Psychose und Eigensinn Psychische Erkrankung als Ausdruck des

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Anthropologische Grundhaltung
als Basis jeder psychopathologischen Spezifizierung
Prof. Dr. Thomas Bock, Uniklinik Hamburg-Eppendorf
BeB - Erkner, 6. Mai 2009
Mein Hintergrund
• Psychoseseminare / Trialogforen:
Begegnung auf Augenhöhe, „Herrschaftsfreier
Diskurs“
• „Naturgeschichten der Schizophrenie“:
Verlauf unbehandelter Psychosen
• Psychosenambulanz:
Sozialpsychiatrie + Psychotherapie, Integrierte Versorgung
Übersicht
1. Unzulässige Vereinfachungen
2. Wie gesund ist krank? („Bettelkönigin“)
Anthropolog. Aspekte kognitiver/affektiver Psychosen
3. Subjektiver Sinn Hamburger SuSi-Projekt
4. EigenSinn und Psychose („Kellergeist“)
5. Therapeutische Konsequenzen
Hamburger Modell der Integrierten Versorgung
(1) Unzulässige Vereinfachungen
Gefahren der Vereinfachung (1)
• „Warum ist Herr x psychotisch?“- „Er hat eine
Psychose“
• „Warum ist Frau M. so aufgeregt?“ - „Sie agiert.“
• „Wir wissen nicht, was Herr P. nach der Entlassung
macht, lasst uns zur Sicherheit eine rechtliche Betreuung
einrichten“.
• „Herr B ist doch schon 22; der muss endlich zuhause
ausziehen.“
• Frau P. hört Stimmen. - Sie hat eine Schizophrenie.
• Herr S. nimmt seine Pillen nicht. Er ist noncompliant.
„Psychose u.a. werden vererbt“
Gefahren der Vereinfachung (2)
tatsächlich:
• Vulnerabilität genetisch mitbedingt, nicht Krankheit
• Nicht ein Gen, sondern mehrere
• Genetisches Potential bis 50%, Psychose 1%
• Gene nicht deterministisch, müssen „geweckt“ werden
• Entwicklung des Menschen stagniert ohne Abweichung
• Psychotische Reizoffenheit - Nachteil eines Vorsprungs
„Hirnstoffwechsel verursacht Psychose“
Gefahren der Vereinfachung (3)
tatsächlich:
• Erst psychische Belastung, dann somatische
Eigendynamik („Biologische Narbe“)
• Gehirn wird durch Erfahrung „gebahnt“
• Strukturen entwickeln sich abhängig von
Beanspruchung
– Keinen reduktionistische Vereinfachung
– Ernstnehmen der subjektiven Perspektive
– So größere Chance auf Compliance
„Keine psychischen Krankheiten, nur
falsche Etikettierung “
Gefahren der Vereinfachung (4)
tatsächlich:
• These ignoriert Not, Hilfebedarf und Hilfemöglichkeit
• Psychosen gehören zum Wesen des Menschen
aber
• Stigmatisierung verschlimmert die Not
• Stigmatisierung abhängig von Sprache
• Psychiatrie ist an Stigmatisierung beteiligt
(aktuell/historisch)
• Probleme werden psychiatrisiert, Psychiatrie expandiert
„Rückfälle durch Familienathmosphäre
High expressed emotions“ (HEE)
Gefahren der Vereinfachung (5)
tatsächlich:
• Korrelation, keine einseitige Verursachung
• Umkehrung: Bei größerem Rückfallrisiko, Familie mehr
beteiligt
• Familien werden mit der Begleitung alleingelassen
• Familien werden immer noch als lästig abgetan
Aber:
• Es gibt tragische Verwicklungen im Zusammenleben
• Kränkungen können krank machen
(2) Übersicht psychische Störungen
Wie gesund ist krank?
•
•
•
•
•
•
•
Angststörungen
Zwangsstörungen
Affektive Störungen Depressionen
Kognitive Störungen / Psychosen
Suchterkrankungen
Persönlichkeitsstörungen
u.a.
Ängste, Angststörungen
Wie gesund ist krank (1)
1
.
.
.
.
10
notwendiger Schutz vor Gefahr
Verselbständigung,
Verallgemeinerung,
Zuspitzung
Lähmung, Panik
Zwänge, Zwangsstörungen
Wie gesund ist krank (2)
1
.
.
.
.
10
notwendiger Halt, Rituale, Schutz vor Zerfall
Verselbständigung,
Einengung, „Teufelskreise“
Zwangsgedanken / Zwangshandlungen
Einengung, Blockade
Depressionen
Wie gesund ist krank (3)
1
.
