012). Kosten je nach
Version und Leistungsumfang; hier wurde ein mittleres, für KMU geeignetes Serviceniveau gewählt.
s. CRM-Anbieter Zoho (www.zoho.com/crm/zohocrm-pricing.html), (letzter Zugriff: 24.11.2012).
s. CRM-Anbieter Highrise, (http://highrisehq.com/signup), (letzter Zugriff: 24.11.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Gerade in wirtschaftlichen Krisen oder zumindest wechselhaften Zeiten nutzt eine
wachsende Zahl von KMU internetbasierte CRM-Anwendungen, da die Kosten hier
möglichst gering und flexibel gehalten werden können. Ein führender Anbieter von
CRM mit modularem Aufbau für Marketing, Vertrieb und After-Sales-Service ist
Salesforce.140 Ein KMU typischer Größe mit 10 Nutzerlizenzen und mit bis zu 50 Mitarbeitern kann hier schon ab 200,00 EUR bis 650,00 EUR monatlich Online-CRMUnterstützung einschließlich Cloud-Speicherplatz mieten.141
Die Preisdifferenzen weisen auf deutliche Unterschiede im Serviceniveau hin, z.B. in
der Anpassbarkeit auf die Kundenwünsche und hinsichtlich der Analysetools. Während
Salesforce im Leistungsumfang zumindest für die Bedürfnisse von KMU mit den festinstallierten Softwareangeboten von Oracle oder SAP konkurrieren kann, bieten Zoho
oder Highrise nur einfachere Funktionen an, für die ein Mehr an Nutzern kaum erhöhte
Komplexität sondern eher ein Plus an Speicherplatz darstellt. Salesforce dagegen zählt
für seine Premium-Version Großunternehmen wie die Allianz, KLM oder General
Electric Capital zu seinen Kunden. Eine Summe von 7.000,00 EUR monatlich für den
Einsatz eines CRM-Systems mit 10 Nutzern ist für die meisten KMU jedoch illusorisch
und auch der mögliche Leistungsumfang wäre überdimensioniert.
Die Kosten eines CRM – Systems hängen also stark vom Leistungsumfang und der
Implementierbarkeit in bereits vorhandene Systeme wie z.B. ERP ab. Hinzu kommen
die Kosten zur Einführung des CRM, hier insbesondere der notwendigen Hard- und
Software.
Hierbei ergibt sich ungefähr folgende Kostenverteilung:
•
30 % Kauf von Softwarelizenzen, bei internetbasierten Lösungen keine Kaufkosten, sondern die Mietgebühr
•
30 % Hardware
•
10 % Systemimplementierung
•
15 % Schulung
•
5 % Wartung und Datenpflege
•
10 % Beratung
Die Kosten der CRM-Einführung sind bei weitem nicht mit dem Erwerb der Softwarelizenz und ggf. entsprechender Hardware – Laptops oder Tablet-PCs als neue Eingabegeräte – abgedeckt. Ohne die Einpassung des CRM-Systems und ohne Akzeptanz und
Schulung der Mitarbeiter werden jedoch die Datenqualität - und damit der Gesamterfolg - in Frage gestellt. Wenn aus Unwissenheit oder fehlverstandener Sparsamkeit auf
Training, Beratung und ggf. auch Projekt- und Veränderungsmanagement verzichtet
140
141
Vgl. o. V. (o. J. a): o. S., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. o. V. (o. J. a): o. S. ( letzter Zugriff: 23.11.2012). Inwieweit die internetbasierten CRM-Tools
Schutz gegen Datenverlust oder externe Angriffe bieten, kann hier nicht weiter nachgegangen werden.
37
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
wird, kann die Implementierung eines CRM an diesen „weichen“ Faktoren scheitern.
Gerade für kleinere Unternehmen stellt sich deshalb nicht allein die Frage der grundsätzlichen Vorteile des Kundenbeziehungsmanagements und des Einsatzes von CRMSoftware, sondern ob das CRM-System nicht zu komplex und überhaupt mit vertretbarem Aufwand adaptierbar ist. Für KMU ist es essentiell, mit geringen, genau eingesetzten Mitteln den maximal erzielbaren Erfolg erreichen zu können. Dieser Punkt muss
vorab strategisch entsprechend präzise formuliert worden sein.
Die Einführung des CRM-Systems ist anfänglich mit größerem Aufwand verbunden.
Deshalb muss eine hohe Bereitschaft bestehen, die neuen Anwendungen und Prozesse zu erlernen. Zur Motivierung insbesondere der Außendienstler ist es wichtig, auf die
anfänglichen Hürden hinzuweisen, jedoch die späteren Vorteile und Effizienzgewinne
gerade für das Vertriebsmanagement zu verdeutlichen.142
Aus Praxissicht wird die Komplexität der Außendienstarbeit durch das CRM erhöht,
und von den Vertriebsmitarbeitern auch als Nachteil empfunden. Dies liegt auch daran,
dass Daten meist nicht sofort, sondern erst im Nachgang eingetragen werden, was
komplizierter ist und durch die Eingabevorgaben der Software einen erhöhten Aufwand
bedeutet.143
Diese Schwierigkeiten verdeutlichen die Notwendigkeit des flankierenden Einsatzes
von Change Management. Sultze sieht es als besonders wichtig an, dass die Mitarbeiter für das CRM geschult werden. Zum Start der CRM-Einführung sollten die grundlegenden Mitarbeitertrainings bereits abgeschlossen sein, sie sollten dann nach einem
Jahr und in der Folge alle 24 Monate wiederholt werden, um eine möglichst gute Anwendung des CRM zu gewährleisten (wohl in Hinblick auf Softwareaktualisierungen).144
In der täglichen Praxis sei dagegen kein zusätzlicher Zeitaufwand für das CRM einzurechnen. Voraussetzungen hierfür seien ein funktionierendes und von den Mitarbeitern
akzeptiertes CRM-System.145 Dies erklärt sich dadurch, dass zwar Angaben für die
CRM-IT gemacht werden müssten, aber im Gegenzug alle CRM-gestützten Prozesse
nicht mehr manuell aufbereitet werden müssten, was die Effizienz insgesamt deutlich
steigern sollte.
Die monetären Kosten der Einführung eines CRM teilen sich in drei Blöcke: Die direkten Kosten einer CRM Software seien dabei nur ein Drittel der tatsächlichen Gesamtkosten.146 Diese seien die sichtbaren Kosten, die von dem Unternehmen zumeist vordergründig betrachtet würden. Gemeint seien die Anschaffungskosten der Software,
die Schulungskosten sowie die Leistungen von IT- und Unternehmensberatungen. Ein
weiteres Drittel seien die internen Kosten, die anfangs durch den erhöhten Zeitaufwand
bei der Einführung des CRM und durch etwaige Change Management-Prozesse ent 142
143
144
145
146
38
Vgl. Siems, F. (2011):. Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XVII.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XL.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XL.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XL.
Vgl. Sander, G. (2011:) Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXIV.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
stehen würden.147 Das letzte Drittel der Kosten seien die Kosten, die durch die Notwendigkeit der Anpassung und Weiterentwicklung des CRM entstünden.
Viele Unternehmen betrachten nur die Anschaffungskosten, nicht aber die Folgekosten. Treten diese dann auf, so der CRM-Experte, werde das CRM unnötig kritisiert, es
werde an falscher Stelle gespart oder einige Prozesse würden nicht vollständig implementiert. Dadurch würden dann oftmals die gesteckten Ziele nicht erreicht. Dies werde
dann dem CRM angelastet und nicht den eigenen Versäumnissen.148 Um auch deshalb
das richtige Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten zu finden, soll der Anschaffungsund Verwaltungsaufwand in einem gesunden Verhältnis zur Betriebsgröße des Anwenders und zur Anzahl seiner Kunden stehen.149 Gerade für kleinere Unternehmen ist
es wichtig, eine passgenaue Software-Lösung mit den CRM-Mindestfunktionen zu erhalten - wobei die mobile Anwendbarkeit bereits als Standard betrachtet wird.150
3.5 Vor- und Nachteile der Einführung von CRM
In der Deutsche Bank Research-Studie zum elektronischen Geschäftsverkehr in der
EU kritisiert Autorin Stobbe, dass westeuropäische Unternehmen E-BusinessAnwendungen nicht ausreichend nutzen. Ihren Ergebnissen zufolge nutze der Großteil
nur einfach Anwendungen, die keine Anpassung der Geschäftsprozesse erforderten.
Sie konstatiert: „Die überwiegende Zahl der europäischen Unternehmen vergibt Produktivitätschancen, die aus vernetzten Anwendungen in Verbindung mit organisatorischen Anpassungen resultieren können. Komplexere interne Informations- und Kommunikationstechnologie-basierte Prozesse werden nur von 20-25 % aller Unternehmen
eingesetzt. Auch die Vernetzung mit externen Partnern ist für die meisten Unternehmen derzeit noch Zukunftsmusik.“151 Dabei sei der Rückstand von KMU besonders
ausgeprägt. Dies treffe nicht zuletzt auf CRM zu. Keine 50 % der Großunternehmen
und nur um die 20 % der KMU in Westeuropa setzten CRM-Systeme ein. Deutschland
sei hier mit einer Quote von gut 50 % bereits Vorreiter.152 Kollaborative Systeme würden sogar nur von unter 15 % der Unternehmen eingesetzt.153
Westeuropäische Unternehmen setzen also zu wenig154 auf E-Business und KMU hinken besonders auffällig hinterher. Auf die Frage nach den Hindernissen bei KMU geben fast 60 % der Unternehmen an, zu klein für eine sinnvolle IT-Anwendung zu sein 147
148
149
150
151
152
153
154
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XL.
Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVII.
Kötter, G. (2011): Anhang Nr. 1.2, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXII.
Vgl. Leitner, A. v. (o.J.): (letzter Zugriff: 23.11.2011).
Stobbe, A. (2009): S. 7, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Stobbe, A. (2009): S. 7, (letzter Zugriff: 23.11.2012). Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass die
wirtschaftsschwachen Euro-Krisenstaaten Griechenland, Spanien, Italien und Portugal hier die
Schlusslaterne tragen.
Stobbe, A. (2009): S. 7 f., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Im Vergleich insbesondere zu den USA, die stärker auf E-Business setzen und auch größere relative
wie absolute Produktivitätsgewinne erzielen. Vgl. Bloom, N. / Sadun, R. / Reenen, J. van (2007): S.
12. Dies können die Autoren nur für Branchen nachweisen, die IT stark nutzen. Zitiert nach Stobbe, A.
(2009), S. 7, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
39
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
darunter 54 % der Kleinunternehmen und 75 % der Kleinstunternehmen. Gut 30 %
halten die Technik für zu kompliziert und zu teuer, noch über 20 % haben Sicherheitsbedenken oder finden keinen geeigneten Dienstleister und fast 20 % halten die ITSysteme für nicht kompatibel.155 Ein offensichtlicher Grund für die fehlende ITKompetenz dürfte darin bestehen, dass nur 15 % der Kleinunternehmen ITSpezialisten beschäftigen. In diesem Fall müsste dann das Management diese Aufgaben übernehmen.156
Ohne Frage stellt der Verzicht auf E-Business im Allgemeinen und CRM im Speziellen
nicht immer ein Manko dar. Ein Handwerksbetrieb etwa braucht ein elektronisches Bestell- oder Rechnungswesen, wird jedoch gut ohne komplexe IT-Struktur auskommen.
Es kommt also darauf an, ob ein CRM eingesetzt werden kann, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Dies ist offenbar der Fall, wenn das KMU als Zulieferer in die Supply
Chain von Großunternehmen eingebunden ist. So gibt es eine deutliche statistische
Korrelation zwischen der E-Business-Nutzung von Großunternehmen und KMU.157 Es
kann also vermutet werden, dass Großunternehmen bei der Modernisierung ihrer ITStrukturen ihre Zulieferer unter Druck setzen werden, mitzuziehen, so dass sich die
Lücke in Hinblick auf die IT-Ausstattung zwischen Großunternehmen und KMU auf die
Dauer verringern wird.158
Offenbar hängt die Nutzung von E-Business stark von der Branche, ihrer organisatorischen Reife und der herrschenden Wettbewerbsintensität ab.159 Vor allem in den global
höchst wettbewerbsfähigen Wirtschaftszweigen der deutschen Industrie sind produktivitätssteigernde IT-Anwendungen stark verbreitet. Das gilt vor allem für den Fahrzeugbau und mit Abstand für die Chemieindustrie, den Maschinenbau und die kunststoffverarbeitenden Gewerbe. Die Stärken dieser Branchen liegen in der internen Vernetzung
der Systeme für die Auftragsverarbeitung mit Abrechnungs- und Zahlungssystemen
oder Produktions- und Logistiksystemen. In mittleren und großen Unternehmen werden
diese Systeme zu 90-100 % der Betriebe eingesetzt. Darüber hinaus nutzen 40-60 %
der Unternehmen das Internet für die Beschaffung. Für KMU wie die RDF GmbH, die
stark von Großunternehmen abhängig ist, erscheint es deshalb sinnvoll, ERP und
CRM-Systeme eng miteinander zu verzahnen.160 Diese These wird durch die RDF
GmbH voll bestätigt, Großkunden wie Siemens, Bombardier, Alstom, Deutsche Bahn
und ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) stellen höchste Ansprüche bezüglich Qualitätsanforderungen, Liefertreue, Flexibilität, Datenaustausch und Kooperation bei der
Teileentwicklung. Diesen – zudem von Kunde zu Kunde variierenden – Spezifikationen
präzise zu entsprechen, kann ohne ERP und CRM-Systeme kaum mehr geleistet werden.
155
156
157
158
159
160
40
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 9, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 9, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 9-10, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 10, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 10, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 9-11, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Als vorökonomische Potentiale können deshalb vor allem die verstärkte Kundenbindung und die Stabilisierung der Geschäftsbeziehungen genannt werden. In Schlüsselindustrien wie den genannten – Fahrzeugbau, Maschinenbau, Chemie und Kunststoffverarbeitende Industrie – haben die Großkonzerne hochgradig vernetzte Wertschöpfungsketten aufgebaut, aus denen sie bis zu 70 % ihrer Teile von ihren Zulieferern beziehen. Das setzt voraus, dass diese in den Produktionsprozess ihres Großkunden
eingetaktet sind und stets auf dessen Qualitätsniveau agieren können. Außerdem werden die Zulieferer nicht nur in die Produktion, sondern sehr viel früher in die Forschungs- und Entwicklungsprozesse eingebunden, um ihr Know-how einzuspeisen. Im
Zuge der engen, kreativen Zusammenarbeit wird das Vertrauen kontinuierlich gestärkt
und selbst im Falle von Fehlern werden diese eher toleriert.161 Dadurch entsteht eine
so hohe wechselseitige Abhängigkeit, dass ein Absprung des Industriekonzerns zunehmend unwahrscheinlich wird. Studien zufolge zählen diese Sicherungseffekte zu
den wichtigsten Vorteilen von CRM.162
Ein weiterer Vorteil eines CRM-Systems liegt in der bis zu 50prozentigen Zeiteinsparung bei der Verwaltung von Kundendaten und Vertriebsaktivitäten. Durch die Steuerungselemente aus dem CRM-System wird das Vertriebsmanagement erleichtert, so
kann z.B. die durchschnittliche Anzahl der Kontakte pro Kunde und Kundengruppe
erhöht werden. Allein durch die besser organisierten Kundenkontakte ist es möglich,
Kunden intensiver und auch individueller zu pflegen. Aus der resultierenden größeren
Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität können eine höhere Wiederbestellquote und
Kundenloyalität generiert werden.163
Zudem können Beschwerden – sogleich mit den richtigen Ansprechpartnern – schneller und zielgerichteter bearbeitet werden. Dadurch bewirkt das CRM ein quantitativ wie
qualitativ verbessertes Kundenfeedback mit positiver Wirkung auf die Produktentwicklung, Fertigung und Produktpolitik.
Weitere, nicht monetäre Vorteile sind die Vereinheitlichung der Vertriebsprozesse sowie die Aggregierung der kundenorientierten Unternehmensdaten.164
161
162
163
164
Vgl. Diller, H. (2011): S. 250–254.
Vgl. Diller, H. (2011): S. 263.
Vgl. Brendel, M. (2003): S. 130 ff.; Widmayer, F. (2007): S. 186 ff.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXIX.
41
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Hinzu kommen Kostensenkungspotentiale durch effizientere Workflows:
• bei der Informationssuche durch Rundum-Sicht der Kundenakte
• bei Prozesskosten durch unternehmensweiten Zugriff und externen Zugriff über Internet-Portale
• bei der Korrespondenz durch intelligentes Dokumentenmanagement
• bei der Organisation durch individuelle Business Cockpits
• im Vertrieb durch zentrale Daten und konsequent genutzte Verkaufschancen
• durch die Steuerung und das Controlling von Vertriebs- und Kundenprojekten
• im Marketing durch professionelle Filterfunktionen und Kampagnenmanagement.165
Abschließend sind als wichtigste Resultate einer erfolgreichen Kundenbindung eine
erhöhte Kundenzufriedenheit, Kundenempfehlungen sowie als ökonomische Größen
Umsatzwachstum durch Kundenpenetration, insbesondere Up- und Cross Selling sowie Kostensenkungen zu nennen.166 Alle Aktivitäten des CRM dienen dabei letztlich
der Steigerung der Kundenprofitabilität und damit dem nachhaltigen ökonomischen
Erfolg des Unternehmens.167 Hinzu kommt, dass positive Erfahrungen bei der Gewinnung von Kunden und zusätzliche Aufträge auch intern die Akzeptanz von CRMSystemen stark steigern.168
Die positiven Effekte der durch CRM gestärkten Kundenbindung können wie folgt zusammengefasst werden:
• Kundenanalyse, -segmentierung und –targeting
• Kenntnis der Kundenanforderungen und Produktspezifikationen
• Kenntnis der Kommunikationsbedürfnisse
• Erhöhung der Kundenzufriedenheit
• Verbessertes Beschwerdemanagement. Dadurch weitere Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Impulse für kontinuierliche
Verbesserungsprozesse
• Aufbau und Stabilisierung von Kundenbeziehungen
• Stärkung der Kundenbindung
• Erkennung der Kundenwerte und –lebenszyklen
• Cross- und Up Selling
• Ausbau der besonders profitablen Kundenbeziehungen durch Key Account Management.169
165
166
167
168
169
42
Zipser, A. (2010): S. 4
Vgl. Diller, H. (2011): S. 256 ff.
Vgl. Leußer, W. / Hippner, H. / Wilde, K. D. (2011a): S. 22 ff.
Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVII.
Vgl. Bruhn, M. (2012): S. 303 f.; Weis, H. C. (2010): S. 198.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Die aufgezeigten Stärken von CRM können jedoch auch negative Seiten haben oder
gar in ihr Gegenteil umschlagen. So erhöht sich durch die verstärkte Kundenbindung
auch die Abhängigkeit von nur wenigen oder einem Abnehmer. Industrielle Großkunden, die über eine hohe Nachfragemacht verfügen, untersagen nicht selten Geschäftsbeziehungen zur Konkurrenz.170 Sind die Kunden stark konjunkturabhängig oder in
einer späten Phase ihres Lebenszyklus, kann sich das für ihre Zulieferer existenzbedrohend auswirken. Dieser Effekt ist seit 2007 nicht zuletzt in der Automobilbranche zu
beobachten.
KMU, die wie die RDF GmbH in dem Fallbeispiel solchen Gefahren ausgesetzt sind,
sollten deshalb ein aktives Portfoliomanagement betreiben. Diesem Gedanken könnten
jedoch auch Kunden folgen, die sich ebenfalls in ihrer Flexibilität eingeschränkt sehen
und die CRM-Aktivitäten mit Reaktanz beantworten könnten. Auch die positiven Effekte, die sich aus Weiterempfehlungen ergeben, können sich in noch stärkerer Form negativ auswirken, wenn ein Schlüsselkunde nachhaltig enttäuscht wird.171 Nicht zu vergessen ist dabei, dass daraus ein Drohpotential entstehen kann, was die Abhängigkeit
von Großkunden dann weiter steigert. Einen Überblick über mögliche positive wie negative Effekte der Kundenbindung durch CRM gibt Tabelle 5:
Der wahrscheinlich größte Nachteil von CRM-Systemen besteht in der hohen Gefahr
des Scheiterns bei ihrer Implementierung. Die Messbarkeit des Erfolgs eines CRMSystems ist damit ein wichtiges Kriterium, dessen Indikatoren sich im Wesentlichen
aus der strategischen Planung ableiten lassen. Vor dem Start der CRM-Einführung
sollten die strategischen Kennzahlen (Key−Performance−Indikatoren) festgelegt werden. Dies erfordert ein entsprechendes Controlling, das aufgrund von Soll−Ist−Werten
(konsolidiert aus CRM, ERP und anderen Systemen) die Wirkungen des CRM transparent und im Zeitlauf vergleichbar darstellt. Hierfür eignen sich "State of the
Art"−Technologien innerhalb des analytischen CRM oder andere Business Intelligence
Werkzeuge.172
Im Rahmen der Umsetzung eines CRM-Projektes soll über die Zielsetzung und das mit
allen Abteilungen ausgearbeitete Pflichtenheft das Gesamtziel erreicht werden. Die
Implementierung soll in kleine, überschaubare Schritte aufgeteilt werden. Für die Planung zur Einführung eines CRM-Systems ist mit zwei Jahren zu rechnen.173 Die Zerlegung in mehrere kleine Schritte verringert die Gefahr des Scheiterns und lässt Projektänderungen im überschaubaren Rahmen zu.
