1,13MB 10 Jahre Behandlungszentrum für mit

Werbung
??? | KEH-Report
Seite 1
| ??? |
Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité
KEH REPORT
16 | Sonderausgabe | Juni 2010
10 JAHRE Behandlungszentrum
Wo kommen wir her, wo stehen wir,
wo gehen wir hin?
2
Interpersonelle Psychotherapie
der Depression (IPT)
5
Alt, älter, abgeschoben
6
Skillstraining im BHZ
12
Außerhalb der gängigen
Behandlungspfade
14
KEH-Report | Juni 2010
Seite 2
| ??? |
| 10 Jahre Behandlungszentrum |
Zehn Jahre Behandlungszentrum
Wo kommen wir her, wo stehen wir, wo gehen wir hin?
A
m 1. Juli 2010 ist das Behandlungszentrum für psy­
chisch kranke Menschen mit geistiger Behinderung
zehn Jahre alt geworden.
In seinem vollstationären Bereich, bestehend aus zwei
Stationen mit 32 Betten im Haus 9 auf dem Gelände des
Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herz­ Patientenfragebogen aus
berge (KEH), hat es im Jahr 2009 378 Patienten versorgt. dem Jahr 2003 (rechts)
Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Jahr 2000,
als die damalige I. Allgemeinpsychiatrische Abteilung
des KEH nur für die Aufnahme von psychisch kranken
Menschen mit geistiger Behinderung zuständig war, die
aus einem Einzugsgebiet stammten, das ungefähr dem
ehemaligen Ostteil Berlins entsprach.
Mit der Übernahme des Versorgungsauftrages für die­
se Klientel für Gesamtberlin im Jahr 2000, nahm der Anteil
von Patienten aus entfernter gelegenen Stadtbezirken zu. Behandlungsvielfalt
Auch aus ande­ren Bundesländern waren zunehmend Ein­ unter einem Dach –
weisungen zu ver­­­­zeichnen. Eine kleine teil­­­­­­­sta­tio­näre
Struktur­ansicht des BHZ
Be­­hand­­lungs­möglichkeit wurde im Jahr 2003 er­
lle Diag
öffnet (mit 24 Pa­tien­­ten in 2009).
ne
no
io
s
st
s
Als ausgesprochen er­­­­folgreich erwies
ik
fe
o
un
r
d
Psychiatrischtl ip
sich die Eröffnung der »Spe­zial­am­­bulanz
Th
u
psychologische
er
m
ap
e
für psychisch kranke Menschen mit
Diagnostik
ex
ie
l
p
m
geis­ti­ger
Behinderung«
am
Gartentherapie Seelsorge
Ko
1. März 2005, mit zunächst
Sozialarbeit Physiotherapie Musiktherapie
zwei Patien­ten, angebun­
Psychotherapie Kunsttherapie
den an die Psychiat­
Pharmakologische Therapie Bezugspflege Ergotherapie
rische Institutsambu­
Spezialambulanz
lanz (PIA): im Haus 11
P7
P8
konnten im I. Quartal
Epilepsie
Autismusbehandlung
DBT
somatische
KAT-Gruppe
Skills-Training,
2010 380 Patienten
Erkrankungen
Canistherapie
5-Sinne-Gruppe
ambulant behandelt
Basisstimulation
Amb. DBT, GefühlsGefühlsgruppe
Angebote nach
gruppe,
Skillstraining
soziale
Fertigkeiten
werden. Ein Kennzei­ Suchtprojekt (HPA)
TEACCH
Kreativtanz
AutismusBELA
Psychoedukation
chen der Arbeit der
diagnostik
PMR, Sportgruppe
Spezialambulanz, wie
EKT
IPT-Aufwärtsgruppe
Aromatherapie
Snoezelen,Gesünder
Essen«
auch des Behandlungs­
zentrums insgesamt, ist
Berliner Behandlungszentrum für Menschen mit geistiger Behinderung
und psychischer Erkrankung
der
multidisziplinäre
An­satz, der eine ganz­
BeschwerdeAusbildungsstätte für HEP‘s, Gremienarbeit
heitliche
Diagnostik
management
(DGPPN, BDK, VIA-Beirat)
Krankenpflege, PPiA‘s,
Ärzte, Heilpädgogen
und Therapie unserer
Angehörigenarbeit
Interne Fortbildung
Patienten ermöglicht.
(AMDP, Reanimation,
Externe Fortbildung
Deeskalation,
Kultursensible Pflege)
(Lobetal, VIA, Lebenshilfe etc.)
Inhalt
2 Zehn Jahre Behandlungszentrum
3 Editorial
5 Interpersonelle Psychotherapie der Depression (IPT)
6 Alt, älter, abgeschoben
7 Grußwort zum 10jährigen Jubiläum
8 Das ist ein Erfolg
9 Grußwort
10 Therapieangebote
12 Skillstraining im BHZ
13Krisenintervention bei geistig behinderten
Menschen mit einer Störung der Impulskontrolle
Wichtig war immer die intensive Kooperation mit Patien­
ten, Angehörigen, Betreuern und behandelnden Ärzten.
So wurde im Jahr 2003 auf einer der beiden Stationen im
Behandlungszentrum ein Zufriedenheitsfragebogen für
unsere Patienten eingeführt, dessen Beantwortung sehr
gerne wahrgenommen wurde. Seit 2007 gibt es im gesam­
ten Behandlungszentrum ein standardisiertes Beschwerde­
management, das koordiniert ausgewertet wird.
In der Spezialambulanz wurde Wert darauf gelegt, dass
die Überweisungen immer durch einen Nervenarzt, Neuro­
logen oder Psychiater erfolgten, um den Patienten zu er­
möglichen, nach der Evaluation im BHZ auch wieder zu
den ihnen vertrauten Behandlern zurückkehren zu können.
Die wichtigste Neuerung auf der Personalebene war
wohl die Integration von Heilpädagogen und Heilerzie­
hungspflegern in die Teams des Behandlungszentrums,
womit im Jahr 2000 mit einer Heilerziehungspflegerin
begonnen wurde; im Jahr 2010 liegt der Anteil der Heil­
erziehungspfleger an sämtlichen Pflegekräften im BHZ
bei 40 Prozent. Auch wurde die Einbeziehung anderer
Berufsgruppen erweitert, so dass nunmehr auch Musik­
therapeuten, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, eine
Kunsttherapeutin und eine Gartentherapeutin tätig sind.
Waren zur Eröffnung nur eine Ärztin und eine Oberärztin
(mit einem Stellenanteil von 20 Prozent) im BHZ, arbeiten
derzeit inzwischen 3,5 Assistenzärzte sowie 1,5 Oberärzte.
Die Gestaltung der Gartenanlage und eines Therapiegar­
tens, der Ausbau von Snoezelen-Möglichkeiten, der ergound musiktherapeutischen Räumlichkeiten, die Integration
eines Bällchenbades und eines Time-Out-Raumes auf der
14 Außerhalb der gängigen Behandlungspfade
15 Herzlichen Glückwunsch
16Psychiatrische Institutsambulanz
am Berliner Behandlungszentrum
17Autismus bei erwachsenen Menschen
mit Intelligenzminderung
17 Weniger Fixierungen
18 Musiktherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
19 Ernährungsberatung im Behandlungszentrum
20 Wirkung über die Region hinaus
20 Ausgewählte Publikationen
Impressum
Sonderheft zum Jubiläum des BHZ
Herausgeber:
Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH,
Geschäftsführung und Kranken­hausbetriebsleitung,
Herzbergstr.79, 10365 Berlin
Gestaltung/Produktion:
Baumgardt Consultants,
Gesellschaft für Marketing & Kommunikation bR
Bildnachweis:
Titelbild: Bert Rademacher; Elbracht (Bethel) S. 3 (r.),
8 – 10, 13, 14, 18, 19; J. Lehmann (KEH)) S. 3 (o.), 7;
Historisches Archiv: S. 10 (u.); Fotolia, K. Sutyagin S. 6;
Kunsttherapie BHZ S. 11; (M.); Jörg Langnas S. 17;
V.i.S.d.P.:
Johannes Lehmann
Anregungen und Kritik an: [email protected]
Der KEH-Report erscheint viermal jährlich.
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 3
| ??? |
Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
Station für Menschen mit schwererer geistiger Behinde­
rung und psychischen Erkrankungen runden das Bild ab.
Inhaltliche Schwerpunkte
Von Beginn an wurde die Arbeit an Hand mehrerer Achsen
konzipiert; zwei sollen an dieser Stelle genannt werden:
• Entsprechend dem erfolgreich in Colorado (USA) eingesetz­
ten Vorgehen bzw. in Anlehnung an das DSM IV der ameri­
kanischen operationalisierten psychiatrischen Klassi­fikation,
sind wir bestrebt, auch bei nichtsprachfähigen Menschen
mit geistiger Behinderung eine psychiatrische Diagnose zu
stellen. Verhaltensauffälligkeiten und/oder psychische Stö­
rungen werden nicht pauschal »als Teil der geistigen Behin­
derung« gesehen. Dies geschieht leider immer noch oft und
führt zu mangelhaften Diagnosen, vor allem aber zu falscher
Behandlung mit häufig hoch dosierter Neuroleptikatherapie,
die zumeist der Ruhigstellung von Klienten dient.
• Schon sehr früh erfolgte die Orientierung am entwick­
lungspsychologischen Ansatz von Prof. Anton Dosen aus
den Nieder­landen (sog. SEO-Bogen). Dieser zielt darauf ab,
Diskrepanzen im sozio-emotional-kognitiven Entwicklungs­
niveau der Patienten als mögliche Problembereiche zu iden­
tifizieren und das Behandlungsvorgehen bzw. die Betreuung
entsprechend zu konzipieren. Bereits im Jahr 2002 haben
wir, unter tatkräftiger Hilfe von Frau Prof. Dr. Mattheis, der
ehemaligen Vorsitzenden des Ethikkomitees der Berliner Ärz­
tekammer, den SEO aus dem Niederländischen ins Deutsche
übersetzt und wenden ihn nunmehr seit fast zehn Jahren an.
Klarer sozialpsychiatrischer Ansatz
Im Laufe der Jahre haben die Außenaktivitäten des BHZ
in Form von Vorträgen, Kursveranstaltungen, größeren
und kleineren Konferenzen innerhalb und außerhalb des
KEH – allein oder mit vielen Kooperationspartnern – stetig
zugenommen (vgl. Liste von Publikationen und Vorträgen
auf Seite 20). Daran waren alle Berufsgruppen des BHZ in
vorbildlicher Weise beteiligt. Diese Aktivitäten haben einen
hohen Stellenwert, denn die rein auf das Krankenhaus be­
schränkte Arbeit einer psychiatrisch-psychotherapeutischen
Abteilung greift notwendig zu kurz: Psychiatrie ist immer
auch Sozialpsychiatrie. Die Therapie im Krankenhaus legt
die Basis für die Gesundung. Gesund wird und bleibt die/
der Behandelte allerdings nur in der eigenen Häuslichkeit!
Leider stehen dem gerade bei Menschen mit geistiger Be­
hinderung immer noch vielfältige Vorurteile hinsichtlich der
Möglichkeiten von Integration entgegen. So war es zudem
erforderlich, dass sich Vertreter des BHZ auch berufspoli­
tisch engagiert haben, z. B. im Rahmen des Ar­­beitskreises
Geistige Behinderung der Bundesdirektorenkonferenz der
Leiter psychiatrischer Krankenhäuser oder im Referat Geis­
tige Behinderung der Deutschen Gesellschaft für Psychia­
Das Team des BHZ mit
Chefarzt Prof. Dr. Albert
Diefenbacher (Mitte)
Aus unserer klinischen
Erfahrung haben wir die
Überzeugung gewonnen,
dass es gerade psychotherapeutische Verfahren sind,
die bei psychisch kranken
Menschen mit geistiger
Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten zum
Einsatz kommen sollten,
und nicht – wie dies leider
auch im ärztlich-psychotherapeutischen Bereich immer
noch verbreitet der Fall ist
– der Einsatz von Medikamenten.
Literatur zur Clearingstelle:
Tatjana Voß, Elke Millauer,
Katrin Herberger, Sabine
Woskobojnik, Abschlussbericht
des Modellprojektes Berliner
Clearingstelle für Menschen mit
geistiger Behinderung, Bethel
Verlag, Bielefeld 2009, Epub
diese Sonderausgabe des
»KEH-Report« widmet sich
einem besonderen Jubiläum: Das Behandlungszentrum für psychisch
kranke Menschen mit
geis­­tiger Behinderung am
KEH (BHZ) begeht sein
zehnjähriges Bestehen.
Die Entwicklung einer
kompetenten, innovativen,
vor allem aber humanen
Perspektive im Umgang
mit Menschen mit geis­
tiger Behinderung ist einer
der Grundpfeiler der von
Bodelschwinghschen
Stiftungen, die im Jahr
1867 gegründet worden
sind. Das BHZ hat sich
würdig in diese Tradition
eingereiht und vollstationär wie teilstationär, vor
allem aber im ambulanten
Bereich (Spezialambulanz)
für seine Patienten einen
Standard erreicht, der
für die Region BerlinBrandenburg beispielhaft
ist und sowohl überregional als auch international
wahrgenommen wird. In
enger Kooperation mit
unserer »Schwesterklinik«
Mara in Bielefeld, die
sich auf die Behandlung chirurgischer und
internistischer Krankheiten bei Menschen mit
geistiger Behinderung
spezialisiert hat, ist seit
dem vergangenen Jahr ein
Projekt für die chirurgische Behandlung von
Menschen mit geistiger
Behinderung in unserem
Haus begonnen worden.
In Anerkennung seiner
Dr. Rainer Norden,
Vorsitzender Geschäftsführer
hohen Fachkompetenz
hat das BHZ im Jahr 2007
vom Berliner Senat den
Auftrag bekommen, eine
Clearingstelle zu gründen, mit deren Hilfe die
Arbeit für Menschen mit
geistiger Behinderung im
komplementären Bereich
verbessert werden konnte.
