Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung

Werbung
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 2.49:
a) Flugzeugmotoren einer bestimmten Marke fallen bei einem gegebenen Flug
mit einer Wahrscheinlichkeit von 1/10 aus. Bei mehrmotorigen Maschinen
dieser Firma treten die Ausfälle unabhängig voneinander auf. Ein Flugzeug erreicht sein Ziel, wenn wenigstens die Hälfte der Motoren läuft. Für
einen Flug steht wahlweise eine zwei- oder eine viermotorige Maschine zur
Verfügung.
Mit welcher Maschine werden Sie fliegen, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist?
Dr. Karsten Webel
137
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 2.49:
b)
Jedes zweite Los gewinnt!“ verspricht der Vereinsvorsitzende, als er vor
”
100 geladenen Gästen die Tombola der Jahresabschlussfeier eröffnet. Nach
der Preisvergabe beschweren sich 10 Personen, die jeweils fünf Lose gekauft
haben, dass sie nicht einmal gewonnen haben.
Wie ist diese Situation zu beurteilen?
Dr. Karsten Webel
138
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Definition 2.50: Binomialverteilung
Gegeben seien n unabhängige Wiederholungen eines Zufallsexperiments mit zwei
möglichen Ausgängen, wobei das interessierende Ereignis ( Erfolg“) mit kon”
stanter Wahrscheinlichkeit p eintritt. Eine diskrete Zufallsvariable X, die misst,
wie oft das interessierende Ereignis bei diesen n Wiederholungen eintritt, heißt
binomialverteilt mit den Parametern n und p, kurz: X ∼ Bin (n, p).
Dr. Karsten Webel
139
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 2.51: (Fortsetzung Bsp. 2.49)
a) X1 = Anzahl der ausfallenden Motoren in der zweimotorigen Maschine
X2 = Anzahl der ausfallenden Motoren in der viermotorigen Maschine
⇒
X1 ∼ Bin (2, 0.1) und X2 ∼ Bin (4, 0.1)
b) X = Anzahl der Gewinne bei fünf gekauften Losen
⇒
X ∼ Bin (5, 0.5)
Dr. Karsten Webel
140
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Satz 2.52: Eigenschaften der Binomialverteilung
Es sei X ∼ Bin (n, p). Dann gilt:
a) Die Wahrscheinlichkeitsfunktion von X lautet:
µ ¶
n x
f (x) = P (X = x) =
p (1 − p)n−x.
x
b) Der Erwartungswert und die Varianz von X lauten:
E (X) = n p
und Var (X) = n p (1 − p).
c) Für die Zufallsvariable Y = n − X gilt: Y ∼ Bin (n, 1 − p).
Dr. Karsten Webel
141
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Wahrscheinlichkeitsfunktionen ausgesuchter Binomialverteilungen
0.4
n = 10
p = 0.4
0.2
f(x)
0.3
f(x)
0.3
n=5
p = 0.25
0.2
0.1
0.1
0
0
0
1
2
3
4
5
0
1
2
3
4
x
0.4
7
8
9
10
0.3
6
7
8
9
10
n = 10
p = 0.8
0.2
f(x)
f(x)
6
x
n=5
p = 0.5
0.3
5
0.2
0.1
0.1
0
0
0
1
2
3
x
Dr. Karsten Webel
4
5
0
1
2
3
4
5
x
142
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Satz 2.52: Eigenschaften der Binomialverteilung (Fortsetzung)
Sind die Zufallsvariablen X1, X2, . . . , Xn voneinander unabhängig und gilt
Xi ∼ Bin (1, p), so folgt:
X=
n
X
i=1
Dr. Karsten Webel
Xi ∼ Bin (n, p).
143
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
tabellierte Verteilungsfunktion der Bin (n, 0.5)-Verteilung (Auszug)
n
x
1
2
3
4
5
0
0,5000
0,2500
0,1250
0,0625
0,0313
1
1
0,7500
0,5000
0,3125
0,1875
1
0,8750
0,6875
0,5000
1
0,9375
0,8125
1
0,9688
2
3
4
5
Dr. Karsten Webel
1
144
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Definition 2.54: Gleichverteilung
Es seien a, b ∈ R mit a < b. Besitzt eine stetige Zufallsvariable X die Dichte
f (x) =



1
b−a ,

0,
a≤x≤b
,
sonst
so heißt X gleichverteilt über dem Intervall [a, b], kurz: X ∼ R [a, b].
Dr. Karsten Webel
145
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Bemerkung 2.55: Eigenschaften der Gleichverteilung
Es sei X ∼ R [a, b]. Dann gilt:
a) Die Verteilungsfunktion von X lautet:




0,
x<a



F (x) = x−a , a ≤ x ≤ b .
b−a





1,
x>b
b) Der Erwartungswert und die Varianz von X lauten:
a+b
E (X) =
2
Dr. Karsten Webel
und
(b − a)2
Var (X) =
.
12
146
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 2.56: (Fortsetzung Bsp. 2.28, 2.31, 2.42)
Für die Zufallsvariable X = Verspätung der S1“ gilt damit:
”
X ∼ R [0, 20],
f (x) =


