Terminologische Untersuchung des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen (DSM -IV) - ein Vergleich des Orig ina ls und der deutschen Übersetzung Von der Medizinischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Medizin genehmigte Dissertation vorgelegt von Alexandra Scheuer aus Aachen Berichter: Herr Universitätsprofessor Dr.med. Dr.rer.nat. Klaus Spitzer Herr Universitätsprofessor Dr.med. Dr.phil. Paul Hoff Tag der mündlichen Prüfung: 1. Dezember 2003 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar. Meiner Mutter INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG.......................................................................................................... 1 1.1 1.2 PROBLEMATIK DER PSYCHIATRISCHEN DIAGNOSESTELLUNG........................................................ 1 INHALTLICHER ÜBERBLICK ........................................................................................................... 2 2. GEGENSTAND UND ZIEL DER ARBEIT ......................................................... 3 2.1 2.2 2.3 2.4 ZUR GESCHICHTE UND BEDEUTUNG OPERATIONALISIERTER KLASSIFIKATIONSSYSTEME ............. 3 DIE ENTSTEHUNG DER KLASSIFIKATIONSSYSTEME ....................................................................... 7 ZIELE DER UNTERSUCHUNG ........................................................................................................ 12 FRAGESTELLUNGEN UND ARBEITSHYPOTHESEN ......................................................................... 15 3. METHODIK........................................................................................................... 17 3.1 VERGLEICH DER TERMINOLOGIE DES DSM-IV MIT FREMDBEURTEILUNGSSKALEN .................... 17 3.1.1. Ansatz und Quellen für einen Vergleich der Terminologie des DSM-IV und des Vokabulars in Fremdbeurteilungsskalen .................................................................................................. 17 3.1.2. Vergleich der DSM-IV-Terminologie und des Vokabulars in Fremdbeurteilungsskalen.... 18 3.1.3. Untersuchungsinstrumente.................................................................................................... 19 3.1.3.1. 3.1.3.2. 3.1.3.3. 3.1.3.4. Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS).........................................................................................19 Depression Status Inventory (DSI) ...............................................................................................20 Hamilton Depression Scale (HAMD) ...........................................................................................21 Fischer Symptom Check List (FSCL)...........................................................................................22 3.2 VERGLEICH DER DEUTSCHEN MIT DER ENGLISCHEN DSM-IV TERMINOLOGIE ............................ 23 3.2.1. Einführung in die linguistischen Methoden .......................................................................... 23 3.2.2. Ansatz und Quellen für den Sprachvergleich ....................................................................... 29 3.2.3. Vorgehensweise.................................................................................................................... 29 3.2.4. Darstellung der Übersetzungsalternativen ............................................................................ 31 3.2.5. Sprachvergleich .................................................................................................................... 32 3.2.5.1. 3.2.5.2. 3.2.5.3. 3.2.5.4. 3.2.5.5. Untersuchung der Begriffe in ihrem Kontext................................................................................32 Vergleich kontextähnlicher / kontextgleicher Textstellen.............................................................33 Vergleich von Textstellen mit der Wortkombination „depressed mood"......................................33 Untersuchung repetitiv auftretender Textstellen ...........................................................................34 Untersuchung der Übersetzungsvarianten im Gesamttext ............................................................34 4. ERGEBNISSE........................................................................................................ 35 4.1 VERGLEICH DES SPRACHGEBRAUCHS IM DSM-IV MIT DEM SPRACHGEBRAUCH IN FREMDBEURTEILUNGSSKALEN ..................................................................................................... 35 4.1.1. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des BPRS ............. 35 4.1.2. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des DSI ................ 36 4.1.3. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des HAMD........... 37 4.1.4. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des FSCL ............. 38 4.1.5. Zusammenfassung ................................................................................................................ 38 4.2 ERGEBNISSE DES VERGLEICHS DEUTSCHER UND ENGLISCHER DSM-IV TERMINOLOGIE ............ 39 4.2.1. Darstellung der Übersetzungsalternativen englisch-deutsch................................................. 39 4.2.2. Darstellung der Übersetzungsalternativen deutsch-englisch................................................. 40 4.3 ANALYSE DER ÜBERSETZUNGSALTERNATIVEN ........................................................................... 41 4.4 KONTEXTANALYSEN ................................................................................................................... 44 4.4.1. Analyse der Begriffe in ihrem Kontext................................................................................. 44 4.4.2. Vergleich kontextgleicher / kontextähnlicher Textstellen .................................................... 49 4.4.3. Vergleich der Übersetzungen einer Wortkombination ......................................................... 51 4.4.4. Untersuchung repetitiv auftretender Textstellen................................................................... 52 4.4.5. Analyse der Übersetzungsalternativen im Gesamttext ......................................................... 53 5. DISKUSSION......................................................................................................... 55 6. ZUSAMMENFASSUNG ....................................................................................... 65 I 7. LITERATURVERZEICHNIS.............................................................................. 66 8. ANHANG................................................................................................................ 69 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 BPRS .......................................................................................................................................... 69 DSI ............................................................................................................................................. 74 HAMD........................................................................................................................................ 80 FSCL .......................................................................................................................................... 86 PHRASEN ..................................................................................................................................... 90 PHRASEN GESAMTTEXT .............................................................................................................. 93 II 1. Einleitung 1.1 Problematik der psychiatrischen Diagnosestellung Die Verwendung kontrollierter Vokabulare in der Medizin dient seit Jahrzehnten der Etablierung einer reliablen und vergleichbaren Diagnosestellung und Dokumentation. Dabei verlangen normative und empirische Fragestellungen eine präzise beschreibbare Definition von „krank“. Laut Häfner (1983) lautet ein Versuch der Definition aus den siebziger Jahren: „Krankheit im allgemeinen Sinne bezeichnet einen bestimmten Zustand unwillkürlich gestörter Lebensfunktionen eines Individuums, der eine Zeitdimension aufweist - Beginn und Verlauf- und in der Regel eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit zur Folge hat.“ Insbesondere im psychopathologischen Bereich ist eine derartige Operationalisierung schwierig. Nichtsdestotrotz sollte ein effizienter Einsatz von Klassifikationen und Nomenklaturen gewährleistet werden, so dass in den letzten Jahrzehnten entsprechende Klassifikationen entwickelt wurden. Voraussetzung für deren Entwicklung ist jedoch eine Reduktion der bestehenden variationsreichen Terminologie der Psychopathologie. Weiterhin sollte diese ohne Validitätsverlust vonstatten gehen können. Vor diesem Hintergrund wurde in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie und dem Institut für Medizinische Informatik der RWTH Aachen das Forschungsprojekt „Entwicklung eines rechnergestützten, deutschsprachigen, wissensbasierten Assistenzsystems für die psychiatrische Diagnostik auf der Basis von DSM-IV“ gestartet, dessen Ziel es war, ein derartiges Assistenzsystem auf Grundlage des Diagnostisch Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-IV) zu entwickeln. Im Rahmen dieses Projektes ergab sich das Problem, dass bei der Übertragung des amerikanischen Textes ins Deutsche das kontrollierte Vokabular des Originals in der Übersetzung nicht eingehalten werden konnte, u.a. deshalb, weil in der deutschsprachigen Psychopathologie traditionell eine reichhaltigere und differenziertere Sprache benutzt wird. Aus dieser Problematik heraus ergaben sich verschiedene Fragestellungen, die in dieser Dissertation dargestellt, untersucht und diskutiert werden sollen. 1 Eine erste Fragestellung bezieht sich auf die Möglichkeit, die deutsche DSM-IV-Version im Zusammenhang mit anderen für das DSM-IV unspezifischen Hilfsmitteln, z. B. Fremdbeurteilungsskalen, anzuwenden. Ferner soll das Vokabular des Originals mit dem der deutschen Übersetzung verglichen werden, um festzustellen, inwiefern die Konsistenz des Originaltextes auch im Deutschen umgesetzt wurde. Letztendlich sollen daraus wichtige Ansätze für die Übersetzung zukünftiger DSM-Versionen abgeleitet werden. 1.2 Inhaltlicher Überblick Nach den einleitenden Worten dieses ersten Kapitels wird im zweiten Kapitel ausführlicher auf den Hintergrund, den Inhalt und das Ziel der Arbeit eingegangen. Zunächst wird dazu die historische Entwicklung operationalisierter Klassifikationssysteme zusammengefasst und dabei insbesondere der Hintergrund der Entwicklung des DSM-IV skizziert. Daran anschließend werden die Ziele der Untersuchungen definiert und die Fragestellungen mit entsprechenden Arbeitshypothesen abgegrenzt. Kapitel 3 beschreibt zunächst den Vergleich der DSM-IV-Terminologie mit vier verschiedenen Fremdbeurteilungsskalen (BPRS, HAMD, FSCL, DSI). Diese werden in Auszügen tabellarisch abgebildet. Abschließend werden in einem zweiten Teil dieses Kapitels die Grundlagen der Linguistik, die für das Verständnis der Untersuchung nötig sind, sowie die Methodik des eigentlichen Sprachvergleichs diskutiert. Die wesentlichen Erkenntnisse der Untersuchungen werden im vierten Kapitel vorgestellt. Dabei werden die sprachlichen Untersuchungen erörtert und anhand von Abbildungen und tabellarischen Beispielen verdeutlicht. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden im fünften Kapitel insbesondere vor dem Hintergrund der Fragestellungen dieser Dissertation diskutiert. Das abschließende Kapitel 6 stellt eine Zusammenfassung der vorliegenden Dissertation dar. Im Anhang ist das für die Sprachuntersuchungen relevante Datenmaterial in Form von Tabellen abgebildet. 2 2. Gegenstand und Ziel der Arbeit 2.1 Zur Geschichte und Bedeutung operationalisierter Klassifikationssysteme Operationale diagnostische Kriterien wie sie mit dem Diagnostisch Statistischen Manual (DSM) vorgegeben werden „...stellen ein Mittel dar, um präzise festzulegen, welche Kombinationen von Symptomen oder anderen klinischen Merkmalen als ausreichend zur Begründung einer in Frage stehenden Diagnose gelten. Dabei wird festgelegt, welche zwingend eingeschlossen und welche zwingend ausgeschlossen sind. Tatsächlich bedeutet dies eine radikale Änderung, wenn man die Widersprüchlichkeit traditioneller Lehrbücher und Glossarbeschreibungen berücksichtigt, die üblicherweise zahlreiche idealtypische Symptome und Merkmale jedes Syndroms schildern, ohne dass die erwähnte Spezifizierung vorgenommen wird.“ (Koehler, Saß 1989). Der Ursprung psychischer Klassifikationen liegt bereits im 18. Jahrhundert. Galten bis dahin psychisch Kranke als Spottfiguren der Gesellschaft, die in Käfigen durch die Stadt gefahren und öffentlich zur Schau gestellt wurden, so begann sich zur damaligen Zeit das Bewusstsein einer öffentlichen Fürsorgepflicht zu entwickeln. Laut Dilling begann die Entwicklung psychiatrischer Theorien in einem Zeitalter der ordnenden, deskriptiven Naturwissenschaften mit medizinischen Systemen wie z. B. dem von William Cullen (1742) oder der „genera morborum” von Carl v. Linné (1742). Im Verlauf des 19. Jahrhunderts folgten sodann zahlreiche theoretische Konstruktionen, sowohl im Bereich somatischer Erkrankungen als auch auf dem Gebiet der Psychiatrie und Psychopathologie. 1845 äußerte sich Griesinger bezüglich psychischer Krankheitsbilder folgendermaßen: „Obgleich diese Gehirnschädigung in vielen Fällen durch die pathologische Anatomie dem Auge nicht sichtbar gemacht werden kann, muss sie dennoch aus physiologischen Gründen allgemein zugestanden werden.” Und weiterhin: „Sondern wie die ganze Klasse der Geisteskrankheiten nur eine symptomatologisch gebildete ist, so lassen sich als ihre verschiedenen Arten zunächst nur verschiedene Symptomkomplexe, verschiedene Formen des Irrseins angeben. Statt des anatomischen Einteilungsprinzips müssen wir das Funktionelle, Physiologische festhalten, dieses wird hier, da die Störungen des Vorstellens und Strebens die Hauptsächlichsten und Auffallendsten sind, zum Psychologischen. Nach Art und Weise der psychischen Anomalie ist das Irrsein einzuteilen.” 3 Auf diese Weise erhielt die medizinisch-naturwissenschaftliche Forschungsrichtung der Psychiatrie entscheidende Impulse. Promotor einer nosologischen Systematik wurde Kahlbaum, der 1863 eine Monographie mit dem Titel „Die Gruppierung der psychischen Krankheiten und die Einteilung der Seelenstörungen” vorlegte. Laut Klosterkötter (1999) verlangte Kahlbaum, unter einer Diagnose nicht nur die Erfassung eines psychopathologischen Zustandsbildes, sondern die Feststellung des ihm zugrunde liegenden pathologischen Prozesses zu verstehen. Kraepelin führte diese Richtung fort und teilte 1899 die endogenen Psychosen in ein manisch-depressives Irrsein und die Dementia praecox ein. In einer Beschreibung dieser Entwicklung stellte Conrad (1959) fest: „Was wir heute Schizophrenie nennen, nimmt einen nicht minder langen und mühevollen Weg durch die Auflagen hindurch: In der ersten Auflage ist es noch kaum zu erkennen. Das Kapitel »Dämmerzustände« enthält den Punkt: »StuporEkstase« und die »Dementia acuta«.....Erst in der vierten Auflage erscheint zum ersten Mal die »Dementia praecox«.” Bleuler lehnte den Begriff der Dementia praecox ab und definierte stattdessen 1911 die Grundsymptome und akzessorischen Symptome der „Schizophrenie”, wobei er nicht in jedem Fall von einer Progredienz in eine Demenz ausging. 1923 definierte Jaspers als Gegenstand der Psychopathologie die wirklichen seelischen Vorgänge sowie deren Bedingungen, Ursachen und Folgen. Anfang der 80er entwickelte Andreasen (1982) in der angloamerikanischen Schizophrenieforschung die Positiv- und Negativsymptome und lehnte sich damit eng an die Grundsymptome und akzessorischen Symptome Bleulers an (Klosterkötter, 1998). Auch wenn diese Theorien bis heute große Bedeutung in der Entwicklung psychiatrischer Diagnostik erlangt haben, wird verständlich, dass die Komplexität der verschiedenen psychischen Erscheinungsbilder, die fließenden Übergänge zwischen diesen sowie das unzureichende Wissen über deren Entstehungsbedingungen große Schwierigkeiten bereiteten (Möller, 1978). Schulenabhängig ergaben sich sowohl fließende Übergänge in der Definition grundlegender diagnostischer Entitäten wie z. B. dem der Schizophrenie als auch eine Variation der Wertschätzung von Diagnosebegriffen. Ferner wurde die Anwendung für Forschungszwecke dadurch erschwert, dass die bestehenden Klassifikationen bis zu diesem Zeitpunkt typologischer Art gewesen waren. Maier (1988) resümierte die Problematik typologischer Klassifikationen folgendermaßen: 4 „Da bei typologischen Klassifikationen keine eindeutigen Definitionen angegeben werden, besteht ein deutlicher diagnostischer Spielraum; bei der Ähnlichkeitsabwägung werden daher persönliche Konzepte relevant. Beides bedingt die geringere Reliabilität und Reproduzierbarkeit typologischer Klassifikationen.“ Sämtliche Schwierigkeiten trugen dazu bei, dass es Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts zu vermehrter Kritik an der psychiatrischen Diagnostik kam. Saß (1987) beschrieb zum einen Kritiker wie z. B. die amerikanischen Psychiater Meyer (1907) oder Menninger (1963), die eine psychodynamische Sichtweise vertraten, in der das Gewicht der Diagnose gegenüber dem Verstehen von Biographie und Lebenssituation des Patienten nachrangig ist. Zum anderen erwähnt er Kritiker, die psychische Erkrankungen, einer soziologischen antipsychiatrischen Sichtweise folgend, als individuelle Abweichung von der gesellschaftlichen Norm verstanden. Vertreter dieser Vorstellung ist Sasz (1962, 1976), der Kraepelin, Bleuler oder Freud als Forscher sah, die lediglich die Funktion hätten, im Auftrag der Gesellschaft die Grenzen der Medizin auf Gebiete auszuweiten, die eigentlich mit Moral oder Recht zu tun hätten, um so bloße gesellschaftliche Abweichungen als Krankheit zu behandeln. Methodologische Kritiker, die prinzipiell eine sachliche Berechtigung und auch Notwendigkeit einer klassifikatorischen Systematik psychischer Störungen anerkannten, nahmen Anstoß an den Unzulänglichkeiten der gebräuchlichen Klassifikationssysteme. Nach ihrer Auffassung sollten die Klassifikationen laufend den Ergebnissen empirischer Forschung angepasst werden. Aus dieser Auffassung heraus entstanden zahlreiche Vergleichsstudien, die bewiesen, dass keine ausreichende Reliabilität psychiatrischer Diagnosen vorhanden war. Kritik äußerte z. B. Rosenhan (1972), nachdem er acht gesunde Testpersonen unter dem Vorwand, Halluzinationen zu haben, in eine psychiatrische Klinik eingeschleust hatte und sich herausstellte, dass das medizinische Personal die Gesunden nicht von den Kranken unterscheiden konnte. JE Cooper, RE Kendell und BJ Gurland (1972) stellten mit dem US-UK – diagnostischen Projekt fest, dass die Rate der Erstdiagnose „Schizophrenie” bzw. „Manie plus psychotische Depression” in je einer Klinik in London und einer Klinik in Brooklyn stark variierte. Bei Anwendung eines vorgeschriebenen Diagnosesystems jedoch wurden gleichartige Diagnoseraten erzielt. Spitzer stellte 1974 verschiedene Studien von Schmidt und Fonda (1956), Kreitmann (1961), Beck et al. (1962), Sandifer et al. (1964) sowie eine eigene (Spitzer et al., 1975) zusammen, die beweisen konnten, dass die Diagnosen von Psych- 5 iatern aus verschiedenen Ländern (vgl. US-UK-Studie) oder aus verschiedenen Arbeitskreisen nur unzureichend übereinstimmten bzw. nicht vergleichbar waren und somit zu Missverständnissen in nationalen und internationalen Wissenschaftsdiskussionen führten. Janzarik (1976) war der Meinung, dass die Psychiatrie durch die wachsenden Möglichkeiten der Pharmakotherapie zu exakter Dokumentation und statistischer Auswertung ihrer Befunde und zur Anpassung an das in der Psychologie zu diesem Zeitpunkt dominierende operationale und quantifizierende Vorgehen gezwungen werde. Saß sah die Notwendigkeit für zusätzlichen Handlungsbedarf in der Entwicklung differenzierter Therapiemethoden für psychische Erkrankungen. Mit der Entdeckung von Psychopharmaka und der Elektrokrampftherapie kämen demzufolge zunehmend weitere Behandlungsmöglichkeiten hinzu, die eine genaue Indikationsstellung erforderten. Ebenso bestünde im Hinblick auf die Zunahme der Anzahl wissenschaftlicher Studien die Notwendigkeit, diagnostisch homogene Gruppen zu schaffen. Aus unterschiedlichen, im Folgenden kurz dargestellten Entwicklungen und Auseinandersetzungen heraus entstanden die modernen Klassifikationen, wie sie heute mit der ICD-10 (WHO 1993) und dem vierten Diagnostischen und Statistischen Manual DSM-IV (APA 1994) vorliegen. 6 2.2 Die Entstehung der Klassifikationssysteme Neben Vorläufern wie Bleuler oder Schneider nahmen auch die Vorstellungen Hempels (1965) großen Einfluss auf die Entwicklung der Klassifikationssysteme. Saß (1987) berichtete, dass Hempel nach Tradition der positivistischen Schulen von Wien und Cambridge nach Einfachheit, Denkökonomie, common sense, objektiven Deskriptionen und Realismus strebe. Demzufolge solle eine wissenschaftliche Theorie in enger Verbindung mit Inhalten der unmittelbaren Erfahrung stehen. Folglich wurden schwerpunktmäßig solche Kriterien formuliert, die einfach zu beobachten waren und keiner komplexen Interpretation bedurften, d.h. Ausdruck des relativ einfach zu beobachtenden Verhaltens und weniger des Erlebens waren. In dieser Denkrichtung, so Saß, müsse eine wissenschaftliche Theorie stets in enger Verbindung mit Inhalten unserer unmittelbaren, konkreten Erfahrung stehen. In Anlehnung an diese Vorstellungen wurden die operationalen Diagnosesysteme entwickelt, die zu diesem Zeitpunkt eine in Kriterien gefasste Formulierung des gegenwärtigen Forschungsstandes und des Lehrbuchwissens in klaren diagnostischen Algorithmen darstellten. Einen weiteren Entwicklungsschritt stellten die St. Louis-Kriterien von Feighner et al. (1972), das an die Symptome ersten und zweiten Ranges von Schneider (1950) anknüpfende Untersuchungsinstrument Present State Examination (PSE) von Wing et al. (1974), die Research Diagnostic Criteria (RDC-Kriterien) von Spitzer et al. (1975) sowie die Wiener Forschungskriterien von Berner et al. (1983) dar. Laut Koehler wurde durch die dort eingeführten systematischen Regeln der Anwendung und Operationalisierung für das Stellen psychiatrischer Diagnosen der Weg für eine verbesserte diagnostische Reliabilität als Vorbedingung für das Ziel einer validen diagnostischen Klassifikation geebnet. Zeitgleich wurden computergestützte Auswertungsverfahren, z. B. das CATEGO-System für das PSE, und standardisierte Untersuchungsinstrumente wie das SADS für die RDC-Kriterien entwickelt, um eine zuverlässige Erhebung der in den Diagnosesystemen enthaltenen Merkmale zu gewährleisten. Chang und Bidder (1985) kamen nach einer vergleichenden Untersuchung zu folgendem Ergebnis: 7 „Given the current state of psychiatric knowledge where it is not possible to define unequivocally the major psychiatric disorders, it should be more profitable to correlate research results to the patients clinical signs, symptoms and attributes rather than to unvalidated and ever- changing diagnostic systems involving arbitrarily selected properties.“ In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass die Entwicklung operationalisierter Klassifikationssysteme noch in ihren Anfängen lag. Grundlage der Entwicklung des aktuell vorliegenden Diagnostischen Manuals ist die „Internationale Klassifikation von Krankheiten (ICD)“. Diese wurde aus der 1893 von Bertillon eingeführten internationalen Liste für Todesursachen entwickelt und durch die World Health Organization (WHO) weiterentwickelt. In der ICD-6 erschien erstmalig eine Kategorie für psychische Störungen. 1967 folgte bereits die 8. Revision der ICD und schließlich 1978 die ICD-9, die eine im Vergleich zu ihren Vorläufern exaktere Beschreibung der Krankheitsbilder und vor allen Dingen der psychiatrischen Störungen brachte. Mit der ICD-9 war eine erste internationale Verständigungsbasis geschaffen. Ein vorläufiges Klassifikationsschema für einen psychiatrischen Teil wurde letztendlich 1984 auf einem Expertentreffen der WHO in Genf und Jakarta mit der ICD-10 verwirklicht (Dilling, 1990; Kendell, 1978). Das amerikanische Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) findet seinen Ursprung 1840 in einer Volkszählung in Form von Kategorien für Schwachsinn und Wahnsinn. Der Einführung der deutschen Ausgabe des DSM-IV zufolge endete die Weiterentwicklung dieser Kategorien 1917 in der Publikation eines ersten offiziellen Klassifikationssystems durch die American Medico-Psychological Assoziation, später American Psychiatric Assoziation (APA). Nach zahlreichen Überarbeitungen veröffentlichte die APA 1952 einen ersten Entwurf eines Diagnostischen Statistischen Manuals – DSM-I. 1968 folgte das DSM-II, das bereits 6 Jahre später erneut überarbeitet wurde und 1980 als DSM-III erschien. 