8 QUADRATISCHE REZIPROZITÄT 8 8.1 1 Quadratische Reziprozität Das Legendre-Symbol Sei N ∈ N. Definition 8.1 Eine Zahl a ∈ Z heißt quadratischer Rest modulo N genau dann, wenn es ein x ∈ Z gibt mit x2 ≡ a (mod N ). Ansonsten heißt a quadratischer Nicht-Rest. Lemma 8.2 Sei N = pn1 1 · . . . · pnk k die Primfaktorzerlegung von N . Dann gelten: (a) Gilt a ≡ a0 (mod N ), so sind beides quadratische Reste oder quadratische NichtReste modulo N . (b) a ist quadratischer Rest modulo N genau dann, wenn a quadratischer Rest modulo pni i ist für i = 1, . . . , k. (c) Für p > 2 und a teilerfremd zu p ist a ein quadratischer Rest modulo pn genau dann, wenn a quadratischer Rest modulo p ist. (d) Für p = 2 und a ungerade ist a quadratischer Rest modulo 2n genau dann, wenn gilt 2n = 2, oder 2n = 4 und a ≡ 1 (mod 4), oder 8|2n und a ≡ 1 (mod 8). Definition 8.3 Primzahl p als 1 a := 0 p −1 Definiere das Legendre-Symbol von a ∈ Z bezüglich der ungeraden falls a quadratischer Rest modulo p und kein Vielfaches von p ist falls p|a sonst. Satz 8.4 (Euler) Für a, p wie oben gilt a p ≡ a(p−1)/2 (mod p). Korollar 8.5 Das Legendre-Symbol induziert einen Gruppenomomorphismus a ∗ ∗ ρ : (Z/(p)) → Z mit ρ(a + pZ) := p und es gelten: (a) (b) ab p a p = = a · pb . p b p für a ≡ b (mod p). 8 QUADRATISCHE REZIPROZITÄT 8.2 2 Gauss’sche Summen Seien p eine ungerade Primzahl und α = e2πi/p ∈ C. α ist eine primitive p-te Einheitswurzel, d.h. αp = 1 und jede andere Lösung der Gleichung z p = 1 ist eine Potenz von α. Sei Z[α] der Ring aller Polynome in α mit ganzzahligen Koeffizienten. Lemma 8.6 Sei r ∈ N, so dass β := αr 6= 1 ist. Dann gilt p−1 X β k = 0. k=0 Definition 8.7 Sei p eine ungerade Primzahl. Dann heißt S(p) := p−1 X k k=1 p αk ∈ Z[α]. Gauß’sche Summe. Satz 8.8 Seien p 6= q ungerade Primzahlen. Dann gelten: (a) S(p)2 = −1 · p. p (b) S(p)q ≡ 8.3 q p · S(p) (mod q · Z[α]) . Das Gauss’sche Reziprozitätsgesetz Sei 1 + 2Z die Menge aller ungeraden Zahlen. Wir definieren die Funktionen ε, ω : 1 + 2Z → {0, 1} durch ( 0 falls n ≡ 1 (mod 4) ε(n) := 1 falls n ≡ 3 (mod 4) ( ω(n) := 0 falls n ≡ ±1 1 falls n ≡ ±5 (mod 8) (mod 8) Lemma 8.9 Es gilt ε(n) ≡ (n−1)/2 (mod 2) und ω(n) ≡ (n2 −1)/8 (mod 2). Ferner definieren die Abbildungen ε und ω folgende Gruppenhomomorphismen ε : (Z/(4))∗ → Z/(2) und ω : (Z/(8))∗ → Z/(2) mit ε(a + 4Z) := ε(a) + 2Z und ω(a + 8Z) := ω(a) + 2Z. Satz 8.10 (Quadratisches Rezipozitätsgesetz (Gauss)) Für ungerade Primzahlen p, q gelten 8 QUADRATISCHE REZIPROZITÄT (a) (b) (c) 8.4 −1 p 2 p q p 3 = (−1)ε(p) . = (−1)ω(p) . = p q (−1)ε(p)ε(q) . Das Jacobi Symbol Definition 8.11 Für eine ungerade Zahl m ≥ 3 mit Primfaktorzerlegung p1 · . . . · pk (mit nicht notwendig verschiedenen pi ) und a ∈ Z definiert man das Jacobi-Symbol a m := k Y a i=1 pi . Satz 8.12 Seien m, k ≥ 3 ungerade. Dann gelten: −1 (a) (Erster Ergänzungssatz) = (−1)ε(m) . m 2 (b) (Zweiter Ergänzungssatz) = (−1)ω(m) . m k m (c) (Reziprozitätsgesetz) (−1)ε(k)ε(m) . = m k