Konzept für eine ökologisch nachhaltige zentrale

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Konzept für eine ökologisch nachhaltige zentrale
Speichereinheit für die Universitätsbibliothek der
Humboldt-Universität zu Berlin
Fachhochschule Potsdam
Bibliotheksmanagement WS 2009/2010
Prof. Dr. H.-C. Hobohm, in Zusammenarbeit mit Olaf Eigenbrodt
Dierk Eichel,
Anastasia Schadt
Matrikel-Nr.: 7388
Matrikel-Nr.: 7753
[email protected]
[email protected]
Anja Skudlarek
Anja Wagner
Matrikel-Nr.: 7730
Matrikel-Nr.: 7754
[email protected]
[email protected]
Inhaltsverzeichnis
1
Zusammenfassung .............................................................................................. 3
2
Einleitung............................................................................................................. 4
3
Bestandserhaltung............................................................................................... 5
4
Ökologie und Nachhaltigkeit ................................................................................ 6
5
Gebäude.............................................................................................................. 7
5.1
Materialien .................................................................................................... 7
5.2
Energie ......................................................................................................... 7
5.3
Grüne Fassade und grünes Umland ............................................................ 8
5.4
Zertifizierung................................................................................................. 9
6
Fazit................................................................................................................... 10
7
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 11
2
1 Zusammenfassung
Aufgrund der begrenzten Raumsituation in der Universitätsbibliothek der HumboldtUniversität zu Berlin wird mehr Platz für Bücher gebraucht. Daher wird ein neues
Magazingebäude am Standort Adlershof geplant. Damit dieser Neubau den aktuellen
gesellschaftspolitischen Ansprüchen gerecht wird, plant eine studentische
Projektgruppe der Fachhochschule Potsdam ein ökologisch nachhaltiges Gebäude.
Dazu wird dieses Konzept erstellt. Da ein automatisiertes Speichersystem installiert
wird, muss auf Mitarbeiter und deren Bedürfnisse keine Rücksicht genommen
werden.
Auf Grundlage der konservatorischen Bedingungen für die Bücherlagerung, ergeben
sich folgende Werte, für die Temperatur etwa 18°C und für die relative Luftfeuchte
ca. 50 %. Diese Werte dürfen leicht mit dem Jahresverlauf schwanken. Dies wird
durch geringen technischen Aufwand erreicht. Es bedarf dazu nur einer aktiven
Lüftungsanlage mit Wärmetauscher und starker Dämmung der Außenwände.
Konzipiert wird eine Hallenkonstruktion ohne Fenster und Keller, mit nur einem
großen Raum für das automatisierte Speichersystem.
Aufgrund der ökologischen Kriterien wird der nachwachsende Rohstoff Holz als
Baustoff für Träger, Außenwand und Isolierung eingesetzt. Weiterhin werden
Lochziegel aus dem natürlichen Material Ton als Feuchteregulator an den
Innenwänden angebracht.
Sonnenenergie als regenerative Energiequelle wird mit Photovoltaikmodulen auf dem
Dach und der Südfassade gewonnen. Um den Energieverbrauch gering zu halten,
werden energieeffiziente Geräte eingebaut.
Ein besonderes Merkmal wird die Errichtung einer grünen Fassade sein. Diese bietet
nicht nur Vorteile für das Innenklima des Gebäudes, sondern auch für das Stadtklima
in Berlin. Ein neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen wird geschaffen.
Diese Maßnahmen lassen sich durch entsprechende Zertifizierungssysteme
bewerten.
Hiermit wird die Humboldt-Universität zu Berlin ihrer gesellschaftlichen
Verantwortung gerecht und handelt als ökologisches Vorbild.
3
2 Einleitung
Die Herausforderung des Projektes besteht darin, ein ausreichend großes
Speichermagazin mit einer Klimakonzeption zu entwickeln, welche die Bedingungen
zur konservatorischen Sicherheit für den Bestand, zur Bedienungsfreundlichkeit und
den niedrigen Folgekosten erfüllt. Dabei steht der Aspekt der ökologischen
Nachhaltigkeit von Bibliotheksbauten immer im Mittelpunkt. Beim Erstellen eines
Klimakonzeptes für das Speichermagazin nutzten wir viele Anregungen aus dem
Archivbereich, denn in Archiven wird schon seit mehreren Jahren intensiv über die
korrekten Lagerbedingungen von Beständen geforscht. Klimatisierungslösungen aus
dem Kasseler und Kölner Modell haben wir in unsere Konzeption aufgenommen.