1987 folgte sodann das DSMIII-R, das wiederum 1994 durch das aktuelle DSM-IV ersetzt wurde. Von Anfang an verlief die Entwicklung der beiden Klassifikationssysteme koordiniert. So wurde schon im DSM-I versucht, die Codierungsziffern mit der ICD-6 der WHO abzustimmen. Wie in der Einführung zur deutschen Ausgabe erläutert, ignorierte die ICD-8 und ICD-9 ebenso wie das DSM-II die Forderung nach expliziten Kriterien. Diese wurden erst im 8 DSM-III verwirklicht, wodurch eine grundsätzlich neue Richtung eingeschlagen wurde. Saß äußert hierzu in der deutschen Übersetzung des DSM-III, dass die ICD-9 stark vom DSM-III abweiche und die APA einen anderen Weg einschlage als die WHO, die methodologischen Vorzüge des DSM-III jedoch trotzdem Eingang in die ICD-10 gefunden hätten. Es sei aber verständlich, dass die radikalen Änderungen negative Kritik mit sich brächten. Diese Veränderungen bestanden in einem Einschluss expliziter Definitionen nach dem Vorbild der Feighner-Kriterien und Research Diagnostic Criteria (RDC). Wesentliche Erneuerungen waren auch ein „kriteriell diagnostischer Ansatz” sowie ein multiaxiales Beschreibungssystem. In einem solchen könnten laut Dilling (1998) der ICD-Diagnose so viele weitere Diagnosen zugeordnet werden, wie zur detaillierten Beschreibung des Patienten erforderlich seien. Die Bezeichnung „kriteriell diagnostischer Ansatz” bedeutet, dass im DSM-III explizite Ein- und Ausschlusskriterien festlegt sind, anhand derer eine Diagnose zu stellen ist. So definiert Spitzer (1986) einen „kriteriell diagnostischen Ansatz“ folgendermaßen: „Kriteriell diagnostischer Ansatz bedeutet, dass nicht anhand von Symptomen, sondern mittels Kriterien die Diagnose gestellt wird. Dies bedeutet nicht, dass in die Diagnose faktisch andere Gesichtspunkte eingingen als bisher, vielmehr ist es eine grundlegend andere Auffassung vom diagnostischen Prozess überhaupt, die im DSM-III durch das Anführen von Symptomen zum Ausdruck kommt.“ Eine multiaxiale Klassifikation ermöglicht es zudem, verschiedene Einflussfaktoren zu berücksichtigen und die Komplexität einer psychischen Störung besser zu erfassen. Maier (1988) beschreibt multiaxiale Klassifikationssysteme als ideale Dokumentationsbasis für die Prüfung von Hypothesen, die psychische Störungen beschreiben. Sie stellen eine Voraussetzung dar für die ätiologische und pathogenetische Erforschung psychischer Erkrankungen sowie für die Verlaufsforschung. Insbesondere erlauben sie auch eine „theoeriefreie Klassifizierung” und gleichzeitig die Dokumentation von Faktoren mit möglicher ätiologischer Relevanz. So verliert z. B. das Konzept der Neurosen im DSM-III seinen diagnostischen Status. Stattdessen werden psychodynamische Faktoren und Symptomatik auf unterschiedlichen Achsen kodiert. Dieser multidimensionale Formulierungsvorschlag auf fünf Achsen im DSM-III führe, so Koehler (1989), zu einer besser strukturierten und systematischen Erfassung der heterogenen Daten, die für jeden Einzelfall von Bedeutung sein könnten. 9 Sieben Jahre nach Herausgabe des DSM-III folgte seine Weiterentwicklung mit dem Erscheinen des DSM-III-R. Im DSM-III-R wurde das Prinzip der Komorbidität eingeführt, so dass klinische Verläufe auch durch das Zusammentreffen mehrerer psychopathologischer Syndrome charakterisiert werden konnten. Sowohl das DSM-III, das DSM-III-R als auch die entsprechenden deutschen Übersetzungen, die 1984 und 1989 erschienen, wurden mit wachsender Zustimmung aufgenommen. Dennoch teilte sich die entstehende Diskussion zur Akzeptanz eines derartigen Klassifikationssystems in positive und negative Lager. Befürworter sprachen von einer Gelegenheit, mit der intellektuellen und theoretischen Vielfalt der amerikanischen Psychiatrie zurechtzukommen. Klerman (1984) z. B. vertrat den Standpunkt, das DSM habe gezeigt, dass die vormals häufig gestellte Diagnose Schizophrenie nicht einen wahren epidemiologischen Zustand wiedergegeben habe, sondern Resultat diagnostischer Differenzen gewesen sei. Von mehreren Autoren (Faust 1986, Jablensky 1991, Radden 1994) allerdings wurde der Gebrauch des DSM eher kritisch gesehen. Vaillant (1984) z. B. argumentierte, das DSM ignoriere kulturelle Unterschiede bzw. klinische Verläufe und verliere auf Kosten der Reliabilität an Validität. Saß (1996) formulierte, es bestünde die Gefahr, dass die operationalisierten Klassifikationssysteme eine Verengung der psychopathologischen Perspektive mit Konzentration auf die in den Diagnosemanualen enthaltenen Items und einer immer gleichförmigeren Kriterienpsychopathologie mit sich brächten. Außerdem könne eine derartige Vielfalt von Kriterien die Vergleichbarkeit empirischer Forschungsergebnisse einschränken. Dilling (1998) beschrieb die Diskrepanzen zwischen der ICD-10 und dem DSM-IV im Bereich der schizophrenen Störungen und resümierte, diese Diskrepanzen seien misslich und würden sicherlich auch den weiteren Forschungsprozess behindern. Bezeichnend für die Bewährung des DSM ist die Tatsache, dass die ICD-10 wesentliche Aspekte des DSM-III-R aufgenommen hat. In der Entwicklung einer neuen Revision des DSM-IV sollte nun auch eine Verbesserung der Kompatibilität mit der ICD-10 erreicht werden. Auch in diesem Punkt gingen die Meinungen jedoch auseinander. So verglich Andrews (1999) die beiden Klassifikationssysteme und kam nach seinen Untersuchungen zu folgendem Schluss: 10 „Correspondingly, DSM-IV should be reviewed and where there is fundamental conceptual agreement between ICD and DSM the wording of the classification should be made identical. The research community should be advised when the agreement is low, so that the necessary research can be carried out to inform the next revisions of ICD and DSM. While the present unnecessary dissonance between the classification systems continues, patients, researchers and clinicians will be all the poorer.” In der Einführung des deutschen DSM-IV wird dagegen von einer Verbesserung in Form einer höheren Anzahl von Zusatzcodierungen und Subtypen sowie einer Beachtung der interkulturellen Anwendbarkeit gesprochen. Weiterhin wurden verschiedene Störungsgruppen verändert, hinzugefügt oder aber wie z. B. das „Demenzsyndrom“ eliminiert. Insgesamt wurde, laut Beurteilung der Verfasser, mit allen Veränderungen vor allem versucht, mehr Gewicht auf internationale Akzeptanz zu legen. Allen DSM-Versionen gemeinsam ist die Verwendung eines stark restringierten Vokabulars, das auch im Bereich der Fachtermini beschränkt ist. Mombour (1990) ging auf die Schwierigkeiten der deutschen Übersetzung sowie die Unterschiede zwischen einer wörtlichen Übersetzung und einer fachgerechten Übertragung ein: “It is not sufficient to translate the text literally word by word; it is necessary to know the exact equivalents of the technical terms in the two languages, and also the theoretical concepts contained within a word, a technical term, a standard phrase, along with all their connotations, which may even differ for the same word in both languages.” Entsprechend kam es während des Übersetzungsprozesses des DSM-IV in die deutsche Sprache immer wieder zu Schwierigkeiten. Ziel der folgenden Arbeit ist es, diese Schwierigkeiten zu untersuchen und näher darzustellen. 11 2.3 Ziele der Untersuchung Die Zielsetzungen der vorliegenden Untersuchungen müssen in engem Zusammenhang mit der Bedeutung des DSM-IV als operationalem Klassifikationssystem gesehen werden. Im DSM-IV wird diese Bedeutung folgendermaßen beschrieben: „Das Ziel dieses Manuals besteht darin, klare Beschreibungen diagnostischer Kategorien zu geben, um Kliniker und Forscher in die Lage zu versetzen, Personen mit bestimmten psychischen Störungen zu diagnostizieren, sich über sie zu verständigen, sie zu untersuchen und zu behandeln.“ Mit Hilfe des DSM-IV sollen die Reliabilität psychiatrischer Diagnosen und letztendlich die wissenschaftliche Kommunikation verbessert werden. Vor diesem Hintergrund bestehen gewisse Anforderungen an die Terminologie des Diagnostischen Manuals. So stellt z. B. eine sprachliche Standardisierung einen wesentlichen Faktor zur Vermeidung diagnostischer Missverständnisse und Kommunikationsprobleme dar. Im Hinblick darauf finden sich in der angloamerikanischen Originalversion des DSM-IV folgende sprachliche Charakteristika: 1. Der Text basiert auf einem stark restringierten Vokabular. Dieses ist auf eine begrenzte Anzahl von Worten sowie auf formelhafte Absätze beschränkt. 2. Die Terminologie bietet wenige Interpretationsmöglichkeiten, d.h. es werden Terme verwendet, die eindeutig sind und nicht mit unterschiedlichen Konnotaten belegt sind. Indem versucht wurde, die Freiheitsgrade der Formulierungen auf ein Minimum zu beschränken, sollte eine derartige Standardisierung des psychopathologischen Vokabulars auch im deutschen DSM-IV realisiert werden. An dem Übersetzungsprozess der achtzehn diagnostischen Kapitel beteiligten sich elf verschiedenartig zusammengesetzte Übersetzergruppen aus mehreren Städten. Das Kapitel der Affektiven Störungen z. B. wurde von elf Mitarbeitern aus Mainz, zwei aus München sowie jeweils einem Berater aus Bonn, München, Wien und zwei Beratern aus Mainz bearbeitet. Aus diesem Grunde erschien es sinnvoll, eine einheitliche Liste von Übersetzungen häufig benutzter Termini zu erstellen, um die sprachliche Variationsbreite einzuschränken. Zusätzlich wurde die Konsistenz des Gesamttextes in redaktioneller Überarbeitung geprüft. Aufgrund grundlegender Strukturunterschiede 12 zwischen dem englischen und dem deutschen Sprachsystem sind dennoch Übersetzungsschwierigkeiten zu erwarten. Heidrun Pelz (1998) erläuterte in ihrem Buch „Linguistik“ z. B., dass im Englischen Äußerungen leicht zu decodieren und leicht zu verstehen seien, da sie nicht wie die deutsche Sprache ein ausgeprägtes „Verschachtelungs- und Einschachtelungssystem” von Nebensätzen aufwiesen. Weiterhin sei die deutsche Sprache durch den Gebrauch zahlreicher adjektivischer und partizipialer Attribute sehr komplex und entsprechend weniger gut zu decodieren. Zusätzlich zu diesen strukturellen Sprachunterschieden bedingen die terminologisch und konzeptionell grundsätzlich differenten Entwicklungslinien der deutschen und angloamerikanischen Psychiatrie bedeutsame Differenzen. Zusammenfassend äußerten sich Saß und Koehler (1989) zu den englisch-deutschen Übersetzungsschwierigkeiten schon bei der deutschen Version des DSM-III folgendermaßen: „Häufig bestand die Schwierigkeit, statt eines geläufigen Ausdrucks einen etwas sperriger klingenden neuen Begriff einführen zu müssen. Trotz formaler Bedenken haben wir meist eine ungewohnte neue Formulierung eher akzeptiert als eine zwar glattere und vertrautere, jedoch ungenauere herkömmliche Bezeichnung. Insbesondere sollten Ausdrücke vermieden werden, die mit vielen Implikationen aus der ebenso reichen wie heterogenen Tradition der deutschsprachigen Psychiatrie beladen oder mit theoretischen Vorentscheidungen verknüpft sind...Natürlich konnten nicht alle mit speziellen Konnotationen versehenen Namen vermieden werden.“ Die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung liegt in einer Überprüfung der Konsistenz und Standardisierung der deutschen Version eines ausgewählten Kapitels des DSM-IV. Das Kapitel der Affektiven Störungen erschien besonders geeignet, da im Hinblick auf Terme wie „Mood Disorder“ Übersetzungsschwierigkeiten zu erwarten waren bzw. wie folgt von den Verfassern des deutschen DSM-IV beschrieben werden: „Eine weitere Übersetzungsschwierigkeit bereitete die Benennung der Gruppe der Affektiven Störungen, die DSM-IV mit Mood Disorders überschrieben hat. Eine wörtliche Übersetzung als „Stimmungsstörung“ erschien uns irreführend und kaum akzeptabel. Wir entschieden daher, den Begriff Affektive Störungen als Bezeichnung der Störungsgruppe beizubehalten (Saß, Wittchen, Zaudig 1996).“ Die deutsche Übersetzung soll dahingehend untersucht werden, ob sie den Ansprüchen eines standardisierten psychopathologischen Sprachgebrauchs gerecht wird. Darüber hinaus wird ein Vergleich bezüglich der Variabilität des englischen und des deutschen 13 Vokabulars vorgenommen. Auf diese Weise soll herausgearbeitet werden, ob durch sprachliche Unterschiede Differenzen des „diagnostischen Denkens” verdeutlicht werden können. Sollten solche Differenzen nachgewiesen werden können, wäre ein Ziel des Manuals, nämlich die Reliabilität des diagnostischen Gebrauchs zu erhöhen, gefährdet. Eine weitere entscheidende Frage ist die nach der Kompatibilität des DSM-IV mit Fremdbeurteilungsskalen. Da das DSM-IV ein in der Diagnostik weit verbreitetes Manual darstellen soll und das Erlernen derartiger komplexer Neuerungen sich oftmals als schwierig herausstellt, ist eine Kompatibilität mit anderen in der Praxis benutzten Hilfsmitteln durchaus von großer Relevanz. Saß vertritt die Meinung, dass die Entwicklung diagnostischer Instrumente für den Umgang mit dem DSM wichtig sei. Entsprechend wurden auch Hilfsmittel und Checklisten für das jeweilige DSM und ICD entwickelt und angewandt. Wittchen (1991) äußert sich zu derartigen Checklisten des DSM-III-R und der ICD-10 folgendermaßen: „Mit Hilfe von standardisierten diagnostischen Interviews, also solchen Interviews, die über eine fest vorgegebene Fragen- und Kodierungsstruktur aller Stufen des diagnostischen Prozesses von der Befunderhebung auf der Symptomebene, über die Syndromverrechnung bis hin zu Diagnosestellung einschließlich diagnostischer Hierarchieregeln berücksichtigen, können die meisten psychischen Störungen nach DSM-III-R und ICD-10 reliabel und differenziert diagnostiziert werden.“ Ziel dieser Arbeit soll nun sein, das deutsche Vokabular mit renommierten Fremdbeurteilungsskalen aus dem Gebiet der „Depressionen“ zu vergleichen. Zu diesem Zweck wurde das deutsche Vokabular mit den Fremdbeurteilungsskalen Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS), Depression Inventory Scale (DSI), Hamilton Depression Scale (HAMD) und Fischer Symptom Checklist (FSCL) verglichen und darauf überprüft, inwiefern die Diagnosekriterien für eine Affektive Störung -hier Major Depressionübereinstimmen. 14 2.4 Fragestellungen und Arbeitshypothesen Aus den oben genannten Überlegungen ergeben sich die folgenden Fragestellungen: 1. Ist die Terminologie der ausgesuchten Fremdbeurteilungsskalen vergleichbar mit derjenigen aus dem Kapitel der Affektiven Störungen? Sind diese diagnostischen Mittel kompatibel, so dass ein paralleles Arbeiten mit beiden möglich ist? 2. Wurde die Konsistenz des Sprachgebrauchs im Originaltext auch in der deutschen Version des DSM-IV erreicht? Gibt es für einen englischen Terminus der Originalversion auch nur eine deutsche Übersetzung? Sollte dies nicht der Fall sein, ändert sich dann der Sinngehalt deutscher Textstellen, wenn statt unterschiedlicher Begriffe ein einheitlicher Term verwendet wird? 3. Wurden die von den Herausgebern für den Übersetzungsprozess festgelegten Regeln und Definitionen von den unterschiedlichen Übersetzern umgesetzt? 4. In welcher semantischen Beziehung stehen die deutschen Übersetzungen zueinander? 5. Erscheinen die Übersetzungsvarianten innerhalb des Kapitels der Affektiven Störungen in Abhängigkeit von einem bestimmten Kontext? 6. Wird in Textstellen gleichen Inhaltes gleich dem Original nur ein Begriff verwendet? 7. Gibt es Übersetzungsvarianten im Gesamttext des DSM-IV? Wenn ja, sind sie vergleichbar mit den Varianten aus dem Kapitel der Affektiven Störungen? 15 Ausgehend von diesen Fragestellungen wurden folgende Arbeitshypothesen überprüft: ad 1) Es wird erwartet, dass die Terminologie der Fremdbeurteilungsskalen mit dem Vokabular, das im DSM-IV Verwendung findet, vergleichbar ist. Die beiden diagnostischen Hilfsmittel sind kompatibel. ad 2) Der differenzierte Wortschatz der deutschen Sprache könnte innerhalb des Kapitels der Affektiven Störungen und insbesondere im Zusammenhang mit der Übersetzung des Originalterms „mood“ dazu führen, dass die deutsche Version für einen Terminus der Originalversion variable Übersetzungen bietet. Die diagnostische Aussage eines Kontextes wird bei Austauschen deutscher Termini eines Wortfeldes erhalten bleiben. ad 3) Die Regeln zur Übersetzung verschiedener Terme werden größtenteils in der deutschen Version umgesetzt. ad 4) Die verschiedenen deutschen Übersetzungen eines Originalbegriffes, wie z. B. „mood“, sind Bestandteile eines Wortfeldes, ggf. auch Synonyme. ad 5) In Abhängigkeit vom Kontext ist sowohl im Originaltext als auch in der deutschen Übersetzung der Gebrauch verschiedener Begriffe zu erwarten, d.h. kontextabhängig wird entweder der Terminus „mood” oder „affect” eingesetzt. Dabei ist zu beachten, dass beide Terme sowohl im englischen als auch im deutschen Glossar von den Herausgebern eindeutig definiert wurden und somit den verschiedenen Kontexten zugeordnet werden können. Es wird entsprechend hier eine eindeutige Zuordnung zwischen den deutschen Termini „Stimmung” und „Affekt” sowie den jeweiligen englischen Ausdrücken erwartet. ad 6) In Textstellen desselben Inhaltes wird gleich dem Original jeweils nur ein Übersetzungsterm verwendet werden. Eine feste Zuordnung wird erkennbar sein. ad 7) Übersetzungsvarianten sind im gesamten Text des DSM-IV zu erwarten. Diese Varianten werden den Varianten aus dem Kapitel der Affektiven Störungen entsprechen. 16 3. Methodik 3.1 Vergleich der Terminologie des DSM-IV mit Fremdbeurteilungsskalen 3.1.1. Ansatz und Quellen für einen Vergleich der Terminologie des DSM-IV und des Vokabulars in Fremdbeurteilungsskalen Der Vergleich der Terminologie des DSM-IV und des Vokabulars in Fremdbeurteilungsskalen wurde anhand der Skalen Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS), Fischer Symptom Check List (FSCL), Depression Status Inventory (DSI) und Hamilton Depression Scale (HAMD) (vgl. 3.1.3.), sowie dem Kapitel der Affektiven Störungen vorgenommen. Da es sich dabei hauptsächlich um Skalen handelt, die zur Diagnose und Definition des Schweregrades einer Depression geeignet sind, wurde nicht das gesamte Kapitel, sondern nur die Abschnitte „Major Depression” und „Episode einer Major Depression” für diesen Vergleich ausgewählt. Die Zusatzcodierungen innerhalb dieses Kapitels wurden nicht untersucht. Als Grundlage aller Untersuchungen dienten zum einen die Skalenterminologie in Form kurzer sachlicher Fragen und zum anderen Symptombeschreibende Phrasen. Phrasen sind dabei definiert als Satzteile, die aus einem oder aus mehreren, eine Einheit bildenden Wörtern bestehen (Duden, Fremdwörterbuch, 1982). Sie wurden anhand folgender Kriterien ausgewählt: 1. Eine Phrase besteht aus Substantiven und Verben mit Attributen. 2. Eine Phrase beschreibt einen Zustand, der im Rahmen einer Affektiven Störung auftritt. Charakteristische Äußerungen sind z. B. „sich abgeschlagen fühlen” oder „keine Gefühle mehr empfinden können”. Aus der Untersuchung ausgeschlossen wurden anschauliche Beispiele wie „...ein vormals passionierter Golfer, der nicht mehr spielt...”, während Beispielsätze wie „psychomotorische Verlangsamung (die sich z. B. zeigt in Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegungen)...” in Form der einzelnen Symptome also z. B. „Verlangsamung der Sprache” vermerkt wurden. Der Wortlaut blieb dabei erhalten. 17 Die Untersuchung ganzer Sätze hätte den Rahmen dieser Arbeit überschritten, da hier nicht eine Untersuchung des gesamten psychiatrischen Sprachschatzes des DSM-IV, sondern nur der Terminologie diagnostischer Kernaussagen durchgeführt werden sollte. Zusätzlich zu den Phrasen wurden einzelne Ausdrücke, die der Beschreibung einer Depression dienen, z. B. Traurigkeit, zugeordnet. Sowohl die deutschen als auch die englischen Textstellen wurden mit Seitenzahlen tabellarisch in Excel erfasst und so weiteren Arbeitsschritten zugänglich gemacht. 3.1.2. Vergleich der DSM-IV-Terminologie Fremdbeurteilungsskalen und des Vokabulars in Um die Terminologie des DSM-IV mit dem Vokabular der Fremdbeurteilungsskalen zu vergleichen, erfolgte eine Zuordnung der einzelnen DSM-IV-Phrasen zu den Items der Bewertungsskalen. So wurden z. B. dem Item „Depressive Stimmung“ aus dem Depression State Inventory (DSI) die Phrasen „traurige oder depressive Verstimmung“ und „Gefühle der Traurigkeit“ zugeordnet. Die Zuordnung erfolgte nach der Entscheidung, inwiefern einzelne Textfragmente inhaltlich einem Item zugeordnet werden können. Diese Zuordnung konnte mit Hilfe der Itemfragen erfolgen. So wurde z. B. der Frage „Verwirrung - Fühlen sie sich manchmal verwirrt, und haben sie Schwierigkeiten, klar zu denken?“ das Textfragment „...Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung?“ zugeordnet. Einige Fragmente konnten nicht eindeutig zugeordnet werden. In diesem Fall unterlag die Zuordnung der Entscheidung des Untersuchenden. Phrasen, die mit mehreren Items übereinstimmen, wurden entsprechend mehrfach zugeordnet. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in einer Tabelle. Die erste Spalte enthält die einzelnen Items mit entsprechenden Fragestellungen. Die Spalten zwei bis vier enthalten die englischen und deutschen Phrasen, die den Items zugeordnet werden konnten sowie entsprechende Seitenangaben. Alle Phrasen, die nicht zugeordnet werden konnten, wurden separat tabellarisch erfasst. Anhand der Tabellen können Aussagen darüber gemacht werden, inwieweit Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den im DSM-IV erfassten Symptomkomplexen und den Items der Fremdbeurteilungsskalen bestehen. 18 3.1.3. Untersuchungsinstrumente 3.1.3.1. Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) Die Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) zur Erfassung psychiatrischer Symptome wurde 1962 von Overall und Gorham entwickelt. Sie erfasst 18 Symptome, deren Ausprägung in 7 Abstufungen zwischen „nicht vorhanden” und „extrem stark” beurteilt werden können. Die Skala weist eine 5-Faktorenstruktur mit folgender Einteilung auf: Itembeispiele: Faktor 1: Angst / Depression → 4 Items: -Körperbezogenheit -Angst -Schuldgefühle -Depressive Stimmung Faktor 2: Anergie → 4 Items: -Emotionale Zurückgezogenheit -Motorische Verlangsamung -Affektive Abstumpfung / Verflachung -Orientierungsstörung Faktor 3: Denkstörung → 4 Items: -Zerfall der Denkprozesse -Größenideen -Halluzination -Ungewöhnliche Denkinhalte Faktor 4: Aktivierung → 3 Items: -Gespanntheit -Manieriertheit, Affektiertheit, Positur -Erregung Faktor 5: Feindseligkeit, Misstrauen → 3 Items: -Feindseligkeit -Misstrauen / paranoide Inhalte -unkooperatives Verhalten Eine Untersuchung von Cicchetti und Aivano 1976 ergab einen Reliabilitätskoeffizienten von 0.87 und 0.97. Bezüglich der Bestätigung einer Konstrukt- und kritrienbezogenen Validität existieren mehrere positive Untersuchungen. 19 3.1.3.2. Depression Status Inventory (DSI) Das Depression Status Inventory (DSI) zur Aufdeckung und Quantifizierung depressiver Zustände wurde 1965 von W.W.K. Zung entwickelt. Es werden 20 Symptomkomplexe beurteilt und anhand von 4 Abstufungen der Ausprägung von „nicht vorhanden” bis „stark” bewertet. Der Gesamtrohwert ergibt sich durch Summation der Itemwerte. Aus dem Gesamtrohwert errechnet sich durch folgende Formel der DSI-Index: DSI-Index = Summe der Ausprägungen x 100 80 Itembeispiele: Depressive Stimmung: Sind sie manchmal traurig oder niedergeschlagen? Schlafstörung: Häufiges oder frühes Aufwachen? Psychomotorische Unruhe: Bemerken sie, dass sie ruhelos sind und nicht stillsitzen können? Reizbarkeit: Sind sie leicht reizbar? Selbstmordgedanken: Haben sie jemals daran gedacht, sich das Leben zu nehmen? Die Split-Half Reliabilität wird von Zung (1972) mit 0.82 angegeben. Eine inhaltliche Validität kann aufgrund der ausgewählten Symptome angenommen werden, da diese allgemein anerkannte Symptome der Depression sind. 20 3.1.3.3. Hamilton Depression Scale (HAMD) Die HAMD wurde 1960 von M. Hamilton zur quantifizierten Beurteilung depressiver Patienten entwickelt. Sie besteht aus einundzwanzig Symptomen, deren Schweregrad einzuschätzen ist. Bei 9 Items steht eine 5-stufige Skala, bei 20 Items eine 4-stufige und bei 11 Items eine 3-stufige Skala zur Verfügung. Der Gesamtrohwert errechnet sich aus der Summation der Itemwerte. Eine Faktoreneinteilung ist in dem folgenden Auszug zu sehen: Itembeispiele: Faktor 1: Depressive Hemmung → 4 Items: -Depressive Stimmung -Schuldgefühle -Depressive Hemmung -Krankheitseinsicht Faktor 2: Depressive Agitiertheit → 4 Items: -Einschlafstörung -Erregung -Körperliche Symptome / gastrointestinal -Gewichtsverlust Faktor 3: Angst → 4 Items: -Erregung -Angst- psychisch -Angst - somatisch -Genitalsymptome Faktor 4: Somatische Beschwerden → 4 Items: -Angst - somatisch -körperliche Symptome / allgemein -Genitalsymptome -Durchschlafstörung Die Reliabilität liegt nach Baumann (1976) zwischen 0.73 und 0.91. Eine inhaltliche Validität ist aufgrund der Tatsache gegeben, dass die allgemein zum Krankheitsbild der Depression gehörigen Symptome in der Skala enthalten sind. 21 3.1.3.4. Fischer Symptom Check List (FSCL) Die FSCL wurde 1971 von K. A. Fischer-Cornelssen entwickelt. Sie dient der Beurteilung der Symptome, Syndrome und des Schweregrades psychopathologischer Zustände. Es gibt 41 Einzelsymptome, die nach klinischen Gesichtspunkten in 7 Gruppen unterteilt sind. Die Beurteilung erfolgt anhand der Ausprägung in 4 Abstufungen von „nicht vorhanden” bis „stark”. Die Summation der Itemwerte ergibt den Gesamtrohwert. Nachfolgend sind einige Symptome beispielhaft dargestellt: Itembeispiele: 1: Stimmung / Affektivität 5: Denkablauf -Hoffnungslosigkeit -Denkhemmung -Insuffizienzgefühl -Konzentrationsstörung -Schuldgefühl, Selbstvorwürfe -Innere Unruhe 6: Gedankeninhalt 7: Umweltbeziehung -Phobien -Kontaktaufnahme gestört -Suizidgedanken -Interesselosigkeit -Suizidhandlung -Soziale Anpassung erschwert Die Test-Retest-Reliabilität wurde von Fischer-Cornelssen (1980) zwischen 0.69 und 0.95 angegeben. 