Hochschule Anhalt (FH) Bernburg Bergenien – Bergenia Bergenia 'Schneekuppe' Foto: Bernd Lissner Langsam wird der Herbst in der Natur spürbar. Bunte Laub- und Fruchtfarben sind angesagt. Auch im Staudenbeet braucht man darauf nicht verzichten. Zahlreiche Arten bleiben in der blütenärmeren Jahreszeit und im Winterhalbjahr attraktiv. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Bergenien. Vielen sind nur die blühfaulen und riesenblättrigen Stauden aus Oma´s Zeiten bekannt. In heutiger Zeit jedoch sind die Bergenien, insbesondere die Hybrid-Sorten, blütenreiche Pflanzen mit attraktiven Blattformen und –farben. Die großen, meist immergrünen und im Winter oft in unterschiedlichen Rottönen einfärbenden Blätter sind ein unverzichtbarer Schmuck im Garten. Von März bis Mai zieren reich blühende Trugdolden je nach Sorte in Weiß bis Rosa und Rot die Pflanzen. Einige Bergenien blühen im Sommer oder Herbst auch ein zweites oder gar drittes Mal nach. Diese Eigenschaften und ihre Robustheit sollte sie im Garten zu einer beliebten, ganzjährig Struktur bildenden Pflanze machen. Es ist eine Pflanze für den "intelligenten Faulen", wie Alt-Staudenmeister Karl Foerster einst sagte. Bei den Bergenien handelt sich geradezu um universell einsetzbare Pflanzen. Ihre Gestalt passt in Abhängigkeit ihrer Eigenschaften sehr gut in den Steingarten und zu Felspartien, an den Wasserrand oder Bachläufe oder unter große Bäume. Sie lieben Sonne bis Halbschatten und frische Böden, vertragen aber auch trockene Schattenplätze und Wurzeldruck. Da sie sogar Streusalz verkraften, bieten sie sich für die Verwendung im Verkehrsgrün an. Merkblätter zum Mitnehmen finden Sie im Info-Kasten! Pflanze des Monats Oktober 2006/Erstellt von J. Riedel Wildformen Die ursprüngliche Heimat der Bergenien liegt im ostasiatischen Raum. Schon 1756 fand Bergenia crassifolia (Dickblatt-Bergenie) aus Sibirien den Weg in die Gärten Europas. Sie zeigt sehr große, immergrüne Blätter, die in voller Sonne oft eine Rotfärbung annehmen. Die mehr oder weniger nickenden, nicht sehr zahlreichen Blüten in Purpurrosa erscheinen bereits im März. Bergenia cordifolia (Altai-Bergenie) stammt ebenfalls aus Sibirien. Ihre immergrünen Blätter sind rundlich bis herzförmig. Die anfänglich kugelige und später schirmartige, hell- bis dunkel lilarosa Rispe erscheint etwas später, im April bis Mai. Eine bekannte Auslese ist ´Winterglut´ mit roten Blüten und roter Herbstfärbung. Beide Arten gelten als besonders robust. Etwas weniger robust, aber zuverlässig ist Bergenia ciliata (Kaschmir-Bergenie). Sie gehört zu den sommergrünen Arten, welche in rauen Lagen mit kontinentalem Klima empfindlich sind. Ihre stark behaarten Blätter entwickeln sich zusammen mit den hellrosa Blüten im zeitigen Frühjahr und sind daher besonders Spätfrost gefährdet. Eine gute Verwendungsmöglichkeit bietet sich in geschützten Innenhöfen des städtischen Bereichs. Alle drei Bergenien-Arten eignen sich für sommertrockene, absonnige Plätze unter Gehölzen. Die Wirkung von blühenden Solitärgehölzen wie Magnolien (Magnolia SoulangianaHybriden) oder Königsflieder (Syringa chinensis) wird durch das Unterpflanzen mit Bergenien wesentlich erhöht. Zusammen mit Wild-Paeonien, Elfenblumen (Epimedien), Astilben und Weißbunter Segge (Carex morrowii ´Icedance´) entsteht eine ansprechende asiatische Kombination. Die ursprüngliche Heimat von Bergenia purpurascens ist der Himalaya. Dort gedeiht sie auf steinigen Gebirgsmatten zwischen niedrigen Rhododendren, womit schon ein geeigneter Pflanzpartner genannt wäre. Ebenfalls attraktiv ist die Kombination mit Bambus (Phyllostachys), wobei die unterseits rötlich angehauchten Blätter und dunkel purpurroten Blüten besonders gut zur Geltung kommen. Insgesamt ist Bergenia purpurascens etwas anspruchsvoller als die zuvor beschriebenen Arten und bevorzugt den frischeren, absonnigen bis sonnigen Gehölzrand. Eine kleine Art für den Steingarten ist Bergenia stracheyi mit ihren olivgrünen, bis 20 cm langen Blättern und weißlichen bis rosa Blüten. Besonders attraktiv sind deren Hybriden (siehe Tabelle) mit so wohlklingenden Namen wie ´Bach´, ´Brahms´ oder ´Beethoven´. Pflanze des Monats Oktober 2006/Erstellt von J. Riedel Hybriden Die meisten Sorten, die in den Gärten kultiviert werden, sind