9.2 Bildgebende Verfahren 1. Raum für einen möglichst großen Pupillendurchmesser abdunkeln 2. Position der Fixiermarke je nach gewünschtem Fundusabschnitt voreinstellen 3. Patient auf Fixiermarke blicken lassen und Gerät zur Pupille des Patientenauges zentrieren 4. Fokussierung der Kamera auf hinteren Augenabschnitt umstellen (erfolgt bei manchen Modellen automatisch) 5. Zentrierung und Fokussierung der Kamera ggf. nachstellen 6. Kamera auslösen und Vorgang für Partnerauge wiederholen 7. Datei(en) auswählen und am besten mit Angabe des Namens speichern 9.1.4 Häufige Schwierigkeiten ▶ Pupille zu eng. Bei sehr engen Pupillen stoßen die meisten Geräte an ihre Grenzen. Weil die Kamerazentrierung über ein Infrarotsystem erfolgt, kann der Raum in diesen Fällen für eine maximale Pupillengröße nahezu vollständig abgedunkelt werden. Ist das nicht möglich, kann das Überhängen eines schwarzen Tuches – wie bei der Fotografie in alten Zeiten – manchmal Abhilfe schaffen. Die Blitzintensität muss teilweise manuell an die entsprechende Pupillengröße angepasst werden, wofür gelegentlich mehrere Aufnahmen notwendig sind. Bei Personen mit sehr engen Pupillen kann eine zweite Aufnahme aber oft erst nach mehreren Minuten erfolgen, weil der Blitz der ersten Aufnahme zu einer teilweise länger anhaltenden Pupillenverengung beider Augen führt. Bei den meisten Geräten kann eine Einstellung für kleine Pupillen gewählt werden, allerdings auf Kosten des Überblicks (Ausschnitt z. B. 30° statt 45°). ▶ Abschattungen am Fundusrand. Abschattungen entstehen durch falsche Zentrierung und bei kleinen Pupillen. Zentrierung überprüfen und ggf. Einstellung für kleinen Pupillendurchmesser verwenden ▶ Teile des Fotos sind zu hell oder zu dunkel. Hier handelt es sich um eine Über- oder Unterbelichtung. Dabei kann das gesamte Foto oder auch nur Stellen des Fotos über- oder unterbelichtet sein. Typischerweise ist die Papille wegen anderer Reflexionseigenschaften etwas überbelichtet, während andere Strukturen normal erscheinen. Deshalb kann das Aussehen der Papille versehentlich als blass interpretiert werden. In anderen Fällen ist die Papille richtig belichtet, jedoch besonders die stärker pigmentierte Makula zu dunkel. Abhilfe schafft die manuelle Korrektur der Belichtung bzw. der Blitzintensität. Bei Fortbestehen der Unsicherheit muss eine zusätzliche Untersuchung mit dem direkten oder indirekten Ophthalmoskop erfolgen. Die relative Verengung der Pupillen nach der ersten Aufnahme (s. o.) kann dazu führen, dass das zweite Foto gegenüber dem ersten Foto unterbelichtet ist. Auch hier muss ggf. eine weitere Aufnahme mit manueller Einstellung der Belichtung oder der Blitzintensität erfolgen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 9.1.3 Untersuchungsablauf im Überblick ▶ Fundusfoto kann nicht mehr aufgefunden werden. Machen Sie sich rechtzeitig mit dem Speicherort auf Ihrem Computer vertraut. Speichern Sie die Fotos am besten so, dass der Dateiname sowohl den Namen des Patienten als auch das Datum der Untersuchung enthält. Wenn das Datumsformat umgekehrt und für alle Folgeaufnahmen bis auf das Datum immer der gleiche Dateiname verwendet wird (z. B. Emma_Musterfrau_150 330 und Emma_Musterfrau_150 708 für Aufnahmen, die am 30.03.2015 bzw. 08.07.2015 gemacht worden sind) und die Dateien später nach dem Namen sortiert werden, sind alle zu einem bestimmten Patienten gehörigen Dateien sofort in chronologischer Reihenfolge zu sehen. Das regelmäßige Anfertigen von Sicherheitskopien für alle Dateien mit Patientendaten sollte selbstverständlich sein. 9.2 Bildgebende Verfahren Als bildgebende Verfahren werden solche Verfahren bezeichnet, die aus geometrischen Messdaten über aufwendige Rechenverfahren Bilder rekonstruieren können. Diese Technologien haben in den letzten 2 Jahrzehnten eine rasante Entwicklung erfahren, die auch bis heute bei weitem nicht abgeschlossen ist. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Gruppe zählt die Scanning Laser Ophthalmoscopy (SLO) und die Optische Kohärenztomografie (OCT). Bei beiden Verfahren wird der Fundus von einem schwachen Laserstrahl abgetastet und das reflektierte Licht vermessen. Bei der SLO wird aus diesen 361 Informationen die Netzhautoberfläche rekonstruiert, während beim OCT auch die tieferliegenden Schichten der Netzhaut wie in einem optischen Schnitt sichtbar werden. 9.2.1 Heidelberg-Retina-Tomograf (HRT) Der Heidelberg-Retina-Tomograf (HRT, Heidelberg Engineering GmbH) ist ein konfokales SLO. Die Besonderheit der konfokalen Abbildung besteht darin, dass durch eine Lochblende nur das unmittelbar in der jeweiligen Brennebene des Mikroskops reflektierte Licht zur Bildgebung beiträgt. Somit lassen sich Abbildungen mit geringster Tiefenschärfe erzeugen und mehrere Scans in verschiedenen Scantiefen zu einer dreidimensionalen topografischen Darstellung einer Struktur zusam- menfügen. Die Scans können zu einer Bildabfolge zusammengestellt werden, wodurch für den Betrachter der Eindruck eines Films entsteht, in dem die Struktur von Interesse von vorn nach hinten „durchlaufen“ wird. Das Hauptanwendungsgebiet des HRT ist die topografische Vermessung der Papille, die eine quantitative Aussage über die Dimensionen der Papille und der angrenzenden Nervenfaserschicht ermöglicht (▶ Abb. 9.2). Die Ergebnisse sind zur Diagnosestellung und zur Verlaufskontrolle des Glaukoms hilfreich, weil sich glaukombedingte Veränderungen an der Papille oftmals vor Eintreten eines Empfindlichkeitsverlusts im Gesichtsfeld nachweisen lassen. Das HRT wird seit 20 Jahren in der klinischen Praxis eingesetzt und ist damit eines der am besten erprobten Instrumente zum Nachweis und der Verlaufskontrolle glaukomatöser Veränderungen Abb. 9.2 Ausdruck des HeidelbergRetina-Tomografen (HRT) für die Erstuntersuchung eines normalen rechten Auges. Quelle: Heidelberg Engineering GmbH, [1]. 362 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Bildgebende Verfahren 9.2 Bildgebende Verfahren Besonderheiten bei der Anwendung des HRT Zunächst wird eine Aufnahme angefertigt, die aus mehreren automatisch aufeinander folgenden Scans in verschiedenen Tiefen besteht. Im Anschluss erfolgt eine Analyse der Aufnahme durch die geräteinterne Software, für welche eine Konturlinie entlang des Papillenrands manuell eingezeichnet werden muss. Die Konturlinie ist die Grundlage für die Ermittlung einer Referenzebene, auf der sowohl die Analyse der ersten als auch aller darauf folgenden Untersuchungen des Sehnervenkopfs basiert. Die Referenzebene wird 50 μm unter der durchschnittlichen Höhe der Konturlinie im Bereich des papillomakulären Bündels platziert, da sich die Strukturen im Bereich des papillomakulären Bündels bei der Entstehung und während des Fortschreitens eines Glaukoms am wenigsten verändern. Papillenstrukturen unterhalb der Referenzebene werden der Exkavation und Strukturen oberhalb der Referenzebene dem neuroretinalen Randsaum (NRR) zugeordnet. Beurteilung des HRT-Befunds Im Folgenden werden die einzelnen Abschnitte eines HRT-Ausdrucks für eine Erstuntersuchung erklärt (▶ Abb. 9.2). Der obere Teil des Ausdrucks enthält verschiedene Ansichten der Papille und der papillennahen Strukturen. Der untere Teil enthält tabellarisch