Akute und akut dekompensierte chronische Herzinsuffizienz

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MEDIZIN
Akute und akut dekompensierte
chronische Herzinsuffizienz
Astrid Hummel, Klaus Empen, Marcus Dörr, Stephan B. Felix
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Die Herzinsuffizienz ist mit einer Prävalenz
von 1–2 % eine der häufigsten Erkrankungen in der
Erwachsenenbevölkerung in Europa und steigt jenseits
des 70. Lebensjahres auf über 10 % bei Männern und 8 %
bei Frauen. Die akute Herzinsuffizienz hat mit einer hohen
Rehospitalisierungsrate und einer 1-Jahres-Letalität von
etwa 20–30 % eine schlechte Prognose.
Methode: Selektive Literatur- und Leitlinienrecherche in
PubMed.
Ergebnisse: Eine Differenzierung der Formen der akuten
Herzinsuffizienz kann durch eine sofortige Diagnostik
unter Einbeziehung von EKG, Echokardiographie und der
Bestimmung von N-terminalem „pro brain natriuretic
peptide“ (NTproBNP) und Troponin erfolgen. Die häufigsten Ursachen einer Dekompensation sind zu je 30 %
Arrhythmien, Klappendysfunktionen und akute kardiale
Ischämien. Die Indikation zur zeitnahen Revaskularisierung
einer koronaren Herzerkrankung sollte überprüft werden.
Die Basistherapie der akuten Herzinsuffizienz ist die
symptomatische Therapie mit Sauerstoff, Diuretika und
Vasodilatanzien. Inotropika, Vasopressoren und zeitlich
befristete mechanische Kreislaufunterstützungssysteme
sind dem kardiogenen Schock vorbehalten.
Schlussfolgerung: Die Behandlung der akuten Herzinsuffizienz ist deutlich weniger evidenzbasiert als die Therapie
der chronischen Herzinsuffizienz. Neue Therapieansätze
zur Prognoseverbesserung müssen durch multizentrische
Studien evaluiert werden.
►Zitierweise
Hummel A, Empen K, Dörr M, Felix SB: De novo acute
heart failure and acute decompensated chronic heart
failure. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 298–310.
DOI: 10.3238/arztebl.2015.0298
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B, Universitätsmedizin Greifswald:
Dr. med. Hummel, PD Dr. med. Empen, Prof. Dr. med. Dörr, Prof. Dr. med. Felix
298
D
ie Herzinsuffizienz ist mit einer Prävalenz von
1–2 % eine der häufigsten Erkrankungen in
der Erwachsenenbevölkerung in Europa (1). In
Deutschland stellt sie die häufigste Hauptdiagnose
für eine stationäre Behandlung dar (2). Hinsichtlich
der Altersabhängigkeit liegt die Prävalenz der Herzinsuffizienz bei den 20- bis 40-Jährigen unter 0,5 %
und steigt bei den über 60-Jährigen deutlich an
(> 10 % der Männer und > 8 % der Frauen) (2, 3).
Mit Einführung einer prognostisch wirksamen medikamentösen Therapie (e1–e4) sowie der Implantation von Defibrillatoren (e5) und kardialen Resynchronisationssystemen (e6) konnte die 5-JahresSterblichkeit bei chronischer Herzinsuffizienz (vorher ≥ 75 % bei Männern und circa 60 % bei Frauen
[4]) gebessert werden. Bei Patienten mit einer akuten
Herzinsuffizienz konnte hingegen die Prognose nicht
relevant gebessert werden. So betrug die Letalität im
Krankenhaus im EuroHeart Failure Survey II circa
7 %, wobei deutliche Unterschiede je nach der klinischen Klassifizierung der akuten Herzinsuffizienz
bestanden (Grafik 1) (5). Die 1-Jahres-Letalität lag
bei 20–30 %, wobei Patienten mit einer akuten „de
novo“-Herzinsuffizienz eine etwas bessere Prognose
aufwiesen, als Patienten mit akuter Dekompensation
einer chronischen Herzinsuffizienz („acute decompensated chronic heart failure“ [ADCHF]) (6).
3
Punkte
cme
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Lernziele
Nach dem Studium der vorliegenden Arbeit soll der
Leser:
● die Epidemiologie und Pathogenese der akuten
Herzinsuffizienz kennen
● die Leitsymptome und klinischen Befunde der
akuten Herzinsuffizienz sowie deren Diagnostik
verstehen und anwenden können
● die Behandlungskonzepte bei akuter und akut
dekompensierter chronischen Herzinsuffizienz
verinnerlicht haben.
Prävalenz
Die Herzinsuffizienz ist mit einer Prävalenz
von 1–2 % eine der häufigsten Erkrankungen
in der Erwachsenenbevölkerung in Europa.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
MEDIZIN
Methode
Eine selektive Literaturrecherche (in PubMed bis Oktober 2014) sowie die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie wurden zugrunde gelegt.
Definition der akuten und chronischen
Herzinsuffizienz
Pathophysiologisch wird eine Herzinsuffizienz definiert als die Unfähigkeit des Herzens, den Blutbedarf
der Gewebe bei normalem kardialem Füllungsdruck zu
gewährleisten (7).
Nach dem zeitlichen Verlauf, aber auch aus Sicht
der Therapie, wird die akute von der chronischen
Herzinsuffizienz unterschieden.
Bei der akuten Herzinsuffizienz kann man im Wesentlichen wiederum zwei Formen unterscheiden: die
neu aufgetretene akute Form („de novo“-Herzinsuffizienz) und die akut dekompensierte chronische Herzinsuffizienz (ADCHF). Bei Krankenhauseinweisung
aufgrund akuter Herzinsuffizienz hatten im EuroHeart
Failure Survey II (5) zwei Drittel der Patienten eine
bekannte Herzinsuffizienz in der Anamnese.
Die auslösenden Ereignisse der Dekompensationen
waren zu etwa einem Drittel Arrhythmien, Klappendysfunktionen und akute kardiale Ischämien. Weitere
auslösende Faktoren sind in Kasten 1 zusammengestellt.
GRAFIK 1
alle Formen
Letalität
ADCHF
„de novo“-akute Herzinsuffizienz
dekompensierte Herzinsuffizienz
Lungenödem
kardiogener Schock
hypertensives Herzversagen
Rechtsherzinsuffizienz
0
10
20
Bei der Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer systolischer Funktion (HF-REF, „heart failure
with reduced ejection fraction“) kommt es typischerweise zu einer linksventrikulären Dilatation (ventrikuläres Remodelling) mit Abnahme der linksventrikulären Auswurffraktion (LVEF < 40 %). Im Gegensatz dazu bleiben bei der Herzinsuffizienz mit erhaltener
linksventrikulärer systolischer Funktion (HF-PEF,
„heart failure with preserved ejection fraction“, diastolische Herzinsuffizienz) das linksventrikuläre Volumen
und die linksventrikuläre Auswurffraktion normal
(LVEF > 50 %), aber die Wanddicken und das Verhältnis der linksventrikulären Masse zum enddiastolischen
Volumen sowie die myokardiale Steifigkeit nehmen zu.
