Stress und Depressionen

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Facharbeit
CranioSacrale Therapie
September 2011
Kerstin Eikemper
Thema: Stress und Depressionen
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
Einführung
Symptome
Einteilung und Ursachen
Anatomie der Hypophyse
Die Hormone des Hypothalamus und der Hypophyse
Das vegetative Nervensystem
Stressauslösende Ereignisse
Auswirkungen von Stress
Auswirkungen von Stress und CST auf den menschlichen Organismus
Auswirkungen von Dysfunktionen
Therapie von Dysfunktionen
1
I. Einführung
Depressiv (lateinisch: deprimere ‚niederdrücken‘) bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand
psychischer Niedergeschlagenheit.
Die Major-Depression ist eine durch einzelne oder rezidivierende depressive Episoden
(Krankheitshäufung) und Mortalität (Sterblichkeit) einhergeht und Personen jeden Alters, Kultur und
sozioökonomischer Herkunft betreffen kann.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Die Lebenszeitprävalenz
(Prävalenz = Krankheitshäufung) wird mit 12 – 17%, die Einjahresprävalenz mit 5 – 10% angegeben
wobei Frauen ein größeres Risiko als Männer aufweisen. Sie können in jedem Alter, manchmal bereits in
der Kindheit oder Adoleszenz (Jugendalter), beginnen. Jedoch gibt es eine besondere Häufung bei
Personen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. (Angst 1995)
Es gibt zunehmend Belege, dass viele Patienten, die eine depressive Episode erleiden, mit einem
lebenslangen Verlauf der Krankheit leben müssen, entweder durch rezidivierende depressive Episoden
oder anderer Formen chronisch depressiver Störungen, z.B. rezidivierende Major-Depression mit
unvollständiger Remission zwischen den Episoden, eine chronisch depressive Episode oder eine
sogenannte „Doppeldepression“ (gemeinsames Auftreten von Major-Depression und dysthymer
Störung) (Judd et al. 2000)
Obwohl die Prognose für eine depressive Episode günstig ist, d.h. die meisten Patienten erreichen nach
dem Abklingen der Episode ihr normales Funktionsniveau, bleiben trotz einer vollständigen Remission in
20% bis 30% der Fälle einige depressive Symptome dauerhaft bestehen (Judd et al. 2008). Studien, die
Auswirkungen einer Depression auf die Lebensqualität der Patienten untersuchen, zeigen Ergebnisse,
die denen von Patienten mit chronisch somatischen Krankheiten, wie ischämische Herzerkrankungen
oder Diabetes mellitus, gleichen oder diese sogar noch übertreffen (Unützer et al. 2000).
Die „Global Burden of Disease“ – Studie der WHO schätze, dass unipolare Depressionen die
vierthöchsten allgemeinen Belastungen (vorzeitige Mortalität und Behinderung) durch die Erkrankung
verursachen (zählt man die Suizide dazu, steigen die allgemeinen Belastungen durch die unipolaren
Depressionen auf fast 40% (Murray und Lopez 1996). Im Jahr 2020 wird die Major Depression nach den
Herz-Kreislauf-Erkrankungen an zweiter Stelle der Krankheiten mit den höchsten allgemeinen
Belastungen stehen (WHO 2001).
Zusätzlich zum Leiden der Patienten und dem ihrer Familien verursachen depressive Erkrankungen
signifikant erhöhte Kosten für die Gesellschaft. Die Kosten werden oft über einen längeren Zeitraum
verursacht, da depressive Erkrankungen häufig nicht richtig diagnostiziert und nicht adäquat behandelt
werden, sowie die betroffenen Personen bereits relativ früh erkranken (Unützer et al. 2000). (1)
2
II. Symptome
Die Krankheit Depression ist charakterisiert durch:
- Stimmungseinengung, z.B. Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer
- Antriebshemmung, mit oder ohne Unruhe
- Müdigkeit
- übertriebene Sorge um die Zukunft
- unter Umständen überbetonte Beunruhigung durch Bagatellstörungen im Bereich des
eigenen Körpers
- Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeit, Hilflosigkeit
- soziale Selbstisolation
- Selbstentwertung und übersteigerte Schuldgefühle
- verringerte Konzentrations - und Entscheidungsfähigkeit
- das Denken ist verlangsamt (Denkhemmung)
- sinnloses Gedankenkreisen (Grübelzwang)
- Störungen des Zeitempfindens
- Reizbarkeit und Ängstlichkeit
- Überbewertung negative Gedanken und Eindrücke
- vermindertes sexuelle Interesse
Bei einer schweren depressiven Episode kann der Erkrankte in seinem Antrieb so gehemmt sein, dass er
nicht mehr einfachste Tätigkeiten, wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen verrichten kann.
