Die Tschebyschev'sche Ungleichung 14 129 Die Tschebyschev'sche Unglei- chung Bezeichnet man X(ω) − E(X) als die X(ω) vom Erwartungswert E(X), so Auslenkung von Überblick liefert die Tschebyschev'sche Ungleichung eine obere Schranke für die Wahrscheinlichkeit der Menge all der ω ∈ Ω, für die die Auslenkung gröÿer als eine vorgegebene Zahl t ausfällt. Eine Verschärfung der Tschebyschev'schen Ungleichung ist nicht möglich, wie ein Beispiel lehrt. Ein auf der Tschebyschev'schen Ungleichung basierender Sachverhalt man das gibt Anlass zur Denition einer Bedingung, schwache Gesetz der groÿen Zahlen die nennt. Wir formulieren und beweisen zunächst einen Satz der die Tschebyschev'sche Ungleichung beinhaltet. 14.1 Satz (Tschebyschev'sche Ungleichung) Sei (Ω, P(Ω), P ) ein WRaum. Die ZV X : Ω → R besitze eine endliche Varianz. Dann gilt: (14.1.1) P V (X) ω ∈ Ω X(ω)−E(X) ≥ t ≤ t2 (t ∈ R , t > 0) . Beweis: Für A := ω ∈ Ω |X(ω) − EP (X)| ≥ t gelten oen- Die Tschebyschev'sche Ungleichung 130 bar die folgenden Abschätzungen 2 2 EP X−EP (X) ≥ EP X−EP (X) ·1A ≥ t2 ·EP (1A ) ≥ t2 ·P (A so dass sich die Behauptung aufgrund von V (X) = EP 2 2 X − E(X) = EP X − EP (X) ergibt. Oenbar liefert (14.1.1) eine obere Schranke für die ω ∈ Ω, für die die X(ω) − E(X) gröÿer oder gleich t aus- Wahrscheinlichkeit der Menge aller Auslenkung fällt. Die in Rede stehende obere Schranke ist gegeben V (X) durch . t2 Die Tschebyschev'sche Ungleichung Abbildung 14.1: 131 Darstellung der Menge {ω ∈ Ω||X(ω) − E(X)| ≥ t} =: A aus dem Linksterm (14.1.1) : R ............ .......... .... ... ... ... ... ........................... ... ....... .......... ....... .......... ... ....... ......... ....... ....... ....... ....... .......................... ....... ....... ....... ....... .............................. ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ...... ...... ... . ... . ...... .. ... . ... . ... .... ..... ... ... .. ... ... ...... ... .... . ... . ...... ... ... ... .. ..... . ... . ... .... . ... ...... . . ... . ... . . . . . ... ... ... .... ... ... ... ... ... ...... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . .. ... ... ... . . . . ......... ....... ....... .......... ....... .......... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... .......... ....... ........... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ........... ....... ...... ... ... ... .. .. .... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . .. .. . . ... ... ... .. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... . .. . . ... . . ... ... ... .. ... ... ... ... ... ... .. ... .. .. ... ... ......... ......... ....... ....... ....... ........... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ....... ........... ....... ....... ....... .......... ....... ....... ....... ....... ....... ............ ....... ....... ....... ....... ...... . ... ........ . ... ... . . . . ... .... .. ... ....... ... ... ... ...... ..... .. ... ...... ... ... ... ... ... ..... .... ..... ... ... ... ... ..... ..... ... .... .... ... ... ... ..... ... . . . . . . ... ... .... . . ..... . ... ... ... ... ..... ......... ... .. ... ... ... ... ... . . . . ... . . ... . . . ... ... ....... ... ... ... ... ... .... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... .. ... . ... .. . . . . . . . . .............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. .. .. ... ... . E(X) + t E(X) X E(X) − t A := {ω ∈ Ω||X(ω) − E(X)| ≥ t} In diesem Zusammenhang verweisen wir auf Experiment 14.1, das die Tschebyschev'sche Ungleichung zum Gegenstand hat. Die Tschebyschev'sche Ungleichung 132 Ohne Nachweis halten wir fest, dass es nicht möglich ist, die durch die Tschebyschev'sche Ungleichung gegebene Abschätzung zu verschärfen. Die Tschebyschev'sche Ungleichung 133 14.2 Satz Sei (Ω, P(Ω), P ) ein WRaum. Die ZVen Xi : Ω → R mit endlichen Varianzen seien stochastisch unabhängig 2 und es gelte E(Xi ) = a sowie V (xi ) = σ , i = 1, . . . , n. Dann ist (14.2.1) P n 1 X σ2 Xi (ω)−a ≥ t ≤ 2 ω ∈ Ω n i=1 nt (t ∈ R , t > 0) Beweis: Wegen der vorausgesetzten stochastischen Unabhängigkeit der Xi , i = 1, . . . , n erhält man für die Varianz der ZV n X Xi − i=1 n X i=1 n X E(Xi ) = Xi − na i=1 aufgrund von 13.7.4 (Formel von Bienaymé) die Grö2 ÿe nσ . Damit folgt aufgrund der Tschebyschev'schen Ungleichung P n X n o σ2 nσ 2 ω ∈ Ω Xi (ω)−na ≥ nt ≤ 22 = 2, nt nt i=1 Die Tschebyschev'sche Ungleichung wobei für Zahl nt t 134 (im Links wie im Rechtsterm) die gesetzt wurde, woraus die Behauptung nun folgt. Oenbar konvergiert der Rechtsterm in (14.1.1), der eine obere Schranke für die als Linksterm auftretende Wahrscheinlichkeit darstellt, für n→∞ gegen null. Tatsächlich motiviert der angesprochene Sachverhalt die Denition dessen, was man als schwaches Ge- setz der groÿen Zahlen versteht. 14.3 Denition Seien (Ω, P ) ein WRaum und (Xi ) eine Folge reeller, integrierbarer ZVen. Gilt dann für alle ε>0 (14.3.1) lim P n→∞ n 1 X ω ∈ Ω Xi (ω)−E(Xi ) ≥ ε = 0, n i=1 so sagt man, die Folge (Xi ) genüge dem schwa- chen (oder Bernoullischen) Gesetz der groÿen Zahlen. Die Bedingung (14.3.1) heiÿt das Gesetz der groÿen Zahlen. Die Tschebyschev'sche Ungleichung 135 In einer Vielzahl von Sätzen werden nun Bedingungen die Folge (Xi ) betreend formuliert derart, dass das schwache Gesetz der groÿen Zahlen erfüllt ist. (Xi ) Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Folge reeller, paarweise unabhängiger ZVen der Bedingung n 1 X V (Xi ) = 0 lim n→∞ n2 i=1 genügt, was die Existenz der Varianzen V (Xi ), i ∈ N, voraussetzt. 14.4 Aufgabe Sei (Ω, P ) ein WRaum und seien unabhängige ZVen auf E(Xj ) = 10 , Wie groÿ muss Ω X1 , . . . , Xn mit V (Xj ) = 20 (j ∈ Nn ) . n aufgrund von Satz 14.3 gewählt wer- den, damit die Abschätzung P ω ∈ Ω X(ω) − E(X) ≥ 4 ≤ 0.01 gilt, wobei reelle X= 1 n Pn j=1 Xj ist? L