Mineralogie,

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Mineralogie,
» I n das ew'ge Dunkel nieder
Steigt der Knappe, der Gebieter
Giner unterird'schen Welt.
Gr, der stillen Nacht Gefährte,
Athmet tief im Schooß der Erde,
Den kein Himmelslicht erhellt.
Neu erzeugt mit jedem Morgen
Geht die Sonne ihren Lauf.
Ungestört ertönt der Berge
Uralt Zauberwort: G l ü c k a u f ! «
Theodor K ö r n e r .
httlf» m i l t e l
Kopp, H., Einleitung in die Kristallographie. Mit 22 Kupfertafeln und 7 lithografthirten Tafeln.
2. Nust. gr. 8. Braunschroeig, Fr. Virweg u. Sohn. 2 Tlilr. 20 Sgr.
N a u m a n n , Prof. C. F., Elemente der theoretischen Krystallographie. Mit SS Holzschnitten, ^r.«.
Leipzig, W. Engelmann. 1856. g Thlr.
V l u m , I . N. Lchrbnch der Oryktognosie;^nnt »«3 krysiattographischen Figuren, gr. 8. Stuttgart.
Schwei^erbart. »te Auflage. 1854. 2 Thlr. 15 Sgr.
Nammelsbera, Lehrbucb der Krystallographie. i«b2. 2 Thlr. 20 Sgr.
Tuenstedt, F. A., Handbuck, der Mineralogie. i-2te Äuft. Mit vielen Holzschnitten, gr. <?.
Tübingen, Laupp. 1855. 4 Thlr. Za Sgr.
B l u m , I . N., Handbuch der Litholugie oder Gesteinölohre. Mit 50 Figurrn. gr. 3. Erlangen.
Gnke. 1860. 2 Thlr.
ssotta, B., Leitfaden und Vademccum der Geognosie ?c. Dresden, Arnold. l«49. 2 Thlr. i^Sgr.
V o g t , E., Lehrbuch der Geologie und Pctrefattenknndc. 2 Vde. Äe Aufl. Mit 113V in den Text
eingedruckten Holzschnitten u. 16 Kupfertafeln, gr. S. Vraunschweig, Fr. Vieweg und Sohn.
V o g t , C.,'Grundriß der Geologie. Vraunscbweig, Fr. Nieweg und S'hn. i«6tt. 2 Tl,lr. istSgr.
De la Beche, Eir H., Vorsckule der Geologie. Mit üb« 300 Holzschnitten. Vraunschweig, Fr.
Le onharb, K. C. von^'eologie oder Naturgeschicl'te der Erde auf allgemein faMche Weise ab«
gehandelt. Mit Stalilstichen. - «. Ctuttgarr, Lchwei^erl'art. is^e — 44. 15 Thlr.
Vach, H., Geologische Karte von Ecntralcuropn. Ttuttgart, I95l». 2 Thlr. W Sgr.
V r o n n , Letli^e^ z»eossnc)»Uel>., oder Abbildung und Beschreibung der Versteinerungen. 2te Auss»
Vollständig mit Atlas. 43 Thlr.
^>ie Mineralogie ist die Wissenschaft von den in ihrer Masse gleichartigen Ge- I
Anständen der Erde, die wir M i n e r a l e nennen.
2
Mineralogie. — Einleitung.
Dieselben erscheinen insofern gleichartig, als am Minerale ein Theil dem
anderen vollkommen gleich ist« Niemals trifft man an demselben jene eigen/
thümlichen Gebilde, welche O r g a n e heißen, und bei Pflanzen und Thieren gewisse Zwecke erfüllen, die nothwendig sind, damit der Gegenstand als solcher
bestehe. Daher heißen auch die Minerale unorganische Körper. Esistdarumin
der Hauptsache einerlei, ob wir große oder kleine Massen eines Minerals betrachten. Ein faustgroßes Stück Sandstein giebt uns eine ebenso gute Vorstellung
von dessen besonderen Eigenschaften als ein großer Block, als ein Sandsteingebirge« Ein Bergkrhstall, der eine Linie lang ist, erscheint ebenso vollkommen,
als ein anderer, der die Länge eines Zolles oder Fußes hat.
!
Wir haben in §. 7 der Chemie gesehen, daß die ganze Erdmasse die
Summe von nur sechszig einfachen Stoffen oder Elementen ist. I n Folge der
jenen Stoffen einwohnenden chemischen Verwandtschaft find diese in mannichfachster Weise mit einander verbunden, und nur selten als einfache Stoffe anzutreffen. Von dieser Betrachtung ausgehend, ist die Mineralogie zunächst nichts
Anderes, als die Lehre von den in der Natur vorkommendenchemischenVerbindungen. I n der That ist dieses auch theilweise der Fall, und in der Chemie
haben wir bereits eine Anzahl solcher natürlicherchemischerVerbindungen näher
kennen gelernt, und auf andere hingewiesen«
Doch in der großen Werkstatt der Natur wirkte auf die Elemente und
ihre Verbindungen nicht allein die chemische Anziehung. Eine Menge von
Kräften und Einflüssen traten mit oder nach derselben auf, und so treffen wir
denn auf Reihen mineralischer Gebilde, die sich vomchemischenGesichtspunkte
allein weder an sich, noch im Verhältniß zu anderen auffassen und erklären
lassen.
Die Minerale erscheinen demnach in zwei Hauptgruppen, die sich wohl
von einander unterscheiden. Ein Theil derselben hat alle Eigenschaften vollkommen ausgebildeter chemischer Verbindungen, was sich namentlich durch ihre
bestimmtechemischeZusammensetzung und Krystallform ausspricht. Man nennt
dieselben die eigentlichen oder einfachen Minerale, und ihre Wissenschaft
M i n e r a l o g i e im engeren Sinne oder Oryttognosie»
Eine andere Reihe von Mineralen hat dagegen eiuen wesentlich verschiedenen Charakter. Sie sind entweder geradezu wohlerkcnnbare Gemenge einfacher
Minerale, oder, wenn.sie auch in ihrerchemischenZusammensetzung jenen äbn^
lich sind, so ist doch niemals die Kryftallfsrm an ihnen vollkommen ausgebildet.
Sie treten nicht als abgegränzte Einzelheiten auf, sondern in Massen. Dieselben werden mit dem Namen der gemengten M i n e r a l e , Gesteine odci
F e l s a r t e n bezeichnet, und da sie nicht allein an sich, fotckerwHuch in ihrem
Verhalten gegen einander und zur Erdmasse, sodann in ihrer Entstehung und
Bildung der Betrachtung werth erscheinen, so macht dies den zweiten Theil
dieser Wissenschaft, die Geognosie mit der G e o l o g i e aus. '
Oryktogiwsie.
I.
3
Die Lehre von den einfachen Mineralen.
Oryktognosie.
Die erste Anforderung, die wir an die Mineralogie machen, ist die, daß sie 4
uns sichere Merkmale angebe, woran die Minerale sich erkennen und als besondere Arten bestimmen lassen. Von jeher hat man verschiedene Kennzeichen aufgestellt, wonach dieselben unterschieden und geordnet werden. Solche sind vorzugsweise: 1. die G e s t a l t ; 2. die physikalischen und 3. die chemischen
Eigenschaften der Minerale. Erst nachdem man sich über diese verständigt hat,
kann man beginnen, mit ihrer Hülfe die Beschreibung der Minerale zu versuchen.
!. Gestalt der Minerale.
Wir haben sowohl in der Physik §. 24 als in der Chemie §. 24 gesehen, 5
daß die kleinsten Theilchen derchemischenVerbindungen sich in bestimmten Richtungen anziehen und ordnen, so daß regelmäßige Körper entstehen, die man
Krystalle nennt.
Da nun ein and dasselbe Mineral stets in einer bestimmten Form krystallisirt, so ist diese ein sehr wichtiges und sicheres Erkennungsmittel der
Minerale. Aber wie mannichfaltig find diese Krystallformen? Man betrachte
nur eine Sammlung hon Mineralen und Hunderte verschiedener Formen werden dem Auge sich darbieten. Indessen lassen sich alle diese abweichenden Gestalten auf sechs sogenannte G r u n d f o r m e n zurückführen, und diese bilden mit
den daraus abgeleiteten Formen sechs Krystallfamilien oder Systeme, die das
Bereich einer besonderen Lehre, der K r y s t a l l o g r a p h i e , ausmachen.
Vewundcrnswerth ist die Regelmäßigkeit der von der Natur gebildeten 6
Krystallformen. So zeigt uns z. B . Fig. 1 die Abbildung eines aus Kieselsäure (Chemie §. 67) bestehenden Minerals, des sogenannten B e r g k r y s t a l l s .
Wir erkennen denselben als eine regelmäßige sechsseitige Säule, die oben und
unten durch eine sechsseitige Pyramide zugespitzt ist. Je zwei benachbarte Säulenflächen dieses Krystalls schneiden sich in einem Winkel von 120", und je
zwei neben einander liegende Pyranudenstächen in einem Winkel von 133" 44".
Solcher Beispiele höchst regelmäßiger Gestaltung könnten wir noch manche anführen. Allein weit häufiger begegnet man Krystallen, bei welchen eine solche
Vollkommenheit nicht vorhanden ist; mehr oder weniger erscheint dieselbe gestört, entweder durch mechanische Hindernisse, die geradezu die Ausbildnng'des
4
Oryktognosie.
Krystalls nach gewissen Richtungen nicht zu Stande kommen ließen, was z. B.
immer der Fall ist an der Stelle, wo derselbe auffitzt, oder es haben unbekannte
Ursachen Abweichungen hervorgerufen, die wie eine Verzerrung der eigentlichen
Gestalt erscheinen. Eine solche erblicken wir in Fig. 2 , die ebenfalls einen
Bergkrystall darstellt. Doch herrscht selbst in den verzerrten Bergkrystallen noch
das ursprüngliche Bildungsgeseh, denn es behalten die Winkel benachbarter
Flächen die oben angegebene Größe bei.
Bei Betrachtung der Krystalle sieht man ab von aller etwaigen Störung
in ihrer Ausbildung, m m hält sich an die ideal-vollkommene Krystallgestalt.
Der Krystall ist sin Vieleck, nmgränzt von ebenen Flachen, die in
K a n t e n und Ecken sich begegnend, mit diesen die sogenannten B e g r ä n zungselemente desselben bilden. Kein Krystall hat weniger als 4 Flüchen,
4 Ecken und 6 Kanten; die meisten haben deren eine größere Anzahl. Die
Flachen bieten eine große Mannichfaltigkeit je nach Zahl und Größe ihre?
Seiten und Winkel. Wir begegnen dem regelmäßigen Dreieck, dem Quadrat,
der Raute, aber auch häufig den unregelmäßigen Dreiecken und Vierecken.
Eigenthümlich ist es, daß das rechtwinkelige Dreieck und das regelmäßige
Fünfeck niemals an Krystallen austreten. Gleichwerthige oder entsprechende Begränzungselemente find solche, die in allen Stücken Uebereinstimmung
zeigen und die insbesondere in gleicher Entfernung von dem M i t t e l p u n k t
des Krystalls sich befinden. Legen wir durch dessen Mittelpunkt Linien, welche
zwei gegenüberliegende Begränzungselcmente, also zwei Ecken, oder die Mittt
zweier Flächen oder Kanten des Krystalls verbinden, so haben seine Flachen
eine symmetrische Lage gegen diese Linien. Man nennt L M e n die Achsen
des Krystalls und legt sie bei der Beschreibung und Gintheilung d ^
gestalten zu Grunde. Die Verhältnisse der meisten Krystalle werden durch drei
Achsen bestimmt; eine Reihe derselben hat jedoch 'vier Achsen.
8
Wir sehen in Fig. 3 den regelmäßigen Achtflächner oder, wie er in der
Folge genannt wird, das reguläre Octa8der. Dasselbe hat 8 Fläche
6 Ecken und 12 Kanten; Fig. 4 stellt das Achsensystem vor, welches diese:
Krystallgestalt zu Grunde liegt. Es sind dies die drei gleichen und in ihrem
Mittelpunkt m rechtwinkelig sich schneidenden Linien ao,bck und /^. Sie
bilden auf diese Weise ein sogenanntes Achsenkreuz, welches die Zeichnung,
Krystallographie.
5
insofern unvollkommen darstellt, als die Achse / Z verkürzt erscheint. Zum
Studwm dieser Verhältnisse setzt man sich aus Stäbchen oder Drähten Modelle
zusammen. Denken wir uns die Endpunkte des vorstehenden Achsenkreuzes
durch Linien verbunden — was am Modell durch gespannte Fäden geschehen
kann — so stellen diese die Kanten des Octasders vor, welche, wie man sieht,
acht gleiche und regelmäßige Dreiecke begränzen; alle Ecken dieses Octasders
sind einander vollkommen gleich und dasselbe ist die Grundform des regulären
Krystallsystems.
Man sieht leicht ein, daß diese Regelmäßigkeit sofort verschwindet, wenn
in der Länge einer oder mehrerer Achsen oder in den Winkeln am Mittelpunkt
die geringste Aenderung eintritt.
Man giebt bei Betrachtung einer Krystallform einer ihrer Achsen die senkrechte Stellung und nennt dieselbe die Hauptachse. Da im regulären System
alle drei Achsen gleich sind, so ist es einerlei, welche man als Hauptachse nimmt;
die übrigen Achsen werden alsdann Nebenachsen genannt. I n Fig. 4 ist
sonach a s die Hauptachse; öci und/Z? sind Nebenachsen. I n den folgenden
Systemen wo ungleiche Achsen vorkommen, wählt man als Hauptachse meist
diejenige, welche größer oder kleiner ist als die Nebenachsen. Letztere liegen in
einer Ebene, welche die B a s i s oder Grundebene des Krystalls heißt.
I n Hinsicht auf die Benennung der Begränzungselemente ist noch zu
bemerken: Die Seitenflächen sind parallel der Hauptachse; die Scheitelflächen laufen in den Endpunkten der Häuptachse zusammen; Endflächen
sind solche, in deren Mittelpunkt die Endpunkte der Hauptachse liegen; Flächen,
die ein und derselben Achse parallel find, bilden zusammen eine Zone. Die
Linien, in welchen zwei Flächen sich schneiden, heißen K a n t e n ; sie bilden mit
einander den K a n t e n w i n k e l . DieScheitelkanten laufen in den Endpunkten
der Hauptachse zusammen und bilden daselbst die Scheitelecken; die S e i t e n kanten find der Hauptachse parallel; die übrigen Kanten heißen Randkanten.
Man unterscheidet einfache Krystallformen, welche nur gleichnamige oder 9
doch nur wenige ungleichnamige Flachen haben — und zusammengesetzte
Formen, deren Flächen verschieden sind und zwei oder mehr Gestalten angehören; letztere werden auch C o m b i n a t i o n e n genannt. Die abgeleiteten
Formen entstehen aus den Grundformen, indem Theile der ersteren nach be-
6
Orpktognoste.
stimmten Gesetzen durch Schnitte hinweggenommen werden. Es geschieht dieses
durch Hinwcgnahme der Ecken oder Kanten, oder durch Zuspitzung und Zu,
schärsung derselben. Fig. 5 zeigt uns die Enteckung, Fig. 7 die Entkantung
des Octasders. Wird m beiden
Fällen mit dcrHinwegnahme fortgefahren, bis zum gänzlichen Verschwinden der Octa6derstächen, so
bleibt im ersten Falle ein W ü r f e l
übrig, während aus der Entkam
tung das Rhombendodecaeder
(Rauten-Zwölfflächner) Fig. 8
hervorgeht, eine der schönsten
Krystallgestaltcn. Auch erkennt
man, wie aus Fig. 5 , durch Wachsen oder Ausdehnung der Abstumpfungsstäche, bis zur gegenseitigen Dülchschmidung der Würfel, Fig. 6, entsteht.
Würfel und Rhombosder sind also
einfache, vom Octasder abgeleitete und
zum System desselben gehörige Gestalten; zugleich stellt Fig. 5 eine Combination des Octasders mit dem Würfel
dar. Stumpfen wir umgekehrt die acht
Ecken des Würfels ab, so geht aus demselben wieder einQctaFder hervor«
Es fördert das Verständniß ungemein, wenn man sich aus Seife, Kartoffeln oder sonst passendem Material diese Gestalten schneidet und daran die erwähnten Schnitte ausführt. Auch lassen sich solche Versuche an Mineralen
anstellen; es gelingt in der That, aus einem Krystallwürfel des Flußspaths
ein Octaeder herauszuschlagen und das innere Gefüge der Minerale entspricht
diesen Beziehungen ihrer Krystallsysteme so daß sie nach den entsprechenden
Richtungen, welche S p a l t u n g s f l ä c h e n , Blätterdurchgänge heißen, sich
vorzugsweise leicht trennen lassen.
!l)
Jedes Octatzder läßt sich betrachten als eine vierseitige Doppelpyramide;
denken wir uns bei dem Octaeder
Fig. 9 die Fläche o und die ihr entsprechende Hintere Fläche der oberen Pyramide nach allen Seiten sich ausdehnend,
so werden dieselben in der Kante ab sich
begegnen und schneiden. Wenn gleichzeitig dasselbe bei der Fläche n und
ihrer entsprechenden Hinteren Fläche der
unteren Pyramide stattfindet, so werden sich diese vier wachsenden Flächen in
den sechs Kanten a b , a s , a<H und i>6, ecl, <öb schneiden und eine dreiseitige
Pyramide, Fig. 1 0 , das sogenannte Tetraeder Merflächncr) bilden. Auf
Krystallographie.
7
solche Weise abgeleitete Gestalten werden Halbflächner oder Hemisder genannt, zur Unterscheidung von den Vollgestalten oder H o l o e d e r n .
Die Namen der Krystallgestalten werden dmchgehends aus dem griechisHen 1 i
Worte "Ksära,«", das Sitz oder SitzfiäKe bedeutet, in Verbindung mit Zahlwörtern gebildet und bezeichnen somit die Anzahl der vorhandenen Flächen,z.B.
Tetraeder (Vierflächner), Hexaeder (Sechsfiächner), Octasder (Achtflächner), Dodecasder (Zwölfftächner). Oefter wird den also gebildeten Namen die Bezeichnung
der Art der vorhandenen Krystallsiächen vorgesagt, z. B. Pentagon-Dodecaeder
(Fünfeck-Zwolfstächner), Rhomben-Dodecaeder (Rauten-gwölfflächner). Mitunter
werden auch aus der Stereometrie entnommene kürzere Namen gebraucht, wie
fast immer W ü r f e l für Hexasder; ödet Namen, die von einem Mineral entlehnt sind, an welchem die betreffende Krystallform besonders ausgezeichnet
auftritt, wie G r a n a t o s d e r für Rhomben-DodecaSder, da der Granat dessen
Gestalt, hat.
Auch sind zu noch kürzerer Bezeichnung der Krystallformen Zeichen eingeführt worden. Zunächst drückt Man das gegenseitige Verhalten der Achsen der
gegebenen Form durch Buchstaben aus und hält dabei fest, daß ein mit denselben gebildetes Kreuz die Lage der Flächen der Krystallgestalt bestimmt. Wir
erinnern, daß das reguläre Octatzder drei gleiche, rechtwinkelig, sich schneidende
Achsen hat und daß jede OctaVderfläche jede dieser Achsen in einem Punkte
schneidet; setzen wir eine derselben gleich «, so ist auch jede andere gleich a , sie
verhalten sich folglich wie a zu a zu «. Das reguläre Octasder wird daher
ausgedrückt durch die Formel <» : c» : cr, wofür man jedoch das kürzere Zeichen
0 gesetzt hat.
Beim W ü r f e l finden wir zwar dasselbe Achsenverhältniß, allein die Endpunkte seiner Achsen liegen in der Mitte seiner Flächen. Daher schneidet jede
Würfelstäche nur eine Achse; die beiden anderen Achsen würden sie erst in unendlicher Entfernung schneiden, d. h. sie ist mit denselben parallel. Man setzt
deshalb das Zeichen der Unendlichkeit (<w) vor die Achsen, welche von den Flächen der Krystallgcstalt nicht berührt werden. Der Würfel erhält demnach die
Formel: a : co <U: 20 a oder das Zeichen <n 0 «o «
Bei den Systemen mit ungleichen Achsen werden diese mit verschiedenen
Buchstaben bezeichnet, wozu noch CoMcienten für die Hauptachsen und Nebenachsen kommen.
Die Halbflächner werden in der Gestalt von Brüchen dargestellt.
-^ ist dcr Halbstächner des OctaLders, das Tetraeder.
Als Hülfsmittel des Studiums der Krystallographie dienen zunächst die 12
Zeichnungen der Krystallgestalten. Die Ausführung derselben hat manche
Schwierigkeit. Es liegt in der Natur der Sache, daß in der Zeichnung gewisse
Theile verkürzt erscheinen und andere, nämlich die Hinteren Flächen, verdeckt
sind. Man verzichtet daher in der Regel auf eine durch Licht und Schatten
gehobene, körperliche Abbildung und zeichnet die Krystalle, als ob sie vollkommen
8
Oryktognosie.
durchsichtige Körper wären, so daß auch die Kanten der Rückseite durch punktirte
Linien angedeutet werden. Dabei stellt man die Hauptachse senkrecht, richtet
eine Nebenachse auf den Beschauer, giebi ihr dann eine gewisse Drehung nach
links und zeichnet hierauf die Gestalt nach den Regeln der Projectionstehre.
Dieselbe lehrt auch die Entwerfung der sogenannten Krystallnetze. Fig. 11
Zeigt das Netz des Octatzders. Man legt dasselbe auf weißen Karton, sticht mit
einer Nadelspltze die Eckpunkte durch und trägt die Zeichnung über. Die ausgezogenen Linien werden ganz durchgeschnitten, die punktirten zur Hälfte. Die
acht Flächen lassen sich jetzt aminanderlegen und verkleben, und bilden das
K r y s t a l l m o d e l l eines Octaeders. Das S . 1 angeführte Werk von Kopp
enthält 57 solcher Netze zur Anfertigung der wichtigsten Krystallgestalten.
Sammlungen von KrhstallmodeUen aus Holz oder Pappdeckel können durch die
§. 36 bezeichneten Handlungen bezogen werden. Die Papiermache-Fabrik von
Fleischmann in Nürnberg liefert das Stück zu 2 Groschen. Für den Unterricht vorzüglich geeignet sind die von F. Thomas in Siegen gefertigten und zu
beziehenden Glaskrystallmodelle. ^
Für die Bestimmung eines Krystalls ist die Kenntniß der Größe der an
ihm auftretenden Winkel nöthig. Bei größeren Krystallen können dieselben
durch Anlegung eines Winkelmessers oder Handgoniometers gemessen werden. Bei sehr kleinen Krystallen geschieht dies vermittelst des Reflexionsgoniometers.
13
Die Krystalle sind erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts' der wissenschaftlichen Betrachtung unterworfen worden. H a u y , ein Franzose, stellte das
erste Krystallsystem auf. Eine wesentliche Weiterentwickelung erhielt die Krystallographie durch deutsche Mineralogen, von welchen Weiß, M o h s , Rose,
Naumann und Hausmann vorzugsweise zu nennen sind. I n vorherrschender
Geltung ist,das nachfolgende von Weiß aufgestellte System, mit mehrfachen
Krystallographie.
9
nachträglichen Modificationen und Ergänzungen in Benennung und Bezeichnungsweise.
Uebersicht der Krhstallshsteme.
H.. Systeme mit horizontaler Basis (s. §. 8).
n.. D r e i Achsen, die sich sämmtlich unter rechten Winkeln schneiden.
1.
2.
14
Alle Achsen find gleich: N s F i i l ä r s s 8 M 5 O i n ; oder tessulates,
auch Tesseral-, d. i. Würfelsystem.
Nur zwei Achsen sind gleich: Z w e i - und einachsiges oder
CNkÄrÄtigokSs System.
3. Alle Achsen sind ungleich: E i n - und einachsiges oder rkoiu.»
digokes System.
b. Vier Achsen; drei gleiche Nebenachscn schneiden sich unter Winkeln
von 60" und sind senkrecht zur Hauptachse, die größer oder kleiner ist.
4. D r e i - und einachsiges oder k.sxQ3QNQiss System.
N. Systeme mit schiefliegender Basis.
Alle drei Achsen sind ungleich; eine oder beide Nebenachsen schneiden die
Hauptachse schiefwinkelig.
5. Zwei Achsen schneiden sich schiefwinkelig und beide werden von
der dritten Achse rechtwinkelig geschnitten. Z w e i - und e i n gliedriges oder monoklinometrisches, auch k l i n o r k o m diso!iS8 V^gtsin.
6.
Alle Achsen schneiden sich unter schiefen Winkeln: G i n - und
e i n g l i e d r i g e s oder t r i k l i n o m e t r i s c h e s , auch NinOrtzoiu.-'
d o i d i g o k s g System.
Das r s s n i ä r s .8?35siu. bietet den größten Reichthum von Gestalten. 15
Als Beispiele führen wir einige der wichtigeren mit Beifügung ihrer Zeichen,
sowie bekannterer Minerale an, die i n diesen Formen krystallisiren.
1. Das Octasder, 0 , Fig. 12. (Magneteisen; Alaun; Rothkupfererz;
Salmiak; Spinell; Flußspath). 2. Der W ü r f e l oder das Hexaeder, n 0 w ,
ffig. 13. (Vleiglanz; Flußspath; Kochsalz; Schwefelkies). 3. Eine Combina-
10
Oryktognosie.
tion beider, in der sich der Kobaltkies findet, ist Fig. 5 abgebildet; Fig. 14
zeigt die Combination derselben im Gleichgewicht, 0 . <n () <n die beim Bleiglanz und salpetersauren Bleioxyd vorkommt. 4. Das RhombendodecaLder, < n 0 , Fig. 15. (Granat). 5. Seine Combination mit dem Octaedcr,
O.co 0 (s. Fig. 7 ) , findet sich beim Alaun und Rothkupfererz. 6. Das
Icositetrasder Merundzwanzigflächner), auch Trapezoödcr oder Leuzitoeder
genannt, 2 0 2, Fig. 16, (Leucit und Analcim).
7. Das Tetraeder,
-
Fig. 17, und Combinationen desselben treten häusig beim Fahlerz und Boracit auf. (S. S . 63).
16
Die Grundform des HuMrabisoliSii I ^ g t s n i s ist das Q u a d r a t Octaeder, Fig. 18, welches aus zwei Pyramiden mit quadratischer Grundfläche gebildet ist und mit V bezeichnet wird. Man geht hierbei von einem
Octasder aus, dessen Hauptachse gleich 1 angenommen wird und auf welches
die stumpferen und spitzeren Octaeder, Fig. 19 u. 20, sich beziehen, deren
Hauptachsen kürzer oder länger sind als 1, jedoch in einem einfachen, rationalen
Verhältnisse zu derselben stehen; ihre Zeichen sind daher ^ - ? und -^-I>. Als
/2
^
Beispiele des Vorkommens der Grundform an Mineralen sind anzuführen: das
Schwarz-Manganerz und das Hartmanganerz.
Krystallographie.
^
Denkt man sich ein QuadratoctaLder mit unendlich langer Hauptachse, so
werden die durch Berührung seineroberen und unteren Pyramidenstächen gebildeten
Kantenwinkel gleich 0 und es entsteht die quadratische S ä u l e n ? , Fig.
21 (auch quadratisches P r i s m a genannt), deren Seitenflächen parallel der
Hauptachse sind. Da dieselben weder oben noch unten zusammenlaufen, so bilden sie eine sogenannte offene Krystallgestalt, die erst durch das Hinzutreten von Combinationsflächcn ihre Begränzung erhält. Die Hauptachse kann
jedoch auch unendlich verkürzt, d. i. gleich 0 sein und entsteht alsdann die sogenannte gerade Endfläche 0 ? , Fig. 22, die natürlich nicht für sich allein,
wohl aber an Krystallen dieses Systems auftritt.. (S. Fig. 24).
Man hat ferner bei Krystallgestalten dieses Systems das Vorkommen von
Säulen beobachtet, bei deren Betrachtung nicht eine Kante (wie bei Fig. 21)
nach vorn gerichtet erscheint, sondern eine Fläche; die Achsen derselben verbinden
auch nicht die Kanten, sondern die Mittelpunkte gegenüberliegender Flächen.
Sie werden quadratische Prismen zweiter O r d n u n g genannt und erhalten
das Zeichen n I > n .
^
Combinationsformen des quadratischen Systems treten auf am Zinnstein,
Honigstein, Zirkon; ferner am arsensauren Kali, Fig. 2 3 , und Blutlaugensalz, Fig. 24.
Die Halbflächner der QuadratI>
octaödcr werden Sphenoi'de -^
genannt und finden sich am Kupferkies.
Das r k o m b i g o k s L^stsiu. hat 17
als Grundform das Rhombenocta 6der, !>,.Fig. 25, dessen drei Achsen ,
ungleich, aber rechtwinkelig zu einander find. Achnlich, wie beim vorhergehenden System werden hier spitzere und stumpfere Octaöder und rhombische
Säulen abgeleitet und bezeichnet. Da hier jedoch alle Achsen ungleich sind,
so kann eine beliebige als Hauptachse gewählt werden; an Krystallen nimmt
Ü3
Oryktognofle.
man hierzu diejenige, welcher die meisten Flächen desselben parallel gehen.
Bei Betrachtung dieser Formen stellt man die Hauptachse senkrecht; die längere Nebenachse, Macrodiagonale genannt, wird quer vor den Beobachter
gehalten, die kürzere oder Brachydiagonale, gegen denselben gerichtet.
Der durch die Nebmachstn gelegte basische Hauptschnitt ist ein Rhombus
(Raute). Man unterscheidet bei diesem System verticale P r i s m e n , <»I>,
Fig. 2 6 , und horizoNtale P r i s m e n , ^ < » . Letztere entstehen, wenn
die querliegende Macrodiagonale unendlich ist und werden auch M m e n (von
Doma, Dach) genannt (s. Fig. 27).
Bei einer großen Anzahl von Mineralen undchemischenVerbindungen
finden wir die Formen des rhowbischen Systems, so die Grundform vorzüglich
beim Schwefel; Combinationen verschiedener Art beim: Kupferglanz, Arsenikkies,
schwefelsauren Kali, Salpeter, Glauberfalz, Schwerspath, Weißbleierz, Arragonit,
Zinkvitriol, Bittersalz, Höllenstein, Topas, Harmotom, Staurolith u. a. m.
18
Die Grundform des kSXNFonQisn I ^ s i n g ist das HexagonalDodecaeder oder die sechsseitige Doppelpyramide I>, Fig. 28.
Auch hier unterscheidet man, je nach dem Verhältniß der Hauptachse zu
den Nebenachsen, spitzere und stumpfere Pyramiden, und bei unendlich vertan-
Krystallographie.
13
gerter Hauptachse entsteht die sechsseitige S ä u l e ao l>, Fig. 29, die in Combination mit der Pyramide eine der gefälligsten Krystallformen bildet (Fig. 1),
welche häusig am Quarz, sowie beim Apatit beobachtet w.ird.
Eine wichtige hemiödrische Form dieses Systems entsteht, wenn die
wechselnden Flächen 7», s, n der Doppelpyramide Fig. 30, sowie die drei entsprechenden Flächen der Hinteren Seite wachsen bis zur gegenseitigen Dmchschneidung; es entsteht das angedeutete, von sechs congruenten Rhomben begränzte Rhombo6der R, Fig. 3 1 , das vorzüglich am Kalkspath für sich
und in Combinationen auftritt.
Zum hexagonalen System gehörige Formen haben die Krystalle vom
Nasser. Eisenglanz,, Eisenspath, Zinkspath, Saphir, Apatit, salpetersauren
Natron u. a. m.
Die Krhstallgestalten des MwoMollidigc3ii.SN 8^Otsm.g beziehen sich 19
auf drei ungleiche Achsen, von welchen zwei unter schiefen Winkeln sich schneiden, die dritte aber rechtwinkelig zu den beiden anderen steht. Man wählt jedoch
bei Betrachtung derselben nicht diese Letztere als Hauptachse, sondern eine der
schiefwinkeligen Achsen, well die Krystalle häufiger in der entsprechenden Richtung prismatisch sich ausgebildet vorfinden. Stellt man eine also gewählte
Achft senkrecht, so ist der basische Hauptschnitt, d. h. eine durch die Nebenachsen
gelegte Ebene schiefwinkelig zur Hauptachse geneigt; seine Form ist rhombisch.
Construiren wir durch Anlegung von Flächen an ein Achsenkreuz dieses
Systems ein Octasder, klinorhombische P y r a m i d e , ^ ? , genannt, Fig.32,
so entsteht die ideale Grundform desselben, die jedoch an Krystallen nicht vorkommt. Ihre Begränzungselemente sind sehr verschiedenartig, da an derselben
dreierlei Kanten und Ecken und zweierlei Flächen vorhanden find, nämlich vier
größere und vier kleinere, so daß eine solche Pyramide als aus zwei halben,
sogenannten H e m i p y r a m i d e n , zusammengesetzt erscheint. Die KrystallgHalten
dieses Systems sind vorzugsweise klinorhombische Prismen und Domen (schiefe
rhombische Säulen), combinirt mit den Flächen einer Hempyramide, und eine
große Anzahl von Mineralen undchemischenVerbindungen gehören demselben
an, wie z. B. der Gyps, Fig. 3 3 , der Eisenvitriol, Fig. 34 (s. f. E.), der
14
Oryktoguosie.
Zucker, Fig. 35, die Soda, Fig. 36, der Mdspath, der Augit, die Horn
blende u. a. m.
Das Zeichen det klinorhombischen Pyramide ist ^ I > , indem die vordere
Hemipyramide mit - i - ? , die Hintere
—1> bezeichnet wird.
M
Da dem ^1wOck0indOMi8<3iz.srl. Z^gtsmo drei Achsen unterlegt werden,
welche sämmtlich ungleich sind und schiefwinkelig sich schneiden, so entsteht
daraus eine, große Unregelmäßigkeit der hierher gehörigen Krystallgestalten, sowie
eine nicht geringe Schwierigkeit in der Bestimmung, Zeichnung und Beschreibung derselben. Sie kommen im Ganzen selten vor und als ein bekannteres
Beispiel führen wir den Kupfervitriol, Fig. 37, an.
21
' Z w i l l i n g s k r y s t a l l e entstehen, wenn zwei Krystalle in gewisser Weise
mit einander verwachsen, indem z. B> zwei Krystalle in einer Fläche der Art
vereWgt sind, daß sie zu einander und zur Verwachsungsstäche eine gleiche und
symmetrische Lage haben. Dabei kommen die Krystalle jedoch meist nicht vollständig zur Ausbildung, indem sie theilweise gleichsam ineinanderstecken; der
Zwilling gewinnt daher häusig den Anschein, als ob ein Krystall halbirt und
die Hälften so auseinander gelegt worden wären, wie wenn ein in der Hälsce geöffnetes Buch bis zur Berührung der Decken rückwärts aufgeschlagen wird.
Krystallographie.
15
Fig. 38 zeigt uns diesen Fall beim Gtzps vorkommend. Auch durchwachsen
sich die Krystalle förmlich und kreuzen sich, wie bei Fig. 3 9 , in der wir einen
Durchkreuzungszwilling des S t a u r o l i t h s erblicken. ( S . S . 45).
Mit der Iwillingsbildung ist nicht zu verwechseln eine Zusammenhäufung
von Krystallen, welche in der Mineralogie als Krystalldruse oder Druse
bezeichnet wird. Sehr kleine, insbesondere die nadclförmigen und blätterigen
Krystalle bilden hausig sehr eigenthümliche Gruppirungm, indem sie oft strahlig
kugelförmig gelagert sind, oder allerlei Gestalten bilden, worunter die baumförmigen, dendritisch genannt und die blumenartigen am Eise der Fensterscheiben beobachtet werden.
Als Regel gilt, daß ein und derselbe Körper, fei er nun ein einfacher 22
Stoff oder einechemischeVerbindung aus mehreren, stets in solchen Gestalten
krystallistrt, die einem und demselben Krystallsystcm angehören. Verschiedene M i nerale, die in denselben Gestalten krystallisiren, werden isomorph, d . i . gleichgestaltig genannt, und schon in der Chemie §. 95 und 136 ist der I s o morphismus besprochen worden. Isomorphe, dem rhombischen Systeme angehörige Minerale sind z. B. der Arragonit, Witherit, Strontianit und das
Weißbleierz.
Es fehlt jedoch nicht an Beispielen, daß Körper in Formen auftreten, die
zwei verschiedenen Krystallsystemen angehören und daher dimorph genannt
werden. Dhr natürlich vorkommende und aus Auflösungen krystallifirende
Schwefel z. B. bildet rhombische Pyramiden, während alle bei Abkühlung des
geschmolzenen Schwefels entstehenden Krystalle dem künorhombischen Systeme
angehören. P o l y m o r p h e Stoffe sind solche, deren Krystalle auf mehr als
zwei Grundformen zurückführbar sind und kommen selten vor.
Eigenthümliche Erscheinungen des Mineralreichs sind die Pseudockorphosen oder AfterkryftaUe, bei welchen die Krystallform demchemischenGehalte
nicht« entspricht. Sie entstehen auf verschiedene Weise. Der Eisenkies (Zweifach-Schwefelciscn, 1^82) krystallisirt in Würfeln und wandelt sich durch äußerst
langsame Zersetzung um in Eisenoxydhydrat, ^ ^ ' l l O , ohne daß die
Form hierdurch im mindesten geändert erscheint, obwohl das Letztere dem rhombischen System angehört und keineswegs dimorph ist. Andere Pseudomorphosen
entstehen mehr auf mechanischem Wege, indem Krystalle von einer erhärtenden
Mineralmasse umhüllt und nachher durch ein Lösungsmittel entfernt werden.
Füllt sich die alsdann bleibende hohle Form der früher vorhandenen Krystalle mit
einer fremden Substanz, so nimmt diese eine ihr nicht entsprechende Gestalt an.
Die Pseudomorphosen sind daran kenntlich, daß ihr inneres Gefüge,Hre
Spaltungsflachcn, der äußeren Form nicht entsprechen.
Schon in z. 6 wurde gesagt, daß die Krystalle selten in ganz regelmäßiger 23
Weise ausgebildet sind, und in der That begegnet man bei den Mineralen häufig den unvollkommenen K r y s t a l l f o r m e n . Entweder sind bei diesen gewisse Flächen vorherrschend geworden, oder andere durch Auslagerung und Verwachsung nicht zu Stande gekommen, oder es ist die Krystallisation Überhaupi
16
Oryktognosie.
so unvollkommen, daß sie zwar ersichtlich ist, jedoch bestimmte Krystallgestalten
nicht erkennen läßt. Man bezeichnet diesen Fall als den krystallinischen
Zustand und es erscheinen krystallinische Minerale als eine Anhäufung von kleinen,
unvollkommen ausgebildeten Krystallen, die körnig, platt oder länglich sind, welchem
entsprechend die leicht verständlichen Bezeichnungen von grob- oder feinkörnigen Mineralen, von Blättern, Schuppen, Spießen, Nadeln, Haaren u. a. m. angewendet
werden. Mitunter kann der krystallinische Zustand erst mit Hülfe des Vergrößerungsglases erkannt werden und wo dies nicht der Fall ist, haben wir ein unkrystallinisches oder dichtes Mineral vor uns. ßo z. B. findet man den kohlen«
sauren Kalk (Chemie z. 86) vollkommen krystallisirt als Kalkspath; krystallinisch als M a r m o r und unkrystallinisch oder dicht als Kreide.
2. Physikalische Eigenschaften der Minerale.
24
Da die Form nicht immer ausreicht, um ein Mineral zu bestimmen, so
hat man noch andere Merkmale zu Hülst genommen, wie namentlich den Z u - ^
sammenhang, die Dichte und die Farbe der Minerale und ihr weiteres^
Verhalten zum Lichte, sowie zur E l e k t r i c i t ä t und zum Magnetismus.
Man versteht hierunter die physikalischen Eigenschaften des Minerals.
Zusammenhang (Cohärenz).
25
Nur äußerst wenige Minerale sind flüssig oder weich; die große Mehrzahl
derselben ist fest, und an diesen hat man besonders die Spaltbarkeit, den Bruch
und die Härte zu berücksichtigen.
S p a l t b a r ist ein Mineral, wenn es eine krystallinische Bildung hat. I n
diesem Falle sind seine Theile in bestimmter Weise gelagert, so daß sie nach ^
einer Richtung weniger Zusammenhang zeigen als nach der anderen, etwa so!
wie Holz der Länge nach sich leichter spalten läßt als in der Quere. Man
unterscheidet sehr verschiedene Stufen der Spaltbarkeit, denn es läßt sich z. B.
der G l i m m e r in die dünnsten Blättchen spalten. Durch die Spaltung ent-^
stehen immer mehr oder minder ebene Flachen.
Der B-ruch oder die Bruchstäche kommt da zum Vorschein, wo ein unspaltbares Mineral oder ein spaltbares, der Spaltungsrichtung entgegen, gewalt-'
sam zerbrochen wird. Er hat bei vielen Mineralen ein sehr charakteristisches
Ansehen, denn er ist entweder eben oder uneben, oder muschlig, wie z. B.
beim Feuerstein. Auch ist er s p l i t t e r i g , hakig, oder zackig und endlich ist er
sehr oft erdig, wie bei der Kreide und vielen anderen.
Die Härte der Minerale wird bei ihrer Beschreibung besonders berücksichtigt. Manche find so hart, daß die beste Feile sie nicht angreift, andere so wenig hart, daß man sie mit dem Fingernagel ritzen kann. Dazwischen liegen
viele Stufen, die sich nicht wohl beschreiben lassen. Von zwei Mineralen ist
natürlich dasjenige das härtere, welches fähig ist, das andere zu ritzen, ohne
von diesem selbst geritzt zu werden. Man hat nun zehn bekanntere Minerale zu
einer sogenannten Härtescala in der Weise neben einander gestellt, daß jedes
Kennzeichenlehre.
'1?
derselben sein vorhergehendes ritzt, von seinem folgenden aber selbst geritzt wird.
Hierdurch erhält man vom weichsten Mineral, dem Talk, bis zum härtesten,
dem Diamant, 10 Härtegrade, die durch die entsprechenden Nummern bezeichnet
werden. Diese sind nun:
Härte 1. — Talk;
6. — Feldspath;
< 2. — Gyps, oder Steinsalz;
7. — Quarz;
3. — Kalkspath;
8. ^n Topas;
4. — Flußspath; .
9. ^ K o r u n d ;
5. — Apatitspath;
10. — Diamant.
Heißt es nun z. B., ein gewisses Mineral hat die Härte 7, so wissen wir,
daß es die des Quarzes ist. I m Allgemeinen ist es leicht festzuhalten, daß
eine niedere Zahl eine geringe, die höhere Zahl die größere Härte bezeichnet.
Auch merke man sich als praktische Regel, daß die Minerale bis zum Grade 8
von der englischen Feile angegriffen werden, bis 6 von einer Stahlklinge geritzt werden, über 6 mit dem Stahle Funken geben und bis zu 3 mit dem
Fingernagel sich ritzen lassen.
Die
Dichte
der
M i n e r a l e.
Die Dichte oder das specifische Gewicht eines Körpers ist, wie die Physik 26
§. 19 lehrte, das Gewicht eines Raumtheiles desselben, verglichen mit dem Gewicht eines gleichen Raumtheiles Wasser. So ist die Dichte des Bleies — 1 1 ,
da ein Kubikzoll Blei 11 mal so viel wiegt, als ein Kubikzoll Wasser. Es
wurde dort bereits der Werth der Kenntniß der specifischen Gewichte angedeutet,
denn da unter gleichen Umständen ein Körper stets eine und dieselbe Dichte
hat, so ist sie ein sehr wesentliches Merkmal, namentlich der Minerale. Man
hat deshalb mit der größten Sorgfalt und wiederholt die Bestimmung ihrer
Dichten und zwar in der Regel bei -s- 14<>R. vorgenommen. Aus den Angaben der Chemie können wir jetzt schon im Allgemeinen entnehmen, daß Minerale, welche eine größere Dichte besitzen, schwere Metalle enthalten.
D a s V e r h a l t e n d e r M i n e r a l e z u m Licht.
Als eine große Mannichfaltigkeit verschiedener Körper besitzen die Minerale 27
ein sehr ungleiches Verhalten zu den Lichtstrahlen, indem manche sie durchlassen und zugleich ablenken oder brechen, und andere dieselben in besonderer
Weise zurückwerfen. Dahin gehören die Durchsichtigkeit, das Brechungsvermögen, der Glanz und die Farbe der Minerale.
Die Durchsichtigkeit ist entweder vollkommen, was namentlich bei wohl
ausgebildeten Krystallen der Fall ist, und wenn sie an einem Mineral zugleich
mit Farblosigkeit auftritt, so wird dasselbe wasserhell genannt. Geringere
Grade der Durchsichtigkeit bezeichnet man durch die Ausdrücke: halbdurchII<
2
Qrpktognosie.
1ö
sichtig, durchscheinend, an den K a n t e n durchscheinend, bis undurchsichtig.
Das Lichtbrechungsvermögen (Physik §. 168) kann natürlich nur an
vollkommen durchsichtigen Krystallen beobachtet werden. Es ist sehr verschieden,
indem z. B. die Edelsteine das Licht sehr stark brechen, während dies bei anderen Mineralen nur in geringem Grade der Fall ist. Eigenthümlich ist die
sogenannte doppelte S t r a h l e n b r e c h u n g . Viele Minerale brechen nicht
allein den einfallenden Lichtstrahl, sondern trennen ihn in zwei Theile, die in
besonderen Richtungen weiter gehen, st daß man von einem schwarzen Strich,
den man in gewisser Richtung durch den Krystall betrachtet, zwei Bilder
sieht. Der Kalkspath ist das bekannteste Mineral, bei welchem die doppelte
Strahlenbrechung besonders deutlich fichtbar ist. Die doppelte Strahlenbrechung
findet sich niemals an Mineralen, welche im regulären System krystallisiren.
Auch findet sie bei anderen Krystallen nicht in
jeder Richtung statt. Wählt man solche, die dem
quadratischen und hexagonalen Systeme angehören,
so läßt sich an denselben eine gewisse Linie nachweisen, parallel welcher keine doppelte Brechung
stattfindet, und diese Linie heißt die optische
Achse des Krystalls. Sie hat Beziehung zur
krystallographischen Achse desselben und die hierher
gehörigen Krystalle werden optisch-einachsige
Krystalle genannt. Die übrigen Krystalle sind
optisch-zweiachsig, da an ihnen zwei Linien
aufzufinden sind, welchen parallel hindmchgcsehcn
ein Strich nicht doppelt erscheint. Beim Kalkspath fällt die optische Achse.zusammen mit der
Hauptachse des Krystalls. Schleift man an einem
solchen, wie bei Fig. 40 angedeutet ist, die stumpfen
Ecken hinweg und legt die entstandene Schnittstäche auf einen schwarzen Strich, so erscheint derselbe nicht verdoppelt.
Eine wichtige praktische Anwendung wird von
dünnen Plättchen gemacht, die man parallel zur
Hauptachse aus den Krystallen eines Mineralsgfschnitten hat, das T u r m a l i n genannt und später
beschrieben wird. Solche Plättchen besitzen nämlich die Eigenschaft, das Licht zu p o l a r i s i r e n
(Physik §. 183), und zwei derselben, wie Fig. 41
zeigt, umdrehbar in Drahtringe gefaßt, bilden als
sogenannte T u r m a l i n z a n g e einen kleinen Polarisationsapparat. Zwei solche Plättchen, «boc?
und s/F/z, Fig. 42, erscheinen durchsichtig, wenn
sie so auf einander gelegt werden, daß ihre Kry-
Kennzeichenlehre.
29
stallachsen, welchen die Schraffirung entspricht, parallel sind. Dreht man hier«
auf die eine Platte so lange, bis beide Achsen zu einander rechtwinkelig find,
Fig. 43, so nimmt die Durchsichtigkeit fortwährend ab, bis sie zuletzt ganz verschwindet. Schiebt man nunzwischen die gekreuzten Platten den Krystall eines M i nerals, so bleibt die Dunkelheit, wenn
das Mineral nicht doppelt brechend war;
sie verschwindet dagegen, wenn es doppelt brechend ist. Optisch einachsige
Mineralplättchen zeigen zwischen den gekreuzten Plättchen kreisrunde farbige
Ringe mit einem dunklen Kreuz; optisch
zweiachsige Krystalle geben elliptische
Farbenringe mit zwei dunklen Streifen. Man hat demnach in der Turmalinzange ein wesentliches Hülfsmittel bei krystallographischen Bestimmungen.
Ebenso befindet sich im Zusammenhang mit der Krystallform die eigenthümliche Erscheinung, daß man beim Betrachten einfarbiger Krystalle nach gewissen Richtungen v ersch iedene Färbungen wahrnimmt; man bezeichnet dieselbe
als D i c h r o i s m u s . Reguläre Krystalle haben keinen Dichroismus; an quadratischen und hexagonalen treten zweierlei, an denen der anderen Systeme sogar dreierlei Farben auf.
Der Glanz der Minerale ist abhängig von der Beschaffenheit ihrer Ober- 28
stäche. Er ist um so vollkommener, je mehr diese sich der Beschaffenheit eines
Spiegels nähert. Feine Risse, Unebenheiten:c. bedingen jedoch besondere Eigenthümlichkeiten des Glanzes, daher dieser nach Art und Stärke eine besondere,
leicht verstandliche Bezeichnung erhielt.
So unterscheidet man: M e t a l l g l a n z , D i a m a n t g l a n z , G l a s g l a n z ,
Wachs- oder F e t t g l a n z , P e r l m u t t e r g l a n g und Seidenglanz. Man bezeichnet ferner die Minerale als starkglänzend, glänzend, wenig g l ä n zend, schimmernd und matt, welch Letzteres z. B. beim erdigen Bruch der
Fall ist.
Die Farbe wird bei den Mineralen durch die Ausdrücke angegeben, deren
wir uns gewöhnlich zu ihrer Bezeichnung bedienen. Als sogenannte Hauptfarben sind Weiß, G r a u , Schwarz, B l a u , G r ü n , Gelb, Roth, B r a u n
angenommen, zwischen welchen nun eine Menge von Mischfarben in allen mög»
lichen Abstufungen liegen. Man hat für diese eine sogenannte Farbenscala,
ähnlich wie die Härtescala entworfen, indem man die Farbe eines bestimmten
Minerals mit einem besonderen Namen bezeichnete.
Besonders bemerkenswert!) erscheint noch der Strich eines Minerals, d. h.
diejenige Farbe, die zum Vorschein kommt, wenn man dasselbe mit einem härteren Körper ritzt, oder wenn man es auf einem weißen Körper streich:. Dieser
Strich ist in der Regel Heller als die Farbe des Minerals, wie z. B. der Mangamt fast schwarz ist, auf Papier aber einen braunen Strich giebt. Oefter
2*
20
Orykwgnoste.
stimmt die Farbe des Minerals mit der seines Striches überein, häusig abcr
geben lebhaft gefärbte Minerale ganz blaffe oder selbst farblose Pulver.
Manche andere Farbcnerscheinungen, wie das S c h i l l e r n oder O p a l i siren und das Spielen in Regenbogenfarben oder I r i s i r e n kommen weniger
häusig vor. Das farbige und das bunte A n l a u f e n der Minerale, bei welchem man häufig die schönsten taubenhalsigen, pfauenschweisigen Farbenspiele
wahrnimmt, rührt davon her, daß die Oberfläche des Minerals einen fremdartigen dünnen Ueberzug, meist durch beginnende Oxydation erhalten hat.
Einige Minerale haben die Eigenschaft, unter gewissen Umständen, z. B. wenn
sie etwas erwärmt oder längere Zeit von der Sonne bestrahlt werden, im Dunkeln einen schwachen Lichtschein zu verbreiten, was man das Phosphoresciren
nennt.
Verhalten der M i n e r a l e zu E l e k t r i c i t ä t und Magnetismus.
W
Die Physik lehrt uns (§. 194), daß alle Körper zwei Gruppen bilden,
von welchen die eine solche Körper enthalt, die beim Reiben elektrisch werden,
während dies bci den anderen nicht der Fall ist. Die ersteren werden daher
selbstelektrische, die letzteren unelektrische Körper genannt. Die elektrischen
Körper sind Nichtleiter, die unclektrischen dagegen Leiter der Elektricität. Zu
welcher Gruppe nun ein Mineral gehöre, läßt sich leicht durch Reiben desselben
und Annäherung an das elektrische Pendel nachweisen. I m Allgemeinen gehören die Minerale, die schwere Metalle enthalten, zu den unelektrischen Leitern,
während die Nichtmetalle und die Verbindungen der leichten Metalle solche
Minerale bilden, die beim Reiben elektrisch werden und Nichtleiter oder Halbleiter
sind.
^
Magnetische Eigenschaften zeigen vcrhältnißmäßig nur wenig Minerale.
Es sind dies, wie aus §. 184 der Physik hervorgeht, vorzugsweise diejenigen,
welche Eisen enthalten. Die Annäherung des Minerals an die Magnetnadel
giebt sein Verhalten leicht zu erkennen.
V e r h a l t e n der M i n e r a l e zu Geruch, Geschmack und Gefühl.
M
Bei weitem die Mehrzahl der Minerale ist ohne besonderen Geruch« Bci
einigen ist derselbe jedoch vorhanden und sehr bezeichnend. Er rührt
. meist von eingcmcngten Stoffen, namentlich von Steinöl (Chemie §. 218) her,
und wird mitunter erst fühlbar, wenn das Mineral geschlagen oder gerieben
oder angehaucht wird. Beim Erwärmen verbreiten mehrere, wie arsen- und
schwefelhaltige, einen eigenthümlichen Geruch in FolgechemischerVeränderung.
Geschmack haben natürlich nur die in Wasser löslichen Minerale, welche
dic Minderzahl bilden. Er hängt von denchemischenBestandtheilen ab, und
er ist daher rein salzig beim Steinsalz, bitter bei den Magnesia- oder BitterNdesalzen, kühlend bei den salpetersauren Salzen u. s. w.
Kennzeichenlehre.
2l.
Beim A n f ü h l e n verhalten sich manche Minerale eigenthümlich, indem sie
entweder rauh sich anfühlen, wie namentlich Lava-Gestein, oder f e t t i g , was
beim Speckstein oder Talk der Fall ist. Einige, wie z. B. die Edelsteine, fühlen
sich kalt an. Manche Minerale besitzen die Eigenschaft, Wasser mehr oder
minder einzusaugen, und es giebt deren, die Letzteres mit solcher Stärke thun,
daß sie am befeuchteten Finger oder an der Zunge hängen bleiben oder kleben,
wenn sie damit berührt werden, was hauptsächlich die Thone thun.
3. Chemische Eigenschaften der Minerale.
Da wir die Minerale als in der Natur gebildet vorkommendechemische31
Verbindungen bezeichnet haben, so müssen sie folgerichtig die ihren Bestandtheilen angemessenen Eigenschaften haben, die sich namentlich bei der Zersetzung
zu erkennen geben.