aufgelistete Größen- und Verhältnisangaben zu den Strukturen der Papille sowie die Moorfields Regressionsanalyse, bei welcher das Verhältnis von der Randsaumfläche zur Papillenfläche in verschiedenen Sektoren der Papille dargestellt und mit statistischen Normwerten verglichen wird. Die Darstellung oben links zeigt ein Tomografiebild, in dem die tieferen Strukturen heller, und die weniger tiefen Strukturen dunkler dargestellt sind. In dieses Bild ist die topografische Karte der Papille eingezeichnet; die oberhalb der Referenzebene liegenden Papillenbereiche sind grün und blau und die unterhalb der Referenzebene liegenden Papillenbereiche rot dargestellt. Auf diese Weise wird die ungefähre Form und Größe der Exkavation er- sichtlich. Die Interpretation von Form, Größe und Breite des NRR bzw. der Exkavation entspricht den auch bei der Ophthalmoskopie üblichen Regeln [2]. Unmittelbar daneben (oben Mitte) bzw. unmittelbar darunter (Mitte links) ist ein vertikaler sowie ein horizontaler Schnitt durch die Papille und die Lage der Referenzebene (rote Linie) gezeigt, wodurch die Interpretation von Form und Größe der Exkavation erleichtert wird. In das Reflektivitätsbild oben rechts ist das Ergebnis der Moorfields Regressionsanalyse für einen schnellen Überblick eingezeichnet. Die Moorfields Regressionsanalyse vergleicht das Verhältnis von Randsaumfläche zur Papillenfläche in verschiedenen Sektoren der Papille mit Normwerten. Der entsprechende Sektor wird mit einem grünen Haken markiert, wenn das Verhältnis innerhalb normaler Grenzen liegt; bei einem grenzwertigen Verhältnis erscheint ein gelbes Ausrufezeichen und bei einem Verhältnis außerhalb normaler Grenzen ein rotes Kreuz. Ein erhöhtes Glaukomrisiko besteht besonders dann, wenn der temporal inferiore oder der temporal superiore Sektor außerhalb normaler Grenzen liegt. Die Moorfields Regressionsanalyse ist ungeeignet für die Beurteilung von besonders kleinen (Mikro-) oder besonders großen (Makro-) Papillen. Die Doppelhügelkontur (Mitte rechts) entspricht dem Höhenprofil des Papillenrands entlang der Konturlinie (im Bild rechts oben grün dargestellt). Der Kurvenverlauf korrespondiert mit der Anzahl der Nervenfasern am Rand der Papille und entspricht in vielen normalen Augen der ISNT-Regel (Kap. 7.5). Die Tabelle unten links enthält Angaben zu den Dimensionen von Papille, Exkavation, NRR, retinaler Nervenfaserschicht (RNFS) und das C/D Ratio (CDR). Besonderes Augenmerk sollte den Parametern Papillenfläche und Randsaumfläche gelten. Die Größe der Papillenfläche ist für den Befund entscheidend, weil die Größe der Exkavation von der Größe der Papille abhängt (Kap. 7.5) und weil es deshalb bei sehr kleinen oder sehr großen Papillen zu Fehleinschätzungen kommen kann. Unten rechts ist das detaillierte Ergebnis der Moorfields Regressionsanalyse in den sechs Papillensektoren (s. oben rechts) in Balkenform dargestellt. Darüber hinaus erfolgt eine globale (zusammenfassende) Klassifizierung durch einen separaten Balken. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. des Sehnervenkopfs (Papille) und der peripapillären Nervenfaserschicht. Außer dem Glaukommodul sind HRT-Module für die Analyse der Makula und der Cornea verfügbar. 