Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien – Strategien und Marktpotenziale PD Dr. Johannes Harsche Dr. Bernd Werner Report Nr. 809 Wiesbaden 2011 Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Abraham-Lincoln-Straße 38-42 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet Geschäftsführer: Vorsitzender des Aufsichtsrates: 0611 / 774-81 0611 / 774-8313 [email protected] http://www.hessen-agentur.de Jürgen Illing Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien – Strategien und Marktpotenziale Inhalt Seite 1 Einführung 1 2 Länderprofil zu Brasilien 3 3 Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Brasilien und Hessen 19 3.1 Hessische Exporte nach Brasilien 19 3.2 Hessische Importe aus Brasilien 22 3.3 Direktinvestitionsverflechtungen zwischen Hessen und Brasilien 24 4 Einflussfaktoren für die hessisch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen auf Unternehmensebene 28 4.1 Untersuchungsdesign 28 4.2 Untersuchungsergebnisse 29 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 Spektrum der Geschäftstätigkeit Motive für die Geschäftstätigkeit Herausforderungen bei der Geschäftstätigkeit Zukunftspotenziale und politische Handlungsansätze 29 29 32 35 5 Zusammenarbeit im Bereich Lehre, Forschung und Entwicklung 48 6 Fazit 53 7 Kontaktadressen 55 Liste der Gesprächspartner 56 Abbildungsverzeichnis 57 Tabellenverzeichnis 58 Quellenverzeichnis 59 I HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 1 Einführung Die brasilianische Volkswirtschaft zeichnet sich durch viele Merkmale aus, die auf einen – auch im Vergleich zu anderen Schwellenländern – hohen wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungsstand hinweisen. In zahlreichen technologieintensiven Wirtschaftzweigen verfügt das Land über umfangreiche Produktionskapazitäten. Genannt seien etwa der Maschinenbau, die Automobilindustrie, die Energieund Kraftwerkstechnik wie auch die Luft- und Raumfahrttechnik. Ferner zählt das Land zu den weltweit bedeutendsten Rohstoffproduzenten. Ein weiterer Wirtschaftszweig von internationaler Bedeutung ist die stark auf den Export ausgerichtete und u. a. aufgrund der naturräumlichen Produktionsbedingungen sehr konkurrenzfähige brasilianische Agrarwirtschaft. Aber auch im Dienstleistungsbereich – insbesondere im Finanzsektor und in der Telekommunikation – weist das Land sehr wettbewerbsstarke und international operierende Unternehmen auf. Die wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens war in der jüngeren Vergangenheit durch ein dynamisches Wachstum gekennzeichnet, und die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Land wesentlich besser verkraftet als andere Industrie- und Schwellenländer. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufstiegs hat sich das weltpolitische Gewicht des Landes deutlich verstärkt, weswegen sich auch seine Rolle in internationalen politischen Institutionen erheblich gewandelt hat. In der WTO und der G-20 vertritt die brasilianische Regierung mittlerweile sehr selbstbewusst eigene Interessen und tritt zudem als Fürsprecher anderer Länder auf. Trotz unbestreitbarer wirtschaftlicher Erfolge ist Brasilien nach wie vor durch zahlreiche Strukturmerkmale geprägt, die für den Status eines Schwellenlandes typisch sind, so etwa eine sehr ungleiche personelle Einkommensverteilung und eine starke Eigentumskonzentration. Ein Nachholbedarf besteht nicht zuletzt auch bei der Infrastruktur, jedoch werden gegenwärtig – vor allem im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016 – von der brasilianischen Regierung umfangreiche Anstrengungen zu deren Ausbau unternommen. Ziel der vorliegenden Länderstudie ist es, unter Berücksichtigung der vielfältigen Facetten der brasilianischen Volkswirtschaft wesentliche Aspekte der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Brasilien und Hessen aufzuzeigen. Hierzu werden zunächst in einem Länderprofil die wichtigsten wirtschaftlichen Strukturmerkmale Brasiliens dargestellt. Danach folgt eine Übersicht über die außenwirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Hessen und Brasilien, wobei schwerpunktmäßig auf die Außenhandelsbeziehungen und die Direktinvestitionen eingegangen wird. 1 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Im Anschluss hieran werden im Hinblick auf die brasilianisch-hessischen Wirtschaftsbeziehungen die Einflussgrößen für außenwirtschaftliche Aktivitäten beleuchtet. Die hierbei angewandte Untersuchungsmethodik basiert auf leitfadengestützten Expertengesprächen mit Vertretern brasilianischer bzw. hessischer Einrichtungen und Unternehmen, deren Ergebnisse im Hinblick auf bedeutende Motive bzw. Hemmnisse für die Standortwahl und die Geschäftstätigkeit ausgewertet wurden. Fünf Kurzporträts von Unternehmen runden diese Ausführungen ab. Hierauf folgt in Form einer Übersicht die Präsentation der Kooperationen zwischen brasilianischen und hessischen Hochschulen. Zum Abschluss der Untersuchung werden die wichtigsten Untersuchungsergebnisse zu den brasilianisch-hessischen Wirtschaftsbeziehungen zusammengefasst. 2 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 2 Länderprofil zu Brasilien Brasilien ist flächenmäßig das fünftgrößte Land der Erde, es vereint mit seinen rund 8,5 Mio. km2 mehr als 47 % der Fläche Südamerikas auf sich. Ebenfalls weltweit an fünfter Stelle liegt Brasilien bei der Bevölkerung, knapp 194 Mio. Menschen leben in dem südamerikanischen Land. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in Brasilien beläuft sich auf 23 Einwohner/km2 (Deutschland: 236 Einwohner/km2). Allerdings sagt dieser Durchschnittswert wenig über die großen Unterschiede innerhalb Brasiliens aus. So existieren neben der „Megacity“ und dem wirtschaftlichen Zentrum São Paulo mit rund 20 Mio. Einwohnern weitere sehr dicht besiedelte Agglomerationsräume. Zu nennen sind hier die Städte und Großräume Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Porto Alegre, Recife, Fortaleza und Salvador da Bahia. Nach Schätzungen leben rund 70 % der brasilianischen Einwohner in den Großstädten. Tabelle 1: Basisdaten zur Föderativen Republik Brasilien Landfläche Einwohner 8,5 Mio. km2 (entspricht 9,2 % der weltweiten Landfläche) 171,3 Mio. (2000) Bevölkerungsentwicklung 193,3 Mio. (2010) +1,2 % p.a. (2000 bis 2010) 23 Einw./km2 (2010) Bevölkerungsdichte Durchschnittsalter (Median) der Bevölkerung (m) 28,1 Jahre (2010) Durchschnittsalter (Median) der Bevölkerung (w) 29,7 Jahre (2010) Lebenserwartung bei Geburt (m) 68,7 Jahre (2010) Lebenserwartung bei Geburt (w) 76,0 Jahre (2010) Altersstruktur der Bevölkerung (Anteile der jeweiligen Alterskohorte an der Gesamtbevölkerung) Währung 0 bis 14 Jahre 28,5 % (2010) 15 bis 64 Jahre 66,9 % (2010) 64 Jahre und älter 6,6 % (2010) Brasilianischer Real (R$) = 100 Centavos Festnetzanschlüsse 214 je 1.000 Einw. (2009) Mobiltelefone 898 je 1.000 Einw. (2009) Internetnutzer 392 je 1.000 Einw. (2009) Quelle: Germany Trade & Invest, CIA: The World Factbook, Internationaler Währungsfonds. Die brasilianische Bevölkerung wächst moderat mit rund 1 % pro Jahr. Damit weist Brasilien nicht nur gegenüber Deutschland, sondern auch im Vergleich mit anderen Schwellenländern eine günstige demografische Entwicklung auf.1 Brasilien ist mit 1 Vgl. Jaeger, Markus (2010): Demographische Perspektiven der BRIC-Länder deutlich unterschiedlich. Frankfurt am Main. 3 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Blick auf die Altersstruktur der Bevölkerung ein vergleichsweise „junges“ Land. Der Anteil der Personen im Alter bis zu 14 Jahren liegt bei rund 29 %, der Anteil derjenigen, die älter als 64 Jahre sind, bei weniger als 7 %. Demografische Probleme stehen für das Land am Zuckerhut somit in den nächsten Jahren nicht auf der Agenda. Die föderative Republik Brasilien, so der offizielle Name, besteht aus insgesamt 26 Bundesstaaten und einem Bundesdistrikt (São Paulo). Abbildung 1: Regionale Gliederung Brasiliens Quelle: www.landkarte-online.net 4 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Innerhalb Brasiliens existieren markante räumliche Disparitäten, die sich auf vielfältige Weise – z.B. bezüglich der Wirtschaftskraft und der Infrastruktur wie auch des Bildungsstandes und des Gesundheitszustandes in der Bevölkerung – manifestieren. So zeichnen sich insbesondere die südlichen Landesteile durch einen signifikant höheren Entwicklungsstand als der Norden und Nordosten mit seinen dicht bewaldeten Regenwäldern aus. Wirtschaftslage Für die Entwicklung und die Perspektiven der brasilianischen Wirtschaft sind mehrere Faktoren von herausragender Bedeutung. Erstens ist Brasilien besonders reich an natürlichen Ressourcen. Zu nennen sind hier: Eisen, Mangan, Kohle, Bauxit, Nickel, Erdöl, Zinn, Silber, Diamanten, Gold, Erdgas und Uran. Beispielsweise ist der brasilianische Rohstoffkonzern Vale mit deutlichem Abstand der größte Eisenerzproduzent der Welt.2 Zweitens weist Brasilien eine sehr leistungsfähige und hoch technisierte Agrarwirtschaft auf und ist mittlerweile zum größten Fleischexporteur der Welt aufgestiegen. Brasilien ist aber auch ein leistungsfähiger Industriestandort. In einigen Technologiebereichen wie dem Flugzeugbau hat es Unternehmen vorzuweisen, die eine globale Spitzenposition einnehmen wie das Flugzeugunternehmen Embraer. Deutsche Unternehmen sind seit langer Zeit in Brasilien aktiv. So ist der Großraum São Paulo mit über 1.200 deutsch-brasilianischen Unternehmen, in denen rund 250.000 Beschäftigte tätig sind, weltweit einer der bedeutendsten Standorte deutscher Unternehmen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Unternehmen für die brasilianische Volkswirtschaft eine hohe Bedeutung haben. Nach Schätzungen liegt der Beitrag dieser Unternehmen bei rund 7 % des brasilianischen BIP. Gleichwohl lässt sich diese strukturelle Bedeutung (noch) nicht in einen entsprechenden Umfang der Außenwirtschaftsbeziehungen zwischen Brasilien und Deutschland ummünzen, was – zumindest teilweise – mit der Handelspolitik der brasilianischen Regierung zusammenhängt (vgl. auch Kapitel 4). Die Wirtschaftsstruktur Brasiliens ist sehr vielfältig (vgl. Tab. 2). Die bedeutendsten Wirtschaftszweige sind neben dem Verarbeitenden Gewerbe, das in 2010 einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 16 % hatte, die Bereiche „Handel“ (12 %), „Immobilienwirtschaft“ sowie „Finanzdienstleistungen“ (jeweils 8 %). Zu nennen ist insbesondere auch die Landwirtschaft, die einen Beitrag von 6 % beisteuerte. Deutlich wird beim Vergleich der Jahre 2009 und 2010, dass der Bergbau nach dem Einbruch in der globalen Wirtschaftskrise seinen Anteil an der nominalen Wirtschaftsleistung merklich gesteigert hat, was allerdings teilweise auf Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten zurückzuführen ist. 2 Vgl. Neue Zürcher Zeitung (o. V., 2.3.2011): Vale strotzt vor Zuversicht. S. 10. 5 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Tabelle 2: Bruttoinlandsprodukt1) und Wirtschaftsstruktur in Brasilien 2008 und 2010 2009 2010 Veränderung 2008/2010 in v. H. Bruttoinlandsprodukt in Mrd. US-$ 1.574 1.910 21,3 Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in US-$ 8.220 9.886 20,3 Wert in Entstehung des Bruttoinlandsprodukts Wert in Anteil am . Mrd. US-$ BIP in v. H. Mrd. US-$ BIP in v. H. Landwirtschaft 96,0 6,1 110,8 5,8 15,4 Bergbau 17,3 1,1 47,8 2,5 175,8 Bausektor 80,3 5,1 101,2 5,3 26,1 Verarbeitende Industrie 244,0 15,5 301,8 15,8 23,7 Transport und Logistik 80,3 5,1 101,2 5,3 26,1 Finanzdienstleistungen 114,9 7,3 147,1 7,7 28,0 56,7 3,6 64,9 3,4 14,6 Immobilienwirtschaft 132,2 8,4 150,9 7,9 14,1 Handel 187,3 11,9 227,3 11,9 21,3 Sonstige Wirtschaftszweige 565,1 35,9 657,0 34,4 16,3 Informationsdienstleistungen 1) Anteil am zu laufenden Preisen. Schätzungen für die Werte von 2010 und für das BIP je Einwohner in 2009. Quelle: Germany Trade & Invest. Brasilien hat zwar nicht ganz so hohe Wachstumsraten wie das Schwellenland China, die jüngste Vergangenheit war jedoch durch ein stetiges und hohes Wirtschaftswachstum gekennzeichnet (vgl. Abb. 2). Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Wirtschaftswachstum in Brasilien aufgrund seiner ausgeprägten Exportorientierung zwar gebremst, im Vergleich zu anderen Ländern war der Rückgang der Wirtschaftsleistung mit - 0,6 % jedoch gering. Zum Vergleich: In Deutschland ging das BIP in Folge der Wirtschaftskrise um rund 5 % zurück. Für die Jahre 2011 und 2012 werden für Brasilien Wachstumsraten von 4,5 % bzw. 4,1 % geschätzt. 6 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 2: Bruttoinlandsprodukt in Brasilien: Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahr in v. H. 2000 bis 2012 v. H. 7,5 8 6 6,1 5,7 4,3 4 3,2 2,7 1,3 2 5,2 4,0 4,5 4,1 2011 2012 1,1 0 -0,6 -2 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen; Schätzungen für 2010, 2011 und 2012. Quelle: Internationaler Währungsfonds. Die anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung und die damit verbundenen Steuereinnahmen haben dazu geführt, dass das brasilianische Haushaltsdefizit trotz hoher Ausgaben für Bildung, Infrastruktur und Sozialprogramme nicht zugenommen hat. Im Gegenteil: Es gelang Brasilien sogar, die günstigen makroökonomischen Rahmenbedingungen für eine Konsolidierung zu nutzen. So sank das jährliche Haushaltsdefizit von 5,7 % im Jahr 2003 auf 3,3 % im Jahr 2009. Für das Jahr 2011 wird ein Haushaltsdefizit von 2,1 % erwartet. Damit weist Brasilien im Vergleich etwa zu vielen europäischen Ländern ein signifikant geringeres Defizit aus (vgl. Abb. 3). Abbildung 3: Haushaltsdefizit in v. H. des BIP in Brasilien 2000 bis 2011 0 -1 -2 -3 -4 -3,5 -5 -3,9 -6 -5,3 -7 v. H. 2000 2001 2002 -3,3 -3,4 -3,4 2004 2005 2006 -2,6 -2,5 2007 2008 -3,3 -2,7 -2,1 -5,7 2003 2009 2010 2011 Schätzungen für 2010 und 2011. Quelle: IDB, Latin American and Caribbean Macro Watch Data Tool. 7 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Nicht nur der Blick auf die jährlichen Haushaltsdefizite weist Brasilien als ein solide wirtschaftendes Land aus. Die Entwicklung der Schuldenstandsquote, d.h. der Anteil der gesamten Staatsverschuldung am BIP, zeigt keine besorgniserregende Zunahme, wie sie in vielen europäischen Ländern aufgrund der Auswirkungen der Finanzkrise zu beobachten ist. Im Gegenteil, die Schuldenstandsquote Brasiliens liegt auf einem annähernd konstanten Niveau von rund 66 %. