2. Tag - Thieme

Werbung
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-11
Ein 35-jähriger Verwaltungsangestellter wird mit der Verdachtsdiagnose "akute Psychose" in die Notambulanz einer Universitätsklinik eingewiesen. Während der körperlichen Untersuchung äußert er, dass das an der Wand des Untersuchungszimmers hängende Kruzifix (welches dort auch de facto hängt)
bedeute, dass er bald sterben müsse.
Bei diesem psychopathologischen Phänomen handelt es sich am
wahrscheinlichsten um ein(e)
(A) Affektillusion
(B) visuelle Halluzination
(C) Déjà-vu-Erlebnis
(D) Wahnwahrnehmung
(E) Pseudologia phantastica
2
Welche der Schilderungen eines schizophrenen Patienten entspricht am ehesten einem Symptom 1. Ranges (nach K. Schneider)
der Schizophrenie?
(A) Ich kann andere Menschen heilen und die Zukunft vorhersagen.
(B) Seit einigen Tagen merke ich, dass ich alle Sprachen der
Welt sprechen und verstehen kann.
(C) Seit 2 Wochen höre ich ständig ein pochendes Maschinengeräusch ganz laut in meinem Kopf.
(D) Andere Menschen können ständig meine Gedanken lesen,
wissen immer genau, was in meinem Kopf vor sich geht.
(E) Abends nehme ich seltsame Gerüche wahr. In meinem Schlafzimmer riecht es oft nach Schwefel oder Leichengift, ganz
abscheulich.
3
Ein (an einer Schizophrenie erkrankter, organisch gesunder)
Patient berichtet, seit einiger Zeit mal auf der linken Stirnseite (ungefähr handtellergroß) mal am Handgelenk (mehr auf
der Haut, aber auch tiefer im Knochen) eine übermäßige, schwer
beschreibbare, unangenehme Wärme zu verspüren, so als ob er
mit einer Heizsonne im Körper herumlaufen würde. Das komme und
gehe, trete meist zu einer bestimmten Tageszeit auf.
Psychopathologisch handelt es sich dabei am ehesten um folgendes der genannten Phänomene:
(A) Synästhesien
(B) Enterozoenwahn
(C) Tasikinesien
(D) Zönästhesien
(E) wahnhafte Dysmorphophobie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-24
Um eine induzierte wahnhafte Störung (nach ICD-10) handelt es
sich am häufigsten bei folgender der genannten Störungen:
(A) Querulantenwahn
(B) expansiver Wahn
(C) "Folie à deux"
(D) wahnhafte Psychose eines Schwerhörigen
(E) Eigengeruchsparanoia
5
Ein (an einer Psychose erkrankter) Patient berichtet: "Von
Zeit zu Zeit höre ich ein Fauchen, wie von einer Katze; oft
auch ein Zischen, Klopfen, Pfeifen oder Wiehern. Wenn ich
nachsehe, ist niemand da."
Es handelt sich dabei am ehesten um folgendes der genannten
psychopathologischen Phänomene:
(A) akustische Halluzinationen 1. Ranges (nach K. Schneider)
(B) illusionäre Verkennungen
(C) Akoasmen
(D) propriozeptive dysmorphe Halluzinationen
(E) Phosphene
6
Eine 26-jährige (früher unauffällige) Frau klagt nach einer
euphorischen Phase mit sexueller Enthemmung jetzt über
Irritierbarkeit, Stimmungstiefs und mangelnden Antrieb. Sie
hört in letzter Zeit auch gelegentlich Stimmen und ist dann
extrem misstrauisch. Ihre Sprache ist leicht verwaschen,
dysarthrisch; sie leidet zudem unter einem deutlichen Händezittern beidseits.
Welche der folgenden Erkrankungen kommt am wahrscheinlichsten
in Betracht?
(A) Shy-Drager-Syndrom
(B) M. Wilson
(C) Chorea Sydenham
(D) Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)
(E) M. Krabbe
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-37
Eine 70-jährige (früher psychiatrisch unauffällige) Frau wird
von ihrer Tochter zu Ihnen als Hausarzt gebracht, da sie stark
an Gewicht abgenommen hat, sich stark zurückgezogen hat, sich
selbst und ihren Haushalt, entgegen früherer Gewohnheiten,
vernachlässigt. Bei der Untersuchung finden Sie keine körperlichen Ursachen, die den Zustand der Patientin erklären können. Die Patientin ist zur Zeit, zum Ort und zur Situation
orientiert, es finden sich keine Anhaltspunkte für deutliche
Gedächtnisstörungen. Die Patientin ist gefühlsstarr, spricht
leise und langsam, wirkt teilnahmslos, interesselos. Sie
schlagen der Patientin eine Klinikaufnahme vor. Dies lehnt die
Patientin ab, da sie "kein Geld habe" und "die Krankenkasse
einen Aufenthalt nicht bezahlen werde". Die mit anwesende
Tochter äußert glaubhaft, dass die Patientin keinerlei finanzielle Probleme habe und gut krankenversichert sei.
Welche der folgenden Diagnosen (nach ICD-10) kommt am wahrscheinlichsten in Betracht?
(A) gemischte schizoaffektive Störung
(B) Dysthymia
(C) depressive Episode mit psychotischen Symptomen
(D) schizotype Störung
(E) Konversionsstörung bei familiärer Konfliktsituation
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-48
Eine 37-jährige, sich gerade in Urlaub befindende Frau erscheint in Ihrer Praxis und berichtet, dass sie seit sieben
Jahren an einer manisch-depressiven Krankheit leidet, wobei in
den letzten zwei Jahren nach Ansetzen einer Phasenprophylaxe
mit Lithium weder depressive noch manische Episoden aufgetreten seien. Kurz vor Urlaubsbeginn habe sie jedoch schlechter
geschlafen, habe mehr Antrieb gezeigt und sei äußerst redselig
gewesen. Hierauf habe ihr sie behandelnder Arzt sogleich mit
dem zusätzlichen Ansetzen eines atypischen Neuroleptikums reagiert, um eine beginnende Manie im Anfangsstadium abzufangen;
was ihm nach Angaben der Patientin auch gelungen zu sein
scheint. Hier am Urlaubsort habe sie trotz der anhaltenden
Hitze viel Sport getrieben und sei dabei auch kräftig ins
Schwitzen gekommen.
Grund ihrer jetzigen Konsultation bei Ihnen seien am gestrigen
Abend nach dem Essen und einem Glas Wein aufgetretene (noch
anhaltende) Beschwerden wie Zittern und Ungeschicklichkeit der
Hände, Übelkeit mit Brechreiz und Durchfällen. Sie fühle sich
heute zudem völlig apathisch, in ihrem Denken und Handeln
verlangsamt und könne sich beim Lesen kaum konzentrieren.
Bei diesem am Urlaubsort aufgetretenen Beschwerdebild handelt
es sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten
Störungen:
(A) malignes neuroleptisches Syndrom
(B) erneute schwere depressive Episode mit somatischem Syndrom
(nach ICD-10)
(C) Folge eines zu hohen Lithium-Serumspiegels
(D) Marchiafava-Bignami-Syndrom
(E) somatoforme autonome Funktionsstörung (nach ICD-10)
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-59
Bei einer 67-jährigen (in Ihrer Behandlung befindlichen)
dementen Patientin mit erheblichen Auffassungs-, Merkfähigkeits- und Orientierungsstörungen stellen Sie - wegen einer
anderen Erkrankung - als Chirurg die Indikation für einen
notwendigen, jedoch nicht notfallmäßig durchzuführenden operativen Eingriff. Aufgrund des demenziellen Syndroms gelangen
Sie zu der Überzeugung, dass eine ordnungsgemäße Aufklärung
der Patientin mit Einwilligung in den operativen Eingriff
nicht möglich ist.
Im Hinblick auf diese Operation empfiehlt sich vor allem
folgende der genannten Vorgehensweisen:
(A) Sie informieren die Ethikkommission der Klinik über den
Zustand der Patientin und holen sich die Einwilligung dieser Kommission für den operativen Eingriff ein. Nachfolgend sind Sie damit zur Operation legitimiert.
(B) Sie führen den Eingriff i.S. einer Geschäftsführung ohne
Auftrag durch, dokumentieren dieses aber zuvor schriftlich
in der Krankenakte.
(C) Sie führen den Eingriff i.S. eines übergesetzlichen Notstandes durch, nachdem Sie in Koordination mit der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses die Geschäftsunfähigkeit der Patientin schriftlich dokumentiert haben.
(D) Sie veranlassen - sofern noch nicht bestehend - die Einrichtung einer gesetzlichen Betreuung.
(E) Zur Durchführung des operativen Eingriffs beantragen Sie
ein Verfahren nach dem landesgültigen Unterbringungsgesetz, im Rahmen dieses Verfahrens dürfen Sie den operativen Eingriff dann vornehmen.
