DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ZERSTÖRUNGSFREIE PRÜFUNG E.V. ZfP-Sonderpreis der DGZfP beim Landeswettbewerb Jugend forscht SCHÜEX NORDRHEIN-WESTFALEN Oberflächenspannung ... oder die automatisierte Analyse derselben Moritz Grimm Schule: Comenius-Gymnasium Datteln Jugend forscht 2017 OBERFLÄCHENSPANNUNG Oberflächenspannung ... oder die automatisierte Analyse derselben Moritz Grimm Schüler experimentieren 2017 © BY MORITZ GRIMM !1 OBERFLÄCHENSPANNUNG Oberflächenspannung ... oder die automatisierte Berechnung derselben Inhalt 1. Einleitung 3 2. Ziel der Arbeit 3 3. Theoretische Grundlagen 4 4 3.1.1.Was ist Oberflächenspannung? 4 3.1.Physikalische Grundlagen 3.1.2. Erforderliche Werte zur Berechnung der Oberflächenspannung 5 3.1.3. Berechnung der Oberflächenspannung 6 3.1.4. Ein Beispiel 7 8 4.1. Fotografie der Tropfens 8 4.2. Digitale Fotobearbeitung 9 5. Technische Umsetzung 10 5.1. Programmiersprache 10 5.2. Benutzeroberfläche 10 5.3. Bildanalyse 11 5.3.1. Wie der Computer Bilder sieht 11 5.3.2. Das Pixelraster 11 5.3.3. Die Analyse 11 5.3.4. Die Datenbank 12 5.4. Auswertung der Analyseergebnisse 12 5.5. Berechnung 4. Versuche 13 6. Messwerte aus meinem Aquarium 13 7. Fazit und Ausblick 14 7.1. Fazit 14 7.2. Ausblick 14 15 9. Anhang A - Benutzeroberfläche 15 10. Anhang B - Ablauf 16 8. Quellenverzeichnis © BY MORITZ GRIMM !2 OBERFLÄCHENSPANNUNG 1. Einleitung In diesem Schuljahr wählte ich als Wahlfach den MINT- Ergänzungskurs. Dort begannen wir mit einer Unterrichtsreihe zu Seife und sprachen auch über die Oberflächenspannung. Da ich ein Aquarium besitze, begann ich zu überlegen, welche Auswirkung die Oberflächenspannung wohl auf das Aquarienwasser hat. Mir war aufgefallen, dass verschiedene Fischfuttersorten unterschiedlich lange auf dem Aquarienwasser schwimmen. Im letzten Schuljahr habe ich einen Aquariencomputer auf Basis des Raspberry Pi 2 programmiert, der die CO₂-Anlage (und damit den pH-Wert) steuert. So kam ich auf die Idee, ein Programm zur automatischen Berechnung von Oberflächenspannung zu programmieren. Ich habe mir also Informationen zur Oberflächenspannungsberechnung mithilfe der Pendant-Drop Methode angelesen und mit deren Hilfe ein Programm zur Berechnung der Oberflächenspannung auf Basis eines Fotos programmiert. 2. Ziel der Arbeit Mein Ziel ist es, ein einfach zu bedienendes Programm zur Berechnung der Oberflächenspannung zu erstellen, das trotzdem "alltagstauglich" und genau ist. 3. Theoretische Grundlagen © BY MORITZ GRIMM !3 OBERFLÄCHENSPANNUNG 3.1 Physikalische Grundlagen 3.1.1 Was ist Oberflächenspannung? Bevor ich zur Berechnung der Oberflächenspannung komme, muss ich noch kurz erklären, was Oberflächenspannung eigentlich ist. Der Duden definiert Oberflächenspannung mit "Spannung an der Oberfläche von Flüssigkeiten". Das ist meiner Meinung nach nicht ganz korrekt. Oberflächenspannung ist die Energie, die benötigt wird, um die Oberfläche einer Flüssigkeit herzustellen bzw. aufrecht zu erhalten. Die Moleküle in einer Flüssigkeit wie Wasser sind alle gleich und ziehen sich an, wie in Abb.1 gezeigt. Jeder "Nachbar" hat die gleiche Kraft, mit der er an den anderen Molekülen zieht. Die Moleküle in der obersten Reihe haben an ihrer Oberfläche keine Nachbarn, weshalb eine bestimmte Energie erforderlich ist, um die Oberfläche zu halten. Man misst sie in Newton/Meter oder Joule/ Quadratmeter. Da letztgenannte eine Energieeinheit ist, ist diese besser. Für Wasser werden zum Beispiel ca. 72 Millijoule (mJ, ein Millijoule entspricht 1/1000 Joule) benötigt, um 1m² Oberfläche