363 Bildgebende Verfahren 9.2.2 Optomap Ultra-Weitwinkel Bildgebung V Zusatzinfo Fundusautofluoreszenz Je nach Gerät sind neben Farbaufnahmen und rotfreien Bildern auch Aufnahmen der Fundusautofluoreszenz (FAF) sowie die Fluoreszenzangiografie (FA, auch FLA bzw. FAG) möglich. FAFAufnahmen gelingen im Gegensatz zur FA ganz ohne die intravenöse Gabe eines Farbstoffs. In bestimmten Fällen zeigen die FAF-Aufnahmen bereits Veränderungen, während die Ophthalmoskopie noch unauffällig ist, so dass die FAF als nicht invasives Verfahren zur Früherkennung krankhafter Veränderungen eingesetzt werden kann. Die FAF basiert auf den fluoreszierenden a 9.2.3 Optische Kohärenztomografie (OCT) Die optische Kohärenztomografie (OCT) ist ein sehr vielseitiges bildgebendes Verfahren, das sich gut für den Einsatz im Rahmen der optometrischen Untersuchung eignet. In vergleichsweise kurzer Zeit können wahlweise Schnittbilder (Tomogramme) des hinteren oder des vorderen Augenabschnitts erstellt werden, welche im Gegensatz zu den oben beschriebenen Verfahren nicht nur oberflächliche sondern auch tiefer gelegene Veränderungen in einem Gewebe zeigen. So können z. B. Ödeme, Einlagerungen und Gewebsverluste der Netzhaut oder der Papille nicht nur sichtbar gemacht sondern in ihrem Ausmaß auch berechnet und mit Normdaten verglichen werden. Die Datengewinnung ähnelt der Ultraschalltechnik: Hier werden Ultraschallwellen von unterschiedlichen Gewebsschichten in einen Detektor reflektiert, wo die Laufzeit der reflektierten Wellen mit der Laufzeit von Referenzwellen verglichen wird. So entsteht ein als A-Scan bezeichnetes Diagramm, das entlang einer Wegachse für jede re- b Abb. 9.3 Optomap-Weitwinkel-Scans. a Farbkodierte Darstellung des Fundus eines linken Auges. b Fundusautofluoreszenz-Aufnahme der Netzhaut eines rechten Auges. Die erhöhte Autofluoreszenz im Bereich der Fovea wurde hier von einer feuchten AMD und dem damit einhergehenden Makulaödem verursacht. Bild: Optos plc. 364 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die optomap Ultra-Weitwinkel Scanning Laser Ophthalmoskopie (Optos. Dunfermline/UK) erlaubt die non-mydriatische Fundusdarstellung bis zu einem Ausschnitt von 200° Durchmesser (▶ Abb. 9.3). Bei der optomap Netzhautuntersuchung wird die Retina durch 2 Laser mit unterschiedlichen Wellenlängen, rot (633 nm) und grün (532 nm) gescannt. Die beiden Laser dringen unterschiedlich tief in die retinalen Strukturen ein: Während der grüne Laser (rotfrei) die sensorische Retina bis zum Pigmentepithel scannt, erfasst der rote Laser die tieferen Strukturen der Netzhaut vom Pigmentepithel bis zur Aderhaut. Beide Scans lassen sich separat betrachten und liefern unterschiedliche Informationen für Interpretation und Diagnose. In jedem Fall aber entsteht ein sofort vorliegendes digitales Farb-Panoramabild der Retina mit einer verhältnismäßig hohen Auflösung. Eigenschaften von Einlagerungen (Lipofuszin) in den Zellen des retinalen Pigmentepithels, wenn diese mit blauem Licht angeregt werden. Größere Lipofuszin-Ansammlungen und damit hellere Bildbereiche entstehen bei aktiven degenerativen Prozessen in der Netzhaut (z. B. feuchte Form der AMD; ▶ Abb. 9.3). Gehen die Zellen des retinalen Pigmentepithels zugrunde, wird das Lipofuszin abgebaut, weshalb das Fundusbild an den entsprechenden Stellen dunkel erscheint (trockene AMD; Kap. 7.5.7). 9.2 Bildgebende Verfahren Vorderer Augenabschnitt Zu den von der OCT darstellbaren Strukturen gehören die Cornea, der Kammerwinkel und die kristalline Linse, wobei vor allem die OCT-Darstellung der Cornea und des Kammerwinkels von diagnostischer Bedeutung ist. In einem hochauflösenden OCT-Scan der Cornea lassen sich beispielsweise Stromainfiltrate, Hornhautnarben oder eingedrungene Fremdkörper darstellen und in ihrer Tiefe lokalisieren. Für den Augenoptiker/Optometrist von Bedeutung ist die Pachymetrie-Funktion, mit welcher die Hornhautdicke im Hornhautscheitel sowie an jeder beliebigen Stelle des Schnittbilds