Trotz der morphologischen und funktionellen Unterschiede zwischen der Herzinsuffizienz mit reduzierter
linksventrikulärer systolischer Funktion (HF-REF) und
der Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer
systolischer Funktion (HF-PEF) ist die Dekompensati-
Letalität
Die akute Herzinsuffizienz geht mit einer
hohen Krankenhausletalität und einer schlechten
1-Jahres-Prognose hinsichtlich Letalität und
Rehospitalisierung einher.
Pathophysiologische Definition
Pathophysiologisch wird eine Herzinsuffizienz
definiert als die Unfähigkeit des Herzens, den
Blutbedarf der Gewebe bei normalem kardialem
Füllungsdruck zu gewährleisten.
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Krankenhausletalität in Abhängigkeit von der Vorgeschichte und klinischen
Präsentation der akuten Herzinsuffizienz (nach [5]) ADCHF, „acute decompensated heart
failure“, akut dekompensierte chronische Herzinsuffizienz
onsentstehung beider Formen der chronischen Herzinsuffizienz durch dieselben Pathomechanismen gekennzeichnet, nämlich einen Anstieg der kardialen Füllungsdrücke und eine reduzierte intrinsischen Kontraktilität
der Kardiomyozyten (3). Häufig bildet sich etwa 14
Tage vor der Symptomatik hämodynamisch ein
Rückwärtsversagen des linken Ventrikels mit konsekutiver Kongestion aus (Grafik 2) (8, 9). Natrium- und
Wasserretention sind bedeutende Komponenten der
Herzinsuffizienz und führen zu Luftnot und zu
Ödemen. Es besteht eine enge Beziehung zwischen
Herz- und Nierenfunktion. Die diuretische Therapie
der Herzinsuffizienz und die Empfehlungen zur Salzrestriktion fußen auf dieser Beziehung.
Bei der Progression der Herzinsuffizienz spielt das
neuroendokrine System eine entscheidende Rolle: Zur
Aufrechterhaltung der Perfusion lebenswichtiger Organe wird die Kontraktilität des Myokards durch Aktivierung des Sympathikus gesteigert. Allerdings verschlechtert die prolongierte Aktivierung des adrenergen
Systems und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) das ventrikuläre Remodelling und führt
zu einer Zerstörung des Myokards (Apoptose). Gleichzeitig führt die Aktivierung des RAAS zu einer Fibrosierung des Myokards mit konsekutiver Störung der
linksventrikulären Relaxation und erhöhter myokardialer Steifigkeit. Die medikamentöse Blockade des adrenergen und des RAAS-Systems verbessert das Überle-
Pathogenese
30
299
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Symptome und Diagnostik
KASTEN 1
Ursachen und Einflussfaktoren einer akuten
Herzinsuffizienz (AHF)/akut dekompensierten
chronischen Herzinsuffizienz (ADCHF)*
Ereignisse mit akuter klinischer Verschlechterung des Patienten
(häufig AHF)
● koronare Herzerkrankung
– akutes Koronarsyndrom
– mechanische Komplikationen des akuten Koronarsyndroms (zum Beispiel
Ventrikelseptumdefekte, akute Mitralklappeninsuffizienz, Rechtsherzinfarkte)
● Klappenerkrankungen
● Myokarditiden
– akute Myokarditis
– peripartale Kardiomyopathie
● Hypertension/Arrhythmien
– hypertensive Krise
– Tachykardien oder schwere Bradykardien
● Kreislaufversagen
– akute Lungenembolie
– Herzbeuteltamponade
– Aortendissektion
● Chirurgische Interventionen und perioperative Komplikationen
Ereignisse mit verzögerter Verschlechterung des Patienten
(häufig akut dekompensierte chronische Herzinsuffizienz [ADCHF])
● Infektionen (z. B. Endokarditis)
● akute Exazerbationen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung/eines Asthma
● Anämien
● Verschlechterungen einer Niereninsuffizienz
● Non-Compliance hinsichtlich Flüssigkeits- und Salzzufuhr sowie
Medikamenteneinnahme
● Medikamentenneben- und -wechselwirkungen (z. B.nichtsteroidale
Antirheumatika, Kortikosteroide)
● unkontrollierter arterieller Hypertonus
● Hypo- oder Hyperthyreose
● Alkohol- und Drogenmissbrauch
* modifiziert nach (7, e7)
ben der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz,
was die zentrale Bedeutung des neuroendokrinen Systems für die Therapie der Herzinsuffizienz belegt (3).
Klinische Manifestationsformen einer akuten Herzinsuffizienz sind in Grafik 3 dargestellt.
Symptome
Die akute Herzinsuffizienz mit dem
Leitsymptom Luftnot ist durch einen Anstieg der
kardialen Füllungsdrücke gekennzeichnet.
300
Nach den Daten des ADHERE-Registers (10) klagen
89 % aller Patienten bei stationärer Aufnahme als Zeichen einer akute Herzinsuffizienz über Luftnot, während pulmonale Rasselgeräusche bei 68 % und periphere Ödeme bei 66 % der Patienten als Zeichen des
Rückstaus von Blut vom linken Ventrikel in den kleinen Kreislauf (Rückwärtsversagen) und in das venöse
System nachweisbar sind. Weitere typische Befunde
bestehen in Pleuraergüssen, einem dritten Herzton, Tachykardien und gestauten Halsvenen (e8). Anamnestisch zu evaluieren ist die medizinische Vorgeschichte
des Patienten und insbesondere die Chronologie des
Auftretens von Symptomen und bereits bestehender
Herzerkrankungen sowie auslösender Faktoren (Kasten 1).
Bei der körperlichen Untersuchung sind neben dem
Nachweis von Ödemen kardiale und pulmonale Untersuchungsbefunde wegweisend. Herzgeräusche können
den Verdacht auf ein relevantes Klappenvitium lenken. Mit Perkussion und Auskultation des Thorax
kann die Verdachtsdiagnose eines relevanten Pleuraergusses oder einer pulmonalen Stauung bis hin zum
Lungenödem gestellt werden.