Auch wenn die Entgelte
für die aufwändige Arbeit
noch nicht den Arbeitserfordernissen angepasst
sind, hoffen wir, dass dies
mit der Entwicklung eines
neuen Entgeltsystems in
der Psychiatrie ausgeglichen wird und werden
als Träger die Entwicklung
der Einrichtung weiter unterstützen. Ich gratuliere
allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des
BHZ zu ihrem Erfolg und
wünsche allen Lesern eine
interessante Lektüre.
Dr. Rainer Norden
Vorsitzender
Geschäftsführer
Station P7
Station P8
50
KEH-Report | Juni 2010
Seite 4
40
30
| ??? |
20
10
trie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Dies
alles hat dazu geführt, dass sich unser Behandlungszen­
trum einen überregionalen und sogar internationalen Ruf
im deutschsprachigen Raum erarbeiten konnte und nicht
selten Besuch von Fachleuten aus anderen Einrichtungen
erhält, die hier hospitieren. Wichtig und anregend sind
auch die Teilnahmen an nationalen und internationalen
Kongressen, wo die Ergebnisse der klinischen und wissen­
schaftlichen Arbeit des BHZ vorgestellt werden können. So
wurden unsere Arbeiten aus dem Bereich der Arzneimittel­
sicherheit (AMSP) mit großem Interesse auf dem Weltkon­
gress der IASSID (International Association for the Scientific
Study of Intellectual Disabilities) in Kapstadt in 2008 wahr­
genommen. Auch die Präsentation unserer Modifikation
des dialektisch behavioralen Therapieprogramms für Pa­
tienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen auf dem
EAMHID-Kongress (European Congress of Mental Health in
Intellectual Disability) 2009 in Amsterdam führte zu wich­
tigen Kontakten.
Psychiatrie und Somatik
Von großer Bedeutung ist auch der Kontakt zum Arbeits­
kreis Ärzte für Medizin für Menschen mit geistiger Behin­
derung (BAG), da nicht nur im Bereich der psychiatrischpsychotherapeutischen Versorgung unserer Klienten ein
deutliches Verbesserungspotential zu erkennen ist, sondern
auch im Bereich der körperlich-medizinischen Versorgung.
Im Rahmen unserer klinischen Arbeit mussten wir zuneh­
mend feststellen, dass ein großer Anteil unserer Patienten,
die wegen Verhaltensauffälligkeiten überwiesen worden
waren, körperliche (und keine psychiatrischen) Ursachen
dafür aufwiesen. So wurden im Jahr 2009 z. B. 56 Pa­tienten
des BHZ in der Inneren Abteilung des KEH gastroenterolo­
gisch untersucht, und bei 51 Patienten konnte eine behan­
delbare Erkrankung festgestellt werden (v. a. Refluxösopha­
gitiden), die mit Verhaltensauffälligkeiten, z. B. nächtlichen
Unruhezuständen, einhergegangen war.
Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2009, ange­
regt von unserer »Schwesterklinik« Mara der von Bodel­
schwinghschen Stiftungen in Bielefeld, die seit Jahren
körperlich kranke Menschen mit geistiger Behinderung
behandelt, ein neues Projekt begonnen: der Aufbau eines
Bereichs Behindertenmedizin, zunächst konzentriert auf
die chirurgische Behandlung von (nicht psychisch kranken)
Menschen mit geistiger Behinderung, die z.B . eine Fraktur
o. ä. erlitten hatten. Seit 1996 nehmen wir am Projekt »Arz­
neimittelsicherheit in der Psychiatrie« (AMSP) teil, an dem
sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz derzeit
insge­samt etwa 50 psychiatrische Krankenhäuser beteiligen.
Von Beginn an haben wir Meldungen über unerwünschte
Arzneimittelwirkungen aus dem BHZ beigesteuert und tra­
gen dazu bei, dass bei der Gabe von Psychopharmaka an
Patienten mit geistiger Behinderung sensibler agiert wird.
Weitere Projekte, die begonnen wurden, sind u. a.
•der Aufbau eines Schwerpunktes für Menschen mit
geistiger Behinderung und Autismus sowie
•die Kooperation mit der Heilpädagogischen Ambu­
0
F20 Schizophrenie
F33 rezidiv. depressive Störung
F32 depresseive Episode
F43 Anpassungsstörungen
F31 Bipolare affektive Störung
Häufigste psychiatrische
Hauptdiagnosen 2008
nach ICD 10
Häufigste somatische
Nebendiagnosen (2008)
• auf der Station P7:
Adipositas (38 Fälle),
essentielle Hypertonie (20),
Epilepsie (18), sonstige
Hypothyreose (16),
Diabetes mellitus (12),
Gastritis und Duodenitis (10)
• auf der Station P8:
Gastritis und Duodenitis
(25), Gastroösophag.
Refluxkrankheit (9),
Epilepsie (8), Downsyndrom (6), Vorsätzliche
Selbstbeschädigung (6).
Kritische oder mit
Anregungen versehene
Rückmeldungen haben wir
all diese Jahre für unsere
Arbeit immer positiv als
Verbesserungsvorschläge
betrachtet und sie gern
aufgegriffen. Wir würden
uns freuen, wenn uns auch
weiterhin dieses rege Interesse erhalten bleibt.
Literatur
Diefenbacher, A. »Verbesserung
der Mitarbeiter­zufriedenheit.
Das Beispiel eines Behandlungszentrums für akut psychisch
Kranke mit geistiger Behinderung.« Masterarbeit im Studiengang
MBA-Health Care Management,
FHW Berlin 2004
Monika Steffen
ist Krankenschwester und
Stationsleitung P8,
Uwe Bergander
ist Heilpädagoge und
Stationsleitung P7
lanz Berlin. Hier wird im Rahmen eines bundeswei­
ten Modellprojektes die ambulante Entwöhnung von
leicht geistig behinderten Menschen mit Alkoholab­
hängigkeit untersucht.
Die erfolgreiche Entwicklung der Arbeit des BHZ ging
aber auch einher mit Problemen, von denen exemplarisch drei genannt werden sollen:
• Die frühere Behandlung von geistig behinderten Men­
schen im ehemaligen Fachkrankenhaus Herzberge hatte
einen schlechten Ruf. Daraus resultierende Vorurteile konn­
ten erst durch intensive Außenaktivitäten sowie durch die
jederzeit gegebene Möglichkeit, unsere Arbeit vor Ort zu
besichtigen, beseitigt werden.
• Es bestand die Notwendigkeit, zum Teil durchgreifende
Veränderungen in der personellen Besetzung des BHZ
vorzunehmen. Bis zum Jahr 2002 wurden z. B. 75 Prozent
der Stellen des Pflegepersonals neu besetzt.
• Der Bereich war auch für in Ausbildung befindliche Ärzte
attraktiv zu machen. Leider ist es bislang nicht gelungen,
durch die psychiatrische Fachgesellschaft DGPPN ein Zerti­
fikat »Psychiatrie für Menschen mit geistiger Behinderung«
zu entwickeln, was u. E. einen zusätzlichen Anreiz für die
Arbeit in Behandlungszentren wie dem unseren für Assi­
stenz- und Fachärzte darstellen könnte. Begrüßenswert
ist der Entschluss der BAG vom November 2008, ein Zer­
tifikat »Medizin für Menschen mit geistiger Behinderung«
vorzuschlagen, den wir durch die Bereitstellung von Hospi­
tantenplätzen im BHZ praktisch unterstützen.
Die weitere Entwicklung des Behandlungszentrums wird
darauf abzielen, den beschrittenen Weg weiterzugehen.
Bei der Entwicklung störungsspezifischer, für unsere Klien­
ten modifizierter Psychotherapieformen haben wir mit ent­
sprechenden Programmen für die Interpersonelle Therapie
der Depression – u. a. in Zusammenarbeit mit der Klinik
Warstein in Westfalen – Neuland betreten. Gerade hier ist
auch die Zusammenarbeit mit dem komplementären Be­
treuungsbereich zu intensivieren.
Innerhalb unserer Abteilung werden wir die Koopera­
tion des BHZ mit dem gerontopsychiatrischen Funktionsbe­
reich intensivieren. Wie in der internationalen Fachöffent­
lichkeit diskutiert, soll überprüft werden, inwieweit sich
die Bereiche »nichtverbalisierungsfähige Menschen mit
schwerer geistiger Behinderung« und »Demenzpatienten
mit Verhaltensauffälligkeiten« hinsichtlich der Entwicklung
von psychotherapeutischen Verfahren bzw. Behandlungs­
konzepten gegenseitig befruchten können. Besonderes
Interesse liegt dabei auf der älter werdenden Klientel von
Menschen mit geistiger Behinderung, die häufig früher als
bei nicht geistig behinderten Menschen eine Demenz vom
Alzheimer-Typ entwickeln. Albert Diefenbacher / Monika Steffen / Uwe Bergander
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 5
| Psychotherapie |
Interpersonelle Psychotherapie
der Depression (IPT)
Modifizierte Version für die Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung und Depression
D
as Konzept der Interper­
sonellen Psychotherapie
(IPT) für Patienten mit De­
pressionen wurde von Kler­
man, Weissman, Rounsaville
u. Chevron (1984) entwickelt
und von Schramm (1996) als
deutsche Version bearbeitet. Dabei handelt es sich ur­
sprünglich um eine Kurzzeittherapie für die ambulante
Depressions­behandlung, bei der vorwiegend im »Hier und
Jetzt« gearbeitet wird.
In der IPT wird davon ausgegangen, dass depressive
Erkrankungen in einem psychosozialen und interperso­
nellen Kontext erklärbar sind. Unabhängig von den Ur­
sachen sind die Beziehungen der Erkrankten zu anderen
Menschen und ihre damit verbundenen sozialen Rollen
immer mit betroffen: Belastende Ereignisse können de­
pressive Symptome auslösen, und umgekehrt können De­
pressionen zu zwischenmenschlichen Problemen führen
oder schon vorhandene verschlimmern.
Ziele der Behandlung sind die Rückbildung der depres­
siven Symptomatik sowie die Entwicklung von Strategien
zur Bewältigung der sozialen und zwischenmenschlichen
Schwierigkeiten, die mit dem Auftreten der Erkrankung
zusammenhängen. Die IPT kann eigenständig oder par­
allel zu einer medikamentösen (antidepressiven) Be­
handlung eingesetzt werden. Der psychotherapeutische
Schwerpunkt liegt auf den interpersonellen Aspekten, die
mit der aktuellen depressiven Erkrankungsphase verbun­
den sind. Diese werden in vier Modulen bearbeitet. Im
Behandlungszentrum für Menschen mit geistiger Behin­
derung und psychischen Erkrankungen werden depressive
Patienten mit leichter bis mittelschwerer geis­tiger Behin­
derung mit einer modifizierten Version der IPT behandelt.
Geistig behinderte Menschen leben oft in einem spezi­
fischen Lebensumfeld: in Einrichtungen der Behinder­
tenhilfe (Wohngemeinschaften, Heime), im elterlichen
Haushalt und/oder haben ein Betreuersystem zur Un­
terstützung für das Leben in der eigenen Wohnung. Die
depressive Erkrankung steht auch hier nicht losgelöst von
den zwischenmenschlichen Beziehungen der Betroffenen:
Oft führen Änderungen in den gewohnten Lebensbedin­
gungen, Trennungssituationen, unbewältigte zwischen­
menschliche Konflikte oder mangelnde Fertigkeiten zur
Kontaktgestaltung zu Überforderungssituationen und
wirken so als Auslöser oder verstärkende Faktoren für de­
pressive Symptomatik.
Das therapeutische Vorgehen ist an den vier Modu­
len der IPT orientiert und zielt auf die Verarbeitung der
erlebten emotionalen Belastungen und auf das Erkennen
Im BHZ werden depressive
Patienten mit leichter bis
mittelschwerer geistiger
Behinderung mit einer modifizierten Version der IPT
behandelt, mit dem Ziel der
Rückbildung der depressiven
Symptomatik sowie der
Entwicklung von Bewältigungsstrategien bei sozialen
und zwischenmenschlichen
Problemen, die aufgrund
der Depression auftreten.
Der psychotherapeutische
Schwerpunkt liegt auf den
interpersonellen Aspekten,
die in vier Modulen bearbeitet werden.
Heika Kaiser
ist Diplompsychologin,
Psychologische Psychotherapeutin
und Aktivieren der Ressourcen der Betroffenen. Es erfolgt
in einer einfachen, verständlichen Sprache mit kurzen Sät­
zen, z. T. mit Hilfe von Piktogrammen und Visualisierungen.
Der Themen- u. Zeitumfang der einzelnen Sitzungen wird
überschaubar kurz gehalten:
Eine Sitzung dauert 30 Minuten. Zu Beginn der Sitzung
schätzt jeder Teilnehmer seine heutige Stimmung mit einer
fünfstufigen Skala ein. Meist werden dabei schon Einflüs­
se aus dem aktuellen Geschehen im Zusammenhang mit
der Gefühlslage genannt. Dies bietet einen lebensnahen
Einstieg zum Austausch über Stimmungsschwankungen,
deren Auslöser und Bewältigungsmöglichkeiten. Durch
langsames Vorgehen mit Beispielen aus dem Erlebens­
bereich der Betroffenen, durch Wiederholungen und ein­
prägsame Zusammenfassungen am Sitzungsende können
Lerneffekt, Motivation, Durchhaltevermögen, aktive Mit­
arbeit und Erfolgserleben unterstützt werden.
Im Modul 1 lernen die Patienten ihre Beschwerden als
Krankheitssymptome zu erkennen und in ihre gegenwär­
tige Lebenssituation einzuordnen (»Was ist passiert?«). Sie
erarbeiten im Austausch eigener Erfahrungen Strategien
zur Entlastung/Bewältigung oder Verminderung depressiver
Symptome unter der Fragestellung: »Was hilft mir?«. Ge­
nauso wichtig ist das Erkennen von Depression fördernden
Denk-Verhaltensweisen (»Was sollte ich nicht tun?«)
Im Modul 2 stehen sozialer Rückzug bzw. Einsamkeit
und Kontaktgestaltung im Mittelpunkt.