zu erzeugen. Es gibt verschiedene Methoden, die Oberflächenspannung bzw. die Oberflächenenergie zu ermitteln. Ich nutze hier die Pendant-Drop-Methode, es gibt aber viele weitere, wie z.B. die Sessile-Drop-Methode, bei der ein Tropfen auf festem Untergrund liegt. Abb. 1: Anziehung in Flüssigkeiten Physikalische Grundlagen © BY MORITZ GRIMM !4 OBERFLÄCHENSPANNUNG 3.2.1 Erforderliche Werte zur Berechnung der Oberflächenspannung Für mein Programm wähle ich die Pendant - Drop Methode. Dabei hängt ein Tropfen, der von der Schwerkraft deformiert wird, an einer Kapillaren. Um nun die Oberflächenspannung zu ermitteln, benötigt man folgende Daten: 1. Der größte Durchmesser des Tropfens: in Abb. 2 als D dargestellt 2. Der unterste Punkt des Tropfens 3. Einen zweiten Durchmesser: Man erhält ihn, indem man den größten Durchmesser um 90° gedreht auf den untersten Punkt des Tropfens stellt und an der Stelle, wo diese Linie endet, erneut einen Durchmesser misst (in Abb. 2 als d dargestellt) 4. Die Breite der Kapillaren, um eine Kostante zu haben, mit deren Hilfe man die Breite der anderen Durchmesser bestimmen kann (oben in der Abbildung) 5. Die Dichte der Umgebung (als ρB dargestellt) 6. Die Dichte der Flüssigkeit (als ρA dargestellt) Abb. 2: Erforderliche Werte zur Berechnung der Oberflächenspannung 3.2.2 Berechnung der Oberflächenspannung Für die Berechnung der Oberflächenspannung mittels der Pendant-Drop Methode gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich wähle hier die recht einfache, aber doch genaue Shape-Methode. © BY MORITZ GRIMM !5 OBERFLÄCHENSPANNUNG Für die Berechnung muss ein Shape-Faktor (in der Gleichung S genannt) ermittelt werden. Er ist der Quotient aus d (oberer Durchmesser) und D (größter Durchmesser). Je nach dem, in welchem Bereich sich S befindet, muss eine Reihe von Konstanten eingestellt werden (siehe Tab. 1). Mit diesen Werten kann man nun dem Parameter 1/H errechnen. 1/H ist ein vom Shape-Faktor abhängiger Wert. Dies ist der erste Schritt in der eigentlichen Berechnung der Oberflächenspannung. Um 1/H zu berechnen, verwendet man die Gleichung 1. Bereich von A S B₄ B₃ B₂ B₁ B₀ 0.401 - 0.46 2.56651 0.32720 0 0.97553 0.84059 0.18069 0.46 - 0.59 2.59725 0.31968 0 0.46898 0.50059 0.13261 0.59 - 0.68 2.62435 0.31522 0 0.11714 0.15756 0.05285 0.68 - 0.90 2.64267 0.31345 0 0.09155 0.14701 0.05877 0.90 - 1.00 2.84636 0.30715 -0.69116 -1.08315 -0.18341 0.20970 Tab.1: Konstanten für die Berechnung von 1/H Gleichung 1: Berechnung von 1/H Ist der Wert 1/H berechnet, kann die eigentliche Berechnung der Oberflächenspannung erfolgen, wofür zusätzlich die Dichte von Umgebung und Flüssigkeit benötigt wird. Diese Berechnung wird mithilfe der Gleichung 2 vorgenommen. Gleichung 2: Berechnung der Oberflächenspannung 3.2.3 Ein Beispiel © BY MORITZ GRIMM !6 OBERFLÄCHENSPANNUNG Die Werte für dieses Beispiel sind ausgedacht. Sie sind nicht auf eine tatsächliche Messung zurückzuführen. Als Dichte wählte ich hier 1g/cm³ 1. Bestimmung der Werte d und D: d=2mm, D=4mm 2. Shape -Faktor bestimmen: 2/4=0,5 3. Werte aus Tabelle holen: A=2,59725; B₄=0,31968; B₃=0; B₂=0,46898; B₁=0,50059; B₀=0,13261 4. 