Wenn also Gestalt und physikalische Kennzeichen nicht ausreichen, um. ein
Mineral zu erkennen und zu bestimmen, so nimmt manchemischeEinwirkungen
zu Hülfe. Die Fragen, die der Mineralog an die Chemie stellt, sind nun
zweierlei: erstlich: welch? Stoffe sind in dem Minerale enthalten, und dann,
wie v i e l ist von jedem vorhanden.
Die Beantwortung der letzteren Frage erfordert eine vollständige Zerlegung des Minerals in seine Bestandtheile und genaue Wägung der letzteren,
welche Operation als q u a n t i t a t i v e Analyse bezeichnet wird. Sie erfordert
stets einen großen Aufwand von Zeit und Sorgfalt.
Die q u a l i t a t i v e Analyse ist das Verfahren, das nur beantwortet,
welche Stoffe irgend ein Körper enthält, und ist in der Regel rascher ausführbar, namentlich für den Mineralogen, der ja noch andere Hülfsmittel der Erkennung hat.' Er bedient sich deshalb so viel als möglich nur der einfachsten'
chemischen Hülfsmittel, die er leicht überall hin mitnehmen und handhaben
kann, und wählt vorzugsweise die zersetzende Eigenschaft der Wärme, und die
auflösende des Wassers und der S ä u r e n . Die Zuziehung der ersteren heißt
eine Untersuchung auf trockenem, die der letzteren auf nassem Wege.
Verhalten der M i n e r a l e zur Wärme.
Die Wärme wird in verschiedenen Graden der Steigerung, vom bloßen 32
gelinden Erwärmen bis zurstärkstenGlühhitze, angewendet. Um letztere hervorzubringen, dient das L ö t h r o h r , Fig.44(a.f.S.). Es ist aus Messing und besteht
aus dem längeren Theile ai>, gewöhnlich mit einem'Mundstück von Horn oder
Elfenbein bei a versehen; sodann aus dem erweiterten Lustbehälter sck, der auch
zur Aufnahme der beim Blasen mitgeführten Feuchtigkeit dient, und aus der
Spitze /<?, die eine kleine Platinhülse ^ mit seiner Oeffnung hat. Die Handhabung des Löthrohrs ist aus Fig. 45 ersichtlich. Indem man vermittels des
22
Oryktoguosic.
Löthrohrs in die Flamme eines Talglichtes oder einer Oellampe bläst, erreicht
man im Kleinen, was der Schmied durch den Blasebalg bezweckt, nämlich die
Erzeugung einer starken Hitze auf einem beschränkten Raume. Die Lichtflamme
erhält durch das Löthrohr eine kegelförmig zugespitzte Gestalt, und in diese
Löthrohrflamme bringt man jetzt kleine Stückchen oder sogenannte Löthrohrproben des zu untersuchenden Minerals. Entweder wird die Probe in einer
kleinen Zange mit Platinspitzen gehalten, oder man legt sie auf ein Stück wohl
ausgebrannter Holzkohle. Bei^ gelindem Erwärmen legt man häufig die
Probe in eine Glasröhre und erwärmt diese ohne Hülfe des Löthrohrs an einer
Weingeistlampe.
Bei diesen Versuchen wendet man nun seine Hauptaufmerksamkeit auf die
Schmelzbarkeit und Flüchtigkeit der Probe und darauf ob sie der Löthrohr»
stamme eine besondere Farbe ertheilt.
Die Schmelzbarkeit der Minerale ist sehr verschieden. Während einige
schon bei gelinder Wärme an der Lichtflamme schmelzen, wie manche Salze, sind
andere erst in der stärksten Hitze und manche gar nicht schmelzbar. Man bezeichnet dieses durch die Ausdrücke: sehr leicht — leicht — ziemlich schwer —
schwer — sehr schwer schmelzbar und unschmelzbar.
Beim Schmelzen treten noch manche beachtenswerthe Erscheinungen auf,
indem einige Minerale ruhig schmelzen, andere kochen,
spritzen u. s. w. Die geschmolzene Masse ist entweder glasig oder schlackig, porzellanartig, oder sie bildet ein Kügelchen oder Korn, was namentlich die Metalle thun.
Flüchtige S t o f f e werden beim Erwärmen der Minerale sehr häusig ausgeschieden. Namentlich geben dieselben fast immer Wasserdampf ab, und es ist
Kennzeichenlehre.
23
darauf zu achten, ob dieses Wasser bloß durch Anziehung oderchemischgebundenes
(Krystall- oder Hydratwasser, Chemie §. 33) war. Manche Minerale entwickeln
Gasarten, wie z. B. der Kalk Kohlensäure, der Braunstein Sauerstoff. Zugleich
entstehen unter Mitwirkung des Sauerstoffs der Luft beim Glühen manche
neue Verbindungen. So überziehen sich die Bleierze leicht mit einem gelben
Ueberzug von Bleioxyd, die antimonhaltigen mit weißem Antimonoxyd, die
schwefelhaltigen geben die am erstickenden Geruch leicht erkennbare schweflige
Säure und die arsenhaltigen die nach Knoblauch riechenden Dämpfe von arseniger Säure.
D i e Farbe der Löthrohrflamme ist häusig ein vortreffliches Merkmal.
Strontian ertheilt ihr eine purpurrothe, Kalk eine morgenrothe, Kali eine
violette, Natron eine hochgelbe, Bor und Kupfer eine grüne Flamme u. s. w.
Bis jetzt wurden die Proben nur hinsichtlich ihres Verhaltens in der Hitze 33
betrachtet. Häufig nimmt man jedoch noch die Einwirkung chemischer Stoffe
zu Hülfe, die besondere Erscheinungen veranlassen. Solche find: der Sauerstoff
der Luft, die als Unterlage dienende Kohle, die Gase des inneren Theils der
Löthrohrflamme, das kohlensaure Natron, der Borax, das phosphorsaure NatronAmmoniak und das Cyankalium.
Den Einfluß des Sauerstoffs der Luft haben wir bereits im §. 32 als
einen oxydirenden kennen gelernt. Zum Verständniß der Anwendung des Löthrohrs muffen wir erinnern an die im K. 64 der Chemie gegebene Beschreibung und Erklärung der Flamme. Hiernach findet eine Verbrennung nur an
ihrem äußeren Saume und an der Spitze Statt, während im Inneren derselben
sich wasserstoffhaltige und kohlehaltige Gase und Dämpfe befinden. Diese Gase,
geneigt mit Sauerstoff sich zu verbinden, können daher leicht zur Entziehung
desselben — Desoxydation oder Reduction genannt — verwendet werden.
Es folgt hieraus, daß bei der Behandlung einer Probe vor dem Löthrohr es
nur die Spitze der Flamme ist, die dem Sauerstoff Zutritt gestattet, und die
daher auch die O x y d a t i o n s f l a m m e des Löthrohres heißt. Wird dagegen die
Probe in den breiteren, inneren Theil der Flamme gebracht, der nicht leuchtend
ist, so wirkt dieser reducirend, wenn die Probe eine Sauerstoffverbindung enthält. Dieser Theil der Flamme wird die innere oder Reductionsflamme
genannt. So kann z. B. ein Stückchen Zinn an der äußeren Flamme leicht in
weißes Oxyd verwandelt und in der inneren Flamme alsbald wieder zu einem
metallischen Korn reducirt werden. Die eigentliche Oxydationsflamme wird her«
vorgebracht, wenn man die Spitze des Löthrohrs in die Flamme einführt.
Fig. 46; sie ist spitz, blau und schwach leuchtend. Zur Hervorbringung der
Reductionsflamme, Fig. 47, wird das Löthrohr dem Saum der Flamme ge«
24
Oryktognoste.
nähert und etwas schwächer geblasen. Sie ist breit, gelb leuchtend und bei
weitem weniger Hitze gebend als die vorhergehende. Vorzüglich geeignet zu
Löthrohrversuchen find schmale Gasflammen.
Nei Reductionsversuchen wird die Probe auf ein Stück Holzkohle gelegt,
die eine wesentliche desoxydirende Mitwirkung äußert.
34
Zusätze von Soda und Borax zur Löthrohrprobe werden F l u ß m i t t e l genannt, dasiezunächst die Herstellung leichter schmelzbarer Verbindungen
bezwecken. Bei Versuchen der Art wird die Probe im Ohre eines
umgebogenen Platindrahtes, Fig. 4 8 , gehalten. Das kohlensaure
Natron bewirkt dies hauptsächlich bei kieselreichen Verbindungen,
indem es mit denselben leicht flüssiges Natronglas bildet, oder es
dient auch, um Schwefel, Arsen, Mangan u. a. m., die beim Glühen in Säuren übergehen, i n die Form löslicher Salze überzuführen. Das Cyankalium wirkt als vorzügliches Reduktionsmittel.
Beim Borax (borsaures Natron, Chemie §.80) ist es die feuerbeständige Borsäure, welche mit den Metalloxyden zu eigenthümlich
gefärbten glasartigen Verbindungen zusammenschmilzt, deren Farben so ziemlich mit denen der Glasflüsse übereinstimmen, die wir
im §. 83 der Chemie kennen gelernt haben. Die Wirkung und
Anwendung des Phosphorsalzes ist der des Borax ganz ähnlich.
Hierbei ist es von Einfluß, in welchem Theile der Flamme die
Schmelzung geschieht, da die Oxydule häufig andere Farben geben als die
Oxyde, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Farbe der
Oryde.
in der Orydationsflarnme.
Chromoryd.
Manganoryd.
Antimonoryd.
Wismuthoryd.
Zinkoryd.
Kobaltoryd.
Nickeloryd.
Kupfcroryd.
Smaragdgrün.
Violett.
Hellgelblich.
Farblos.
Farblos; bei viel Zink porzellanweiß.
Farblos.
Gelb; erkaltet farblos.
Duukclroth; beim Erkalten Heller
bis farblos.
Vlau.
Röthlich, gelb; erkaltet Heller.
Grün.
Gilberoryd.
Erkaltet milchweiß.
Zinnoryd.
Bleioxyd.
Eisenoryd.
33
Vorargläser
in der Reductionsstamme.
Gelbbraun; erkaltet farblos.
Ungefärbt.
Unklar und graulich.
Grau und trübe.
Verflüchtigt sich.
Farblos.
Neducirt zu MetMügelchen._.
Flaschengrün, blaugrün.
Vlau.
Graulich.
Farblos; erkaltet zinnoberroth und
undurchsichtig.
Graulich.
Nehmen wir endlich Wasser und Säuren als Austösungsmittel der Minerale zu Hülfe, so begeben wir uns vollständig in das Bereich der chemische
-
Kennzeichenlehre.
.
25
! Erscheinungen, die in ihrer Mannichfaltigkeit auszuführen besondere Werke,
unter dem Namen der analytischen Chemie, sich die Aufgabe gestellt haben.
Es sei deshalb hier nur bemerkt, daß man diese Lösungsmittel gewöhnlich
in einer gewissen Reihenfolge anwendet, nämlich zuerst Waffer, dann Salzsäure,
^ dann. Salpetersäure und endlich ein Gemenge dieser beiden (Chemie §.45). Am
^ häufigsten wendet man die Salzsäure in der Absicht an, zu erfahren, ob ein
damit betupftes Mineral aufbraust, d. h. ob es Kohlensäure enthalt, die. in diesem Falle entweicht.
!
So hätten wir uns denn mit allen Vorkenntnissen ausgerüstet, um sofort 36
! die Beschreibung der Minerale selbst zu beginnen. Allein wir müssen gestchen,
daß mit der Beschreibung allein, auch mit der allerbesten, nirgends zum Erkennen weniger geleistet ist, als bei der Mineralogie. Hier ist eigene Anschauung
durchaus nothwendig, denn es handelt sich nicht darum, einen rein im Denken
entwickelten Begriff aufzunehmen, sondern durch sinnliche Auffassung die Summe
jener verschiedenen Eigenschaften eines Minerals in ein Bild zu vereinigen,
welches uns eine bleibende Vorstellung von demselben gewährt.
Daher möge denn ein Jeder, der mit der Mineralogie sich beschäftigt, zu
Hülfe nehmen, was seine Gegend an Mineralen bietet. Auch die ärmste gewährt doch Einiges, und die Anschauung dessen vermittelt wenigstens die Vorstellung des übrigen. Das Wichtigste allmälig durch Tausch oder Kauf hinzuzufügen, und so eine kleine Sammlung von Mineralen zu bilden, ist nicht allzu
schwierig. Das Mineralcomtoir in Heidelberg und Mincralhandlungen in
Berlin und Freiberg in Sachsen, sowie die Handlungen chemischer Requisiten,
geben Gelegenheit zum billigen Ankauf sowohl einzelner Stücke, als auch kleiner
und großer vollständiger Sammlungen. Eine Lehranstalt aber, welche diesen
Theil der Naturwissenschaft in ihren Unterricht aufnimmt, muß vor allen Dingen durch Hülfe einer Sammlung der wichtigsten Minerale demselben lebendiges
Interesse verleihen. I n den Naturwissenschaften ist die beste Beschreibung doch
nur eine Krücke, die man wegwirft, sobald man mit eigenen Augen gesehen hat.
G i n t h e i l u n g der M i n e r a l e .
Als eigene Mweralart oder Species erkennen wir das, was durch seine 37
chemische Zusammensetzung und seine Eigenschaften als ein Besonderes sich
unterscheiden läßt. Die Zahl der auf diese Weise bestimmten Minerale ist
außerordentlich groß und wird noch fortwährend vermehrt, und es bietet die
Anordnung und systematische Eintheilung der Minerale nicht geringe Schwierigkeiten dar. Die Pflanzen und Thiere besitzen durch die große Mannichfaltigkeit
ihrer Organe meist deutlich hervortretende Merkmale der Unterscheidung, wonach
sich Klassen, Ordnungen, Gattungen und Familien bilden lassen, so daß z. B.
ein Anfänger in der Botanik, der mit dem System vertraut ist, selbst bei noch
geringer Bekanntschaft mit der Pstanzenwelt doch im Stande sein kann, eine
neue, ihm gänzlich unbekannte Wanze mit Sicherheit zu bestimmen. I n beiden
26
Oryktognosie.
Gebieten ergeben sich aus dem Fortschritt von den unvollkommenen zu den vollkommenen Gebilden fast immer wesentlich trennende Anzeichen. Bei den Mineralen ist dieses keineswegs der Fall; alle Minerale sind gleich vollkommen. Als
wesentliche Eigenschaften zu ihrer Unterscheidung hat man ihre K r y f t a l l f o r m ,
ihre Dichte und H ä r t e berücksichtigt, ohne daß nach einer derselben allein odn
allen zusammen eine befriedigende Anordnung zu treffen wäre.
Daher hat denn auch die älteste Eintheilung der Minerale heute noch eine
gewisse Berechtigung und mehrfache Geltung behalten. Man unterschied dieselben i n vier.Klassen, nämlich: 1. S a l z e , oder lösliche Minerale; 2. S t e i n e ,
oder unlösliche, erdige Minerale; 3. Erze, oder Minerale der schweren Metalle;
4. Brenze, oder brennbare Minerale.
Seitdem man jedoch erkannt hat, daß die Eigenschaften der Minerale bedingt werden durch ihre chemische Zusammensetzung, so hat diese einen bedeutenden Einfluß auf die Eintheilung derselben gewonnen. I n der That, wir
setzen voraus, daß der Beschäftigung mit der Mineralogie, die Bekanntschaft
mit der Chemie vorhergegangen ist. Ohne diese bleibt die Mineralogie meist
nur eine Spielerei mit bunten Steinen. Das Studium der Chemie macht uns
aber gelegentlich schon mit vielen Mineralen bekannt und erleichtert später ungemein die Erkennung derselben. Wir legen daher bei Beschreibung der Minerale diechemischeEincheilung zu Grunde. Ihre Reihenfolge ist, wie die nachstehende Uebersicht zeigt, ungefähr dieselbe, wie in der Chemie die einfachen
Stoffe mit ihren Verbindungen sich angeordnet finden.
I.
Klaffe der Metalloide.
II.
Klasse der leichten Metalle.
Gruppe:
1. Schwefel.
2. Selen.
3. Tellur.
4. Arsen.
S. Kohlenstoff.
6. Silicium.
7. Vor.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Gruppe:
Kalium.
Natrium.
Ammonium.
Calcium.
Barium.
Strontium.
Magnesium.
Aluminium.
III.
Klaffe der S i licate.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
Gruppe:
Zeolithe.
Thone.
Feldspathe.
Granate.
Glimmer.
Serpentine.
Augite.
Edelsteine.
IV.
Klasse der schweren Metalle.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
33.
Gruppe:
Eisen.
Mangan.
Chrom.
Kobalt.
Nickel.
Zink.
Zinn.
Blei.
Msmuth.
Antimon.
Kupfer.
Quecksilber.
Silber.
Gold.
Platin.
V.
Klaffe der organischen Verbindungen.
Gruppe:
39. Organische
Salze.
40. Harze.
Eintheilung der Minerale.
27
Oefter findet man auch die gasförmigen Körper und das Wasser unter 38
die Minerale aufgenommen; wir haben dieses unterlassen, die Bekanntschaft mit
denselben voraussetzend.
Wenn wir die vorstehende Anordnung für wohl geeignet halten zum S t u dium der Minerale, so entspricht sie dagegen weniger dem Zweck, ein unbe-,
kanntcs Mineral hiernach einzuordnen und zu bestimmen. Kennt man aber
denchemischenCharakter der Elemente und ihrer Verbindungen bereits, so wird
man doch bald An Stande sein, ein Mineral seiner Klasse und Gruppe zuzuweisen.
So werden von den Mineralen der ersten Klasse die Gruppen 1 bis 5
leicht durch ihre Brennbarkeit und den Geruch der Verbrennungsproducte erkannt. Das Vorkommen des Bors als Borsäure ist selten und an wenige
Oertlichkeiten gebunden. Das Silicium bildet, als Kieselsäure unter dem Namen Quarz, eine der verbreiteren Mineralgruppen, die durch ihre Unlöslichkeit
und Härte sich auszeichnet.
Zur Klasse der leichten Metalle gehören Minerale, deren specifisches Gewicht nicht über 5 geht; sie find meist ungefärbt und einige derselben lösen sich
leicht in Wasser; es sind dies Salze des Kaliums, Natriums und Magnesiums;
schwerlöslich ist der Gyps. Von den Uebrigm lösen sich einige mit Aufbrausen
in Salzsäure, nämlich die C a r b o n a t e (d. i. kohlensaure Salze) des Kalks,
Baryts, Strontians und "der Magnesia. Der in Säuren ganz unlösliche
Schwerspath ist sowohl durch sein großes specifisches Gewicht, als auch die
grüne Färbung erkennbar, die er der Löthrohrstamme ertheilt, wählend der
Strontianspath sie purpurrot!) färbt.
Die dritte Klasse begreift die große Anzahl der unlöslichen S i l i c a t e
(d. i. kieselsaure Salze) meist aus Doppelsalzen der Thonerde mit anderen Basen
bestehend. Auch hier bieten manche Gruppen sehrcharakteristischeMerkmale dar,
wie die Austöslichkeit und das Gelatmiren in Salzsäure, das Aufschäumen
beim Erhitzen der Zeolithe, die dunkle Färbung der Augite, der eigenthümliche
Glanz der spaltbaren Blätter des Glimmers, insbesondere sind es aber hier die
KrtzstaÜgestalten, welche dis hervorragendsten Charaktere verleihen.
Minerale, deren specifisches Gewicht über 6 ist, die dann auch weist durch
lebhafte und charakteristische Färbung oder entschiedenen Metallglanz sich auszeichnen, gehören unzweifelhaft zur Ordnung der schweren Metalle. Häufig
giebt dann schon die Färbung eine genügende Andeutung, in welcher Gruppe
ein betreffendes Mineral zu Hause ist. Während die edlen Metalle durch die
Seltenheit ihres Borkommens ohnehin weniger Beschwerde machen, zeigen die
leichtreducirbaren Metalle, wie Zinn, Blei, Wismuth und Antimon ein sehr
charakteristisches Verhalten vor dem Löthrohr, und lassen sich hiernach unterscheiden.
Endlich geben Minerale, die beim Erhitzen sich schwärzen und nachher
theilweise oder ganz verbrennen, zu erkennen, daß sie zur Klasse der o r g a n i -
28
Oryttognoste.
schen V e r b i n d u n g e n gehören, wo man auch die ohnehin leicht kenntlichen
harzigen Minerale zu suchen hat.
39
Zur Bezeichnung der Minerale bedienen wir uns mit Bequemlichkeit und
Zweckmäßigkeit der chemischen Formeln. Es ist uns daher von Vortheil, schon
mit der Chemie bekannt geworden zu sein, auf die wir hier fast bei jedem
Schritte hingewiesen werden. Zur Vereinfachung derchemischenFormeln der
Minerale hat man gewisse Zeichen eingeführt. Bei weitem die meisten Minerale
enthalten Sauerstoff oder Schwefel, verbunden mit einem nMmetalltschen oder
metallischen Radical. Man bezeichnet nun ein Aequivalmt Sauerstoff durch
einen Punkt, ein Aequivalent Schwefel durch einen Strich, angebracht über dem
Zeichen des Radicals. So z. B. ist X — 1 ^ 0 — K a l i u m o x y d ; 8 i - 8 i 0 g -Kieselsäure; ? d - - ? d 8--Schwefelblei; 3d (oder 8d) — KdZz — fünffach
Schwefelantimon u. s. w. Wenn zwei Aequivalente des Radicals vorhanden
sind, so macht man einen Querstrich durch sein ZeicheA, folglich R s - P s - z ^ Z —
Eisenoxyd; M --- ^ 2 Og — Aluminiumoxyd oder Thonerde. I m Uebrigen
wird im Anschreiben der Formeln nach den § . 1 9 der Chemie gegebenen
Regeln verfahren; daher ist X 8 - j - M Zs — 150,8 0g -s- ^ 2 ^ 3 , 3 8 0g —
Alaun. Wie man sieht, fallen bei Verbindungen erster Ordnung die Komma
hinweg und es werden mehrfache Aequivalente durch Zahlen rechts oben
bezeichnet.
M
Bei der Beschreibung des A l a u n s , im §. 95 des chemischen Theiles,
wurde bereits die merkwürdige, auf dem Isomorphismus (§. 22) beruhende
Thatsache angeführt, daß die Basis einer Verbindung, theilweise oder gänzlich
ersetzt werden kann durch gewisse andere Basen, ohne daß der..Hauptcharakter
dieser Verbindung, insbesondere ihre Krystallform, wesentlich verändert wird.
I n der Mineralogie finden sich hierfür noch eine Menge von Beispielen, namentlich bei der großen Reihe der kieselsauren Doppelsalze. So bilden einerseits Kali, Natron, Ammoniak und Kalk, andererseits Kalk, Magnesia, Eisenoxydul und Manganoxydul, sowie ferner das Eisenoxyd, Chromoxyd und die
Thonerde Gruppen von Metalloxyden dieser Art. Man nennt dieselben alsdann die sich vertretenden oder vicarirenden Bestandtheile einer Verbindung und bezeichnet dies, indem man ihre Zeichen in eine Klammer einschließt,
oder unter einander reiht. Eins der auffallendsten Beispiele der Art bietet die
Zusammensetzung des G r a n a t s , welche der folgenden Formel entspricht:
(da, ^ 5 , 5 s , llln)3 8 i 0 - j - ( A , k s , 6 r ) 8 i .
Wir haben demnach hier ein Doppelsilicat vor uns, bestehend einerseits
aus 1 Aequivalent Kieselsäure, verbunden mit 3 Aeq. der sich vertretenden Bastn Kalk, Magnesia, Eisenoxydul oder Manganoxydul; andererstits aus 1 Aeq.!
Beschreibung der Minerale.
29
Kieselsäure, verbunden mit 1 Aeq. der Basen Thonerde, Eisenoxyd Oder
Chromoxyd.
Man bedient sich auch, um die Zusammensetzung derartiger Verbindungen
kurz auszudrücken, allgemeiner Formeln, wie z.B. für den Granat der folgenden:
Ks A - 1 - 3 8 1 ,
indem K. eins der erstgenannten, 3 eins, der letzteren Metalloxyde vorstellt. Bei
Aufstellung dieser Formeln kommt es wesentlich darauf an, daß in dem
Sauerstoffgehalt der Säuren zu dem der Basen ein bestimmtes Verhältniß stattfindet, wie es am deutlichsten aus der Betrachtung der allgemeinen Formel
iiZ Zi hervorgeht. Hiernach kommen auf die 3 Aeq. Sauerstoff der Kieselsäure
3 Aeq. Sauerstoff in der mit ihr verbundenen Menge von Basis, gleichviel ob
letztere nur aus einem einzigen Metalloxyd, oder aus einem Gemenge der oben
genannten besteht.
Aus dem Vorhergehenden folgt, daß es für eine große Reihe von Mineralen
unmöglich ist,sienach ihrer metallischen Basis im System einzureihen, und man
zieht daher'vor, die sämmtlichen S i l i c a t e in einer besondern Klaffe zusammenzustellen.
Beschreibung der Minerale.
Es ist uns nur gestattet, die wichtigsten Minerale in gedrängter Weise 4 1
hier aufzuführen. Bei mehreren, wie z. B . bei den Kohlenartön, ist bereits im
chemischen Theile eine ausführliche Darstellung gegeben worden, so daß mitunter
die bloße Andeutung genügt.
Die meisten der einfachen Minerale treten im Raume nur in untergeordnetem Verhältnisse auf. Doch bilden manche, in großen. Massen gehäuft, bedeutende Theile der Erdrinde, weshalb ihrer nochmals bei den Gesteinen oder
Felsarten gedacht wird.
I n der folgenden Beschreibung bedeutet H. die Härte und D. die Dichte
oder das specifische Gewicht der Minerale.
Die Benennung der Minerale ist eine im Laufe der Zeit, ohne wissenschaftliche Grundlage entstandene und darum ziemlich mangelhafte. D a finden
wir die sonderbarsten Namen durcheinander, die theils aus der Volkssprache
entliehen sind, während zugleich einige Minerale nach ihrem Fundorte, andere
nach berühmten Naturforschern und nur wenige nach ihren Eigenschaften oder
chemischen Bestandtheilen benannt sind. Eine Aenderung ist hierin jedoch nicht
zulässig und würde die größte Verwirrung anrichte«. Haben wir doch i n der
Chemie die Namen Wasser, Salzsäure und Soda beibehalten, anstatt die der
Wissenschaft entsprechenden von Wasscrstoffoxyd u. s. w. einzuführen.
Orpktognosie.
30
I.
Klasse der
1.
42
Metalloide.
(3-ri2.pp6 ÄS3 Zoll.'VV'Gt'Olg.
1 . .Gediegener Schwefel. Krystallsystem: rhombisch. Die Grundform, das Rhomben-Octasder, kommt mit mehrfachen Enteckungen und
Entkantungen vor (Fig. 48, 49 u. 50). Häufig findet sich auch krystallinische:
oder körniger und erdiger Schwefel, seltener der faserige. Seine Spaltbarkeit
ist unvollkommen; der Bruch muschelig bis uneben; H. — 1,5 bis 2,5; spröde,
zerbrechlich; D . — 1,9 bis 2,1. Die übrigen, namentlich chemischen Eigenschaften des Schwefels und seine Anwendung sind in §. 40 der Chemie be" schrieben worden.
Der wichtigste Fundort des Schwefels ist Sicilien, wo> er in tertiären
Bildungen, namentlich von Kalkspath und CNestin begleitet, beiMrgenti, Fiume
u. s. w. gewonnen wird. Vorzüglich schöne Schwefelkrystalle finden sich iu
ConiUa bei Cadix. Bedeutend sind ferner die Lager von erdigem Schwefel bei
Czarkow und Swoszowice in Polen. Außerdem giebt es in Deutschland un?
dem übrigen Europa, sotvie auch in den anderen Welttheilen noch viele Orte,
wo Schwefel sich findet, besonders als Anflug, in der Nähe von Vulcanen unl
Schwefelquellen, die jedoch sämmtlich, i n Europa wenigstens, an Reichhaltigkeit
und Reinheit ihres Minerals dem sicilischen weit nachstehen.
I. Kl.
2. u.. 3.
Selen.
Tellur.
Arsen. Kohlenstoff.
31
<3-rnpp6Q ÄG3 8si6u.8 rl.n.6. «H.68 I?s1!u.r8.
Das S e l e n ist ein einfacher, in seinen chemischen Eigenschaften dem 43
Schwefel höchst ähnlicher Körper, von grauer, nach dem Schmelzen braun werdender Farbe. Es findet sich äußerst selten gediegen und verbreitet beim Verbrennen einen unangenehmen Geruch nach faulem Rettig. Selen-Schwefel,
von orangegelber Farbe, kommt auf der Insel Volcano vor.
Das T e l l u r , ebenfalls eins der seltneren Elemente, kommt gediegen, in
Gestalt von weiß metallglänzenden, krystallinischen Blattchen und Tafeln vor;
es verbrennt mit eigenthümlichem Geruch. H. — 2,5; D . — 6,4, Oefter
findet es sich in Verbindung mit Metallen, insbesondere mit Gold.
Dieses giftige Metall kommt in ziemlich zahlreichen metallischen Verbin- 44
düngen vor, wie z, B. das Arsenik-Nickel, Arsenik-Kobalt u. a. m. Die arsenhaltigen Minerale geben vor dem Lothrohr einen weißen, stark nach Knoblauch
riechenden Dampf, der aus giftiger, arseniger Säure besteht. Zu bemerken sind:
,
Das Gediegen-Arsenik, welches selten und nur in kleinen, nadelförmgen Krystallen, öfter in rundlichen derben und dichten Stücken angetroffen
wird, u.A. im Erzgebirge und im Harz. Es hat zinnweißen bis grauen Metallglanz, läuft jedoch an der Luft bald schwärzlich an; H. — 3,5; D. — 5,7.
Zehr häufig ist demselben Antimon oder Silber beigemengt.
Als ein Erzeugnis aus dem vorhergehenden ist die A r s e n i k b l ü t h e , ^ s O g ,
(arsenige Säure), anzusehen, die jedoch nur in unbedeutender Menge erscheint,
meistens in unregelmäßiger Form, mit diamantartigem Glanz und von weißlicher Farbe.
"
Realgar (^.382) oder rothes Rauschgelb ist das niedere Schwefelarsen,
welches als
aber auch in derben Maffen erscheint. Es hat Fettglanz, eine lebhafte rothe Farbe und giebt einen gelben
Strich. Man wendet es als Malerfarbe und zu Weißfeuer an. Fundorte
häufig, z. B. Andreasberg am Harz. Das A u r i p i g m e n t (^.583) oder Operment ist das höhere Schwefelarsen, das selten krystallifirt, sondern meist in
Massen von rundlichen Bildungen, meist in Gesellschaft mit dem Vorhergehenden vorkommt, hat Fettglanz und eine lebhaft citronengelbe Farbe, weshalb
es zum Malen benutzt wird (vergleiche Chemie §. ZI).
' '
1. D i a m a n t . Derselbe findet sich krystallisirt i n verschiedenen Formen 4 3
des regulären Systems. Die Flächen der Krystalle sind meist rauh, streifig und
gekrümmt. Er hat die größte Härte — 10; D . — 3,5 bis 3,6; ist meist
spaltbar-, durchsichtig, meistens ungefärbt, von stärkstem Glanz und Licht«
32
Oryktoglwsie.
<
brechungsvermögen und der werthvollste Edelstein. Sein Vorkommen ist vor«'
zugsweise aufgeschwemmtes Land oder Trümmergestein der neueren Bildungen,
in Ostindien, wo die größten Diamanten aufgefunden worden sind (in Bündelkund, Golconda), — in Brasilien, das gegenwärtig die meisten Diamanten lie-!
fcrt (Minas Geraes, Tejuco) — und in letzter Zeit wurde er auch am Ural
aufgefunden. Meistens wird er aus dem Sande der Flüsse gewaschen. DasHandelsgewicht für Diamanten ist das K a r a t , wovon 74 — 1 Loth sind;
oder 1 Karat — 205 Milligramme. 1 Karat kleiner Diamanten, die gepulvert
zum Schleifen oder Poliren der größeren, oder zum Glasschneiden :c. verwendbar sind, kostet 14 bis 17, schleifbarer Rohdiamant aber 48 Gulden. 1 Karat
geschliffener Diamant (Brillant) kostet 100 bis 135 Fl., dagegen steigt mit dn
zunehmenden Größe der Preis in quadratischem Verhältniß so rasch, daß ein
Brillant von 5 Karat schon 2- bis 3000 F l . kosten kann. Als Seltenheiten
von fast unbezahlbarem Werthe befinden sich in den Schatzkammern verschiedener
Herrscher Diamanten von 200 bis 136 Karat. Der berühmte Diamant des
Groß-Moguls Ko-hi-nur, d. i. Lichtberg genannt, wog, als er in Besitz der
englischen Krone kam, 186 Karat; der in Fig. 51 in wirklicher Größe abgebildete Brillant wiegt 136. Er wird
der Regent genannt, weil er von dem
Herzog von Orleans, Regent von
Frankreich, für 21/2 Million Franken
angekauft wurde; im Jahre 1848 iß
derselbe unter dem Werthe von 6 Mil" lionen Franken ins Kroninvcntar einge^
tragen worden!
2. G r a p h i t l R e i ß b l e i ^ i u m d ^ o !
findet sich in tafelartigen, dem hexagonalen System angehörenden Krystallen,
meist jedoch in Schuppen und Blättchen.
H. — I b i s 2; D . — 1,8 bis 2,4; spaltbar, stahlgrau bis schwarz, abfärbend,
fettig anzufühlen. Man trifft denselben vorzugsweise eingewachsen in verschiedenen Gesteinen, wie zu Passau in Baiern, Borrowdale in England u. a.O. m.
Die geringeren Graphitsorten werden zu Dfenschwärze und Schmelztiegeln, die
feineren zu Bleistiften verwendet.
3. A n t h r a c i t , aus derben Massen von muscheligem Bruch bestehend;
H. — 2 bis 2,5; D. — 1,4 bis 1,7; graM
lassung von wenig Asche. Findet sich in Lagern, mitunter von bedeutendet
Mächtigkeit, in den älteren Gebirgsbildungen, wie z. B. in Sachsen, am Harz.
Wird mit starkem Gebläsefeuer öder Zug zu den größeren Feuerarbeiten benutzt.
4. Schwarzkohle oder Steinkohle, von derber Masse, schieferig,
faserig, dicht oder erdig; Bruch muschelig, uneben, selten eben; Farbe schwarz,
glänzend, schimmernd bis matt. H. — 2 bis 2,5; D — 1,15 bis 1,5. Voi
dem Löthrohr mit bituminösem Geruch und Hinterlassung von Asche verbren-
I. K l . Kohlenstoff.
Stewkohle.
Braunkohle.
33
nend. Die Schwarzkohle enthält bis gegen 90 Procent Kohlenstoff, außerdem
Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff in wechselnden Verhältnissen; ferner mineralische
Beimengungen bis zu 20 Procent, worunter namentlich Eisenkies. Unterscheidet
sich von der nachfolgenden Braunkohle, indem sie der Kalilauge keine braune
Farbe ertheilt; auch läßt sie nur selten ihre pflanzliche Abkunft erkennen.
I n Rückficht der verschiedenen Absonderung unterscheidet man: Schieferkohle (Blätterkohle), derb mit blätterigem oder schieferigem,Gefüge, oft bunt
angelaufen; Grobkohle, dickschieferig, auf dem Bruch uneben, grobkörnig;
Faserkohle, faserig, der Holzkohle ähnlich, besonders ausgezeichnet bei Kusel
in Rheinbaiern vorkommend; Kännelkohle, dicht mit großmuscheligem Bruch
und schwachem Fettglanz; Pechkohle oder Gagat, leicht zersprengbar, von unvollkommen muscheligem Bruch, starkem Fettglanz und pechschwarzer Farbe,
daher zu solcher häufig verwendet, auch zu kleinen Schmucksachen verarbeitet;
Nußkohle, erdig, zerreiblich, stark abfärbend.
Die genannten Kohlenarten finden sich meist in verschiedenen Schichten
derselben Kohlenlager, öfter wechselnd und mannichfaltige Uebergänge in einander bildend; Vorkommen und Verbreitung derselben wird im geologischen
Theile angeführt.
5. B r a u n k o h l e oder L i g n i t . Die Braunkohle zeigt meistens eine
holzartige, ihrem Ursprung entsprechende Bildung, kommt auch blätterig, dicht
und erdig, mit muscheligem Bruch vor. H. — 1 bis 2,5; D. — 0,5 bis 1,7.
Ihre Farbe geht, von Schwarz, Braun bis zu Gelblichbraun; giebt mit Kalilauge
behandelt eine braune Lösung; verbrennt mit brcnzlichem Geruch und mehr oder
weniger Aschenrückstand., Der Kohlenstoffgehalt der Braunkohle geht bis 70,
höchstens 80 Procent, mit wechselnden Mengen von Sauerstoff und Wasserstoff.
Arten derselben sind: bituminöses Holz oder fossiles Holz, mit ganz erhaltener Holzstructur; gemeine B r a u n k o h l e , theilweise holzartig, theilweise
derb, besonders häufig mit Ueberresten von Blättern, Samen, Früchten, in der
Wetterau (Hessen) vorkommend; M o o r k o h l e , derbe, eckig zerklüftete Masse-,
Papierkohle, aus papierdünnen Blättern bestehend, kommt bei Bonn mit
Abdrücken von Fischen und Blättern vor und wird zur Paraffinfabrikation benutzt; Pechkohle, kohlenschwarze, derbe geborstene Masse, der Steinkohle ähnlich und selten Holzgefüge erkennen lassend, durch Druck und die Einwirkung
basaltischer Durchbrüche aus gemeiner Braunkohle entstanden, wie am Meißner
in Hessen; Erdkohle, staubartig erdig, zerreiblich, hellbraun bis schwärzlich,
zum Theil als kölnische Erde oder Umbra zu Farbe verwendet; Alaunerde,
auch Alaunschiefer/Kohlcnschiefer und Alaunerz genannt, aus erdiger und grobschieferiger, derber Masse bestehend, viel Eisenkies und Thonerde führend, und
daher zur Fabrikation von Vitriol und Alaun dienend, z. B. in Buchsweiler
(Elsaß).
Ueber weitere kohlige Bildungen, wie T o r f und Humus, sowie über die
vorstehend beschriebenen Minerale der Kohlenstoffgruppe, sind zu vergleichen
z. 52, 211 bis 215 der Chemie.
34
-
Otyktognone.
G.
46
(3-rnpps ÄG8 8il.winrll.s.
Das Silicium findet man im Mineralreich nur in Verbindung mit Sauer- ^
stoff, als Siliciumsäure 81, von den Chemikern jedoch Kieselsäure oder Kie-!
selerde genannt, nach dem bekannten Kiesel. Derselbe ist nämlich Kieselsäure, >
die außerdem noch in Verbindung mit Metalloxyden eine große Reihe von M i neralen bildet, die unter dem Namen der S i l i c a t e in eine besondere Klaffe',
vereinigt werden. Minerale, die aus reiner Kieselsäure bestehen oder nur noch .
kleine Mengen färbender Oxyde enthalten, werden Quarze genannt und bilden ,
eine Familie. Aus wasserhaltiger Kieselsäure bestehen der O p a l und die ihm l
angereihten Familienglieder.
l
F a m i l i e des Q u a r z , 8 i .
4?
^
i
Kristallsystem: hexagonal; am häusigsten kommen die in Fig. ! und
Fig. 2 abgebildeten Gestalten vor. Oefter findet sich jedoch der Quarz als
krystallinische, als derbe oder körnige Masse. Sein Bruch ist muschelig; H . — 7 ;
D . — 2,5 bis 2,8. Er ist entweder wasserhell oder weiß und kommt in allen
Farben in dm verschiedensten Abstufungen vor. M i t Ausnahme der Fluorwas- ^
ferstoffsäure (Chemie z. 48) ist er in keiner Säure auftöslich; am Löthrohr!
schmilzt er mit Soda zu durchsichtigem G l a s ; mit dem Stahl giebt er lebhafte
Funken. Seine verschiedenen Arten sind die folgenden:
1. Der B e r g k r h s t a l l , der in schönen, wasserhellen sechsseitigen Säulen
von beträchtlicher Größe in den verschiedensten Gcbirgsbildungen gefunden wird.
Besonders ausgezeichnet sind die aus den Höhlen des S t . Gotthard kommenden
Krystalle, und von außerordentlicher Größe und Reinheit hat man auf Madagascar Blöcke von 15 bis 20 Fuß im Umfange angetroffen. Man benutzt den
Krystall zu Schmuck und als Zusatz von reinen Glasflüssen. Oefter ist er
schwach gefärbt, und häufig enthält er verschiedene fremde Minerale als Blättchen und i n anderen Formen eingeschlossen.
2. Der Amethyst ist durch etwas Manganoxydul mehr oder wenig dunkel violett gefärbter Quarz, der weniger in vollkommen ausgebildeten, als vielmehr in drusig verwachsenen Krystallen vorkommt. Er findet sich vorzugsweise
in Nlasenräumm des Porphyr- und Mandelsteins u.A. bei Oberstein im Nahethal, und da er nicht selten angetroffen wird, so ist er ein häufig zu Schmuck
verwendeter Stein von geringerem Werth. I m Alterthume hielt man ^.M ^ M ;
gen eines Amethysts für ein Mittel gegen die Trunkenheit.
3. Gemeiner Q u a r z heißt der Kiesel, wenn er nicht mehr in reinen
Krystallen, sondern nur krystallinisch, derb, körnig oder in Stücken, Geschieben,
Körnern in der Form von Sand auftritt. Der körnige Quarz bildet theils ein
bedeutendes Massengestcin, den Q u a r z f e l s , theils bildet er mit anderen Mineralen gemengte Gesteine, wie z. B. den Granit. Er ist sehr verbreitet und
I. K l . Quarz.
Chalcedon. Achat.
35
seine reineren Arten werden M Glas, Porzellan u. s. w. angewendet. Meistens
ist er weiß gefärbt, durchscheinend, doch erhalten einige Abänderungen desselben
besondere Namen, wie der rosenrothe Rosenquarz, der blaue S i d e r i t , der
Schillerquarz oder das Katzenauge, wegen eines eigenthümlichen SchiUerns
so genannt, der A v a n t u r i n , welcher gelbe und röthliche Schuppen von Glimmer eingemengt enthält und dadurch ein artiger Schmuckstein ist. Der Eisenkiesel, ein thonhaltiger, durch Eisen roth oder braun gefärbter, derber oder
krystallisirter Quarz, öfter aus einer Anhäufung von kleinen Krystallsäulchen
bestehend, besonders schön bei S t . Iago unter dem Namen der Hyacinthen
von Compostella vorkommend. Auch die F u l g u r i t e oder Blitzröhren seien
hier erwähnt, welche durch das Einschlagen des Blitzes in Quarzsand aus an
einander geschmolzenen Körnern bestehen, die zu röhrenförmigen Bildungen vereinigt sind.
4. Der Chalcedon ist ein undurchsichtiger, in kugel-, traubcn- oder nierenförmigen Massen vorkommender Quarz, der die verschiedensten Farben und
häufig allerlei Zeichnungen enthält. Der roth- oder gelbgefärbte heißt Carneol, der grüne Chrysopras oder H e l i o t r o p , wenn er blutrothe und gelbe
Punkte eingesprengt enthält. Der schwarz und weiß gestreifte Chalcedon wird
O n y x , der roth und weiß streifige S a r d o n y x genannt.
5. Der Achat ist ein Mineral von schöner, mannichfaltiger Färbung und
Zeichnung, das aus einem Gemenge mehrerer Quarzarten, insbesondere aus
Amethyst, Chalcedon'und Jaspis besteht
Die vorstehend genannten Steine werden geschliffen und polirt und zu
Gegenständen des Schmuckes, Perlen, Ringsteinen, sowie anderen Kunstwerken
verarbeitet. Auch werden aus dem Achat Neibschalcn zum Zerreiben harter
Körper, sowie Polirsteme und Glattsteine verfertigt. Der Onyx gab schon im
Alterthum das geschätzte Material zum Schneiden der Cameen, indem man seine
streifig wechselnde Färbung benutzte. I n Oberstein bei Creuznach, wo diese
Steine sich vorfinden, bildet ihre Verarbeitung eine sehr bedeutende Industrie;
doch werden die schönsten Steine von auswärts bezogen. Auch versteht man
dieselben künstlich zu färben, indem man sie monatelang in Honig kocht und
nachher in Schwefelsäure legt.
6. Der Feuerstein, dessen Eigenschaften bekannt sind, findet sich in
größeren, unregelmäßigen Massen, namentlich bei Paris und in der Champagne.
Seit Einführung der Zündhütchen und Reibzündhölzer hat er an Wichtigkeit
bedeutend verloren.
7. Der Hornstein ist ein dem Feuersteine etwas ähnlicher, jedoch im
Bruch splittrigcr, dem Hörne auffallend gleichender Quarz. Hierher gehört auch
der Holzstcin, der ganz die Structur des Holzes zeigt, indem dasselbe durch
Eindringling von Kieselsäure versteinert worden ist.
8. Der J a s p i s ist durch größeren Gehalt von Thonerde und Eisenoxyd
undurchsichtig, oft matt und von geringerem Glänze, als die vorhergehenden.
Er kommt in allen Farben vor, unter welchen jedoch Gelb, Roth und Braun
vorherrschen.
36
Oryktognosie.
9. Der Kieselschiefer ist ein durch Kohle' schwarz gefärbtes, aus Quarz,
Thonerde, Kalk und Eisenoxyd gemengtes Mineral, das als Wetzstein und Probirstein (Chemie §. 107) benutzt wird.
F a m i l i e des O p a l s , 8 i H .
48
Der Opal bildet eine besondere Gattung des Quarz, die Wasser in chemischer Verbindung enthält, nicht krystaüisirt, sondern meistens in derben glasartigen Massen vorkommt, und namentlich dadurch sich auszeichnet, daß einige
Arten desselben ein eigenthümliches Farbenspiel zeigen, woher der Ausdruck
o p a l i s i r e n , d. i. in Farben spielen, entlehnt ist. Am ausgezeichnetsten hat
diese Eigenschaft der edle O p a l , der in grünen, rochen, blauen und gelbcn
Farben spielt und deshalb als werthvoller Schmuckstem sehr geschätzt wird. I n
geringerem Grade findet es beim H a l b o p a l oder gemeinen O p a l Statt, der
stets nur eine Farbe zeigt. Merkwürdig ist der H y d r o p h a n , auch Weltauge
genannt, der Durchsichtigkeit und Farbenspiel nur dann erhält, wenn man ihn
mit Wasser befeuchtet. Der b y a l i t h oder Glasopal findet sich in Gestalt was.
serheller, eis ähnlicher Tropfen, die gehäuft einen niercnförmigen Ueberzug auf
« anderem Gestein bilden.
Der Kieselsinter und Kieselguhr sind ebenfalls wasserhaltige Quarze,
von welchen der erstere sich in mannichfaltigen Gestaltungen aus heißen Quellen, namentlich aus dem Geyser auf Island absetzt. Der Kieselguhr ist ein
erdiger Absatz aus kieselhaltigen Wassern und zeigt sich bei der näheren Betrachtung durch das Mikroskop fast ganz M s Kieselpstänzchen, sogenannten
Stabalgen oder Vacillarien bMehend. Eine Art desselben wird unter dem Namen P o l i r s c h i c f e r zum Schleifen und Poliren angewendet.
7. Q-ru.pV6 cles Vors.
49
Findet sich selten und nur mit Sauerstoff verbunden als B o r s ä u r e ,
L N 2 , i n krystallinischen Blättchen und als Ueberzug der Erde in der Nähe
vulcamscher Quellen, ist zerreiblich; D. — 1,48, durchscheinend, weiß, säuerlichbitter, schmilzt leicht und färbt die Flamme grün, löslich in Wasser und Weingeist. Die Borsäure setzt sich theils am Rande, theils am Boden vulcanischer
Quellen oder Seen a b , wie namentlich i n denen von Sasso (daher Sassolit),
Caftelnuüvo u. a. m. in Toscana, Insel Volcano.
I I . Kl. Salpeter. Chilisalpeter. Steinsalz.
II.
3?
Klasse der leichten M e t a l l e .
8.
Oru-pps ÄS8 RHiinNS.
Die meisten und wichtigsten der kaliumhaltigen Minerale gehören zur 50
Klasse der Silicate. Von den übrigen Kalisalzen werden erwähnt:
Der S a l p e t e r , der in rhombischen Säulen krystallifirt, in der Regel
jedoch nur als nadelförmiger Ueberzug an sehr vielen Orten vorkommt (vergl.
Chemie K. 74). I n größerer Menge wittert er in Ostindien, am Ganges aus
dem Boden und wird durch Auslaugen der Erde gewonnen. Auch in Ungarn
stellen große Salpetersiedereien in Nagy-Kallo und Debreczin aus der dort vorkommenden Salpetererde den Salpeter dar. Das schwefelsaure K a l i , V I 8 ,
welches demselben Krhstallsysteme angehört, findet sich zuweilen in vulcamschen
Laven.
1. Das salpetersaure N a t r o n ( N a t r o n - S a l p e t e r , Fa§s) krystal« 31
lisirt im hexagonalen System als stumpfes Rhombosder, und kommt in krystallinischer Masse von bedeutende? Mächtigkeit vor, die sich namentlich in Peru in
den Districten von Atakama und Tarapaca über 30 Meilen erstrecken in Lagern
von wechselnder Dicke, von 2 bis 3 Fuß, die fast ganz aus reinem, trockenem,
hartem Salz bestehen und fast unmittelbar unter der Oberfläche des Erdreichs
liegen; auch macht er an anderen Orten den Hauptgemengtheil sandiger Ablagerungen aus. Er bildet mehr oder weniger gereinigt unter dem Namen
C h i l i s a l p e t e r einen wichtigen Handelsartikel und wird zur Darstellung des
Salpeters, der Salpetersäure und als Dungmittel verwendet.
2. Das S t e i n s a l z (natürliches Kochsalz; Chlornatrium; RaOI) krystallisirt im regulären System als Würfel; kommt jedoch meistens in platten sonniger krystallinischer Masse, auch blätterig und faserig vor; sehr spaltbar nach den
Flachen der Krystallform; Bruch muschelig; H . — 2 ; D . - 2 , 2 bis 2,3; Farbe
meistcus weiß, mitunter auch gelb, roth, grün und blau; diechemischenEigenschaften und Benutzung siehe §. 78 der Chemie. Das Steinsalz kommt in
Lagern von verschiedener Mächtigkeit, hänsig in Begleitung von Gyps, Thonqyps und Salzthon vor. Berühmt sind namentlich die Salzwerke von Hallein
im Salzburgischen und von Wielizka in Galizien, in welch letzterem das sogenannte Kni'stersalz sich findet, das in Waffer unter einem knisternden Ge-
38
Oryktogtwsic.
rausch und Ausstoßung vieler Blasen von Wasserstoffgas und Kohlenwasserstoffgas sich auflöst. Die Gase sind zwischen den Kiystallflächen des Salzes einge- ,
schlössen. Bei Cardona in Spanien erhebt sich ein schon im Alterthum!
berühmter Salzfels 550 Fuß hoch und eine Stunde im Umfang, dessen
gletscherartige Spitzen und Zacken aus reinstem Salz bestehen! Besonders ^
merkwürdig ist ferner die Auswitterung des Kochsalzes aus dem damit durch- ^
drungenen Boden mancher Landstriche, so daß Strecken von großer Ausdehnung !
mit einem krystallinisch-körnigen Ueberzug bereift erscheinen, wie die sogenannten Salzsteppen Mittelasiens und ähnliche Vorkommnisse im Atlas in Afrika
und in Südamerika. Auch ist der Salzseen zu gedenken, die beim Verdunsten
Köchsalz absetzen und deren in der Kirgisensteppe und in der Krim mit 13 bis
24 Procent Salz angetroffen werden.
Von anderen Salzen des Natrons, die jedoch von geringerer Wichtigkeit
sind, finden sich als Minerale: wasserfreies und wasserhaltiges schwefelsaures
Natron, T h e n a r d i t , Na.3, und G l a u b e r i t , ^ g . 8 - ^ - 1 0 1 1 ; kohlensaures
N a t r o n mit viel Nasser, Ua ö - j - 10 U, und mit weniger Wasser, T r o n a ,
I^g,2i)3»s.4il, genannt, welch letzteres im Innern der Barbarei in der Provinz Sukena i n großer Menge als UeberzuZ des Erdbodens, in Armenien und
in den Natronseen Aegyptens vorkommt und wie Soda verwendet wird. Es ist
zu bemerken, daß diese Salze des Natrons an den genannten und vielen andeTen Orten meist in Gesellschaft sich finden, insbesondere auch gelöst in Mineralquellen. ^
Das boraxsaure Natron, Ä a V -s- 10 U, heißt als Mineral Borax oder
T i n k a l , und findet sich in Tibet auf dem Grunde und am Ufer eines SeesSeine Krystalle haben als Grundform die klinorhombische Säule. H. — 2,0
bis 2,5. D. —- 1,5 bis 1,7.
10.
GeUOPS clS8 ^.TQNIONiM».
52 e D a die Ammoniakverbindungen, wie in §. 84 die Chemie lehrt, flüchtiger
Natur sind, so kommen sie im Mineralreiche zwar nicht eben selten, aber in
höchst unbedeutender Masse, meistens als krystallinischer Anflug oder Neberzug
' vor, so z.B. der S a l m i a k und das schwefelsaure Ammoniak in den Höhlen
und Spalten von Lava der noch thätigen Vulcane, in Braunkohlenwerken, namentlich in der Nähe brennender oder ausgebrannter Lager.
N,
53
(3-rnppG cl.G3 O3.1oiu.ni8.
Dieses Metall bildet eine reiche Gruppe von Mineralen, die bei geringer
Härte und Dichte eine vorherrschend reine weiße Farbe haben. Zu bemerken find:
1. Der F l u ß s p a t h , O a ^ I , der in den verschiedenen Formen des regulären Systems, besonders häufig als Würfel krystallisirt. Er ist sehr vollkom-
II. Kl.
Anhydrit.
Gyps.
Apatit.
39
men spaltbar, hat muscheligen Bruch; H. — 4 ; D. -^- 3,1 bis 3,17; er ist
durchsichtig bis durchscheinend, selten weiß, sondern meistens schwach violett,
gelb, grün u. s. w. gefärbt; seine chemischen Eigenschaften s. Chemie §. 48.
Der Flußspath findet sich häusig, jedoch nicht in größeren Massen; er erhielt
diesen Namen von seiner Verwendung als Flußmittel bei gewissen Metall«
schmelzungen. Flußstein und Flußerde heißt dasselbe Mineral, wenn es als
derbes Gestein oder als erdige Masse vorkommt.
2. Der A n h y d r i t , ^ 8 , oder wasserfreier, schwefelsaurer Kalk, kommt
iy der Nähe des Gypses und Steinsalzes, sowohl krystallisirt, als auch strahlig,
kömig und dicht vor.