Die Bedeutung von Bezugspersonen und Sozialkon­
takten für die Lebenszufriedenheit und zur Unterstützung
in Problemsituationen wird erarbeitet. Konkretes gegen­
seitiges Erleben und der zwischenmenschliche Umgang
im Stationsalltag (z. B. Wünsche äußern, um Hilfe bitten,
sich abgrenzen) bieten hier Übungsbeispiele für Rollen­
spiele.
Im Modul 3 liegt der Fokus auf dem Erkennen und
Bewältigen zwischenmenschlicher Konflikte, was am an­
schaulichsten an aktuellen Beispielen besprochen und ge­
übt wird. Die Patienten üben, ihre Meinung zu äußern, zu
sagen, was sie stört oder was sie vom Anderen erwarten,
ebenso wie das aktive Zuhören. Lösungsmöglichkeiten für
häufige Konfliktbeispiele werden zusammengetragen, dis­
kutiert und bewertet. Anschließend können als geeignet
befundene Lösungen im Rollenspiel geübt werden.
Im Modul 4 werden einschneidende Lebensereignisse
wie z. B. Umzug, Arbeits-/Werkstattwechsel, Tod einer
nahe stehenden Person oder Trennungssituationen the­
matisiert, die in zeitlicher Nähe der Erkrankung stattfan­
den. Vielen Betroffenen wird erst am Beispiel der Mitpa­
tienten deutlich, welche Zusammenhänge mit Verlusten
oder Rollenwechseln es auch in ihrer Krankheitsentwick­
lung gibt.
Die Verarbeitung der mit den Veränderungen einher­
gehenden Gefühle wie Trauer, Hoffnungslosigkeit, Ohn­
macht oder Wut bildet die Basis für die Annahme der
neuen Lebenssituation und die Orientierung auf neue Per­
spektiven.
Heika Kaiser
KEH-Report | Juni 2010
Seite 6
| Gerontopsychiatrie |
Alt, älter, abgeschoben
Anforderungen an die Versorgung von älteren Menschen mit geistiger Behinderung
A
uch geistig behinderte Seniorinnen und Senioren
haben entsprechend der allgemeinen soziodemo­
graphischen Entwicklung eine gestiegene Lebenserwar­
tung, d. h. heute werden Menschen mit geistiger Be­
hinderung in Deutschland alt und älter. Dieser Erfolg
in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen
– mit hohem wie mit niedrigem Hilfebedarf – ist ein
Resultat auch medizinischen Fortschritts. Andere Län­
der sind Deutschland in der Entwicklung notwendiger
Hilfen für diese Personengruppe allerdings voraus, weil
in Deutschland durch die
Euthanasie während der
Herrschaft der Nationalso­
zialisten frühere Genera­
tionen von Menschen mit
Behinderungen
ermordet
worden sind.
Aktuelle Studien gehen davon aus, dass derzeit
die Lebenserwartung eines Menschen mit einer Intelli­
genzminderung in den Industrienationen etwa 60 Jahre
beträgt, für leicht geistig behinderte Menschen ohne
zusätzliche körperliche Erkrankungen ist dabei von ei­
ner der üblichen Bevölkerung entsprechenden Lebens­
erwartung auszugehen.
Bei schwerer geistiger Behinderung ist die Lebens­
erwartung bis zu 20 Jahre geringer, denn für schwer
geistig behinderte Menschen besteht noch immer eine
fünffach erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit bis zum Al­
ter von 40 Jahren.
Bei der Generation der jetzt alt werdenden Men­
schen mit geistiger Behinderung in Deutschland handelt
es sich um Personen, die auf Grund ihrer spezifischen Le­
benssituation in der Nachkriegszeit unter erschwerten
Bedingungen aufgewachsen sind und gelebt haben.
Sie blicken auf andere biographische Erfahrungen zu­
rück als der sonst alt werdende Bürger unseres Landes.
Ihnen wurde z. B. in der Regel keine Gelegenheit ge­
geben, für sich Lebenspläne zu schmieden. Sie hatten
verminderte Chancen auf eine adäquate schulische För­
derung, ganz abgesehen davon, dass ihnen persönliche
Partnerschaften aber auch intime Beziehungen vorent­
halten worden sind. Der Lebensentwurf, der Ihnen als
Ihrer Behinderung gemäß zugeschrieben wurde, war
der eines zeit seines Lebens arbeitenden, partner- und
kinderlosen Erwachsenen.
Älter werdende und alte Menschen mit geistiger
Behinderung stellen – wie in der Normalbevölkerung
auch – eine heterogene Gruppe dar: es gibt Menschen,
die einen altersspezifischen Bedarf an Pflege haben und
schon sehr früh Alterserkrankungen wie Demenz oder
Altersdepression entwickeln. Dagegen gibt es andere,
die hoch betagt über eine gute geistige und körperliche
Leistungsfähigkeit verfügen.
Senioren mit geistiger
Behinderung unterscheiden
sich in ihrer materiellen
Lage maßgeblich von
der Normalbevölkerung:
Sie gehören zeitlebens
zu den Armen unserer
Gesellschaft. Auch wenn
ihre Lebenserwartung in
Deutschland als Resultat
medizinischen Fortschritts
und entsprechend der
soziodemographischen
Entwicklung gestiegen ist,
sind andere Länder in der
Entwicklung notwendiger
Hilfen für diese Personengruppe wesentlich weiter.
Die Besonderheiten bei der Versorgung von älteren
Menschen mit geistiger Behinderung auch im Bereich
der psychischen Alterserkrankungen werfen daher
ein Licht auf einige grundlegende Probleme bei älteren Menschen mit geistiger Behinderung:
1. Senioren mit einer geistigen Behinderung unterschei­
den sich in ihrer materiellen Lage maßgeblich von der
Normalbevölkerung: Sie gehören, insbesondere wenn
sie in einer vollstationären Einrichtung der Behinder­
tenhilfe leben, zeitlebens zu den Armen unserer Gesell­
schaft und bleiben auch nach ihrem Ausscheiden aus
der Werkstatt stets auf finanzielle Hilfen der Gesellschaft
angewiesen. Dabei sind die sozialen und materiellen
Ausgangsbedingungen in Verbindung mit Schwere und
Ausprägung der Behinderung ein ausschlaggebender
Faktor in der medizinischen Versorgung von Menschen
mit geistiger Behinderung.
2. In Deutschland fehlen gesicherte empirische Daten,
Untersuchungen, Erfahrungen und Empfehlungen für
die Begleitung von Senioren mit geistiger Behinde­
rung. Was geschieht, wenn ein alternder Mensch mit
geistiger Behinderung keiner Vollbeschäftigung mehr
in einer Werkstatt für behinderte Menschen nach­
gehen kann, d. h. nach der Verrentung oder im Ru­
hestand? Können er oder sie auch weiterhin in ihrem
angestammten Wohnumfeld verbleiben? Was passiert,
wenn älter werdende Menschen mit geistiger Behinde­
rung stärker pflegebedürftig werden?
In zunehmendem Maße werden alte Menschen mit
geistiger Behinderung auf Pflegeheime verwiesen. Aber
auch wenn theoretisch das Leben alternder und alter
Menschen mit geistiger Behinderung in Alten- und
Altenpflegeheimen als Lebensorte unter integrativen
Aspekten als ein Stück Normalität betrachtet werden
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 7
| Gerontopsychiatrie |
könnte, bietet diese Wohnform in der Praxis keine
geeignete Alternative zur Berücksichtigung der be­
sonderen Bedürfnisse dieses Personenkreises. Denn
auf eine ganzheitliche Lebensbegleitung, die neben
somatischen Problemen auch die kognitiven und sozia­
len Kompetenzen eines Menschen umfasst, sind diese
Alten­pflegeheime nicht eingestellt.
lterserkrankungen bei älter werdenden und
A
alten Menschen mit geistiger Behinderung
Durch die Zunahme älterer Menschen mit geistiger Be­
hinderung kommen auf die Hausärztinnen und Haus­
ärzte, aber auch auf die psychiatrisch-nervenärztlichen
Fachärzte eine Reihe von neuen gesundheitlichen
Fragestellungen hinzu. Für
die Alterserkrankungen bei
Menschen mit geistiger Be­
hinderung, wie z. B. demen­
zielle Erkrankungen, Alters­
de­pression und Suizidalität,
fehlen bisher noch geeignete
Ge­­sundheitsvorsorge- und Be­­treuungskonzepte. Die haus- und fachärztliche Versor­
gung geistig behinderter Menschen, vor allem bei chro­
nischen Erkrankungen ist ggw. ein ungelöstes Problem.
Der Zugang zu personal-, zeit- und deshalb auch kosten­
intensiver, teils nur in Narkose möglicher Diagnostik ist
erschwert und begrenzt.
Bei älteren Menschen mit geistiger Behinderung
kommt es im Vergleich zu nicht behinderten
Menschen dabei häufiger zu
• Epilepsien,
• Ess-Störungen (Kau- und Schluckstörungen),
• Gastroenterologie: Refluxerkrankungen
(30 bis über 50 Prozent häufiger als in der Gesamt­
bevölkerung),
• Seh- und Hörstörungen,
Dr. Brem bei seinem Besuch
im Jahr 2008 im KEH
Somatische Erkrankungen,
psychiatrische Störungen,
Einschränkungen der
Mobilität und sensorische
Einschränkungen können
bei älteren Menschen mit
geistiger Behinderung
als Demenzerkrankungen
missverstanden werden.
Deshalb ist neben Anamneseerhebung und multiprofessionellem Assessment
eine qualifizierte, erfahrene
Diagnostik unverzichtbar.
Dr. med. Tatjana Voß
ist Fachärztin für Psychiatrie
und Psychotherapie
• Muskel- und Skelettproblemen.
• Megakolon (hypotones Kolon, Obstipation, evtl.
sogar mechanischer Ileus wegen Fremdkörper­
ingestion).
• Urologie: Neurogene Harnblasenfunktionsstörung,
vor allem beim Down-Syndrom.
• Schilddrüse: Häufig subklinisch Hypothyreose.
• Herz-Kreislauferkrankungen: Koronare Herzerkran­
kung seltener, dafür mehr Fehlbildungen.
• Respirationstrakt: Aspirationsgefahr, Pneumonie teils
schwerer erkennbar.
ltern und psychische Störungen bei A
Menschen mit Intelligenzminderung
Bereits 1997 veröffentlichte Cooper ihre epidemio­
logische Studie über psychischen Erkrankungen bei
älteren Menschen mit Behinderung. Bei den über
65-Jährigen zeigten sich im Vergleich zu der jüngeren
Kontrollgruppe höhere Raten von Demenz (22%), ge­
neralisierten Angststörungen (9%) und Depressionen
(6%).
Insbesondere zu der Fragestellung der Verbindung
zwischen Demenz vom Alzheimer-Typ und Down-Syn­
drom erschienen in den vergangenen Jahren zahlreiche
wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die Verbindung
zwischen Down-Syndrom und Alzheimer-Erkrankungen
gilt somit theoretisch inzwischen als gesichert.
Insbesondere die Differentialdiagnose zur Depres­
sion stellt sich bei geistig behinderten Menschen dabei
als außerordentlich schwierig dar. Von daher sollte ne­
ben der Anamneseerhebung und multiprofessionellem
Assessment auf eine qualifizierte, erfahrene Diagnos­
tik nicht verzichtet werden. Somatische Erkrankungen,
psychiatrische Störungen, Einschränkungen der Mobili­
tät und sensorische Einschränkungen können funktio­
nelle Abbauprozesses zur Folge haben und als Demenz­
erkrankungen missverstanden werden bzw. mit ihnen
gleichzeitig auftreten.
Dr. med. Tatjana Voß
Grußwort
Als Präsident der »Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft von Ärzten für Menschen mit
geistiger oder mehrfacher Behinderung SAGB/
ASHM« (www.sagb.ch) entbiete ich dem
»Berliner Behandlungszentrum für Menschen mit
geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung am Evangelischen Krankenhaus Königin
Elisabeth Herzberge GmbH« ganz herzliche
Glückwünsche zum zehnjährigen Jubiläum.
In verschiedenen Kontakten und Besuchen,
und auch beim Lesen von Publikationen, waren
wir von der hohen Professionalität der geleisteten Arbeit, die sich an modernen Erkenntnissen und neuen Sichtweisen orientiert, beeindruckt. Die Kompetenz des
Behandlungszentrums strahlt weit über Berlin
hinaus, und wir hier in der Schweiz erhielten
zahlreiche wertvolle Impulse.
Wir wünschen dem Behandlungszentrum von
Herzen für die Zukunft die verdiente Anerkennung,
die sich unter anderem auch in einem angemessenen Verständnis und der zur Verfügungstellung
genügender Ressourcen zeigen möge, und
verbleiben mit besten kollegialen Grüßen
Dr. med. Felix Brem
Facharzt Psychiatrie/Psychotherapie FMH
Ärzte im Zentrum
Weinfelden, Schweiz
KEH-Report | Juni 2010
Seite 8
| Abhängigkeitserkrankungen |
Das ist ein Erfolg
Suchtberatung und ambulante Rehabilitation für Menschen mit geistiger Behinderung und Suchtproblematik
M
enschen mit geistiger
Behinderung
haben
in den letzten Jahren immer
mehr an Selbständigkeit und
Unabhängigkeit gewonnen.
Sie orientieren sich stärker an
nicht behinderten Menschen,
weil sie genauso »normal«
sein wollen wie sie. Den Genuss von Alkohol erleben sie
in unserer Gesellschaft als eine weit verbreitete Selbst­
verständlichkeit. Das Trinken wird von ihnen als soziale
Aufwertung wahrgenommen. Alkohol wird oft zur Kom­
pensation der Behinderung genutzt. Das ist ein Problem.