In der differenzialdiagnostischen Abklärung, insbesondere des Leitsymptoms Luftnot unter dem Verdacht auf eine akute Herzinsuffizienz, sind neben der Basisdiagnostik
eines EKGs und eines Röntgenthorax-Bildes zwei Untersuchungen frühzeitig durchzuführen: eine Echokardiographie und die Bestimmung der natriuretischen Peptide „pro
brain natriuretic peptide“ (BNP) und/oder NT-proBNP
(Grafik 4). Die Patienten sollten hinsichtlich ihres Blutdruckes, des Herzrhythmus, der Herzfrequenz und der
peripheren Oxygenierung sowie der Urinausscheidung
überwacht und die Messwerte engmaschig dokumentiert
werden. Die unverzügliche Diagnostik dient der Erkennung sofort zu behandelnder auslösender Faktoren (wie
Arrhythmien, hypertensive Krise und das akute Koronarsyndrom) und der frühen Einleitung von Therapien
zur hämodynamischen und respiratorischen Stabilisierung.
Die Echokardiographie ist die wichtigste bildgebende Untersuchung und die Standardmethode zur
Evaluierung von Patienten mit Verdacht auf eine
akute Herzinsuffizienz. Neben schweren Klappenvitien, dem Ausschluss eines Perikardergusses und der
Bestimmung der Größenverhältnisse der Herzhöhlen
lässt sich insbesondere die linksventrikuläre systolische Funktion global als auch regional beurteilen.
Diagnostik
Die Echokardiographie ist die wichtigste
bildgebende Untersuchung und die Standardmethode zur Evaluierung von Patienten mit
Verdacht auf eine akute Herzinsuffizienz.
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GRAFIK 2
abnormale systolische u/o diastolische linksventrikuläre Funktion
erhöhter LVEDP und gestörte Volumenregulation
S
Y
M
P
T
O
M
E
erhöhter LA-Druck und LVEDP
hämodynamische Kongestion
Mitralinsuffizienz
erhöhter PCWP (pulmonale Kongestion)
interstitielles
Lungenödem
Pathophysiologie
der Kongestion
(nach [8]).
LVEDP, linksventrikulärer enddiastolischer Druck;
PCWP, pulmonalkapillärer WedgeDruck;
HVES, Halsveneneinflussstauung;
LA-Druck, linksatrialer Druck.
erhöhter pulmonalarterieller Druck
erhöhter rechtsventrikulärer und rechtsatrialer Druck
alveoläres
Lungenödem
Luftnot
systemische Kongestion (HVES, Ödeme)
Eine Reduktion der linksventrikulären Ejektionsfraktion unter 35–40 % beweist eine Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer systolischer
Funktion. Mittels des dopplerechokardiographisch
erhobenen Quotienten aus dem frühdiastolischen
transmitralen Einstrom in den linken Ventrikel und
der Relaxationsgeschwindigkeit am Mitralklappenring lassen sich Hinweise auf einen erhöhten linksventrikulären enddiastolischen Druck erheben (e8).
Werte der natriuretischen Peptide im Referenzbereich (Wert unter dem „cut off“-Punkt von 100 pg/mL
BNP beziehungsweise 300 pg/mL NT-proBNP)
schließen bei unbehandelten Patienten eine Herzinsuffizienz als Ursache der Symptomatik aus (hoher
negativ prädiktiver Wert) (7). Bei Werten oberhalb
des Referenzbereiches liegt eine Herzinsuffizienz vor,
alternative Luftnotursachen müssen aber abgeklärt
werden. Mit einer erneuten Bestimmung des BNP/
NT-proBNP bei Entlassung können prognostische
Hinweise für das Risiko einer Rehospitalisierung beziehungsweise für die 1-Jahres-Letalität gewonnen
werden (e9). So besteht ein um 40 % erhöhtes Risiko
für eine Rehospitalisierung oder Letalität in den folgenden zwölf Monaten, wenn der Abfall des BNP/
NT-proBNP unter 50 % beträgt (e10).
Geringe Erhöhungen der myokardspezifischen
Troponine können im Rahmen einer akuten oder
schweren chronischen Herzinsuffizienz vorliegen und
haben eine prognostische Bedeutung. Im ADHERERegister wiesen Patienten mit akuter Herzinsuffizienz bei Nachweis erhöhter Troponinwerte eine
deutlich erhöhte Krankenhausletalität auf (8,0 %
versus 2,7 % mit normalen Troponinwerten,
p < 0,001) (10). Die myokardiale Troponinfreisetzung wird auf eine direkte Schädigung von
Kardiomyozyten infolge der kardialen Dekompensation zurückgeführt (12). Unter Zusammenschau von
Symptomen, Befunden und insbesondere der Dynamik der myokardspezifischen Serumwerte muss ein
akutes Koronarsyndrom als Ursache der akuten
Herzinsuffizienz mit in Betracht gezogen und gegebenenfalls therapiert werden.
Um konkurrierende Diagnosen als Ursache der
Symptome und Befunde in die differenzialdiagnostischen und -therapeutischen Erwägungen mit einzubeziehen, sollten bei allen Patienten mit Verdacht auf
Herzinsuffizienz Nierenretentionsparameter, Albumin, Hämoglobinwerte, Serumelektrolyte und das
Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) bestimmt
werden.
Biomarker
Erhöhte Biomarker zeigen bei akuter Herzinsuffizienz eine schlechtere Prognose an.
Laborparameter zur Differenzialdiagnose
Bei allen Patienten mit Verdacht auf Herzinsuffizienz sollten Nierenretentionsparameter, Albumin,
Hämoglobinwerte, Serumelektrolyte und das
Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) bestimmt
werden.
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Häufigkeit
der klinischen
Manifestationsformen einer
akuten Herzinsuffizienz (nach [5])
GRAFIK 3
11,4 %
3,2 %
3,9 %
akute Dekompensation einer
chronischen Herzinsuffizienz
Lungenödem
kardiogener Schock
16,2 %
hypertensiv getriggerte akute
Herzinsuffizienz
65,4 %
Therapiestrategien
Ziele in der Behandlung der akuten Herzinsuffizienz
sind:
● die Symptomverbesserung
● die Stabilisierung der hämodynamischen Situation des Patienten
● die Prävention von Rezidiven
● die Senkung der Letalität.
Patienten mit dem höchsten Letalitätsrisiko (fortgeschrittenes Alter, niedriger systolischer Blutdruck,
Nierenfunktionsstörungen, Anzeichen einer peripheren Hypoperfusion und eines akuten Koronarsyndroms [6]) sollten intensivmedizinisch überwacht
und behandelt werden (Grafik 5).
Die Behandlung der akuten Herzinsuffizienz ist
deutlich weniger evidenzbasiert als die Therapie der
chronischen Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer systolischer Funktion (HF-REF). Hinweise zu Empfehlungsstärken aus der Leitlinie der
Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (7) sind
den folgenden Abschnitten beigefügt.
gnostik und Revaskularisierung eine große Bedeutung
zu (Empfehlungsgrad I, Evidenz A) (13).