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-610
Ein 35-jähriger, normalgewichtiger (früher immer psychisch und
organisch gesunder) Mann stellt sich in der Ambulanz wegen
einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit vor, die er auf einen gestörten Nachtschlaf mit Einschlafschwierigkeiten und häufigem
nächtlichem Erwachen zurückführt. Aufgrund der Schlafstörung
und der damit verbundenen Tagesmüdigkeit leide er auch unter
erheblichen Konzentrationsstörungen, und die Verrichtung alltäglicher Belange sei nur mit Aufwendung erheblicher Kräfte
durchführbar; dies gelte nicht nur für seine Arbeitsverpflichtungen, sondern auch für seine bisher regelmäßig durchgeführten Hobbys, an denen er auch keine Freude mehr habe.
Aufgrund seines starken Erschöpfungsgefühls habe auch sein
sexuelles Verlangen deutlich nachgelassen, was ihn selber
jedoch nicht so sehr berühre wie seine Partnerin.
Die Polysomnographie zeigt eine deutlich verkürzte REM-Latenz,
einen verminderten Tiefschlafanteil, häufige nächtliche Wachphasen sowie einen vermehrten REM-Schlaf-Anteil. Der von Ihnen
erhobene internistische und neurologische Status ergibt einen
unauffälligen Befund. Drogen- oder Medikamentenabusus liegt
offensichtlich nicht vor.
Beschwerdeschilderung und Polysomnographie sprechen am wahrscheinlichsten für folgende der genannten Diagnosen (nach
ICD-10):
(A) Lennox-Gastaut-Syndrom
(B) familiäre fatale Insomnie
(C) depressive Episode
(D) Kleine-Levin-Syndrom
(E) REM-Schlaf-assoziierte kataplektische Synkopen
11
Zu den Antidepressiva vom Typ der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wird üblicherweise nicht gerechnet:
(A) Paroxetin
(B) Sertralin
(C) Fluvoxamin
(D) Tranylcypromin
(E) Citalopram
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-712
Ein 79-jähriger Patient soll wegen Antriebslosigkeit und zunehmender depressiver Verstimmung mit einem Antidepressivum
behandelt werden. Der Patient leidet an einer Harnabflussstörung und Herzrhythmusstörungen in Form von AV-Leitungsverzögerungen.
Welche der Substanzen kommt am ehesten infrage?
(A) Amitriptylin
(B) Lithium
(C) Fluvoxamin
(D) Imipramin
(E) Diazepam
13
Eine typische und häufige unerwünschte Wirkung der langfristigen Gabe von Lithium, die dennoch möglichst nicht zu einer
Therapieunterbrechung führen sollte, erfordert bei ihrem Auftreten am wahrscheinlichsten die zusätzliche Gabe von
(A) Propranolol
(B) Folsäure
(C) Vitamin K
(D) Terfenadin
(E) Pyridoxin
14
Mit welcher der folgenden Wirkungen ist unter einer Therapie
mit einem Neuroleptikum aus der Gruppe der Phenothiazine am
wenigsten zu rechnen?
(A) Mundtrockenheit
(B) orthostatische Regulationsstörungen
(C) Obstipation
(D) Erbrechen
(E) Sedation
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-815
Eine seit 2 Tagen mit Haloperidol (in üblicher Dosierung)
behandelte psychotische Patientin entwickelt einen Torticollis
und Verkrampfungen der Zungen- und Schlundmuskulatur.
Welcher der genannten Arzneistoffe kommt therapeutisch zur
Unterbrechung dieser pharmakogenen dystonen Reaktion in erster
Linie in Betracht?
(A) Calciumgluconat
(B) Phenobarbital
(C) Biperiden
(D) Valproinsäure
(E) Tranylcypromin
16
Nachdem bei einer 27-jährigen Patientin, die seit drei Jahren
an einer kontinuierlich verlaufenden Schizophrenie erkrankt
ist, die akustischen Halluzinationen und die vorliegende
Negativ-Symptomatik unter Gabe verschiedenster konventioneller
und neuerer Neuroleptika nur geringfügig beeinflusst werden
konnten und die Patientin zum Teil auch mit erheblichen extrapyramidalen Störungen auf die bisherige Medikation reagierte,
entschließen Sie sich zu einer medikamentösen Behandlung mit
Clozapin.
In Hinblick auf diese Clozapin-Behandlung ist in den ersten
Behandlungsmonaten (später dann - entsprechend systematischem
Zeitschema - in weitergesteckten Abständen) die regelmäßige
wöchentliche Kontrolle von folgendem der Genannten am
bedeutsamsten:
(A) Augenfundus
(B) Blutbild
(C) EEG
(D) Triiodthyronin
(E) Kalium i.S.
17
Das psychopathologische Phänomen Negativismus
(A) findet sich in der Regel bei Zwangsneurosen
(B) ist synonym mit dem Begriff "Koprolalie" (beim Gilles-dela-Tourette-Syndrom)
(C) ist ein bekanntes Erscheinungsbild bei der Katatonie
(D) entspricht dem Phänomen der Zerfahrenheit bei Psychosen
(E) zählt zu den Symptomen 1. Ranges der Schizophrenie (nach
K. Schneider)
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-918
Ein 30-jähriger (organisch gesunder) Mann stellt sich in Ihrer
Praxis vor. Er klagt über innere Anspannung und Unruhe. Im
Büro mache er viele Fehler, er sei gereizt und habe Angst vor
den Kollegen. Er wisse, dass sie ihn kontrollieren und durch
den Computer Informationen über ihn an die Geschäftsleitung
versenden. Diese Informationen würden durch die Geschäftsleitung gesammelt, um ihn später aus der Firma entfernen zu lassen. In den nächtlichen Fernsehnachrichten würden ihm seit
2 Monaten regelmäßig verschlüsselte Botschaften übermittelt,
damit er sich vor dem Komplott schützen könne.
Welche der folgenden Erkrankungen/Störungen (nach ICD-10)
kommt am wahrscheinlichsten in Betracht?
(A) generalisierte Angststörung
(B) Borderline-Persönlichkeitsstörung
(C) dissoziativer Besessenheitszustand
(D) Schizophrenie
(E) isoliertes Depersonalisations-/Derealisationssyndrom
19
Eine Frau wird ungewollt schwanger. Sie lehnt ihr Kind (auch
nach der Geburt) innerlich ab. Anstelle von Ablehnung zeigt
sie nach der Geburt dem Kind gegenüber jedoch eine stark
überfürsorgliche Haltung.
Wenn diesem überfürsorglichen Verhalten hier ein Abwehrmechanismus zugrunde liegt, ist welcher der genannten aus Sicht der
psychoanalytischen Theorie am wahrscheinlichsten?
(A) Rationalisierung
(B) Projektion
(C) Reaktionsbildung
(D) Intellektualisierung
(E) Wendung gegen das Selbst
20
Zu den Störungen der Sexualpräferenz zählt nach ICD-10 insbesondere folgende der genannten Störungen:
(A) fetischistischer Transvestitismus
(B) testikuläre Feminisierung
(C) Vaginismus
(D) Alibidinie (Alibidimie)
(E) Impotentia satisfactionis
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1021
Die ICD-10 benennt als eine eigene diagnostische Kategorie
"Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle" und
benennt in dieser Kategorie explizit bestimmte Störungsbilder.
Hierzu zählt insbesondere folgendes der genannten Störungsbilder:
(A) Balbuties
(B) psychogene Enuresis
(C) somatoforme autonome Funktionsstörung
(D) pathologisches Glücksspiel
(E) fetischistischer Transvestitismus
22
Für die histrionische Persönlichkeitsstörung (nach ICD-10) ist
in erster Linie folgende der genannten Merkmalkonstellationen
charakteristisch:
(A) Abneigung gegen persönliche Kontakte und Vermeidung beruflicher Aktivitäten, die zwischenmenschliche Kontakte voraussetzen
(B) Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer Personen und mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener
eigener Ansprüche
(C) übermäßiges Verlangen nach Anerkennung durch andere und
oberflächliche labile Affektivität
(D) Gleichgültigkeit gegenüber Lob und Kritik, emotionale
Kühle und Mangel an Temperament
(E) ängstlich-furchtsames Temperament, zwanghafte Zweifel und
zwanghafte Vorsicht gegenüber den Alltagsbelangen
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1123
Eine 25-jährige Verkäuferin (Rechtshänderin) kommt wegen
Pelzigkeit, Schwäche und Ungeschicklichkeit der rechten Hand
und des rechten Arms zur stationären Aufnahme.
Neurologisch findet sich eine psychogene unvollständige
schlaffe Lähmung der rechten oberen Extremität. Bei der
tiefenpsychologischen Anamneseerhebung stellt sich heraus,
dass bei starker Neid- und Rivalisierungsproblematik gegenüber
der älteren Schwester die Patientin einige Tage vor dem Eintritt der Lähmung ihren Schwager (den Ehemann dieser Schwester) aktiv verführt hat.
Welche der genannten Diagnosen (nach ICD-10) kommt hier am
wahrscheinlichsten in Betracht?
(A) dissoziale Persönlichkeitsstörung
(B) dissoziative Störung
(C) Ganser-Syndrom
(D) Somatisierungsstörung
(E) organische paranoide Störung
24
Eine 25-jährige (organisch gesunde und bisher psychisch unauffällige) Mutter berichtet beschämt beim Arzt über die immer
wieder unwillkürlich auftretende Vorstellung, ihrer vier Jahre
alten Tochter etwas anzutun. Sie liebe ihr Kind und finde es
furchtbar, solche Ideen zu haben. Sie versuche, die grauenvollen Ideen zu unterdrücken und immer wieder an ihre positiven Gefühle dem Kind gegenüber zu denken.