Aufgrund ihrer intellektuellen Einschränkung können
Menschen mit geistiger Behinderung die Folgen eines
fortgesetzten Alkoholkonsums häufig nicht hinreichend
einschätzen. Das Erlernen eines verantwortungsvollen
Umgangs mit Alkohol ist deshalb erschwert. Daher gewinnen spezifische Angebote für Menschen mit geistiger
Behinderung und Suchtproblematik immer mehr an Be­
deutung.
Die Heilpädagogische Ambulanz Berlin e. V. (HpA)
hat dieser Zunahme von Ratsuchenden mit substanzbe­
zogenen Störungen Rechnung getragen und bietet
bereits seit 2007 eine spezifische Suchtberatung und
ambulante Rehabilitation für Menschen mit geistiger
Behinderung und Suchtproblematik an. Damit hat sie in
Deutschland Neuland betreten und als erste Einrichtung
eine Lücke in der ambulanten sozialen und suchtthe­
rapeutischen Versorgung geschlossen, da in der klas­
sischen Suchtkrankenhilfe bisher spezifische Hilfen für
Menschen mit geistiger Behinderung fehlten. Ihr Ange­
bot ist nach dem Modell der Integrativen Therapie modi­
fiziert und zielgruppenorientiert für Konsumenten der im
Behindertenbereich vorrangig konsumierten Droge Al­
kohol. Aufgrund der Besonderheiten von Menschen mit
geistiger Behinderung ist die ambulante Rehabilitation
(Suchttherapie) der HpA spezifisch auf deren besondere
Bedürfnisse, ihre Möglichkeiten des Verstehens und der
Kommunikation, zugeschnitten.
Die HpA ist in die Behindertenhilfe und in das Ber­
liner Drogenhilfesystem integriert. Diese Schnittstellen­
funktion ermöglicht eine dezidierte Öffentlichkeitsarbeit,
um Klienten sowie deren Angehörige und Helfer für die
Problematik der Kombination aus geistiger Behinderung
und Sucht zu sensibilisieren und ein Problembewusstsein
zu schaffen. Neben dieser Zielgruppenansprache dient
die Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Behinder­
tenhilfe, Sozialpsychiatrischen Diensten, Hochschulen,
Krisendiensten und Selbsthilfegruppen einer möglichst
optimalen Vernetzung.
In medizinischen Fragen kooperiert die HpA eng
mit dem Berliner Behandlungszentrum für Menschen
mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung
Die Heilpädagogische
Ambulanz Berlin e. V. (HpA)
hat mit ihrer seit 2007
angebotenen spezifischen
Suchtberatung und ambulanten Rehabilitation für
Menschen mit geistiger
Behinderung und Suchtproblematik in Deutschland
Neuland betreten und
als erste Einrichtung eine
Lücke in der ambulanten
sozialen und suchttherapeutischen Versorgung
geschlossen. In medizinischen Fragen kooperiert
die HpA eng mit dem BHZ;
psychiatrische Komorbiditäten können hier stationär
behandelt werden, wenn
dies indiziert erscheint.
(BHZ) an der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie
und Psychosomatik des Krankenhauses Königin Elisabeth
Herzberge (KEH). Deren Chefarzt, Prof. Dr. med. Albert
Diefenbacher, begleitet die ambulante Suchtrehabilita­
tion der HpA fachärztlich. Haben sich Klienten der HpA
nach initialer Motivationsarbeit zu einer stationären Ent­
giftungsbehandlung entschlossen, so erfolgt diese kurz­
fristig im BHZ. Auch eventuelle, die Suchterkrankung
unterhaltende, psychiatrische Komorbiditäten können
im BHZ stationär behandelt werden, wenn dies indiziert
erscheint. Dieses dezidierte, stationäre Behandlungsan­
gebot hat sich als sinnvoll erwiesen, da unsere Klienten
in anderen, nicht für Menschen mit geistiger Behinde­
rung spezialisierten Krankenhäusern und den dortigen,
unspezifischen Therapieprogrammen häufig überfordert
waren.
Menschen mit geistiger Behinderung sind oft nicht
ausreichend in der Lage, sich eigenständig Hilfe zu or­
ganisieren und bedürfen zuweilen der Unterstützung der
unmittelbaren Bezugspersonen in ihrer Entscheidungs­
findung. Daher scheint es manchmal so, als gehe die
Motivation zu einer Suchttherapie eher von Betreuern
oder sozialen Diensten statt von den Klienten aus. Auch
der Therapievertrag ist in der Regel ein Dreiecksvertrag
zwischen Patient, Suchttherapeut und Betreuer(n). Wir
machen jedoch die Erfahrung, dass im Verlauf meist eine
hinreichende Selbstmotivation des Klienten zu Tage tritt.
Dabei spielt die als stabil und positiv erlebte Beziehungs­
erfahrung zum Suchttherapeuten eine wesentliche Rolle,
da sie eine Korrektur der bisherigen, oftmals negativen
Erfahrungen ermöglicht.
Die ambulante Suchtrehabilitation der HpA gliedert
sich in eine Eingewöhnungs- und Orientierungsphase
über bis zu sechs Wochen, in eine Haupttherapiephase
über acht Monate sowie eine Ablösungsphase über bis
zu sechs Wochen. Sie stützt sich auf folgende, wesentliche Eckpfeiler:
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 9
| ??? |
Einzeltherapie
Die ambulante Rehabilitation beginnt mit einem einzel­
therapeutischen Angebot, welches in der Regel über den
gesamten Zeitraum zur Verfügung steht. Auf der Basis
einer vertrauensvollen und therapeutisch wirksamen
Beziehung können die vereinbarten Therapieziele indivi­
duell und auf die Person des Menschen mit geistiger Be­
hinderung abgestimmt und modifiziert durchgearbeitet
werden. Die Auseinandersetzung mit dem Konsum- und
Suchtverhalten steht zunächst im Vordergrund der Re­
habilitation, Techniken der Rückfallprophylaxe werden
angeboten und trainiert.
Für die Bearbeitung der psychosozialen Probleme
kommen behindertenspezifische multimodale (z. B. un­
terstützende Kommunikation, didaktische Rollenspiele)
und andere therapeutische modifizierte Interventions­
formen zum Einsatz, die sich an den individuellen Bedürf­
nissen, der konkreten Lebensgeschichte, der aktuellen
Situation der Patienten und an ihren kognitiven Fähig­
keiten im Rahmen der geistigen Behinderung orientieren.
Gruppentherapie
Das gruppentherapeutische Angebot hat in der Rehabilita­
tion Suchtkranker eine herausragende Bedeutung erlangt
und bildet ein Kernstück der Maßnahme. Die Erfahrung
von Solidarität und Gemeinschaft von Menschen mit ähn­
lichen Problemlagen und Lebenshintergründen erleichtert
die Auseinandersetzung mit den eigenen Schwierigkeiten.
Besonders für unsere Klienten, die häufig ausgrenzende
bis traumatisierende Erfahrungen haben, ist die Teilnah­
me an einer Gruppe mit weiteren Menschen mit geistiger
Behinderung im geschützten Rahmen für die Entwicklung
eines positiven Selbstwertgefühls hilfreich. Hier kommt
die besondere Bedeutung des spezifischen Ansatzes der
HpA zur Geltung.
Dr. med. Brian Fergus Barret ist
Stationsarzt der Station P7
Christian Knuth ist Bereichsleiter
Sucht in der Heilpädagogischen
Ambulanz Berlin e. V.,
(www.HPA-Berlin-eV.de)
Familien- und Bezugspersonengespräche
In Familien- und Betreuergesprächen können »süchtige
Interaktionsmuster« thematisiert und als ein beziehungsre­
gulierendes Verhalten verstanden werden. Durch gezielte
systemisch-orientierte therapeutische Unterstützung wer­
den alternative Interaktionsformen im Bezugssystem an­
geregt. Die Mitwirkung von wichtigen Bezugspersonen im
therapeutischen Prozess gelingt besser, wenn diese nicht
als »Koabhängige« pathologisiert, sondern als Koopera­
tionspartner gesehen werden. Zudem können wir insbe­
sondere die Betreuer zum Ausbau von Möglichkeiten zur
Selbstbestimmung der Klienten anregen und gemeinsam
Alternativen finden.
Christian Knuth,
Gruss zum 10-jährigen Jubiläum des BHZ
Liebe Kolleginnen und Kollegen
aus Berlin
Ich freue mich, dass ich mich auf solch
prägnante Weise nochmals für meinen
Aufenthalt im BHZ Berlin bedanken kann.
Ich verstehe dies auch als Ausdruck meiner
Hochachtung vor Ihrer Kompetenz in der
Arbeit mit Menschen mit Intelligenzminderung am BHZ.
Während meines Aufenthaltes im Sommer
2009 haben Sie mir vertiefte Einblicke in ihre
wertvolle Arbeit gewährt. In vielen persönlichen Gesprächen hat mich Ihr Engagement für die Menschen mit zusätzlichen
Handicaps immer wieder beeindruckt. Für
mich als Schweizer ist mir Ihr Ernstnehmen
der Menschen mit Intelligenzminderung
besonders in Erinnerung geblieben, auch
wenn ich manchmal leer geschluckt habe,
wie konsequent Sie dieses Ernstnehmen
umgesetzt haben.
Der Aufenthalt im BHZ war für mich, der
ich doch lange Erfahrung in der Arbeit mit
Menschen mit Intelligenzminderung und psychischen Störungen habe, beeindruckend. Ich
habe mich aufgrund der gleichen Vorannahmen und Grundhaltungen rasch heimisch
gefühlt. Die Zusammenarbeit mit Ärzten und
Pflege war wertschätzend und konstruktiv.
Dass mir sogar die Möglichkeit geboten
wurde, die Arbeitsweise unserer Klinik in St.
Urban/Kt. Luzern vorzustellen, zeugt davon.
Ich denke sehr gerne an die Zeit in Berlin
zurück. Zum Glück haben sich auch einige
Kontakte ergeben, die mich auf fachlicher
und menschlicher Ebene weiter begleiten.
Der Aufenthalt in Berlin hat zur Folge, dass
wir versuchen, mit unseren Ressourcen die
Entwicklung unserer Konzepte voranzutreiben, die die Erkenntnisse während und auch
nach dem Aufenthalt am BHZ in Berlin ausgelöst haben. Dafür bin ich den Kolleginnen
und Kollegen am BHZ dankbar.
Dr. med. Brian Fergus Barrett
Ein chinesisches Sprichwort sagt:
» Willst du eine Stunde glücklich sein,
trinke ein Glas Wein.
Willst du ein Jahr glücklich sein, heirate.
Willst du ein Leben lang glücklich sein,
lege dir einen Garten an.«
Ich möchte dieses Sprichwort ergänzen mit:
Willst du glücklich sein bei der Arbeit und
neue Erkenntnisse gewinnen, fahre nach
Berlin ins BHZ, die haben einen Garten und
gärtnern mit vielen spannenden Menschen.
In diesem Sinne gratuliere ich dem BHZ
zum 10-jährigen Jubiläum und wünsche ihm
alles Gute für die Zukunft. Ich bin überzeugt,
dass das BHZ weiterhin kompetente und
engagierte Arbeit leistet und eine führende Rolle in der Arbeit mit Menschen mit
Intelligenzminderung im deutschsprachigen
Raum beibehält.
Alois Grüter, Heilpädagoge
Luzerner Psychiatrie,
Stationäre Dienste
St. Urban, Schweiz
KEH-Report | Juni 2010
Seite 10
| Therapienangebote |
»Hund mit reinnehmen«
Nach inzwischen zwei Jahren
Canis-Therapie fühlen sich die
Therapiehunde im BHZ des KEH zu
Hause. Hündin Clara wälzt sich beim
Betreten des Therapieraums, als
wäre es ihr Wohnzimmer, und Rüde
Joschi springt begeistert den
wartenden Klienten auf den Schoß,
wenn nicht schon vorher eine
ehemals schüchterne Klientin auf
den Hundeführer zukommt und ihm
die Leine aus der Hand nimmt, um
mit Joschi spazieren zu gehen. Auf
dem folgenden Spaziergang fragt
ein kleiner Junge die Klientin: »Darf
ich den Hund streicheln?« Es folgt
die klare und selbstbewusste
Antwort: »Ja!«. Für den Jungen ist
die Frau mit dem Hund eine
kompetente Ansprechpartnerin, von
ihrer Behinderung hat er nichts
bemerkt. Ohne Hund an der Leine
hat die Klientin große Angst alleine
zu gehen und braucht für denselben
Weg dreimal so lange. Typische
»Clara-Klienten« sind mo­­torisch
unruhige und teilweise aggressive
Patienten. Wenn Clara auf dem
Sitzsack neben ihnen liegt und ganz
von sich aus, ohne Anweisung des
Hundeführers, ihre Pfoten auf die
Beine der Klienten legt, kommen sie
zur Ruhe. Und die Klienten finden
Therapeutischer Nutzen von Pflanzen
Sie strömen Düfte aus, geben bei
Berührung Aromen ab, verursachen
Geräusche (Großgräser, Kiefernzapfen, reife Leinpflanzen), locken
mit ihren Nektarien Insekten an
»Schmetterlingsstrauch« – Buddleja
L.), bieten Vögeln Nahrung (Maho­
nienfrüchte, Sonnenblumen).
Ein Garten bietet viele sinnliche
Erfahrungen und eine Vielzahl
alltagsrelevanter Tätigkeiten.
Der Therapiegarten kann dem
Hospitalismus entgegenwirken. Das
ist besonders dann der Fall, wenn
die Verweildauer in der Klinik sich
oft über Wochen, nicht selten über
Monate erstreckt.
Gartentherapie ist ein geplanter, zielgerichteter Prozess, bei dem hierfür
weitergebildete Fachkräfte pflanzenund gartenbezogene Aktivitäten und
Erlebnisse nutzen, um die Gesundheit
und Lebens-qualität von Menschen
zu erhalten und zu fördern.
Mit der Sorge und Pflege für Pflanzen ist der Patient nicht mehr der
Betreute, er wird selbst zum Betreuer.