Verstimmung, Niedergeschlagenheit
.
.
Absinken von Stimmung u. Antrieb
.
10
Verlust von Zeitgefühl, Leere, Suizidgefahr,
Erschöpfung, Rückzug; Abwehr von Gefühlen,
Konflikten, Entscheidungen; „Totstellreflex“.
Verzweiflung, Lähmung
Manien
Wie gesund ist krank (4)
1
.
.
.
.
.
10
Euphorie, Antriebssteigerung
Flucht nach vorne, nach langem Anlauf übers Ziel
„Aufdrehen“ von Stimmung und Antrieb
kein Zeitgefühl, wenig soziale Bindung, viel Risiko
Ideenflucht, Gefühlschaos
Stimmenhören
Wie gesund ist krank (5)
1
.
.
.
Lautes Denken, innerer Dialog
.
10
Individuell/kulturell misslungene Kompensation
Botschaften der Seele, übersinnliche Wahrnehmung
Wahrnehmung ohne äußeren Reiz
Psychose
„Kognitive“ p.h. Psychosen
Wie gesund ist krank (5)
1
.
.
.
10
Reizoffenheit, Dünnhäutigkeit
Letzter Hort von Eigenheit, Traum ohne Schlaf ,
Rückgriff kindliche Wahrnehmung, Verbunden-sein,
„Übertreibung der Menschwerdung“
Wahrnehmung eigensinnig, Denken sprunghaft
Halluzinationen, Wahngedanken, Bedrohungsgefühle, Auflösungsangst
Durchlässigkeit, Orientierungs- und
Schutzlosigkeit, Verlust eigener Grenze
Negativsymptomatik
Wie gesund ist krank (7)
1
.
.
.
.
.
10
„Eigenbrödelei“,
Schutzmechanismus, „positive withdrawal“
Sozialer Rückzug - Risiko der Eigendynamik
Ausdruck (Selbst)Stigmatisierung, Behandlungsfehler
Isolation
Borderline-Störung
Wie gesund ist krank (8)
1
.
.
.
.
.
„Grenzgänger“ Verlängerte Pubertät
10
Nachhaltige Selbstschädigung,
Belastung anderer
Ringen zwischen Anpassung u. Widerstand
Selbstverletzung, dramatische Beziehungen
Misslungene Balance zw. Bindung u. Autonomie
Einfluss von Cannabis/Alkohol
Wie gesund ist krank (9)
Unauffälliger Konsum
.
.
.
.
Alk/Kiffen zur Gestaltung von Stimmung/Beziehung
Alk/Kiffen als „Selbstbehandlung“
Entwicklungsverzögerung durch frühen Konsum, sodass
in er(n)sten Lebenskrisen Ressourcen fehlen, um nicht
psychotisch zu werden
.
Auffälliger Konsum, Dekompensation
Sonstige Komorbidität
Wie gesund ist krank (10)
Wechselwirkung verschiedener Phänomene
.
Bewältigungsstrategien, Symptome 1.und 2. Ordnung
z.B. Depression/Zwang als Schutz vor Psychosen
z.B. Hypomanie als Ausgleich von Depression
z.B. Wahn als Reduktion von Komplexität usw.
.
Zunehmende Vulnerabilität, Destabilisierung
Addition verschiedener Erkrankungen
Mehrfache Eigendynamik
•
•
•
•
Psychisch: z.B. depressive Denkmuster
Familiär: z.B. Auf und Ab bei bipolarer Störung
Sozial: Ausgrenzung, Benachteiligung,....
Körperlich: Veränderungen im Hirnstoffwechsel
machen immer „vulnerabler“
Psych. Erkrankung:
Lebenskrise dünnhäutiger Menschen mit dem
Risiko mehrfacher Eigendynamik?
Biographisches Verstehens-Modells
Anteilige Faktoren bei Entstehung/Verlauf psych. Erkrankungen
• Menschliche Möglichkeit - abhängig von Dünnhäutigkeit
• Genetische Empfindlichkeit - nicht deterministisch
• (Vor-)geburtliche Belastungen - unspezifisch
• (De-)stabilisierende Erfahrungen - kompensierbar
• Ressourcen / Benachteiligungen - in Balance?
• Kritische Phasen der Umorientierung - unvermeidlich
• Aktuelle psychosoziale Belastungen - inkl. gesellschaftl.Aspekte
• Akute körperliche Belastungen - Erkrankung, Drogen
• ......