Es handelt sich hier am wahrscheinlichsten um folgendes der
genannten psychopathologischen Phänomene:
(A) "double bind"
(B) sensitiver Beziehungswahn
(C) Beeinträchtigungswahn
(D) Ichstörung in Form der Gedankeneingebung
(E) Zwangsimpulse
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1225
Eine 40-jährige (früher immer psychisch gesunde) Frau sucht
einige Wochen nach Diagnostizierung und Behandlung einer
bösartigen Tumorerkrankung (operative Entfernung einer Niere;
anschließende Chemotherapie) eine psychotherapeutische Praxis
auf. Die behandelnde Onkologin habe ihr eine Psychotherapie
empfohlen, da sie seit dem Wissen um die Erkrankung unter
depressiver Stimmung und Angstzuständen leide. Sie fühle sich
erschöpft und traurig, möchte am liebsten allein sein und
grübele viel. Sie habe Angst vor Metastasen und befürchte,
bald sterben zu müssen.
Welche der genannten Diagnosen (nach ICD-10) kommt für die
beschriebene psychische Problematik der Patientin am wahrscheinlichsten in Betracht?
(A) Anpassungsstörung
(B) Hypochondrie
(C) organische gemischte affektive Störung
(D) Zyklothymia
(E) Somatisierungsstörung
Folgende Angaben beziehen sich auf die Aufgaben Nr. 26 und
Nr. 27.
Eine 20 Jahre alte Frau berichtet beim Arzt, dass sie seit
einem Verkehrsunfall vor 2 Monaten, bei dem ihr Freund tödlich
verunglückte, schlecht schlafe, unter Alpträumen leide und
tagsüber unter dauernder Anspannung sei.
Besonders belaste sie, dass sich ihr sehr oft (seit etwa der
zweiten Woche nach dem Unfall) in unabweisbarer Form sehr
lebendig wirkende Erinnerungsbilder des toten Freundes
aufdrängen.
26
Bei letzterem Phänomen handelt es sich am wahrscheinlichsten
um folgendes der genannten Phänomene:
(A) imperative Halluzinationen
(B) Illusionen
(C) Verbigerationen
(D) "flashbacks"
(E) Echopraxie
27
Es handelt sich hier am wahrscheinlichsten um folgende der
genannten Erkrankungen/Störungen (nach ICD-10):
(A) symbiontische Psychose
(B) posttraumatische Belastungsstörung
(C) anankastische Persönlichkeitsstörung
(D) Zwangsstörung
(E) Borderline-Typ der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1328
Ein 30-jähriger Patient leidet seit Jahren unter einer Zwangsstörung mit im Vordergrund stehenden Kontrollzwängen. Neben
einer kognitiv-behavioralen Therapie initiieren Sie eine medikamentöse Behandlung zur Reduktion der Zwangssymptome.
Dabei kommt in erster Linie folgender der genannten Arzneistoffe in Betracht:
(A) kurz wirkendes Benzodiazepin
(B) niedrig potentes "klassisches" Neuroleptikum
(C) Noradrenalin-selektives Antidepressivum
(D) serotonerges Antidepressivum
(E) Anticholinergikum
29
Ein 35-jähriger (organisch gesunder) Bauingenieur klagt über
anfallsartige Angstzustände, die ihn insbesondere befallen,
wenn er sich in hohen Gebäuden befindet. Er bekomme dann eine
regelrechte Existenzangst, mit ausgeprägten Schweißausbrüchen,
Herzklopfen und Schwindelzuständen. Aufgrund dieser Beschwerden vermeide er es inzwischen fast vollständig, hohe Gebäude
zu betreten. Beruflich sei er im Moment sehr belastet, da er
ein sehr gewissenhafter Mensch sei und den Eindruck habe, die
anfallende Arbeit aufgrund dieser Störung nicht mehr angemessen erledigen zu können. Auch fürchte er, mittelfristig seine
Arbeitsstelle zu verlieren, da er in seinem Beruf häufig auf
Baustellen tätig sei und es sich auf die Dauer nicht mehr
leisten könne, kein Baugerüst mehr zu besteigen.
Für diesen Patienten kommt vorrangig folgende der genannten
Therapieformen in Betracht:
(A) Aversionstherapie
(B) langfristige Therapie mit Triazolam
(C) Expositionstherapie
(D) kombinierte (gleichzeitige) Gabe von Clomipramin und
Tranylcypromin
(E) Hypnoanalyse
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1430
Eine 27-jährige Krankenschwester leidet seit 1-2 Jahren an
einer Panikstörung. Eine Psychotherapie hat bisher keinen
hinreichenden Erfolg gebracht. Es wird deshalb jetzt auch eine
Pharmakotherapie erwogen.
Welcher der genannten Arzneistoffe verspricht hier auf längere
Sicht die höchsten Erfolgsaussichten?
(A) Piracetam
(B) Clomethiazol
(C) Citalopram
(D) Phenytoin
(E) Nicergolin
31
Ein 50-jähriger Mann, der bis auf einen langjährigen übermäßigen Alkoholkonsum psychisch bisher nie auffällig war, meldet
sich eines Nachts bei der Polizei, weil er im Haus eine
Vielzahl von Stimmen höre, die ihn beschimpfen und abfällig
über ihn reden. Er hat deswegen Angst, dass man ihm etwas
antun will. Die Polizei findet im Haus absolut nichts Verdächtiges. Da der Mann aber sehr ängstlich ist und auf keinen
Fall alleine bleiben will, nimmt sie ihn mit in die psychiatrische Klinik. Hier wirkt der Patient äußerst ängstlich,
schildert aber ansonsten sein Erlebnis geordnet und ohne
erkennbaren Hinweis auf Bewusstseinsstörung.
Es handelt sich hier am wahrscheinlichsten um folgende der
genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) akutes Zieve-Syndrom
(B) Alkoholdelir
(C) Alkoholhalluzinose
(D) limbische Enzephalitis
(E) akute Wernicke-Enzephalopathie
32
Womit ist bei einer akuten schweren Heroin-Intoxikation am
wenigsten wahrscheinlich zu rechnen?
(A) Kataplexie
(B) Rhabdomyolyse
(C) Cheyne-Stokes-Atmung
(D) Lungenödem
(E) Fehlen von Muskeleigenreflexen
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1533
Bei welchem der folgenden Arzneistoffe ist - bei regelmäßiger
Gabe über längere Zeit - das Risiko der Entwicklung einer
Medikamenten-Abhängigkeit (Abhängigkeits-Syndrom) am größten?
(A) Pimozid
(B) Melperon
(C) Desipramin
(D) Flunitrazepam
(E) Promethazin
34
Ein verwahrlost wirkender Mann mit zahlreichen körperlichen
Anzeichen einer chronischen Alkoholabhängigkeit wird in die
Notaufnahme gebracht, nachdem er von Passanten bewusstseinsgetrübt auf der Straße liegend vorgefunden worden war.
Außer der Bewusstseinstrübung zeigen sich bei der Untersuchung
ein ataktisches Gangbild, Augenmuskellähmungen sowie ein
Nystagmus. Die Blutalkohol-Konzentration beträgt 0,2 Promille.
Der Blutdruck beträgt 110/70 mmHg, der Puls 68/min.
Es besteht kein Anhalt für ein akutes Schädel-Hirn-Trauma
durch Sturz oder Unfall.
Welche der genannten pharmakologischen Maßnahmen ist hier am
wichtigsten?
Gabe
(A) von Clomethiazol
(B) von Vitamin B12
(C) von Thiamin
(D) von Diazepam
(E) eines Cholinesterase-Hemmers
35
Welches der folgenden Merkmale ist für eine Bulimia nervosa
(nach ICD-10) am wenigsten kennzeichnend?
(A) Elektrolytstörung
(B) krankhafte Furcht davor, dick zu werden
(C) sensitiver Beziehungswahn
(D) Essattacken
(E) selbstinduziertes Erbrechen
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1636
Unwillkürliche, rasche, wiederholte, unregelmäßige Zuckungen
einzelner Muskeln oder Muskelgruppen, die physiologische
Abläufe (Ausdrucksbewegungen) imitieren, wie zum Beispiel
ständig wiederholtes unwillkürliches "Zwinkern" oder "Achselzucken" bezeichnet man am zutreffendsten mit folgendem der
genannten Termini:
(A) Tic
(B) Asterixis
(C) Paramimie
(D) Hemiballismus
(E) Pareidolie
37
Die 6-jährige Maria hat in den letzten 10 Monaten das Sprechen
zunehmend eingestellt; sie spricht in Gegenwart von Fremden
(z.B. der Untersucherin) allenfalls ganz leise mit der Mutter,
auch mit dem Vater spricht sie nicht mehr direkt, sondern nur
indirekt (unter Vermittlung der Mutter). Die Sprachentwicklung
verlief normal, nach Angabe der Mutter verfügt Maria über
einen guten Wortschatz und gute grammatikalische Kenntnisse.