Eine welke Pflanze hat enorm hohen
Aufforderungscharakter. Sie ist ein
lebendes Wesen. Pflanzen haben ein
großes Spektrum an Eigenschaften,
die sie als therapeutisches Mittel
prädestinieren: Blattfarben. Blütenfarben, Blattformen, Blütenformen,
Fruchtfarben, Fruchtformen, Habitus,
Wuchshöhen, Blattgrößen, Blütengrößen, Oberflächenstrukturen
(behaart, glatt, ledrig, bestachelt).
»Der kürzeste Weg zur Gesundheit
ist der Weg in den Garten.«
Gärtnerische Tätigkeiten sind den
Patienten aus den Einrichtungen,
in denen sie leben, bekannt. Viele
Häuser haben einen Garten, eine
eigene Worte, um auszudrücken,
wie die Canis-Therapie bei ihnen
ankommt: »Ich glaub, es gefällt mir
bei dir, ich komme wieder!« Oder,
wie Joschis Lieblingsklient mit
Autismusspektrum-Störung zu sagen
pflegt: »Hund mit reinnehmen.«
Jorka Schweitzer
Canis-Therapeutin
www.lebenmittieren.de
Terrasse oder einen Balkon. Nicht
wenige unserer Patienten haben
beruflich gärtnerisch gearbeitet.
Oft erzählen sie bei gemeinsamer
Tätigkeit im Therapiegarten von
ihren Erfahrungen. Bei einer Aussaat
kann vorhandenes Wissen praktisch
umgesetzt werden. Das stärkt das
Selbstwertgefühl und das Vertrauen
in die eigenen Kräfte. Das gärtnerische Umfeld hat motivierende
Wirkung, die oft von natürlichen
Prozessen vorgegeben wird. Bei
reduzierter Frustrationstoleranz ist
therapeutische Begleitung zur Planung bewältigbarar Aufgaben und
Arbeitspausen wichtig.
Die körperliche Betätigung im Freien
und der sinnliche Umgang mit Pflanzen können die Wahrnehmung des
eigenen Körpers fördern.
»Wer einen Garten hat, braucht
weder Fitnessstudio noch Urlaub.«
Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ist die Gartentherapie
ein aktives, erlebnisorientiertes Lernverfahren im Rahmen der Erhaltung
von Alltagskompetenzen und der
Fähigkeitsentwicklung allgemein.
Sylvia Wermke
Gartentherapeutin
Fotografischer Rückblick:
So sahen die Räumlichkeiten
(Haus 9) der Arbeitstherapie in
den 1960er Jahren aus.
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 11
| ??? |
| Therapienangebote |
Kunsttherapie
Seit 2005 gehört die Kunsttherapie im BHZ, neben anderen nicht
medikamentösen, nicht sprachbezogenen Therapieformen zum
Behandlungs-Setting. Sie ist Teil
des Therapie-Angebots auf beiden
Stationen und im ambulanten
Bereich.
Die Kunsttherapie arbeitet ausdrucks- und ressourcenorientiert.
Sie ist gerade für Menschen, die
kognitiv und verbal eingeschränkt
sind, besonders geeignet. Sie kann
Ventil für Angst, Trauer und Wut
sein, aber auch eine Möglichkeit
zu deren Überwindung bieten. Das
Selbstwertgefühl wird durch das
Erleben der eigenen Kompetenz
gestärkt.
Unsere Patienten haben in der
Kunsttherapie die Möglichkeit, sich
in fördernder und wertschätzender
Atmosphäre nonverbal durch Farbe,
Form und Linie auszudrücken.
Durch behutsames Heranführen
an verschiedene Materialien und
Techniken kommt dabei oft eine
erstaunliche schöpferische Aktivität
in Gang. Dies konnte in verschiedenen Ausstellungen von Patientenbildern in- und außerhalb des
KEH eindrucksvoll dokumentiert
werden.
Rosemarie Camatta
Kunsttherapeutin
Behandlungszentrum
für Menschen mit geistiger Behinderung
und psychischer Erkrankung
KEH-Report | Juni 2010
Seite 12
Arbeitsmaterialien – Gefühlsgruppe
Spannungskurve
| ??? |
1
Behandlungszentrum
für Menschen mit geistiger Behinderung
und psychischer Erkrankung
2
3
4
5
100%
5
70%
Arbeitsmaterialien – Gefühlsgruppe
4
Grundgefühle
KEIN ZURÜCK
3
2
1
Stolz
Angst
Trauer
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte bleiben der Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH, Berliner Behandlungszentrum für Menschen mit geistiger Behinderung,
vorbehalten. Die Vervielfältigung und die Verbreitung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist nicht zulässig. Zuwiederhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts 2007
Druck_KEH_Gefühlsprotokoll.indd 4
Freude
15.03.10 16:58
Scham
Wut
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte bleiben der Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH, Berliner Behandlungszentrum für Menschen mit geistiger Behinderung,
vorbehalten. Die Vervielfältigung und die Verbreitung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist nicht zulässig. Zuwiederhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts 2007, Fotos: © H. D. Beyer
Druck_KEH_Gefühlsprotokoll.indd 1
15.03.10 16:58
Skillstraining im BHZ
D
as Erlernen der Fähigkeiten oder Fertigkeiten
(Skills) zur »Gefühlswahrnehmung« und »Gefühls­
kontrolle« gemäß einer Dialektisch Behavioralen Therapie
(DBT) von Menschen mit geistiger Behinderung nimmt in
der Regel großen zeitlichen Raum in den ersten Behand­
lungswochen ein.
Skills sind Fertigkeiten, welche wir alle bereits besitzen
und beherrschen. In der therapeutischen Situation zeigen
wir unseren Patienten, wie sie selber diese Fertigkeiten bei
einer erhöhten inneren Anspannung anwenden können,
um diese zu senken. Es kann sich hierbei um eine akute
Situation handeln oder auch zur Senkung einer grundsätz­
lich erhöhten Grundspannung dienen. Der Patient erlebt
und erlernt, wie er effektiv einen »Reiz« über eine hohe in­
nere Anspannung setzen kann. Das ist z. B. möglich durch
• sich ablenken durch Gedanken
• sich zurückholen durch Körperempfindungen
• sich zurückholen durch Aktivitäten
• sich regulieren durch zwischenmenschliche Fertigkeiten.
Diese Übungen führt auf der Station das dafür speziell
geschulte Pflegepersonal durch. Im Einzelkontakt oder in
einer passenden Kleingruppe erfolgt die Vermittlung in
kleinen Zeiteinheiten zwei- bis dreimal täglich. Mitunter
sind sehr individuelle zeitliche Absprachen nötig und ver­
langen eine erhöhte zeitliche Flexibilität der Pflege.
Bereits am ersten stationären Tag erhält die Patientin
im günstigsten Falle durch die für sie zuständige Bezugs­
pflege wichtige Arbeitsmaterialien, d. h. Arbeitsblätter wie
• die Skillsliste
• und die Spannungskurve.
Entsprechend der Dialektisch Behavioralen
Therapie (DBT) von
Menschen mit geistiger
Behinderung gehört das
Erlernen der Fähigkeiten
oder Fertigkeiten (Skills) zur
»Gefühlswahrnehmung«
und »Gefühlskontrolle«,
das Skillstraining, zu den
wichtigen therapeutischen
Bausteinen in den ersten
Behandlungswochen.
Diese Arbeitsblätter berücksichtigen das Sprachniveau
und die kognitiven Fähigkeiten unserer Patienten, d. h.
sie sind in einfacher Sprache verfasst. Zur Steigerung der
Eigenverantwortung und zur Motivation werden Skills­
übungen als Hausaufgabe erteilt und im Verlauf nach­
gefragt.
Der Patient wird ermutigt, jeden der aufgeführten
Skills einmal auszuprobieren, für sich zu bewerten und
die entsprechende Spalte zu markieren.
Ziel der Skillsübungen ist es, den Patienten zu befähi­
gen, nicht nur Selbstverletzungsverhalten, Sachaggressi­
onen und Fremdverletzungsverhalten zu verringern und
im Verlauf zu verhindern, sondern auch, sich dadurch
besser zu fühlen und so mehr Lebensqualität zu gewin­
nen. Die Patienten sollen für einen »neuen Umgang« mit
sich selbst sensibilisiert werden.
Spannungskurve
Bei diesem Arbeitsblatt haben wir dem Kurvenverlauf
unterschiedliche Piktogramme zugeordnet. Somit ge­
lingt eine gute Visualisierung und die schrittweise Einfüh­
rung in den abstrakten Bereich der inneren Anspannung.
Dabei erhielt sie Mimik- und Emotionspiktogramme und
farbliche Markierungen nach dem Ampelsystem
• Grün: spannungsfrei
• Gelb: geringe Spannungszustände
• Orange: mittlere Spannungszustände
• Rot: hohe Spannung, aber regulierbar
• Farblos mit Kreuz: dysfunktionales Verhalten.
Weiterhin ermöglicht sie eine gezielte Zuordnung von
Skills an das Spannungsniveau, was individuell mit einem
farblichen Kennzeichnen der Skills auf der persönlichen
Skillsliste visualisiert werden kann und was so über die
Zeit eine individuelle Sammlung enstehen lässt.
Spannungsprotokoll
Stündlich und im Verlauf zweistündlich werden Span­
nungen protokolliert und bei Bedarf Skillsanwendungen
durchgeführt.
Carmen Lassahn ist Krankenschwester und stellvertretende
Stationsleitung P7
Carmen Lassahn
Dr. med. Tatjana Voß
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 13
| Krisenintervention |
A
nlass für eine stationäre Einweisung in das Berliner
Behandlungszentrum können je nach Ausprägung
und Quantität mannigfaltige Formen von Aggressionen
sein. Diese können sich durch impulsive Übergriffe auf
Mitbewohner, Angehörige und Betreuer sowie verschie­
dene Formen der Selbstverletzung und Selbstschädigung
charakterisieren.
Die Ursachen und Gründe für impulsive Hand­
lungen sind vielschichtig und können nicht immer
unmittelbar eruiert werden. Somatische Beschwer­
den, psychiat­rische Erkran­
kungen, Traumatisierun­gen,
Verlusterleb­nisse oder Verän­
de­­rungen im so­zialen Um­
feld, können zu einer deutlich
verminderten Stresstoleranz
und einer damit begründeten
prägnant erhöhten Belastung des Individuums führen.
Nicht zuletzt durch die Ansprüche, die ihnen im Alltag
besondere Leistungen abverlangen, werden häufig die
Grenzen eigener Fähig- und Fertigkeiten erreicht.
Menschen mit einer Intelligenzminderung verfügen
dabei oftmals über unzureichend ausgeprägte CopingStrategien, um Zustände von Anspannung, Wut und Frus­
tration kompensieren zu können. Der Mangel an innerer
Selbstwahrnehmung und bei der Differenzierung emotio­
naler Zustände führt häufig zu einem subjektiv erlebten,
unerträglichen Gefühl und lässt Situationen eskalieren.
Um eine akute Krise deeskalieren zu können, sind insbe­
sondere die individuellen Ressourcen und Defizite des Pa­
tienten zu berücksichtigen und sollten stetig präsent sein.
Bevor jedoch eine psychiatrisch-therapeutische Inter­
vention erfolgen kann, müssen zwingend mögliche Ur­
sachen und Auslöser für impulsive dysfunktionale Ver­
haltensweisen erfasst werden. Eine Krisenintervention
erfolgt der Symptomatik entsprechend auf mehreren
Ebenen. Zum einen kann eine vorübergehende medika­
mentöse Behandlung zur Linderung der vorherrschenden,
situativ belastenden Symptomatik sehr hilfreich sein. An­
dererseits sollte innerhalb kürzester Zeit eine möglichst
gute und tragfähige Beziehung zum Patienten hergestellt
werden, die die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zu­
spitzung und Eskalation verringert.
Dennoch können trotz enger struktureller Einbindung
in das stationäre Setting und intensiver Beziehungsarbeit
akute Krisen und Belastungssituationen entstehen. Diese
erfordern neben einem transparenten Regelwerk und ei­
ner anschaulichen Struktur, ein hohes Maß an Flexibilität
und Anpassung der individuellen Bedingungen durch das
therapeutische multiprofessionelle Team (Bohus, 2002).
Die klinische Erfahrung zeigt, dass überstürzte, hek­
tische und unzureichend strukturierte Deeskalationsbe­
mühungen wenig zielorientiert und ineffektiv sind. Eher
wird aus Sicht des erregten, aufgebrachten Patienten
eine zusätzliche Unruhe und Unsicherheit produziert,
die mit einem Gefühl der Angst und Ausweglosigkeit
erneute Eskalation deutlich wahrscheinlicher macht. Die
Krisenintervention
bei geistig behinderten Menschen mit einer Störung der Impulskontrolle
Bei Menschen mit einer
Intelligenzminderung führt
der Mangel an innerer
Selbstwahrnehmung häufig
zu einem subjektiv erlebten, unerträglichen Gefühl und lässt Situationen
eskalieren. Die klinische
Erfahrung zeigt, dass überstürzte und unzureichend
strukturierte Deeskalations­
bemühungen wenig
effek­­tiv sind. Funktionale
Analysen von Eskalationssituationen erweisen sich in
diesem Zusammenhang als
außerordentlich produktiv.
Christian Feuerherd ist DiplomHeilpädagoge auf der Station
P7 im Behandlungszentrum
Patienten erleben eine massive Zunahme an innerer An­
spannung, Wut, Angst, Unsicherheit und Überforderung,
deren Unerträglichkeit ausschließlich durch eine emotio­
nale Überreaktion kompensiert und gelöst werden kann.
Das Maß innerer affektiver Beteiligung ist derart aus­
geprägt, dass ein Steuern eigener Handlungen, einher­
gehend mit der daraus resultierenden Reduzierung der
kognitiven Leistungsfähigkeit, kaum oder nicht mehr
möglich ist.