Depressive Erkrankungen gehen mit körperlichen Symptomen einher, sogenannten Vitalstörungen,
wie:
- Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme („Kummerspeck“),
- Schlafstörungen, gestörten 24-Stundenrhythmus, Morgentief mit Besserung am späten
Nachmittag und Abend
- Schmerzen in ganz unterschiedlichen Körperregionen,
am typischsten mit einem quälenden Druckgefühl auf der Brust
- Magen-Darm-Störungen
- Herz-Kreislauf-Beschwerden (z.B. erhöhter Herzschlag)
- trockener Mund
- erhöhte Infekt Anfälligkeit
Je nach Schwere einer Depression kann sie mit latenter oder akuter Suizidität einhergehen. Es wird
vermutet, dass ein großer Teil der jährlich circa 9.500 Suizide in Deutschland auf Depressionen
zurückzuführen ist. (4)
3
III. Einteilung und Ursachen
Aufgrund unterschiedlicher klinischer Leitsymptome, Schweregrade und Verlaufscharakteristika können
verschiedene Formen der Depression unterschieden werden. Anhand der aktuellen operationalisierten
Klassifikationssysteme ICD-10 (WHO, 1991) und DSM-IV (APA, 1994) werden die früher als endogene
Depression bezeichneten Erkrankungen in die große Gruppe der affektiven Störungen (u.a. bipolare
affektive Störungen, depressive Episode, unipolare rezidivierende depressive Störung und Dysthymie)
klassifiziert.
Zu Forschungszwecken scheint sich jedoch zunehmend die Einteilung in primäre und sekundäre
depressive Störung zu etablieren, einerseits mit dem Ziel eine möglichst klar definierte Population
depressiver Patienten untersuchen zu können, andererseits der (v.a. früheren) Auffassung
entgegenzuwirken, psychischen Störungen auf der Basis hirnstruktureller oder laborchemischer
Anomalitäten als „organisch“ zu bezeichnen, während Störungen ohne nachweisbare Veränderungen
als „funktionell“ anzusehen. Gerade die Fortschritte in der Bildgebungsdiagnostik ermöglichten den
Nachweis, dass vielen „funktionellen“ psychischen Störungen sehr wohl Störungen des zerebralen
Metabolismus (Stoffwechsel) zu Grunde liegen. Daher hat sich für diese Störungen der Begriff „primär“
durchgesetzt.
Das heißt, die „primäre“ Erkrankung beinhaltet gestörte zerebrale biochemische Prozesse. Im
Gegensatz dazu werden Störungen auf der Basis neurologischer oder somatischer Erkrankungen, die
ihrerseits zerebrale biochemische Prozesse verändern, als „sekundäre“ psychische Störungen
bezeichnet. Natürlich gibt es Überlappungen bei Patienten, die sowohl unter primären als auch
sekundären Störungen leiden. (1)
4
(5)
5
IV. Anatomie der Hypophyse (Hirnanhangdrüse)
Der Hypothalamus ist über das Infundibulum (Hypophysenstiel) mit der Hypophyse verbunden. Die
unpaarig vorliegende Hypophyse ist etwa 0,6g schwer. Sie liegt in einer von der Sella turcica (=
Türkensattel) gebildeten grubenartigen Vertiefung des Os sphenoidale, die Fossa hypophysialis genannt
wird. Die Fossa hypophysialis ist innen von der Dura mater ausgekleidet, die damit die Hypophyse
umhüllt.
Die nach kranial offene Fossa wird durch eine horizontal gespannte Platte der Dura mater verschlossen,
die Diaphragma sellae genannt wird. Das Diaphragma sallae enthält nur eine kleine Aussparung, durch
die das Infundibulum hindurchzieht.
