Vorlesung zur Sozialpsychologie Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Herzlich Willkommen! Attribution Prof. Dr. Bernd Simon 21. Mai 2014 In Vertretung Dipl.-Psych. Sophus Damm Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon • Einleitung • Klassische Attributionstheorien Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Agenda Heider (1958): Der Mensch als (Laien-)Wissenschaftler Jones & Davis (1965): Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung(en) Kelley (1967,1973) Kovariation und Konfiguration • Attributionsfehler bzw. –verzerrungen • Fazit Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon • Rückgriff: Soziale Wahrnehmung Eindrucksbildung (Asch, 1946) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Einleitung Intelligent Intelligent Geschickt Geschickt Fleißig Fleißig Kalt Warm Entschlossen Entschlossen Praktisch Praktisch Vorsichtig Vorsichtig Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon • Rückgriff: Eindrucksbildung (Asch, 1946) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Einleitung Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Attribution • Beobachtung von eigenem/fremden Verhalten Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Einleitung ⇒ Menschliches Denken ist konstant damit beschäftigt, Erklärungen für Verhalten zu suchen, zu konstruieren und zu testen ⇒ „naive Psychologen“ • Frage: „Warum“? • Ursachenforschung ≙ Attribution (von Ursachen) • Nutzen: Vorhersage, Einfluss und Kontrolle von Verhalten (Motive, die zur Attribution im Allgemeinen führen) Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon • der Mensch als Laienwissenschaftler „naive(r) Psychologe/Psychologin“ Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Heider (1958): Mensch als (Laien-)Wissenschaftler ⇒ Modell sozialer Kognition, in dem Menschen charakterisiert werden als solche, die rationale, quasi-wissenschaftliche Ursachen-WirkungsAnalysen durchführen um ihre Welt zu verstehen • Konstruktion kausaler (Laien-)Theorien zur Vorhersage/Kontrolle der Umwelt ⇒ Suche nach stabilen, dauerhaften Merkmalen sowohl in Personen (Eigenschaften, dauerhafte Fähigkeiten) als auch in Situationen (stabile Situationsmerkmale), welche Verhalten verursachen Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon • Unterscheidung zwischen personalen Faktoren (Persönlichkeit, Fähigkeiten, Anstrengungen, Intentionen) und Umweltfaktoren (Situationen, Gruppenzwang, Aufgabenschwierigkeit, Glück) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Heider (1958): Mensch als (Laien-)Wissenschaftler ⇒ Interne (dispositionale) Attribution: Prozess der Zuschreibung von Verhaltensursachen auf interne oder dispositionale Faktoren ⇒ Externe (situationale) Attribution: Prozess der Zuschreibung von Verhaltensursachen auf externe oder Umweltfaktoren Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Jones & Davis (1965): Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung(en) • Erklärung, wie Menschen darauf schließen, dass das Verhalten einer Person mit einer zugrunde liegenden Disposition oder einem Persönlichkeitsmerkmal korrespondiert (ihr/ihm entspricht) ⇒ Menschen bevorzugen korrespondierende Schlussfolgerungen (Verhaltensattributionen auf zugrunde liegende Dispositionen), da dispositionale Ursachen stabile Ursachen sind (Vorhersage, Gefühl von Kontrolle) Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Informationsquellen zur korrespondierenden Schlussfolgerung: Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Jones & Davis (1965): Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung(en) (1) Die Handlung war freiwillig bzw. frei gewählt. (2) Die Handlung produzierte einen unerwarteten Effekt (nicht-gemeinsamen Effekt). (3) Die Handlung wurde nicht als sozial erwünscht betrachtet. Handlung spiegelt ein „wahres“ Merkmal der Person (Eigenschaft, Motiv, Absicht, Einstellung, etc.) wider. (4) Die Handlung hatte einen direkten Einfluss auf uns (hedonistische Relevanz). (5) Die Handlung war darauf ausgerichtet, uns in irgendeiner Weise zu betreffen (Personalismus). Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Konfiguration: keine oder zumindest unvollständige Information über multiple Beobachtungen => Attribution ist theoriegetrieben (theory-driven) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Kovariation und Konfiguration Kovariation: Information über multiple Beobachtungen => Attribution ist datengetrieben (data-driven) Kovariationsprinzip: Effekt/Konsequenz wird einer Ursache zugeschrieben, die anwesend ist, wenn Effekt anwesend ist und die abwesend ist, wenn Effekt abwesend ist. Analog ANOVA (analysis of variance): statistisches Verfahren U Variablen ≙ potenziellen Ursachen A Variablen ≙ Effekt, den es zu erklären gilt Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Beispiel: „Johann lacht über den Komiker“ PERSON (Konsensus) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Kovariation 3 potenzielle Ursachen bzw. 3 UVn SITUATION (Konsistenz) REIZ (Distinktheit) Konsensus: Information über das Ausmaß, in dem andere Menschen sich demselben Stimulus gegenüber genauso verhalten wie der Handelnde. Konsistenz: Informationen darüber, ob das Verhalten eines bestimmten Handelnden gegenüber ein und demselben Stimulus zu allen Zeiten und unter allen Umständen gleich bleibt, also konsistent ist. Distinktheit: Informationen darüber, ob sich ein und derselbe Handelnde gegenüber verschiedenen Stimuli auf dieselbe Art und Weise verhält Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Mögliche Einzelursachen: Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie „Johann lacht über den Komiker“ Generalisiert das Verhalten? Typen von Informationen (unabhängige Variablen) 8 Informationskombinationen die Person die Situation der Reiz über Situationen? über Reize? Konsensus Konsistenz Distinktheit hoch niedrig hoch niedrig hoch niedrig über Personen? 2 Attribution x 2 x 2 Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie McArthur (1972): Low ↓ geringer Konsensus („nur Johann lacht“) High ↑ hohe Konsistenz („immer“) Low ↓ geringe Distinktheit („über alle Komiker“) (besonders wichtig) = Attribution auf Person („Johann ist albern“) d.h. in dieser Zelle höchste Attribution auf Person! Drei klare Fälle: Konsensus Konsistenz Distinktheit H H H L L H → Situation: Nur in dieser Situation lacht diese Person über diesen Komiker. L H L Attribution → Reiz: Nur über diesen Komiker lachen alle immer. → Person: Nur diese Person lacht immer über alle Komiker. Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Konfiguration: keine oder zumindest unvollständige Information über multiple Beobachtungen => Attribution ist theoriegetrieben (theory-driven) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration vollständige Kausalanalysen (d.h. vollständige Information über KelleysANOVA-Modell nicht immer möglich; etwa aus Zeit- oder Informationsmangel) ⇒ Rückgriff auf kausale Schemata zur Abkürzung des Attributionsprozesses (die gerade vorliegende Konfiguration von Information ist entscheidend) Kausale Schemata: gelernte (vorfabrizierte) Annahmen über mögliche Ursachen eines bestimmten Ereignisses (Deduktion); sie können abstrakte Repräsentationen genereller kausaler Prinzipien oder domänenspezifische Vorstellungen darüber sein, wie bestimmte Ursachen bestimmte Effekte verursachen Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon keine oder zumindest unvollständige Information Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration mehrere Beobachtungen Ergänzungsschema(ta) I. einmalige Beobachtung multiple hinreichende Ursachen IIa. Ergänzung von unvollständiger Information Attribution multiple notwendige Ursachen (bei extremen Verhalten/Effekten) IIb. (Annahmen über das Zusammenwirken von zwei oder mehreren Kausalfaktoren in Bezug auf eine bestimmte Klasse von Effekten) Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon I. Kausale Schemata zur Ergänzung unvollständiger Information (auch „Ergänzungsschemata“) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration Konsensus Konsistenz Distinktheit a) H H H →Reiz b) L L H →Situation c) L H L →Person HHH LLH LHL a)High b)? c)? dahingegen:? ? Low ? High ? ? Low →Reizattribution →Situationsattribution →Personenattribution ? Reizoder Person- -Attribution daeszua)oderzub)passt Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon II. Kausale Schemata: Annahmen über das Zusammenwirken von zwei oder mehreren Kausalfaktoren in Bezug auf eine bestimmte Klasse von Effekten Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration insbesondere, wenn ein Ereignis nur einmal beobachtet wurde (also weder Konsensus-, Distinktheit- noch Konsistenzinformation) ⇒„vorfabrizierte“ Kausalschematata (aufgrund früherer Lernerfahrung) = komplexe Schemata, in denen multiple Ursachen zueinander in Beziehung gesetzt werden a) Schema der multiplen hinreichenden Ursachen b) Schema der multiplen notwendigen Ursachen Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon IIa: Schema der multiplen hinreichenden Ursachen ⇒ ein Effekt kann durch eine Reihe alternativer Faktoren verursacht sein/werden Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration ⇒ ( A ∨ B ) → C, A → C und B → C d.h. A B C Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon IIb: Schema der multiplen notwendigen