In diesen Situationen ist es besonders schwer, einen
Zugang zu den betroffenen Personen zu finden. Mit Ver­
ständnis, Authentizität, Empathie, Sicherheit, Struktur
und dem entsprechenden Einfühlungsvermögen kann es
gelingen, einen Kontakt herzustellen. Zu berücksichtigen
ist zudem die individuelle emotionale Beteiligung der
Professionellen. In etwaigen Situationen spielen eigene
Ängste und Unsicherheiten eine ebenso wichtige Rolle,
da sie unmittelbare Entscheidungen für das augenblick­
liche Handeln maßgeblich beeinflussen.
Umso wichtiger ist es, schwierige Situationen im Nach­
gang auszuwerten. Dabei ist besonders darauf zu achten,
dass es in der Analyse nicht darum geht, mögliche Defizite
einzelner Interventionen zu erfassen und diese den Betref­
fenden zuzuordnen, sondern es geht ausschließlich um
die Betrachtung einer komplexen Situation, die durch vie­
lerlei Faktoren geprägt und beeinflusst ist. Die Zielstellung
einer solchen Aufarbeitung ist zum einen, eine mögliche
Verbesserung und Optimierung eigener Handlungsmuster
und Interventionen zu erwirken, um somit optionale Risi­
ko- und Beeinflussungsfaktoren zu erkennen. Zum ande­
ren ist es notwendig, dass unmittelbar beteiligte Professio­
nelle derart belastende und schwerwiegende Situationen
abschließen können, um die eigene Sicherheit wiederzu­
erlangen, so dass künftige Ereignisse erneut objektiv und
professionell gestaltet werden können.
Unsere Erfahrung zeigt uns, dass Funktionale Analy­
sen von Eskalationssituationen außerordentlich produk­
tiv sind und ein erheblicher Rückgang an fremdaggres­
siven Übergriffen verzeichnet werden kann.
Wir bieten unseren Patienten die Möglichkeit, ihre
Gefühlswahrnehmung zu stärken und somit entstehen­
de Krisen und deren Ursprung besser zu verstehen. Das
hat zur Folge, dass krisenbeladene Situationen rechtzei­
tig erkannt und eigenverantwortlich mitgestaltet und re­
duziert werden können.
Christian Feuerherd
KEH-Report | Juni 2010
Seite 14
| Chirurgisches Behandlungszentrum |
Außerhalb der gängigen Behandlungspfade
Das Chirurgische Behandlungszentrum für Menschen mit geistiger Behinderung am KEH
N
ach Angaben des statis­
tischen
Bundesamtes
nehmen Zahl und Altersdurch­
schnitt der Menschen mit geis­
tiger Behinderung in Deutsch­
land stetig zu. Somit wird ihr
Anteil auch in den Kranken­
häusern immer größer. Umso
erstaunlicher ist es, dass die meisten Kliniken kaum auf
die­se Patientenklientel vorbereitet sind. Viele Patienten
mit geistiger Behinderung können nicht ohne weiteres
den gängigen Behandlungspfaden zugeordnet werden.
Sowohl Anamnese und körperliche Untersuchung als auch
technische Befunde und notwendige Therapien erfordern
einen höheren Zeitaufwand. Gegebenenfalls sind auch
unkonventionelle Methoden und Behandlungsformen ge­
fragt, um die gewünschten Resultate zu erzielen.
Das Chirurgische Behandlungszentrum für Men­
schen mit geistiger Behinderung am KEH wurde ein­
gerichtet für Menschen mit geistiger Behinderung, die
sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen müssen.
In diesem Funktionsbereich der Abteilung für Chirurgie
wird den Bedürfnissen dieser Patienten in Bezug auf
Milieugestaltung und ein möglichst wenig traumatisie­
rendes Vorgehen Rechnung getragen. Das Kernteam
besteht aus Fachärzten für Chirurgie, Krankenschwe­
stern und -pflegern sowie aus Sozialarbeitern. Bei zu­
sätzlichen psychiatrischen Fragestellungen wird die
Kompetenz des Behandlungszentrums für Menschen
mit geistiger Behinderung und psychischen Erkran­
kungen (BHZ) in Anspruch genommen.
Nach einem ausführlichen Basis-Assessement wird
mit dem Patienten und dem amtlichen Betreuer ein in­
dividuell angepasstes therapeutisches Angebot verein­
bart. Es berücksichtigt körperliche, psychologische und
soziale Faktoren, um nach der Heilung des physischen
Leidens soweit wie möglich zur sozialen Rehabilitation
beitragen zu können.
Alle ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter des
Chirurgischen Behandlungszentrums für Menschen
mit geistiger Behinderung wurden für ihre Aufgaben
speziell geschult. Von Vorteil war dabei die jahrelan­
ge Erfahrung des Pflegepersonals und der Ärzte bei der
Behandlung von Patienten, die aus der Abteilung für
Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik zuge­
wiesen worden waren. Im Rahmen eines Pilotprojektes
erfolgten Schulungen über Besonderheiten geistiger
Behinderung sowie mögliche komorbide Verhaltens­
auffälligkeiten und psychiatrische Erkrankungen durch
das BHZ. Im Zentrum standen dabei mögliche verän­
derte Verhaltensweisen infolge chirurgischer Eingriffe.
In Praxis­seminaren wurde der Umgang mit eventuell
auftretenden Besonderheiten trainiert.
Das Chirurgische Behand­
lungszentrum für Menschen mit geistiger
Be­­hinderung am KEH
wurde eingerichtet, um
den Bedürfnissen von
Menschen mit geistiger
Behinderung, die sich
einem chirurgischen Eingriff unterziehen müssen,
Rechnung zu tragen und
ein möglichst wenig traumatisierendes Vorgehen zu
garantieren. Dafür wurde
ein in vier Phasen aufgeteilter Behandlungsprozess
etabliert.
Darüber hinaus erfuhr der Behandlungsbereich tech­
nische Veränderungen: Rollstuhlbreite Türen, Dusche
und WC mit leichtem Zugang, größere Waschbecken
und erweiterte Überwachungsmöglichkeiten gehören
nun zur Standardausrüstung.
Als Ergebnis des Projektes konnte ein in vier Phasen auf­
geteilter Behandlungsprozess etabliert werden.
Bei der Anmeldung erfolgt die Klärung der organi­
satorischen Belange mit Hilfe einer Checkliste.
In der prästationären Phase werden die Patienten
– abhängig vom Grad der geistigen Behinderung und
psychiatrischer Komorbidität – einer von vier Behand­
lungskategorien zugeordnet:
•Psychiatrisch unauffällige Patienten mit geistiger
Behinderung
•Patienten mit geistiger Behinderung und psychiat­
rischer Behandlung in der Vorgeschichte
•Psychiatrisch auffällige Patienten mit geistiger Be­
hinderung, die in der Chirurgie behandelt werden
können
•Psychiatrisch auffällige Patienten mit geistiger Be­
hinderung, die nicht in der Chirurgie behandelt
werden können.
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 15
| Chirurgisches Behandlungszentrum |
In einer speziell für die prästationäre Phase eingerich­
teten Sprechstunde im Ambulanten Zentrum des KEH
sind Chirurg, Ambulanzschwester und eine Pflegekraft
der Station anwesend. Nach Notwendigkeit wird ein
Psychiater hinzugezogen. Während die Patienten der
ersten drei Kategorien in der Chirurgischen Abteilung
behandelt und betreut werden, erfolgt die Betreuung
von Patienten der Kategorie vier im BHZ.
Die weitere Vorbereitung zur Operation, von der
Untersuchung bis hin zur Aufklärung des Patienten, er­
folgt unter Berücksichtigung des Grades der geistigen
Behinderung. Notwendige Zusatzuntersuchungen wer­
den nach Möglichkeit ebenfalls prästationär durchge­
führt, so dass eine stationäre Aufnahme am Morgen
des OP-Tages erfolgen kann. Falls erforderlich, steht
eine zusätzliche Pflegekraft für die Betreuung der
Patien­ten zur Verfügung.
In der perioperativen Phase wird der Patient zu­
nächst in den Aufwachraum verlegt und anschließend
wieder dem speziell geschulten Pflegepersonal überge­
Herzlichen Glückwunsch
zum zehnjährigen Bestehen des »Behandlungszentrums für akut psychisch kranke Erwachsene mit geistiger Behinderung«
Und ein großes Dankeschön für die ausgezeichnete psychiatrische Betreuung der
Bewohner und Klienten der Rehabilitationszentrum Berlin-Ost gGmbH (RBO) und die
gute Zusammenarbeit mit unseren Teams.
Warum wir gerne gratulieren
Menschen mit geistiger Behinderung leiden
im Vergleich zur übrigen Bevölkerung deutlich häufiger an psychischen Erkrankungen.
Das betrifft auch insbesondere von uns
betreute Bewohner und Klienten. Allerdings
ist es häufig auch für die Ärzte schwer, diese
psychischen Erkrankungen zu erkennen,
wenn die Patien­ten geistig schwer behindert
sind, sich sprachlich nicht äußern können
bzw. ein eingeschränktes Sprachverständnis
haben. So wurden in früheren Jahren vielfach Verhaltensauffälligkeiten eher mit den
Einschränkungen durch geistige Behinderung
begründet, denn als psychische Erkrankung
erkannt und behandelt und damit aber auch
die Bemühungen der Eltern und der Mitarbeiter in Frage gestellt – denn es wurde
häufig als ein rein pädagogisches Problem
betrachtet, das als solches aber nicht zu
lösen war. Eltern waren sehr verzweifelt –
und Mitarbeitern ging es manchmal auch
nicht anders.
ben. Die Dauer des stationären Aufenthaltes richtet sich
nach dem Heilungsverlauf.
Die Entlassung in die gewohnte Umgebung erfolgt
unter Berücksichtigung des seelischen Zustandsbildes
sowie nach Planung und Absprache mit den betreuen­
den Personen.
Das gemeinsame Projekt der Abteilung für Psychiat­
rie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie der Chi­
rurgischen Abteilung des KEH konnte 2009 erfolgreich
beendet und in die Praxis überführt werden. Unseres
Wissens gibt es in der Bundesrepublik nur wenige Ein­
richtungen, die sich der Herausforderung einer chirur­
gischen Behandlung von Menschen mit geistiger Behin­
derung stellen. Wir freuen uns daher, den betroffenen
Patienten in Berlin und Brandenburg dieses Angebot
unterbreiten zu können.
Dies hat sich – Dank der Arbeit der Ärzte
des Behandlungszentrums und der Spezialambulanz – grundlegend geändert.
Psychische Auffälligkeiten werden als solche
diag­­nostiziert, andere Ursachen für akute
Verhaltensauffälligkeiten werden als solche erkannt und entsprechend medizinisch
behandelt. Dies können unter Umständen
auch schwere und bedrohliche somatische
Erkrankungen sein, die bei schwer geistig
behinderten Menschen, die sich nicht anders
als über ihr Verhalten ausdrücken können,
zu psychischen Auffälligkeiten führen. Damit
eröffnen sich in der Betreuungsarbeit wieder
neue Sichtweisen, denn sind die Ursachen
der Verhaltensauffälligkeiten bekannt und
klar, stellt sich umgehend im Wohnen wieder
ein normaler Alltag ein, der sich an den
Wünschen, Bedürfnissen und Vorstellungen
der betroffenen Bewohner orientieren kann.
Ein Beispiel von vielen für die gute Zusammenarbeit ist die Entwicklung von Herrn E.,
der auf Grund einer schweren psychischen
Erkrankung sehr häufig stationär behandelt
wurde, aber letztendlich nicht mehr am
Arbeitsleben teilnehmen konnte. Dank der
guten Zusammenarbeit zwischen den Ärzten
und den Mitarbeitern der Wohngruppe
gelang es, Herrn E. einerseits durch entsprechende Umfeldbedingungen (Strukturierung
des Tagesablaufes, Orientierung am TEACCH
Konzept) und andererseits eine sehr wirksame
psychiatrische Behandlung nach sieben Jahren
wieder in die Werkstatt zu integrieren.
Dr. med. Georg Decker
Chefarzt der Abteilung Chirurgie
Winfried Höhn
Facharzt für Chirurgie
Aus unserer Sicht hat sich in den zehn Jahren des Bestehens des Behandlungszentrums
eine offene und vor allem auch vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickeln können,
die für eine gute rehabilitationspädagogische Betreuung der Bewohner und Klienten
von großer Bedeutung und sehr hilfreich ist.
Mehr als 80 Bewohner werden inzwischen
von der Spezialambulanz kontinuierlich
behandelt. Die Bewohner werden fast alle
in ihrem Zuhause aufgesucht. Dadurch hat
sich ein gutes Verhältnis zu den Ärzten und
Mitarbeitern der Spezialambulanz entwickelt,
aber insbesondere ist auch bei den Bewohnern ein Vertrauensverhältnis gewachsen.
Mit diesem zusätzlichen ambulanten Angebot konnten stationäre Aufenthalte im
Behandlungszentrum verkürzt oder sogar
vermieden werden. Bewohner konnten auf
einen notwendigen geplanten Aufenthalt
im Krankenhaus entsprechend vorbereitet
werden. Durch die kontinuierliche ärztliche
Betreuung gibt es wesentlich weniger Einweisungen in einer akuten Krisensituation.
Dafür herzlichen Dank und weiterhin gute
Zusammenarbeit.
Karin Stopp, Dipl.-Psychologin,
Psychologische Psychotherapeutin
Ariane Siebert, Heilpädagogin, Teamleiterin
KEH-Report | Juni 2010
Seite 16
| Spezialambulanz |
Psychiatrische Institutsambulanz
am Berliner Behandlungszentrum
K
onzentrierte sich in den
ersten Jahren des Be­
stehens die Arbeit des Be­
handlungszentrums auf den
vollstationären Bereich, so
zeigte sich im Laufe der Zeit,
dass auch ein hoher Bedarf
für ein ambulantes Behand­
lungsangebot bestand. Um diesem Anspruch gerecht
zu werden, entwickelte die Psychiatrische Institutsam­
bulanz ein spezielles Behandlungsangebot für diese
Patienten. Sie begann ihre Arbeit im ersten Quartal
2005 mit wenigen Patienten – gegenwärtig werden
im Quartal ca. 380 Patienten therapiert. In erster Linie
werden hier Patienten behandelt, bei denen auch im
ambulanten Bereich ein multiprofessionelles komplexes
Diagnose- und Therapieangebot erforderlich ist. Neben
ärztlichen Mitarbeitern besteht das Behandlungsteam
aus einer Psychologischen Psychotherapeutin, zwei
Heilerziehungspflegerinnen, einem Heilpädagogen,
einem Sozial­arbeiter, einem Physiotherapeuten, einer
Musik- und einer Kunsttherapeutin.