170
171
172
173
Vgl. Diller, H. (2011): S. 255.
Vgl. Diller, H. (2011): S. 259 f.
Pöschl, N. (2010): S. 1-2, (letzter Zugriff: 24.11.2012).
Vgl. Winkelmann, P. (2008): S. 310.
43
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Tabelle 5: Positive und negative Effekte durch CRM
Mehr Sicherheit
+ •
•
•
•
Mehr Stabilität der
Geschäftsbeziehungen
- Habitualisierung
- Immunisierung
- Toleranz
Mehr Feedback
- Beschwerdebereitschaft
- Auskunftsbereitschaft
- Bereitschaft zur
- Kooperation
Mehr Aktionsspielraum
Mehr Vertrauen
Mehr Wachstum
•
•
Bessere Kundenpenetration
- Beschaffungskonzentration
- Kaufhäufigkeit
- Kaufintensität
- Cross Buying
Mehr Kundenempfehlungen
- Adressenvermittlung
- Referenzbereitschaft
- Mund-zu-MundWerbung
- Kundenvermittlung
Mehr Gewinn / höhere
Rentabilität
•
•
- •
•
•
Inflexibilität durch
starkes Commitment
Trägheit
Reaktanzgefahr beim
Kunden
•
•
Einseitige Kundenstruktur
- Abhängigkeit vom
Lebenszyklus des
Kunden
- Konjunkturanfälligkeit
- Erpressbarkeit
Negative Mund-zuMund-Werbung
•
Kosteneinsparungen
- Besserer ROI
(Amortisation von
Akquisitionskosten)
- Opportunitätskosten
der Kundengewinnung
- Geringere Kundenbearbeitungskosten
- Effizientere Analyse, Verkaufs- und Orderprozesse
- Geringere Streuverluste (auch Kampagnenmanagement
)
Erlössteigerungen
- Geringere
Preiselastizität
- Cross SellingErlöse
- Up SellingErlöse
Bindungskosten
- Zurechenbare Kosten
- Zurechenbare Erlösminderungen
Quelle: Diller, H. (2011): S. 251.
Als Anhaltspunkte zur erfolgreichen Umsetzung können folgende Punkte identifiziert
werden:
• Top Management Commitment:
Die Unterstützung der Unternehmensführung für das CRM-Projekt ist eine zwingende Voraussetzung, sie besitzt eine Vorbildfunktion, gibt die CRM-Vision vor
und ist für die Realisierung verantwortlich.
• Projektzielsetzung:
Für den Erfolg und die Messbarkeit ist eine transparente Projektzielsetzung unabdingbar.
44
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
• Einheitliches Begriffsverständnis:
Verwendung einer einheitlichen Ausdrucksweise im Zusammenhang mit dem
CRM-Projekt, um die Kommunikation zwischen den Experten und Mitarbeitern
verschiedener Unternehmensfunktionen sowie unterschiedlicher Managementebenen zu vereinfachen.
• Mitarbeiterakzeptanz:
Einbeziehung der Mitarbeiter aller betroffenen Unternehmensebenen in das CRMProjekt, um die Akzeptanz zu erhöhen.
• Datenqualität und Verfügbarkeit:
Voraussetzung für eine gute Datenqualität ist die Sammlung und strukturierte Aufbereitung aller relevanten Kundendaten, ebenso besitzen alle betroffenen Mitarbeiter Zugriff auf diese Kundendaten.
• Synchronisation und Koordination von Einzelaktivitäten:
Die unternehmensweite und abteilungsübergreifende Koordinierung der Einzelaktivitäten zur Verbesserung der Kundenbeziehungen ist ein unerlässlicher Faktor
eines erfolgreichen CRM-Projektes.174
Werden die Erfolgsfaktoren in ihr Gegenteil verkehrt, ergeben sich auch die wesentlichen Risiken bei der CRM-Einführung. Die Angaben zur Quote gescheiterter CRMProzesse sind uneinheitlich. Stokburger und Pufahl beziffern die Anzahl der gescheiterten Projekte zwischen 50 % bis 75 %.
Zu den Hauptgründen zählen sie eine unzureichende strategische Planung und Zielsetzung. Hinzu kommt, dass einzelne Fachbereiche, nicht zuletzt die IT-Abteilung, die
Übernahme eines CRM-Systems unilateral anstoßen.175 So wird angegeben, dass ungefähr 80 % der CRM-Projekte nach ihrer Einführung weder die Anforderungen der
Vertriebsmitarbeiter noch die des Gesamtunternehmens erfüllen.176 In 60% der Fälle
kommt es aufgrund einer zu eingeschränkten Sichtweise auf die Software und Informationstechnologie zu einer kritischen Bewertung des CRM.177 Als ein weiteres Problem
wird häufig genannt, dass das CRM-System eine Veränderungs- und eine Lernbereitschaft auch von Mitarbeitern fordert, die mit Neuerungen und Ambiguität nicht zurechtkommen. Vor allem scheitern CRM-Projekte den Studien zufolge, wenn ihnen die Unterstützung des Top Management fehlt.
Bei der Studie von Duscha und Hudetz aus dem Jahr 2007 gaben dagegen 70 % der
232 befragten KMU an, überwiegend positive Erfahrungen gemacht zu haben und die
meisten der mit dem CRM angestrebten Ziele zu erreichen. Hier stand bei einer deutlichen Mehrheit die Geschäftsführung hinter dem CRM – in rund 75 % wurde das CRM
174
175
176
177
Vgl. Wolf, E. E. (2007): S. 122 f.
Vgl. Stokburger, G. / Pufahl, M. (2002): S. 35.
Vgl. Stengl, B. / Sommer, R. / Ematinger, R. (2001): o. S. (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Homburg, C. / Schäfer, H. / Schneider, J. (2010): S. 238 f.
45
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
von dieser intensiv genutzt.178 Dies könnte eine Erklärung für das - abweichend - positive Ergebnis zur CRM-Implementierung darstellen. Allerdings besteht hier die für
quantitative Untersuchungen typische Gefahr, dass vor allem Unternehmen geantwortet haben, die CRM entweder stark befürworten oder eben ablehnen – das Ergebnis
mithin verzerrt ist. Zugleich kritisieren Duscha und Hudetz, dass nur ein geringer Teil
der KMU Kundenbeziehungsmanagement ganzheitlich umsetzt.179 Das CRM vieler
KMU sei nur rudimentär und erlaube nur eine punktuelle Steuerung von Marketing und
Vertrieb.180 Insgesamt gehen auch sie davon aus, dass gut die Hälfe der CRM-Projekte
als Misserfolge klassifiziert werden müssen, da es an der Zielbestimmtheit, der Kundenorientierung und der organisatorische Umsetzung mangele.181
Die Anzahl der gescheiterten CRM-Projekte ist auch der Capgemini-Studie zufolge
überraschend hoch. Die genannten Gründe hierfür sind vielfältig. Die erfolgreiche Einführung eines Kundenbeziehungsmanagements ist also nicht eine Frage der Software
und Technologie. Für CRM werden zwar komplexe Systeme von Software und Technologie eingesetzt, entscheidend ist jedoch der Faktor Mensch. Capgemini zufolge sind
eine unzulängliche strategische Zielsetzung, Planung und Vorbereitung, fehlende
Konkretisierung, mangelnde Verknüpfung der Unternehmensebenen, mangelnde Unterstützung durch die Führungskräfte bis hin zum Vorstand, unzureichende Kommunikation zwischen Prozess- und IT-Seite und mangelndes Engagement sowie Know-how
der Mitarbeiter die Hauptgründe für den ausbleibenden Erfolg.182
Klargestellt werden muss auch, dass mit dem Einsatz von CRM allein noch kein Wettbewerbsvorteil entsteht.183 Eine unverwechselbare strategische Positionierung kann
nur durch die richtige Verbindung zwischen Strategie, CRM und Unternehmensorganisation erreicht werden:184 „Firms do not simply plug in computers or telecommunications equipment and achieve service quality or efficiency gains. Instead they go through
a process of organizational redesign and make substantial changes to their product
and service mix.“185
Stobbe fragt deshalb, von welchen Faktoren es abhängt, ob sich Unternehmen im
Wettbewerb mit Hilfe von IT differenzieren können. Unternehmen seien ständig gefordert, „ihr Geschäftsmodell zu überprüfen und IT-basierte Prozessinnovationen vorzunehmen.“186 Verschiedene Studien zum E-Business allgemein zeigen, dass der statistisch messbare Effekt von IT auf die Produktivität eines Unternehmens deutlich variiert.
Verantwortlich dafür seien vor allem die Rahmenbedingungen innerhalb der Unternehmen: „Unternehmen erzielen höhere Produktivitätsgewinne, wenn sie den IT 178
179
180
181
182
183
184
185
186
46
Vgl. Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Vgl. Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Vgl. Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Vgl. Duscha, A. (2007): S. 10, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Vgl. Capgemini (2008): S. 7, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Carr, N. G. (2003): S. 17, (letzter Zugriff: 10.08.2012).
Vgl. Stobbe, A. (2009): S. 9 ff., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Bresnahan, T. F. / Brynjolfsson, E. / Hitt, L. M. (2002): S. 340 f.
Stobbe, A. (2009): S. 3, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Einsatz mit gezielten organisatorischen Veränderungen verbinden. Der Produktivitätsgewinn hängt vom Grad der Dezentralisierung eines Unternehmens und von der Qualität des Management ab.“187
Diese Aussagen gelten zunächst für E-Business-Anwendungen allgemein. CRMSysteme sind jedoch eingeschlossen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass
die Ergebnisse auch hier gelten. Bemerkenswert ist darüber hinaus eine Studie von
Brynjolfsson und Hitt aus dem Jahre 2003, in der festgestellt wird, „dass der
annualisierte Produktivitätsfortschritt, der über den IT-Einsatz erzielt wird, nach fünf bis
sieben Jahren fünfmal höher ist als ein Jahr nach der IT-Investition.“188 Die Ergebnisse
der Studien deuten darauf hin, so Stobbe, dass sich Produktivitätseffekte erst mit einer
gewissen Zeitverzögerung einstellen. Für dieses Phänomen seien vermutlich umfangreiche und zeitintensive Investitionen in komplementäre Inputgüter, insbesondere Anpassungen der betrieblichen Organisationsstruktur, verantwortlich.189 Wer in ein CRMSystem investiert, sollte also Geduld mitbringen, wird dafür aber bei entsprechend
sorgfältiger Arbeit später umso reicher belohnt werden.
Das Zwischenfazit lautet deshalb: Die Auswahl und Einführung eines CRM-Systems ist
Aufgabe der Unternehmensleitung. Vorausgehen muss eine klare und transparente
strategische Planung. Diese soll das CRM-System selbst und die organisatorische
Ausrichtung des gesamten Unternehmens umfassen. Immerhin ist die Implementierung
von CRM Ausdruck einer stärkeren Kundenorientierung, die sich bis hin zur Organisationskultur im Unternehmen niederschlagen muss. Erst wenn alle thematisierten Kriterien berücksichtigt werden, ist eine nachhaltige und signifikante Verbesserung der
Wettbewerbsposition zu erzielen.
Alle Abteilungen und Mitarbeiter, die durch das CRM berührt werden, müssen auch an
dessen Umsetzung beteiligt werden. Um zugunsten von Transparenz und Mitarbeitermotivation alle Mitarbeiter möglichst frühzeitig einzubinden, empfiehlt sich die Begleitung des Einführungsprozesses durch ein Change Management-Projekt an. Auch kann
die Anpassung des Anreizsystems an die CRM-Ziele unterstützend wirken. Nur durch
eine solche sorgfältig und langfristig geplante, schrittweise Vorgehensweise kann die
zusätzliche Komplexität, die CRM zunächst für KMU bedeutet, aufgefangen werden.
187
188
189
Stobbe, A. (2009): S. 3, (letzter Zugriff: 23.11.2012); Reenen, J., van / Sadun, R. (2006): S. 55-60.
Stobbe, A. (2009): S. 3, (letzter Zugriff: 23.11.2012).; Brynjolfsson, E. / Hitt, L. M. (2003): S. 793 ff.
Ähnlich Bloom, N., Sadun, R. / Reenen, J. van (2007): S. 19. Außerdem heißt es dort, dass die Autoren bei der Untersuchung von Firmenübernahmen durch US-amerikanische Konzerne feststellen,
dass Produktivitätsgewinne durch den vermehrten Einsatz von IT erst 2-3 Jahre nach der Übernahme
zu beobachten sind.
Stobbe, A. (2009): S. 3, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
47
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
4 Einsatz von CRM - KMU und Großunternehmen im Vergleich
4.1 Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU
In der Organisation sowie in der Führungs- und Unternehmenskultur ergeben sich
deutliche Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen. In diesem Kapitel werden diese – in den folgenden Tabellen prototypisch dargestellten - Gegensätze veranschaulicht.
Tabelle 6: Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen
KMU
Großunternehmen
Führung durch Eigentümer/Unternehmer
Führung durch Manager
Geringere betriebswirtschaftliche Kenntnisse
Fundierte Unternehmensführungskenntnisse
Patriarchalische Führung
Führung nach Management-by-Prinzipien
Kaum Gruppenentscheidungen
Häufig Gruppenentscheidungen
Durch Funktionshäufung überlastet; wenn
Arbeitsteilung, dann personenbezogen
Hochgradige sachbezogene Arbeitsteilung
Unmittelbare Teilnahme am Betriebsgeschehen
Ferne zum Betriebsgeschehen
Auf den Unternehmer ausgerichtetes
Einliniensystem von ihm selbst oder mit
Hilfe weniger Führungspersonen bis in die
Einzelheiten überschaubar
Personenabhängig an den sachlichen Gegebenheiten orientierte komplexe Organisationsstruktur
Kaum Abteilungsbildung
Umfangreiche Abteilungsbildung
Starke persönliche Bindung
Geringe persönliche Bindung
Delegation in beschränktem Umfang
Delegation in vielen Bereichen
Weisungen und Kontrolle im direkten personenbezogenen Kontakt
Formalisierte unpersönliche Weisungs–
und Kontrollbeziehungen
Hohe Flexibilität
Geringe Flexibilität
Begrenzte Planung
Umfangreiche Planung
Kurze, direkte Kommunikationswege
Vorgeschriebene, häufig lange, intransparente Kommunikationswege
Kaum Bürokratie, geringe Formalisierung
Bürokratisch, hohe Formalisierung
48
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Hohe Mitarbeiteridentifikation
Niedrigere Mitarbeiteridentifikation
Hohes Fachwissen des Unternehmers
Hohes Fachwissen der Spezialabteilungen
Geringe finanzielle Ressourcen, dadurch
hohes Risiko bei Fehlentscheidungen
Größere finanzielle Ressourcen, dadurch
geringeres Risiko bei Fehlentscheidungen
Personalknappheit
Größere Personalressourcen
Geringes Projekt-Know-How
Großes Projekt-Know-how (z.B. durch
Stabsabteilungen, Inhouse-Consulting etc.)
Quelle: in Anlehnung an: Altmann, G. (2003): S. 14; Pleitner, H. (1995): S. 931.
Bezüglich der Finanzierung und Eigentümerstruktur haben KMU in der Regel den Vorteil, längerfristig und unabhängig von zu kurzfristig gedachtem Shareholder-ValueHandeln planen zu können. Als Nachteil könnte betrachtet werden, dass es zwar eine
breite Zahl unterschiedlicher Programme zur Förderung des Mittelstandes gibt, diese
aber als zu komplex und zu ineffektiv angesehen würden.
Auf dem Feld der Forschung und Entwicklung liegen ressourcenbedingt die Vorteile bei
den Großunternehmen. Allerdings punkten kleine Unternehmen mit ihrer Flexibilität
und – zumindest in Sektoren mit geringeren gesetzlichen Hürden – mit kurzen Zeiten
zwischen Innovation und Markteinführung.
Tabelle 7: Unterschiede bei Forschung & Entwicklung
KMU
Großunternehmen
Fast ausschließlich bedarfsorientierte Produkt- und Verfahrensentwicklung, kaum
Grundlagenforschung
Produkt- und Verfahrensentwicklung in engem
Zusammenhang mit Grundlagenforschung
Relativ kurzer Zeitraum zwischen Erfindung
und wirtschaftlicher Nutzung
Relativ langer Zeitraum zwischen Erfindung
und wirtschaftlicher Nutzung
Quelle: in Anlehnung an Altmann, G. (2003): S. 14; Pleitner (1995): S. 931.
Großunternehmen – gerade in der Konsumgüterindustrie - unterliegen der Gefahr,
durch ihr Bemühen um kostensparende Standardisierung ihre Kundenkenntnis zu verlieren. Verstärkt wird der Effekt durch den mehrstufigen Einsatz von Absatzmittlern.
Hier sind kleinere Unternehmen oft im Vorteil.190 Demzufolge führten die Großunternehmen CRM-Software ein, da sie allein aufgrund ihrer Organisationsgröße und Kundenentfernung den korrektiven Einfluss direkten Kundenkontakts nicht mehr spüren
190
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. X.
49
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
konnten. So werde CRM als „Krückstock“ benutzt, um den Nachteil der fehlenden Kundennähe wieder auszugleichen.191
Fälschlicherweise, so Siems, denke „man“ inzwischen in Hinblick auf CRM, dies sei
typisch für Großunternehmen.192 Ein Nachteil für KMU sei dagegen, dass diesen oft die
Größe fehle, um eine mit Großunternehmen vergleichbar breite Produktpalette anzubieten oder dass es ihnen an Budget mangele, um ihre Produkte den wachsenden
Kundenbedürfnissen anpassen zu können. Das bedeute, dass KMU immer wieder
Kunden aufgeben müssen, wenn sich deren Bedürfnisse weiterentwickeln und nicht
mehr befriedigt werden können. KMU fehle es hier somit häufig an Reserven und Ressourcen, um ein sprunghaftes und zugleich gesundes Wachstum zu realisieren, was
sie in die Lage versetzt, zunehmend komplexe Kundenanforderungen zu erfüllen.193
Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass Großunternehmen in der Regel einer dezidierten
und ausformulierten strategischen Planung folgen, einschließlich eines detaillierten
Controllings. Durch die Arbeitsteilung, Systematik und Spezialisierung in Großunternehmen hätten diese Effizienzvorteile. KMU könnten die dafür notwendigen Ressourcen in der Regel nicht vorhalten und seien deshalb zu einem pragmatischeren und
schlankeren Vorgehen gezwungen.
In der Praxis führe das dazu, bezogen auf die Einführung von CRM-Systemen, dass
bei KMU keine ausführliche Analyse erfolge, sondern zunächst die Software installiert
werde. Hierbei würden die wesentlichen Funktionen aufgezeigt, um so möglichst
schnell Akzeptanz zu erhalten. Mit der Einführung der Software würden dann die entsprechenden CRM-Maßnahmen abgefragt und in einem Zug in das sich damit aufbauende System eingefügt. Das, so Sander, sei prototypisch das bevorzugte Vorgehen bei
KMU.194 Das Motto sei in diesem Zusammenhang „Ärmel hoch krempeln, los geht‘s.“195
Als Nachteil bei KMU komme hinzu, so Kötter, dass KMU häufig über keine zeitgemäße Hard- und Software verfügten, die für ein modernes CRM-Programm notwendig
wäre. Der Anschaffungs-, Schulungs- und Verwaltungsaufwand werde von Inhabern
dann zuweilen als zu hoch betrachtet.196 Dies ist kurzsichtig, da die Modernisierung der
IT in diesen Fällen ohnehin angebracht wäre und höchstens anteilig den CRM-Kosten
hinzugerechnet werden dürfte.
Nach Sultze werde in Großunternehmen mehr differenziert. Außerdem werde dort in
der Regel funktionsübergreifend – was vor allem für das Marketing gelte - viel mehr
aus den Daten herausgelesen.197
191
192
193
194
195
196
197
50
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. X.
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. X.
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XIII f.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVII.
Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVII.
Vgl. Kötter, G. (2011): Anhang Nr. 1.2, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXII.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXVII.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Laut Sander seien Großunternehmen stärker darauf bedacht, die Integration des CRM
konsequent zu vollziehen und auch – anfänglich - zusätzlichen Aufwand dafür in Kauf
zu nehmen. Bei KMU sei es öfter so, dass die „Augen größer“ seien als der „Appetit“.