hybriden Ursprungs. Durch das Einkreuzen verschiedener Arten entstanden Pflanzen mit mannigfaltigen Blüten- und Blattformen. Auf die Ausfärbung der Blätter hatten vor allem Bergenia purpurascens und Bergenia crassifolia entscheidenden Einfluss. Entsprechend ihrer Merkmale eigenen sich die Hybriden für Beetstaudenpflanzungen, für Steinanlagen oder auch für den Kübel. Robuste Sorten mit dekorativem Laub lassen sich hervorragend mit anderen BlattschmuckStauden kombinieren. Hier bieten sich hohes Herbstsedum (Sedum telephium) oder Gräser wie Blaustrahlhafer (Helicotrichon sempervirens) an. Eine sehr ansprechende Variante ist auch die Kombination mit Blumenzwiebelpflanzen. Kaiserkronen (Fritillaria imperialis), hohe Narzissen oder Tulpen sind gute Pflanzenpartner im Staudenbeet. Nicht geeignet als Partner sind hingegen Kleinblumenzwiebeln wie Krokusse. Sortenname Blütezeit weiß blühende Sorten Bach Beethoven Höhe cm Weitere Merkmale Verwendung 40 40 Steingarten Steingarten Biedermeier 30 Blätter leicht gezähnt Blätter länglich, Blüten mit einem Hauch Rosa große Blüten mit rosa Aderung, aufrechte Stiele mittelfrüh Brahms Bressingham White Frau Holle Schneeglocke 30 früh 30 mittel mittel bis spät 30 40 rosa blühende Sorten Baby Doll mittel 30 Blickfang 50 spät Rosa Zeiten 40 Rosi Klose 30 Herbstblüte früh bis mittel 50 Bressingham 30 Salmon rosarot und lilarot blühende Sorten Glockenturm 30 Eroica 50 Bressingham Bountiful Opal spät 50 Rietheim spät 40 schönes Herbstlaub, Blüten mit grünlichem Schein grünes Laub, Blüte im verblühen rosa färbend grün-bräunliches Laub große Blüten, dunkelgrünes Winterlaub schöne zartrosa Blüten, die etwas nachdunkeln robustes im Herbst rötlich färbendes Laub leicht gewelltes, längliches Blatt – im Winter braunrot, dunkle Blütenstiele, gelegentlich nachblühend reichblühend, großblumig, weit offene zartrosa Blüten remontiert bis Anfang Juni, blüht im September bis Oktober erneut, hellrosa Blüten an dunklen Stielen lachsfarben blühend besonders reichblühend leuchtend dunkelrote Stiele, reichblühend, Blätter im Herbst rötlich-grün kompakt mit dunklen Blättern, die im Herbst rötlich färben rundliche große Blätter mit leicht silbrigem Schimmer, rote Stiele schöne, ganzjährig grüne, gezähnte Blätter, reichblühend, kleine Einzelblüten Pflanze des Monats Oktober 2006/Erstellt von J. Riedel etwas spätfrostgefährdet, für Steingärten Steingärten Steinanlagen, Gehölzrand für Beete für Beet und Steingarten Steingarten unempfindlich gegen Spätfröste, Beet für Beet, Steinanlage und Kübel zu anderen Beetstauden auch für den Schnitt, Beetstaude Blätter etwas frostempfindlich Beetstaude Steingarten und Kübel Sortenname Blütezeit Höhe cm rot und karminrot blühende Sorten David 20 Weitere Merkmale Verwendung gutes Laub, im Winter rot färbend auch für Kübel und Steingärten Bressingham Ruby Pugsleys Purple Blüte intensiv rot, Laub im Winter rot spät Sunshine spät 35 Wintermärchen stark wachsend 40 40 mittelgroße, bräunliche Blätter, dunkelrote Blütenstiele Blätter schmal und besonders robust, im Winter rot gut für spätfrostgefährdete Lagen gut für spätfrostgefährdete Lagen für Beet und mobiles Grün Hinweise zur Pflege Trotz aller Genügsamkeit gibt es auch bei den Bergenien einige Punkte zu beachten. Die besonders schönen Herbstfärber sind, insbesondere bei fehlender Schneedecke und vollsonnigem Standort, nicht ganz winterhart. Bei allen Sorten, die besonders früh blühen, sind die Blüten durch die Fröste der "Eisheiligen" gefährdet. Die Konstanz der Blütenfarben, hauptsächlich bei Weiß, ist im Verlaufe des Abblühens nicht immer gegeben. Empfindliche Sorten sollten nur absonnig gepflanzt werden. Mit den Jahren wachsen die Wurzeln aus dem Boden heraus. Dies sollte in Form von Bodennachfüllung oder Ausgraben und tieferem Neupflanzen ausgeglichen werden. Gelegentlich ist auch eine Teilung sinnvoll, vor allem dann, wenn die Blühfreudigkeit nachlässt. Jessica Riedel Literatur: Jelitto,L., Schacht, W., Simon, H.: Die Freilandschmuckstauden. Stuttgart: Ulmer, 2002. Kreß, Christian H.: Ein aktuelles Bergeniensortiment. In: Gartenpraxis 1/1996, Seiten 22 – 29. Ehsen, Horst: Zur Verwendung von Bergenia. In: Neue Landschaft 8/2005, Seiten 49 – 51. Pflanze des Monats Oktober 2006/Erstellt von J. Riedel