Ein Hauptanliegen der ambulanten Arbeit ist es,
stationäre, psychiatrische Aufenthalte zu verkürzen
oder zu vermeiden. Der weitaus größte Teil der Patien­
ten wird aufsuchend versorgt (80 %), dadurch ist es
möglich, die Patienten in ihrem gewohnten Umfeld zu
erleben. Die beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten
können so direkt beobachtet und systemische Einflüsse
mit in die diagnostischen und therapeutischen Überle­
gungen einbezogen werden. Häufig wird so der Arztbe­
such als weniger belastend erlebt.
Die ambulante Tätigkeit der
Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) soll stationäre
psychiatrische Aufenthalte
verkürzen oder vermeiden
helfen. Für Menschen mit
psychischer Erkrankung
und geistiger Behinderung
wurden spezielle Diagnoseund Therapieangebote entwickelt. Die PIA kooperiert
dabei mit verschiedenen
Instituten und bietet eine
Sprechstunde in der Friedrich von BodelschwinghKlinik in Berlin-Wilmersdorf
an.
Folgende Patientenklientel stellt bisher den größten
Teil der in der Spezialambulanz behandelten Fälle
dar:
•Patienten mit schweren Verhaltensauffälligkeiten
im Rahmen von Psychosen, affektiven Störungen,
Persönlichkeitsstörungen, stationäre Problempa­
tienten (Drehtürpatienten, chronisch rezidivieren­
der Verlauf),
• Patienten mit Demenz und geistiger Behinderung,
•Patienten mit nicht sicher diagnostizierbaren
psychischen Erkrankungen,
• Patienten mit Komorbiditäten, z. B. Epilepsie,
• Patienten mit Autismus-Spektrum-Störungen.
Nach drei bis vier Patientenkontakten und der erforder­
lichen somatischen und neuropsychologischen Diag­
nostik wird eine vorläufige Diagnose gestellt und ein
individueller Behandlungsplan entworfen. Dieser wird
mit dem Patienten und dem Bezugssystem besprochen
und abgestimmt. Zur Diagnosesicherung und zur Ver­
laufsbeurteilung der Behandlung wird häufig ein in der
Oberarzt Dr. med. Christoph
Schade ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und
Leiter der Institutsambulanzen
der Abteilung für Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik
Psychiatrischen Institutsambulanz entwickelter Beob­
achtungsbogen eingesetzt, der auf die Strukturen der
komplementären Einrichtungen ausgerichtet ist.
In den vergangenen fünf Jahren wurden speziell für
Menschen mit psychischer Erkrankung und geistiger
Behinderung verschiedene Diagnose- und Therapiean­
gebote entwickelt. Zu diesen gehören:
•fachärztliche psychiatrische Diagnostik
(einschließlich EKG, Blutentnahmen, neuro-physio­
logische Untersuchungen und Therapien),
•psychologische Diagnostik (u. a. Leistungsdiagnos­
tik, Persönlichkeitsdiagnostik, Autismusdiagnostik)
und in Einzelfällen Therapie (schwerpunktmäßig
verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Psychothe­
rapie),
•sozialpsychiatrische Beratung (z. B. Klärung der
Wohnsituation, Angehörigenberatung), Fertig­
keiten­training (Skillstraining für Menschen mit
emo­­tional-instabiler Persönlichkeit, adaptierte
Form der dialektisch-behavioralen Therapie der
Borderlinestörungen nach Marsha Linehan),
• basale Stimulation,
• Kontakt- und Aktivitätentraining,
• Ernährungsberatung (für Patienten und Betreuer),
• Physiotherapie (Adipositasgruppe),
• Kunst- und Musiktherapie.
Darüber hinaus besteht ein gemeinsames fachüber­
greifendes Ambulanzprojekt mit dem Epilepsie Zentrum
Berlin Brandenburg.
Aktuell wird ein konzeptionelles Vorgehen zur Diag­
nostik von Autismus-Spektrum-Störungen bei erwach­
senen Menschen mit geistiger Behinderung entwickelt.
Nach der Diagnosestellung erfolgt eine Beratung
zur individuellen Therapie und Förderplanung unter
Berücksichtigung der autistischen Denk- und Wahrneh­
mungsbesonderheiten und des individuellen Leistungs­
profils. Im Rahmen dieses Projektes kooperiert die
Psychiatrische Institutsambulanz mit verschiedenen In­
s­ti­tuten, z. B. dem Medizinisch-Psychologischen Institut
für Bildungswissenschaften Berlin, der Universität der
Künste Berlin, Autea Gelsenkirchen und Autismus e. V.
Berlin.
Das Behandlungsangebot der Psychiatrischen Insti­
tutsambulanz ist primär auf den Berliner Versorgungs­
bereich ausgerichtet. Um auch für Patienten in den
westlichen Bezirken Berlins ein wohnortnahes Angebot
zu schaffen, bietet die Ambulanz eine Sprechstunde in
der neu eröffneten Friedrich von Bodelschwingh Klinik,
Landhausstraße 33–35 in Berlin-Wilmersdorf an. Die
Entwicklung dieses ambulanten Bereiches zeigt, dass
trotz einer guten ambulanten nervenärztlichen/psy­
chiatrischen Versorgung in Berlin ein hoher Bedarf für
solch ein spezialisiertes Angebot besteht. Dabei ist die
Zusammenarbeit und Kooperation mit den niedergelas­
senen Nervenärzten besonders wichtig.
Dr. med. Christoph Schade
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 17
| Autismus |
Autismus bei erwachsenen Menschen
mit Intelligenzminderung
A
Dr. med. Tanja Sappok
ist Ambulanzärztin, Fachärztin
für Nervenheilkunde und
Neurologie, Psychotherapie
Professioneller Betreuer:
SEA, FSK/aktuell
Pflegepersonal:
Verhaltensbeobachtung
Alltagssituationen:
Verhaltensbeobachtung
Familie:
ADI-R, FSK/Lebenszeit
Autismus
diagnose Therapeuten:
Verhaltensbeobachtung
z. B. in der Musiktherapie
Weniger Fixierungen Durch die kontinuierliche,
störungs­spezifische multiprofessionelle heil- und
psychotherapeutische
Arbeit im BHZ konnte in
den vergangenen zwei
Jahren erneut die Anzahl
an freiheitsentziehenden
Massnahmen um weitere
90 Prozent von 2000
Stunden auf unter 200
Psychologe:
ADOS
Arzt:
Klinische Diagnostik
(ICD-10-Kriterien)
Stunden pro Jahr reduziert
werden. Auch die Anzahl
an Stunden, die ein geistig
behinderter Patient im so
genannten Time-Out-Raum
verbracht hat, ist in diesen
drei Jahren signifikant
gesunken.
Auf der Station P 8 konnte
dieses Ergebnis nur durch
eine erhebliche Steigerung
der individuellen, modifizierten therapeutischen
Angebote, oftmals in
pflegerischer Eins-zu-einsBetreuung, erzielt werden.
Diese Zahlen belegen
nachdrücklich, dass auch
bei schwer oder schwer
mehrfach behinderten Patienten keine Rechtfertigung
für einen therapeutischen
Nihilismus besteht. Und
Eine Klausurtagung des Behandlungszentrums im März
2008 beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem The­
ma »Autismus bei erwachsenen Menschen mit Intelli­
genzminderung«. Aus dieser Klausurtagung entwickelte
sich eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft, der un­
terschiedliche Berufsgruppen des Behandlungszentrums
angehören. Es finden wöchentliche Fallbesprechungen
zu einzelnen Patienten mit Autismusverdacht statt. Hier
werden die Krankengeschichte, die Verhaltensbeobach­
tungen der wesentlichen Bezugspersonen und die Ergeb­
nisse standardisierter psychologischer Untersuchungen
zusammengetragen, ausgewertet, und die Diagnose
»Autismus« wird gestellt bzw. verworfen.
Für einzelne Patienten, bei denen die Einordnung
der Beschwerden besonders schwer fällt, finden vier­
teljährlich Fallbesprechungen unter fachkundiger An­
leitung durch Frau Prof. Schumacher, Professorin für
Musiktherapie der Universität der Künste in Berlin, statt.
Die Erfahrungen aus der klinischen Arbeit werden
in Kooperation mit verschiedenen Partnern, z. B. Frau
Dr. Dziobek, Projektleiterin »Neurobiologische Korre­
late der Empathiefähigkeit« des Instituts »Cluster Lan­
guages of Emotion« der FU Berlin und Frau Dipl. Psych.
Symalla, Geschäftsführerin bei AUTEA und Leiterin des
Fachdienstes Autismus in Bethel, wissenschaftlich aus­
gewertet, um die diagnostischen Möglichkeiten bei den
Betroffenen weiter zu entwickeln.
Autismus selbst ist nicht heilbar. Aber aus einem
kranken Menschen mit Autismus kann ein gesunder
Mensch mit Autismus werden.
Dr. med. Tanja Sappok
dass es in spezialisierten
Einrichtungen auch für sehr
verhaltensauffällige, schwer
behinderte Menschen
durchaus möglich ist, diese
ohne lange Fixierungen zu
untersuchen, therapeutisch durch ihre Krisen zu
begleiten und sie bei ihrer
Genesung zu unterstützen.
Dr. med. Tatjana Voß
Auswertung Fixierungen
Station P8 in Stunden
Zeitraum: 2007 bis 2009
Fixierungen Time out 1:1-Betreuung
2009 2008 2007
utismus tritt in der Nor­
malbevölkerung selten
auf (Prävalenz < 1%), wird je­
doch bei Menschen mit Intelli­
genzminderung deutlich häu­
figer diagnostiziert (8 – 40 %).
In der Betreuung und
Be­­handlung von psychisch
kranken oder verhaltensauffälligen Menschen mit In­
telligenzminderung ist es daher wichtig, die Störung
zu erkennen. Dadurch verändert sich die Akzeptanz
für bestimmte Verhaltensauffälligkeiten. Die Umwelt
der betroffenen Menschen kann entsprechend deren
Denk- und Wahrnehmungsbesonderheiten gestaltet
werden. In der Therapie- und Förderplanung können
für Autismus typische Stärken genutzt und es kann an
individuellen Schwächen gearbeitet werden. Darüber
hinaus treten bei Menschen mit Autismus bestimmte
psychische Erkrankungen häufiger auf, die dann leichter
erkannt und behandelt werden.
2033
229
352
1746
117
60
119
82
1544
KEH-Report | Juni 2010
Seite 18
| Musiktherapie |
Musiktherapeutische
Behandlungsmöglichkeiten
von erwachsenen Menschen mit Autismus und geistiger Behinderung
N
ach neuesten Unter­
suchungen hat jeder
vierte Mensch mit einer gei­
stigen Behinderung eine
Autismus-Spektrums-Störung.
Menschen mit Autismus
sind fundamental in ihren
Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten, ein­
geschränkt, neigen zu Stereotypien (z. B. ständiges
Wiederholen von Wörtern und Sätzen oder Hand- und
Fingerbewegungen), haben ausgeprägte Sonderinte­
ressen und zeigen zwanghaftes Verhalten sowie eine
Vorliebe für Rituale. Darüber hinaus neigen viele die­
ser Menschen zu selbst- und fremdverletzendem Ver­
halten. Die Grundlage dieser Störung liegt in Defiziten
in der Wahrnehmungsverarbeitung und -koordination,
Defiziten in der Handlungsplanung, dem Erfassen von
Bedeutungszusammenhängen und einem fehlenden
Konzept von »dem Anderen« – was nicht primär durch
die geistige Behinderung (gB) bedingt ist, sondern noch
als zusätzliche Störung anzusehen ist. Autismus als tief­
greifende Entwicklungsstörung ist nicht medikamentös
behandelbar und der adäquate Umgang mit diesen
Menschen stellt eine große Herausforderung dar, noch
dazu, da viele Betroffene nicht oder nur kaum sprechen.
Um überhaupt einen Zugang zu diesen Menschen
zu finden und sie aus ihrer sozialen Isolation befreien zu
können, braucht es viel Gespür und ein Sich-Einlassen
auf die Welt – d. h. die Denk- und Wahrnehmungsstruk­
tur – dieser Menschen. Hier hat sich ein musikalischer
Zugang als sehr hilfreich erwiesen.
Musik mit ihren Elementen Rhythmus, Klang, Melo­
die, Dynamik und Form stellt eine Art nicht-sprachliche
Kommunikationsform dar, in etwa vergleichbar mit
dem vorsprachlichen Dialog mit einem Baby. In dieser
»Babysprache« geht es weniger um konkreten Informa­
tionsaustausch, als um ein Sich-aufeinander-Beziehen,
ein Teilen von Freude, ein Trösten – d. h. ein Regulieren
von inneren Spannungszuständen, ein gemeinsames
Richten der Aufmerksamkeit auf z. B. eine Rassel etc. Im
gemeinsamen Musizieren sind alle diese Aspekte auch
mit erwachsenen Menschen möglich und es bietet sich
somit die Möglichkeit, an diesen vorsprachlichen Dialog
anzuknüpfen und einen »Draht« zu diesen Menschen
zu finden. Da ein enger Kontakt für Menschen mit Au­
tismus oft schwer auszuhalten ist, haben Instrumente
als »dritte Objekte« im Beziehungsgeschehen eine ent­
lastende Funktion, sie können angemessene Distanz
schaffen und es braucht nicht den Blickkontakt, den
wir beim Sprechen mit einem Menschen suchen und
der von den meisten Menschen mit Autismus gemie­
den wird. Die Beeinflussung von Rhythmus und Klang
Um Menschen mit Autis­
mus, die in ihren Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zu anderen
fundamental eingeschränkt
sind, aus ihrer sozialen
Isolation zu befreien, leistet
Musik als Zugangsmedium
große Hilfe. Mit ihren Elementen Rhythmus, Klang,
Melodie, Dynamik und
Form ermöglicht sie eine
Art vorsprachlichen Dialog
mit dem Patienten.