Unterteilung der Hypophyse
Die Hypophyse besteht aus zwei entwicklungsgeschichtlich verschiedenen Teilen:
 dem Drüsenteil = Adenohypophyse = Hypophysenvorderlappen (HVL)
 einem Hirnteil = Neurohypophyse = Hypophysenhinterlappen (HHL)
(7)
(6)
5) Sella turcica = Türkensattel
- er liegt über der Keilbeinhöhle und
enthält die Hypophyse
6) Tuberculum sellae
- kleiner Höcker vor der Hypophysengrube
8) Fossa hypophysialis
- Grube zur Aufnahme der Hypophyse
9) Dorsum sellae
- Rückwand der Hypophysengrube
10) Processus clinoideus posterior
- Höcker beidseits am Dorsum sellae
- Ansatz des Tentorium cerebelli
21) Processus clinoideus anterior
- Zapfenähnlicher Fortsatz beiderseits der
Hypophysengrube
- Ansatz des Tentorium cerebelli
(3)
6
V. Die Hormone des Hypothalamus und der Hypophyse
Hormone sind Botenstoffe, welche die biologischen Abläufe im Körper, das Verhalten und die
Empfindungen eines Menschen entscheidend beeinflussen. Dies gilt nicht nur beispielsweise für die
Stressreaktion, sondern auf für Entwicklungsprozesse wie Wachstum und Pubertät, für das Ess-, Trinkund Schlafverhalten, die Sexualität, die Psyche und für Reaktionen auf Krankheiten.
Hormone erfüllen zahlreiche Aufgaben:
 Sie regulieren die chemische Zusammensetzung des Inneren Milieus, den Organstoffwechsel und die
Energiebalance,
 helfen dem Körper, mit Belastungssituationen wie z.B. Infektionen, Trauma, emotionaler Stress,
Durst, Hunger, Blutungen und Temperaturextremen fertig zu werden,
 fördern Wachstum und Entwicklung,
 steuern die Reproduktionsvorgänge wie Eizell- und Spermienbildung, Befruchtung, Versorgung des
Kindes im Mutterleib, Geburt sowie Ernährung des Neugeborenen.
Hypothalamus
Der Hypothalamus ist die übergeordnete Hormondrüse des Körpers. Als Teil des Gehirns kann er
nervale in hormonelle Botschaften umsetzen.
Dem Hypothalamus untergeordnet ist die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse).
Die wichtigsten Hypothalamushormone sind:
TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon)
- stimuliert die Ausschüttung von TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon)
- stimuliert die Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon)
Gn-RH
- das Releasing-Hormon der glandotropen Sexualhormone FSH und LH
7
Hypophyse
Die Hypophyse produziert eine große Zahl von Hormonen, welche die peripheren Hormondrüsen
anregen oder aber direkt wirksam sind.
Hypophysenvorderlappen (HVL):
Wachstumshormon, auch
STH = Somatotropes Hormon oder
HGH = Human growth Hormone
- Kontrolliert das Körperwachstum, indem es Zellwachstum und – vermehrung fördert
Prolaktin
- Setzt die Milchproduktion in der Brustdrüse in Gang
TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
ACTH (Adrenocorticotropes Hormon)
- Stimuliert die Glukokortikoidausschüttung in der Nebenniere
FSH (Follikel-stimulierendes Hormon)
- Stimuliert die Östrogenbildung und Eiteilung bei der Frau und die Spermienentwicklung
beim Mann
LH (Luteinisierendes Hormon)
- Fördert die Eireifung, Eisprung und Gelbkörperbildung bei der Frau und die Spermienreifung beim Mann
Hypophysenhinterlappen (HHL):
Neben den Hormonen, die den HVL beeinflussen, werden in bestimmten Arealen des Hypothalamus die
Hormone Oxytocin und Adiuretin gebildet. Sie werden dann in den Axonen der Nervenzellen des
Hypothalamus zu HHL transportiert, wo sie gespeichert und bei Bedarf ins Blut abgegeben werden.
Aufgrund ihres Sekretionsortes werden die beiden Hormone auch als Hypophysenhinterlappenhormone
bezeichnet.
Oxytocin
Oxytocin bewirkt die Auslösung der Wehen an der geburtsbereiten Gebärmutter und führt während der
Stillperiode zum Milcheinschuss.