Weiterhin konsultierten wir den Bauphysiker Prof. Rüdiger Lorenz, der uns wichtige
Ratschläge aus den derzeit angewendeten Konzepten und Materialien geben konnte.
Bei der Erstellung der Konzeption sind wir nicht auf die ökonomischen Aspekte
eingegangen.
Des Weiteren müssen keine Bedingungen zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse
geschaffen werden, da sich kaum Personal im Magazin aufhalten wird. Die
Transport- und Bereitstellungsarbeiten werden von einer automatisierten
Speicheranlage durchgeführt.
Wir untersuchen dieses spezielle automatisierte Magazin in Hinblick auf die Kriterien
der Bestandserhaltung und deren ökologischen Auswirkungen, mit dem Ziel sie
möglichst gering zu halten und dabei auf den Einsatz technischer Instrumente zu
verzichten.
Beim Bau achten wir auf ökologische Baustandards und nachwachsende Rohstoffe.
Das fertige Magazin soll auf mögliche Zertifizierungen untersucht werden. Der Bau
soll eine Vorbildfunktion haben.
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3 Bestandserhaltung
Das Klimakonzept funktioniert mit wenigen technischen Hilfsmitteln. Um die
angestrebte Temperatur von 18 °C bei einer relativen Luftfeuchte von 50 %, mit
geringen Schwankungen, zu erreichen, ist ein speziell angepasstes Klimakonzept
notwendig. Schnelle und heftige Klimaschwankungen (z. B. extreme Klimawerte und
Temperatur- und Feuchtigkeitsstürze) müssen unbedingt verhindert werden, damit
eine klimastabile Umgebung für den Bibliotheksbestand bereitgestellt werden kann.
Die Klimawerte im Magazin werden ständig gemessen und kontrolliert. Bei häufigen
Temperaturschwankungen und ungünstigen Feuchteverhältnissen kann der
Alterungs- und Zerfallsprozess der gelagerten Bestände beschleunigt werden.
Die angewandten Werte konnten aus den Ergebnissen mit der wissenschaftlichen
Beschäftigung der Lebensbedingungen von Schimmel, des Pilzwachstums und der
Wirkung von Säuren beim Papierzerfall ermittelt werden.
Um das Eindringen von Staub zu vermeiden und die Luftfeuchtigkeit zu regulieren
wird eine aktive Lüftungsanlage eingesetzt. Durch einen Ventilator wird Außenluft
aktiv angesaugt und der Schmutz herausgefiltert, um die Materialen vor
Bestandsschäden zu schützen.
Für eine effektive Luftzirkulation werden die Regale parallel zu den Belüftungswegen
aufgestellt und verfügen über offene oder gelochte Seitenwände. Dabei ist es wichtig
verschiedene Abstände einzuhalten:
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4 Ökologie und Nachhaltigkeit
Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit rückt auch im Bauwesen immer mehr in den
Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Die Anwendung effizienter Lösungen, welche
den Kriterien der klassischen drei Säulen der Nachhaltigkeit entsprechen, können
den Energie- und Ressourcenverbrauch minimieren, Gesamtkosten optimieren und
städtebauliche Integration fördern. Wird die ökologische Qualität eines Gebäudes
bewertet, stehen vor allem die Beschaffenheit der Baustoffe, der Energieverbrauch
sowie die Auswirkungen auf das Ökosystem im Vordergrund. Mit Hilfe von
Bedarfsanalysen können Anforderungen an ein Gebäude geplant werden, um somit
die Betriebskosten zu reduzieren.
Neben den ökologischen und ökonomischen Qualitäten bestimmen generell auch
soziale Kriterien eine nachhaltige Bauweise. Das Speichermagazin profitiert vor
allem von der ökologischen und ökonomischen Säule, da Personal so gut wie nicht
im Gebäude tätig sein wird.