D.h., die KMU wollten zu viel auf einmal und hätten zu große Erwartungen an die Anschaffung einer CRM-Software. Wenn sie dann aber feststellten, welcher Folgeaufwand entstehe, zögen sich viele Unternehmen zurück und generierten dadurch Brüche
in ihren IT-Systemen.198
Zwar sei die Einbindung des CRM in die IT wichtig, allerdings dürfe, wie immer wieder
betont werde, das Kundenbeziehungsmanagement nicht als IT-Aufgabe verstanden
werden. Siems hält die dennoch anzutreffende starke IT-Orientierung beim Einsatz von
CRM-Systemen für einen Fehler. „Bei KMU sollte CRM Chefsache sein. Bei Großunternehmen wird es dafür eigene Stellen geben, die idealtypisch nicht der IT untergeordnet sind, sondern gleichgestellt.“199
Sultze berichtet, dass die Lösungen zur Eingliederung der CRM-Software in die Unternehmens-IT in der Praxis sehr unterschiedlich sein würden, da KMU oft über Insellösungen und insgesamt eine geringere IT-Ausstattung verfügten. Die Integration in das
bestehende IT-System sei daher eine der größten Barrieren, da es zudem noch kosten- und zeitintensiv sei.200 Hinzu komme laut Sander, dass es vielen KMU nicht bewusst sei, bspw. welche Personalkosten ihnen durch die Pflege des CRM entstünden.
Die CRM-Aufgaben erhielte hier häufig ein bestehender Mitarbeiter, und zwar als Zusatzaufgabe, ohne dass der Mehraufwand berücksichtigt würde, eine effektive Kostenrechnung finde dabei nicht statt.201
Für KMU sollten CRM-Systeme deshalb so einfach wie möglich konstruiert sein, so
Sander weiter. Dies läge nicht zuletzt an der geringeren Spezialisierung der Mitarbeiter
von KMU. Diese hätten zumeist mehrere Aufgaben und Funktionen und könnten somit
oft nur oberflächlich arbeiten, insbesondere bei Zeitmangel. Dieser sei allerdings häufig
anzutreffen, wenn das CRM als zusätzliches zu den bestehenden Systemen komme
und als neue Software erst noch gelernt werden müsse. In Großunternehmen seien
Mitarbeiter dagegen speziell zur CRM-Pflege und Analyse abgestellt und hätten so
größere Expertenkenntnisse.202
198
199
200
201
202
Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVII.
Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XIX.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XLII.
Vgl. Sander, W. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXX II.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXIII f.
51
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
4.2 Großunternehmen und CRM
Die große Aufgabe eines CRM sei es, Siems zufolge, die Unternehmen dazu zu befähigen, einen lebenslangen Dialog mit dem Kunden aufzubauen.203 Dies gelte für Großunternehmen und auch für KMU.
Da die genaue Kenntnis der Kunden und eine möglichst enge, nachhaltige Beziehung
zum Kunden von so großer betriebswirtschaftlicher Bedeutung ist, verfügen die Großunternehmen praktisch durchgehend über CRM-Systeme, die in ihre Unternehmenssoftware eingebettet sind. Marktführer für CRM-Systeme mit der Zielgruppe Großunternehmen sind deshalb auch die großen Firmensoftware-Hersteller.
Dem CRM-Barometer von Capgemini zufolge, hält knapp ein Drittel der Großunternehmen den Einsatz von SAP-CRM grundsätzlich für geeignet, bzw. ein Drittel nutzt
dieses bereits. Oracle CRM hingegen wird von 18 % der Teilnehmer genannt, und wird
bereits von 26 % eingesetzt, wie in Abbildung 6 dargestellt:204
Welche CRM-Unternehmenssoftware wird in Ihrem Unternehmen eingesetzt bzw.
würden Sie für neue CRM-Projekte einsetzen?
Bereits eingesetzt
33
SAP CRM
26
Oracle Siebel
Mircosoft Dynamics CRM
7
Oracle CRM on Demand
7
SAP CRM On Demand
3
Salesforce.com
4
RightNow CRM
Vorstellbar
Nicht relevant
25
43
18
56
21
72
18
75
32
65
11
85
8
Andere
92
81
19
Basis: Alle Befragten (n=60) – Prozentangaben
Quelle: Capgemini (2009): S. 12, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Abbildung 6: Einsatz von CRM-Software bei Großunternehmen
Bezüglich der Zufriedenheit von Managern in Großunternehmen, die mit CRMSoftware Erfahrung haben, erhält man mit Hilfe der Studie von der Unternehmensberatung „Sapient“ des Jahres 2002 nähere Informationen. Aus dieser Studie geht hervor,
203
204
52
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, XIII.
Vgl. Capgemini (2009): S.12, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
dass viele CRM-Projekte bei Großunternehmen nicht erfolgreich gestaltet werden, da
es oft an einer Analyse der Kundenbedürfnisse seitens der Hersteller mangelt.205
4.3 KMU und CRM
Die Philosophie des CRM ist, Kunden individuell zu bedienen und eine langfristige
Kundenbeziehung herzustellen. Dieser Grundgedanke des Kundenbeziehungsmanagements, so Siems, gehe eigentlich auf KMU zurück und sei eben nicht typisch für
Großunternehmen, die aufgrund ihrer Größe, ihrer Marktmacht und erst recht bei
Verkäufermärkten keine enge Kundenbindung benötigten.206
Als weitere, besondere Anforderungen gelten:
• CRM-Lösungen sollten einfach aufgebaut sein und Komplexität meiden.
• Aufwändige CRM-Software werde nicht immer gebraucht, Datenbanken für
Kleinstunternehmen oder Unternehmen mit geringer Kundenzahl ließen sich auch
mit Standardsoftware führen.207
Da die Einführung eines CRM-Systems eine ganzheitliche, umfassende Aufgabe ist,
sollte diese als Change Management-Projekt aufgefasst und organisiert werden (s.
Abb. 7).
Wichtig ist die Integration der bereits vorhandenen Daten und die Einbindung des CRM
in die bestehenden Prozesse und Kommunikationsstrukturen. Die Mitarbeiter müssen
hierfür intensiv geschult und zur tatsächlichen Verwendung des CRM motiviert werden.
Ebenfalls bedeutend für den Erfolg ist es, ein Controlling aufzubauen, ob und wie das
CRM eingesetzt wird und wo Verbesserungen vorgenommen werden können.
Die Sammlung und Pflege von CRM-Daten obliegt nicht allein dem Vertrieb, sondern
ist eine Aufgabe aller Betriebsteile. Hierbei ist es unerlässlich, durchgehend auf eine
hohe Datenqualität zu achten (Vollständigkeit und Validität). Ein solches wissenschaftliches Vorgehen hat zahlreiche, handfeste praktische Vorteile:
•
zuverlässige Analysen durch Data Mining
•
Verbesserung des Corporate Image
•
höhere Kundenzufriedenheit
•
weniger Retouren bei Mailings
•
weniger doppelte Mailings
•
schnellere Bezahlung und niedrigere Debitorenrisiken
•
schnellere Identifikation von Kunden im Bestand und
•
kürzere Telefonate.
•
Verlässliche Kundendaten sind der Schmierstoff des Unternehmens. Ein Mitarbeiter, der Kundendaten nachlässig behandelt, beeinflusst negativ die Effizienz
205
206
207
Vgl. Bruhn, M. (2003): S. 547.
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. X.
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XI.
53
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
anderer Abläufe - und das kostet Geld und führt zu Irritationen unter den Kollegen.
•
Der Kundenbestand bildet das Fundament des Unternehmens, seine Qualität
ist die Voraussetzung für den Erfolg.208
CRM in KMU
CRM 1 Kundenbasis 2 Prozessmanagement 3 notwendig
Umsetzung
• Zentrale Datenerhaltung empfehlenswert (Excel,
Outlook, Open Source CRM,etc.) • Eigene Abteilung für Prozessmanagement evtl. nicht notwendig
• Starker Fokus auf Kommunikation, eher generalistisch.
Changemanagement
• Incentivierung und Training
Qualitätsmanagement • Automatisierung und Standardisierung wo möglich (BriefTemplates, Reminderfunktion, etc.)
Fazit
• Change Management-Budget einplanen
• Generationswechsel bei Besetzung von Vakanzen
• Einsatz von “CRM-“ wo möglich
4 Quelle: nach Loyalty Partner (2006): S. 24 f.
Abbildung 7: CRM-Umsetzung bei KMU
Für KMU, die wie die RDF GmbH hauptsächlich von einigen wenigen Industriekunden
abhängig sind, gilt dies in besonderem Maße. Aufgrund dieser engen Beziehungen und
der hohen Kundenabhängigkeit ist eine möglichst effiziente und effektive Kundenbetreuung essentiell.209
4.4 Anforderungen an KMU zur Implementierung von CRM-Systemen
Damit CRM erfolgreich eingeführt und darüber hinaus auch dauerhaft erfolgreich sein
kann, ist eine der wichtigeren Anforderungen, die an KMU gestellt werden, Mitarbeiter
zu haben, die sich auf eine neue Managementsicht, und damit auf den Kunden individuell einlassen können. Nur so können CRM-Projekte in ihrer Gesamtheit positive Effekte für KMU bringen. Dabei kann die emotionale Bereitschaft zur kommunikativen
208
209
54
Vgl. Capgemini (2009): passim, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Kappler, A. (2007): S. 1.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Zusammenarbeit als wesentlich in diesen Zusammenhang mit anderen Kollegen angesehen werden.210
Diese Bereitschaft sollte auch seitens der Geschäftsführung vorhanden sein, um hier
die Mitarbeiter auch zusätzlich zu motivieren. Um bei Mitarbeitern latente Widerstände
gegenüber CRM abzubauen, ist eine größtmögliche Transparenz bereits ab Einführung
des CRM bei KMU zu empfehlen, da viele Befürchtungen der Mitarbeiter hinsichtlich
eines Mehraufwandes oftmals unbegründet sind.211
Ein Unternehmen müsse verstehen, so Sander, dass CRM keine Software sei, welche
einem auf einmal alle kundenbezogenen Probleme erledige. Zunächst solle von allen
Köpfen verstanden werden, dass eine kundenorientierte Organisation des Gesamtunternehmens notwendig sei.212
Bei der Einführung eines CRM in KMU ist davon auszugehen, dass dieses nicht von
speziell dafür qualifizierten und eingesetzten Mitarbeitern betreut wird, sondern als
Zusatzaufgabe hinzukommt. Zwar bringt ein richtig implementiertes CRM Effizienzvorteile auch für jeden einzelnen Mitarbeiter, bis es jedoch so weit ist, muss jedoch jeder,
der mit dem CRM arbeitet, in das Erlernen der neuen Anforderungen investieren.
Jede Veränderung und jede signifikante Änderung von Arbeitsabläufen führt aber gerade bei dienstalten Mitarbeitern häufig zu einer ablehnenden Haltung. Das ist die Erfahrung vieler Veränderungsprojekte, unabhängig von CRM oder SoftwareEinführungen. KMU können sich aufgrund ihrer niedrigeren Mitarbeiterzahl aber noch
weniger als Großunternehmen leisten, auf die Leistungsbereitschaft (altgedienter) Mitarbeiter zu verzichten. Eben so wenig macht es Sinn, bestimmte Mitarbeiter von der
Anwendung des CRM-Systems auszunehmen.
Weiterhin ist es wichtig, dass KMU einen CRM-Dienstleister haben, welcher das KMU
verstehe. Und drittens brauchten KMU ein Softwaresystem, welches es dem Unternehmen möglich macht, die Absatzziele des Unternehmens langfristig zu unterstützen.
Das bedeute für KMU, dass das CRM-System ein modulares System sein solle, welches es ermöglicht, klein anzufangen und das CRM dann Stück für Stück weiter zu
entwickeln. Vor allem, wenn das Unternehmen innovativ auf Marktveränderungen reagieren kann, sollte das System modular aufgebaut sein, so dass die Möglichkeit zur
Weiterentwicklung bestehe.213
Die besonderen Anforderungen an ein KMU-taugliches CRM und die wichtigsten Bedingungen für das Gelingen seien nach Siems: „Das CRM muss akzeptiert werden,
dabei haben gerade die KMUs einen extremen kulturellen Einfluss, weil die Unternehmen klein sind. Bei den Mitarbeitern darf das CRM kein Misstrauen erwecken. Wenn
die Mitarbeiter den Eindruck haben, sie werden dadurch kontrolliert, weil der Ge 210
211
212
213
Vgl. Helmke, S. / Uebel, M. F. / Dangelmaier, W. (2008): S. 28 f.
Vgl. Helmke, S. / Brinker, D. / Wessoly, H. (2001): S. 312 f.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVI.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVI.
55
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
schäftsführer von denen Reports über Kundenbesuche oder Ähnliches fordert, dann
kann das sehr schnell die Stimmung kaputt machen. Das ist eine ganz große Herausforderung an den Geschäftsführer, dass so zu implementieren, dass es da keine Misstrauensstruktur ergibt, das ist ein kulturelles Problem welches über die Geschäftsführung gelöst werden muss. Hier kann man keine Taskmanager einsetzen, sondern das
muss der Geschäftsführer selbst machen. Das ist Chefsache. Das muss von oben
kommen und von allen getragen werden, sonst geht das schief. Das muss gerade auch
der Vertriebler, der direkten Kundenkontakt hat, umsetzen. Der muss daran glauben,
der muss das wollen. sonst funktioniert das nicht.“ 214
Weitere Anforderungen kommen nach Siems sehr auf die Zielsetzung des Unternehmens an. Das Management von Kundenbeziehungen hätte im Verlauf eines
Kundenlebenszyklusses verschiedene Teilaufgaben. Die Kunden-Akquise zähle genauso dazu, wie das Aufrechterhalten einer Kundenbeziehung. Manchmal gehöre auch
das Verabschieden aus einer Kundenbeziehung oder auch das Reaktivieren einer
Kundenbeziehung dazu. Und je nach Unternehmen, je nach Branche seien andere
Schwerpunktsetzungen vorzunehmen. Es gäbe Branchen, da sei es wichtig, mit dem
Kunden im Dialog zu bleiben. Und es gebe Branchen, da gebe es häufige Einmalkontakte, so dass die Akquise sehr wichtig sei.
Je nachdem, wo die Schwerpunkte liegen würden, seien andere Aspekte wichtig. Also
gäbe es Branchen, wo die Langfristigkeit, die Dauerhaftigkeit der Kundenbeziehungen
zentral sei. In vielen Fällen seien die Empathie sowie die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel bei der Erstkundengewinnung und dem Aufbau von Vertrauen zentral. Nach
Siems Auffassung müsse ein gutes CRM alle Phasen der Kundenbeziehung umfassen,
und dann je nach Branche und je nach Unternehmen verschiedene Anpassungen zulassen.215 Da verschiedene Betriebssoftware-Produkte von der Kostenrechnung, Buchhaltung bis zur Logistik auch in KMU immer weiter verbreitet ist, wird zudem die Integrationsfähigkeit eines CRM-Systems in die bestehenden EDV-Systeme zu einer wesentlichen Anforderung.216
Für sehr kleine Unternehmen oder Unternehmen mit nur geringer Kundenzahl kann
sich auch eine Excel- oder Access-Datenbank zum CRM-Tool eignen. Der Komplexitätsgrad der Software steigt dabei mit dem Komplexitätsgrad des Unternehmens.
Ein wichtiges weiteres Detailmerkmal ist eine gute Adressverwaltung, die es ermöglicht, zusätzlich zu der Verwaltung der Adressen auch eine Anreicherung und eine
Dublettenprüfung vorzunehmen. Damit ist z. B. gemeint, dass mit der Postleitzahl auch
der Ort, die Vororte und der postalische Aufbau so angegeben werden, dass gleich ein
regionaler Überblick möglich wird. Besonders wichtig ist auch die GroupwareKomponente, mit der die Zusammenarbeit im Außendienst und zwischen den einzel 214
215
216
56
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XIV.
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XII.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXIII f.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
nen Abteilungen unterstützt werden kann.217 Schließlich stellt der durchgehende, abteilungsübergreifende Informationsfluss den Kern der kundenorientieren Unternehmensführung dar.218
Für die strategische wie operative Ebene ist ferner die Kennzahlenbildung wichtig, um
ein wirksames Controlling zu gewährleisten.219 Hier bietet das CRM gleich zwei weitere
Vorteile: wichtige Daten und Kennzahlen werden überhaupt erstmals erhoben, in vielen
KMU ist ein solches Berichtswesen bestenfalls rudimentär vorhanden. Und nun können
diese genutzt werden, um eine Effizienz- und Effektivitätsmessung überhaupt erst einzuführen.220 Die grundlegenden Kennzahlen hierfür werden vom CRM automatisch
ausgegeben und können zur einfachen Unternehmenssteuerung bspw. als Dashboard
dargestellt werden.
Wichtigstes Instrument des strategischen CRM ist mit zwei Dritteln der Unternehmen
die Effektivitätsmessung in Vertrieb, Marketing und Service. Dann folgen die Profitabilitätsmessung der Kunden, Data-Mining und die Bestimmung des Kundenwerts (s. Abb.
8).221
217
218
219
220
221
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXIII.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXV.
Vgl. Sultze, W. (2011): Anhang Nr. 1.4, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXXVII.
Vgl. Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. X und XVII; Sander, W.
(2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXVI ff.
Vgl. Capgemini (2009): S. 12, (letzter Zugriff : 23.11.2012).
57
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Tools des strategischen CRM
Welche Analyse-Tools werden technologisch unterstützt und aktiv genutzt, um sich
in der gegenwärtigen Situation einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen?
Effektivitätsmessung
(Marketing/Vertrieb/Service)
67
Profitabilitätsmessung (Kunde/Produkte)
49
Data Mining (Mustererkennung z.B. neuer
Cross-/ Up-selling Potenziale)
43
Kundenwertbestimmung (z.B
Umsatzanalyse,
Kundenlebenszyklusrechnung, etc.)
39
Kein Einsatz analytischer Tools
Andere¹
14
1
¹ Frequenzmessungen
Basis: Alle Befragten (n=104) – Prozentangaben
Quelle: Capgemini (2009): S. 12, (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Abbildung 8: Nutzung der Instrumente des strategischen CRM
Weitere Ziele und Anforderungen an CRM-Systeme sind:
•
Zentrale Adressverwaltung für die Erfassung aller Kunden-, Lieferanten-und
Partnerkontakte
•
Einheitliche, durchgängige und konsistente Kundeninformationsbasis
•
Einfaches Korrespondenz-Management mit Serienbriefen, (Serien-)Faxversand
und E-Mail
•
Besuchsplanung und Berichte
•
Effektive Terminplanung, Aufgabenmanagement und Urlaubsplanung
•
Zielgruppengenaue, mehrstufige Marketingkampagnen mit Nachverfolgung und
Ergebniskontrolle
•
Erhöhung der Kundenzufriedenheit
•
Mobile Daten für den Außendienst.222
222
58
Vgl. Zipser, A. (2010): S. 5 - 6.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
4.5 Anforderungen an CRM für KMU
Wie bereits verdeutlicht wurde, ist es nicht für jedes Unternehmen sinnvoll, ein CRM
mit maximaler Funktionalität zu implementieren. Deshalb sind Leitfragen zu entwickeln,
welche Optionen verwirklicht werden sollen. Um ein CRM optimal auf die Bedürfnisse
eines KMU abzustimmen, könnten diese so lauten:
•
•
•
•
•
•
•
•
Welche Maßnahmen steigern die Kundenorientierung am wirkungsvollsten?
Welche Analysen und Maßnahmen sind für die Mitarbeiter möglichst leicht
durchführbar und motivieren diese zum Einsatz des CRM?
Wie einfach sind die dezentral angelegten Vertriebsdaten integrierbar?
Welche Elemente sind notwendig zur Erhöhung der Kundenbindung?
Welche Kunden sind besonders wertvoll?
Wie kann der Erfolg des CRM messbar gemacht werden?
Wie können die Kundendaten zu Marketingzwecken (Produktentwicklung, Produktmanagement, Werbung) verwendet werden?
Welche Up- und Cross-Selling-Potenziale können durch Data-Mining identifiziert werden?223
Die große Bandbreite der CRM-Funktionen wird in Abbildung 15 aufgezeigt. Diese sollen dem Unternehmen ermöglichen, neue Umsatzträger zu identifizieren und diese
systematisch zu erschließen, Folgeprozesse automatisch anzustoßen und Abläufe zu
überwachen. Durch die zentrale Speicherung aller Kundeninformationen sollen Kundenwünsche früh erkannt und schnell umsetzbar werden. Außerdem sollen Geschäftspartner individuell betreut werden, um die Kundenzufriedenheit und –loyalität zu erhöhen. Eine Senkung der indirekten Kosten könnte dadurch erreicht werden, da alle in
der Organisation dieselbe Software bedienen können. Auf diese Weise lassen sich
erhebliche Kommunikationskosten einsparen.
223
Vgl. Hippner, H. / Rühl, D. / Wilde, K.-D. (2010a): S. 13 ff., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
59
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Tabelle 8: Modul-Optionen von CRM-Systemen
60
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Quelle: PiSA sales GmbH (2009): S. 16 ff.