Im Shock-Trial ließ sich nachweisen, dass die rasche
Revaskularissierung im kardiogenen Schock zu einer
relativen Letalitätsreduktion von 67 % noch nach sechs
Jahren führte (14). Derzeit wird geprüft, ob eine Revaskularisation aller hochgradigen Stenosen im Schock,
der Revaskularissierung nur des Infarktgefässes hinsichtlich der Letalität überlegen ist (CULPRITSHOCK, NCT 01927549). Patienten, die während der
ersten Hospitalisierung wegen Erstdiagnose einer akuten Herzinsuffizienz eine Koronarangiographie und gegebenenfalls Revaskularisierung erhielten, zeigten eine
signifikante Senkung der Letalität und Rehospitalisierungsrate (15).
Sauerstoffgabe und nichtinvasive
oder invasive Beatmung
Das akute Koronarsyndrom ist für 11 % der Erstmanifestationen einer akuten Herzinsuffizienz (im Sinne eines ST-Streckenhebungsinfarktes) und für ein Drittel
der Fälle mit akut dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz verantwortlich (5). Daher kommt hier
der Indikationsstellung einer sofortigen invasiven Dia-
Bei Patienten mit einer Hypoxämie (transkutane Sauerstoffmessung < 90 %) sollte die Atemluft mit Sauerstoff
angereichert werden (Empfehlungsgrad I, Evidenz C).
Ziel ist die Anhebung der arteriellen Sauerstoffsättigung auf ≥ 95 %. Bei koinzidenter chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung muss auf die Gefahr einer
Hyperkapnie unter der Sauerstofftherapie geachtet werden.
Bei persistierender Hypoxämie und/oder einer
Atemfrequenz über 20/min trotz medikamentöser und
Sauerstofftherapie im Lungenödem sollte zunächst eine
nichtinvasive Beatmung begonnen werden (Empfeh-
Akutes Koronarsyndrom
Das akute Koronarsyndrom ist für 11 % der Erstmanifestationen einer akuten Herzinsuffizienz und
für ein Drittel der Fälle mit akut dekompensierter
chronischer Herzinsuffizienz verantwortlich.
Ziele der Behandlung:
• Symptomverbesserung
• Stabilisierung der hämodynamischen Situation
• Prävention von Rezidiven
• Senkung der Letalität
Akute Koronarangiographie und
Revaskularisierung
302
Rechtsherzinsuffizienz
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GRAFIK 4
Verdacht auf akute Herzinsuffizienz
Anamnese und klinische Untersuchung, Blutdruck und Atemfrequenz
Röntgenaufnahme des Thorax
EKG
Echokardiographie und/oder NT-proBNP
Blutgasanalyse
Laborparameter (inklusive Troponin, Blutbild, Elektrolyte, Nierenparameter
TSH, Albumin, Blutglukose)
initiale
Diagnostik
zeitgleich
zielgerichtete
Diagnostik
Hypoxämie
Hyperventilation
Hypoventilation
lebensbedrohliche
Arrhythmien oder
Bradykardien
Blutdruck
< 85 mmHg
oder Schock
akutes
Koronarsyndrom
akute
mechanische
Ursache/
schwerer
Herzklappenfehler
Akuttherapie
Sauerstoff
nichtinvasive
oder invasive
Beatmung
elektrische
Kardioversion,
externer
Schrittmacher
Inotropika
Vasopressoren,
mechanische
Kreislaufunterstützung
koronare
Reperfusion,
ThrombozytenAggregationshemmer,
Antikoagulation
Kardiochirurgie,
Perikardpunktion,
interventionelle
Therapie
lungsgrad IIa, Evidenz B). In Metaanalysen fanden
sich hierfür Hinweise auf eine Letalitätssenkung um
37–45 % im Vergleich zur Standardtherapie im akuten
Lungenödem (e11, 16). Bei Zeichen einer respiratorischen Erschöpfung, beim manifesten kardiogenen
Schock und bei Patienten mit verminderter Vigilanz
wird eine invasive Beatmung empfohlen.
Analgesie und Sedierung
Opioide sind bei den durch Angst und Dyspnoe agitierten Patienten hilfreich und sollten vorsichtig unter
kontinuierlicher Überwachung der peripheren Sauerstoffsättigung und Atemfrequenz und -tiefe eingesetzt
werden (Empfehlungsgrad IIa, Evidenz C). Pathophysiologische Erwägungen wie zum Beispiel die
Vasodilatation mit Vorlastsenkung lassen diese Medikamente im Lungenödem sinnvoll erscheinen.
Diuretika und Ultrafiltration
Die weit verbreitete und hinsichtlich der Beschwerdelinderung wirksame Therapie mit Diuretika (Empfehlungsgrad I, Evidenz B) ist klinisch bewährt und pathophysiologisch aufgrund der Kongestion erklärbar, aber
Basistherapie der akuten Herzinsuffizienz
Basistherapie der akuten Herzinsuffizienz sind
Sauerstoff, Schleifendiuretika und Vasodilatanzien
sowie gegebenenfalls Opiate.
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Initiale Diagnostik
bei Patienten
mit vermuteter
akuter Herzinsuffizienz (in Anlehnung
an die Leitlinien
der Europäischen
Kardiologischen
Gesellschaft [7])
eine Prognoseverbesserung ist durch prospektive Studien nicht gut belegt (17). Insbesondere die Fragen der
Dosierung und des optimalen Wirkprinzips sowie der
Applikationsform (oral, intravenös als Bolus oder kontinuierliche Infusion) sind noch weitgehend ungeklärt.
Aufgrund der schnelleren Wirkung und der Unabhängigkeit von der bei Rechtsherzdekompensation unsicheren gastrointestinalen Resorption sollten intravenöse
Schleifendiuretika in der akuten Dekompensation angewendet werden (18). Die Dosierung von Schleifendiuretika bei akuter Herzinsuffizienz wurde erstmals in der
DOSE-Studie untersucht. In dieser Studie fanden sich
keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Symptomverbesserung und der Verschlechterung einer
Niereninsuffizienz zwischen einer Therapiestrategie aus
Furosemid-Boli alle zwölf Stunden und einer kontinuierlichen Infusion beziehungsweise zwischen einer
niedrigen oder hohen Furosemid-Dosis (17). Die hochdosierte Diuretikagabe war jedoch bezüglich der sekundären Endpunkte Besserung der Dyspnoe, Negativbilanz und Gewichtsverlust überlegen und zeigte weniger schwerwiegende Nebenwirkungen bei gleichzeitig
häufigerer, jedoch nur transienter Verschlechterung der
Diuretika
Die hinsichtlich der Beschwerdelinderung wirksame
Therapie mit Diuretika ist klinisch bewährt und
pathophysiologisch aufgrund der Kongestion
erklärbar, aber eine Prognoseverbesserung durch
prospektive Studien nicht gut belegt.
