Attribution

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Vorlesung zur Sozialpsychologie
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Herzlich Willkommen!
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Prof. Dr. Bernd Simon
21. Mai 2014
In Vertretung
Dipl.-Psych. Sophus Damm
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Institut für Psychologie der CAU zu Kiel
Sozialpsychologie und Politische
Psychologie
Prof. Dr. Bernd Simon
• Einleitung
• Klassische Attributionstheorien
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Agenda
Heider (1958):
Der Mensch als (Laien-)Wissenschaftler
Jones & Davis (1965): Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung(en)
Kelley (1967,1973)
Kovariation und Konfiguration
• Attributionsfehler bzw. –verzerrungen
• Fazit
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Sozialpsychologie und Politische
Psychologie
Prof. Dr. Bernd Simon
• Rückgriff: Soziale Wahrnehmung
Eindrucksbildung (Asch, 1946)
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Einleitung
Intelligent
Intelligent
Geschickt
Geschickt
Fleißig
Fleißig
Kalt
Warm
Entschlossen
Entschlossen
Praktisch
Praktisch
Vorsichtig
Vorsichtig
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• Rückgriff: Eindrucksbildung (Asch, 1946)
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Einleitung
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• Beobachtung von eigenem/fremden Verhalten
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Einleitung
⇒ Menschliches Denken ist konstant damit beschäftigt, Erklärungen für
Verhalten zu suchen, zu konstruieren und zu testen
⇒ „naive Psychologen“
• Frage: „Warum“?
• Ursachenforschung ≙ Attribution (von Ursachen)
• Nutzen: Vorhersage, Einfluss und Kontrolle von Verhalten (Motive, die
zur Attribution im Allgemeinen führen)
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• der Mensch als Laienwissenschaftler „naive(r) Psychologe/Psychologin“
Sommersemester 2014
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Heider (1958): Mensch als (Laien-)Wissenschaftler
⇒ Modell sozialer Kognition, in dem Menschen charakterisiert werden als
solche, die rationale, quasi-wissenschaftliche Ursachen-WirkungsAnalysen durchführen um ihre Welt zu verstehen
• Konstruktion kausaler (Laien-)Theorien zur Vorhersage/Kontrolle der
Umwelt
⇒ Suche nach stabilen, dauerhaften Merkmalen sowohl in Personen
(Eigenschaften, dauerhafte Fähigkeiten) als auch in Situationen (stabile
Situationsmerkmale), welche Verhalten verursachen
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• Unterscheidung zwischen personalen Faktoren (Persönlichkeit, Fähigkeiten, Anstrengungen, Intentionen) und Umweltfaktoren (Situationen,
Gruppenzwang, Aufgabenschwierigkeit, Glück)
Sommersemester 2014
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Heider (1958): Mensch als (Laien-)Wissenschaftler
⇒ Interne (dispositionale) Attribution: Prozess der Zuschreibung von
Verhaltensursachen auf interne oder dispositionale Faktoren
⇒ Externe (situationale) Attribution: Prozess der Zuschreibung von
Verhaltensursachen auf externe oder Umweltfaktoren
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Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Jones & Davis (1965): Theorie der korrespondierenden
Schlussfolgerung(en)
• Erklärung, wie Menschen darauf schließen, dass das Verhalten einer
Person mit einer zugrunde liegenden Disposition oder einem
Persönlichkeitsmerkmal korrespondiert (ihr/ihm entspricht)
⇒ Menschen bevorzugen korrespondierende Schlussfolgerungen
(Verhaltensattributionen auf zugrunde liegende Dispositionen), da
dispositionale Ursachen stabile Ursachen sind (Vorhersage, Gefühl von
Kontrolle)
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Informationsquellen zur korrespondierenden Schlussfolgerung:
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Jones & Davis (1965): Theorie der korrespondierenden
Schlussfolgerung(en)
(1) Die Handlung war freiwillig bzw. frei
gewählt.
(2) Die Handlung produzierte einen unerwarteten Effekt (nicht-gemeinsamen
Effekt).