61
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
4.6 Anpassungsbedarfe des CRM
Um die oben erläuterten Ziele erreichen und die Prozesse überhaupt abbilden zu können, muss ein CRM-System über einen gewissen Satz an Basisfunktionalitäten verfügen. Darüber hinaus muss ein CRM-System weitere Funktionalitäten speziell für die
kunststoffverarbeitende Industrie besitzen. Für die erläuterten Zielsetzungen ist eine
Einbeziehung diverser Daten innerhalb des Unternehmens unumgänglich. Dementsprechend müssen Informationen, welche man aus den Bereichen Vertrieb, Marketing,
Service, Produktentwicklung, Produktion, Logistik und eventuell E-Commerce sowie
aus dem Contact-Center erhält, zusammengeführt werden. Auch die Verbindung des
CRM-Systems mit bestehenden Produktions-, Warenwirtschafts-, Buchhaltungs- oder
sonstigen Softwarelösungen ist deshalb erforderlich, eine Kundendatenbank mit validen und verlässlichen Daten zu erhalten. Aus diesen Anforderungen lassen sich drei
Aufgabenstellungen für CRM-Systeme verallgemeinern:224
•
Informationstransfer aller Kundenkontaktpunkte
•
Einbindung aller Kommunikationskanäle zum Kunden
•
Vereinheitlichung der Software und Möglichkeit zu übergreifenden Datenanalysen
Dieser Anspruch an Software-Systeme für KMU unterscheidet sich deshalb von Großunternehmen, da hier bei den kleineren Unternehmen die Wahrscheinlichkeit fragmentarischer und nur behelfsmäßiger Softwarelösungen groß ist. Häufig werden für wichtige Kundenprozesse überhaupt keine IT-Lösungen und damit keine verwertbaren Daten
vorliegen. Diese Lücken müssen mit Software-Modulen geschlossen werden können,
die zu der CRM-Software passen. Diese Situation ist in dieser Form bei Großunternehmen nicht anzutreffen, da hier i.d.R. bereits für alle relevanten Bereiche Softwarelösungen vorliegen, oft aus einer Hand.225
4.7 Change Management zur Einführung von CRM
Bei der Umsetzung des Kundenbeziehungsmanagements ergeben sich neue Anforderungen an Unternehmen, welche mit tiefgreifenden Veränderungen der Organisation
verbunden sind. Wird ein CRM eingeführt, so wird während dieses Prozesses ein begleitendes Change Management notwendig, um ein gezieltes und erfolgreiches Vorgehen zu gewährleisten.226 Dieses definiert, welche Veränderungen auf welche Weise
durchgeführt werden müssen, um diese dauerhaft in der Organisationskultur zu verankern.227
224
225
226
227
62
Vgl. Bruhn, M. / Homburg, C. (2005): S. 463-500.
Vgl. Sander, G. (2011): Anhang Nr. 1.3, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XXV. Dazu auch
Siems, F. (2011): Anhang Nr. 1.1, Experteninterview vom 16.02.2011, S. XIX.
Vgl. Holland, H. ( 2004): S. 26 ff.
Vgl. Stolzenberg, K. / Heberle, K. (2009): S. 3; Gattermeyer, W. / Al-Ani, A. (2001): S. 7.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Das CRM sollte so gestaltet werden, dass nicht nur das Unternehmen, sondern jeder
einzelne beteiligte Mitarbeiter bei seiner täglichen Arbeit die Effizienz- und Effektivitätsgewinne erleben kann. Es muss den Mitarbeitern ferner klar werden, dass es nicht
Ziel des Controllings ist, ihre Arbeitsweise zu überwachen, sondern die Steuerung und
kontinuierliche Verbesserung des Unternehmens zu ermöglichen.228 Nicht zuletzt geht
es darum, zu verdeutlichen, dass ein Unternehmen im umkämpften Wettbewerb ohne
CRM kontinuierlich an Boden verlieren und letztlich in seiner Existenz bedroht sein
wird. Es ist essentiell, das CRM nicht nur als prozessuale Neuerung, sondern als Fortentwicklung der kundenorientierten Unternehmensphilosophie zu vermitteln.229 Nur mit
einem entsprechenden Gefühl der Dringlichkeit ist es möglich, die Mitarbeiter zu tiefergehen Veränderungen zu motivieren.230 Unterstützend ist zu erwägen, die Mitarbeiter
anhand ermittelter Kennzahlen im Rahmen des CRM finanziell am Unternehmenserfolg
zu beteiligen.
Der erste Schritt zur Auswahl und Einführung eines CRM-Systems ist dabei die Analyse der eigenen Wertschöpfungsprozesse. Dann muss die Überprüfung der Unternehmensvision und der strategischen Planung folgen, um das Unternehmen tatsächlich
kundenorientiert auszurichten.231 Wenn sich die Philosophie der Kundenorientierung
nicht in der Unternehmenskultur widerspiegelt, wird nicht mit dem nötigen Engagement
der Mitarbeiter zu rechnen sein. Deshalb ist eine Prüfung erforderlich, ob die Unternehmenskultur bereits für das Ziel der Kundenorientierung taugt. Ergeben sich hier
Schwächen und Lücken, ist begleitend zur Einführung des CRM-Systems – ggf. auch
vorgeschaltet – ein Maßnahmenpaket zur Organisations- und Personalentwicklung
notwendig.
Da in KMU selten eigene Kompetenzen zum Projekt- und Change Management vorliegen, ist es ratsam, hierfür externe Hilfe zu suchen. Um eine CRM-Implementierung aus
einem Guss zu erreichen, wäre es nicht von Nachteil, wenn der CRM-Dienstleister zugleich über die erforderlichen Kompetenzen in der Organisations- und Personalentwicklung verfügt oder diese über sein Beratungsnetzwerk beisteuern kann.
Sicherlich kann der Veränderungsprozess auch von einem internen Projektteam gesteuert werden, wenn die entsprechenden Fähigkeiten im Unternehmen vorhanden
sind. Ob das CRM-System nun von einem internen oder externen Projekt-Team eingeführt wird, ist letztlich unerheblich, solange es gelingt, eine kritische Masse von Befürwortern der Neuerungen in allen relevanten Funktionsbereichen zu gewinnen und mit
ihrer Unterstützung schnell erste Erfolge zu erzielen.232
228
229
230
231
232
Vgl. Kotter, J. P. (1998): S. 27 ff.; Kraus, G. / Becker-Kolle, C. / Fischer, T. (2006): S. 138 f.
Vgl. Kotter, J. P. (1998): S. 56; Kraus, G. / Becker-Kolle, C. / Fischer, T. (2006): S. 129.
Vgl. Kotter, J. P. (1998): S. 55.
Vgl. Rapp, R. (2001): S. 105 f.
Vgl. Doppler, K. / Lauterburg, C. (2008): S. 102, 133 f.; Kotter, J. P. (1998): S. 14 ff., S. 76 ff.
63
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
5 Fazit: CRM als Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg von KMU
Das Thema Kundenbeziehungsmanagement wird komplex durch die Verbindung der
Dimensionen der kundenorientierten Unternehmensstrategie, der Notwendigkeit von
Organisations- und Personalentwicklung zur Implementierung von CRM-Systemen und
der Wahl der geeigneten CRM-Software. Keine dieser Perspektiven darf vernachlässigt
werden.
Wie gezeigt, ist es ein häufig anzutreffendes Missverständnis, CRM auf den IT-Aspekt
zu reduzieren. Aufgrund der vielschichtigen und sich dynamisch entwickelnden Marktanforderungen ist es unabdingbar, die Unternehmensaktivitäten strategisch zu planen,
möglichst nah am Kunden zu sein und die dort gewonnenen Daten optimal in jede
Funktion der Wertkette einzuspeisen. All diese drei Anforderungen bedient CRM. Dennoch verzichten gerade KMU noch häufig auf dessen Einsatz.233
Gerade die Krisenjahre seit 2008 haben in vielen Industriezweigen zu einem schwierigen Neugeschäft geführt. In einer solchen Situation Neukunden akquirieren zu müssen, bedeutet einen besonders großen Aufwand. Deshalb haben funktionierende CRMSysteme gerade in diesem Zeitraum ihren Nutzen bewiesen, da sie nicht nur die Akquise unterstützen, sondern auch über die höhere Vertriebseffizienz helfen, Kosten zu
sparen. Unternehmen, die gut durch die Krise gekommen sind, haben danach besonders gute Marktchancen. Sie profitieren von Kostensenkungen und den auch durch
schlechte Zeiten gehaltenen guten Kundenbeziehungen. Mithilfe eines CRM-Systems
können gerade diese gut geführten Unternehmen bei anziehender Konjunktur von dem
Zuwachs an Neubestellungen ihrer bestehenden Kunden profitieren.234
Der Nutzen eines CRM-Systems liegt nicht zuletzt in den hervorragenden Kundenbeziehungen, die einst die „berühmte Tante Emma“ auszeichnete: Individualität, Wohlbefinden sowie Bedürfnisorientierung. Die so gesteigerte Kundenzufriedenheit, das haben
verschiedene Untersuchungen gezeigt, erhöht die Loyalität der Kunden und verbessert
in der Konsequenz Umsätze, Ertragskraft und Wert des Unternehmens. 235
Um das CRM optimal zu implementieren, müssen alle Unternehmensbereiche auf dessen strategische Ziele, Philosophie und Anforderungen ausgerichtet werden. Dies betrifft nicht nur die Organisation und die Prozesse, sondern auch die Unternehmenskultur und die Arbeitsweise der Mitarbeiter. Ein CRM kann zudem nur so effizient sein, wie
die Mitarbeiter die notwendigen - zunächst eventuell sogar zusätzlichen - Arbeitsschritte in ihre übrigen Aufgaben integrieren können.
Das Thema CRM ist auf den ersten Blick von IT und Software geprägt, auch da dies
der wichtigste Aspekt für kommerzielle Anbieter ist. Die einseitige Sichtweise auf CRM
als Softwaretool behindert aber dessen ganzheitliche Umsetzung. Ein CRM-System ist
233
234
235
64
Vgl. Schwetz, W. (2008): o. S. (letzter Zugriff: 13.05.2012).
Vgl. o. V. (2010): o. S., (letzter Zugriff: 23.11.2012).
Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2009): S. 4 ff.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
immer nur Werkzeug, entscheidend sind die Unternehmenskultur und Mitarbeiterakzeptanz.
Es ist somit von großer Bedeutung, die Mitarbeiter rechtzeitig von den Vorteilen des
CRM für das Unternehmen und für jeden Einzelnen zu überzeugen. Wenn CRMSysteme scheitern, dann scheitern sie zumeist an der Akzeptanz der Mitarbeiter. Die
Verbindung zwischen den Seiten CRM-Software und Mitarbeiterakzeptanz liegt in der
Datenqualität, denn diese ist essentiell für die Wirksamkeit und Funktionsfähigkeit eines CRM.236 Deshalb ist es wichtig, die technische Seite des CRM mit der Entwicklung
der Organisation und der Mitarbeiter zu verknüpfen. Die frühe und intensive Einbindung der Mitarbeiter in das CRM-Projekt wird somit als essentielle Maßnahme eingestuft. Geschieht dies nicht, sind die CRM-Systeme in der Regel nicht erfolgreich.237
Nicht außer Acht gelassen werden darf die fortlaufende Schulung der Mitarbeiter – und
deren Folgekosten. Die permanente Qualifizierung der Mitarbeiter wird aber ohnehin –
auch ohne CRM – als wichtig angesehen, so dass die Kosten hier nicht als außerplanmäßig oder unangemessen angesehen werden. Das Risiko, dass das CRM aufgrund zu geringer Investitionen scheitert, ist zu groß, um an der falschen Stelle zu sparen.
Allerdings führt auch ein Kundenbeziehungsmanagement nach dem Motto „viel hilft
viel“ in die Irre. KMU können deshalb Kundenbeziehungsmanagement schrittweise und
mit Hilfe entsprechender Modularisierung einführen. Basisfunktionen, die das Funktionieren und den Aufbau einer aussagefähigen Datenbasis sowie schnelle, motivierende
Anfangserfolge sicherstellen, sollen im Vordergrund stehen.238
Durch Intensivierung der zwischenmenschlichen Kontakte im B2C-Bereich wie gegenüber Buying Centern bei Industriegütern können Kaufentscheidungen gezielt beeinflusst werden, da trotz – oder gerade wegen - der ansonsten schnelllebigen Geschäftswelt – Emotionen, Einstellungen und individuelle Präferenzen eine große Rolle
spielen. Im internationalen Management kommt die Komplexität der interkulturellen
Kommunikation hinzu. Daher wird es weiterhin von großer Bedeutung sein, seinen Gesprächs- und Verhandlungspartner richtig einzuschätzen, die Beziehungen zu ihm zu
pflegen und die gegenseitige Kenntnis zu erhöhen.
Bei allen offenbarten Vorteilen von CRM liegt die Schwierigkeit der Implementierung
vor allem darin, dass die drei zentralen Perspektiven – Strategie, Organisationskultur
wie Mitarbeiterakzeptanz und CRM-Software – balanciert beachtet werden müssen.
Der Einsatz der auf das Unternehmen zugeschnittenen Software und deren Akzeptanz
sowie Beherrschung durch die Mitarbeiter bilden die Grundlage für ein funktionierendes
CRM. Diese sollen schließlich das Verhalten von Kunden umgehend erfassen, strukturieren und analysieren. Die CRM-Software ermöglicht einen möglichst effizienten, di 236
237
238
Pöschl, N. (2010): S. 1-2, (letzter Zugriff: 24.11.2012).
Vgl. Kehl, R. E. / Rudolph, B. J. (2001): S. 260 ff.
Vgl. Kehl, R. E. / Rudolph, B. J. (2001): S. 264 ff.
65
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
rekten und personalisierten Kontakt zum Kunden. Dies verringert die Vertriebskosten
und erhöht die Qualität der gesamten Marketingprozesse. Zusammengefasst liegt die
Aufgabe des CRM im Aufdecken neuer Markt- und Kundenpotentiale und der Etablierung nachhaltiger Kundenbeziehungen.239
Zu der CRM-Philosophie gehört auch, das Streben nach Kundenorientierung und Leistungsverbesserung nie als abgeschlossenen Prozess zu betrachten. Vielmehr soll das
CRM – und damit das gesamte Unternehmen – stetig weiterentwickelt werden. Gerade
in der Integration der Kundenprozesse liegt noch Potential, das vor allem in Hochlohnstandorten wie Deutschland zu heben ist. Standardisierbare Produkte und Dienstleistungen können an kostengünstigere Orte ausgelagert werden, aber alle Prozesse, die
nur beim und mit dem Kunden zusammen durchzuführen sind, stärken die Kundenbindung, haben i.d.R. höhere Erträge zur Folge und verheißen dadurch einen nachhaltig
hohen Unternehmenswert. Als sicher vorausgesetzt werden kann, dass der Aufbau
und die Aufrechterhaltung guter Kundenbeziehungen, eine hohe Kundenloyalität und
teils sogar eine Einbindung des Kunden in Innovationsprozesse von großer Bedeutung
sind. Und das gilt unisono für Großunternehmen wie KMU.
239
66
Vgl. Wolf, E. (2007): S. 11 ff.
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Experteninterviewprotokolle
Anhang 1.1: Experteninterview: Herrn Prof. Dr. Florian Siems
Anhang 1.2: Experteninterview: Herrn Georg Kötter
Anhang 1.3: Experteninterview: Herrn Guido Sander
Anhang 1.4: Experteninterview: Herrn Wolfram Sultze
VII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Anhang 1: Experteninterviewprotokolle
1. Wissenschaftliche Expertise zum Thema CRM in KMU:
Prof. Dr. Florian Siems
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere B2B-Marketing
RWTH Aachen
Templergraben 64
52056 Aachen
2. KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie - ohne CRM
Georg Kötter
BÜFA Composites GmbH & Co. KG
Hohe Looge 2-8
26180 Rastede
3. Kommerzielle Anbieter von CRM-Systemen:
Guido Sander
Sander CRM Software
Inhaber, Beratung und Vertrieb
Oppenweher Straße 14-16
D-49419 Wagenfeld
4. KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie - mit CRM:
Wolfram Sultze
Gaugler & Lutz OHG
Habsburger Straße 12
D-73432 Aalen-Ebnat
VIII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Anhang 1.1
Experteninterview
am 02.02.2011 mit Herrn Prof. Dr. Florian Siems
Wissenschaftliche Expertise zu Marketing, CRM und KMU
Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere B2B Marketing
RWTH Aachen
1. Bitte beschreiben Sie Ihr Aufgabengebiet und welche Position Sie innehaben.
Ich bin Juniorprofessor an der RWTH Aachen seit zweieinhalb Jahren. Mein Forschungsschwerpunkt ist ausgerichtet auf Business to Business Marketing. Offiziell
tituliert, der Landtitel heißt „Bringing technologies to market“, also gedacht für die
Ingenieure, um den Link zwischen Betriebswirtschaft und Ingenieurswissenschaften
darzustellen. Mein eigentlicher Forschungsschwerpunkt ist seit vielen Jahren das
Relationship-Marketing bzw. Relationship-Management.
2. Was sind aus Ihrer Sicht Ihre relevanten Erfahrungen zum Forschungsgegenstand Vertrieb, CRM und Anwendung von CRM in KMU?
Ich habe dazu eine eigene Theorie, die Sie dann auch hier nachlesen können, welches hoffentlich bald publiziert wird. Ich glaube, CRM für KMU wird unterschätzt.
Man denkt bei CRM immer an Großunternehmen. Und da liegt ein Missverständnis
vor, dass CRM immer auf reine Softwarelösungen, komplexe Softwarelösungen reduziert wird, und das ist falsch.
CRM, oder Relationship-Management ist zunächst einmal eine Philosophie, ein
Grundgedanke – und jetzt kommt der Witz – der eigentlich von KMU stammt, nach
meinem Verständnis. KMU und Industriegüterhersteller sind diejenigen, die zunächst CRM betrieben haben. Nach meinem Verständnis sogar ohne Softwarelösungen.
Ich erzähle Ihnen ein ganz kleines Beispiel: Als ich ein kleiner Junge war, ich bin in
München groß geworden, einem Vorort von München, wo am Ende der Straße, wo
wir gewohnt haben, ein kleiner Kiosk war. Dieser Kiosk hatte Kaugummis, Eis und
Bier usw., ein ganz kleines Geschäft nun mal. Wenn ich dann als Kind hingegangen
bin und mein erstes Taschengeld ausgegeben habe, dann begrüßte mich die Verkäuferin (welche mich kannte, weil ich dort sehr oft war) mit „Servus Florian“ – so
heiße ich – und hielt mir schon die Packung Gummibärchen hin, weil ich schon damals gerne Gummibärchen gegessen habe und dies bis zum heutigen Tag gern
mache. Und mein Bruder, zwei Jahre jünger als ich, hat nie gerne Gummibärchen
gegessen, sondern Schokolade. Wenn er ebenfalls zu diesem Kiosk ging, sah die
Verkäuferin ihn und hatte bereits die Packung Schokolade in der Hand, weil sie ihn
IX
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
ebenfalls kannte. Als ich älter wurde, habe ich irgendwann mal angefangen, zu rauchen. Dann sah sie mich wieder und hatte schon das Päckchen Marlboro in der
Hand. Das ist CRM. Sie kannte ihre Kunden mit Namen. Sie hat ihre Kunden mit
Namen angesprochen und hatte für jeden Kunden das passende Produkt bereitgehalten.
Wenn ich heute bei REWE einkaufen gehe, bei Real einkaufen gehe, bei Penny
einkaufen gehe, hält mir niemand mehr die Produkte hin, die ich brauche, weil man
mich nicht mehr kennt. Das heißt, ein Großunternehmen, und gerade die Konsumgüterindustrie, hat verlernt ihre Kunden zu kennen. Bei kleinen Unternehmen ist dies
nicht der Fall. Ich habe gesehen, dass Sie zum Beispiel die Bahn als Kunden haben
und bin mir sicher, dass Sie da jemanden persönlich kennen und der kennt Sie.
Ganz anders als im Konsumgüterbereich: Wenn Sie im Mediamarkt einkaufen gehen, kennt Sie der Verkäufer noch? Nein. Aber Ihr Kunde und Ihr Ansprechpartner
bei der Bahn, der kennt Sie. Es ist wichtig und auch die Philosophie des CRM, den
Kunden individuell nach seinen Vorstellungen anzusprechen und idealtypisch eine
langfristige Kundenbeziehung aufrechtzuerhalten. Diese Theorie stammt von KMU
und technisch orientierten Unternehmen und eben nicht aus dem Konsumgüterbereich.
Die Praxis denkt immer, CRM bedeutet, wieder irgendeine neue Kundenkarte von
einem Großkonzern zu machen. Das ist es jedoch nicht. Wenn Sie mich fragen, haben die Großunternehmen die Softwarelösungen als Krücke, als Hilfsmittel, um das
wiederherzustellen, was sie durch das Wachstum verlernt haben. Eigentlich wollen
sie zurück zu dem kleinen „Tante Emma Laden“, der den Kunden persönlich kennt.