Ursachen ⇒ damit ein Effekt verursacht wird, muss mehr als ein kausaler Faktor vorliegen Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration ⇒(A∧B)→C A B C Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon II: Kausale Schemata Merke: Je extremer oder stärker ein Effekt ist, desto eher wird der Beobachter multiple notwendige Ursachen für diesen Effekt annehmen Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration z.B.: Erfolg bei leichter Aufgabe: Anstrengung ∨ Fähigkeit → Erfolg = multiple hinreichende Ursachen Erfolg bei schwerer Aufgabe: Anstrengung ∧ Fähigkeit → Erfolg = multiple notwendige Ursachen wenn aber mehrere plausible Ursachen für ein Ereignis vorhanden Frage: Welche Ursache ist in erster Linie wirksam? (insbesondere bei multiplen hinreichenden Ursachen?) Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon II: Kausale Schemata Abschwächungsprinzip (discounting principle) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration (Spezialfall von IIa: multiple hinreichende Ursachen) Die Rolle einer gegebenen Ursache bei der Hervorbringung eines gegebenen Effekts wird abgeschwächt, wenn andere plausible Ursachen ebenfalls vorhanden sind bzw. hinzutreten (d.h. im Vergleich zu „wenn zunächst nur eine Ursache im Zentrum der Aufmerksamkeit steht“) abgeschwächt Intern A (Lehrender = selbstlose Person) C (Übernehmen der Vorlesung) Extern B (Prof. Simon ist Chef von Lehrendem und der steht in gewisser Abhängigkeit zu ihm) nach Deci (1975) Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon II: Kausale Schemata Aufwertungsprinzip (augmentation principle) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Kelley (1967, 1973): Konfiguration (Bezug zu IIb: multiple notwendige Ursachen) Die Rolle einer bestimmten Ursache wird aufgewertet, wenn ein Effekt trotz hemmender Kräfte auftritt (= Annahme, dass bestimmte kausale Faktoren stärker sein müssen, wenn ein hemmender Einfluss auf einen beobachteten Effekt vorliegt). Erfolg bei schwerer Aufgabe: Anstrengung ∧ Fähigkeit → Erfolg z.B. Sozialpsychologieklausur trotz Krankheit sehr gut bestanden (also Erfolg trotz Fähigkeitsbeeinträchtigung) ⇒ Stärkere Attribution des Erfolgs auf die Anstrengung als bei Gesunden, d.h. die Ursache Anstrengung wird aufgewertet Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Klassische Theorien zur Attribution Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases ⇒ Betrachtung des Wahrnehmenden (des Attribuierenden) als rationale, logisch denkende Person (LaienwissenschaftlerIn, naive PsychologIn) ⇒ viele empirische Hinweise darauf, dass Wahrnehmende keine rationale, streng logische Ursachenforschung betreiben Kelleys ANOVA-Modell ≙ normatives Modell; beschreibt, wie Personen eigentlich Ursachenzuschreibungen vornehmen sollten Empirie → deskriptives Modell; wie Personen tatsächlich Ursachenzuschreibungen vornehmen Definition von Attributionsbias: Beeinflussung der Ursachenzuschreibungen durch Voreingenommenheiten, Erwartungen oder auch besondere Sichtweisen und Bedürfnisse eines Beobachters/einer Beobachterin Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon 1. Fundamentaler Attributionsfehler Tendenz, den Einfluss situationaler Faktoren zu unterschätzen und den Einfluss dispositionaler Faktoren (Personenfaktoren) zu überschätzen Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases (Heider, 1958; Ross, 1977) Experiment von Ross et al., 1977: Quiz: Befrager Kandidat Befrager „Befrager ist klüger“ Kandidat stellt selbst ausgedachte Wissensfragen beantwortet diese Wissensfragen Beobachter (dispositionale Attribution) der situativen Bedingung (Vorteil des Befragers) wird weniger Beachtung geschenkt Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Fundamentaler Attributionsfehler Erklärungen: Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases 1. Personen salienter vs. Situation nur im Hintergrund; Unit relation between act and person (Heider) 2. Soziale, gesellschaftliche Norm: interne (personale) Attributionen werden in einer individualistischen Gesellschaft bevorzugt im Vergleich zu situationaler Attribution Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon 2. Akteur-Beobachter-Divergenzen Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases Akteure tendieren dazu, eigenes Verhalten situativen Kausalbedingungen zuzuschreiben, Beobachter hingegen schreiben dieses Verhalten dispositionalen Eigenschaften des Akteurs zu. (z.B. Nisbett et al., 1973) Experiment von Nisbett et al., 1973 Studie 2: Studenten sollten begründen (d.h. Attributionen vornehmen), weshalb sie selbst und ihr bester Freund ein bestimmtes Studienfach bzw. eine bestimmte Freundin gewählt haben Ergebnis: Verhalten der besten Freunde wurde stärker auf persönliche Eigenschaften der besten Freunde zurückgeführt (interne Attributionen). Eigenes Verhalten wurde stärker auf Eigenschaften der Freundinnen bzw. des Studienfaches (externe Attributionen) zurückgeführt. Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Vorlesung zur Sozialpsychologie Sommersemester 2014 Nisbett et al. (1973) Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Akteur-Beobachter-Divergenzen Erklärungen: Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases 1. Wahrnehmungsfokus: In der Akteursperspektive ist die Situation salienter, in der Beobachterperspektive ist die Situation zwar auch salient, aber der Akteur ist für den Beobachter doch auch Mittelpunkt, während der Akteur sich selbst ja nicht sieht => perzeptuelle Salienz: scheinbare Wichtigkeit einer bestimmten Information, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und deren kausale Rolle tendenziell überschätzt wird Akteur → Beobachter → Situation → Situative Attribution Akteur in Situation → personale Attribution siehe hierzu: Experiment von Storms, 1973 Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Akteur-Beobachter-Divergenzen Experiment von Storms, 1973 Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases Unterhaltung zwischen zwei Personen A und B; jeder der beiden wurde von einem Beobachter beobachtet und von einer Videokamera gefilmt Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Akteur-Beobachter-Divergenzen Experiment von Storms, 1973 Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases Unterhaltung zwischen zwei Personen A und B; jeder der beiden wurde von einem Beobachter beobachtet und von einer Videokamera gefilmt „Videoanalyse“: 3 Gruppen Einige Teilnehmer sehen keine Videos (Kein Video) Einige Teilnehmer sehen Videos aus der selben Perspektive (gleiche Ausrichtung) Einige Teilnehmer sehen Videos aus umgekehrter Perspektive (neue Ausrichtung) Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Ergebnisüberblick Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Experiment von Storms, 1973: Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Akteuer-Beobachter-Divergenzen Erklärungen: Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases 2. Mehr Information auf Seiten des Akteurs (d.h. mehr Informationen über sich): deshalb weiß der Akteur besser, inwieweit sein Verhalten durch situative Einschränkungen beeinflusst ist. Er weiß, wie er sich in anderen Situationen verhält und wie sein typisches Verhalten aussieht. 3. Beobachter sind daran interessiert vorherzusagen, wie sich der Akteur in Zukunft verhalten wird → Beobachter ist motiviert, stabile Eigenschaften des Akteurs aufzuspüren Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Self-serving biases Tendenz von Akteuren, Erfolg sich selbst (dispositionale Attribution) und Misserfolg der Situation zuzuschreiben Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases Gilt nicht nur im Hinblick auf eigenes individuelles Verhalten, sondern auch für das Verhalten der Gruppe, zu der man gehört ⇒ Group-serving bias Eigengruppe Fremdgruppe + dispositional situational - situational dispositional nach Pettigrew (1979). The ultimate attribution error. Personality and Social Psychology Bulletin. Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Salienz-Bias Tendenz, einer Person mehr Verantwortung zuzuschreiben, die besonders auffällig ist; e.g. Solo-Status: (Taylor et al., 1978) Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases oder Schwarzer W W Weißer Diesen Personen wird mehr Einfluss, z.B. in einer Diskussionsgruppe zugeschrieben. Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Falscher-Konsensus-Effekt Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Attributionsfehler bzw. -Biases Tendenz, das eigene Verhalten (eigene Beurteilungen, Meinungen etc.) als ziemlich weit verbreitet anzusehen, während konträres Verhalten (Meinungen etc.) als ungewöhnlich, deviant und unangemessen betrachtet wird ⇒Verhalten, das anders als eigenes Verhalten (d.h. deviantes) ist, verrät somit mehr über den Akteur als Verhalten, wie ich es zeige (d.h. übliches Verhalten) eigenes Verhalten vom Selbst abweichendes Verhalten „Das, was ich tue, tun alle“ => Norm, Situation, allgemein menschlich „Das tut doch nur diese Person“ => Person, Disposition Akteur-Beobachter-Divergenz Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon Sommersemester 2014 Vorlesung zur Sozialpsychologie Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Attribution Institut für Psychologie der CAU zu Kiel Sozialpsychologie und Politische Psychologie Prof. Dr. Bernd Simon