TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Motivation: Viele (Elementar-) Ereignisse sind reelle Zahlen bzw. lassen sich durch reelle Zahlen ausdrücken. Dr. Karsten Webel 95 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.17: französisches Roulette Dr. Karsten Webel 96 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.17: französisches Roulette (Fortsetzung) Wette Beispiel Rouge/Noir, Pair/Impair, Manque/Passe 1 – 18 1:1 Collonnes, Douzaines 13 – 24 2:1 Transversale simple 10 – 15 5:1 Carré 29, 30, 32, 33 8:1 Transversale pleine 10 – 12 11:1 Cheval 29, 30 17:1 Plein 32 35:1 Dr. Karsten Webel Gewinnquote 97 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.18: Zufallsvariable, Realisation Eine Abbildung X, deren mögliche Werte vom Ausgang eines Zufallsexperiments abhängen, die also jedem Elementarereignis eine reelle Zahl zuordnet, X : Ω → R, heißt Zufallsvariable. Die möglichen Werte einer Zufallsvariablen heißen Realisationen von X. Dr. Karsten Webel 98 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung mögliche Fragen • Welchen Wert nimmt eine Zufallsvariable im Mittel an? (→ Erwartungswert“) ” • Wie stark schwankt eine Zufallsvariable um ihren mittleren Wert? (→ Varianz“, Standardabweichung“) ” ” Dr. Karsten Webel 99 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.19: diskrete & stetige Zufallsvariable Kann eine Zufallsvariable X (ggf. innerhalb gewisser Grenzen) alle möglichen reellen Zahlen als Werte annehmen, so heißt sie stetige Zufallsvariable. Kann eine Zufallsvariable X dagegen nur endlich viele (bzw. abzählbar viele) Werte annehmen, so heißt sie diskrete Zufallsvariable. Dr. Karsten Webel 100 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.20: ausgesuchte Zufallsvariablen Zufallsvariable Wertebereich Typ Augensumme beim zweimaligen Würfeln {2, 3, 4, . . . , 12} diskret Funktionsdauer eines Prozessors [0, ∞) stetig {0, 1, 2, 3, . . .} diskret (−∞, ∞) stetig in Tagen Anzahl erfolglosen Lottotipps bis zum ersten Hauptgewinn zeitstetige Rendite einer Aktie an einem Börsentag Dr. Karsten Webel 101 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Bemerkung 2.21: Funktionen von Zufallsvariablen sind wieder Zufallsvariablen. Ist etwa beim zweimaligen Würfelwurf X1 die Augenzahl im ersten und X2 die Augenzahl im zweiten Wurf, so sind auch Z1 = min {X1, X2}, Z2 = max {X1, X2}, Z3 = X1 + X2 Zufallsvariablen. Dr. Karsten Webel 102 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.22: Wahrscheinlichkeitsfunktion Es sei X eine diskrete Zufallsvariable mit den möglichen Realisationen x1, x2, . . . , xn. Dann heißt die Funktion f (·), die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit X einen Wert xi annimmt, f (xi) = P (X = xi), i = 1, . . . , n, Wahrscheinlichkeitsfunktion von X. Dr. Karsten Webel 103 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.23: Augensumme X beim zweimaligen Würfeln Realisation xi P (X = xi) Realisation xi P (X = xi) 2 3 4 5 6 7 1/36 2/36 3/36 4/36 5/36 6/36 8 9 10 11 12 5/36 4/36 3/36 2/36 1/36 ⇒ P f (xi) = 1 i Dr. Karsten Webel 104 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.23: Augensumme X beim zweimaligen Würfeln (Fortsetzung) P(X = xi) 6/36 5/36 4/36 3/36 2/36 1/36 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 xi Dr. Karsten Webel 105 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.24: Verteilungsfunktion Für eine Zufallsvariable X heißt die Funktion F (·), die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit X einen Wert x nicht überschreitet, F (x) = P (X ≤ x), x ∈ R, Verteilungsfunktion von X. Dr. Karsten Webel 106 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.25: Augensumme X beim zweimaligen Würfeln (Fortsetzung Bsp. 2.23) x∈ (−∞, 2) [2, 3) [3, 4) [4, 5) [5, 6) [6, 7) 0 1/36 3/36 6/36 10/36 15/36 x∈ [7, 8) [8, 9) [9, 10) [10, 11) [11, 12) [12, ∞) F (x) 21/36 26/36 30/36 33/36 35/36 1 F (x) Dr. Karsten Webel 107 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.25: Augensumme X beim zweimaligen Würfeln (Fortsetzung Bsp. 2.23) 1 P(X ≤ x) 5/6 2/3 1/2 1/3 1/6 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 x Dr. Karsten Webel 108 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Bemerkung 2.26: Für eine diskrete Zufallsvariable X gilt: F (x) = X f (xi), x ∈ R, xi ≤x vgl. Definition 1.4. Dr. Karsten Webel 109 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.27: Dichtefunktion Es sei X eine stetige Zufallsvariable mit möglichen Realisationen im Intervall (a, b), wobei a = −∞ und/oder b = ∞ erlaubt ist. Ist die Verteilungsfunktion F (·) von X differenzierbar, so heißt f (x) = F ′(x), x ∈ R, Dichtefunktion (kurz Dichte) von X. Dr. Karsten Webel 110 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung f(x) Interpretation einer Dichte P (a < X ≤ b) a Dr. Karsten Webel b 111 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.28: Verspätung der S1 Angenommen, alle Verspätungen der S1 an der Haltestelle Dortmund Univer” sität“ zwischen 0 und 20 Minuten besitzen die gleiche Wahrscheinlichkeit. Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich eine S1 zwischen fünf und zehn Minuten verspätet? Dr. Karsten Webel 112 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.28: Verspätung der S1 (Fortsetzung) f(x) 0.05 0 −5 0 5 10 15 20 25 Verspätung x in Minuten Dr. Karsten Webel 113 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.28: Verspätung der S1 (Fortsetzung) 1 F(x) 0.75 0.5 0.25 0 −5 0 5 10 15 20 25 Verspätung x in Minuten Dr. Karsten Webel 114 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.30: Erwartungswert Es sei X eine diskrete Zufallsvariable mit den möglichen Realisationen x1, . . . , xn und der Wahrscheinlichkeitsfunktion f (xi) = P(X = xi). Dann heißt E(X) = n X xi · f (xi) i=1 Erwartungswert von X. Dr. Karsten Webel 115 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.30: Erwartungswert (Fortsetzung) Es sei X eine stetige Zufallsvariable mit der Dichtefunktion f (·). Dann heißt E(X) = Z∞ x · f (x) dx −∞ Erwartungswert von X. Dr. Karsten Webel 116 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Bemerkung 2.32: a) Ist die Wahrscheinlichkeitsfunktion bzw. Dichte einer Zufallsvariablen X symmetrisch um x⋆, so gilt: E (X) = x⋆. b) Der Erwartungswert einer diskreten Zufallsvariablen X muss nicht unbedingt eine mögliche Realisation xi von X sein. c) Der Erwartungswert muss nicht notwendigerweise existieren, d. h. es ist E (X) = ∞ möglich. Dr. Karsten Webel 117