1/H berechnen: 1524.42 5. Oberflächenspannung berechnen 6. Ergebnis: 10532.8 N/m (Newton/Meter)= 105328000 mn/m (Millinewton/ Meter)= 105328000 mJ/m (Millijoule/Quadratmeter) 4. Versuche © BY MORITZ GRIMM !7 OBERFLÄCHENSPANNUNG 4.1 Fotografie des Tropfens In diesem Kapitel beschreibe ich, wie ich die zu berechnenden Tropfen fotografiert habe. Um den hängenden Tropfen zu fotografieren, musste ich für eine sichere Aufhängung der Kapillaren, gleichmäßiges Licht von hinten und eine gute Kamerapositionierung sorgen. Für meine Fotografie brauche ich: 1. Eine Spiegelreflexkamera (besonders lichtstark, macht die besten Aufnahmen) 2. Zwei Stative mit Klemmen 3. Eine Spritze 4. Eine Kapillare 5. Einen Lichtleiter 6. Ein Blatt Papier, um das Licht zu verteilen 7. Und natürlich die zu analysierende Flüssigkeit. Abb. 3: Fotos und Skizze meines Versuchsaufbaus In Abbildung 3 ist der Aufbau meines Versuchs zu sehen. Da sich der Lichtleiter hinter dem Papier befindet, streut das Papier das Licht und der Tropfen wird hell beleuchtet. Meine Kamera, die in der Skizze aus Platzgründen nicht zu sehen ist, befindet sich direkt am Tropfen. © BY MORITZ GRIMM !8 OBERFLÄCHENSPANNUNG Fotografieren Um ein perfektes Ergebnis zu erzielen, fotografiere ich mit weiter Blende und ohne Zoom. Durch die weit geöffnete Blende kann ich sehr helle Bilder mit hohem Kontrast aufnehmen. Im Prinzip ist der Versuch damit abgeschlossen. 4.2 Digitale Fotobearbeitung Zur Bearbeitung meiner Fotos nutze ich Adobe Photoshop CC. Mit diesem Programm kann ich sehr einfach ein Farbfoto in ein Schwarzweißbild umwandeln. Dazu stelle ich das Bild zunächst frei (Ergebnis in Abb. 4) und erhöhe den Kontrast. Dann wird das Bild, wie in Abb. 5, in Graustufen umgewandelt. Abschließend wird eine Schwellenwertmaske angewendet, was bedeutet, dass ab einem gewissen Grauwert ein Pixel entweder in Schwarz oder in Weiß umgewandelt wird (siehe Abbildung 6). So muss mein Programm später nur noch zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden, was den Analysezyklus deutlich verkürzt. Abb. 4: Tropfenfoto in Farbe Abb. 5: Graustufen. Abb. 6: Fertiges Bild Die Schwellenwertmaske kann eingestellt werden, damit nur die Tropfenkontur und die Kapillare schwarz sind. 5. Technische Umsetzung © BY MORITZ GRIMM !9 OBERFLÄCHENSPANNUNG In diesem Kapitel beschreibe ich, wie ich die Berechnung der Oberflächenspannung am Computer umsetze. 5.1 Programmiersprache Als Programmiersprache wähle ich hier Microsoft C#. C# ist eine Hochsprache zur Entwicklung von Windows-Benutzeranwendungen. C# ist deshalb besonders geeignet, weil es einerseits gut mathematische Operationen ausführen kann, andererseits aber auch gute Benutzeroberflächen erstellen kann. Zur Erstellung der Benutzeroberfläche wird die WPF (Windows Presentation Foundation) auf der Basis der Oberflächensprache XAML verwendet. Zur Entwicklung meines Programms nutze ich die IDE (Entwicklungsumgebung) Microsoft Visual Studio Enterprise 2015. Mit diesem Programm kann man in mehreren Programmiersprachen entwickeln. Es hat sehr viele Entwicklungshilfen und Funktionen. 5.2 Benutzeroberfläche Beim Programmieren wird oft zuerst die Benutzeroberfläche erstellt. Mein Programm sollte eine recht einfache Benutzeroberfläche haben. Deshalb wähle ich WPF. Es bietet die meisten Anpassungs- und Designmöglichkeiten, wobei es relativ schnell ist. Ich wähle eine RibbonOberfläche (ähnlich wie in Microsoft Office), um sämtliche Bedienelemente zusammenzufassen. Außerdem habe ich eine Assistentenführung eingebaut, um Probleme beim Erfassen der Daten zu vermeiden. Meine Benutzeroberfläche hat folgende Aufgaben: 1. Auswahl eines Fotos 2. Erfassen der Breite der Kapillaren 3. Erfassen der Flüssigkeits- und Umgebungsdichte 4. Anzeigen des Analysefortschritts 5. Ausgabe der Ergebnisse Da dies mit einfachen WPF-Steuerelementen möglich ist, möchte ich hier nicht weiter auf die Benutzeroberfläche eingehen. Im Anhang A befindet sich ein Bildschirmfoto der aktuellen Version meiner Benutzeroberfläche. 