 1 , 0 ≤ x ≤ 20
20

0,
sonst
0 + 20
E (X) =
= 10 und
2
Dr. Karsten Webel
und F (x) =




0,



x
 20 ,




1,
x<0
0 ≤ x ≤ 20 ,
x > 20
(20 − 0)2
Var (X) =
= 33.333.
12
147
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Definition 2.57: Normalverteilung und Standardnormalverteilung
Es sei µ ∈ R und 0 < σ 2 ∈ R. Besitzt eine stetige Zufallsvariable X die Dichte
1
2
− 21 ( x−µ
σ )
f (x) = √
e
2
2 πσ
,
x ∈ R,
so heißt X normalverteilt (mit den Parametern µ und σ 2), kurz: X ∼ N (µ, σ 2).
Gilt dabei µ = 0 und σ 2 = 1, so heißt X standardnormalverteilt.
Dr. Karsten Webel
148
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Dichten ausgesuchter Normalverteilungen
0.6
0.5
µ=0
0.5
µ=2
0.4
σ2 = 1
0.4
σ2 = 1
f(x)
f(x)
0.6
0.3
0.3
0.2
0.2
0.1
0.1
0
0
−5
−2.5
0
2.5
5
−5
−2.5
x
2.5
5
2.5
5
x
0.6
0.6
0.5
µ=0
0.5
µ=2
0.4
σ2 = 2
0.4
σ2 = 0.5
f(x)
f(x)
0
0.3
0.3
0.2
0.2
0.1
0.1
0
0
−5
−2.5
0
x
Dr. Karsten Webel
2.5
5
−5
−2.5
0
x
149
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Bemerkung 2.58: Eigenschaften der Normalverteilung
Es sei X ∼ N (µ, σ 2). Dann gilt:
a) Die Dichte von X ist symmetrisch um µ, d. h.
f (µ − x) = f (µ + x) für alle x ∈ R.
b) Der Erwartungswert und die Varianz von X lauten:
E (X) = µ und
Dr. Karsten Webel
Var (X) = σ 2.
150
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 2.59:
Angenommen, die (zeitstetige) monatliche Rendite (in %) einer Aktie ist eine
normalverteilte Zufallsvariable mit Erwartungswert 0,5 und Varianz 4.
Mit welcher Wahrscheinlichkeit steigt der Kurs dieser Aktie dann in einem Monat
um mehr als 5%?
Dr. Karsten Webel
151
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Satz 2.60:
Es sei X ∼ N (µ, σ 2). Dann gilt:
X −µ
∼ N (0, 1).
σ
Dr. Karsten Webel
152
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
tabellierte Verteilungsfunktion Φ(·) (Auszug)
x2
x1
Dr. Karsten Webel
0,00
···
0,04
0,05
0,06
···
0,0
..
0,5000
..
···
...
0,5160
..
0,5199
..
0,5239
..
···
..
2,1
0,9821
···
0,9838
0,9842
0,9846
···
2,2
0,9861
···
0,9875
0,9878
0,9881
···
2,3
..
0,9893
..
···
..
0,9904
..
0,9906
..
0,9909
..
···
...
153
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Satz 2.62:
Es seien X1, X2, . . . , Xn unabhängige Zufallsvariablen mit Xi ∼ N (µi, σi2). Dann
gilt:
n
X
i=1
Dr. Karsten Webel
Xi ∼ N
à n
X
i=1
µi,
n
X
i=1
!
σi2 .
154
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Bemerkung 2.63: Spezialfall von Satz 2.62
Es seien X1, X2, . . . , Xn unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen mit
Xi ∼ N (µ, σ 2). Dann gilt:
n
X
i=1
¡
Xi ∼ N n µ, n σ
2
¢
bzw.
X̄n ∼ N
Dr. Karsten Webel
µ
¶
σ2
µ,
.
n
155
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Satz 2.64: zentraler Grenzwertsatz
Es seien X1, X2, . . . , Xn unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen mit
E (Xi) = µ und Var (Xi) = σ 2. Dann gilt:
P
n

X − nµ
 i=1 i


√
lim P 
≤ x
= Φ(x)

n→∞
σ n
bzw.
¶
√ X̄n − µ
n
≤ x = Φ(x).
lim P
n→∞
σ
µ
Dr. Karsten Webel
156
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 2.65:
Angenommen, die sukzessiven Änderungen des Deutschen Aktienindexes (DAX)
seien unabhängige Zufallsvariablen und es gelte:
P (DAX steigt) = P (DAX fällt) = 1/2.
Mit welcher Wahrscheinlichkeit steigt dann der DAX an mehr als 120 von
insgesamt 200 Börsentagen?
Dr. Karsten Webel
157
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Satz 2.66: Grenzwertsatz von Laplace und de Moivre
Es seien X1, X2, . . . , Xn unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen mit
Xi ∼ Bin (1, p). Dann gilt:
P

n
X − np
 i=1 i


lim P  p
≤ x
= Φ(x).

n→∞
n p (1 − p)
Dr. Karsten Webel
158
TU Dortmund
Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen
Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
Approximation der Bin (10, 0.4)-Verteilung durch die N (4, 2.4)-Verteilung
1
F(x)
0.75
0.5
0.25
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
x
Dr. Karsten Webel
159
Herunterladen