3. Der G y p s , Öa 8 - j - 2 N> ist wasserhaltiger schwefelsaurer Kalk,
dessen Krystalle meistens tafelförmig sind und in sehr dünne, biegsame Blättchen
sich spalten lassen. Sie gehören dem klinorhombischen System an und Fig. 52
nnd Fig. 53 zeigen Gypskrystalle, wovon der Letztere ein Zwilling ist. H . — 2 ;
D. — 2 bis 2,4; er hat doppelte Strahlenbrechung, Glasglanz und meistens
eine weiße Farbe. Der also beschaffene Gyps wird Gypsspath, auch Selenit
oder Marienglas genannt. Außerdem findet man den Fasergyps, Schaumgyps, den dichten oder körnigen Gyps, der Alabaster heißt, und den erdigen
Gyps. Seine Anwendung s. Chemie §. 87.
4- Der A p a t i t , der wegen seiner schönen blaßgrünen Farbe auch Spargelstein heißt, ist ein aus phosphorsaurem Kalk, Fluor- und Chlorcalcium zu!01
sammengesetztcs Mineral, entsprechend der Formel: ZOa.sl' - j - Oa ^ . Dasselbe
krystallisirt hexagonal meist in Gestalt kurzer säulenförmiger, bis dick tafelförmiger Krystalle, mitunter von übermäßigem Reichthum der Combiuationsfiächen.
Er findet sich öfter eingemengt in verschiedenen Felsarten. Ein erdiger Apatit,
Osteolith (Knochenstein) genannt, der in der Wetterau vorkommt, enthält
86 Proc. phosphorsauren Kalk und ist daher als Dungmittel in Vorschlag gebracht worden.
40
Oryktognosie.
5. Der P h a r m a k o l i t h ist arseniksaurer Kalk, ( ^ X s - s - S I I , findet sich
in meist farblosen haar- und nadelförmigen Krystallen in der Nachbarschaft des
Arsens und arsenhaltiger Erze.
'
6. Kohlensaurer K a l k , C a l c i t , ^ 2 . 0 :
54
Dieses Mineral bietet ein Beispiel des Dimorphismus, indem es in Formen krystallisirt, die zwei verschiedenen Systemen angehören, weshalb seine
Arten zwei Familien bilden, nämlich die des Kalkspaths und die des Arragonits.
1. Der Kalkspath krystallisirt im hexagonalen System, vorzugsweise in
Abänderungen des Rhombosders, die jedoch so außerordentlich mannichfaltig
find, daß man schon an 700 verschiedene Formen desselben beobachtet hat.
Glücklicherweise find die übrigen Merkmale des Kalkspaths der Art, daß er fich
ziemlich leicht erkennen läßt. Er ist vollkommen spaltbar, hat einen muscheligen,
splitterigen, unebenen Bruch; H. ---- 3; D.---2,6 bis 2,17; wird beim Neiben
elektrisch; löst sich in starken Säuren unter Aufbrausen der entweichenden Kohlensäure, und wird durch Glühen in ätzenden Kalk verwandelt (Chemie §. 86).
Seine verschiedenen Arten sind:
k. K r y s t a l l i f i r t e r Kalkspath, auch Doppelspath genannt, weil er
in hohem Grade die Eigenschaft hat, eine doppelte Brechung der Lichtstrahlen
zu veranlassen. Er bildet meistens tafelförmige, glasglänzende, durchsichtige und
ungefärbte Krystalle, die sich häusig und in allen Bildungen, namentlich auch
in Drusenräumen finden. Berühmt wegen seiner Schönheit ist der auf Island
gefundene Doppelspath. d. Faseriger Kalk, der vorzugsweise als Tropfsteinbildung in den Höhlen der Kalkgebirge vorkommt, o. M a r m o r o'dcr
körniger Kalk, der außerordentlich geschätzt wird, wenn er vollkommen weiß, feinkörnig, hart und wenig von gefärbten Adern durchzogen ist. So dient er zur
Darstellung der herrlichsten Bildwerke, und die berühmtesten Marmorbrüche sind
die von Carara in Italien und Paros in Griechenland. Viel häufiger ist dagegen der gefärbte Marmor, der nicht selten bunt gesteckt, geädert, daher «marm o r i r t « ist und als Baustein zu Platten, Säulen :c. verwendet,-einer der
schönsten Baustoffe ist und auch häufig durch gefärbten und polirten Gyps
(Stucco) nachgeahmt wird. ä. Schieferspath. 6. Schaumkalk, f. K a l k ,
stein, dichter Kalkstein, an welchem keine krystallinische Bildung wahrnehmbar
ist und der meistens in großen Massen, Kalkgebirgen auftritt. Er kommt in
allen Gebirgsbildungen in den mannichfaltigsten Formen und Farben vor, als
S t i n k k a l k , Mergelkalk, Rogeustein, Kalktuff u. s. w. Er ist das gewöhnlichste Versteinerungsmittel und schließt häusig Gebilde organischen Ursprungs ein. F. Kalkerde oder Kreide ist das uns wohlbekannte, fcincrdigc
weihe Schreibmaterial, welches in weit verbreiteten Gebirgsmassen vorkommt,
namentlich in Frankreich (Champagne). Noch lockerer ist die sogenannte
Bergmilch oder Montmilch.
I I . K l . Anagonit.
Schwerspath.
41
2. Der A r r a g o n i t , dessen Krystalle dem rhombischen System angehören
und meistens als Säulen mit rautenförmigem Durchschnitt auftreten, bald einzeln,
bald mehrfach zusammengewachsen, wodurch mitunter Gruppen entstehen, die der
sechsseitigen Säule gleichen (Fig. 54). Derselbe ist spaltbar, im Bruche muschelig bis uneben; H . — 3 bis 4 ; D. — 2 , 9 bis 3 ; durchsichtig, glasglänzend,
farblos. Er findet sich nicht selten in Blasenräumen
des Basalts und anderen Gesteins. Als sechsseitige
Säule gruppirt kommt er bei Valencia in Arragonien vor, woher er feinen Namen erhielt. Außer
dem krystallifirten oder Arragonitspath unterscheidet man noch den strahligen und faserigen Nrragonit, aus welchem der Carlsbader Erbsenstein
besteht.
12.
(3-rn'ppS Äs» Barinnis.
1. Der Schwerspath oder schwefelsaure Baryt, Va 8 , kryftallisirt im 55
rhombischen System als rhombische Säule, die in sehr vielen (bis 73) Abänderungen beobachtet worden ist, wovon die tafelförmigen, Fig. 55 und Fig. 56
häufig sind. Derselbe ist vollkommen spaltbar, hat unvollkommen muscheligen Vruch H. — 3 bis 3,5; D . — 4,3 bis 4,58, welch letztere ihn leicht von ähnlichen
spathigen Mineralen unterscheidet; er ist durchsichtig mit doppelter Strahlenbrechungund Glasglanz; die Löthrohrstamme wird von demselben grün ge-.
färbt, nnd ein erwärmtes oder geglühtes Stück Schwerspath leuchtet nachher
noch einige Zeit im Dunkeln.
Der deutlich krystallisirte B a r y t s p a t h findet sich nicht selten, so z. B. in
ziemlicher Menge in Baden, im Odenwald, wo er zu weißer Farbe zermahlen
wird (Chemie §. 90). Außerdem findet sich jcdoch auch strahliger, faseriger, körniger, dichter und erdiger Baryt.
2. Der W i t h e r i t oder kohlensaure Baryt, Va(), krystallisirt in geraden
rhombischen Säulen, und findet sich besonders in England, wo er, seiner giftigen Eigenschaften wegen, zum Vertilgen der Ratten gebraucht wird.
42
Olyktognosic.
13.
56
1 . Der Cylestin oder schwefelsaure Strontian, 3 r Z , krystallisirt im
rhombischen System meist als rhombische Säule. Er ist vollkommen spaltbar,!
hat muscheligen bis unebenen Bruch; H. — 3 bis 3,5; D. — 3,8 bis 3,96;
durchsichtig, doppelt strahlenbrechend, glasglänzend, meistens wasserhell und
weiß, die Flamme des Löthrohrs p u r p u r r o t h färbend. Kommt nicht häusig
vor. Seine Arten sind: der Cölestinspath, der strahlige Cölestin, der Faser-.
cölestin, der bläulich gefärbt ist und bei Jena gefunden wird, und der dichte,
Cölcstin, welcher 8 bis 9 Procent kohlensauren Kalk enthalt. Diese Minerale l
dienen zur Darstellung der Strontianpräparate (Chemie §. 91).
^. Der S t r o n t i a n i t oder kohlensaure Strontian,8r 5 , in demselben
System krystallisirend, ist seltener, als das vorhergehende Mineral.
3.4.
57
Gru.pps ÄG2 ZtrontinuiL. .
GrU.PPG ÄS3 MNUNS8INM3.
Das Oxyd des Magnesiums, die Magnesia, N ^ , wird von Mineralogen
in der Regel Talkerde genannt. Dieselbe findet sich als P e r i k l a s , der fast
reine Magnesia, N ^ , ist, und als Magnefiahydrat, N ^ I I . Der B o r a c i t oder
borsaure Magnesia, N^^^'4^ H. — 7^ D. ^ n 3 , dem regulären System angehörig, krystallisirt ausgezeichnet schön in Würfeln und Granatoedern; der
Hydroboracit besteht aus Magnesia und Kalk in Verbindung mit Vorsäure
und Wasser. Diese sämmtlichen Minerale treten nur selten und in geringer
Masse auf. Das B i t t e r s a l z , schwefelsaure Magnesia, N 3 8 - j - 7 1 1 , ist zwar
häufig, jedoch wegen seiner Löslichkeit nur als dünner Ueberzug oder haarförmiger krystallinischer Anfing in den Spalten der Gesteine anzutreffen. Doch
giebt es u. a. in Sibirien Steppen, wo oft ganze Strecken davon überzogen
sind. Dagegen ist das Bittersalz in den unter dem Namen der Bitterwasser
*. bekannten Mineralquellen, namentlich von Scidlitz, Egcr, Seidschütz und Epsom
in großer Menge enthalten.
Der Magnesit, kohlensaure Magnesia, N Z 8 , kommt entweder krystallisirt als M a g n e s i t s p a t h (Talkspath) vor, oder als dichter Magnesit. Der
erstere gehört dem hexagonalen Krystallsystem an und kommt instumpfenRhombosdern vor; H. — 4 ; D. — 3. I n größerer Masse tritt der B i t t e r k a l k
auf, aus Kalk, Magnesia und Kohlensäure bestehend, ((?a-^-N^) 6 . Der krystallisirte heißt N i t t e r f p a t h , auch Braunspath, und kommt als stumpfes
Rh.ombosder vor, ist vollkommen spaltbar, hat muscheligen Bruch; H. — 3,5
bis 4 ; D. — 2,8 bis 3. Er ist halbdurchsichtig, hat Glasglanz und ist weiß
oder häusig gelb bis braun gefärbt durch Gehalt von Eisen oder Mangan. Er
findet sich meistens in Spalten und Aushöhlungen des körnigen Bitterkalks,
!
I I . K l . Bitterspath. Dolomit.
Thonerde.
43
welcher D o l o m i t heißt, und ein dem kohlensauren Kalke i n seinen verschiedenen
Formen sehr ähnliches Gestein ist. Der weiße, krystallinische, gleicht dem Marmor, der gefärbte dem gewöhnlichen Kalkstein, und da er in Massen vorkommt,
hat er auch ähnliche Anwendung.
15.
<3-ru.VI>6 (368 ^1u.inirnnrN8.
'
Das Oxyd des Aluminiums, M , Thonerde genannt, bildet in Verbin- ^
düng mit Kieselsäure die Mehrzahl oer Minerale und ist somit der Masse nach
ein Hauptbestandtheil der Erdrinde. Einige Minerale, die nur aus Thonerde
' bestehen, sind durch ihre große Härte ausgezeichnet.
1. S a p h i r oder edler K o r u n d , reine Thonerde, M , zuweilen mit
Spuren von Kieselsäure und Eisenoxyd; Krystalle meist pyramidal oder säulenförmig, dem hexagonalen Systeme angehörig; er ist spaltbar, hat muscheligen
Bruch; H. — 9 ; D. - 4 ; ist vollkommen durchsichtig, von starkem Glasglanz
und schöner blauer Farbe, kommt jedoch auch roth, gelb, grün, weiß vor und
ganz besonders schätzt man die mit dem Namen R u b i n bezeichnete rothe Art»
Die gelbgesärbten Krystalle kommen im Handel als orientalische Topase,
.die violettblauen als orientalische Amethyste vor. Diese ausgezeichneten
Eigenschaften machen den Saphir zu einem sehr geschätzten Edelstein, der sich
in kleineren Krystallen zwar auch in Deutschland, am ausgezeichnetsten aber im
aufgeschwemmten Lande und im Sande der aus solchem entspringenden Flüsse,
namentlich in Ostindien findet.
2. Der gemeine K o r u n d findet sich in rauhen, kaum durchscheinenden,
meist trüb oder unrein gefärbten Krystallen in Massmgcsteinen eingewachsen,
, und wird seiner Härte wegen gepulvert und zum Schleifen und Poliren der
^Edelsteine angewendet.
'
3. Der S m i r g e l bildet dichte oder körnige Massen, die u. a. in Sa-chsen
in Glimmerschiefer eingewachsen vorkommen. Er ist wenig glänzend und von
blaugrauer Farbe und besteht aus Thonerde, merst verunreinigt mit Magneteiscn, sowie durch einen großen Gehalt von Eisenglanz. Der beste wird schon
seit ältester Zeit von der Insel Naxos eingeführt und gepulvert zum Schleifen
und Poliren benutzt.
4. K r y o l i t h , 3 N ^ 1 ->- ^ I ^ , oder Eisstein, findet sich in krystal- 39
liuischer Masse mit blätterigem Gefüge, dem hexagonalen System angehörig;
H. — 2,5; D . — 2,9. Dieses in West-Grönland auf Lagern vorkommende
Mineral wird zur Darstellung von Natron und metallischem Aluminium verwendet.
5. A l u m i n i t , 3 l 8 s - ^ - 9 I I , basisch schwefelsaure Thonerde, wird als
weiße erdige Masse, jedoch in geringer Menge gefunden. Die schwefelsaure
Thonerde, M 8 ^ - ^ 1 8 1 3 , auch Federalaun genannt, bildet haarförmigen
krystallinischen Ueberzug oder poröse und dichte Massen. Der A l u n i t oder
44
.
Oryktognofic.
!
Alaunstein, der aus Thonerde, Kali und Schwefelsäure besteht, krystallisnt
im hexagonalen System als Rhombosder und wird besonders bei Nom gefunden und zur Gewinnung des römischen Alauns benutzt, der kein Eisen enthält
und dadurch lange vorzugsweise geschätzt wurde, bis die Fortschritte der Chemie auch,
anderwärts eismfreien Alaun darzustellen lehrten. A l a u n , ^ 3 - j - M 82-^-24^'
kommt als reguläres Octaöder vor und bietet eins der ausgezeichnetsten Beispiele der VertretungchemischerBestandtheile (§. 40) und des Isomorphismus
(§. 22). Entsprechend der in §. 95 der Chemie angeführten Reihe künstlicherAlaune, hat man als Minerale die folgenden beobachtet:
Natron-Alaun,
Ammoniak-Alaun,
^ Eisen-Alaun,
Magnesia-Alaun,
Mangan-Alaun,
i ^ ' 8 -^ M 8Z - j - 2 4 ^ l .
/
^
^ s 8 - s - M 8^->-2415.
( N ^ , N u ) 8 ->- '^18^ ->- 2411.
iVln's ->- '^IZs -s- 2 4 N .
'
Fundorte der Alaune find vorzugsweise kohlenschieferartige Gesteine
(§. 45) und die Umgebungen der Vulcane.
6. Aus einer Gruppe von Mineralen, die im Wesentlichen aus Phosphor«
saurer Thonerde mit einem Gehalt an anderen Metalloxyden und hinzutretendem Fluor bestehen, wie der G i b b s i t , W a v e l l i t , M ? 1 s - j - 3 ( ^ 1 ^ 3 ^ - 1 0 1 1 ) .
A m b l y g o n i t , L a z u l i t u. a. m. heben wir den T ü r k i s , auch K a l a l t genannt, hervor. Er findet sich in nierigen traMgen Stücken, von himmelblauer
bis hellgrüner Farbe und wird als Schmuckstem geschätzt. Die schönsten Türkise
kommen aus Persien und Arabien und heißen ächte oder orientalische Türkise,
zum Unterschied von den abendländischen oder Zahntürkisen, Nachahmungen,
welche aus Stücken fossiler Thicrzähne, die durch Kupferoxyd gefärbt sind, ge-fertigt werden.
M
7. Der S p i n e l l ist eine Verbindung von Thonerde und Magnesia,
welche durch die Formel: K Z Ä vorgestellt wird und worin die Thonerde die
Stelle einer Säure vertritt; er krystallisirt als reguläres OctaLder und in dessen
Abänderungen, und zeichnet sich durch (H. — 8; D. — 3,8) Härte, Glanz
und Durchsichtigkeit in hohem Grade aus, weshalb er als werthvoller Edelstein
gilt. Man unterscheidet nach der Farbe verschiedene Arten des Spinells> von
welchen der rothe, edle S p i n e l l , auch Rubin-Spinell genannt, der geschätzteste
ist und in Ostindien vorzugsweise gefunden wird. Außerdem kennt ^ M
^
blauen, grünen und schwarzen Spinell.
8. Der Chrysoberyll, V s Ä , aus Beryllerde und Thonerde bestehend,
findet sich in kurzen, säulenförmigen und tafelförmigen Krystallen des rhombischen Systems; H. — 8,3; D. — 3,7, ist durchsichtig, glasglänzend, grün.
Wird als Edelstein verwendet.
III. Kl. Silicate. Zeolithc.
HI.
4b
K l a s s e der S i l i c a t e .
16.
Gr^ipVS 6.Sr 26o11tlis.
Die Zeolithe, d. h. Kochsteine, weil sie sämmtlich Krystallwaffer ent-6i
halten, welches beim Erhitzen derselben Aufschäumen verursacht, sind meistens
weiß, glasglänzend, durchsichtig und haben eine Härte von 3,5 bis 6,5 und
eine Dichte von 2 bis 3. Die Mehrzahl der ZeoDhe sind Doppclsilicate der
Thonerde, mit einer oder mehreren sich vertretenden Basen der Alkalien oder
alkalischen Erden; die übrigen sind Kalkerdesilicate und einige enthalten noch
Norsäure. Während sowohl ihrechemischeZusammensetzung, namentlich aber
die Mannichfaltigkeit und Eigenthümlichkeit ihrer Krystallformen viel Interesse
erregen, ist kein Glied dieser Familie durch massenhafte Verbreitung oder technische Verwendung wichtig. Wir müssen uns darauf beschränken, nur einige
der bekannteren Zeolithe nebst ihren Formeln und Krystallformen anzuführen:
Datolith,
Apophyllit,
Analzim,
Harmotom,
Stilbit,
Chabasit,
Nesotypod.Natrolith,
Thomsonit,
Prehnit,
02stti4^3 0 2 . V ^ 3 N ; ^
l s o a - ^ l h O i - ' j - Z A ; quadratisch.
M s Z i 2 ^ 3 M 8 i 2 ^ 6 Ü ; regulär.
M8'i^M^
0a81 ^ M 8is-^6 I I ; rhombisch.
(^a,()2.)8i-j-M8i-<-2il; rhombisch.
( 6 a , ^ a , ^ 8 1 - ^ 3 ^ 1 8 1 - 4 - ? I I ; rhombisch.
O ^ ^ ^ ^ i ' Z i ^ N ; ^mbisch.
Der Harmotom heißt auch Kreuzstein, weil seine säulenförmigen Krystalle fast immer sich durchkreuzend als
Zwillinge vorkommen. Fig. 57 giebt
uns die Abbildung eines aus drei
Zwillingspaaren gebildeten, ausgezeichnet schönen Harmotomkrystalls aus Andreasberg. Derselbe ist somit ein Sechsling. Der Mesotyp ist der gemeinste
Zeolith und heißt auch Faserzeolith,
weil seine strahlig um einen Mittelpunkt
stehenden Krystallsäulen sich in die feinsten Fasern zertheilen.
46
Orpktoguosic.
17.
62'
(3-rrl.ppS Äsr ^kons«
Wie in der Chemie ß. 9b bereits erwähnt iymde, versteht man untci
Thon diechemischeVerbindung von Kieselerde mit Thonerde, weshalb Tho«
und Thonerde wohl zu unterscheiden sind. Die Minerale, bei welchen T l M
die Hauptmasse ausmacht, sind entweder krystallisirt und haben eine Härte W
7,5, sind durchsichtig, glasglänzend, oder sie sind dicht oder erdig. I n beide«
Fällen sind die Thone schWrig oder gänzlich unschmelzbar vor dem Löthrohre.
Bemerkenswerth sind:
Der A n d a l u s i t , Ä ^ 8 ^ , bildet rhombische Säulen, H.---- 7,5;
D. — 3,1 bis 3,2, ist unschmelzbar und meistens fleischroth gefärbt. Dn
C h i a s t o l i t h oder Khi-stcin, weil durch ein eigenthümliches Verwachsen von je
vier seiner Krystalle auf deren Querschnitt eine dem griechischen Buchstaben
M i (X) ähnliche Zeichnung, Fig. 5 8 , entsteht. Der Disthen, ' Ä ^ i ^ ^
in klinorhombischm Säulen krystallisirt, hat die Eigenschaft, mit bläulichem
Lichte zu leuchten, wenn er ein wenig erwärmt wird. H. — 5 bls 7 ; D.—3,5
bis 3,6.
Die folgenden sind erdige, durch Eisenoxyd oder dessen Hydrat gelb, rot^
oder braun gefärbte Thone, wie die Gelberde, die als Tüncherfarbe, und dn
T r i p c l , der zum Poliren und Putzen dient. Der B o l u s , auch Lemnischc«
oder Siegelerde genannt, ist ein rother, fettig anzufühlender, an der Zunge klebender Thon, der früher in der Medicin gebrauchlich war. Er dient als roch
Farbe, namentlich von Geschirren. Die T e r r a de S i e n a ist ein brauner, als
Maler- und Druckfarbe benutzter Thon. , Das S t e i n m a r k füllt in derben
Massen die Spalten verschiedener Massengesteine aus, woher,es seinen Namen hat.
Am werthvollsten von allen Thonen
aber ist die P o r z e l l a n e r d e , auch
K a o l i n genannt, A i 3 Z i 4 _ ^ _ 6 ^ M
verwittertem Fcldspath entstanden, bil?
ddt derbe erdige Massen, die weiß oder nm
blaß gefärbt und namentlich frei von
Eisen sind. Dieses werthvolle Material
zur Verfertigung des Porzellans findet
sich in lagerähnlichen Räumen in Granit und anderem Gestein, iedoch nicht allzw
häufig. Vorzügliche Erden sind die von A u e , von Schneeberg und bei Meißtt
in Sachsen, Passau, Karlsbad, Limoges in Frankreich u. a. m. Daß Chim
und Japan im Besitz solcher Erde sind, geht daraus hervor, daß wir von dorl
III.
K l . Thon. Porzellanerbe.
Feldspath.
47
nicht allein zuerst das Porzellan, sondern auch den Namen K a o l i n erhalten
haben.
Der gemeine T h o n ist freilich für die Mehrzahl der Menschen noch wichtiger als die Porzellanerde. Zum Theil dieser noch sehr ähnlich, wird er Porzellanthon genannt, oder Pfeifenthon, wenn-er weiß ist, Töpferthon, wenn er
, gröber und gefärbt ist. Aller Thon fühlt sich fett an und klebt an der Zunge,
indem er begierig Wasser einsaugt und zurückhält. Noch stärker saugt er Fette
ew, daher er zum Ausziehen der Fettflecke benutzt wird. Auch hat der Thon
einen eigenthümlichen sogenannten Thongcruch, was man daher leitet, daß
er die Fähigkeit besitzt, Ammoniak aus der Atmosphäre anzuziehen. Der
Thon ist unschmelzbar, und Thongesteine dienen deshalb als feuerfeste
Steine oder Gestellsteine zum Ausmauern von Räumen, die große Hitzegrade
auszuhalten haben, wie Hoch- und Porzellanöfen, Flammöfen, Glasöfen u. s.w.
Der erdige Thon wird zu Geschirren verschiedener Art (s. Chemie §. 97) verarbeitet. Durch Beimischung von Kalk verliert der Thon mehr und mehr seine
Eigenschaften, namentlich seine Unschmelzbarkeit, indem er in Mergel und Lehm
übergeht.
Noch sei zum Schluß dieser Familie des B i l d s t e i n s (Agalmatholith) gedacht, eines Thonsteins, aus welchem die Chinesen ihre bekannten kleinen Göt/terbildchen (Pagoden) schnitzen, die nach unseren Begriffen eben keine erhabene
Vorstellung von der Göttlichkeit gewähren.
19.
(3^npp6 Hsr ?s1Hgi)g.tk9.
Der Name S p ä t h ist sehr alt und soll wohl ein spaltbar krystallisirtes 6 3
Mineral bezeichnen. Die hierher gehörigen Minerale haben in ihrer chemischen
Zusammensetzung viele Ähnlichkeit mit den Zeolithen, wenn man von dem
Wassergehalt der letzteren absieht. Ihre Härte geht bis 7, ihre Dichte bis 3,3.
Sie sind meistens glasglänzend, gefärbt und vor dem Löthrohre schwierig
schmelzbar. Bemerkenswert!) sind:
Der Feldspath oder O r t h o k l a s , ^ 8 i - j - Ä 8 i s , krystallisirt in klinorhombischen Säulen. Er ist sehr vollkommen spaltbar, hat unebenen Bruch;
H. — 6 ; D . — 2,5 und ist durchsichtig, glasglänzend, weiß oder flcischroth,
auch wohl grün und wird in letzterem Falle Amazonenstein genannt. Er
findet sich sowohl in ausgebildeten zusammengehäuften Krystallen, als auch in
größeren krystallinischen Massen. Am häusigsten tritt er dagegen als ein Eemengtheil. verschiedener Felsarten, namentlich des Granits, Gneises und Syenits
auf und ist dadurch besonders wichtig. I n Hinsicht der Bildungsweise unterscheidet man den gemeinen oder frischen F e l d s p a t h von trüber Farbe und
frischfeuchtem Ansehen und den glasigen F e l d s p a t h oder S a n i d i n , der
meist ungefärbt, durchsichtig und auf der Oberstäche häufig rissig ist. Man hält
Ersteren für eine Ausscheidung aus wässeriger Lösung, während der Letztere aus
geschmolzener Masse krystallisirt ist. I n der That findet sich der Sanidin stets
48
Oryktognosie.
in vulcanischen Gesteinen, wie z. B. im Trachyt des Siebengebirges. Ein
bläulich-grüner Feldspath von eigenthümlichem innerem Perlmutterschein wird
Adular oder Mondstein genannt. Der nicht krystallifirte, sondern dichte
Feldspath heißt Feldstein oder Felsit. Er ist weniger rein und macht
gleichfalls einen großen Theil der Masse mehrerer Felsarten, wie des Porphyrs
und Monoliths, aus. Der Feldspath verwittert leicht und indem hierbei das
Kälisilicat durch Wasser entzogen wird, bleibt Porzellanerde (§. 62) übrig.
Der A l b i t oder Natronfeldspath, ^ Z i - j - M Z i s , weil er Natron
anstatt Kali enthält, erscheint auch als ein wesentlicher Bestandtheil mancher Felsarten, insbesondere einiger Granite, Diorite und Trachyt?.
Aus der großen Reihe feldspathähnlicher Gesteine führen wir einige an,
aus deren Formeln der Wechsel in der Zusammensetzung derselben ersichtlich ist:
Oligoklas,
Petalit,
Spodumen,
Labradorit,
Anorthit,
Leuzit,
Nephelin,
Sod-alith,
Hauyn,
( ^ 2 . , d H , X ) 5 ' i - ^ M 8 i 2 ; klinorhombisch.
3 chi,^)3 8 i 2 ^ - 4 Ä 8 i 3 ; unbestimmt.
M , ^ 2 . ) 3 812.^-4(M8i2); klinorhombisch.
( ^ O a . ) 8 i ^ M 8 i ; klinorhomboidisch.
( ^ , <^2)38i^-2 Ä 8 i ; klinorhomboidisch.
X3 8 i 2 ^ - 3 M 8 i 2 ; regulär.
( ^ ^ ) 2 8 i - ^ 2 l i 8 i ; heragonal.
^ s 8 i ^ 3 M 8 > ^ ^ 0 1 ; regulär.
'
unbestimmt;
regulär.
Als Bestandtheile des Petalits und Spodumens finden wir das Oxyd des
L i t h i u m s (I^i), welches in seinen Eigenschaften dem Kalium und Natrium
am nächsten steht und die Lichtstamme roth färbt.
Der Labrador ist merkwürdig durch eine Farbenwandlung in blauen,
grünen, gelben und rothen Farben, nicht unähnlich, wie man sie am Halse der
Tauben und bei manchen Schmetterlingen ficht.
Der Lasurstein oder Lapis Lazuli ist ausgezeichnet durch seine herrliche
blaue Farbe. Er findet sich in Sibirien, Tibet, China und wird theils zu
allerlei Bild- und Schmuckwerk, theils zermahlen als eine kostbare Farbe, Ult r a m a r i n genannt, angewendet. Seitdem man jedoch die Bestandtheile dieses
Minerals aufchemischemWege genau ermittelt hat, ist es gelungen, iene Farbe
künstlich darzustellen. (S. Chemie §. 98.)
Die folgenden Minerale scheinen Gemenge von Kieselsäure mit Feldspath zu sein, .die durch große Hitzegrade meist glasig geschmolzen oder
schlackig und schäumig aufgetrieben sind. Ein solches ist der Obsidian oder
Vouteillenstein, von schwarz oder grünschwarzer, glasähnlicher Masse, der zu
allerlei Gegenständen, wie Dosen, Knöpfen u. s. w. verarbeitet wird. Die Südamerikancr verfertigen daraus ihre schneidenden Geräthe und Waffen. Der
III. Kl.
Bimsstein. Granate.
49
Bimsstein, der in der Nähe von Vulcanen stromartige Lager bildet, ist schäumig, glasig und dient bekanntlich zum Schleifen und Polircn, namentlich der
weicheren Gegenstände, da seine Härte nur - 4,5 ist. Auch der Perlstein
und Pechstein gehören zu diesen Bildungen.
Wir finden hier Minerale von sehr ausgezeichneter krystallinischer Ausbil- 64
düng, die jedoch nicht in Massen erscheinen und den Gewerben entfernt bleiben.
Ihre Härte ist 3 bis 7,5, ihre Dichte 2,6 bis 4,3. Kieselsaure, Thonerde und
Kalk herrschen vor, doch gesellensichhierzu so manmchfaltige vertretende Bestandtheile
(vergl. §. 40), daß die Aufstellung derchemischenFormeln sehr erschwert und
öfter unmöglich wird. Meistens sind sie
gefärbt und am Löthrohr schmelzbar,
und geben mit Borax ein grünes Glas.
Neben dem W e r n e r i t und A x i n i t ist
namentlich der T u r m a l i n , auchSchörl
genannt, hervorzuheben. Er krystallisirt
in sehr verwickelten Formen, die vom
hexagonalen System abgeleitet werden
und deren Fig. 59 eine darstellt. Seine
chemische Zusammensetzung läßt sich nicht
wohl durch eine Formel ausdrücken,
doch ist zu bemerken, daß er neben Kieselsäure und Thonerde, als Hauptbestandtheilen, noch Borsäure, Magnesia,
Eisenoxyd und im Ganzen bis 12 verschiedene Bestandtheile enthält. Besonders merkwürdig ist, daß ein Turmalinkrystall, wenn man ihn erwärmt, an dem
einen Ende positiv und am anderen negativ elektrisch wird. Man findet Tmmaline von allen Farben, und verwendet die durchsichtigen grünen und braunen
zu den §. 27 angeführten Polarisationsversuchen.
Von dem S t a u r o l i t h sei bemerkt, daß seine Krystalle öfter zu einem sehr
regelmäßigen Kreuz, Fig. 60, verwachsen sind.
II.
50
Oryktognosie.
!
Am bekanntesten jedoch ist der G r a n a t , der in schönen Nhomben-Dode,
caLdern, Fig. 61 (a. v.S.), krystallisirt, die dem regulären Systeme angehören. Seine«
Zusammensetzung ist kieselsaure Thonerde, verbunden mit einem anderen kiesel, 5
sauren Metalloxyd, worin jedoch, wie in §. 41 bereits angeführt und näher l
erörtert wurde, eine große Marmichfaltigkeit herrscht, so daß man eine ganze
Reihe verschiedener Granate, ähnlich wie du. Alaune (K. 59) hat, die aber in
ihren physikalischen Eigenschaften ziemlich übereinstimmen. Die Granate sind
unvollkommen spaltbar, haben muscheligen Bruch; H.—6,5 bis 7,5; D. —3,5
bis 4,2; sind meistens undurchsichtig und kommen in allen Farben vor, gewöhnlich
eingesprengt in den krystallinischen Gebirgsarten, wie Granit, Gneiß, Glimmerschiefer u. a. m. Von allen wird der schöne dunkelrothe Granat oder Pyrop
am meisten geschäht, der zu Halsketten, Ohrgehängen 2c. sehr beliebt ist. Der
größte Theil der im Handel befindlichen Granaten kommt aus Böhmen, aus
der Gegend von Kulm.
Andere bemerkenswerthe Minerale dieser Familie sind noch der I d o k r a s
und der grüne Epidot.
20.
65
OrnMs äor l^iiminsi'.
Diese Familie ist sehr gut durch ihren Namen charakterisirt, denn ihre
Minerale sind meistens als kleine, dünne Blättchen krystallisirt, die einen glimmernden Glanz haben. Diese Blättchen sind sehr spaltbar, biegsam und von
geringer Härte, so daß die Glimmerarten sich meistens eigenthümlich glatt anfühlen. Ihre Härte geht nicht über 3, ihre D- — 2 b i s 3 . DiechemischeZusammensetzung läßt sich nicht wohl durch eine Formel ausdrücken; Kieselerde und
Thonerde sind vorherrschend, doch enthaltensiehäufig eine beträchtliche Menge
von Magnesia. Der Glimmer ist entweder farblos oder verschieden gefärbt,
namentlich gelb, grün und schwarz.
Der gemeine oder K a l i g l i m m e r , auch zweiaxiger G l i m m e r genannt, weil er optisch zweiaxig (s. §. 27) ist, findet sich außerordentlich verbreitet, besonders in verschiedenen Felsarten, wie er denn z. B. die glänzenden
Blättchen in Granit, Gneiß und Glimmerschiefer ausmacht. I n Sibirien kommt
er als sogenanntes Marienglas in so großen Blättern vor, daß er zu Fensterscheiben dient. I n dem Lithiongl-immer oder L e p i d o l i t h , der meist eine
' schön psirsichblüthrothe Farbe besitzt, ist das Kali theilweise durch Lithion ersetzt.
I n dem einaxigcn oder T a l k g l i m m e r herrscht der Gehalt an Magnesia
(Talkerde) gegen das Kali vor.. Eine Art desselben ist der C h l o r r t , der durch
eine schöne grüne Farbe sich auszeichnet, und diese Farbe auch den Gesteinen
ertheilt, von welchen er einen Gemengtheil ausmacht, wie namentlich dem
Chloritschiefer.
Der Talk enthält 62 Proc. Kieselsäure und 30 Proc. Magnesia und erscheint meist als Aggregat von undeutlichen Krystallen. H, --- 1 bis 1,5;
D. — 2,5 bis 2.7. Er fühlt sich glatt und fett an, ahnlich wie Seife oder
III. Kl.
Serpentin.
Augit.
51
Talg, woher auch seine Benennung kommt; dabei ist er sehr weich und weiß
oder blaßgrün gefärbt. Er tritt als Talkschiefer in Masse auf und eine Abänderung desselben/der Topfstein, dersichschneiden und drehen läßt, dient zu
Anfertigung von Geschirren.
21. <5rnpp6 äss Bs?pSQtiii8.
Man rechnet hierher weiche, meistens schnndbare Minerale, deren Härte 66
höchstens 2,3 ist, und die nicht zu Krystallen ausgebildet, sondern meistens "undurchsichtig, wenig glänzend und schwer schmelzbar sind. Ihre Hauptmasse ist
Kieselsäure mit Magnesia, in der Regel gefärbt durch Oxyde des Eisens. Es
gehört hierher der fettig anzufühlende Speckstein, der zum Ausmachen von
Flecken, als weiches Polirmittel dient,' auch zu allerlei Gegenständen geschnitten
wird, und welchem sich der Seifenstein oder S a p o n i t und der bekannte, zu
Pfeifenköpfen verarbeitete Meerschaum anreihen. Der S e r p e n t i n , auch
O p h i t oder Schlangenstein tzcnannt, wegen seines grünlichen gesteckten Ansehens, das an die Haut mancher Schlangen erinnert, bildet derbe Massen, von
körnigem Bruch, die als Felsen auftreten. Seine Härte beträgt 3, und er wird
zu sehr verschiedenen Gegenständen, namentlich zu Reibschalen für Apotheker, zu
Säulen, Dosen u. s. w. verarbeitet. Von der großen Anzahl serpentinhaltiger
Minerale, die hier anzureihen wären, bemerken wir den Schillerspath; er
findet sich eingesprengt in serpentinhaltigen Gesteinen, in Gestalt breitblätteriger,
krystallinischer Flächen, von schwärzlich grüner und braungelber Farbe mit
metallähnlichem, schillerndem Perlmutterglanz.
Das B e r g holz (Holzasbest), aus holzbraunen, faserigen, plattenförmigen
Massen bestehend, läßt sich ähnlich zerspalten wie Holz; enthält Kieselsäure,
Talkerde und Eisenoxyd.
^
22. (3^HVP6 <3.ss ^.nsitg.
Diese Minerale haben eine Härte zwischen 4,5 bis 7 und Dichte — 2,8 67
bis 3,5. Ihre Farben sind vorherrschend dunkel, grün und schwarz und vor
dem Löthrohre sind sie schmelzbar. Kieselsäure und Magnesia sind Hauptbestandtheile, doch treten auch andere Oxyde, wie namentlich Eisenoxyd und
Thonerde in beträchtlicher Menge hinzu. Die Augite bieten interessante Krystallverhältnisse dar, und erreichen nicht selten für sich eine massenhafte Verbreitung. Zugleich sind sie in vielen gemengten Felsarten enthalten. Die wichtigsten Minerale dieser Familie sind der Augit und die Hornblende, von welcher
wieder mehrere Arten mit besonderen Namen vorkommen.
1. Der A u g i t oder Pyroxen krystallisirt meist in kurzen, dicksäulen-
52
Oryktognosie.
förmigen, dem klinorhombischen Systeme ungehörigen Krystallen, Fig. 62 und
Fig. 63, worunter öfter Zwillinge, Fig. 64. H. - 5 bis 6; D. ---- 3,2 bis
3,5; meist undurchsichtig, glasglänzend, farblos, grün, häusiger braun bis
schwarz. DiechemischeZusammensetzung der Augite entspricht der allgemeinen
Formel: K5 8i2. ^ ^ . ^ ^ ^ besonderen Arten in folgender Uebersicht
näher angegeben:
Pyrozen,
(öa,N^Fs)3 3i2.
Diopsid,
(Ns,6a)3 8i2.
D i a l l a g od.Schillerspath, (3 N ^ -s- 2 O» -s- ^6)3 612.
Vroncit,
(3 N ^ - ^ - ^ 8i2.
Hypersthen,
(N5-j-?6)28i2,
.
... ^ N^s) ßi2
(O2.s8i)2 -s> . ^ > ^
Gemeiner Augit,
Die KrystallforMw aller gehören deMselben System an.
Der gemeine Augit findet sich als Augitfels und als wesentlicher Bestandtheil des Basalts, Porphyrs und der Lava.
Der Kokolith ist ein aus körnig, krystallinischer, grüngefärbter Masse
bestehendes augitartiges Mineral.
2. Die Hornblende oder Amphibol, krystallisirt ebenfalls w Säulen
des klinorhombischen Systems, Fig. 66. Ihre Zusammensetzung entspricht der
Formel: Öa 8 i - ^ - N ^ 8i2, doch führen die grünen
und schwarzen Hornblende-Arten auch Thonerde. Zu
diesen gehört die gemeine
allgemein verbreitet ist, eigne Felsarten, das Horn blendegestein und den Hornblendeschiefer bildet, sowie wesentlichen Antheil an der Zusammensetzung des Syenits, Diorits u. a. m. hat. Sie dient
als Zuschlag auf Eisenhütten und als Zusatz zu
ordinärem Bouteillenqlas.
III. Kl.
Asbest.
Topas.
Smaragd.
53
Der G r a m m a t i t kommt in meist blaßviolblauen, gestreiften, stängelichcn
Krystallen eingewachsen vor; der S t r a h l s t e i n ist ähnlich, von grüner Farbe.
Der Asbest, A m i a n t h und der BergTork sind als Arten von Hornblende zu betrachten, die in außerordentlich feinen Nadeln krystallisirt sind.
Man vermischt die biegsamsten Arten des Asbests mit Flachs, verfertigt daraus
Gespinnste und Zeuge, aus welchen nachher der Flachs ausgebrannt wird. Es
sind dies die sogenannten unverbrennlichen Zeuge, deren man sich bei Feuersgefahr bedienen kann. I m Alterthume wurden die Leichname der Reichen i n
solche Zeuge gehüllt und verbrannt, wodurch ihre Asche gesondert blieb.
23.
(3WU.PPG Äsr N6.6i8tsuis.
Hier finden wir, was außer dem uns bereits bekannt gewordenen Diamant, 68
Rubin und Saphir die Natur noch an krystallnem Schmuck zu bieten vermag.
Die Minerale dieser Familie haben eine Härte von 7,5 bis 8,5; die Dichte
— 2,8 bis 4,6; sie sind durchsichtig, meistens schön gefärbt und schwierig oder
gar nicht schmelzbar. Dieselben bestehen aus Verbindungen der Kieselsäure mit
den Erden.
1. T o p a s , lieselsaure Thonerde mit Fluorgehalt^
des rhombischen Systems, Fig. 66. H. — 8 ; D . 5 ^ 3,5; vorherrschende
Farbe gelb.
2. S m a r a g d , kieselsaure Thonerde-Beryllerde (K'sXi) 8!2; bildethexagonale Säulen, Fig. 67. H. — 7 bis 8 ; D . --- 2,7," grasgrün, sogenanntes
Smaragdgrün.
B e r y l l , auch A q u a m a r i n , wird ein meergrüner, blaugrüner Smaragd
genannt. Gemeiner B e r y l l findet sich in großen undurchsichtigen/bis mehrere
Fuß langen Krystallen in Nordamerika.
3. Z i r k o n oder H y a c i n t h , kieselsaure Zirkonerde, 2 r 8 i , in quadratischen Säulen, Fig. 68, vorkommend. H. — 7,5; D. 4,5; bräuulichroth, sogenanntes Hyacinthroth.
54
Oryktognosie.
Hauptfundorte der genannten Edelsteine sind im Ural, in Ostindien, Ceylon, Brasilien.
Anzureihen ist: der O l i v i n oder C h r y s o l i t h , kieselsame Magnesia,
U ^ s A , findet sich in olivengrünen, kurzen rhombischen Säulen, vorzüglich eingesprengt in Basalt. H. — 6 bis 7 ; D. — 3,4.
IV. Klasse der schweren M e t a l l e .
24.
69
(3-ru.ppO äss Ni8SQ8.
Das Eisen bildet eine sowohl durch die Mannichfaltigkeit ihrer Formen
als auch durch die Mächtigkeit ihres Auftretens bedeutende Gruppe. Seine
Minerale haben eine bis 8,0 gehende Dichte und die Härte des Quarzes, sind
meistens undurchsichtig und gefärbt. Sie wirken auf die Magnetnadel, und geben
mit Borax in der äußeren Löthrohrflamme ein dunkelrothes, beim Erkalten
Heller bis farblos werdendes, in der inneren Flamme ein bouteillengrünes Glas.
Ueber die Verwendung derselben zur Eisengewinnung giebt die Chemie (§. 99)
Aufschluß. Die wichtigsten der hierher gehörenden Minerale sind:
1. Das gediegene Eisen, das nur selten in Lagern von unbedeutender
Stärke, sodann in Körnern und Blättchen eingesprengt sich findet. Merkwürdig
ist ganz besonders das Meteoreiseu, nämlich Massen von gediegenem Eisen,
die aus der Atmosphäre auf die Erde niedergefallen sind nnd die an verschiedenen Orten im Gewicht von 171 Pfund bis 3000, ja 14,000 Pfund gefunden wurden. Auch gehören hierher die Meteorsteine, rundliche Massen, die,
mit wenig Ausnahme, gediegenes Eisen enthalten, und außerdem noch erdige
Bestandtheile, wie Augit, Hornblende, Olivin u. a. m. Charakteristisch für
dieselben ist ein schwarzer, wie von einer theilweisen Schmelzung ihrer Oberfläche herrührender Ueberzug. Meteorsteinfällc sind wiederholt beobachtet worden, wie z. V . 1833 bei Blansko in Mähren. Man ist der Ansicht, daß diese
ursprünglich im Weltraum kreisenden Massen sich beim Eintritt in dre Atmosphäre der Erde entzünden. Vergl. Astron. §. 86.
2. Das M a g n e t e i s e n , ? 6 - s - l ^ 6 , findet sich als reguläres Octatzder
und ist ausgezeichnet durch seine magnetischen Eigenschaften; es kommt auch in
dichten Massen von großer Ausdehnung vor, die Gebirgstheile bilden. Farbe,
eisenschwarz; H. 2--- 5 bis 6; D. --- 5. Es ist eines der besten Eisenerze,
namentlich zur Stahlbereitung.
IV. Kl.
Rotheismstein.
Eisenkies.
55
3. Das Eisenoxyd, k s , auch Rotheisenerz genannt, hat einen lebhaften
Metallglanz und giebt einen rothen Strich, sowie auch ein rothes Pulver. Es
findet sich in verschiedenen Formen, nämlich in tafelartigen, rhomboßdrischen
Krystallen als Eisenglanz, vorzüglich schön auf Elba; in dünnen Schuppen
als Eisenglimmer, sodann als faseriger Rotheisenstein, auch Glaskopf
oder B l u t s t e i n genannt, als dichter, schuppiger und erdiger Rotheisenstein,
welch letzterer auch Rotheisenocker heißt. Hat derselbe eine Beimischung von
Thon, so heißt er rother Thon-Eisenstein, auch Röthel. Diese Minerale
sind wichtige Eisenerze und dienen außerdem gemahlen als Polirmittel und
rothe Farbe.
4. Das Brauneisenerz oder Eisenoxydhydrat, k s ^ s , kommt nicht im
deutlich krystallisirten Zustande vor. Doch hat der faserige Brauneisenstein,
auch brauner G l a s k o p f genannt, feine haarförmige Krystalle, die zu traubenförmigen und kugeligen Gebilden vereinigt sind. Man begegnet zwat sehr oft
wohlausgcbildeten Krystallen, die aus Brauneisenstein bestehen; allein es erweist
sich, daß dieselben Afterbildungen (Z. 22) nach den Krystallen anderer Eisenerze,
besonders des Eisenkieses sind. Außerdem kommt dichter und erdiger Brauneisenstein vor, der durch Thongehalt in den braunen und gelben Thon eisen stein übergeht, wovon der als Farbe gebrauchte gelbe Ocker und in gleicher
Nnwendung die Umbra zu bemerken sind. Auch das Bohnerz, wegen seiner
Absonderung in kleine rundliche Stücke, und das aus Sümpfen sich niederschlagende Rasen-Eisenerz gehören hierher, welch letzteres jedoch zur Eisengewinnung weniger werthvoll ist, als die vorhergehenden.
Mit dem Schwefel kommt das Eisen in mehreren Verhältnissen verbunden in meistens schön krystallisirten und messingglänzenden Mineralen vor, die
man Kiese nennt. Solche sind:
5. Der Mag'netkies, ^ 6 - s - 5 V^s, wegen seiner tombacbraun angelaufenen
Farbe auch Leberkies genannt, meist tafelartig, selten in hexagonalen Säulen
krhstallisircnd; schwach magnetisch.
6. Der Eisenkies, Schwefelkies oder P y r i t , I?6, kommt in ausgezeichneten Krystallen des regulären
Systems vor als Pentagon-Dodecaöder,
Fig. 69, und dessen Combination. Farbe
messinggelb, metallglänzend, häufig bunt
angelaufen. D. — 5 ; H . — 6 bis 6,5,
daher am Stahl lebhafte Funken gebend.
Auch findet er sich sehr häufig in derben Massen, sowie in ganz feinen Vlättchen und Körnchen eingesprengt, z. B.
in der Steinkohle, und liefert, indem er
sich an der Luft, namentlich bei Gegenwart von Wasser, oxyvirt, das schwefel-
56
Oryktognosie.
saure Eisenoxydul (Chemie §. 101), das alsdann unter dem Namen Eisenv i t r i o l ebenfalls dem Mineralreich angehört.
Zweifach-Schwefeleisen, V'G, kommt auch i n kleinen, speerartig oder
kammförmig gehäuften KrystaUgruppen vor, die dem rhombischen Systeme angehören, und heißt daher S t r a h l k i e s , auch Speerkies oder Markasit. Aus
beiden Eisenkiesen wird durch Destillation Schwefel gewonnen.
Die übrigen Minerale des Eisens, deren es noch eine große Anzahl giebt,
sind meistens wenig bedeutend als Massengesteine oder in ihrer Anwendung,
weshalb sie zum Theil nur erwähnt werden, wie das Eisenblau (phosphorsaures Eisenoxyd) und der Grüneisenstein (dasselbe, wasserhaltig), sodann die
Reihe der Verbindungen des Arsens mit Eisen, die Arsenikkiese, welche einen
weißen Metallglanz besitzen. Solche sind das Arsenik-Eisen (Glanz-Arsenikkies), P0H.32, der S k o r o d i t , das Würfelerz, der schwefelhaltige Arsenikkies,
Pßg2 ^_ P O H ^ auch Mispickel genannt;siewerden zur Gewinnung von
Arsenik benutzt.
I n größerer Masse tritt dagegen das kohlensaure Eisenoxydul, V ^ h ,
auf, das im derben krystallinischen Zustande Eisenspath (Spatheisenstein) genannt wird. Dieses zur Stahlbereitung vorzüglich geeignete Mineral, dessen
H. - - 3,5 bis 4,5 und D . — 3,6 bis 3,9 ist, hat eine blaß-gelblich oder
röthlich-bräunliche, bis dunkelbraune Farbe. Das kohlensaure Eisenoxydul
kommt auch in strahlig kugeliger Bildung als Sphärosiderit vor.
Die unter dem Namen von Veroneser Grün als Malerfarbe benutzte
Grünerde ist kieselsaures Eisenoxyd mit Kalk und etwas Magnesia. Der
W o l f r a m i t , aus Eisenoxydul und Manganoxhdul in Verbindung mit Wolframsäure bestehend ( V > N n ) ^ , ein diamantglänzendes, schwarzgraues Erz,
H. --^ 5,5; D. — 7,5; wird zur Darstellung eines wolftamhaltigen Stahls
benutzt.
25.
7l)
(3-rnppo 6.68 MHNK2.N3.
Dieses Metall kommt vorzugsweise als Oxyd vor, und findet sich, außer
den Mineralen, deren Hauptbestandteil es ausmacht, in vielen anderen in geringer Menge als färbende Beimischung. Die geschmolzenen Minerale färbt es
in der Negel violett, die derben braun bis schwarz. Die wichtigeren find:
Der P y r o l u s i t (Mangan-Ueberoxyd; N u ) , gewöhnlich Braunstein genannt, der im rhombischen System krystallisirt, jedoch meistens nur in nadelförmig gehäuften Krystallen erscheint. Seine Farbe und sein Strich sind eisenschwarz; die Härte --- 2 bis 2,5; Dichte — 4,9. Der Name Braunstein, der
für dieses Mineral ganz unpassend ist, wurde von einem der folgenden auf dasselbe übertragen. Die werthvolle Verwendung desselben, namentlich bei der Darstellung des Ehlors, lernten wir bereits in der Chemie §. 44 und 103 kennen.
IV. Kl.
Braunstem.
Chromeisenftein.
57
Das M a n g a n o x y d - O x y d u l , N u - j - N u , auch H a u s m a n n i t oder
Schwarzmanganerz genannt, krystallisirt in kleinen quadratischen Octatzdern,
ist braunschwarz bis schwarz, mit einem braunrothen Strich, und kommt meist
mit dem vorhergehenden gemengt vor. Der B r a u n i t oder das H a r t m a n ganerz, N u , ist M a n g a n o x y d , mit derselben KrystaUform, hat eine dunkelbräunlich schwarze Farbe und gleichen Strich. Eine Beimengung dieser beiden
Minerale macht den Pyrolusit natürlich weniger werthvoll, weshalb beim Einkauf desselben auf Farbe und Strich sehr zu achten ist. Von geringerer Bedeutung für die Technik sind der M a n g a n i t oder das G r a u m a n g a n e r z , aus
M a n g a n o x y d h y d r a t , N n l i , bestehend, und das Wad oder M a n g a n schaum, in fein erdigen, leicht zerreiblichen Massen, als schaumartiger Ueberzug
von schwarz-brauner Farbe in Gesellschaft der übrigen Manganerze vorkommend
ist ein wasserhaltiges Gemenge derselben, verunreinigt durch Baryt, Kalk
und Kali. Ohne Anwendung sind der M a n g a n g l a n z oder Schwefelmangan,
der M a n g anspat h (kohlensaures Manganoxydul), das kieselsaure Manganoxydul.
26.
(3ru.pV6 ÄG8 Okroins.
Es ist auffallend, daß dieses Metall, mit welchem der Chemiker eine große ? I
Reihe prachtvoll gefärbter Verbindungen darstellt, nur durch eine sehr geringe
Anzahl von Mineralen vertreten ist. Hierin liegt wohl auch der Grund der erst
1797 erfolgten Entdeckung des Chroms. I n größerer Masse findet essichals
Chromoxyd in Verbindung mit EisenMoul, F G 6 r , den Chromeisenstein
bildend; derselbe kommt in regulären OctaLdem vor, jedoch meist derb, körnig,
eisenschwarz und metallisch glänzend; H. — 5,5; D. — 4,5. Strich braun;
besonders in serpentinartigm Gesteinen. Er enthält bis 60 Proc. Chromoxyd
und dient zur Darstellung der Chromfarben (Chemie §. 194).
Das chromsaure B l e i o x y d wird später beschrieben und wir haben hier
nur noch des selten und in geringer Menge vorkommenden Chromockers
(Chromoxyd, A r ) , zu gedenken. Außerdem haben jedoch manche Minerale
einen kleinen G e M t von Chrom als unwesentliche Beimischung.