(3) Die Handlung wurde nicht als sozial
erwünscht betrachtet.
Handlung spiegelt ein
„wahres“ Merkmal der
Person (Eigenschaft,
Motiv, Absicht, Einstellung, etc.) wider.
(4) Die Handlung hatte einen direkten
Einfluss auf uns (hedonistische
Relevanz).
(5) Die Handlung war darauf ausgerichtet,
uns in irgendeiner Weise zu betreffen
(Personalismus).
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Konfiguration: keine oder zumindest unvollständige Information über
multiple Beobachtungen
=> Attribution ist theoriegetrieben (theory-driven)
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Kelley (1967, 1973): Kovariation und Konfiguration
Kovariation:
Information über multiple Beobachtungen
=> Attribution ist datengetrieben (data-driven)
Kovariationsprinzip: Effekt/Konsequenz wird einer Ursache zugeschrieben, die
anwesend ist, wenn Effekt anwesend ist und die abwesend
ist, wenn Effekt abwesend ist.
Analog
ANOVA (analysis of variance): statistisches Verfahren
U Variablen ≙ potenziellen Ursachen
A Variablen ≙ Effekt, den es zu erklären gilt
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Beispiel:
„Johann lacht über den Komiker“
PERSON (Konsensus)
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Kelley (1967, 1973): Kovariation
3 potenzielle Ursachen
bzw. 3 UVn
SITUATION (Konsistenz)
REIZ (Distinktheit)
Konsensus:
Information über das Ausmaß, in dem andere Menschen sich
demselben Stimulus gegenüber genauso verhalten wie der
Handelnde.
Konsistenz: Informationen darüber, ob das Verhalten eines bestimmten
Handelnden gegenüber ein und demselben Stimulus zu allen Zeiten
und unter allen Umständen gleich bleibt, also konsistent ist.
Distinktheit: Informationen darüber, ob sich ein und derselbe Handelnde
gegenüber verschiedenen Stimuli auf dieselbe Art und Weise
verhält
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Mögliche Einzelursachen:
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„Johann lacht über den Komiker“
Generalisiert
das Verhalten?
Typen von
Informationen
(unabhängige
Variablen)
8 Informationskombinationen
die Person
die Situation
der Reiz
über
Situationen?
über Reize?
Konsensus
Konsistenz
Distinktheit
hoch niedrig
hoch niedrig
hoch niedrig
über Personen?
2
Attribution
x
2
x
2
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McArthur (1972):
Low ↓ geringer Konsensus („nur Johann lacht“)
High ↑ hohe Konsistenz („immer“)
Low ↓ geringe Distinktheit („über alle Komiker“)
(besonders wichtig)
= Attribution auf Person („Johann ist albern“)
d.h. in dieser Zelle höchste Attribution auf Person!
Drei klare Fälle:
Konsensus
Konsistenz
Distinktheit
H
H
H
L
L
H → Situation: Nur in dieser
Situation lacht diese Person über
diesen Komiker.
L
H
L
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→ Reiz: Nur über diesen Komiker
lachen alle immer.
→ Person: Nur diese Person lacht
immer über alle Komiker.
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Konfiguration: keine oder zumindest unvollständige Information über
multiple Beobachtungen
=> Attribution ist theoriegetrieben (theory-driven)
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
vollständige Kausalanalysen (d.h. vollständige Information über KelleysANOVA-Modell nicht immer möglich; etwa aus Zeit- oder Informationsmangel)
⇒ Rückgriff auf kausale Schemata zur Abkürzung des Attributionsprozesses
(die gerade vorliegende Konfiguration von Information ist entscheidend)
Kausale Schemata: gelernte (vorfabrizierte) Annahmen über mögliche
Ursachen eines bestimmten Ereignisses (Deduktion); sie können
abstrakte Repräsentationen genereller kausaler Prinzipien oder
domänenspezifische Vorstellungen darüber sein, wie bestimmte
Ursachen bestimmte Effekte verursachen
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keine oder zumindest unvollständige Information
Sommersemester 2014
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
mehrere Beobachtungen
Ergänzungsschema(ta)
I.
einmalige Beobachtung
multiple
hinreichende
Ursachen
IIa.