Adiuretin
auch ADH = antidiuretisches (gegen den Harndurchfluss gerichtetes) Hormon oder Vasopressin genannt,
ist entscheidend an der Regulierung des osmotischen Druckes und des Flüssigkeitsvolumens im Körper
beteiligt. Es fördert die osmotisch bedingte Wasserrückresorption aus den Harnkanälchen der Niere ins
Blut, indem es die Wasserdurchlässigkeit der Zellmembran der distalen Tubuluszellen und der
Sammelrohre erhöht. Dadurch wird weniger Urin ausgeschieden. (2)
8
(3)
(2)
(2)
9
VI. Das vegetative Nervensystem
Die Aufgabe des vegetativen Nervensystems ist die Steuerung lebenswichtiger Organfunktionen (z.B.
Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel, Wasserhaushalt), die unbewusst abläuft und durch den Willen kaum
beeinflussbar ist.
Das vegetative Nervensystem besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus, die oft
gegensinnige Wirkungen haben.
Sympathikus
Die Zentren des Sympathikus haben ihren Ursprung im Wesentlichen im thorakalen und lumbalen
Bereich des Rückenmarks in Höhe von C8 – L3.
Der Sympathikus wird vor allem bei Aktivitäten des Körpers erregt, die nach außen gerichtet sind z.B.
Reaktionen auf Stress, körperliche Arbeit.
Einen wichtigen Bestandteil und eine Besonderheit des peripheren Sympathikus stellt das
Nebennierenmark dar. Es kann als verlängerter Arm des vegetativen Nervensystems aufgefasst werden,
da es entwicklungsgeschichtlich einem umgewandelten sympathischen Ganglion entspricht. Deshalb
findet man dort hochspezialisierte Neurone des Sympathikus. Diese Zellen schütten – nach Stimulation
durch vegetative Neurone des ZNS – Adrenalin und Noradrenalin ins Blut aus. Sie steigern als
Hauptwirkung sehr rasch die Energiebereitstellung. Vom Nebennierenmark werden sie zwar ständig in
einer niedrigen Rate sezerniert, charakteristisch sind aber die hochkonzentrierten Ausschüttungen in
Stresssituationen.
Parasympathikus
Der Parasympathikus wird in zwei Anteile unterteilt:
1. Cranialer Parasympathikus - Kopfteil
Der Ursprung des cranialen Anteils liegt in den Kerngebieten des Hirnstamms.
Folgende Hirnnerven versorgen parasympathisch ihre Zielgebiete:
III.
N. occulomotorius
VII.
N. facialis
IX.
N. glossopharyngeus
X.
N. vagus
2. Sacraler Parasympathikus – Beckenteil
Der sacrale Bereich geht aus den Rückenmarkssegmenten S2 – S4 hervor und versorgt
parasympathisch die Eingeweide des kleinen Becken, die Harnblase und die Genitalorgane.
Der Parasympathikus dominiert bei nach innen gerichteten Körperfunktionen,
z.B. Essen, Verdauung, Ausscheiden.
10
Durch das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus erfolgt ständig eine
optimale Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse des Körpers.
(2)
(3)
11
VII. Stressauslösende Ereignisse
Psychische Stressoren können sein
Physische Stressoren können sein
- Angst
- Ärger
- Leistungsdruck
- Freude
- Prüfung
- Trennung
- Tod
- traumatische Erlebnisse
- Krieg
- Umzug
- Straßenverkehr
- Schlafdefizit
- Nachtarbeit
- Infektionen
- Operationen
- Verletzungen
- Krankheit
Die kurzfristige Stresswirkung mag zwar unangenehm sein – etwa bei Prüfungen – medizinisch
krankmachend ist diese Stresswirkung jedoch nicht.
Gefährlicher sind vielmehr die Effekte der langfristige oder immer wieder einwirkenden Stressoren
(„Dauerstress“). (2)
12
VIII. Auswirkungen von Stress
Eine Vielzahl neuroendokrinologischer Befunde legen Störungen der Regulation der HypothalamusHypophysen-Nebennierenrinden (HPA) – Achse bzw. der Schilddrüsen-Achse bei depressiven
Erkrankungen nahe (Bauer et al. 2008). Bekanntlich führt psychischer und/oder physischer Stress zu
einer Aktivierung der HPA-Achse. Eine zentrale Rolle in der Modulation der Stressreaktion nimmt
hierbei das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH), ein aus 41 Aminosäuren bestehende Peptid, ein.