Mögliche psychische Dekompensation/Kompensation - je verschieden
Anthropologische Aspekte
von Psychosen
„Menschen müssen im Unterscheid zu anderen
Lebewesen um ihr Selbstverständnis/-gefühl
ringen. Es gehört zu unseren Möglichkeiten, an
uns zu zweifeln und dabei auch zu verzweifeln,
über uns hinaus zu denken und uns dabei auch zu
verlieren ...
Wer darüber psychotisch wird, ist also kein Wesen
vom anderen Stern, sondern zutiefst menschlich
...“.
(trialogischen „blauen“ Broschüre: „Es ist normal, verschieden zu sein“)
Anthropologische Aspekte von Psychosen (1)
„Jede Psychose ist anders“
• Nur im individuellen Zusammenhang mit
subjektiver Perspektive zu verstehen
• Symptome erzählen eine Geschichte
– Nicht Diagnosen behandeln, sondern
Menschen
– Anamnese: statt Symptome abfragen
Beziehung aufnehmen!
Anthropologische.Aspekte von Psychosen (2)
„Ps. ist jedem Menschen möglich“
• Abhängig von Dünnhäutigkeit sowie
Reizüberflutung, bzw. -entzug
• Wie Traum, nur ohne Schutz des Schlafs
• Rückgriff auf kindliche Wahrnehmung
– Dünnhäutigkeit in beide Richtungen
– Wunsch- und Angstanteile wahrnehmen
– Gründe für Regression?
Anthropologische.Aspekte von Psychosen (3)
„Zeiten, die für jeden kritisch sind“
• Lebenskrisen sind unvermeidlich
• Sich immer wieder neu verorten müssen
• Chance des Wachstums
– Rückfallvermeidung um jeden Preis bedeutet
Vermeidung des Lebens = Depression
– Krisen begleiten, statt vermeiden
Anthropologische Aspekte von Psychosen (5)
„Handeln nicht außer Kraft“
• Nicht nur „multifaktoriell bedingt“
• Aktives Handeln auf existentieller Ebene:
– Stimmenhören als „fauler Kompromiß“
– Unverständlichkeit als letzter Hort von
Eigenheit
– Wahn als Flucht aus der Bedeutungslosigkeit
Kompromisse mit der Wirklichkeit
Doppelstrategie der „Symptome“
Beispiel:
„Die Bettelkönigin“
Doppelstrategie
Kinderstimmen
Stimme des Krieges
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Am Leben halten
Kompromiss mit Realität
Selbstverständl. Umgang
Künstlerische Gestaltung
Medikation ohne Wirkung
Todesangst, Suizidalität
Einholen d. Vergangenheit
Unmittelbare Bedrohung
Inanspruchnahme Hilfe
Medikation entlastet
Übertragung auf Psychiatrie
Pharma-Wirkung abhängig von Subjektivität
Balance zw. Verstehen und Entängstigen
Bipolare Störung – Anthropologische Aspekte (3)
Störung der Zeitwahrnehmung
• „Ewige Depression“ - Verzweiflung größer
• „Zeitlose Manie“ - Leichtsinn größer
Chance von Gruppen:
– Spiegelung der verdrängten Seite im anderen
– Tendenz zur Mitte?
– Mit Polaritäten arbeiten
Bipolare Störung – Anthropologische Aspekte (4)
Eher zuviel Anpassung als zuwenig
• Es allen recht machen nur nicht sich selbst
• Zu wenig eigene Maßstäbe
• In Depression erdrückt, in Manie nicht
wirklich befreit – von Krankheit eingeholt.
– Weitere Selbstwertkränkung vermeiden
– Ungewöhnliches in Alltag integrieren. Statt für
Manie aufzubewahren
Bipolare Störung – Anthropologische Aspekte (5)
Leiden an Sinnlosigkeit
• Verzweiflung, weil Sinn und Halt fehlen
• Sinn nie in sich allein zu finden (Frankl)
– Schritte so klein, dass Erfolg unvermeidbar
– Besonderer Wert von Gruppen(therapie)
– Verbindung Psychotherapie - Sozialpsychiatrie
(3) Sinn-Bedürfnis ernst nehmen
- Extrempositionen • Psychosen sind sinnlos und zufällig. Hirnstoffwechsel entgleist ohne Bezug zum Erleben.
Symptome zu hinterfragen, sinnlos und schädlich.