Seminare
Thomas Bergmann,
Linda Kienitz.
Auto- und fremdaggressives
Verhalten bei Menschen
mit Autismus.
VIA Berlin 26.04.2010
Thomas Bergmann,
Tanja Sappok, Karin Schumacher, Albert Diefenbacher.
Musiktherapeutischer Behandlungsansatz bei erwachsenen
Menschen mit Autismus und
geistiger Behinderung.
DGPPN Berlin 26./27.11.2009;
Wissenschaftliche Tagung
Autismus-Spektrum (WTAS)
18./19.2.2010, Frankfurt a. M.
auf vegetative Funktionen (Atmung, Puls, Muskeltonus)
ermöglicht Entspannung und Kontaktaufnahme auf
basaler körperlicher Ebene. Hierfür stehen große und
resonierende Instrumente zur Verfügung, wie die Bass­
schlitztrommel, Klangschalen oder die Körpertambura,
die sogar für hörgeschädigte und sensorisch einge­
schränkte Menschen bestens geeignet sind.
Ein zentrales Element in der Arbeit mit Menschen
mit Autismus ist die Synchronisation. Das Erleben von
Gleichzeitigkeit verschiedener Sinneswahrnehmungen
(Hören, Tasten, Sehen...) und des inneren Erlebens führt
zu einer Aktivierung und Verknüpfung von Nerven­
bahnen und Hirnarealen, die gerade bei diesen Men­
schen gestört oder fehlentwickelt sind. Diese Synchro­
nisation betrifft die Selbstwahrnehmung, aber auch die
Abstimmung mit dem Anderen. Dieses kann sich z. B.
durch Momente der Gleichzeitigkeit bei einem Trommel­
rhythmus zeigen oder dem Abstimmen der Lautstärke
beim gemeinsamen Spiel auf dem großen Gong. Syn­
chronisation kann als Basis für jede Form einer weiteren
Entwicklung des Lernens, des Kommunikations- und In­
teraktionsverhaltens und der Regulierung von Emotio­
nen und inneren Spannungen gesehen werden. Diese
Entwicklungen stellen eine grundlegende Verbesserung
der Lebensqualität dar.
Musiktherapie bei Menschen mit Autismus findet
vorwiegend im Einzelsetting statt, da nur eine bere­
chenbare soziale Situation Ausgangsgangspunkt für
eine therapeutische Beziehungsgestaltung sein kann.
Auf der Station P8 wird vorwiegend stationär, im di­
rekten Umfeld des Patienten gearbeitet. Darüber hinaus
steht ein neu eingerichteter Snoezelraum zur Verfü­
gung, der als reizarme Umgebung dem Bedürfnis der
Patienten nach Ruhe und Überschaubarkeit entgegen
kommt. Für die Patienten der Station P7 und der Spe­
zialambulanz steht ein großer und gut ausgestatteter
Juni 2010 | KEH-Report
Seite 19
| Musiktherapie | Ernährung |
Musiktherapieraum zur Verfügung. Bei der ambulanten
Behandlung sind die Bezugspersonen eingeladen, be­
obachtend teilzunehmen. Dieses bietet einerseits dem
Patienten mehr Sicherheit in der ungewohnten Umge­
bung, andererseits den Beobachtern die Möglichkeit,
den Patienten in einer alltagsfernen Situation zu erle­
ben. Das gibt Anlass für ein therapeutisches Nachge­
spräch, in dem Förderplanung, spezifischer Umgang
mit dem Patienten, Krisensituationen etc. thematisiert
werden können.
Diese Form der Zusammenarbeit bewährt sich zu­
nehmend im Sinne von Austausch und Nachhaltigkeit
therapeutischer Effekte. Den größten Einfluss auf die
Entwicklung und die Lebensqualität von Menschen mit
Autismus haben jene, die tagtäglich mit ihnen umge­
hen und zu ihrem engeren Lebensumfeld gehören. Ich
versuche, sie bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe
zu unterstützen.
Thomas Bergmann
Dipl.-Musiktherapeut
Abbildungen: Behandlungsmöglichkeiten im neuen Snoezelraum
Ernährungsberatung im
Behandlungszentrum
M
enschen mit geistiger Behinderung, die vorran­
gig institutionalisiert leben, zeigen sehr häufig
Störungen des Ess- und Gewichtsverhaltens. Oftmals
wird nicht nur von den Patienten, sondern auch von
den Betreuern das seelische Wohlbefinden über »gutes
Essen« definiert. Verstärkt wird diese Problematik bei
Menschen mit psychischer Erkrankung und geistiger
Behinderung durch den Einsatz von Psychopharmaka,
die das Sättigungsgefühl stark beeinflussen.
Das Behandlungszentrum bietet in einzigartiger
Form eine adaptierte Version des BELA-Programms an.
BELA steht für Bewegung, Ernährung, Lernen, Akzep­
tieren und es handelt sich dabei um ein psychoeduka­
tives Trainingsprogramm speziell für psychisch kranke
Menschen. Die Teilnehmer bekommen in acht Modulen
Grundkenntnisse über gesunde und ausgewogene Er­
nährung vermittelt, wobei die Theorie einfach aufge­
baut ist und durch zahlreiche praktische Handlungen
ergänzt wird.
Die Inhalte der Module sind auf die speziellen Be­
lange der Patienten abgestimmt, bieten z. B. Strategien
gegen Heißhungerattacken an. Die Kurse werden in
der Regel einmal wöchentlich in Gruppen mit sechs bis
zehn Teilnehmern gehalten, außerdem gehört zu BELA
ein regelmäßiges Bewegungsangebot. Der Kurs wird
in kleinen Schritten und in einfacher Sprache durch­
geführt, häufige Wiederholungen und Raum für viele
Fragen unterstützen den Lernerfolg und heben den
Spaßfaktor.
»Bewegung, Ernährung,
Lernen, Akzeptieren«
(BELA) heißt das psychoedukative Trainingsprogramm, das speziell für
psychisch kranke Menschen entwickelt wurde
und im BHZ angeboten
wird. In acht Modulen
werden sowohl Patienten
als auch Betreuern Grundkenntnisse über gesunde
und ausgewogene Ernährung vermittelt. Die Theorie
wird durch praktische
Übungen ergänzt.
Neben der visuellen Veran­
schaulichung kommt auch
das gemeinsame Kochen
nicht zu kurz. Ergänzend wer­
den durch einen Physiothera­
peuten zweimal wöchentlich
Bewegungsübungen in einer
Adipositasgruppe angeboten.
Das Augenmerk liegt hier auf der Steigerung der Aus­
dauer sowie der gezielten Fettverbrennung bei stän­
diger Pulsüberwachung.
Von entscheidender Bedeutung für die Fortführung
einer gesunden Ernährung ist, dass auch die Wohn­
gruppenbetreuer entsprechend geschult werden. Da­
her werden im Behandlungszentrum spezielle Kurse an­
geboten, welche auf diese Berufsgruppe ausgerichtet
sind. Diese fungieren in den Wohngruppen als »Multi­
plikatoren« und sorgen für die Nachhaltigkeit des Trai­
ningsprogramms.
Bisher wurden vier Patientenschulungen mit insge­
samt 22 Patienten und drei Betreuerschulungen durch­
geführt, die Mehrzahl der Patienten nahm kontinuierlich
am Kurs teil und äußerte, Freude an den Lerninhalten
sowie deren Umsetzung zu Hause zu haben. Es hat sich
bewährt, durch lustbetonte und abwechslungsreiche
Kursinhalte das Interesse der Patienten an einer Ernäh­
rungsumstellung zu wecken und weniger Beachtung
dem Gewicht zukommen zu lassen. Trotzdem nahm die
Mehrzahl der Patienten deutlich an Gewicht ab.
Dr. med. Christoph Schade
KEH-Report | Juni 2010
Seite 20
| Informationen |
| ??? |
MECKLENBURGVORPOMMERN
UCKERMARK
Wirkung über
die Region hinaus
PRIGNITZ
OSTPRIGNITZRUPPIN
BARNIM
Patienten aus dem Berliner Umland im Zeitraum 2005 bis 2009
OBERHAVEL
MÄRKISCH
ODERLAND
HAVELLAND
I
n seinem vollstationären Bereich hat das Behand­
lungszentrum im Jahr 2009 378 Patienten versorgt.
Die »Spezialambulanz für psychisch kranke Menschen
mit geistiger Behinderung« konnte im I. Quartal 2010
bereits 380 Patienten ambulant behandeln.
Mit Übernahme der Versorgung der Patienten­
klientel für das gesamte Land Berlin im Jahr 2000 kam
es zu einer Erhöhung des Anteils von Patienten aus
entfernter gelegenen Berliner Stadtbezirken. Multidiszi­
plinärer Ansatz, ganzheitliche Diagnostik und Therapie
der Patienten führten auch zu wachsendem Interesse
an Einweisungen aus dem Land Brandenburg und an­
deren Bundesländern. Bislang wurden ca. 300 Patien­
ten aus überregionaler Zuweisung behandelt.
Die violetten Kreise in der nebenstehenden Grafik
symbolisieren die Anzahl der Einweisungen von einem
Patienten bis hin zu 72 Patienten.
BERLIN
BRANDENBURG
FRANKFURT
POTSDAM
ODER-SPREE
POTSDAMMITTELMARK
TELTOW-FLÄMING
DAHME
SPREEWALD
NORDRHEINWESTFALEN
COTTBUS
SACHSEN
SACHSEN-ANHALT
SAARLAND
THÜRINGEN
SPREE-NEISSE
ELBE-ELSTER
SPREEWALDLAUSITZ
Ausgewählte Vorträge und Veröffentlichungen aus dem BHZ
Publikationen
Diefenbacher A: Psychiatrie
außerhalb der psychiatrischen
Versorgung – das Allgemeinkrankenhaus als »virtueller
psychiatrischer Versorgungssektor«. Gemeindenahe Psychiatrie, Bertuch-Verlag 2009, Heft 3, S. 135-144
Sappok T, Barrett B, Voß T, Diefenbacher A, Schade C: HashimotoThyreoiditis mit Hypothyreose
und Hypokal­ziämie – Differentialdiagnostische Erwägungen bei
Demenz und Down Syndrom. Medizin für Menschen mit geistiger
oder mehrfacher Behinderung,
2009, 6(1), S. 40 – 44
Sappok T, Bergmann T, Kaiser H, Diefenbacher A: Autismus
bei erwachsenen Menschen
mit geistiger Behinderung.
Der Nervenarzt (akzeptiert zur
Publikation)
Sappok T , Voß T, Millauer M,
Schade C, Diefenbacher A:
Psychotherapie bei Menschen
mit Intelligenzminderung:
Ein Überblick am Fallbeispiel
der Hundephobie. Der Nervenarzt 2010, Epub,
Schade C, Sappok T, Diefenbacher A: Besonderheiten in der Diag­­nostik
und Therapie psychischer
Erkrankungen bei Menschen
mit geistiger Behinderung.
Berliner Ärzteblatt 2008 (9)121,
S. 23 – 26
Voß T, Diefenbacher A: Demenz bei geistiger Behinderung In: Mahlberg
R, Gutzmann HW (Hrsg.): Demenzerkrankungen. Erkennen,
behandeln und versorgen.
Deutscher Ärzte-Verlag (Köln)
2009, S.96 – 100
Voß T, Schade C, Kaiser H,
Jeschke C: »Und es geht doch«
– Stationäre Psychotherapie
bei Menschen mit geistiger
Behinderung, Psychotherapie
im Dialog 2008 (2), S. 132-37
Vorträge
Barrett B: Modified Dialectical
Behavior Therapy for Individuals with Intellectual Disabilities. Workshop 7th European
Congress of Mental Health in
Intellectual Disability (EAMHID),
3.– 5.9.2009, Amsterdam und
1st International Congress on
Borderline Personality Disorder,
1. – 3.7.2010, Berlin
Diefenbacher A: Psychiatrische
und psychotherapeutische
Behandlung von Menschen
mit geistiger Behinderung
und psychischen Erkrankungen. Fachtagung Menschen
mit Intelligenzminderung und
psychischen Erkrankungen:
Behandlungskonzepte und
Einrichtungen, Caritasverband
Freiburg in Zusammenarbeit
mit der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg, 21.3.2009,
Freiburg
Feuerherd C: Wohin mit
meiner Wut? – Ambulante
Gruppenarbeit. Workshop
5. Fachtagung »Therapie bei
Menschen mit geistiger Behinderung – Seelische Traumata
und Traumafolgestörungen«,
13.11.2009, Berlin
Feuerherd C: Borderline-Persönlichkeitsstörung und geistige Behinderung, Workshop
15.6.2010, Lebenshilfe Bildung
gGmbH, Berlin
Kaiser H: Autismus und Traumata. Vortrag und Workshop
4. und 5. Fachtagung »Therapie
bei Menschen mit geistiger
Behinderung« – Seelische
Traumata und Traumafolgestörungen«, 24./25.11.2008 und
13.11.2009, Berlin
Sappok T, Bergmann T, Diefenbacher A: Prävalenz und
Diagnostik von Autismus
bei erwachsenen Menschen
mit Intelligenzminderung.
Wissenschaftliche Tagung
Autismus-Spektrum, 19.2.2010,
Frankfurt a. M.
Voß T, Barrett B: Somatisch
krank in der Psychiatrie?
Fehlplatzierung von Menschen
mit geistiger Behinderung in
der Psychiatrie auf Grund nicht
diagnostizierter körperlicher
Erkrankungen. Fachtagung
Gesundheit fürs Leben, Bundesvereinigung Lebenshilfe,
15./16.5.2009, Potsdam
Herunterladen