Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Calcineurininhibitoren zur topischen Anwendung: Pimecrolimus und Tacrolimus (Elidel®, Douglan® und Protopic®) Ergebnisse der europäischen RisikoBewertungs-Verfahren Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Anlass für die Risikobewertungsverfahren • Einzelfallberichte über Malignome (Lymphome, Hauttumoren) in Zusammenhang mit der topischen Anwendung von Pimecrolimus/ Tacrolimus • Ergebnisse von Tierstudien • Wirkmechanismus der Calcineurininhibitoren (Immunsuppression; Induktion von Lymphomen bei systemischer Anwendung) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Zeitlicher Ablauf • April 2005: Einleitung der Risikobewertungsverfahren nach Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 (Tacrolimus) bzw. Artikel 31 der Richtlinie 2001/83/EG (Pimecrolimus) • 23.03.2006: Abschluss der Sicherheitsbewertung bei der EMEA • 29.03.2006: Entsprechende Veröffentlichung auf der BfArMhomepage • ab 03.04.2006: Information der Ärzte (Rote-Hand-Brief für Douglan®/Elidel®, Brief für Protopic®) • 29.05.2006: Kommissionsentscheidung zu Pimecrolimus • 12.06.2006: Kommissionsentscheidung zu Tacrolimus Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Ergebnisse Pimecrolimus I (Wirksamkeit) • Wirksamkeit bei atopischer Dermatitis belegt, aber offensichtlich schwächer wirksam als topische Kortikosteroide • unter Berücksichtigung des potentiellen Risikos: second line Indikation Abschnitt 4.1. (Anwendungsgebiete): Behandlung von Patienten ab 2 Jahren mit leichtem bis mittelschwerem atopischen Ekzem, wenn eine Behandlung mit topischen Kortikosteroiden entweder nicht angebracht oder nicht möglich ist, wie z.B. bei: ¾ Unverträglichkeit gegenüber top. Kortikosteroiden ¾ mangelnder Wirksamkeit von top. Kortikosteroiden ¾ Anwendung im Gesicht und Halsbereich, wo eine Langzeitanwendung von top. Kortikosteroiden nicht empfehlenswert ist. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Ergebnisse Pimecrolimus II (Risiko) • 05/05: 31 Malignome (14 Lymhome, 10 Hauttumoren, 7 andere) bei ~ 5 Mio. beh. Patienten • Lymphommuster nicht primär typisch für Immunsuppression (EBV+ B-Zell-NHL) • da häufig kutane Beteiligung: Möglichkeit der Fehldiagnose bei Behandlungsbeginn • Ein potentieller Zusammenhang der Entstehung von Malignomen mit der Anwendung von Pimecrolimus kann nicht ausgeschlossen werden. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Ergebnisse Tacrolimus I (Wirksamkeit) • weiterhin Zulassung mit second-line-Indikation: Behandlung des mittelschweren bis schweren Ekzems bei Erwachsenen (0,1%) bzw. Kindern (ab 2 Jahren) und Erwachsenen (0,03%), die auf herkömmliche Therapien wie z.B. topische Kortikosteroide nicht ausreichend ansprechen bzw. diese nicht vertragen (nur Erwachsene) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Ergebnisse Tacrolimus II (Risiko) • 75 Malignome bei ~ 4 Mio. Patienten-Jahren (24 Lymphome (inkl. 8 kutane T-Zell Lymphome = CTCL), 26 Hauttumoren, 25 andere) • cave! Zahl der CTCL in klinischen Studien höher als zu erwartende Spontan-Inzidenz - Fehldiagnose bei Behandlungsbeginn? • Ein Einfluss von Tacrolimus auf die Entwicklung bzw. Progression von prämalignen bzw. malignen Läsionen (insbes. CTCL) kann nicht ausgeschlossen werden. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Schlussfolgerungen • Weitere Daten zur Langzeitsicherheit sind erforderlich. • Änderungen/Ergänzungen der Fachinformationen (Indikationen, Anwendungsdauer, Warnhinweise, Nebenwirkungen, Präklinik) Unter den genannten Bedingungen wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis von PimecrolimusCreme/ Tacrolimus-Salbe weiterhin als günstig bewertet. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Änderungen der Fachinformationen I Abschnitt 4.2. (Dosierung, Art und Dauer der Anwendung): ¾ Ärzte mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung des atopischen Ekzems ¾ Behandlung intermittierend, kurzzeitig und nicht kontinuierlich ¾ keine Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren Abschnitt 4.4. (Warnhinweise): ¾ Patienten mit Immunsuppression ¾ potentiell maligne oder prämaligne Hautläsionen ¾ längere systemische Anwendung von Calcineurininhibitoren wirkt immunsuppressiv und erhöht das Risiko, Malignome zu entwickeln ¾ Einzellfallberichte über Malignome ¾ Lymphadenopathie bei Therapiebeginn abklären bzw. beobachten Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Änderungen der Fachinformationen II Abschnitt 4.8. (Nebenwirkungen): ¾ Fälle von Tumoren nach Markteinführung Abschnitt 5.3. (Präklinische Daten zur Sicherheit/ Kanzerogenität) ¾ Ergänzungen präklinischer Daten Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Weitere Auflagen • Information der Fachkreise (und Patienten) - indikationsgemäße Anwendung (nach vollendetem 2. Lebensjahr!) - Stimulierung von Spontanmeldungen • Risk Management Plan • Berufung eines unabhängigen Expertengremiums, welches in halbjährlichen Abständen tagt • periodische Sicherheitsberichte halbjährlich • Fortführung/ Initiierung mehrerer Langzeitstudien zur Untersuchung des Malignomrisikos