Maria vermeidet die Begegnung mit fremden Erwachsenen und ist
auch gegenüber Verwandten und Hausbewohnern sehr zurückhaltend.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Störungen (nach ICD-10):
(A) multiple Persönlichkeitsstörung
(B) hebephrene Schizophrenie
(C) elektiver Mutismus
(D) expressive Sprachstörung
(E) frühkindlicher Autismus (Kanner)
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1738
Eine Mutter berichtet dem Kinderpsychotherapeuten über "Essprobleme" ihres 14 Monate alten Sohnes Paul. Er zeige (trotz
angemessenen Nahrungsangebotes) extrem wählerisches Essverhalten und wiederholtes Heraufwürgen von Nahrung. Organische
Krankheiten liegen laut Mitteilung des überweisenden Kinderarztes nicht vor. Von ihren beiden anderen Kindern kenne sie
solche Probleme nicht. Sie sei sehr in Sorge hinsichtlich der
weiteren Entwicklung ihres Sohnes, da die Essschwierigkeiten
schon seit einigen Monaten anhielten.
Um welche der genannten Erkrankungen/Störungen (nach ICD-10)
handelt es sich am wahrscheinlichsten?
(A) Pica im Kindesalter
(B) Rett-Syndrom
(C) Fütterstörung im frühen Kindesalter
(D) atypische Bulimia nervosa
(E) Hyperorexia nervosa
39
Die fünfjährige Petra wacht in fast jeder Nacht auf (vorwiegend in der zweiten Nachthälfte), weint dann, ruft nach ihren
Eltern und berichtet ihnen dann von lebhaften Angstträumen. Es
besteht kein Anhalt für eine organische Ursache der Störung.
Petra leidet am wahrscheinlichsten unter folgender der genannten Störungen (entsprechend ICD-10):
(A) Parasomnie
(B) intrinsische Hypersomnie
(C) Somnambulismus
(D) Narkolepsie
(E) nichtorganische paranoide Angstpsychose
40
Bei einem 4-jährigen Kind eignet sich welches der genannten
Instrumente am ehesten zur klinischen Schmerzmessung?
(A) Ableiten evozierter Potentiale
(B) Smiley-Skala
(C) Ableiten elektromyographischer Fluchtreflexe
(D) visuelle Analogskala
(E) verbale Rangskala (Rating-Skala)
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1841
Ein mit einem ipsilateralen Horner-Syndrom einhergehender,
seit 4 Tagen anhaltender einseitiger Kopfschmerz (zeitweilig
einhergehend mit ipsilateralen Schmerzen am Hals) bei einem
zuvor unauffälligen 27-jährigen Mann beruht am wahrscheinlichsten auf folgender der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Infarkt der unteren Medulla oblongata (Jackson-Syndrom)
(B) Sluder-Neuralgie
(C) Karotisdissektion
(D) Basilaris-Migräne
(E) subdurales Hämatom
42
Eine 53-jährige Frau stellt sich wegen Kopfschmerzen und - in
letzter Zeit aufgetretenem - zunehmendem Doppelsehen vor. Seit
etlichen Wochen habe sie bereits eine "Bindehautreizung" am
linken Auge beobachtet.
Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung fallen linksseitig ein leichter Exophthalmus, eine Chemosis, dilatierte
konjunktivale und episklerale Gefäße und eine inkomplette
Okulomotoriusparese auf. Bei Auskultation der linken Orbita
ist ein pulssynchrones Geräusch zu hören.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) apoplektisches Optikusgliom
(B) intrazerebrales Kavernom an der Klivuskante
(C) Augenmuskelmyositis
(D) retroorbitales subdurales Hämatom
(E) Karotis-Sinus-cavernosus-Fistel
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-1943
Eine 42-jährige adipöse Frau leidet seit ca. 7 Monaten sehr
oft - meist etliche Tage anhaltend - unter einem drückenden,
nicht pulsierenden, bilateral-symmetrischen Kopfschmerz mit
frontalem Maximum. Die von der Patientin eingeschätzte
Beschwerde-Intensität liegt bei 5 auf einer Skala von 0-10.
Körperliche Aktivität führt nicht zu einer Verstärkung.
Der klinisch-neurologische Befund und der Augenhintergrund
sind ebenso wie ein Computertomogramm des Schädels unauffällig.
Welche der genannten Diagnosen kommt am wahrscheinlichsten in
Betracht?
(A) Basilarismigräne
(B) Spannungskopfschmerz
(C) Pseudotumor cerebri
(D) Tolosa-Hunt-Syndrom
(E) Riesenzellarteriitis
44
Bei einer 25-jährigen (rechtshändigen) Frau treten - für die
Dauer von etlichen Stunden - linksseitige Kopfschmerzen sowie
Brechreiz auf, nachdem sie unmittelbar davor über 15-20 Minuten passagere visuelle Störungen (in Form so genannter Fortifikationsspektren) und eine vorübergehende Sprachstörung mit
Wortfindungsproblemen hatte.
Ganz gleichartige Beschwerden hat sie in den letzten Monaten
bereits mehrmals gehabt.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Bing-Horton-Syndrom
(B) Migräne mit Aura
(C) Kearns-Sayre-Syndrom
(D) West-Syndrom mit rezidivierender Amaurosis fugax und
flüchtiger zerebraler Ischämie
(E) komplex-fokale Anfälle bei Temporallappenepilepsie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2045
Lageabhängige Kopfschmerzen, die in aufrechter Position (Sitzen, Stehen, Gehen) vorhanden sind und sich im Liegen erheblich abschwächen (oder im Liegen sistieren), sind in erster
Linie charakteristisch für folgende der genannten
Erkrankungen/Störungen:
(A) Pseudotumor cerebri
(B) Cluster-Kopfschmerz
(C) so genannter Normaldruck-Hydrozephalus
(D) postpunktioneller Kopfschmerz nach Lumbalpunktion
(E) bakterielle Meningitis
46
Eine 34-jährige Patientin klagt seit einigen Monaten über lang
andauernde Schmerzen im Gesicht, die sich insbesondere bei
Bewegung des Unterkiefers verstärken. Andere Körperregionen
sind nicht betroffen. Die maximale Kieferöffnung ist deutlich
eingeschränkt. Bei Palpation erweisen sich die Kaumuskeln und
Kiefergelenke als verstärkt druckschmerzhaft. Röntgenuntersuchung und MRT der Kiefergelenke zeigen keine pathologischen
Befunde. Eine Allodynie liegt nicht vor.
Welche ist die wahrscheinlichste Diagnose?
(A) Trigeminusneuralgie
(B) Fibromyalgie
(C) Kiefergelenkmyoarthropathie
(D) atypischer Gesichtsschmerz
(E) psychogener Schmerz
47
Im Anschluss an eine Verletzung mit einem Messer, bei der
jedoch kein größerer Nerv verletzt wurde, klagt ein Patient
seit mehreren Wochen über brennende und bohrende Schmerzen in
der rechten Hand. Die Hand ist extrem druck- und berührungsempfindlich, wärmer als die intakte Extremität und angeschwollen. Die betroffene Hand ist kraftlos und es besteht ein
Streckdefizit in den Fingermittelgelenken (Affenhand).
Welche Diagnose ist am wahrscheinlichsten?
(A) Neuralgie der Hand
(B) komplexes regionales Schmerzsyndrom Typ II (CRPS Typ II)
(C) Karpaltunnelsyndrom
(D) Osteoarthritis
(E) komplexes regionales Schmerzsyndrom Typ I (CRPS Typ I)
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2148
Was ist für das Fibromyalgiesyndrom am charakteristischsten?
(A) erhöhte Muskelanspannung im Nackenbereich
(B) Cluster-Kopfschmerzen
(C) Tender points
(D) Rückenschmerzen mit Ausstrahlung ins Bein
(E) diffuse Gelenkschwellungen
49
Zu den operanten Verfahren (operante Konditionierung) bei
Therapie chronischer Schmerzen gehört am ehesten:
(A) zeitkontingente Medikation
(B) progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
(C) kognitive Umstrukturierung nach Beck
(D) Problemlösetraining
(E) Biofeedback
50
Im Rahmen der Therapie mit einem transdermalen Fentanylpflaster (Fentanyl-TTS) trifft welche Aussage am wenigsten zu?
(A) Eine (weitgehend) stabile Konzentration im Plasma wird
durch das in der Haut unter dem Pflaster aufgebaute Fentanyldepot erreicht.
(B) Eine (annähernd) konstante Konzentration im Plasma wird
etwa 12 Stunden nach Applikation erreicht.
(C) Das Pflaster kann bis zu 72 Stunden belassen werden.
(D) Zur Therapie von Durchbruchschmerzen (akute Schmerzverstärkung) wird dem Patienten ein schnell wirksames Opioid,
z.B. Morphin, zusätzlich verschrieben.
(E) Die terminale Eliminationshalbwertzeit beträgt nach Entfernen des Pflasters weniger als 10 Stunden.
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2251
Welche Substanz ist als Antiemetikum bei opioidbedingter
Übelkeit am wenigsten geeignet?
