1 I Unterricht 3 I.1 Reelle Zahlen Eine Funktion f :N→R ist beschränkt, wenn Konstanten cf und Cf existieren, sodass ∀n ∈ N : cf ≤ f (n) ≤ Cf . gilt. Seien f :N→R und g:N→R beschränkte Funktionen. Wir nehmen an: ∀n ∈ N : f (n + 1) ≤ f (n) (I.1) ∀n ∈ N : g(n + 1) ≤ g(n) Zeigen Sie, dass inf{f (n) + g(n) : n ∈ N} = inf{f (n) : n ∈ N} + inf{g(n) : n ∈ N} (I.2) Beweis: Es ist klar, dass ∀n ∈ N : inf{f (m) : m ∈ N} + inf{g(m) : m ∈ N} ≤ f (n) + g(n) (I.3) und deshalb gilt inf{f (m) : m ∈ N} + inf{g(m) : m ∈ N} ≤ inf{f (n) + g(n) : n ∈ N}. (I.4) Seien a ∈ N und b ∈ N, sodass inf{f (m) : m ∈ N} ≥ f (a ) − (I.5) inf{g(m) : m ∈ N} ≥ g(b ) − (I.6) und 2 Sei n0 = min(a , b ) . (I.1), (I.5), (I.6) implizieren dass, inf{f (m) : m ∈ N} + inf{g(m) : m ∈ N} ≥ f (n0 ) + g(n0 ) − 2 (I.7) und deswegen ∀ > 0 : inf{f (m) : m ∈ N}+inf{g(m) : m ∈ N} ≥ inf{f (m)+g(m) : m ∈ N}−2 (I.8) und es folgt schlieÿlich, dass inf{f (m) : m ∈ N}+inf{g(m) : m ∈ N} ≥ inf{f (m)+g(m) : m ∈ N}. (I.9) (I.2) folgt aus (I.4) und (I.9). I.2 Komplexe Zahlen Finden Sie alle komplexen Zahlen (z ) mit z n = 1. (I.10) Wir benutzen die Polardarstellung. Seien r ∈ R+ und φ ∈ [0, 2π), sodass z := reiφ . (I.11) Es folgt, dass z n = 1 ⇐⇒ rn einφ = rn (cos(nφ) + i sin(nφ)) = 1, deshalb rn = 1, cos(nφ) = 1, sin(nφ) = 0 und deswegen r = 1, nφ = 2πk, ∀k ∈ Z. (I.12) Die Lösungen (φ ∈ [0, 2π)) von den Gleichungen (I.12) sind: r = 1, φ ∈ {φ0 , φ1 , · · · φn−1 } wobei φk := 2πk . n (I.13) (I.14) Die Lösungen von Gleichung (I.10) lauten dann: wk := eiφk , k ∈ {0, 1, · · · , n − 1}. (I.15) 3 Seien wk , k ∈ {0, 1, · · · , n − 1}. deniert durch Gleichung (I.15). Zeigen Sie, dass w0 + w1 + · · · wn−1 = 0 (I.16) Beweis: Aus (I.15) folgt, dass ∀l ∈ {0, · · · , n − 1} : wl (w0 + w1 + · · · wn−1 ) = w0 + w1 + · · · wn−1 , (I.17) und daher (1 − wl )(w0 + w1 + · · · wn−1 ) = 0. (I.18) Wir wählen l, sodass wl 6= 1 und schlieÿen (I.16) aus (I.18). Seien z, w ∈ C. Nehmen Sie an, dass |z| = 1 und z w̄ 6= 1 sind. Zeigen Sie, dass |(z − w) 1 | = 1. 1 − z̄w Beweis: 1 1−z w̄ |(z − w) 1−z̄w | = |(z − w) |1−z | w̄|2 1−z w̄ 1−z w̄ = |z(1 − wz −1 ) |1−z | = |z||(1 − w |z|z̄ 2 ) |1−z | w̄|2 w̄|2 1−z w̄ |= = |(1 − wz̄) |1−z w̄|2 |1−z w̄|2 |1−z w̄|2 = 1, wobei wir benutzt haben, dass ∀c1 , c2 ∈ C, |c1 c2 | = |c1 ||c2 |, c1 + c2 = c̄1 +c̄2 , c1 c2 = c¯1 c¯2 , c−1 1 = I.3 c¯1 , |c1 |2 = c1 c̄1 . 