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde auch dazu genutzt, die Schuldenstandsquote zu reduzieren. So gelang es, den Schuldenstand des Landes von 2002 (rund 80 %) innerhalb von sechs Jahren um knapp ein Fünftel auf eine Schuldenstandsquote von 64 % im Jahr 2008 abzubauen (vgl. Abb. 4). Abbildung 4: Staatsverschuldung in v. H. des BIP in Brasilien 2000 bis 2012 v. H. 100 80 66,7 70,7 2000 2001 79,9 74,8 70,7 69,2 66,7 65,2 64,1 68,9 66,8 66,6 66,4 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 60 40 20 0 2002 Schätzungen für 2010, 2011 und 2012. Quelle: Internationaler Währungsfonds. Brasilien zeichnet sich durch moderate Inflationsraten aus. Mit Ausnahme des Jahres 2003, in dem die Inflationsrate rund 15 % betrug, lag die Preissteigerung in Brasilien im einstelligen Bereich (vgl. Abb. 5). Nach den derzeit vorliegenden Schätzungen wird auch in Zukunft das Ziel der Preisniveaustabilität erreicht, wobei die Gefahr einer konjunkturellen Überhitzung mit steigenden Inflationsraten – etwa im Zuge einer verstärkten kreditfinanzierten Konsumnachfrage – nicht außer Acht gelassen werden darf. 8 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 5: Jährliche Inflationsrate in v. H. in Brasilien im Zeitraum 2000 bis 2012 v. H. 16 14 12 10 8 6 4 2 0 14,8 7,1 2000 6,8 2001 8,4 6,6 2002 2003 2004 6,9 2005 4,2 3,6 2006 2007 5,7 4,9 5,0 4,6 4,6 2008 2009 2010 2011 2012 Schätzungen für 2010, 2011 und 2012 Quelle: Internationaler Währungsfonds. Der anhaltende Wirtschaftsaufschwung hat seine positiven Spuren auch auf dem brasilianischen Arbeitsmarkt hinterlassen. In den vergangenen Jahren gelang es – trotz massiver Produktivitätsfortschritte – immer mehr Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Seit dem Jahr 2003, in dem die Arbeitslosenquote in Brasilien bei rund 13 % lag, ist ein signifikanter Rückgang der Arbeitslosigkeit festzustellen (vgl. Abb. 6). Die brasilianische Arbeitslosenquote liegt am aktuellen Rand auf einem vergleichbaren Niveau wie in Deutschland. Der brasilianische Arbeitsmarkt ist gekennzeichnet durch eine relativ junge, aufstiegsorientierte und leistungsbereite Arbeitnehmerschaft, die eine hohe Bereitschaft zu permanenter Weiterbildung besitzt. Die Verfügbarkeit von Fachkräften kann als gut bezeichnet werden, auch wenn aufgrund der Größe des Landes regionale Unterschiede zu konstatieren sind. Abbildung 6: Arbeitslosenquote in v. H. in Brasilien 2000 bis 2010 v. H. 14 12 10 8 6 4 2 0 11,0 2000 11,2 2001 12,1 2002 12,7 2003 11,8 2004 10,6 2005 10,4 2006 10,1 2007 8,8 2008 8,1 8,4 2009 2010 7,2 7,5 2011 2012 Wert für 2010: Stand Ende Oktober; sonstige Werte Jahresdurchschnittswerte. Schätzungen für 2011 und 2012. Quelle: IDB, Latin American and Caribbean Macro Watch Data Tool. 9 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Internationale Wirtschaftsbeziehungen Auch wenn die Finanz- und Wirtschaftskrise Brasilien merklich schwächer als andere Schwellenländer und Industrieländer getroffen hat, so waren gleichwohl in der jüngeren Vergangenheit die Außenhandelsbeziehungen Brasiliens von der weltweiten Konjunkturentwicklung geprägt (vgl. Abb. 7). Während nämlich im konjunkturellen Aufschwung von 2003 bis 2008 sowohl Exporte als auch Importe erheblich expandierten, erfolgte nach einem Einbruch in 2009 infolge der Wirtschaftskrise eine deutliche Zunahme der Außenhandelsvolumina. Im Zeitraum von 2002 bis 2009 konnte die brasilianische Volkswirtschaft in sämtlichen Jahren einen positiven Handelsbilanzsaldo erwirtschaften. Abbildung 7: Brasilianische Exporte bzw. Importe und brasilianischer Handelsbilanzsaldo 2000 bis 2010 Mrd. US-$ Mrd. US-$ 300 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 250 200 150 100 50 v. H. 6 4 2 0 -2 -4 -6 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Exportwert Importwert Handelsbilanzsaldo, absolut (linke Skala) Handelsbilanzsaldo in v. H. des BIP (rechte Skala) Quelle: IDB, Latin American and Caribbean Macro Watch Data Tool, Internationaler Währungsfonds. Die derzeitige gute Verfassung der brasilianischen Wirtschaft, die u. a. mit einem umfangreichen Ausbau der Produktionskapazitäten und einer hieraus resultierenden starken Nachfrage nach Investitionsgütern einhergeht, schlägt sich auch in den Importzahlen des Landes nieder. Ein Großteil der brasilianischen Importe entfällt auf die Güterkategorie „Maschinen“, die in 2010 einen Anteil von knapp 14 % am Gesamtimportwert verzeichnete. Mit Anteilen von jeweils etwa 9 % waren die Güterkategorien „Chemische Erzeugnisse“ und „Elektronik“ bzw. „Kfz und -teile“ ebenfalls von herausragender Bedeutung. Im Hinblick auf die letztgenannten Güterkategorien kommt nicht zuletzt auch der gegenwärtige Nachfrageboom bei langlebigen Konsumgütern in Brasilien zum Tragen, der wiederum eng mit der gegenwärtig weitverbreiteten Zuversicht in den brasilianischen Haushalten – auch in solchen der unteren Einkommensklassen – verknüpft ist. In mehrfacher Hinsicht sind offenbar während des derzeitigen Konjunkturaufschwungs, der nahezu sämtliche Branchen erfasst hat, akzelerierende Effekte wirksam. 10 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Tabelle 3: Importe nach Brasilien, differenziert nach Warengruppen 2009 und 2010 2009 2010 Wert in Anteil Wert in Anteil Mrd. US-$ in v. H. Mrd. US-$ in v. H. Einfuhr insgesamt 127,6 181,6 Veränderung 2009/2010 in % 42,3 Hiervon: Maschinen 18,8 14,7 25,4 14,0 35,5 Erdöl 14,2 11,1 22,3 12,3 57,7 Chemische Erzeugnisse (ohne Arznei- 13,7 10,7 17,6 9,7 29,0 Elektronik 12,2 9,6 17,4 9,6 42,3 Elektrotechnik 12,8 10,0 8,2 4,5 -36,0 Kfz und -teile 11,4 8,9 17,1 9,4 50,3 Organische Chemikalien 6,5 5,1 8,0 4,4 22,8 Arzneimittel 5,1 4,0 6,9 3,8 35,2 Metallwaren 2,6 2,0 3,6 2,0 42,3 30,5 23,9 55,0 30,3 80,4 mittel und organische Chemikalien Sonstige Erzeugnisse Quelle: Germany Trade & Invest. Das bedeutendste Lieferland für Brasilien ist China, aus denen in 2010 Waren im Umfang von 14 % des brasilianischen Importwertes stammten (vgl. Abb. 8). In der Rangliste der wichtigsten Lieferländer folgen hierauf die USA mit 12 %, Argentinien mit 8 % und Deutschland mit 7 %. Südkorea (5 %) und Japan (4 %) liegen an fünfter bzw. sechster Stelle. Die deutschen Exporte nach Brasilien haben – ähnlich wie die Exporte in andere Schwellenländer – am aktuellen Rand einen erneuten Zuwachs erfahren. Vergleicht man beispielsweise den Zeitraum Januar bis Juli 2010 mit dem analogen Vorjahreszeitraum, so ragt Brasilien als Exportdestination mit einer Zunahme um 61 % auf 5 Mrd. Euro deutlich hervor. Auch die Exporte nach China und in die Türkei erhöhten sich überproportional, nämlich um 56 % auf 25 Mrd. Euro bzw. um 39 % auf 7 Mrd. Euro. Im Vergleich hierzu stiegen die gesamten deutschen Exporte um lediglich 17 %. Offenbar bewirkt die derzeitige wirtschaftliche Dynamik in den genannten Schwellenländern starke Impulse für die deutsche Exportwirtschaft, die bekanntermaßen in besonderer Weise durch die Investitionsgüterindustrie geprägt ist.3 3 Vgl. Statistisches Bundesland (2010): Außenhandel 1. Halbjahr 2010: Exporte steigen um 17,1 %. Pressemitteilung vom 14. September 2010. 11 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Abbildung 8: Hauptlieferländer für Importe nach Brasilien, Anteile am Importwert 2010 in v. H. Nigeria 3% Italien 3% Japan 4% Korea (Rep.) 5% Deutschland 7% Sonstige 44% Argentinien 8% USA 12% China 14% Quelle: Germany Trade & Invest. Die brasilianischen Exporte umfassen vor allem Bodenschätze, energetische Rohstoffe wie auch Güter der Agrar- und Ernährungswirtschaft. In 2010 erzielten die Warengruppen „Eisenerz“ und „Erdöl“ Anteile am Gesamtexportwert von 14 % bzw. 10 % (vgl. Tab. 4). Von herausragender Bedeutung sind ebenfalls die Warengruppen „Fleisch“ (7 %), „Zucker“ wie auch „Ölsaaten und ölhaltige Früchte“ (jeweils 6 %). Die herausragende Bedeutung des Rohstoffsektors macht die brasilianische Exportwirtschaft in besonderer Weise von den Preisbewegungen auf den internationalen Rohwarenmärkten abhängig. Das Land wird somit einerseits kurz- bis mittelfristig stark von der weltweiten Konjunkturentwicklung tangiert, andererseits kann es auf lange Sicht von der Preisentwicklung in denjenigen Rohstoffsegmenten, in denen eine langfristige Verknappung säkulare Preissteigerungen nach sich zieht, erheblich profitieren. Die Sogeffekte, die vor allem von den Rohstoffimporten Chinas und Indiens ausgehen, bilden eine bedeutende Stütze für die Preisentwicklung auf den weltweiten Rohstoffmärkten und somit – bei einer vergleichsweise geringen Preiselastizität der Importnachfrage in zahlreichen Rohstoffkategorien – auch für die brasilianischen Exporterlöse.4 4 12 Vgl. Brasilien: Der Lula-Faktor. In: WISU-Magazin, Nr. 8-9/2010, S. 1010-1011. Die Preisbewegungen auf den Rohstoffmärkten wirken sich auch in statistischer Hinsicht auf die in Tabelle 4 enthaltenen Daten aus. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Tabelle 4: Exporte aus Brasilien, differenziert nach Warengruppen 2009 und 2010 2009 Ausfuhr insgesamt 2010 Wert in Anteil Wert in Anteil Veränderung Mrd. US$ in v. H. Mrd. US$ in v. H. 2008/2009 in % 153,0 201,9 32,0 Hiervon: Eisenerz 13,3 8,7 28,9 14,3 116,9 Erdöl 12,5 8,2 19,6 9,7 56,1 Fleisch 11,5 7,5 13,3 6,6 16,1 Zucker 8,4 5,5 12,9 6,4 53,6 13,9 9,1 12,1 6,0 -13,0 8,1 5,3 11,7 5,8 44,4 11,5 7,5 11,1 5,5 -3,2 7,2 4,7 8,9 4,4 23,5 66,6 43,5 83,4 41,3 25,3 Maschinen Kfz und -teile Ölsaaten und ölhaltige Früchte (v. a. Soja) Eisen und Stahl Sonstige Erzeugnisse Quelle: Germany Trade & Invest. Die Güterkategorie „Maschinen“, die für Brasilien im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit von strategischer Bedeutung ist, kam in 2010 auf einen Anteil am Exportwert von 6 %. Von hoher wirtschaftsstruktureller Bedeutung ist in Brasilien zudem die Fahrzeugindustrie, der ebenfalls eine bedeutende Rolle als Innovationsmotor zukommt. So lag der Anteil am Exportwert der Güterkategorie „Kfz und -teile“ in 2010 bei 6 %. Nahezu sämtliche international tätigen Automobilkonzerne unterhalten in Brasilien umfangreiche Produktionskapazitäten, und im Bereich des Spezialfahrzeugbaus weist das Land einige auch internationale wettbewerbsfähige Anbieter auf. Der Großteil der Fahrzeugproduktion in Brasilien, das in 2009 hinsichtlich des Kfz-Produktionsvolumens in der weltweiten Rangliste der bedeutendsten Produktionsländer hinter Südkorea und vor Indien auf Platz sechs lag, ist für den Binnenmarkt bestimmt. Schon in Kürze könnte sich der brasilianische Kfz-Markt laut Einschätzung von Branchenexperten zum weltweit viertwichtigsten Absatzmarkt entwickeln.5 Die brasilianischen Exporte sind – ähnlich wie die Importe – stark auf China ausgerichtet, auf das in 2010 ein Anteil von 15 % des gesamten Exportwerts entfiel (vgl. Abb. 9). Im Hinblick auf China dürfte dies vor allem mit der immensen Nachfrage der 5 Vgl. The International Organization of Motor Vehicle Manufacturers – OICA (2010): 2009 Production Statistics. Germany Trade & Invest (Hrsg., 2010): Branche kompakt – Kfz-Industrie und Kfz-Teile – Brasilien, Köln. 13 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien chinesischen Volkswirtschaft nach Rohstoffen zusammenhängen. Bedeutende Teile der brasilianischen Exporte gehen auch in das benachbarte Argentinien (Anteil von 9 %), die Niederlande und die USA (jeweils 5 %) wie auch nach Deutschland und Japan (jeweils 4 %). Abbildung 9: Hauptabnehmerländer für Exporte aus Brasilien, Anteile am Exportwert 2010 in v. H. Chile 2% UK 2% Japan 4% Deutschland 4% Niederlande 5% USA 5% Argentinien 9% Sonstige 54% China 15% Quelle: Germany Trade & Invest. Infolge der in den vergangenen zwei Jahrzehnten vergleichsweise stabilen und wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen hat die Attraktivität des Investitionsstandorts Brasilien erheblich zugenommen, was sich auch an den ausländischen Direktinvestitionen ablesen lässt. Der gesamte lateinamerikanische Wirtschaftsraum wurde zudem in relativ geringem Ausmaß von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise erfasst und wird gegenwärtig von internationalen Investoren sehr optimistisch beurteilt. Dies schlägt sich auch in der Attraktivität Brasiliens als Destination für ausländische Direktinvestitionen nieder. Beispielsweise liegt das Land gemäß einer aktuellen Unternehmensumfrage der UNCTAD innerhalb einer Länder-Rangliste der weltweit beliebtesten Investitionsstandorte hinter China und Indien auf Platz 3, gefolgt von den USA und der Russischen Föderation. In der analogen Umfrage des vergangenen Jahres hat Brasilien in der betreffenden Rangliste noch Platz 4 eingenommen. Im Hinblick auf den Wettbewerb um ausländische Direktinvestitionen innerhalb Lateinamerikas ist indes zu beachten, dass auch Chile und Peru in der 14 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – betreffenden Rangliste auf oberen Plätzen geführt werden.6 Diese beiden Länder sind – ähnlich wie Brasilien – nicht zuletzt auch wegen bedeutender Rohstoffvorkommen für ausländische Investoren sehr attraktiv. Tabelle 5: Die beliebtesten Investitionsländer im Hinblick auf den Zeitraum 2010 bis 2012 aus Sicht international tätiger Unternehmen laut Umfragen der UNCTAD Rang in 2010 Land Rang in 2009 1 China 1 2 Indien 3 3 Brasilien 4 4 USA 2 5 Russische Föderation 5 6 Mexiko 7 Vereinigtes Königreich 8 Vietnam 9 Indonesien 9 10 Deutschland 7 11 Thailand --- 12 Polen 13 13 Australien 8 14 Frankreich 14 15 Malaysia --- 16 Japan --- 17 Kanada 10 18 Chile --- 19 Südafrika --- 20 Spanien --- 21 Peru --- 12 6 11 Herleitung aus der Anzahl der Nennungen als Investitionsstandort mit höchster Priorität. Die Positionen innerhalb der Rangliste der analogen Umfrage in 2009 sind in in der rechten Spalte genannt. Länder ohne derartige Angaben befanden sich in 2009 außerhalb der Top-20-Rangliste. Quelle: UNCTAD. Im Kontrast zu der sehr günstigen Einschätzung im Rahmen der UNCTADUmfragen wird Brasilien im aktuellen “Ease of Doing Business“ Ranking der Weltbank, das auf mehreren Einzelindikatoren zu konkreten Aspekten einer Geschäftstätigkeit basiert, unter 183 berücksichtigten Ländern erst auf Rang 127 geführt (hinter Mozambique und vor Tansania). Vergleichsweise günstig fällt das Ranking für Brasi- 6 Vgl. United Nations Conference on Trade and Development – UNCTAD (2010): World Investments Prospects Survey 2010 – 2012. New York und Genf. 15 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien lien im Hinblick auf die Teilindikatoren „Protecting Investors“ (Rang 74) und „Getting Credit“ (Rang 89) aus (vgl. Tab. 6).7 Tabelle 6: Platzierung Brasiliens im “Ease of Doing Business“ Ranking der Weltbank 2011 Teilindikator 1) Rang in 2011 Rang in 2010 Veränderung 2011/2010 Starting a Business 128 128 +/-0 Dealing with Construction Permits 112 113 +1 Registering Property 122 121 -1 Getting Credit 89 87 -2 Protecting investors 74 73 -1 Paying Taxes 152 149 -3 Trading Across Borders 114 98 - 16 Enforciing Contracts 98 98 +/-0 Closing a Business 132 130 -2 1) Vgl. zu den einzelnen Teilindikatoren die Angaben im “Ease of Doing Business 2011 – Brazil“ Report der Weltbank. Quelle: Weltbank. Vor dem Hintergrund der vorstehend skizzierten vielfältigen bzw. teilweise kontradiktionären Einschätzungen über die Rahmenbedingungen für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien hat sich von 2004 bis 2009 der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Brasilien von 196 Mrd. US-$ auf 401 Mrd. US-$ erhöht. Die jährlichen Investitionszuflüsse folgten einhergehend mit der weltwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung einem zyklischen Muster und schwankten in dem betreffenden Zeitraum zwischen 15 Mrd. US-$ und 45 Mrd. US-$. Während beispielsweise die Investitionszuflüsse im Aufschwung in 2007 noch 34 Mrd. US-$ betrugen, lagen sie im Konjunkturboom in 2008 bei 45 Mrd. US-$, um dann im Zuge der Wirtschaftsund Finanzkrise in 2009 auf 30 Mrd. US-$ zurückzugehen (vgl. Abbildung 10). Die ausländischen Investitionen erfolgen in wesentlichen Teilen in den Branchen „Metallverarbeitung“ und „Erdöl- und Erdgasgewinnung“, was etwa im Hinblick auf das Jahr 2009 aus Anteilen von 12 % bzw. 8 % am gesamten Investitionszufluss ersichtlich ist (vgl. Tab. 7). Besonders im Blickfeld der ausländischen Investoren stehen auch die gegenwärtig sehr dynamischen Branchen „Biokraftstoffe / Erdölderivate / Koks“ (Anteil von 4 %) ebenso wie das „Finanz- und Beratungswesen“ (8 %) und die Kfz-Industrie (7 %). Auf den Handel entfielen 9 %. 7 16 Vgl. auch The World Bank (Hrsg., 2010): Doing Business 2011 – Brazil. Washington. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 10: Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen in Brasilien 2002 bis 2009 Mrd. US-$ 45,1 50 40 33,7 30 20 18,2 16,6 18,8 15,1 10,1 30,4 10 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Germany Trade & Invest. Ein Großteil der ausländischen Investitionen in Brasilien stammt aus den Niederlanden, den USA und Spanien (vgl. Abb. 11). Dies verdeutlicht sich auch in den Anteilen dieser Länder am gesamten Investitionsvolumen, die sich in 2009 auf 18 % bzw. 16 % und 11 % beliefen. Tabelle 7: Ausländische Direktinvestitionen in Brasilien nach Branchen 2008 und 2009 2008 Wert in Mrd. US$ Investitionsvolumen insgesamt 2009 Anteil in v. H. 45,1 Wert in Mrd. US$ Anteil Veränderung in v. H. 2008/2009 in % 30,4 - 32,6 Hiervon: Metallverarbeitung 5,1 11,4 3,8 12,4 - 26,1 Erdöl- und Erdgasgewinnung 1,4 3,1 2,5 8,3 + 80,2 Biokraftstoffe / Erdölderivate / Koks 1,7 3,7 1,2 3,8 - 32,0 Finanz-/Beratungswesen 6,7 14,8 2,5 8,2 - 62,8 Kfz-Industrie 3,1 6,8 2,2 7,1 - 30,4 Handel (ohne Kfz) 2,6 5,8 2,8 9,1 + 6,4 Quelle: Germany Trade & Invest. Während sich niederländische und US-amerikanische Investoren vor allem in der Agrar- und Ernährungswirtschaft und dem Rohstoffsektor betätigen, liegen die Schwerpunkte der Investoren aus Spanien auf der Finanzwirtschaft und der Telekommunikation.8 Beachtlich ist im Hinblick auf die Herkunftsländer auch, dass chinesische Investoren, die in jüngster Zeit in zahlreichen Regionen der Erde – so etwa 8 Vgl. Neue Zürcher Zeitung (o. V., 28.2.2011): Telefónica wächst im Ausland. S. 7. 