Durch die Aktivierung periventrikulärer Neurone kommt es zu einer vermehrten Freisetzung von CRH in
die Portalvenen, welche eine vermehrte Ausschüttung des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) zur
Folge hat.
Über ACTH kommt es schließlich zu einer Aktivierung der Nebennierenrinde und damit zur
Ausschüttung von Glucocorticoiden, die wiederum einerseits verschiedene metabolische Effekte wie
Hyperglykämie, andererseits stressassoziierte Verhaltensänderungen (z.B. ängstliches Verhalten,
Erregung) induzieren. Die Verhaltensänderungen scheinen allerdings auch einer direkten
zentralnervösen Wirkung des CRH zu unterliegen (De Souza 1995, Koob und Heinrichs 1999).
Bei depressiven Menschen konnten erhöhte CRH-Konzentrationen im Liquor sowie eine erhöhte Anzahl
CRH-produzierender Zellen im Bereich periventrikulärer Neurone nachgewiesen werden (Raadsheer et
al. 1994).
Insgesamt findet sich bei ca. 60% der Patienten mit einer Major-Depression eine Dysfunktion des HPASystems im Sinne eines Hypercortisolismus (Ströhle 2003). Wegweisend hierfür sind die Befunde einer
erhöhten basalen Sekretion (Pulsatilität) von ACTH und Cortisol sowie einer verminderten Suppression
des HPA-Systems nach Gabe des synthetischen Glucocorticoids Dexamethason bei depressiven
Patienten (Deuschle et al. 1997). Der Nachweis einer CRH-Rezeptor-Desensitivierung bei depressiven
Patienten (Holsboer 1999), die zudem vergrößerte Nebennieren aufweisen, stützte zudem die
Hypothese einer Dysfunktion des HPA-Systems. (1)
IX. Auswirkungen von Stress und CranioSacraler Therapie auf den
menschlichen Organismus
Wirkung von Stress
↑ Sympathikus Aktivität
Aktivierung der HPA – Achse
Ausschüttung von Cortisol
Ausschüttung von Adrenalin u.
Noradrenalin
↑ Herzfrequenz
↑ Schmerz
↑ Tonus
↑ RR
Hyperglykämie
Begünstigung von Dysfunktionen im
CranioSacralen System
Wirkung von CST
↓ Sympathikus Aktivität
↑ Parasympathikus Aktivität
↑ Entspannung
↑ Flüssigkeitszirkulation
Herzrhythmusregulierend
↓ Schmerz
↓ Tonus
↓ RR
Blutzuckerregulierend
Behebung von Dysfunktionen im
CranioSacralen System
13
X. Auswirkungen von Dysfunktionen
Trias der Kompression
(9)
O.C.B. = Occipitale Craniale Basis (Schädelbasis)
S.B.S. = Sphenobasilare Synchondrose (Synchondrose zwischen Sphenoidale und Okziput)
Die Trias der Kompression besagt, dass sich Dysfunktionen von einer Stelle des Körpers auf andere
übertragen können. Wenn jemand z.B. eine Blockierung im Bereich L5/S1 hat, kann sich diese zur SBS
fortsetzen und sich dort, durch die eingeschränkte Beweglichkeit des Keilbeins, negativ auf die
endokrine Funktion der Hypophyse auswirken. Deshalb ist es bei der Therapie wichtig, alle Strukturen
in die Behandlung miteinzubeziehen.
Die Dysfunktion am Sphenobasilargelenk steht meistens im Zusammenhang mit einer abnormen
Spannung an der Falx cerebri und am Tentorium cerebelli. Die Spannung an den Membranen kann
durch die Dysfunktion an der SBS entstanden sein. Tritt die Spannung, beispielsweise durch ein Trauma,
zuerst auf, kann dies umgekehrt eine Dysfunktion der SBS nach sich ziehen.
Die Hypophyse steht anatomisch in enger Verbindung mit dem Os sphenoidale. In dem Lehrbuch der
CranioSacralen Therapie I von Upledger und Vredevoogd, werden die Auswirkungen von Dysfunktionen
auf die Psyche des Menschen beschrieben.