27. Gruppe Äsg Vlodaitg.
Die Minerale dieses seltneren Metalls sind vorzugsweise Schwefel- und 72
Arsenverbiudungen, die undurchsichtig und gefärbt sind und mit Borax am Löthrohr ein schönes blaues Glas geben. Nicht selten verräth ein rosenfarbiger Anflug von Kobaltblüthe den Kobaltgehalt der Erze. Solche sind: Der K o b a l t kies oder Schwefelkobalt, ^ o , der weißen Metallglanz hat und als regel-
58
Oryktognosie.
mäßiges Octatzder krystallisirt; H. — 5 ; D. — 6^3. Als vertretende Begleiter
führt das Mineral Eisen und Nickel, letzteres mitunter vorwiegend. Der S p e i s kobalt oder Arsenik-Kobalt, O o ^ , der als Würfel krystallisirt und in körniger, dichter Masse mit weißem Metallglanz besonders im sächsischen Erzgebirge
sich findet, begleitet von Eisen und Nickel. Der Arsenik-Kobaltkies,Oa^gs.
die K o b a l t b l ü t h e , Öos A s - ^ - 8 I I , oder wasserhaltiges, arsensaures Kobaltoxyd, krystallisirt in kleinen Nadeln, bildet jedoch meist einen erdigen Ueberzug
von schöner, rosenrother Farbe auf arsenhaltigen Kobalterzm. Der Glanzk o b a l t , Oo 8 2 - j - O o ^ s ^ ^ im regulären System als Pentagon-DodecaSder,
Fig. 70, krystallisirend, mit Metallglanz,
weiß ins Röthliche. und öfter bunt angelaufen; endlich der E r d k o b a l t , derbe
M r erdige Masse von schwarzer Farbe,
die ein Gemenge von Kobaltoxyd, mit
viel Manganoxyd, sodann Eisen- und
Kupferoxyd ist. Alle diese Minerale
werden zur Gewinnung des Kobalts,
namentlich aber Zur Darstellung des Kobaltglases, S m a l t e genannt, benutzt
(Chemie §. 105).
28.
73
OrnppO ÄS8 Nioksis.
Die Minerale dieser Gruppe sind nicht häusiger, als die vorhergehenden,
mit welchen sie meist unter denselben Verhältnissen vorkommen. Sie geben sich
öfter durch einen grünen Anflug zu erkennen. I n der Regel enthalten sie eine
kleine Beimengung von Kobalt, so daß sie mit Borax ein blaues Glas geben.
Ihre Härte ist 3 bis 5; die Dichte bis 7,7. Zu bemerken sind:
Der Schwefelnickel, M l 3 , oder Haarkies, da er haar- oder nadelförmige Krystalle bildet; der Roth-Arseniknickel, M ^ . « , auch Kupfernickel genannt, der selten krystallisirt, sondern meist derbe klMlige oder traubige
Massen bildet, die kupferrothen Metallglanz haben; der Weiß-Arseniknickel,
N i ^ 8 2 , ^ t zinnweißen Metallglanz. Die Nickelblüthe oder R ^ ^ M e r ,
M X s - s - 8 1 1 , ist arsensaures Nickeloxyd und erscheint meist als erdiger, apfelgrüner Ueberzug der Nickelerze, seltner in gehäuften Krystallnädelchen. Der
Nickelglanz oder Weißnickelerz, N i 8 2 - s - M ^ 8 2 , hat bleigrauen Metallglanz. Außerdem kommt das Nickel in Verbindung mit mehreren Metallen vor,
von welchen wir den Antimonnickel, M 2 Z h ^ h ^ Nickel-Antimonglanz,
N i 8 2 - j - N i 3 d , den Nickel-Wismuthglanz und den Eisennickelkies
bemerken.
I V . K l . Zinkblende.
Galmey.
Zinnstein.
59
Diese sämmtlichen Minerale sind wenig rcinechemischeVerbindungen, sondern enthalten stets bald mehr, bald weniger Beimengungen von Eisen, Kupfer,
Kobalt, Blei u. a. m. Die Nickclerze dienen zur Fabrikation des zu Neusilber
verwendeten Nickelmetalls. Sie finden sich u. a. im Erzgebirge und besonders
bei Riechelsdorf in Hessen.
29.
Oru.ppo 6.S8 2ink8
Als Oxyd findet sich das Zink nur selten in Form krystallinischer Massen 74
von rother Farbe, woher es Rothzinkerz heißt. Häufiger ist die Blende
oder Zinkblende, welche aus Schwefel und Zink besteht, 2 n 8 , und im regelmäßigen System als Rhombosder und in schönen Abänderungen desselben krystallisirt. Die Blende hat muscheligen Bruch; H. — 3,5 bis 4 ; D. --- 4,1
und Diamantglanz. Die Farbe ist grün, gelb, roth, braun und schwarz. Den
Namen hat dieses Mineral von seinem ausgezeichneten Glanz. Es wird zur
Gewinnung des Zinks benutzt und kommt auch blätterig, faserig, strahlig und
in derben Massen vor.
Z i n k v i t r i o l , 2 n 8 - ^ 7 I I , findet sich in unbedeutender Menge, während das kohlensaure Oxyd als Z i n k s p a t h , 2 n Ö, reichlicher auftritt. Derselbe
krystallisirt im hexagonalen System als Rhomboeder, hat Glasglanz und ist
weiß oder blaß gefärbt. Er wird vorzugsweise zur Fabrikation des Messings
verwendet. Der Galmey oder Kieselzink, I ^ n ^ S i - s - 3 V , ist das wichtigste,
aus Kieselsäure und Zinkoxyd bestehende Erz dieser Gruppe, welches in kleinen
tafelförmigen, von der rhombischen Säule abgeleiteten Krystallen vorkommt, die
einen ausgezeichneten Glanz haben und weiß aber doch blaß, meistens gelblich
gefärbt sind. Beim Erwärmen werden die Krystalle in hohem Grade polarisch
elektrisch und durch Reiben leuchtend. H. — 5 ; D . — 3,5. Gleich den übrigen zinkhaltigen Mineralen vor dem Löthrohr mit Soda einen weißen Nauch
von Zinkoxyd gebend. Der meiste Galmey findet sich in derber Masse, von
höchst mannichfaltiger, unregelmäßiger Gestaltung, oft zellig und zerfressen, von
gelber, brauner und roth er Farbe, letztere von Eisenocker herrührend. Wird
zur Ausbringung von Zink verhüttet, bei Aachen, Wiesloch nächst Heidelberg
und bei Tarnowitz in Schlesien, dessen Galmcylager eine Mächtigkeit von. 40
bis 55 Fuß erreichen.
30. Grupps 6.63 Nnns.
Das Zinn kommt nicht gediegen, sondern vorzugsweise als Z i n n e r z oder 75
Zinnstein vor, der das Oxyd, 8 n 0 2 , ist. Dieses krystallisirt als quadratisches
Octatzder, dessen Abänderungen häusig zu Zwillingskrystallen mit einander verwachsen sind. Dieselben sind halbdurchsichtig bis undurchsichtig, von sehr aus-
60
Oryktognofie.
gezeichnetem Glanz und vorherrschend dunkelfarbig, braun bis schwarz, dem
Kolophonium ähnlich, an den Kanten durchscheinend. H . — 6 bis 7; D. — 7 .
Giebt, mit Soda auf Kohle vor dem Löthrohr reducirt, ein ginnkorn. I n viel
größerer Masse kommt jedoch das ebenfalls aus Zinnoxyd bestehende faserige
Zinnerz als unregelmäßige Stücke von zartfaserigem Ansehen im sogenannten
Seifengebirge vor. Zinnwerke von Bedeutung-sind im Erzgebirge (Zinnwald),,
in Böhmen (Ioachimsthal, Schlaggenwald); sehr ergiebige und schon von den
Römern ausgebeutete in England (Cornwall) und die reichsten in Ostindien
(Halbinsel Malacca).
31. G r u p p s äs» Nisios.
76
Selten findet sich diesO Metall gediegen, aber häufig mit Sauerstoff, am
meisten jedoch mit Schwefel verbunden in Mineralen von geringer Härte, aber
bedeutender Dichte (4,6 bis 8), du vor dem Löthrohr leicht metallisches Blei
und gelbliches Oxyd geben. Viele der hierher gehörigen Minerale kommen nur
itt unbedeutender Menge vor, wie z. B. Gediegen-Blei, Mennige oder
Vleiocker, Schwerbleierz oder Blei-Ueberoxyd, C h l o r b l e i u. a. m.
Dagegen ist der Bleiglanz oder das Schwefelblei, ? d 8 , die am häufigsten und in Masse vorhandene Bleiverbmdung, die auch vorzugsweise zur Gewinnung des Metalls benutzt wird. Der Bleiglanz krystallisirt im regulären
System, vorzugsweise als Würfel mit vielfacher Abänderung, Fig. 7 1 , erscheint
jedoch auch in derben Stücken, die mehr
oder weniger feinkörnig bis dicht sind.
Immer zeichnen sich diese Minerale durch
ihr beträchtliches bis 7,6 gehendes specifisches Gewicht und einen bleigraucn,
lebhaften Metallglanz aus.
Häufig führt der Vleiglanz Silber,
das alsdann ausgeschieden wird (Chemie §. 116); auch Gold, Antimon, Eisen und Arsen sind ihm nicht selten
beigesellt.
Eine ziemliche Reihe von Mineralen
entsteht durch das Zusammentreten von
Blei, Antimon und Schwefel in verschicdcncn Verhältnissen, wohin das B l e i - A n t i m o n e r z o d e r Zinkenit,
das Federerz, das Schwefelantimonblei u. a. m. gehören, die meist nach
ihren Entdeckern benannt sind. Auch finden wir das Blei in Verbindung mit
Selen, als S e l e n b l e i und mit Tellur vereinigt, als sogenanntes B l ä t t e r tellur.
Von Bleioxydsalzen sind zu bemerken: der B l e i v i t r i o l , ? K 8 , der im
T'chombischen System krystallisirt und durch starken Glanz bei weißer Farbe sich
IV. K l .
Grünbleierz.
Wismuth.
Spießglanz.
61
auszeichnet; das Weißbleierz, Cerüssit oder kohlensaure Bleioxyd,i^dO,
in rhombischen Säulen krystallisirend und ebenfalls durch Diamantglanz und doppelte Strahlenbrechung merkwürdig. Der Pyromorphit ist phosphorsaures
Bleioxyd, das jedoch stets Chlorblei und häufig arsensaures Bleioxyd beigemengt enthält. Sein gewöhnlicher Name ist Erünbleierz, von der vorherrschend grünen Farbe; es kommt auch gelb' und braun vor; krystallisirt in schönen hexagonalen Gestalten. H. - 4; D. --2 7. Giebt in der Reductionsstamme eine Bleiperle, die beim Erkalten ein vieleckiges, krystallartiges Korn
bildet. I m Rothbleierz (chrornsaures Bleioxyd, I>kör), welches am Ural
in rothen Nadeln krystallisirt vorkommt, wurde zuerst das Chrom aufgefunden«
32.
Q-ruppG ÄS8 'MignmMs.
Die Minerale dieses Metalls sind nach ihrer Verbreitung und Mannichfal- 77
tigkeit von untergeordneter Bedeutung. Man findet unter denselben gediegenen Wismuth in verzerrten RhomboSdern des hexagonalen Systems; es hat
einen röthlich silberweißen Metallglanz; H.----2 bis 2,5 und D. — 9,7.
Der Wismuthocker oder die Wismuthblüthe ist das Oxyd, M 2 0 3 , ^ d
kommt mit dem vorhergehenden namentlich im sächsischen Erzgebirge vor. Der
Wismuthglanz oder Schwefelwismuth, M283, ist bleigrau metallglänzend; krystallisirt in rhombischen Säulen oder nadelförmig krystallinisch und
derb eingesprengt; H. — 2,5; D. ---- 6,5. Auch finden sich kohlensaures
Wismuthoxyd und Wismuthblende, die aus dem kieselsauren Oxyd bestehen. Die genannten Erze dienen zur Gewinnung des Wismuthmetalls (Chemie §. 110).
33.
GrnppG Hos K.u.tiru.0Qs.
Die Minerale der Antimongruppe erreichen eine Härte bis 6,6 und eine 78
Dichte - - - 4 ; an dem Löthrohr geben sie einen Dampf, der einen weißen Ueberzug auf der Kohle bildet. Die selteneren Minerale sind: Gediegen-Antimon, Antimonblüthe, 8d, auch Weißspießglanzerz genannt, und der
Antimonocker, 6d-s-xÄ.
Häufiger ist dagegen der Antimonglanz, 8d8^, oder graues Spießglanzerz, eine Verbindung des Metalls mit Schwefel, die im rhombischen
System krystallisirt. Die Krystalle sind meist lang, säulenartig, spießig oder
nadelförmig zusammengehäuft und von bleigrauem Metallglanz. Dieses Mineral
dient zur Darstellung des metallischen Antimons und wird auch für sich in der
Medicin angewendet.
Die Antimonblende,' auch Roth-Spießglanzerz genannt, ist eine
Verbindung von Antimonoxyd mit Schwefelantimon, und zeichnet sich dutch die
<
62
Oryktognosie.
kirschrothe Farbe und den Diamantglanz seiner spießigen Krystalle aus, und gehört zu den selteneren Erzen.
34.
79
GrnppS äss Au.ptorg.
Dieses Metall bildet eine reiche Gruppe von Mineralen, denn es tritt nicht
nur in größerer Masse, sondern auch in mannichfaltigen Verbindungsverhältnissen auf. Von diesen wird ftdoch nur die Minderzahl zur Gewinnung des
Kupfers benutzt. Die Härte geht in dieser Gruppe von 2 bis 4, die Dichte
bis 6 , und an dem Löthrohr läßt sich metallisches Kupferkorn aus denselben
darstellen. Als die wichtigeren sind anzuführen:
1. Gediegen Kupfer, das selten Krystallform erkennen läßt, sondern
meist in eigenthümlichen, stänglichen, bäum« oder moosartigen Bildungen vorkommt, mitunter in größerer Menge, so daß es zur Metallgewinnung eingeschmolzen wird. I n Ober-Canada sind Stücke gediegenen Kupfers im Gewicht
von 2 bis 20 Centnern aufgefunden worden. Das Roth-Kupfererz oder
Kupferoxydul, O122 O, krystallisirt als regulärer Achtflächner mit schön rother
Farbe und giebt ein sehr vorzügliches Kupser, während die Kupferschwärze
(Kupferoxyd) in geringerer Menge sich findet. Der Kupferglanz ist Schwefelkupfer, Ou2ß, das in geraden rautigen Säulen mit schwärzlich-bleigrauem
Metallglanz erscheint und zur Kupfergewinnung benutzt wird.
Geringe Bedeutung haben dagegen mehrere lösliche Kupfersalze, die in
unbedeutender Menge durch Zersetzung mancher Kupfererze, namentlich des
Schwefelkupfers, entstehen. Sie finden sich besonders in der Nähe von Vulcanen, aus deren Spalten Dämpfe entweichen, die Salzsäure und schweselige
Säure enthalten. Solche Salze sind der K u p f e r v i t r i o l , ( ! i i 8 - j - 5 i l , verschiedene phosphorsaure und arseniksaure Kupferoxyde (Linsenerz),
das Khlorkupfererz u. s. w.
Zu den schönsten Mineralen gehören aber die beiden folgenden: Der M a lachit oder kohlensaures Kupferoxyd, ö u O - s - Ö u I I , der in klinorhombischen Säulen krystallisirt, die meistens zu faserigen, strahligen Gruppen vereinigt sind, hat eine schöne smaragdgrüne Farbe und Seidenglanz. Er kommt
jedoch auch in derben und erdigen Massen vor, und wird theils zu Kunstwerken,
Zierrathen, theils als Malerfarbe, und wo er in größerer Menge sich findet,
zur Ausbringung von Kupfer benutzt.
Die Kupferlasur, kohlensaures Kupferoxydmit Kupferoxydhydrat,
2 O u ( ) - j - ( ) n l i , findet sich in kurzen, faulen- oder vielmehr tafelartigen Krystallen und in unregelmäßiger, derber und erdiger Masse. Dieses Mineral ist
durch seine schöne kornblumenblaue Farbe ausgezeichnet und wird deshalb angewendet. Das Kiefelkupfer oder K u p f e r g r ü n ,
Kupferoryd, hat eine schöne grüne Farbe.
IV. Kl.
Kupferkies.
Fahlerz.
Zinnober.
63
Eine weitere Reihe bilden diejenigen Minerale, bei welchen Kupfer mit
anderen Metallen verbunden ist, wozu meistens noch Schwefel tritt, wie beim
Wismuthkupfererz, A n t i m o n k u p f e r g l a n z , Z i n n k i e s , K u p f e r - V l e i v i t r i o l oder Bleilasur. Das B u n t - K u p f e r e r z besteht aus Schwefeleisen und
Schwefelkupfer, ^ u ^ s , erscheint selten in der Form des regulären Octasders;
gewöhnlich in derben, messingglänzenden Massen, in rothen und blauen Farben
schön angelaufen. Der Kupferkies oder Gelbkupfererz, ^ u l ? s , findet sich
krystaUifirt, in kleinen Quadrat-Octaedern und Abänderungen desselben, am
häufigsten derb, körnig und dicht; messinggelb, metallglänzend, auch bunt angelaufen. H. — 4 ; D . - - - 4 , 3 . Liefert vordem Löthrohr erhitzt und hierauf
mit Borax und Soda geschmolzen, ein Kupferkorn. Dieses sehr verbreitete
Erz dient mit dem vorhergehenden zur Gewinnung des Kupfers und des
Kupfervitriols.
Das Fahlerz krystallisirt in den hemwdnschen Gestalten des regulären
Systems, Fig. 72, 73 und 7 4 ; es ist stahlgrau, metallglänzend; H. — 3 bis 4 ;
D . - - - 5 . Seine Hauptbestandtheile sind: Kupfer, Antimon, Schwefel und Arsen,
zu welchen veränderliche Mengen von Eisen, Zink und Silber hinzutreten,
wodurch es Fahlerze von mannichfacher Abänderung giebt. Dieselben werden
auf Kupfer und die reicheren auch auf Silber benutzt.
95.
Cl^npps äs» yu.6okgi1dGrs.
Obgleich flüssig, findet sich das Quecksilber dennoch gediegen und zwar in 8Ü
Gestalt von größeren oder kleineren Tropfen in den Höhlungen und Spalten
von Schieferthon und Kohlensandstein, wie z.V. bei Moschellandsberg in Rheinbayern. Das meiste Quecksilber erhalten wir jedoch aus dem natürlichen
Z i n n o b e r , H ^ L , der in krystallinischen, auch in traubenförmigen und derben
Massen sich findet. Seine H. - 2,5; D . - 8. Der ginnober ist undurchsichtig, hat Diamantglanz und carminrothe Farbe, und giebt einen lebhaft
scharlachrothen Strich. Beim Erhitzen färbt er sich schwarz, erhält jedoch nach
dem Erkalten wieder eine rothe Farbe. Hauptfundorte desselben sind außer
64
Oryktognosie.
«
dem erwähnten in Rheinbayern, Almaden in Spanien, Idria in Krain, Mexico, l
China und Kalifornien.
!
Seltener und von untergeordneter Bedeutung ist das natürliche Chlor-.
quecksilber, 15^01, oder Quecksilberhornerz. Unter Lebererz versteht!
man ein in Idria vorkommendes Gemenge von Zinnober, Kohle und erdigen!
Theilen.
36.
81
(3-3MPP6 ÄSS V i l d o r s .
I n ziemlicher MannichfMgkeit seiner Minerale erscheint das Silber als
eins der häusigeren Metalle, sowohl gediegen, als mit anderen Metallen legirt
oder mit Arsen und Schwefel verbunden. Vor dem Löthrohr geben die Silbererze für sich oder mit Soda ein Silbcrkorn.
Das Gediegen-Silber bildet entweder kleine, dem System des Würfels zugehörige Krystalle oder krystallinische Gruppen, oder es stellt sich in
allerlei sonderbaren, mitunter bäum- oder moosartigen Formen, in Blättchen,
unregelmäßigen Stücken und Körnern dar. Seine H . — 2,5 bis 3; D. —10,3.
Es hat die gewöhnlichen Eigenschaften des Silbers, ist jedoch meist gelblick) bis
braun angelaufen. Es findet sich in den meisten Ländern und wird in Deutschland mit den anderen Silbererzen, namentlich im sächsischen Erzgebirge angetroffen. Die zur Silbergewinnung wichtigeren Erze sind:
Der S i l b e r g l a n z , ^ 3 8 , oder das Glaserz findet sich im regulären
System krystallisirend, jedoch häufiger in unregelmäßigen Formen, von grauer
bis schwarzer Farbe und Metallglanz. Auch kommt dieses Schwefelsilber erdig,
unter dem Namen von Silberschwärze vor.
Antimonsilber, das 70 bis 80 Procent Silber enthält, findet sich in
den Abänderungen der rhombischen Säule. Es hat silberweißen oder gelben
Metallglanz, ist jedoch auch sehr häusig dunkel angelaufen.
Das Schwarzgültigerz ist eine Verbindung von Schwefelsilber mit
Schwefelantimon, K ^ ^ k , ^ d führt an 70 Procent Silber. Es tritt in den
Formen der rhombischen Säule und in unregelmäßigen Stücken auf, und hat
bei Metallglanz eine eisenschwarze Farbe. Das wichtigste Silbererz ist jedoch
l
M
lll
das Rothgültigerz, ^ ^ ^ g ) ^ Elches aus Silber und Antimon mit
Schwefel und Arsen besteht. Es krystallisirt in Abänderungen des Nhomboöders,
hat Diamantglanz, eine eisenschwarze bis carmoisinroche Farbe, und giebt einen
schönen carmoisinrothen Strich. H. — 2,5 bis 3; D. — 5,5 bis 5,8. Es
enthält bis 58 und 64 Procent Silber. Man.unterscheidet ein dunkles
Nothgültigerz (Pyrargirit), welches Antimon enthält, und ein lichtes (Proustit),
in welchem das Antimon durch Arsen vertreten ist. Diese werthvollen Erze
finden sich im Erzgebirge, Andreasberg am Harz, Ioachimsthal in Böhmen,
Kremnitz und Schcmnitz in Ungarn u. a. m.
Der S i l b e r - K u p f e r g l a n z ist eine Verbindung von Schwefelsilber und
IV. Kl.
Gold. Platin.
.
63
Kupferglanz, der bis 52 Procent Silber hat und in schwarzgrauen, metallglänzenden, rhombischen Krystallen vorkommt.
Wir führen noch die Namen einiger Minerale an, welche seltener und
deshalb von untergeordneter Bedeutung sind, wie das Chlorsilb.er (Silberhornerz), Bromfilber, kohlensaures Silberoxyd, Wismuth-Silbtterz, Sternbergit,
Polhbasit und das A m a l g a m , aus ein Drittel Silber und zwei Drittel
Quecksilber bestehend.
37«
Ornppo H.G3 GoiÄG3.
Wir finden das Gold in der Regel gediegen, entweder krystallisirt in ver- 82
schiedenen regulären Gestalten, meist in kleinen und verzerrten Krystallen; öfter
in Vlättchen, draht- oder haarförmig und alsdann die mannichfaltigsten Formen
bildend, worunter namentlich die moosartigen und baumartig verästelten zu bemerken sind; sodann in unregelmäßigen Stücken und Körnern; endlich als Sand
und Staub in vielen Fels arten, wie z. B. im Granit, eingesprengt, durch deren
Zertrümmerung es im Sande der Flüsse und im Gerölle des aufgeschwemmten
Landes angetroffen wird.
Da in diesem Zustande die Dichte des Goldes bis 19,4 geht, so können
selbst jene feinen Goldtheilchen gewonnen werden, wenn man den goldführenden
Sand mit Wasser aufrührt. Aus diesem setztsichzunächst das specifisch schwerere
Metall nieder, und wird also, wie man sagt, ausgewafchen.
Am häusigsten ist dem Golde noch Silber beigesellt, und man trifft natürliche Legirungen beider Metalle, die 0,16 bis 38,7 Procmt Silber enthalten,
was natürlich Unterschiede in Farbe und Dichte als Folge hat. Außerdem ist
noch das S c h r i f t e r z zu bemerken^ das neben Gold und Silber eins der
selteneren Metalloide, nämlich das T e l l u r , enthält.
Deutschland ist arm an Gold zu nennen, wie überhaupt Europa, das nur
in Ungarn, bei Kremnitz, reiche Goldminen aufzuweisen hat. Dagegen sind
Ostindien und Südamerika (Brasilien, Peru, Chili, Califomien) reich an diesem
Metall und ebenso der Ural. Nubien und Senegambien sind die goldführenden Gebiete Afrikas. Auch in Australien sind in neuester Zeit bei Bathurst
reiche Goldlager aufgefunden worden. Als Merkwürdigkeit ist anzuführen, daß
man mitunter Stücke Goldes von bedeutender Größe auffindet, wie z. V . im
Jahre 1842 in dem Goldsandlager von Alexandrowsk bei Miask eine Masse
von 86 Pfund. Stücke von 24 bis 13 Pfund und geringere werden öfter gefunden. Unter den Flüssen Deutschlands sind der Rhein, die Donau, die Isar
M d der I n n die bedeutenderen, welche Gold führen.
38.
G3MMH Ms MMins.
Auch das Platin zeigt sich nur gediegen, und zwar selten von krystalli- 83
nischer Bildung, als Würfel, sondern meistens in rundlichen Stücken und KörII.
5
6s
Orpktoguosie.
nern. Es sind demselben jedoch stets andere Metalle beigemengt und zwar am
reichlichsten Eisen, das 5 bis 11 Procent betragen kann. Die übrigen Begleiter
des Platins, das I r i d i u m , O s m i u m , P a l l a d i u m und N h o d i u m , sind
edle, dem Platin höchst ähnliche Metalle mit hohem specifischen Gewicht. Die
Dichte des Gediegen-Platins ist 1.7 bis 18 und seine Farbe stahlgrau. Es
wurde Zuerst im spanischen Amerika entdeckt, wo es nach dem Worte P l a t a .
das Silber bedeutet, den Namen Platina, d. i. silberähnlich, erhielt. Reichlich fand man es später am Ural, wo es in aufgeschwemmten Lagerungen, meistens in Geschieben von Serpentingesteinen vorkommt. Man hat dort Massen
im Gewicht von 10 bis 23 Pfund angetroffen» Ueber Reinigung und Verarbeitung desselben siehe Chemie § . 1 1 9 .
V« Klasse der organischen Verbindungen.
39.
84
G'I'U.PPS ÄS? orSä.NI8OkGU. IN.12S.
I n dieser kleinen Gruppe begegnen wir dem H u m b o l d i t , der aus kleesaurem Eisenoxtzdul desteht, und dem H o n i g f t e i n , der die Verbindung von
Thonerde mit einer eigenen, aus Kohlenstoff und Sauerstoff (Formel — ( ^ O ^ I
bestehenden Säure ist, die nach dem Mineral Honigsteinsäure genannt wird.
Letzteres hat seinen Namen von der ihm eigenen honiggelben Farbe und krystallisirt in durchsichtigen, quadratischen Octasdern. Beim Erhitzen schwärzt sich
der Honigstein, verkohlt und hinterläßt nach dem Glühen weiße Thonerde.
Beide Minerale sind selten und ohne technische Bedeutung.
40.
85
GriiVVS ^Sr VrÄd.g.r2H.
Es gehören hierher feste und flüssige organische Verbindungen, deren
Charakter in demchemischenTheile, bei den Harzen und flüchtigen Oelcn
(§. 188 u. 189), im Wesentlichen geschildert worden ist. Dieselben sind die
mehr oder weniger veränderten Producte untergegangener Pflanzenwelten, was
in dem Abschnitte über trockene Destillation der Pflanzenstoffe (Chemie, §.216)
bereits angedeutet wurde. Sie finden sich nur in den jüngsten Bildungen der
Erdrinde. Bemerkenswerth sind:
Der Bernstein oder S u c c i n i t , ein fossiles Harz, das hauptsächlich in
den Braunkohlenbildungen vorkommt, und zwar meistens mit Braunkohle zu-
V. K l . Bernstein. Steinöl.
Asphalt.
tt?
gleich. Er besteht aus unregelmäßigen, stumpfeckigen oder rundlichen Stücken
und Körnern, öfter von tropfstein artiger, tmubiger Bildung; der Bruch
muschelig, die Farbe honiggelb, braun; durchsichtig bis durchscheinend. H . — 2
bis 2,5; D. — 1. Nimmt gerieben einen angenehmen Geruch an und wird
negativ elektrisch. I n heißem Weingeist ist der Bernstein größtenteils löslich;
er schmilzt bei 287"C., verbrennt mit Heller Flamme und angenehmem Geruch
und Hinterlassung eines kohligen Rückstandes. Er besteht aus 80 Procent
Kohlenstoff, 10 Proc. Wasserstoff und 10 Proc. Sauerstoff, mtsprccyend der
Formel: O ^ M O . Die größere Menge desselben findet man lose am Mceresufer, von den Wellen ausgeworfen, oder mehr oder weniger entfernt vom
Strande, in Sand und Lehm, und das Fischen und Graben des Bernsteins wird
besonders an der Ostseeküste Preußens, von Danzig bis Memel lebhaft betrieben.
Häufig trifft man Stücke von Bernstein, an welchem noch Holz- oder Rindestücke
sitzen, auch schließt er mitunter Ittsecten, Nadeln und Zapfen ein, welche keinen
Zweifel lassen, daß er von einer untergegangenen Art der Fichte abstammt.
Seine übrigen Eigenschaften und Verwendung s. Chemie S . 424.
Seltener sind der R e t i n i t , der. fossile C o p a l , das B e r g - oder E r d wachs, das elastische Erdpech, der B e r g t a l g oder Scheererit und der
Idrialit.
Das Erdöl, auch Steinöl oder Naphta (Petroleum) genannt, ist wasserhell, gelb, braun, bis dickflüssig-schwarz. D. — 0,7 bis 0,9; es riecht eigenthümlich, bituminös, ist flüchtig, leicht entzündlich und verbrennt mit stark
rußender Flamme; unlöslich in Wasser, wenig löslich ip Weingeist, leicht löslich
in Aether. Seine Bestandtheile find Kohlenstoff (bis 88 Proc.) und Wasserstoff
in schwankenden Verhältnissen zwischen den Formeln O H und O V . Das
Steinöl ist ein natürliches Destillationsproduct aus der Steinkohle und durchdringt verschiedene Gesteine, oder quillt für sich oder auf Nasser schwimmend
mit diesem aus der Erde, wie bei Lobsann im Elsaß, Tegernsee und Häring in
Tyrol; zahllose Näphtaquellen finden sich in der Nähe des Kaspischen Meeres
(Baku).
Der Asphalt oder B i t u m e n , Iudenpech, bildet pechschwarze, glänzende Massen von rundlicher, oft tropfsteinartiger Gestalt und muscheligem
Bruch. H. — 2 ; D. — 1,07 bis 1,2« Geruch eigenthümlich, bituminös.
Erweicht beim Erwärmen, schmilzt bei Siedhitze und verbrennt mit starkem
Rauch und geringem Rückstand. Findet sich vorzüglich reichlich am Ufer des
Todten Meeres; hat vielfache technische Verwendung (vergl. Chemie §. 218).
ßß
' Geognosie.
ll.
Die Lehre von den Gesteinen und ihrer
Lagerung.
Geognosie und Geologie.
86
I n der großen Reihe der seither betrachteten Minerale sind wir nicht selten
solchen begegnet, die neben ihren besonderen Eigenschaften durch ihre massenhafte
Verbreitung unsere Aufmerksamkeit erregten. S o sind der Quarz, der Kalk,
der Dolomit und viele andere nicht nur als regelmäßige Krhstallgebilde von
beschränkter Ausdehnung vorhanden, sondern häufiger in ungeregelter Form und
in mächtigen Lagern. Da ist es nicht allein die Gestalt, der Glanz, die Härte,
die Farbe u. s. w., die uns als das Wichtigste erscheinen, sondern Verhältnisse
ganz anderer Art drängen sich als bemerkenswerth auf^ W i rstehenjetzt nicht
mehr vor den kleinen artigen und sorgfältig ausgebildeten Zierrathen des ungeheuren Baues der Erdrinde, sondern vor den mächtigen Fundamenten, Wänden
und Säulen, aus welchen er zusammengefügt ist.
Zunächst ist nun wichtig, eben das Material dieses Baues zu untersuchen,
und erst nachher die Art seiner Fügung.
87
Wir nehmen als erwiesen an, daß die Erde ein kugelförmiger, an den Polen, abgeplatteter Körper ist, dessen Durchmesser von Pol zu Pol 1713 Meilen
beträgt. Die Oberstäche dieser Kugel berechnet man auf 9,283,000 Quadratmeilen, wovon ungefähr 7,200,000 mitWasser bedeckt sind und 2,082,000 als
Land erscheinen. Nach dem Gesetze der Schwere und der Beweglichkeit seiner
Theilchen nimmt das Wasser eine ebene Oberstäche an, die nur in ihrer Gesammtheit betrachtet als Kugelstäche erscheint. Fassen wir dagegen den festen
Theil der Erde ins Auge, so stellt dieser i n höchst mannichfacher Weisesichdar.
Aus dem Meere vergleichbaren Ebenen erheben sich entweder allmälig-oder
plötzlich die Anhöhen, bald in ganzen Massen, bald nur in einzelnen Zügen oder
Spitzen, und es gewähren Steppen, Wüsten, Hochebenen, Hügelland, Hochgebirge mit Thälern, Abgründen, steil ansteigenden Wänden und i n den Wolken sich verlierenden Gipfeln einen unendlichen Reiz durch den Wechsel anmuthiger und großartiger Bilder.
88
Doch ist neben der äußeren Gestaltung der Gebirgsmassen eine Verschiedenheit ihrer Gesteine kaum minder auffallend. Wer inmitten unregelmäßiger
Innere Erdwärme.
69
Massengesteine und ihrer Gebirgsbiltzungen, unter Granit, Basalt und Porphyren aufgewachsen ist, fühlt sich lebhaft überrascht, wenn er zum ersten Male
parallel geschichtete Wasserbildungen sieht mit ihren plattenförmigen Kalk- und
Sandsteinen, mit ihren unzähligen Versteinerungen organischer Wesen.
Zahllose Beobachtungen wendeten sich deshalb der Kenntniß der Gesteine
zu, und bis zu Höhen von 24,000 Fuß und in Tiefen von 1700 bis 3000
Fuß, sowie nach allen Richtungen auf ihrer Oberfläche ist die Erdrinde namentlich in den letzten fünfzig Jahren untersucht worden. Der Hammer des unermüdlichen Geognosten klopfte überall an und allerwärts. sammelte dieser die
erhaltenen Antworten, so daß die Wissenschaft allmälig in den Stand gesetzt
wurde, sich ein ziemlich bestimmtes Bild vom Bau der Erde und den dabei mitwirkenden Ursachen zu bilden.
Freilich ist eine genauere Untersuchung der Gesteine und ihrer Lagerung
bis jetzt nur in Deutschland, Frankreich und England und ihren angranzenden
Landern vorgenommen worden, doch kennt man von Nordamerika, verschiedenen
Punkten Asiens und Südamerikas hinreichend genug, um folgende wichtige
Grundsätze aufzustellen:
D i e E r d r i n d e besteht aus einer v e r h a l t n i ß m ä ß i g nur geringen
A n z a h l verschiedener Gesteine; diese Gesteine sind an den verschiedensten Punkten der Erde einander gleich, sowohl hinsichtlich i h r e r
A r t als ihrer Lagerungsweise.
Nährend also die Pflanzen- und Thierwelt des Aequators, der gemäßigten
Jone und der Polargegend die größten und auffallendsten Verschiedenheiten zeigen, verbreiten sich die Gesteine gleichmäßig über die ganze Erde. Die Granite
Südamerikas, Heidelbergs und der Blöcke des höchstens Nordens sind einander
gleich.
Nächst dieser allgemeinen Betrachtung des Aeußeren der Erde sind einige 89
Blicke nach der inneren Beschaffenheit derselben besonders wichtig. Wir haben
oben gesehen, daß es bis jetzt nur eine verhältnißmäßig höchst unbedeutende
Tiefe ist, zu welcher man unter die Erdoberfläche eingedrungen ist. Nichtsdestoweniger hatte man hierbei doch Gelegenheit, Beobachtungen zu machen, die zu
bedeutenden Schlüssen berechtigen. Wir haben in §. 224 der Physik gesehen,
daß die mittlere Temperatur in Deutschland -s- 9 bis 10" E. und näher am
Aequator 25o C. beträgt, wobei natürlich die Temperatur der Meeresebene gemeint ist, da Erhöhungen über dieselbe stets eine niedrigere Temperatur haben.
Auffallend ist es nun, daß, wenn an irgend einem Orte das Thermometer
nur 4 Fuß tief unter der Erdoberfläche i n den Voden eingesenkt wird, dasselbe
den Wechsel in der täglichen Temperatur nicht mehr anzeigt, sondern nur Noch
den jährlichen. I n der Tieft von 60 Fuß dagegen zeigt das Thermometer beständig eine sich gleichbleibende Temperatur des Erdreichs, ohne daß selbst der
heißeste Sommer oder der kälteste Winter hierin eine Aenderung hervorbringen.
Diese sich stets gleichbleibende Temperatur ist also die von der Sonne unabhängige, eigenthümliche Erd wärme. Gehen wir von diesem Punkte abermals tiefer, und zwar um etwa 110 Fuß, so steigt das hundertteilige Thermo-
7i)
Geognosie.
meter um einen Grad. Dieses merkwürdige Zunehmen, der Erdwärmc
nach dem M i t t e l p u n k t e der Erde zu, welches für je weitere 110 Fuß je
einen Grad beträgt, hat sich an den verschiedensten Punkten der Erde und für
alle bis jetzt bekannte Tiefen bestätigt.
Wenn nun die, Zunahme der Wärme in gleicher Weise auch in den tieferen,
unzugänglichen Theilen fortschreitet, so muß schon in einer Tiefe von 8 Meilen
dieGrdwärme 18000C., folglich so hoch sein, daß Eisen schmilzt; in 12 Meilen
Tiefe würde eine Temperatur von 2700o C. herrschen, bei welcher alle uns bekannten Körper feurig-flüssig find.
Demnach scheint schon einfach aus dieser Betrachtung hervorzugehen, daß
die innere Erdmasse feurig-flüssig und außen von einer erkalteten und dadurch
erhärteten Rinde umgeben ist. Wir werden später sehen, wie noch manche andere Gründe dafür sprechen, und gedenken hier beiläufig nur der warmen Quellen, die um so heißer sind, aus je größeren Tiefen sie empordringen. Die
Dicke der Erdrinde wird zwischen 6 bis 9 geographischen Meilen angenommen,
eine Schwankung, die von einer gewissen Unsicherheit in dem Gesetze über die
Zunahme der Erdwärme herrührt, indem es wahrscheinlich ist, daß dieselbe in
größerer Tiefe rascher zunimmt, als in der bisher beobachteten. Auch erscheint
im Ganzen diese Schwankung unwesentlich, da hiernach das Verhältniß der
Erdrinde zum Grdhalbmeffer ungefähr wie 1 zu 140 fein, also etwa wie die
Schale eines Apfels zum Fleische desselben sich verhalten würde«
M
Die aufmerksame Betrachtung der Erdrinde ging vorzugsweise von Deutschland aus, wo Werner, als Professor der Bergmannswissenfchaft in Freiberg,
zuerst sie anregte. Jene bedeutsame Erfahrung über die Gleichmäßigkeit der
Gesteine verdanken wir aber den Reisen unseres unvergleichlichen Forschers
Alexander von H u m b o l d t und des unermüdlichen Wanderers Leopold
von Buch.
9l
Zur richtigen Erkennung eines Gesteins müssen wir dasselbe natürlich zunächst mineralogisch betrachten, d. h. seinechemischenBestandtheile, Härte,
Dichte :c. bestimmen. Dann aber ist auf die Form der Gesteine zu sehen, denn
obgleich dieselben keine Krystalle bilden, so nehmen sie doch, im Großen betrachtet, je nach ihrer Art sehr eigenthümliche Gestaltungen an. Nachher ist die
Art und Weise ihrer Lagerung von großer Bedeutung, und einen höchst wichtigen Beitrag zur Kenntniß und Unterscheidung der Gesteine liefern endlich die
in vielen derselben zahlreich eingeschlossenen, versteinerten Pflanzen- und Thierkörper. So bestimmt sich denn die Reihenfolge in der Betrachtung unseres
Gegenstandes auf folgende Weise: 1) Gesteinslehre insbesondere. 2) F o r menlehre. 3) Lagerungslehre. 4) Versteinerungslehre. Dies zusammengenommen bildet die Elemente der Geognosie. Nach deren Erläuterung können wir zur Lehre vom Bau der Erdrinde und von den verschiedenen
großm Gebirgsbildungen und ihrem Zusammenhang übergehen, welche das
System der Geognosie ausmachen.
Gestcinslehre.
Glemente
Z..
der
71
Geognssie.
Gesteittslehre.
(Lithologie; Petrographie»)
Indem wir uns bemühen, die Gesteine oder Felsarten kennen zu lernen, M
begegnen wir ähnlicher Schwierigkeit, wie sie bei dem Studium der Minerale
(§. 37) uns entgegentritt. Ana) hier ist unmittelbare Anschauung, Sammlung,
Bearbeitung des Gesteins mit dem Hammer, aufmerksame Dmchwandemng und
Beobachtung der Gebirge, Thäler, Fluß- und Straßenbau-Einschnitte, Steinbrüche, Beigwerke u.s.w. nothwendig zur lebendigen Begriffsbildung.
Die folgende Beschreibung der Gesteine verdient daher ^richtiger nur eine
Andeutung derjenigen genannt zu werden, die vor allen wichtig sind. Eine
Sammlung der Felsarten ist leichter anzulegen als eine Mineralsammlung, da
jene immer in Massen austreten, und deshalb wohlfeiler sind. Wer es daher
versucht hat, die Gesteine seiner Umgegend zu sammeln, wird ohne allzu große
Opfer auch die der anderen Gebirgsbildungen sich verschaffen können. Als hülfreich und förderlich sind hierbei die früher erwähnten mineralogischen Institute
zu empfehlen.
Gestein nennen wir überhaupt D e Mineralmasse, die einen beträchtlichen 93
Theil der Erdkruste.bildet. Diese Massen sind ihrer Zusammensetzung nach zweierlei:
entweder bestehen sie aus lauter kleinen Theilen (z. B. KHstallen, Körnchen,
Blättchen u. s. w.) eines und desselben Minerals, oder es sind kleine Theile
von zwei, drei oder mehr verschiedenen Mineralen mit einander vermengt.
Dieselben sind hiernach in zwei Hauptgruppen, nämlich in einfache und in
gemengte Gesteine, zu unterscheiden. S o z. B. ist der nur aus Kalkkörnchen
bestehende M a r m o r ein einfaches Gestein; der G r a n i t dagegen, in welchem
wir Quarz-, Glimmer- und Feldspathkörnchen antreffen, ist ein gemengtes
Gestein.
Viele Ausdrücke, die sich auf das Gefüge (Structur) beziehen und uns 9 4
bei der Beschreibung der Minerale schon geläufig wurden, wiederholen sich natürlicherweise auch bei den Gesteinen. Körnig, spathig, faserig, blätterig, dicht,
erdig u. a. m. find solche bereits vielfach gebrauchte Bezeichnungen. Bei den
gemengten Gesteinen ist jedoch in der Art der Mengung manches Eigenthümliche, das vor ihrer Beschreibung zu bemerken ist. Ihre verschiedenartigen Theile
sind entweder krystallinisch mit einander verbunden, oder sie werden durch
eine nicht krystallinische Masse zusammengehalten, ähnlich wie der Mörtel die
Steine einer Mauer verbindet. Bei vielen ist der Zusammenhang sehr stark,
bei anderen ist er dagegen nur gering, und man nennt diese lose Gesteine, wie
z. B. Gerolle, Grus, Mergel u. s. w. Die Mengung selbst ist entweder deut-
72
Geoguosie.'
lich und mit bloßem Auge leicht erkennbar, oder sie ist undeutlich, und wird
dann nur mit bewaffnetem Auge oder aufchemischemWege erkannt. Schieferig
heißt ein Gestein, das sich nach einer Richtung besonders leicht spalten läßt,
was gewöhnlich der Fall ist, wenn einer der Gemengtheile oder alle die Gestalt
von Blättchen haben, und diese parallel gelagert sind. O o l i t h i s c h , d.i. rogenartig, wird ein Gestein genannt, das aus runden Körnchen, etwa von der Größe
eines Hirsenkorns, besteht, die mit einander verkittet sind und im Innern eine
, aus übereinander liegenden Schalen gebildete Structur erkennen lassen; größere
derartige Bildungen sind die Erbsensteine. Eigenthümlich ist die porphyrartige Bildung. Man versteht darunter eine gleichartige Gesteinsmaffe, welche
einzelne größere Krystalle irgend eines Minerals enthält, so daß sie dadurch ein
gestecktes Ansehen hat. Befinden sich in einem Gesteine größere oder kleinere
Blasenräume, sogenannte M a n d e l n , die mit einem anderen Minerale ganz oder
theilweise ausgefüllt sind, so heißt dasselbe mandelsteinartig; wenn aber jene
Blasenräume eckig sind, so nennt man die GesteinsbiWung schlackig. D r u s e n räume sind größere, inwendig mit schönen Krystallbildungen ausgekleidete
Zwischenräume in der Gesteinsmasse.
Endlich muß noch der z u f ä l l i g e n Gemengtheile der Gesteine gedacht
werden, worunter man das Auftreten einzelner Krystalle eines Minerals in
einer Gesteinsmasse in so untergeordneter Weise versteht, daß dadurch seine Art
im Ganzen keine Aenderung erleidet. So z. B. giebt es Granit, in welchem
Granate angetroffen werden, wodurch jedoch der Charakter des Granits keineswegs aufgehoben wird.
E i n t h e i l u n g der Gesteine.
95
. Mankann die Gesteine nach verschiedenen Gesichtspunkten, z. B. in körnige, spathige, blättrige u. s. w., eintheilen, doch ist vor Allem darauf zu sehen,
daß ihre Anordnung ohne Trennung der hinsichtlich ihrerchemischenZusammensetzung verwandten Gesteine stattfindet. Der Charakter eines Gesteins ist weit
schwankender, als der eines Minerals, schon deshalb, weil nicht selten ein Gestein
in das andere übergeht, wie z.B. dichter Kalk in körnigen Kalk oder Granit
in Gneiß.
I m Allgemeinen behalten wir die Abtheilung in einfache und gemengte
Gesteine bei, und führen nur die wichtigsten Gesteine unter Beschreibung ihrer
auffallendsten Merkmale auf.
!. Einfache oder g l e i c h a r t i g e Gesteine.
W
Dieselben sind in dem ersten Theile der Mineralogie bereits beschrieben
worden. Wir beschränken uns deshalb darauf/in entsprechender Neihenfolge
die Namen der für die Geognosie bedeutenden mit Hinweisung auf den betreffenden Paragraphen anzuführen.
Gesteinslebre.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
Q u a r z , Qnarzfels, Quarzit §. ^7.
G r a p h i t , Reißblei § . 4 5 .
A n t h r a c i t §. 45.
Schwarzkohle, Steinkohle§.45.
B r a u n k o h l e , Lignit §. 45.
Torf §.45.
Steinsalz §. 5 1 .
Ghps §. 53.
Kalkstein §. 54.
D o l o m i t , Vittcrkalk §. 57.
F e l s i t , Feldspath §. 63.
Perlstein §. 63.
Thonschiefer.
73
13. Pechstein §. 63.
14. O b s t d i a n §. 63.
15. A u g i t f e l s § . 6 7 .
16. Hornblendegestein §. 67.
17. Talkschiefer §. 65.
18. Chloritschiefer §. 65.
19. S e r p e n t i n §. 66.
20. Magneteisenstein §. 69.
2 1 . Rotheisenstein §. 69.
22. Brauneisenstein §. 69.
23. Spatheisenstein §. 69.
24. Asphalt, Erdpech §. 85.
2. Gemengte oder u n g l e i c h a r t i g e Gesteine.
9.. Krystallinische.
Diejenigen Bestandtheile eines gemengten Gesteines, die nothwendig vor- 97
Handen sein müssen, um dasselbe zu bilden, heißen wesentliche Gemengtheile desselben. Quarz, Glimmer und Feldspath find die wesentlichen Gemengthelle des Granits. Das Mengenverhältniß, in welchem dieselben zur Bildung
eines Gesteins zusammentreten, ist jedoch außerordentlich verschieden; einzelne
Gemengtheile sind mitunter bis zum Verschwinden spärlich vorhanden, während
andere vorherrschen. Auch wird zuweilen ein wesentlicher Bestandtheil durch
ein anderes Mineral vertreten, das alsdann der stellvertretende Gemengt h e i l von jenem genannt wird. Man beobachtet auf diese Weise höchst merkwürdige Uebergänge von einer Felsart in die andere und entnimmt daraus,
daß dergleichen Gesteine nicht durchgehend mehr in ihrer ursprünglichen Weise
vorhanden sind, sondern allmälige Veränderungen^ erlitten haben. Man nennt
daher Gesteine, an welchen bald mehr, bald weniger tief eingehende Umwand-"
lungen in ihrerchemischenZusammensetzung beobachtet werden, metamorphische Gesteine und rechnet zu denselben vorzüglich die krystallinischen Schiefergesteine. Häufig enthalten die krystallinischen Gesteine Minerale eingeschlossen,
die zu ihrer Zusammensetzung wesentlich nicht gehören und daher zufällige
oder begleitende (accessorische) Gemengtheile genannt werden. Manche dieser
Letzteren erscheinen an gewisse Gesteine so vorzugsweise gebunden, daß man sie
die bezeichnenden oder charakteristischen Gemengtheile derselben nennt,
wie z. B. den Olivin im Basalt, den Turmalin im Granit«
25.
LkOH3o3ii6Fsr.
Gin undeutliches Gemenge aus höchst feinen Theilen Glimmer, etwas 98
Quarz, Feldspath und Talk, zuweilen mit kohligen Theilen, Hornblende oder
Chlorit; meist gleichartig aussehend. Deutlich schiefeng; Bruch splitterig bis
74
Geognosie.
erdig. Grau, grünlich grau, bläulich grau, violett,roth, braun, schwarz. Durch
Verwitterung zuweilen gelblich» Das Pulver ist meist weiß, bei Gegenwart von
viel Kohle jedoch auch schwarz. Zufällige Gewengtheile desselben sind:.CHiastolich, Staurolith, Granat, Turmalin, Eisenkies.
A r t e n : Gemeiner Thonschiefer; Orauwackenschiefer und G r a u wacke, ein schieftriges Gestein von überwiegendem Kieselgehalt und zugleich
körnigem Gefüge, dem Sandstein ähnlich; Dwchschiefer, schwarzgrau, wird zum
Dachdecken und zu Schreibtafeln benutzt; Wetzschiefer; Griffelschiefer; Zeichnenschiefer, enthält so viel Kohle, daß er weich'ist, abfärbt und als natürliche
schwarze Kreide benutzt wird; Alaunschiefer, besonders viel Kohle, Eisenkies
und Thonerde enthaltend, wird zur Alailnfabrikation benutzt; Kohlenschiefer
undBrandschiefer, von kohliger oder bituminöser Masse oft durchdrungen, bis
zur Brennbarkeit,
99
Ein deutliches Gemenge aus Glimmer und Quarz, welche lagenweise mit
einander wechseln, oft in der Art, daß der Glimmer die Quarzblättchen einschließt. Schieferig, grau, weiß, gelblich, röthlich, bräunlich. Glänzend. Zufällige Gemengtheile, besonders: Granat, Talk, Chlorit, Feldspath, Hornblende
Turmalin, Stamolith, Eisenkies, Magneteisenerz, Graphit. Geht über in
Gneiß, Thon-, Talk-, Chlorit- und Hornblendeschiefer.
Der Glimmer wird zuweilen .durch andere Metalle vertreten, und dann
entstehen z. B. folgende Gesteine: Chloritschiefer, meist von grüner Farbe,
indem der Glimmer durch Chlorit ersetzt ist; Talkschiefer, worin der Glimmer
durch Talk vertreten und dem Gestein eine seifenartige Beschaffenheit und so
verminderte Härte gegeben wird, daß es in den Topfstein (siehe S . 51) übergeht; Eisenglimmerschiefer; I t a k o l u m i t oder biegsamer Sandstein vom
Gebirge Itakolumi in Brasilien; Tmmalinschiefer«
ION
Dieses Gestein hat seinen Namen aus der Bergmannssprache erhalten, shne
daß demselben eine besondere Bedeutung untergelegt wurde. Man bezeichnet
damit ein Gemenge aus Quarz, Glimmer und Feldspath. Quarz und Feldspath bilden körnige Lagen, welche durch Glimmerblätter oder Schuppen von
einander getrennt find. Er ist schieferig, grau, weiß, gelblich, röthlich, MMillch,
u. s. w. Zufällige Gemmgtheilc: Granat, Turmalin, Epidot, Andalusit, Eisenkies, Graphit u. a. m. Bildet Nebergänge in Glimmerschiefer und Granit.,
Der Talkgneiß enthält anstatt des Glimmers Talk.
28.
INI
G-remit. -
Das körnige Aussehen dieses Gesteins hat ihm schon früh seinen Namen
von Aranum (Korn) abgeleitet, erworben. Der Granit ist ein Gemenge aus
Gesteinslehre. Granit.
Syenit«
75
5uarz, Fcldspath und Glimmer, worin jedsch die Bläitchen des letzteren nicht
parallel liegen und deshalb kein schieferiges Gefüge veranlassen. Der F e l d spath bildet gewöhnlich mehr als die Hälfte der Masse des Gesteins, und seine
Färbung ist es daher, welche sich im Ganzen dem Granit mittheilt, der weiß,
hellgrau, auch röthlich, gelblich oder grünlich ist. Der Q u a r z ist in Gestalt
krystallinischer Körner, selten in Krystallen vorhanden; der Glimmer macht den
geringsten Theil des Granits aus. Sein specifisches Gewicht ist durchschnittlich
Z,65. Zufällige Gemengtheile: Tmmalin, Hornblende, Andalusit, Pinit, Epidot,
Granat, Topas, Graphit, Magneteisenerz, Zinnerz u. a. m. Der Granit
bildet Uebergänge in Gnciß, Syenit und Porphyr und hat folgende Arten:
P o r p h y r a r t i g e r G r a n i t , mit einzelnen großen Feldspathkrystallen;
S c h r i f t g r a n i t , wegen der fchriftähnlichen Zeichen, die der in den Feldspath
verwachsene Quarz bildet, kommt unter Anderem bei Auerbach an der Bergstraße
vor, ist glimmerfrei; P r o t o g y n , den Alpen angehöriges Gemenge aus Feldspath, Natronfeldspath, Quarz und grünem Talk, daher grünlich und fettig anzufühlen, Glimmer spärlich oder ganz fehlend; G r a n u l i t , meist etwas schieferiges feinkörniges Gemenge aus Felsit und Quarz, fast immer kleine Granate,
selten Glimmer führend; Greisen, Gemenge aus Quarz und Glimmer, meist
mit Zinnerz und Arsenikkies, Feldspath fehlend oder zurücktretend.
Der G r a n i t ist wegen seiner Härte vorzüglich zum Straßenbau, weniger
zu Mauerwerk geeignet, da er sich nur schwierig bearbeiten läßt. Er ist jedoch
mehrfach in großen Blöcken und Säulen zu Monumenten verwendet worden.