17 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien in Afrika und Australien – ihre Aktivitäten insbesondere im Rohstoffsektor deutlich ausgebaut haben, in Brasilien offenbar kaum in Erscheinung treten, und dies, obwohl sich China zum bedeutendsten Handelspartner Brasiliens entwickelt hat. Abbildung 11: Herkunftsländer für ausländische Direktinvestitionen in Brasilien 2009 USA 16% Spanien 11% Deutschland 8% Niederlande 18% Frankreich 7% Japan 6% Kanada 5% Sonstige 19% Vereinigtes Chile Königreich 3% 3% Cayman Islands 4% Quelle: Germany Trade & Invest. Insgesamt kann man konstatieren, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Brasilien – bei aller Unsicherheit bezüglich des makroökonomischen Umfelds und aufgrund struktureller Probleme – während der jüngeren Zeit eine deutliche Belebung erfahren haben. Nach wie vor bilden unter den brasilianischen Importen Technologiegüter des Maschinenbaus und der Elektroindustrie bedeutende Komponenten, während das Schwergewicht der Exporte aus Brasilien auf Rohstoffen und Ernährungsgütern liegt. Insbesondere in der Ernährungswirtschaft werden in absehbarer Zeit brasilianische Unternehmen voraussichtlich ihre bereits jetzt sehr günstige Position auf den Weltmärkten weiter ausbauen.9 Die bedeutendsten Handelspartner bilden – hinsichtlich der brasilianischen Exporte wie auch Importe – die USA, China und Argentinien. Deutschland liegt bei den brasilianischen Importen auf dem vierten Rang, unter den Abnehmerländern für die brasilianischen Exporte nimmt es den fünften Rang ein. Auch hieraus wird die herausragende Bedeutung der brasilianisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen ersichtlich. 9 18 Vgl. auch Moses, C. (2011): Brasiliens Fleischkonzerne erobern die Welt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.1.2011, S. 6. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 3 Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Brasilien und Hessen Die folgenden Ausführungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Struktur und die Entwicklung der Außenwirtschaftsbeziehungen zwischen Brasilien und Hessen. Im Fokus steht hierbei zunächst der Außenhandel, dessen Umfang anhand von jahresbezogenen Außenhandelsdaten des Statistischen Bundesamtes veranschaulicht wird.10 Einen weiteren Untersuchungsaspekt bilden die grenzüberschreitenden Direktinvestitionen, die auf eine dauerhafte Beteiligung an Unternehmen im betreffenden Zielland hinweisen. Sowohl der Außenhandel als auch die Direktinvestitionen werden jeweils im Vergleich zwischen Hessen und dem gesamten Bundesgebiet skizziert. 3.1 Hessische Exporte nach Brasilien Die Exporte der hessischen Wirtschaft wie auch der gesamtdeutschen Wirtschaft nach Brasilien folgten während des vergangenen Jahrzehnts einem zyklischen Muster, das vor dem Hintergrund spezifischer struktureller Eigenheiten der brasilianischen Volkswirtschaft mit der weltweiten bzw. brasilianischen Konjunkturentwicklung zusammenhing. Während sowohl für Hessen als auch für das Bundesgebiet jeweils seit 2002 der Wert der Gesamtexporte kontinuierlich zunahm, verzeichneten die Exporte nach Brasilien von 2003 bis 2005 einen deutlichen Einbruch, der erst in jüngerer Zeit wieder kompensiert werden konnte (vgl. Tab. 8 und Abb. 12). Tabelle 8: Hessische Exporte nach Brasilien und hessische Importe aus Brasilien 2000 bis 2010 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Relation 2010 zu 2000 in v. H. Exportwert 406,0 457,7 396,9 309,5 286,0 289,9 353,8 429,7 605,9 451,8 595,5 146,7 240,7 272,2 228,4 201,9 209,6 230.7 267,8 323,1 346,8 279.3 318,7 132,4 in Mio. Euro Importwert in Mio. Euro Wert der Exporte bzw. Importe in laufenden Preisen. Quelle: Statistisches Bundesamt. 10 Auf Bundesländerebene wird der Außenhandel nach unterschiedlichen Konzepten erfasst: Die Einfuhr wird entsprechend dem Konzept des Generalhandels erfasst, die Ausfuhr entsprechend dem Konzept des Spezialhandels. Die Berechnung eines Außenhandelssaldos ist daher aus methodischen Gründen nicht angebracht. So enthält die hessische Ausfuhr ausschließlich Waren, die in Hessen erzeugt, be- oder verarbeitet und dann exportiert werden. Die Importe Hessens umfassen auch Güter, die über Hessen in andere Bundesländer oder wieder in das Ausland weitergeleitet werden. In der Einfuhr Hessens sind diejenigen Güter nicht enthalten, die von anderen Bundesländern eingeführt und von dort nach Hessen weitergeleitet werden. 19 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Von 2005 bis 2008 haben die hessischen Exporte dann eine merkliche Steigerung erfahren. Dieser Aufschwung wurde zwar mit der Wirtschafts- und Finanzkrise jäh unterbrochen, aktuell ist jedoch wieder eine deutliche Belebung der Ausfuhren nach Brasilien erkennbar. In 2010 belief sich der betreffende Exportwert auf 596 Mio. Euro, was einem Größenverhältnis von 147 % des analogen Warenwertes von 2000 entsprach. Der Anteil Brasiliens an den hessischen Gesamtexporten lag in 2010 mit 1,2 % knapp unter dem Niveau von 2000, das 1,3 % betragen hatte. Im gesamten Bundesgebiet belief sich der auf Brasilien entfallende Anteil in 2010 auf 1,1 %, verglichen mit 0,8 % in 2000. Somit hat Brasilien als Exportdestination für Hessen eine leicht höhere Bedeutung als für Deutschland insgesamt. Auch lässt sich feststellen, dass Hessen hinsichtlich des Gesamtwerts der deutschen Exporte nach Brasilien eine überproportionale Bedeutung zukommt. Der Anteil des Landes Hessen am Wert der deutschen Exporte nach Brasilien lag nämlich in 2010 bei 5,7 %, während der betreffende Anteil am Wert der deutschen Gesamtexporte bei 5,4 % lag. Abbildung 12: Relative Entwicklung des Wertes der hessischen bzw. gesamtdeutschen Exporte nach Brasilien 2000 bis 2010 2000 = 100 2000 = 100 220 Exporte insgesamt Exporte nach Brasilien 220 Exporte insgesamt 200 200 180 180 160 160 140 140 120 120 100 100 80 80 60 60 40 Exporte nach Brasilien 40 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Hessen 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Als Fazit lässt sich festhalten, dass einerseits die Bedeutung Brasiliens als Exportdestination für hessische Produkte nach wie vor vergleichsweise gering ist, jedoch andererseits die Exporte von Hessen nach Brasilien in der jüngsten Vergangenheit eine deutliche Belebung erfahren haben. Zu einer analogen Feststellung kommen – im Hinblick auf die gesamten deutschen Exporte – die Autoren einer aktuellen Publikation des ifo-Instituts, in welcher die Potenziale ausgewählter Industrieländer 20 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – und Schwellenländer für die deutsche Exportwirtschaft untersucht werden. Hierzu wird für die betreffenden Länder die Veränderung des Exportanteils im Zeitraum 2000 bis 2009 im Zusammenhang mit dem Exportanteil in 2009 untersucht. Aus den betreffenden Untersuchungsergebnissen lässt sich schließen, dass Brasilien – ähnlich wie etwa Russland, China, Indien und Polen – zu den Exportdestinationen mit zunehmender Bedeutung zählt.11 Ein besonderes Schwergewicht der hessischen Exporte nach Brasilien liegt auf den „Chemischen und Pharmazeutischen Erzeugnissen“, die in 2010 einen Anteil von 33 % am Gesamtwert der Exporte nach Brasilien auf sich vereinten (vgl. Abb. 13). Von herausragender Bedeutung sind ferner die Produktsegmente „Maschinen“ (16 %) sowie „Eisen- und Metallwaren“ (13 %). Es folgen die Produktsegmente „Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör“ (10 %), „Feinmechanische und optische Erzeugnisse“ (6 %) sowie „Elektrotechnische Erzeugnisse“ und „Halbwaren“ (jeweils 5 %). Abbildung 13: Struktur der hessischen Exporte nach Brasilien (Exportwert in 1.000 Euro) 2010 108.680 Pharmazeutische Erzeugnisse Maschinen Chemische Erzeugnisse Eisen- und Metallwaren Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör Feinmechanische und optische Erzeugnisse Elektrotechnische Erzeugnisse Halbwaren Sonstige Fertigwaren Waren aus Kunststoffen Vollständige Fabrikationsanlagen Ernährungswirtschaft Kautschukwaren Stein-, Glaswaren, keramische Erzeugnisse (ohne Baukeramik) Textilien und Pelzwaren Holz und Holzwaren, Möbel Papier und Papierwaren Sportgeräte, Musikinstrumente, Spielwaren Rohstoffe Schmuckwaren, Gold- und Silberschmiedewaren Schuhe, Lederwaren und Leder 94.026 90.009 78.089 58.174 37.459 27.869 26.530 29.346 9.907 9.045 9.017 7.385 3.142 2.603 2.269 1.521 218 93 52 40 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 1.000 Euro Quelle: Statistisches Bundesamt. 11 Elstner, S.; C. Grimme und T. Siemsen (2010): Die größten aufstrebenden Märkte für deutsche Exporte liegen in Asien und Osteuropa. In: ifo Schnelldienst, Nr. 16/2010, 63. Jahrgang, S. 22-25. 21 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Die vorstehenden Ausführungen machen deutlich, dass die hessische Wirtschaft von der Nachfrage nach wertschöpfungsintensiven Gütern in Brasilien vor allem in solchen Produktsegmenten profitieren kann, in denen sie generell sehr wettbewerbsfähig ist. Eine Diversifizierung der hessischen Handelsbeziehungen mit Brasilien könnte über eine Steigerung der hessischen Exporte in den Bereichen Fahrzeugindustrie, Elektroindustrie und Maschinenbau erfolgen, um die Position der hessischen Industrie in diesen Wachstumsmärkten auszubauen. 3.2 Hessische Importe aus Brasilien Die Importe aus Brasilien nach Hessen haben sich in jüngster Zeit ebenfalls deutlich belebt. So ist der Wert der jährlichen Importe aus Brasilien seit 2003 gestiegen, und zwar von 2007 bis 2008 stärker als der Wert der gesamten Importe nach Hessen (vgl. Tab. 8 und Abb. 14). Abbildung 14: Relative Entwicklung des Wertes der hessischen bzw. gesamtdeutschen Importe aus Brasilien 2000 bis 2010 2000 = 100 2000 = 100 250 230 Importe insgesamt Importe aus Brasilien 250 230 210 210 190 190 170 170 150 150 130 130 110 110 90 90 70 70 50 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Hessen Importe insgesamt Importe aus Brasilien 50 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Nach einem deutlichen Rückgang der Importe aus Brasilien wie auch der Gesamtimporte in 2009 folgte in 2010 ein erheblicher Anstieg. Während im Vergleich zwischen den Jahren 2010 und 2000 der Wert der Importe aus Brasilien von 241 Mio. Euro auf 319 Mio. Euro und somit um 32 % zugenommen hat (vgl. Tab. 8), ist der Wert der gesamten hessischen Importe lediglich um 20 % gestiegen. Hiermit einhergehend hat sich der Anteil Brasiliens an den hessischen Gesamtimporten von 0,4 % auf 0,5 % erhöht. Im Vergleich hierzu ist für das gesamte Bundesgebiet eine höhere Bedeutung der Einfuhren aus Brasilien festzustellen. So belief sich im Bun22 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – desdurchschnitt der Anteil Brasiliens am gesamten Importwert in 2010 auf 1,2 %, verglichen mit 0,8 % in 2000. Die hier aufgezeigten Entwicklungen machen deutlich, dass in jüngerer Zeit sowohl für Hessen als auch für das gesamte Bundesgebiet die relative Bedeutung Brasiliens als Lieferland leicht zugenommen hat. Hessen importiert aus Brasilien vor allem Produkte der Segmente „Chemische und Pharmazeutische Erzeugnisse“ (vgl. Abb. 15). Der aggregierte Anteil am Gesamtwert der hessischen Importe aus Brasilien, welche diese Produktsegmente in 2010 auf sich vereinen konnten, lag bei 19 %. Ebenfalls sehr bedeutsam ist mit 17 % die Warengruppe „Schmuckwaren, Gold- und Silberschmiedewaren“, zu der u. a. Edelsteine, Komponenten aus Gold bzw. Silber und Katalysatoren aus Platin zählen. Hierauf folgen die Produktsegmente „Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör“ (10 %), „Sonstige Fertigwaren“ und „Ernährungswirtschaftliche Erzeugnisse“ (jeweils 9 %). In der Chemie- und Pharmaindustrie, der Ernährungswirtschaft und der Fahrzeugindustrie weist auch Hessen bekanntermaßen komparative Stärken auf, so dass mit Blick auf diese Wirtschaftszweige durchaus von intraindustriellen Handelsbeziehungen gesprochen werden kann, was den Status Brasiliens eines – zumindest in einigen Wirtschaftsbereichen – weit fortgeschrittenen Schwellenlandes nochmals unterstreicht. Abbildung 15: Struktur der hessischen Importe aus Brasilien (Importwert in 1.000 Euro) 2010 Schmuckwaren, Gold- und Silberschmiedewaren Pharmazeutische Erzeugnisse Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör Sonstige Fertigwaren Chemische Erzeugnisse Ernährungswirtschaft Halbwaren Eisen- und Metallwaren Schuhe, Lederwaren und Leder Feinmechanische und optische Erzeugnisse Kautschukwaren Elektrotechnische Erzeugnisse Maschinen Holzwaren Waren aus Kunststoffen Textilien und Pelzwaren Rohstoffe Papier und Papierwaren Stein-, Glaswaren, keramische Erzeugnisse (ohne Baukeramik) Sportgeräte, Musikinstrumente, Spielwaren 55.219 32.601 30.867 29.928 27.565 27.366 21.571 19.426 17.755 16.492 12.556 10.687 7.097 2.646 2.301 1.761 1.637 686 514 10 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 1.000 Euro Quelle: Statistisches Bundesamt. 23 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien 3.3 Direktinvestitionsverflechtungen zwischen Hessen und Brasilien Die jüngste Intensivierung der außenwirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hessen und Brasilien hat auch die Investitionstätigkeit erfasst (vgl. Abb. 16). Insbesondere gilt dies für den Bestand der hessischen Direktinvestitionen in Brasilien, der von 466 Mio. Euro Ende 2004 auf 942 Mio. Euro Ende 2009 zugenommen hat. Dies entspricht einem Anstieg um 102 %. Im Vergleich hierzu ist der Bestand der gesamtdeutschen Direktinvestitionen in Brasilien von 5,8 Mrd. Euro auf 19,1 Mrd. Euro und somit um 227 % gestiegen. Im Zuge dieser disparaten Entwicklung hat sich der auf Hessen entfallende Anteil an den deutschen Investitionsbeständen in Brasilien von 8 % in 2004 auf 5 % in 2009 ermäßigt. Dies hängt teilweise damit zusammen, dass andere Bundesländer – vor allem Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – aufgrund ihrer spezifischen, jeweils stark durch das Verarbeitende Gewerbe geprägten Branchenstruktur von der jüngeren Wirtschaftsentwicklung in Brasilien stärker als Hessen profitieren konnten. Hierfür bildeten die tradierten – teilweise schon seit achtzig bis hundert Jahren bestehenden – Beziehungen in den betreffenden Bundesländern ansässiger großer Industriekonzerne nach Brasilien eine günstige Ausgangsbasis. Genannt seien beispielsweise Anbieter aus den Bereichen Fahrzeugindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Stahlindustrie und Elektroindustrie. Auch in dem für Brasilien so wichtigen Segment der Agrartechnik, für das in naher Zukunft große Wachstumsraten zu erwarten sind, haben die bedeutendsten Anbieter in Deutschland ihre Hauptstandorte in Niedersachsen und BadenWürttemberg. Abbildung 16: Relative Entwicklung des Bestandes der hessischen bzw. bundesdeutschen Direktinvestitionen in Brasilien 2004 bis 2009 2004 = 100 350 300 250 Hessen Deutschland 2004 2005 200 150 100 50 0 2006 Stand jeweils zum Jahresende. Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 24 2007 2008 2009 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Die Bedeutung hessischer Investoren im Gesamtbestand der insgesamt von deutschen Unternehmen in Brasilien allozierten Direktinvestitionsbeständen differieren je nach Branche erheblich. Von 2004 bis 2009 erhöhte sich der von hessischen Investoren gehaltene Bestand an Investitionen in der brasilianischen Chemieindustrie von 34 Mio. Euro auf 173 Mio. Euro und somit um 409 %; im Bereich „Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung, beweglicher Sachen, Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen“ steigerten sich die Investitionsbestände im Vergleichszeitraum von 158 Mio. Euro auf 253 Mio. Euro, was einer relativen Zunahme um 60 % entspricht. Während in 2009 etwa 26 % aller deutschen Investitionsbestände in der Chemieindustrie in Brasilien von hessischen Investoren gehalten wurden, lag der Vergleichswert im Bereich „Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen“ jedoch bei lediglich 2 %. In 2009 ließ sich ein bedeutender Teil der deutschen Investitionsbestände in Brasilien – nämlich 30 % – dem Verarbeitenden Gewerbe zuordnen (vgl. Abb. 17). Abbildung 17: Branchenstruktur der Bestände der brasilianischen Direktinvestitionen in Deutschland bzw. der deutschen Direktinvestitionen in Brasilien 2009 Brasilianische Direktinvestitionen in Deutschland Deutsche Direktinvestitionen in Brasilien Deutsche Direktinvestitionen in Brasilien (Verarbeitendes Gewerbe) 10% 23% 9% 30% 56% 11% 69% 21% 57% 1% 12% 1% 10% Verarbeitendes Gewerbe Herstellung von9% Kraftwagen und Kraftwagenteilen Handel, Instandhaltung und Reparatur 31% von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik 57% Sonstige Wirtschaftszweige Chemische Industrie 48% 11% 12% 1% Maschinenbau Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u.ä. Sonstige Zweige Quelle: Deutsche Bundesbank. 25 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Demgegenüber betätigten sich hessische Investoren in deutlich geringerem Maße in diesem Wirtschaftsbereich, was aus einem Anteil von 21 % des Gesamtbestands der hessischen Direktinvestitionen in Brasilien ersichtlich ist. Gleichwohl kommt innerhalb der hessischen Investitionsbestände in Brasilien der Chemischen Industrie mit einem Anteil von 18 % am gesamten Investitionsbestand eine herausragende Bedeutung zu. Hingegen beläuft sich der Anteil der Chemischen Industrie im Bundesdurchschnitt auf lediglich 3 %. Im Hinblick auf den Gesamtbestand der deutschen Direktinvestitionen in Brasilien liegt ein deutlicher Investitionsschwerpunkt auf der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (17 %). Bezogen auf den Gesamtbestand der deutschen Direktinvestitionen im Verarbeitenden Gewerbe in Brasilien kam dieser Wirtschaftszweig in 2009 auf einen Anteil von 57 %, was dessen zentrale Bedeutung für die brasilianisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen veranschaulicht (vgl. Abb. 18). Hingegen spielt die in der hessischen Wirtschaftsstruktur sehr bedeutsame Branche „Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik“ nur eine untergeordnete Rolle. Die zunehmenden internationalen Aktivitäten brasilianischer Unternehmen schlagen sich in einer Ausdehnung ihrer Investitionstätigkeit nieder, wovon auch Deutschland betroffen ist (vgl. Abb. 18). Von 2004 bis 2008 hat sich der in Deutschland allozierte Bestand der brasilianischen Direktinvestitionen von 101 Mio. Euro auf 150 Mio. Euro erhöht. Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ermäßigte sich der Bestand dann bis 2009 wieder auf 142 Mio. Euro, was 141 % des Ausgangswerts von 2004 entspricht.12 Abbildung 18: Relative Entwicklung des Bestandes der brasilianischen Direktinvestitionen in Deutschland 2004 bis 2009 2004 = 100 200 150 100 50 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Stand jeweils zum Jahresende. Für Hessen liegen keine Angaben zu den Beständen der aus Brasilien stammenden Investitionen vor. Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 12 26 Für die brasilianischen Investitionsbestände in Hessen sind in der amtlichen Statistik keine Daten verfügbar. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – In der Branchenzuordnung der brasilianischen Direktinvestitionen spiegeln sich die Stärken der brasilianischen Wirtschaft wider (vgl. Abb. 17), denn wesentliche Teile des Bestandes entfallen auf den Wirtschaftszweig „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern“ (21 %) und das Verarbeitende Gewerbe (23 %). Als Fazit lässt sich festhalten, dass sich im vergangenen Jahrzehnt die außenwirtschaftlichen Beziehungen zwischen Brasilien und Hessen vertieft haben, und zwar sowohl hinsichtlich der Handelsströme als auch bezüglich der Direktinvestitionen. Die betreffenden Entwicklungen vollzogen sich gleichwohl nicht ganz so dynamisch wie diejenige im Rahmen der Wirtschaftsbeziehungen Hessens zu anderen Schwellenländern wie etwa Russland, China oder Indien.13 Ein Schwergewicht der brasilianisch-hessischen Handelsbeziehungen liegt auf chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Zum Export nach Brasilien tragen zudem der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und die Elektroindustrie bei, während ein Großteil der Importe aus Brasilien auch auf Ernährungsgüter und ebenfalls den Fahrzeugbau entfällt. 13 Vgl. Harsche, J. und D. Dimitrova (2010), S. 17ff.; Trabert, L. und N. Wolf (2009), S. 10ff. 27 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien 4 Einflussfaktoren für die hessisch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen auf Unternehmensebene 4.1 Untersuchungsdesign In den vorstehenden Ausführungen wurden die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Brasilien und Hessen unter einem makroökonomischen Blickwinkel dargestellt. Um die hieraus resultierenden Untersuchungsergebnisse in der mikroökonomischen Sichtweise zu ergänzen, wurden ergänzend mit Vertretern aus Unternehmen und Institutionen der Wirtschaftsförderung zehn Expertengespräche zu vielfältigen Aspekten der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen geführt. Die Grundlage hierfür bildete ein Gesprächsleitfaden, der sich auf betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche bzw. wirtschaftspolitische Themenfelder bezog. Erfragt wurden u. a. Grundsätzliche Einschätzungen zur aktuellen Wirtschaftslage und zu den politischen Rahmenbedingungen in Brasilien wie auch zu den Zukunftspotenzialen der brasilianisch-hessischen Wirtschaftsbeziehungen, Spezifische Motive für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien bzw. Hessen, Spezifische Herausforderungen für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien bzw. Hessen, Politische Handlungsansätze zur gezielten Förderung der brasilianischhessischen Wirtschaftsbeziehungen. Die Gesprächspartner stammten aus der Finanzbranche, der Chemie- und Grundstoffindustrie, der Fahrzeugindustrie und der Elektroindustrie sowie dem Anlagenbau, der Pharmazeutischen Industrie und der Wirtschaftsförderung. Die berücksichtigten Unternehmen sind allesamt schon seit vielen Jahrzehnten in Brasilien bzw. Hessen aktiv und konnten daher aus ihren Aktivitäten umfangreiche Erfahrungen sammeln. Zudem wurden zwei Hochschullehrer aus den Fachgebieten Wirtschafts- und Sozialgeographie sowie Maschinenbau interviewt, was zum einen weitere Einblicke in spezifische Themenfelder – beispielsweise zu den wirtschaftsräumlichen Disparitäten, zur Sozialstruktur und zu Technologiesegmenten – ermöglichte, zum anderen Erkenntnisse über die brasilianische Bildungs- und Forschungslandschaft wie auch die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland bzw. Hessen erbrachte. 28 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 4.2 Untersuchungsergebnisse 4.2.1 Spektrum der Geschäftstätigkeit Die in Brasilien vertretenen hessischen Unternehmen betätigen sich in vielfältigen Geschäftsfeldern. Das diesbezügliche Spektrum umfasst u. a. die Düngemittelindustrie, die Chemie- und Pharmaindustrie und die Medizintechnik-Branche. Auch in der Finanzbranche und in den Gewerbezweigen Heiztechnik, Elektroindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Mess- und Regeltechnik sind mehrere namhafte hessische Anbieter in Brasilien tätig, wobei im Produzierenden Gewerbe vor allem Vertriebsaktivitäten im Vordergrund stehen und nur eine geringe Anzahl von hessischen Anbietern im Land auch eigene Produkte fertigt. Die in Hessen vertretenen brasilianischen Unternehmen zählen im Wesentlichen zu den Wirtschaftszweigen Finanzsektor, Tourismusbranche, Luftverkehrswirtschaft und Maschinenbau. 4.2.2 Motive für die Geschäftstätigkeit Laut Aussage der Gesprächspartner schätzen die hessischen Unternehmen in Brasilien vor allem das derzeit sehr stabile politische Umfeld. Das demokratische Regierungssystem und die staatlichen Institutionen sind mittlerweile laut Einschätzung der Gesprächspartner hinreichend gefestigt, um auch einen Regierungswechsel vom einen zum anderen politischen Lager in geordneten Bahnen zu gewährleisten. Dieser könnte u. U. nach nunmehr drei Legislaturperioden mit Regierungen unter Federführung der derzeitigen Regierungspartei bei den nächsten Parlamentswahlen anstehen. Auch im Bereich der Fiskalpolitik und der Geldpolitik hat Brasilien während der vergangenen zehn Jahre erhebliche Fortschritte gemacht, was wiederum positive makroökonomische Folgewirkungen hat. Der gegenwärtige sukzessive Abbau der Staatsschulden eröffnet neue finanzielle Spielräume für den Ausbau der Infrastruktur wie auch sozialpolitische und bildungspolitische Programme, von denen vor allem die ärmsten Bevölkerungsgruppen profitieren können. Auch führt eine Verringerung der Verschuldung zu einer Verbesserung der Bonität, mit günstigen Auswirkungen auf die Zinsbelastung. Was die Sozialpolitik betrifft, so wird sich in naher Zukunft zeigen, inwieweit es über reine Verteilungsprogramme, die in jüngerer Zeit unbestreitbare Erfolge bei der Armutsbekämpfung bewirkt haben, hinaus gelingt, die Erwerbschancen für Großteile der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern – etwa im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“. Diesbezüglich bestehen auch direkte Bezüge zur Bildungspolitik. Auch ist es in jüngerer Zeit laut Aussage der Gesprächspartner gelungen, die Bildungschancen der armen Bevölkerungsgruppen und somit deren Perspektiven für einen wirtschaft- 29 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien lichen und sozialen Aufstieg erheblich zu verbessern. Hierzu hat auch beigetragen, dass brasilianische Unternehmen gesetzlich zum sozialen Engagement zur Förderung einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen angehalten sind und sich i. d. R. auf vielfältige Weise im Bereich der Weiterbildung betätigen, wodurch sich die Aufstiegschancen der Mitarbeiter verbessern. In volkswirtschaftlicher Hinsicht trägt dies zu einer Erweiterung des Beschäftigtenpotenzials und zu einer Erhöhung der sozialen Mobilität bei. Als besonders wichtiges Motiv für ein Engagement in Brasilien sehen die Experten die Nähe zu den Kunden und Lieferanten wie auch zu den Absatzmärkten an (vgl. Abb. 19). Dies lässt sich aus den Ergebnissen einer Befragung zu ausgewählten Motiven für ein Engagement in Brasilien ablesen. Aus den im Rahmen einer Ordinalskala vorgenommenen Einschätzungen wurden jeweils Mittelwerte gebildet (n = 5). Zudem gehen offenbar von den in Brasilien geltenden Local-ContentRegelungen maßgebliche Anreize zum Aufbau eigener Produktionsstätten in Brasilien aus. Abbildung 19: Motive für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien laut Einschätzungen der Befragungsteilnehmer Außenhandelsinstrumente, insbesondere Local Content-Regelungen Niedrige Arbeits- bzw. Produktionskosten Kosmopolitisches Milieu Deutsche Community am Standort in Brasilien Nähe zu Universitäten & Forschungseinrichtungen Förderhilfen und Subventionen Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal Vorhandensein von Branchenagglomerationen Nähe zu Kunden und Lieferanten Nähe zu Absatzmärkten Gesamtwirtschaftliche Dynamik in Brasilien 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 Durchschnittswert Skala von 1 („nicht wichtig“) bis 4 („sehr wichtig“). Quelle: Befragung der Hessen Agentur (n = 5). Die derzeitige gesamtwirtschaftliche Dynamik bildet für die befragten Experten offenbar ebenfalls ein sehr bedeutendes Motiv für die Geschäftstätigkeit in Brasilien. 30 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Das gegenwärtige wirtschaftspolitische Konzept der brasilianischen Regierung basiert nach Einschätzung der Befragten auf einer Importsubstitution in zahlreichen Wirtschaftszweigen – und dies kombiniert mit einer Innovationsstrategie und umfangreichen Infrastrukturprogrammen. Hierdurch soll die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöht werden, um die inländische Wertschöpfung zu steigern und einen langfristigen Wachstumspfad einzuschlagen. Laut Einschätzung der Gesprächspartner ist die Verfügbarkeit von Fachkräften – so etwa Facharbeiter, Ingenieure und Betriebswirte – auf den brasilianischen Arbeitsmärkten durchaus gegeben. Die Qualifikation der Mitarbeiter wird definitiv nicht als Engpassfaktor gesehen; offenbar ist eher das Gegenteil der Fall, denn die befragten Experten verorten gerade im Bildungsbereich ein großes Potenzial. Bereits jetzt ist das Qualifikationsniveau im internationalen Vergleich hoch. Beispielsweise haben zahlreiche Beschäftigte – in Studium oder Beruf – internationale Erfahrungen gemacht, weswegen sie in besonderer Weise für die Tätigkeit in einem multinationalen Konzern prädestiniert sind. Besonders hervorgehoben wird von den Experten die ausgeprägte Leistungsbereitschaft, Mobilität und Flexibilität der brasilianischen Mitarbeiter. Die Bereitschaft zur Weiterbildung wird auch dadurch gefördert, dass im „White collar“-Bereich die Arbeitszeiten üblicherweise um 17.30 Uhr enden, so dass genügend zeitlicher Spielraum für die Weiterbildung und Qualifizierung der Beschäftigten bleibt. Das Spektrum der Weiterbildung reicht von fachspezifischen bzw. berufsbezogenen Fortbildungsmaßnahmen über allgemeinbildende Aktivitäten bis hin zum Erwerb von Studienabschlüssen an Hochschulen. Gleichwohl sind bezüglich der Beschäftigtenstruktur die in Brasilien in vielerlei Hinsicht sehr ausgeprägten räumlichen Disparitäten zu beachten. Während etwa in den Ballungszentren des Südostens eine sehr vielfältige – mit Industrieländern vergleichbare – Erwerbsstruktur vorherrscht, bieten die wenig industrialisierten nordöstlichen Landesteile nur geringe Beschäftigungsmöglichkeiten für qualifizierte Fachkräfte. Dies geht mit ausgeprägten regionalen Unterschieden in der Bildungs- und Forschungslandschaft einher. Die Nähe zu Universitäten und Forschungseinrichtungen hat für die Befragten eine eher mittlere Bedeutung. Der jüngste Ausbau der Bildungsinfrastruktur, der auch die Neueröffnung zahlreicher Hochschulen umfasst, hat laut Einschätzung der Gesprächspartner – auch im Hinblick auf die Erlangung von Ressourcen – zu einem erhöhten Konkurrenzdruck für bereits etablierte Institutionen geführt und zudem auch nicht eine Ausbildung auf höchstem Level zum Ziel. Offenbar geht es vielmehr darum, breiten Teilen der Bevölkerung einen Hochschulabschluss zu ermöglichen. Eine strukturelle Schwäche der neugegründeten Bildungseinrichtungen liegt laut Aussage der Gesprächspartner auch darin, dass in ihnen kaum Forschungsaktivitäten existieren bzw. die hierzu notwendigen Infrastrukturkapazitäten nur unzureichend vorhanden sind. 31 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien In ausgewählten Segmenten – Verkehrstechnik, Luft- und Raumfahrttechnik, Lebensmitteltechnologie, Agrarwirtschaft, Energietechnologien – weist Brasilien gleichwohl sehr leistungsfähige Forschungskapazitäten auf, deren Profil kompatibel mit dem Spektrum der international konkurrenzfähigen Branchen ist. Dies führt dazu, dass einerseits das Umfeld auch für ausländische Technologieanbieter – beispielsweise hinsichtlich der Markterschließung und der Fachkräfterekrutierung – günstig ist, jedoch andererseits in den betreffenden Branchen die inländischen Anbieter sehr wettbewerbsfähig sind. Daneben haben die Gesprächspartner eindrücklich auf weitere im internationalen Maßstab hinreichend wettbewerbsstarke Branchen hingewiesen, denen bereits jetzt schon in Brasilien ein beachtliches strukturelles Gewicht zukommt, das sich in naher Zukunft voraussichtlich noch verstärken wird. Dies sind im Einzelnen der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und der Anlagenbau. Die genannten Branchen sind vor allem auch wegen einer hohen Innovationsdichte bzw. einer erfolgreichen Adaption von Technologien im Hinblick auf die spezifischen Verhältnisse in den betreffenden Marktsegmenten erfolgreich. 