303
MEDIZIN
KASTEN 2
Indikation für ein maschinelles
Volumenentzug- und NierenErsatzverfahren*
● therapierefraktäre symptomatische Hypervolämie (Aszites, Pleuraergüsse, Lungenödem)
● rezidivierende Hospitalisierung mit kardialer Dekompensation (≥ 2-mal in sechs Monaten) und Vorliegen einer
Niereninsuffizienz KDIGO-Stadium IV („estimated glomerular filtration rate“ [eGFR] < 30 mL/min)
● isolierte Rechtsherzinsuffizienz mit rezidivierender kardialer Dekompensation (≥ 2-mal in sechs Monaten)
*laut den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft „Herz-Niere“ der
Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung
e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e.V. (21)
Niereninsuffizienz. Bei therapieresistenten Ödemen
(Diuretikaresistenz) hat sich das Konzept der Kombination zweier Diuretika mit unterschiedlichen Wirkmechanismen (Schleifendiuretikum und Na+/Cl--Kotransporthemmer als sequenzielle Nephronblockade) als hilfreich erwiesen (19). Unter dieser potenten Kombination
sollte auf die Entwicklung einer Hypokaliämie, einer
Niereninsuffizienz und auf einen überschießenden Flüssigkeitsverlust geachtet werden. Zu diesem Therapiekonzept liegen noch keine prospektiven Studien vor.
Neben der Diuretikaresistenz werden auch eine erhöhte Morbidität und Letalität unter der langfristigen
Diuretikatherapie diskutiert. Diese könnten über neurohormonale Aktivierungsmechanismen, eine Elektrolytdysbalance oder eine Verschlechterung der Niereninsuffizienz verursacht werden. Das akute kardiorenale Syndrom (Typ 1) ist als Verschlechterung der
Nierenfunktion bei Patienten mit akut dekompensierter
Herzinsuffizienz definiert und tritt bei 25–33 % der
Patienten mit akut dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz auf (20). Für das therapeutische Vorgehen
in der Klinik bei diesem Syndrom ist die pathophysiologisch abgeleitete Einteilung in ein prärenales Nierenversagen bei führender Linksherzinsuffizienz (Vorwärtsversagen) und ein intrarenales Nierenversagen
infolge renal-venöser Kongestion (Rückwärtsversagen) sinnvoll (20, 21).
Therapieresistente Ödeme (Diuretikaresistenz)
Hierbei hat sich das Konzept der Kombination
zweier Diuretika mit unterschiedlichen
Wirkmechanismen (Schleifendiuretikum
und Na+/Cl--Cotransporthemmer als sequenzielle
Nephronblockade) als hilfreich erwiesen.
304
In der UNLOAD-Studie wurden Patienten mit
mehr als zwei Zeichen einer Volumenüberladung
entweder mit einer intravenösen Diuretikatherapie
oder mit einer Ultrafiltration über 48 Stunden behandelt (22). Mit der Ultrafiltration konnte ein größerer
Volumen- und Gewichtsverlust bei vergleichbarer
Besserung der Dyspnoe erreicht werden. Ein signifikant unterschiedlicher Kreatininanstieg wurde in
beiden Gruppen nicht beobachtet. Die Rehospitalisierungsrate aufgrund einer Herzinsuffizienz war in
der Ultrafiltrationsgruppe geringer. Dieses Ergebnis
konnte in der vielfach kritisierten CARRESS-Studie
zur Herzinsuffizienz (23, e12) bei Patienten mit akut
dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz und
Verschlechterung einer Niereninsuffizienz in den
letzten zwölf Wochen vor stationärer Aufnahme beziehungsweise in den ersten zehn Tagen nach der
Hospitalisierung wegen akut dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz nicht bestätigt werden. Metra et al. konnten zeigen, dass eine Kreatininerhöhung allein kein prognostisch ungünstiger Faktor in
der Prognose der akut dekompensierten chronischen
Herzinsuffizienz ist (24). So hatten im ESCAPETrial Patienten mit einer Verschlechterung der Kreatininwerte beziehungsweise einer Hämokonzentration während der Rekompensation sogar eine bessere
Prognose hinsichtlich der 180-Tage-Letalität (25).
Nur bei Verschlechterung der Niereninsuffizienz und
gleichzeitig persistierenden Zeichen der Kongestion
bestand ein erhöhtes Letalitäts- und Rehospitalisierungsrisiko (24). Aktuelle Indikationen für Ultrafiltrations- und Nierenersatzverfahren sind in Kasten 2
aufgeführt.
Vasodilatanzien
Vasodilatanzien reduzieren den systolischen Blutdruck
und sind deshalb nur bei Patienten mit Normotension
(systolischer Blutdruck > 110 mmHg) einzusetzen.
Insbesondere Nitroglycerin und Nitroprussidnatrium
sind therapeutische Optionen bei Lungenödem bei
hypertoner Kreislaufregulation (Empfehlungsgrad IIa
beziehungsweise IIb, Evidenz B). Nitroglycerin reduziert den pulmonalkapillären Druck durch Senkung
der Vorlast des Herzens. Eine relative Kontraindikation besteht bei einer schweren Aorten- oder Mitralstenose. Nitroprussidnatrium senkt die Vor- und Nachlast
des Herzens und sollte nur unter invasiver Blutdrucküberwachung unter langsamer Titration eingesetzt werden.
Vasodilatanzien
Vasodilatanzien reduzieren den systolischen
Blutdruck und sind deshalb nur bei Patienten
mit Normotension (systolischer Blutdruck
> 110 mmHg) einsetzbar.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
MEDIZIN
TABELLE
Therapieansätze in der Behandlung der akuten Herzinsuffizienz
Substanz
Wirkmechanismus
Effekte
Schwere
Nebenwirkungen
Letalitätssenkung
Literatur
Istaroxim
Kalzium-ATPase-Aktivator
– Senkung PCWP
– Verbesserung der diastolischen
Ventrikelfüllung
keine Daten
(32)
Rolofylline
Adenosin-Rezeptor-Antagonist
– keine Besserung der Luftnot
– Rehospitalisierungsrate
unbeeinflusst
– keine Besserung der
Niereninsuffizienz
Krampfanfälle
nein
(33)
Nesiritide
natriuretisches Peptid
Tesozentan
dualer Endothelin-Rezeptor-Antagonist
– Verbesserung der Luftnot
Hypotension
nein
(34)
– keine Besserung der Luftnot
– Rehospitalisierungsrate
unbeeinflusst
Hypotension
nein
(35)
Tolvaptan
Vasopressinantagonist
– Reduktion der Luftnot
– Steigerung der Diurese
– Besserung der Hyponatriämie
nein
(36)
Omecamtivmercarbil
kardialer Myosin-Aktivator
– Reduktion der Luftnot nur in
der höchsten Dosisgruppe
keine Daten
Atomic AHF,
ESC 2013
Präsentation*
Serelaxin
rekombinantes humanes Relaxin-2
– Reduktion der Luftnot
– vasodilatierend
– Besserung der
Niereninsuffizienz
Hypotension
ja, nach 180 Tagen
(Analyse eines
präspezifizierten
Sicherheitsendpunktes)
(37)
Cinaciguat
Guanylatcyclase-Aktivator
– Senkung PCWP
schwere
Hypotension
keine Daten
(38)
Urodilatin
natriuretisches Peptid
– Reduktion der Luftnot
– Senkung PCWP
Hypotension
keine Daten
(39)
AHF, akuten Herzinsuffizienz; PCWP, „pulmonary capillary wedge pressure“, Wedge Druck;
*Teerlink JR, McDonagh T: Atomic AHF, Acute treatment with Omecamtiv Mecarbil to increase contractility in acute heart failure. Congress Abstract 709 European Society of Cardiology 2013.