• Psychotische Erfahrung verschafft ungewohnten
und überwältigenden Zugang zu unbewussten
Erlebnissen und Konflikten. Aufarbeitung notwendig für nachhaltige Stabilisierung. Symptomreduktion mit Medikamenten kann helfen, doch
nur im Rahmen einer tragenden, reflektierenden
Beziehung, um das Erlebte zu integrieren.
Kann man subjektiven Sinn erfassen?
Hamburger SuSi-Projekt
• Expertenbefragung, Fokusgruppen,
• Fragebogen, Probelauf bei ca. 100 Patienten
(Hamburg / Oldenburg; ambulant / stationär / Trialog)‫‏‬
• Faktorenanalyse
• Validierung durch 10% Tiefeninterviews
• 2. Untersuchung an 450 Befragten
(aus 15 Regionen, 3 Ländern)
• Verbindung mit Lebensqualität, Schwere der
Erkrankung, Krankheitskonzept
Große Resonanz, Enormes Sinn-Bedürfnis
Ebenen des subjektiven Sinn
„Meine Psychose hat mit meiner
bisherigen Lebenserfahrung zu tun.“
Entstehung
Bezug zu
der Psychose Lebensereignissen
Symptomerleben
„In meiner Psychose fühle ich
mich lebendiger.“
positiv
„Seit meiner Psychose besseren Zugang
zu meinen inneren Impulsen.“
Auswirkungen
der Psychose
positiv
„Psychose ist vom Himmel
gefallen
Unbelastete
Vergangenheit
„In meiner Psychose war ich
stark verunsichert.“
negativ
Seit meiner Psychose habe ich das
Vertrauen in mich verloren.“
negativ
Zustimmung zu den Skalen des SuSiFragebogens
Zustimmung
Entstehung
- Attribution–auf
Lebensereignisse
Entstehung
Bezug
auf
Positives Symptomerleben
36
64
Positive Auswirkungen
Negative Auswirkungen
58
42
Negatives Symptomerleben
Negative Auswirkungen
32
68
Negatives Symptomerleben
Positive Auswirkungen
24
76
Lebensereignisse
Entstehung - Unbelastete Vergangenheit
Unbelastete Vergangenheit
Positives Symptomerleben
Ablehnung
40
60
39
61
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Antworttendenzen
• Über 75% sehen Lebensereignisse in Zusammenhang mit
der Entstehung der Psychose.
• Knapp 50% erleben die Psychose auch positiv.
• Nur knapp 40% stimmen eher negativen Auswirkungen der
Psychose zu.
• 60% betonen auch konstruktive Veränderungen, die mit der
Psychose einhergehen.
Zusammenhänge zwischen den SuSiSkalen
Entstehung
der Psychose
Bezug zu
Lebensereignissen
r = .23
Symptomerleben
positiv
Unbelastete
Vergangenheit
r = .21
negativ
r = .35
Auswirkungen
der Psychose
r = .42
positiv
r = .35
negativ
Zusammenhänge
• Bezug zu bestimmten Lebensereignissen ist
verknüpft mit auch positiven Symptomen
und eher optimistischer Perspektive.
Auftrag an Psychotherapie
Salutogenese: Förderung von “Kohärenz” wichtig.
• Belastende Symptomen stehen im
Zusammenhang mit subjektiv eher negativen
Auswirkungen.
Beistand, Entlastung - Auftrag an Psychiatrie
„Ist der Mensch 'auf der Suche nach Sinn‘ fündig
geworden, dann wird er glücklich. Auf der anderen
Seite wird er dann aber auch leidensfähig. Leiden
bringt nämlich den Menschen nicht an und für sich
zur Verzweiflung. Sondern nur Leiden, das ohne
Sinn zu sein scheint, führt zur Verzweiflung.“
(V. Frankl, 1997, S. 265)
(4) Eigensinn und Psychose
• Sinne gehen eigene Wege
Nerven im Hörzentrum nur zu 1/3 vom Ohr .....
• eigener Sinn der Psychose
Subjektive Bedeutung, Sinn-Bedürfnis (s. Hamb.SuSi-Projekt)
• Suche nach Eigenem und nach Sinn
Verbindung von Psychotherapie und Sozialpsychiatrie
• Psychose als Form des Eigensinns
Unverständlichkeit als „letzter Hort von Eigenheit“
Empfinden Sie sich als eigensinnig?
Ist Eigensinn für Sie liebenswert/anstrengend?
Machen wir es uns zu einfach?
„Höllenhunde“ am Eingang der Psychiatrie
„Krankheitseinsicht“
Patient denkt wie Arzt
„Compliance“
Patient tut, was Arzt will
• Vorleistung des
Patienten?
oder
• primär unsere
Aufgabe?