4.2.3 Herausforderungen bei der Geschäftstätigkeit Trotz der gegenwärtig günstigen Voraussetzungen für eine weitere positive Entwicklung der brasilianischen Volkswirtschaft bestehen gleichwohl auch Risiken für eine Geschäftstätigkeit, und zwar insbesondere aufgrund konjunktureller Überhitzung. Im Rahmen der Expertengespräche wurde den Gesprächspartnern wiederum die Möglichkeit gegeben, Einschätzungen zu ausgewählten Hemmfaktoren anhand einer Ordinalskala vorzunehmen. Gemäß dem Mittelwert der Befragungsergebnisse wird die gesamtwirtschaftliche Stabilität zwar nicht als eine sonderlich bedeutsame Hürde für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien angesehen (vgl. Abb. 20). Gleichwohl haben die Experten im Rahmen der Gespräche darauf hingewiesen, dass insbesondere von dem in den vergangenen zehn Jahren stark expandierten Konsum der Privaten Haushalte, der großenteils über Kreditkarten bzw. Verbraucherkredite finanziert wird, Risiken ausgehen können. So besteht laut Einschätzung der Befragten durchaus die Gefahr, dass zahlreiche Haushalte in Solvenzprobleme geraten werden und daher ihren Verpflichtungen nicht werden nachkommen können. In der Tendenz zum außenwirtschaftlichen Protektionismus sehen die Experten einen eine bedeutende Herausforderung bei der Geschäftstätigkeit, zumal der brasilianische Binnenmarkt bereits jetzt als deutlich stärker abgeschottet gilt als beispielsweise die Märkte in Indien und Russland. Zahlreiche Teilmärkte, die in Brasilien voraussichtlich in den kommenden Jahren von einer Steigerung der Kaufkraft auch in den mittleren und unteren Einkommensgruppen der Bevölkerung maßgebliche Impulse erhalten werden, sind hiervon betroffen und daher für ausländische Anbieter, die nicht im Land direkt produzieren, nur schwer erschließbar. Eine Ausnahme hiervon bildet gemäß den Aussagen der befragten Experten die Pharmaindustrie, 32 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – wo ausländische Anbieter auch aufgrund zwar verhältnismäßiger strenger, jedoch weitgehend transparenter Zulassungsregeln durchaus erfolgreich Fuß fassen können. Unter den in der Befragung genannten Kategorien bilden nach Einschätzung der Experten bürokratische Hürden den bedeutsamsten Hemmfaktor. In Brasilien tätigen Unternehmen kann – beispielsweise bei Genehmigungsverfahren – die Schwerfälligkeit der Verwaltungsinstitutionen große Schwierigkeiten bereiten. Zahlreiche Anbieter prüfen auch, ob durch Joint Ventures mit Partnerunternehmen der Markteintritt erleichtert werden kann. Laut Aussagen der Gesprächspartner sind die betreffenden Probleme weniger kapazitätsbedingt, sondern vielmehr umsetzungsbedingt. Dem zügigen Aufbau einer Geschäftstätigkeit sind vor allem die langen Genehmigungsfristen hinderlich. Durch eine genaue Kenntnis der Strukturen und Abläufe in den involvierten öffentlichen Institutionen lässt sich gemäß den Angaben der befragten Experten dieser Mangel zumindest teilweise abmildern. Um dies zu erreichen, kann der Kontakt zu kompetenten Partnern – beispielsweise spezialisierten Anwaltskanzleien – hilfreich sein. Bei der Einschätzung derartiger Hürden sind gleichwohl auch Aspekte der brasilianischen Alltags- und Geschäftskultur zu beachten. Laut Aussage der Gesprächspartner ist es für eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit in Brasilien unabdingbar, sich an derartige kulturelle Eigenheiten vollständig anzupassen.14 Kulturelle Barrieren werden laut den Befragungsergebnissen allerdings – ebenso wie Sprachprobleme – als nicht sehr gravierend eingestuft. Auch der Aufbau von Kontakten zu Geschäftspartnern gestaltet sich offenbar als nicht sehr problematisch. Für Expatriates aus Europa sind laut Aussage der Befragungsteilnehmer auch weitere Facetten der Geschäftstätigkeit in Brasilien gewöhnungsbedürftig. Leben und arbeiten in Ballungsräumen mit 100 km Durchmesser, so wie dies etwa in der Agglomeration São Paulo / Santos der Fall ist, erfordern eine hohe Anpassungsbereitschaft. Die Standortsuche bildet offenbar für die befragten Experten keine maßgebliche Hürde für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien. Die Anmietung von Gewerbeflächen gestaltet sich i. d. R. als unproblematisch. Als wichtigen Engpassfaktor sehen sie hingegen den derzeitigen Stand der Infrastruktur an. Beispielsweise führt die in zahlreichen Regionen des Landes nach wie vor unzureichende Verkehrsinfrastruktur zu einer hohen Belastung durch Transportkosten. 14 Einer der befragten Experten hat die Einschätzung vertreten, dass man landesspezifische Besonderheiten des Geschäftslebens letztlich „sportlich“ nehmen und als Horizonterweiterung auffassen müsse. Als Beispiele hierfür nannte er ein eigenwilliges Verständnis von Pünktlichkeit und einen komplizierten Verhandlungsstil. 33 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Abbildung 20: Herausforderungen bei einer Geschäftstätigkeit in Brasilien laut Einschätzungen der Befragungsteilnehmer Protektion Bürokratische Hürden Infrastruktur Kulturelle Barrieren Sprachprobleme Anwerbung von qualifiziertem Personal, nachhaltiger Aufbau einer Belegschaft Aufbau von Kontakten zu Geschäftspartnern Standortsuche (z. B. Angebot an Immobilien) Gesamtwirtschaftliche Stabilität 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 Durchschnittswert Skala von 1 („nicht wichtig“) bis 4 („sehr wichtig“). Quelle: Befragung der Hessen Agentur (n = 5). Im Vergleich beispielsweise zu China weist Brasilien nach Einschätzung des Gesprächspartners erhebliche Rückstände in punkto Infrastruktur, aber auch bei der technologischen Innovationsfähigkeit auf. Ein großer Nachholbedarf besteht auch bei der Verwaltung. Laut Aussage der Experten erfolgen in Brasilien politische Initiativen zur Behebung der betreffenden Mängel eher im Sinne einer Reaktion auf Engpässe. Auch in dieser Hinsicht unterscheidet sich das Land offenbar deutlich von China, wo an vielen Stellen eine breit angelegte langfristige Entwicklungsstrategie erkennbar ist. Einer Steigerung der Kapitalintensität in der Fertigung stehen die niedrigen Lohnkosten entgegen, welche den Einsatz von Maschinen vergleichsweise unattraktiv machen; hierdurch bedingt sind die Anreize zu einer weiteren Technisierung bzw. zu Innovationen gering. Dies ist ungünstig für Anlagenbauer, die ihre Produkte in Brasilien vermarkten wollen. Als vergleichsweise problematisch gilt auch die Anwerbung von qualifiziertem Personal. Laut Aussagen der Gesprächspartner ist in Brasilien die Tendenz, aufgrund von Lohndisparitäten auch kurzfristig den Arbeitgeber zu wechseln, nicht so stark ausgeprägt wie beispielsweise in den meisten ostasiatischen Ländern. Allerdings achten vor allem Mitarbeiter mit einem hohen Qualifikationsniveau stark auf günstige Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne, so dass bei der Rekrutierung von Fachkräften durchaus ein Wettbewerb zwischen den Unternehmen besteht. 34 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 4.2.4 Zukunftspotenziale und politische Handlungsansätze Die brasilianische Volkswirtschaft bietet nach Einschätzung der Gesprächspartner langfristig auch für hessische Unternehmen sehr gute Investitionsbedingungen. Zu nennen ist exemplarisch das transparente Rechtssystem, das sich in starkem Maße an der Rechtsordnung in Portugal orientiert. Das makroökonomische Umfeld und die politischen Rahmenbedingungen in Brasilien werden sich voraussichtlich auch mittelfristig günstig entwickeln. Zwar sind durchaus graduelle Veränderungen denkbar, gleichwohl wird es sicherlich nicht zu gravierenden Umbrüchen kommen, welche die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig dämpfen könnten. Nach Aussage der Experten haben die anstehenden Großereignisse zu deutlichen Nachfrageimpulsen geführt. Ein Problem besteht laut Einschätzung der Gesprächspartner allerdings darin, dass die gegenwärtig für Brasilien sehr günstigen wirtschaftlichen Perspektiven die Anreize für die verantwortlichen Politiker verringern, tiefgreifende – auch ordnungspolitische – Strukturreformen in Angriff zu nehmen. Derartige Reformen führen zwar üblicherweise kurzfristig für weite Teile der Bevölkerung u. U. zu schmerzhaften Anpassungsreaktionen – mit Folgen für den Zuspruch bei Wahlen –, sie bewirken jedoch in zahlreichen Fällen langfristig erhebliche Wachstumsimpulse. Auch in Brasilien könnten nachhaltige Reformen – so etwa ein weiterer Abbau der Staatsschulden und eine Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen – zu einer besseren Ausschöpfung der wirtschaftlichen Potenziale des Landes beitragen. Die vormals über Jahrzehnte hinweg vergleichsweise hohen bis sehr hohen Inflationsraten, die vor allem für die armen Bevölkerungsteile häufig existenzbedrohend waren, haben sich zwar während des vergangenen Jahrzehnts deutlich verringert. Gleichwohl ist nach wie vor das strukturelle Problem, dass die brasilianische Zentralbank laut ihren Statuten nicht unabhängig ist, nicht gelöst. Somit könnte unter Umständen die derzeit recht restriktive Geldpolitik, die sich stark an der Inflationsbekämpfung orientiert, zukünftig bei entsprechenden Begehrlichkeiten der Zentralregierung wieder gelockert werden. Einer der befragten Experten weist eindringlich auf die Notwendigkeit hin, die Standortbedingungen für in Hessen bereits seit geraumer Zeit sehr bedeutsame Branchen – Chemie- und Pharmaindustrie, Finanzgewerbe – nachhaltig positiv zu beeinflussen, um brasilianische Unternehmen nach Hessen zu holen. Auch die sehr leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur in Hessen gelte es fortwährend zu erneuern bzw. auszubauen. Diese Alleinstellungsmerkmale Hessens würden auch in Brasilien wahrgenommen und seien sehr wohl auch von Bedeutung für die brasilianischhessischen Wirtschaftsbeziehungen. 35 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Die Idee einer Partnerregion in Brasilien begrüßen mehrere Gesprächspartner ausdrücklich. Die entsprechende Auswahl bedarf allerdings einer sorgfältigen Vorbereitung und sollte sich vor allem an der Kompatibilität mit der Wirtschaftsstruktur in Hessen orientieren. Auch ist sowohl auf hessischer als auch auf brasilianischer Seite eine tragfähige Basis für eine derartige Partnerschaft erforderlich. Abschließend wird nachfolgend auf einige Wachstumsfelder eingegangen, die in Zukunft besonders interessant für die Zusammenarbeit zwischen Hessen und Brasilien sein werden. Finanzsektor Auch aufgrund einer strengen, eher konservativ bzw. risikoavers ausgerichteten Regulierung des Finanzsektors war Brasilien in geringem Ausmaß von der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen. Angesichts der günstigen Konjunkturentwicklung und der stabilen politischen Rahmenbedingungen entwickelt sich der brasilianische Finanzsektor gegenwärtig gemäß den Aussagen der Befragungsteilnehmer sehr positiv. Weil die Unternehmen ihre Kapitalnachfrage ausdehnen, expandiert der Kapitalmarkt sehr stark, und zwar sowohl im Fremdkapitalsegment als auch im Eigenkapitalsegment, was aus zahlreichen Emissionen von Unternehmensanleihen bzw. IPO’s ersichtlich ist.15 Auch die starke Zunahme der Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken rührt derzeit vor allem aus einer regen Investitionstätigkeit. Der diesbezügliche Nachhochbedarf ist auch daraus ersichtlich, dass Brasilien im Vergleich zu anderen Schwellenländern eine verhältnismäßig niedrige Kreditintensität (Relation aus Kreditvolumen und BIP) aufweist. Vor diesem Hintergrund betätigen sich deutsche Kreditinstitute vor allem in den Geschäftsfeldern Investmentbanking und Firmenkundengeschäft, die beide in jüngster Zeit einem starken Wachstum unterworfen waren, das sich voraussichtlich auch in Zukunft weiter fortsetzen wird. Das Geschäft mit Unternehmensübernahmen und Fusionen hat sich zwar im Zuge des jüngsten Wirtschaftsaufschwungs belebt, dieser Zweig des Investmentbankings hat allerdings in Brasilien einen deutlich geringeren Stellenwert als in den USA und Europa. Gemäß den Einschätzungen der befragten Experten arbeiten die meisten ausländischen Geschäftsbanken in Brasilien hochprofitabel. Auch der mit der Finanzindustrie auf vielfache Weise verbundene Sektor der unternehmensnahen Dienstleistungen ist nach Aussage der Gesprächspartner in den brasilianischen Ballungszentren hoch entwickelt, was die Standortbedingungen auch für ausländische Kreditinstitute positiv beeinflusst. Grundsätzlich eröffnet die Ballung von kapitalintensiven Industriebetrieben in den Agglomerationsräumen des brasilianischen Südostens bzw. Südens für Aktivitäten in den besagten Geschäftsfeldern ein umfangreiches Marktpotenzial. Große Ge15 Vgl. Neue Zürcher Zeitung (o. V., 24.2.2011): Ein Jahr der Börsengänge in Brasilien, S. 13. 36 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – schäftschancen liegen in Brasilien auch in der Finanzierung von Infrastrukturprojekten, die gegenwärtig in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, Gesundheitswesen und Energieversorgung in großer Zahl realisiert werden. Die öffentliche Hand hat schon seit längerem den Nachholbedarf bei der Infrastruktur des Landes erkannt und fördert den notwendigen Ausbau mit umfangreichen Finanzhilfen. Der Konkurrenzdruck in den betreffenden Geschäftsfeldern ist allerdings hoch, weil die großen brasilianischen Banken sehr wettbewerbsfähig sind. Das Privatkundengeschäft boomt zwar derzeit ebenfalls, steht jedoch nicht im strategischen Fokus deutscher Kreditinstitute. Hinzu kommt, dass nach dem Ausscheiden der ehemaligen Deutsch-Südamerikanischen Bank (bzw. Dresdner Bank Lateinamerika) lediglich eine einzige deutsche Geschäftsbank mit nennenswerten Aktivitäten in Brasilien präsent ist. Die Beziehungen zwischen den Finanzplätzen Frankfurt und São Paulo intensivieren sich derzeit weniger über gezielte – beispielsweise auch politisch angestoßene – Initiativen als vielmehr über eine marktinduzierte generelle Vertiefung infolge der Globalisierung des Finanzwesens. Die Vertiefung der Beziehungen erfolgt in erster Linie über die Ausdehnung der Aktivitäten der Geschäftsbanken. Am Finanzplatz Frankfurt sind die beiden größten brasilianischen Banken schon seit geraumer Zeit vertreten, was eine tragfähige Basis für deren weitere Expansion in Europa bietet. Verkehr und Logistik Die schiere Dimension der Verkehrsinfrastruktur in Brasilien ist überwältigend: das zweitlängste Fernstraßennetz der Welt mit rund zwei Millionen km Länge, ein Schienennetz von fast 30.000 km Länge, eine Vielzahl von Flughäfen und Seehäfen sowie Binnenschifffahrtswege mit einer Länge von rund 50.000 km. Die Verkehrsinfrastruktur ist jedoch außerhalb der Ballungsräume oftmals in einem schlechten Zustand, und die vorhandenen Verkehrsnetze operieren nicht selten bereits an der Kapazitätsgrenze. Aus diesem Grund wird die Verkehrsinfrastruktur auch als „eine der Achillesfersen“16 der brasilianischen Wirtschaft angesehen; dies gilt vor allem vor dem Hintergrund des durch den Wirtschaftsboom ausgelösten stark steigenden Güterverkehrs. Die Beseitigung von Engpässen durch den zügigen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur hat deshalb in Brasilien einen hohen Stellenwert. Neben dem Ausbau von Fernstraßen wird dabei dem Ausbau der Schienennetzes und des ÖPNV eine besonders hohe Priorität eingeräumt. Herausragendes Großprojekt ist die Errichtung der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Campinas, São Paulo und Rio de Janeiro. Aber auch im Bereich des ÖPNV sind hohe Investitionen 16 Döhne, Oliver (2010): Hoher Investitionsbedarf in Brasiliens Infrastruktur, Köln. 37 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien geplant. So sollen bis 2014 über 61 Mrd. Real in U-, S- und Straßenbahnen sowie Monorails und Buskorridore fließen.17 Darüber hinaus wird, nicht nur wegen der beiden Großereignisse Fußball-WM und Olympia, der Ausbau der Flughäfen in Brasilien forciert. Durch den Ausbau der Flughafeninfrastruktur bieten sich für ausländische Unternehmen vielfältige Chancen, was