Und wenn die Großunternehmen CRM-Software einführen, dann ist das der Krückstock, um das zu realisieren, was KMU schon längst hatten.
Fälschlicherweise denkt man bei CRM immer, das gilt nur für Großunternehmen. Ich
hatte einen langen Streit mit Kollegen in der Schweiz, die Studien machen zum
Thema CRM und immer nur große und teilweise noch mittlere Unternehmen befragen aber keine kleinen, weil man immer sagt, dass eine Software sich in einem solchen Unternehmen nicht lohnen würde. Es geht auch nicht um Software. Software
ist ein Tool. Zum Beispiel für ein KMU kann auch eine Excel-Datenbank oder eine
Exzess-Datenbank ein hervorragendes CRM-Tool sein. Der Komplexitätsgrad der
Software steigt mit dem Komplexitätsgrad des Unternehmens. Aber der größte Fehler der Praxis ist, zu sagen, wir wollen CRM machen und man kauft sich eine Software, das ist es nicht. Das ist eine Philosophie hier oben [Anm.: Siems zeigt zum
Kopf]. Ich bin natürlich nicht objektiv, weil ich aus dem Marketing komme und nicht
aus der IT-Branche. CRM ist keine IT-Lösung. Ich weiß, es war eine sehr lange
Antwort. Also ja, CRM ist für KMU geeignet, es stammt sogar von diesen Unternehmen.
X
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
3. Haben Sie Erfahrungen bei der Planung und / oder Einführung eines CRM?
Wenn ja, welche?
Ich habe einer sehr kleinen Schweizer Bank mal helfen dürfen, ein bestimmtes Tool
einzuführen. Aber ich darf weder sagen, welche Bank noch welches Tool.
4. Haben Sie Erfahrungen mit einem implementierten CRM?
a.
Wenn ja, wie würden Sie das CRM bewerten?
Das hat sehr gut funktioniert und ich glaube die Kunst ist eben, die Komplexität der
Lösung, der Komplexität oder auch der Nicht-Komplexität der Aufgabenstellung anzupassen. Dort ging es darum, eine sehr einfache Lösung zu finden. Und das haben
wir gemacht. Ich glaube, es wird sehr oft versucht, etwas künstlich komplex zu machen, was gar nicht komplex ist.
b.
Hat das CRM zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beigetragen?
Ja, definitiv. Dies wurde interessanterweise bis zum heutigen Tage beibehalten. Es
gibt zwar diese Geschichten über fehlgeschlagene CRM-Implementierungen, jedoch
wurde dieses System immer weiterentwickelt und bis zum heutigen Tage verbessert. Es ist undenkbar, CRM wieder abzuschaffen. Es ist ein sehr erfolgreiches System.
c.
Wie bewerten Sie die direkten Kosten des CRM?
In diesem Beispiel waren sie sehr gering, da wir nicht den Fehler gemacht haben,
mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wir haben die Kosten sehr gering gehalten
und die Lösung war sehr einfach, es war keine komplexe Lösung. Unsere Lösung
war billig, und darum war sie effizient. Das Risiko war da, dass man es zu komplex
löst und dass dann eine Lösung gefunden wird, die aber nicht mehr effizient ist.
d.
Wie bewerten Sie den administrativen und personellen Aufwand des
CRM?
Ich glaube grundsätzlich man kann den administrativen Aufwand sehr klein halten
und trotzdem effizient sein. Bei KMU muss man ihn sehr klein halten, um effizient zu
sein. Im Worst Case, wie gesagt, kann es auch eine Excel Datenbank und eine Mitarbeiterschulung sein, die sich auf Excel beschränkt. Es muss keine eigene Software sein, die aktualisiert werden muss, die angepasst werden muss usw. Im
schlimmsten Fall, ein Karteikasten mit Karteikarten und einem Kugelschreiber, die
der Geschäftsführer (in dem Fall: Sie) selbst bedient. Eine solche Arbeit ist auch
„Chefsache“. Das wäre der kleinste Fall mit niedrigsten Kosten. Die Kosten-NutzenRelation ist daher immer als wichtig anzusehen.
XI
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
e.
Hat das CRM zum Unternehmenserfolg beigetragen?
Das CRM hat definitiv zum Unternehmenserfolg beigetragen.
5. Haben Sie Erfahrungen in Großunternehmen?
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing von Großunternehmen?
Ja, vor allem im Bereich Marketing. Mein größter Fehler im CRM war, dass dort
CRM meistens als Softwarelösung gesehen wurde. Ich habe, als ich noch im Consulting war, viele Anfragen bekommen. „Herr Siems können Sie uns helfen? Wir
möchte CRM einführen, welche Software ist die beste?“. Und dann sollte ich das
passende CRM-System anbieten. Dies ist jedoch falsch. Der Ansatz ist schon
falsch.
6. Haben Sie Erfahrungen in KMU?
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing?
Ich habe sowohl im Vertrieb, aber auch im Marketing Erfahrungen sammeln können.
7. Was sind aus Ihrer Sicht die Anforderungen an ein funktionierendes CRM?
Es kommt sehr auf die Zielsetzung eines Unternehmens an. Ich versuche, es Ihnen
zu erklären: Das Management von Kundenbeziehungen hat zum Beispiel im Verlauf
eines Kundenlebenszyklusses verschiedene Teilaufgaben.
Die Kunden-Akquise zählt genauso dazu, wie das Aufrechterhalten einer Kundenbeziehung. Manchmal gehört auch das Verabschieden aus einer Kundenbeziehung
oder auch das Reaktivieren einer Kundenbeziehung dazu. Und je nach Unternehmen, je nach Branche sind die Schwerpunktsetzungen andere. Es gibt Branchen, da
ist es sehr wichtig, mit dem Kunden im Dialog zu bleiben. Es gibt Branchen, da ist
die Akquise sehr wichtig und es gibt Branchen, da ist die Rückgewinnung sehr wichtig, weil der Kunde quasi jedes Mal weg ist, und immer wieder neu reaktiviert werden muss. Und je nachdem, wo die Schwerpunkte liegen, sind andere Aspekte
wichtig.
Also es kann Branchen geben, wo die Langfristigkeit, die Dauerhaftigkeit der Kundenbeziehungen zentral ist. Es kann Branchen geben, wo die Empathie, die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel bei der Erstkundengewinnung zentral ist, der Aufbau
von Vertrauen zentral ist. Und es kann Branchen geben, wo die Rückgewinnung, die
Kundenwiedergewinnung zentral ist. Und nach meinem Verständnis muss ein gutes
CRM alle Phasen der Kundenbeziehung umfassen, und dann je nach Branche und
je nach Unternehmen Schwerpunkte haben. Es gibt Branchen, da ist der Anfang
unwichtiger als das Ende und umgekehrt gar keine Frage.
XII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
8. Sehen Sie Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen in Bezug auf
die Einführung und den Einsatz von CRM?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Bei Großunternehmen ist eine Aufgabe aus Marketingsicht, einen lebenslangen Dialog mit dem Kunden aufzubauen. Die AutomobilIndustrie, ein Konzern wie beispielsweise BMW, sollte das Ziel haben, seine Zielgruppe zu identifizieren und in jungen Jahren zu akquirieren. Idealtypisch hierfür wäre meine Tochter, die jetzt ein Jahr alt ist. Sie sollte schon die Marke BMW kennen.
Und idealtypisch sollte das Kind mit achtzehn sich einen 1er-BMW kaufen, mit fünfundzwanzig einen 3er, mit fünfunddreißig einen 5er, mit fünfzig einen 7er und mit
sechzig einen Z4 oder was auch immer. Das Kind sollte ein Leben lang mit verschiedenen Produkten mein Kunde bleiben.
Das kann man durch Serviceangebote lösen, durch Wartungsintervalle, durch eine
Produktpalette, die dem Lebenszyklus des Kunden folgt. Ein KMU kann das oft
nicht, weil ein KMU oft gar nicht die Größe hat, so eine breite Produktpalette anzubieten. Das heißt, bei einem KMU kann immer wieder der Fall auftreten, dass ein
KMU sich von einem Kunden verabschieden muss, weil die Bedürfnisse des Kunden nicht mehr zum Angebot des KMU passen. Und aus Effizienzgründen kann man
es nicht jedem Kunden mit seinen Leistungen recht machen. Darum ist es gerade
für KMU sehr oft entscheidend, wie man sich vom Kunden verabschiedet. Ich persönlich habe eine Theorie, dass es sehr wichtig ist, wie man als KMU in Netzwerken
agiert. Es ist wichtig, dass man sich die Bälle zuspielt als Unternehmer, dass man
sagt, „Ich kann das im Moment nicht machen, aber ich kenne jemanden, zu dem Sie
gehen können“. BMW würde nie sagen: „Ach, Sie wollen ein geländegängiges Fahrzeug, gehen Sie zu Mercedes!“. Aber ein Kleinunternehmer muss oder sollte ein
Netzwerk haben, um sich das gegenseitig zuzuspielen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:
Als ich Berater war im Marketingbereich, hatte ich einen Kollegen im HR-Bereich.
Der hat in HR (Resources) eine Professur gehabt und Beratung gemacht. Ich hatte
einen Auftrag, die Kundenzufriedenheit bei einem gewissen Kunden zu messen. Wir
haben das gemacht, die Messungen liefen einen Monat lang und dann war das Projekt fertig. Der Kunde sagte zu mir: „Herr Siems, das hat super geklappt. Können
Sie unsere Mitarbeiterzufriedenheit auch noch messen?“ Daraufhin habe ich gesagt:
„Nein, denn ich bin auf Kundenzufriedenheit spezialisiert, ich mache das nicht. Aber
ich kenne da jemanden, rufen Sie den an.“ Ich habe seine Visitenkarte immer dabei
gehabt. Und er hat dann in diesem Unternehmen die Mitarbeiterzufriedenheit analysiert. Gleichzeitig hat er am Ende seinen Kunden gesagt: „Ach ja, für die Kundenzufriedenheit rufen Sie bitte wieder Herrn Siems an.“ So funktioniert das. Da ist man in
einem agierenden Netzwerk. Ein starkes Großunternehmen hätte gesagt: „Super,
mache ich ein neues Geschäftsfeld auf.“ Das kann ich als Einzelunternehmer mit
wenigen Mitarbeitern nicht.
a.
Wenn nein, warum sehen Sie keine Unterschiede?
./.
XIII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
b.
Wenn ja, welche?
./.
9.
Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Anforderungen an ein KMU-taugliches
CRM? Wenn ja, welche?
Es muss effizient sein. D.h. es darf nicht zu viel kosten und es muss
implementierbar sein. D.h. eben, je nach Größe des Unternehmens muss es eine
einfache oder einfachere Lösung sein. Und aus meiner Sicht ist das Allerwichtigste, dass es akzeptiert werden muss. Und gerade in KMU haben wir natürlich einen
extremem kulturellen Einfluss, weil das Unternehmen eben klein ist und es kein
Misstrauen bei den Mitarbeitern erwecken darf. Wenn die den Eindruck haben, sie
werden von Ihnen kontrolliert, weil Sie von denen Reports fordern über Kundenbesuche oder Ähnliches, dann kann das sehr schnell die Stimmung kaputt machen.
Ein Mitarbeiter bei BMW oder bei Siemens ist daran gewöhnt, dass er Reporting
machen muss. Es ist somit eine ganz große Herausforderung an den Geschäftsführer, seine Wünsche so zu implementieren, dass sich keine Misstrauensstruktur
ergibt. Dass es dann nicht den Eindruck gibt: „Wir haben hier überall unsere
Überwachungskameras.“ Ein kulturelles Problem nebenbei bemerkt. Dieses Problem muss über die Geschäftsführung gelöst werden. Hierbei kann man keine
Taskmanager einsetzen, sondern muss es selbst machen. Das ist Chefsache. Das
muss von oben kommen und von allen getragen werden, sonst geht das schief.
Das muss gerade auch der Vertriebler, der direkten Kundenkontakt hat, umsetzen.
Der muss daran glauben, der muss das wollen, sonst funktioniert das nicht. Die
beste Software hilft nichts, wenn der Mensch sagt: „Ich möchte das nicht.“
10. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU für die Einführung eines CRM? Wenn ja, welche?
Ganz klar. Es muss effizient sein, es muss akzeptiert werden. Das ist das Entscheidende.
11. Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit CRM in Großunternehmen
gemacht?
a. Wenn ja, welche positiven?
./.
b. Wenn ja, welche negativen?
Gleichsetzungen mit Softwarelösungen und damit verbunden: Das Scheitern von
Projekten, weil die Software nicht akzeptiert, nicht verstanden oder nicht genutzt
wird. Es scheitert an irgendwelchen Tools, die niemand wollte, niemand verstanden hat oder niemand akzeptiert hat.
XIV
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
12. Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit CRM in KMU gemacht?
a. Wenn ja, welche positiven?
Vorher beantwortet
b. Wenn ja, welche negativen?
./.
13. Wenn Sie Frage 12 mit Ja beantwortet haben, können Sie zu folgenden Fragen Stellung nehmen:
a. Ist der Erfolg des CRM überhaupt messbar zu machen?
Wenn ja, wie?
Der Erfolg ist messbar, aber nicht in Geldeinheiten. Also, ich glaube, es ist sehr
schwer, dies zu identifizieren. Er ist messbar im Sinne von Zielen, die man sich
setzt. Ein Ziel könnte zum Beispiel sein, dass man die Anzahl der Kontaktanfragen
erhöhen möchte oder Ähnliches. Hilfsmittel, vorökonomische Zielgrößen sind beispielsweise messbar. Ökonomische Größen wie Umsatz oder Absatz sind nicht zu
errechnen.
b. Welche Zeiteinsparungen lassen sich realisieren?
Je nach Branche würde ich Zeiteinsparungen bis zu 100% sagen. Je nach Branche können es auch nur 1% oder 2% sein. Es kann aber auch wesentlich effizienter sein.
c. Welche Kosteneinsparungen lassen sich realisieren?
Vorher beantwortet
d. Wurde das Vertriebsmanagement durch das CRM erleichtert?
Mittelfristig und langfristig ja, kurzfristig nein. Kurzfristig wurde es zunächst einmal
komplizierter.
e. Konnten Sie eine Verbesserung der Kundenbeziehungen auf das CRM zurückführen?
Ja, definitiv ja.
XV
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
f. Konnten Sie eine Erhöhung der Kunden-Loyalität auf das CRM zurückführen?
Definitiv ja.
g. Konnten Sie eine Erhöhung der Wiederbestellquote auf das CRM zurückführen?
Auch ja.
h. Konnten Sie eine erhöhte Ausschöpfung des Einkaufspotentials feststellen?
Auch ja.
i. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrem Beschwerdemanagement
feststellen?
Das haben wir damals nicht gemessen, aber ich denke ja. Ich denke schon.
j. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrer Produktpolitik, Ihrer Angebotsgestaltung feststellen?
Das auf jeden Fall. Das war eines der Ziele, dass man eine Modifizierung macht
bzw. bei neuer Produktplanung konkret auf die Kundenwünsche eingeht.
k. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrem Innovationsmanagement
feststellen?
Im Sinne von neuer Produktplanung ja, im Sinne von neuen Technologien nein,
aber es wäre denkbar. In dem Bereich, wo ich gearbeitet habe, war dies nicht der
Fall. Grundsätzlich wäre es denkbar, dass auch jemand eine technische Innovationsidee für den Kunden hat. Ich habe es selber zwar nicht erlebt, aber ich halte es
für möglich.
l. Wann beginnt ein CRM aus Ihrer Sicht wahrnehmbare positive Wirkung zu
erzielen?
Das kommt darauf an, wie gut man es eingeführt hat und wie komplex das CRM
ist. Ich glaube, dass es immer eine schwierige Anfangsphase geben wird. Je besser es eingeführt wird, je mehr man die Mitarbeiter im Boot hat, die es durchsetzen
müssen, desto kürzer ist diese unschöne Phase. Diese Phase kann 10 min dauern, aber auch 10 Tage.
XVI
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
m. Welche nicht monetären Vorteile sehen Sie beim CRM?
Nicht monetäre Ziele sind die Verbesserung der Kundenzufriedenheit und die Loyalität der Kunden. Ein besserer Ausschöpfungsgrad liegt bei Kunden, nicht nur in
Bezug auf Geld, sondern auch auf Zusatzleistungen, die ich noch anbieten kann
oder Teilleistungen, die ich anbieten kann.
n. Stellt das CRM einen übergeordneten und standardisierten Prozess dar,
mit dem alle Kundenmanagementaktivitäten gesteuert werden?
Idealtypisch ja, in der Praxis nicht immer.
o. Wie weit hat das CRM positiv zur Unternehmensführung und –steuerung
beigetragen?
In meinen Beispiel sehr positiv, weil durch die Einführung und durch die kulturellen
Aspekte erst einmal diskutiert werden musste. Dies war sehr gut. „Wer sind unsere
Kunden? Wer ist unser ABC-Kunde? Wie geht man mit denen um?“ Schon die Implementierung selbst war wertvoll, selbst wenn wir danach nicht implementiert hätten, aber die Schulungsmaßnahmen der Mitarbeiter und die Diskussion hatte einen positiven Effekt. Der Weg ist das Ziel, und das bringt einen schon ein Stück
weiter. Überhaupt zu fragen, ob es den Kunden C gibt, ist wertvoll. Denn welcher
Vertriebsmitarbeiter sagt: „Hey welche C-Kunden habe ich?“ Das macht keiner.
p. Wurde ein wichtiger Aspekt der positiven Wirkungen des CRM übersehen?
Ich würde sagen, die Kultur und das Grundverständnis des einzelnen Mitarbeiters
wurden ausgelassen. Nicht das Grundverständnis des Chefs ist wichtig, sondern
das der einzelnen Mitarbeiter und deren Umgang mit Kunden. Das ist eine Kulturfrage, das ist ein philosophische Frage, dass jene Mitarbeiter, die sehr stark technisch geprägt sind, die nie von Marketing und BWL gehört haben, gerade diese ein
Grundverständnis vom Kunden vermittelt bekommen. Das ist extrem wichtig. Genauso wie Weiterempfehlungen für Cross Selling usw. Dass die Mitarbeiter im
Haus eine neue Denkweise entwickeln. CRM ist eine große Chance, das ganze
Unternehmen hin zur richtigen Kundenorientierung zu bewegen.
q. Die direkten Einführungskosten eines CRM sind bei der Investitionsentscheidung bekannt. Sind Ihnen zu diesem Zeitpunkt auch die indirekten
Kosten und der erwartete ROI bekannt?
Nein, das ist schwer zu prognostizieren.
Wie viel später erwarten Sie den ROI?
Kann man nicht schätzen.
XVII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
r. Welcher zusätzliche Zeitaufwand ist für Mitarbeiterschulungen aufzuwenden?
Ich glaube, dieser Aufwand wird unterschätzt. Das ist mit das Wichtigste und es
kommt darauf an, wie komplex das System ist. Bei einer Karteikastenlösung sind
es zwei Tage. Bei einer komplexen Software jedoch sind es zwei Wochen.
s. Wie viel zusätzlicher Zeitaufwand ist für den täglichen Einsatz des CRM
aufzuwenden?
Ich glaube, es ist bis max. 30 % zusätzlicher Zeitaufwand aufzuwenden. Dieser
wird jedoch wieder durch effizientes Arbeiten kompensiert, d. h., dass selbst die
Planung Zeit kostet, aber anderer Stelle Zeit spart. Ein Beispiel: Wenn Sie Ihre
Kunden klassifizieren und für ein Gespräch mit einem bestimmten Kunden Zeit
einplanen und einen C-Kunden mit einem kürzeren Zeitbudget versehen, so spart
Ihnen diese Planung Zeit ein. Wenn Sie es nicht planen und sich denken: „Ach
komm, er ist nett, mit dem rede ich länger.“ dann verlieren Sie wieder Zeit. Die
Summe sollte positiv sein.
t. Wurde die Komplexität der Arbeit für Sie und Ihre Mitarbeiter durch das
CRM erhöht? Wenn ja, haben Sie das als Nachteil empfunden?
Ja, wurde am Anfang bei der Implementierung als Nachteil empfunden.
u. Welche direkten Kosten (Kauf / Abschreibungen, Lizenzgebühren, Aktualisierungen etc.) sind mit dem CRM verbunden?
Das sind die Schulungskosten der Mitarbeiter, die Beratungskosten usw.
v. Wann werden die aus Ihrer Sicht wichtigsten negativen Effekte des CRM
spürbar?
Diese werden sehr direkt spürbar. Noch vor der Einführung merken Sie dies bei
den Mitarbeitern. Diese sagen, dass sie das nicht wollen. Diese Reaktion merken
Sie schon, wenn Sie das ankündigen. Sie brauchen das noch nicht einmal eingeführt zu haben.
14. Welche eventuellen weiteren Kosten sind mit dem CRM verbunden?
Kann ich jetzt nicht beurteilen.
Wurde ein negativer oder kostentreibender Aspekt von CRM übersehen?
Nein.
XVIII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
15. Ist eine Um-Organisation von KMU zur Einführung von CRM Systemen notwendig?
Nein
a. Wenn ja, wie?