5.3 Bildanalyse Damit man ein Bild analysieren kann, muss man erstmal verstehen, wie Bilder für den Computer aussehen und wie sie gespeichert sind. © BY MORITZ GRIMM !10 OBERFLÄCHENSPANNUNG 5.3.1 Wie der Computer Bilder sieht Computer speichern Bilder immer als einzelne Bildpunkte, sogenannte Pixel. Jedes Pixel hat nur eine Farbe. Diese Farben werden als Zahlen ausgedrückt. Hier kommt der sogenannte Farbraum ins Spiel. Der Farbraum bestimmt, welche und wie viele Farben zur Verfügung stehen und wie sie in der Bilddatei vermerkt sind. Für mein Foto verwende ich zuerst den RGB (Red-Green-Blue, Rot-Grün-Blau)-Farbraum, der wie in Kapitel 4 beschrieben in Schwarzweiß umgewandelt wird. Dazu verwende ich einen 1-bitFarbraum, der nur Schwarz und Weiß beinhaltet (1 Bit hat zwei Möglichkeiten- an (schwarz) und aus (weiß)). So hat der Computer nur noch zwei Auswahlmöglichkeiten und eine Fehlerkennung wegen zu dunkler Aufnahme ist ausgeschlossen. 5.3.2 Das Pixelraster Um die Farbwerte der einzelnen Pixel zu analysieren, benötige ich eine Rastergrafik. Eine Rastergrafik ist eine digitale Grafik, die ich mithilfe einer Programmiersprache relativ unkompliziert analysieren und bearbeiten kann. Über das Bild wird ein Raster gelegt. So kann ich über ein Koordinatensystem jedes einzelne Pixel ansteuern. Da ich mit Windows arbeite, bietet sich hier die bewährte Windows-Bitmap an. Dieses Dateiformat gibt es schon sehr lange und es wird stetig verbessert. C# enthält eine gute Bitmap-Unterstützung, die ohne viel Aufwand erreichbar ist. Ich kann zum Beispiel mit einem einzigen Befehl die Farbe eines bestimmten Pixels auslesen und anschließend weiterverarbeiten. 5.3.3 Die Analyse Nachdem ich das Foto wie beschrieben in eine Bitmap umgewandelt habe, kann ich die einzelnen Pixel analysieren. Dazu verwende ich eine Programmschleife. Eine Programmschleife (oder einfach "Schleife" genannt) ist ein sich nach Bedingungen wiederholender Programmablauf. Wie in Kapitel 3.2.1 beschrieb, benötige ich a) den größten Durchmesser des Tropfens und b) einen zweiten Durchmesser in Höhe des um 90° gedrehten und auf den Boden des Tropfens gestellten ersten Durchmessers. Um den größten Durchmesser herauszufinden, muss ich alle Durchmesser ermitteln. Dazu gehe ich Reihe für Reihe vor: Zuerst suche ich das erste schwarze Pixel. Dazu beginne ich links in einer Reihe und lasse seinen Farbwert bestimmen. Anschließend wird untersucht, ob dieser schwarz ist. Ist dem nicht so, geht es weiter zum nächsten Pixel. Ist ein Pixel schwarz, vermerkt der Computer dies in einer Datenbank (siehe 5.3.4). Diese Prozedur wird für das letzte schwarze Pixel wiederholt, nur dass nun von rechts begonnen wird. Sind beide Pixel gefunden, berechnet das Programm © BY MORITZ GRIMM !11 OBERFLÄCHENSPANNUNG die Differenz zwischen den beiden Pixeln und notiert diese in der Datenbank. Ist eine Reihe ganz weiß, wird auch dies in der Datenbank vermerkt. 5.3.4 Die Datenbank Um die Ergebnisse meiner Analyse besser auswerten zu können, schreibe ich die Ergebnisse in eine externe Microsoft-Access-Datenbank. Diese Datenbank enthält Folgendes: 1. Das erste schwarze Pixel 2. Das letzte schwarze Pixel 3. Die Differenz zwischen beiden 4. Ist die Reihe ganz weiß? 5. Die passende Reihe (dies ist der Index) In dieser Datenbank gibt es für jede Reihe bzw. Zeile einen Datensatz, der die oben genannten Daten enthält. 