Datum: Thema: Referenten: 8. November 2005 Herzinfarkt und Herzversagen Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinz Drexel und OA Dr. Hannes Holzmüller, Abteilung für Innere Medizin des Landeskrankenhauses Feldkirch Mit dieser Information möchte ich den Menschen helfen diese Krankheit besser zu verstehen und gegebenen Falles leichter damit umzugehen. Was bedeutet "Herzinsuffizienz"? Das Herz funktioniert als Pumpe, die mit jedem Schlag mehr als die Hälfte ihres Inhaltes auswirft. In Ruhe sind das etwa 5 Liter Blut/Minute, die in den Kreislauf gepumpt werden und so den Körper mit Nährstoffen und Energie versorgen. Bei Anstrengung kann das Herz dieses Volumen auf das 4-5 fache steigern. Infolge einer Pumpschwäche ist Ihr Herz nicht mehr in der Lage eine ausreichende Blutmenge bei Belastung oder schon in Ruhe zu fördern. Das führt einerseits dazu, dass Organe (Gehirn, Niere, Muskeln, usw.) schlechter mit Blut versorgt werden, andererseits kann sich das Blut vor dieser Pumpe stauen. Dies führt zu einer Reihe von Beschwerden (Symptomen), wie etwa: > Einschränkung der Leistungsfähigkeit und verminderte Belastbarkeit > Atemnot bei Belastung oder schon in Ruhe > Trockener Reizhusten v.a. im Liegen > Geschwollene Beine > Appetitmangel, ev. auch Gewichtsverlust Was ist die Ursache der "Herzinsuffizienz"? Verschiedene Erkrankungen können zu einer Pumpschwäche des Herzens und damit zu einer „Herzinsuffizienz" führen: > Verengungen (Verkalkungen) der Herzkranzgefäße, die in vielen Fällen bereits zu einem Herzinfarkt geführt haben > langjähriger Bluthochdruck > Herzmuskelerkrankungen z.B. infolge einer Herzmuskelentzündung oder als Folge eines langjährigen, übermäßigen Alkoholkonsums > ver-schiedene Herzklappenerkrankungen, angeborene Herzfehler > manchmal bleibt die Ursache unklar Wer ist für die Behandlung der "Herzinsuffizienz" zuständig? Die "Herzinsuffizienz" ist eine Erkrankung, die eine sorgfältige Therapie und Überwachung erfordert. Dazu ist es in vielen Fällen erforderlich, dass sich eine ganze Gruppe von medizinischem Fachpersonal in enger Zusammenarbeit um Sie kümmert. In erster Linie ist das natürlich Ihr Hausarzt oder Ihr Internist. Darüber hinaus ein auf Ihre Krankheit besonders geschulter Herzspezialist (Kardiologe), eine Diätassistentin und bei Bedarf auch ein klinischer Psychologe. Eine sehr wichtige Rolle spielen Ihre Familie bzw. Ihre Freunde. Und besonders wichtig sind natürlich Sie selbst. Wie wird die Diagnose gestellt? Um die Diagnose "Herzinsuffizienz" stellen zu können ist zunächst eine genaue Schilderung Ihrer Beschwerden und Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) sowie eine gründliche körperliche Untersuchung erforderlich. Weiters wird Ihr Arzt vermutlich schon eine Blutabnahme, ein Herz-Lungenröntgen sowie ein Elektrokardiogramm (EKG) veranlasst haben. Vom Kardiologen wird zusätzlich noch eine Herzultraschalluntersuchung (Echokardiogramm) und bei Verdacht auf eine Herzkranzgefäßerkrankung eine Isotopenuntersuchung des Herzens (Myokardszintigraphie) und /oder eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Sobald die Diagnose „Herzinsuffizienz“ gesichert ist, muss die Behandlung (Therapie) beginnen (grundsätzlich gilt: je früher desto besser). Diese besteht im wesentlichen aus: > Medikamenten (empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch eine jährliche Grippe- oder Pneumokokkenimpfung) > Diät > regelmäßiger körperlicher Betätigung > Änderung der Lebensgewohnheiten (vermeiden von: Stress, körperlich anstrengender Arbeit, Rauchen, Alkohol) > Unterstützung durch die Familie/Freunde > wenn notwendig: Dehnung (PTCA) oder Operation der Herzkranzgefäße (Bypass- Operation) - Operation der Herzklappen - ev. Herztransplantation Medikamente ACE-Hernrner (z.B. Acemin, Fositens, Hypren, Inhibace, Lopihn, Renitec, Thtace und andere) schirmen das Herz vor ungünstigen hormonellen Einflüssen ab und führen durch eine Senkung des Blutdruckes zu einer Entlastung des Herzens. Mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit und Mattigkeit infolge der Blutdrucksenkung und in manchen Fällen ein lästiger, trockener Reizhusten. Die Wirkung tritt erst bei ausreichend hoher Dosis ein. Eine langsame Dosissteigerung ist notwendig. Entwässerungstabletten (z.B. Aquaphohl, Aldactone, Hygroton, Lasix und andere) bewirken eine vermehrte Harnausscheidung und damit eine Verbesserung der Atemnot und eine Abnahme der Schwellung in den Seinen. Dies führt in