22 3.2 Vergleich der deutschen mit der englischen DSM-IV Terminologie 3.2.1. Einführung in die linguistischen Methoden Die Untersuchung der Terminologie eines repräsentativen Kapitels aus dem DSM-IV basiert auf anerkannten Methoden der Linguistik, die von Heidrun Pelz 1998 in dem Buch „Linguistik“ zusammengefasst wurden. Im Rahmen dieser Arbeit werden Zeichen- bzw. Kommunikationsmodelle, die sich mit dem Zeichencharakter der Sprache befassen, Syntaxanalysen, die größere Spracheinheiten beinhalten sowie Semantikanalysen, die sich mit den Inhalten sprachlicher Zeichen befassen, diskutiert. Die Hintergründe sollen im Folgenden dargestellt werden: Da der Gegenstand Sprache nicht durch unmittelbare Beobachtung erfasst werden kann, ist es notwendig, das Phänomen „Sprache“ anhand eines Modells zu erläutern. Laut Pelz ist ein linguistisches Modell stets ein „Black-Box-Modell“, bei dem nur das Ausgangsmaterial und das Endprodukt bekannt sind, nicht aber was sich im Innern der Box vollzieht. Grundlage der gängigen Modelle in der Linguistik ist das Modell von De Saussure (vgl. Abb. 1). Demnach besteht ein Sprachzeichen zum einen aus einem Inhalt, zum anderen aus dem Ausdruck, d.h. einer bestimmten Lautkette. Ausdruck und Inhalt sind durch Assoziation fest miteinander verbunden, so dass man sich z. B. einen bestimmten Gesichtsausdruck vorstellt, wenn man die Lautkette „traurig“ hört und umgekehrt beim Anblick eines bestimmten Gesichtsausdrucks diesen mit dem Lautbild „traurig“ versieht. Abbildung 1 Vorstellung von einer Sache = Concept Gesicht Vorstellung von einem Lautbild „traurig“ Die Pfeile unterstreichen die reziproke Evokation des einen durch das andere, d.h. das gegenseitige Einander-ins-Gedächtnis-Rufen. 23 Ein weiteres gängiges Modell der Linguistik ist das dreiseitige Modell von Ogden und Richards (vgl. Abb. 2), das für diese Arbeit aufgrund seiner klaren Struktur ausgewählt wurde. Dieses Modell stellt einen Prozess dar, d.h. die Bedeutung eines Wortes wird nur erfasst, wenn es von einem Sprecher benutzt wird, um damit auf einen Gegenstand der aussersprachlichen Wirklichkeit hinzuweisen. Wörter bedeuten nicht „an sich“ etwas, sondern nur wenn sie von Menschen gebraucht werden. Abbildung 2 Gedanke, die Bedeutung Gesicht „traurig“ Symbol, das Bezeichnende Referent, das Bezeichnete Innerhalb dieses Modells besteht keine direkte logische Verbindung zwischen einer Lautkette und einem bezeichneten Objekt. Bezogen auf das eben genannte Beispiel besteht zwischen der Lautkette „traurig“ und dem bestimmten Gesichtsausdruck keine direkte Verbindung, sondern die Zuordnung wird erst durch einen Gedankenprozess im Zeichenbenutzer geleistet. Der Gesichtsausdruck ist also nicht zwangsläufig „traurig“, sondern bekommt diese Bedeutung erst durch die Person, die ihn betrachtet. Ebenso wird z. B. einer bestimmten psychiatrischen Symptomkombination erst durch den Gedankenprozess des Benutzers das Zeichen „Schizophrenie“ zugeordnet. Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen einzelner sprachlicher Elemente finden auf der Ebene zwischen Gedanken und Referent statt. Es soll untersucht werden, inwiefern jeweils ein englisches und ein deutsches Sprachzeichen denselben Gedankenprozess anregen. Um nun die Zusammenhänge und Differenzen zwischen einzelnen sprachlichen Elementen beschreiben zu können, müssen die Begriffe der Denotation und Konnotation eingeführt werden. 24 „Denotation ist der »begriffliche Inhalt eines Zeichens im Unterschied zu Nebenbedeutungen (z. B. Emotion, Wirkung)«, denotativ bedeutet »nur den begrifflichen Inhalt des sprachlichen Zeichens betreffend, ohne Berücksichtigung von Nebenbedeutungen und inhaltlichen Nuancen, die das Zeichen als Begleitvorstellung beim Sprecher/Hörer wachruft«.“ Als Beispiel seien hier die Terme Frühjahr, Lenz und Frühling genannt. Sie beziehen sich auf das gleiche Denotat „erste der vier Jahreszeiten“. Dagegen lautet die Definition der Konnotation wie folgt: „Konnotation ist der Wortinhalt »neben dem rein begrifflichen Inhalt«, das Gesamt emotionaler Begleitvorstellungen, die durch ein Wort hervorgerufen werden”. Bezug nehmend auf die oben genannten Terme bezeichnen zwar alle die „erste der vier Jahreszeiten“, unterscheiden sich aber durch ihre Konnotation. Frühjahr ist sachliche Angabe eines Zeitabschnitts des Jahresverlaufs, wogegen Frühling und noch mehr Lenz Emotionen der Freude, Erwartung, Hoffnung etc. angesichts des wieder erwachenden Lebens in der Natur mitschwingen lassen (Pelz 1998). In gleicher Weise wird der Terminus Psychiatrie nicht nur als Bezeichnung einer medizinischen Fachrichtung angesehen, sondern beinhaltet für viele die Konnotation „irre sein”, „anormal”, „eingesperrt” oder „verrückt“. Und auch der Terminus Krebs z. B. ist nicht nur ein medizinischer Begriff für eine Krankheit, sondern zugleich für viele ein Schreckenswort, das Komponenten wie „plötzlich ausbrechend”, „meist unheilbar” oder „meist tödlich ausgehend” beinhaltet. Im Rahmen dieser Arbeit soll nun untersucht werden, inwiefern sich die Konnotationen verschiedener Begriffe, also das, was sich der Leser unter einem Begriff vorstellt, gleichen bzw. inwiefern ein englisches Sprachzeichen und seine deutsche Übersetzung einen gleichen Gedankenprozess anregen. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass die Konnotation der verschiedenen deutschen Übersetzungen eines englischen Originalbegriffs durchaus unterschiedlich ist. So bestehen z. B. deutliche Differenzen zwischen den Termini „Stimmung” und „Affekt”, obwohl beide Übersetzungen des englischen Originalbegriffs „mood“ darstellen. Diese Differenzen resultieren zum einen aus unterschiedlichen Konnotationen, zum anderen aus im DSM-IV festgelegten Definitionen. Die Definitionen sind im Glossar des englischen und deutschen DSM-IV folgendermaßen nachzulesen: 25 AFFEKT: Ein Affekt ist „ein beobachtbares Verhaltensmuster als Ausdruck eines subjektiv empfundenen Gefühlszustandes“ (Emotion). Geläufige Beispiele für einen Affekt sind Traurigkeit, Freude, Wut. Im Gegensatz zu Stimmung als ausgedehnteres und überdauerndes emotionales „Klima“ bedeuten Affekte eher fluktuierende Änderungen des emotionalen Wetters. STIMMUNG: Eine Stimmung ist „eine tiefgehende und anhaltende Emotion, die die Wahrnehmungen der Umwelt färbt“ Typische Beispiele für eine Stimmung sind Traurigkeit, Gehobenheit, Ärger und Angst. Im Gegensatz zum Affekt als eher fluktuierender Änderung im „emotionalen” Wetter, bezieht sich Stimmung auf ein ausgedehnteres und überdauerndes „Klima“. In den Untersuchungen dieser Arbeit wird überprüft, inwiefern die Definitionen des Glossars im Kapitel der Affektiven Störungen umgesetzt wurden. Ebenfalls soll herausgearbeitet werden, inwiefern sich die Vielfalt der Konnotationen englischer Originalbegriffe und die der deutschen Übersetzungen unterscheidet. Durch einen derartigen Vergleich soll die Reichhaltigkeit des deutschen Vokabulars im DSM-IV dargestellt und die dadurch entstehende Problematik aufgezeigt werden. Einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit stellt die Untersuchung sprachlicher Zeichen innerhalb ihrer Umgebung dar. Hierbei sollen die syntagmatischen und paradigmatischen Relationen untersucht werden. Diese sind laut Pelz wie folgt definiert: „Ausgehend vom linearen Charakter von Sprachäußerungen lässt sich feststellen, dass jedes Element einer Äußerung eine Beziehung hat zu dem, was ihm vorangeht und zu dem, was ihm folgt.“ Diese Beziehung nennt man syntagmatisch. Eine Analyse derartiger Beziehungen nennt man Distributionsanalyse. Sie wird im Rahmen der Kontextanalysen im Kapitel 3.5. durchgeführt. „Eine paradigmatische Klasse von Sprachelementen ist die Menge der Elemente, die in einem gegebenen Kontext gegeneinander austauschbar sind“. Dies wiederum bedeutet, dass ein Sprachzeichen innerhalb eines Kontextes durch ein Zeichen derselben syntaktischen Funktion, z. B. Adjektiv gegen Adjektiv, ausgetauscht werden kann. In der folgenden Abbildung werden beide Begriffe schematisch dargestellt: 26 Abbildung 3 paradigmatisch A B B syntagmatisch Die syntagmatische Achse zeigt all diejenigen Elemente, mit denen ein Element (B) auftreten kann, ohne dass die sprachliche Norm gestört wird. Die sprachliche Norm „...umfasst dabei das, was in unserer Sprachgemeinschaft normal, üblich, statistische Norm ist...“ (Pelz 1998). Die paradigmatische Achse zeigt bei festgehaltener Umgebung die mögliche Substitution (A+B) für eine gegebene sprachliche Umgebung. Diese Beziehung ist eine „anstatt Beziehung“. In dem folgenden Beispiel können die Begriffe „depressiv“, „müde“ und „schlecht“ auf paradigmatischer Achse substituiert werden, da sie allesamt der Wortklasse der Adjektive entstammen. • Ich fühle mich schlecht. • Ich fühle mich depressiv. • Ich fühle mich müde. „anstatt-Beziehung“ Das nun folgende Beispiel veranschaulicht die syntagmatische Relation: • Ich fühle mich schlecht. • Mir ist schlecht. • Mein Leben ist schlecht. Die Untersuchung derartiger Zusammenhänge wird im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt, um festzustellen, inwieweit verschiedene deutsche Übersetzungsvarianten eines englischen Terms auf paradigmatischer Achse austauschbar sind und inwiefern sie auch inhaltlich ähnlich sind. 27 Ein weiterer linguistischer Begriff, der eingeführt werden muss, ist der eines Wortfeldes. Ein Wortfeld ist eine paradigmatische Struktur. Es ist definiert als: „...ein Teilausschnitt des Wortschatzes einer Sprache, der inhaltsverwandte Wörter ein und derselben Wortart (z. B. ausschließlich Substantive oder ausschließlich Adjektive usw.) umfasst...” (Pelz 1998). Diese Verwandtschaft kann unterschiedlichen Ursprungs sein. So sind z. B. Terme sowohl lautlicher als auch inhaltlicher Ähnlichkeit wie Stimmung und Miss-Stimmung lexemidentisch und bilden ein Wortfeld. Sprachzeichen gleichen Inhalts, aber von unterschiedlichem Ausdruck in Laut und Schrift, sind definitionsgemäß Synonyme. Synonyme sind in einem Kontext substituierbar und daher Elemente eines Wortfeldes. Wie das folgende Beispiel zeigt, sind die markierten Sprachzeichen substituierbar, ohne dass sich die Aussage des Satzes ändert. • Das Gesicht sieht traurig aus. • Das Antlitz sieht traurig aus. • Die Visage sieht traurig aus. Dieses Beispiel zeigt allerdings auch, dass es eine vollständige Synonymie kaum gibt, da sich zwar die Gesamtaussage des Satzes nicht verändert, wohl aber die Terme ein unterschiedliches Stilniveau haben. Derartige Fälle nennt man Quasi-Synonyme. Quasi-Synonyme unterscheiden sich durch differierende Konnotationen oder aber durch Unterschiede im Stilniveau. So kann z. B. die Wahl zwischen den Begriffen Antlitz oder Visage oder auch Auffassung und Konzeption die soziale Schichtzugehörigkeit des Benutzers mitkonnotieren. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird vereinfachend unter den Begriff der Synonymie auch der der Quasi-Synonymie subsumiert. Weitere linguistische Einteilungen von Wortfeldern basieren auf morphologischen Einteilungen und sind im Rahmen dieser Arbeit nicht relevant. 28 3.2.2. Ansatz und Quellen für den Sprachvergleich Die sprachliche Untersuchung eines repräsentativen Kapitels des DSM-IV wurde anhand des Kapitels der Affektiven Störungen vorgenommen. Das Kapitel wurde aus den Überlegungen heraus ausgewählt, dass das Wortfeld der Begriffe „Affekt” und „Stimmung” im Deutschen eine große Vielfalt bietet. Aufgrund des zu erwartenden Wortreichtums erschien es somit als Untersuchungsmaterial für einen Vergleich zwischen dem restringierten Vokabular des englischen Originals und dem Sprachgebrauch der deutschen Übersetzung besonders geeignet. Zusätzlich existieren in der deutschen Übersetzung des DSM-IV, besonders in Bezug auf dieses Kapitel, mehrere Richtlinien und Definitionen (vgl. Glossar 3.2.1.). So legen die Verfasser bereits in der ersten Ausgabe des deutschen DSM-III-R fest, dass diagnostische Begriffe, inklusive Adjektiv, groß geschrieben werden. Ebenso gilt: „Disorder bezeichnet ausschließlich die diagnostizierte Störung. Disturbance hingegen wurde benutzt, wenn das zu beurteilende Beschwerdebild, die Symptomatik, gemeint war. Wir haben versucht, dies nachzuvollziehen, indem wir „disturbance“, so weit möglich, mit „das Störungsbild“ übersetzt haben und „disorder“ mit „die Störung“. Die Überprüfung der Umsetzung solcher Richtlinien steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. 3.2.3. Vorgehensweise Zunächst wurden aus dem Kapitel „Mood Disorders” des Originaltextes Textfragmente, die die Begriffe „mood”, „affect” und „depression” umfassen, herausgesucht. Die Wahl dieser Begrifflichkeiten wurde zum einen getroffen, da ihnen als deskriptiven Begriffen einer affektiven Störung eine wesentliche Rolle zukommt, zum anderen wird bereits in der Einleitung des deutschen DSM-IV auf Schwierigkeiten bei der Wahl der deutschen Übersetzung der Kapitelüberschrift „Mood Disorders” hingewiesen. So wurde hier die Übersetzung „Affektive Störung” statt „Stimmungsstörung” mit der Begründung gewählt, dass die wörtliche Übersetzung „Stimmungsstörung“ irreführend und kaum akzeptabel sei. In dieser Weise zeigen sich hier bereits Diskrepanzen zwischen Richtlinien der Übersetzung und sprachlicher deutscher Norm, die im Verlauf dieser Arbeit noch eingehender erörtert werden. 29 Als Untersuchungsgegenstand dienten Symptombeschreibende Phrasen (vgl. 3.1.1), die die Begriffe „mood“, „affect“ etc. beinhalten. Diese Textfragmente bestehen aus ganzen Satzteilen sowie aus Substantiven oder Verben mit bestimmten adjektivischen oder partizipialen Attributen. Aus den bereits in Kapitel 3.1.1. genannten Gründen wurde keine Analyse ganzer Sätze durchgeführt. Ferner erschien im Rahmen dieser Untersuchung auch eine Analyse einzelner Termini nicht sinnvoll, da die sprachliche Differenzierung und Komplexität auf der Konstellation mehrerer Terme basiert. Außerdem sollten die Übersetzungsvarianten auch in Abhängigkeit von Kontext und sprachlicher Umgebung untersucht werden. Die Textstellen aus der englischen Original- und der deutschen Version des DSM-IV wurden mit den dazugehörigen Seitenangaben in einer Excel-Tabelle erfasst. Die Erfassung der Daten zu den deutschen Übersetzungen wurde mit Hilfe des DSM-IV Assistenten (Spreckelsen, Habermeyer 2000) durchgeführt. Der DSM-IV Assistent ist eine elektronische Version des Buchtextes, die sich durch zusätzliche Navigations- und Suchfunktionen auszeichnet. Mit Hilfe dieser elektronischen Version des DSM-IV konnten die Textstellen in die Tabelle kopiert werden. Da ein entsprechendes Medium für die Originalversion nicht zur Verfügung stand, mussten die englischen Daten manuell erfasst werden. Die resultierende Tabelle (vgl. Anhang) stellt das Datenmaterial für die weiterführenden Analysen dar. Sie ermöglicht eine Übersicht über die Beziehungen zwischen den englischen Originalbegriffen und den verschiedenen deutschen Übersetzungen. Der erste Schritt des Sprachvergleichs besteht in der Zusammenfassung aller deutschen Übersetzungsvarianten eines englischen Originalterms wie z. B. „mood“ oder „disorder“ sowie in einer Zuordnung der deutschen Terme zu einem Wortfeld. In einem weiteren Schritt wurde eine Analyse der paradigmatischen und syntagmatischen Struktur deutscher Textstellen durchgeführt. Es wurde überprüft, inwiefern die deutschen Übersetzungen auf paradigmatischer Achse strukturiert sind, Synonyme darstellen oder inhaltliche Veränderungen hervorrufen. Eine übersichtliche Darstellung in Form einer tabellarischen Gegenüberstellung der Originalfragmente und der zu untersuchenden deutschen Textstellen ermöglichte eine Überprüfung eventueller Kontextveränderungen. Auf syntagmatischer Achse wurde untersucht, ob die sprachliche und grammatikalische 30 Norm den Austausch der sprachlichen Umgebung restringiert. In diesem Zusammenhang wurde gezeigt, inwiefern sich der Inhalt verschiedener Äußerungen ändert, wenn statt unterschiedlicher deutscher Übersetzungsvarianten ein einheitlicher Term verwendet wird. Diesbezüglich wurden in einigen Textstellen die verschiedenen Übersetzungsalternativen einheitlich durch „Stimmung” substituiert (vgl. 3.5.3.). Auch hier ermöglichte die Darstellung entsprechender Textstellen in Form einer tabellarischen Gegenüberstellung sprachliche Vergleiche sowie eine Überprüfung möglicher Kontextveränderungen. 3.2.4. Darstellung der Übersetzungsalternativen Die Zusammenfassung der englischen Originalbegriffe und ihrer deutschen Übersetzungen erfolgte in einer Grafik (Abbildung 4, vgl. S. 39). Diese veranschaulicht die einzelnen Originalbegriffe mit den dazugehörigen Wortfeldern deutscher Übersetzungen. Sie stellt die Grundlage für weitere linguistische Analysen dar. In Abbildung 5 (vgl. S. 40) wurden je einem deutschen Term alle die englischen Worte zugeordnet, für die er als Übersetzung fungiert. In dieser Weise wird die „Mehrdeutigkeit” deutscher Begriffe dargestellt. 31 3.2.5. Sprachvergleich 3.2.5.1. Untersuchung der Begriffe in ihrem Kontext Die Untersuchung der Begriffe in ihrem Kontext sollte die Unterschiede zwischen dem restringierten Vokabular des Originals und der Reichhaltigkeit des deutschen Vokabulars aufzeigen. Verglichen wurden verschiedene Textstellen, die im Original den Begriff „mood disturbance“ beinhalten. Anhand dieser Textstellen wurde überprüft, inwiefern im Deutschen ebenfalls konstante Übersetzungen für „mood“ zu finden sind. Die „mood disturbance“-Textstellen boten sich aufgrund der Häufigkeit dieses Ausdruckes und seiner in Abbildung 4 dargestellten zahlreichen deutschen Übersetzungsalternativen (vgl. 4.2.1) an. Des Weiteren wurde eine semantische und strukturalistische Analyse der deutschen Übersetzungen durchgeführt. Hierbei wurde die Strukturierung auf paradigmatischer und auf syntagmatischer Achse geprüft und damit die Relation der Termini zu ihrer sprachlichen Umgebung dargelegt. Diese wurde im Vergleich mit dem englischen Original diskutiert. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden, basierend auf der Fragestellung nach der Konsistenz der Übersetzungen sowie nach der kontextabhängigen Anwendung verschiedener Termvarianten, ebenfalls Übersetzungen analysiert, die bestimmten, von den Verfassern festgelegten Richtlinien unterliegen. So wird in der Einleitung des DSM-IV festgelegt, dass „disorder” mit „die Störung” und „disturbance” weitestgehend mit „das Störungsbild” übersetzt werden sollte, da „disorder” und „disturbance” im Deutschen beides „die Störung” bedeutet. Weiterhin sollen deskriptive Begriffe klein und Diagnosebegriffe groß geschrieben werden. Diese Regel gilt jeweils für den gesamten Ausdruck, also auch für die entsprechenden Attribute und Adjektive einer diagnostischen Phrase. Beide Regeln wurden sowohl anhand verschiedener Textstellen aus dem Kapitel der „Affektiven Störungen” als auch anhand einiger Stellen aus dem Gesamttext überprüft. 32 3.2.5.2. Vergleich kontextähnlicher / kontextgleicher Textstellen Die Fragestellung nach der sprachlichen Konsistenz der deutschen Übersetzung wurde zusätzlich anhand von Textstellen gleichen oder ähnlichen Inhaltes geprüft. Die zu untersuchenden Textfragmente enthalten den Ausdruck „the mood may be/is irritable”. Um eine Aussage über die Homogenität der deutschen Varianten im Vergleich zu dem im Englischen gleich bleibenden Ausdruck „the mood may be/is irritable” machen zu können, wurden die paradigmatischen und konnotativen Relationen der deutschen Übersetzungen überprüft. Zusätzlich wurde im Rahmen dieses Untersuchungsschrittes die Anwendung der Begriffe „mood” und „affect” im Kapitel der Affektiven Störungen überprüft. Diese Untersuchung sollte die Konstanz der Definitionen bzw. Übersetzungen „mood“ = „Stimmung” und „affect” = „Affekt” prüfen. Ziel war es, die Umsetzung terminologischer Richtlinien zu kontrollieren. 3.2.5.3. Vergleich von Textstellen mit der Wortkombination „depressed mood" Um zu untersuchen, inwieweit eine Wortkombination im Verlauf des Kapitels „Affektive Störung“, sowie innerhalb einzelner Ausschnitte des Gesamttextes, durch eine konstante deutsche Kombination übersetzt wird, wurde als repräsentatives Beispiel der Begriff „mood” mit dem Attribut „depressed” untersucht. Weiterhin wurde die zum kontextabhängigen Verständnis nötige Entbehrlichkeit und Notwendigkeit der sich ergebenden Übersetzungsvarianten kontrolliert, indem eine Distributionsanalyse durchgeführt wurde. Dabei wurde das Fragment „depressive Stimmung“ als konstante Wortkombination angesehen und die sprachliche Umgebung entsprechend den verschiedenen Textstellen verändert. Somit konnte herausgearbeitet werden, inwiefern der konstante Gebrauch dieser Wortkombination die Aussagen entsprechender Textstellen verändert. 33 3.2.5.4. Untersuchung repetitiv auftretender Textstellen Die Analyse repetitiv auftretender Textstellen sollte aufzeigen, inwiefern eine Relation zwischen einem sich im gesamten Kapitel wiederholenden Kontext und einer deutschen Übersetzung besteht. Sie stellt somit einen weiteren wichtigen Untersuchungsschritt in der Prüfung der Komplexität und Konsistenz der deutschen Übersetzung dar. Untersuchungsmaterial stellten Ausschnitte aus den Abschnitten „Differentialdiagnosen” der einzelnen Störungskapitel dar. Diese Textstellen sind im englischen Original identisch formuliert. Lediglich die Diagnose (hier X) ändert sich in jedem Diagnoseabschnitt. The appropriate diagnosis would be X if the mood disturbance is judged to be direct physiological consequence of a specific general medical condition... Die richtige Diagnose wäre X wenn die Affektive Störung als direkte Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors anzusehen ist... Es wurde untersucht, ob die deutschen Übersetzungen von „mood disturbance” in diesen Textstellen variieren. Zusätzlich wurde die Unterscheidung zwischen groß geschriebenen diagnostischen Termen und klein geschriebenen deskriptiven Termen nochmals diskutiert. 3.2.5.5. Untersuchung der Übersetzungsvarianten im Gesamttext Um die Übersetzungsvarianten für „mood”, „affect” und „mood disturbance” innerhalb des Gesamttextes zu überprüfen, wurden innerhalb des Gesamttextes Stichproben durchgeführt. Mit Hilfe der Indexfunktion des elektronischen Assistenzsystems wurden entsprechende Textstellen zu den verschiedenen deutschen Termini herausgesucht. Anhand dieser Textstellen konnten die englischen Äquivalente herausgefiltert werden. Die Textfragmente aus beiden Versionen wurden mit den entsprechenden Seitenzahlen in eine Excel-Tabelle aufgenommen. Diese Tabelle zeigt die Varianten aus dem Gesamttext auf, so dass ein direkter Vergleich zu den Übersetzungen aus dem Kapitel der Affektiven Störungen möglich wurde. 34 4. Ergebnisse 4.1 Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch in Fremdbeurteilungsskalen 4.1.1. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des BPRS Im Rahmen der Zuordnung der Phrasen aus den Abschnitten „Episode einer Major Depression” und „Major Depression“ zu den einzelnen BPRS-Items blieben die folgenden Items ohne Zuordnung: „Größenideen“, „Halluzination“, „ungewöhnliche Denkinhalte“, „Manieriertheit“, „Misstrauen / Paranoide Denkinhalte“. Umgekehrt entstammen die DSM-IV-Phrasen, die nicht zugeordnet werden konnten, der Thematik „Schlaf“, „Appetit“ und „Suizid“. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass die genannten Themengebiete in den Abschnitten „Zusatzcodierungen…“ durchaus abgehandelt werden und die Terminologie dort zugeordnet werden könnte. Diese Abschnitte wurden jedoch nicht explizit untersucht. BPRS-ITEM DSM-IV Deutsch DSM-IV Englisch ANGST/DEPRESSION Körperbezogenheit z. B. Grad der Anteilnahme am körperlichen Befinden - Somatische Beschwerden - Übertriebene Besorgnis um die körperliche Gesundheit - Klagen über Schmerzen - Vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste - Somatic complaints - Excessive worry over physical health - Complaints of pain - Increased utilization of medical services Schuldgefühle z. B. Überbesorgnis und Gewissensbisse in Hinsicht auf früheres Verhalten - Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld - Unrealistisch negative Selbsteinschätzung - feelings of worthlessness or guilt - Unrealistic negative evaluations of ones worth Depressive Stimmung z. B. Mutlosigkeit, Traurigkeit - Gefühle der Traurigkeit - Neigung zum Weinen - feeling of sadness - tearfulness Keine Zuordnung z. B. - Frustrations- und Trotzreaktion, wie etwa ein verzogenes Kind sie zeigt - Verminderter Appetit - a spoiled child pattern of irritability when frustrated - appetite is usually reduced 35 4.1.2. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des DSI Die Auswertung des Vergleiches zwischen dem Vokabular des DSM-IV und den Items des DSI zeigt, dass das Vokabular des DSI und des DSM-IV grundsätzlich kompatibel ist. Bis auf 13 DSM-IV-Phrasen war eine Zuordnung möglich. Zu den DSI-Items „Tageszeitliche Stimmungsschwankung“, „Obstipation“ und „Tachykardie“ fanden sich im Untersuchungsmaterial des DSM-IV keine entsprechenden Zuordnungen. DSI-ITEM Depressive Stimmung z. B. Sind sie manchmal depressiv oder traurig? DSM-IV Deutsch DSM-IV Englisch - depressive Stimmung - sich abgeschlagen fühlen - depressed mood - complain about feeling - keine Gefühle mehr empfinden können - sich ängstlich fühlen - having no feelings - Feeling anxious Zwangsweinen z. B. Fangen sie plötzlich an zu weinen oder ist ihnen danach zumute? - - tearfulness Psychomotorische Unruhe z. B. Bemerken Sie, dass Sie ruhelos sind und nicht stillsitzen können? - Inability to sit still - pacing - Unfähigkeit, stillzusitzen - Ständiges Auf- und Abgehen Keine Zuordnung z. B. einen weniger befriedigenden sozialen Umgang - vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste - Missbrauch von Alkohol - „blah” - Neigung zum Weinen less satisfying social interactions - increased utilization of medical services - alcohol abuse 36 4.1.3. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des HAMD Bei der Zuordnung der Phrasen aus dem DSM-IV zu den Items des HAMD konnten den Items „Tagesschwankung“, „Depersonalisation / Derealisation“, „Paranoide Symptome“ und „Zwangssymptome“ keine zugeteilt werden. Umgekehrt blieben 6 DSM-IVPhrasen, die keinem Item des HAMD zugeordnet werden konnten. Diese kommen überwiegend aus dem Themenbereich „soziale Interaktionen“. HAMD-ITEM DSM-IV Deutsch DSM-IV Englisch Depressive Stimmung z. B. Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Wertlosigkeit - depressive Stimmung Gefühle der Traurigkeit - depressed mood feelings of sadness Schuldgefühle z. B. - Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld unrealistisch negative Selbsteinschätzung - sense of worthlessness - unrealistic negative evaluations of one´s worth Angst-psychisch z. B. Subjektive Spannung, Reizbarkeit, Sorgen um Nichtigkeiten Keine Zuordnung z. B. - ist der Affekt eher reizbar als traurig - einer Tendenz zu Jähzorn und Schuldzuweisung - the mood may be irritable rather than sad - a tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others - Eheprobleme Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Partnerschaften - marital problems - difficulty in intimate relationship - 37 4.1.4. Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch des FSCL Der Vergleich des DSM-IV Vokabulars mit den Items des FSCL zeigt, dass bei der Zuordnung zwischen dem Vokabular des DSM-IV und den Items des FSCL nur dem FSCL-Item „Tagesschwankung“ keine Phrase zugeordnet werden kann. Insgesamt konnten 8 DSM-IV-Phrasen dem FSCL nicht zugeteilt werden. Diese behandeln vorrangig die Thematik „Appetit/Gewicht“. FSCL-ITEM DSM-IV Deutsch DSM-IV Englisch Stimmung/Affektivität z. B. - Depressive Stimmung traurige und interesselose Grundstimmung - depressive mood sad or dejected mood Schlaf z. B. - vermehrter Schlaf - oversleeping Psychomotorik z. B. - psychomotorische Verlangsamung - Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegung - Retardation regelrecht zum Essen zwingen - vermehrter Appetit - Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel - Keine Zuordnung z. B. 4.1.5. - - Slowed speech, thinking and body movement feel that they have to force themselves to eat - increased appetite - crave for special foods Zusammenfassung Der Vergleich des Sprachgebrauchs im DSM-IV mit dem Sprachgebrauch in den Fremdbeurteilungs-Skalen DSI, FSCL, HAMD und BPRS zeigt, dass es sprachliche Übereinstimmungen gibt. Lediglich im Vergleich mit der BPRS fanden sich mehrere Items, denen keine Phrasen zugeordnet werden konnten. Die Thematik dieser Items wird jedoch in den Kapiteln „Zusatzcodierungen…“ größtenteils abgedeckt. Auch die Anzahl der Phrasen, die keinem Item zugeteilt werden konnten, blieb gering. Die Fremdbeurteilungsskalen sind somit mit dem DSM-IV sprachlich vergleichbar und entsprechend kompatibel. Das parallele Arbeiten mit beiden Hilfsmitteln ist möglich. 38 4.2 Ergebnisse des Vergleichs DSM-IV Terminologie deutscher und 4.2.1. Darstellung der Übersetzungsalternativen englisch-deutsch englischer Die Auswertung der tabellarisch erfassten Textstellen zeigt, dass die wesentlichen Übersetzungsunterschiede die Begriffe „mood”, „mood disturbance”, „disturbance in mood” und „mood states” betreffen. Werden diese Begriffe sowie die dazugehörigen deutschen Übersetzungen einander ohne Berücksichtigung des Kontextes gegenübergestellt, ergibt sich die folgende Darstellung: Abbildung 4 mood mood disturbance Stimmung X X Stimmungslage X X Stimmungsveränderung Veränderung der Stimmung Stimmungsschwankung disturbance in mood X X X X X Stimmungszustände X Grundstimmung Gemütslage X Verstimmung X Affekt X Affektveränderung X Störung des Affektes X Affektive Veränderung X X X affektive Veränderung affektive Symptome X Affektive Symptomatik X affektive Symptomatik X Affektive Störung X affektive Störung X affektives Störungsbild X Affektive Zustandsbilder Normalbefindlichkeit mood states X X 39 Die Abbildung zeigt, dass die englischen Originalbegriffe, z. B. „mood disturbance“, durch bis zu zehn deutsche Terme übersetzt werden. Die Unterschiede zwischen diesen Übersetzungen basieren auf unterschiedlichen Konnotationen aber auch aber auch auf unterschiedlichen Definitionen, z. B. „Affekt“ und „Stimmung“ (vgl. S. 26) bzw. Richtlinien der Herausgeber zu groß und klein geschriebenen Termen (vgl. S. 46). Es wird ersichtlich, dass zwischen einem Originalterm und einer deutschen Übersetzung keine eindeutige Zuordnung vorliegt. Dieses Ergebnis wird im folgenden Abschnitt vertieft. 4.2.2. Darstellung der Übersetzungsalternativen deutsch-englisch In der Abbildung 5 werden die deutschen Begriffe, z. B. „Stimmung“ den englischen Originalbegriffen, für die sie als Übersetzung herangezogen werden, z. B. „mood“ und „mood states“, zugeordnet. Abbildung 5 Stimmung Verstimmung Stimmungsveränderung X mood X Mood mood disturbance disturbance in mood Mood disorder X X mood states X X X X X mood episodes sym- X X mood lability mood ptoms Affektive StimmungsStörung schwankung X Durch diese Art der Darstellung zeigt sich eine „Mehrdeutigkeit” der deutschen Terminologie. Ausgehend vom primär verfassten englischen Original bedeutet „Mehrdeutigkeit” in diesem Zusammenhang, dass englische Terme unterschiedlicher Bedeutung, z. B. „mood disturbance“ und „mood states“, im deutschen Text durch denselben Begriff, z. B. „Stimmung“, übersetzt werden. Dabei entspricht diese Übersetzung zum Teil nicht den geltenden Definitionen (vgl. 3.5.1.) oder dem eigentlichen Sinngehalt der Terme. Ferner wird auch hier deutlich, dass keine eindeutige Zuordnung zwischen englischem Original und deutscher Übersetzung vorliegt. 40 4.3 Analyse der Übersetzungsalternativen Eine linguistische Untersuchung der deutschen Übersetzungstermini zeigt, dass die deutschen Übersetzungsalternativen inhaltliche Ähnlichkeiten aufweisen und somit Elemente eines Wortfeldes darstellen. Gleichzeitig liegen aber Bedeutungsdifferenzen vor, die auf semantischen Unterschieden, zum größten Teil auf unterschiedlichen Konnotationen beruhen. Die Ausdrücke „Stimmung”, „Stimmungslage” und „Verstimmung” sind z. B. lexemidentische Sprachzeichen, sie haben lautliche und inhaltliche Ähnlichkeit. Ihre Differenzen basieren auf der Intensität ihrer Grundbedeutung, die der Leser subjektiv dem Begriff zuordnet. So suggeriert der Begriff „Stimmungslage” im Gegensatz zu „Stimmung“ einen kurzen Zeitrahmen mit absehbarem Ende. Ebenso sind auch „Affekt“ und „Affektveränderung“ offensichtlich nicht gleichen Inhalts. Weiterhin besteht zwischen „Affekt” und „Stimmung” eine Differenz, die auf ihren Definitionen im Glossar des DSM-IV basiert. Eine Betrachtung des Wortfeldes zu „mood disturbance“ zeigt, dass z. B. der Begriff „Störungsbild” oder „Störung” das Konnotat eines pathologischen Zustandes beinhaltet, während die Begriffe „Symptomatik” oder „Symptom” eher neutral sind. Ebenso ist die Übersetzung „Stimmungsveränderung” oder „Affektive Veränderung” verschieden von dem Begriff „affektives Störungsbild”. Ersteres beinhaltet eine Dynamik, „affektives Störungsbild” dagegen beschreibt einen Zustand. Vergleichbare Differenzen finden sich bei den Übersetzungen von „disturbance in mood“. Der Term „Stimmungsveränderung” unterscheidet sich von „Stimmungsschwankung” dadurch, dass eine Veränderung einen Wechsel, eine Schwankung jedoch ein Hin und Her suggeriert. Die Begriffe „Grundstimmung” und „Stimmungsveränderung” sind ebenfalls offensichtlich verschieden. Ein Vergleich der Wortfelder deutscher Übersetzungen zu „mood disturbance” und „disturbance in mood” ergibt, dass diese sich nur durch die Begriffe „Stimmungsveränderung” und „affektive Veränderung“ gleichen, obwohl die beiden englischen Sprachzeichen identisch sind. 41 Abbildung 6 mood disturbance Stimmung X Stimmungsveränderung X disturbance in mood X Veränderung der Stimmung X Stimmungsschwankung X Grundstimmung X Störung des Affektes X Affektive Veränderung X X X affektive Veränderung affektive Symptome X Affektive Symptomatik X affektive Symptomatik X Affektive Störung X affektive Störung X affektives Störungsbild X Die Abbildung verdeutlicht, dass die Übersetzungen zu „mood disturbance“ mehrfach das Attribut „affektiv“ umfassen, wohingegen das Wortfeld zu „disturbance in mood“ Terme beinhaltet, die die Veränderung einer Stimmung bezeichnen. Die Wortfelder dieser Übersetzungen sind somit nicht deckungsgleich, obwohl die Terme „mood disturbance“ und „disturbance in mood“ inhaltlich gleich sind. Abschließend können auch innerhalb des Begriffsfeldes zu „mood states“ (s. Abb. 4) verschiedene Übersetzungsalternativen nachgewiesen werden. Hier werden für „mood states” die Begriffe „Stimmungszustände”, „Normalbefindlichkeit”, „affektive Zustandsbilder” und „Stimmung” verwendet. Diese Begriffe sind mit Ausnahme der beiden Ausdrücke „Stimmungszustände” und „Stimmung” lexikalisch nicht verwandt. Besonders auffällig ist der Begriff „Normalbefindlichkeit”, da er der buchstäblichen Übersetzung des Terminus „mood states” = „Stimmungszustand” am wenigsten entspricht. Der Unterschied zwischen den Begriffen „Stimmungszustand” und „Affektives Zustandsbild” basiert auf dem Attribut „affektiv”, da die Begriffe „Affekt” und „Stimmung” und somit auch deren Wortableitungen unterschiedlich definiert sind (vgl. 3.2.1.). 42 Durch die Analyse der Relationen zwischen den deutschen Übersetzungen konnte gezeigt werden, dass einem englischen Term verschiedene deutsche Begriffe zugeordnet werden. Diese Begriffe differieren durch verschiedene Konnotationen oder aber eine differente Semantik. Innerhalb der Gruppen deutscher Übersetzungen liegt also keine durchgehende Synonymie vor. In diesem Zusammenhang ist zu sagen, dass der Anteil der variierenden Übersetzungen bei über 50% liegt und somit nicht von einmaligen Fehlern oder Rechtschreibfehlern ausgegangen werden kann. Die deutsche Übersetzung der englischen Originaltermini ist somit nicht konsistent. 43 4.4 Kontextanalysen 4.4.1. Analyse der Begriffe in ihrem Kontext Die folgende Darstellung zeigt eine Zusammenfassung verschiedener Textfragmente, die den Begriff „mood disturbance“ enthalten. Tabelle 1 Englische Fassung Seite Deutsche Übersetzung Seite ...the predominant mood disturbance may The mood disturbance and other symptoms .must not be due to.... 389 328 The expansive quality of mood disturbance... ...the mood disturbance in a Hypomanic Episode is not sufficiently severe enough to... ..in the absence of prominent mood disturbance… ...the mood disturbance may not easily be distinguished… ..is a chronic fluctuating mood disturbance... ...if the mood disturbance only occurs in the course of… ...whether the mood disturbance is due to a general... ...that the mood disturbance is etiologically related… ...the relationship between the mood disturbance and the general medical condition... Not limited to episodes of mood disturbance… 397 ...kann sich die vorherrschende Stimmung... Stimmungsveränderungen und Zusatzsymptome dürfen nicht auf ... zurückzuführen sein. Die expansive Art der Stimmungsveränderung... ...aber das affektive Störungsbild bei einer Hypomanen Episode ist nicht schwer genug… ...ohne dass deutliche affektive Symptome vorhanden sind... ...ist die affektive Veränderung... kaum unterscheidbar… ...ist eine chronische, fluktuierende affektive Störung… Wenn die Affektive Störung nur im Verlauf auftritt… Um eine affektive Symptomatik als Affektive Störung Aufgrund... ...,dass die affektiven Veränderungen mit dem… ..Zusammenhang zwischen Affektiver Symptomatik und med. Krankheitsfaktor… Nicht nur auf Episoden einer Affektiven Störung beschränkte… 396 399 405 409 424 428 428 428 428 447 335 336 337 344 348 363 367 367 367 367 386 Sowohl anhand der Tabellen als auch anhand des folgenden Beispiels wird ersichtlich, dass in der Originalversion sowohl eine Strukturierung auf paradigmatischer als auch auf syntagmatischer Achse möglich ist. Der Term „mood disturbance“ kann beliebig ausgetauscht werden, ohne dass es zu einer Veränderung der Satzstruktur kommt. 44 • • • • the predominant mood disturbance may.... may.... the predominant mood the predominant Mood Disorder may.... may.... the predominant affect In der deutschen Version hingegen ist dies aufgrund verschiedener Artikel, Präpositionen und damit wechselnden Wortendungen nicht möglich. Es muss erst eine Veränderung der vorangehenden bzw. nachfolgenden Worte stattfinden, um eine Substitution zu ermöglichen. • • • • kann sich die vorherrschende Stimmung kann sich die vorherrschende Verstimmung kann sich die (das) vorherrschende affektive Störungsbild kann sich die (der) vorherrschende Affekt Die Tabellen verdeutlichen ebenfalls, dass der im Originaltext verwendete Term „mood disturbance“ durch verschiedene deutsche Begriffe übersetzt wird. Im Original beinhalten die Äußerungen durch Gebrauch nur eines Terms jeweils die gleiche Konnotation, im Deutschen dagegen treten Begriffe auf, die nicht in paradigmatischer oder syntagmatischer Relation stehen und deren Konnotationen nicht gleich sind. Dieses ist von besonderer Bedeutung, da sich durch Austauschen von Termen mit unterschiedlicher Konnotation die Inhalte einer Äußerung ändern. Durch Austauschen der Terme „Stimmung”, „Stimmungsveränderung” verändert sich z. B. der Inhalt der Äußerung. So ist die Bedeutung der Aussagen „Die expansive Art der Stimmungsveränderung...” oder „Die expansive Art der Stimmung...” verschieden. Diese inhaltlichen Veränderungen sind bedingt durch die semantischen und konnotativen Differenzen der entsprechenden Begrifflichkeiten und es kommt somit zu Differenzen zwischen Original und deutschem DSM-IV. Hier sind inhaltliche Unterschiede gemeint, die zu einem Bedeutungswechsel innerhalb des gängigen deutschen Sprachverständnisses führen. Eine Veränderung der diagnostischen Aussage durch Austauschen dieser Terme ist nicht gemeint. Diese Befunde verdeutlichen, dass der im Englischen konsistent verwendete Begriff „mood disturbance” im Deutschen durch verschiedene Sprachzeichen repräsentiert wird. Von besonderem Interesse sind folgende Textstellen: 45 Tabelle 2 Englische Fassung Seite Deutsche Übersetzung Seite ...if the mood disturbance only occurs in the course of... ...the mood disturbance in a Hypomanic Episode is not sufficiently severe enough to... ...is a chronic fluctuating mood disturbance... ...the relationship between the mood disturbance and the general medical condition... 428 ...wenn die Affektive Störung nur im Verlauf...auftritt… ...aber das affektive Störungsbild bei einer Hypomanen Episode ist nicht schwer genug... ...ist eine chronisch fluktuierende affektive Störung... ...Zusammenhang zwischen Affektiver Symptomatik und medizinischem Krankheitsfaktor... 367 337 363 367 399 424 428 In diesen Textstellen sind vier verschiedene Übersetzungsalternativen für den Begriff „mood disturbance” dargestellt, wobei insbesondere die Sprachzeichen „Affektive Störung” und „Affektive Symptomatik” näher betrachtet werden sollen. Laut Richtlinien des DSM-IV deutet der groß geschriebene Anfangsbuchstabe darauf hin, dass dieser Begriff eine bereits gestellte Diagnose bezeichnet. Ein klein geschriebener Term entspricht dagegen einem deskriptiven Ausdruck und wird verwendet, um sprachlich eine Differenzierung zu den Diagnosetermen zu kennzeichnen. Der tabellarische Auszug zeigt, dass der Originalterm „mood disturbance“, der laut Richtlinien eigentlich zum einen durch „Störungsbild“ zum anderen aber mindestens in der klein geschriebenen Form als deskriptiver Term verwendet werden müsste, auch als Diagnoseterm „Affektive Störung“ auftritt. Diese Begriffe haben zwar inhaltlich durch die oben genannte Definition dieselbe Bedeutung, trotzdem aber eine differente Bezeichnung. Die Aussage des englischen Originals wird in der deutschen Version durch Gebrauch dieser Diagnoseterme verändert. Diese Differenzen treten im Original durch Gebrauch nur eines Begriffes nicht auf. Ein vergleichbarer Befund ergibt sich bei Betrachtung des Begriffes „affektive Symptomatik”, der in der deutschen Version zum Teil auch als groß geschriebener Term auftritt. Dies ist paradox, da der Begriff „Symptom“ an sich eigentlich nicht Diagnoseterm sein kann. Das folgende Textbeispiel verdeutlicht den alternativen Gebrauch dieser verschiedenen Übersetzungen: 46 „Wenn die Affektive Störung nur im Verlauf eines “The diagnosis is also not made if the mood distur- Deliriums auftritt, wird die Diagnose der Affektiven bance occurs only in the course of a delirium. The Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfak- mood disturbance must cause clinically significant tors ebenfalls nicht gestellt. Die affektive Symptoma- distress or impairment in social, occupational, or other tik muss in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden important areas of functioning. In some cases... oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen führen. In manchen Fällen... In determining whether the mood disturbance is due Um eine affektive Symptomatik als Affektive Störung to a general medical condition, the clinician must first aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors ein- establish the presence of a general medical condition. ordnen zu können, muss zunächst ein medizinischer Further, the clinician must establish the mood distur- Krankheitsfaktor klinisch nachgewiesen werden. Des bance is etiologically related to the general medical Weiteren muss belegt werden, dass die affektiven condition through a physiological mechanism.... Veränderungen mit dem medizinischen Krankheitsfaktor durch einen physiologischen Wirkmechanismus ätiologisch zusammenhängen.... Although there are no infallible guidelines for determining whether the relationship between the mood Zwar gibt es für den Nachweis eines ätiologischen disturbance and the general medical condition is etio- Zusammenhangs zwischen Affektiver Symptomatik logical, several considerations provide some guidance und medizinischem Krankheitsfaktor keine völlig in this area. One consideration is the presence of a sicheren Methoden, aber die Berücksichtigung der temporal association between the onset, exacerbation, folgenden Überlegungen kann bei der Abklärung von or remission of the general medical condition and that Nutzen sein: Der zeitliche Zusammenhang zwischen of the mood disturbance..”. der Erstmanifestation, einem Schub oder einer Remission des medizinischen Krankheitsfaktors und der Affektiven Symptomatik...“ (DSM-IV deutsch, Seite 428) (DSM-IV englisch, Seite 367) Es zeigt sich, dass in nur einem Textabschnitt vier verschiedene Termvariationen als Übersetzung zu „mood disturbance” auftreten - darunter auch „Affektive Störung” und „Affektive Symptomatik” als Diagnosebegriffe. Bedeutend ist ferner, dass „mood disturbance” als deskriptiver Term im Englischen das Gegenstück zu dem Diagnoseterm „Mood Disorder” ist. Die im Englischen bestehenden unterschiedlichen Konnotationen der Begriffe „disturbance“ und „Disorder“ können im Deutschen nicht äquivalent wiedergegeben werden, da die Übersetzung beider Begriffe „Störung“ lautet. Die Verfasser gehen auf diese Schwierigkeit in der Einleitung des DSM-IV ein und formulieren folgende Regel: „die Störung“ bleibt als Übersetzung von 47 „Disorder“ bestehen, während „disturbance“ weitestgehend mit „das Störungsbild“ übersetzt werden soll (Saß, Wittchen, Zaudig 1996). Die Untersuchung des Textes zeigt, dass „Mood Disorder“ konsequent durch den Begriff „Affektive Störung“ übersetzt wird. Die vorliegenden Textstellen zeigen jedoch, dass der Begriff „disturbance” hier als Kompositum „mood disturbance” nicht konsequent dem Begriff „das Störungsbild“ entspricht. Stattdessen treten verschiedene Übersetzungsvariationen auf. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich die Fragestellung nach einer Bedeutungsveränderung bei Ersatz der verschiedenen Übersetzungsvarianten durch die vom Verfasser vorgegebenen Übersetzungen „das Störungsbild“ = „disturbance“ und entsprechend „affektives Störungsbild“ = „mood disturbance“. Es ergibt sich folgende Zusammenstellung: Tabelle 3 ORIGINAL SUBSTITUTION SUBSTITUTION SPRACHNORM UND ...Halluzinationen auftreten müssen, ohne dass deutliche affektive Symptome vorhanden sind. ...kann sich als vorherrschende Stimmung Reizbarkeit eher als zeigen. Stimmungsveränderungen und Zusatzsymptome dürfen nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Droge,...zurückzuführen sein …Halluzinationen auftreten müssen, ohne dass deutliche affektives Störungsbild vorhanden sind... ...kann sich als vorherrschende affektives Störungsbild Reizbarkeit eher als...zeigen.. Affektives Störungsbild und Zusatzsymptome dürfen nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Droge,...zurückzuführen sein Die expansive Art der Stimmungsveränderung ist durch Begeisterung für soziale…Interaktionen gekennzeichnet. Die expansive Art der affektives Störungsbild ist durch Begeisterung für soziale…Interaktionen gekennzeichnet... ...Halluzinationen auftreten müssen, ohne dass ein deutliches affektives Störungsbild vorhanden ist... ...kann sich als vorherrschendes affektives Störungsbild Reizbarkeit eher als...zeigen.. Das affektive Störungsbild und Zusatzsymptome dürfen nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Droge,...zurückzuführen sein Die expansive Art des affektiven Störungsbildes ist durch Begeisterung für soziale…Interaktionen gekennzeichnet... In der ersten Spalte wird deutlich, dass die Terme „affektive Symptome“, „Stimmung“ etc. nicht beliebig austauschbar sind, d.h. eine Strukturierung auf paradigmatischer Achse nur zum Teil möglich ist. Ein Vergleich der Spalten zwei und drei zeigt, dass die sprachlichen Äußerungen um „affektives Störungsbild“ auch auf syntagmatischer Achse nicht strukturiert werden können, da es durch wechselnde Artikel und Präpositionen zu Strukturveränderungen kommt. Es müssen erst morphologische Veränderungen vorgenommen werden, um eine sprachliche Anerkennung zu gewährleisten (Spalte 3). 