(A) Domperidon
(B) Haloperidol
(C) Dimenhydrinat
(D) Bisacodyl
(E) Metoclopramid
52
Ein (bisher unauffälliger) 40-jähriger Mann ist seit dem
Vortage erkrankt mit progredientem Kopfschmerz, Fieber um
38 °C und allgemeiner Abgeschlagenheit. Klinisch-neurologisch
finden Sie jetzt (bei der Erstuntersuchung) eine Nackensteifigkeit als einzige Auffälligkeit. Der Blutzucker-Wert ist
normal.
Befunde im Liquor:
Aussehen: trüb, Zellzahl: 3000/µL, Zytologie: granulozytär,
Gesamteiweiß: 400 mg/dL, Glucose: 30 mg/dL
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen:
(A) frühsyphilitische Meningitis
(B) virale Meningitis
(C) bakterielle Meningitis
(D) Neuroborreliose
(E) Enzephalitis durch Herpes-simplex-Virus Typ 2
53
Bei der Meningokokken-Meningitis findet sich am häufigsten
folgender der genannten Befunde:
(A) Erythema exsudativum multiforme
(B) Stomatitis gangraenosa
(C) kutane Blutungen
(D) Schmetterlingserythem
(E) herpetiformes disseminiertes Ekzem
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2354
Eine 68-jährige Frau stellt sich in Begleitung ihres Ehemannes
in der Ambulanz vor. Der Ehemann berichtet, dass seine Frau
sich in den letzten 3 Jahren in ihrem Verhalten verändert
habe. Sie sei oft nervös, aggressiv, gereizt und abweisend,
ziehe sich zurück, sei phasenweise antriebslos. Außerdem werde
es immer schwieriger mit ihr ein Gespräch zu führen; sie sei
unkonzentriert, könne sich an Namen von Bekannten und Gegenständen nicht erinnern und bei Themenwechseln nicht mehr folgen. Manchmal wisse sie nicht mehr, was sie eigentlich erzählen wollte. In fremder Umgebung finde sie sich kaum noch zurecht. Die Ehefrau erscheint durch die Beschreibung des Mannes
wenig emotional berührt. Sie reagiert mit Widerspruch; gelegentlich sei sie zwar etwas unkonzentriert, aber sonst fehle
ihr nichts. Es ärgere sie zwar, dass sie manchmal nicht mehr
wisse, wo Dinge im Haushalt stehen, aber das komme daher, dass
sie sich einfach zu viel in den Jahren angeschafft hätten.
Welche der nachfolgenden Erkrankungen/Störungen liegt hier am
wahrscheinlichsten vor?
(A) Alzheimer-Demenz
(B) MELAS-Syndrom
(C) Pseudodemenz bei depressivem Stupor
(D) Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)
(E) dissoziative Amnesie
55
Zu einer schweren irreversiblen Demenz (im Sinne der ICD-10)
kommt es am wahrscheinlichsten bei folgender der genannten
Erkrankungen/Störungen (im Spontanverlauf):
(A) Bing-Horton-Syndrom
(B) Adie-Syndrom
(C) Kiloh-Nevin-Syndrom
(D) HIV-Enzephalopathie
(E) Chorea Sydenham
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2456
Ein 74-jähriger Patient klagt über Schulter-Arm-Schmerzen
rechts und eine Ungeschicklichkeit im Bereich der rechten
Hand. Die Symptomatik habe sich langsam progredient innerhalb
der letzten 6 Monate entwickelt.
Bei der neurologischen Untersuchung zeigt sich ein leichter
Rigor im Ellenbogen- und Handgelenk rechts ohne Zahnradphänomen, die Muskeleigenreflexe sind mittellebhaft seitengleich
auslösbar, Sensibilitätsstörungen sind nicht vorhanden. Am
rechten Arm liegt eine Bradydysdiadochokinese vor (Supinations-Pronations-Prüfung). Bei emotionaler Belastung des Patienten zeigt sich ein 4- bis 6-Hz-Ruhetremor an der distalen
rechten oberen Extremität.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen:
(A) beginnendes Parkinson-Syndrom
(B) Meige-Syndrom
(C) idiopathische Armplexusneuritis
(D) lakunärer Infarkt im Mediastromgebiet links
(E) zervikale Myelopathie
57
Bei der Gehirnsektion eines Patienten mit einer Encephalomyelitis disseminata sind in der weißen Substanz meist deutlich abgrenzbare graue Herde zu beobachten.
Wodurch erklärt sich dieser Befund am wahrscheinlichsten?
(A) Es handelt sich um die Folgen lokaler Durchblutungsstörungen des Gehirngewebes.
(B) Eine herdförmige Entzündung des Gehirngewebes führt zur
Ödemnekrose der betroffenen weißen Substanz.
(C) Die graue Farbe der Läsionen ist Folge einer durch Makrophagen bewirkten kompletten Zerstörung markhaltiger
Nervenfasern.
(D) Die graue Farbe der Läsionen ist Folge des Markscheidenabbaus der im Entzündungsareal gelegenen myelinisierten
Achsenzylinder mit konsekutiver Gliose.
(E) Es findet ein Ersatz zerstörter weißer Substanz durch
Oligodendrozytenansammlungen statt.
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2558
Ein (zuvor gesunder) 16-jähriger Schüler leidet in letzter
Zeit - meist kurz nach dem Aufwachen - an morgendlichen, kurz
dauernden heftigen Zuckungen beider Arme (so dass ihm z.B.
"die Zahnbürste aus der Hand fällt") ohne Bewusstseinsverlust.
Unter regelmäßiger Einnahme von Carbamazepin nehmen die Myoklonien offensichtlich zu.
Welche der folgenden Therapie-Maßnahmen kommt hier jetzt zur
Behandlung der juvenilen myoklonischen Epilepsie am wahrscheinlichsten in Betracht?
(A) starke Erhöhung der Carbamazepin-Dosis
(B) Umstellung auf Valproat
(C) zusätzlich zum Carbamazepin: tägliche Diazepam-Infusionen
(D) Umstellung auf Triazolam
(E) einmalige Diphenylhydantoin-Infusion (zusätzlich zum
Carbamazepin)
59
Eine 42-jährige Patientin mit einer chronischen Osteomyelitis
erleidet kurz nach stationärer Aufnahme zur OP einen Krampfanfall ohne fokal-neurologisches Defizit. Neben Entzündungszeichen im Blutbild und einem frontalen Herdbefund im EEG weist
das MRT eine ipsilaterale frontale Raumforderung mit Kontrastmittel aufnehmender Randzone, zentraler Flüssigkeitsansammlung
und Marklagerödem nach.
Welche Diagnose ist am wahrscheinlichsten?
(A) subdurales Hämatom
(B) Meningeom
(C) Hirnabszess
(D) Hirninfarkt
(E) Herpesenzephalitis
60
Bei welchem der genannten Antiepileptika muss im Fall einer
Daueranwendung am ehesten mit einem Verlust der antikonvulsiven Wirkung gerechnet werden?
(A) Phenobarbital
(B) Primidon
(C) Phenytoin
(D) Valproinsäure
(E) Clonazepam
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2661
Eine 60-jährige Patientin erleidet nach einer SchilddrüsenOperation einen Herzstillstand und muss reanimiert werden.
Nach längerdauerndem Koma wird sie allmählich bewusstseinsklar. Es zeigen sich asynchrone arrhythmische kurze Zuckungen
von Muskeln und Muskelgruppen, die durch Bewegungen der Patientin und z.T. auch durch akustische Reize provoziert und/oder
verstärkt werden. Im Bereich der Mund- und Schlundmuskulatur
bewirken sie intermittierend eine Anarthrie.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Janz-Syndrom
(B) Unverricht-Lundborg-Syndrom
(C) posthypoxische Myoklonien
(D) posttraumatische paroxysmale Affektkrämpfe
(E) Zentrale pontine Myelinolyse
62
Eine 34-jährige Patientin klagt über einen unangenehmen Bewegungsdrang der Beine, der mit unangenehmen Missempfindungen,
insbesondere im Bereich der Waden, einhergeht. Durch Bewegung
der Beine, insbesondere durch ein Hin- und Hergehen, können
die Beschwerden gemindert werden. Die Symptome treten besonders abends oder nach längerem Sitzen auf. Weiterhin berichtet
die Patientin über Ein- und Durchschlafstörungen.
Der klinisch-neurologische Untersuchungsbefund zeigt sich
unauffällig.
Welche der folgenden Erkrankungen liegt am wahrscheinlichsten
vor?
(A) Restless-legs-Syndrom
(B) Startle-Syndrom
(C) Claudicatio intermittens spinalis
(D) Chorea minor
(E) Paroxysmale kinesiogene Dystonie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2763
Ein 24-jähriger Student befindet sich in den Examensvorbereitungen. Er leidet seit einigen Jahren an einem Zittern der
Hände. Jetzt in der Examenssituation mache sich das, z.B. beim
Schreiben, recht unangenehm bemerkbar. Sein Vater habe im
Alter von 40 Jahren auch einen Tremor im Bereich der Hände
entwickelt.