die Ausrüstung mit Sicherheitstechnik, die Gepäckabfertigungsanlagen sowie Managementkonzepte für Flughäfen anbelangt, um nur einige Beispiele zu nennen. In Brasilien ist ferner ein landesweiter Ausbau der Seehäfen geplant, kombiniert mit einer deutlichen Verbesserung der Ausstattung und Qualität, um die Umschlagskapazität der Häfen zu erhöhen. Dies soll gleichzeitig einher gehen mit einer Verbesserung der Anbindung dieser Infrastruktureinrichtungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Exportindustrie zu sichern. Das Investitionsvolumen in den zuvor genannten Infrastrukturbereichen beträgt mehr als 100 Mrd. US-$ und verdeutlicht, dass der brasilianische Markt einer der weltweit wichtigsten Wachstumsmärkte der nächsten Jahre sein wird. Hessischen Unternehmen eröffnen sich hier bei entsprechender Wettbewerbsfähigkeit Chancen großen Ausmaßes. Nicht nur der reine Ausbau und die Erweiterung der Verkehrsinfrastruktur werden in Zukunft für die wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens entscheidend sein. Vielmehr bieten sich auch Chancen für hessische Unternehmen bei der Konzeption, Entwicklung und Implementierung von nachhaltigen Mobilitätslösungen, um die vorhandenen (und erweiterten) Verkehrsinfrastrukturnetze optimal auszulasten. Zu denken ist hier beispielsweise an ein Mobilitätsmanagement für die sehr schnell wachsenden Agglomerationsräume, möglicherweise kombiniert durch innovative Konzepte der Stadtplanung. Auch die Entwicklung von Logistikkonzepten für den Warenumschlag einzelner Wirtschaftsräume bzw. für brasilianische Unternehmen bietet ein großes Marktpotenzial. Umwelt- und Energietechnologien Brasilien ist die einzige Wirtschaftsmacht, die den überwiegenden Anteil seines Stroms aus erneuerbaren Energien (u. a. Wasserkraft) erzeugt. Obwohl Brasilien bereits einen großen Teil seines Strombedarfs über – im Sinne der CO2-Produktion – „saubere“ Wasserkraftwerke deckt, ist das Potenzial der erneuerbaren Energien bei weitem nicht ausgeschöpft. So werden derzeit rund 90.000 Megawatt Strom aus Wasserkraftwerken erzeugt, das Gesamtpotenzial beträgt nach Schätzungen des brasilianischen Industrieverbands jedoch rund 270.000 Megawatt: Ein enormes Wachstumspotenzial, was langfristig nicht nur hohe Investitionen in die Wasser17 Eine Übersicht über die Investitionsvorhaben im brasilianischen Schienenverkehr bietet: Deutsch-Brasilianische Handelskammer (2010), S. 21. 38 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – kraftwerke selbst, sondern auch weitere Investitionen in den Ausbau der Netze (Hochspannungsleitungen) induzieren wird.18 Brasilien ist darüber hinaus führend bei der Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr, welches nicht nur eine große Bedeutung für den heimischen Automarkt hat. Vielmehr starteten in der letzten Zeit Projekte zur Gewinnung von Strom aus Ethanol, oftmals mit ausländischer Beteiligung. Der Bereich der Energiewirtschaft, der in den nächsten Jahren die höchsten Investitionen auf sich ziehen wird, ist der Bereich der Erdölförderung. Der brasilianische Erdölkonzern Petrobras will in den nächsten Jahren rund 240 Mrd. US-$ investieren, um Erdölquellen mit einem geschätzten Volumen von rund 100 Mrd. Barrel zu erschließen. Neben der Exploration sind für die Förderung und Weiterverarbeitung des Öls umfangreiche Investitionen in die Transportinfrastruktur geplant.19 Nach den Planungen des brasilianischen Energieministeriums sollen auch die Kapazitäten im Bereich der Kernenergie ausgebaut werden. Inwieweit sich infolge der Ereignisse nach dem jüngsten Erbeben und dem darauffolgenden Tsunami im nordöstlichen Japan die Risiko-Einschätzungen zur Kernenergie auf der politischen Ebene wandeln werden, ist bislang nicht abzusehen. Über die geplanten Investitionen in neue Kraftwerke will Brasilien, das der sechstgrößte Uran-Produzent der Welt ist, seine Energieversorgung diversifizieren. Das betreffende Investitionsvolumen wird auf 24 Mrd. US-$ taxiert. Auch in Brasilien werden gegenwärtig die Kapazitäten im Bereich der Windkraft massiv ausgebaut. Bis zum Jahr 2013 sollen nach Expertenschätzungen rund 160 neue Windparks entstehen, woraus sich umfangreiche Geschäftspotenziale für ausländische Anbieter ergeben. Das Windkraftpotenzial in Brasilien wird auf 143 Gigawatt geschätzt, davon ist bisher noch nicht einmal 1 % realisiert.20 Was den Bereich der Umwelttechnologien anbelangt, gibt es aufgrund des Bevölkerungswachstums und des hohen Industrialisierungsgrades sowie der hohen ökonomischen Dynamik ebenfalls aussichtsreiche Marktchancen. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Wasser- und Abwasserversorgung sowie Abfallwirtschaft, die – gemessen an internationalen Standards – einen Nachholbedarf aufweisen. Als Beschleuniger für den weiteren Ausbau gelten auch die beiden „Megaevents“, denn man möchte Brasilien auch in diesen Bereichen als hoch entwickeltes Industrieland präsentieren. Im Bereich der Umwelttechnologien können die deutschen und hessischen Unternehmen von ihrer Technologieführerschaft in diesem Bereich profitieren. 18 Vgl. VDI-Brasilien (Hrsg., 2010): Brasilien – Infrastruktur Profil. 19 Vgl. Deutsch-Brasilianische Handelskammer (2010), S. 16. 20 Vgl. Deutsch-Brasilianische Handelskammer (2010), S. 17. 39 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien In den zuvor genannten Sektoren dominiert mit 90 % (noch) der brasilianische Staat. Allerdings werden in Zukunft viele Großprojekte in diesen Sektoren im Rahmen staatlich-privater-Partnerschaften (PPP) durchgeführt.21 Hieraus können sich auch für hessische Unternehmen interessante Investitionsmöglichkeiten bzw. Geschäftsfelder erschließen. In der Gesamtbetrachtung wird der Ausbau der Infrastruktur allein in den Bereichen Verkehr, Energie und Umwelt ein riesiges Investitionsvolumen von mehreren hundert Milliarden Dollar beinhalten. Die Chancen für hessische Unternehmen, daran zu partizipieren, sind aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit und Technologiestärke nicht zu unterschätzen. Pharmazeutische Industrie und Medizintechnik-Branche Die großen in Hessen ansässigen Unternehmen der Pharmaindustrie und Medizintechnik-Branche sind allesamt schon seit geraumer Zeit in Brasilien mit eigenen Produktionsanlagen oder Vertriebsgesellschaften vertreten. Besonders attraktiv ist der brasilianische Markt für pharmazeutische Erzeugnisse und Medizintechnikprodukte nicht allein aufgrund seiner Größe, sondern auch aufgrund seiner Wachstumsdynamik. Letztere resultiert vor allem aus dem Zusammenspiel einer demographischen Entwicklung, die durch ein stetiges Bevölkerungswachstum gekennzeichnet ist, mit einem steigenden Pro-Kopf-Einkommen. Zum einen profitieren von der jüngeren wirtschaftlichen Entwicklung und der mit ihr einhergehenden Expansion sozial- und gesundheitspolitischer Programme breite Bevölkerungsgruppen, die noch vor wenigen Jahren kaum an der Gesundheitsfürsorge partizipieren konnten. Zum anderen bringt es der steigende Wohlstand mit sich, dass – gleichsam im Sinne superiorer Güter – in zunehmendem Maße Pharmazeutika konsumiert und Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch genommen werden. Weitere Impulse kommen von den umfangreichen Programmen der öffentlichen Hand zum Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur, die zu einer Forcierung des Baus von Krankenhäusern und zu einer Steigerung der Nachfrage nach medizintechnischen Apparaten und Einzelkomponenten führen. So hat sich in Brasilien die Relation der gesamten Gesundheitsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt von 7,2 % in 2000 auf 8,4 % in 2007 erhöht. Im Vergleich hierzu erfolgte in Argentinien eine Steigerung von 9,0 % auf 10,0 % und in Mexiko ein Anstieg von 5,1 % auf 5,9 %, während in Chile die betreffende Relation von 6,6 % auf 6,2 % zurückging. Das große Zukunftspotenzial des brasilianischen Gesundheitssektors ist auch daraus ersichtlich, dass der Vergleichswert für Deutschland bei 10,4 % (2007) lag.22 Im Zuge der jüngsten wirtschaftlichen Entwicklung hat sich der Wert (in US-$) der nach Brasilien importierten medizintechnischen Produkte erhöht, so beispielsweise im Jahresvergleich 2008/09 21 Vgl. Deutsch-Brasilianische Handelskammer (2010), S. 16. 22 Vgl. World Health Organization (Hrsg. 2010): World Health Statistics 2010, Genf, S. 130ff. 40 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – um 2 %.23 Der Importwert der pharmazeutischen Produkte hat am aktuellen Rand noch stärker zugenommen, und zwar von 2008 auf 2009 um 5 %. Die Importe aus Deutschland sind hierbei überproportional gestiegen, denn die diesbezügliche Zuwachsrate belief sich auf 15 %. In 2009 lag der Anteil deutscher Anbieter am Importwert bei 15 %, was auf eine starke Verankerung im brasilianischen Markt hinweist.24 Geprägt wird der brasilianische Markt für pharmazeutische Produkte auch durch strukturelle Einflussfaktoren. Die Altersstruktur der Bevölkerung in Brasilien, die im Unterschied zu etwa Deutschland und Italien stark von den jüngeren Altersgruppen geprägt ist, bringt es mit sich, dass Marktsegmente mit einem engen Bezug zu den Alterskohorten der Zwanzig- bis Vierzigjährigen besonders bedeutsam sind. Hierzu zählen laut Aussagen der Befragungsteilnehmer – auch kulturell bedingt – insbesondere Wellness-, Lifestyle- und Schönheitsprodukte. In den Kohorten der älteren Bevölkerung ist es mittlerweile aufgrund des gestiegenen Wohlstands vor allem der mittleren Einkommensgruppen zahlreichen Bürgern möglich, sich kostspieligen Therapien – beispielsweise im kardiologischen und onkologischen Bereich – zu unterziehen, wovon wiederum starke Impulse für die Nachfrage nach sehr teuren Medikamenten ausgehen. Auf den expandierenden brasilianischen Märkten für pharmazeutische Erzeugnisse und Medizintechnik-Produkte sind zahlreiche global operierende Anbieter aktiv. Es existieren mehrere wettbewerbsfähige einheimische Pharmaunternehmen, die auf den sehr kompetitiven Märkten gut bestehen können. Aufgrund des großen Preisdrucks eröffnen sich auch für Hersteller von Generika umfangreiche Geschäftspotenziale. Zu beachten ist der im internationalen Vergleich sehr hohe Mehrwertsteuersatz auf pharmazeutische Produkte von 35 %, verglichen mit Sätzen von beispielsweise 21 % in Argentinien und 0 % in Mexiko und den USA. Was die Rahmenbedingungen anbelangt, so wird die Tätigkeit internationaler Anbieter nach Einschätzung der befragten Experten vor allem durch das Vorhandensein einer leistungsfähigen Genehmigungsbehörde erleichtert, gleichwohl dauern die Genehmigungsverfahren im internationalen Vergleich übermäßig lang. Der in Brasilien für pharmazeutische Produkte gewährte Patentschutz gilt für maximal zwanzig Jahre, allerdings existieren in für die Gesundheitsfürsorge sehr bedeutenden Bereichen – etwa in der Versorgung von AIDS-Kranken – jeweils in Absprache mit den Anbietern Ausnahmegenehmigungen, welche die Verwendung von kostengünstigen Präparaten ermöglichen. Zu beachten sind beim Einstieg in den brasilianischen Markt auch die bürokratischen Genehmigungsverfahren, die für den Aufbau einer Geschäftstätigkeit in Brasi23 Vgl. Germany Trade & Invest (Hrsg., o. J.): Branche kompakt: Medizintechnik – Brasilien, Köln, S. 1. 24 Vgl. Germany Trade & Invest (Hrsg., o. J.): Branche kompakt:: Chemie-, chemische Industrie – Brasilien, Köln, S. 2ff. 41 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien lien unabdingbar sind. Auch an die in Brasilien umfangreiche Regulierung im Bereich der Preisgestaltung müssen sich die im Lande tätigen Pharmaunternehmen anpassen. Laut Aussage der Gesprächsteilnehmer werden diese – aus Sicht der Anbieter eher nachteiligen – Rahmenbedingungen jedoch in hohem Maße durch die günstigen Geschäftsaussichten aufgrund des Marktwachstums kompensiert. Wie die Potenziale der hessisch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen genutzt werden, wird aus den folgenden Kurzporträts ersichtlich. 42 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – K + S KALI GmbH Gesprächspartner: Herr Friedhelm Mester Herr Stefan Anders Marketing Projekte / Handelspolitik Bertha-von-Suttner-Straße 7 34111 Kassel www.kali-gmbh.com Die K + S Gruppe mit Sitz in Kassel gehört weltweit zur Spitzengruppe der Anbieter von Standard- und Spezialdüngemitteln. Im Salzgeschäft ist K + S mit Standorten in Europa sowie Nord- und Südamerika gemessen an der Produktionskapazität der führende Hersteller der Welt. Die K + S Gruppe, die weltweit mehr als 15.000 Mitarbeiter beschäftigt und in 2010 einen Umsatz von fast 5 Mrd. Euro erzielte, bietet ein umfassendes Leistungsangebot für Landwirtschaft, Industrie und private Verbraucher. Innerhalb der Gruppe steuert die ebenfalls in Kassel ansässige K + S KALI GmbH das Geschäft mit Kali- und Magnesiumprodukten. Als weltweit viertgrößter Kaliproduzent und einer der wichtigsten Anbieter in Europa bietet die K + S KALI GmbH auf Basis der einzigartigen Rohstoffzusammensetzung ihrer deutschen Lagerstätten eine Produktpalette, die in ihrer Vielfalt weltweit von keinem anderen Produzenten angeboten wird. Die gewonnenen Rohsalze werden zu hochwertigen Düngemitteln sowie zu Vorprodukten für industrielle Erzeugnisse – so etwa Lebensmittel und Pharmazeutika – verarbeitet. Vor dem Hintergrund weltweiter Megatrends – wie einer wachsenden Weltbevölkerung, einer zunehmenden Urbanisierung sowie einem steigenden Fleischkonsum, der eine Erhöhung des Futtermittelbedarfs bewirkt, – ist es seit Jahren die Strategie von K + S, in den beiden Kerngeschäftsfeldern Düngemittel und Salz durch Akquisitionen und Kooperationen auch extern zu wachsen. Im Bereich Kali- und Magnesiumprodukte prüft K + S rund um den Globus alle Möglichkeiten zur Erschließung zusätzlicher Kapazitäten. Auf dem brasilianischen Markt ist K + S seit fast 60 Jahren mit einer Niederlassung präsent. Über eine Million Tonnen Düngemittel werden jedes Jahr per Schiff nach Brasilien exportiert, mit steigender Tendenz. Der brasilianische Markt ist für den Düngemittelhersteller K + S von besonderem Interesse. Grund hierfür ist die hohe Wachstumsdynamik, die zum einen auf den Einsatz hocheffizienter Anbaumethoden und zum anderen auf die konsequente Nutzung von Größenvorteilen zurückzuführen ist. Brasilien ist zudem eines der wenigen Länder, die ihre Anbauflächen für Agrarprodukte noch erweitern können. Hieraus resultieren weitere Geschäftspotenziale für den global agierenden Düngemittelhersteller K + S. 43 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien EDAG GmbH & Co. KGaA Gesprächspartner: Herr Manfred Hahl, Geschäftsführer / COO EDAG GmbH & Co. KGaA Reesbergstraße 1 36039 Fulda www.edag.com Konzepte und Lösungen für die Mobilitätsbedürfnisse der Zukunft zu finden steht im Fokus der Geschäftstätigkeit des unabhängigen, weltweit größten Entwicklungsdienstleisters EDAG mit Sitz im hessischen Fulda. Das regional verwurzelte Unternehmen ist Partner der internationalen Mobilitätsindustrie und hat über 40 Niederlassungen auf vier Kontinenten. Das Leistungsspektrum des Unternehmens deckt die komplette Wertschöpfungskette des Entwicklungsprozesses von Fahrzeugen ab und beinhaltet die Entwicklung von Modulen bis hin zu kompletten Fahrzeugen, inklusive Modell- und Prototypenbau oder die Kleinserienfertigung. Das Unternehmen EDAG entwickelt und realisiert zudem komplette Produktionsanlagen und weist spezifische Kompetenzen bei der Integration von Systemlieferanten bei komplexen Gesamtprojekten auf. Zu den ausgewählten Referenzprojekten im Bereich Fahrzeugentwicklung gehören beispielsweise die Gesamtfahrzeugentwicklung der Mercedes B-Klasse oder des aktuellen Opel Meriva sowie zahlreiche Gesamtentwicklungsprojekte für Hersteller aus dem In- und Ausland. Zum Kundenkreis der EDAG zählen alle namhaften Hersteller und Systemlieferanten aus der Automobilindustrie und darüber hinaus. Das Angebot der durchgängigen Entwicklung von Produkten und Produktionsanlagen bis zum Anlagenbau hat das Unternehmen erfolgreich auf weitere Branchen außerhalb der Automobilindustrie übertragen. Die EDAG Group ist heute auch für Kunden aus den Bereichen Luftfahrt, Schiene und die Branche der „Erneuerbaren Energien“ tätig. In Brasilien ist EDAG seit knapp 20 Jahren vertreten, und zwar in der Automobil-Region São Paulo mit derzeit 125 Beschäftigten. Als international tätiger Entwicklungsdienstleister bietet EDAG dort seine spezifische Kompetenz den Automobilherstellern an. Der brasilianische Automobilmarkt ist wachstumsstark, so lag die Wachstumsrate bei der Produktion und den Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen in den letzten Jahren im zweistelligen Bereich. Alle namhaften Automobilhersteller wollen von dieser Wachstumsdynamik profitieren und planen umfangreiche Investitionen in die brasilianischen Produktionsstätten. Davon profitiert EDAG dank des Know-how bei der Planung und Implementierung komplexer Produktionsanlagen im Automotive-Bereich. 