Der Verwitterung widerstehen die Granite höchst ungleich, je nach ihrer Zusammensetzung; feldspathreicher Granit verwittert ziemlich leicht und liefert einen
thonigen, fruchtbaren Boden. Quarzreiche Granite erweisen sich dauerhafter
und hinterlassen, wenn sie zerfallen, unergiebigen Kies. Auch die aus der Verwitterung verschiedener Granite hervorgehenden Formen erweisen sich sehr ungleich; während die Granite der Alpen zackige Hörner und Spitzen zeigen, hat
die Verwitterung die Granite des Odenwaldes von außen her abgerundet zu
woUsackähnlichen Blöcken, als ob hier ein innerer, größeren Widerstand leistendet
Kern vorhanden gewesen wäre. Es entstehen durch ungleiche Verwitterung
granitischer Massen mitunter die seltsamsten Massen, die sogenannten Felsenmeere, Teufelsmühlen u. a. m., von welchen der sogenannte Ehe es w r i n g
m Cornwallis, Fig. 75 (a. f. S.), eine der auffallendsten und bekanntesten ist.
29.
8z?-oint.
Deutliches Gemenge aus Feldspath und Hornblende. Häufig gesellen sich HW
dazu auch Quarz und Glimmer, so daß das Ganze dann Hornblende-Gran i t genannt werden könnte. Ganz charakteristisch ist ferner eine Beimischung
von sehr kleinen braunen Titamtkrystallen. Er ist körnig, röthlich oder grünlich.
Zufällige Gemengtheile wie bei dem Granit. Er bildet Uebergänge in Granit,
Hornblendegestein und Porphyr. Als Arten unterscheidet man den p o r p h y r artigen und den schieferigen Syenit.
76
Geuguosie,
!
Der Zycmt wird wie Granit verwendet, dem ei jedoch wegen seiner schl- '
nenn Zeichnung und Färbung zu Bauverzierunzm vorgezogen wild. Au« !
30. VräQstsin.
^ . « « , ' . ^ ^ ^ ^ ° 5 1 " ^ ^ ' ^"ber gehöiigen Gesteine betheiligen sich
« ? ? « ? > °«tr°nhalt,gen Feldspathgesteine, derWit, derO igolai
^ < 1 ? s'^"°m '^^
^°st"ne, «ie insbes nder
Hornblmde. sodann Augü, DM»g. Hypersthen. Da« Gemenae derselben i«
dentlch bis undeutlich, und entweder körnig «der dicht, schiefe^auch^
? 2 ! ? m 7 5 ^ ° ^ mandelsteinartig. indem die
sMh erftllt find. D« Farbe ist vorherrschend grün bis schwarz, « H dnnk l>
Gesteinslehre.
Grünstem.
Porphyr.
77
grau; zufällige Gemengtheile find: Eisenkies, besonders hausig, außerdem Quarz,
Glimmer> Granat, Epidot, Magneteisen.
Arten desselben sind: D i o r i t , ein deutliches Gemenge aus Hornblende
und Albit, oft mit Eisenkies; dasselbe Gestein von schieferigem Gefüge heißt
Dioritschiefer.
A p h a n i t , scheinbar gleichartiges dichtes Gemenge aus
Hornblende und Albit, zuweilen mandelsteinartig, geht durch das Hervortreten
einzelner Albit- oder Hornblendekryftalle in Aphanitporphyr über. D i a b a s ,
ein krystallinisch körniges Gemenge von Natronfeldspath (Oligoklas) oder Labrador mit Augit und Chlorit, von vorherrschend grüner Farbe; zufällige Ge' mengtheile führt er im Ganzen selten; am häufigsten Eisenkies, auch öfter kohlensauren Kalk, der sich durch Aufbrausen zu erkennen giebt. Diese Grünsteinart ist die bei Weitem häusigere. G a b b r o , körniges Gemenge aus Labrador
und Diallag, zuweilen Titaneisen und Serpentin enthaltend. Hypersthenf e l s , / i n krystallinisch körniges Gemenge aus Labrador und Hypersthen; wenig
verbreitet.
Die Grünsteine werden als Bausteine benutzt; einige derselben, die ins
Porphyrartige übergehen, findet man unter dem Namen P o r f i d o verde a n tico zu Kunstgegenständen verarbeitet.
31.
DorpkIL.
Eine dichte Felsitmasse, enthält einzelne Krystalle von Feldspath, Quarz, 104
seltener Glimmer oder Hornblende, mehr zufällig Granat oder Eisenkies. Bemerkenswerth erscheint es, daßderQuarz hierbei meist um und um krystallisirt ist
und Hexagonal-Dodecasder (Fig. 28) bildet. Das Gefüge des Gesteins ist
porphyrartig (s. §. 94), die Farbe röthlich, gelblich, bräunlich, vielfarbig. Nicht
Alles, was die Bildhauer der Alten unter dem Namen von Porphyr zu Kunstwerken verarbeiteten, stimmt mit unserem geognostischen Gestein überein.
Die Porphyre werden vielfach als Bausteine, zum Straßenbau u. a. m.
benutzt. Durch Verwitterung geben sie einen kalihaltigm meist sehr fruchtbaren
Boden.
Arten desselben sind: Der Q u a r z p o r p h y r oder rothe Porphyr besteht
aus dichter Felsitgrundmasse mit Quarz- oder Feldspathkrystallen, und ist meist
gelb, roth oder braun. G l i m m e r p o r p h y r , dichte Felsitgrundmasse mit Glimmer- und Feldspathkrystallen. S y e n i t p o r p h y r , dichte oder krystallinische
Felsitmasse, mit Feldspath- und Hornblendekrystallen. Pechsteinporphyr, hat
Pechstein als Grundmasse, schließt Krystalle von glasigem Feldspath und Quarz
ein. T h o n Porphyr, mit weicherer, erdig-matter Grundmasse, die leicht verwittert, so daß ein Thon gebildet wird, in dem die Feldspathkrystalle zerstreut
liegen.
Bemerkenswerth ist, daß mehrere der schön gesteckten Porphyre zu Kunstgegenständen verarbeitet werden, wie namentlich der quarzfreie rothe Porphyr
( P o r p h y r i t , P o r f i d o rosso antico) zu Säulen, Tischplatten, Vasen, Urnen,
78
Geognosie.
Schalen u. s. w., mitunter von außerordentlicher Größe. Am berühmtesten sind
die Porphyrwerke von Elfdalen in Schweden und Kolywan im russischen Asien.
32.
105
Derselbe kann zugleich Augitporphhr oder schwarzer Porphyr, zum Theil
auch Mandelstein genannt werden, und ist ein dichtes oder etwas krystallinisches/
meist undeutliches Gemenge aus Nugit und Labradorfeldspath, oft durch einzelne
Krystalle von Labrador und Augit porphyrartig, dabei dunkel, bräunlich, grünlich oder schwarz. Da die genaue Bestimmung der Grundmasse der Melaphyre
große Schwierigkeit darbietet, so schwanken die Angaben hinsichtlich ihrer Bestandtheile. Eine neuere, sorgfältige Untersuchung bezeichnet den Melaphyr als
ein feines Gemenge aus vorwaltendem Oligoklas mit Augit und etwas Magneteisenerz und Apatit. Die Schwierigkeit der Feststellung des Charakters der
Melaphyre wird erhöht durch den Umstand, daß diese Gesteine bereits eine mehr
oder weniger weitgehende Umwandlung erlitten haben, was durch ihren Wassergehalt angedeutet wird. Als zufällige Gemengtheile: Glimmer, Eisenkies, niemals Quarz. Als Arten sind der dichte Melaphyr und der p o r p h y r a r t i g e
zu unterscheiden, sowie der Mande'lstein. Letzterer enthält in der meist gleichartigen Hauptmasse theilwcise oder ganz ausgefüllte Blasenräume. Diese sind
entweder ganz unregelmäßig, kugelförmig, oder alle nach einer Richtung in die
Länge gezogen, oder birnförmig mit den spitzen Enden nach unten gerichtet. Es
kann keinem Zweifel unterliegen, daßsiedurch Gasentwickelung im Innern des
Gesteins entstanden sind. Die Ausfüllung der Blasemäume besteht aus Kalkfpath, Chalcedon, Achat, Quarj, Zeolith, Chabasit u. a. m., welche theils den
Wänden parallele Lagen oder Drusen, theils unregelmäßige Massen, gleichförmige Ausfüllungen, oder traubige, tropfsteinartige Körper bilden.
Der Melaphyr verwittert leicht und giebt einen fruchtbaren Boden. Nur
feste Melaphyre, die der Verwitterung widerstehen, eignen sich zum Straßen«
und Hochbau; zu letzterem vorzüglich blasige Mandelsteine, die bei Darmstadt
sehr verbreitet sind.
33.
W6
M^iNM^.
28,83.15.
Das meistens undeutliche, selten deutliche gemengte Gestein besteht aus
A u g i t und einem feldspathariigen Mineral, gemeinem Feldspath oder Labrador, oder, wie Einige angeben, Fascrzeolith. Z u den genannten Bestandtheilen gesellen sich in der Regel noch O l i v i n und Magneteisen, welches
letztere die vorherrschend schwarze Farbe des Gesteins bedingt. Der Basalt
ist dicht, porphyrarjig, körnig, mandelsteinartig, schlackig; schwarz, grünlichschwarz, grauschwarz, brannschwarz; gewöhnlich fest und schwer. D» --^ 3,1.
Man unterscheidet den gemeinen Basalt, der dicht und scheinbar gleichartig ist,
und den D o l e r i t , ein deutlich gemengtes Gestein, das namentlich Augit und
Zlasigm Labrador unterscheiden läßt. Zufällig enthält er neben Olivin und
Magneteisen: Nephelin, Leucit, Glimmer und Eisenkies. Der Anamesit (auch
GestelnZlehre. Basalt. M o n o l i t h .
79
Trapp genannt) ist ein feinkörniges, zwischen Vasalt und Dolerit die Mitte
haltendes Gestein, das als charakteristischen Begleiter kugeligen Spharosiderit
führt. Der basaltische Mandelstein hat Blasenräume, in welchen besonders
Zeolith u. a. m. enthalten find. Als Wacke werden manche Gesteine bezeichnet, die durch gewisse innere Veränderungen des krystallinischen Zustandes der
Basalte, Dolente und Melaphyre hervorgegangen, nicht genau zu bestimmen sind.
Die Basaltwacke ist thonsteinartig, dicht bis erdig, Mweilm schlackig, blasig,
mandelsteinartig, meist schmutzig grau, braun und bei fortschreitender Zersetzung
in Thon übergehend.
Charakteristisch für die Basalte ist die stangliche Zerklüftung ihrer Masse,
wodurch fünf- und sechsseitige Säulen entstehen, die früher irrigerweise als Erzeugnisse der Krystallisation angesehen wurden. Der Basalt liefert unter allen
Felsarten das beste Material zum Straßenbau, doch erweist sich der dichte für
Mauerwerk zu schwer, während der schlackige Basalt dazu vortrefflich geeignet ist.
Man begegnet diesem letzteren in Deutschland bei erloschenen Vulcanen, namentlich
im Siebengebirge, im südlichsten Schwarzwald (Kaiserstuhl), in der Rhön und in
Böhmen und verwendet ihn als trockenen Baustein, sowie die leichten Sorten
zum Ausfüllen von Kuppeln und Gewölben. Berühmt ist der poröse Basalt,
der in der Nähe von Coblenz (Niedermmding) gebrochen und zu vortrefflichen
Mühlsteinen benutzt wird. Verwittert geben die meisten Basalte einen fruchtbaren, durch seine dunkele Farbe für die Sonnenwärme sehr empfänglichen Boden.
34.
Vkonolitk
oder Klingstein heißt dieses Gestein, weil es beim Anschlagen mit dem Ham- 107
mer meist einen hellen Klang giebt. Der Phonolith ist ein scheinbar gleichartiges Gemenge aus Felsit und Natrolith mit etwas Zeolith; dicht, schieferig, porphyrkrtig durch glasige Feldspathkrystalle, selten blasig. Auf dem Bruch ist er
splitterig bis muschelig, glasartig bis erdig; grünlich-grau, grau, schwärzlichgrau. Besonders eigenthümlich ist diesem Gesteine eine weiße erdige Verwitterungsrinde, welche fast alle an der Oberstäche liegenden Stücke umgiebt.
Zufällige Gemengtheile: Hornblende, Augit, Magneteisenerz, Titanit, Leucit,
Glimmer, und in Drusen und Blasenräumen hauptsächlich Zeolithe. Das Gestein geht über in Trachyt und nähert sich auch dem Basalt. Als Arten unterscheidet man den dichten Phonolith, den Porphhrschiefer, den porphyrartigen
Phonolith und den zersetzten, der ein weiches, fast erdiges Gestein ist, und ähnlich wie die oben erwähnte weiße Verwitterungsrinde, eine Art Porzellanerde
darstellt.
Der häufig in Platten sich absondernde Phonolith wird als Baustein, mitunter selbst zum Dachdecken, dagegen weniger zum Straßenbau benutzt. Der
aus seiner Verwitterung hervorgehende helle, thonige Boden ist dem Ackerbau
günstig.
80
Geognosie.
35.
1W
Undeutliche, lichtfarbige, meist etwas körnige, femporöse Grundmasse, Haupt,
sächlich aus glasigem Feldspath oder S a n i d i n (§.63) bestehend und fast immer
porphyrartig, durch eingelagerte große Krystalle von rissigem, glasigem Feld,
spath, gewöhnlich auch Glimmerblättchen und Nadeln von Hornblenden enthaltend. Körnig, porphyrartig, dicht, schlackig, erdig. Die Grundmasse grau,
gelblich, rZthlich oder grünlich. Der Trachyt bildet die Hauptmasse der jetzigen
und der jüngst erloschenen Vulcane und findet sich vorzüglich wohlcharakterisirt
als Trachyt vom Drachenfels im Sicbeugebirge am rechten Rheinufer; er
zeichnet sich stets durch eine eigenthümliche Rauhigkeit beim Anfühlen aus, herrührend von dem glasigen Feldspath. Gewisse quarzführende Trachyte geben
vorzügliche Mühlsteine. Gewöhnliche Begleiter des Trachyts sind: Bimsstein,
Obsidian und Perlstein.
Als Baustein ist der Trachyt zwar leicht mit dem Hammer zurichtbar, doch
sind mancye wegen ihrer leichten Verwitterung für die Dauer nicht geeignet, wie
dies. namentlich an dem Cölner Dom sich nachtheilig erwiesen hat, dessen älterer
Theil aus Trachyt des Siebengebirges erbaut ward. Dagegen liefert er dem
Ackerbau einen fruchtbar thomgen Lehmboden«
36.
1W
ii'NOil^t.
I,avg..
Die Lava ist ein ziemlich undeutliches Gemenge aus Augit und Felsit, oft
mit Leucit und Magneteisen, seltener mit Glimmer, Olivin u. s. w. Körnig,
dicht, porphyrartig, schlackig, dunkelfarbig, braun, grau, röthlich, grünlich, gelblich, auch schwarz. Es werden überhaupt, ohne Rücksicht auf ihre Zusammensetzung, alle stromartigen hcißstüssigen Ergüsse der Vulcane Laven genannt.
Arten der Lava sind: die basaltische L a v a , welche dem Basalt sehr ähnlich,
jedoch rauher ist; doleritische Lava; Leucit-Lava; porphyrartige Lava; schlackige
Lava und endlich die vulcanischen Schlacken, die aus einzelnen losen Schlackenstücken
bestehen und L a p i l l i (auch N a p i l l i ) oder vulcanischer Sand genannt werden.
Besonders ausgezeichnet ist die Lava durch den bewundernswürdig fruchtbaren Boden, densiebei ihrem wiewohl nur langsam vorgehenden Verwittern
liefert. Dies mag theils eine Folge ihrerchemischenZusammensetzung, theils
ihrer dunkeln Farbe und bei den noch thatigen Vulcanen der Mitwirkung der
von ihnen ausgehenden Ströme von Kohlensäure und Erdwärme sein. Einige
Laven mit eckigen Poren eignen sich besonders zu Mühlsteinen, wie solche von
ausgezeichneter Güte bei Niedermendmg in Rheinpreußen gebrochen werden.
k. Mechanisch gemengte Gesteine; Trümmergesteine.
1. Deutlich gemengte:
, 37.
V^GOQIG
H O oder Tmmmerfels nennen wir eine Verbindung von eckigen Gestein sbruchstückm
durch irgend eine andere Steinmasse, welche man Bindemittel, Cament oder
Gefteinslehre.
Conglomerat.
Sandstein.
81
Teig nennt. Die" Breccien erhalten verschiedene Namen, je nach dem Bestände
der dann enthaltenen Bruchstücke oder des Bindemittels. S o unterscheidet man
z.B. G r a n i t - , P o r p h y r - , K a l k s t e i n - , Knochenbreccie, welch letztere aus
mehr oder weniger wohl erhaltenen Knochen und Knochenstücken, auch Zähnen
verschiedener Thiere, öfter mit Einschluß von Schalthieren und Gesteinstücken
besteht. I n der Voraussetzung, daß einige Breccien durch gewaltsame Reibung
eines flüssigen Gesteins an einem festen entstanden sind, nennt man dieselben
Neibungsbreccien, wie z. B . Porphhrmasse mit Thonschiefcrbruchstücken.
Wenn das Bindemittel der Breccie hinreichend fest ist, so kann sie als
Baumaterial benutzt werden. Einige Breccien, die als Gemenge verschieden gefärbter und gestalteter Gesteinsbruchstücke, besonders nachdem sie geschlissen und
polirt sind, ein sehr artiges Ansehen haben, werden zu verschiedenen Vauzierrathen verwendet, und haben mancherlei, ihrem Aussehen entsprechende Namen
erhalten, wie z. B . die aus Bruchstücken von Granit, Porphyr und Diont bestehende Breccia verbe d ' E g i t t o und die verschiedenen Marmorhreccien als
violetta a n t i c a , d o r a t a , pavonazza u. a. m. ^
33.
OOnAoiNSeNi:
bedeutet so viel als Zusammengehäuftes, und unterscheidet sich von der Breccie, 111
indem hier die durch irgend eine Steinmasse zusammengekitteten Gesteinsstücke
abgerundet sind, also aus Geschieben bestehen. Es kommen jedoch mit den
abgerundeten Stücken des Konglomerats auch fast stets scharfkantige gemengt
vor, so daß diese Trümmergesteine nicht durchweg bestimmt von einander zu
trennen find« Je nach Art der Geschiebe erhalten die Konglomerate verschiedene
Namen, z. B . G n e i ß - C o n Z l o m e r a t , B a s a l t - C o n g l o m e r a t , KalksteinK o n g l o m e r a t oder N a g e l f l u h u. s. w.
Die Konglomerate können als Bausteine und zum Straßenbau benutzt werden. Sowohl die Breccien als die Konglomerate geben beim Verwittern einen
Ackerboden, dessen Beschaffenheit natürlich von den Gesteinen abhängig ist, aus
welchen die Masse jener Trümmergebilde zusammengesetzt war. So giebt das
Grauwackenconglomerat einen steinigen und dadurch lockeren, thonigen Boden.
Das Conglomerat des Rothliegenden hat ein sandiges oder thoniges Bindemittel, mit eingeschlossenen Geschieben von Porphyr, Gneiß, Granit, Glimmerschiefer, Thonschiefer A. s. w., welche meist als unzersetzte Steine m dem thonigen
und sandigen Boden liegen bleiben. Basaltconglomerat liefert in der Negel
einen sehr fruchtbaren LehM- und Tt)onboden.
Dieses sehr allgemein verbreitete und bekannte Gestein ist eine Verbindung 11.2
kleiner, abgerundeter oder eckiger Körner, durch ein mitunter kaum bemerkbares
Bindemittel. Der Sandstein ist körnig und kommt in allen Farben vor. Seine
Körner bestehen aus Q u a r z , das Bindemittel lst gewöhnlich Thon, Mergel
II.
^
"
6
82
Geognoste.
oder Eisenoxyd, seltener Hornstein. Man unterscheidet hiernach: thonigen,
kalkigen, mergeligen, eisenschüssigen und Kieselsandftein. Das
Verhältniß zwischen den Quarzkörnern und dem Bindemittel ist sehr verschieden,
doch ist letzteres gewöhnlich in geringerer Menge vorhanden.
Finden sich einzelne größere Geschiebe in dem Gesteine, so nennt man es
conglomeratartigen Sandstein. Als untergeordnete Gemengtheile gesellen
sich zu den Quarzkörnern zuweilen Glimmerblättchen, Feldspath-, Hornblendeoder Grünerdekörnchen. Durch letztere erhält er eine grünliche Farbe und daher
. den Namen Grünsandstein. Außerdem kommen noch mancherlei andere Gemengtheile im Sandstein vor, von welchen wir nur der rundlichen Ausscheidungen von Thon gedenken, die T h o n g a l l e n heißen.
Manche andere Benennungen des Sandsteins, wie K e u p e r s a n d f t e i n
Leiassandstein u. s. w. beziehen sich auf erst später zu entwickelnde Lagerungsverhältnisse. Grauwacke ist ein körniger Sandstein, mit kieselig-thonigem Bindemittel, daher sehr fest und hart, von vorherrschend grauer Farbe, meist
Glimmer führend, mitunter bis zur Nildung von schieferiger Grauwacke
(vergl. §. 98). Andere Glimmersandsteine sind Psammit und M i c o p sammit genannt worden. Arkose wird ein grobkörniger, aus der Verkittung
zerstörter granitischer Gesteine hervorgegangener Sandstein genannt, der deshalb Feldspathkörner einschließt. Molasse und Macigno find kieselige Sandsteine mit einem Bindemittel von kohlensaurem Kalk.
I n dem Sandstein besitzen wir eines der werthvollsten Materiale zu mannichfachen Zwecken. Als Baustein ist er ganz vorzüglich geeignet, da er sich sehr
leicht mit dem Hammer zurichten läßt. Die feinkörnigen und gleichmaßig gefärbten Arten geben einen vortrefflichen Stoff zur Bildhauerarbeit, und sind
namentlich zu den reichen und herrlichen Verzierungen unserer alten Dome verwendet worden. Die Farbe des Sandsteins geht von Weiß, durch Gelb, Grünlichgelb ins Bräunliche und Braune, welch letztere namentlich in Würtemberg
von großer Schönheit angetroffen werden. Außerdem kommt hausig auch ganz
rother Sandstein vor.
Zum Straßenbau ist der Sandstein wenig geeignet, aber die härteren Arten geben Mühlsteine, Schleifsteine, und manche plattenförmige werden zum
Dachdecken verwendet.
Der aus der Verwitterung des Sandsteins hervorgehende Boden ist einer
der unfruchtbarsten, da ihm K a l i / Natron und die Fähigkeit, die Feuchtigkeit
zurückzuhalten, fast gänzlich abgehen. Nur Sandstein mit überwiegend thonigem
oder mergeligem Bindemittel ist d m Anbau
—^
^
113
ck<3«
OobMtz N s s ; äg-nä; G r u s .
Unter Schutt versteht man eine lockere Anhäufung von Gesteinsbruchstücken, gleichsam Breccie ohne Bindemittel, während Kies oder Gerölle eine
Anhäufung von Geschieben, also Conglomerat ohne Bindemittel ist. Der S a n d
ist eine lockere Anhäufung von Mineralkörnem, meistens aus Quarz, und G r u s
Gesteinslehre. -Mergel.
Thon.
83
nennt man die unverbundenen Theile irgend eines bestimmten Gesteines, z. B.
Granitgrus besteht aus Körnern von Quarz, Glimmer und Feldspath ohne Zusammenhalt.
2. Undeutlich gemengte Gesteine.
41. M O r s s i
nennen wir ein scheinbar gleichartiges, unkrhstallinisches Gemenge aus kohlen- 114
saurem Kalk und Thon, welches dicht bis erdig, auch schieferig, selten feinkörnig
ist. Die Mergel sind grau, gelblich, röthlich, grünlich, bläulich, schwarz, weiß,
bunt, verwittern und zerfallen an der Lust gewöhnlich sehr bald. Mit verdünnter
Salzsaure brausensieschwach auf. Je nach dem Vorwalten des einen oder anderen
Bestandtheiles und der Einmengung weiterer Minerale unterscheidet man: gemeinen Mergel; K a l k m e r g e l ; T h o n m e r g e l ; Kieselmergel; sandigen Mergel;
bituminösen Mergel, der mit Erdpech (Bitumen) gemengt oder oft schiefeng
ist; endlich Kupferschiefer, ein bituminöser Mergelschiefer von schwarzer oder
dunkelgrauer Farbe, der ausgezeichnet ist durch seinen Reichthum an Kupfererz
und der außerdem noch Kobalt-, Nickel- und Silbererze führt.
Als Banmaterial laßt sich der Mergel wegen seiner schnellen Verwitterung
in keiner Weise gebrauchen. Um so werthvoller ist er für den Landbau, und
man schätzt den Mergelboden als den allerfruchtbarsten, wobei jedoch zu bemerken ist, daß er nicht unter 10 und nicht über 60 Procent kohlensauren Kalk
enthalten darf. Magere Sand- und Kalkböden verbessert man deshalb durch '
Zufuhr und Ueberdeckung von Mergel. Der kalkreiche Mergel wird auch gebrannt und als hydraulischer K a l k oder Cament (s. Chemie §.87) angewendet. Die Mergel treten besonders in Gegenden mit jüngerer geschichteter
Gebirgsbildung, z. B. in Schwaben auf.
Unter Hinweisung auf §.96 der Chemie bezeichnen wir den Thon als ein 115
scheinbar gleichartiges Gemenge aus kieselsaurer Thonerde mit etwas Kalk und
Kiesel. Er ist dicht, erdig, weich, zeneiblich, in Wasser erweichend und formbar.
Er kommt in allen Farben vor, selbst schwarz, durch Erdpech gefärbt. Man
unterscheidet neben dem hellen, gemeinen Thon, den gelben Lehm, den Löß, ein
lockeres erdiges Gemenge aus Thon,. Kalk und Sand, von gelblich-grauer
Farbe und namentlich im Nheinthal verbreitet. Der S a l z t h o n ist mit Steinsalztheilm gemengt und durch Kohle dunkel gefärbt.
Als Baumaterial wird nur der zu Thonstein verhärtete Thon älterer
Gebirgsbildung verwendet. Ueber die Benutzung des bildsamen Thons haben
wir uns in §. 37 der Lhemie ausführlich verbreitet.
84
Geognosie.
43.
116
MNikGräs.
Man bezeichnet hiermit eine, wahrscheinlich aus der Zersetzung von Grünstem hervorgegangene weiche, zerreibliche Masse von unebenem Bruch, grob- bis
feincrdig und fettig anzufühlen. Die Farbe ist grau, grünlich, gelb bis weiß.
Sie bildet mit Wasser einen unbildsamen Brei, der bei der Tuchbereitung zur
Entfettung der Tücher benutzt wird. Sie enthält etwa 10 Procent Thon und
bis 60 Procent Kalk, und ist dem Bolus.nahe verwandt.
44.
117
LiM.
Man begreift unter diesem Namen mehrere nicht scharf bestimmte Gesteine,
die ziemlich lockere, zum Theil erdige Verbindungen von thonigen, kalkigen und
sandigen Theilen darstellen. Ihre Farbe ist meistens grau oder gelblich, zuweilen schließen sie auch Grus oder Bruchstücke fester Gesteine ein. Es gehören
hierher u. a. der T r a ß , ein vulcanischer Tuff, der mit 1 ^ bis 2 ^ Theilen
Kalk gemengt eine bedeutende Anwendung als Wassermörtel (Chemie §. 87)
findet. I n Deutschland ist am berühmtesten der Traß aus der Gegend von
Andernach; auch am Habichtswalde in Hessen und im Riesgau in Baiern findet
sich dieses werthvolle Material. Der vulcanische Tuff Italiens, der P a u s i l i p p t u f f und der P e p e r i n oder Pfefferstein sind zum Theil brauchbare Bausteine, und i n der Umgebung Neapels findet man antike Gebäude, Grotten u. s. w.
aus diesen Gesteinen, die leicht verwittern und einen außerordentlich fruchtbaren
Boden geben. Verbreitet ist der K a l k t u f f , ein schwammig zelliges Kalkgestein,
entstanden durch Niederschlagung des kohlensauren Kalkes i n stehenden und
süßen Gewässern, häufig SckMhierreste und Abdrücke von Blättern zeigend.
45.
Ds.iniu.SMs,
118 Ackererde oder Fruchterde, nennen wir die oberste Schicht der Erdrinde. Sie
ist keine mineralogisch bestimmte VodeMrt, sondern das Produet der Einwirkung des gesammten Pflanzen- und Thierlebens auf den aus der Verwitterung
irgend eines Gesteins hervorgegangenen Boden. Die Reste der verwesenden
organischen Körper (vergleiche Chemie §. 211) sind mit den» zerfallenen Gesteinstheilchen innig gemengt, und ertheilen diesen meistens eine dunklere, müunter schwarze Farbe und die Fähigkeit, das Wachsthum der Pflanzen wesentlich zu befördern. Die Dammerde fehlt jedoch an manchen Stellen der Erde
gänzlich. Wo z. B. ausschließlich reine Kalk- oder Quarzgesteine» die Oberfläche
bedeckten, da fehlten der Pflanzenwelt die Bedingungen des Lebens, oder sie
entwickelte sich nur i n so untergeordneter Weise, daß eine Dammerdebildung
nicht möglich wurde.
Formenlehre. Innere Gesteinsformen.
V.
35
F o r m e n l e hre.
Wenn wir irgend eine Gesteinsmaffe vor uns haben, so'können wir sie in 119
Hinsicht ihrer Form-auf zweierlei Weise betrachten, nämlich einmal, wie sie sich
in ihrer Gestaltung als Ganzes zu ihrer Umgebung, und dann, wie sie in ihrem
Innern sich verhält. Man unterscheidet hiernach innere und äußere Formen
der Gesteine.
Innere
Gesteins formen.
Niemals trifft man Gesteinsmaffen von einiger Bedeutung, die vollkommen 129
gleichförmig zusammenhängend sind. Auch an den dichtesten und härtesten nehmen wir Zertheilungen oder Absonderungen wahr, die durch Klüfte oder
Spalten gebildet werden. Die Entstehung der letzteren kann man sich sehr
deutlich an einer feuchten Thonmasse versnmlichen. Indem diese austrocknet,
ziehen sich ihre Theile im Inneren zusammen, es entstehen Nisse und Spalten,
was in heißen Sommern in thonigem Boden öfters auch in großem Maßstabe
beobachtet werden kann. Diese Gesteine waren also früher weich, sie haben sich
beim Erhärten zusammengezogen und dadurch mannichfach zerklüftet, entweder
in größere oder kleinere Partien, in welch ersterem Falle die Gesteine unregelmäßig massig, im letzteren dagegen vielfach zerklüftet genannt werden.
Nicht selten findet jedoch die Absonderung der Gesteinsthcile mit einer gewissen Regelmäßigkeit statt, die mitunter wahrhaft überraschend ist und dem
Gestein den Anblick eines von Menschenhänden bearbeiteten Werkes verleihen
kann. So giebt es Gesteinsmassen, die in ihrem Inneren kugelförmige Absonderungen haben, daher rührend, daß die Erhärtung der Masse von einzelnen
Punkten ausgegangen ist, um welche dann weitere Schichten schalcnförmig sich
anlegten. Häufiger ist das Gestein in Pfeiler zerklüftet, die meistens die Gestalt
von sechsseitigen S ä u l e n haben. Solche Säulen finden sich namentlich
ausgezeichnet schön am Basalt, wo man deren bei Stolpe« in Sachsen und
Unkel am Rhein von 30 bis 8G Fuß Länge beobachtet hat. Berühmt ist auch
der aus Basaltsäulen gebildete, sogenannte Riesenweg in Irland. Oefter sind
diese Säulen der Quere nach in kleinere Stücke abgesondert, in welchem Falle
man sie gegliedert nennt. Mit dem Ausdruck stänglich bezeichnet man kleine
Säulen, die zugleich an regelmäßiger Bildung abnehmen.
Am gewöhnlichsten ist jedoch die plattenförmige Absonderung der Gesteine. Die daraus entstehenden Platten sind mehr oder weniger regelmäßig
von parallelen Flächen begränzt und mitunter so dick, daß sie ungeheure Blöcke
bilden, oder sie erscheinen mehr als Tafeln, die bis zum Schieferigen sich
verdünnen.
86
Oeöguosie.
Schichtung
121
der
Gesteine.
Die plattenförmig abgesonderten Gesteine sind oft von ganz besonderer
Art. Ihre Bildung laßt alsdann erkennen, daß die über einander liegenden
Platten nicht gleichzeitig, durch das Festwerden und Zusammenziehen der Gesteinsmasse, sondern daß sie nach und nach entstanden sind. Dies wird namentlich dadurch deutlich, daß inmitten einer solchen Gesteinsschicht öfter dünne
Zwischenlagen sich befinden, z. B. Kalksteinschichten, die durch Mergel getrennt
sind. Man hat die Gewißheit, daß solche Gesteinsmassen gebildet wurden,
indem deren Bestandtheile aus Gewässern vermöge ihrer größeren Dichte allmälig sich absetzten. Verschiedene Thatsachen beweisen diese Entstehungsart der
Schichten unwiderleglich.' So findet man häusig in den geschichteten Massen
eingebettete Muscheln und Schnecken. Waren es Thiere, die in dem Schlamme
oder Sande, woraus die Schicht entstand, lebten, so stecken sie demgemäß in
derselben, nämlich senkrecht zur Schichtungsstäche; schwammen sie dagegen auf
dem Waffer, aus welchem eine Schicht sich absetzte, so findet man sie nach dem
Tode ruhig der Schwere gemäß mit dem breiten Theile abgelagert. Auch Rollsteine finden sich dem entsprechend stets so, daß ihre platte Seite aufliegt, und
wo Pftanzengebilde, wie Baumstämme eingebettet wurden, da sieht man ihre
Axe senkrecht zur Schichtungsstäche. Es lassen sich ähnliche Schichtenbildungen
im Kleinen noch täglich an unseren Bächen und Flüssen nachweisen, und indem
wir später auf ihre Entstehung nochmals zurückkommen, betrachten wir einige
besondere Eigenthümlichkeiten der Schichten.
Die parallelen Flächen, welche eine Schicht einschließen und die Absonderungsstächen von anderen Schichten bilden, heißen die Schichtungsklüfte, und
die obere derselben wird E p i c l i v e , die untere H y p o c l i v e genannt. Unter
dem Liegenden einer Schicht wird jedoch das zunächst unter derselben Befindliche verstanden, während ihr Hangendes das über ihr befindliche Gestein ist.
Die Schichtung eines Gesteins ist nicht zu verwechseln mit der Schiefer u n g desselben. Letztere hat sich nicht während des Absatzes 3er Schicht, sondern nachher gebildet; sie kann der Schichtung parallel sein, häufig kreuzt sie
jedoch dieselbe in der verschiedensten Richtung. Ueberdies kann eine geschichtete
Masse in ihrem Innern wieder Zerklüftungen darbieten, die nachträglich durch
verschiedene Ursachen bewirkt wurden.
Wenn geschichtete Gesteinsmassen die bei ihrerBildung eingenommene Lage
unverändert beibehalten haben, so liegen dieselben s ö h l i g , d . i . wagencht, also
parallel zur Oberstäche der Erde und regelmäßig über einander, vergleichbar den
Blättern eines Buches, wie Fig. 76 zeigt.
Die Dicke oder Mächtig k e t t M ^ e r
einzelnen Schichten ist jedoch höchst ungleich, denn es giebt deren, die kaum
V4 Zoll dick zwischen anderen sich hin-ziehen, welche 20 bis 30 Fuß mächtig
fein können. Häufig findet man jedoch
Formenlehre.
Schichtung der Gesteine.
87
die Schichten gegen die Oberstäche der Erde geneigt, Fig. 77, odersiestehen
gar senkrecht zu derselben, wie Fig. 7 8 , was man die aufgerichtete Schichtung nmnt. Derjenige Weg,
den das auf die Fläche
einer geneigten Schicht gegossene Wasser nehmen
wird, bezeichnet die Neigung oder das F a l l e n
der Schichten gegen den
Horizont, und ist in Fig. 77 durch die Pfeile angedeutet. Die Richtung, welche
eine Schicht in ihrer Verbreitung in Beziehung auf die Himmelsgegend einnimmt, nennt man das Streichen derselben.
Denjenigen Theil einer Gesteinsschicht, welcher an die Oberfläche der Erde 122
hervortritt, wie?nm bei Fig. 76, 77 und 78, nennt man das Ausgehende
oder zu Tage Gehende
oder Anstehende derselben. Bei aufgerichteten
und geneigten Schichten,
wie Fig. 77 u. 78, heißen
die zu Tage gehenden
Theile wohl auch Schichtenköpfe. Die söhlig
liegenden Schichten treten meistens dadurch hervor, daß Flüsse Thäler ausspülen, wie Fig. 79, oder daß sie durch Straßenbauten, Steinbrüche oder das
Meer bloß gelegt werden, welch letzteren Fall wir in Fig. 80 veranschaulicht
sehen.
Sehr oft keilen sich die Schichten a u s , d. h. sie nehmen nach einer
Richtung hin an Mächtigkeit beträchtlich ab, und verschwinden Entweder ganz
oder ziehen sich nur noch als kaum erkennbare Faden zwischen den Gesteinen
88
Geognosie.
hin, wie O und b, Fig« 8 1 . SV geht es namentlich bei den Steinkohlen, wo
man nicht selten beim Verfolgen einer
Schicht von geringer Mächtigkeit die
Entdeckung macht, daß sie die Austeilung eines mächtigeren Lagers ist.
Es erklärt sich hieraus, wie mitunter
an einem Punkt Schichten unmittelbar
auf einander zu liegen scheinen, wie
z. B. m und n, Fig. 8 1 , die doch an
einer anderen, benachbarten Stelle von einander getrennt sind.
Offenbar haben die geneigten und aufgerichteten Schichten nicht mehr ihre
ursprüngliche Lage, sondern find durch eine spätere einwirkende Ursache aus derselben gebracht worden. Dies ist jedoch nicht die einzige Veränderung, welche
die Schichten erleiden, sondern häufig findet man'den regelmäßigen und parallelen Verlauf derselben mehr oder minder gestört, und sie erscheinen alsdann
nicht mehr so gleichmäßig wie die Blätter eines Huches über einander gelagert,
sondern gebogen, gewunden, wie bei Fig, 82 u. 83.
Bei Fig. 82 bezeichnet überdies die Schrafstrung eine später eingetretene
Schieferung der gebogenen Schichten, die eine eigenthümliche, von letzteren ganz
unabhängige Richtung hat, so daß sie an manchen Stellen (aa) senkrecht zu
derselben ist, an anderen (öi>) derselben parallel geht. Solche Verbindungen der
Schichten, die bald wellenförmig, bald zickzackartig sind und bis zur Zerbrechung
Formenlehre.
Aenßere Gesteinsformen.
39
gehen, schreibt man einem starken, von der Seite wirkenden Drucke auf die
Schichtung zu.
Andere Erscheinungen werden durch den von unten wirkenden Druck her
vorgerufen, indem hierdurch nicht nur die geneigten und aufgerichteten
Schichten entstehen, sondern letztere können selbst umgekippt oder zersprengt
werden» so daß ihre Ränder lippenartig einander gegenüber stehen und durch
eine Spalte oder durch eine Ausfüllungsmaffe von einander getrennt sind.
Hierbei finden insbesondere die sogenannten V e r w e r f u n g e n der Schichten
statt, wenn der von unten wirkende Druck nur auf einen Theil der Schichtung
wirkte, wie bei «Fig. 8 4 , wo der Theil ^ . A < ? D verschoben ist, oder es hat
eine von unten aufsteigende Masse F ' A , Fiß. 85, einen Theil der Schichten
ai><?ci stärker aufgerichtet als den anderen. Es ist klar, daß auch durch Senkung von Schichten ähnliche Erscheinungen hervorgebracht worden still, können.
Aeußere
Gesteins formen.
Eine vergleichende Betrachtung des Baues der Erdrinde belehrt uns, daß ZIZ
alles Material, woraus dieselbe zusammengesetzt ist, seiner allgemeinen Natur
und Entstehung nach in folgende vier Gruppen sich unterscheidet:
1. Massengestein, auch E r u p t i v g e s t e i n genannt;
2. Schiefergestein, genauer krystallinisch-schieftriges Gestein, auch
metamorphisches oder Umwandlungsgestein genannt;
3. Schichtungsgestein, auch sedimentäres oder Flötzgestein genannt;
4. Ganaaeftein.
80
Geognosie.
Hiervon treten die drei ersten Gruppen als die vorherrschenden Hauptmassen
auf und werden nur in schwächeren Adern von dem Ganggesteine durchzogen.
Unverkennbar verdanken letztere ihre Entstehung den Spalten, Sprüngen und
Nissen, die beim Erhärten der Hauptgesteine durch Zusammenziehung entstanden
und die nachträglich durch eingedrungene Mineralmasse ausgefüllt worden sind.
Hieraus erklärt sich eine ziemlich regellose Verbreitung der Gesteinsgänge, die
jedoch an gewissen Störungen sich betheiligen, die ihre Hauptgesteine erleiden.
Sie haben ungeachtet ihrer geringeren Mächtigkeit doch eine große Wichtigkeit,
da gewisse nutzbare Minerale, wie z. B. Schwerspath, insbesondere aber die
Erze vorzugsweise in solchen Gängen sich verbreiten, die alsdann M i n e r a l gänge oder Erzgänge genannt werten. Aus einem flüchtigen Blick auf diese
Verhältnisse gewinnen wir sofort d.ie Ueberzeugung, daß diese verschiedenartigen
Theile der Erdrinde nicht gleichzeitig entstanden, oder nicht gleichzeitig in ihre
jetzige Lage gekommen sind, daß wir hier einem geschichtlichen Verlauf, einer
Bildungsgeschichte entgegen gehen.
Die Massengesteine zeigen niemals eine wirkliche Schichtung, wie sie im
Vorhergehenden charakterisirt wurde, sondern nur regellose Zerklüftung oder die
in §. 120 erwähnten, eigenthümlichen Absonderungen. Sie sintz fast sämmtlich
krystallinisch, mitunter dicht, auch schlackig, porphyrartig, aber nicht schieferig
und. enthalten niemals Versteinerungen organischer. Gebilde. Die Art ihres
Auftretens läßt erkennen, daß sie in einem erweichten Zustande aus der Tiefe
emporgedrungen sind, daß sie dabei andere Gesteine in ihrer ursprünglichen
Lage mehr oder weniger gestört haben, in Spalten derselben eingepreßt wurden,
und theilweise stromartig überfließend, dieselben überdeckten. Man rechnet hierher hauptsächlich den Granit, Syenit, Porphyr, Grünstein, Trachyt, Basalt und
die Lava, welche theils unregelmäßige massige Gebirge oder einzelne Stöcke und
Kuppen bilden.
Zu dem krystallinischen Schiefergefteine rechnet man den Gneiß,
Glimmerschiefer, Talkschiefer, Chloritschieftr, Hornblendeschiefer und einige Arten
des Thonschiefers, die nicht nur vielfach Uebergänge unter sich bilden, sondern
auch durch den Gneiß in Grämt übergehen, mit dem sie vorzugsweise vergesellschaftet vorkommen, indem nicht selten ein granitischer Kern von einem
Mantel krystallinischer Schiefer umhüllt ist. So bilden sie die Hauptmasse einiger der größten Gebirge, z. B. der Alpen. I h r wesentliches Merkmal
ist ihre krystallinisch schieferige Bildung, sowie der Mangel irgend welcher Versteinerung. Man hält sie für die ältesten Gesteine, für Bruchtheile der ersten
Erdrinde, die zwar ursprünglich von geschichteter Ablagerung gebildet M r ^
welche jedoch nachträglich in den krystallinisch-schieferigen Zustand übergeführt
wurde.
Die dritte Hauptgruppe wird von den Schichtungsgesteinen gebildet,
deren Charakter in §. 121 bereits ausführlich "dargestellt wurde. Regelmäßige
Ablagerung aus Wasser erzeugte die parallelen Schichtungen, in welche oft zahllose Reste thierischer und pflanzlicher Gebilde als sogenannte Versteinerungen
eingebettet sind. Kalksteine verschiedener Art, Dolomit, Mergel, Thon, Thon-
Lagerungslehre.
91
schiefer, Quarzfels, Sandstein, Conglomerate und Tuffe, wechseln mit einander
und treten nur dadurch in Gebirgsform auf, daß sie aus ihrer ursprünglichen
Lage gehoben, zerbrochen und aufgerichtet, sowie von Gewässern ausgefressen
worden sind.
Als besonderer Formen von untergeordneter Bedeutung haben wir der
Tropfsteinbildungen zu gedenken, die S t a l a k t i t e n heißen, wennsievon einer
Wand herabhängen und wachsen, wie vom Dach herabhängende Eiszapfen, oder
S t a l a g m i t e n , wenn sie am Boden aufsitzen und durch auffallende Tropfen von
unten nach oben wachsen. Sie entstehen meistens in Hohlen aus kalkhaltigem Wasser,
das deren Wände durchsickert und, indem es verdunstet, den Kalk zurückläßt, der dann
die mannichfachen Formen der Tropfsteine bildet. Krustengebilde ( I n c r u s t a tionen) entstehen, wenn mineralhaltige Gewässer, die irgend einen Gegenstand
bedecken, verdunsten und auf diesem einen mehr oder minder dicken mineralischen
Ueberzug zurücklassen. B a u m - oder moosartige Zeichnungen, sogenannte
D e n d r i t e n , trifft man häufig zwischen Gesteinsplatten. -Ihre Entstehung kann
man sehr leicht nachahmen, wenn man zwischen zwei ebene Glas- oder Steinplatten etwas feinen Thonschlamm bringt und ein wenig zusammenpreßt. Man
wird so allerlei verästelte Bildungen erhalten, wie ähnliche in der Natur
erhärtete vorkommen, die leicht für versteinertes Moos und dergleichen gehalten
werben.
O. L a g e r u n g s l e h r e.
Wenn wir im Vorhergehenden belehrt wurden, daß als Hauptmaterial (l25
des Baues der Erdrinde, massiges, krystallinisch-schiefenges und geschichtetes Gestein verwendet worden ist, durch welches, gleichsam als Zierrath das Gang«gestein sich windet, so fragt es sich jetzt, in welcher Weise sind nun diese Glieder
des Baues mit einander verbunden, was bient als Fundament, kurz woran
erkennen wir, wie der Bau begonnen und weiter geführt wurde. Da geht
es denn allerdings, wie mit manchem uralten Bauwerke aus Menschenhänden,
das nachträglich mehrmalige Zerstörungen, Niederherstellung und Umbauung mit
Bruchstücken des Urbaues durchgemacht hat, so daß Aelteres uttd Jüngeres
oft bis zur Unkenntlichkeit vermengt sich vorfindet.
Die Beobachtung ergiebt, daß die Schichtungen unter sich mannichfache
Verhältnisse darbieten, indem sie z. B. entweder alle parallel und wagerecht über
einander liegen, Fig. 86, oder indem geneigte oder aufgerichtete Schichten von
wagerecht gelagerten überdeckt sind, woraus hervorgeht, daß erstere schon in
ihrer Lagerung verändert worden sein mußten, ehe letztere sich absetzten, Fig. 87.
92
Geognvsie.
Die Massengesteine treten gewöhnlich neben einander stehend auf, und
nur selten wird das eine vom anderen in wagerechter Richtung in bedeutender
Verbreitung überdeckt. Dagegen sind die stockförmigeu und schollenförmigen Ineinanderlagerungm nicht ungewöhnlich, wo, wie i n Fig. 83, die große
Masse eines Gesteins von
einem anderen zum Theil
oder gänzlich umschlossen
ist, wie z. B. Granit vonGneiß, wobei es denn nicht
selten vorkommt, daß das
innere Gestein, bei seinem
Durchbrechen des anderen,
Stücke von diesem losgerissen und gänzlich umschlossen hat.
Die Gänge verbreiten, sich stets mehr in senkrechter Richtung, nach dem
Innern der Erde, als in wagerechter oder wenig geneigter. Häusig sind alle
ein Gestein durchsetzende Gänge unter einander fast ganz parallel. Durch Störung der Lage des Gesteins, in dem sie enthalten sind, werden auch die Gänge
selbst aus ihrem Zusammenhang gebracht, zerrissen^ oder verworfen, was im
Bergbau oft bedeutende Schwierigkeiten im Verfolgen eines erzreichen Ganges
macht. Auch'kreuzen und durchsetzen sich die Gänge gegenseitig.
Aus einer genauen Erwägung der berührten Lagerungsverhältnisse lassen
sich nun die wichtigsten Folgerungen darüber gewinnen, welches der vorhandenen
Gesteine älter oder, was gleichviel sagen will, welches derselben am frühesten
erhärtet ist. I m Allgemeinen lassen sich in dieser Beziehung mit voller Bcstimmtheit die folgenden Grundsätze aufstellen:
Obere Schichtungen sind neuer (jünger) als untere; Gesteine, welche die
regelmäßige Schichtung ihrer Nachbarn gestört haben, sind neuer als diese;
scharf abgesonderte Stöcke in der Mitte von anderen Gesteinen sind in der Regel
neuer als diese; Gesteine, welche Bruchstücke oder Geschiebe einschließen, sind
jünger als "die, von denen die Bruchstücke oder Geschiebe herrühren; Gänge sind
jünger als ihr Nebengestein und jünger als die von ihnen durchgesetzten Gänge;
endlich, wenn ein Gestein jünger ist als ein zweites, und älter als ein drittes,
so ist auch das zweite älter als das dritte.
D« W e r st e i n e r u n g s 3 e h V e.
126
^ """ ^ ' ^
Es wurde bereits erwähnt, daß die geschichteten Gesteine Gebilde einschließen, welche Versteinerungen oder Petrefacten heißen und die auf den
ersten Blick erkennen lassen, daß sie nicht mineralischen Ursprungs sind, sondern
' früher dem Pflanzen- oder Thierreich angehörten. Es folgt daraus, daß die
Entstehung jener Gesteine selbst in eine Zeit fällt, in welcher Pflanzen und
Versteinernngslehre.
93
Thiere vorhandey waren. Die Versteinerung dieser ist natürlicher Weise nicht
in der Art vor sich gegangen, daß ihre chemischen Bestandtheile sich in mineralische umgewandelt haben, was nach dem in der Chemie Entwickelten unmöglich
ist. Es wurden vielmehr bei den an der Erdrinde vorgehenden großen Veränderungen die ihre Oberfläche bedeckenden Pflanzen und Thiere von weicher,
schlammiger Gesteinsmasse umhüllt und beim Erhärten derselben in das entstehende Gestein aufgenommen. Es ist klar, daß weiche und zarte Theile sich
nicht erhalten konnten, weshalb am häufigsten die gröberen P stanzentheile, gls
Rinde, Holz und holzige Früchte und die ohnehin kalkigen Schalen der Korallen, Muscheln und Schnecken, sowie von den vollkomnmeren Thieren besonders
die Knochen erhalten worden sind. Ohne Zweifel find die aus Kohlenstoff,
Wasserstoff und Sauerstoff bestehenden weicheren Gebilde mehr oder weniger
bald Zersetzt worden, man findet sie im Gestein niemals erhalten. Dennoch ist
auch von diesen Manches, durch besondere Umstände begünstigt, inmitten der
Zerstörung gerettet worden. Zarte Blätter und feingliedrige Insecten findet
man in Bernstein eingeschlossen, oder dieselben wurden von erhärtendem Schlamm
eingehüllt und ließen in diesem wenigstens Abdrücke zurück, woraus dann ihre
Gestalt und Art oft sehr deutlich zu erkennen ist. Bei anderen haben sich die
in ihrem Körper befindlichen zahllosen kleinen Zwischenräume mit einer mineralischen Flüssigkeit, in der Regel mit Kieselsäure, allmälig angefüllt, die endlich
fest wurde und also ebenfalls" die Form des Körpers bewahrte, dessen organischer
Theil der Zersetzung anheimfiel.
Die Einbettung organischer Wesen in die geschichtete Masse geschah in
vielen Fällen in einer allmäligen und geregelten Weise. Die Thiere lebten in
dem Gewässer und lagerten sich nach dem Absterben auf dessen Boden ab und
spätere Generationen folgten den vorausgegangenen nach. W n finden, wie auf
diese Weise eine unermeßliche Anzahl von Schalthieren ganze Schichten und
Bänke von Kalksteinen gebildet hat, und wer z. B. die Steine betrachtet, welche
zur Errichtung der Neubauten in Mainz dienen, der wird erstaunt sein, ihre
ganze Masse aus Myriaden nadelknopfgroßer Schneckengehäuse bestehend zu
finden. Ja wir dürfen sagen, daß die Thierwelt in gewissen Perioden einen bedeutenden Antheil am Bau der Erdrinde genommen hat. S c h a l t h i e r e , in
kalkhaltigem Wasser lebend, nahmen aus diesem den Kalk auf und setzten ihn
in' Gestalt der daraus gebildeten Schale ab, ein Proceß, der mit der Erschöpfung des Kalkgehaltes der Flüssigkeit oder mit dem Eintrocknen oder Abrinnen
derselben ein Ende nahm. Ebenso bildeten zahllose mikroskopische Wesen, die
B a c i l l a r i e n , Niederschläge, die aus Kieselerde oder Eisenoxyd entstehen, wie
z. B. die sogenannte Infusorienerde bei Berlin. Auch jetzt noch finden derartige
Bildungen statt und wir sehen, daß solche Organismen die Fähigkeit besitzen,
Spuren von Eisen und Kieselerde, die wir kaum zu entdecken vermögen, aus
den Gewässern aufzunehmen und in Form einer Schale zurückzulassen»
Nicht immer hatte jedoch die Sache einen so ruhigen Verlauf. Vielen
Beispielen begegnen wir, wo eine plötzliche Katastrophe ein vom reichsten Thierleben erfülltes Gebiet überraschte und ein allgemeiner Tod gleichzeitig jedes
94
Geognosie.
Wesen erreichte. Sei es nun, daß Ergüsse schlammiger Massen ein Gewässer
erfüllten, oder daß eine Aenderung seiner Temperatur eintrat, oder tödtliche
Gase oder Salze dasselbe vergifteten — genug, wir sehen unter Anderen die
Schichten eines Kalkschiefcrs überfüllt von Fischskeletten und Abdrücken, Fig. 89,
deren bis ins Einzelne gehende Erhaltung beweist, daß diese Thiere nicht in
gewöhnlicher Weise gestorben sind, in welchem Falle ihre Körper in Fäulniß
übergegangen und die Knochen aus ihren Verbindungen gelöst und zerstreut
worden wären.
12?