Ergänzung von unvollständiger Information
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multiple notwendige
Ursachen (bei extremen
Verhalten/Effekten)
IIb.
(Annahmen über das Zusammenwirken von zwei
oder mehreren Kausalfaktoren in Bezug auf eine
bestimmte Klasse von Effekten)
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I. Kausale Schemata zur Ergänzung unvollständiger Information
(auch „Ergänzungsschemata“)
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
Konsensus
Konsistenz
Distinktheit
a)
H
H
H
→Reiz
b)
L
L
H
→Situation
c)
L
H
L
→Person
HHH
LLH
LHL
a)High
b)?
c)?
dahingegen:?
?
Low
?
High
?
?
Low
→Reizattribution
→Situationsattribution
→Personenattribution
?
Reizoder
Person-
-Attribution
daeszua)oderzub)passt
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II. Kausale Schemata: Annahmen über das Zusammenwirken von zwei
oder mehreren Kausalfaktoren in Bezug auf eine bestimmte Klasse
von Effekten
Sommersemester 2014
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
insbesondere, wenn ein Ereignis nur einmal beobachtet wurde (also
weder Konsensus-, Distinktheit- noch Konsistenzinformation)
⇒„vorfabrizierte“ Kausalschematata (aufgrund früherer Lernerfahrung)
= komplexe Schemata, in denen multiple Ursachen zueinander in
Beziehung gesetzt werden
a) Schema der multiplen hinreichenden Ursachen
b) Schema der multiplen notwendigen Ursachen
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IIa: Schema der multiplen hinreichenden Ursachen
⇒ ein Effekt kann durch eine Reihe alternativer Faktoren verursacht
sein/werden
Sommersemester 2014
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
⇒ ( A ∨ B ) → C,
A → C und B → C
d.h.
A
B
C
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IIb: Schema der multiplen notwendigen Ursachen
⇒ damit ein Effekt verursacht wird, muss mehr als ein kausaler Faktor
vorliegen
Sommersemester 2014
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
⇒(A∧B)→C
A
B
C
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II: Kausale Schemata
Merke: Je extremer oder stärker ein Effekt ist, desto eher wird der
Beobachter multiple notwendige Ursachen für diesen Effekt annehmen
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Kelley (1967, 1973): Konfiguration
z.B.:
Erfolg bei leichter Aufgabe:
Anstrengung ∨ Fähigkeit → Erfolg
= multiple hinreichende Ursachen
Erfolg bei schwerer Aufgabe: Anstrengung ∧ Fähigkeit → Erfolg
= multiple notwendige Ursachen
wenn aber mehrere plausible Ursachen für ein Ereignis vorhanden
Frage: Welche Ursache ist in erster Linie wirksam? (insbesondere bei
multiplen hinreichenden Ursachen?)
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II: Kausale Schemata
Abschwächungsprinzip (discounting principle)
Sommersemester 2014
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
(Spezialfall von IIa: multiple hinreichende Ursachen)
Die Rolle einer gegebenen Ursache bei der Hervorbringung eines gegebenen Effekts wird abgeschwächt, wenn andere plausible Ursachen
ebenfalls vorhanden sind bzw. hinzutreten (d.h. im Vergleich zu „wenn
zunächst nur eine Ursache im Zentrum der Aufmerksamkeit steht“)
abgeschwächt
Intern
A (Lehrender = selbstlose Person)
C (Übernehmen der
Vorlesung)
Extern B (Prof. Simon ist Chef von Lehrendem
und der steht in gewisser
Abhängigkeit zu ihm)
nach Deci (1975)
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II: Kausale Schemata
Aufwertungsprinzip (augmentation principle)
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Kelley (1967, 1973): Konfiguration
(Bezug zu IIb: multiple notwendige Ursachen)
Die Rolle einer bestimmten Ursache wird aufgewertet, wenn ein Effekt
trotz hemmender Kräfte auftritt (= Annahme, dass bestimmte kausale
Faktoren stärker sein müssen, wenn ein hemmender Einfluss auf einen
beobachteten Effekt vorliegt).