44 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Banco do Brasil S. A. Frankfurt Branch Gesprächspartner: Herr Hanspeter Volk, Geschäftsleiter Herr Filipe da Silva, Relationship Officer Eschersheimer Landstraße 55 60322 Frankfurt am Main www.bb.com.br Als größte und älteste brasilianische Geschäftsbank ist der Banco do Brasil mit über 16.000 Filialen in zahlreichen Märkten dieser Erde tätig. In Europa ist die Bank in allen großen Ländern mit eigenen Geschäftsstellen vertreten. Innerhalb der Aufbauorganisation sind die betreffenden Niederlassungen – mit Ausnahme derjenigen am Finanzplatz London, die eigenständig den britischen Markt abdeckt – derzeit noch allesamt derselben Hierarchiestufe zugeordnet. Zukünftig wird innerhalb des EU-Binnenmarkts die Niederlassung Wien die zentrale Kopfstelle bilden, die bereits jetzt schon die für eine EU-weite Geschäftstätigkeit erforderliche Zulassung („EU-Pass“) hat. Die Frankfurter Niederlassung des Banco do Brasil hat innerhalb Europas eine herausragende Stellung. Die hohe Bedeutung wird daraus ersichtlich, dass in Frankfurt das gesamte Clearing für den europäischen Markt abgewickelt wird. In Deutschland ist der Banco do Brasil seit 1970 vertreten. Lange Zeit befand sich – vor allem aufgrund der damals hohen Bedeutung des Hamburger Hafens für die brasilianisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen – die deutsche Niederlassung am Standort Hamburg. In 1996 erfolgte dann der endgültige Umzug nach Frankfurt, dessen wesentliche Ursache ein tiefgreifender Strukturwandel des Auslandsgeschäfts war. Während über mehrere Jahrzehnte hinweg der hauptsächliche Schwerpunkt in der Bearbeitung von Dokumentenakkreditiven lag, hat in jüngerer Zeit die Bedeutung von Finanzierungsgeschäften erheblich zugenommen, ein Geschäft, für das in Deutschland der Finanzplatz Frankfurt prädestiniert ist. Weltweit beschäftigt der Banco do Brasil rund 109.000 Mitarbeiter. Im brasilianischen Heimatmarkt ist die Bank breit aufgestellt und in den wichtigsten Branchen stark verankert. Die Bank betätigt sich auf vielfältige Weise in der Förderung von Kultur, Wissenschaft und Sport, letzteres vor allem in den in Brasilien sehr populären Sportarten Basketball und Volleyball. Gegenwärtig erfolgt eine weitere Änderung der Unternehmensstrategie für den europäischen Markt: Im Zuge der Vertiefung der brasilianisch-europäischen Wirtschaftsverflechtungen soll nämlich das Spektrum der Geschäftstätigkeit deutlich erweitert werden, und zwar vor allem in den Bereichen Projektfinanzierung und Firmenkundenbetreuung. Im Fokus stehen hierbei auch mittelständische Unternehmen, die in Brasilien bereits tätig sind oder den Aufbau einer dortigen Geschäftstätigkeit planen. 45 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Merz Pharma-Gruppe Gesprächspartner: Dr. med. Karsten Schlemm Geschäftsführer Direktor Marketing & Vertrieb International Eckenheimer Landstraße 100 60318 Frankfurt am Main www.merz.de Merz Pharma ist ein international tätiges Pharmaunternehmen mit eigener Grundlagenforschung und Produktentwicklung, dessen Schwerpunkte die Therapie neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen sowie die Bereiche ästhetische und klinische Medizin bilden. In der Alzheimer-Forschung gehört Merz zu den führenden Unternehmen. Memantine, der weltweit erste Wirkstoff mit glutamatergem Wirkansatz zur Behandlung der moderaten bis schweren Alzheimer-Demenz, ist das am zweithäufigsten verschriebene Antidementivum. Die freiverkäuflichen, nicht verschreibungspflichtigen Medikamente in den Anwendungsbereichen Haare, Leber und Narben gehören in über 70 Ländern zu den meistverordneten Marken ihres Anwendungsbereichs. Im deutschsprachigen Raum ist Merz Consumer Care mit seinen bekannten Marken tetesept® und Merz Spezial® führender Anbieter von Gesundheits- und Pflegeprodukten. Zum Ende des Geschäftsjahres 2009/10 beschäftigte das Unternehmen weltweit etwa 2.100 Mitarbeiter, die einen Jahresumsatz von rund 675 Mio. Euro erwirtschafteten. In Brasilien sind gegenwärtig etwa zwanzig Mitarbeiter tätig, und dies in einer Niederlassung zum regionalen Vertrieb der Merz-Produkte. Den institutionellen Rahmen bildet hierfür eine 2010 etablierte Tochtergesellschaft, die sich zu über 60 Prozent im Eigentum der Merz Gruppe befindet. Die restlichen Prozent entfallen auf ein brasilianisches Partnerunternehmen, mit dem man schon seit langem auf einer soliden Basis zusammenarbeitet. Brasilien zählt im Rahmen der Unternehmensstrategie eindeutig zu den fünfzehn bedeutendsten Absatzmärkten der Gruppe; in Lateinamerika bildet das Land hinter Mexiko den zweitwichtigsten Markt. Besonders attraktiv ist der brasilianische Markt aufgrund seiner Größe, seiner hohen Wachstumsdynamik und seiner demografischen Struktur. Gerade junge urbane Bevölkerungsgruppen, die angesichts einer verhältnismäßig hohen Kaufkraft eine ausgeprägte Bereitschaft zum Kauf von Health-Care-Produkten aufweisen, bilden eine wichtige Zielgruppe der Vermarktungsstrategie. Aber auch in der Therapie von Krankheiten, die eher ältere Menschen befallen, möchte sich die Merz Gruppe in naher Zukunft in Brasilien verstärkt engagieren. Mit den Rahmenbedingungen in den brasilianische Ballungszentren, die insbesondere für Distribution und Logistik einen wichtigen Einflussfaktor bilden, zeigt sich das Unternehmen sehr zufrieden. 46 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Schunk Group Gesprächspartner Herr Erhard Schoeck Prokurist / Beteiligungscontrolling Rodheimer Straße 59 35452 Heuchelheim www.schunk-group.com Die Unternehmenszentrale des weltweit aktiven Technologiekonzerns liegt im hessischen Heuchelheim bei Gießen. Als Global Player ist die Schunk Group mit mehr als 60 operativen Gesellschaften in allen Regionen der Welt vertreten. Die Schunk Group weist eine sehr breite Produktpalette auf und betätigt sich als Zulieferer von strategisch wichtigen Komponenten für zahlreiche Branchen, so etwa die Fahrzeugindustrie, die Elektroindustrie und die Energiewirtschaft. Sowohl in der Konsumgüterbranche als auch in der Investitionsgüterbranche ist die Firma aufgrund ihrer Produktvielfalt intensiv verankert. Dies ist eine zentrale Komponente der weltweiten Wachstumsstrategie von Schunk. Eine zentrale Kompetenz des Unternehmens liegt im Bereich der Stromübertragung. Weitere strategische Produkte sind Komponenten für die Solar- und Halbleiterindustrie. Neben der Werkstofffertigung ist die Schunk Group führend in den Bereichen Umweltsimulations- und Klimatechnik, Sintermetalltechnik und Ultraschallschweißtechnik. In Brasilien ist die Schunk Group seit 1969 durch die Übernahme eines kleinen lokalen Unternehmens ansässig. Bereits zu damaliger Zeit war das Land ein attraktiver Wachstumsmarkt, so etwa für die Automobilindustrie. In Cotia (nahe São Paulo) unterhält Schunk ein Tochterunternehmen mit eigener Fertigung, in dem etwa 200 Mitarbeiter tätig sind, die als Ingenieure und kaufmännische Fachkräfte allesamt über ein hohes Qualifikations- und komplexes Fachwissen auch in der Anwendungstechnik verfügen, welches durch interne Schulungen ständig auf dem neuesten Stand gehalten wird. Die Forschung und Entwicklung erfolgt im Wesentlichen im Mutterhaus in Deutschland. Das Geschäftsmodell der Schunk Group erweist sich in Brasilien und auch in anderen Schwellenländern als sehr erfolgreich. Die enge Vernetzung über Lieferbeziehungen in unterschiedlichen branchenbezogenen Wertschöpfungsketten ist für die Geschäftstätigkeit in Brasilien sehr vorteilhaft, denn indirekt kann man von der starken Position zahlreicher Industrieunternehmen, die die von Schunk hergestellten Komponenten in ihren Zwischenprodukten und Endprodukten verwenden, in deren lokalen Gesellschaften und damit im brasilianischen Markt profitieren. Die ausgeprägten Agglomerationen der betreffenden Abnehmerfirmen in den brasilianischen Ballungsräumen bilden somit eine maßgebliche Grundlage für die eigene Geschäftstätigkeit und für die Ansiedlung der Aktivitäten im Großraum Sao Paulo. Aus Sicht der Schunk Group verfügt Brasilien bereits jetzt über ein recht hohes Niveau industrieller Produktion, zum Beispiel in der in Südamerika dominierenden Stellung im Automobilsektor, und über ein hohes Wachstumspotenzial. Es wird daher als strategisch wichtiger Zukunftsmarkt gesehen. Die gegenwärtig günstige wirtschaftliche Entwicklung in Brasilien schätzt Schunk als gute Basis für die weitere Entwicklung ein. 47 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien 5 Zusammenarbeit im Bereich Lehre, Forschung und Entwicklung Das fachliche Spektrum der brasilianisch-hessischen Hochschulzusammenarbeit ist sehr breit und umfasst zahlreiche Disziplinen aus den Fächergruppen Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften. Die nachstehende Übersicht vermittelt einen Überblick über die Kooperationspartner der hessischen Hochschulen. Die Hochschulzusammenarbeit variiert in ihrer konkreten Ausgestaltung sehr stark und beinhaltet u. a. Einzelprojekte, Projektverbünde, die gemeinsame Durchführung von Veranstaltungen und den Austausch von Studenten und Wissenschaftlern. Auch der Anlass für die Aufnahme der Kooperation und deren institutionelle Verankerung sind im konkreten Fall sehr vielgestaltig. Nicht selten hat sich die Zusammenarbeit aus Forschungsaufenthalten einzelner Wissenschaftler an einer Partnerhochschule entwickelt. Einige Kooperationen bestehen im Rahmen großer Netzwerke, an denen zahlreiche Hochschulen aus unterschiedlichen Ländern partizipieren, während andere nur wenige Lehrstühle umfassen. Hochschule Darmstadt Kooperationen bestehen mit der University Estadual Paulista (UNESP) (Guarantingueta) in allen Fachbereichen Pontificia Universidade Católica do Rio de Janeiro (PUC) in den Fachberei-chen Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit Inhalte der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden / Austausch von Dozenten im Fachgebiet Informationsrecht Universidade do Estado do Rio de Janeiro in den Fachbereichen Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit Inhalt der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden Eine weitere Kooperation mit der Universidade do São Paolo (USP) ist in Vorbereitung. Darüber hinaus gibt es ein Projekt des Fachbereiches Gestaltung mit dem Instituto Florestal (staatliche Forstbehörde) des Bundessstaates São Paolo zur Entwicklung eines Corporate Design für ein Naturschutzgebiet rund um São Paolo (Green Belt). Der Fachbereich Wirtschaft hat verschiedene Markteintrittsanalysen für Firmen, die in Brasilien aktiv werden wollen, erarbeitet. Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit (Informationsrecht) arbeitet mit der AHK in Rio zusammen, um dort verschiedene Veranstaltungen (Symposium und Summer School) für die AHK und im Außenhandelsgeschäft mit Brasilien tätige Firmen durchzuführen. Infolge von verschiedenen Delegationsreisen hessischer Regierungsvertreter/-innen wurde über mehrere Jahre ein Beratungsprojekt zum ITExport für deutsche mittelständische Betriebe gefördert. 48 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Der Fachbereich Bauingenieurwesen berät die Verkehrsplanungsbehörden im Bundesstaat Rio de Janeiro in Vorbereitung auf die Großsportereignisse der kommenden Jahre in Bezug auf die Transport- und Infrastrukturentwicklung des öffentlichen Personenverkehrs. Ebenso findet Beratungsarbeit bei der Entwicklung von Wasserbauprojekten in den Bundesstaaten Rio de Janeiro und São Paolo statt. Technische Universität Darmstadt Kooperationen bestehen mit der Universidade Federal do Paraná (Curitiba) in den Fächern Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; Biologie; Material- und Geowissenschaften Inhalte der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden, Doktoranden, Lehrenden, Forschenden und Praktikanten; Zusammenarbeit in Lehre und Forschung; Austausch von Literatur, Publikationen etc.; Sprachkurse; Gemeinsame Veranstaltungen (Tagungen etc.) Universidade Federal do Rio de Janeiro (UFRJ) Rio de Janeiro: Mobilität auf der Studenten- und Dozentenebene, besonders im Fachbereich Architektur. Universidade Metodista de Piracicaba (UNIMEP) im Fach Maschinenbau Inhalte der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden, Lehrenden und Forschenden Pontificia Universidade Catolica do Rio de Janeiro, Departamento de Teologia in den Fächern Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; Bauingenieurwesen; Maschinenbau; Elektrotechnik; Informatik; Naturwissenschaften; Gesellschafts- und Geisteswissenschaften sowie Humanwissenschaften Inhalte der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden, Doktoranden, Lehrenden und Forschenden; Gemeinsame Studienprogramme; Zusammenarbeit in Forschung und Lehre; Zusammenarbeit der Hochschulverwaltungen; Austausch von Literatur, Publikationen etc. Universidade Estadual Campinas (São Paulo) in den Fächern Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; Mathematik; Biologie; Material- und Geowissenschaften; Bauingenieurwesen und Geodäsie sowie Elektrotechnik Inhalte der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden, Doktoranden, Lehrenden und Forschenden; Zusammenarbeit in Forschung und Lehre; Zusammenarbeit der Hochschulverwaltungen; Austausch von Literatur, Publikationen etc.; Gruppenbesuche Universidade de São Paulo (USP) Die TU Darmstadt hat ein umsetzbares Konzept für einen Double Degree Master entwickelt und ist dabei, dies mit der USP São Paolo und CAMPINAS umzusetzen. Ein Joint / Double Doctorate ist mit der USP ebenfalls angedacht. Escola Politecnica da Universidade de São Paulo in den Fächern Mathematik und Informatik School of Economics, Business and Accounting, São Paulo 49 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Fachhochschule Frankfurt am Main Eine Kooperation besteht mit der Pontificia Universidade Catolica do Parana (PUCPR). Goethe-Universität Frankfurt am Main Eine Kooperation besteht mit der Universidade Federal de São Paulo im Fach Wirtschaftswissenschaften. Eine zweite Kooperation mit der Universidade São Paulo, hier zwischen der Escola de Comunicacoes es Artes und dem hiesigen Institut für Kulturanthropologie, wurde zwischenzeitlich erneuert. Alle zwei Jahre (zum Teil auch jährlich) findet eine wissenschaftliche Konferenz zu aktuellen Themen der Ökonomie Lateinamerikas und des Mercosur-Verbundes statt. Einbezogen ist hierbei auch die Universität von Cordoba in Argentinien. Des Weiteren bestand eine Kooperation mit der Escola de Comunicacoes e Artes der Universidade de São Paulo und dem Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe-Universität. Das Abkommen wird derzeit erneuert. Hochschule Fulda Die Hochschule Fulda unterhält zwei Kooperationen mit brasilianischen Hochschulen: Fundação Oswaldo Cruz, Escola Nacional de Saúde Pública (FIOCRUZ/ENSP) im Fachbereich Pflege Universidade Federal de Minas Gerais im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften Justus-Liebig-Universität Gießen Die Fachbereiche Sozial- und Kulturwissenschaften, Sprache, Literatur, Kultur, Psychologie und Sportwissenschaft sowie Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement unterhalten Kooperationen