Um an die eigene Zukunft und die folgender Generationen zu denken ist es von
Nöten, eine Alternative zu den fossilen Energieträgern zu nutzen. Die erneuerbaren
Energien weisen eine Reihe von Vorteilen gegenüber den verwendeten fossilen
Energieträgern auf: Es entstehen keine Luftschadstoffe und klimaschädlichen Gase.
Die zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energien, sowie deren Einsatz sind
unerschöpflich. Es sind nur relativ kleine Eingriffe in die Ökosysteme notwendig um
regenerative Energien nutzen zu können, es werden keine bleibenden Schäden
hinterlassen.
6
5 Gebäude
Um den Raum optimal ausnutzen zu können, wird das Speichermagazin eine Halle in
Form eines Kubus sein. Die automatisierte Speicheranlage (ASRS) benötigt einen
großen Raum, Zwischenwände sind aus diesem Grund nicht nötig. Eine
Klimaschleuse, welche die ein- und ausgehenden Bücher durchlaufen, soll
Temperaturschwankungen im Inneren des Gebäudes vermeiden.
5.1
Materialien
Für die tragenden Elemente des Gebäudes und die Außenwände wird Holz als
nachwachsender Rohstoff verwendet. Für die Isolierung bietet sich
Holzfaserdämmstoff an, der die Temperatur im Inneren des Gebäudes konstant
halten kann oder mit nur so geringer Abweichung, dass es der Lagerung der Bücher
nicht abträgt.
Dieses Baumaterial wird aus Wäldern bezogen, welche nach dem FSC (Forest
Stewardship Council)-Siegel zertifiziert sind. Die ökologische Nachhaltigkeit ist
dadurch garantiert.
Zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit werden an der Innenwand Lochziegel aus Ton
angebracht. Ton ist ein natürlich vorkommender Rohstoff.
5.2
Energie
Durch den energiesparenden Bau und den Einsatz von energieeffizienten Geräten
wird der Energieverbrauch im Speichermagazin möglichst gering gehalten. Energie
wird z. B. für das ASRS, für die Beleuchtung und die Belüftung benötigt. Dafür bietet
sich der Einsatz von besonders energiesparenden Elektromotoren und Leuchtmitteln,
z. B. LED an. Zu diesem Zweck wird die unendlich verfügbare Sonnenenergie
angezapft. Mit Hilfe von Photovoltaikzellen kann so der geringe Energiebedarf des
Speichermagazins auf regenerative Weise gedeckt werden und der überschüssige
Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.
7
Laut dem EEG - Erneuerbare-Energien-Gesetz wird die Nutzung von Solarenergie
durch den Bund gefördert und sichert eine Vergütung zu. Somit wird die
ökonomische Säule der Nachhaltigkeit gestärkt. Um die volle Energie der Sonne
nutzen zu können, soll die Anlage auf dem Dach, sowie auf der Südseite der
Fassade angebracht werden.
5.3
Grüne Fassade und grünes Umland
Grüne Fassaden schützen das Gebäude vor Wettereinflüssen und dienen als
Klimaanlage. Als thermische Pufferzonen regulieren sie die Temperaturen im
Gebäude und verhindern Energieverluste. Im Sommer verhindern sie die starke
Aufheizung der Fassade und im Winter dämpfen sie deren Auskühlung. Dadurch wird
automatisch Energie gespart. Dies unterstützt das Klimakonzept des Gebäudes,
welches mit geringsten technischen Mitteln und ohne Heizung funktioniert. Zusätzlich
sorgt dies für eine Energiekosteneinsparung.
Grüne Fassaden verbessern das Stadtklima, indem sie die Luft reinigen. Dies
passiert durch die Aufnahme von Kohlendioxid durch die Pflanzen, die außerdem
Schmutz und Gifte aus der Luft filtern. Dadurch entsteht, vor allem im Sommer, eine
angenehme Kühle und Luftfeuchtigkeit. Straßenlärm wird gedämmt und das Stadtbild
durch immergrüne Wände verschönert. Außerdem wird der Lebensraum vieler Tiere
durch begrünte Fassaden gesichert.
Bei den Pflanzen für die grüne Fassade wird es sich um Gerüstranker handeln. Dafür
gibt es bereits fertig begrünte Gerüste, die nur noch an die Außenwand angebracht
werden müssen. Da kein direkter Kontakt besteht müssen Fassadenschäden nicht
befürchtet werden.