2 |c1 | Endliche, abzählbare und überabzählbare Mengen Seien A1 , A2 , A3 , · · · Mengen. Wir nehmen an, dass ∀i ∈ N : #{Ai } = #{N}. Zeigen Sie, dass #{ ∞ [ i=1 Ai } = #{N}. (I.19) 4 Beweis: Sei Ai := {aki }k∈N und A := ∞ [ Ai . i=1 Wir denieren die Funktion H : N × N → A, (i, k) → aki . H ist surjektiv. Für jedes Element a ∈ A wählen wir ein Element (ia , ka ), sodass H((ia , ka )) = a. Wir denieren h : A → N × N, a → (ia , ka ). Es ist klar, dass h injektiv ist und deshalb ist A isomorph zu einer Teilmenge von N × N und somit abzählbar. Seien A1 , A2 , A3 , · · · Mengen. Wir nehmen an, dass ∀i ∈ N : #{Ai } = #{N}. Zeigen Sie, dass ∀n ∈ N : #{A1 × · · · × An } = #{N} (I.20) Beweis: Zuerst beweisen wir, dass für alle Mengen C1 , C2 das Folgende gilt: #{C1 } = {N}, #{C2 } = {N} =⇒ #{C1 × C2 } = #{N} . Sei Hi : N → Ci eine Bijektion und J :N→N×N eine Bijektion (siehe Satz IV.4). Wir denieren die Funktion H1 × H2 : N2 → C1 × C2 . (I.21) 5 durch H1 × H2 (n, m) := (H1 (n), H2 (m)). Es ist klar, dass H1 × H2 eine Bijektion ist und deshalb ist auch H1 × H2 ◦ J : N → C1 × C2 , n → H1 × H2 (J(n)) eine Bijektion. Es folgt, dass #{C1 × C2 } = #{N}. Wir nehmen an, dass #{A1 × · · · Ak } = #{N} Wir setzen C1 := A1 × · · · Ak , C2 = Ak+1 Es folgt aus (I.21), dass #{N} = #{C1 × C2 } = #{A1 × · · · × Ak+1 }. (I.21) folgt schlieÿlich aus Induktion. Seien A1 , A2 , A3 , · · · Mengen. Wir nehmen an, dass ∀i ∈ N : 0 ∈ Ai und, dass ∀i ∈ N : #{Ai } = #{N} Sei B die folgende Menge B := {f : N → [ Ai |f (i) ∈ Ai , ∃Nf ∈ N, sodass f (i) = 0∀i ≥ Nf }. i∈N Zeigen Sie, dass B abzählbar ist. (I.22) Beweis: Wir denieren Bk := {f : N → [ Ai |f (i) ∈ Ai , f (i) = 0 ∀i ≥ k}. i∈N Es ist klar, dass [ k∈N Bk = B. (I.23) 6 S (Da Bk ⊂ B , S k∈N Bk ⊂ B . Aus f ∈ BNf ∀f ∈ B folgt, dass B ⊂ k∈N Bk Wir zeigen jetzt, dass Bk für alle k aus N abzählbar ist. Wir denieren die Funktion Fk : Bk → A1 × · · · × Ak , Fk (f ) := (f (1), f (2), · · · , f (k)). (I.24) Es ist klar, dass Fk eine Bijektion ist. Es folgt aus (I.20), dass #{Bk } = #{N}. Es folgt aus (I.23), (I.25) und Satz IV.11, dass #{B} = #{N} ist. (I.25)