16 Chr.Nelius : Zahlentheorie (SoSe 2017) § 3. Größte und kleinste Elemente (3.1) DEF: Kleiner-gleich-Beziehung auf Z Z Für a, b ∈ setzt man: a) a ≤ b :⇐⇒ es gibt ein k ∈ 0 mit a + k = b (lies: a ist kleiner-gleich b) b) a < b :⇐⇒ (a ≤ b und a 6= b) (lies: a ist echt kleiner als b). N Z (3.2) SATZ: a) Die ≤–Beziehung ist eine Ordnungsrelation auf , d.h. es gelten die folgenden Eigenschaften: 1) Für alle a ∈ gilt a ≤ a (Reflexivität) 2) Für alle a, b ∈ gilt: (a ≤ b und b ≤ a) =⇒ (a = b) (Antisymmetrie) 3) Für alle a, b, c ∈ gilt: (a ≤ b und b ≤ c) =⇒ (a ≤ c) (Transitivität). Z Z Z b) Für je zwei ganze Zahlen a, b gilt a ≤ b oder b ≤ a (Linearität). Z (3.3) SATZ: Addition und Multiplikation auf sind mit der ≤–Beziehung verträglich, d.h. es gilt für alle a, b ∈ a) a ≤ b =⇒ a + c ≤ b + c für alle c ∈ b) a ≤ b =⇒ a · c ≤ b · c für alle c ∈ mit c ≥ 0. Z Z (3.4) DEF: Sei T ⊆ a) 1) b) 1) Z eine nichtleere Teilmenge. Eine ganze Zahl g heißt größtes Element von T , wenn gilt: g ∈ T und 2) t ≤ g für alle t ∈ T . Bezeichnung: g =: max(T ). Eine ganze Zahl k heißt kleinstes Element von T , wenn gilt: k ∈ T und 2) k ≤ t für alle t ∈ T . Bezeichnung: k =: min(T ). (3.5) SATZ: a) b) Z N besitzt ein kleinstes Element, aber kein größtes Element. Z besitzt weder ein kleinstes noch ein größtes Element. (3.6) Indirekter Beweis Es soll mit einem indirekten Beweis oder auch Beweis durch Widerspruch bewiesen werden, dass aus einer Aussage A die Aussage B folgt (in Zeichen: A =⇒ B) , d.h. A ist die Voraussetzung und B die Behauptung. Dazu machen wir die Annahme , dass die Behauptung B nicht gilt, und leiten aus dieser Annahme unter Verwendung der Voraussetzung A einen Widerspruch her. Dies bedeutet dann, dass die Annahme falsch gewesen sein muss, die Behauptung also richtig ist. 17 Chr.Nelius : Zahlentheorie (SoSe 2017) (3.7) SATZ: Element. Jede nichtleere endliche Teilmenge von Z besitzt ein kleinstes und ein größtes Diesen Satz beweisen wir mit Hilfe vollständiger Induktion: (3.8) Beweis durch vollständige Induktion N N n0 ∈ 0 sei eine feste Zahl, und es sei A(n) eine Aussage in Abhängigkeit von n ∈ 0 . Dann ist die Aussage A(n) für alle natürlichen Zahlen n ≥ n0 richtig, wenn man folgendes beweisen kann: i) A(n0 ) ist richtig und ii) aus der Richtigkeit von A(n) für eine beliebige, aber feste natürliche Zahl n ≥ n0 folgt die Richtigkeit von A(n + 1). Bezeichnungen: Ein Induktionsbeweis besteht immer aus zwei Beweis–Teilen: 1) dem Induktionsanfang (IA): Hier wird bewiesen, dass die Behauptung für n = n0 richtig ist. 2) dem Induktionsschluss (IS) oder dem “Schluss von n auf n + 1“: Hier wird unter der Induktionsvoraussetzung (IV), dass die Behauptung für eine beliebige (aber feste) natürliche Zahl n ≥ n0 richtig ist, die Induktionsbehauptung (IB) bewiesen, dass dann die Behauptung auch für n + 1 richtig ist. (3.9) BEISPIEL: Wir wollen die Aussage ”8 | 10n für alle n ∈ N , n ≥ 3” durch vollständige Induktion nach n beweisen. (IA) Der Induktionsanfang ist für n = 3 vorzunehmen: Es gilt 103 = 1 000 = 8 · 125 , d.h. n = 3 richtig. 8 | 103 . Damit ist die Aussage für (IV) Für eine beliebige, aber feste natürliche Zahl n ≥ 3 gilt 8 | 10n . (IB) Es gilt 8 | 10n+1 . (IS) Es ist 10n+1 = 10 · 10n . Nach (IV) gilt 8 | 10n , so dass nach Aufgabe 2a) n n+1 auch 8 | (10 richtig ist. | ·{z10 }) und damit 8 | 10 =10n+1 18 Chr.Nelius : Zahlentheorie (SoSe 2017) Grundlage für die Beweismethode der vollständigen Induktion ist das sog. Induktionsprinzip aus den Peano–Axiomen für die natürlichen Zahlen (Giuseppe Peano, 1858–1932): (3.10) Die PEANO–Axiome für die natürlichen Zahlen (1889): P1 ) 0 ist eine natürliche Zahl P2 ) Jede natürliche Zahl n besitzt eine natürliche Zahl n′ als Nachfolger P3 ) 0 ist nicht Nachfolger einer natürlichen Zahl P4 ) Haben zwei natürliche Zahlen denselben Nachfolger, so sind sie gleich P5 ) Induktionsprinzip Eine Menge T natürlicher Zahlen, die 0 enthält und mit jeder Zahl auch deren Nachfolger, enthält alle natürlichen Zahlen. Unter den Voraussetzungen i) und ii) aus (3.8) läßt sich zeigen, dass die Menge T := { n | n ∈ N , n ≥ n , A(n) ist richtig } ⊆ N 0 0 0 auf Grund von P5 ) gleich der Menge aller natürlichen Zahlen ≥ n0 ist, d.h. A(n) ist dann für alle n ∈ 0 , n ≥ n0 richtig. N (3.11) SATZ: Jede nichtleere Teilmenge von N 0 besitzt ein kleinstes Element. (3.12) BEM: a) Der Satz (3.11) wird auf den Satz (3.7) zurückgeführt, den wir mit vollständiger Induktion bewiesen hatten. b) Umgekehrt lässt sich das Induktionsprinzip aus dem Satz (3.11) folgern. N c) Die Eigenschaft von ( 0 , ≤) , dass jede nichtleere Teilmenge ein kleinstes Element besitzt, bezeichnet man auch als Wohlordnung von ( 0 , ≤) . (3.13) SATZ: äquivalent: N Es sei T eine nichtleere Teilmenge von a) T besitzt ein größtes Element b) T ist eine endliche Menge. N 0 . Dann sind folgende Aussagen