Erfolg bei schwerer Aufgabe: Anstrengung ∧ Fähigkeit → Erfolg
z.B. Sozialpsychologieklausur trotz Krankheit sehr gut bestanden (also
Erfolg trotz Fähigkeitsbeeinträchtigung)
⇒ Stärkere Attribution des Erfolgs auf die Anstrengung als bei Gesunden,
d.h. die Ursache Anstrengung wird aufgewertet
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Klassische Theorien zur Attribution
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Attributionsfehler bzw. -Biases
⇒ Betrachtung des Wahrnehmenden (des Attribuierenden) als
rationale, logisch denkende Person (LaienwissenschaftlerIn, naive
PsychologIn)
⇒ viele empirische Hinweise darauf, dass Wahrnehmende keine
rationale, streng logische Ursachenforschung betreiben
Kelleys ANOVA-Modell ≙ normatives Modell; beschreibt, wie Personen
eigentlich Ursachenzuschreibungen vornehmen sollten
Empirie → deskriptives Modell; wie Personen tatsächlich Ursachenzuschreibungen vornehmen
Definition von Attributionsbias:
Beeinflussung der Ursachenzuschreibungen durch Voreingenommenheiten, Erwartungen oder auch besondere Sichtweisen und Bedürfnisse eines
Beobachters/einer Beobachterin
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1. Fundamentaler Attributionsfehler
Tendenz, den Einfluss situationaler Faktoren zu unterschätzen und den
Einfluss dispositionaler Faktoren (Personenfaktoren) zu überschätzen
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Attributionsfehler bzw. -Biases
(Heider, 1958; Ross, 1977)
Experiment von Ross et al., 1977:
Quiz: Befrager
Kandidat
Befrager
„Befrager ist klüger“
Kandidat
stellt selbst
ausgedachte
Wissensfragen
beantwortet
diese
Wissensfragen
Beobachter
(dispositionale
Attribution)
der situativen Bedingung
(Vorteil des Befragers) wird
weniger Beachtung geschenkt
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Fundamentaler Attributionsfehler
Erklärungen:
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Attributionsfehler bzw. -Biases
1. Personen salienter vs. Situation nur im Hintergrund;
Unit relation between act and person (Heider)
2. Soziale, gesellschaftliche Norm: interne (personale) Attributionen
werden in einer individualistischen Gesellschaft bevorzugt im
Vergleich zu situationaler Attribution
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2. Akteur-Beobachter-Divergenzen
Sommersemester 2014
Vorlesung zur Sozialpsychologie
Attributionsfehler bzw. -Biases
Akteure tendieren dazu, eigenes Verhalten situativen Kausalbedingungen
zuzuschreiben, Beobachter hingegen schreiben dieses Verhalten dispositionalen Eigenschaften des Akteurs zu.
(z.B. Nisbett et al., 1973)
Experiment von Nisbett et al., 1973
Studie 2:
Studenten sollten begründen (d.h. Attributionen vornehmen), weshalb sie
selbst und ihr bester Freund ein bestimmtes Studienfach bzw. eine bestimmte
Freundin gewählt haben
Ergebnis:
Verhalten der besten Freunde wurde stärker auf persönliche Eigenschaften der
besten Freunde zurückgeführt (interne Attributionen). Eigenes Verhalten wurde
stärker auf Eigenschaften der Freundinnen bzw. des Studienfaches (externe
Attributionen) zurückgeführt.