5.4 Auswertung der Analyseergebnisse Um die Ergebnisse der Pixelanalyse auszuwerten, muss ich die Daten gezielt aus der Datenbank holen. Mein C#-Programm kommuniziert mit der Datenbank über die Datenbanksprache SQL. SQL ist eine von Microsoft entwickelte Technologie zur Strukturierung und Anbindung von Datenbanken aus Programmen, Websites oder anderen Skripten. Über verschiedne Kommandos kann man Datenbanken auf sehr vielfältige Weise verwenden. Mithilfe des SELECT - Befehls können Datensätze aus einer Datenbank geholt werden. Zuerst brauche ich den größten Durchmesser. Dazu verwende ich die Spalte mit der Differenz. Dabei beschränke ich die Anzahl zu ladender Datensätze auf 1 und lasse vom größten zum kleinsten sortieren. Das Ergebnis: Ich bekomme den Datensatz der Reihe, in der sich der größte Durchmesser befindet. Nun suche ich die Stelle, an der der Tropfen beginnt. Ich verwende wieder den Select-Befehl. Diesmal wähle ich alle Datensätze, die nicht weiß sind und lasse sie von unten nach oben sortieren (Spalte 5, Die passende Reihe [s.O.]). Auch beschränke ich die Anzahl der zu zeigenden Datensätze wieder auf 1. So bekomme ich den untersten Punkt des Tropfens. Ich brauche noch den zweiten Durchmesser. Dazu benötige ich die gerade ermittelten Daten. Um die Reihe herauszufinden, in der er liegt, addiere ich die Nummer der Reihe, in welcher der unterste Punkt des Tropfens liegt und den größten Durchmesser. Dies ergibt die Reihe, deren Datensatz ich noch auslesen muss. Zu guter Letzt brauche ich noch die oberste Reihe im Bild. Dort befindet sich die Kapillare, deren Breite der Nutzer in Millimeter eingeben muss. Mit ihrer Breite in Pixel und in Millimeter kann ich nun die gerade analysierten Durchmesser von Pixel in Millimeter umrechnen. © BY MORITZ GRIMM !12 OBERFLÄCHENSPANNUNG Ist dies alles erledigt, kann die Berechnung erfolgen. Der genaue Ablauf meines Programms befindet sich in Anhang B. 5.5 Berechnung Die Berechnung der Oberflächenspannung ist nun möglich. Die erforderlichen Rechnungen lassen sich mit der Math-Klasse von C# einfach realisieren. 6. Messwerte aus meinem Aquarium Um nun die Fischfutter-Frage (siehe Kapitel 1) zu beantworten, habe ich mit meiner Software die Auswirkungen verschiedener Futtersorten auf das Aquarienwasser überprüft. Dazu verwende ich verschiedene Futtersorten und Wasser aus meinem Aquarium. Um die Auswirkungen möglichst real zu erfassen, habe ich das Aquarienwasser in eine Petrischale gegeben und die gleiche Menge Futter wie beim Füttern meiner Fische verwendet: Die Ergebnisse fielen überraschend aus: Aquarienwasser hat aufgrund der verringerten Salzgehalte eine Oberflächenspannung von 66,45. Gebe ich mein Standardfutter (JBL NovoBel) hinzu, so sinkt die Oberflächenspannung auf 64,3. Die große Überraschung bot TetraMin. Es senkte die Oberflächenspannung auf 54,21. Das ist eine Abnahme von knapp 15%, was man als sehr viel bezeichnen kann. Da ich mehrere Fotos gemacht und analysiert habe und immer zum gleichen Ergebnis kam, ist dieses Ergebnis aussagekräftig. Diese starke Veränderung ist aus hohen Salzgehalt und diverse Zusatzstoffe zurückzuführen 7. Fazit und Ausblick 7.1 Fazit Die Programmierung eines solchen Programmes ist eine große Herausforderung für mich. Mit dem richtigen Hintergrundwissen und einer gewissen Geduld ist die Entwicklung eines solchen Programms zur einfachen und alltagstauglichen Berechnung der Oberflächenspannung möglich. 