angezeigt werden kann (▶ Abb. 9.4). Das erleichtert die Feststellung eines Hornhautödems und ermöglicht die Bestimmung eines Korrekturfaktors für die Tonometrie. Ebenfalls interessant ist die qualitative und quantitative Beurteilung des )Kammerwinkels (▶ Abb. 9.4). Bei einem engen oder sogar verschlossenen Kammerwinkel steigt das Risiko für ein Engwinkel- bzw. Winkelblock-Glaukom (Kap. 7.5 Glaukom). Makula Ein Schwerpunkt der OCT-Untersuchung liegt im Bereich der Makula, weil diese für das zentrale Sehen so wichtige Stelle häufig von Netzhauterkrankungen betroffen ist. Die OCT ist hier der konventionellen Ophthalmoskopie überlegen, weil Veränderungen durch die Schnittdarstellung nicht nur an der Oberfläche sondern auch innerhalb der Netzhautschichten erkennbar werden. So kann zum Beispiel besser zwischen der trockenen und feuchten Form der altersbedingten Makuladegeneration (AMD, Kap. 7.5 Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)) unterschieden oder ein Netzhautödem (Kap. 7.5 Ophthalmoskopie der Makula) festgestellt werden. Die schnelle und vergleichsweise einfache Messung eignet sich zur engmaschigen Verlaufskontrolle, die durch ein von manchen Geräten zusätzlich erzeugtes Fundusfoto und Software zur vergleichenden Analyse mehrerer Scans erleichtert wird. Als Beispiel sei hier die Software zur Erkennung von Makula-Drusen genannt, die für das Screening im Vorfeld der AMDErkrankung eingesetzt werden kann. Eine weitere Anwendung ist die Messung der Netzhautdicke im Makulabereich, die vor allem bei der Diagnose und bei der Verlaufskontrolle des Makulaödems eingesetzt wird (▶ Abb. 9.5). Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. flektierende Schicht einen Ausschlag und damit die Lage der einzelnen Schichten anzeigt. Eine Erweiterung des A-Scans ist der B-Scan, wo viele zueinander versetzte A-Scans zu einem flächenhaften Bild verarbeitet werden, wie es z. B. von den Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft bekannt ist. Bei der optischen Kohärenztomografie wird anstelle von Ultraschall ein Infrarot-Laser eingesetzt, wobei ein Teil des Laserlichts als Gewebesignal von den Schichten des Auges und der andere Teil als Referenzsignal von einem Spiegel reflektiert wird. Werden Gewebesignal und Referenzsignal zusammengeführt, kommt es auf Grund der Laufzeitunterschiede zwischen beiden Signalen zu Interferenzen, die über komplexe Prozesse in ein Schnittbild (Tomogramm) umgewandelt werden (▶ Abb. 9.5). Im Vergleich zu Ultraschallmessungen ist die Auflösung um ein Vielfaches höher, und die integrierte Software ermöglicht eine vielseitige Auswertung der detailreichen Aufnahmen. Häufig wird der OCT-Scan durch ein digitales Fundusfoto ergänzt, wodurch oberflächliche Auffälligkeiten direkt mit einer Schnittdarstellung verglichen werden können. Nachfolgend werden die wichtigsten Anwendungen der OCT beschrieben. 1 3 2 a b Abb. 9.4 OCT-Scans durch den vorderen Augenabschnitt. a Scan durch die Cornea mit der an einer willkürlichen Stelle ermittelten Dicke. Die Strukturen des Epithels (oben) und des Endothels (unten) heben sich klar vom Stroma ab. b Scan durch den Kammerwinkel. 1 Hornhaut; 2 Iris; 3 Kammerwinkel. Quelle: [1]. 