So groß anfänglich die Schwierigkeit war, das Vorkommen der Milliarden
organischer Reste inmitten von Gesteinen zu erklären, die in großen Tiefen und
in Höhen bis 12000 Fuß angetroffen werden, so bedeutungsvoll wurden später
diese Versteinerungen als Kennzeichen für die Gesteine selbst. Die genauere
Beobachtung ergab ungefähr die folgenden Grundsätze:
Versteinerungen finden sich nur in geschichtetem Gestein, das aus Wasser
abgesetzt ist, aber niemals im Massengestein; die Anzahl der Arten, sowohl versteinerter Thiere als Pflanzen in den verschiedenen Schichten, ist sehr ungleich;
sie nähern sich der jetzt lebenden Pflanzen- und Thierwelt am meisten in den
jüngeren Schichten, und nehmen in den älteren Schichten in der Weise ab, daß
die vollkommneren Thiere und Pflanzen allmälig verschwinden, die unvollkommneren vorherrschen, die jetzt lebenden immer seltener werden; und in den ältesten
Schichten nur noch solche auftreten, die gegenwärtig lebend nicht mehr angetroffen werden.
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Wenn man aus anderen Gründen mit Gewißheit erkannt hat, daß zwei
an verschiedenen Orten vorkommende Gesteine in einer und derselben Zeit gebildet worden sind, so enthalten sie auch gleiche Versteinerungen. Umgekehrt
schließen wir nachher aus der Gleichheit der in verschiedenen Gesteinen vorkommenden Versteinerungen mit großer Sicherheit auf das gleichzeitige Entstehen
jener Gesteine. Hierdurch haben die VersteinernnKen eine außerordentliche Wich-
VerstcinentNgslehre.
95
tigkeit für die Bestimmung des Alters der Schichten erlangt, und in vielen
Fällen sind sie die leichtesten und mitunter die einzigen Mittel zur Erkennung
derselben. Insbesondere gilt dies von den kalkigen Schalen der Weichthiere, die
ja vorzüglich leicht zur Erhaltung sich eigneten. Das Vorkommen bestimmter
Muscheln ist für gewisse Gesteine so bezeichnend und leitet so sicher zur Erkennung derselben, daß man sie mit Inschriften verglichen und Leitmuschcln genannt hat.
Da in verschiedenen Schichten der Erde eine" mehr oder weniger abweichende Pflanzen- und Thierwelt angetroffen wird> so müssen Klima und Beschaffenheit der Erdoberfläche in den verschiedenen Zeiten ihrer Bildung dem
entsprechende Wechsel erfahren haben. I m Allgemeinen lassen jedoch die Versteinerungen eine viel gleichmäßigere Verbreitung derselben Thiere über die
ganze Erdoberfläche erkennen, als sie gegenwärtig stattfindet, und es scheinen in
jener Zeit die großen Unterschiede ihrer Temperatur an den Polen und am
Aequator nicht so auffallend gewesen zu sein> wie jetzt.
Die Gesammtzahl der Arten versteinerter Pflanzen und Thiere ist außer- 128
ordentlich groß und Gegenstand einer besonderen Wissenschaft, der P a l ä o n t o logie oder Petrefactologie, geworden. Die Beschreibung jener setzt umfassende Kenntniß in der Botanik und Zoologie voraus, und es wird deshalb
bei der Abhandlung dieser Wissenschaften auf die Versteinerungen die erforderliche Rücksicht genommen. Es möge jedoch eine kleine Andeutung der Pstanzenund Thierformen, welche als Versteinerungen vorkommen, hier Platz finden,
und zwar in der Reihenfolge, daß mit den unvollkommneren begonnen wird.
Bei der Beschreibung der Schichtungsgesteine, von welchen wir annehmen, daß
sie innerhalb einer bestimmten Periode gebildet wurden, sollen die wichtigeren
' de? gleichzeitig auftretenden Pflanzen und Thiere angeführt werden.
Von Pflanzen finden wir versteinert: baumförmige Schachtelhalme
(Equisetaceetl), in den ältesten bis mittleren Schichten; Lycopodiaceen
und F a r n k r ä u t e r von baumartiger Größe, besonders reichlich und mannichfaltig nur in den alten Schichten; Lilien; P a l m e n , Stämme, Früchte und
Blatter; Najaden; Zapfenträger und Nadelhölzer (Comferen); Laubholzbäume; die letztere« kommen nur in den neueren Schichten vor.
Versteinerte Thiere: Aufgußthiere ( I n f u s o r i e n ) kommen in vielen
Gesteinen v m ; Thierschwämme, P o l y p e n oder K o r a l l e n besonders vorherrschend in den ältesten Schichten^ S t r a h l t h i e r e und Stachelhäuter, worunter Liliensterne, Seesterne und Seeigel; Weichthiere oder Schalthiere, sind
von allen am häufigsten und für den Geognosten am wichtigsten. Sie finden
sich, in den alten Schichten beginnend, in den mittleren am reichlichsten, sowohl
zweimalige Muscheln, als einschalige Schnecken und Kopffüßer; unter den
letzteren namentlich mehrere jetzt ganz ausgestorbene wichtige Geschlechter, wie die
Ammonshörner und Belenmiten. Wurmartige Ringelthiere sind selten; krebsartige
Krustenthiere häufig; Kerbthiere oder Insecten kommen deutlich nur in
dm Braunkohlenschichten, namentlich in Bernstein eingeschlossen, wohl erhalten
96
Geognosie.
vsr, sind jedoch im Ganzen selten. Fische finden sich außerordentlich zahlreich
(bis über 800 Arten) schon in den alten Schichten, bis zu den neuesten. Lurche
oder A m p h i b i e n find M m durch froschartige Thiere und Schlangen vertreten, dagegen sehr stark durch große eidechsenartige Thiere, die jetzt nicht mehr
angetroffen werden; V ö g e l finden sich niemals in älteren uttd höchst selten
in den jüngeren Schichten; Säugethiere kommen nur in den späteren
Bildungen vor, darunter jedoch mehrere ausgestorbene Arten von auffallender
Form und Größe (Mammuch oder Riefenelephant, Dinothermm Tc.); Assen
sind außerordentlich selten. Spuren von menschlichen Resten sind in keiner derjenigen Schichten enthalten, die später nochmals einer allgemeinen Zerstörung
unterworfen wurden. Der Mensch betrat also die Erde erst d M n , als ihre
Rinde hinlänglich befestigt, keine allgemeine Umwälzung mehr erlitt«
129
Die erstaunenswerthe Menge und Mannichfaltigkeit der aufgefundenen
versteinerten Pflanzen und Thiere, sowie die oft überraschend neuen und eigenthümlichen Formen derselben, konnten-nicht verfehlen, einen lebhaften Eindruck
auf den Beschauer dieser Gebilde vergangener Schöpfungen hervorzubringen.
Eine rege Phantasie suchte das Fehlende in den Gestalten der Thiere zu ergänzen, von welchen uns nur die Gehäuse und die Skelete, letztere häusig nur
theilweise überliefert worden sind. Aus Abdrücken einzelner Blätter und Resten
von Stämmen gestaltete man Wälder und Landschaften der früheren Bildungsepochen der Erde und belebte sie mit jenen hergestellten Thiergestalten. Je auffallender, ungeschlachter und mißgestalteter diese Phantasiegebilde aussielen, in
desto höherem Grade schienen sie zu befriedigen und es ist mehr dem allzugroßen
Eifer hierin als der wahren Einsicht zuzuschreiben, daß über die Geschöpfe der
früheren Perioden der Erde die Ansicht überhandnahm, als hätte eine noch
jugendliche und ungeregelte Schöpfungskraft sich gleichsam versucht in der Hervorbringung der abenteuerlichsten Mißgeburten von riesenhafter Größe.
Allein theils zeigte eine besonnene Forschung, daß manche der anfänglich
für ungeheuer groß geschätzten vorweltlichen Thiere, in der Wirklichkeit einen
kleinem Umfang besitzen mußten — theils lehrte eine vorurtheilfreie Vergleichung
mit den jetzt noch lebenden Thierformen, daß diese an. Mannichfaltigkeit, Eigenthümlichkeit, insbesondere aber an Größe, den vorweltlichen keineswegs nachstehen, ja in letzter Hinficht dieselben übertreffen. Denn selbst das Z euglod o n,
ein walähnlicher Wasserbewohner der Vorwelt, anfänglich für ein Riesenkrokodil
gehalten und mit dem pomphaften Namen des Wasserbeherrschers oder H y drarchos bezeichnet, ist nur 50 Fuß lang und erreicht somit bei weitem nicht
die Größe unserer 80 bis 100 Fuß lang werdenden Wale und Pottftfche. —
Wenn man bei Petrefakten öfter Namen begegnet, die auf ungewöhnliche
Größe hinweisen, wie Riesenhirsch, Riesenfchildkröte, Riesenfaulthier
u. a. m., so bezieht sich dies entweder auf einzelne Theile derselben, wie beim
Hirsch auf das Geweih; oder es erscheint das vorweltliche, dem Ochsen gleichkommende Faulthier nur dann als Riese, wenn man es lediglich mit dem jetzigen
Faulthier vergleicht, das nur die Größe einer Katze hat«
KoOmogenie» Theorie'des Laplace, v
97
Geologie.
B i l d u n g s g e s c h i c h t e der Erde.
Der vom Menschengeschlechte bewohnte Bau erhielt nicht sogleich und auf 1,30
einmal seine jetzige Gestaltung. Versuchen wir es, die Entstehungsgeschichte
desselben zu entwickeln und eine bestimmte, auf Erfahrung und Thatsachen gestützte Vorstellung über ihren Anfang und Verlauf zu gewinnen. Die Geschichte
der Erde ist zuerst eine kosmische, der Weltbildung angehörige und dann eine
tellurische, auf ihren eigenen Verlauf angewiesene. Es hat aber die K o s m o genie, die Entstehung der Welt, von jeher die Geister aller Völker beschäftigt,
und wir finden entsprechend ihrem Bildungszustande in den Mythen derselben
die ungeheuerlichsten Vorstellungen vermengt mit den nebelhaften Bildern dichterischer Phantasie.
Aber weder tiefsinnige Philosophen, noch phantasiereiche Dichter konnten
uns befriedigende Darstellungen überliefern, die zusammengehalten mit den Ergebnissen der Naturforschung sich irgend annehmbar erfunden hätten. Erst von
dem Augenblicke an, als diese eine genauere Erkenntniß über das Walten der
Naturkräfte gewonnen hatte, als man es wagen konnte, die im Bereich unserer
Erde und Erfahrung sich offenbarenden Kräfte für von Ewigkeit durch die
ganze Welt wirkende zu erklären, begegnen wir Ansichten, die mehr für sich
haben, als den Glanz geistreicher Erfindung.
So giebt der Physiker Laplace über die Entstehung unseres Planetensystems im Wesentlichen die nachfolgende großartige Ansicht: Die ganze Masse,
aus welcher gegenwärtig die Sonne sammt die ihr zugehörigen Planeten bestehen, war ursprünglich aufgelöst in Gasform vorhanden und erstreckte sich noch
über die Entfernung unseres entferntesten Planeten. Die Berechnung zeigt, daß
diese Dunstmasse noch eine weit geringere Dichte haben mußte als die durchsichtigen Nebel, welche den Schweif der Kometen bilden.
Der erste Schöpfungsact beginnt damit, daß im Mittelpunkt jenes ungeheuren Gasbaüs eine Verdichtung eintrat, daß ein Kern sich bildete und in
98
Geologie.
Umdrehung verfetzt wurde, welche sich der ganzen D u n M l l e mittheilte. Letztere
mußte jetzt, entsprechend der Centrifugalkraft, eine gedrückte, etwa linsenförmige
Gestalt annehmen. Eine weitere Verdichtung des inneren Kerns veranlaßte eine
immer raschere Notation, so daß endlich an dem Umfang seiner Dunsthülle
die Fliehkraft die Oberhand gewinnen und den äußersten Theil derselben in
Gestalt eines Ringes ablösen mußte. Dieser Gürtel setzte die Umdrehung in
der früheren Richtung fort, verdichtete sich jedoch M n a l i g und rollte sich zu
einem selbstständigen Ball zusammen, und- es entstand somit der äußerste oder
erste P l a n e t . Eine fortschreitende Verdichtung des Centralkerns hatte als
Folge eine vermehrte Umdrehungsgeschwindigkeit und es folgten sich so eine
Reihe von Losreißungen äußerer Schichten, aus welchen die Planeten in
der S . 260 der Astronomie angeführten Ordnung hervorgegangen sind.
Nicht bei allen abgetrennten planetarischen Massen war der nachfolgende Verlauf ein gleicher. Bei einigen derselben wiederholte sich im Kleinen der eben
beschriebene Vorgang der durch rasche Rotation bewirkten Losreißung, und es entstanden also die T r a b a n t e n oder M o n d e ; ja bei dem S a t u r n finden wir das
auffallende Beispiel abgelöster Ringe, die sich erhalten haben. Auch ist der Fall
vorgekommen, daß die vom Hauptkörper gelöste Dunsthülle nicht in einen einzigen
Planetensichzusammenballte, sondern in eine große Anzahl von Weltkörpern sich
zertheilte, denen wir als Asteroid en, einem Schwärm kleiner Planeten, in ziemlich
gleichem Abstande von der Sonne begegnen. M i t dem Hervortreten des jüngstgebornen Planeten, des M e r c u r , hat unser Planetensystem seinen Abschluß
erhalten, dessen Kern als S o n n e forthin als untheilbarer Mittelpunkt der
Anziehung zu den Planeten sich verhält.
Diese Theorie des Laplace ist nur ein erläuternder Ausdruck der im
Planetensystem wirklich gegebenen Verhältnisse und insbesondere begründet
darauf, daß alle Planeten und Trabanten sich in derselben Richtung bewegen
und um ihre Achsen drehen, welche der Achscndrehung der Sonne entspricht, mit
alleiniger Ausnahme der Trabanten des Uranus.
Eine interessante Nachahmung des eben geschilderten Vorgangs läßt sich
in einem Trinkglase vornehmen. I n dasselbe bringt man ein Gemisch von
Weingeist und Wasser, genau von der Dichte des Oeles und gießt dann eine
kleine Portion von letzterem hinzu. Dasselbe wird in Folge des gleichmäßigen
seitlichen Drucks die Form einer Kugel annehmen, welche in der wässerigen
Flüssigkeit schwebt. Indem man jetzt einen feinen Draht als Achse durch die
Oelkngel einführt und denselben vorsichtig umdreht, gelingt es, die Kugel mit in
Umdrehung zu versetzen nnd bei vermehrter Geschwindigkeit sie abzuplatten und
einzelne Schichten zur Lostrennung und Bildung kleiner Oelkügelchen zu bringen.
131
Verfolgen wir nun dm als k ü n f t i g e Erde in deren jetzige Bahn geschleuderten Gasball, so tritt allmälig zum Einfluß der geltenden physikalischen
Kräfte die chemische Mitwirkung hinzu. Die bisher durch große Entfernung
von einander getrennten Atome der Elemente werden einander genähert, sie
ziehen sich an, vereinigen sich und es beginnt derchemischeProceß. Wir sehen
bei unserenchemischenVersuchen, wie eine jede energische Verbindung von Ele-
Vildungsgeschichte der Erde. .
99
menten begleitet ist von großer Wärme-Entwickelung. So mußte der brennende
Erdball in allgemeiner Gluth sich befinden, vergleichbar der glühenden Kugel,
des auf Waffer verbrennenden Kaliums, die zischend auf demselben rotirt. Die
Elemente verewigten sich unter einander zu solchen Verbindungen, die bei jener
hohen Temperatur bestehen konnten. Gasförmige Körper bildeten die Atmosphäre,
welche als Hülle den dichteren Erdkern umgab, und es gesellten sich zu ihr die
Dämpfe einer großen Menge von flüchtigen Verbindungen, die bei jener Hitze
im' flüssigen oder festen Zustande nicht verharren konnten. Alles heutige Meer war
damals noch Wafferdampf und die Erde erscheint uns in jenen ersten Bildungszuständen als weicher glühender Kern, umgeben von einer ungeheuren, sehr
dichten Atmosphäre.
Aber beständig Wärme in den unendlichen Weltraum ausstrahlend, erlitt
dieser Feuerball eine Verminderung seiner Hitze zumeist an der Oberfläche. Schwer
schmelzbare chemische Verbindungen, wie z. B. kieselsaure Thonerde, begannen
allmäligsichauszuscheiden und bei fortwährender Abkühlung einen dünnen Neberzug,
eine schwache Kruste über den glühenden Erdkern zu bilden, und diesen von seiner Dampfatmofphäre zu trennen. Hiermit war der Anfang' gemacht zur Ent, stehung der Erdrinde, die nun rascher an Stärke zunehmen konnte, da die unmittelbare Einwirkung der inneren Gluth abgehalten war, und die als Dampf
vorhandenen Verbindungen wenigstens theilweise als Flüssigkeit sich auf der
Erdrinde niederzuschlagen vermochten.
Organisches Leben konnte damals nicht bestehen. Die Rinde war noch zu 132
heiß, als daß Pflanzen in ihr wurzeln und wachsen konnten, das Leben d n
Thiere aber ist an das Vorhandensein der Pflanzen gebunden. I n der That,
die Erdschichten, von denen wir annehmen, daß sie in jener Periode gebildet
wurden, enthalten nirgends auch nur eine Spur versteinerter Pflanzen- oder
Thierstoffe. War damals bereits Wasser auf der Erdrinde angesammelt, so
hatte dasselbe eine größere Wärme, als gegenwärtig der Fall ist; es war dadurch
im Stande eine Menge von chemischen Verbindungen aufzulösen, und während
das jetzige Meer nur leichtlösliche Salze enthält, mochte das Meer jener
Zeiten große Mengen kieselsaurer, schwefelsaurer und kohlensaurer Verbindungen aufgelöst enthalten haben. Auch wühlte es einen Theil der festen Ninde
wieder auf, und bildete damit schlammige Flüssigkeit, die jedoch bei fortwährendem Abkühlen der Erdmasse ihre festen Bestandtheile allmälig in körnigen Schichten wieder absetzte.
So sehen wir in der Erdrindenbildung eine stetige Wechsel- und Zusam- 133
menwirkung der chemischen Verwandtschaft und der Schwere. Der letzteren
folgend bestrebten sich dichtere Körper stets die untere Stelle einzunehmen.
Wäre es lediglich bei Ver beschriebenen Krustenbildung geblieben, so
müßte die Erdoberfläche eine ziemlich gleichförmige sein. Erhöhungen und Vertiefungen würden sich dem Auge nicht darstellen, den festen Erdkörper würde
ein nicht allzutiefes Meer ringsum überdecken und dieses wieder von der Luft
umgeben sein.
S o ist aber unseke Erdoberfläche keineswegs beschaffen. Wiederholte Stö<
100
Geologie.
rungen gaben ihr eine manmchfaltigere Außenseite. Wodurch wurden diese hervorgerufen, wie wurden sie veranlaßt? Durch dieselben Naturkräfte, die nach
denselben Gesetzen noch heute walten, die nur unter den damals gegebenen Verhältnissen in einem großartigen Maaßstabe wirkend Erscheinungen hervorbrachten,
die wir jetzt kaum zu überblicken, ja kaum uns vorzustellen vermögen.
134
.Indem die erste Erdrinde erhärtete,, zog sie sich zusammen, sie erhielt'dadurch Sprünge, ähnlich wie wir dieses in heißen Sommern an austrocknendem
Thonboden oft in sehr bedeutendem Grade wahrnehmen, und gewaltsam wurde
die weiche innere Erdmasse durch die Risse ihres zu enge gewordenen Kleides
hervorgepreßt. Es drang serner das Wasser begierig in jene Spalten ein, erweiterte sie durch seine auflösende Eigenschaft mehr und mehr und gelangte endlich, die dünne Rinde durchbrechend, nach Innen.
Man denke sich nun eine bedeutende Waffermenge plötzlich auf eine große
glühende Fläche stürzend. Was wird der Erfolg sein? — Die Bildung von
Wasserdampf in ungeheurer Masse, der zugleich durch die hohe Temperatur eine
außerordentliche Spannkraft erhält. M i t einer Gewalt, der nichts zu widerstehen vermag, dehnen die Dampfe sich aus. Sie heben die Erdrinde in die
Höhe, treiben dieselbe da und dort blasenförmig auf, zerreißen sie endlich mit
furchtbarem Krachen, und aus dem gespaltenen Schlünde entströmt mit den entfesselten Dämpfen die emporgetriebene feurig flüssige Masse des Innern und
breitet sich an der Oberstäche aus, oder thürmt sich um die Oeffnung des Durchbruchs auf.
Werfen wir nach einem solchen Vorgang einen Vlick auf die Erdoberfläche, wie
ganz verschieden finden wir sie von der vorhin geschilderten regelmäßigen Gestaltung.
Von den in die Höhe gehobenen Stellen der Erdrinde ist das Gewässer nach den tiefer
liegenden gestoffen, das Feste ist von dem Flüssigen geschieden, ersteres erscheint
als Festland, umgeben von Inseln, letzteres als Meer.
Das Festland selbst besteht theils aus geschichtetem Gesteine, theils aus
der vom Innern emporgedrunZenen allmälig erstarrten Masse, die als unregelmäßiges Massengestein, als Gebirge erscheint, an welches die gehobenen
Schichten sich anlehnen. Die hie und da in beiden Bildungen entstandenen
Spalten W e n sich mit weicher Gestein- oder Erzmasse, und.werden zu Gesteinsgängen (vergl. §. 123).
So haben wir Wasser und Feuer als bildende Ursachen vor uns, und
indem man die mythologischen Vertreter derselben als Pathen annahm, spricht
man von neptunischen oder W a f s e r b i l d u n g e n , und von Plutonischen
oder F e u e r b i l d u n g e n .
^ ^
135
Die Gebirge dieser ersten Bildungszeit oder Periode waren nicht allzuhoch, die Meere nicht allzutief. Die vom Wasser befreiten Stellen verwitterten
allmälig und bedeckten sich mit Pflanzen, und wohl ziemlich gleichzeitig mochten
Thiere sich entwickeln. Bei der damals noch geringen Dicke der Erdrinde mußten Land und Wasser eine höhere Temperatur besitzen, und es konnten daher
nur solche lebende Wesen austreten, die unter den gegebenen Verhältnissen auszudauem vermögen.
Vilduttgsgeschichte der Erde.
101
Wie lange nach jener ersten Revolution die Erdoberfläche in dem dadurch 136
erlangten Zustande verharrte, ist ungewiß. Die Stärke der aus dem Wasser
allmälig abgesetzten Schichten und die Menge der über einander gelagerten, nach
einander gelebt habenden Thiere der späteren Gebilde, sowie manche Vorgänge,
die zu beobachten wir gegenwärtig Gelegenheit haben, geben hierüber nur beziehungsweise Andeutungen. Man hat jedoch, insbesondere von letzteren ausgehend allen Grund zu der Annahme, daß die Reihenfolge der wesentlicheren
Veränderungen der Erdoberfläche eine außerordentM langsame gewesen ist und
jedenfalls nach Perioden von vielen Tausenden von Jahren zu bemessen ist.
Aber daß es mit jener ersten Umgestaltung nicht beendigt war, das ist gewiß. Obgleich die Erdrinde durch die immer fortwährende Abkühlung an
Stärke zunahm, so haben dieselben Ursachen später abermalige Durchbrüche
ttcranlaßt, deren Erscheinungen wir im Wesentlichen bereits beschrieben haben.
Nur muß hier wegen der indeß dicker gewordenen Erdrinde die Spannkraft der
Dämpfe gewaltsamer, die Erhebung der festen Schichten bedeutender und das
aus den Spalten aufsteigende Massengestein ausgedehnter und höher über einander gethünnt gewesen sein, als bei der ersten Bildung.
^
Auch konnte der Fall eintreten, daß Massengesteine der ersten Bildungszejt
von denen der nachfolgenden durchbrochen wurden, während der umgekehrte Fall
natürlich nicht vorkommen kann. Die Gewässer zerstörten dabei einen großen
Theil der festen Gesteine und setzten dieselben in Schichten wieder ab, die
Pflanzen- und Thierwelt wurde verschüttet, hie und da im Schlamm begraben
und versteinert.
So folgten sich denn in immer größeren Zwischenräumen mehrere Umwäl- 137
zungm nach einander. Es war zu jeder späteren um so mehr Zeit erforderlich,
je dicker indeß die Erdrinde geworden war, je langsamer folglich eine Erkaltung
und hinreichende Zusammenziehung derselben eintreten konnte, um neue Zerreißungen der Decke zu veranlassen, ferner, je weniger zugänglich das Innere
dem Zutritt des Wassers war. Der Erfolg war aber um so gewaltsamer und
die dadurch entstandenen Verwerfungen der früher gebildeten Schichten, die
Masse der aus der Tiefe aufsteigenden Plutonischen Gebilde um so beträchtlicher.
Es ist gewiß, daß die höchsten Gebirge der Erde, der Himalaja, die Anden, Alpen 2c., zugleich die jüngsten, d. h. die zuletzt emporgedmngenen und
gehobenen sind. Die vorhandenen Schichtungen weisen in ihrer Lagerung
unter einander und zu den Massengcbirgen und durch ihre eingeschlossenen Versteinerungen unverkennbar auf eine, der vorstehenden Schilderung entsprechende
wiederholte Umgestaltung der Erdoberfläche hin, es lassen sich an derselben gewissermaßen die nach einander folgenden Acte der Schöpfungsgeschichte ablesen.
Man bezeichnet nun die innerhalb des Zeitraums zwischen zwei solchen Ausbrüchen gebildeten Gruppen von Schichtungen, die demnach eine Uebereinstimmung in gewissen wesentlichen Merkmalen haben müssen, als eine geologische
B i l d u n g oder F o r m a t i o n , oder als ein System von Bildungen und spricht
demnach z. B. von einer S t e i n k o h l e n - F o r m a t i o n oder von dem System
der S t e i n k o h l e . Einzelne, besonders charaktenfirte Schichten eines Systemes
102
Geologie.
werden die Glieder desselben genannt und mehrere Glieder bilden eine
Gruppe.
138
Wir dürfen jedoch nicht annehmen, daß Ausbrüche und Zeiträume der
Ruhe in der Erdbildungsgeschichte in scharfer Abgränzung wechselten, wie Acte
und gwischenacte eines Schauspiels. Wir werden vielmehr darauf hingewiesen,
daß an der Umgestaltung des Materials der Gesteine und Schichtungen, sowie
an ihrer Lagerungsepoche auch Kräfte mitgewirkt haben, die weniger gewaltsam
und plötzlich sich offenbarten, die vielmehr durch einen leisen aber stetigen, Jahrtausende lang anhaltenden Einfluß große Veränderungen zu bewerkstelligen vermochten. Es hat überhaupt niemals ein völliger Stillstand stattgefunden, vielmehr eine fortgehende Bewegung und Entwickelung, wie wir dieselbe auch in
der Geschichte des Menschengeschlechts, neben dem Auftreten gewisser epochemachenden Persönlichkeiten und Ereignisse, im Ganzen wahrnehmen/ Denn
noch heutigen Tages, wo wir entfernt sind von jenen großen Revolutionen und
mit Gewißheit keine Wiederholung derselben zu befürchten haben, können wir
die leisen Wirkungen still und stetig thätiger Kräfte wahrnehmen, die unmerklich, aber fortwährend verändernd auf die Oberfläche unserer Erde sich äußern.
Solche sind die Verwitterung und Auswaschung welche unsere Gebirge erleiden,
deren Trümmer als Gerolle, Treibsand und Schlamm in die Thäler und Meere
geführt werden, die Ausfreffungen, welche die Brandung des Meeres herbeiführt,
gewisse äußerst langsame Hebungen und Senkungen mancher Gebiete und Küstenländer, der Anbau von Korallenriffen, die Bildung der Torstager u. a. m.
Insbesondere schreibt man dem Wasser eine wesentlichchemischumbildende
Einwirkung auf viele und mächtige Schichtengesteine der Vorwelt zu. Man nimmt
an, daß dieses Wasser gesättigt war mit Kohlensäure und somit befähigt, Kalkgesteine aufzulösen, daß es Kieselsäure in auflöslicher Form enthielt und somit geeignet war, überall, wohin es gelangte, die Bildung von Silicatcn zu veranlassen.
Daß in der That im Verlauf sehr'langer Zeiträume merkwürdigechemischeUmwandlungen der Art stattgefunden haben, geht unzweifelhaft aus dem Vorkommen
der zahlreichen Pseudomorphosen (siehe §.22) hervor, wo Atom für Atom des
chemischen Gehaltes allmälig umgetauscht wurde. Dieselben haben für Vorgänge
der Art eine ähnliche Wichtigkeit erhalten, wie die Leitmuscheln für die Erkennung gleichzeitig gebildeter Schichtungen. So wird neuerdings die Ansicht aufgestellt, daß die bereits in §. 97 angedeutete Umwandlung der metamorphischen Gesteine lediglich durch den Einfluß des Wassers herbeigeführt worden sei.
Ja man ist so weit gegangen, zu behaupten, daß nicht Hebungen durch Plutonische
Massen die Ungleichheit der Erdoberfläche bewirkt haben, sondern EnHürzuugeu^
und Senkungen in unterirdische Höhlungen, herrührend von allmäligen Auswaschungen durch Wasser.
IZ9
Die' ganze Bildungsgeschichtc der Erdrinde ist die Bewegung nach einom
Zustande des Gleichgewichtes. Derselbe mußte erreicht sein, sobald die Abkühlung der Erde so weit gediehen war, daß die fortan noch von ihr ausgestrählte
Eigenwärme vollständig wieder ersetzt wurde durch die von den Sonnenstrahlen
der Erde mitgetheilte Wärme. Von da ab konnte eine weitere Erkaltung der
Bildmlgsgeschichte der Erde.
103
Erde, folglich auch keine weitere gusammmziehung ihrer Rinde und Verwinde,
rung ihres Umfanges mehr eintreten. M i t letzterer würde eine Vergrößerung
der Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde nothwendig verbunden gewesen sein.
Aus genauen astronomischen Beobachtungen wissen wir aber, daß seit 2000
Jahren die Dauer des Tages sich noch nicht um den hundertsten Theil einer
Secunde geändert, daß folglich der Umfang der Erde seitdem nicht mehr die
Mindeste Aenderung erlitten hat.
Der Unterschied unserer Zonen beruht lediglich auf der ungleichen Weise,
in welcher die Sonnenstrahlen die Erde in Folge der Neigung ihrer Achse zur
Erdbahn erreichen. Die allgemeine Verbreitung gleichmäßiger Pflanzen- und
Thierformen in gewissen älteren Formationen der Erdrinde sprechen jedoch
dafür, daß so auffallende Zonenunterschiede nicht immer stattfanden. Die Temperatur der Lust und der Gewässer wurde damals in gleichmäßiger Höhe
erhalten, durch die von den emporgedrungenen plutonischen Massen ausgestrahlte
Wärme, wie denn überhaupt, nachdem die Erdrinde einmal eine gewisse Dicke
erreicht hatte, raschere Wärmeverluste derselben mehr in Folge großer Durchbrüche
als durch die Ausstrahlung von ihrer ganzen Masse stattgefunden haben.
M i t dem Eintritt der Zonenunterschiede begann die Bildung eines neuen
geognostischen Gliedes, nämlich des Eises, das in mehrfacher Hinsicht an der
Bildung der Erdrinde sich betheiligte. Mehrfache Wechsel haben wohl auch in
der Art seiner Verbreitung stattgefunden, und als Andenken solcher betrachtet
man die großen Felsblicke, welche über das norddeutsche Flachland zerstreut sind
und F i n d l i n g e genannt werden. Es sind.Bruchstücke des skandinavischen Gebirges, welche an Eisberge angefroren mit diesen von der Fluth nach ihren
jetzigen Ladestellen getrieben wurden.
Noch ist hervorzuheben, daß wenn auch die im Verlauf der geologischen
Geschichte später auftretenden Katastrophen im Ganzen gewaltsamer als die vorhergegangenen warm, doch ihre Wirkungen nicht durchaus gleichmäßig sich erwiesen. Die vorhandenen Bildungen waren theilweise schon zu mächtig und fest
gegliedert, als daß eine durchgehende Umgestaltung sie gleichzeitig hätte überwältigen können. Daher erklären sich bei übereinstimmendem allgemeinem
Charakter späterer Formationen,'der sich hauptsächlich in ihrem Gehalte an
organischen Resten ausspricht, «doch manche örtliche Unterschiede; es treten in
manchen Gegenden gewisse Glieder einer Bildung auf, die anderwärts fehlen
oder nur durch eine ähnliche Bildung vertreten sind.
Eine jede Bildungsperiode wurde dadurch abgeschlossen, daß die Spalten 140
und Risse, welche in der Erdrinde sich befanden, theils durch fortwährende Abkühlung der inneren Masse, theils durch wässerige oder schlammige Bedeckung
von außen geschlossen wurden. An manchen Stellen geschah dies mehr, an anderen weniger vollkommen. Die letzteren waren dann diejenigen, die später einen
neuen Durchbruch erleichterten.
Aber selbst bei der Beendigung der letzten allgemeinen Erhebung fand
nicht überall eine vollständige Verschließung der nach innen führenden Spalten
statt. An einzelnen Punkten, wo dieselben entweder sehr weit waren, oder wo
194
Geologie.
große Gesteinsmassen zufällig eine Lücke zwischen ihren Theilen gelassen hatten,
da konnten vereinzelte Oeffnungen sich erhalten, die noch bis zum heutigen Tage
bestehen, einigermaßen vergleichbar den Rauchfängen, die vom Aeußern eines
Hauses bis in dessen Inneres, bis zur FeuersteUe führen.
' Solche Oeffnungen in der Erdrinde nennen wir Vulcane. Ihre Eigenschaften und Wirkungen, die bis zur Gegenwart sich erstrecken, sind uns daher
ziemlich bekannt und erklärlich. Wäre ihr Inneres vollkommen leer, so könnte
man durch sie m's glühende Eingeweide der Erde hinabblicken. Aber ihre
Oeffnungen oder Krater bedecken sich mit abgekühlter und dadurch erhärteter Gesteinsmasse, mit Lava und anderen vulcanischen Bildungen.
Außer den sogenannten Reihenvulcanen, deren Entstehung wir, wie eben
erwähnt wurde, mit den Spalten früherer Ausbrüche in Verbindung bringen,
treten noch eine große Anzahl selbftstäkdiger Vulcane auf, so daß man im Ganzen gegen 300 in geschichtlicher Zeit noch thätiger Vulcane gezählt hat. Ja es
sind mehrfache Beispiele der Entstehung neuer Vulcane bekannt, als deren jüngstes die Erhebung der vulcanischen Insel Ferdinandea im Jahre 1831 anzusehen ist. I n der That sehen wir auch, daß alle Massen- und Schichtengesteine,
von den ältesten herauf bis zu den jüngsten Tuffen von diesen Vulcanen durchbrochen werden.
141
Die Thätigkeit der Vulcane ist eine Aeußerung der Dampfkraft. Wasser
tritt in Berührung mit dem glühenden Inhalt des Vulcaus und veranlaßt die
Bildung ungeheurer Dampfmassen von großer Spannkrast. Dieselben suchen
sich zu erheben und auszudehnen und erschüttern oft weithin erstreckte Ländereien. Es sind dies die furchtbaren, dem Ausbruche der Vulcane gewöhnlich
vorhergehenden Erdbeben. Eine ewig denkwürdige Katastrophe der Art war
das entsetzliche Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755, welches diese Stadt
zerstörte, an 20000 Menschen den plötzlichen Untergang bereitete und dessen
Erschütterungen sich über einen Erdraum von 700000 geographischen Quadratmeilen verbreiteten.
I m Innern des Vulcans drängt unablässig der gesperrte Dampf die
glühende Masse mit ihrer Decke nach oben. Das wiederholte Steigen und
Fallen der Dampfblasen, das theilweise Durchbrechen derselben, die Erschütterung großer Erdmassen ist immer mit furchtbarem Geräusch verknüpft, das bald
dem fortwährend rollenden, bald dem in einzelnen Schlägen krachenden Donner
zu vergleichen ist. Endlich ist die Masse bis zur Krateröffnung emporgedrungen.
Die Decke wird gesprengt und himmelhoch in Brocken und Staub in die Lüfte
geschleudert, und letzterer mitunter als sogenannte vulcanische Asche durch W W e
meilenweit fortgetragen. Dann steigt die glühende weiche Masse ruhiger aus
und stießt als Lavastrom über den Rand des Kraters, unwiderstehlich Alles zerstörend, was sie erreicht.
Allem dieser furchtbarste Augenblick der Revolution enthält auch die Bedingung ihrer Beendigung. Die Dämpfe sind entwichen, die Ruhe im Innern
ist hergestellt, die Lava stießt auswendig langsamer, sie steht endlich still und
erhärtet, inwendig sinkt sie nach der Tiefe. Nur Dämpfe von Wasser, schweflige
Vulcane.
105
Säure u. a. m. entweichen dem Krater, und heiße Quellen entspringen in seiner Umgebung und geben Kunde, daß es da drinnen noch glüht. Sehr treffend bezeichnet von H u m b o l d t die Vulcane als die Sicherheitsventile der
Erdrinde.
Der dem thätigen Krater entweichende Wasserdampf bildet über demselben 142
eine Wolke von blendend weißer Farbe, aus welcher elektrische Erscheinungen
auf das Großartigste sich entwickeln. Die unablässige Entsendung von Blitzen,
gefolgt vom Donner, verleihen ihr den Charakter einer Gewitterwolke, um so
mehr, als heftige Gewitterregen in ihrem Gefolge wolkenbruchartig herabstürzen,
und verheerende Ströme von Schlamm über die Umgebung des Vulcans ergießen. Jene elektrischen Entladungen sind im Großen die Wiederholung der in
neuerer Zeit beobachteten Thatsache, daß der aus einem Dampfkessel entlassene
Dampf in hohem Grade elektrisch ist. Wir fügen dieser Beschreibung den idealen Durchschnitt eines im Ausbruch begriffenen Vulcans, Fig. 90, bei. Ans
dem mit Lava erfüllten Schlote «, der sich oben zum trichterförmigen Krater
öö erweitert, steigen die Dampfblasen auf, die sich dabei mehr und mehr ausdehnen und eine plattgedrückte Form annehmen. Sie gehen über in die elektrische
Wolke 6, aus welcher derRcgenstrom s und eine feurige Garbe von Schlacken/,
herabstürzen. Bei F erblicken wir eine Seüenspalte, durch welche die Lava
einen Ausweg gefunden hat und als Lavastrom i abstießt.
Bei hohenVulcanen erreicht nämlich die Lava nur selten die Krateröffnung,
um aus derselben abzufließen, vielmehr öffnet sich in der Regel eine seitliche
Spalte, aus der die Lava sich hervonvälzt.
106
Geologie.
Eigentliche Flammen brechen aus der Krateröffnung nicht hervor und die
Feuersäule, die man bei nächtlichem Anblick aus demselben sich erheben sieht, ist
nur der Wiederschein der feurigen Lava an den aufsteigenden Dämpfen und
Wolken. Als Beweis hierfür dient, daß selbst der heftigste Wind niemals diese
gerade Feuersäule bewegt oder umbiegt, was bei einer Flamme der Fall sein
würde.
143
Die Umgebung der Vulcane ist mit älteren oder jüngeren Strömen von
Lavg bedeckt, welche durch Verwitterung einen außerordentlich fruchtbaren Boden liefert, weshalb eine üppige Pflanzenwelt den Fuß der Vulcane umgiebt,
und trotz der gefährlichen Nähe findet man am Vesuv mehrere Dörfer im Bereich seiner verderblichen Wirksamkeit.
Die Vulcane sind zugleich diejenigen Stellen, wo noch täglich Minerale
gebildet werden, theils aus der glühenden Masse krystallisirend, theils indem
die aus dem Krater aufsteigenden sauren Dämpfe anderes Gestein zersetzen.
Daher ist die Umgebung eines Vulcans stets ein reicher Fundort für viele
Minerale.
Mit der Zeit scheinen jedoch alle Vulcane sich zu verschließen und bei vielen ist'dies bereits der Fall. Es erstehen auf diese Weise die S o l f a t a r e n ,
welche zwar mit dem Innern in Verbindung stehen, aber nur noch Dämpfen
und Gasen den Ausweg gestatten, worunter Schwefelwasserstoff besonders reichlich ist, der theils Schwefel absetzt, theils zu Schwefelsäure oxydirt wird, die
das umstehende Gestein angreift.
Eigenthümliche vulcanische Erscheinungen find die Schlammvulcanc
oder S a l s e n , kraterförmige Vertiefungen, worin aus kleinen Erhöhungen
Schlamm aufbrodelt, indem gleichzeitig viele Dämpfe und Gase entweichen,
worunter die Borsäure der Salsen in Toscana besonders wichtig ist.
Endlich trifft man als Uebertest der vormals vulcanischen Thätigkeit nur
noch das Entweichen reicher Ströme von Kohlensäure, wie z. B. bei Neapel und
in der E i f e l , einer Gruppe vulcanischer Erhebungen zwischen der Aar und
Trier. Der Laachersee. Fig. 9 1 , bei Andernach ist die mit Waffer erfüllte
Krateröffnung eines erloschenen Vulcans, wovon die ganze Umgebung alle
eigenthümlichen Merkmale trägt.
Die äußere Form der Vulcane ist sehr charakteristisch und ziemlich regelmäßig kegelförmig. Dieselben sind von unten aufgetriebene Blasen, die endlich in eine Spitze sich verlängern und dort durchbrechen. Allein dieser Durch:
bruch hat nicht immer stattgefunden. Wir sehen eine Menge kegelförmiger
Berge, die niemals vulcanisch thätig waren. I n diesem Falle war die Auftrei-
Vulcam.
W7
bung nicht kräftig genug, um die Erdrinde zu durchreißen, und die glühende
Masse erstarrte im Innern, ohne an's Tageslicht hervorzudringen. I n der
That trifft man häusig inmitten solcher aus geschichtetem Gestein bestehender
kegelförmiger Berge einen Plutonischen Kern, besonders Basalt,
I n Europa sind, mit Ausnahme des Vesuvs, des Aetna und dcs
S t r o m b o l i s in Italien, sowie der auf Island gelegenen zahlreichen Vulcane,
worunter der Hekla sich auszeichnet, keine von Bedeutung thätig. Die in
immer größeren Zwischenräumen erfolgenden Ausbrüche der genannten, wenn
auch für die nächste Umgebung furchtbar, erstrecken sich doch nicht mehr auf
weithin über große Länder. I m Bereich der Geschichte finden wir jedoch mehrere
Beispiele schrecklicher, für ganze Gegenden, ja Länder verderblicher vulcanischer
Wirkungen. So wurden im Jahr 79 n. Chr. die blühenden und reichen
Städte H e r c u l a n u m und P o m p e j i von vulcanischer Asche verschüttet; im
achtzehnten Jahrhundert Lissabon vernichtet, und noch in den allerneuesten
Zeiten haben furchtbare Zerstörungen in Südamerika durch Erdbeben stattgefunden.
Dort befinden sich ganze Reihen von Vulcancn, aus deren Stellung
L. v. Buch nachwies, daß sie auf den Spalten früherer Durchbrechungen stehen
und unter sich inneren Zusammenhang haben. Berühmte Vulcane jener Länder
sind: der 1758 in Mexico entstandene I o r u l l o und der 17,662 Fuß hohe
F o t o p a x i der Andcakette, welcher auf eine merkwürdige Weise seinen inneren
Zusammenhang mit den Gewässern dadurch beweist, daß er mitunter große
Massen von Schlamm und eine Menge von Fischen auswirft.
Wir haben seither nur eine der aus den früheren Erdumwälzungen her- 144
vorgegangenen Erscheinungen weiter verfolgt, nämlich die Vulcane. Kehren
wir nun auch zu Anderem zurück und betrachten zunächst die weitere Entwickelung der Pflanzen- und Thierwelt.
Es ist klar, daß, je mehr Zeit zwischen den nach einander auftretenden
Störungen verstoß, ein um so bedeutenderes organisches Wachsthum sich entwickeln konnte. Pflanzen und Thiere treten nun nicht allein zahlreicher, sondern auch mannichfaltiger auf. An die Farnkräuter und Schachtelhalme reihen
sich alsbald Palmen und. Nadelhölzer, den früh schon erscheinenden Fischen
schließen sich die Lurche oder Amphibien an. Dazwischen regten sich Schalthiere
in ungeheurer Menge. So folgte das Vollkommene in angemessener Weise
dem Unvollkommenen, da des ersteren Leben stets an das Vorhandensein dcs
letzteren geknüpft ist. ,
Hinsichtlich der Gesteinsarten selbst findet auch ein gewisser Wechsel statt«
Nach den unlöslichen und schwer schmelzbaren Kiesel- oder Thonerdeöerbindungen
des Grundgebirges treten in den mittleren Gebilden allmalig mehr die Kalksteine, Sandsteine und Mergel, der Gyps, das Steinsalz und die aus der Zerstörung
früherer Pflanzenwelten hervorgegangene Kohle in mannichfacher Weise auf.
Es ist daher natürlich, daß, wenn wir die Erdrinde von außen nach innen 145
oder umgekehrt betrachten, eine Reihe verschiedener Schichten sich uns darbieten
muß, die je nach den Zcitverhältnisscn, unter welchen sie gebildet wurden, einen
eigenthümlichen, bestimmten Charakter haben. Da im Wesentlichen dieselben
108
Geologie,
Erscheinungen auf der ganzen Oberstäche der Erde stattgefunden haben, so müssen die gleichzeitigen Gebilde ihrer Rinde auch überall gleich oder ähnlich sein.
I m Ganzen hat dieses die Erfahrung bestätigt. I m Einzelnen ist der
Beweis oft schwierig, mitunter unmöglich, denn es findet nach dem Seite 106
Erläuterten manche Verschiedenheit statt, indem hie und da Neihen oder Glieder
von Gesteinsmassen fehlen, die an anderen Orten angetroffen werden. Allein
dieses ist nur örtlich und für's Ganze von untergeordneter Bedeutung
Nebersicht der geologischen Systeme.
146
Werner, der zuerst den Blick von dem einzelnen Minerale auf die Betrachtung der mineralischen Massen im Großen und Ganzen richtete und der
sornit der Begründer der Geologie wurde, stellte zugleich das erste geologische
System auf. Von der Ansicht ausgehend, daß die Erdrinde nur aus Schichten
bestehe, die sich nach und nach aus dem Wasser abgesetzt und über einander gereiht haben, bezeichnete er als Urgebirge oder Grundgebirge die versteinerungsleeren krystallinischen Schiefer, welche die Unterlage der folgenden Schichten bilden. Dieselben waren seiner Anficht nach die erste oder primäre Nildung, von welcher eine Reihe von Gesteinen den Uebergang zu den späteren
Niederschlägen bildet und daher Nebergangsgebirge genannt werden. An
dieses reiht sich nun als zweite Bildung das Secundärgebirge, dem so
recht deutlich der Charakter neptunischer Abkunft aufgeprägt ist und das daher
auch vorzugsweise als Flötzgebirge bezeichnet wird. Als dritte Bildung oder
T e r t i ä r g e b i r g e folgen.dann die neuesten vorgeschichtlichen Bildungen, deren
Thier- und Pflanzenwelt unseren jetzigen Organismen sich nähert, worauf als
vierte Bildung das Q u a r t ä r g e b i r g e auftritt, worunter die innerhalb der
menschlichen Beobachtung bis auf den heutigen Tag entstandenen Bedeckungen
der Erdrinde begriffen werden.
Wenn in seinen Hauptzügen das, vorstehende Shstem noch jetzt der geologischen Anschauung und Ausdrucksweise zu Grunde liegt, so hat doch die fortgesetzte genauere Erforschung der Erdrinde eine mehrfache Gliederung der genannten Hauptgruppen erkannt, entsprechend den mehrfachen größeren Gestaltungsepochen derselben. D a letztere nicht in allen Punkten der Erdoberfläche
in durchaus gleicher Weise ihre Wirkungen offenbarten und somit in verschiedenen Ländern locale Eigenthümlichkeiten der Schichtungen sich vorfinden, so ist hieraus eine mißliche
^^^^^^—^^^—
selben hervorgegangen, so daß fast jedes Land eine besondere geologische Sprache
führt. .Es erscheint deshalb eine Uebersicht derselben in nachfolgender Tafel
am zweckmäßigsten. Wir begegnen dabei eigenthümlichen Namen, die theils an
sich ohne Bedeutung sind, wie z. B. Keuper, theils nach geographischen und
historischen Erinnerungen ( J u r a , Permische, Devonische, Silurische Formation), zumeist jedoch nach Hauptgesteinen der Bildung gewählt worden sind,
wie Grauwackc, S t e i n k o h l e , Kreide.
Uebersicht der geologischen Systeme.
II. Grauwacke.
Untere Orauwacke,
Obere Grauwacke.
III. Steinkohle. Untere Formation,
Kohlenkalkstein.
Obere Formation,
Steinkohle.
IV. Zechftein.
Rothliegendes,
Kupferschiefer,
Zechstein.
V. Trias.
Bunter Sandstein,
Muschelkalk,
Keuper.
VI. Jura.
Unterer, schwarzer
Jura oder Leias.
Mittlerer, oder
brauner Jura.
Ober- oder weiß er
Jura.
VII. Kreide.
Tertiärgebirge.
Wälderthon,
Quadersandstein,
Kreide.
Untere Tertiärbildung;
Braunkohle.
Mittlere Tertiarbildung;
Grobkalk.
Obere Tertiärbildung;
Süßwasserkalk.
'IX. Dialuvium. Diluviale oder aufgeschwemmte B i l dungen.
Alluviale oder angeschwemmte B i l dungen.
in England.
i'errg.inOiluriGn. I i l u r i a n Oroup.
V6vonian,(3r0up.
Primäre oder paläozoische Formationen.
Gneiß,
Glimmerschiefer,
Thonschiefer.
in Frankreich.
1 . HonIIiSr.
1?. ?srmi6N.
?OrniIan (3-roup.
Ltous.)
E e c n n d ä r e Formationen.
I. Schiefer.
VIII. Mo lasse.
Quartärgebirge.
Formationen.
T. ?riH3 3i<;u<i; I'rill.sgio (3-roup;
(6-rds NFarr6,
(^6^ Keä Sana(louoliMON,
8tous.
8»Uf«rion yto.)
M'ss- Rßä Karls.)
^ 1 . «su'l'NZLiczu6'
1^12«;
Vu.tK.0N,iGN,
Oor«.IU«n Ota.)
O o l i t i o Aroup.
Orstaasous 6-r.
'iuronion Gto.)
Tertiäre Formationen.
Systeme.
Entsprechende Bezeichnungen
Qnartarformationen.
Secundärc oder Flötzgebirge.
Uobergangs?
gebirge.
Urgebirge.
Nach ^!
Werner.
Bezeichnungen in Deutschland.
1Ü9
1'. Nootzlio.
Naosne 6-roup.
Nio<36N6 (^roup.
(?«,lrmi6il)«
1?. ?NoodU6.
l'liooen« <Fi-0up
1?. VNuv!^.
I) i I u v i u ly.
NO
147
Geologie.
'
I n vorstehender Uebersicht sind die Feuerbildungen nicht mit aufgenommen
worden, da sich dieselben in ihrer Folgenreihe nicht so genau unterscheiden lassen,
wie die Nasserbildungen. Wir beschränken uns darauf anzudeuten, daß die
Hauptmassen des G r a n i t s gleichzeitig .und in inniger Verbindung mit den
krystallinischen Schiefern auftreten; eine weitere Erhebung granitischer Gesteine,
sowie von Grünsteinen und quarzfreien P o r p h y r e n bezeichnet der Ueber-^
gang zwischen Grauwacke und Steinkohle. Letztere wird vorherrschend von
quarzführenden Porphyren durchbrochen, die mit den M e l a p h y r e n im Zechstcin
am häufigsten austreten. I n der Periode der secundären Formationen erscheinen
die Durchbrüche von Granit, Syenit und Porphyr noch vereinzelt; fast gänzlich
unberührt bleiben von denselben die tertiären Bildungen, welche hauptsächlich
von Trachyten und Basalten durchsetzt werden. Endlich finden wir die Dialuvial- >
bildungen nur von erloschenen und noch thätigen Vulcanen gestört.
i
Das Verhältniß der Wasserbildungen unter einander, sowie zu den Feuer-!
bildungen wird ferner veranschaulicht durch die in beifolgender Tafel gegebene ideale
eines
Stückes de.r Erdrinde vorstellt. Wir nennen dieselbe i d e a l , weilsienicht nach einem
wirklich sich vorfindenden Beispiele ausgeführt, sondern nur als Hülfsmittel des
Unterrichts erdacht ist. Denn nach dem, was über die Entstehung der Formationen gesagt wurde, ist vorauszusetzen, daß keine der späteren geschichteten
Wasserbildungen in ununterbrochener Ausdehnung über die ganze Erdrinde
zu Stande gekommen ist, ferner daß gleiche Formationen in entfernten Gegenden bedeutende Unterschiede i n der Art und Mächtigkeit ihrer Glieder zeigen
können, und daß endlich das Vorhandensein der vollständigen Reihenfolge
aller Systeme und ihrer Glieder nirgends vorausgesetzt werden kann.
Eine wesentliche Ergänzung hierzu bietet der Anblick einer geologischen
Karte, welche die geographische Verbreitung der an die Erdoberfläche tretenden
Formationen darstellt, und wir empfehlen in dieser Hinsicht die S . 1 angeführte
Karte von H. Bach.
W a s s e r b i l d u n g e n.
(Neptunische — normale — oder geschichtete Bildung; Flötzgebirge.)
(Ur-oder Grundgebirge.)
148
I n der S . 109 gegebenen Uebersicht sind die krystallinischen Schiefer unter
den geschichteten Bildungen mit aufgeführt, obgleich sie, ihrer Entstehuugsweise
nach, bisher zu den Feuerbildungen gezählt worden sind. Wir fügen die Schiefer 5em Geschichteten hinzu, weil wir sie bei der Beschreibung der Erdrindenbildung in §. 128 als erste feste Schicht oder Kruste des einstflüssigenErdkörpers bezeichnet haben, die jedoch' bald und zwar zunächst vom Granit durchbrochen wurde. Die Schiefergesteinc müßten daher überall angetroffen werden
IDEALER DURCHSCHNITT EIHES STÜCKES DER ERDRINDE.
Wasserbildungen: I . System der Schiefer.
111
wo sie nicht von mächtigen Flötzdildungcn bedeckt oder durch spätere Einwir- kungen zerstört worden sind. I n der That hat man dieselben über die ganze
Erde verbreitet gefunden, indem sie die Hauptmasse von sehr vielen Gebirgen
bilden.
Andere Massengesteine durchsetzen öfter die Gesteine der Schiefergruppe,
wie namentlich Grünstein und Porphyr, auch findet man häufig Erzgänge in
denselben.
Die drei Hauptgesteine dieser Gruppe sind: Gneiß, Glimmerschiefer und
Thonschiefer.
Der Gneiß, welcher als Mittelgestem zwischen Glimmerschiefer und Gra! nit sehr viele Abänderungen zeigt, ist besonders in der Nähe der Porphyr! durchsetzungen reich an Erzgängen. Als Gebirge hat er große Verbreitung,
^ indem der B ö h m e r w a l d , dasmährische Gebirge, der hohe Nucken und
der nördliche Abfall des Erzgebirges, sowie die Südhälfte des Fichtelgebirges zum großen Theil daraus bestehen. Er erscheint ferner, und zwar
meistens mit Granit verbunden, im Elbgebiet, Riesengebirge, in den Sudeten,
im Spessart, Odenwald, Schwarzwald und in den Alpen.