der Regel zu einem merkbaren Gewichtsverlust. Ein Zuviel von diesen Medikamenten kann zu einem Blutdruckabfall, zu einer Störung der Nierenfunktion und zu einem Verlust von lebensnotwendigen Blutsalzen (z.B. Kalium) führen. Digitalispräparate (z.B. Digimerck, Lanitop, Novodigal und andere) stärken den Herzmuskel, was in der Regel zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit führt. Zu große Mengen können jedoch Übelkeit, Sehstörungen und lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Beta-Blocker (z.B. Beloc, Concor, ldilatrend, Seloken und andere) werden erst seit kurzem in der Behandlung der "Herzinsuffizienz" eingesetzt. Ähnlich wie die ACEHemmer schützen auch sie das erkrankte Herz vor schädlichen hormonellen Einflüssen und bewirken zudem eine Absenkung des Blutdruckes und der Herzfrequenz (= Puls). In Ausnahmefällen kann die Herzfrequenz (= Puls) so stark absinken, dass Schwindelanfälle, ev. sogar kurze Bewusstlosigkeit, auftreten. Eine vorbestehende asthmatische Lungenerkrankung kann sich verschlechtern. In manchen Fällen kommen noch Medikamente zur Herzrhythmuskontrolle, zur Senkung des Blutdruckes oder zur "Blutverdünnung" dazu. Diät Die Diät besteht hauptsächlich in einer Reduktion von Kochsalz (max. 5g/Tag) und Flüssigkeit (max. 1.5 bis 2 I/Tag). Dadurch soll das Blutvolumen verringert und somit das Herz entlastet werden. Für Patienten mit einer Herzkranzgefäßerkrankung ist eine fettarme Diät besonders wichtig. Grundsätzlich soll jeder Patient sein Normalgewicht anstreben. Bewegung Regelmäßige Bewegung (Spazieren, in Absprache mit Ihrem Arzt sind ev. auch Wandern, Joggen, Schwimmen, Langlaufen möglich) stärkt Ihre Muskulatur und entlastet damit Ihr Herz. Lebensgewohnheiten Im Falle eines körperlich anstrengenden Berufes bzw. bei großem Stress kann es gelegentlich erforderlich sein den Beruf zu wechseln. Auf das Rauchen sollten Sie insbesondere bei Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit verzichten. Alkohol führt zu einer direkten Schädigung des Herzmuskels und sollte daher auf ein Glas Wein oder Bier pro Tag beschränkt werden, sofern dies Ihr behandelnder Arzt gestattet. Familie Sehr wichtig ist die Unterstützung durch Ihre Familie bzw. Ihre Freunde, vor allem natürlich dann, wenn es Ihnen körperlich und / oder seelisch schlechter geht. Herzoperation Sofern eine Herzkranzgefäßerkrankung die Ursache für die Pumpschwäche des Herzens ist, kann in gewissen Fällen eine Dehnung der Herzkranzgefäße (PTCA) oder eine Bypass-Operation eine Verbesserung herbeiführen. Dasselbe gilt auch für die Operation einer erkrankten Herzklappe. Über die erforderlichen Voruntersuchungen informiert Sie Ihr Kardiologe. Herztransplantation Eine Herztransplantation (d.h. das kranke Herz wird durch ein gesundes, menschliches Herz ersetzt) kommt in Einzelfällen dann zum Einsatz, wenn alle übrigen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und/oder eine Verbesserung nicht zu erwarten ist. Dasselbe gilt für eine mechanische Unterstützung des Herzmuskels. Hier wird eine mechanische Pumpe in den Körper eingebaut, die das erkrankte Herz in seiner Tätigkeit unterstützen soll. Was können Sie selbst beitragen? Die wichtigste Person bei der Behandlung Ihrer Erkrankung sind natürlich Sie selbst. Die regelmäßige Einnahme der Medikamente und die Befolgung der übrigen Therapieempfehlungen ist für einen Therapieerfolg unerlässlich. Sehr hilfreich ist das Führen eines sog. Patienten-Tagebuches. Darin sollen täglich > Körpergewicht > Blutdruck > Herzfrequenz (= Puls) eingetragen werden. Anhand dieser Aufzeichnungen kann der Arzt Ihre Therapie optimieren. Sofern das Körpergewicht innerhalb von 1 bis 2 Tagen um mehr als 2 kg ansteigt und Sie zudem Atemnot verspüren oder eine Schwellung der Beine auftritt, sollten Sie unmittelbar mit Ihrem Arzt Kontakt aufnehmen. Durch eine frühzeitige Intensivierung der Therapie ist es in vielen Fällen möglich einen neuerlichen Krankenhausaufenthalt zu verhindern. Was ist das Ziel der Behandlung? Alle diese Maßnahmen sollen dazu führen, dass Sie trotz Ihrer Erkrankung ein weitgehend beschwerdefreies und langes Leben führen können und die Häufigkeit Ihrer Aufenthalte im Krankenhaus möglichst gering ist. Das "Herzinsuffizienz-Team" Ihres Krankenhauses unterstützt Sie jederzeit gerne mit Rat und Tat. Sie erreichen uns unter folgender Adresse: Herzinsuffizienz-Ambulanz, Tel.: 05522 303 4660, [email protected] Interne-Abteilung, Landeskrankenhaus Feldkirch