7.2 Ausblick Ich arbeite daran, mein Programm immer genauer und schneller zu machen. Beispielsweise könnte ich eine andere Form der Datenbank verwenden, die intern im Programm liegt. Auch könnte ich andere Berechnungsformen wie zum Beispiel die Sessile-Drop-Methode einbauen, um ein Messgerät mit mehreren Methoden (als Gegenprobe) zu entwickeln. Aktuell beschäftige ich mich mit der Young-Laplace-Gleichung. Dieses System gekoppelter partieller Differentialgleichungen ohne numerische Lösung beschreibt den Zusammenhang © BY MORITZ GRIMM !13 OBERFLÄCHENSPANNUNG zwischen Druck und Krümmung der Oberfläche. Sie bietet eine noch genauere Berechnung der Oberflächenspannung und wird in kommerziellen Messgeräten verwendet. Δρ beschreibt die Dichtedifferenz der Medien, g beschriebt die Gravitation, h beschreibt die Höhe des Tropfens. R1 und R2 sind die Hauptkrümmungsradien. Was man nun sucht ist γ, die Oberflächenspannung. Zunächst wirkt diese Gleichung harmlos. Da aber Krümmungen in der Mathematik in Ableitungen beschrieben werden, resultiert aus der Young-LaplaceGleichung eine partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung. Diese Gleichung funktioniert für alle symmetrischen Tropfen, allerdings ist für den Fall des hängenden und liegenden Tropfens noch keine Lösung bekannt. So muss man sich annähern. Warum es noch keine Lösung für diese Gleichung gibt, lässt sich dadurch erklären, dass die Hauptkrümmungsradien (siehe Gleichung) an jedem Punkt anders sind. Deswegen verwendet man den Kleinste Quadrate-Fit. Mit dem Runge-Kutta-Verfahren kann man nun die gesamte Oberfläche absuchen. Wichtig ist: Um mit der Young-Laplace-Gleichung arbeiten zu können, muss man den Tropfen als Funktion sehen. Man variiert dann gezielt die Parameter der Funktion, bis die Funktion auf den Tropfenumriss passt. Diese Funktion kann man dann mittels der Ableitungen in die Young-Laplace-Gleichung einsetzen. Dann könnte man die Oberflächenspannung berechnen. Da man die Hauptkrümmungsradien allerdings nicht genau bestimmen kann, ist die Lösung dieser Differentialgleichung noch niemandem gelungen. Das bedeutet für mein Programm, dass ich mich so gut wie möglich annähern muss. Trotzdem ist diese Methode genauer als die Shape-Methode (siehe Kapitel 3). Viele Forscher haben versucht, auf Basis dieser Methode die Oberflächenspannung vereinfacht zu berechnen. Bashforth und Adams¹ waren die ersten Menschen, denen es gelang, mit der Young-Laplace-Gleichung die Oberflächenspannung zu analysieren. Sie erstellten eine äquivalente Gleichung, die in heutigen Messgeräten immer noch verwendet wird. Aktuell arbeite ich daran, mein Programm mit der Young-Laplace-Methode zu erweitern, um feinere Nuancen feststellen zu können. Dies ist bspw. in der Tintendruckerproduktion von Vorteil, weil man so die in diesem Kontext wichtige Oberflächenspannung feiner ermitteln und bessere Tinten entwickeln könnte. 7. Quellenverzeichnis Abb. 2 : Drelich, J.; Fang, Ch.; White, C.L.: Measurement of Interfacial Tension in FluidFluid-Systems © BY MORITZ GRIMM !14 OBERFLÄCHENSPANNUNG Gleichungen 1 und 2: Drelich, J.; Fang, Ch.; White, C.L.: Measurement of Interfacial Tension in Fluid-Fluid-Systems Tabelle 1: Drelich, J.; Fang, Ch.; White, C.L.: Measurement of Interfacial Tension in FluidFluid-Systems 1.: Bashforth, Francis; Adams, J.C.: The theories of capillary action by compairing the theoretical and measured forms of drops of liquid, 1938 Alle anderen Fotos, Grafiken, Tabellen und Gleichungen: Copyright © 2016-2017 by Moritz Grimm. Alle Rechte vorbehalten. Anhang A- Benutzeroberfläche Erklärung des Namens SmariWare SurfaceEnergy: Unter Microsoft Visual Studio muss ein "Firmenname" angegeben werden. So heißt meine Software jetzt SmariWare, benannt nach einem meiner Fische. Anhang B - Ablauf © BY MORITZ GRIMM !15 OBERFLÄCHENSPANNUNG © BY MORITZ GRIMM !16