Der Glimmerschiefer (§. 99) ist durch die Mächtigkeit seines Auftretens sehr bedeutend, und bildet als Gebirge breite Felsrücken mit hervortretenden Felskämmen oder zackige Berggipfel und schroffe Thaleinschnitte. Der
Hauptzug der schweizer und throler Alpen besteht aus diesem Gestein, das
außerdem in den S u d e t e n , im Niesen-, E r z - und Fichtelgebirge eine
wichtige Rolle spielt, während es im Thüringer Wald, Odenwald und Schwarzwald mehr untergeordnet erscheint. Es führt, namentlich in der Nähe von
Durchschungsstellen des Granits und Porphyrs Erzgänge, die beträchtlichen
Bergbau veranlassen.
Der Thonschiefer (§.98) hat weniger Erzgänge und ist von geringerer
Verbreitung als die beiden anderen Gesteine. I n Deutschland erscheint er im
Ieschkengebirge in Böhmen, am Südabhange des Riesengebirges, an
verschiedenen Punkten des Erzgebirges, im Voigtlande und in einem
Theile des Fichtelgebirges
(Uebergangsgchirge.)
Die Bezeichnung der Grauwacke als Uebergangsgebirge deutet darauf hin, 149
daß. wir mit ihr an der Gränze der entschieden geschichteten Bildungen angekommen sind. Das Vorkommen zahlreicher Versteinerungen von Neichthieren
und Fischen zeigt ferner, daß wir es mit unzweifelhaften Wasserbildungen zu thun
haben. Vorzüglich entwickelt findet sich dieses System in England, wo es deutlich in mehrere Glieder unterschieden wurde, die ihre Benennungen nach Urbewohnern der Gegend, nach den alten Cambriern, Silurern und Devoninn erhicltcn. I n Deutschland sind diese Abtheilungen weniger scharf geschieden.
112
Geologie«
Wasserbildungen: I I . System der Grauwacke.
113
Die bedeutendsten Gesteine dieserGruppe find Grauwackenschiefer und
Orauwackcnsandstein, wozu sich namentlich in dem oberen Theile bedeutende
Kalksteine und Dolomite gesellen. Ein grauer feinkörniger Sandstein, dessen
feste auf den Feldern umherliegenden Stücke »Wacken« genannt werden, hat
der Gruppe den Namen verliehen.
Die Verbreitung der Grauwacke ist in großer Mächtigkeit über einzelne
Theile von ganz Europa und in mehreren anderen Welttheilen/besonders in
Nordamerika, beobachtet. Sie erscheint häufig als eigentliches Gebirge und
! bildet in Deutschland das ausgedehnte rheinische Uebergangsgebirge,
welches von den Ardenncn über den Hunsrück, die Gifel, die hohe Venn, Taunus, Westerwald und das Rothhaargebirge sich verbreitet, wie aus der beigefügten Karte, Fig. 93, ersichtlich ist. Einer beträchtlichen Entwickelung der
Grauwackenformation begegnen wir ferner am Harzgebirge, im Südost des Thüringer Waldes, im nördlichen Fichtelgebirge, im Erzgebirge, Riesmgebirge, am
westlichen AbHange der Sudeten, im Innern von Böhmen und in den steyerischen
Alpen bei Gratz. Die Thäler der Grauwackengruppe sind meistens außerordentlich gewunden, wie z. B. das Mosel- und das Aarthal.
Die Grauwackenschiefer des rheinischen Schiefergebirges gehen stellenweise
in nutzbaren Dachschiefer über. I n England enthält diese Bildung, namentlich
A n t h r a c i t , eine schwer entzündliche und darum wenig benutzte Kohle,
welche ein vollkommen mineralisches Ansehen hat. Von nutzbaren Einschlüssen
finden sich ferner: zahlreiche Eisenerze, insbesondere Spatheisenstein, silberhaltige
Vleiglanze und Zinkerz.
Bei näherer Betrachtung der Reste organischer Wesen, die in den verschiedenen Abtheilungen dieses Systems angetroffen werden, zeigt es sich, daß in den
untersten Bildungen durchaus keine Landpflanze, vielmehr nur Spuren von
Meerespstanzen, von Algen fich vorfinden, und ebenso nur Meeresthiere der
niederen Classen vertreten sind, vorherrschend Polypen. Erst in der oberen
Grauwacke begegnen wir, bei fortwährender Armuth an Pstanzenresten, einem
ziemlichen Reichthum an Thieren, besonders Weichthiercn aus der Abtheilung
der Kopfsüßer, und endlich auch Fischen mit viereckigen Schuppen.
Als die wichtigsten Versteinerungen bemerken wir: O^atkopliMum oasspi- I 5 i )
tosum, Fig. 94 (a. s.S.); <3r3.pt0i1t!m8 gsminus, Fig. 95, beides Polypen, der
Letztere für die unterste Grauwacke ganz besonders bezeichnend; ^.8ap1w3 nodUis,
Fig. 96, und ONl^rnONO Viumoudkckn, Fig. 97, aus der Ordnung der T r i l o b i t e n , eigenthümliche, krebs- oder asselartige Thiere, wichtig für die Erkennung der Grauwacke, da sie in der nachfolgenden Steinkohle gänzlich verschwinden; I>6ntain6rus RniStkü, Fig. 98; Iiituit63 oornu ^ristis, Fig. 9 9 ; 0 i >
tlwosrag luäsugs, Fig. 100, ein Bruchstück der Schale, die aus Kammern
zusammengefügt ist, in der Weise in einander sitzender Tassen; die letzte oberste
Kammer bewohnte das zu den Kopffüßern gehörige Weichthier; NuroKiugoulA,
II.
8
114
Geologie.
Wasserbildungen: I I .
System der Grauwacke.
115
WiQ6a.ia, Fig. 1 0 1 ; 8xiri56r 8x6oi03N8, Fig. 102 (Spiriftrensandftein, Naffau);
Oaiesola. 8a.näaUQa, Fig. 108 (die sogenannte Pantoffelmuschel der Eifol);
3tr5Z0c:6^1i9.1u8 Nui-tiui, Fig. 104 (im Strygoccphalenkalk, Nassau); NuoM^)Ila1u8 37ass08U8, Fig. 105; lOredratula. 56rita, Fig. 1 0 6 ; O ^ r i ä i n a striat.a,,
Fia. 107 (im Cybridincnschiefcr bei Weilburg); ?08iäoQ0N7a VGoliOri, Fig. 108
(in den Posidonomyenschiefern der obersten Grauwacke, vielleicht schon zur Stein-
116
Geologie.
kohle gehörig); ^bsriolit^ oorQnws, Fig.109 (aus Schottland, kleiner gepan-
zerter Fisch von sonderbarer Gestalt, daher früher bald als Käfer, bald als.
Schildkröte angesehen); OsMaiaLpis I.^s11ii, Fig. 110; Di^tsrns, Fig. 111.
III.
151
I^LtiGM. ÄOr Vtsin^oliiS.
Wir begegnen hier einer der wichtigsten Bildungen, dasieals wesentlichstes Glied die Steinkohle einschließt, welche für den Haushalt und Gewerbebetrieb der Menschen unentbehrlich geworden ist. Ueberall, wo Steinkohle auftritt, «hatsieeine lebhafte Industrie hervorgerufen, die Bevölkerung verdichtet
und weithin die Wohlthaten des Feuers verbreitet. Es erscheint dieser in
früherer Periode der Erdgeschichte angesammelte Schatz um so wcrthvoller, je
weniger der Brennstoff unserer Wälder dem gesteigerten Bedürfnisse der Gegenwart genügt.
Die Steinkohle wird unten durch die Grauwacke, nach oben von dem
Nothliegenden der Zechsteinbildung begränzt und erscheint daher auch in der
Regel in der Nachbarschaft und i n Verbindung mit diesen Formationen. E i n
Blick aufdie geologische Karte Fig. 93 zeigt in der That, wie im Westen am Saume
Wasserbildnngen: I I I . System der Steinkohle.
117
des großen rheinischen Orauwackengebietes die Steinkohlen der Maas, in der
Richtung von Namur, Lüttich und Aachen, auftreten, sodann nördlich auf dem
rechten Rheinufer das Kohlcngebiet der Ruhr und im Süden von Saarbrück
nach Kreuznach sich erstreckend das mächtige Kohlengebiet dsr Saar und Nahe
an Grauwacke sich anlehnen. Auch am Harz und in Böhmen begegnen wir
der Steinkohle in der Nachbarschaft der Grauwacke.
Die Hauptgcsteine, welche das System der Steinkohle zusammensetzen, sind
Lagen von Kalksteinen, Sandsteinen, Schieferthon und Steinkohle. Als unteres
Glied tritt vorzüglich in England der Kohlenkalkstein auf, der durch den
Ginschluß seiner Versteinerungm, insbesondere zahlreicher Korallen als eine
Mceresbildung sich zu erkennen giebt. Wo anderwärts dieser Kohlenkalk fehlt,
da erscheint eine mehr oder minder mächtige kohlenlose Sandsteinbildung, der
sogenannte flötzleere Sandstein als Grundlage der eigentlichen Steinkoh-^
l e n b i l d u n g . Letztere besteht aus Lagern von Steinkohle, die einige Zoll
bis 20 Fuß, sehr selten über 40 Fuß mächtig sind, und vielfach mit einem
eigenthümlichen grauen Sandstein oder dunkleren Schieferthon wechseln,
so daß 8 bis 120 und mehr Kohlenlagen unter einander liegen, von welchen
jedoch nur die wenigen stärkeren der Anbauung würdig sind.
Das Auftreten der Kohlenformation an der Erdoberfläche scheint von dem
Vorhandensein der Gebirge abhängig, d. h. an deren Ränder gebunden zu sein,
denn in den eigentlichen großen Niederungen wird sie vermißt, oder sie ist zu
mächtig bedeckt, um beobachtet, oder selbst durch Bohrung erreicht werden zu
können.
Die im System der Steinkohle aufgefundenen Pstanzenreste lassen darauf 152
schließen, daß zur Zcit seiner Bildung eine ungemein kräftige und dichte Pflanzenwelt vorhanden war, die jedoch da sie hauptsächlich aus daumartigen Farrnkräutern und Schachtelhalmen bestand, einen wesentlich verschiedenen Anblick
gewähren mußte, als unsere jetzigen Wälder. I m Schatten jener Bäume, auf
schwammigem Moorboden bildete sich eine reiche Decke von Sumpfpflanzen, die,
ähnlich wie heutzutage noch die Bildung von Torflagern aus Moosen vor sich
geht, die Entstehung der Steinkohlenschichten veranlaßten. Wechselnde Ueberschwemmungen und Senkungen führten die Einschaltung thoniger Schichten herbei. Neun Zehntel der im Gebiete der Steinkohle aufgefundenen Pjlanzenreste
sind Farrnkräutcr und weisen darauf hin, daß damals ein warmes und feuchtes
und ziemlich beständiges Klima herrschte und im Ganzen Verhältnisse sich vorfanden, ähnlich wie man jetzt denselben in der Umgegend des mexicanischen
Meerbusens und an den Ufern der großen Flüsse Südamerikas begegnet. Auch
hat man angenommen, daß wie die letztgenannten große Massen von Treibholz
führen, Ansammlungen von solchem zur Steinkohlenbildung beigetragen haben.
Doch zeigt uns die Ansicht der in den Kohlenminm von S t . Etienne, Fig. 112
(a. f. S.), vorkommenden Baumstämme, daß dieselben sich offenbar noch in derselben Stellung und an dem Orte befinden, wo sie gewachsen sind.
Annähernde Berechnungen ergeben, daß der dichteste Hochwald bei seiner
118
Geologie.
Umwandlung in Steinkohle kaum eine Schicht von 1 Centimetcr Dicke bei
gleichem Flächcngehalt zu bilden vermag. Es erscheint hiernach die Menge des
im Steinkohlcnsystem niedergelegten Pflanzenstoffes ganz ungeheuer. Nicht
überall mußte jedoch jene Pflauzenbedeckung gleich stark und dicht gewesen sein,
um bei ihrem Untergänge Veranlassung zur Entstehung von Steinkohlenlagern
zu geben. Es ist daher möglich, daß in manchen Gegenden die übrigen Glieder dieser Gruppe vorhanden find, ohne daß zugleich Steinkohle angetroffen wird.
133
p
I n der Regel hat man beobachtet, daß die Steinkohlenlager muldenartig
von höherem Gebirge halb umschloffen werden, wodurch es den Anschein gewinnt, als ob innerhalb großer Gebirgsbustn jene Pflanzen besonders reich
entwickelt gewesen, und daher nur dort beträchtliche Steinkohlenlager entstanden
seien. Von den europäischen Kohlengebieten unterscheidet man solche, die eine
marine, d. i. meerische Abkunft haben, deren Ablagerung nämlich an den seichten Ufern
damaliger Meere stattfand. Sie zeichnensichaus durch den oben erwähnten Kohlenkalk und lange, den Seeküsten entsprechende Erstreckung, wie die Steinkohlenbecken von England, Belgien und der Ruhr. Andere Kohlengcbicte verdankten
dagegen ihre Entstehung Binnengewässern und erscheinen daher als Binnenmulden, ohne Kohlenlalk, mitunter unmittelbar auf Granit odcr„ Orauwackc
aufliegend. Es gehören hierher die Kohlenbecken der Pfalz, des Erzgebirges,
von Böhmen und die französischen Becken von S t . Eticnne und Nive-de-Gier.
Aus dem Vorhergehenden folgen nun einige Anhaltspunkte zur Beurtheilung der Wahrscheinlichkeit des Aufsindens der Steinkohle in einer Gegend.
Besteht dieselbe aus Urgcbirge oder aus Plutonischen Gesteinen, so ist mit ziemlicher Sicherheit auf das Fehlen der Kohle zu schließen. Auch beim Vorhan-
Wasserbildungen: I I I . System der Steinkohle.
11!)
denscin mächtiger geschichteter Formationen ist die Auffindung der Kohle in
bauwürdiger Tiefe wenig wahrscheinlich. Sie ist jedoch eher zu erwarten, da
wo die Wasscrbildungcn an Masscngestein anliegend von diesem gehoben und
aufgerichtet sind, so daß die unteren Schichten der Oberfläche der Erde näher
kommen oder gar zu Tage gehen.
Das Aufsuchen der Steinkohle ist vorzüglich da zu ermuntern, wo der
Zechstein und die Grauwacke sich zeigen, weil diese Bildungen die Kohle
begränzen. Kommt hierzu noch eine muldenförmige Bildung des anstehenden
Massengebirges, so ist die Hoffnung um so begründeter und Versuche mit dem
Erdbohrer sind wiederholt anzustellen.
Die Hauptstcinkohlendistrictc Deutschlands sind durch die folgenden Orte 134
und Gegenden zu bezeichnen: Aachen, in dessen Nahe leider nur ein kleiner
Antheil der mächtigen Steinkohlenformation Belgiens auf deutsches Gebiet sich
erstreckt; die Ufer der R u h r mit reichen Kohlenlagern, welchen Düsseldorf und
Elbcrfeld ihre Gcwcrbthatigkeit verdanken; Ilefeld und Halle am Harz; Zwickau,
Chemnitz und der Plauensche Grund in Sachsen; Waldenburg und Schatzlar
in Schlesien; Mislowitz an der Gränze von Krakau; Brunn in M ä h r e n ;
der Bcrauncr, Rakowitzcr und Pilsencr Kreis Böhmens, nächst Belgien das
an Kohlcnniederlagcn reichste Land des Kontinents; der Südabhang des
Hunsrücks, von Kreuznach bis hinter Saarbrück.
Vorzüglich reichlich sind die Steinkohlen entwickelt in E n g l a n d , besonders in der Gegend Don Newcastle am Tyne; ferner in Belgien und dem angränzenden Theile Frankreichs, bei Dombrowa in Polen, bei Fünfkirchen in
Ungarn. Glieder der Steinkohlengruppe überhaupt sind in Amerika, Asien
und selbst in Australien beobachtet worden, und in Südamerika fand H u m boldt Steinkohle 8000 Fuß hoch über dem Meere.
Eine eigenthümliche Kohlenformation ^der Alpen erstreckt sich durch ihren
ganzen Zug von Savoyen bis Steiermark. Dieselbe besteht aus Conglomeratcn, schwarzen Thonschiefern, krystallinischen Schiefern und Sandsteinen, welche
theils gänzlich von A n t h r a c i t durchdrungen sind, theils denselben in Schichten und Nestern einschließen. Obwohl die darin vorkommenden Pflanzenabdrücke mit denen der ächten Steinkohlenbilduug übereinstimmen, so weichen
doch alle übrigen Verhältnisse von dieser wesentlich ab und sprechen für eine
unter anderen Bedingungen vor sich gegangenen Entstehung dieser Alpenkohlenbildung.
Die Gesammtmasse der im Jahre 1854 in Europa zu Tage geförderten
Steinkohle betrug 1635 Millionen Centncr, wovon auf England allein gegen
1313 und auf Deutschland,80 Millionen kommen.
Von ausgezeichneten Versteinerungen führen wir an: S t ä m m e 155
von Schachtelhalmen, (^larniteg okunaskorinis, Fig. 113 (a. f. S.); von
Fanen, LiZiiikria, Fig. 114 (aus England); Lycopodien, I^xiäoäyuäroQ
120
Geologie.
ei6Akws, Fig. 115 saus Böhmen); die sehr eigenthümlichen wulstigen Massen
der ötiAmaria üooiä^Z, Fig. 116, von 6 Fuß Durchmesser, mit dicken seitlichen Aesten, in den Kohlenschiefern sehr häufig und für Wurzelstöcke von
Eigillarien gehalten; Blattabdrücke von Farrenkrautern, Odontoptsris
äoki0tk6imii, Fig. 117; I>6C0pt6li8 ti'unoata, Fig. 118, mit erkenntlichen
Fruchthaufchen. Es finden sich ferner zahlreiche Meeresschalthiere, einige
Krusten- und Gliederthiere, sehr viele Zähne und Stacheln von H a i fischen, sowie häufige Reste von Eckschuppern oder Ganoiden, wie z. B.:
3?2.1a60QiZc;us, Fig. 119, aus der Gegend von Kreuznach. Endlich aus der
Klasse der Amphibien Reste froschartiger Thiere, sogenannter Wickelzähner
Wasserbildungen: I I I . System der Steinkohle.
121
122
Geologie.
oder L a b y r i n t h o d o n t e n , wovon F i ^ 120 den Kopf des ^i-o^osaurus,
nebst Zahn mit Querschnitt (a und b) zeigt, häufig im pfälzischen Kohlenbecken.
Schließlich bemerken wir noch als Eigenthümlichkeit des Systems der
Steinkohle überhaupt, daß letztere stets begleitet ist von Kohlenwasserstoff
(Chemie §. 59), einem Zcrsetzungsproduct des Pstanzenstoffes bei Bildung der
Steinkohle, welches mit Luft gemengt das gefährlich explodirende Grubengas
Wasscrbüdungcn: IV.^ System des Zechsteius.
126
bildet.
Ferner führen alle Steinkohlen mehr oder weniger Eisenkies,
mitunter in höchst semer Vertheilung, so daß bei Berührung mit Luft durch
rasch eintretende Oxydation desselben Selbstentzündung der Steinkohle und
langjähriger Grubenbrand entstehen.
IV.
8^8t6U1 dos 2s<3k8tS1Q3.
Von allen Schichten, die zur Bildung der Erdrinde gehören, ist die des 136
Zechsteins bis jetzt am wenigsten verbreitet beobachtet worden. Die Glieder,
welche dieses System zusammensetzen, sind: das Rothliegende, der K u p f e r schiefer und der Zechstein.
Das R o t h l i e g e n d e besteht aus braunrothem, gröberen Konglomerat,
Bruchstücke von krystallinischen Gesteinen, insbesondere von Porphyren einschließend. Diecharakteristischerothe Farbe rührt von Eisen her, welches sehr verbreitet ist, so daß man Zwischenlagern von rothen Letten und bluthrothen Nöthelschiefern begegnet. Das Rothliegcnde bildet häusig die unmittelbare Decke
der Steinkohlenbildung und ist selbst als dieser angehörig betrachtet worden;
es führt auch den Namen des rothen T o d t l i e g e n d e n , vom Bergmann demselben ertheilt, weil ihm die wcrthvollen Kupfererze der folgenden Schicht
fehlen.
Der Kupferschiefer besteht aus einem schwarzen, sehr bituminösen Mergel, oft stark von Erdöl durchdrungen, und obgleich von geringer, 15 Fuß nicht
übersteigender Mächtigkeit wichtig wegen seines Gehaltes an Kupfererz, das
2 bis 4, zuweilen selbst 18 Procent beträgt.
Der Zechstein erscheint als oberstes Glied des nach ihm benannten Systems in Gestalt eines thonigen, grauen Kalksteins, nach oben in Dolomit übergehend, welcher nicht selten Lager von G y p s einschließt, der gewöhnlich von
124
Geologie.
Steinsalz begleitet ist, ähnlich, wie wir diese beiden Minerale auch im Keu«!
per §. 157 neben einander finden. Die Salzwerke des nördlichen Deutschlands
gehören daher sännntlich der Zechsteinbildung an. Bei Staßfurch hat man das!
Steinsalz bei 826 Fuß Tiefe unter dem Buntsandstcin in der enormen Mächtig«!
keit von mehr als 1000 Fuß erbohrt. I n der Gegend von Eisleben unU
Eisenach finden sich im Gvps häufig Höhlen oder sogenannte Gypsschlotten,'
die wahrscheinlich von früher vorhandenem und mit der Zeit ausgewaschenem'
Steinsalz herrühren. Die Verbreitung der Zcchsteinformation findet sich vor,
züglich entwickelt nur in Norddeutschland, in Gestalt schmaler Streifen die Ge-'
birgszüge umsäumend, wie namentlich den Harz, den Thüringer Wald und das,
sächsische Mittelgebirge. Einzelne Glieder derselben erstrecken sich durch das
Vogelsgebirge^bis nach dem Spessart. Auch treten solche in der Umgebung dcs^
pfälzischen Kohlenbeckens auf, sowie das Rothliegende auch zwischen Darmstadt
und Frankfurt vorkommt. I n E n g l a n d sind die Glieder dieses Systems, mit,
Ausnahme des Kupferschiefers, vorhanden und werden als NkAnesia. limsZtons^
bezeichnet. I n R u ß l a n d liegt inmitten eines ungeheuren, der Zechsteinbildung,
angchörigen Beckens die Stadt P e r m , nach welcher dieses System auch das
permische genannt worden ist.
An Versteinerungen ist die beschriebene Bildung verhältmßmäßig arm,
insbesondere an Pflanzen. W i r fügen in Abbildungen bei: ?ro<1uotu3 Korri-z
äug, Fig. 121, häusig im gechsteinkalk; N o ä w l a ^ U a g i , Fig. 122; ^ v i o u l k '
antiHiIH, Fig. 123, und von den in dem Kupferschiefer sehr häusigen Fischen
?1g.t^80inn8 SidbnL, Fig. 124.
Wasserbilduttgcu: V. System der Trias.
12ö
Drei wohlcharakterifirte Glieder, nämlich der bunte S a n d s t e i n , der 137
Muschelkalk und der Keuper, bilden die Zusammensetzung dieses Systems,
welches hiernach seine Benennung erhalten hat. Dieselben finden sich in Deutschland in großer Regelmäßigkeit und Beständigkeit mit einander verbunden. Am
auffallendsten tritt dieses hervor, wenn man eine geologische Karte, betrachtet,
auf welcher die Hauptglieder mit verschiedenen Farben bezeichnet sind. Man
sieht alsdann zu beiden Seiten des Rheins, von der Schweiz bis ins mittlere
Deutschland, dreierlei farbige Bänder in mehrfacher Krümmung, im Ganzen
jedoch parallel unter sich und mit dem Rhein neben einander herlaufen, während .
im nördlichen Deutschland, in Thüringen und längs der Weser diese Regelmäßigkeit mehrfach unterbrochen und gestört erscheint. Ferner finden wir triasfische Bildungen zu beiden Seiten der deutschen Alpen, fast ununterbrochen
die krystallinischen Schiefer umsäumend, welche den Kern jener Gebirge bilden.
Der bunte Sandstein bildet die Grundlage der T r i a s ; er ist von vorwaltend rother Farbe, doch wechselt dieselbe öfter mit gelben, bräunlichen und
weißen Streifen und Flecken und rechtfertigt den Namen dieser Bildung, welche
eine bedeutende Mächtigkeit von 400 bis 600, ja mitunter von 1000 bis 1200
Fuß erreicht. So finden wir den bunten Sandstein im Schwarzwalde, Odenwalde, Spessart, ferner im Gebiete der Fulda, Werra, Weser, der fränkischen
und sächsischen Saale. Auf dem linken Rheinufer besteht ein Theil der Vogesen
und das ganze Haardtgebirge mit dem malerischen Annweilerthale aus buntem
Sandstein. Derselbe liefert ein vortreffliches Baumaterial, und viele der alten
Dome am Rheinstrome, wie namentlich die von Mainz, Norms und Spcycr sind
daraus erbaut. Ueberaus arm erscheint dieses Gestem an Pctrefactcn, und wir haben nur einige Pflanzenreste anzuführen, wie NsuroptsriZ bisA^us, Fig. 125,
und Voit^ia k6t6r0pk7llN, Fig. 126 (a.f.S-). I n
dem bunten Sandsteine bei Hildburghausen hat man
die handförmigen Abdrücke von Füßen gefunden, die
vermuthlich von einem großen, froschartigen Thiere
herrühren, Fig. 127 (a.f.S.).
Der Muschelkalk ist dagegen, wie schon der
Name andeutet, reicher an Versteinerungen, die in
Unzahl vorhanden sind und denselben als eine Meercsbildung erkennen lassen. I n seinen unteren Schichten führt derselbe Thon, dolomitischen Mergel, schieferigcn Dolomit und wellenförmig geschichteten Kalk,
dazwischen als nützlichsten Bestandtheil, Steinsalz
und S a l z t h o n , neben wasserfreiemGyps (Anhydrit).
Auf Letztere folgt der muschelrciche Hauptkalk dieser
Formation, nach dem häufigen Einschluß der Mieder
126
Geologie.
des Liliensterns, Nuci-iniiZ UliitoruäL, Fig. 1 2 8 , auch E n c r i n i t c n k a l k genannt. Seine Hauptvcrbreitung erreicht der Muschelkalk in Schwaben, Fran-
ken und Thüringen. Weitere Versteinerungen desselben sind: ?sct6Q lasviZaw8, Fig. 1 2 9 ; ^vioula LooiaiiL, Fig. 130; Lei-Owatnia vulssariL, Fig. 1 3 1 ;
Wasserbildungen:
V. System der Trias.
Oeratitos noäogug, Fig. 133; N^optioriÄ linsata, Flg. 133.
.
127
Auch finden
sich Zähne, Schuppen oder andere Neste von Fischen und Reptilien.
Der Keuper, welcher die Trias nach oben abschließe, deglnni iml cmcm
dunkeln, bituminösen Thonschiefer, der sogenannten Lctt enkoh le, worauf bunte
Mcrgel, meist von rother Farbe, mit grünen, gelben und blauen Streifen durchzogen folgen. Dieselben zerschiefern sich gern i n rhomboodrische Stücke; überall
ist Ghps darin verbreitet, aber nur wenig Steinsalz. Dünne Lagen von
Dolomit und Sandstein erscheinen hier und da eingeschoben. Als merkwür-
digste Versteinerung des Keuper finden wir kleine Zähne, Fig. 134, die einem
S ä u g e thiere NicroisstsL, anzugehören scheinen.
128
Geologie.
Weniger deutlich treten die vorstehend beschriebenen Glieder in der Triasbildung der Alpen hervor.
VI.
158
VI-gtGiu. 6 63 Z'u.rI..
Das schweizerische Iuragebirge, das 4000 bis 5000 Fuß hoch sich erhebt,
hat seinen Namen einer Bildung gegeben, die in Europa i n großer Verbreitung
sich findet. Kalksteine spielen eine vorherrschende Rolle in demselben, und es
treten außerdem Thone und Mergel häufig auf, zuweilen mit Schiefern und
Sandstein wechselnd. Eigenthümlich ist diesem System die Rogcnstcin- oder
oolithische Bildung der Kalkgcstcine (siehe K. 94), welche in England fast durchgehends angetroffen wird, so daß man dort die ganze Gruppe als O o l i t h f o r m a t i o n bezeichnet hat. Außerdem aber ist es der ungeheure Reichthum an Versteinerungen, der in den Gebieten des Jura uns in Erstaunen setzt, sowie daß
wir mehreren gänzlich neuen und eigenthümlichen Thierformen darunter begegnen.
Ja es haben die Petrefacten des Jura insofern einen förderlichen Einfluß auf
die geologische Wissenschaft geübt, als von denselben eine lebhafte Anregung
zum Sammeln und Studium ausging, was namentlich in England zu
einer Art von Mode wurde. Wenn auch die Verglcichung der verschiedenen
Iurabildungen in England, Frankreich, der Schweiz und Deutschland eine
Uebereinstimmung im Allgemeinen ergiebt, so sind doch die örtlichen Eigenthümlichkeiten sehr mannichfaltig und bedeutend, und erfordern eine hier nicht zulässige Einzelbeschreibung der Gebiete. Wir beschränken uns auf eine Andeutung der im Iuragebiete Süddeutschlands gebotenen Verhältnisse.
Man betrachtet den Jura in drei Abtheilungen, als unteren, mittleren und
oberen Jura.
Der untere J u r a , gewöhnlich Leias (englisch I ^ s ) oder schwarzer Jura
genannt, ist hauptsächlich aus dunkeln Mergeln und Thonen zusammengesetzt;
es erscheinen ferner graublaue Kalke (Gryphitenkalk), schwarze Letten und bituminöse Schiefer, die theilweise als Brennmaterial benutzbar sind und in welchen bei V o l l in Würtemberg die merkwürdigen Eidcchsenrcste aufgefunden
werden. Der m i t t l e r e oder braune J u r a enthält außer Kalken, Thonen
und Mergeln einen eigenthümlichen gelbbraunen, sehr eisenschüssigen oolithischen
Sandstein. Der obere oder weiße J u r a besteht vorherrschend aus hellfarbigen Kalksteinen, worunter manche bei längerem Liegen an der Luft ganz weiß
werden. Sie enthalten viele Versteinerungen, namentlich nach oben zahllose
Korallen und Schwämme. Eine große Berühmtheit haben die feinen Kalksteinplatten des fränkischen J u r a als lithographische
erlangt,
welche von S o l e n h o f e n aus i n die ganze Welt versendet werden. Auch
führen diese Kalkschiefer Abdrücke von Krebsen, Insecten und Reste der Flugeidechse, Fig. 159. Zerklüftungen und Auswaschungen verleihen diesem Gebirge
nicht nur malerische Felsenformen und den Namen der fränkischen Schweiz,
sondern auch die merkwürdigen Höhlen von M u g g e n d o r f und G a i l e n r e u t h
u. a. m», die später nochmals besprochen werden.
Wasserbildungen:
V I . System des J u r a .
129
Die Verbreitung der Imabildungen, die im nördlichen Deutschland im 129
Wescrgebirge eine nicht bedeutende Zone bilden, erstreckt sich im Süden in engem
Anschluß an die Keuperschichtcn der Trias von der Schweiz an durch ganz
Schwaben und Franken hinauf bis Paireuth; dieselbe reicht andererseits durch
das ganze eigentliche Illragebirge der Schweiz und von Frankreich, bis in die
Nähe von Lyon. I n Frankreich umfassen die Imabildungen im Norden das
große Tertiärbecken von Paris und bilden im Süden^ einen fast ganz geschlossenen Ning um das große granitische Innenland mit dem Basaltgebiete der
Auvergne. I n England dehnen sich die jurassischen Gebilde wie ein breites
Band fast in der ganzen Längsrichtung der Insel aus.
Die Versteinerungen des Jura sind besonders wichtig, dasiebei der hau- I 6 N
sigcn Wiederholung ähnlicher Gesteinsschichten meist das alleinige Mittel abgeben,
dieselben zu erkennen und zu bezeichnen. Hier ist es, wo sie als Leitmuscheln
eine Hauptrolle spielen.
I n der P f l a n z e n w e l t der Iurabildung bemerken wir einen Fortschritt,
da außer den Farrenkräutern auch Nadelhölzer, sowie gras- und rohrartige
Pflanzen auftreten und vorherrschen. Die höherstehenden dikotylen Pflanzen
fehlen jedoch noch gänzlich. Das Thierreich ist, wie bereits erwähnt, am
reichlichsten durch Korallen und Weichthiere vertreten; es finden sich ferner
Krustenthiere, Instcten, Fische, Reptilien, aber noch fehlen die Vögel und Säugethiere, von welchen letzteren man nur die Kiefer einer bezweifelten Art von Beutelthier, rk^oolotkei-iuin, Fig. 135, in England aufgefunden hat.
Als BeispielecharakteristischerVersteinerungen führen wir an: Ammonshörner, Kopffüßer, die ähnlich den S . 117 beschriebenen Ceratiten in mehrkammerigen Schalen wohnte^ und deren man über 1000 Arten kennt; ^ . i n monitGS LncMauäi, Fig. 136; ^.. diilong, Fig. 137; ^Äutilu3 UnSlUW,
II.
9
130
Geologie.
Fig. 1 4 1 , unseren jetzigen Schiffsbootmuscheln verwandt; die Belemniteu,
wegen ihrer Gestalt auch Donnerkeile oder
S t a t u s , Fig. 139, bildeten den inneren festen Bestandtheil von Thieren, die
unseren Tintenfischen verwandt sind; Isreki-atnl^ numiuiLinaliZ, Fig. 140,
runde, plattgedrückte Muscheln, daher Pfennigsteine genannt, aus dem Geschlechte
der Lochmuschcln (Tercbrateln), d^ren bis 500 Arten versteinert vorkommen;
A r z ' M ^ a ki'Qull.w, Greifenschnabel, Fig. 1 4 1 ; Ostrea N w Ä i i i , Auster,
131
Fig. 142; ii-iZ-onia oostata, Drcieckmuschel, Fig. 143; Dieses ariStinN,
Doppelhorn, Fig. 144; ?6ot6Q 16Q8, Kammmuschel, Fig. 145; Rsrinea Lnxr^'ur6Q8iL, Fig. 146, langgestreckte Schncckengehäuse, in ungeheurer Menge
den Nerinecnkalk bildend; ^ i o ^ i n u Z , Fig. 147, aus der Familie der Haarsterne; die geschlossenen Fangarme dieser am Meeresboden festgewachsener
Thiere bilden .den sogenannten Kelch, welcher auf der Säule sitzt; letztere besteht aus vielen einzelnen Gliedern, die auf der Querfläche meist eine zierliche
132
Geologie.
Zeichnung haben, Fig. 148; Hsinioiäaris orsnniaris, Seeigel, Fig. 149, von
welchen merkwürdig geformte Stacheln, Fig. 150, auch einzeln gefunden werden;
8ponssit68, Schwammkoralle, Fig. 1 3 1 ; Ni^on arotikoi-imZ, Krebs, Fig. 152;
liibsiiula, Wasserjungfer, Fig. 153; I H t ^ o s a u r u s , Fischeidechse, Fig. 154,
40 Fuß lang werdende Krokodyle mit Rudersüßen; ?l68io89,urn8, Halseidechse,
Fig. 155, 30 Fuß lang werdende Eidechse mit schlangenförnngem Hals und
Wasserbildungen: V I . System des Jura.
I33
R«derfüßen; von beidenfindensichauch häufig die versteinerten Elemente die
wnannten C°pr°lithen; die Flugeidechst, ? ^ o ä ^ , Fig. 156
734
Geologie
VII.
161
Z^stGm üsr Xi'siäs.
Wir gelangen mit der Betrachtung dieses Systems zum Abschluß jener
Reihe von Wafferbildungen, welche auf der S . 109 gegebenen Uebersicht als die
sccundären F o r m a t i o n e n bezeichnet worden sind. Wenn dieselben an
Reichthum und höherer Entwickelung der i n ihnen enthaltenen Pflanzen- und
Thierformcn im Vergleich zu den Uebergangsbildungen einen Fortschritt erkennen lassen, so fehlen ihnen doch die luftathmcnden Landthicre, die Vögel und
Säugethiere gänzlich, oder sie sind nur äußerst selten und überdies noch in bezweifelter Weise vorhanden. Dies bestätigt sich auch innerhalb der Kreidebildungen, in welchen wir zwar außerordentlich reHen Versteinerungen begegnen,
die sich jedoch an Vollkommenheit ihrer Formen über die vorhergehenden der
Iurabildung nicht erheben.
Als Hauptbestandtheile des Systems der Kreide finden wir mächtige
Sandstein- und Kalkablagerungen, während Mergel und Thone untergeordnet
erscheinen. Von den Sandsteinen sind besonders charaktcrisirt der G r ü n s a n d stcin Englands, durch Grünerde gefärbt, das Baumaterial für London, und
der Quadersandstein im nördlichen Deutschland, ein meist graulicher in
Quader sich klüftcndcr Sandstein mit mergeligem Bindemittel und daher leicht
verwittcrbar. Er bildet in Folge dessen die auffallenden und malerischen
Schluchten, Klüfte und Felspfcilcr der sächsischen Schweiz, Erscheinungen, die
sich oft in den abenteuerlichsten Formen der böhmischen Quadersandstcine bei
Adersbach, im V i e l e r Grund und an den sogenannten Extersteincn in
Nestphalcn wiederholen.
Der Kalk tritt theils als festes Gestein mit plattenförmiger Absonderung,
daher Plänerkalk im nördlichen Deutschland, und als H i p p u r i t e n k a l k im
südlichen Europa auf, theils aber in der socharakteristischenForm der Kreide,
nach welcher dieses System benannt worden ist. Dieses schätzbare Schrcib' Material unserer Schulen, dessen weiße Farbe und Zcrrciblichkeit daher allgemein bekannt sind^ besteht fast durchgehend aus den mikroskopisch kleinen
Schalen von Thierchen, deren Verwandte unter dem Namen der F o r a m i n i feren unseren jetzigen Meeren angehören. Eine weitere Eigenthümlichkeit der
Kreide ist die häufige Einlagerung von Feuerstein, der in Gestalt knollenförmiger Stücke nesterweise von derselben eingeschlossen wird. Die mikroskopische
Untersuchung zeigt, daß auch dieses harte Kicsclgestcin größtenteils aus den
Panzerschalcn von Infusorien besteht.
Die Kreidebildungcn haben sich aus weitgedehnten Meeren niedergeschlagen
und erreichen daher eine große Verbreitung i n Europa und i n anderen Weltthcilcn. I n Deutschland findet sich dieses System in untergeordneter Weise
vertreten, am bedeutendsten in Böhmen, durch das Elbgebiet bis Dresden sich
erstreckend; ferner nördlich vom Harz, in Westphalen und am nördlichen Abhang
des Tcutoburger Waldes, bei Aachen, Lüttich und Mastricht, endlich auf der
InsclRügen und an einzelnen Punkten an der Ausmündung der Oder. Dagegen
Wasserbildungen: V I I . System der Kreide.
735
besitzt Frankreich ein ausgedehntes Kreidegebiet, welches der jurassischen B i l dung folgend, als innerer Ning das tertiäre Pariser Becken einschließt. Ebenso
hat England ein ausgedehntes Kreidcgebict, und aus der Ferne schon erblickt
der Reisende die Shakespeare-Klippe, einen weißen Kreidefels, der bei
Dover in den Canal hereinragt.
Versteinerungen der Kreidebildung: H^initeZ Httsruiaws, Fig. 157; 162
Lurrilites c^tsnNtu3, Fig. 158; N^ui-iiGs ^oücNZmna, Fig. 159; Ino-
l)6ramu8 8u1oatii8, Fig. 160; VelsMuitOV niuoronatnL, Fig. 161; 8pon(I^-iuL 8M103NL, Fig. 162; ^nanokMeZ ov^tu.8, Fig. 163; 08^6^ coluinda«
Fig. 1b4.
Geologie.
136
VIM.
163
L^stsirl. äse MolQsss; ^srtiärg^gtsiQ.
I n der Schweiz kommt ein grüngefärbter, lockerer, grobkörniger Sandstein
unter dem Namen der M o lasse vor, welch letzterer auf das ganze System
übertragen wurde. Es ist jedoch gebräuchlicher, die hierher gehörigen Bildungen
als T c r t i ä r g e b i l d e zu bezeichnen.
Dieselben unterscheiden sich von den Vorhergehenden wesentlich, indem ihre
Gesteine im Allgemeinen eine geringere Festigkeit besitzen, vorzüglich aber dadurch,
daß hier Versteinerungen höher entwickelter Pflanzen und Thiere aufgefunden
werden, die der jetzt lebenden organischen Welt sehr nahe stehen. Während nur
wenige Gattungen der Tertiärformation in den früheren Bildungen vorkommen,
finden sich ihre meisten Gattungen und viele Arten noch jetzt lebend- Auch
lassen die organischen Neste erkennen, daß zur Zeit der Tcrtiärbildungen bereits
klimatische Unterschiede auf der Erde walteten. LaichMzcr und Säugcthiere
erscheinen häufig und unter den Wasscrbcwohmrn H>lche, die i n süßem
Waffer gelebt hatten. Es waren somit Seen und Flüsse mit süßem Wasser
vorhanden, und an manchen Orten findet man wechselnd Schichten mit Mceresbewohnern und Süßwasserthicren, eine wiederholte Hebung und Senkung jener
Gebiete beurkundend. Mitunter begegnet man beiderlei Thieren vermischt, wie
dies noch jetzt in unseren sogenannten Brakwassern derFall ist, wo die Meeres-
Wasserbilduugen: V I I I . Tertiärsystem.
137
fluthcn an seichten Ufern mit süßem Waffer gemischte Gewässer bilden, wie
z. B. in den Lagunen von Venedig.
Aus dem Vorhergehenden folgt, daß bei den Bildungen der tertiären Periode bedeutendere örtliche Eigenthümlichkeiten zu erwarten sind, als bei den
Gliedern der älteren Systeme. I n der That ist dieses der Fall. Es fällt
schwer, hier ältere oder untere Bildungen von neueren scharf zu trennen und
man betrachtet dieselben am besten als.neben einander entstanden. Insbesondere
ist an das Vorhandensein verschiedener, gesonderter Meeresbusen in jene? Zeit
die Entstehung jener muldenartigen Ablagerungen geknüpft,die man als Becken
bezeichnet.
Als ältere Tertiärbildung betrachtet man den F l y f c h , nach gewissen dun- 164
kelfarbigen Schiefern benannt. Die Flhschformation erstreckt sich von den Karpathen als Saum dem ganzen Zuge der Alpen entlang über die Appenninen,
Pyrenäen, Marocco, Aegypten und weiter im Umkreise des Mittelmeercs. Als
Leitmuschel dient beim Verfolgen derselben ein eigenthümliches, flaches und
kreisrundes Schalthier, Rnuunu.1it68 nnrQrnu1g.i'i8 genannt, welches wir von
oben Fig. 165, von der Seite Fig. 166 und im Durchschnitt Fig. 167 abgebildet haben (s. Zoologie §. 198). Die.hiernach benannten Nummulitenkalke und
Sandsteine erheben sich stellenweise zu den höchsten Gebirgen. Interessant ist
es, zu erfahren, daß die Niesenbauten Aegyptcns, die Pyramiden, hauptsächlich
aus Numlnuliteukalk bestehen. Fig. 168 zeigt solchen aus den Pyrenäen.
Weitere HaMgebiete der Tertiär- 163
formation sind: das Pariser Becken,
aus Schichten von Sandstein, Kalk,
Mergcl, Thon und Gyps bestehend, die
einen mehrmaligen Wechsel von Süßwasser- und Meeresbildung erkennen lassen
und sehr reich an Versteinerungen sind.
Dies gilt vorzüglich von dem G r o b kalk, einem vortrefflichen Baustein, aus
dem ganz Paris erbaut ist. Das große
Osritkiarn ^ i ^ n t s u m , Fig. 169, ist eine Hauptlcitmuschel desselben. I n dem
Tertiär-Becken von London finden sich zwar verwandte Geschlechter von
Petrefactcn, doch herrscht durchaus vor ein zäher, brauner oder blaugrauer
138
Geologie.
Thon, Londonthon genannt. Das Mainzer Becken, über ganz Rhcinhessen
verbreitet, vom Nheingau am Abhang des Taunus über Frankfurt bis Gießen,
ferner über das untere Maingebiet bis Aschaffenburg sich erstreckend, führt als
unterste Schicht blauen Thon, worauf Sand, mit vielen Haistschzähmn, Fig.
170 und 1 7 1 ; C e r i t h i e n t h o ü (nach (?Sritkiiim inm-^i'itaosum und p!i»
eawm, Fig. 172 und 173; Cyrenenmergel (nach (Ü^rsns 86mi8triatH und
imdÄrkta, Fig.>i74; Cerithienkalk und als bedeutendstes' Gestein die L i t o rinellenkalke folgen, die aus Milliarden kleiner Sumpfschnecken (I'Älliäinll.
WasferbilduZigen: V I I I . Tcrtiärfystcm.
139
i6nw, Utorinsiia, Fig. 175, vergrößerndeAbbildung) bestehend, bei Mainz als
Hauptbaustein gebrochen werden. Diese Kalke enthalten Ucberreste verschiedener
Amphibien, Vögel und Säugethiere, und in dem ihm zunächst folgenden Gerölle
und Sand sind Knochen des Rhinoceros, Mastodon und des merkwürdigen
Dinotheriums aufgefunden worden, welches ein Dickhäuter war mit rückwärts
gekrümmten Stoßzähnen im Unterkiefer, wie die Abbildung des Schädels, Fig.176,
zeigt. I n der Wetterau erscheint Braunkohle (§.45) in bedeutenden Lagern.
Dieses werthvolle Tertiärgebilde hat außerdem eine große Verbreitung im nördlichen Deutschland, Böhmen, Polen bis Nußland und ist für diese Gegenden
von großer national-ökonomischer Bedeutung. Besonders mächtige Flötze find
bei Halle aufgedeckt und diefe Stadt selbst steht auf Braunkohle. Letztere ist
meistens von Diluvialbildungen bedeckt, doch nicht selten zu Tage gehoben und
wo dies z. B. von Basalten geschehen ist, durch die Hitzestcinkohle-ähnlichverändert.
.Ein Begleiter der Braunkohle ist der B e r n s t e i n s . 85).
Als jüngere Tertiärbildungen betrachtet man die eigentliche Molasse, 168
wozu der ganze, nicht hochgebirgige Theil der Schweiz, desgleichen Tyrol, Steiermark und das Becken von Wien gerechnet werden. Außer Kalksteinen, Sandsteinen,
Thonen, Mergeln und Braunkohlen begegnet man in der Schweiz als sehr
charakteristischem Gestein der N a g e l f l u h , einem Konglomerat von Nollstciucn,
die durch Kalk zu einer, überaus festen Masse verkittet sind. Dieselbe hat
stellenweise eine bedeutende Mächtigkeit und erhebt sich als bekanntes Gestein
des vielbesuchten R i g i daselbst bis 6000 Fuß. ,
I n dem Tcrtiärgebicte der K a r p a t h e n haben die ungeheuren Salzflötze
140
Geologie.
von Wielitzka und Bochnia eine große Wichtigkeit und Berühmtheit erlaugt..
Auf SiciUen gehört der S c h w e f e l dem tertiären Bereich an.
!
Außer den bereits angeführten Versteinerungen bemerken wir noch: I^mnasal
loüAisoata, Fig. 1?7(a. v. S.); ?6ctu.non1u8 xniviuatus, Oaräita ^)1g.ni<308ta,!
Fig. 1?6; ^lanordis ooi-nii, Hi^onä, (Fig. 179 und 1 8 9 ; ^U8N8 di1in6Htus,!
o0nti'Äi'iu8, Fig. 1 8 1 ; Nui-6x ( ^ l i i I ) w d i ^ i - , Fig. 1 8 2 ; gähn des vor-
weltlichen
Elephanten oder Manumtth
(Ns^iiHL ^rimigöiiiiiZ), Fig. 183
Nasserbildungen: IX. Quartärsystem.
141
H.naM0tti6rmin und I>lÜ2.6otk6i-ium, Fig. 134 und 1 8 5 ; wahrscheinliche
Gestalt tapir-ähnlicher Thiere aus dem Pariser Becken. Interessante Versteinerungen sind ferner der Niesensalamander vonOeningen amBodensee, früher
für dasSkelet eines vorsündfluthlichen Menschen gehalten, und das Z e u g l o d o n
Oydrarchos), aus der tertiären Formation von Alabama in Nordamerika, das
größte lns zctzi aufgefundene vorweltliche Thier, 50 Fuß lang, mit Walfischähnlichem Rumpf und robben-ähnlichem Gebiß.
IX.
VMtsni Ä63 DiNiiTvi-uin; iHil.Ni'tä.i'S^'LbSIQ.
Man begreift hierunter die neuesten geologischen Bildungen und wenn bei 167
Entstehung derselben das bewegte Wasser durch Losreißung, Lösung und Anschwemmung auch die Hauptrolle spielt, so daß dieselben als Schuttland oder
Schwemmland bezeichnet werden könnten, so sind dabei doch aus) ruhig waltende
Kräfte wirkend.
Wir unterscheiden wieder eine frühere Bildung, das D i l u v i u m , aufgeschwemmtes Land, welches durchaus vorgeschichtlich ist, da in seinen Ablagerungen niemals menschliche Neste oder Kunstproducte angetroffen werden, und das
seit dem Austreten des Menschen entstandene und bis auf den heutigen Tag
sich fortbildende A l l u v i u m oder angeschwemmte Land.
Die Ablagerungen der Diluvialperiode bestehen aus gröberen Geschieben, W 8
Geröllen, Kies, wechselnd und verbunden mit S a n d , Lehm und Löß. Sie erreichen stellenweise eine Mächtigkeit von 200 Fuß und eine mittlere Höhe von
1000 Fuß, steigen jedoch nicht über 2000 Fuß. Ihre räumliche Verbreitung ist
sehr bedeutend, denn sie überschütten die weitgedehnten Niederungen des nördlichen und nordöstlichen Deutschlands, ganz Holland, die Thäler des Nheins,
142
Geologie.
!
der Saone und Rhone, die baierische Hochebene, in deren Mitte München liegt,
die fruchtbaren Ebenen der Lombardei und die Pnßtcn Ungarns.
!
Ein feiner mergeliger und sandiger Lchm von graugelblicher Farbe erfüllt
fast allerwärts das 3theinthal; er wird Löß genannt," weil er von den durch«!
rinnenden Bächen nicht sanft abgespült, sondern unterwühlt und dann senkrecht !
abgelöst wird. So bilden sich jene anstehenden Wände, an welchen man so !
häusig die wagerecht eingebohrten Löcher der Uferschwalbe und die kleineren '
Zellen der Grabwespe wahrnimmt. Ueberaus fruchtbar und leicht zum Anbau ^
geeignet, erzeugt der Lößboden die mannichfaltigsten und wertvollsten Producte. Der Name des Löß wurde auch auf ähnliche Schichten übertragen, die
anderwärts vorkommen.
Die diluvialen Bildungen schließen häufig Reste von Thieren cin, theils
solcher, die jetzt noch leben, theils ausgestorbener, namentlich der Tertiärperiodc
angehöriger, welche von Fluchen weiter geführt und neu gebettet worden siud.
Besonders merkwürdig sind die Anhäufungen unzähliger Säugethicrknochen in
den Knochenhöhlen des fränkischen Jura, von welchen die MuggcndorferHöhle und die G a i l e n r e u t her-Höhle die berühmtesten sind. Der Böden
derselben besteht aus einer durch Tropfstein verkitteten Knochenbreccie (§. 110),
unter welcher durcheinander geworfen die Knochen von Wiederkäuern, Nagern,
Dickhäuternsichbefinden, vorherrschend jedoch die von Höhlenbären und Hyänen,
sowie die Coprolithcn (versteinerte Excremente) der letzteren. Nenn auch diese
Naubthicre jene Höhlen bewohnt hatten, so läßt sich doch die Menge und Art
der vorhandenen Knochen nur durch Annahme einer stattgefundenen Einschwemmung genügend erklären.
169
I n dieselbe Zeit gehören auch merkwürdige Wanderungen, die uns unter
den jetzigen Verhältnissen freilich unbegreiflich erscheinen. I n der großen norddeutschen Ebene findet man mächtige, abgerundete Felsblöcke, vornehmlich
aus Granit, vereinzelt über dem aufgeschwemmten Lande liegend und daher
irrende oder erratische Blöcke oder F i n d l i n g e genannt. Weder weit und
breit, noch in der Tiefe ist dort Granit anzutreffen. Es ist gewiß, daß diese
Blöcke aus Scandinavien und Finnland, wo jenes Gestein zu Tage ansteht,
übcr's Meer herüber gekommen sind, und zwar wahrscheinlich eingefroren in
ungeheure Eisberge und mit diesen herübcrschwimmcnd. Nach den Schilderungen, die Nciscndc von der Größe der in den Polargegenden noch heute
schwimmenden Eisberge machen, ist dies durchaus nicht unwahrscheinlich.
Einer ganz verwandten Erscheinung begegnen wir in der Schweiz, wo die
Gletscher Felsblöcke einschließen und dieselben allmälig aus dem höheren
Theile des Gebirges in die Thäler herabführen und dieselben liegen lassen,
wenn durch späteres Abschmelzen der Gletscher sich verkleinert und zurückzieht.
So lassen sich entsprechend dem Ursprung der Hauptflüsse in der Schweiz
mehrere Regionen nachweisen, über welche fremde Gesteine aus entferntem Hochgebirge zerstreut sind, die häufig durch gestreifte und polirte Stellen der Oberfläche ihre einstige rutschende Fortbewegung erkennen lassen.
Wasscrdildungeu: I X . Quartärsystem.
143
A l l u v i a l g e b i l d e oder angeschwemmtes Land entsteht noch tagtäglich I7(l
unter unseren Augen. Die Bäche, die Flüsse reißen vom Gebirge und ThalLande, durch welche sie ihren Weg nehmen, mehr oder weniger ab, je nach dem
Grade der Festigkeit jener, und nach dem stärkeren oder geringeren Fall des
Waffers. So werden die Erhöhungen der Erde, wenn auch unmerklich, doch
fortwährend und beständig verkleinert.
Das Losgerissene wird zertrümmert und an Stellen, wo der Fluß ruhiger
fließt, wieder abgesetzt, theils als Mner Schlamm, theils als Kies und Gerolle.
Darunter befinden sich dann öfter solche mineralische Körper, die in der Gehirgsmasst vertheilt waren, durch den Fluß jedoch wegen ihrer größeren Dichte .
früher abgesetzt werden, als die weniger dichten. Auf diese Weise werden Gold,
Platin und Edelsteine, auch Zinnerz an manchen Stellen des angeschwemmten
und aufgeschwemmten Landes angesammelt und durch Auswaschung daraus gewonnen, während ihre Aufsuchung im Gebirge selbst nicht lohnen würde. Derartige auf nutzbare Erze und Gesteine ausgebeutete Ablagerungen werden
Seifenwerke genannt.
