FORUM WISSENSCHAFTSSTADT BONN FORTSCHRITT: Zwischen Hoffnung und Ernüchterung Göttliches Spiel – Hat die Evolution ein Ziel ? Universität Bonn, 17. November 2015 Ziel oder W. Schreiner Zufall Evolutionstheologie: Eckpunkte (1) 1. Die Schöpfung ist mittels Evolution erfolgt: Festhalten an der christlichen Grundwahrheit, dass Gott der Schöpfer alles Seins ist (analog zu Teilhard de Chardin) 2. Genaue (molekulare) Sicht auf die Mechanismen einer Schöpfung durch Evolution (Mutationen, Selektion) 3. Evolution der „Art“ Mensch anstelle einer zeitlich punktuellen Erschaffung Welche Konsequenzen für den Glauben könnte das haben? (=Inhalt der Evolutionstheologie (ET)) Evolutionstheologie: Eckpunkte (2) 1. Die Schöpfung ist mittels Evolution erfolgt: Festhalten an der christlichen Grundwahrheit, dass Gott der Schöpfer alles Seins ist (analog zu Teilhard de Chardin) 2. Genaue (molekulare) Sicht auf die Mechanismen einer Schöpfung durch Evolution (Mutationen, Selektion) 3. Evolution der „Art“ Mensch anstelle einer zeitlich punktuellen Erschaffung Welche Konsequenzen für den Glauben könnte das haben? (=Inhalt der Evolutionstheologie (ET) Genau hinsehen auf die Schöpfung…. Die Detail-Vorgänge wirken chaotisch ungeplant, zumeist wirkungslos oder schädlich, nur selten nützlich Wie werden die Eiweißstoffe erzeugt, aus denen wir bestehen? „Zentrales Dogma“der Molekularbiologie Gliederung Informationsfluß Theorie Evolution der DNA (Information) Eiweiß (Proteine) Folie 6 Übersetzung der DNA in Proteine erfolgt in Dreiergruppen Übersetzungstabelle = „genetischer Code“ Wolfgang Schreiner, Hubert Philipp Weber Kath -Theol Fakultät → Es gibt 3 mögliche Leseraster (mit jeweils unterschiedlichen Ergebnissen) → Verschiebungen (frams shifts) z.B. durch Verlust einer Base verändern total das Ergebnis der nachfolgenden Übersetzung Frameshift Mutations Originaler Leseraster : Jede Dreiergruppe wird korrekt in Aminosäure übersetzt Liefert funktionsfähiges Protein (Eiweiß) ICH WAR MIT DEM RAD AUF DEM WEG ZUM SEE ALS ICH EVA SAH DIE AUF DEM AST WAR UND LAS Verschobener Leseraster (hier durch Deletion des ‚I‘): Jede Dreiergruppe wird in irgendeine Aminosäure übersetzt Liefert (meist) funktionsunfähiges Protein (Eiweiß) CHW ARM ITD EMR ADA UFD EMW EGZ UMS EEA LSI CHE VAS AHD IEA UFD EMA STW ARU NDL AS Wilde Kopiervorgänge… Im Genom kommt es zu zufälligen Kopiervorgängen an allen möglich Stellen, deren Ergebnis einfach Duplikate sein können, die irgendren Ergebnis einfach Duplikate sein kwo in die DNA eingestreut sind. Kopien werden auch verkehrt herum eingefügt, so als wollte jemand beim Kartenspielen den Stapel umdrehen, um beatS ned neleipssonders gut zu mischen. • • Anschließend wird wieder ganz „ordentlich“ in Dreiergruppen darübergelesen …. Die Folgen für die Proteine sind denkbar unabsehbar….. Noch mehr Kopien und große Zufälle • Manche Gene (ALU-Repeats) erzeugen sogar jene „Werkzeuge“ (Enzyme) selbALUst, mit deneALUn sie sich (vieALUlfach) selbst kopierALUen. → Bereits 17% des menschlichen Genoms sind ALU-repeats • Unsere Energieversorgung beruht auf ehemaligen „Schmarotzern, die eingebürgert wurden“ (Mitochondrien) • Unser Chromosom 2 ist anscheinend durch Fusion zweier Chromosomen entstanden (die bei den Affen erhalten geblieben sind, sie haben noch immer 2 x 24 = 48 Chromosomen) Wie sollen wir die Kopiervorgänge bewerten? Keine „vereinzelten Unfälle“ sondern „eingebaute“ Mechanismen zur Genomentwicklung Kopieren ohne Bewertung der möglichen