./.
b. Wenn ja, sehen Sie Maßnahmen der Organisationsentwicklung und Change Management als erforderlich an?
./.
16. Wie erfolgt die Einordnung des CRM in die vorhandene IT?
a. Gibt es hierbei Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU?
Ich halte es für einen Fehler, CRM nur der IT unterzuordnen. Bei KMU sollte es
Chefsache sein. Bei Großunternehmen wird es dafür eigene Stellen geben, die
idealtypisch nicht der IT untergeordnet sind, sondern gleichgestellt.
b. Ist die Integrationsfähigkeit eines CRM-Systems in die bestehenden EDVSysteme eine Hürde und damit eine Hauptanforderung?
Rein auf die technische Lösung ja, aber für mich ist die technische Lösung zweitrangig.
17. Ist eine Anpassung von CRM-Systemen an besondere Anforderungen von
KMU notwendig?
Ja, Definitiv ja.
a. Wenn ja, sehen Sie die besonderen Anforderungen darin, dass das CRM
weniger komplex sein sollte?
Ja genau, weniger komplex und einfachere Lösungen. Es muss nicht immer eine
Software Lösung sein.
b. Wenn ja, sehen Sie die besonderen Anforderungen darin, dass wesentliche Elemente des CRM anders gestaltet sein sollten? Und wenn ja, welche?
Die Ausbildung der Software muss eine andere sein. Im Worst Case ein WordDokument und keine Datenbank. Auch ein Word-Dokument kann eine Datenbank
sein.
XIX
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
c. Kann eine modulare Anpassung von CRM-Systemen an die Bedürfnisse
von KMU wesentlichen Nutzen stiften?
Definitiv ja.
Und wenn ja, welche Komponenten sind aus Ihrer Sicht wichtig?
Es kommt wieder auf die Branche an. Bei technischen Leistungen ist es wichtig,
dem Vertriebsmitarbeiter Hilfestellung zu effizienter Kundenbearbeitung und zu effizienten Kundendialogen zu geben. Das ist das Entscheidende.
18. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie in Bezug auf Einführung und Einsatz von CRM?
Und wenn ja, welche?
Ohne jetzt Experte in Kunststoffverarbeitender Industrie zu sein, glaube ich, dass
der Vertrieb über den Erfolg entscheiden wird.
19. Können aus Ihrer Sicht gerade in der kunststoffverarbeitenden Industrie besondere Wettbewerbsvorteile durch CRM erzielt werden?
Und wenn ja, welche?
Die hohe Relevanz des Vertriebs und durch die hohe Relevanz des persönlichen
Kundenkontakts kann der Kundenkontakt effizienter werden.
20. Gibt es aus Ihrer Sicht wesentliche Aspekte, die bisher nicht oder nur unzureichend angesprochen wurden?
Ich glaube bei allen Aspekten, die Sie nennen, muss man sehr stark differenzieren. Wie klein ist das „K“ von KMU wirklich. Ist das ein „Ein-Mann-Unternehmen“?
Wie hoch sind die Umsätze? Es hängt sehr davon ab. Also die Differenzierung hier
finde ich sehr wichtig. Sonst ist alles drin.
XX
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Anhang 1.2
Experteninterview
am 14.02.2011 mit
Herrn Georg Kötter
KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie ohne Einsatz von CRM
Aufgabengebiet: Marketing und Vertrieb bei der
BÜFA Composites GmbH & Co. KG
1. Bitte beschreiben Sie Ihr Aufgabengebiet und welche Position Sie innehaben.
Mein Name ist Georg Kötter, ich bin in den Abteilungen Marketing und Vertrieb als
Bezirksleiter (im Außendienst) bei der Firma BÜFA Composites GmbH tätig.
Meine Aufgaben sind Akquise und Betreuung von Kunden, Beratung, Vorstellung
neuer Produkte, Marktbeobachtung, Angebotserstellung, aktive Begleitung des Forderungsmanagements, Erstellen von Arbeitsaufträgen für die Anwendungstechnik,
Erfassung von Reklamationsberichten usw.
2. Was sind aus Ihrer Sicht Ihre relevanten Erfahrungen zum Forschungsgegenstand Vertrieb, CRM und Anwendung von CRM in KMU?
Unser Programm umfasst lediglich ein Adress- und Korrespondenzmodul. Somit
haben wir keine Erfahrungen mit einem „echten“ CRM-Programm.
3. Haben Sie Erfahrungen bei der Planung und / oder Einführung eines CRM?
Wenn ja, welche?
Nein, leider konnte ich bisher keine Erfahrungen bezüglich der Planung eines CRMSystems sammeln.
4. Haben Sie Erfahrungen mit einem implementierten CRM?
Ebenfalls habe ich auch bei der Implementierung eines CRM-Systems keine Erfahrungen.
5. Haben Sie Erfahrungen in Großunternehmen?
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing von Großunternehmen?
XXI
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Ich war über zehn Jahre im Außendienst für zwei internationale Konzerne tätig. Jetzt
bin ich in einem Tochterunternehmen einer internationalen Handelsgesellschaft tätig, welches ein Joint Venture eines Großunternehmens mit einem mittelständischen
Unternehmen ist.
In keinem Unternehmen, bzw. in den Verkaufsabteilungen, in denen ich tätig
war/bin, wurde/wird ein reguläres CRM-System verwendet.
6. Haben Sie Erfahrungen in KMU?
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing?
Ich war ca. 3,5 Jahre in einem KMU in leitender Position tätig. Dem Unternehmensinhaber galt Software als ein „notwendiges Übel, das nur Zeit und Geld kostet“.
7. Was sind aus Ihrer Sicht die Anforderungen an ein funktionierendes CRM?
Aufgrund der mangelnden Erfahrung kann ich hier keine Aussage machen.
8. Sehen Sie Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen in Bezug auf
die Einführung und den Einsatz von CRM?
Aus denselben Gründen, die ich auch bei der vorherigen Frage erwähnt habe, kann
ich auch hier leider keine Aussagen machen.
9. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU für die Einführung eines CRM?
Wenn ja, welche?
Meines Erachtens sollten Anschaffungs- und Verwaltungsaufwand im Verhältnis zur
Betriebsgröße des Anwenders und zur Anzahl der Kunden des Anwenders passend
sein.
10. Die erfolgt die Einordnung des CRM in die vorhandene IT? Gibt es hierbei
Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU?
KMU haben häufig keine zeitgemäße Hard- und Software, die für ein modernes
CRM-Programm notwendig wären. Der Anschaffungs-, Schulungs- und Verwaltungsaufwand wird somit von Unternehmensinhabern zuweilen als zu hoch betrachtet.
XXII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Anhang 1.3
Experteninterview
am 16.02.2011 mit
Herrn Guido Sander
Kommerzieller Anbieter von CRM-Systemen
Aufgabengebiet: Inhaber, Beratung und Vertrieb bei Firma:
Sander CRM Software
1. Bitte beschreiben Sie Ihr Aufgabengebiet und welche Position Sie innehaben.
Mein Name ist Guido Sander, ich bin Inhaber der „Sander CRM-Software“. Als Inhaber wird das Unternehmen von einem Einzelunternehmer geführt. Gleichzeitig
habe ich die Position des Vertriebsmitarbeiters und des Projektleiters bzw. bin ich
projektverantwortlich. Es sind also drei Rollen, die ich hier besetze.
2. Was sind aus Ihrer Sicht Ihre relevanten Erfahrungen zum Forschungsgegenstand Vertrieb, CRM und Anwendung von CRM in KMU?
Seit über 10 Jahren haben wir Erfahrung damit gemacht, CRM-Software auf den
Markt zu bringen und diese Software bei kleinen, mittleren und bei maximalen mittelständischen Unternehmen zu implementieren. Die relevanten Erfahrungen an
dieser Stelle sind die, dass es auch heute noch, obwohl das Thema sehr alt ist und
man sich eigentlich seit 20 Jahren Gedanken zum Thema CRM gemacht hat, es
immer noch bei vielen Menschen nicht angekommen ist, bei vielen Unternehmen
nicht angekommen ist und wir dadurch enorme Schwierigkeiten haben. Es ist unsere Aufgabe, jemandem, der sich noch nicht selbst dazu entschlossen hat, sich mit
dem Thema zu beschäftigen, für uns zu gewinnen oder ihm hier zu zeigen, dass
mögliche Potenziale existieren, die er nicht sieht. Schwierig dabei ist das Erschließen neuer Kontakte, die nicht mit diesem Thema beschäftigt waren.
3. Haben Sie Erfahrungen bei der Planung und / oder Einführung eines CRM?
Wenn ja, welche?
Grundsätzlich ja. Ich habe in den letzten Jahren mehrere hundert verschiedenartige
große Projekte geleitet. Projekte bei denen es nur um die Datenübernahme in das
CRM-System ging oder aber auch Projekte, bei denen in einem mittelständischen
Unternehmen eine CRM-Lösung implementiert werden sollte. Es gab auch Workshops, die vorab gemacht wurden, um herauszufinden, was der Kunde überhaupt
will. „Welche Zielsetzung hat der Kunde?“ Wir haben somit Erfahrung in der Datenübernahme, bei Implementierungsthemen bezüglich Schulungsinhalten wie z. B. Aftersales Support, also alles wobei der Kunde im laufenden Betrieb mit der Software
XXIII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
arbeitet. Wir bieten die komplette Bandbreite professioneller IT-Systeme an. Der
Kunde nutzt letztendlich das, was wir ihm zur Verfügung stellen und das, was er aus
unserer Gesamtleistung gerne haben möchte.
4. Haben Sie Erfahrungen mit einem implementierten CRM?
a.
Wenn ja, wie würden Sie das CRM bewerten?
b.
Eher positiv oder eher negativ?
Klar haben wir Erfahrung mit der Implementierung von CRM. Wir unterstellen in diesem Bereich, dass das CRM eine reine Softwarelösung ist und nicht eine Unternehmensphilosophie. Das ist der falsche Ansatz eigentlich. Grundsätzlich auf unserer Seite als Anbieter ist dies oft positiv. Wenn ich aber ein bisschen tiefer gehe und
in die Kundenstruktur schaue, muss ich sagen, dass der Mehrwert nicht besonders
oft erreicht wird. Die Unternehmen haben eine gewisse Vorstellung, was sie erreichen wollen. Sie können teilweise nicht sauber kommunizieren und meinen so,
durch eine Softwarelösung all diese Probleme lösen zu können. Wir leisten dann
unsere positive Unterstützung, aber letztendlich kann ein solches Unternehmen
durch CRM nicht die vorhandenen Probleme lösen, da es das Unternehmen doch
nicht so strukturiert halten möchte, wie es die CRM-Lösung auch fordert.
c.
Hat das CRM zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beigetragen?
Ich würde mal behaupten, bei einigen „Ja“. Bei vielen „Nein“. Ich würde aus meiner
Sicht und meiner Erfahrung behaupten, dass 80 % der Unternehmen, mit denen wir
es zu tun haben, diese Steigerungen nicht erreichen. Zwar meinen viele Unternehmen, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit gesteigert hätten, aber meiner Meinung
nach erreichen dies wirklich nur ca. 20 %. Also wir haben hier eine sehr hohe Dunkelziffer der Unternehmen, die sich hier was vormachen meiner persönlichen Meinung nach.
d.
Wie bewerten Sie die direkten Kosten des CRM?
Die direkten Kosten sind, wenn man es genau nimmt, ein Drittel der echten Kosten,
die entstehen. Diese sind die sichtbaren Kosten. Im Prinzip sind es die Leistungen
der Dienstleister, die in Form von Tagessätzen, Stundensätzen, Reisekosten usw.
entstehen. Letztendlich die Kosten, wo das Unternehmen die Rechnung bekommt.
Ein weiteres Drittel sind die internen Kosten, die bereitgestellt werden müssen, weil
es Umsatzausfälle gibt. Das letzte Drittel der Kosten sind wiederum die verstärkten
Kosten, die sich im Bereich der Weiterentwicklung konzentrieren. Die meisten Unternehmen schauen sich nur den ersten Teil an, betrachten nicht den zweiten und
dritten Teil und tun sich in Bezug auf die vorherige Frage schwer. Dadurch erreichen
sie die Ziele oftmals nicht.
XXIV
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
e.
Wie bewerten Sie den administrativen und personellen Aufwand des
CRM?
Man muss hier schon trennen. Das Administrative ist überschaubar. Wenn zum Beispiel ein Poweruser im Unternehmen ausgebildet ist, der nicht kundenorientiert ist,
sondern stark vertriebsplastisch ist, dann ist das jemand, der mit wenigen Stunden
im Monat klar kommt und letztendlich Sachen abbilden kann. Der personelle Aufwand, gerade in der Startphase ist schon da. Deswegen soll rechtzeitig überlegt
werden, wie man das entsprechend strukturiert bzw. wie man das aufteilt.
f.
Hat das CRM zum Unternehmenserfolg beigetragen?
Hier muss ich mindestens das dazu sagen, was ich auch schon bei Frage c) genannt habe. Hier ist meine persönliche Meinung, dass hier auch viele Unternehmen
meinen, dass CRM zum Unternehmenserfolg beigetragen hat, zumal das dazu führt,
dass Unternehmenserfolg von jedem anders definiert wird. Wenn es dazu führt,
dass man zukünftig strukturierter mit seinen Kunden umgeht und sich dabei mehr
um die werthaltigen kümmert als um die nicht so werthaltigen, dann ist die Frage f)
häufiger zu erreichen als die Frage g).
5. Haben Sie Erfahrungen in Großunternehmen?
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing von Großunternehmen?
Wir haben in der Vergangenheit häufig mit Großunternehmen gearbeitet. Ein
Exemplar ist die Firma „xxx“, die im Bereich der Postzustellung aktiv sind. Da sollten
wir in einer bestimmten Abteilung CRM einsetzen. Alles andere spielte dabei keine
Rolle. Falls möglich, sollte es nur ein Prozess sein. In diesem Beispiel war der Interessentenprozess wichtig, d. h. „Wie komme ich von einem Interessenten zum Kunden?“. In dem Moment jedoch, wo es sich um einen Kunden handelt, wechselt er in
andere interne Systeme. Wenn wir in Großunternehmen unterwegs sind, dann setzen wir wirklich nur ein Thema und nicht das ganzheitliche CRM-System. Man kann
sagen „Wir haben da jetzt Vertrieb, Marketing, Service und andere Gedanken“. Das
haben wir aber dort nicht. Da kommen meistens Systeme von Microsoft, Oracle und
anderer Anbieter deutlich stärker vor als CAS-Systeme.
6. Haben Sie Erfahrungen in KMU?
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing?
Als Anbieter sind unsere Hauptkunden klassische KMU, d. h. Unternehmen von 1
bis 250 Plätzen, aber eher 1 bis 50. Hier muss man sagen, dass wer 50 Mitarbeiter
im Vertrieb und Marketing einsetzt, im Prinzip ein gehobener Mittelständler ist, welcher 100-200 Mitarbeiter in der Produktion oder Sonstiges hat.
7. Was sind aus Ihrer Sicht die Anforderungen an ein funktionierendes CRM?
Die Anforderungen an ein funktionierendes CRM sind:
XXV
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
1. Ein Unternehmen muss verstehen, dass CRM keine Software ist, welche einem
auf einmal alle Probleme vom Tisch fegt. Zunächst sollte von allen Köpfen verstanden werden, dass man sich grundsätzlich kundenorientiert aufstellen möchte, dass
man mehr Zeit und Kosten sparen und organisatorische Maßnahmen rund um den
Kunden machen möchte, um ihn besser in den Griff zu bekommen. Das würde ich
sagen ist eine der Anforderungen, dass das Ganze nachher funktioniert und dass
sich in den Köpfen der Mitarbeiter Dinge entwickeln müssen, dass sie verstehen,
was sie da tun.
2. Was auch wichtig ist, dass ich einen Dienstleister habe, der mich versteht. Einer,
der nicht sozusagen, wenn ich ein KMU betrachte, in Konzernen unterwegs ist und
die Bedürfnisse und Ängste der KMU und der Mitarbeiter nicht versteht.
3. Ich brauche ein Softwaresystem, welches es dem Unternehmen möglich macht,
das Ziel des Unternehmens langfristig zu unterstützen. D. h., dass das CRM-System
ein modulares System ist, welches es den Kunden ermöglicht, klein anzufangen und
Stück für Stück das Unternehmen weiterzuentwickeln, was auch immer das Ziel des
Unternehmens ist. Denn wenn ein Unternehmen relativ konservativ unterwegs ist
und nur geringe Wachstumsquoten erwartet, muss man nicht ganz so modular sein.
Wenn aber das Unternehmen innovativ mit Marktveränderung umgehen kann, sollte
das System modular aufgebaut sein, so dass das Unternehmen in der Lage sein
sollte, sich weiterzuentwickeln. Ich erkläre Ihnen warum: Noch in diesem Moment,
wo das Unternehmen auf einem Softwaresystem die Daten abbildet, hat das Unternehmen eine gewisse Gefangenheit. Das sagt ja keiner, dass Sie das haben werden, denn Sie würden dann gar nicht wechseln. Denn der Aufwand, im weiteren
Verlauf eine Fehlentscheidung zu beheben/ändern, ist deutlich größer, als wenn
man sagt, dass man in den nächsten 5 bis 10 Jahren damit arbeiten wird und danach die Software ändert, wenn sie den Lebenszyklus erreicht und wenn das Unternehmen den Mut hat, auch mal wieder Veränderungen vorzunehmen.
8. Sehen Sie Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen in Bezug auf
die Einführung und den Einsatz von CRM?
a.
b.
Wenn nein, warum sehen Sie keine Unterschiede?
./.
Wenn ja, welche?
Ja ganz klar. Der ganz große Unterschied ist, dass Großunternehmen deutlich strategischer, deutlich stärker mit Vokabular und mit allem Möglichen anders vorgehen
als das in KMU der Fall ist. Analytischer und systematischer Einsatz beim Großunternehmen ist in der Regel durch Projektverantwortliche geprägt. Beim KMU ist dies
deutlich pragmatischer: „Wir müssen erst einmal einen Analyseworkshop machen.
Wir müssen ihre Prozesse aufnehmen. Wir müssen ihre Organisationbeschreibung
vornehmen. Wie sieht es mit Qualitätshandbüchern oder Ähnlichem aus?“ Hierbei
sagen die KMU, dass sie das erst einmal nicht haben und zweitens das nicht mehr
wollen. Das ist so wie in der Fernsehwerbung mit den 018/15-Fähnchen. Man bleibt
im Prinzip bei dem was man hat, weil alles andere viel zu kompliziert ist. Also ist
XXVI
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
dies ein deutlich pragmatischer Ansatz. Wenn wir das analytischer machen müssen,
weil wir dort Sachen bearbeiten müssen, dann gehen wir so vor: Wir kommen erst
einmal dort hin und installieren die Software. Während wir zeigen, wie die Software
funktioniert, erarbeiten wir die vorher genannten Aktionen nebenbei. Das wollen die
KMU hören, also Ärmel hochkrempeln, los geht’s.
9. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Anforderungen an ein KMU-taugliches
CRM? Und wenn ja, welche?
Im Prinzip habe ich hier das in den Vorfragen schon beantwortet.
10. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU für die Einführung eines CRM?
Ja, auch hier würde ich sagen, dass ich in vorherigen Fragen Inhalte gebracht habe.
11. Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit CRM in KMU gemacht?
a. Wenn ja, welche positiven?
Positiv ist, wenn wirklich das Unternehmen, die Mitarbeiter oder der Geschäftsführer, je nachdem wer sich damit beschäftigt, erkennen was für tolle Chancen, was
für einen tollen Mehrwert das CRM System bietet. Das ist immer wieder eine gute
Erfahrung, wenn das Unternehmen sich durch das CRM innerbetrieblich gegenüber den Anforderungen des Marktes besser fühlt oder einige Aufträge mehr reinholt als sonst. Das sind die wichtigen positiven Erfahrungen.
b. Wenn ja, welche negativen?
Die negative Erfahrung ist, dass einige Unternehmen nach einem halben Jahr die
Software abmurksen, weil sie durch die Investition der einmaligen Installation der
Software meinen, dass das Thema gegessen sei. Sie wollen keine weiteren Investitionen mehr tätigen oder wollen es nicht einsehen, dann nicht den Erfolg haben.
Nach einem halben Jahr wechseln sie wieder die Software oder aber murksen das
Ding dann ab und sehen es als gescheiterte Investition an. Das ist auch nicht ganz
unüblich und passiert auch meistens in den ganz kleinen KMU. Wenn man KMU
betrachtet, wo das definitiv schief geht, dann sind das KMU, die nicht so viel investiert haben. KMU, die z.B. 50.000,00 EUR in eine Software investieren, überlegen
drei viermal bis sie das System für gescheitert erklären. Hingegen KMU, die
500,00 EUR investiert haben, überlegen in der Beziehung ganz anders. KMU mit 1
bis 3 Mitarbeitern sind von dieser negativen Erfahrung, die wir machen, häufiger
dabei als die KMU, wo die Investition deutlich höher gewesen ist.
12. Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit CRM in Großunternehmen
gemacht?
a. Wenn ja, welche positiven?
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Positive habe ich eher weniger, da bin ich eher negativ geprägt.
b. Wenn ja, welche negativen?
Die negative Erfahrung ist, dass in Großunternehmen vieles von oben herab dirigiert wird. So nach dem Motto: „Ihr müsst jetzt das machen!“ Dadurch leben die
Mitarbeiter das letztendlich nicht, weil die Geschäftsleitung nicht hinter dem Thema
steht, sondern nur dirigiert und selbst nicht das System lebt. Andererseits gab es
auch schöne Projekte für uns. Ein ganz tolles Projekt war das bei der Firma XXX,
die eine CRM-Software anwendet, welche mittlerweile fünf Jahre alt ist. Wir haben
diese bisher zehnmal installiert. Dafür ist dann Geld da, aber wenn es darum geht,
die Software weiterzuentwickeln, die Mitarbeiter zu schulen oder die Organisation
weiter zu bringen, da gibt es noch nicht mal beispielsweise 3,80 EUR für.
13. Wenn Sie Frage 12 mit Ja beantwortet haben, können Sie zu folgenden Fragen Stellung nehmen:
a. Ist der Erfolg des CRM überhaupt messbar? Wenn ja, wie?
Grundsätzlich ist der Erfolg des CRM immer messbar.
Zu den Erfolgen zählt beispielsweise die Zeitersparnis pro Vorgang am Tag. Dies
kann ein messbares Ergebnis sein. Weiterhin ist auch die Umsatzsteigerung pro
Monat oder Jahr messbar. Alles das, was Zeit und Kosten reduziert, sind messbare Ergebnisse. Aber auch andere Themen gehören dazu wie z.B., dass ich in einem Monat statt mit 20 Kunden, mit 25 Kunden aktiv sprechen konnte. Also der
Gewinn, der den KMU möglichweise zur Verfügung steht. Dadurch, dass die Mitarbeiter effizienter und mehr Zeit letztendlich zu Verfügung haben, tritt eine Kostenersparnis auf. Diese kann man einerseits aktiv einsetzen oder in mehr Kundenkontakte investieren, die dann zur Umsatzsteigerung beitragen oder die Kundenzufriedenheit steigern. Es gibt ja viele Ansätze. Es liegt an den Unternehmen, festzulegen, welche Zielrichtung sie messen möchten.
b. Welche Zeiteinsparungen lassen sich realisieren?
Man sagt heute, dass es ohne Weiteres möglich sei, eine halbe Stunde am Tag
durch ein CRM System einzusparen. Wenn man das hochrechnet, sind das 10
Stunden im Monat oder 120 Stunden im Jahr. Die halbe Stunde ist allein durch das
Verkürzen der Suchzeiten realistisch. Der Mitarbeiter muss nicht mehr die Informationen A, B, C suchen und nachher die Information dem Kunden geben, sondern
während er mit dem Kunden spricht, kann er ihm die Informationen geben. Weiterhin müssen die Mitarbeiter nicht immer einen Kollegen anrufen und dann zurückrufen. Sie können somit alles in einem Vorgang machen. Die Kompetenz der Mitarbeiter und die Zufriedenheit des Kunden, dass er die Information schnell erhält,
sind auch mit dieser Zeitersparnis realisierbar.
c. Welche Kosteneinsparungen lassen sich realisieren?
Das muss man intern berechnen. Der interne Verrechnungssatz mal 20 Tage mal
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0,5 Stunden, so würde man hier das Ganze betrachten. Näheres können Sie auch
aus der Tabelle entnehmen, welche ich Ihnen nachher zur Verfügung stelle.
d. Wurde das Vertriebsmanagement durch das CRM erleichtert?
Grundsätzlich wird mit CRM jedes Vertriebsmanagement erleichtert. Wenn die
Vertriebsleitung es versteht, worum es dort geht, ist man besser in der Lage, ins
Management einzugreifen. Zudem kann man Mitarbeiter besser entwickeln und
gezielt Kunden weiterentwickeln und aussortieren. Weiterhin lässt sich feststellen,
wo es keinen Sinn mehr macht, weiterzumachen. Also wie gesagt: „Grundsätzlich
ja.“
e. Konnten Sie eine Verbesserung der Kundenbeziehungen auf das CRM zurückführen?
Ja, aber beim technischen CRM nicht. Denn wenn die Mitarbeiter ans Telefon gehen und sagen „Rufen Sie doch morgen noch mal an.“ dann nutzt das CRM in der
Verbesserung der Kundenbeziehung gar nichts. Also es ist wichtig, dass die Mitarbeiter es auch im Kopf umsetzen, dass nicht das CRM, sondern vielmehr die Art
und Weise, wie man mit den Kunden umgeht, wichtig ist. Erst dann kann man eine
Verbesserung erreichen.
f. Konnten Sie eine Erhöhung der Kunden-Loyalität auf das CRM zurückführen?
Ja das ist möglich, z. B., wenn der Kunde direkt bei der ersten Dame am Telefon
die Auskunft erhält, die er nicht dort erwartet.
g. Konnten Sie eine Erhöhung der Wiederbestellquote auf das CRM zurückführen?
Im Prinzip ja.
h. Konnten Sie eine erhöhte Ausschöpfung des Einkaufspotentials feststellen?
Nicht zwingend. Es ist eher ein Randthema.
i. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrem Beschwerdemanagement
feststellen?
Mit einem CRM-System habe ich die Möglichkeit, viel schneller zu sehen, wenn
eine Unzufriedenheit da ist. Ich kann frühzeitig reagieren und kann viel schneller
dadurch den Kunden Antworten geben.
j. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrer Produktpolitik, Ihrer Angebotsgestaltung feststellen?
Ich kann hier nur von uns sprechen. Ich glaube es schon, dass in dem Moment,
wenn man strukturiert vorgeht, auch viel mehr Gedanken dazu gemacht werden,
welche Angebotsposition dort eine Rolle spielt. Wie man sozusagen durch die
Kundenorientierung Texte verfasst. Ich würde sagen, dass das CRM-System EinXXIX
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fluss auf die Produktpolitik hat, weil die Sichtweise Stück für Stück in Richtung
Kunde geht und dabei die Sichtwinkel auf die Produkte ändert. Also „Wie muss
unser Produkt sein damit der Kunde es auch kauft?“
k. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrem Innovationsmanagement
feststellen?
Ja das geht auch aus der Frage „j“ heraus.
l. Wann beginnt ein CRM aus Ihrer Sicht wahrnehmbare positive Wirkung zu
erzielen?
Es sollte ab dem ersten Tag eine positive Wirkung erzielen. Das ist sicherlich eine
Herausforderung für uns Dienstleister, dass der Kunde von Anfang an Mehrwerte
hat. Mehrwerte können erreicht werden, indem man die Lösung so anpasst, dass
der Mitarbeiter sich nicht an der Lösung orientieren muss, sondern die Lösung sich
an den Bedürfnissen des Mitarbeiters orientiert. Man muss sich auf die Mitarbeiter
konzentrieren, damit man die passende Lösung anbieten kann.
m. Welche nicht monetären Vorteile sehen Sie beim CRM?
Der Mitarbeiter ist zufriedener, weil er seine Arbeit besser und effizienter machen
kann und dem Kunden frühzeitig Information geben kann, wo es früher aufgrund
fehlender Technik zum Stressfaktor wurde. Der Mitarbeiter ist auch zufriedener,
weil er sich aktiv und frühzeitig um die Dinge kümmern kann und nicht passiv das
machen muss, was der Kunde dann am Telefon wünscht.
n. Stellt das CRM einen übergeordneten und standardisierten Prozess dar,
mit dem alle Kundenmanagementaktivitäten gesteuert werden?
Das sollte so sein. Wichtig ist, dass die KMU sich Gedanken machen sollten, was
Kundenmanagement bei ihnen im Unternehmen bedeuten soll, wie das prozesstechnisch aussehen soll, ob Prozesse überhaupt eine Rolle spielen usw.
Diese vielen Prozesse können über den Begriff CRM gestellt werden. Daher würde
ich sagen, dass CRM als Philosophie auf jeden Fall einen übergeordneten und
standardisierten Prozess darstellt. So sollte es auf jeden Fall verstanden werden.
o. Wie weit hat das CRM positiv zur Unternehmensführung und –steuerung
beigetragen?
Hier würde ich sagen, dass ich in den vorherigen Fragen Inhalte hierzu gebracht
habe.
p. Wurde ein wichtiger Aspekt der positiven Wirkungen des CRM übersehen?
Nein, ich glaube, ich habe sehr viel gesprochen und zu allen Bereichen Stellung
genommen.
XXX
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q. Die direkten Einführungskosten eines CRM sind bei der Investitionsentscheidung bekannt. Sind Ihnen zu diesem Zeitpunkt auch die indirekten Kosten und der erwartete ROI bekannt?
Den Unternehmen ist das oft nicht bekannt. Den typischen KMU ist nicht bewusst,
dass sie indirekte Kosten haben, weil sie es unter dem Aspekt sehen, dass der
Mitarbeiter sowieso da ist und ob er etwas tut oder nicht ist eigentlich egal, da er
das Geld gegen Zeit umgewechselt hat und demnach ist es nicht entscheidend.
Wie viel später erwarten Sie den ROI?
Der ROI ist eher ein Thema für Großunternehmen.
r. Welcher zusätzliche Zeitaufwand ist für Mitarbeiterschulungen aufzuwenden?
Das ist ein permanenter Prozess. Ein guter Unternehmer, gerade in KMU, sollte
immer einen hohen Anteil der Zeit in Mitarbeiterweiterentwicklung stecken. In der
Realität ist das sehr selten der Fall. Zusätzlicher Zeitaufwand ist ganz klar nötig.
Dieser sollte in kleinen Schritten stattfinden. In ein bis zwei Stunden die Woche
sollte man es kontinuierlich weiterentwickeln und das Ganze bis zu 2 Jahre. Diese
Vorgehensweise hat mehr Durchschlagskraft, als wenn man einen Dienstleister
beschäftigt, der einige Tage eine Schulung macht. Denn danach verpufft das Ganze und es kümmert sich keiner mehr darum, weil die Führung dann meint, alles getan zu haben.
s. Wie viel zusätzlicher Zeitaufwand ist für den täglichen Einsatz des CRM aufzuwenden?
Wenn das ganze System erst einmal steht, dann ist gar kein Zeitaufwand mehr nötig, weil, wie ich schon vorher erwähnt habe, durch das CRM jeden Tag bis zu einer halben Stunde einsparen kann. Also in der Einführungsphase ja, aber danach
nicht mehr.
t. Wurde die Komplexität der Arbeit für Sie und Ihre Mitarbeiter durch das CRM
erhöht? Wenn ja, haben Sie das als Nachteil empfunden?
Die meisten Vertriebsleute in KMU empfinden das als komplex und auch als Nachteil. Deren Begründung hierfür ist, dass sie mehr beim Kunden sein sollten anstatt
Daten zu verwalten und fragen somit nach einem halben Tag Innendienst pro Woche mehr. Das ist aber eher eine Ablehnungshaltung, weil man den Veränderungsprozess nicht möchte und Angst vor Neuem hat. Deren Meinung nach, sind
sie für das Verkaufen da und nicht, um eine Software zu bedienen. Das ist jedoch
eine subjektive Meinung zur Abwehr. In der Realität, behaupte ich, amortisiert sich
das, wie in den vorherigen Fragen schon erläutert. Die Komplexität wird gesteigert,
wenn man plötzlich mehr macht als man vorher getan hat. Das ist aber einem anderen Thema geschuldet, aber nicht der CRM.
XXXI
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u. Welche direkten Kosten (Kauf / Abschreibungen, Lizenzgebühren, Aktualisierungen etc.) sind mit dem CRM verbunden?
Die direkten Kosten sind: Investition in Software, Lizenzgebühren und die der
Dienstleistung. In der Dienstleistung teilen sich die Kosten einmal in ein Drittel in
Lizenzen, ein Drittel für die Inbetriebnahme und das letzte Drittel für die Weiterbetreuung mit Aktualisierungshaltung, die notwendig ist, um Veränderungen wie z.B.
der Einfluss der Sozialmedia und letztendlich der Profit daraus. Also wenn wir
1.500,00 EUR Gesamtkosten pro Arbeitsplatz haben, dann teilen wir diese in jeweils 500,00 EUR pro Vorhaben.
v. Wann werden die aus Ihrer Sicht wichtigsten negativen Effekte des CRM
spürbar?
Wenn seitens der Geschäftsleitung oder Projektverantwortlichen nicht rechtzeitig
die Mitarbeiter mit einbezogen werden, um Multiplikatoren innerhalb des Betriebes
zu finden, die positiv die Lösung reinbringen, entsteht ganz klar ein negativer Effekt. Dieser entsteht bei schlechter Vorbereitung und bei schlechter Integration der
Mitarbeiter.
14. Ist eine Um-Organisation von KMU zur Einführung von CRM Systemen notwendig?
a. Wenn ja, wie?
Grundsätzlich sollte das gemacht werden, wenn man den bestmöglichen Nutzen
aus CRM rausholen möchte. Zuerst sollte das passende Produkt gefunden werden
und dann die Umstrukturierung erfolgen.
b. Wenn ja, sehen Sie Maßnahmen der Organisationsentwicklung und Change Management als erforderlich an?
Ja, wie Frage 14. a)
15. Wie erfolgt die Einordnung des CRM in die vorhandene IT?
CRM-Systeme sollten ein integraler Bestandteil werden, wie die Spinne im Netz,
kann man sagen. Viele Systeme sollen dort andocken können. Wenn ich CRM
ganzheitlich betrachte, dann ist das die Ausgangslage für verschiedene andere
Systeme. Deswegen brauche ich dort gute Systeme, die mir eine Anbindung ermöglichen. Grundsätzlich wird das CRM sehr tief in die IT integriert. Es sollte deswegen nicht als Insel sondern als Gesamtbestandteil der Lösung betrachtet werden.
a. Gibt es hierbei Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU?
Unterschiede gibt es hier ganz klar. Das Großunternehmen kann hier viel mehr
Wert darauf legen, die Integration wirklich nachzuvollziehen und auch die Aufwendungen dafür in Kauf zu nehmen. Bei KMU ist es öfter so, dass die Augen größer
sind als der Appetit. Die KMU möchten an dieser Stelle ganz viel auf einmal. Wenn
XXXII
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sie feststellen, was für ein Kostenaufwand entsteht, ziehen sich ganz viele Unternehmer zurück und haben somit auch ihre entsprechenden Systembrüche.
b. Ist die Integrationsfähigkeit eines CRM-Systems in die bestehenden EDVSysteme eine Hürde und damit eine Hauptanforderung?
Die Tendenz der letzten zwei Jahre wird zu einer Hauptanforderung. In der Vergangenheit hat man über Themen der Integration gesprochen, aber nicht zwingend, Mittlerweile wird das zur Hauptanforderung und dieser Prozess wird weiter
voranschreiten, da bin ich mir ganz sicher, auch bei KMU. Wir haben diesen Punkt
bei KMU noch nicht erreicht, aber bald.
16. Ist eine Anpassung von CRM-Systemen an besondere Anforderungen von
KMU notwendig?
Grundsätzlich muss man sagen, dass das nicht unbedingt immer mit KMU zu tun
hat. Man sollte das so einfach wie möglich gestalten.
a. Wenn ja, sehen Sie die besonderen Anforderungen darin, dass das CRM
weniger komplex sein sollte?
Es ist wichtig, dass die Lösung so einfach wie möglich ist. D.h., Reduzierung, Reduzierung, Reduzierung bei den einfachsten und wenigen Prozessen oder Abläufen, welche der Mitarbeiter leisten muss, ist hier das A und O. Komplexität ist völlig
out. Zwar wollen die Entscheider sehen, dass das System die Möglichkeit hat. Man
soll aber die Möglichkeiten ausblenden, um Stück für Stück voranzukommen.
b. Wenn ja, sehen Sie die besonderen Anforderungen darin, dass wesentliche Elemente des CRM anders gestaltet sein sollten? Und wenn ja, welche?
Das ist ähnlich wie bei der Komplexität. Es gilt hier auch, so einfach wie möglich.
Hier haben KMU deutliche Schwerpunkte gegenüber Großunternehmen. Ein Mitarbeiter bei KMU ist in Personalunion in verschiedenen Rollen unterwegs und ist
somit in vielen Bereichen sehr oberflächlich unterwegs, weil er einfach nicht die
Zeit zur Verfügung hat. Hingegen ein Mitarbeiter in Großunternehmen ist nur für
einen speziellen Bereich zuständig und hat somit den maximalen Tiefgang bei seinen Aufgaben, die er auch darstellen möchte.
c. Kann eine modulare Anpassung von CRM-Systemen an die Bedürfnisse
von KMU wesentlichen Nutzen stiften?
Ja
Wenn ja, welche Komponenten sind aus Ihrer Sicht wichtig?
Wichtig ist, dass ich eine gute Adressverwaltung habe, die einem ermöglicht, zusätzlich zur Verwaltung der Adressen auch eine Anreicherung und eine
Dublettenprüfung vorzunehmen. Mit Anreicherung ist z.B. gemeint, dass, wenn ich
eine Postleitzahl eingebe, nicht nur der Ort kommt, sondern auch die Vororte und
der postalische Aufbau so kommen, wie ich sie benötige usw. Besonders wichtig
ist auch die Groupware-Komponente, um die Zusammenarbeit zu stärken und
dass die Mitarbeiter integriert werden. Denn erst in Groupware macht die TeamarXXXIII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
beit richtig Spaß, wenn die Arbeit sich auf den Kunden bezieht. Zusätzlich kommt
es drauf an, wie das Unternehmen aufgestellt ist. Eher projektlastig oder
vertriebslastig.
17. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie in Bezug auf Einführung und Einsatz von CRM?
Wenn ja, welche?
Viele der Punkte wurden bisher viel gesagt. Aber auch ein Unternehmen wie Ihres
sollte das CRM-Thema so einfach wie möglich gestalten und wenig auf Komplexität setzen, um die Mitarbeiter mit einzubeziehen. Das bisher Gesagte über KMU
gilt auch für kunststoffverarbeitende Unternehmen.
18. Können aus Ihrer Sicht gerade in der kunststoffverarbeitenden Industrie besondere Wettbewerbsvorteile durch CRM erzielt werden?
Wenn ja, welche?
Grundsätzlich ja. Diese haben wir bisher auch schon angesprochen.
19. Gibt es aus Ihrer Sicht wesentliche Aspekte, die bisher nicht oder nur unzureichend angesprochen wurden?
Ich müsste jetzt länger überlegen, ob ich was vergessen habe. Ich glaube aber
nicht.
XXXIV
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Anhang 1.4
Experteninterview
am 18.02.2011 mit
Herrn Wolfram Sultze
KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie
Verwender eines CRM-Systems
Aufgabengebiet: Vertrieb Firma:
Gaugler & Lutz OHG
1. Bitte beschreiben Sie Ihr Aufgabengebiet und welche Position Sie innehaben.
Ich heiße Wolfram Sultze und arbeite bei der Firma Gaugler und Lutz OHG. Dort bin
ich im technischen Verkauf von Industrieprodukten im Außendienst tätig.
2. Was sind aus Ihrer Sicht Ihre relevanten Erfahrungen zum Forschungsgegenstand Vertrieb, CRM und Anwendung von CRM in KMU?
Wichtig meines Erachtens ist, der Datenfluss von Kundeninformationen vom Außendienst in den Innendienst und umgekehrt; ebenso, welche wichtigen Daten erhoben werden sollten.
3. Haben Sie Erfahrungen bei der Planung und / oder Einführung eines CRM?
Und wenn ja, welche?
Was Planungen angeht, hatte ich bisher Erfahrung gesammelt bei einer Erstellung
eines Ablaufplans zur Implementierung eines CRM-Systems sowie bei einer Fertigung der Inhalte für ein CRM-System.
4. Haben Sie Erfahrungen mit einem implementierten CRM?
Ich habe durchaus in den letzten drei Jahren, wo ich mit einem CRM-System von
SAP arbeite, einige Erfahrungen sammeln können.
a. Wenn ja, wie würden Sie das CRM bewerten?
Das CRM-System ist ein äußerst wichtiges und gutes Hilfsmittel, jedoch besteht
immer die Gefahr, dass es ohne Disziplin, Datenaustausch und Inhalte nutzlos wird
und die Vorteile eines solchen Systems schwinden.
XXXV
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b. Hat das CRM zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beigetragen?
Das CRM-System, welches wir verwenden, hat in unserem Unternehmen auf jeden
Fall zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beigetragen.
c.
Wie bewerten Sie die direkten Kosten des CRM?
Wie auch schon vorhin erwähnt, ist ein wichtiger Punkt des Erfolges eines CRMSystems die Disziplin und der damit verbundene Aufwand. Firmen suchen oft zu
lange und zu kostenintensiv nach dem perfekten System, obwohl das System an
sich nicht ausschlaggebend für den Erfolg ist.
d. Wie bewerten Sie den administrativen und personellen Aufwand des
CRM?