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Nisbett et al. (1973)
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Akteur-Beobachter-Divergenzen
Erklärungen:
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Attributionsfehler bzw. -Biases
1. Wahrnehmungsfokus:
In der Akteursperspektive ist die Situation salienter, in der
Beobachterperspektive ist die Situation zwar auch salient, aber der
Akteur ist für den Beobachter doch auch Mittelpunkt, während der
Akteur sich selbst ja nicht sieht
=> perzeptuelle Salienz: scheinbare Wichtigkeit einer bestimmten
Information, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und
deren kausale Rolle tendenziell überschätzt wird
Akteur
→
Beobachter
→
Situation
→ Situative Attribution
Akteur in Situation → personale Attribution
siehe hierzu: Experiment von Storms, 1973
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Akteur-Beobachter-Divergenzen
Experiment von Storms, 1973
Sommersemester 2014
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Attributionsfehler bzw. -Biases
Unterhaltung zwischen zwei Personen A und B; jeder der beiden wurde von
einem Beobachter beobachtet und von einer Videokamera gefilmt
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Akteur-Beobachter-Divergenzen
Experiment von Storms, 1973
Sommersemester 2014
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Attributionsfehler bzw. -Biases
Unterhaltung zwischen zwei Personen A und B; jeder der beiden wurde von
einem Beobachter beobachtet und von einer Videokamera gefilmt
„Videoanalyse“:
3 Gruppen
Einige Teilnehmer sehen keine Videos (Kein Video)
Einige Teilnehmer sehen Videos aus der selben Perspektive (gleiche
Ausrichtung)
Einige Teilnehmer sehen Videos aus umgekehrter Perspektive (neue
Ausrichtung)
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Ergebnisüberblick
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Experiment von Storms, 1973:
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Akteuer-Beobachter-Divergenzen
Erklärungen:
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Attributionsfehler bzw. -Biases
2. Mehr Information auf Seiten des Akteurs (d.h. mehr Informationen
über sich):
deshalb weiß der Akteur besser, inwieweit sein Verhalten durch situative
Einschränkungen beeinflusst ist.
Er weiß, wie er sich in anderen Situationen verhält und wie sein
typisches Verhalten aussieht.
3. Beobachter sind daran interessiert vorherzusagen, wie sich der Akteur
in Zukunft verhalten wird
→ Beobachter ist motiviert, stabile Eigenschaften des Akteurs
aufzuspüren
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Self-serving biases
Tendenz von Akteuren, Erfolg sich selbst (dispositionale Attribution) und
Misserfolg der Situation zuzuschreiben
Sommersemester 2014
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Attributionsfehler bzw. -Biases
Gilt nicht nur im Hinblick auf eigenes individuelles Verhalten, sondern auch für
das Verhalten der Gruppe, zu der man gehört
⇒ Group-serving bias
Eigengruppe
Fremdgruppe
+
dispositional
situational
-
situational
dispositional
nach Pettigrew (1979).
The ultimate attribution error.
Personality and Social Psychology Bulletin.
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Salienz-Bias
Tendenz, einer Person mehr Verantwortung zuzuschreiben, die besonders
auffällig ist; e.g. Solo-Status: (Taylor et al., 1978)
Sommersemester 2014
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Attributionsfehler bzw. -Biases
oder
Schwarzer W W Weißer
Diesen Personen wird mehr Einfluss, z.B. in einer Diskussionsgruppe
zugeschrieben.
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Falscher-Konsensus-Effekt
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Attributionsfehler bzw. -Biases
Tendenz, das eigene Verhalten (eigene Beurteilungen, Meinungen etc.) als
ziemlich weit verbreitet anzusehen, während konträres Verhalten (Meinungen
etc.) als ungewöhnlich, deviant und unangemessen betrachtet wird
⇒Verhalten, das anders als eigenes Verhalten (d.h. deviantes) ist, verrät somit
mehr über den Akteur als Verhalten, wie ich es zeige (d.h. übliches Verhalten)
eigenes Verhalten
vom Selbst abweichendes Verhalten
„Das, was ich tue, tun alle“
=> Norm, Situation,
allgemein menschlich
„Das tut doch nur diese Person“
=> Person, Disposition
Akteur-Beobachter-Divergenz
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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