Mathematik I für Physiker Lösungsvorschlag Blatt 4 Prof. Dr. Andreas Nickel Aufgabe 1 Nach Satz (7.2)(iv) gilt a2 ≥ 0 für alle a ∈ K , falls K ein geordneter Körper ist. Insbesondere ist 1 = 12 ≥ 0 und wegen 1 6= 0 sogar 1 > 0. Satz (7.2)(i) impliziert dann −1 < 0. In C gilt aber i2 = −1, d.h. −1 müsste sowohl kleiner als auch gröÿer als 0 sein (wieder nach Satz (7.2)(iv)). Aufgabe 2 Sei i ∈ I . Das Inmum inf(A) ist eine untere Schranke von A, also wegen Ai ⊆ A erst recht eine untere Schranke von Ai . Wegen der Vollständigkeit von X existiert dann inf(Ai ) und es gilt inf(A) ≤ inf(Ai ) (da inf(A) ja eine untere Schranke von Ai war). Da dies für jedes i ∈ I gilt, ist auch die Menge aller inf(Ai ) nach unten beschränkt und b := inf i∈I (inf Ai ) exisitiert. Da wieder inf(A) eine untere Schranke war, ist inf(A) ≤ b. Wegen der Anti-Symmetrie von ≤ reicht es nun, b ≤ inf(A) zu zeigen. Sei dafür a ∈ A beliebig. Dann gibt es ein i0 ∈ I , so dass a ∈ Ai0 . Nach Denition des Inmums ist b ≤ inf(Ai0 ) ≤ a. Da a beliebig war, ist b eine untere Schranke von A, also b ≤ inf(A). Aufgabe 3 (i) Ist s eine untere Schranke von A, so ist s + b eine untere Schranke von {a + b | a ∈ A} (nach Axiom (7.1)(A)), d.h. c := inf {a + b | a ∈ A} existiert und s + b ≤ c. Das Inmum inf(A) ist auch eine untere Schranke von A. Es folgt inf(A) + b ≤ c. Umgekehrt folgt aus Axiom (7.1)(A), dass c − b eine untere Schranke von A ist, also c − b ≤ inf(A) und somit c ≤ inf(A) + b. Aus der Anti-Symmetrie folgt inf(A) + b = c wie gewünscht. (ii) Ist b = 0, so sind beide Seiten gleich 0. Ist b 6= 0, so funktioniert der Beweis analog zu (i). Man ersetze nur + durch · und Axiom (7.1)(A) durch Satz (7.2)(iii). (iii) Sei s eine untere Schranke von A. Dann ist −s nach Satz (7.2)(i) eine obere Schranke von {−a | a ∈ A}, d.h. das Supremum exisitiert und sup {−a | a ∈ A} ≤ −s. 2 Da auch inf(A) eine untere Schranke von A ist, folgt insbesondere sup {−a | a ∈ A} ≤ − inf(A). Ist nun umgekehrt S eine obere Schranke von {−a | a ∈ A}, so ist −S eine untere Schranke von A (wieder nach Satz (7.2)(i)) und somit −S ≤ inf(A). Insbesondere ist − sup {−a | a ∈ A} ≤ inf(A), also sup {−a | a ∈ A} ≥ − inf(A). Die Anti-Symmetrie liefert wieder die Behauptung. Aufgabe 4 (i) Falls char(K) = 0, sind wir fertig. Sei also char(K) 6= 0. Dann ist char(K) = n, wobei n ∈ N minimal ist mit n·1 = 0 in K . Angenommen n ist keine Primzahl. Dann können wir n = n1 n2 schreiben mit natürlichen Zahlen n1 < n und n2 < n. Dann gilt 0 = n · 1 = (n1 n2 ) · 1 = (n1 · 1) · (n2 · 1). Aus Aufgabe 3 (iii) folgt, dass n1 · 1 = 0 oder n2 · 1 = 0 im Widerspruch zur Minimalität von n. (ii) Angenommen char(K) 6= 0. Dann gibt es eine natürliche Zahl n (sogar eine Primzahl nach (i)), so dass n · 1 = 0. Aus Satz (7.2)(iv) folgt 1 = 12 ≥ 0. Aus Axiom (7.1)(A) für geordnete Körper folgt sukzessive 0 ≤ 1 ≤ 2 · 1 ≤ · · · ≤ n · 1 = 0. Also insbesondere 0 ≤ 1 ≤ 0. Aus der Anti-Symmetrie folgt nun 1 = 0, ein Widerspruch.