Hier ein Ausschnitt aus dem Lehrbuch:
7.10
Vertikale Verspannung des Sphenobasilargelenkes und der Schädelbasis
[…] Das Tentorium cerebelli ist vorn an den Proc. clinoidei des Os sphenoidale befestigt. Eine doppelschichtige Membran übt einen großen Einfluss auf das
Diaphragma sellae aus. Die Öffnungen in dieser duralen Platte ermöglicht den
Durchtritt des Hypophysenstiels, an dem die Hypophyse vom Hypothalamus
herunterhängt. Diese Scheidewand umgibt auch die Sinus intercavernosus und
circularis. In der Regel ergeben sich für den Patienten bei der Korrektur von
Vertikalen Verspannungen auch „zufällige“ Vorteile durch die Verbesserung
der endokrinen Funktionen. Bei schweren Vertikalen Verspannungen der
Schädelbasis treten oft heftige Kopfschmerzen, Nebenhöhlenentzündungen,
Allergien und Persönlichkeitsstörungen auf. Häufig handelt es sich bei solchen
Persönlichkeitsstörungen um Wutausbrüche und antisoziales Verhalten. […]
14
7.11
Kompression der Schädelbasis
Im Vergleich zu den in diesem Kapitel bereits beschriebenen Funktionsstörungen
stellt die Kompression ein besonderes Problem dar. Sowohl hinsichtlich ihrer
klinischen Bedeutung als auch des Ausmaßes ihrer physiologischen Wirkung ist sie
wesentlich schwerwiegender. Die klinischen Symptome, die sie erzeugen kann, sind
außerordentlich vielfältig und scheinen zum Teil bizarr. Bei einer Kompression der
Schädelbasis ist eines der häufigsten klinischen Erscheinungsbilder das Auftreten
depressiver Zustände, die oft als neurotisch endogene Depressionszustände
diagnostiziert werden. […]
16.8
Psychische Störungen
Unsere Erfahrung auf diesem Gebiet ist etwas begrenzt. Wie bereits im 15. Kapitel beschrieben, haben wir eine große Anzahl von psychisch gestörten Kindern mit einigem
Erfolg behandelt. Bei Erwachsenen haben wir ebenfalls eine recht große Anzahl von verschiedenen schweren Depressionsfällen behandelt. Darunter befanden sich viele Patienten
mit einer Geschichte von oft mehreren Selbstmordversuchen, während andere ein- oder
mehrmals in psychiatrische Anstalten eingewiesen worden waren. Die meisten von ihnen
bekamen Antidepressiva. Wir haben bisher noch keinen Fall von Depressionen untersucht,
ob endogener oder reaktiver Art, der nicht eine schwere Kompression der Schädelbasis in
der sagittalen Richtung aufwies, noch haben wir bislang einen Fall erlebt, bei dem die
Depression nicht positiv und in der Regel recht dramatisch auf eine erfolgreiche Entkeilung
der Schädelbasis angesprochen hat.
Offenbar ist es dabei ohne Bedeutung, ob die Depression als Folgeerscheinung nach dem
Tod eines dem Patienten nahestehenden Menschen (oder Tieres!) oder nach der Geburt
eines Kindes auftreten, die Dekompressionstechnik erzielt eine dramatische Linderung.
Wir stellen uns dabei die Frage, ob die Geburt nicht vielleicht eine Kompression des
Lumbosacralbereichs verursacht, die sich dann bis zur Schädelbasis fortpflanzt und dort
zu Depressionen führt. Wir müssen deshalb immer darauf achten, die lumbosacrale
Störung zu beseitigen, die in der Regel eine Kompression der Schädelbasis begleitet
(Kapitel 7).
Patienten, die unter Angstgefühlen leiden, sind ein weiteres Gebiet, auf dem wir wesentliche Erfolge erzielen konnten. Diese Art Patient scheint jedoch nicht mit der gleichen
Konsequenz charakteristische Cranio Sacrale Restriktionssymptome aufzuweisen, wie
dies bei depressiven Patienten der Fall ist.
Beim Angstpatienten behandelt man, was man findet. Restriktionen neigen dazu,
wieder aufzutreten. Dann muss die Behandlung wiederholt werden. Über
mehrere Wochen sinkt der Angstpegel, bis die Angst schließlich vollständig verschwindet.