365 Bildgebende Verfahren Abb. 9.6 OCT-Scan durch die Papille eines gesunden Auges. Links: Die horizontale Linie zeigt die Position des OCT Scans im SLO-Bild. Rechts: OCT B-Scan durch die Papille und die peripapilläre Retina. Abb. 9.7 Messung der peripapillären Nervenfaserschichtdicke mit dem OCT. Oben links: Darstellung der Papille mit dem zirkulären Scanbereich des Lasers (grün). Oben rechts: Schnittdarstellung des Scanbereiches und Grenzen der Nervenfaserschicht (rot). Unten links: Dickenkarte der peripapillären Nervenfaserschicht mit durchschnittlichen Dickenangaben für verschiedene Sektoren. Die Sektoren für Messwerte innerhalb des Normbereiches werden grün, für grenzwertige Messwerte gelb und für außerhalb des Normbereiches liegende Messwerte rot dargestellt. Rechts unten: Diagramm für die Dicke der Nervenfaserschicht (y-Achse) in Abhängigkeit vom Netzhautmeridian (xAchse). Die Messwerte sind zu einer schwarzen Linie verbunden, die hier innerhalb normaler Grenzen (grüner Bereich) liegt. Quelle: Heidelberg Engineering GmbH. Quelle: [1]. 366 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 9.5 Optische Kohärenztomografie der Makula. Links: Scanning-Laser ophthalmoskopisches Bild des Fundus, das zur Steuerung des OCT-Scans (grüne Linie) dient. OCT-Darstellung der Fovea. Die verschiedenen Netzhautschichten, von der retinalen Nervenfaserschicht bis zur Choroidea, sind deutlich zu erkennen. Quelle: [1]. 9.2 Bildgebende Verfahren Die detaillierte Untersuchung der Papille mittels OCT wird einerseits durch die Schnittdarstellung der Papille und der angrenzenden Netzhaut und andererseits durch die Erfassung verschiedener Messdaten ermöglicht (▶ Abb. 9.6). Hierzu gehören u. a. verschiedene Varianten des C/D Ratios und Angaben zu Fläche und Volumen des neuroretinalen Randsaums. Die Messung der Nervenfaserschichtdicke in einem zirkulären Bereich außerhalb der Papille (▶ Abb. 9.7) wird einsetzt, weil der glaukombedingte Verlust von Nervenfasern in vielen Fällen eher festgestellt werden kann als eine Veränderung des Gewebes innerhalb der Papille. Die vielseitige Analyse-Software erleichtert Verlaufsbeobachtungen und den Vergleich einer Messung mit dem Partnerauge. 9.2.4 Zusammenfassung Bildgebende Verfahren werden zur Oberflächenund zur Schnittdarstellung vor allem des hinteren, aber auch des vorderen Augenabschnitts eingesetzt. Oberflächendarstellungen von mehr oder weniger großen Netzhautbereichen sind mit der digitalen Fundusfotografie uns der Scanning-Laser-Ophthalmoskopie (SLO) möglich, Schnittdarstellungen dagegen mit der optischen Kohärenztomografie (OCT). Der Bildgebung mittels SLO und OCT liegt ein Datensatz zugrunde, der eine Vermessung der dargestellten Strukturen und somit Normwertvergleiche oder Verlaufskontrollen ermöglicht. Literatur [1] Dietze H, Albaladejo Gomez A. Ophthalmoskopie. 1. Aufl. Heidelberg: DOZ-Verlag; 2013 [2] Jonas JB, Gusek GC, Naumann GO. Optic disc, cup and neuroretinal rim size, configuration and correlations in normal eyes. Invest Ophthal Vis Sci 1988; 29(7): 1151–8 [3] Sommer A et al. Clinically detectable nerve fiber atrophy precedes the onset of glaucomatous field loss. Arch Ophthalmol 1991; 109, 77–83 [4] Wollstein G, Garway-Heath DF, Hitchings RA. Identification of early glaucoma cases with the scanning laser ophthalmoscope. Ophthamology 1998; 105(8): 1557–63 Weiterführende Literatur [5] Flittiger C. Technische Diagnostik in der Augenheilkunde. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG; 2012 [6] Kroll P, Küchle M, Küchle HJ, Augenärztliche Untersuchungsmethoden. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2007 [7] Schulze A, Lamparter J, Hoffman EM. Neue Möglichkeiten der hochauflösenden optischen Kohärenztomografie in der Glaukomdiagnostik. Ophthalmologe 2009; 106(8): 702–8 9.2.5 Testfragen 1. Welche Aussage zur konfokalen Scanning Laser Tomografie (Heidelberg Retina Tomograf) ist falsch? a) Die Bildgebung wird durch das Abtasten einer vorgegebenen Fläche mit einem Laser ermöglicht, weshalb der Scanbezirk kleiner als der Ausschnitt bei der Fundusfotografie ist. b) Die konfokale Technik des HRT führt zu einer Erhöhung der Tiefenschärfe, so dass Strukturen in verschiedenen Ebenen gleichzeitig scharf dargestellt werden. c) Der Laser tastet nur die Netzoberfläche ab, weshalb keine Schnittbilder dargestellt werden. d) Die Retina-Tomografie gibt primär keine Farbinformationen wieder, so dass keine sichere Aussage zur Vitalität der Papille getroffen werden kann. 2. Die rot markierte Fläche auf der Papillendarstellung des HRT zeigt… a) den unterhalb der Referenzebene liegenden Teil der Papille. b) die im Vergleich zu einem alterskorrigierten Normalbereich tiefer liegenden Strukturen der Papille. c) die Fläche, um welche die Exkavation im statistischen Vergleich zu einer vorangegangenen Untersuchung zugenommen hat. d) den neuroretinalen Randsaum. 3. Die auf dem HRT-Befundbericht für die Papillenuntersuchung dargestellte Moorfield-Analyse vergleicht… a) eine aus den Scans von mehreren Sitzungen erstellte Verlaufsanalyse für die Dimensionen von Randsaum und Exkavation. b) die Randsaumfläche mit der Randsaumfläche des alterskorrigierten Normalauges, berechnet für verschiedene Sektoren. c) das Randsaumvolumen mit dem Randsaumvolumen des normalen Auges, berechnet für verschiedene Sektoren. d) das Verhältnis zwischen Randsaumfläche und Papillenfläche mit Normbereichen, berechnet für verschiedene Sektoren. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Papille 367 4. Die optische Kohärenztomografie (OCT)… a) wertet wellenoptische Überlagerungserscheinungen aus, die zwischen einem Referenzlaserstrahl und einem Laserstrahl entstehen, den verschiedene Gewebsschichten am Augenhintergrund reflektieren. b) rekonstruiert die in verschiedenen Scantiefen erstellten Oberflächenbilder zu einem Schnittbild. c) misst die Intensität des Laserlichts, das von unterschiedlichen Gewebsschichten unterschiedlich stark reflektiert wird. d) misst den Zeitunterschied, den Lichtwellen bei der Reflektion an unterschiedlich tief liegenden und damit unterschiedlich weit von der Quelle entfernt liegenden Gewebsschichten erfahren. 5. Welche Auffälligkeit wird ein OCT-Scan der Makula vermutlich zeigen, wenn eine feuchte AMD vorliegt? a) Die Aderhaut zeigt veränderte Reflexionseigenschaften. b) Am Pigmentepithel zeigen sich im Gegensatz zur trocken AMD kleine Unregelmäßigkeiten oder Verdickungen. c) Die Netzhaut ist im Bereich der Fovea dicker als normal. d) Die Netzhaut-Oberfläche zeigt im Bereich der Fovea gegenüber dem normalen Auge eine erhöhte Reflexion. 368 6. Die Fundusautofluoreszenz (FAF) a) macht Netzhautstellen mit einem erhöhten Lipofuszingehalt deutlich. b) zeigt vor allem Gefäßleckagen, wie sie zum Beispiel bei der feuchten AMD entstehen. c) macht die von den Kapillargefäßen der Aderhaut erzeugte Hintergrund-Fluoreszenz deutlich. d) zeigt Gebiete mit einer Netzhautatrophie als helle Stellen an. 7. Die Optomap Ultra-Weitwinkel Bildgebung… a) verwendet 2 Laser – einen als Referenzstrahl und den anderen zur Erfassung des Gewebesignals. b) verwendet 2 Laser mit verschiedenen Wellenlängen, die in unterschiedliche Tiefen des Gewebes vordringen. c) verwendet sowohl ein Laserverfahren als auch eine digitale Funduskamera, um den Ort des Laserscans einer Netzhautstelle zuordnen zu können. d) verwendet ein Spektrometer-Verfahren, um das Laserlicht aus peripheren Netzhautbereichen auswerten zu können. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Bildgebende Verfahren Lösungen der Testfragen 0 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Kapitel 10