Die größten Anschwemmungen 'find die durch den Schlamm großer Flüsse
entstandenen und fortwährend sich vergrößernden D e l t a ' s , dreieckige Inseln,
die vor den Mündungen jener Flüsse fliegen und dieselben in viele Arme zertheilen, wie dies beim Nil, Rhein und bei der Donau der Fall ist. Auch große
Seen sind allmälig durch Anschwemmung ausgefüllt worden.
Die ticf eingreifende Gewalt des Meeres sehen wir in Fig. 186 und 187
bildlich veranschaulicht. Fortwährend zerstört und bildet dasselbe, an der einen
144
Geologie.
!
Küste losreißend, an der anderen zuführend, und man hat an einigen Orten ^
die Entstehung nncs sogenannten jüngsten Meeressandsteines oder Kalkes!
beobachtet, der aus den salzigen Bestandtheilen des verdunstenden Meerwaffers
und den Resten zerriebener Muscheln allmälig sich bildet und das einzige Gestein ist, das bereits menschliche Gerippe einschließt (auf Guadeloupe).
Unserer Zeit gehören ferner nicht unbedeutende Bildungen von Kalkt u f f an. Aus manchen Bächen, Seen und Sümpfen, die sehr viel kohlensauren Kalk enthalten, setzt sich dieser ab, slBald ein Theil der Kohlensäure an
der Luft sich verflüchtigt. Die dadurch entstehenden Kalkrinden überziehen alle
in dem Wasser befindlichen Gegenstände und bilden ein lockeres weiches Gestein, das jedoch an der Luft erhärtet und als Baustein benutzt wird. Berühmt
als solcher ist der T r a v e r t i n , der in der Nähe von Rom sich findet, wo z. B.
in einem Sumpfe bei San Filippo innerhalb 20 Jahren eine 30 Fuß mächtige
Travertinmasse gebildet wurde. Kieselhaltige Quellen, wie die zu K a r l s b a d ,
und die merkwürdigen heißen Quellen Islands, die Geyser, setzen Kieselsinter ab. Nicht unbedeutend sind ferner die aus eisenhaltigen Wassern abgelagerten Rasen-Eisenerze (Sumpferz) und salzige Krusten, die am Ufer des
Meeres, der Seen und Sümpfe beim theilweisen Austrocknen hier und da
entstehen.
l.71
Wichtiger sind jedoch die T o r f l a g e r , deren Bildung innerhalb der geschichtlichen Zeit im chemischen Theile §. 212 bereits beschrieben wurde. Sie
erfüllen namentlich die Niederungen, wie z. B. die Ebenen von Holland, Preußen'
Hannover und Dänemark. Man findet tief in denselben begrabene Geräthe
und Werke von Menschen, z. B. celtische Waffen, die hölzerne Brücke, die Germaniens schlug, als er durch die Niederlande nN) Deutschland vordrang, u. a. m.
Die Torfbildung reicht jedoch auch in die älteren Bildungen hinunter und kann
betheiligt sein an der Entstehung von Braunkohle und Steinkohle.
'
Noch fortwährend findet durch Nachwuchs d n Torfpflanzcn eine Wiedcrerzeugung des Torfes statt. Die Angaben über die Zeit, innerhalb welcher ein
Torflager von einer gewissen Dicke sich bildet, sind verschieden, da je nach den
örtlich gegebenen Bedingungen dieses hier rascher, dort langsamer geschehen
kann. Während man im nördlichen Deutschland innerhalb 30 Jahren die Bildung einer 6 Fuß dicken Torfschicht beobachtete, haben genaue Ermittelungen
in Baiern einen jährlichen Mchwuchs von 1 Zoll Torfschicht ergeben.
Einer wohl noch langsameren Bildung begegnen wir bei den I n f u s o rien lagern. Unsichtbar kleine Thiere find mit Gehäusen oder, ähnlich wie
Krebse, mit Panzern umgeben, die aus Kieselsäure bestehen, und die Reste von
Milliarden abgestorbener Infusorien häufen sich allmälig zu Lagern an> die zcrreibliche Kieselgesteine bilden, welche als Infusorienerde, Polirschiefer und
Kieselguhr beschrieben wurden. Endlich ist der Humus oder die Dammerde
(Chemie §. 211) ein zwar nicht mächtiges, aber für den Pflanzenwuchs bedeutendes Erzeugniß der jüngsten Zeit.
Feuerbildungm: 1. Gruppe des Granits.
145
I m Meere sind es die aus dessen Tiefe aufbauenden Korallen (Polypen), 172
die mit ihren kalkigen Zweigen der Oberfläche des Wassers sich nähern und so
die K o r a l l e n r i f f e und K o r a l l e n i n s e l n bilden, welche namentlich im stillen
Meere häufig sind. Noch manche Erscheinung erweckt unsere Aufmerksamkeit.
Wasserfälle rücken langsam, aber stetig rückwärts der Quelle ihrer Gewässer
zu, indem sie das Gestein ihres Abfalls allmälig ausfressen, wie dies namentlich beim N i a g a r a deutlich nachgewiesen ist. Der Dünensand macht
Wanderungen landeinwärts und droht manch volkreiches Küstenland in eine
Sandwüste zu verwandeln, wenn nicht künstlich dem Vorschreiten Einhalt geboten wird.
Von besonderer Bedeutung find jedoch die in geschichtlicher Zeit vorgekommenen Hebungen und Senkungen größerer und kleinerer Ländergebiete.
I n den Nuinen eines Tempels bei P u z z u o l i in Italien findet man einige
aufrecht stehende Marmorsäulen die bis zur Höhe von 12 Fuß glatt find, über
derselben jedoch eine Menge von Löchern zeigen, die von einer im Meere lebenden Bohrmuschel herrühren. Offenbar mußte jener Tempel längere Zeit unter
die Meercsfläche versenkt gewesen und langsam wieder emporgehoben worden
sein. Stumme Thiere verkünden uns durch ihre in den Säulen zurückgelassene
Inschrift ein Ereigniß, worüber uns keine geschichtlichen Aufzeichnungen zugekommen sind. So beobachtet man noch heutigen Tages eine äußerst langsame
Erhebung eines Theiles der Küsten von Schweden und Norwegen über den
Meeresspiegel, während man bei Schonen eine allmälige Senkung wahrnimmt.
I m Ganzen genommen erreichen die Alluvial-Bildungen niemals eine bedeutende, die Meeresoberfläche überragende Mächtigkeit. Sie umschließen nur
solche Pflanzen- und Thierreste, die noch lebend angetroffen werden.
F e u e r b i l d u n g e n.
-^
(Plutonische, vulcamsche oder abnorme Bildungen; Massengebirge).
Es gehören hierher die Gruppen des Granits, Grünsteins, Serpentins, 173
Porphyrs, Basalts und der vulcanischen Gesteine. Da diese Massmgefteim
nicht regelmäßig über einander geschichtet, fondern neben einander und in einander gekeilt auftreten, so ist es oft schwierig, dieselben genau zu trennen. Auch
fehlen hier gänzlich die Versteinerungen, diese für die gefHichteten Gesteine so
wichtigen Erkennungsmittel.
I m Allgemeinen zeigen die über die ganze Erdoberfläche verbreiteten Massengesteine eine gleichartigere Beschaffenheit und größere mineralogische Uebereinstimmung als die Letztgenannten, was erklärlich ist, wenn wir annehmen,
daß ihre Masse aus dem Erdinnern als gemeinschaftlichem Heerde emporgedrungen ist und weniger unter dem Einfluß äußerer und örtlicher Einwirkungen gebildet wurde, als die der geschichteten Gesteine«
II.
10
146
Geologie.
!
Hervorzuheben ist, daß wir innerhalb der Massengesteine das Gebiet der
meisten und interessantesten Mineralspecies zu suchen haben, daß vorzugsweise
im Granit und den zunächst ihm angereihten Gesteinen edle Metalle, Erze und
Edelsteine eingeschlossen sich finden, die in den geschichteten Felsarten niemals.
vorkommen. Letztere erscheinen im Vergleich hiermit arm und schmucklos, wenn ^
schon in unscheinbarer Form als Kohlen- und Eisenerze auch hier reiche Schätze ^
abgelagert sind. Am zugänglichsten sind die Kostbarkeiten der Massengcsteine,
da, wo ihre Trümmer in großen Lagern angeschwemmt wurden und lockeres l
Schuttland gebildet haben. Gold, Platin, Diamant und alle übrigen Edel-!
steine ersten und zweiten Ranges werden aus solchen Bildungen gewonnen.
I.
174
(3^upps äs8 G r a n i t s .
Sie wird gebildet von dem Granit, Granulit und Syenit.
Der G r a n i t ist das verbreitere Massengestein, das vorzugsweise im
Gebirge auftritt und nur selten in Ebenen sich findet. Wie bereits in §. 101
gezeigt wurde, sind die äußeren Formen der Granitgebirge mannichfaltig und
bedingt durch die ungleiche Verwittcrbarkeit der verschiedenen Granite. Es
herrschen daher in manchen Gegenden kuppige Berge mit einzelnen Felsparthien vor, welch letztere, aus ruinenartigen Gestaltungen vielfach über
einander gethünnt, oft sehr malerische Ansichten gewähren. Anderwärts bilden
sich dagegen mehr die abgerundeten, wollsackähnlichen Blöcke, deren an erwähnter
Stelle gedacht wurde.
^
Häusig bildet der Granit Gebirgsstöcke und Kerne, um welche sich Gneiß
und krystallinischer Schiefer als Mantel anlagern; oft auch finden wir, daß der
Granit anderes Gestein durchbricht, in dasselbe eindringt und Gänge bildet, in
welchen er dann meist ein feineres Korn zeigt, wie wenn hier eine schnellere
Erhärtung und Krystallisation desselben eingetreten Wäre. Vorzugsweise sind es
Gneiße und Schiefer, die von Granit durchsetzt werden, ja älterer Granit findet
sich durchbrochen von jüngerem Granit. Hiernach würde das Austreten des
Granits in eine frühe Epoche der Erdbildung zu verlegen se.in. Allein auf Elba
hat man denselben durch Serpentin und Nummulitenkalk (§. 162) brechend angetroffen, was mit anderwärts beobachteten Vorkommnissen dafür spricht, daß
auch noch in der späteren Periode der Tertiärbildungen gramtische Durchbrechungen stattgefunden haben.
Eine große Verbreitung hat der Granit in den Alpen, zwar weniger
massenhaft hervortretend, als im Mittelpunkte derselben ihrem Zuge M
Kerne bildend, an welche dann Gneiß und krystallinische Schiefer,sichanlehnen.
Dabei erscheint er hier mitunter in höchst eigenthümlicher Verbindung mit Kalk,
von welchem keilförmige Streifen in Granit eingeschlossen sich vorfinden.
Das Hauptgranitgebiet Deutschlands befindet sich im Osten und umschließt
das kesseiförmige Böhmen. Diese Granite erscheinen im Fichtelgebirge und
nordöstlich von demselben, im Erzgebirge, in der Lausitz, dem Riesengebirge und
Feuerbildungen:
1 . Gruppe des Granits.
147
den Sudeten — südöstlich durch den Böhmerwald und bairischen Wald der
Donau bis in die Nähe von Wien folgend und nördlich nach Mähren und
Böhmen bis in die Nähe von Prag sich ausbreitend. Mehr vereinzelt tritt dagegen der Granit am Brocken, im Thüringerwald, am Spessart, Odenwald,
Schwarzwald und in den Vogesen auf. Ein mächtiges Centralgramtgebiet hat
Frankreich im Süden aufzuweisen.
Der G r a n u l i t kommt nur untergeordnet vor, jedoch unter interessanten
Verhältnissen am Fuße des Erzgebirges. Der S y e n i t zeigt sich häufiger,
meist als Nachbar des Granits, in den er oft unmerklich übergeht., Wir begegnen demselben am nördlichen Fuße des Erzgebirges, im Plauenschen Grunde,
Thünngerwalde und in größerer Ausdehnung im Odenwalde bei Darmstadt
(s. §- 102).
Unter allen Gesteinen ist der G r a n i t eins der bekanntesten. Er ist in 173
mehrfacher Hinsicht sprüchwörtlich geworden und der Dichter bedient sich desselben
zur bildlichen Bezeichnung des hohen Alters, der unverwüstlichen Festigkeit, der
unerschütterlichen Dauer. Auch hatten sich über kein Gestein so bestimmte und
befriedigende Ansichten gebildet, als über den Granit. Als Grund- und Urgebirge wird er schon frühe bezeichnet, auf welches nachträglich die Flötzgebirgc
sich abgelagert haben. Um so merkwürdiger erscheint es, wenn im Verlauf der
Entwickelung der geologischen Wissenschaft über keine Felsart die Ansichten einen
größeren Wechsel erfahren haben und in grelleren Gegensätzen sich folgten, als
gerade in Hinsicht auf Alter- Zusammensetzung und Entstehungsweise des
Granits. J a es lassen die in letzter Beziehung herrHenden Widersprüche den
Granit geradezu als ein noch ungelöstes Räthsel der Geologie erscheinen.
Anfänglich als Urgebirgc angesehen, konnte der Granit diese Rolle nicht
länger behaupten, als das Eindringen desselben i n offenbar später erzeugte
Gesteine nachgewiesen worden war. Man ertheilte ihm ein bedeutend geringeres
W e r , gleichzeitig aber auch den Plutonischen Charakter. Als eine durch die
Hitze geschmolzene Masse ist der bisherigen Ansicht zufolge der Granit aus den
gewaltsam geöffneten Spalten der Erde hervorgedrungen. Diese feurigen
Ströme sollen dann einen weitgehenden Einfluß auf die benachbarten Thonschiefer ausgeübt haben, indem dieselben durch die mitgetheilte Hitze erweicht
und in Gneiß und krystallinische Schiefer umgewandelt wurden«
Eine neuere umsichtige Erwägung der Verhältnisse, unter welchen der
Granit auftritt, sowie eine aufmerksamere Betrachtung seiner Gesteinsmasscn
selbst, stellen jedoch diese Entstehung auf feurigem Wege in Zweifel. Man findet nämlich an, den Berührungsstcllen des Granits mit Nachbargeftcinen die
in solcher Weise verändert, wie dies der Fall sein müßte,
wenn der Granit als feuriger Strom dasselbe durchbrochen hätte, und wie man
Einwirkungen der Art in der That bei unzweifelhaft glühend emporgestiegenen
Massen, bei Trachyten und Basalten, auf ihre Nebengesteine wahrnimmt. Vergleicht man ferner die Bestandtheile des Granits vor dem Löthrohr, so ist der
Quarz für sich unschmelzbar, der Feldspath schwer schmelzbar, der Glimmer
10*
148
Geologie.
!
leicht schmelzbar. Wenn der Granit aus einem glühenden Teig entstanden ist.
so mußten folglich zuerst Krystalle von Quarz sich ausscheiden, dann von Feldspath, zuletzt von Glimmer. I n Wirklichkeit findet man aber deutliche Beispiele, daß die Feldspathkrystalle bereits vor dem Erhärten des Quarzes sich
ausgeschieden hatten, indem ihre Ausbildungen niemals durch bereits vorhan«'
denen festen Quarz gestört erscheint, wohl aber der umgekehrte Fall vorkommt.
Auch stimmt das specifische Gewicht der Bestandtheile des Granits nicht mit
dem überein, welches dieselben Körper zeigen, nachdemsieim Feuer geschmolzen
worden sind. Endlich hat der Feldspath, der in den Trachyten vorkommt, also
zuverlässig aus glühender Masse krystallifirte, ein eigenthümliches glasiges Ausehen, wodurch er sich von dem granitischen Feldspath wohl unterscheiden läßt.
(Vergl. §. 63.)
Wenn somit triftige Gründe dafür sprechen, daß der Granit kein plutonisches Erzeugniß ist, so gilt dieselbe Anficht auch für die ihm so nahe ver-'
wandten und beigesellten Gneiße und krystallinischen Schiefer; ja man hat
sie auf die Angit- und Horublendegesteine ausgedehnt und nur noch den
Trachyien, Basalten und Laven den feurigen Ursprung zuerkannt. Die weiteren
Folgen aus diesen noch nichl zum Abschluß gebrachten Erörterungen werden
aber eine tiefgreifende Umgestaltung in die bisherige Betrachtungsweise geologischer Verhältnisse herbeiführen.
2. Q-xupps äsä Grünst sin s.
176
I m Gegensatz zu den Gesteinen der vorhergehenden Gruppe tritt der
Grünstein niemals in Massen auf, die von größerer Bedeutung sind und ganze
Gebirge oder beträchtliche Theile derselben ausmachen. Er bildet vielmehr kleine
unregelmäßige Massen, Stöcke, lagcrförmige Körper und vielfach verzweigte
Gänge, namentlich im Gebiete des Granits, der Schiefergesteine und der Grau-1
wacke. I n der Regel stellen die zur Oberfläche hervortretenden Grünfleine kleine!
Felskuppen dar, die, zumal i n Thonschiefergegenden, schon aus der Ferne er-!
kannt werden. Die innere Absonderung der Grüustcine ist vorzugsweise die!
- knollige und kugelförmige, seltener die i n Säulen und Platten.
Von den vielen Abänderungen, welche der Orünstein darbietet, kommen
namentlich D i o r i t und D i a b a s i n stärkerer Verbreitung vor. Eigentliche
Erzgänge find in den Grünstcinen selten, allein öfter enthalten sie Erze, z. B.
Eisen-, Kupfer- und Zinnerze als zufällige Gemenge reichlich genug, um bergmännisch bearbeitet zu werden.
I n Deutschland erscheint Grünstein in folgenden
sengebirge,, Lausitz, Erzgebirge, Fichtclgebirge, Thüringerwald, Harz, Hunsrück
und im granitischen Odenwald, nordöstlich von Darmstadt.
Feuerbildnngen: 4. Gruppe des Porphyrs.
149
3. QrnppS 6.68 Zsrp6iil)iQä.
Diese mit den Grünsteinen verwandten Gesteine kommen in ähnlicher 177
Weise vor. I n größerer Masse erscheinen sie nur in den Alpen, währendsiein
Deutschland so vereinzelt auftreten, daßsieauf geologischen Karten von kleinerem Maßstabe verschwinden. Der S e r p e n t i n bildet Stöcke, auch kurze mächtige Gänge, meist stark zerklüftet und in Platten abgesondert und erscheint in
vereinzelten Bergen, Kuppen und Hügeln von abgerundeter Form. I n Deutschland am häusigsten im Granulitgebiet des sächsischen Erzgebirges, in Böhmen,
im Zobtener und Frankensteiner Gebirge Schlesiens, bei Neichenstein. Der
Gabbro (§. 103), vorzüglich in den Alpen und Oberitalien undstetsvon
Serpentin begleitet auftretend, kommt auch an der Bastei im Harz, bei Ehrenbreitenstein und im Zobtengebirge vor.
4.
Gru-PpS 6.68 V o r p ^ r s .
Die Porphyre sind nicht allein als häufige Ursache von Gebirgscrhebun- 178
gen zu betrachten, sondern es treten dieselben auch vielfach als bedeutende Gebirgsmassen zu Tage. Sie sind unter ähnlichen Verhältnissen in allen Erdtheilen nachgewiesen, indem sie als stockförmige Massen und weit ausgedehnte
Gänge den Granit, die Schiefer und vom Flötzgebirge die Grauwackcn- und
Kohlengruppe durchsetzen.
I n ihrer äußeren Erscheinung zeigen sich die Porphyre ganz besonders geeignet zu Berg- und Felsbildung, und häusig bestehen isolirte Berge im Gebiete anderer Gesteine aus denselben. Ihre Absonderung ist in eckigen Bruchstücken und vielfacher Zerklüftung in Säulen und Platten. I n der Nähe ihrer'
Berührung mit anderen Gesteinen entstehen häusig Reibungsbreccien
(§. 110).
Die Abänderungen des Porphyrs sind mannichfaltig und darunter Pcchsteinporphyr, Melaphyr und Mandelstein besonders ausgezeichnet.
P o r p h y r e finden wir in folgenden Gebirgen und Gebirgsgegenden:
S u d e t e n , Riesengebirge, namentlich als ausgedehntes Gebiet in Grauwacke
und Thonschiefer, bei Oschatz, Grimma 2c.; H a r z , T h ü r i n g e r w a l d , hier besonders bei Masserbcrg bis Eisenach die Hauptmasse des Gebirgsrückens bildend;
N a h e t h a l , D o n n e r s b e r g , Bergstraße, S c h w a r z w a l d .
Der Pechsteinporphyr erscheint nur sehr vereinzelt, und in Deutschland
ist er wohl nur auf Sachsen (Meißen, Freibergj beschränkt.
Die.Melaphyre und Mandelsteine sind mehr verbreitet, bilden jedoch
nicht sowohl große Gebiete, als vielmehr kleinestockförmigeMassen und unregelmäßige Gänge, in Obcrschlcsien, Böhmen, Sachsen, Thüringcrwaid, Harz,
Odenwald, Hunsrück und Nahcthal.
Geologie.
150
5.
179
(Ärupps ÄS3 N3.8Äit68.
I n dem Basalt begegnen wir einem emporgedrungenen Gestein, von höchst
entschiedenem Charakter, das selbst für das Auge des Ungeübteren stets ziemlich
leicht erkennbar ist. Viel später als die meisten Mißbildungen um seither genannten Masscngesteine durchsetzt er dieselben scharf bis selbst zur Tertiärbildung herauf und nur die quartären Bildungen sind erst nach dem Ersannen
des Basaltes entstanden.
Die Basaltgestcine bilden oft von den Gebirgsketten unabhängige Züge,
von zerstreut bergigem Lande oder in dm flachen Gegenden des Flötzgebirgcs
sehr charakteristische einzelne Kuppen und kegelförmige Berge. Sie sind über die ganze Erde
verbreitet, und bilden in Deutschland besonders
eine auffallende, von Ost nach West sich erstreckende basaltische Zone.
Die freistehenden Nasaltkcgcl erreichen eine
Höhe bis 1000 Fuß und bieten sehr mannichfache und meist sehr zierliche Absonderungen
dar, indem der Basalt gewöhnlich der Länge
nach stänglich ist und aus ziemlich regelmäßigen fünf- bis sechsseitigen Säulen besteht, wovon uns Fig. 188 ein Beispiel zeigt. Eine
berühmt gewordene, von Vasaltsäulen gebildete
Grotte ist die F i n g als höhle auf der Insel
Staffa in der Nähe der nordschottischcn Küste,
Fig. 189.
Feuerbildungein
6. Gruppe der Vnlcane.
151
Die wichtigeren Abänderungen des Basaltes sind der K l i n g s t e i n (§. 107)
und der Trachyt (§. 108), welch beide Letzteren jedoch nicht häusig verbreitet
sind und meistens zugleich mit eigentlichem Basalt vorkommen.
Von Erzgängen find die Gesteine dieser Gruppe nicht durchdrungen.
Wir können hier unmöglich aUer Punkte gedenken, wo der Basalt sich hervorgedrängt oder kegelförmige Berge gleich großen Maulwurfshügeln aufgeworfen hat. Es gehören jedoch:
Zur Zone zwischen den Sudeten und der Eifel im nördlichen Deutschland:
Die Basalte Schlesiens, der Lausitz; in Böhmen namentlich der größte
Theil des böhmischen Mittelgebirges und viele Berge von da nach dem Fichtelgebtrge zu; ferner im Meißncrkreise und Erzgebirge, des Thüringerwaldes, ein
großer Theil der Rhön, das ganze VogelgeUrge in Hessen, das größte Basaltgebiet Deutschlands; am Rhein die Kuppen zwischen Taunus und Westerwald,
im Siebengebirge und in der Eifel.
I m südlichen Deutschland ist die Anzahl der Basalte geringer. Er zeigt
sich jedoch in mehrfachen Kuppen vom Main bis zum Odenwald, seltener im
Schwarzwald und sehr vereinzelt in Würtemberg und Baiern. I n Frankreich
ist die Auvergne ein Hauptschauplatz basaltischer Gesteine.
Sehr merkwürdige Erscheinungen treten auf an den Gränzen der Berührung des Basaltes mit anderem Gestein zur Zeit seines Empordringens als
feurig flüssige Masse. Häusig ist da jenes andere Gestein deutlich erkennbar
durch die Hitze verändert, geschmolzen, verschlackt, entfärbt 3c., ähnlich wie bei
thatigen Vulcanen und bei manchen starken Feuerungen unserer Gewerbe noch
heutigen Tages in kleinerem Maßstabe Feuergebilde entstehen.
S.
(3-rnpps Äsr Vnioa.u.9«
Die Entstehung, die Thätigkeit und die Einwirkung der Vulcane auf ihre 18V
Umgebung haben wir bereits im 3. 139 ausführlich geschildert. Es ließen sich
nach jener Ansicht alle emporgedrungenen Massengesteine als erloschene Vulcane
bezeichnen, von zum Theil außerordentlicher Ausdehnung. Allein erst bei der
Basaltgruppe, die der Vulcangruppe unmittelbat vorangeht, treffen wir bedeutende Annäherung an den Charakter, welcher heutigen Tages den Vulcanen beigelegt wird.
Ein besonderes Merkmal der Vulcane sind die kegelförmigen Erhebungen,
die mitunter ziemlich vereinzelt, in Gruppen oder Reihen auftreten. Es gehört
ferner zu den Kennzeichen der Vulcane die trichterförmige Kraterbildung an ihrer
Spitze. Die Gesteine, welche wir an ihnen selbst und in ihrer Umgebung antreffen, sind L a v a , Schlacken und T r a c h y t , in welchen Erzgange nicht wahrgenommen werden.
Die Vulcane werden eingetheilt i n t h ä t i g e und i n erloschene, von
welchen Deutschland nur einige der letzteren enthält, nämlich die Vulcangruppe
)52
Geologie.
der E i f c l , welche besonders ausgezeichnet ist. Außerdem kommen in der Rhön
und in Böhmen noch einige vulcanische Bildungen vor.
S ch l u H.
181
Werfen wir nochmals einen Blick auf den Gesammtinhalt dessen, was unter dem allgemeineren Namen der Mineralogie seither entwickelt wurde, so sehen
wir uns, in merkwürdiger Weise vom Kleinen und Einfachen ausgehend, zu den
größten und höchst vielfach zusammengesetzten Erscheinungen fortschreiten.
Denn im einfachen Mineral lehrt uns di? O r y k t o g n o s i e die in der Natur gebildetechemischeVerbindung kennen, die in ihrer bestimmten Zusammensetzung und Krystallform eigentlich ein Theil der Chemie ist. Allein diese kleinen
Krystalle treten nicht nur vereinzelt auf, sondern auch in großer Anzahl neben
einander, als zusammenhängende Massen vereinigt. Ebenso finden wir häufig
«die Krystalle verschiedener Minerale gemengt und verbunden in' größeren Massen
erscheinen, wobei denn die bestimmte Krystallform sehr oft durch mancherlei Störung, wie durch theilweife oder ganze Schmelzung, Auflösung, durch Reibung,
Einmengung u. s. w. beeinträchtigt erscheint. So führt uns in der Betrachtung
der gemengten Gesteine die Geognosie zur Betrachtung der größeren Massen
und deren Anordnung und Reihenfolge, während endlich die Geologie die
Entstehung und mehrfache Umbildung der Erde und ihrer Rinde nachzuweisen
und zu erklären versucht.
/
182
Wie mannichfach nützlich die hier behandelten Gegenstände sind, wird wohl
Jedem bei der Beschreibung so vieler für den Gebrauch höchst wichtiger mineralischer Körper klar geworden sein.
Theils sind es die Minerale selbst, die wie Schwerspath, Strontianspath,
Kalkstein, Kochsalz, Schwefel, Kohle und die vielen Erze wichtig find, und die
der Mineralog in der von der Natur ihnen gegebenen Form kennen lehrt, theils
zeigt er auf die Verhältnisse hin, unter welchen man dieselben zu finden erwarten darf.
Es ist ferner dem Mineralogen leichter, über die aus den Verwitterungen
Hervorgegangeyen Bodenarten ein Urtheil zu fallen, und in der That ist die
für Ackerbau so wichtige Bodenkunde (Agronomie) als selbständiger Theil
einer wissenschaftlichen Bearbeitung unterworfen worden, deren Grundlage die
Mineralogie ist.
Noch eine andere wichtige Beziehung hat jedoch die Gcognosie zu einem
unserer unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse, nämlich zum Wasser. Es ist im
§. 86 der Physik angedeutet, wie dieses in dem Bestreben, seine Theilchen in
die wagerechte Gleichgewichtslage zu versetzen, als Quelle häufig zu Tage dringt,
wo es ihm möglich wird, einen Weg sich zu bahnen. Die Erfahrung lehrte
Artesische Brmmett.
153
jedoch, daß man hierin dem Wasser zu Hülfe kommen, daß man ihm an bestimmten Orten bestimmte Wege anweisen, mit einem Worte, daß man künstliche
Quellen bohren kann.
D i 6 9.rtG8180kSN. VrilQNSN.
Die Möglichkeit der Anlage eines nach der Grafschaft A r t o i s , wo die- 183
selbe zuerst versucht wurde, sogenannten artesischen Brunnens hängt von gewissen Bedingungen des inneren Gcbirgsbaues ab, die sich ziemlich genau bezeichnen lassen, weshalb der mit geognostischcn Kenntnissen Ausgestattete beurtheilen
kann, ob in irgend einer Gegend die Erbohrung eines solchen Quells möglich
oder wahrscheinlich ist.
Dieses wird nun der Fall sein, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:
1. Es muß in einem höher als der Vohrpunkt gelegenen Theile der Erdoberfläche Wasser i n die Erde eindringen. 2. Dieses Nasser muß unterirdische
Verbindungswege bis unter den Bohrpunkt vorfinden. 3. Weder in noch unter
dem Bohrpunkt darf jenes Wasser einen natürlichen oder künstlichen Ausweg
finden, durch welchen so viel abzufließen vermag, als der Zufluß von oben
beträgt.
Diese drei allgemeinen Bedingungen können nun auf verschiedene Weise
erfüllt sein. Am gewöhnlichsten werden dieselben im Gebiete der FlötzgcbirZe
durch die besondere Lage und abwechselnde Beschaffenheit der Schichten hervorgerufen. Wenn nämlich irgend eine wasscrdurchlassende, z. B. sandige Schicht
b, Fig. 190, in etwas geneigter Richtung zwischen zwei wasserdichten z.B. thonigen oder mergeligen Schichten a und 6 liegt, so wird das Wasser, welches in
die oberen ausgehenden Theile ö ö der ersteren dringt, dieselben bis zu ihrem
tiefsten Punkte erfüllen, und wenn es nun hier keinen oder keinen hinreichenden
Ausweg findet, sei es nun wegen muldenförmiger Lagerung, wie in Fig. 190,
oder wegen Anlagerung der unteren Schichtenausgehenden an ein festes Gestein,
154
Geologie.
wie i n F i g . 1 9 1 , w o a u n d s undurchdringliche Schichten sind, wahrend b das die
Wasser durchlassende und cl lenes feste Gestein ist, so wird das Wasser in diejenige
Spannung gerathen, welche erforderlich ist, um einen artesischen Brunnen zu
erzeugen. Man braucht dann nur die obere Schicht zu durchbohren, um sogleich
einen freiwillig springenden Quell zu erhalten. Aehnliche oder gleiche Bedingungen können jedoch auch im Masscngcstein, durch Klüfte, erfüllt vorhanden
sein, wiewohl seltener und ohne daß sie sich im Voraus beurtheilen lassen.
Nährend man daher in Flötzgebirgsgegenden oft mit großer Zuverlässigkeit das
Gelingen der Anlage von artesischen Brunnen voraus zu bestimmen vermag,
wird dasselbe in Gegenden, wo Schiefer und Massengesteine herrschen, nur vom
Zufall abhängen und im Allgemeinen unwahrscheinlich sein.
Kommen artesische Brunnen aus sehr großer Tiefe, so haben sie eine höhere
Temperatur, wie z. B. der 1691 Par. Fuß (— 548 Met.) tiefe Brunnen von
G r e n e l l e bei Paris, der 28" C. Wärme hat und die bei Neufscn in
Würtemberg erbohrte Quelle, welche bei 1187 Pariser Fuß — 385 Meter
Tiefe sogar eine Temperatur von 38,70C. besitzt. Es ist hierdurch die Möglichkeit in Aussicht gestellt, die aus dem ungeheuren Magazine des Erdinnern hervorgehobene Wärme an der Erdoberfläche, namentlich zur Erwärmung zu benutzen. — Enthalten die Flötzschichtcn, aus welchen der artesische Quell aufsteigt, lösliche mineralische Stoffe, so wird derselbe als Mineralwasser erscheinen.
Auf diese Weise sind namentlich im kochsalzreichcn Keuper und Zcchstcin mehrfach Salzsohlen erbohrt worden.
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Damit das gleißende Gold und das blinkende Silber, das Eisen, die
Kohle, das Salz und vieles Andere, was dem Menschen das Leben angenehm
macht oder für ihn unentbehrlich ist, an's Tageslicht gebracht werden, verrichtet
unablässig und mit ernster Beharrlichkeit der B e r g m a n n sein mühseliges
Geschäft.
Bergbau.
155
Es ist das Volk der Bergleute in Deutschland meistens arm, aber redlich
und arbeitsam, still und ernst an der Arbeit, heiter und der Musik ergeben in
den Ruhestunden. Besondere Sitten und Trachten und eine eigene Ausdrucksweise in Allem, was ihr Geschäft betrifft, bilden die Bergleute zu einer eigenthümlichen, vom Landbauer, Seefahrer, Städte- und Waldbewohner besonders
unterschiedenen Klasse.
Mit seinem Gezähe, d. h. Werkzeug, meistens aus der Keilhaue, dem
Schlägel und Eisen bestehend, und mit dem Grubenlichte versehen, zieht der
Bergmann aus und arbeitet entweder die tiefenGruben senkrecht in den Boden,
die man Schachte nennt, oder er führt Gänge oder S t o l l e n in wagerechter
Richtung und, indem er durch Verbindung beider Bauarten das Gestein durchdringt, verfolgt er nach allen Richtungen die M i n e r a l - und Erzgänge,
welche sich durch das taube Gestein dahinziehen. Ueber sich hat er das H a n gende, unter sich das Liegende der Gesteinsmassen.
Der Bergmann f ä h r t zu B e r g , wenn er in den Schacht an steilen Leitern hinabklettert oder an einem Seile Hinuntergclassen wird; er f ä h r t zu
Tage, wenn er den umgekehrten Weg macht. Die Bergwerke selbst sind mitunter von erstaunlicher Ausdehnung, denn es giebt Schachte, die an 3000 Fuß
tief sind. Unter die Meeresoberfläche ist man dagegen erst bis zu 1300 bis
1600 Fuß tief in die Erde eingedrungen, was etwa 2/14300 des Halbmessers der
Erde ausmacht (s. Kosmos, S . 166). Die Stollen erreichen ebenfalls zuweilen
eine staunenswerthe Länge, wie z. B. der drei Stunden lange G e o r g s - S t o l len auf dem Harze und der berühmte 10,500 Fuß lange C h r i s t o p h s - S t o l len im Salzburgischen. Die Stollen sind meistens so hoch, daß ein Mann
darin noch eben gehen kann, öfter jedoch niedrig und nur in gebückter oder
kriechender Lage zugänglich.
Bei feinem Berufe hat nächst dem Seefahrer wohl der Bergmann neben 183
vieler Beschwerde die meisten Gefahren zu bestehen. Es giebt Bergwerke, wo
von 1000 Arbeitern jährlich im Durchschnitt 7 durch Unglücksfälle das Leben
einbüßen und gegen 200 mehr oder weniger beschädigt werden. I n anderen
sollen sogar von 250 Arbeitern jährlich 12 bis 16 umkommen.
Bald ist es das Waffer, welches von der Seite oder aus der Tiefe andringt, bald das Grubengas (Chemie §. 54), welches sich entzündet und Explosionen veranlaßt, oder erstickende Gase, wie namentlich Kohlensäure (Chemie Z. 53),
werden ihm gefährlich. Auch stürzen manchmal Bauten durch nachlässige Stützung oder durch Erschütterungen ein, und die Arbeiter werden lebendig begraben, was namentlich in den durch Erdbeben noch öfter heimgesuchten Gegenden
Südamerikas der Fall ist.
Dies Alles hat denn, namentlich in früheren Zeiten, bei den Bergleuten
eine reichliche Quelle zu Aberglauben, zu vieler Sage und Dichtung gegeben.
Da erzählen sie von mancherlei neidischen Berggeistern, Zwergen und Kobolden,
die in dem Berginncrn wohnen, das Erz und die Schätze bewachend, welche sie
den Menschen mißgönnen, und darum den Bergmann vielfach an der Arbeit
156
Geologie.
hindern und ihm Uebeles zufügen. Auch glauben sie wieder, daß wohlthätige
Feen und Geister ihnen helfen und beistehen.
Allein der fromme und erfahrene Bergmann weiß wohl das Mährchen von
der Wahrheit zu trennen, und indem er durch das Fortschreiten der Wissenschaft
geleitet und durch Vorsicht die Gefahren zu vetmeiden sucht, vertraut er auf
Gott, diesen Schutz und Hort aller Menschen, und betet zu ihm jedesmal, wenn
er zu Berg fährt.
Und weil er die Gefahren kennt, die ihn beständig umgeben, so ruft er seinem Kameraden, der ihm begegnet, einen muntern Gruß zu, daher denn
"Ungestört ertönt der Berge
uralt Zauberwort: Glück a u f ! «
Nachtrag zur Mineralogie.
Zu §. 47. Wenn Zwei StüÄe von Quarz an einander gerieben werden,
so phosphoresciren dieselben, indem eine eigenthümliche, etwas röthliche Lichterscheinung wahrgenommen wird.
Zu §. 50. C a r n a M t ; dieses Doppelsalz aus Chlorkalium und Chlormagnesium ( X 0 1 -^- 2 N g O 1 - j - 2 N 0 ) verspricht durch seinen großen Kaligehalt eine große Bedeutung zu erlangen für diechemischeTechnik, seitdem
man bei Staßfurthein 135 Fuß mächtiges Salzlager entdeckt hat, in welchem
der Carnallit vorwaltet, N — 2 ; D ----- 1,618, rein farblos, klar, grob krystallinisch; häufiger roth gefärbt durch mikroskopische Schuppen von Eisenglimmer, dem Avanturin ähnlich.
Zu §. 5 1 . Ein unerschöpfliches Steinsalzlager ist in jüngster Zeit bei
S t a ß f u r t h in Preußen erbohrt worden. Seine Mächtigkeit beträgt 1200 Fuß,
wovon das untere Lager von 685 Fuß reines Steinsalz ist, während in den
oberen Schichten löslichere Salze, insbesondere Chlorkalium, Chlormagnefium
und schwefelsaure Magnesia, hinzutreten und das sogenannte Ab räum salz bilden, welches mehrfache technische Verwendung findet.
Zu §. 53. Der Flußspath kommt nicht nur in allen Farben, sondern
auch in so vielfachen Abstufungen derselben vor, daß er an Farbenreichthum
alle Gesteine übertrifft und daher von den Bergleuten »Erzblüte« genannt
worden ist. Manche Krystalle desselben erscheinen beim auffallenden 3icht.e
saphlrblau, beim durchgehenden smaragdgrün und ist hiervon der Namen der
»Fluorescenz« für ähnliche Farbenwandlungen entnommen worden. Beim
Erhitzen phosphorescirt der Flußspath mit grünlichem oder bläulichem Licht.
Zu §. 67. Nephrit (Nierstein, Beilstein), ein den Augiten verwandtes
Mineral; N . 5,5; v . 3 ; derb, im Bruch splittrig, lauchgrün; Fundorte:
China, Persien, Egypten, Neuseeland. Verarbeitet zu Waffen, Gerathen, Kunstwerken. Dieser Stein ist von Interesse für die Alterthumswissenschaft, indem
sich in den Gräbern der ältesten Zeit mitunter bereits Gegenstände von Nephrit
vorfinden und hieraus Verkchrsbczichungen der betreffenden Bevölkerung nachgewiesen werden.
2
Nachtrag zur Mineralogie.
Zu §. 69. Eisenerze. OctaVdrische Krystalle von Magneteisen finden
sich besonders schön in Tyrol (Gramer und Psitsch); Lager dieses Erzes in
Schweden und Norwegen (Dannemora, Fahlun, Arendal). Schwarzeisenstein wird ein manganhaltiger Braun- und Rotheisenstein genannt. K o h l e n eisenstein: Manche Steinkohlen hinterlassen beim Verbrennen (Rösten) eine
Asche von so beträchtlichem Eisengehalt, daß dieselben auf Eisen verhüttet
werden, wie z. B. in Westphalen der Fall ist. Eine derartige Steinkohle von
Horde enthalt außer kohlensaurem Eifenorydul noch Thon, kohlensauren Kalk
und Magnesia und als nachtheilige Begleiter Schwefeleisen und phosphorsauren
Kalk. Geröstet beträgt ihr Eisenoxydgehalt bis 85 Proc., entsprechend 59 Proc.
Eisen. Ein großer Theil der englischen Eifenproduction beruht auf der Verhüttung ähnlicher eisenhaltiger Steinkohle, des sogenannten V1aok-Vg,nä.
Zu §. 70. Grau-Manganerz oder P o l y a n i t wird ein Mineral genannt, das seiner Zusammensetzung nach Mangan-Ueberoxyd ist und von dem
P y r o l u s i t durch seine lichtgraue Farbe und meist kürzeren, dickeren Krystallsäulen sich unterscheidet.
Zu §. 85. Petroleum. Unerschöpfliche Quellen von Steinöl sind in
Nordamerika entdeckt und in Ausbeute genommen worden, so daß dessen Verbrauch über die ganze Erde sich verbreitet hat. Das Petroleum tritt dort in
der älteren Gebirgsbildung in einem 5 bis 6 englische Meilen breiten District
auf, der sich durch Canada und Pennsylvanien über einige Breitegrade erstreckt.
An manchen Stellen, wie z. B. am sogenannten »Oil-Creek« in Pennsylvanien, werden die Steinölquellen zu Hunderten erbohrt und liefern, besonders
im Anfang, ungeheure Mengen von Oel, bis zu 1500 Faß täglich! Seitdem
hat man auch den europäischen Steinöldistricten mehr Aufmerksamkeit zugewendet und insbesondere in Galizien, zwischen Krakau und Lemberg, den Betrieb
der Oelgewinnung gesteigert.
Zu §. 106. Die Mühlsteine von Niedermendig in Rheinpreußen bestehen nicht aus einem porösen Basalt, sondern, wie §. 109 richtig angegeben
ist, aus Lava.
Zu §. 109. Statt »Niedermending« lese »Niedermendig.«
Zu §.117. Die größten Brüche von Tuffstein in der vulcanischen
Umgebung des Laachersees befinden sich in dem B r o h l t h a l . Der Tuff wird
entweder in groben Stücken ausgeführt oder gemahlen, und in diesem Falle
Traß genannt. Zum großen Theile geht er nach Holland, wo er zu Wasserbauten verwendet wird.
Zu §. 138. Neuere geologische Theorien. Mehr und mehr gewinnt
die Ansicht die Oberhand, daß die Umgestaltungen der Erdrinde weniger die
Folge plötzlicher, höchst gewaltsamer Ausbrüche sind, als vielmehr in Kräften
ihren Grund haben, deren unmerkliche Wirkungen erst nach.großen Zeiträumen
hervortreten. Diese Ansicht wurde in Deutschland vornehmlich durch Bisch off,
in England durch L y c l l zur Geltung gebracht, beide Geologen von größter
Auszeichnung. Der Einfluß der Ausbruchserscheinungen ( P l u t o n i s m u s und
V ulcanismus) tritt hiernach mehr in den Hintergrund und in demselben Maße
Nachtrag zur Mineralogie.
.
3
wird die geologische Bedeutung der Wasserwirkung ( N e p t u n i s m u s ) hervorgehoben. Demnach wird angenommen, daß aus der ursprünglich gleichförmigen Oberstäche der Erde die Gebirge emporgestiegen sind, indem die innere Erdmasse
durch Abkühlung sich zusammenzog, wodurch die äußere Erdrinde hier zur
Meerestiefe nachsank und dort zur Gebirgshöhe sich erhob. Es werden ferner
Hunderttausende — ja viele Millionen Jahre M Hülfe gerufen, um diese und
die nachfolgenden Gestaltungswechsel zu erklären.
Die in die Meerestiefe versenkte Erdkruste mußte nunmehr die umändernden
Einwirkungen ( M e t a m o r p h i s m u s ) des Meerwassers und seiner Bestandtheile
erfahren, in Verbindung mit dem der Tiefe entsprechenden Druck und vielleicht
auch mit der näher gerückten inneren Erdwärme. Wir können in der That aus
geschichtlicher Zeit nachweisen, wie frisch abgelagerter Thonschlamm, der weich
und bildsam ist, durch langes Liegen unter dem Druck einer starken Bedeckung
allmälig fester wird, ein schieftiges Ansehen gewinnt, in unbildsamen Schieferthon und endlich in harten Thonschiefer übergeht.
Durch später eintretende Einsenkungen, die zum Theil auch von unterirdisch stattgefundenen Auswaschungen veranlaßt sein mochten und die nach
anderen Richtungen erfolgten, trat allmälig der einstige Meeresboden wieder an
das Tageslicht mit seinen eingebetteten Resten mannigfaltiger Thiere, und das
frühere Gebirge, eingetaucht in den Meeresgrund, erlitt nunmehr ebenfalls entsprechende Umänderungen. Von der Gesteinsmaffe des versunkenen Gebirges
und von der Natur des überstehenden Meereswassers wird dann die Art des
entstandenen mctamorphischen Gesteins abhängen und es können hiernach krystallinische Schiefer, Glimmerschiefer, Gneiß u. a. m. aus diesen Einwirkungen
hervorgehen. Ja — bei den nahen Beziehungen des Gneißes zum Granit ist
auch dieser in den Kreis der metamorphischen Gesteine gezogen worden und es
ist letzterer in weitgehendster Weise selbst auf die Diorite, Augitgesteine, Porphyre und Melaphyre ausgedehnt worden, so daß als unbezweifelte Ausbruchgestsine (Eruptivgesteine) nur noch die Basalte, Trachyte und Laven gelten
würden (vergl. §. 175).
Noch sind es kaum hundert Jahre, daß die Bildungsgeschichte der Erde
eine wissenschaftliche Behandlung erfahren hat und daß die Geologie in die
Reihe der Wissenschaften aufgenommen worden ist. I n diesem kurzen Zeitraume haben die Ansichten über den Verlauf der Gestaltung und Umgestaltung
- der Erdrinde so mehrfache und schroffe Wandlungen erfahren, daß wir Grund
haben, bei einem anderen Wendepunkte derselben nicht allzu schnell nachzufolgenEs mag in der That genügen, vorerst die neue Ansicht darzulegen, ohne dieselbe
in ihren weitgehendsten Folgerungen ein- und durchzuführen; es wird nicht
allzu lange Zeit erfordern, um festzustellen, ob dieselbe mehr der Gewalt der
Thatsachen oder dem Ansehen ihrer Vertreter die bisher zunehmende Geltung
verdankt.
Die Gegner der geologischen Wissenschaft überhaupt erkennen in dieser
Wandelbarkeit ihrer Theorien eine große Schwäche und begründen hierauf ein
nicht geringes Mißtrauen in dieselbe. Wie uns scheint, mit großem Unrecht.
4
.
Nachtrag zur Mineralogie.
Je mehr das geologische Studium vorschreitet, desto mehr ergiebt sich die Nothwendigkeit, zur richtigen Lösung seiner Aufgabe von den vielseitigsten, ja von
allseitigen Kenntnissen unterstützt zu sein. Irrwege werden auf diesem Gebiete
so lange noch eingeschlagen werden, als man zum Führer eine einseitige Auffassung erwählt hat.
Wenn z. B. geologische Gsünde dafür sprechen, den Granit nicht für ein
früher feuerstüsfiges Eruptivgestein zu halten, sondern für ein unter wässeriger
Einwirkung gebildetes Umwandlungsgestein, und wenn diese Ansicht durch die
eigenthümlichen, in §. 175 dargelegten Krtzstallisationsverhältniffe seiner Bestandtheile Unterstützung findet, so kann dieselbe dennoch nicht als unbestreitbare
Wahrheit behauptet werden. Denn einerseits lehrt die Physik, wie unter besonderen Bedingungen Erscheinungen eintreten können, höchst verschieden von
dem gewöhnlichen Verhalten der Körper, wie z . B . Wasser weit über seinen
Siedepunkt erhitzt werden kann, ohne sich in Dampf zu verwandeln, und weit
unter seinen Gefrierpunkt erkaltet werden kann, ohne fest zu werden. Andererseits lehrt die Chemie, daß wenn verschiedene Körper in einer Lösung gemischt
sind, ihre Ausscheidung aus derselben nicht den Temperaturen ihres Erstarrungspunktes an und für sich entspricht, daß vielmehr hierin große Verschiedenheit
stattfindet, je nach den Mischungsverhältnissen.
Zu §. 139. Eisperiode. Man bezeichnet hiermit einen geologischen
Zeitraum, von dem angenommen wird, daß während seiner Dauer ein größerer
Continent, z. B. Europa, in weit ausgedehnterem Maße als jetzt, ja vielleicht
gänzlich mit Eis bedeckt war. Diese Periode der allgemeinen Gletscherverbreitung
verlegt man an das Ende der T e r t i ä r z e i t ( S . 109). Europa wäre damals
zum größten Theil mit Eis bedeckt gewesen. Später eingetretene Aenderungen
in der Ausdehnung und Lage der Nachbarcontinente hält man für die Ursache
der nachgefolgten klimatischen Veränderung und des allmaligen Verschwindens
dieser Eismassen, bis auf diejenigen der Polarzone und der höchsten Gebirge.
Das trockene Hochland von Afrika wird noch jetzt als die Wärmepfanne von
Europa angesehen. Von dorther kommende Winde, erhitzt durch den glühenden
Sand der Wüste, schmelzen das europäische Eis.
Die Gletscher der Alpen zeigen ein langsames thalabwärts gehendes Vorrücken, gewissermaßen ein Fließen, wobei sie Steine und andere Gegenstände,
welche auf dieselben gefallen sind, mitführen und bei späterem Abschmelzen in
deutlichen Streifen, sogenannten M o r ä n e n , liegen lassen. Diese ungeheuren
allmälig fortrutschenden Eismassen erzeugen auf dem unterliegenden und seitlichen Gesteine vermöge des großen Druckes abschleifende Einwirkungen, die
unverkennbar ihren Weg bezeichnen.
^ "
^
Gerade aus dem Vorhandensein der Spuren von Moränen und Steinschliffen in Gegenden, die seit Beginn der Diluvialperiode eisfrei sind, hat man
auf das Vorhergehen einer Eiszeit geschlossen, und ebenso hat man dieselbe an
das Ende der Tertiärzeit verlegt, weil ähnliche Erscheinungen in den älteren
Bildungen nicht vorkommen.
Der Eintritt und das Verschwinden einer derartigen Eisverbreitung müßte
Nachtrag zur Mineralogie.
5
jedenfalls auch auf die Verbreitung der Pflanzen- und Thierwelt vom größten
Einfluß gewesen sein.
Z u §. 146. Das Vorhandensein einer eigenthümlichen Thierwelt in den
Erdschichten wird als eines der bezeichnendsten Merkmale der verschiedenen sich
folgenden Epochen der Erdbildung angesehen. Letztere haben daher diesem entsprechende Benennungen erhalten, welchen man in neueren geologischen Werken
so häusig begegnet, daß sie hier angeführt zu werden verdienen. Als P a l ä o zoische Epoche bezeichnet man die Epoche der alten Thierwelt, deren Thierformen den jetzigen höchst unähnlich sind. Die Mesozoische Epoche oder
Epoche der mittleren Thierformen läßt eine allmälige Annäherung zu denen der
Ietztwelt erkennen. I n der Kanonischen Epoche oder Epoche der neuen
Thierwelt treten in stets zunehmender Anzahl Thiergeschlechter auf, deren Arten
gegenwärtig auf der Erde noch leben. Die genannten drei Epochen entsprechen
den S . 109 angeführten primären, secundären und tertiären Formationen.
Die unmittelbar an die tertiäre Zeit sich anreihende Bildungszeit wird jetzt
häufig als die Postpliocäne Epoche bezeichnet.
Z u §. 153. S t e i n k o h l e n b i l d u n g . Die Entstehung der Steinkohlenlager ist immer noch in keiner durchaus befriedigenden Weise erklärt. I n s besondere bietet die wiederholte Wechsellagerung von Stcinkohlenschichten mit
dünnen Lagen von Letten oder Schieferthon eine große Schwierigkeit dar. Eine
neuere Ansicht sucht dieselbe zu heben, indem sie die Entstehung der Steinkohle
aus Meerespflanzen behauptet. Sowie noch jetzt die Algen eine reiche Pflanzenwelt der Meere bilden und im Atlantischen Ocean, zwischen den canarischen
Inseln und Florida, sich eine schwimmende Tangwiese von etwa 40,000 Quadratmeilen Oberfläche findet, die aus dem Beerentang, LarAaZsuM daLoifsrnw,
besteht, so konnten aus ungeheuren Tangmassen in früherer Zeit die absterbenden Pflanzen, auf dem Meeresboden einsinkend und zersetzt werdend, die Steinkohle bilden. Von Zeit zu Zeit wäre die entstandene Kohlenschicht bedeckt
worden von dem Schlamm, welchen die Strömung mächtiger Flüsse mit sich
führt, die ins Meer sich ergießen und aus dessen Erhärtung die Lettenschichten
herrühren.
Zu §. 168. A l t e r des Menschengeschlechtes. Bis in die neuere
Zeit hatte die Ansicht geherrscht, daß in den diluvialen Bildungen keine Spur
vom Vorhandensein des Menschen sich vorfände. Allein Thatsachen, welche
theils von Geologen, namentlich aber von Altertumsforschern festgestellt worden
sind, fcheinen dafür zu sprechen, daß wir das Alter des Menschengeschlechts in
die unmittelbar der Tertiärzeit nachfolgende Postpliocäne.Epoche hinaufzurücken haben. Erstlich hat man in einigen Höhlen, vermengt mit den Knochen
von Thieren, die seitdem ausgestorben sind, auch Menschenknochen angetroffen;
sodann fanden sich in Erdschichten aus diluvialer Zeit rohe Werkzeuge von
Menschenhand, wie insbesondere Pfeilspitzen, Messer, Schleuderfteine aus Feuerstein. Endlich wurden Anhäufungen von Knochen und anderen Resten aufgefunden, welche als die Ueberrcste menschlicher Mahlzeiten anzusehen sind^
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Nachtrag zur Mineralogie.
denn diese Knochen ließen die Spuren der Einwirkung des Feuers sowie des
Gebrauches von Messern erkennen und alle markführenden Knochen waren gespalten, damit das Mark herausgezogen und verzehrt werden konnte. Hiernach
hätte in Europa der Mensch bereits in derselben Zeit gelebt, als in diesem
Welttheile das Mamnmth, das Rhinoceros, der Riesenhirsch und die Höhlen
bewohnenden Bären, Hyänen und Löwen verbreitet waren.
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