• Unterwerfungsritual
des Patienten?
oder
• Ergebnis gemeinsamer
Anstrengungen?
Wer nimmt Einsicht in
was?
Wieviel Eigensinn tut
gut?
Noncompliance oder Eigensinn?
Noncompliance
Eigensinn
• Krankheitsmerkmal?
• Misslungene Kooperation
• Schlechte Prognose?
• Herausforderung
• Ringen um Autonomie
• Lebensqualität
Andere Kooperationskultur:
• Unbedingter Gehorsam - schlechtes Zeichen
• Eigensinn - Ringen um Identität gute Prognose,
Besonderes Beziehungsangebot
Verständnis von Noncompliance
Notwendigkeit einer neuen Kooperationskultur
Krankheitsmerkmal
Gemeinsame Verantwortung
• Patient besonders
krank
• Unerreichbar
• Mangelnde Einsicht
• misslungene Kooperation
• Besonderes
Beziehungsangebot
• Ausdruck von Eigensinn
Notwendigkeit einer neuen
Kooperationskultur
• Eigensinn und Lebensqualität (Rössler 2001)
• Psych. Erkrankung
– ... als Ringen um Autonomie,
– ... als Balance von Nähe und Distanz,
– ... von Anpassung und Widerstand
Bessere Prognose ...
– bei kritikloser Übernahme aller Anweisungen?
– oder durch Offenheit für Eigensinn?
„Noncompliance“ als
Beziehungsangebot
Beispiel:
„Der Kellergeist“
Beispiel „Kellergeist“
•
•
•
•
•
Erstes Bemühen um Behandlung scheitert
Verzweiflung der Angehörigen
Annäherung auf Umwegen
Dolmetschen
Ringen um/mit Eigensinn
(5) Integrierte Versorgung
Türen öffnen - für Patienten und Mitarbeiter
• Jahrespauschale für akute u. erfahrene Psychoseund Bipolar Erkrankte für alle Klinik-Leistungen
inkl. Hometreatment-Team (1:15) Basis 2007
Gewinn:
• Anderer Kontext, Einbeziehung Familie
• Kontinuität, Verbindlichkeit, Krisenintervention,
Weniger Einweisung + Zwang
• Flexibler Einsatz von Mitteln (Klinik)
• Kostentransparenz (Kassen)
Idee eines Verbundsystem
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf
Arzt-/Psychotherapiepr
Fachdienst
im Arbeitsleben
nach SchwBG
<Psychosen-Ambu
> l
Sozialpsychiatrie + Psycho
Psychosen, Bipolare Stö
- Ersterkrankte und Erfah
Betreutes Woh Home-Treatme
Station
Kontinuität des amb.Therape
Kernambulan Krisentageskl
ambulante Pfleg
integriert
bes. f. junge Erw
Irre menschlich H EXperienced-INvolv
Presse, Öffentlich
Schulen, Betrieb
Peer-Beratung
"Genesungshelfe
HopeS
Hilfe u. Orientierung f¸r
psychisch erkran
Studierende
Zusammenfassung (1)
• Subjektivität bestimmt Gewicht der Symptome
und ist u.U. stärker als jede Chemie.
• Bedürfnis nach eigenem Sinn und Eigensinn!
Beides verlangt ein Gegenüber und ist Grundlage jeder Therapie - unabhängig vom Ergebnis
(Prozess wichtiger als Erfolg).
• Therapie als Spiegelung, Orientierung,
Begleitung
Zusammenfassung (2)
• Angehörige einbeziehen, Trialog von Anfang an;
Flexibilität bzgl. Raum, Zeit, Setting
• Je früher, desto vorsichtiger - Erstkontakt prägt;
Therapie als Supervision von Selbstheilung
• Unsere Sprache wichtig, Entstigmatisierung beginnt
bei uns. Symptome als Ausdruck, nicht Defizit,
Keine Fixierung auf Symptomreduktion - Recovery!
Zusammenfassung (3)
• Behandlung dort wo sie am wenigsten Angst macht.
– Hometreatment - ambulante Soteria,
– Soteria - stationäres Hometreatment
• „Integrierte Versorgung“, Strukturübergreifende
Kontinuität statt „Komm-Struktur“
• Spezialisierung auf Einzelne statt auf Diagnosen,
auf soziale Systeme statt Institutionen
Authentisch - spürbar
Furchtlos - sensibel
Flexibel - beharrlich
Von der „Evidence based medicine“ zur
Experienced based medicine
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Vielen Dank
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