Das Umfeld des Gebäudes soll naturnah gestaltet werden und somit die Biodiversität
erhöhen und sie dauerhaft sichern. Dies wird durch eine artenreiche Aussaat von
Blütenpflanzen erreicht.
8
5.4
Zertifizierung
Es ist nicht einfach, gesellschaftlichen und Umweltansprüchen gerecht zu werden.
Zertifizierungssysteme bieten Vorteile für Nutzer und die Umwelt. Ein Gütesiegel ist
ein Qualitätskriterium, welches der Einrichtung oder Organisation einen enormen
Imagegewinn bringen kann. Die Chancen des Unternehmens steigen auf dem Markt
und es können neue Zielgruppen erschlossen werden. Außerdem steigt der
Immobilienwert von zertifizierten Gebäuden. Steuervorteile und geringere
Betriebskosten sind Argumente für die Wirtschaftlichkeit. Durch ein transparentes
Bewertungssystem sind verschiedene Einrichtungen miteinander vergleichbar.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die sich für eine solche Zertifizierung anbieten.
Die bekanntesten sind „Eco Management and Audit Scheme“ (EMAS), ISO 14000,
„Leadership in Energy and Environmental Design“ (LEED) und „Deutsches
Gütesiegel Nachhaltiges Bauen“. Das von der Europäischen Union entwickelte
EMAS, auch als Öko-Audit bekannt, ist in Deutschland weit verbreitet und eignet sich
zur Zertifizierung von Dienstleistungen, die von Organisationen angeboten werden.
Die Umweltmanagementnorm ISO 14000 ist ein weltweit verbreitetes
Zertifizierungssystem für Umweltbewertungen. Das aus Amerika stammende LEED
richtet sich besonders an das ökologische Bauen. Es gibt bereits Bibliotheksgebäude
die damit zertifiziert wurden. In Deutschland ist es seit Kurzem möglich, die
ökologische Nachhaltigkeit von Gebäuden mit dem „Deutschen Gütesiegel
Nachhaltiges Bauen“ zu bewerten.
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6 Fazit
Als Resultat werden wir festhalten, das es gerade in heutiger Zeit unabdingbar ist die
Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit zu beachten. Sie sollten ein ganz
selbstverständlicher und integraler Bestandteil in der Nachhaltigkeitsstrategie einer
jeden Bibliothek sein.
Unsere Umwelt wird geschont und auch auf der Kostenseite wird sich die Beachtung
der ökologischen Nachhaltigkeit auszahlen.
Die Bibliothek mit ihrem Vorbildcharakter sollte eine Führungsrolle auf dem Gebiet
der ökologischen Nachhaltigkeit beanspruchen.
Als öffentlicher und akademischer Ort hat die Bibliothek die Möglichkeit diese
wichtige Botschaft in die Gesellschaft hineinzutragen und die Menschen für die
Lösung der anstehenden Probleme zu sensibilisieren.
In Zeiten vom Klimawandel und steigendem ökologischem Bewusstsein der
Bevölkerung wird nicht nur das positive Image der Bibliothek, sondern der gesamten
Universität gefördert.
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7 Literaturverzeichnis
Fassadenbegrünung. Online verfügbar unter:
http://www.bauherr.de/begruenung/fassade.htm [letzter Zugriff: 23.04.2010]
Glauert, Mario (2009): Klimaregulierungen in Bibliotheksmagazinen. In: Bibliotheken
bauen und ausstatten. Bad Honnef, S. 158-173
Gottlebe, Silke (1982): Mut zu grünen Wänden : Pflanzen an Fassaden. Berlin
Lakenbrink, Simone (2009): Zertifizierung von Bestandsgebäuden. Berlin
Ökotip Nr. 4: Mut zu grünen Wänden –Fassadenbegrünung. Online verfügbar unter:
http://www.dauchingen.de/tips/tip04.html [letzter Zugriff: 23.04.2010]
Sagstetter, Maria (2004): Klimatisierungskonzepte in jüngeren Archivgebäuden in
Deutschland. In: Archivalische Zeitschrift 86, S. 323-353
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