Bei der neurologischen Untersuchung zeigt sich in Ruhe kein
Tremor, im Armvorhalteversuch und bei motorischen Aktivitäten
der Hände imponiert ein feinschlägiger Händetremor von etwa
6 Hz. Beim Finger-Nase-Versuch zeigt sich ein beidseitiger
leichter Intentionstremor. Der übrige neurologische Befund ist
in allen Einzelheiten unauffällig.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Störungen:
(A) Essentieller Tremor
(B) Primärer orthostatischer Tremor
(C) Aufgabenspezifischer Tremor
(D) Hyperekplexie
(E) Hereditäre myokloniforme Dystonie
64
Myoklonien können ein Leitsymptom bei einer Reihe von schwerwiegenden neurologischen Krankheitsbildern sein.
Die Kombination von Myoklonien mit einem Opsoklonus (Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom) beruht am wahrscheinlichsten auf
folgender der genannten Ursachen:
(A) dissoziierter Hirntod
(B) Alkohol-Myopathie
(C) paraneoplastische Genese
(D) Polymyositis
(E) kongenitale Paramyotonie
65
Ein Patient nimmt trotz seines M. Parkinson noch sehr aktiv am
Leben seines Kegelclubs teil. Es ist jetzt eine Behandlung mit
Pramipexol geplant.
Welche der unerwünschten Wirkungen kann ohne Vorwarnung so
akut auftreten, dass der Patient auf diese Möglichkeit besonders hingewiesen werden muss?
(A) akuter Harnverhalt
(B) Schlafattacken
(C) bradykarde Rhythmusstörungen
(D) Bronchospasmus
(E) Gallenkoliken
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2866
Bei welcher Grunderkrankung bzw. pathologischen Veränderung
ist es am wahrscheinlichsten, dass degenerative Gehirnveränderungen vom Alzheimer-Typ schon mit Beginn des 4. Lebensjahrzehntes auftreten?
(A) zystische Fibrose (Mukoviszidose)
(B) CAG-Trinukleotid-Expansion
(C) CTG-Trinukleotid-Expansion
(D) Trisomie 18
(E) Trisomie 21
67
Welche Diagnose trifft für die in Abbildung Nr. 1 der Bildbeilage dargestellten pathologischen Gehirnveränderungen am
wahrscheinlichsten zu?
(A) Purpura cerebri
(B) M. Huntington
(C) frische bilaterale Pallidumnekrosen
(D) Multiinfarkt-Enzephalopathie
(E) apallisches Syndrom
68
Ein (früher unauffälliger) 70-jähriger Patient konsultiert Sie
wegen einer sich seit ca. 8 Monaten entwickelnden Verlangsamung des Gehens und wiederholter Stürze ohne Bewusstseinsverlust.
Klinisch-neurologisch finden sich ein hypokinetisch-hypomimer
Aspekt, ein kleinschrittiger Gang, eine deutliche posturale
Instabilität mit Fallneigung nach hinten, ein Rigor der Nackenmuskulatur, eine leichte Dysarthrie und Dysphagie und eine
vertikale Blickparese nach unten. Die orale Gabe von 200 mg
L-Dopa (L-Dopa-Test) führt nicht zu einer Verbesserung.
Es bestehen Zeichen einer beginnenden Demenz.
Das Gesamtbild spricht am wahrscheinlichsten für folgende der
genannten Erkrankungen:
(A) M. Parkinson (Idiopathisches Parkinson-Syndrom)
(B) M. Alzheimer
(C) Spinozerebellare Ataxie Typ 1 (SCA1)
(D) Chorea senilis
(E) Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-2969
Eine 64-jährige Patientin mit einer arteriellen Hypertonie
bemerkt seit einigen Tagen jeweils kurz nach dem Drehen auf
ihre rechte Seite (z.B. beim Herumdrehen im Bett) einen heftigen Drehschwindel, der jeweils ca. 20 Sekunden anhält und in
völliger Ruhe oder beim Gehen nicht auftritt. Das Gehör ist
seitengleich normal.
Welche der folgenden Diagnosen ist die wahrscheinlichste?
(A) M. Menière
(B) benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
(C) Lermoyez-Syndrom
(D) Kleinhirnbrückenwinkeltumor
(E) phobischer Attackenschwindel
70
Die Abbildung Nr. 2 der Bildbeilage zeigt ein natives kranielles Computertomogramm einer 64-jährigen Patientin, die nach
heftigstem Kopfschmerzereignis bewusstlos mit Nackensteife in
die Klinik eingewiesen wurde.
Welche Diagnose ist am wahrscheinlichsten?
(A) Schmetterlingsglioblastom
(B) Subarachnoidalblutung
(C) diffuses zerebrales Hirnödem
(D) Okklusionshydrozephalus
(E) hypertone Massenblutung
71
Ein Patient kann nach einer zerebralen Schädigung die Gesichter ihm bekannter Personen (z.B. Angehörige, Bekannte) nicht
mehr wieder erkennen. Er nimmt das jeweilige Gesicht zwar
optisch als Gesicht wahr, vermag aber nicht, es als das einer
bestimmten individuellen Person zu identifizieren.
Diese neuropsychologische Störung bei der Unterscheidung von
Gesichtern wird am zutreffendsten mit folgendem der genannten
Begriffe bezeichnet:
(A) ideomotorische Apraxie
(B) Autotopagnosie
(C) Prosopagnosie
(D) sensibler Neglect
(E) Anosognosie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3072
Unter einer Todd-Lähmung versteht man in der Neurologie in
erster Linie eine vorübergehende Mono- oder Hemiparese, die
bei folgendem der genannten Krankheitsbilder auftritt:
(A) Epilepsie
(B) Migräne
(C) fokale Dystonie
(D) Kauda-Syndrom
(E) A.-spinalis-anterior-Syndrom
73
Ein pathologischer positiver Palmomentalreflex beim Erwachsenen ist vor allem ein Hinweis auf folgende der genannten
Störungen:
(A) organische Hirnschädigung
(B) Paraphrenie
(C) isolierte zentrale Handlähmung
(D) Schädigung eines sensiblen Nervenastes im distalen
Armbereich
(E) psychogene Apraxie
74
Eine 65-jährige, sonst anamnestisch gesunde, Frau entwickelt
seit 3 Monaten eine zunehmende Gangunsicherheit, die sich vor
allem im Dunkeln bemerkbar macht.
Sie erheben folgenden klinisch-neurologischen Befund: spontanes Gangbild bei geöffneten Augen ausreichend sicher, RombergVersuch positiv, Einbeinstand beidseits sowie Seiltänzergang
deutlich zu unsicher. Paresen der Fußhebung, Zehenhebung und
Zehenbeugung jeweils beidseits. Muskeleigenreflexe an den
Beinen sämtlich erloschen, Hypästhesie der Füße für Berührung,
Pallanästhesie der unteren Extremitäten, gestörter Lagesinn
der Zehen beidseits. Es finden sich keine Blasen- oder Mastdarmstörung, keine Dysarthrie, kein Nystagmus und keine kognitive Störung.
Welches der genannten Syndrome liegt am ehesten vor?
(A) polyneuropathisches Syndrom
(B) Kauda-Konus-Syndrom
(C) myasthenes Syndrom
(D) myopathisches Syndrom
(E) Mantelkanten-Syndrom
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3175
Eine bei körperlicher Belastung auftretende intermittierende
Paraparese der Beine mit Sensibilitätsstörung ist am wahrscheinlichsten zu finden bei folgender der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Myatrophische Lateralsklerose
(B) Syringobulbie
(C) Paramyotonia congenita
(D) durale spinale AV-Fistel
(E) juveniler benigner Beckengürteltyp der Muskeldystrophie
(Becker-Kiener)
76
Ein 34-jähriger Patient kommt mit einer distal betonten, peripheren Tetraparese zur stationären Aufnahme. Das Beschwerdebild hatte etwa 10 Tage vorher begonnen. Er verspürte schmerzhafte Sensibilitätsstörungen an den Füßen und Händen. 2 Tage
später trat eine motorische Schwäche bei der Fußhebung und
beim Hantieren hinzu. Die Lähmung nahm zu, so dass er nur mit
Mühe die Treppen nach unten zum Krankenwagen laufen konnte.
In der Klinik wird er im Rollstuhl gefahren. Am nächsten Tag
nimmt die pulmonale Vitalkapazität ab. Der Patient wird tachykard. Er wird auf der Intensivtherapiestation überwacht. Im
Liquor ist der Eiweißgehalt mit 1,0 g/L erhöht, die Zellzahl
ist normal. Motorische und sensible Nervenleitgeschwindigkeiten sind verlangsamt (ENG). Der Patient wird mit Immunglobulinen behandelt. Nach ca. 3 Wochen bessert sich das
Beschwerdebild zunehmend bis zur völligen Genesung.
Welche der genannten Erkrankungen/Störungen lag am wahrscheinlichsten vor?
(A) Guillain-Barré-Syndrom
(B) Locked-in-Syndrom
(C) Polymyositis
(D) Einschlusskörperchen-Myositis
(E) Myasthenia gravis
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3277
Ein (zuvor unauffälliger) 52-jähriger Mann leidet seit einem
halben Jahr an zunehmender motorischer Schwäche im rechten
Bein. Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung fallen
zudem gesteigerte Muskeleigenreflexe des rechten Beines auf.
