Mathematische Exkursionen Exkursionen Mathematische Die Gesetze der großen Zahlen Treffer Niete Fig. 1 Der Beweis ist in der Schule unmöglich, da hier Wahrscheinlichkeitsaussagen über Grenzwerte von „unendlichen“ Folgen gemacht werden. Analoge Aussagen erhält man mit der 2σ- und σ-Regel. Der 99 %-„Wurzeltrichter“ wird begrenzt durch die Funktionsgraphen zu f (n) = p ± σ 3 ��1 . n �� Entsprechendes gilt für die 68 %- und 95 %-Intervalle. Je höher der Versuchsumfang, desto näher liegt die relative Häufigkeit „in der Regel“ bei der Wahrscheinlichkeit. Die Erfahrung zeigt, dass sich relative Häu0,4 figkeiten bei BERNOULLI-Ketten mit größer werdendem Versuchsumfang stabilisieren. 0,3 Wenn man z. B. das Glücksrad mit der Trefferh 0,2 wahrscheinlichkeit p = �14� (Fig. 1) wiederholt dreht und jedes Mal die aktuelle relative Tref0,1 ferhäufigkeit h in Abhängigkeit von dem Versuchsumfang n grafisch darstellt, erhält man 0 ein Diagramm, wie es Fig. 2 für drei verschie0 500 1000 1500 2000 n dene Versuchsserien zeigt. Die Unterschiede Fig. 2 zwischen den Folgen der relativen Häufigkeiten werden mit wachsendem Versuchsumfang geringer – alle Folgen scheinen den gleichen Grenzwert zu haben. Tatsächlich gilt: Starkes Gesetz der großen Zahlen: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer BERNOULLI-Kette die Folge hn der relativen Häufigkeiten gegen die Trefferwahrscheinlichkeit p konvergiert, beträgt 1 (100 %). Es gilt also: P ( lim (hn) = p) = 1. n →∞ Das starke Gesetz der großen Zahlen ist von theoretischem Interesse, denn es rechtfertigt die Deutung einer Wahrscheinlichkeit als Grenzwert relativer Häufigkeiten. In Anwendungssituationen (etwa bei Meinungsumfragen) muss man sich mit endlichen Stichproben begnügen. Dann interessiert die Wahrscheinlichkeit, dass die relative Häufigkeit hn = �Xn� nach n Schritten in einem bestimmten („kleinen“) Intervall um die Wahrscheinlichkeit p liegt. So liefert beispielsweise die 3 σ-Regel mit den Abkürzungen X �n� = hn und σ1 = �p (1� –� p)� : �� 0,4 0,35 n � X � n p + 3σ1 · �� n � ≈ 99 %, P �n p – 3σ1 · �� σ σ n �� �n� P �p – 3 · ��1 � �Xn� � p + 3 · ��1 � ≈ 99 %, σ P �� hn – p � � 3 · ��1 � ≈ 99 %. n �� Fig. 3 rechtfertigt „die Erwartung“: An einer fest herausgegriffenen Stelle n liegen ca. 99 % aller relativen Häufigkeiten innerhalb des zugehörigen „Wurzeltrichters“. 1 �� -Gesetz �n � 0,3 0,25 0,2 h 0,15 0,1 0,05 0 99%-Wurzeltrichter 0 500 1000 1500 2000 n Fig. 3 für BERNOULLI-Ketten Man betrachtet BERNOULLI-Ketten zum Versuchsumfang n mit Trefferwahrscheinlichkeit p. σ σ Das Intervall �p – 3 · ��1 ; p + 3 · ��1 � enthält die relative Trefferhäufigkeit h mit 99%iger n �� n �� Wahrscheinlichkeit. Der Radius dieses 99 %-Intervalls schrumpft bei wachsendem Versuchsumfang n mit dem Faktor �1� . n �� © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2009 | www.klett.de | Alle Rechte vorbehalten 978-3-12-733110-3 Lambacher Schweizer, Service-CD Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Autor: Dieter Brandt, Hans Freudigmann u.a. Seite aus: Lambacher Schweizer, Gesamtband Quellen: Lambacher Schweizer, Gesamtband Oberstufe Oberstufe mit CAS mit CAS, ISBN-13: 978-3-12-733120-2 ISBN-13: 