In einer randomisierten Studie von Cotter et al. bei 110
Patienten mit schwerem Lungenödem (26) zeigte die
hochdosierte Nitratgabe in Kombination mit niedrig dosierter Diuretikagabe bei Patienten mit akut dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz einen Vorteil in Bezug auf die Sauerstoffsättigung und Beatmungs- und
Myokardinfarktrate gegenüber einer hochdosierten Diuretikagabe mit niedrig dosierter Nitratgabe (Reduktion der
Endpunkte Beatmung und/oder Myokardinfarkt von 46
auf 25 %).
Die aktuellen Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zum Einsatz von Nitraten bei der akuten Herzinsuffizienz basieren allein
auf dieser Studie.
Inotropika und Vasopressoren
Inotropika und Vasopressoren
Bei Patienten mit therapierefraktärer Hypotonie im
Sinne eines kardiogenen Schocks können Inotropika wie beispielsweise Dobutamin zum Einsatz
kommen.
Vasopressoren
Bei Versagen der Inotropika sind Vasopressoren
und hier in erster Linie Noradrenalin empfohlene
Medikamente. Als Nebenwirkung tritt eine Nachlasterhöhung der linken Herzkammer auf.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
Bei Patienten mit therapierefraktärer Hypotonie im
Sinne eines kardiogenen Schocks können Inotropika,
wie beispielsweise Dobutamin, zum Einsatz kommen
(Empfehlungsgrad IIa, Evidenz C). Häufige Nebenwirkungen sind Sinustachykardien und Arrhythmien sowie
eine myokardiale Ischämie. Bei Versagen der Inotropika sind Vasopressoren und hier in erster Linie Noradrenalin empfohlene Medikamente (Empfehlungsgrad IIb, Evidenz C). Als Nebenwirkung tritt eine
Nachlasterhöhung der linken Herzkammer auf.
Milrinon – ein Phosphodiesterase-3-Inhibitor – konnte als inotrope Substanz in der OPTIME-CHF-Studie zur
chronischen Herzinsuffizienz weder die Symptome bes-
305
MEDIZIN
GRAFIK 5
akutes Lungenödem/Überwässerung
Schleifendiuretikum als i. v.-Bolus
Ja
Hypoxämie
Sauerstoff
nein
Ja
Angst/Agitiertheit
i. v. Opiate
nein
Blutdruck
systolischer RR < 85 mmHg
oder Schock
systolischer
RR >110 mmHg
systolischer RR 85–110 mmHg
Inotropika
Intensivstation Level III nach ESICM
Vasodilatanzien
Verlauf kontrollieren
Intensivstation Level I/II
nach ESICM
Ja
Behandlung erfolgreich
Behandlung
fortsetzen
nein
Reevaluierung des klinischen Status
systolischer RR < 85 mmHg
oder Schock
Ja
Vasodilatatoren beenden
bei Schock β-Blocker beenden
Inotropika und/oder Vasopressoren
mechanische Kreislaufunterstützung
Intensivstation Level III nach ESICM
nein
SpO2 < 90 %
Ja
Sauerstoff
nichtinvasive Beatmung
invasive Beatmung
Intensivstation Level I/II
oder III nach ESICM
nein
Urinausscheidung < 20 mL/h
Ja
Blasenkatheter
Diuretikadosis steigern,
gegebenenfalls Perfusor
Rechtsherzkatheter
Ultrafiltration
Intensivstation Level I/II nach ESICM
Therapiealgorithmus der akuten Herzinsuffizienz [nach 7] ESICM, European Society of Intensive Care Medicine; SpO2, Blutsauerstoffsättigung.
306
sern noch die Hospitalisierungszeit verkürzen, war aber
mit einer erhöhten Rate von kardialen Arrhythmien und
Hypotensionen behaftet (e13). Problematisch sind auch
Hinweise auf eine erhöhte Letalität beim Einsatz von
Milrinon und Dobutamin (27), so dass deren Einsatz so
kurz wie nötig und in der niedrigsten wirksamen Dosis
erfolgen sollte (Empfehlungsgrad IIb, Evidenz C).
Das in Deutschland zugelassene Levosimendan
steigert als Kalzium-Sensitizer die myokardiale
Kontraktilität durch Erhöhung der Kalziumempfindlichkeit der kontraktilen Proteine und wirkt gleichzeitig vasodilatierend durch Blockade der ATP-abhängigen Kaliumkanäle der glatten Gefäßmuskulatur. In den REVIVE-I- und -II-Studien wurden akut
Multiorganversagen
Der wichtigste Letalitätsprädiktor im kardiogenen
Schock ist das Multiorganversagen. Dementsprechend hat die Prävention und Behandlung des
Multiorganversagens unter intensivtherapeutischen
Bedingungen eine prognostische Bedeutung.
Levosimendan
In den REVIVE-I- und -II-Studien wurde eine schnelle
Symptomverbesserung mit persistierender Senkung
der Spiegel natriuretischer Peptide nachgewiesen,
allerdings bei Neigung zu symptomatischen
Hypotensionen und kardialen Arrhythmien.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
MEDIZIN
herzinsuffiziente Patienten zusätzlich zur Standardbehandlung mit einer 24 Stunden dauernden Infusion
behandelt. Es wurde eine schnelle Symptomverbesserung mit persistierender Senkung der Spiegel natriuretischer Peptide nachgewiesen, allerdings bei
Neigung zu symptomatischen Hypotensionen und
kardialen Arrhythmien (28).
Im Vergleich zu Dobutamin konnte in der SURVIVEStudie aber keine Senkung der Gesamtletalität nach
180 Tagen trotz signifikanter akuter Senkung des Spiegels der natriuretischen Peptide nachgewiesen werden
(29). Hinweise auf eine Reduktion der Letalität bei
kardialen Patienten finden sich bisher nur in Metaanalysen (30).