Außerdem bestehen eine motorische Schwäche des linken Fußes,
eine Abschwächung des Triceps-surae-Reflexes links und eine
Zungenatrophie mit Muskelfaszikulieren.
Bei der elektromyographischen Untersuchung des M. tibialis
anterior links finden sich Denervierungszeichen.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Pseudobulbärparalyse
(B) Klippel-Feil-Syndrom
(C) Arachnitis spinalis
(D) Amyotrophische Lateralsklerose
(E) Tabes dorsalis
78
Eine 70-jährige Patientin berichtet über eine langsam progrediente Gangunsicherheit (die sich in letzter Zeit manifestiert
hat) und Kribbeln in den Füßen.
Klinisch-neurologisch finden Sie einen deutlich pathologischen Romberg-Versuch, ein ataktisches Gangbild, einen gestörten Lagesinn der Zehen, eine Pallanästhesie der Füße und
übermittellebhafte Muskeleigenreflexe aller vier Extremitäten.
Der übrige klinisch-neurologische Befund ergibt keine
Besonderheiten.
Welche von den Genannten ist die wahrscheinlichste Diagnose?
(A) Spastische Spinalparalyse
(B) Basiläre Impression
(C) Friedreich-Ataxie
(D) Funikuläre Myelose
(E) Syndrom des engen Lumbalkanals
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3379
Eine (zuvor gesunde) 34-jährige PKW-Fahrerin hat bei einem
Autounfall mit Heckkollision eine Distorsion der Halswirbelsäule erlitten. Nachfolgend spürte sie im rechten Bein eine
Kraftminderung. Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung
finden sich im Bereich der unteren Extremität rechts eine zentrale Parese (Parese vom zentralen Typ) und eine Störung der
Tiefensensibilität; im linken Bein lässt sich ein vermindertes
Schmerz- und Temperaturempfinden nachweisen.
Das Befundbild entspricht am ehesten folgendem der genannten
Syndrome:
(A) isoliertes Hinterstrangsyndrom
(B) inkomplettes Brown-Séquard-Syndrom
(C) Tethered-cord-Syndrom
(D) Parinaud-Syndrom
(E) kostoklavikuläres Syndrom
80
Bei einem Neugeborenen wird eine von Haut bedeckte, 4 cm
durchmessende halbkugelige weich-elastische Vorwölbung über
der Lendenwirbelsäule festgestellt und operativ entfernt. Bei
der mikroskopischen Untersuchung des sackförmigen Operationspräparates findet man unter der Haut Fettgewebe, lockeres
Bindegewebe und inselartiges glioneuronales Gewebe mit
Ependymzellgruppen.
Welche Diagnose trifft am wahrscheinlichsten zu?
(A) Neuroblastom
(B) kongenitales Gangliogliom
(C) zystisches Ependymom
(D) Meningomyelozele
(E) Hydromyelie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3481
Eine 47-jährige Frau, die früher nie ernsthaft krank gewesen
war, stellt sich wegen einer langsam progredienten Schwäche
der Finger rechts vor.
Bei der neurologischen Untersuchung finden sich rechts atrophische Paresen der Mm. interossei, des Hypothenar und des
M. adductor pollicis, mit vereinzelten Faszikulationen. Der
Trömner-Reflex ist rechts ausgefallen. Die Muskeleigenreflexe
an den Beinen sind gesteigert, das Babinski-Zeichen beidseits
positiv. Diskrete querschnittsförmige Hypästhesie und Hypalgesie kaudal der Höhe der Brustwarzen.
Welche der folgenden Diagnosen ist am wahrscheinlichsten?
(A) Arnold-Chiari-Syndrom
(B) spinaler Tumor
(C) Spinale Muskelatrophie, Typ Kennedy-Syndrom
(D) progrediente Landry-Paralyse
(E) Friedreich-Krankheit
82
Ein 64-jähriger Patient zeigt bei der klinisch-neurologischen
Untersuchung linksseitig eine Hypästhesie im 1. Trigeminusast
und eine Läsion der Hirnnerven III, IV und VI. Der übrige
klinisch-neurologische Untersuchungsbefund stellt sich unauffällig dar.
Wenn man davon ausgeht, dass nur ein Lokalisationsort vorliegt, so handelt es sich am wahrscheinlichsten um folgendes
der genannten Syndrome:
(A) Syndrom des Foramen jugulare
(B) Chiasma-Hypophysen-Syndrom
(C) Syndrom der Fissura orbitalis superior
(D) (Foster-)Kennedy-Syndrom
(E) Syndrom der Olfaktoriusrinne
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3583
Ein 54-jähriger Mann entwickelt innerhalb von 2-3 Tagen progrediente einseitige Ohrenschmerzen mit begleitender ipsilateraler Hypakusis und Schwäche der ipsilateralen mimischen
Muskulatur. In der Tiefe des äußeren Gehörganges finden sich
vesikuläre Effloreszenzen. Ein Computertomogramm des Schädels,
einschließlich Darstellung des Felsenbeins, ist normal.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen:
(A) Melkersson-Rosenthal-Syndrom
(B) Zoster oticus
(C) M. Behçet (Erstmanifestation) mit Fazialisparese
(D) Heerfordt-Syndrom
(E) Hemiatrophia faciei progressiva
84
Eine 24-jährige Patientin kommt mit dem Leitsymptom beidseitige fluktuierende asymmetrische Ptosis in die ärztliche Sprechstunde.
Bei der neurologischen Untersuchung fällt auf, dass bei anhaltendem Blick nach oben (Testdauer 1 Minute) die Ptosis deutlich zunimmt.
Um welche der genannten Untersuchungsmethoden handelte es sich
hierbei am wahrscheinlichsten?
(A) Prüfung des Kulissenphänomens
(B) Benton-Test
(C) Prüfung des Lhermitte-Zeichens
(D) Minor-Test
(E) Simpson-Test
85
Für welche der Erkrankungen ist das Auftreten bilateraler
Neurinome des VIII. Hirnnerven charakteristisch?
(A) Trisomie 21
(B) Guillain-Barré-Syndrom
(C) tuberöse Sklerose
(D) Neurofibromatose Typ 2
(E) Temporallappenepilepsie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3686
Bei Verdacht auf Störung der N.-vestibularis-Funktion setzt
man in erster Linie folgenden der genannten Tests ein:
(A) Unterberger-Tretversuch
(B) Adson-Manöver (Adson-Test)
(C) Prüfung auf Pallästhesie
(D) Prüfung des Phalen-Zeichens
(E) Prüfung des Rebound-Phänomens
87
Bei der Prüfung auf Störungen der Oberflächensensibilität ist
zu beachten, dass der Dermatombereich der Dorsalseite der
Großzehe schematisch in erster Linie folgender Rückenmarkswurzel zugeordnet wird:
(A) L3
(B) L5
(C) S1
(D) S2
(E) S3
88
Ein 24-jähriger, sonst gesunder Mann erkrankt akut mit heftigsten, nächtlich betonten Schmerzen der rechten Schulter,
ausstrahlend in den Oberarm. Nach 2 Tagen bemerkt er zudem
eine Schwäche der Abduktion im rechten Schultergelenk.
Klinisch-neurologisch finden Sie - jeweils rechts - eine
Scapula alata, eine Parese des M. deltoideus und der Außenrotation im Schultergelenk sowie eine leichte Abschwächung des
Biceps-brachii-Reflexes. Der übrige klinisch-neurologische
Befund und der Liquor cerebrospinalis sind normal.
Welche der folgenden Diagnosen ist die wahrscheinlichste?
(A) umschriebene Wurzelkompression C4
(B) Radikulitis C5 bei tomakulöser Neuropathie
(C) Periarthropathia humeroscapularis infolge Schlafdrucklähmung
(D) umschriebene N.-axillaris-Läsion
(E) Neuralgische Schulteramyotrophie
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3789
Eine 64-jährige Patientin berichtet über Kribbelparästhesien,
die sich vor 3 Monaten zunächst in den ersten 3 Fingern der
rechten Hand entwickelt hatten und jetzt auch im Bereich der
radialen Unterarmkante vorhanden seien. Auch habe die Kraft im
Bereich des rechten Armes abgenommen. Vor 5 Jahren sei sie an
einem Mammakarzinom rechts operativ behandelt worden, eine
Nachbestrahlung - auch im Bereich der Axilla rechts - habe
stattgefunden.
Die klinisch-neurologische Untersuchung zeigt Paresen der
Ellenbogengelenksbeuger und Paresen im Bereich der Hand- und
Fingerstrecker rechts. Rechts ist der Biceps-brachii-Reflex
erloschen, der Triceps-brachii-Reflex abgeschwächt. In den
Dermatomen C6 und C7 finden sich am rechten Arm eine Hypästhesie und eine Hyperpathie.
Welche der folgenden Erkrankungen/Störungen liegt mit größter
Wahrscheinlichkeit vor?