48 Insgesamt zeigt dieses Beispiel, dass eine Substitution von Sprachelementen in der deutschen Sprache sehr schwierig ist. Dies liegt wohl am ehesten an der Komplexität der deutschen Grammatik und des deutschen Satzbaus. Anhand der dritten Spalte der der Tabelle 3 wird erkennbar, dass lediglich über morphologische Veränderungen der Sprachstruktur eine Substitution möglich ist. Auch hier entstehen zum Teil Äußerungen, die nicht der Norm entsprechen. Die diagnostischen Aussagen und Inhalte bleiben jedoch bestehen. Insgesamt kann an diesem Beispiel die Diskrepanz zwischen dem Versuch der Restriktion der Terminologie und der für die deutsche Sprachnorm nötigen Wortvielfalt aufgezeigt werden. 4.4.2. Vergleich kontextgleicher / kontextähnlicher Textstellen Ein vergleichbares Ergebnis zu Abschnitt 4.4.1. ergibt die Untersuchung kontextgleicher / kontextähnlicher Textstellen („..the mood is / may be irritable..”). Tabelle 4 Englische Fassung Seite Deutsche Übersetzung Seite ...the mood may be irritable... If the person’s mood is more irritable than expansive… ...an irritable or cranky mood may develop rather than a sad or dejected mood. 320 328 ...ist der Affekt eher reizbar… Wenn die Stimmung eher reizbar als gehoben ist… ...entwickelt sich eher eine reizbare oder übellaunige Stimmung als eine traurige oder niedergeschlagene Gemütslage. ..in der die Stimmung abnorm und anhaltend gehoben, expansiv oder reizbar ist.. 380 388 ..during which there is an abnormally and persistently elevated, expansive or irritable mood... In children the mood may be irritable rather than depressed... ...the disturbance may involve depressed mood, ...or irritable mood… 321 335 345 370 ..bei Kindern manchmal eher reizbare Verstimmung... ..kann die Störung sich in depressiver Verstimmung, ...oder gereizter Verstimmung äußern... 380 396 407 432 Die Textstellen beinhalten unterschiedliche Übersetzungen zu der englischen Phrase „..the mood is/may be...”. Vergleichbar zu den Ergebnissen in 4.4.1. ist die paradigmatische Strukturierung der deutschen Äußerungen nicht beliebig gegeben. Ohne eine Veränderung der Syntax und der sprachlichen Inhalte können die Terme nicht substituiert werden. Die Begriffe „Stimmung“ und „Verstimmung“ bezeichnen z. B.-wie bereits ausgeführt- Zustände unterschiedlicher Intensität, sodass eine Äußerung sich durch Substitution der Terme entsprechend verändert. Die deutschen Übersetzungen beinhal- 49 ten auch hier unterschiedliche Konnotationen, die der Originaltext aufgrund des konsistenten Terms „mood” nicht aufweist. Weiterhin ist zu beachten, dass innerhalb dieser Textbeispiele die alternativen Übersetzungen des Terms „mood“ durch „Stimmung“ und „Affekt“ auftreten, obwohl beiden Termen unterschiedliche Definitionen zugrunde liegen (vgl. 3.2.1.). Das vorliegende Beispiel zeigt somit, dass der Begriff „mood“ laut Definition zum einen mit „Affekt“ als fluktuierendem und zum anderen mit „Stimmung“ als andauerndem Zustand beschrieben wird. Dieses Ergebnis wird auch durch die Übersetzungsvariationen zu „mood”, „mood disturbance” und „disturbance in mood” aus Abbildung 4 (vgl. 4.2.1.) belegt. In allen Wortgruppen können alternativ „Affekt” bzw. das Attribut „affektiv” und „Stimmung” als Übersetzung nachgewiesen werden. An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass die Übersetzung des Diagnosebegriffs „Mood Disorder” ebenfalls den Term „affektiv” enthält. Im Hinblick auf diesen Term wird jedoch im Vorwort des DSM-IV die Erklärung formuliert, dass die wörtliche Übersetzung „Stimmungsstörung“ irreführend und kaum akzeptabel erscheine, so dass der Begriff der „Affektiven Störung” als Bezeichnung der Störungsgruppe beibehalten werde. Insgesamt ergibt die Untersuchung kontextgleicher/kontextähnlicher Textstellen, dass zwischen einem bestimmten sprachlichen Inhalt und einer deutschen Übersetzung keine konsequente Beziehung besteht. Die Übersetzungen werden alternierend auch in kontextgleichen/kontextähnlichen Textabschnitten eingesetzt. 50 4.4.3. Vergleich der Übersetzungen einer Wortkombination Der folgende Tabellenauszug zeigt verschiedene Übersetzungsalternativen, die sowohl aus dem Kapitel Affektive Störungen als auch aus dem Gesamttext stammen (zu Textstellen aus dem Gesamttext vgl. 4.4.5.). Alle Textfragmente beinhalten die Wortkombination „depressed mood”. Tabelle 5 Englische Fassung Seite Deutsche Übersetzung Seite Substitution ...an episode involves either a sad or a depressed mood… 719 Die Episode enthält entweder eine traurige oder depressive Verstimmung… 308 ...the presence of either depressed mood... 292 348 ...the Major Depressive Episode must include pervasive depressed mood... 292 ...is often based primarily on manifestations such as depressed mood 43 ...weeks during there is either depressed mood or... 320 ...depressed mood that occurs only in the context of... 326 ...das Vorhandensein von entweder einer depressiven Verstimmung... ...muss bei einer Episode einer Major Depression eine tief greifende depressive Stimmungslage vorliegen... Basiert beispielsweise primär...auf Symptomen wie z. B. depressive Stimmung... ...Zeitspanne mit entweder depressiver Stimmung oder... Bei depressiven Verstimmungen, die... Die Episode enthält entweder eine traurige oder depressive Stimmung… das Vorhandensein von entweder einer depressiven Stimmung... ...muss bei einer Episode einer Major Depression eine tief greifende depressive Stimmung vorliegen... Basiert beispielsweise primär...auf Symptomen wie z. B. depressive Stimmung... ...Zeitspanne mit entweder depressiver Stimmung oder... Bei depressiven Stimmungen, die... 348 77 380 386 Dem Textelement „depressed mood“ entsprechen im deutschen Text drei verschiedene Ausdrücke: „depressive Stimmung“, „depressive Verstimmung“ und „depressive Stimmungslage“. Die semantischen Differenzen dieser Sprachzeichen wurden bereits beschrieben. Es ergibt sich jedoch zusätzlich die Frage, inwiefern sich der diagnostische Wert der verschiedenen Äußerungen nach Austausch der vielfältigen Übersetzungsalternativen durch die konstante Wortkombination „depressive Stimmung“ verändert. Vergleichbar mit den Ergebnissen aus 4.4.1. wird in Spalte zwei und drei deutlich, dass sich auch bei konstantem Gebrauch eines Terms der diagnostische Wert einer Äußerung nicht verändert. 51 4.4.4. Untersuchung repetitiv auftretender Textstellen In diesem Kapitel wurden Textstellen untersucht, die Bestandteile der Kapitelabschnitte „Differentialdiagnosen” zu den jeweiligen Störungen sind und somit in jedem Diagnosetext repetitiv vorkommen. Tabelle 6 Englische Fassung Seite Deutsche Übersetzung Seite The appropriate diagnosis would be...if the mood disturbance is judged to be direct physiological consequence of a specific general medical condition... 331 Die richtige Diagnose wäre...wenn die Affektive Störung als direkte Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors anzusehen ist... 392 333 Die richtige Diagnose wäre...wenn die affektiven Symptome als direkte Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors anzusehen sind... 394 The appropriate diagnosis would be...if the mood disturbance is judged to be direct physiological consequence of a specific general medical condition... 337 Die richtige Diagnose wäre...wenn die Stimmungsveränderung als direkte Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors anzusehen ist... 398 The appropriate diagnosis would be...if the mood disturbance is judged to be direct physiological consequence of a specific general medical condition... 343 Die richtige Diagnose wäre...wenn die Störung des Affektes als direkte Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors anzusehen ist... 404 The appropriate diagnosis would be...if the mood disturbance is judged to be direct physiological consequence of a specific general medical condition... Die englischen Formulierungen sind identisch und beinhalten konstant den Term „mood disturbance”. Die deutschen Übersetzungen dagegen sind unterschiedlich formuliert. Auch in diesem Vergleich finden sich für den Term „mood disturbance” variable Übersetzungsalternativen, die sich in ihrer Semantik und in ihren Konnotationen unterscheiden. Der Ausdruck „affektives Symptom“ z. B. bezeichnet nicht dieselbe pathologische Ausprägung, die eine „Affektive Störung“ bezeichnet und hat außerdem als klein geschriebener Term eine deskriptive Funktion, während „Affektive Störung” ein Diagnoseterm ist. Eine „Stimmungsveränderung” suggeriert im Gegensatz zu einer „Affektiven Störung“ oder einer „Störung des Affekts“ nicht zwingend einen pathologischen Zustand. Weiterhin zeigt sich auch hier der bereits diskutierte Unterschied zwischen „Affekt” und „Stimmung”. Entsprechend den vorhergehenden Ergebnissen weisen auch diese Textstellen variable Übersetzungen unterschiedlicher Bedeutung auf. Die vorliegenden, im Original identisch formulierten, Äußerungen wurden nicht konsistent übersetzt. Aufgrund der variierenden Übersetzung von „mood disturbance”, auch 52 als groß geschriebene Termini wie z. B. „Affektive Störung”, ergeben sich inhaltliche Veränderungen, die auf der Bedeutung der Schreibweise beruhen. Der folgende Satz ist bedingt durch diese Bedeutung gewissermaßen paradox: „Wenn die Affektive Störung als direkte Folge eines Medizinischen Krankheitsfaktors angesehen wird...”. Dieser Satz bedeutet, dass die Diagnose „Affektive Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors” gestellt wird, wenn eine „Affektive Störung” - also eine bereits diagnostizierte Störung - Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors ist. Die anderen Textstellen beinhalten dagegen die Aussage, dass die Diagnose „Affektive Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors” gestellt wird, wenn die Symptomatik des Patienten Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors ist. Vor dem Hintergrund eines eindeutigen und reliablen Diagnosesystems erscheint nur Letzteres sinnvoll. Zusätzlich entspricht die deutsche Version auch insofern nicht dem Original, als dass „mood disturbance” ein deskriptiver Term und „Affektive Störung“ ein Diagnoseterm ist. 4.4.5. Analyse der Übersetzungsalternativen im Gesamttext Im Abschnitt 4.2.3. wurde bereits auf die alternative Benutzung für „mood“ = „Affekt“ = „Stimmung“ eingegangen. Die folgende Tabelle stellt Textfragmente dar, die dem Gesamttext entnommen wurden. Tabelle 7 Englische Fassung Seite Deutsche Übersetzung Seite ...inappropriate affect... 279 Die Person mit Schizophrenie kann einen inadäquaten Affekt bieten... 334 ...depressed or irritable mood... 520 ...depressive oder gereizte Stimmung... 590 ...in the absence of prominent mood symptoms... The essential feature is a pervasive pattern of instability in...and affects... 292 348 ...lability of mood... 804 ..ohne dass ausgeprägte affektive Symptome vorliegen.... Das Hauptmerkmal ist ein tief greifendes Muster von Instabilität in...und in den Affekten... ...Affektlabilität... ...lability of mood... 804 ...affektive Labilität... 715 ...mood symptoms... 292 ...affektive Symptome... 348 652 736 715 53 Es wird ersichtlich, dass die englischen Begriffe „mood“ und „affect“ im Gesamttext parallel auftreten und in den meisten Fällen auch ihren Definitionen entsprechend durch „Stimmung” und „Affekt” übersetzt wurden. Somit wurden die Richtlinien der Verfasser im Gesamttext größtenteils umgesetzt. Im Kapitel der Affektiven Störungen wird dagegen fast ausschließlich der Begriff „mood“ verwendet, dennoch tritt sowohl der Begriff „Affekt“ als auch der Begriff „Stimmung“ als Übersetzung auf. Hier wurden die Richtlinien somit unzureichend umgesetzt. 54 5. Diskussion Den Ausgangspunkt für eine systematische Diagnosestellung bot schon die Entwicklung medizinischer Klassifikationssysteme im 18. Jahrhundert mit Systemen von Linné oder William Cullen (Dilling, 1998). Laut Saß prägten im psychiatrischen Bereich, neben zahlreichen anderen Systemen Anfang des 20. Jahrhunderts, die Dichotomie endogener Psychosen von Kraepelin (1896), die Schichtenregelung Jaspers (1923) und das triadische System Schneiders (1950) die psychiatrische Diagnostik. Die Heterogenität der zahlreichen Klassifikationen sowie ihre mangelnde Reliabilität und Spezifität erschwerten die effektiven Wissenschaftsdiskussionen und Forschungsprojekte und führten schließlich zu allgemeiner Kritik an der psychiatrischen Diagnostik. Aus dieser Kritik heraus entwickelte sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts eine „antipsychiatrische Krise”. Meyer (1907), Menniger (1963) und allen voran Szasz (1962, 1976) stellten die psychiatrische Diagnostik, sowie zum Teil auch die psychiatrischen Erkrankungen an sich, in Frage. Neben verschiedenen ideologisch begründeten Kritikpunkten bewiesen einige Ende der 60er durchgeführte Studien, z. B. von Beck et al. 1962 oder auch das US-UK-Projekt 1972 und die internationale Vergleichsstudie der WHO 1973, die mangelnde Reliabilität diagnostischer Einteilungen. Sie führten zur forcierten Entwicklung konsistenter und reproduzierbarer psychiatrischer Klassifikationssysteme (Saß, 1987). 1952 entwickelte die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA) aus der sechsten Version der International Classification of Disease (ICD-6) das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM-I). Die folgenden Revisionen wurden mit der Entwicklung der ICD-7 und ICD-8 koordiniert. 1980 erschien mit dem DSM-III die dritte Version, die nach dem Vorbild der Feighner-Kriterien (Feighner et al, 1972) und der Research Diagnostic Criteria (RDC, Spitzer et. al., 1975) erstmals explizit definierte Kriterien beinhaltete und auch in der Internationalen Krankheitsklassifikation (ICD) partiell zur Geltung kam. Die methodologischen Neuerungen des DSM-III bestanden in einem multiaxialen System und einem deskriptiven Ansatz, der laut Dilling (1994) auf Neutralität hinsichtlich unterschiedlicher ätiologischer Modelle psychischer Störungsbilder abziele. Williams (1985) fasste die Ergebnisse einer Umfrage zusammen und kam zu positiven und negativen Ergebnissen: 55 „ ...positive effects were that DSM-III offers a common language for diagnostic discussions, that it encourages residents to pay attention to specific patient behaviours, and that it facilitates learning basic elements of psychopathology...some serious negative consequences...that DSM-III focuses on signs and symptoms so much that it detracts from a more in-depth understanding of patients problems, that it promotes a mechanistic „cookbook“ approach to assessing patients, and that it gives the false impression that our understanding of mental disorder is more complete than it actually is.“ Im weiteren Revisionsprozess entstand 1987 das DSM-III-R und 1994 das DSM-IV. Die Zielsetzung dieser Manuale lag in der Bereitstellung eines reliablen und validen, weltweit akzeptablen Klassifikationssystems, durch das wiederum eine Verbesserung der wissenschaftlichen Kommunikation erreicht werden sollte. Als Voraussetzung derartiger Ziele beschrieben die Verfasser des deutschen DSM-IV (Saß, Zaudig, Wittchen, 1996) im Vorwort Anforderungen auch an die Terminologie des Manuals insofern, als dass diagnostische Missverständnisse und Kommunikationsprobleme nur minimiert werden könnten, wenn eine sprachliche Standardisierung eingeführt werde. In der angloamerikanischen Originalversion findet sich ein restringiertes Vokabular, das reduzierte Interpretationsmöglichkeiten bietet und auf eine begrenzte Anzahl von Worten und formelhafte Absätze beschränkt ist. In Anlehnung daran sollten diese Aspekte auch während des Übersetzungsprozesses ins Deutsche umgesetzt werden. Es wurden verschiedenen Gruppen geeigneter Übersetzer gebildet, die sich soweit als möglich an gemeinsame Konventionen und Richtlinien halten sollten. Zusätzlich wurde eine Liste von Übersetzungen der häufig benutzten Ausdrücke heraus gegeben, um eine möglichst große Konsistenz zu erreichen. Saß beschrieb, dass im Verlauf des Übersetzungsprozesses das kontrollierte Vokabular der Originalversion nur bedingt mit dem reichhaltigen deutschen psychopathologischen Vokabular in Einklang zu bringen sei, und es somit immer wieder zu Schwierigkeiten käme. Als zusätzliches Problem würden sich die grundsätzlichen Unterschiede der Terminologie und der Konzepte deutscher und angloamerikanischer Psychiatrie erweisen. Er erläuterte weiterhin, dass die Arbeit mit einem komplexen Klassifikationssystem, wie es mit dem DSM-IV vorläge, der Ergänzung diagnostischer Hilfsmittel bedürfe. Vor diesem Hintergrund erschien es im Rahmen dieser Arbeit sinnvoll, die Kompatibilität des DSM-IV mit psychiatrischen Hilfsmitteln zu überprüfen und das Vokabular des 56 Manuals mit der Terminologie einiger in der psychopathologischen Diagnostik verwendeter Hilfsmittel zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Instrumente auf aktuellen diagnostischen Standards basieren und parallel oder ergänzend angewendet werden können. Ferner wurde ein sprachlicher Vergleich zwischen Originalausgabe und deutschem DSM-IV durchgeführt, um die oben beschriebenen Anforderungen an die Terminologie des Manuals zu überprüfen. In diesem Sinn wurde ebenfalls eine Analyse der sprachlichen Konsistenz und Komplexität der deutschen Übersetzung durchgeführt. Als Grundlage der sprachlichen Untersuchungen wurden Textfragmente aus dem Kapitel der Affektiven Störungen zusammengestellt. Diese Textfragmente bestehen aus Symptombeschreibenden Phrasen, die mit Hilfe gängiger linguistischer Methoden semantischen und strukturalistischen Analysen unterzogen wurden. Dabei wurden englische diagnostische Phrasen herausgesucht, die im deutschen DSM-IV variable Übersetzungen bieten. Es gelang aufzuzeigen, dass die Begriffe „mood”, „mood disturbance”, „disturbance in mood” und „mood states” in der deutschen Version mit bis zu zehn verschiedenen Übersetzungen transferiert werden. Diese Übersetzungsterme wurden in einem weiteren Schritt zum einen unter linguistischen Aspekten verglichen, zum anderen innerhalb verschiedener Textstellen in Original und deutscher Fassung gegenübergestellt und syntaktisch analysiert. Um die Beziehungen der deutschen Übersetzungen zueinander zu überprüfen, wurden die Wortfelder zum Begriff „mood“ auf ihren Synonymcharakter hin überprüft. Interessanterweise erwiesen sich die Übersetzungen zu einem englischen Begriff nicht wie erwartet als Synonyme, sondern zeigten unterschiedliche Bedeutungen oder Konnotationen. So sind z. B. die Begriffe „Verstimmung“ und „Affektveränderung“ inhaltlich zu verschieden, um als Synonyme zu gelten. Dieses ist wiederum insofern von Bedeutung, als dass gemäß linguistischer Quellen (Pelz, 1998) lediglich synonyme Sprachzeichen alternativ in der Übersetzung eines fremdsprachlichen Ausdrucks eingesetzt werden sollten. Der Gebrauch derartiger semantisch oder konnotativ unterschiedlicher Sprachzeichen führt zu inhaltlichen Differenzen zwischen den DSM-IV-Versionen und damit zu Inkonsistenz zwischen Original und Übersetzung. Vergleichbare Ergebnisse ergaben auch die Untersuchungen der Wortfelder zu „mood disturbance” und „disturbance in 57 mood” (vgl. 4.2.). Diese Terme sind im Englischen inhaltlich gleich bedeutend. In der deutschen Version unterscheiden sich die Übersetzungen jedoch insofern, als dass die „mood disturbance”-Übersetzungen das Attribut „affektiv” enthalten, während „disturbance in mood” eher durch „-veränderung“ übersetzt wird. Diese ersten Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die deutsche Übersetzung des DSM-IV nicht konsistent ist. Eine quantitative Kontrolle der variierenden deutschen Terme zeigte, dass mehr als die Hälfte der Übersetzungen nicht einer konsistenten Übersetzung entspricht und somit nicht von einmaligen Fehlern oder Rechtschreibfehlern auszugehen ist. Diese Aussage bezieht sich auch auf alle nachfolgend diskutierten Untersuchungen. Die zahlreichen deutschen Übersetzungen eines englischen Originalbegriffs weisen auf eine Bedeutungsvielfalt deutscher Terminologie hin, die im englischen DSM-IV nicht existiert. Der konsistente Gebrauch von wenigen ausgewählten Begriffen in der Originalversion wurde somit im deutschen DSM-IV nur unzureichend übernommen. Stattdessen fand sich hier eine variantenreiche Terminologie, die auf unterschiedlicher Semantik und Konnotation beruht. Weitere Ergebnisse resultierten aus Untersuchungen der von den Verfassern definierten Richtlinien des DSM-IV. Zum einen sollten, wie zuvor beschrieben, Diagnosebegriffe groß und deskriptive Begriffe klein geschrieben werden. Zum anderen sollte „disorder“ durch „die Störung“ und „disturbance“ weitestgehend durch „das Störungsbild“ übersetzt werden, da im Deutschen für beide Begriffe „Störung“ als richtige Übersetzung gilt und die unterschiedlichen Konnotationen der Begriffe im Deutschen nicht wiedergegeben werden könnten. Der Begriff „Mood Disorder“ hingegen sollte mit dem deutschen Term „Affektive Störung“ als Bezeichnung der Störungsgruppe beibehalten werden, da die wörtliche Übersetzung mit „Stimmungsstörung“ irreführend und kaum akzeptabel sei. Die Ergebnisse zeigen, dass der Begriff „Mood Disorder” im Deutschen fast durchgängig dem Begriff „Affektive Störung” entspricht. Die Übersetzung erfüllt somit die Vorgaben der Verfasser. Ferner wird durch die Erläuterung, dass „Mood Disorder“ nicht durch „Stimmungsstörung“, sondern durch „Affektive Störung“ übersetzt werden soll, Konsistenz erreicht. Im Gegensatz dazu wird „Mood disturbance” nicht konsequent 58 durch „das Störungsbild” übersetzt. Stattdessen finden sich verschiedene Übersetzungsvariationen, unter denen interessanterweise auch die Terme „affektive Störung” bzw. „Affektive Störung“ nachgewiesen werden können. Diese Übersetzung steht damit im Gegensatz zu den beschriebenen Richtlinien und zeigt, dass die Vorgaben der Verfasser hier nicht vollständig umgesetzt wurden. Zum Teil werden sogar Übersetzungen verwendet, die mehrere Richtlinien missachten. Es entstehen Differenzen zwischen Original und deutscher Version, die zu inhaltlichen Unterschieden führen. Derartige Differenzen werden auch bei der Betrachtung der deutschen Übersetzungen (Tabelle 1) ersichtlich. Es zeigt sich, dass sowohl groß als auch klein geschriebene Terme in der Übersetzung für z. B. „mood“ auftreten. Hierbei gibt es Textstellen, in denen eine Großschreibung und somit die Anwendung eines Diagnosebegriffs nicht sinnvoll ist. So ist z. B. der Begriff „Affektive Symptomatik“ als groß geschriebener Diagnosebegriff in sich widersprüchlich (vgl. 4.4.4.). Die Varianz der groß und klein geschriebenen Begriffe als Übersetzung des Begriffes „mood disturbance” konnte besonders deutlich in einem Textabschnitt dargestellt werden, in dem beide Schreibweisen innerhalb weniger Textzeilen parallel vorgefunden wurden (vgl. 4.3.1.). Es zeigt sich, dass ein in der englischen Version als deskriptiver Ausdruck funktionierender Term im deutschen DSM-IV alternativ auch als Diagnosebegriff auftritt. Vor diesem Hintergrund ergibt sich hier eine inhaltliche Veränderung. Theoretisch würde ein Leser des Originaltextes die entsprechenden Textstellen anders interpretieren als ein Leser der deutschen Version. Hierin liegt wiederum eine mögliche Grundlage für Kommunikationsprobleme und Missinterpretationen. Ein weiterer bemerkenswerter Punkt im Hinblick auf definierte Richtlinien ergab sich bei der Untersuchung der beiden Übersetzungen zu „mood“. Die beiden Übersetzungen „Stimmung“ und „Affekt“ treten alternativ auf, obwohl sie in beiden Versionen des DSM-IV im Glossar der Fachausdrücke unterschiedlich definiert sind. Der Begriff „Affekt” führt als Übersetzung von „mood“ zu einer Kontextveränderung, da „mood” laut Definition eine anhaltende Emotion beschreibt, „Affekt” aber einen fluktuierenden Zustand kennzeichnet. Gleiches gilt für Übersetzungen der Begriffe „mood disturbance” und „disturbance in mood”, die ebenfalls alternativ mit den Wortbestandteilen „affektiv“ und „Stimmung“ übersetzt wurden. Auch hier wird im Englischen eine geringfügig andere Emotion / Emotionsveränderung beschrieben als im Deutschen. 59 Entgegen der Erwartungen, dass definierte Terme definitionsgemäß angewendet werden, wurde im Kapitel der Affektiven Störungen der deutsche Term „Affekt” mehrfach als Übersetzung des Terms „mood” anstatt als Übersetzung des Originalterms „affect“ nachgewiesen. Anzumerken ist auch, dass den Regeln entsprechende Übersetzungen im Gesamttext gefunden werden konnten. Einige wenige Übersetzungen jedoch entsprachen nicht den Regeln. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass verschiedene Übersetzergruppen diese unterschiedlichen Abschnitte des Manuals bearbeitet haben (vgl. S. 12). Folge dieser Differenzen sind Kontextveränderungen im deutschen DSM-IV, wobei sich die Frage stellt, ob nicht eine generelle Erläuterung ähnlich der zu „Mood Disorders“ auch zu den Übersetzungen „mood“ und „affect“ sinnvoll gewesen wäre. Damit hätte die Vielfalt der Übersetzungsvariationen gegebenenfalls reduziert werden können. Dabei ist natürlich zu beachten, dass auch derartige Erläuterungen von verschiedenen Übersetzergruppen missachtet werden könnten. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass im Kapitel der Affektiven Störungen Richtlinien der Verfasser für eine Restriktion der Terminologie letztendlich während des Übersetzungsprozesses nicht mit voller Konsequenz umgesetzt wurden. Ein nächster Schritt befasste sich mit der Untersuchung der Begriffe in ihrem Kontext. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden die Textstellen auf ihre paradigmatische und syntagmatische Struktur hin überprüft. Es wurde verglichen, inwiefern Äußerungen des Originals und der deutschen Version entsprechende Relationen zeigen und inwiefern die Übersetzungen eines im Original gleich bleibenden Begriffs in Textstellen verschiedenen Inhalts differieren. Dazu wurden verschiedene Textstellen ausgewählt. Zum einen Textstellen mit „mood disturbance“ und kontextähnliche/kontextgleiche Textstellen, zum anderen Textstellen mit der gleich bleibenden Wortkombination „depressed mood“ und repetitiv auftretende Textstellen. In der Untersuchung kontextglei- cher/kontextähnlicher Textstellen wurde der Befund der inkonsistenten deutschen Übersetzung und der Komplexität der deutschen Sprache erläutert. Es zeigte sich, dass auch in diesen Abschnitten unterschiedliche Übersetzungsvariationen auftreten. Vor dem Hintergrund eines restringierten Vokabulars wäre zu erwarten gewesen, dass zumindest hier eine einheitliche Terminologie eingesetzt würde. Im gleichen Zusammenhang stand die Hypothese, dass einer bestimmten Wortkombination wie z. B. „depressed mood” konsequent eine deutschen Übersetzung zugeordnet werden könnte. Auch hier ergab 60 jedoch der Vergleich verschiedener Textstellen, dass die deutschen Ausdrücke in entsprechenden Textfragmenten variieren. Gleiches zeigte die Untersuchung repetitiv auftretender Textstellen. Zusammenfassend ist zu sagen, dass selbst in Textstellen, die durch ihre Inhalte oder bestimmte Wortkombinationen ein restringiertes Vokabular ermöglichen, eine entsprechende sprachliche Reduktion nicht umgesetzt wurde. Im Hinblick auf paradigmatische und syntagmatische Relationen konnte anhand der Untersuchungen nachgewiesen werden, dass in der Originalversion durchweg sowohl eine paradigmatische als auch eine syntagmatische Strukturierung möglich ist. In der deutschen Version dagegen ist es schwierig, eine paradigmatische oder syntagmatische Relation herzustellen. Diese Schwierigkeiten basieren auf den für die deutsche Sprache typischen Artikeln, Präpositionen und damit wechselnder Wortendung. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass aufgrund dieser Faktoren im Deutschen unterschiedliche Begriffe verwendet werden, auch um der Sprachnorm zu genügen. Die Begriffe sind aufgrund ihrer Konnotation oder semantischen Bedeutung an eine sprachliche Umgebung gebunden. Im Hinblick auf diese Theorie wurde in einem weiteren Schritt untersucht, inwiefern sich der Inhalt repräsentativer Textstellen nach Substitution unterschiedlicher Übersetzungsvarianten durch den Begriff „Stimmung” verändert. Das Resultat zeigt, dass die diagnostische Aussage der Texte bestehen bleibt, auch wenn einheitlich „Stimmung“ als Übersetzungsterm genutzt wird. Die für den Benutzer des Manuals wichtige Information wird auch bei Anwendung eines gleich bleibenden Sprachzeichens in allen Textstellen vermittelt. Die Tatsache, dass trotz vereinbarter Richtlinien eine hohe Begriffsvielfalt nachgewiesen werden konnte, lässt vermuten, dass der wiederholte Gebrauch nur ein und desselben Begriffes nicht dem deutschen Sprachgefühl entspricht, da Wort- und Formulierungswiederholungen im Deutschen unüblich sind. Eine einheitliche Terminologie entspricht nicht dem variantenreichen Wortgebrauch der gängigen deutschen Sprache. Es bleibt zu vermuten, dass die angestrebte Reduktion des deutschen Vokabulars hier zugunsten eines „schönen” Sprachgebrauchs vernachlässigt wurde. Theoretisch wäre die Reduktion der Wortvielfalt im Rahmen sich wiederholender gleicher Formulierungen oder auch gleicher Wortkombinationen durchaus realisierbar gewesen. Gleich dem repetitiven Gebrauch des Begriffes „mood disturbance” im eng- 61 lischen DSM-IV wurde in der deutschen Version der Gebrauch nur einer deutschen Übersetzung erwartet. Die vorliegenden Ergebnisse widerlegen diese Erwartungen. Die sich wiederholenden Textabschnitte in den Kapitelabschnitten „Differentialdiagnosen“ wurden im deutschen DSM-IV variabel formuliert. Es wurden verschiedene deutsche Terme für „mood disturbance” verwendet, die sich durch differierende Konnotationen und Bedeutungen auszeichnen. Diese semantischen Unterschiede mögen direkt nicht signifikant erscheinen, in Anbetracht der Tatsache, dass in der Originalversion stringent nur ein Sprachzeichen existiert, steht dieser Befund jedoch im Widerspruch zur ursprünglichen Zielsetzung der Übersetzung. Vor dem Hintergrund der Versuche, das Vokabular einzuschränken, muss bemerkt werden, dass eine derartige Restriktion zumindest dort umgesetzt werden sollte, wo es möglich erscheint. Die Ergebnisse dieser sprachlichen Untersuchungen erbringen den Nachweis, dass es im Rahmen des Übersetzungsprozesses durch verschiedene Aspekte zu Kontextveränderungen gekommen ist. Die deutsche Übersetzung hat sich nicht als konsistent erwiesen. 62 Die unter 2.4. aufgeführten Fragestellungen lassen sich somit wie folgt beantworten: 1. Die Terminologie der Fremdbeurteilungsskalen ist mit derjenigen aus dem Kapitel der Affektiven Störungen im DSM-IV kompatibel. Mit beiden Hilfsmitteln kann aufgrund ihrer Kompatibilität parallel gearbeitet werden. 2. In der deutschen Übersetzung des DSM-IV konnte keine vollständige Konsistenz des Sprachgebrauchs wie im Originaltext erreicht werden. Es existiert nicht lediglich eine deutsche Übersetzung für einen englischen Terminus der Originalversion, vielmehr sind die Übersetzungen der englischen Termini vielfältig und unterscheiden sich durch differente Konnotationen und Semantik. Es konnte gezeigt werden, dass die diagnostischen Aussagen verschiedener Textstellen bei konsistentem Gebrauch nur eines Terms erhalten bleiben. Eine konsistente Übersetzung wäre in diesen Fällen also möglich. 3. Die von den Herausgebern definierten Übersetzungsrichtlinien wurden nicht konsequent umgesetzt. Stattdessen wurden die Terme nach den Gepflogenheiten einer gepflegten und damit variationsreichen deutschen Sprache verwendet. 4. Die deutschen Übersetzungen der englischen Originaltermini sind zum größten Teil verwandt, nicht aber synonym. Sie haben nicht dieselbe Bedeutung und unterscheiden sich durch verschiedene Konnotationen. Im Gegensatz zum Original werden somit für ein und denselben Begriff Terme mit variierenden Bedeutungen verwendet. 5. Die deutschen Übersetzungsalternativen erscheinen innerhalb des Kapitels der Affektiven Störungen in keiner Abhängigkeit von einem bestimmten Kontext. Dies führt dazu, dass z. B. „Stimmung“ als Übersetzung von „mood“ nicht nur im Zusammenhang mit der Beschreibung tiefgehender Emotionen verwendet wird, sondern variabel eingesetzt wird. Die im Glossar beschriebenen Definitionen der Begriffe „Stimmung“ und „Affekt“ werden somit nicht umgesetzt. 6. Auch in Textstellen gleichen Inhaltes konnte eine konsistente Übersetzung häufig nicht nachgewiesen werden. Anders als im Original variieren die deutschen Übersetzungen. Die Verwendung ein und desselben Begriffes wird nicht konsequent durchgeführt. 63 7. Der Gesamttext des DSM-IV weist in gleicher Weise Übersetzungsvariationen auf wie das Kapitel der Affektiven Störung. Die Sprachzeichen des Gesamttextes stimmen mit denen des Kapitels der Affektiven Störungen überein. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Terminologie des deutschen DSM-IV vielfältiger und wortreicher ist als das Original. Es konnte keine Linearität zwischen einzelnen Originaltermen und Übersetzungen festgestellt werden. Stattdessen kommt es durch die variabel angewandten Sprachzeichen im deutschen DSM-IV teilweise zu inhaltlichen Zusammenhängen, die es in der Originalversion nicht gibt. Da bei der Übersetzung des DSM-IV bereits Listen mit Übersetzungen vorlagen, an die die verschiedenen Übersetzungsgruppen sich halten sollten, muss davon ausgegangen werden, dass der Gebrauch fixer Formulierungen zugunsten der Sprachschönheit vernachlässigt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass eine größere Konsistenz nur auf Kosten des sprachlichen Niveaus bzw. durch einen mehr oder minder unüblichen Sprachgebrauch zu erreichen ist. Für die Zukunft gilt es, weitere Alternativen einer potentiellen Restriktion der sprachlichen Vielfalt zu überdenken. Eine Möglichkeit wäre eine Erweiterung der Wortlisten für die Übersetzergruppen insofern, als dass nicht nur feste Wortübersetzungen vorgegeben werden, sondern auch fixe Formulierungen insbesondere für Textstellen gleicher Inhalte. Eine weitere Möglichkeit wäre die Zuhilfenahme eines elektronischen Textverarbeitungssystems mit festen Textbausteinen. Hierbei ist jedoch zu erwarten, dass der entstehende Text weniger gut lesbar sein könnte. Zu prüfen wäre auch, inwiefern ein restringiertes Vokabular im Deutschen durchsetzbar und sinnvoll ist und ob ein Vokabular, das bewusst durch Verzicht auf den üblichen Wortreichtum reduziert wurde, den klinischen Phänomenen überhaupt gerecht wird. Eine mögliche Lösung könnte sein, die wissenschaftliche Kommunikation auf die englische Sprache zu beschränken und somit auf eine deutsche Übersetzung zu verzichten. 64 6. Zusammenfassung Vor dem Hintergrund, dass mit dem DSM-IV ein bedeutendes standardisiertes diagnostisches Manual herausgegeben wurde, erschien ein sprachlicher Vergleich zwischen dem DSM-IV in deutscher Übersetzung und dem Original sinnvoll. Mittels ausgewählter Phrasen aus dem Kapitel der Affektiven Störungen wurden unter semantischen und linguistischen Aspekten verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Zum einen wurde das Vokabular des DSM-IV mit der Terminologie aus verschiedenen Fremdbeurteilungsskalen (BPRS, FSCL, DSI, HAMD) verglichen, um zu erfahren, inwiefern zwischen diesen diagnostischen Mitteln Kompatibilität besteht. Es zeigte sich, dass die Terminologie vergleichbar ist und somit ein paralleles Arbeiten mit beiden Hilfsmitteln in der Praxis umgesetzt werden kann. Zum anderen wurde aufgezeigt, inwieweit das kontrollierte Vokabular des englischen Originals auch in der deutschen Version abgebildet ist. Hierzu wurden sowohl die Phrasen aus dem Kapitel der Affektiven Störungen auf ihre Begriffsvielfalt untersucht als auch die Einhaltung der von den Herausgebern definierten Übersetzungsrichtlinien überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Kapitel der Affektiven Störungen im deutschen DSM-IV durch einen reichhaltigen Sprachschatz auszeichnet. Es existiert eine Termvielfalt mit unterschiedlichen Konnotationen, die sich deutlich vom englischen Original unterscheidet. Des Weiteren wurden die Richtlinien und Termdefinitionen während des Übersetzungsprozesses zum Teil missachtet, so dass hier Differenzen zwischen englischem Original und deutschem DSM-IV entstanden sind. Diese können Ausgangspunkt für Missverständnisse und Missinterpretationen sein und somit zu Kommunikationsproblemen führen. Bemerkenswert ist der Nachweis, dass die diagnostische Aussage vieler Textstellen durch den konsistenten Gebrauch nur eines Terms durchaus nicht verloren geht und dass Textstellen existieren, die durch ihre Inhalte und Wortwahl für eine konsistente Übersetzung geeignet sind. Insgesamt zeigt sich, dass die Möglichkeiten der Restriktion des deutschen Vokabulars nicht genutzt wurden. Es ist zu vermuten, dass zugunsten der stilistischen Schönheit der deutschen Übersetzung auf eine Standardisierung des psychopathologischen Vokabulars verzichtet wurde. Stattdessen findet sich auch in der vierten Revision des deutschen DSM-IV der traditionell reichhaltige und differenzierte deutsche Sprachschatz. 65 7. Literaturverzeichnis Andrews G. Slade, T. Peters L. (1999): Classification in psychiatry: ICD-10 versus DSM-IV. Br. Journal Psychiat. 174: 3-5 Berner P., Gabriel E., Katschnig H., Kieffner W., Koehler K., Lenz G., Simhandl C.H. 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Psychiat. 12: 63-70 68 BPRS 8.1 Depressive Stimmung Mutlosigkeit, Traurigkeit Schuldgefühle Überbesorgnis und Gewissensbisse in Hinsicht auf früheres Verhalten Angst Besorgnis, Befürchtung, Überbesorgnis bzgl. Gegenwart und Zukunft ANGST/DEPRESSION Körperbezogenheit Grad der Anteilnahme am körperlichen Befinden -- In welchem Ausmaß wird die physische Gesundheit als Problem gesehen? BPRS-ITEM Anhang 8. Depressed mood The mood may be irritable rather than sad Guilt Worthlessness Exaggerated sense of responsibility for untoward events Sense of worthlessness Blaming oneself for being sick and for failing ? Feelings of worthlessness or guilt Unrealistic negative evaluations of ones worth Guilty preoccupation or rumination over minor past failings Depressive Stimmung Der Affekt ist eher reizbar als traurig Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld Unrealistisch negative Selbsteinschätzung Selbstvorwürfe und Grübeln über kleine Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit Schuld für Verfehlungen der eigenen Person zuschreiben Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld Selbstvorwürfe wegen der Erkrankung und der Unfähigkeit, berufliche oder zwischenmenschliche Anforderungen zu erfüllen Schuldgefühle Wertlosigkeitsgedanken Sich ängstlich fühlen Angst Phobien Trennungsangst Panikattacke Klagen über Schmerzen Vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste Klagen über „die Nerven und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“ Complaints of pain Increased utilization of medical services Complaints of “nerves” and headaches, of weakness, tiredness or „imbalance” Feeling anxious Anxiety Phobias Separation anxiety Panic attack Somatische Beschwerden Übertriebene Besorgnis um die körperliche Gesundheit Deutsch Somatic complaints Excessive worry over physical health Englisch 320/380 320/380 323/382 323/383 321/381 321/381 322/382 320/380 321/381 321/381 320/380 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 324/384 321/380 323/383 Seitenzahl 69 Motorische Verlangsamung Vermindertes Energieniveau, verlangsamte Bewegungen ANERGIE Emotionale Zurückgezogenheit Mangel an emotionalem Kontakt zum Interviewer und unzureichende Beziehung zur Situation Depressive Stimmung Retardation Psychmotoric change Slowed speech, thinking and body movements Increased pause before answering Speech that is decreased in volume, inflection, amount or variety of content Decreased energy Fatigue Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Complain about feeling „blah“ Interference in social, occupational, or other important areas of functioning. Having no feelings Lose the ability to function socially or occupational Social withdrawal Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Psychomotorische Verlangsamung Psychomotorische Veränderung Verlangsamte Sprache, Denken und Bewegung Verlängerte Antwortlatenz Leiser und monotoner Sprache, verringertem Sprachumfang und – ausdruck Vermindertes Energieniveau Ständige Mattigkeit Sich abgeschlagen fühlen Einschränkungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen vorliegen. Keine Gefühle mehr empfinden können Verlust der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit Sozialer Rückzug Ideen, dass der eigene Tod für die Mitmenschen eine Erleichterung sein würde A desire to give up in the face of a perceived insurmountable Der Wunsch, angesichts unüberwindbar scheinender Hindernisse obstacles or an intense wish to end an excrutiatingly painful emoaufzugeben oder einen qualvoll schmerzhaften Gefühlszustand tional state that is perceived by the person to be without end zu beenden, der als endlos andauernd wahrgenommen wird Having no feelings Keine Gefühle mehr empfinden können Depressed mood Depressive Verstimmung Feelings of sadness Gefühle der Traurigkeit Presence of a depressed mood can be inferred from the persons facial Kann eine depressive Verstimmung auch dem Gesichtsausdruck und expression and demeanor. Verhalten entnommen werden. Sad or dejected mood Traurige oder niedergeschlagene Gemütslage Tearfulness Neigung zum Weinen Obsessive rumination Zwanghaftes Grübeln Periods of sadness Phasen der Traurigkeit The mood. is often described .as depressed, sad, hopeless, discouraged, Die Stimmung…wird…als depressiv, traurig, hoffnungslos, entmutigt or „down the dumps“. oder niedergeschlagen beschrieben. Sadness Traurigkeit Brooding Schwermut Expressing dysphoria Äußerungen dysphorischer Verstimmung Others would be better of if the person were dead 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 320/380 383/322 383/322 384/325 320/380 322/382 320/380 383-323 324/384 321/380 323/383 323/383 3877326 320/380 321/380 321/380 321/380 383/322 383/322 70 DENKSTÖRUNG Zerfall der Denkprozesse Denkprozess verworren, inkohärent oder zerfahren Orientierungsstörung Verwirrtheit, mangelnde Fähigkeit zuzuordnen Affektive Abstumpfung Reduzierte Emotionalität, Mangel an normalem Fühlen und Engagement Motorische Verlangsamung Easily distracted or complain of memory difficulties Or complain of memory difficulties Poor concentration Impaired ability to think, concentrate or make decisions Difficulty thinking, concentrating, or making decisions Easily distracted or complain of memory difficulties Cognitive symptoms (e.g. disorientation, apathy, difficulty concentrating, memory loss, distractibility) Feeling less interested in hobbies, “not caring anymore” or not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable Social withdrawal Neglect of pleasurable avocations Significant reduction from previous levels of sexual interest or desire Lose the ability to function socially or occupational Difficulty in intimate relationships Less satisfying social interactions Difficulties in sexual functioning Marital problems Occupational problems Academic problems Decreased physical, social and role functioning Loss of interest or pleasure in nearly all activities Loss of interest and pleasure Decreased energy Tiredness Sustained fatigue Smallest tasks seem to require substantial effort Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung Über Gedächtnisprobleme klagen Schlechte Konzentration Verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen Leicht ablenkbar und zerstreut 322/382 322/381 322/381 322/382 320/380 322/382 323/382 383/322 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 402/340 Verlust der sozialen und beruflichen Fähigkeit Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Partnerschaften Eine weniger befriedigenden sozialen Umgang Sexuelle Probleme Eheprobleme Berufliche Probleme Probleme mit der Ausbildung Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Leicht ablenkbar und zerstreut Kognitive Symptome (z. B. Gedächtnisschwäche, Apathie. Konzentrationsschwierigkeiten Desorientiertheit, erhöhte Ablenkbarkeit) 380/ 321 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 320/380 321/381 321/381 321/381 Sozialer Rückzug Vernachlässigung der Freizeitaktivitäten Deutliche Abnahme von sexuellem Interesse oder Begehren Verlust des Interesses oder der Freude an fast allen Aktivitäten Interessenminderung in Bezug auf Hobbys oder allgemeines Desinteresse Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden Kleinste Aufgaben scheinen nur mit enormer Anstrengung möglich Energiemangel Müdigkeit Ermattung 71 FEINDSELIGKEIT Feindseligkeit Animosität, Geringschätzung, Verachtung gegenüber Personen außerhalb der Interviewsituation Manieriertheit, Affektiertheit Positur unübliches motorisches Verhalten Erregung gesteigerte Emotionalität, Agitation, erhöhte Reagibilität AKTIVIERUNG Gespanntheit Körperlich-motorische Anzeichen für Nervosität, allgemein erhöhte Aktivität Größenideen überhöhte Selbsteinschätzung, Überzeugung, in Besitz ungewöhnlicher Kräfte und Fähigkeiten zu sein Halluzination Wahrnehmungen ohne entsprechende normale äußere Reize Ungewöhnliche Denkinhalte seltsame, fremde, bizarre Denkinhalte Zerfall der Denkprozesse Ausgeprägte gereizte Stimmung Ausgeprägte gereizte Stimmung Reizbarkeit Prominent irritable mood Irritability Prominent irritable mood 321/380 321/380 Verringerte Frustrationstoleranz bei unwesentlichen Dingen Reizbare oder übellaunige Stimmung 387/326 326/387 323/383 321/380 321/380 321/380 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 323/382 340/404 322/381 386/326 323/382 322/382 Vermehrte Reizbarkeit Ständige Ärgerlichkeit Einer Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung Unruhe und Agitiertheit Unfähigkeit, stillzusitzen Ständiges Auf- und Abgehen Händereiben Reiben oder Zupfen an der Haut, Kleidung oder anderen Dingen Bei leichteren Konzentrationsstörungen in ihrer Arbeitsfähigkeit deutlich beeinträchtigt Erhöhte Ablenkbarkeit Kognitive Symptome (z. B. Gedächtnisschwäche, Apathie. Konzentrationsschwierigkeiten Desorientiertheit, erhöhte Ablenkbarkeit) Konzentrationsschwierigkeiten Abrupte Abnahme der kognitiven Leistung Gedächtnisprobleme Increased irritability Persistent anger A tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others Exaggerated sense of frustration over minor matters An irritable or cranky mood Agitation Inability to sit still Pacing Handwringing Pulling or rubbing of the skin, clothing or other subjects Unable to function adequately even when they have mild concentration problems Cognitive symptoms Cognitive symptoms (e.g. disorientation, apathy, difficulty concentrating, memory loss, distractability) Concentration problems Abrupt cognitive decline Memory difficulties 72 KEINE ZUORDNUNG Misstrauen, paranoide DenkinhalteÜberzeugung, dass andere jetzt oder früher böswillige oder diskriminierende Absichten gegenüber dem Patienten hatten Unkooperatives Verhalten Widerstand, Unfreundlichkeit, mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit Tendency to deny Discount to explain away symptoms Academic problems Alcohol abuse Attempted or completed suicide Suicidal ideation Suicide attempts Significant loos or gain of weight Appetite is usually reduced Insomnia Middle insomnia Terminal insomnia Initial insomnia Oversleeping Thoughts of death Transient but recurrent thoughts of committing suicide, to actual specific plans of how to commit suicide. Unable to perform minimal self-care or to maintain minimal personal hygiene... A “spoiled child” pattern of irritability when frustrated. Increased irritability Persistent anger A tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others Exaggerated sense of frustration over minor matters An irritable or cranky mood 383/322 323/383 323/383 323/383 324/384 322/382 322/382 383/322 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 383/322 383/322 321/380 321/380 321/380 Verringerte Frustrationstoleranz bei unwesentlichen Ereignissen Reizbare oder übellaunige Stimmung Frustrations- und Trotzreaktion, wie etwa ein verzogenes Kind sie zeigt Erheblichem Gewichtsverlust bzw. zu erheblicher Gewichtszunahme Verminderter Appetit Schlaflosigkeit Durchschlafstörung Früherwachen Einschlafschwierigkeiten Vermehrter Schlaf Gedanken an den Tod Kurzzeitig wiederkehrende Gedanken an Selbstmord bis hin zu expliziten Plänen zur Durchführung eines Suizids Nicht mehr im Stande sein, sich selbst in den grundlegendsten Dingen zu versorgen oder eine minimale persönliche Hygiene aufrecht zu erhalten Neigung zu Dissimulation Abschwächen oder Rationalisierung von Symptomen Probleme mit der Ausbildung Missbrauch von Alkohol Versuchter oder vollendeter Suizid Suizidvorstellung Suizidversuche 321/380 321/380 321/380 Vermehrte Reizbarkeit Ständige Ärgerlichkeit Einer Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung 73 DSI DSI-ITEM Tageszeitliche Stimmungsschwankung Gibt es bestimmte Tageszeiten in der sie sich am schlechtesten oder besten fühlen? Schlafstörung Häufiges oder frühes Aufwachen? Zwangsweinen Fangen sie plötzlich an zu weinen oder ist ihnen danach zumute? Depressive Stimmung Sind sie manchmal depressiv oder traurig? 8.2 Oversleeping Prolonged sleep episodes at night Sleep disturbance Insomnia Changes in appetite or weight, sleep and psychomotoric activity Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Vermehrter Schlaf Verlängertem Nachtschlaf Schlafstörung Schlaflosigkeit Neigung zum Weinen Äußerungen dysphorischer Verstimmung Expressing dysphoria Tearfulness 321/380 320/380 Traurige und interesselose Grundstimmung Die Stimmung ...wird gewöhnlich als depressiv, traurig, hoffnungslos, entmutigt oder niedergeschlagen beschrieben. Traurigkeit Schwermut Kann eine depressive Verstimmung auch dem Gesichtsausdruck und Verhalten entnommen werden. Verlust von Freude oder Interesse in einem gewissen Grade... 