Auch hier gilt, dass bei einer konsequenten Pflege des CRM-Systems die Kosten
und der Aufwand planbar sind, so dass man vorher abwägen kann, ob dieser personelle Aufwand zu viel ist oder nicht.
e. Hat das CRM zum Unternehmenserfolg beigetragen?
Ja, das CRM-System hat in unserem Unternehmen zu einem gewissen Unternehmenserfolg beigetragen, jedoch in geringerem Maß als gewünscht. Der Grund hierfür ist die Vielschichtigkeit der Anforderungen.
5. Haben Sie Erfahrungen in Großunternehmen?
Ich habe bisher in Unternehmen mit bis zu 200 Mitarbeitern meine Erfahrungen
sammeln können. Und wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing von Großunternehmen?
Ja, auch hier wieder in Unternehmen mit bis zu 200 Mitarbeitern.
6. Haben Sie Erfahrungen in KMU?
Obwohl ich in Großunternehmen tätig war, habe ich aber auch viele Erfahrungen in
KMU sammeln können.
Wenn ja, haben Sie Erfahrungen im Vertrieb oder Marketing?
Ich habe sowohl im Vertrieb als auch im Marketing viele Erfahrungen sammeln können. Aktuell bin ich im Verkauf und Vor- / Nachberatung / Offene Marketingarbeit tätig.
7. Was sind aus Ihrer Sicht die Anforderungen an ein funktionierendes CRM?
Aus meiner Sicht ist eine adäquate Implementierung sehr wichtig. Dementsprechend sind passende Abläufe, passende Daten und passende Adaption in unter
Umständen sehr verschiedenen Betriebsbereichen bedeutungsvoll bei einem CRMSystem. Weiterhin ist eine kontrollierbare Dateneingabe und wenn möglich eine
Vereinheitlichung der Dateneingabe von hoher Relevanz.
XXXVI
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
8. Sehen Sie Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen in Bezug auf
die Einführung und den Einsatz von CRM?
a. Wenn nein, warum sehen Sie keine Unterschiede?
./.
b. Wenn ja, welche?
Ja, in großen Unternehmen muss mehr differenziert werden. Außerdem wird dort in
der Regel viel mehr aus den Daten generiert. Ein Beispiel sind Daten für das Marketing, die dort erheblich intensiver analysiert werden.
9. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Anforderungen an ein KMU-taugliches
CRM? Und wenn ja, welche?
Ja, die einfache Gewinnung von Kennzahlen sollte immer im Vordergrund stehen.
Außerdem sind die Planung des KMU und dessen Marketing zu unterstützen.
10. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU für die Einführung eines CRM?
Ich bin der Meinung, dass es besondere Voraussetzungen bei KMU gibt, um ein
CRM-System einzuführen.
Wenn ja, welche?
Die Abstimmung des Vertretungswesens ist da von besonderer Bedeutung.
11. Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit CRM in Großunternehmen
gemacht?
Mit dem CRM System konnte ich sowohl positive als auch negative Erfahrungen
sammeln.
a. Wenn ja, welche positiven?
Zu den positiven Aspekten eines CRM-Systems gehören die Auswertungen, welche ordnungsgemäß angezeigt werden, ohne eine besondere Aufforderung dafür
zu geben.
b. Wenn ja, welche negativen?
Nicht wunschgemäß waren nach meiner Erfahrung die erhobenen Daten, welche
nicht zum Anforderungsprofil passten oder aber unvollständig dargestellt gewesen
sind.
12. Haben Sie positive oder negative Erfahrungen mit CRM in KMU gemacht?
a. Wenn ja, welche positiven?
In KMU war es sehr hilfreich, das ein schneller Zugriff auf hinreichend definierte Informationen möglich war, so dass man viel Zeit im Arbeitsalltag einsparen konnte.
b. Wenn ja, welche negativen?
Bezüglich der negativen Aspekte eines CRM-Systems in KMU gilt nach meiner Erfahrung das Gleiche wie bei den vorhin genannten negativen Erfahrungen in einem Großunternehmen.
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13. Wenn Sie Frage 12 mit Ja beantwortet haben, können Sie zu folgenden Fragen Stellung nehmen:
a. Ist der Erfolg des CRM überhaupt messbar?
Wenn ja, wie?
Der Erfolg eines CRM-Systems ist in der Hinsicht messbar, dass es zum einen
subjektiv und zum anderen objektiv gemessen werden kann. Mit subjektiv meine
ich die Motivation, an der man den jeweiligen Erfolg ablesen kann. Weiterhin lässt
sich eine objektive Einschätzung bspw. durch die Steuerung von Kundenkontakten
messen.
b. Welche Zeiteinsparungen lassen sich realisieren?
Ich würde sagen, dass sich wirklich ca. 50 % zu normaler Organisation ohne CRM
(Zeitraum: drei Jahre) Zeiteinsparungen realisieren lassen.
c. Welche Kosteneinsparungen lassen sich realisieren?
Auch hier, in einem Zeitraum von 3 Jahren, lassen sich ungefähr 35 % zu normaler
Organisation ohne CRM Kosten einsparen.
d. Wurde das Vertriebsmanagement durch das CRM erleichtert?
Ja, durch Steuerungselemente aus dem CRM, z.B. durchschnittliche Anzahl der
Kontakte pro Kunde und Kundengruppe wird hier das Vertriebsmanagement erleichtert.
e. Konnten Sie eine Verbesserung der Kundenbeziehungen auf das CRM zurückführen?
Ja, absolut. Allein durch die besser organisierten Kundenkontakte war es möglich,
Kunden deutlich besser und auch individuell zu pflegen, um so die Kundenbeziehungen zu verbessern.
f. Konnten Sie eine Erhöhung der Kunden-Loyalität auf das CRM zurückführen?
Wenn man die vorherige Frage, also ob die Kundenbeziehungen verbessert wurden oder nicht, mit „Ja“ beantworten konnte, was bei mir der Fall war, so ist diese
Frage bezüglich der Kundenloyalität auch mit „Ja“ zu beantworten.
g. Konnten Sie eine Erhöhung der Wiederbestellquote auf das CRM zurückführen?
Ja, auch hier gilt sinngemäß der vorherigen Fragen, dass dieser Fall aufgrund der
größeren Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität eingetroffen ist.
h. Konnten Sie eine erhöhte Ausschöpfung des Einkaufspotentials feststellen?
Eher nein, hier ist der Bezug zum CRM eher gering.
XXXVIII
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
i. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrem Beschwerdemanagement
feststellen?
Ja, hier konnte eine schnellere Bearbeitung der Beschwerden mit den richtigen
Ansprechpartnern vollzogen werden.
j. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrer Produktpolitik, Ihrer Angebotsgestaltung feststellen?
Ich würde sagen, dass das CRM zwar zur Produktpolitik durch eine größere Zahl
von erfassten Kundenrückmeldungen einen positiven Effekt erzielen, bei der Angebotsgestaltung jedoch keinen Effekt erzielen konnte.
k. Konnten Sie einen Beitrag des CRM zu Ihrem Innovationsmanagement
feststellen?
Hier würde ich sinngemäß die gleiche Antwort geben, wie zu Ihrer vorherigen Frage.
l. Wann beginnt ein CRM aus Ihrer Sicht wahrnehmbare positive Wirkung zu
erzielen?
Wenn es konsequent und diszipliniert angewendet wird. Dann ab eben diesem
Zeitpunkt beginnt es meines Erachtens nach, einen positiven Effekt zu erzielen.
m. Welche nicht monetären Vorteile sehen Sie beim CRM?
Zu den nicht monetären Vorteilen würde ich die Vereinheitlichung und eine höhere
Informationsdichte dazu zählen.
n. Stellt das CRM einen übergeordneten und standardisierten Prozess dar,
mit dem alle Kundenmanagementaktivitäten gesteuert werden?
Ja, wenn es keine neben dem CRM stehenden Informationsinseln gibt, so stellt
das CRM ein sehr wichtiges Tool zum Kundenmanagement dar.
o. Wie weit hat das CRM positiv zur Unternehmensführung und Unternehmenssteuerung beigetragen?
Das CRM-System hat in dem Sinne einiges zur Effektivsteuerung der Ablauf- und
Aufbau-Organisation beigetragen.
p. Wurde ein wichtiger Aspekt der positiven Wirkungen des CRM übersehen?
Nein, meiner Meinung nach wurde keine positive Wirkung des CRM übersehen.
q. Die direkten Einführungskosten eines CRM sind bei der Investitionsentscheidung bekannt. Sind Ihnen zu diesem Zeitpunkt auch die indirekten Kosten und der erwartete ROI bekannt?
Die tatsächlichen Einführungskosten sind bei komplexen Unternehmen schwer absehbar, so dass ich hier keine weiteren Informationen bezüglich der Kosten geben
kann.
XXXIX
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Wie viel später erwarten Sie den ROI?
Den ROI erwarte ich persönlich nach der Ursprungsplanung plus einem Jahr.
r. Welcher zusätzliche Zeitaufwand ist für Mitarbeiterschulungen aufzuwenden?
Bezüglich der Mitarbeiterschulungen sehe ich als ordnungsgemäßen Zeitaufwand
24 Monate für 1 Jahr und nach Kick-off.
s. Wie viel zusätzlicher Zeitaufwand ist für den täglichen Einsatz des CRM
aufzuwenden?
In meinen Augen gar keiner. Bei funktionierenden CRM-Systemen ist gesamtheitlich eher weniger Zeitaufwand tagtäglich damit verbunden.
t. Wurde die Komplexität der Arbeit für Sie und Ihre Mitarbeiter durch das
CRM erhöht? Wenn ja, haben Sie das als Nachteil empfunden?
Ja, diese Tatsache, dass die Arbeit noch komplexer wurde, habe ich insbesondere
wegen der meist späten Anpassung der Daten erleben müssen.
u. Welche direkten Kosten (Kauf / Abschreibungen, Lizenzgebühren, Aktualisierungen etc.) sind mit dem CRM verbunden?
Zu den direkten Kosten würde ich noch die Schulungskosten, Serverkosten sowie
die IT-Anpassung mit einbeziehen.
v. Wann werden die aus Ihrer Sicht wichtigsten negativen Effekte des CRM
spürbar?
Dies lässt sich nach meinem Befinden genau dann spüren, wenn das System unvollständig geführt wird.
w. Welche eventuellen weiteren Kosten sind mit dem CRM verbunden? Wurde ein negativer oder kostentreibender Aspekt von CRM übersehen?
Eventuelle weitere Kosten entstehen gewiss bei Wiederholungsschulungskosten
und aufgrund der Unterschätzung der Umstellungszeit.
14. Ist eine Um-Organisation von KMU zur Einführung von CRM-Systemen notwendig?
a. Wenn ja, wie?
Eine Um-Organisation ist unbedingt notwendig. Dazu müsste eine breitere Streuung der Mitarbeiter und Vertretungen erfolgen.
b. Wenn ja, sehen Sie Maßnahmen der Organisationsentwicklung und Change Management als erforderlich an?
Ja, hierzu gilt im Prinzip das, was ich zur vorherigen Frage bereits gesagt habe.
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15. Wie erfolgt die Einordnung des CRM in die vorhandene IT?
Die Einordnung erfolgt mittels eines integrierten Moduls.
a. Gibt es hierbei Unterschiede zwischen Großunternehmen und KMU?
Unterschiede gibt es durchaus häufig, da KMU oft über geringere IT-Möglichkeiten
verfügen.
b. Ist die Integrationsfähigkeit eines CRM-Systems in die bestehenden EDVSysteme eine Hürde und damit eine Hauptanforderung?
Ja, eindeutig. Die Integration in das bestehende EDV-System ist wirklich mit eine
der schwierigsten Barrieren, da es zudem noch kosten- und zeitintensiv ist.
16. Ist eine Anpassung von CRM-Systemen an besondere Anforderungen von
KMU notwendig?
Ja, unzweifelhaft ist eine gezielte und geringere Auswahl von Tools wichtig, um
das CRM-System schlank und anwenderfreundlich zu halten.
a. Wenn ja, sehen Sie die besonderen Anforderungen darin, dass das CRM
weniger komplex sein sollte?
Ja, nach meinem Befinden sollte das CRM-System nicht schwer zugänglich sein
und weniger komplex. Dies ist jedoch von der Branche abhängig.
b. Wenn ja, sehen Sie die besonderen Anforderungen darin, dass wesentliche Elemente des CRM anders gestaltet sein sollten?
Da kann man meines Erachtens keine allgemein gültigen Aussagen treffen.
c. Kann eine modulare Anpassung von CRM-Systemen an die Bedürfnisse
von KMU wesentlichen Nutzen stiften? Wenn ja, welche Komponenten sind
aus Ihrer Sicht wichtig?
Einen wesentlichen Nutzen würde eine solche Anpassung definitiv bei KMU haben. Alle Komponenten sind meiner Meinung nach wichtig, welche zum effektiven
Auftragsablauf beitragen und Daten nutzbar machen.
17. Gibt es aus Ihrer Sicht besondere Voraussetzungen bei KMU der kunststoffverarbeitenden Industrie in Bezug auf Einführung und Einsatz von CRM?
Nein, höchstens bezüglich der Vielschichtigkeit kann es bei der kunststoffverarbeitenden Industrie eventuelle Unterschiede geben.
18. Können aus Ihrer Sicht gerade in der kunststoffverarbeitenden Industrie besondere Wettbewerbsvorteile durch CRM erzielt werden?
Ja, auf alle Fälle sind auch in dieser Industrie viele Vorteile aus der Verwendung
eines CRM-Systems zu ziehen.
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Wenn ja, welche?
Durch Differenzierung der Daten in Bezug auf die Branche, Fertigungsart, Rohstoffart und der allgemeinen Vielschichtigkeit ist es hier möglich, einen Vorteil gegenüber Unternehmen ohne CRM zu erzielen.
19. Gibt es aus Ihrer Sicht wesentliche Aspekte, die bisher nicht oder nur unzureichend angesprochen wurden?
Nein, meines Erachtens wurde kein wichtiger Aspekt ausgelassen.
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Band 1:
Essen 2005, ISSN 1865-5610
Ergebnisse und Effekte des Modellprojektes „Fit machen fürs Rating...“
Hermeier, Burghard / Frère, Eric / Heuermann, Marina
Band 2:
Essen 2006, ISSN 1865-5610
Ergebnisse der ersten bundesweiten FOM-Marktstudie „Industrie-Dienstleistungen“
Hermeier, Burghard / Platzköster, Charlotte
Band 3:
Essen 2006, ISSN 1865-5610
Die Stärkung des traditionellen 3-stufigen Vertriebswegs im Sanitärmarkt
durch den Einsatz neuer Medien
Kern, Uwe / Pankow, Michael
Band 4:
Essen 2006, ISSN 1865-5610
Die unternehmensinterne Wertschöpfungskette bei Dienstleistungen
am Beispiel der TV-Programmveranstalter
Kürble, Peter
Band 5:
Essen 2007, ISSN 1865-5610
Begriff und Konzept Berufswertigkeit
Klumpp, Matthias
Band 6:
Essen 2007, ISSN 1865-5610
Efficient Consumer Response (ECR) in der Logistikpraxis des Handels
Klumpp, Matthias / Jasper, Anke
Band 7:
Essen 2007, ISSN 1865-5610
Kooperationsanforderungen im Supply Chain Management (SCM)
Klumpp, Matthias / Koppers, Laura
Band 8:
Essen 2008, ISSN 1865-5610
Das deutsche System der Berufsbildung im europäischen und
internationalen Qualifikationsrahmen
Klumpp, Matthias
Band 9:
Essen 2008, ISSN 1865-5610
Homo oeconomicus im Hörsaal – Die Rationalität studentischer
Nebengespräche in Lehrveranstaltungen
Göke, Michael
Band 10:
Essen 2008, ISSN 1865-5610
Internationaler Vergleich und Forschungsthesen
zu Studienformen in Deutschland
Klumpp, Matthias / Rybnikova, Irma
77
FOM Arbeitspapier Nr. 28, Wollenweber: Customer Relationship Management im Mittelstand
Band 11:
Essen 2008, ISSN 1865-5610
Eine ökonomische Analyse einer Ausweitung
des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes
Kratzsch, Uwe
Band 12:
Essen 2009, ISSN 1865-5610
Organisationsentwicklung – Lernprozesse
im Unternehmen durch Mitarbeiterbefragungen
Friedrich, Klaus
Band 13:
Essen 2009, ISSN 1865-5610
Die Outsourcing/Offshoring Option aus der
Perspektive der Neuen Institutionenökonomie
Chaudhuri, Arun
Band 14:
Essen 2009, ISSN 1865-5610
Der Bologna-Prozess
Hintergründe – Zielsetzung – Anforderungen
Seng, Anja / Fleddermann, Nicole / Klumpp, Matthias
Band 15:
Essen 2009, ISSN 1865-5610
Qualitätssteigerung bei gleichzeitigen Einsparungen –
Widerspruch oder Zukunft in der hausärztlichen Versorgung?
Jäschke, Thomas
Band 16:
Essen 2010, ISSN 1865-5610
Beiträge zur Gesundheitsökonomie
Schütte, Michael
Band 17:
Essen 2010, ISSN 1865-5610
Die Einführung eines Mindestlohns in Deutschland – Eine Makroökonomische Analyse
Introduction of a Minimum Wage in Germany – A Macroeconomic Analysis
Bode, Olaf H. / Brimmen, Frank / Redeker, Ute
Band 18:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Wirtschaftsethik – Einflussfaktoren ethischen Verhaltens in Unternehmen
Nietsch, Cornelia / Weiffenbach, Hermann
Band 19:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Ausgewählte steuerliche Einflussfaktoren der Unternehmensbewertung
Frère, Eric / Schyra Andreas
Band 20:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Das Direktionsrecht des Arbeitgebers –
Einsatzmöglichkeiten und Grenzen
Schulenburg, Nils / Jesgarzewski, Tim
78
Band 21:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Interaktive Hochschuldidaktik als Erfolgsfaktor im Studium für Berufstätige –
Herausforderung und kompetenzorientierte Umsetzung
Fichtner-Rosada, Sabine
Band 22:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Needs of the Internet Industry
Kern, Uwe / Negri, Michael, Whyte, Ligia
Band 23:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Management in ambulanten Sektor des Gesundheitswesens
Schütte, Michael
Band 24:
Essen 2011, ISSN 1865-5610
Intuition, Risikowahrnehmung und Investmententscheidungen –
Behaviorale Einflussfaktoren auf das Risikoverhalten privater Anleger
Holtfort, Thomas
Band 25:
Essen 2012, ISSN 1865-5610
Die Mindestliquiditätsquote –
Konkrete Auswirkungen auf den Wertpapier-Eigenbestand der Sparkassen
Heinemann, Stefan / Hüsgen, Thomas / Seemann, Volker
Band 26:
Essen 2012, ISSN 1865-5610
Rating und Risikomanagement –
Chancen und Risiken der Architektur des Ratingprozesses für die Validität der Ratingergebnisse
Hose, Christian / Lübke, Karsten / Nolte, Thomas / Obermeier, Thomas
Band 27:
Essen 2012, ISSN 1865-5610
Illustrating the distortive impact of cognitive biases on knowledge generation, focusing on unconscious availability-induced distortions and SMEs
Serfas, Sebastian
79
Dr. Leif Erik Wollenweber
Leif Erik Wollenweber studierte Sozialwissenschaften an den Universitäten
Bielefeld und Duisburg und promovierte 2003 am Duisburger Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften zum Dr. sc. pol. Nach seiner akademischen
Ausbildung war er in verschiedenen leitenden Funktionen in der Wirtschaftsförderung und bei Industrie- und Handelskammern tätig.
Seit 2009 ist er freiberuflich Unternehmensberater, Trainer und kam bereits
durch seine Lehraufträge zur FOM. Von 2010 bis 2012 war er zusätzlich
Hochschullehrer und Regionaler Studienleiter der Hessischen Berufsakademie.
Zum Wintersemester 2012/13 wechselte er zur FOM als Hochschullehrer für
Organisation und Führung.
Die 1993 von Verbänden der Wirtschaft gegründete staatlich
anerkannte gemeinnützige FOM Hochschule verfügt über 26
Studienorte in Deutschland. Als praxisorientierte Hochschule
für Berufstätige fördert die FOM den Wissenstransfer zwischen
Hochschule und Unternehmen. Dabei sind alle Studiengänge
der FOM auf die Bedürfnisse von Berufstätigen und Auszubildenden zugeschnitten.
Die hohe Akzeptanz der FOM zeigt sich nicht nur in der engen
Zusammenarbeit mit staatlichen Hochschulen, sondern auch
in zahlreichen Kooperationen mit regionalen mittelständischen
Betrieben sowie mit internationalen Großkonzernen.
FOM-Absolventen verfügen über solide Fachkompetenzen
wie auch über herausragende soziale Kompetenzen und sind
daher von der Wirtschaft sehr begehrt.
Weitere Informationen finden Sie unter fom.de
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