Der Einsatz empfiehlt sich, wenn der Verdacht
besteht, dass eine chronische β-Blockade die Hypotension im kardiogenen Schock und die Ansprechbarkeit
auf Vasopressoren verschlechtert (Empfehlungsgrad
IIb, Evidenz C).
Der wichtigste Letalitätsprädiktor bei kardiogenem
Schock ist das Multiorganversagen (13). Dementsprechend hat die Prävention und Behandlung des Multiorganversagens unter intensivtherapeutischen Bedingungen eine prognostische Bedeutung (13, e14).
Herzglykoside wirken positiv inotrop. Ihr Einsatzgebiet in der Therapie der akuten Herzinsuffizienz
beschränkt sich auf ihre negativ chronotrope Wirkung mit Hemmung der atrioventrikulären Überleitung zur Behandlung der Tachyarrhythmia absoluta
bei Vorhofflimmern (Empfehlungsgrad I, Evidenz C).
Bei hämodynamisch kompromittierendem, tachykard
übergeleitetem Vorhofflimmern ist eine elektrische
Kardioversion in Erwägung zu ziehen (Empfehlungsgrad I, Evidenz C).
Dronedaron und Klasse-I-Antiarrhythmika sind in
der akuten Herzinsuffizienz kontraindiziert (Empfehlungsgrad III, Evidenz A). Lediglich Amiodaron steht
für eine nichtdringliche medikamentöse Kardioversion
zur Verfügung (Empfehlungsgrad I, Evidenz C).
Mechanische Kreislaufunterstützung
Bei persistentem kardiogenem Schock trotz Optimierung des Volumenstatus und Therapie mit Inotropika
und Vasopressoren und mutmaßlich reversibler Ursache kann eine kurzzeitige (Stunden bis 30 Tage) Kreislaufunterstützung als Überbrückung bis zur Erholung
(„bridge to recovery“, Empfehlungsgrad IIa, Evidenz C) mit einer Mikroaxialpumpe im linken Ventrikel oder einer minimalisierten Herzlungenmaschine
Mechanische Kreislaufunterstützung
Bei persistentem kardiogenem Schock kann eine
kurzzeitige (bis 30 Tage) Kreislaufunterstützung
als Überbrückung bis zur Erholung mit einer Mikroaxialpumpe im linken Ventrikel oder einer minimalisierten Herzlungenmaschine sinnvoll werden.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
(ECMO, extrakorporale Membranoxigenierung) sinnvoll werden. Lediglich die bei kardiogenem Schock infolge eines Myokardinfarktes über Jahre eingesetzte intraaortale Gegenpulsation wurde in randomisierten Studien geprüft und hat in der IABP-Shock-II-Studie nicht
zur Senkung der Letalität geführt (31).
Neue Therapieansätze
In den letzten Jahren wurden verschiedene Therapieprinzipien zur Verbesserung der Prognose von Patienten mit akuter Herzinsuffizienz untersucht. Keine Studie konnte bisher eine Prognosebesserung nachweisen
(Tabelle). Ebenso führte keine der Substanzen zu einer
Reduktion der Rehospitalisierungsrate.
Als einzige Medikamentenstudie der akuten Herzinsuffizienz in neuerer Zeit konnte für Serelaxin, das rekombinante humane Relaxin-2 – ein Schwangerschaftspeptid, in der RELAX-Studie zur akuten Herzinsuffizienz eine Wirksamkeit bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz hinsichtlich einer rascheren Beschwerdebesserung nachgewiesen werden. Es konnte jedoch keine
Reduktion der Rehospitalisierungsrate nachgewiesen
werden (37). Hämodynamisch wirkt Serelaxin über eine
Senkung des pulmonalkapillären und pulmonalarteriellen Drucks, konsekutiv auch des pulmonal- und systemvaskulären Widerstandes, allerdings ohne Erhöhung des
kardialen Indexes (40). Konsekutiv wurden unter Serelaxin mehr Hypotensionen als unter Placebo beobachtet
(etwa 4–6 mmHg). Interessanterweise konnte in dieser
Akutstudie mit einer 48-stündigen Infusion von Serelaxin zu Beginn des stationären Aufenthaltes eine Abnahme der Sterblichkeit der mit Serelaxin behandelten Patienten gegenüber Placebo nach 180 Tagen um 37 %
(absolute Risikoreduktion 4 %) nachgewiesen werden.
Allerdings war die 180-Tage-Letalität kein definierter
sekundärer Endpunkt, sondern basiert auf einer protokollspezifizierten zusätzlichen Effektivitätsanalyse. In
einer für die Fragestellung der Letalitätsverbesserung
ausreichend großen Studie bei über 6 000 Patienten
(RELAX-AHF-2, NCT01870778) wird dieses Ergebnis
überprüft.
Thromboembolieprophylaxe
Während der Rekompensationsphase und bei Bettlägerigkeit sollte eine Thromboembolieprophylaxe, zum
Beispiel mit niedermolekularem Heparin, durchgeführt
werden (Empfehlungsgrad I, Evidenz A). Bei Vorhofflimmern besteht die Indikation zur Vollantikoagulation
(Empfehlungsgrad I, Evidenz A).
Neue Therapieansätze
Neue Therapieansätze haben bisher die
schlechte Prognose der akuten Herzinsuffizienz
nicht verbessern können.
307
MEDIZIN
Übergang zur chronischen Herzinsuffizienz –
weitere Behandlung
Nach Stabilisierung der Patienten mit akute Herzinsuffizienz oder akut dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz sollte eine Evaluierung bezüglich einer
weiteren kausalen Therapie durchgeführt werden. Bei
Entlassung des Patienten sollte die medikamentöse
Therapie der chronischen Herzinsuffizienz entsprechend
der Leitlinien begonnen worden und Nachkontrollen
zur Überprüfung der Wirksamkeit und Dosisanpassung
geplant sein.
Interessenkonflikt
PD Dr. Empen erhielt Honorare für Beratertätigkeiten sowie Honorare für die
Vorbereitung von wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen von Novartis.
10. Adams KF Jr., Fonarow GC, Emerman CL, et al.: Characteristics
and outcomes of patients hospitalized for heart failure in the
United States: rationale, design, and preliminary observations
from the first 100 000 cases in the Acute Decompensated Heart
Failure National Registry (ADHERE). Am Heart J 2005; 149:
209–16.
11. Peacock WF, De Marco T, Fonarow GC, et al.: Cardiac troponin
and outcome in acute heart failure. New Engl J Med 2008; 358:
2117–26.
12. Kociol RD, Pang PS, Gheorghiade M, et al.: Troponin elevation in
heart failure. J Am Coll Cardiol 2010; 56: 1071–78.