321/381 321/381 321/381 321/381 320/380 323/383 324/384 321/380 320/380 323/383 321/380 320/380 321/380 321/380 320/380 387/326 321/380 321/380 Sich ängstlich fühlen Depressive Verstimmung Gefühle der Traurigkeit Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld Phasen der Traurigkeit Traurige oder niedergeschlagene Gemütslage Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden Feeling anxious Depressed mood Feelings of sadness Sense of worthlessness or guilt Periods of sadness Sad or dejected mood Feeling less interested in hobbies, „not caring anymore” or not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable Sad or dejected mood The mood .is often described as depressed, sad, hopeless, discouraged or „down the dumps” Sadness Brooding Presence of a depressed mood can be inferred from the persons´facial expression and demeanor. Loss of interest or pleasure 320/380 320/380 320/380 Seitenzahl Depressive Stimmung Sich abgeschlagen fühlen Keine Gefühle mehr empfinden zu können Deutsch Depressed mood Complain about feeling „blah“ Having no feelings Englisch 74 Obstipation Leiden sie an Verstopfung? Tachykardie Schlägt ihr Herz manchmal schneller als gewöhnlich? Erschöpfbarkeit Wie leicht werden sie müde? Verminderte Libido/Veränderte Libido Macht es ihnen Freude, attraktive Männer/Frauen anzusehen, sich mit ihnen zu unterhalten oder mit ihnen zusammen zu sein? Gewichtsabnahme Haben sie an Gewicht abgenommen Verminderter Appetit Wie ist ihr Appetit? Schlafstörung Change in functioning Decreased physical, social and role functioning Tiredness Fatigue Complain about feeling „blah“ Decreased energy Complaints of „nerves” and headaches, of weakness, tiredness or „imbalance” Fatigue Smallest tasks seem to require substantial effort Significant reduction from previous levels of sexual interest or desire Sexual problems Significant reduction from previous levels of sexual interest or desire Weight loss Significant loos or gain of weight Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Appetite is usually reduced Feel that they have to force themselves to eat Increased appetite Crave for special foods Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Middle insomnia (waking up in the middle of the night and having difficulty returning to sleep) Terminal insomnia Initial insomnia 321/381 340/402 321/381 321/381 321/381 321/381 321/380 321/381 324/384 323/383 380/ 321 Sexuelle Probleme Deutliche Abnahme von sexuellem Interesse oder Begehren Sich abgeschlagen fühlen Vermindertes Energieniveau Klagen über „die Nerven“ und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“ Ständige Mattigkeit Kleinste Aufgaben scheinen nur mit enormer Anstrengung möglich Veränderte Leistungsfähigkeit Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Müdigkeit Ermattung 321/380 324/383 321/381 320/380 321/380 321/380 321/380 321/380 320/380 321/381 321/381 321/381 Deutliche Abnahme von sexuellem Interesse oder Begehren Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Erheblichem Gewichtsverlust bzw. zu erheblicher Gewichtszunahme Gewichtsverlust Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Verminderter Appetit Regelrecht zum Essen zwingen Vermehrter Appetit Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel Durchschlafstörungen (d.h. Aufwachen während der Nacht und Unfähigkeit wieder einzuschlafen) Früherwachen Einschlafschwierigkeiten 75 Verwirrung Fühlen sie sich manchmal verwirrt, und haben sie Schwierigkeiten, klar zu denken? Psychomotorische Verlangsamung Haben sie das Gefühl alltägliche Dinge langsamer als sonst zu verrichten? Erschöpfbarkeit Psychomotorische Unruhe Bemerken sie, dass sie ruhelos sind und nicht stillsitzen können? Distractability Easily distracted or complain of memory difficulties Complain of memory difficulties Poor concentration Unable to function adequately even when they have mild concentration problems Impaired ability to think, concentrate or make decisions Difficulty thinking, concentrating, or making decisions Motoric immobility or excessive motor activity Decreased energy Muteness Lose the ability to function socially or occupationally Decreased physical, social and role functioning Retardation Slowed speech, thinking and body movements Increased pause before answering Speech that is decreased in volume, inflection, amount or variety of content Psychomotoric changes Smallest taks seem to require substantial effort Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung Verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen Erhöhte Ablenkbarkeit Leicht ablenkbar und zerstreut Über Gedächtnisprobleme klagen Schlechte Konzentration Bei leichteren Konzentrationsstörungen in ihrer Arbeitsfähigkeit deutlich beeinträchtigt Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Psychomotorische Verlangsamung Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegung Verlängerte Antwortlatenz Leise und monotone Sprache verringerter Sprachumfang und – ausdruck Psychomotorische Veränderung Kleinste Aufgaben scheinen nur mit enormer Anstrengung möglich Gehemmte oder gesteigerte Motorik Energiemangel Mutismus Verlust der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Psychomotorische Unruhe Unruhe und Agitiertheit Unfähigkeit, stillzusitzen Auf- und Abgehen Reiben oder Zupfen an der Haut, Kleidung oder anderen Dingen Händeringen Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Agitation Agitation Inability to sit still Pacing Pulling or rubbing of the skin, clothing or other subjects Handwringing Schwäche Weakness 322/385 322/382 322/381 322/381 322/382 322/382 320/380 321/381 320/380 321/381 322/382 344/404 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 320/380 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 320/380 323/383 76 Reizbarkeit Sind sie leicht reizbar? Hoffnungslosigkeit Wie hoffnungsvoll sehen sie in die Zukunft? Unentschlossenheit Wie leicht können sie Entscheidungen treffen? Innere Leere Innere Leere Kommt ihnen das Leben leer und inhaltslos vor? Verwirrung Irritability The mood may be irritable rather than sad A tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others Increased irritability Persistent anger A tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others Exaggerated sense of frustration over minor matters Prominent irritable mood An irritable or cranky mood A „spoiled child” pattern of irritability when frustrated Impaired ability to think, concentrate or make decisions Difficulty thinking, concentrating, or making decisions Loss of interest or pleasure in nearly all activities Loss of interest and pleasure Feeling less interested in hobbies, „not caring anymore” or not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable Sad or dejected mood Social withdrawal Complaints of „nerves” and headaches, of weakness, tiredness or „imbalance” Cognitive symptoms (e.g. disorientation, memory loss, and distractibility) Cognitiv symptoms (e.g. disorientation, apathy difficulty, concentrating, memory loss, distractibility) Abrupt cognitive decline Disorientation Memory loss Difficulties in concentrating 321/380 321/380 321/380 321/380 326/386 321/380 321/380 Vermehrte Reizbarkeit Ständige Ärgerlichkeit Einer Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung Verringerte Frustrationstoleranz bei unwesentlichen Ereignissen Ausgeprägte gereizte Stimmung Reizbare oder übellaunige Stimmung Frustrations- und Trotzreaktion, wie etwa ein verzogenes Kind sie zeigt Reizbarkeit 323/383 320/380 321/380 Der Affekt ist eher reizbar als traurig Einer Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung 322/382 320/380 321/380 321/380 Traurige und interesselose Grundstimmung Sozialer Rückzug Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung Verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen 320/380 321/380 321/380 340/404 325/385 325/385 322/382 386/326 325/385 324/384 Verlust des Interesses oder der Freude an fast allen Aktivitäten Interessenminderung in einem gewissen Grade Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden Klagen über „die Nerven“ und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“ Kognitive Symptome (z. B. Gedächtnisschwäche, Desorientiertheit, erhöhte Ablenkbarkeit) Kognitive Symptome (z. B. Desorientiertheit, Apathie, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisschwäche) Abnahme der kognitiven Leistung Desorientiertheit Gedächtnisschwäche Konzentrationsschwierigkeiten 77 Selbstmordgedanken Haben sie jemals daran gedacht, sich das Leben zu nehmen? Gefühle der persönlichen Wertlosigkeit Kommen sie sich manchmal nutzlos und unerwünscht vor? Unzufriedenheit Können sie sich noch über die gleichen Dinge freuen wie früher? Versuchter oder vollendeter Suizid Suizidvorstellungen Suizidversuche Transient but recurrent thoughts of committing suicide, to actual specific plans of how to commit suicide A desire to give up in the face of a perceived insurmountable obstacles or an intense wish to end an excruciatingly painful emotional state that is perceived by the person to be without end Attempted or completed suicide suicidal ideation suicidal attempts 383/322 323/382 323/382 383/322 383/322 383/322 383/322 320/380 323/382 323/383 321/381 321/381 321/381 320/380 321/381 321/380 Verlust von Interesse oder Freude Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld Unrealistisch negative Selbsteinschätzung, Selbstvorwürfe und Grübeln über kleine Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit Schuld für Verfehlungen der eigenen Person zuschreiben Selbstvorwürfe wegen der Erkrankung und der Unfähigkeit, berufliche oder zwischenmenschliche Anforderungen zu erfüllen Wertneutrale oder unwichtige Alltäglichkeiten werden als Beweis der eigenen Unfähigkeit herangezogen Schuldgefühle Wertlosigkeitsgedanken 321/380 Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden Wiederkehrende Gedanken an den Tod bzw. Suizidabsichten, Suizidpläne oder Suizidversuche Gedanken an den Tod Ideen, dass der eigene Tod für die Mitmenschen eine Erleichterung sein würde Kurzzeitig wiederkehrende Gedanken an Selbstmord bis hin zu expliziten Plänen zur Durchführung eines Suizids Der Wunsch, angesichts unüberwindbar scheinender Hindernisse aufzugeben oder einen qualvoll schmerzhaften Gefühlszustand zu beenden, der als endlos andauernd wahrgenommen wird Recurrent thoughts of death or suicidal ideation, plans or attempts Thoughts of death Others would be better of if the person were dead Misinterpret trivial neutral or day-to day-events as evidence of personal defects... Guilt Worthlessness Exaggerated sense of responsibility for untoward events Blaming oneself for being sick and for failing Feelings of worthlessness or guilt Unrealistic negative evaluations of ones worth or guilty preoccupation or rumination over minor past failings Feeling less interested in hobbies, „not caring anymore" or not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable Loss of interest or pleasure 78 KEINE ZUORDNUNG Excessive worry over physical health Complaints of pain Difficulty in intimate relationships Less satisfying social interactions Academic problems Alcohol abuse Increased utilization of medical services Decreased physical, social and role functioning Anxiety Phobias Panic attacks Separation anxiety Übertriebene Besorgnis um die körperliche Gesundheit Klagen über Schmerzen Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Partnerschaften Eine weniger befriedigenden sozialen Umgang Probleme mit der Ausbildung Missbrauch von Alkohol Vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Angst Phobien Panickattacken Trennungsangst 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 79 HAMD-ITEM HAMD Schuldgefühle Depressive Stimmung Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Wertlosigkeit 8.3 Panic attacks Tearfulness Periods of sadness Sad or dejected mood The mood…is often described as depressed, sad, hopeless, discouraged or “down the dumps” Sadness Brooding Expressing dysphoria Feelings of worthlessness or guilt Guilt Worthlessness Blaming oneself for being sick and for failing ? Misinterpret neutral or trivial day-to-day events as evidence of personal defects Exaggerated sense of responsibility for untoward events Sense of worthlessness Blaming oneself for being sick and for failing Depressed mood Feelings of worthlessness or guilt Having no feelings Feeling anxious Depressed mood Feelings of sadness Sad or dejected mood Presence of a depressed mood can be inferred from the persons facial expression and demeanor. Unrealistic negative evaluations of ones worth Guilty preoccupation or rumination over minor past failings Englisch Depressive Stimmung Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld Keine Gefühle mehr empfinden können Sich ängstlich fühlen Depressive Verstimmung Gefühle der Traurigkeit Traurige oder niedergeschlagene Gemütslage Kann eine depressive Verstimmung auch dem Gesichtsausdruck und Verhalten entnommen werden. Unrealistisch negative Selbsteinschätzung Selbstvorwürfe und Grübeln über kleine Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit wertneutrale oder unwichtige Alltäglichkeiten werden als Beweis der eigenen Unfähigkeit herangezogen Schuld für Verfehlungen der eigenen Person zuschreiben Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld Selbstvorwürfe wegen der Erkrankung und der Unfähigkeit, berufliche oder zwischenmenschliche Anforderungen zu erfüllen Neigung zum Weinen Phasen der Traurigkeit Traurige und interesselose Grundstimmung Die Stimmung…wird gewöhnlich als depressiv, traurig, hoffnungslos, entmutigt oder niedergeschlagen beschreiben. Traurigkeit Schwermut Äußerungen dysphorischer Verstimmung Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld Schuldgefühlen Wertlosigkeitsgedanken Selbstvorwürfe wegen der Erkrankung und der Unfähigkeit, berufliche oder zwischenmenschliche Anforderungen zu erfüllen Panickattacken Deutsch 323/383 320/380 323/383 324/384 320/380 323/382 323/383 322/382 323/383 323/387 323/387 320/380 321/381 321/381 322/382 321/381 321/381 321/381 320/380 320/380 320/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 Seitenzahl 80 Arbeit und sonstige Tätigkeiten Leistungsunfähig, erschöpft, schlapp, Verlust der Interesses, Lustlosigkeit, Entscheidungslosigkeit , sprunghafte Entschlußänderung, leistet weniger Schlafstörung am morgen Durchschlafstörung Einschlafstörung Suizid Lebensüberdruss, Todeswunsch, Suizidgedanken Loss of interest or pleasure in nearly all activities Loss of interest or pleasure Feeling less interested in hobbies „Not caring anymore“ Not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable Neglect of pleasurable avocations Oversleeping Clinically significant distress or impairment in social, occupational, or other important areas of functioning Decreased energy Loss of interest and pleasure Sleep disturbance Terminal insomnia Sleep disturbance Prolonged sleep episodes at night Middle insomnia Sleep disturbance Insomnia Initial insomnia Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Transient but recurrent thoughts of committing suicide, to actual specific plans of how to commit suicide Attempted or completed suicide A desire to give up in the face of a perceived insurmountable obstacles or an intense wish to end an excruciatingly painful emotional state that is perceived by the person to be without end Others would be better of if the person were dead Thoughts of death Recurrent thoughts of death or suicidal ideation, plans or attempts Recurrent thoughts of death or suicidal ideation, plans or attempts... Klinisch bedeutsame Leiden oder Beeinträchtigung in soziale, beruflichen oder sonstigen wichtigen Funktionsbereichen Energiemangel Interessenminderung in Bezug auf Hobbys oder allgemeines Desinteresse Verlust des Interesses oder der Freude an fast allen Aktivitäten Verlust von Freude oder Interesse in einem gewissen Grade... Interessenminderung in Bezug auf Hobbys Allgemeines Desinteresse Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden. Vernachlässigung der Freizeitaktivitäten vermehrter Schlaf Schlafstörung Früherwachen Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Schlafstörung .Schlaflosigkeit… Einschlafschwierigkeiten Aufwachen während der Nacht Schlafstörung verlängerter Nachtschlaf Durchschlafstörung wiederkehrende Gedanken on den Tod bzw. Suizidabsichten, Suizidpläne oder Suizidverssuche Gedanken an den Tod Wiederkehrende Gedanken on den Tod bzw. Suizidabsichten, Suizidpläne oder Suizidverssuche Der Wunsch, angesichts unüberwindbar scheinender Hindernisse aufzugeben oder einen qualvoll schmerzhaften Gefühlszustand zu beenden, der als endlos andauernd wahrgenommen wird Ideen, dass der eigene Tod für die Mitmenschen eine Erleichterung sein würde Kurzzeitig wiederkehrende Gedanken an Selbstmord bis hin zu expliziten Plänen zur Durchführung eines Suizids Versuchter oder vollendeter Suizid 321/380 321/381 380/320 321/380 321/380 321/380 321/380 320/380 380/321 380/320 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 380/320 383/322 383/322 383/322 383/322 383/322 380/320 320/380 81 Depressive Hemmung Verlangsamung von Denken und Sprache, Konzentrationsschwäche, reduzierte Motorik Arbeit und sonstige Tätigkeiten 324/384 Klagen über „ die Nerven“ und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“ Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Memory loss Oversleeping Retardation Increased pause before answering Speech that is decreased in volume, inflection, amount or variety of content Slowed speech, thinking and body movements Impaired ability to think, concentrate or make decisions Difficulty thinking, concentrating, or making decisions Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung Vermehrter Schlaf Psychomotorische Verlangsamung Verlängerte Antwortlatenz Leise und monotone Sprache Verringerter Sprachumfang und – ausdruck Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegung Verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen Gedächtnisschwäche 321/380 Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden Feeling less interested in hobbies, “not caring anymore” or not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable Complaints of “nerves” and headaches, of weakness, tiredness or “imbalance” Decreased physical, social and role functioning... Social withdrawal Decreased physical, social and role functioning Interference in social, occupational, or other important areas of functioning Lose the ability to function socially or occupational Unable to perform minimal self-care or to maintain minimal personal hygiene Difficulty thinking, concentrating, or making decisions 325/385 382/322 381/321 381/321 381/321 381/321 320/380 402/340 324/384 402/340 322/383 322/383 382/322 380/320 321/381 321/381 381/321 381/321 321/381 321/381 321/381 321/381 psychomotorische Veränderung Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegung Verlängerte Antwortlatenz Leiser und monotoner Sprache, verringertem Sprachumfang und ausdruck Mutismus. Müdigkeit Ständige Mattigkeit Kleinste Aufgaben scheinen nur mit enormer Anstrengung möglich Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung Einschränkungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen vorliegen Verlust der sozialen und beruflichen Fähigkeit Nicht mehr im Stande sein, sich selbst in den grundlegendsten Dingen zu versorgen oder eine minimale persönliche Hygiene aufrecht zu erhalten Sozialer Rückzug Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Psychmotoric changes Slowed speech, thinking and body movements Increased pause before answering Speech that is decreased in volume, inflection, amount or variety of content Muteness Tiredness Sustained fatigue Smallest tasks seem to require substantial effort 321/381 psychomotorische Verlangsamung Retardation 82 Angst – psychisch Subjektive Spannung, Reizbarkeit, Sorgen um Nichtigkeiten Erregung Zappelig, Spielen mit Fingern, Haaren .., Hin- und Herlaufen, Lippenbeißen, Nägelbeißen.... Konzentrationsschwäche The mood may be irritable rather than sad Increased irritability Phobias Separation anxiety Prominent irritable mood Anxiety Persistent anger A tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others Exaggerated sense of frustration over minor matters An irritable or cranky mood A “spoiled child” pattern of irritability when frustrated Agitation Inability to sit still Pulling or rubbing of the skin, clothing or other subjects Pacing Handwringing Inability to sit still Pulling or rubbing of the skin, clothing or other subjects Pacing 320/380 321/380 323/383 323/383 326/386 323/383 380/321 380/321 380/321 380/321 380/321 Verringerte Frustrationstoleranz bei unwesentlichen Ereignissen Reizbare oder übellaunige Stimmung Frustrations- und Trotzreaktion, wie etwa ein verzogenes Kind sie zeigt 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 381/321 381/321 381/321 322/382 325/385 382/322 322/381 325/384 322/381 322/381 322/381 322/381 Ist der Affekt eher reizbar als traurig Vermehrte Reizbarkeitt Phobien Trennungsangst Ausgeprägte gereizte Stimmung Angst Ständige Ärgerlichkeit Einer Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung Unruhe und Agitiertheit Unfähigkeit, stillzusitzen Reiben oder Zupfen an der Haut, Kleidung oder anderen Dingen Ständiges Auf- und Abgehen Händeringen Unfähigkeit, stillzusitzen Reiben oder Zupfen an der Haut, Kleidung oder anderen Dingen Ständiges Auf- und Abgehen Verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen Easily distracted Leicht ablenkbar und zerstreut Complain of memory difficulties Über Gedächtnisprobleme klagen Unable to function adequately even when they have mild concentra- Bei leichteren Konzentrationsstörungen in ihrer Arbeitsfähigkeit tion problems deutlich beeinträchtigt Easily distracted or complain of memory difficulties Leicht ablenkbar und zerstreut Poor concentration Schlechte Konzentration Cognitive symptoms Erhöhte Ablenkbarkeit Abrupt cognitive decline Abnahme der kognitiven Leistung Difficulties in concentrating Konzentrationsschwierigkeiten. Cognitive symptoms (e.g. disorientation, memory loss, and distracti- Kognitive Symptome (z. B. Gedächtnisschwäche, Desorientiertbility) heit, erhöhte Ablenkbarkeit) Impaired ability to think, concentrate or make decisions 83 Tagesschwankung Depersonalisation, Derealisation Paranoide Symptome Zwangssymptome Krankheitseinsicht Gewichtsverlust Hypochondrie In Anspruch genommen von Sorgen um eigene Gesundheit, Klagen, Hypochondrischer Wahn Genitalsymptome z. B. Libidoverlust Körperliche Symptome – allgemein z. B. Schweregefühl, Verlust der Tatkraft, Erschöpfbarkeit Körperliche Symptome - gastrointestinal Angst-somatisch Körperliche Begleiterscheinung der Angst wie z. B. gastrointestinale, kardiovaskuläre, respiratorische… Tendency to deny Discount or explain away symptoms Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Increased utilization of medical services Excessive worry over physical health Complaints of pain Complaints of “nerves” and headaches, of weakness, tiredness or “imbalance” Significant reduction from previous levels of sexual interest or desire Difficulties in sexual functioning Complain about feeling „blah“ Decreased energy Somatic terms Changes in appetit or weight, sleep and psychomotor activity Appetite is usually reduced Feel that they have to force themselves to eat Increased appetite Crave for special foods Significant loos or gain of weight Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Somatic complaints e.g. bodily aches and pains Neigung zu Dissimulation Abschwächen oder Rationalisierung von Symptomen Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität 322/383 323/383 320/380 323/383 323/383 323/383 324/384 323/383 Sexuelle Probleme Vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste Übertriebene Besorgnis um die körperliche Gesundheit Klagen über Schmerzen Klagen über “die Nerven“ und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“ 380/321 380/320 320/380 324/384 320/380 380/321 380/321 380/ 21 381/321 321/381 320/380 321/380 321/380 Deutliche Abnahme von sexuellem Interesse oder Begehren Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Sich abgeschlagen fühlen Vermindertes Energieniveau Körperliche Beschwerden Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Verminderter Appetit Regelrecht zum Essen zwingen Vermehrter Appetit Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel Erheblichem Gewichtsverlust bzw. zu erheblicher Gewichtszunahme Somatische Beschwerden z. B. körperliche Schmerzen 84 KEINE