mit der Universidade Federal da Bahia Faculdades Integradas da Bahia Faculdades Ruy Barbosa Inhalte der Zusammenarbeit: Jahreskolloquien: 6. Kolloquium DeutschlandBrasilien: „Desigualdades e Culturas de Jovens“; Mögliche zukünftige Projekte (Exkursionen mit Gießener Studierenden; Kurzzeitaufenthalte von Promotionskandidaten; Gastdozenturen an FIB, UFBa und FRB mit Vorträgen und Teilnahme an Kolloquien 50 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Das Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) und der Fachbereich Sprache, Literatur, Kultur unterhalten eine Kooperation mit der Universidade de Brasilia (UnB), Brasilia speziell mit den Instituten für Romanistik und Germanistik Inhalte der Zusammenarbeit: Verbundprojekte des ZMI: VW-Stiftung, LOEWE; Blockseminar an der JLU Mögliche zukünftige Projekte: gemeinsame Graduiertenausbildung; Ausweitung der Kooperation auf weitere Fachgebiete Universität Kassel Kooperationen bestehen mit der State University of Campinas (Campinas) im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Sportwissenschaft University of Caxias do Sul (UCS) im Fachbereich Maschinenbau Federal University of Paraná (Curitiba, Paraná) im Fachbereich Geistesund Kulturwissenschaften (nicht formalisierter Arbeitskontakt) Federal University of Santa Catarina (Florianópolis) im Fachbereich Maschinenbau Federal University of Ceará (Fortaleza) in den Fachbereichen Maschinenbau und Elektrotechnik / Informatik Universidade Estadual de Montes Claros (UNIMONTES) im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Sportwissenschaft University of Passo Fundo im Fachbereich Humanwissenschaften Pontifical Catholic University of Rio Grande do Sul im Fachbereich Humanwissenschaften Federal University of Rio Grande do Sul (Porto Alegre) im Fachbereich Humanwissenschaften Federal University of Rondonia (Porto Velho) im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Sportwissenschaft Federal University of Bahia (Salvador) in den Fachbereichen Geistes- und Kulturwissenschaften sowie Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung Sinos River Valley University (São Leopoldo) im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Sportwissenschaft (nicht formalisierter Arbeitskontakt) Pontifical Catholic University of São Paulo in den Fachbereichen Geistesund Kulturwissenschaften sowie Humanwissenschaften University of São Paulo im Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften (nicht formalisierter Arbeitskontakt) 51 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Hochschule für Gestaltung Offenbach Eine Kooperation besteht mit der Universidade Do Estado Do Rio de Janeiro, Escola Superior de Desenho Industrial im Fach Gestaltung. Inhalte der Zusammenarbeit: Austausch von Studierenden; Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen Hochschule Rhein-Main Kooperationen bestehen mit der 52 Universidade de São Paolo im Fach Wirtschaft / Business Administration Universidade Federale de Santa Catarina (Florianopolis) in den Studienbereichen Informatik und Business Administration HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 6 Fazit Das fünftgrößte Land der Erde ist in den letzten Jahren dynamisch gewachsen, die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise waren nur marginal und haben den Wachstumspfad der Volkswirtschaft nicht dauerhaft beeinträchtigt. Drei Merkmale kennzeichnen Brasilien: Ein hoher Industrialisierungsgrad mit einer Vielzahl von technologieorientierten Unternehmen, eine starke Agrarwirtschaft und der immense Rohstoffreichtum des Landes. Dabei weist Brasilien die für ein Schwellenland typischen starken regionalen Disparitäten auf. Die makroökonomischen Rahmendbedingungen sind positiv. Gute Wachstumsaussichten, niedrige Inflationsraten, geringe Haushaltsdefizite und ein niedriger Schuldenstand sowie eine sinkende Arbeitslosigkeit zeichnen Brasilien aus. Darüber hinaus weist Brasilien eine günstige demografische Entwicklung auf und hat eine junge, leistungsbereite und gut qualifizierte Bevölkerung. Das Wachstum der brasilianischen Volkswirtschaft hat auch die außenwirtschaftlichen Aktivitäten erfasst. Zu den bedeutendsten Außenhandelspartnern Brasiliens zählen sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten die USA, China, Argentinien und Deutschland. In jüngerer Zeit sind sowohl die Exporte als auch die Importe Brasiliens erheblich gestiegen, lediglich kurz unterbrochen von der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Schwerpunkte der brasilianischen Importe liegen auf den Warengruppen Maschinen, Chemische Erzeugnisse, Elektronische Erzeugnisse und Straßenfahrzeuge. Die Importe aus Hessen umfassen großenteils chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinen wie auch Eisen- und Metallwaren. Von besonderer Bedeutung sind in der Importstruktur also wertschöpfungsintensive Produkte, die in erster Linie in den Industrieländern erzeugt werden und in weiten Teilen mit kompIementären Dienstleistungen verbunden sind, die wiederum großenteils von Anbietern in den betreffenden Exportländern erbracht werden. In gewisser Weise findet hier auch ein Technologietransfer nach Brasilien statt, was langfristig wiederum zu wirtschaftlichen Wachstumsimpulsen für die brasilianische Volkswirtschaft führen wird. Ein restriktiver Faktor für die Importe nach Brasilien ist die vergleichsweise hohe Belastung mit Importabgaben, die auch die Geschäftstätigkeit international vernetzter Unternehmen, die im Land produzieren und hierzu auf die Einfuhr von Rohwaren, Halbwaren und Fertigprodukten angewiesen sind, merklich erschwert. Was die brasilianischen Exporte betrifft, so weist das Land vor allem in den Warengruppen Nahrungsmittel, Rohstoffe und Vorerzeugnisse komparative Stärken auf. Vergleichsweise geringe Teile der Exporte entfallen hingegen auf technologieintensive Warengruppen wie etwa Maschinen und elektronische Erzeugnisse. Aus diesen Strukturmerkmalen, die auch für die brasilianischen Exporte nach Hessen charakte- 53 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien ristisch sind, ist ersichtlich, wie hoch die Abhängigkeit der brasilianischen Exportwirtschaft von den Preisbewegungen auf den weltweiten Rohstoffmärkten ist, und dies sowohl bei Bodenschätzen als auch bei Agrar- und Ernährungsgütern. Zu beachten ist hier allerdings, dass das brasilianische Agribusiness aufgrund von günstigen naturräumlichen Standortfaktoren und branchenstrukturellen Größenvorteilen im internationalen Vergleich sehr kompetitiv ist und derartige Preisschwankungen auf lange Sicht sehr wohl verkraften kann. Die diesbezüglichen Unterschiede zur Landwirtschaft in anderen bedeutenden Agrarexportländern – etwa der Elfenbeinküste, Kenia oder Äthiopien – sind gravierend. Auch die brasilianischen Rohstoffunternehmen, die sich in der Rohöl- und Erdgasförderung wie auch der Gewinnung von Bodenschätzen betätigen, zählen zu den weltweit wettbewerbsfähigsten ihrer Branche. Im Zuge der jüngsten Intensivierung der brasilianisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen haben sich auch die bilateralen Investitionsverflechtungen vertieft. Die Investitionen aus Deutschland erfolgen größtenteils im Verarbeitenden Gewerbe, das in den brasilianischen Ballungsräumen eine große Vielfalt aufweist. Hessische Investoren betätigen sich in Brasilien schon seit geraumer Zeit vor allem in der Chemie- und Pharmaindustrie, im Maschinenbau und in der Elektroindustrie. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich im Zuge der gegenwärtigen Dynamik der brasilianischen Volkswirtschaft aller Voraussicht nach die brasilianisch-hessischen Außenhandels- wie auch Investitionsbeziehungen weiter intensivieren werden. Im Fokus wird hierbei wohl vor allem der brasilianische Binnenmarkt stehen, währen der Aufbau von Produktionskapazitäten in Brasilien zum Zwecke des Exports bei den deutschen Investoren derzeit keine hohe Priorität hat. Insbesondere im Bereich der Infrastruktur steht eine Vielzahl von Investitionen an, um das Land in den Bereichen Verkehr, Logistik, Energie und Umwelt noch leistungsfähiger zu machen. Hier können sich auch für hessische Unternehmen mit ihrer ausgeprägten Technologieorientierung und hohen Beratungskompetenz Chancen ergeben. Zudem zuweist der brasilianische Markt für Pharmazie und Medizintechnik interessante Wachstumsperspektiven auf. Brasilien wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft einnehmen. Der große Binnenmarkt und die positiven Wachstumsaussichten machen dieses Land für hessische Unternehmen besonders attraktiv. 54 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 7 Kontaktadressen Erstinformationen zum Wirtschaftsstandort Hessen können von der HA Hessen Agentur GmbH, Ansprechpartner Herr Oliver Beil, bezogen werden oder sind als Download unter www.hessen-agentur.de bzw. www.invest-in-hessen.de verfügbar. HA Hessen Agentur GmbH Herr Oliver Beil Abraham-Lincoln-Str. 38-42 65189 Wiesbaden Telefon: 0611 774-8303 www.hessen-agantur.de www.invest-in-hessen.de Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Herr Bernd Kistner Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden Telefon: 0611 815-2182 www.wirtschaft.hessen.de AHK – Allianza Mercosur Alemania Allianz der deutschen Kammern im Mercosur Frau Sofhia Elise de Lara Harbs, Geschäftsführerin Börsenplatz 4 60313 Frankfurt am Main Telefon: 069 2197 1532 www.ahkmercosur.com Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Agrippastraße 87-93 50676 Köln Telefon: 0221 2057-212 www.gtai.com Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch über Wirtschaftskontakte zu Brasilien eröffnen die unterschiedlichsten Veranstaltungen, beispielsweise die themen- bzw. länderbezogenen Einzelveranstaltungen der Industrie- und Handelskammern ebenso wie die deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage. 55 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Liste der Gesprächspartner Ansprechpartner 56 Unternehmen / Institution Branche / Bereich Herr Professor Dr. Bodo Freund Wirtschafts- und Sozialgeographie Wissenschaft Herr Franz-Gerhard Eckardt Grenzebach BSH GmbH Director Sales Building Materials Technology Anlagenbau Herr Manfred Hahl EDAG GmbH & Co. KGaA COO Automobilindustrie Frau Sofhia Elise de Lara Harbs AHK - Allianza Mercosur Alemania Allianz der deutschen Kammern im Mercosur Geschäftsführerin Wirtschaftsförderung Herr Dr. Markus Jaeger Deutsche Bank AG Global Risk Analysis & Deutsche Bank Research Finanzwirtschaft Herr Friedhelm Mester Herr Stefan Anders K + S Kali GmbH Marketing Projects / Trade Policy Düngemittelindustrie Herr Karsten Schlemm, MD Merz Pharmazeuticals GmbH Senior Vice President Managing Director Marketing & Sales International Pharmaindustrie Herr Erhard Schoeck Schunk GmbH Beteiligungscontrolling Elektroindustrie Herr Professor Dr.-Ing. Klaus Schuetzer Methodist University of Piracicaba Santa Barbara d'Oeste, SP – Brazil Lab. for Computer Application in Design and Manufacturing Wissenschaft Herr Hanspeter Volk Herr Felipe da Silva Banco do Brasil S.A. Frankfurt Branch Geschäftsleiter Relationship Officer Finanzwirtschaft HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildungsverzeichnis Abbildung Seite 1 Regionale Gliederung Brasiliens 4 2 Bruttoinlandsprodukt in Brasilien: Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahr in v. H. 2000 bis 2012 7 3 Haushaltsdefizit in v. H. des BIP in Brasilien 2000 bis 2011 7 4 Staatsverschuldung in v. H. des BIP in Brasilien 2000 bis 2012 8 5 Jährliche Inflationsrate in v. H. in Brasilien im Zeitraum 2000 bis 2012 9 6 Arbeitslosenquote in v. H. in Brasilien 2000 bis 2010 9 7 Brasilianische Exporte bzw. Importe und brasilianischer Handelsbilanzsaldo 2000 bis 2010 10 8 Hauptlieferländer für Importe nach Brasilien, Anteile am Importwert 2010 in v. H. 12 9 Hauptabnehmerländer für Exporte aus Brasilien, Anteile am Exportwert 2010 14 10 Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen in Brasilien 2002 bis 2009 17 11 Herkunftsländer für ausländische Direktinvestitionen in Brasilien 2009 18 12 Relative Entwicklung des Wertes der hessischen bzw. gesamtdeutschen Exporte nach Brasilien 2000 bis 2010 20 13 Struktur der hessischen Exporte nach Brasilien (Exportwert in 1.000 Euro) 2010 21 14 Relative Entwicklung des Wertes der hessischen bzw. gesamtdeutschen Importe aus Brasilien 2000 bis 2010 22 15 Struktur der hessischen Importe aus Brasilien (Importwert in 1.000 Euro) 2010 23 16 Relative Entwicklung des Bestandes der hessischen bzw. bundesdeutschen Direktinvestitionen in Brasilien 2004 bis 2009 24 Branchenstruktur der Bestände der brasilianischen Direktinvestitionen in Deutschland bzw. der deutschen Direktinvestitionen in Brasilien 2009 25 Relative Entwicklung des Bestandes der brasilianischen Direktinvestitionen in Deutschland 2004 bis 2009 26 Motive für eine Geschäftstätigkeit in Brasilien laut Einschätzungen der Befragungsteilnehmer 30 Herausforderungen bei einer Geschäftstätigkeit in Brasilien laut Einschätzungen der Befragungsteilnehmer 34 17 18 19 20 57 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Tabellenverzeichnis Tabelle 58 Seite 1 Basisdaten zur Föderativen Republik Brasilien 3 2 Bruttoinlandsprodukt und Wirtschaftsstruktur in Brasilien 2008 und 2010 6 3 Importe nach Brasilien, differenziert nach Warengruppen 2009 und 2010 11 4 Exporte aus Brasilien, differenziert nach Warengruppen 2009 und 2010 13 5 Die beliebtesten Investitionsländer im Hinblick auf den Zeitraum 2010 bis 2012 aus Sicht international tätiger Unternehmen laut Umfragen der UNCTAD 15 6 Platzierung Brasiliens im “Ease of Doing Business“ Ranking der Weltbank 2011 16 7 Ausländische Direktinvestitionen in Brasilien nach Branchen 2008 und 2009 17 8 Hessische Exporte nach Brasilien und hessische Importe aus Brasilien 2000 bis 2010 19 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Quellenverzeichnis Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer (2010): Brasilien nach der Wahl – Kontinuität in der Wirtschaftspolitik. Porto Alegre. Deutsche Bundesbank (2010): Direktinvestitionsstatistik. Frankfurt am Main. Döhne, Oliver (2010): Hoher Investitionsbedarf in Brasiliens Infrastruktur. Germany Trade & Invest (Hrsg.), Köln. Elstner, S., C. Grimme und T. Siemsen (2010): Die größten aufstrebenden Märkte für deutsche Exporte liegen in Asien und Osteuropa. In: ifo Schnelldienst, Nr. 16/2010, 63. Jahrgang, S. 22-25. Germany Trade & Invest (Hrsg., o. J.): Branche kompakt – Kfz-Industrie und Kfz-Teile – Brasilien. Köln. Germany Trade & Invest (Hrsg., o. J.): Branche kompakt: Medizintechnik – Brasilien. Köln. Germany Trade & Invest (Hrsg., o. J.): Branche kompakt: Chemie-, chemische Industrie – Brasilien. Köln. Harsche, J. und G. Dimitrova (2010): Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Russland – Strategien und Marktpotenzial. Report Nr. 788 der Hessen Agentur. Wiesbaden. Hessisches Statistisches Landesamt (verschiedene Jahrgänge): Die hessische Ausfuhr. Wiesbaden. Hessisches Statistisches Landesamt (verschiedene Jahrgänge): Die Einfuhr nach Hessen. Wiesbaden. Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística – IBGE (verschiedene Jahrgänge): Diverse Datenbanken. Rio de Janeiro. Interamerican Development Bank - IDB (verschiedene Jahrgänge): Diverse Datenbanken. Caracas. International Organization of Motor Vehicle Manufacturers – OICA (2010): 2009 Production Statistics. Internationaler Währungsfonds (verschiedene Jahrgänge): Diverse Datenbanken. Washington. 59 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Brasilien Jaeger, Markus (2010): Demographische Perspektiven der BRIC-Länder deutlich unterschiedlich. Deutsche Bank Research (Hrsg.). Moses, C. (2011): Brasiliens Fleischkonzerne erobern die Welt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.1.2011, S. 16. Neue Zürcher Zeitung (o. V., 24.2.2011): Ein Jahr der Börsengänge in Brasilien. S. 13. Neue Zürcher Zeitung (o. V., 28.2.2011): Telefónica wächst im Ausland. S. 7. Neue Zürcher Zeitung (o. 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