Prof. Felix erhielt Honorare für eine Beratertätigkeit von Novartis und Cardioventris. Er erhielt Erstattung von Kongressgebühren sowie Honorare für einen
Vortrag von wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen von Novartis,
Bayer, Berlin Chemie, Cardioventis und Servier. Für die Durchführung von klinischen Auftragsstudien, bei denen eine Bezug zum Thema besteht, bekam er
Honorare auf ein Drittmittelkonto sowie Gelder für ein von ihm initiiertes
Forschungsvorhaben von Bayer, Novartis und Medtronic.
13. Pöss J, Vollert JO, Böhm M, et al.: Infarktbedingter kardiogener
Schock. Kardiologe 2014; 8: 302–12.
Prof. Dörr und Dr. Hummel erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
15. Flaherty JD, Rossie JS, Fonarow GC, et al.: Influence of coronary
angiography on the utilization of therapies in patients with acute
heart failure syndromes: Findings from organized program to
initiate lifesaving treatment in hospitalized patients with heart
failure (OPTIMIZE-HF). Am Heart J 2009; 157: 1018–25.
Manuskriptdaten
eingereicht: 18. 7. 2014, revidierte Fassung angenommen: 17. 12. 2014
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Thromboembolieprophylaxe
Eine Thromboembolieprophylaxe, zum Beispiel
mit niedermolekularem Heparin während der
Rekompensationsphase und bei Bettlägerigkeit
sollte Bestandteil der Therapie sein.
308
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Weitere Behandlung
Nach Stabilisierung der Patienten mit akuter
Herzinsuffizienz oder akut dekompensierter
chronischer Herzinsuffizienz sollte eine
Evaluierung bezüglich einer weiteren kausalen
Therapie durchgeführt werden.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
MEDIZIN
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Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Stephan B. Felix
Universitätsmedizin Greifswald
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
Ferdinand-Sauerbruch-Straße
17475 Greifswald
[email protected]
Zitierweise
Hummel A, Empen K, Dörr M, Felix SB: De novo acute heart failure and acute
decompensated chronic heart failure. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 298–310.
DOI: 10.3238/arztebl.2015.0298
@
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The English version of this article is available online:
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Internet möglich: cme.aerzteblatt.de. Einsendeschluss ist der 19. 7. 2015.
Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.
37. Teerlink JR, Cotter G, Davison BA, et al.: Serelaxin, recombinant
human relaxin-2, for treatment of acute heart failure (RELAXAHF): a randomised, placebo-controlled trial. Lancet 2013; 381:
29–39.
Die Bearbeitungszeiten der folgenden cme-Einheiten sind:
38. Erdmann E, Semigran MJ, Nieminen MS, et al.: Cinaciguat, a
soluble guanylate cyclase activator, unloads the heart but also
causes hypotension in acute decompensated heart failure. Eur
Heart J 2013; 34: 57–67.
„Epidemiologie, Diagnostik und Therapie des Barrett-Karzinoms“ (Heft 13/2015)
bis zum 21. 6. 2015
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
„Das trockene Auge“ (Heft 5/2015) bis zum 26. 4. 2015
„Tauchmedizinische Sprechstunde“ (Heft 9/2015) bis zum 24. 5. 2015
309
MEDIZIN
Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.
Frage Nr. 1
Frage Nr. 6
Welche klinische Erscheinungsform der akuten
Herzinsuffizienz hat die höchste Letalität?
a) hypertensiv getriggerte akute Herzinsuffizienz
b) Rechtsherzdekompensation
c) kardiogener Schock
d) akute Dekompensation einer chronischen Herzinsuffizienz
e) Lungenödem
Wann hat die Verschlechterung der Niereninsuffizienz
bei akuter Herzinsuffizienz ein erhöhtes Letalitäts- und
Rehospitalisierungsrisiko?
a) bei persistierenden Zeichen einer Kongestion
b) bei Anstieg des Kreatinin über 30 µmoL/L
c) bei Anstieg des Hämatokrit über 5 %
d) bei Notwendigkeit einer sequenziellen Nephronblockade
e) bei Hyperurikämie
Frage Nr. 2
Wodurch wird die akute Dekompensation einer chronischen
Herzinsuffizienz pathogenetisch ausgelöst?
a) Anstieg der kardialen Füllungsdrücke
b) Ejektionsfraktion des linken Ventrikels unter 40 %
c) Zunahme der myokardialen Steifigkeit
d) Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
e) Myokardnekrosen
Frage Nr. 3
Welches ist das Leitsymptom der akuten Herzinsuffizienz?
a) Unterschenkelödeme
b) Luftnot
c) Tachykardie
d) Palpitationen
e) Husten
Frage Nr. 7
Durch welche Maßnahme ist eine relative Letalitätssenkung
im kardiogenen Schock nachgewiesen?
a) Einsatz von Levosimendan
b) nichtinvasive Beatmung
c) frühestmögliche koronare Revaskularisierung
d) Ultrafiltration
e) Gabe von Serelaxin
Frage Nr. 8
Wann ist der Einsatz von Inotropika und Vasopressoren
indiziert?
a) bei Oligurie im kardiorenalen Syndrom
b) bei therapieresistenten Unterschenkelödemen
c) bei Hypotension unter Nitroprussidnatriuminfusion
d) im kardiogenen Schock
e) im hypertensiven Lungenödem
Frage Nr. 4
Welche Untersuchungsmethode wird neben der
Basisdiagnostik aus EKG und Röntgenbild des Thorax bei
akuter Herzinsuffizienz zeitnah empfohlen?
a) Linksherzkatheter
b) Rechtsherzkatheter
c) Computertomographie des Herzens
d) Magnetresonanztomographie des Herzens
e) Echokardiographie
Frage Nr. 5
Durch welchen labordiagnostischen Parameter ist der
Ausschluss einer akuten Herzinsuffizienz als Ursache einer
Luftnot in der Notaufnahme möglich?
a) Troponin
b) Harnsäure
c) Noradrenalin
d) BNP/NT-proBNP
e) Albumin
310
Frage Nr. 9
Welche Indikation besteht für den Einsatz von
Herzglykosiden bei der akuten Herzinsuffizienz?
a) Behandlung der Hypotension
b) Behandlung der Tachyarrhythmia absoluta bei Vorhofflimmern
c) Senkung des myokardialen Sauerstoffverbrauches
d) medikamentöse Kardioversion
e) Vorbeugung ventrikulärer Arrhythmien
Frage Nr. 10
Wann ist der Einsatz der Ultrafiltration bei der akuten
Herzinsuffizienz indiziert?
a) bei therapierefraktärer symptomatischer Hypervolämie
b) bei Diuretikaresistenz
c) bei Kreatininanstieg unter Negativbilanzierung
d) zur Vermeidung einer Polyurie
e) im hypertensiven Lungenödem
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
MEDIZIN
Akute und akut dekompensierte
chronische Herzinsuffizienz
Astrid Hummel, Klaus Empen, Marcus Dörr, Stephan B. Felix
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 17 | 24. April 2015
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