ZUORDNUNG Difficulty in intimate relationships Less satisfying social interactions Marital problems Occupational problems Academic problems Alcohol abuse Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Partnerschaften einen weniger befriedigenden sozialen Umgang… Eheprobleme berufliche Probleme Probleme mit der Ausbildung Missbrauch von Alkohol 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 85 FSCL Tagesschwankung Schlaf FSCL-ITEM Stimmung/Affektivität 8.4 Oversleeping Prolonged sleep episodes at night Sleep disturbance Tearfulness Periods of sadness Sad or dejected mood The mood…is often described as depressed, sad, hopeless, discouraged or “down the dumps” Sadness Guilt Worthlessness Brooding Anxiety Phobias Panic attacks Separation anxiety Misinterpret neutral or trivial day-to-day events as evidence of personal defects Exaggerated sense of responsibility for untoward events Sense of worthlessness Blaming oneself for being sick and for failing Depressed mood Feelings of worthlessness or guilt Having no feelings Feeling anxious Depressed mood Feelings of sadness Sad or dejected mood Presence of a depressed mood can be inferred from the persons facial expression and demeanor. Unrealistic negative evaluations of ones worth Guilty preoccupation or rumination over minor past failings Englisch Vermehrter Schlaf Verlängertem Nachtschlaf Schlafstörung Depressive Stimmung Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld Keine Gefühle mehr empfinden können Sich ängstlich fühlen Depressive Verstimmung Gefühle der Traurigkeit Traurige oder niedergeschlagene Gemütslage Kann eine depressive Verstimmung auch dem Gesichtsausdruck und Verhalten entnommen werden. Unrealistisch negative Selbsteinschätzung Selbstvorwürfe und Grübeln über kleine Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit Wertneutrale oder unwichtige Alltäglichkeiten werden als Beweis der eigenen Unfähigkeit herangezogen Schuld für Verfehlungen der eigenen Person zuschreiben Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld Selbstvorwürfe wegen der Erkrankung und der Unfähigkeit, berufliche oder zwischenmenschliche Anforderungen zu erfüllen Neigung zum Weinen Phasen der Traurigkeit Traurige und interesselose Grundstimmung Die Stimmung…wird gewöhnlich als depressiv, traurig, hoffnungslos, entmutigt oder niedergeschlagen beschreiben Traurigkeit Schuldgefühlen Wertlosigkeitsgedanken Schwermut Angst Phobien Panickattacken Trennungsangst Deutsch 321/381 321/381 321/381 320/380 323/382 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/387 323/387 320/380 321/381 321/381 322/382 321/381 321/381 321/381 320/380 320/380 320/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 Seitenzahl 86 Denkablauf Psychomotorik Schlaf Easily distracted or complain of memory difficulties Unable to function adequately even when they have mild concentration problems Cognitive symptoms (e.g. disorientation, apathy, difficulty concentrating, memory loss, disorientation, distractibility) Abrupt cognitive decline Memory difficulties Impaired ability to think, concentrate or make decisions Difficulty thinking, concentrating, or making decisions Feeling „blah“ Retardation Slowed speech, thinking and body movements Increased pause before answering Speech that is decreased in volume, inflection, amount or variety of content Psychmotoric change Decreased energy Fatigue Smallest tasks seem to require substantial effort Decreased energy Agitation Inability to sit still Pacing Handwringing Pulling or rubbing of the skin, clothing or other subjects Muteness Tiredness Fatigue Weakness Changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity Insomnia Middle insomnia: waking up in the middle of the night and having difficulty returning to sleep Terminal insomnia: waking too early and being unable to return to sleep Initial insomnia Middle insomnia Terminal insomnia Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung Verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen Leicht ablenkbar und zerstreut Bei leichteren Konzentrationsstörungen in ihrer Arbeitsfähigkeit deutlich beeinträchtigt kognitive Symptome (z. B. Gedächtnisschwäche, Desorientiertheit, erhöhte Ablenkbarkeit) Abnahme der kognitiven Leistung Gedächtnisprobleme Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität Sich abgeschlagen fühlen Psychomotorische Verlangsamung Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegung Verlängerte Antwortlatenz leiser und monotoner Sprache, verringertem Sprachumfang und ausdruck Psychomotorische Veränderung Vermindertes Energieniveau Ständige Mattigkeit Kleinste Aufgaben scheinen nur mit enormer Anstrengung möglich Energiemangel Unruhe und Agitiertheit Unfähigkeit, stillzusitzen Ständiges Auf- und Abgehen Händeringen Reiben oder Zupfen an der Haut, Kleidung oder anderen Dingen Mutismus Müdigkeit Ermattung Schwäche Schlaflosigkeit Durchschlafstörung: Aufwachen während der Nacht und Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen Früherwachen: verfrühtes Aufwachen und Unfähigkeit, wieder einzuschlafen Einschlafschwierigkeiten Durchschlafstörung Früherwachen 344/404 322/381 325/385 322/382 322/382 322/382 320/380 321/381 321/381 321/381 321/381 320/380 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 323/383 320/380 321/381 321/381 321/381 321/381 320/380 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 87 Umweltbeziehung Gedankeninhalt Denkablauf Difficulty in intimate relationships Social withdrawal Neglect of pleasurable avocations Significant reduction from previous levels of sexual interest or desire Lose the ability to function socially or occupational Unable to perform minimal self-care or to maintain minimal personal hygiene Loss of interest or pleasure in nearly all activities The mood may be irritable rather than sad Increased irritability Persistent anger A tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others Exaggerated sense of frustration over minor matters An irritable or cranky mood Loss of interest and pleasure Tendency to deny Discount ro explain away symptoms Obsessive rumination Excessive worry over physical health Complaints of pain Increased utilization of medical services Attempted or completed siucide Complaints of “nerves” and headaches, of weakness, Tiredness or “imbalance” Suicidal ideation Transient but recurrent thoughts of committing suicide, to actual specific plans of how to commit suicide A desire to give up in the face of a perceived insurmountable obstacles or an intense wish to end an excruciatingly painful emotional state that is perceived by the person to be without end Thoughts of death Others would be better of if the person were dead Complain of memory difficulties Poor concentration Recurrent thoughts of death or suicidal ideation, plans or attempts Verlust der sozialen und beruflichen Fähigkeit Nicht mehr im Stande sein, sich selbst in den grundlegendsten Dingen zu versorgen oder eine minimale persönliche Hygiene aufrecht zu erhalten Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Partnerschaften 321/380 321/380 321/380 Verringerte Frustrationstoleranz bei unwesentlichen Ereignissen Reizbare oder übellaunige Stimmung Interessenminderung in Bezug auf Hobbys oder allgemeines Desinteresse Sozialer Rückzug Vernachlässigung der Freizeitaktivitäten Deutliche Abnahme von sexuellem Interesse oder Begehren 323/383 322/383 322/383 321/380 321/380 321/380 320/380 320/380 321/380 321/380 321/380 382/323 322/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 324/384 324/384 322/383 322/383 322/383 322/383 322/381 322/381 320/380 Verlust des Interesses oder der Freude an fast allen Aktivitäten Der Affekt ist eher reizbar als traurig Vermehrte Reizbarkeit Ständige Ärgerlichkeit Eine Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung Über Gedächtnisprobleme klagen. Schlechte Konzentration Wiederkehrende Gedanken on den Tod bzw. Suizidabsichten, Suizidpläne oder Suizidverssuche Gedanken an den Tod Ideen, dass der eigene Tod für die Mitmenschen eine Erleichterung sein würde Kurzzeitig wiederkehrende Gedanken an Selbstmord bis hin zu expliziten Plänen zur Durchführung eines Suizids Der Wunsch, angesichts unüberwindbar scheinender Hindernisse aufzugeben oder einen qualvoll schmerzhaften Gefühlszustand zu beenden, der als endlos andauernd wahrgenommen wird Neigung zu Dissimulation Abschwächen oder Rationalisierung von Symptomen Zwanghaftes Grübeln Übertriebene Besorgnis um die körperliche Gesundheit Klagen über Schmerzen Vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste Versuchter oder vollendeter Suizid Klagen über „ die Nerven“ und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“ Suizidvorstellungen und Suizidversuche 88 Eine weniger befriedigenden sozialen Umgang Sexuelle Probleme Missbrauch von Alkohol Ausgeprägte gereizte Stimmung Reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit Reizbarkeit Einschränkungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen vorliegen. Verlust der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit Eheprobleme berufliche Probleme Probleme mit der Ausbildung Klinisch bedeutsame Leiden oder Beeinträchtigung in soziale, beruflichen oder sonstigen wichtigen Funktionsbereichen Somatische Beschwerden Verminderter Appetit Regelrecht zum Essen zwingen Vermehrter Appetit Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel Plötzlicher Abfall der schulischen Leistungen Gewichtsverlust Less satisfying social interactions Difficulties in sexual functioning Alcohol abuse Prominent irritable mood Decreased physical, social and role functioning Irritability Interference in social, occupational, or other important areas of functioning Lose the ability to function socially or occupationally... Marital problems Occupational problems Academic problems Clinically significant distress or impairment in social, occupational, or other important areas of functioning Somatic complaints Appetite is usually reduced Feel that they have to force themselves to eat Increased appetite Crave for special foods Precipitous drop in grades Loss of weight Umweltbeziehung KEINE ZUORDNUNG 321/380 321/380 321/380 321/380 321/381 322/383 324/383 320/380 322/382 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 326/387 340/402 323/383 322/382 89 Phrasen Englisch …somatic complaints… ...e.g. bodily aches and pains …feelings of sadness. …increased irritability.. ...e.g. persistent anger.. ...a tendency to respond to events with angry outbursts or blaming others... ...exaggerated sense of frustration over minor matters... ...an irritable or cranky mood... …sad or dejected mood. ...a “spoiled child” pattern of irritability when frustrated. Loss of interest or pleasure… ...feeling less interested in hobbies …“not caring anymore“ or not feeling any enjoyment in activities that were previously considered pleasurable. …social withdrawal… ...neglect of pleasurable avocations... ,,, a significant reduction from previous levels of sexual interest or desire. Appetite is usually reduced... ...feel that they have to force themselves to eat ...increased appetite... …having no feelings… …feeling anxious… ..presence of a depressed mood can be inferred from the persons facial expression and demeanor. ...clinically significant distress or impairment in social, occupational, or other important areas of functioning... …who complain about feeling „blah”... The mood is often described. as depressed, sad, hopeless, discouraged, or „down the dumps“. ...depressed mood… ...loss of interest or pleasure in nearly all activities. ...the mood may be irritable rather than sad. …changes in appetite or weight, sleep and psychomotor activity... ...decreased energy… …feelings of worthlessness or guilt… ...difficulty thinking, concentrating, or making decisions... ...recurrent thoughts of death or suicidal ideation, plans or attempts... 8.5 Deutsch …depressiver Stimmung… …Verlust des Interesses oder der Freude an fast allen Aktivitäten. …ist der Affekt eher reizbar als traurig… …Veränderung in Appetit oder Gewicht, in Schlaf und psychomotorischer Aktivität… …Energiemangel… …Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld… …Schwierigkeiten beim Denken, bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung… …wiederkehrende Gedanken on den Tod bzw. Suizidabsichten, Suizidpläne oder Suizidverssuche... …klinisch bedeutsame Leiden oder Beeinträchtigung in soziale, beruflichen oder sonstigen wichtigen Funktionsbereichen… ..klagen sich abgeschlagen zu fühlen,… Die Stimmung…wird…als depressiv, traurig, hoffnungslos, entmutigt oder niedergeschlagen beschrieben. …keine Gefühle mehr empfinden zu können,… …sich ängstlich zu fühlen… …kann eine depressive Verstimmung auch dem Gesichtsausdruck und Verhalten entnommen werden. …somatische Beschwerden… …z. B. körperliche Schmerzen… …Gefühle der Traurigkeit. …vermehrte Reizbarkeit… …z. B. ständiger Ärgerlichkeit …einer Tendenz zu Jähzorn oder Schuldzuweisung… …verringerte Frustrationstoleranz bei unwesentlichen Ereignissen ..eher eine reizbare oder übellaunige Stimmung… …traurige oder niedergeschlagene Gemütslage. …Frustrations- und Trotzreaktion, wie etwa ein verzogenes Kind sie zeigt. ..Verlust von Freude oder Interesse in einem gewissen Grade... …Interessenminderung in Bezug auf Hobbys… …oder allgemeines Desinteresse… …oder Mangel an Freude an Aktivitäten, die früher als erfreulich empfunden wurden. …sozialen Rückzug… …Vernachlässigung der Freizeitaktivitäten… …zu einer deutlichen Abnahme von sexuellem Interesse oder Begehren. Der Appetit ist...vermindert... ...zum Essen regelrecht zwingen. ...vermehrter Appetit... 90 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 321/380 320/380 320/380 321/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 320/380 Seitenzahl ...impaired ability to think, concentrate or make decisions. …easily distracted... ...or complain of memory difficulties. …unable to function adequately even when they have mild concentration problems... ...poor concentration... Thoughts of death... …suicidal ideation… …suicide attempts… ...belief that others would be better of if the person were dead... …transient but recurrent thoughts of committing suicide, to actual specific plans of how to commit suicide. …crave for special foods. …significant loos or gain of weight… …sleep disturbance… …prolonged sleep episodes at night… …insomnia… …middle insomnia …terminal insomnia… Initial insomnia…. …oversleeping… …retardation… …psychmotoric changes… …agitation… …inability to sit still… …pulling or rubbing of the skin, clothing or other subjects... …pacing… ...slowed speech, thinking and body movements... …handwringing… …Increased pause before answering… ...speech that is decreased in volume, inflection, amount or variety of content... …muteness… Decreased energy… …tiredness… …fatigue… …sustained fatigue… …smallest tasks seem to require substantial effort... Sense of worthlessness or guilt… …unrealistic negative evaluations of one’s worth... ...guilty preoccupation or rumination over minor past failings. …exaggerated sense of responsibility for untoward events. Blaming oneself for being sick and for failing ...? …Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel. …erheblichem Gewichtsverlust bzw. zu erheblicher Gewichtszunahme… …Schlafstörung… …verlängerter Nachtschlaf… ..Schlaflosigkeit… …Durchschlafstörung… …Früherwachen… …Einschlafschwierigkeiten… …vermehrter Schlaf… …psychomotorische Verlangsamung… …psychomotorische Veränderung… …Unruhe und Agitiertheit… …Unfähigkeit, stillzusitzen… …Reiben oder Zupfen an der Haut, Kleidung oder anderen Dingen… …ständiges Auf- und Abgehen.. …Verlangsamung der Sprache, des Denkens und der Bewegung… …Händeringen… ..verlängerte Antwortlatenz… ...leiser und monotoner Sprache, verringertem Sprachumfang und -ausdruck …Mutismus.. Vermindertes Energieniveau,… Müdigkeit… …Ermattung… …ständige Mattigkeit.. …kleinste Aufgaben scheinen nur mit enormer Anstrengung möglich… Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld… …unrealistisch negativer Selbsteinschätzung… …Selbstvorwürfen und Grübeln über kleine Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit. …Schuld für Verfehlungen…der eigenen Person zugeschrieben. …Selbstvorwürfe wegen der Erkrankung und der Unfähigkeit, berufliche oder zwischenmenschliche Anforderungen zu erfüllen… …verminderte Fähigkeit zu Denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen. …leicht ablenkbar und zerstreut… …über Gedächtnisprobleme klagen. …bei leichteren Konzentrationsstörungen in ihrer Arbeitsfähigkeit deutlich beeinträchtigt… ...schlechte Konzentration... Gedanken an den Tod... …Suizidvorstellung... …Suizidversuche… …Ideen, dass der eigene Tod für die Mitmenschen eine Erleichterung sein würde… …kurzzeitig wiederkehrende Gedanken an Selbstmord bis hin zu expliziten Plänen zur Durchführung eines Suizids. 91 322/381 322/381 322/381 322/381 322/381 322/382 322/382 322/382 322/382 322/382 380/ 321 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 321/381 ...prominent irritable mood... Periods of sadness MAJOR DEPRESSION ...decreased physical, social and role functioning... ..abrupt cognitive decline... …expressing dysphoria… …social withdrawal… disorientation memory loss …cognitive symptoms (e.g. disorientation, memory loss, and distractibility) …difficulties in concentrating… …tendency to deny… ...discount or explain away symptoms... Versuchter oder vollendeter Suizid ...tearfulness... ...irritability... ...brooding... ...obsessive rumination... ...excessive worry over physical health... …complaints of pain. …Panic Attacks… …separation anxiety… …difficulty in intimate relationships… …less satisfying social interactions… …difficulties in sexual functioning. …marital problems… …occupational problems… …academic problems… …alcohol abuse… ...increased utilization of medical services... …attempted or completed suicide… …somatic terms… Complaints of “nerves” and headaches, of weakness, tiredness or “imbalance”... ...lose the ability to function socially or occupationally... ...unable to perform minimal self-care or to maintain minimal personal hygiene... …interference in social, occupational, or other important areas of functioning. ...a desire to give up in the face of a perceived insurmountable obstacles or an intense wish to end an excruciatingly painful emotional state that is perceived by the person to be without end... 326/386 326/387 340/402 344/403 …reduzierte physische, soziale und berufliche Leistungsfähigkeit… ...Abnahme der kognitiven Leistung...abrupt auftritt... 92 324/384 324/385 385/325 385/325 325/385 322/382 322/382 322/382 383/322 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 323/383 324/384 324/384 322/382 322/382 322/382 322/382 …der Wunsch, angesichts unüberwindbar scheinender Hindernisse aufzugeben oder einen qualvoll schmerzhaften Gefühlszustand zu beenden, der als endlos andauernd wahrgenommen wird… ..Einschränkungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen vorliegen. …Verlust der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit… …nicht mehr im Stande sein, sich selbst in den grundlegendsten Dingen zu versorgen oder eine minimale persönliche Hygiene aufrecht zu erhalten… …Konzentrationsschwierigkeiten... …Neigung zu Dissimulation… …Abschwächen oder Rationalisierung von Symptomen… Attempted or completed suicide ...Neigung zum Weinen... ...Reizbarkeit... ...Schwermut... ...zwanghaftes Grübeln... ...übertriebene Besorgnis um die körperliche Gesundheit... …Klagen über Schmerzen. …Panikattacken… …Trennungsangst… …Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Partnerschaften… …einen weniger befriedigenden sozialen Umgang… ..sexuelle Probleme. …Eheprobleme… …berufliche Probleme …Probleme mit der Ausbildung… …Missbrauch von Alkohol… ...vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste... …versuchte oder vollendeter Suizid… …körperliche Beschwerden… Klagen über „die Nerven“ und Kopfschmerzen, über Schwäche, Müdigkeit oder „Unausgeglichenheit“… …Äußerungen dysphorischer Verstimmung… …sozialer Rückzug… Desorientiertheit Gedächtnisschwäche …kognitive Symptome (z. B. Gedächtnisschwäche, Desorientiertheit, erhöhte Ablenkbarkeit)… ...ausgeprägter gereizter Stimmung... ...Phasen der Traurigkeit... Phrasen Gesamttext Englisch ...depressed mood... ...mood lability... …family relationships is often characterized by resentment and antagonism... …Mood Disorder… ...unpredictable shifts from one emotional state to another... ...depressed mood... ...diminished range of affective expression... ...symptoms e.g. psychotic, mood, anxiety.) ... …affective flattening... ...inappropriate affect... ...dysphoric mood... ...the assessment of the affect... ...associated mood disturbance... ...a family history of Mood Disorder... ...during periods of mood disturbance... ...affective episodes... ...preservation of affect... ...in the absence of prominent mood symptoms... ...depressed mood... ...without the recurrence of another mood episode... ...mood symptoms... ...Mood disturbances... ...relationship between the mood disturbance... ...impaired affect-modulation... ...regardless of their current mood state... ...depressed or irritable mood... ...dysphoric mood states... ...detoriation of mood... ...depressed mood and loss of interest in a Major Depressive Disorder... ...dysphoric mood... ...in the affects... ...reactivity of mood... ...affective instability... ...depressed mood... ...but in a Mood Disorder is a depressive affect... ...lability of mood... ...lability of mood... ...mood symptoms... 8.6 Deutsch ...depressive Stimmung... ...Stimmungsschwankung ...die Familienbeziehungen sind häufig durch Verstimmung und Disharmonie gekennzeichnet... ...Affektive Störung... ...Wechsel von einer Stimmung zur anderen... ...depressive Verstimmung... ...Variationsbreite des Gefühlsausdrucks... ...Symptome (z. B. psychotische, affektive, Angst.) ... ...verflachter Affekt... ...inadäquater Affekt... ...dysphorische Verstimmung... ...die Beurteilung des Affekts... ...begleitende affektive Störung... ...das Vorhandensein von affektiven Störungen... ...während der Perioden mit einem affektiven Störungsbild... ...affektive Episoden... ...erhaltene Affektivität... ...ohne, dass ausgeprägte affektive Symptome.. ...depressive Stimmungslage... ...ohne dass eine erneute affektive Störung aufträte... ...affektive Symptomatik... ...Affektive Störungen... ...Zusammenhang zwischen dem affektiven Störungsbild... ...verminderte affektive Schwingungsfähigkeit... ...unabhängig von ihrer aktuellen Stimmung... ...depressive oder gereizte Stimmung... ...dysphorische Stimmungszustände... ...Verschlechterung der Stimmung... ...gedrückte Stimmung und Interessenverlust bei einer Major Depression... ...dysphorische Stimmung... ...in den Affekten... ...Reaktivität der Stimmung... ...affektive Instabilität... ...depressive Verstimmung... ...aber bei einer Affektiven Störung wird ein depressiver Affekt... ...affektive Labilität... ...Affektlabilität... ...affektive Symptome... 93 77/43 118/80 118/80 136/177 166/125 186/144 200/157 212/168 331/276 334/279 334/279 336/281 338/283 338/283 339/283 339/283 342/287 348/292 348/292 351/ 295 351/ 295 351/ 295 356/300 489/425 489/425 590/520 621/546 628/552 651/572 698/616 736/651 736/651 736/651 736/651 803/714 804/715 804/715 348/292 Seite Danksagung Mein Dank gilt zunächst Prof. Dr. Dr. Klaus Spitzer und Prof. Dr. Dr. Paul Hoff für die Überlassung des Themas zur Promotion sowie für die gute Zusammenarbeit des Instituts für Medizinische Informatik und der Fakultät für Psychiatrie. Herrn Dr. Elmar Habermeyer und Dr. Cord Spreckelsen danke ich ganz herzlich für die hervorragende Planung und Unterstützung in der Gestaltung der vorliegenden Promotionsarbeit. Beider Rat war zu jeder Zeit ein großer Ansporn. Besonderer Dank gilt auch meiner Mutter und Schwester für die ständige Aufmunterung, Motivation und Unterstützung bei den Korrekturen dieser Promotion. 94 Lebenslauf Persönliche Daten Name Adresse Geburtsdatum Geburtsort Nationalität Familienstand Alexandra Scheuer Loorweg 179 51143 Köln 31.03.1975 Aachen deutsch ledig Schulausbildung 1981 – 1984 1984 – 1985 1985 – 1994 1991 Schulabschluss Grundschule in Mainzlar Grundschule in Köln-Porz Lessing-Gymnasium in Köln-Porz Auslandsaufenthalt in Michigan, USA Stipendium des Deutsch-Amerikanischen Patenschaftsprogramms Abitur 1994 Medizinstudium 1996 1997 1999 2000-01 2001 Physikum 1. Staatsexamen 2. Staatsexamen Praktisches Jahr im Krankenhaus Porz 3. Staatsexamen Teilapprobation 12.06.2001 Approbation 01.01.2003 Beruflicher Werdegang 01.07.01-31.12.02 Seit 01.01.03 Arzt im Praktikum in der Chirurgie des Krankenhaus Porz Assistenzärztin Chirurgie im Krankenhaus Porz 96