(A) radiogene Schädigung des Plexus brachialis
(B) Karpaltunnelsyndrom
(C) tumorbedingte zervikale Syringomyelie ("neoplastische
Syringomyelie")
(D) MERRF-Syndrom
(E) Pronator-teres-Syndrom
90
Ein 41-jähriger Lehrer hat im Rahmen einer 14-tägigen Fahrradtour durch Irland eine Schwäche im Bereich der linken Hand
entwickelt.
Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung finden sich eine
Schwäche der Mm. interossei und ein positives Froment-Zeichen.
Sensibilitätsstörungen lassen sich nicht feststellen.
Welche der folgenden Nervenläsionen liegt am wahrscheinlichsten vor?
(A) Ulnarisläsion in Höhe des Ellenbogengelenkes
(B) Ulnarisläsion nahe der distalen Guyon-Loge
(C) Medianusläsion in Höhe des Karpaltunnels
(D) Medianusläsion bei Durchtritt durch den M. pronator teres
(E) Radialisläsion in Höhe des Handgelenkes
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3891
Eine isolierte (ohne Lähmungen), umschriebene, schmerzhafte
Sensibilitätsstörung an der Oberschenkelvorderaußenseite
(antero-lateral in Höhe des mittleren und distalen Oberschenkels) ist vor allem typisch für folgende der genannten
Läsionen:
Läsion des
(A) N. iliohypogastricus
(B) N. cutaneus femoris lateralis
(C) N. genitofemoralis
(D) N. ilioinguinalis
(E) N. saphenus
92
Eine 69-jährige adipöse Patientin mit absoluter Arrhythmie und
Vorhofflimmern, bei der seit der dritten Woche nach einer
linksseitigen Hüft-TEP-Operation eine Phenprocoumon-Prophylaxe
durchgeführt wird, klagt weitere drei Wochen später über heftige in das linke Bein ausstrahlende Schmerzen (nach zunächst
unauffälligem postoperativem Verlauf).
Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung imponieren insbesondere eine Hüftbeugerparese links und eine Kniestreckerparese links.
Um welche der genannten Komplikationen handelt es sich am
wahrscheinlichsten?
(A) Meralgia paraesthetica
(B) protrahierte sekundäre TEP-Luxation
(C) Piriformis-Syndrom
(D) Ischiadikus-Läsion ("Spritzenlähmung")
(E) retroperitoneales Hämatom
93
Eine Mononeuritis multiplex ist in erster Linie charakteristisch für folgende der genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Panarteriitis nodosa
(B) rezidivierende Trigeminus-Neuralgie
(C) Multiple Sklerose
(D) Spasmus facialis
(E) Supinatorlogen-Syndrom
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-3994
Antikörper gegen das Gangliosid GQ1b (anti-GQ1b-Ak) finden
sich im Blut am häufigsten bei folgender der genannten
Erkrankungen:
(A) Myasthenia gravis
(B) Myotonia congenita
(C) Adrenoleukodystrophie
(D) (Miller-)Fisher-Syndrom
(E) Metachromatische Leukodystrophie
95
Bei einem (früher unauffälligen) 67-jährigen Mann entwickelte
sich in letzter Zeit eine belastungsabhängige Muskelschwäche.
Die Symptomatik betrifft überwiegend die proximale Extremitätenmuskulatur.
Der Tensilon-Test führt zu keiner Verbesserung der Beschwerden. Die hochfrequente repetitive Elektrostimulation des
N. ulnaris führt - nach vorübergehendem initialem Dekrement zu einem deutlichen Amplitudenanstieg des Muskelsummenaktionspotenziales (Inkrement > 200 %) im abgeleiteten M. abductor
digiti minimi. Bei der weiteren Untersuchung lässt sich ein
kleinzelliges Bronchialkarzinom nachweisen.
Was liegt am ehesten vor?
(A) Myasthenia gravis
(B) paraneoplastische Rhabdomyolyse
(C) paraneoplastisches Guillain-Barré-Syndrom
(D) Lambert-Eaton-Syndrom
(E) Central-core-Myopathie (Central-core-Krankheit)
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-4096
Eine 54-jährige (früher neurologisch unauffällige) Patientin
berichtet über ein zunehmendes Steifheitsgefühl in ihren Beinund Rumpfmuskeln seit etwa 6 Monaten.
Bei der klinisch-neurologischen Untersuchung zeigt sich im
Rumpfbereich und im Bereich der unteren Extremitäten eine
Daueranspannung der Willkürmuskulatur, die bei Hautberührung
und auch bei Prüfung des Babinski-Phänomens deutlich zunimmt
und auch zu einem Auftreten von schmerzhaften Spasmen führt.
Die Spasmen lassen sich zudem durch abrupte unverhoffte
akustische Reize (Händeklatschen) auslösen und sind verbunden
mit starkem Schwitzen. Paresen, Reflexabnormitäten oder
Sensibilitätsstörungen sind nicht feststellbar.
Das Elektromyogramm zeigt in den rigiden Muskeln tonische
Daueraktivität (wobei Amplitude und Dauer der einzelnen Potenziale normal erscheinen). Elektrostimulation beliebiger Nerven
evoziert generalisierte Spasmen mit kurzer Latenz (unter
80 ms) und hypersynchroner Aktivität simultan in antagonistischen Muskelpaaren. Die Untersuchung des Liquor cerebrospinalis erbringt den Nachweis von oligoklonalen Banden. Bei der
Patientin ist weiterhin ein Diabetes mellitus Typ 1 vorbekannt.
Es handelt sich am wahrscheinlichsten um folgende der genannten Erkrankungen:
(A) progressive Myoklonus-Epilepsie
(B) progressive diabetische Amyotrophie
(C) Stiff-person-Syndrom
(D) malignes Parkinson-Syndrom
(E) Myotonia congenita (Thomsen)
97
Welche Aussage zur Signalintensität eines in der MRT nachgewiesenen ischämischen Hirninfarktes trifft am wahrscheinlichsten zu?
(A) Im akuten Stadium erscheint er in T1-gewichteten Abbildungen signalintensiv.
(B) Im akuten Stadium erscheint er in T1-gewichteten Abbildungen signalintensiv und in T2-gewichteten signalarm.
(C) Im chronischen Stadium erscheint er in T2-gewichteten
Abbildungen signalarm.
(D) Im chronischen Stadium erscheint er in T1-gewichteten
Abbildungen signalintensiv.
(E) In allen Stadien erscheint er in T2-gewichteten Abbildungen signalintensiv.
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-4198
Der 44-jährige Maurergeselle stellt sich vor, nachdem er bei
längeren Überkopfarbeiten einen Drehschwindel und vorübergehende Doppelbilder bemerkt hat. An Gefäßrisikofaktoren liegen ein Nikotinabusus von mindestens 20 Zigaretten täglich und
eine Fettstoffwechselstörung vor. Bereits seit mehreren Monaten bemerkt der rechtshändige Patient bei längerem manuellem
Arbeiten Schmerzen im rechten Arm.
Zum Zeitpunkt der klinischen Untersuchung ist der Patient in
Ruhe neurologisch unauffällig; es fällt allerdings auf, dass
der Radialispuls rechts nicht zu fühlen ist, während er links
gut palpabel ist.
Das Gesamtbild spricht am wahrscheinlichsten für folgende der
genannten Erkrankungen/Störungen:
(A) Paget-von-Schroetter-Syndrom
(B) Moyamoya-Syndrom
(C) Subclavian-steal-Syndrom
(D) Vertebralisdissektion
(E) Skalenus-Syndrom
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
2. Staatsexamen Frühjahr 2006 – Tag 2
-42Folgende Angaben beziehen sich auf die Aufgaben Nr. 99 und
Nr. 100.
Ein 74-jähriger Mann - mit einem arteriellen Bluthochdruck in
der Anamnese - erleidet eine akute Hemiparese rechts mit
daraus resultierender Gehunfähigkeit.
Bei seiner Aufnahme ins Krankenhaus 2 Stunden später erheben
Sie folgenden klinisch-neurologischen Befund: Patient wach,
orientiert, antwortet adäquat auf Ansprache, befolgt Aufforderungen soweit motorisch (bei Hemiparese) möglich, zeigt keine
Blickparese, keine Gesichtsfeldstörung, keine Sensibilitätsstörung, keine neuropsychologische Störung, jedoch eine Parese
des rechten Arms und Beins sowie rechts einen hängenden
Mundwinkel.
99
Welche der genannten Diagnosen ist die wahrscheinlichste?
(A) territorialer A.-cerebri-posterior-Infarkt links
(B) hypertensive Stammganglienblutung rechts
(C) lakunärer Infarkt links zerebral
(D) akutes spontanes Subduralhämatom links
(E) territorialer A.-cerebri-anterior-Infarkt rechts
100
Welche Pathogenese (von den Genannten) ist bei dem geschilderten klinischen Symptomenbild die wahrscheinlichste?
(A) atherosklerotische Dissektion der A. basilaris
(B) zerebrale Mikroangiopathie
(C) Aneurysma am Abgang der rechten A. cerebri anterior von
der A. communicans anterior
(D) apoplektisches Gliom
(E) Thrombosierung des Sinus sagittalis superior
Ein Service von Via medici online
Copyright © 2006 Georg Thieme Verlag KG
A
Herunterladen