Pathomechanismen der Herzinsuffizienz (Part I) • myokardiale Hypertrophie und ventrikuläre Dilatation • sympathoadrenerge Aktivierung • Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) Alterspezifische Todesursachen in Deutschland Statistisches Bundesamt, aktualisiert 2003 Inzidenz der chronischen Herzinsuffizienz nach Alter und Geschlecht Kannel WB 1996; Eur J Clin Pharmacol 49: S3-S9. Herzinsuffizienz „Herzinsuffizienz ist ein komplexes klinisches Syndrom, welches durch eine kardiale Dysfunktion und neurohumorale Fehlregulation charakterisiert ist, und dementsprechend einhergeht mit Belastungsintoleranz, Flüssigkeitsretention und verkürzter Lebensdauer.“ M. Packer Task Force on Heart Failure der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft Definition umfasst im wesentlichen 3 Punkte: 1. Nachweis einer abnormalen systolischen und/oder diastolischen Herzfunktion. 2. Typische Symptome, die nachweislich auf die abnormale Funktion des Herzens zurückzuführen sind. (z. B.: Leistungseinschränkung, Dyspnoe, Natrium- und Wasserretention) 3. Ansprechen auf Therapie. Zwei der 3 Kriterien müssen gegeben sein, um die Definition der Herzinsuffizienz zu erfüllen. Remme & Swedberg 2001; Eur. Heart J 22: 1527-60. Funktionelle NYHA-Klassifikation bei Herzinsuffizienz I. Herzerkrankung ohne Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit II. Herzerkrankung mit leichter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit (keine Beschwerden in Ruhe, alltägl. körperl. Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris) III. Herzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit (keine Beschwerden in Ruhe, geringe körperl. Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris) IV. Herzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperl. Aktivitäten und bereits in Ruhe (Bettlägrigkeit) Prognose bei Herzinsuffizienz Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 0,9 NYHA II 0,8 NYHA III 0,7 NYHA IV 0,6 0 3 6 9 12 15 Monate Muntwyler al. 2002; Eur Heart J 23:1861-66. Todesursache von Patienten mit Herzinsuffizienz Merit-HF 1999; Lancet 353: 1001-7. Hauptursache des plötzlichen Herztodes: Herzrhythmusstörungen intaktes Reinzleitungssystem gestörte Reinzleitung Einteilung der Herzinsuffizienz (1) Akute vs. Chronische Herzinsuffizienz akute Myokardischämie mit/ohne Myokardinfarkt; akute Myokarditis vs. Hypertonie, Aortenstenose, Myokardinfarkt Aorten-, Mitral- oder Koronarinsuffizienz Rechts- vs. Linksherzinsuffizienz z.B. Pulmonale Hypertonie vs. z.B. Aortenstenose Systolische vs. Diastolische Ventrikel ist nicht in der Lage ein ausreichendes HZV zu pumpen vs. Pumpleistung normal, Füllung des Ventrikels jedoch behindert Einteilung der Herzinsuffizienz (2) Low cardiac output failure vs. High cardiac output failure alle Formen einer eingeschränkten linksventrikulären Pumpfunktion (KHK, Hypertonie) vs. Anämie, Fieber, Thyrotoxikose, arteriovenöse Shunts Vorwärtsversagen vs. Rückwärtsversagen alle Erkrankungen, die zu einer myokardialen Kontraktionsstörung führen (DCM, Myokardinfarkt) vs. Myokardhypertrophie, -ischämie, -fibrose Klinisches Bild der Herzinsuffizienz (1) Klinisches Bild der Herzinsuffizienz (2) Herzvergrößerung Lungenödem Ursachen der Herzinsuffizienz Risiko eine Herzinsuffizienz zu entwickeln in Abhängigkeit vom Schweregrad der arteriellen Hypertonie Kannel WB & Cupples; Drugs Ther 1988; 2: 387-95. Koronare Herzerkrankung-Ischämie Angebot Bedarf • Koronarer Blutfluss • Vorlast (EDV) ) Kollateralversorgung des Gebietes • Nachlast • Koronare Sauerstoffsättigung (systemischer Gefäßwiderstand) • Hämoglobingehalt des Bluts • Herzfrequenz • Kontraktilität der Herzmuskelzellen (beeinflusst z.B. durch Katecholamine) Ischäm ie Ungleichgewicht zwischen Sauerstoffangebot und Sauerstoffbedarf Klinische Ereigniskette der Risikofaktoren zur Ausbildung eines Myokardinfarktes Myokardischämie Koronarthrombose Myokardinfarkt Infarktgröße ist abhängig von: • der Größe des minderperfundierten Areals • dem Ausmaß der kollateralen Restdurchblutung • der Ischämiedauer • der hämodynamischen Situation Determinanten der Herzfunktion • Herzfrequenz, • Vorlast (enddiastolisches Ventrikelvolumen), • Nachlast (Auswurfwiderstand bzw. arterieller Gefäßwiderstand) und • die entwickelte Kontraktionskraft (elektromechanische Kopplung und deren Regulation) Frank-Starling-Mechanismus Eine Dehnung des Myokards während der Diastole erhöht die Kontraktilität des Herzens während der Systole. „...der regulatorische Mechanismus, der das Herz befähigt, mehr oder weniger Arbeit zu leisten, ..., ist in den Wandungen des Herzens selbst gelegen, vermutlich in den Muskelfasern, aus denen die Wandungen des Herzens bestehen...“ Starling 1920 Kennzeichen der Herzinsuffizienz: Vergrößertes Herz Warum ist auch ein mäßig vergrößertes Herz „schlecht“, wo doch die Kontraktionskraft bei Zunahme der Vordehnung bzw. Füllung ansteigt ? • Wandspannung • Gefügedilatation • Überproportionaler Sauerstoff- und Energiebedarf bei i.d.R. eingeschränkter Blutversorgung Muskellänge und Kontraktionskraft (1) Gordon et al. J Physiol 184: 170-92; 1966 Ruhe-Dehnungskurven Druck-Volumen-Beziehung (1) Kurve der maximalen isovolumetrischen Kontraktion Kurve der maximalen isotonischen Kontraktionen Linie der Maxima der Unterstützungszuckung (= „U-Kurve“). Druck-Volumen-Beziehung (2) C Systol. B D Rest-Vol. Aortendruck Diastol. A Enddiastolischer Füllungsdruck Schlag-Vol. Hypertrophie-Entstehung (1) La Place´sches Gesetz: K = P x r 2xD Hypertrophie K= Pxr 2xD K Wandspannung P systol. Ventrikeldruck D Dicke der Ventrikelwand r Ventrikeldurchmesser Dilatation K = P2 xxDr Ventrikuläres „Remodeling“ nach Myokardinfarkt Ehring & Heusch 1996; In: Kübler & Triithart (Eds) Calciumantagonisten 57-121, Steinkopff Verlag Darmstadt. Hypertrophie-Entstehung (2) Konzentrische Hypertrophie Exzentrische Hypertrophie Druck-Volumen-Beziehung am hypertrophierten und dilatierten insuffizienten Herzen M. Böhm 2000; In: Herzinsuffizienz, Thieme Verlag Stuttgart.