Während der Korrekturen entsteht mitunter eine Krise, auf die sich der Therapeut gefasst
machen und während der er bereit sein muss, den Patienten zu unterstützen. In der Regel
bezeichnet die Krise die Auflösung irgendeiner verdrängten seelischen Angelegenheit und
erweist sich schließlich als positive Wende für den Patienten.
(8)
15
XI. Therapie von Dysfunktionen
Die Behandlung erfolgt nach dem „10 Punkte Protokoll“, wobei vor allem auf folgende Strukturen
eingegangen werden sollte:
1. L5/S1
Techniken:
- Dekompression
- Zugentspannung
- Mediale Kompression SIAS
- Balancing von Sakrum und Okziput
2. Sphenobasilare Synchondrose
Techniken: - Dekompression am Sphenoid
- Vertikal Strain
- Lateral Strain
- Seitneigung
- Flexion/Extension
- Torsion
3. Occipitale Craniale Basis
Techniken: - Okzipitale Schädelbasis Entspannung
4. Vertikale Membranen
Techniken: - Parietale Hebetechnik
- Entspannung des Duralschlauches
vom Okziput oder sacrococcygealem Komplex
5. Stillpoints
Techniken:
- CV-4 Technik
- Stillpoint am Sacrum
Umschaltung von sympathische auf parasympathische Aktivität
Para- und Sympathikus arbeiten gegenläufig. Der Sympathikus ist für die Energiebereitstellung
verantwortlich und der Parasympathikus für die Regeneration. Regeneration kann nur bei
Entspannung erfolgen, d.h. wenn der Parasympathikus aktiv ist.
Diese Aktivierung kann über die CranioSakrale Therapie erreicht werden.
Wie bereits in Punkt VI. erwähnt, besteht der Parasympathikus aus einem cranialen
und einem sacralen Anteil. Bei der Arbeit am Cranium und am Sacrum werden die Nervenzentren des Parasympathikus stimuliert.
Bei der CV-4 Technik kommt es, durch den Druck der auf den 4.Ventrikel ausgeübt wird, zu
einem erhöhten Flüssigkeitsaustausch und einer veränderten Flüssigkeitsverteilung.
Dies wirkt auch stimulierend auf die Hirnnervenzentren des 4. Ventrikel und somit auf
die Zentren des cranialen Parasympathikus.
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Das Ziel der Behandlung mit CranioSakraler Therapie ist, ursächliche Krankheitsfaktoren aufzulösen
oder abzuschwächen. Es sollen die Selbstheilungskräfte und die Selbstkorrektur des Körpers angeregt
und unterstützt werden. Die dabei erreichte Tiefenentspannung verhilft dem gesamten Organismus
sich zu regenerieren. Dies hat Auswirkungen auf das Hormon-, Immun-, Nerven-, Organ-, Psycho- und
Skelettsystem. Dabei wird unter anderem der Muskeltonus verringert, die Atmung vertieft, die
Austauschprozesse der gesamten Körperflüssigkeiten normalisiert, das autonome Nervensystem
ausgeglichen und die Körperstatik harmonisiert. Die Widerstandskraft des Körpers wird insgesamt
gestärkt und der Körper ermutigt, seine eigene selbstregulative Tätigkeit wieder zu übernehmen,
um sich selbst zu heilen.
Literatur
1) Prof. Dr.Dr. Michael Bauer et al: Neurobiologie und Therapie depressiver Erkrankungen, 2. Auflage
2) Arne Schäffler, Nicole Menche: Biologie Anatomie Physiologie, 4. Auflage
3) Johann S. Schwegler: Der Mensch- Anatomie und Physiologie,
2. neubearbeitete Auflage
4) Wikipedia
5) Bernd Neumann, PD Dr. med. Detlef Dietrich: Depression ist kein Schicksal
6) Heinz Feneis: Anatomisches Bildwörterbuch, 8. Auflage
7) K.J. Moll, M. Moll: Kurzlehrbuch Anatomie, 16. Auflage
8) John E. Upledger, Jon D. Vredevoogd:
Lehrbuch der CranioSacralen Therapie I, 5. Auflage
9) Skript Advanced Kurs, Dr. Richard Royster
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