978-3-12-733120-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2007 Mathematische Exkursionen Exkursionen Mathematische Man betrachtet neben dem „Wurzeltrichter“ auch den „Schlauch“ mit einem konstanten kleinen Radius ε um die Trefferwahrscheinlichkeit p. In Fig. 3 auf der vorigen Seite ist dieser Schlauch für ε = 0,05 farblich unterlegt. Da jeder Wurzeltrichter irgendwann einmal in diesem Schlauch liegt, konvergiert die Wahrscheinlichkeit, dass die relative Häufigkeit hn um weniger als ε von der Trefferwahrscheinlichkeit p abweicht, gegen 1. Es gilt: Schwaches Gesetz der großen Zahlen: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer BERNOULLI-Kette die relative Häufigkeit hn in der Nähe der Trefferwahrscheinlichkeit p liegt, konvergiert mit wachsendem Versuchsumfang gegen 1. In einer Formel: lim (P ( � hn – p � < ε) = 1. n →∞ Während das starke Gesetz der großen Zahlen eine Aussage über die Wahrscheinlichkeiten eines Grenzwertes macht, geht es beim schwachen Gesetz der großen Zahlen um einen Grenzwert von Wahrscheinlichkeiten. 1 Werfen Sie arbeitsteilig gleichartige Knöpfe. a) Berechnen Sie z. B. in Zehnerschritten die Folge relativer Häufigkeiten für die Landung auf der Vorderseite (V). Sie können als Muster Fig. 1 verwenden. b) Stellen Sie die Folgen der relativen Häufigkeiten grafisch dar. c) Stellen Sie eine Beziehung zum �1� -Gesetz her. �n� Fig. 1 2 a) Wie oft müsste man eine ideale Münze werfen, damit die relative Häufigkeit für die Seite „Wappen“ mit ca. 99%iger Wahrscheinlichkeit zwischen 0,49 und 0,51 liegt? b) Wie oft müsste man ein Glücksrad mit p = 0,1 drehen, damit die relative Trefferhäufigkeit mit ca. 99%iger Wahrscheinlichkeit zwischen 0,09 und 0,11 liegt? Begründung der Ungleichung von TSCHEBYSCHEFF: Wenn die Zufallsgröße X mit einer höheren Wahr2 scheinlichkeit als �σc�2 Werte annehmen würde, die mehr als c vom Erwartungswert entfernt wären, dann wäre der Beitrag allein dieser Werte zur Varianz von X 2 größer als c2 · �σc�2 = σ 2. Das ist aber unmöglich. 3 Ungleichung von TSCHEBYSCHEFF und schwaches Gesetz der großen Zahl Für jede Zufallsgröße X lässt sich die Wahrscheinlichkeit großer Abweichungen (c > 0) vom Erwartungswert µ mithilfe der Ungleichung von TSCHEBYSCHEFF durch die Standardabweichung 2 σ wie folgt abschätzen: P ( � X – µ � > c) < �σc�2 . a) Folgern Sie aus dieser Ungleichung für binomialverteilte Zufallsgrößen mit µ = n p und σ n� p� (1� –� p�) , dass gilt: P �� hn – p � > k ��1 � < �k1�2 . Vergleichen Sie dieses Ergebnis mit den σn = �� n �� σ-Regeln. p (1 – p) . b) Folgern Sie aus der Ungleichung von TSCHEBYSCHEFF, dass gilt: P ( � hn – p � > ε) < �n ε� 2 c) Begründen Sie mit der Formel aus b) das schwache Gesetz der großen Zahlen. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2009 | www.klett.de | Alle Rechte vorbehalten 978-3-12-733110-3 Lambacher Schweizer, Service-CD Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Autor: Dieter Brandt, Hans Freudigmann u.a. Seite aus: Lambacher Schweizer, Gesamtband Quellen: Lambacher Schweizer, Gesamtband Oberstufe Oberstufe mit CAS mit CAS, ISBN-13: 978-3-12-733120-2 ISBN-13: 978-3-12-733120-2 © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2007