Folgen („ohne Rücksicht auf Verluste“) Kopieren kann Fertilität zerstören (Alignment und Cross-Over vor Reifeteilung) aber auch zu neuen Arten führen. Jener Mechanismus, der manchmal zu neuen Arten führt, bringt zumeist keine neue Art sondern für Betroffene Krankheit oder Tod ? Anscheinend wird die Basis unseres Lebens zufällig „aufgemischt“ ? Wir sind diesen Vorgängen mit Haut und Haaren ausgeliefert, „in die Evolution geworfen“ ? Die Molekularbiologie zeigt, wie „nackt“ wir der Evolution ausgeliefert sind Nachdem sie vom Baume der Erkenntnis gegessen hatten, sahen sie, dass sie nackt waren… (1 Mo 3,7) Evolutionstheologie: Eckpunkte (3) 1. Die Schöpfung ist mittels Evolution erfolgt: Festhalten an der christlichen Grundwahrheit, dass Gott der Schöpfer alles Seins ist (analog zu Teilhard de Chardin) 2. Genaue (molekulare) Sicht auf die Mechanismen einer Schöpfung durch Evolution (Mutationen, Selektion) 3. Evolution der „Art“ Mensch anstelle einer zeitlich punktuellen Erschaffung Welche Konsequenzen für den Glauben könnte das haben? (=Inhalt der Evolutionstheologie (ET) Wie entstand der Mensch? “You don’t just magically flip some evolutionary switch somewhere and transmute a quadruped into an upright-walking bipedal human.” — Donald C. Johanson ? ? Wann, wo und wie hat Gott den Menschen geformt? ? Beeinflusste Gott die Evolution? oder ? Wartete er nur ab, bis Menschen zufällig entstanden? ? • 15 Mill Basen (< 1%) Unterschied zwischen Schimpanse und Mensch • Region „HAR1“ (118 Basen) ist entscheidend für Gehirn-Entwicklung • HAR1 des Menschen unterscheidet sich um 18 Basen vom Schimpansen • Das HAR1 des Schimpansen unterscheidet sich um 3 Basen vom Huhn HAR1 war über 300 Mill Jahre fast unverändert und hat sich zum Menschen hin doch um 18 Basen verändert….. War Er es? KATHERINE S. POLLARD: What Makes Us Different? Scientific American, Volume 22, Number 1, 2013 Was macht uns „menschlich“? Wo liegt der „Unterschied“? Ziel oder Zufall? Kann es Zufall gewesen sein? • Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht zuverlässig abschätzbar: ↓ winzig kleine Einzelwahrscheinlichkeit aber: ↑ riesige Anzahl Versuche ↑ Versuchslabor mit allen Molekülen der Erdoberfläche (+ andere Planeten im Universum?) ↑ Über 4Mrd Jahre Experimentierzeit ↑ riesige Anzahl möglicher „gültiger“ Resultate („Arten von Menschen“): Menschen könnten ebenso gut 4 Beine + 2 Arme haben War es Plan? • Bisher keine „gerichteten“ Mutationen gefunden, alles sieht aus wie Zufall • Hinter zufälligen Aussehen könnte Plan stecken • Gott könnte hinter jedem Zufall stecken…(Collins, human genome project), aber → es gibt weit mehr Fehlschläge als Erfolge → Gott müsste auch die Überzahl der schädlichen Mutationen „verantworten“ Soll der Mensch „alles reparieren“? Ab hier soll die „Moral“ gelten: • Der Mensch soll gegen die Gesetze der Evolution agieren (Bergpredigt, Seeligpreisungen) • Durch Evolution entstehende Schäden ausgleichen (Caritas) Wie soll das funktionieren? Nicht-Erfüllung ist Normalfall Tugend ist Leistung Sünde ≠ Schuld, sondern: Nichterfüllung einer Anforderung Soll der Mensch „alles reparieren“? Ab hier soll die „Moral“ gelten: • Der Mensch soll gegen die Gesetze der Evolution agieren (Bergpredigt, Seeligpreisungen) • Durch Evolution entstehende Schäden ausgleichen (Caritas) Wie soll das funktionieren? Nicht-Erfüllung ist Normalfall Tugend ist Leistung Sünde ≠ Schuld, sondern: Nichterfüllung einer Anforderung Christsein = Mega-Auftrag „overcoming evolution“ Viele Zufälle realisieren ein Ziel Galton-Brett-Ziel: Es entsteht eine Binomialverteilung (bestimmtes Aussehen) Roulette Ziel: Das Casino gewinnt immer Galton-Brett und Roulette sind Beispiele, bei denen zufällige Einzel-Ereignisse in ihrer Gesamtheit jeweils ein Ziel realisieren. Ein Plan, der aussieht wie Zufall ZufallszahlenGenerator: Aus einem Startwert werden die weiteren Werte nach folgender Formel berechnet: yn a yn 1 b mod m Folge von 100 streng deterministisch erzeugten PseudoZufallszahlen, gleichverteilt zwischen -1 und +1, die aussehen als wären sie zufällig. Facit: Zufälle als Weg zu einem Ziel sind denkbar • Es könnte sehr wohl ein Schöpfungswerk geben, das gleichzeitig vom Zufall abhängig und dennoch mit einem Ziel versehen ist. • Der angebliche Widerspruch zwischen einem planenden Schöpfergott und einer vom Zufall beeinflussten Evolution könnte ein scheinbarer sein. Hier steht bewusst „der Konjuktiv“, weil wir im streng naturwissenschaftlichen Sinne nichts behaupten können sondern nur Denkmöglichkeiten formulieren an denen man festhält, so lange nichts Besseres bekannt ist. Inhalt: Teil 1: Zufall in der Schöpfung • Richtig falsch rechnen • Der Schein trügt, bisweilen • Ein Blick ins Genom • Spielte Gott mit dem Zufall, als er uns schuf? • Fortschritt und Leid durch Veränderungen des Genoms Teil 2: Evolutionstheologie • Vollkommen umgekehrt? • Wer vergibt wem? • Intellekt braucht Erlösung • Konsequenzen der Umkehrung • Evolutionstheologie löst Widersprüche • Was ist an Evolution intelligent? • Kirche in Evolution? • Evolutionstheologie, Synopsis • Epilog • Anhang ET: Neues Testament zählt zu den „Fakten“ (der Katechismus nicht) Teil 1: Naturwissenschaftliche Fakten erläutern Teil 2: Evo-Theologische Folgerungen vorschlagen Theologen & Gläubige: Diskurs Plan oder Zufall Es scheint: Zufall ist ein Teil des Plans Molekularbiologische Theodizee: • Der Mensch hat allen Grund „sich zu beschweren“ • Er muss mit Gott versöhnt werden www.evotheo.at Folgerung 1 der Evolutionstheologie: Zufall als Plan ET Résumé: • Schönborn: „Man kann sich nicht vorstellen, dass das alles zufällig entstanden ist….“ • Erscheint einleuchtend, aber: Wir können uns vieles nicht vorstellen, was dennoch existiert • Unsere Vorstellung versagt kläglich bei großen Zahlen, langen Zeiträumen, kleinen Wahrscheinlichkeiten … • Die Naturgesetze der Evolution sind intelligent gestaltet, die Einzelereignisse sind ohne Voraussicht – und lieblos. • Der Zufall als Plan war o.k. so lange es keine Menschen gab, für diese ist er nicht mehr akzeptabel • ET Hypothese: Jesus kam, um den Menschen aus diesem Dilemma zu erlösen. Das erfundene Paradies und Konsequenzen Das Paradies existierte niemals wirklich (wurde erfunden) Es gab keinen Sündenfall Schuld renormiert: • • „Sünde“ = nicht erbrachte Leistung (Normalfall) Tugend ist erbrachte Leistung (contra evolutionem) (aus „gut“ wurde nicht schlecht“) Erlösung durch Trost Es war keine Sühne nötig Der Tod Jesu kann kein Sühneopfer gewesen sein • • Erlösung nicht physisch (wie erwartet) sondern durch Trost o „Ich bin bei Euch“ (auch schlimmsten aller Schicksale) o Es gab keine Ausnahme für Jesus (Getsehmane) im Das Opfer Jesu sollte nicht einen beleidigten Vater versöhnen sondern: o Den Menschen Sympathie und Trost spenden o Die Menschen mit Gott versöhnen (nicht umgekehrt). Göttliches Spiel – hat die Evolution ein Ziel ? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.evotheo.at