Planen und verteilen von Marketingbudgets - KMU

Werbung
44 Marketing & Verkauf
Return on Marketinginvest
Planen und verteilen
von Marketingbudgets
Die Schweizer KMU schöpfen bei weitem nicht das Marketingpotenzial aus, das vorhanden wäre. Vielmehr wird die Planung von Marketing und Kommunikationsaufgaben als notwendiges Übel betrachtet. Das jährliche Ringen um Marketingmassnahmen mutiert somit zum Verteilkampf für oder gegen
das Marketingbudget. Für das Erreichen von Zielen wie dem Gewinnen von Marktanteilen sind Massnahmen und der daraus resultierende «Return on Marketinginvest» jedoch unabdingbar.
Marco Predicatori
Woran liegt es demnach, dass das Thema
Marketingbudget oft negativ polarisiert?
Viele Unternehmen investieren Geld in klassische Werbung, ohne sich den Rahmenbedingungen zu stellen. Neue Instrumente
werden gar nicht erst in das Marketing- und
Kommunikationsbudget aufgenommen.
Man beschränkt sich auf Inserate, Messeauftritte, Mailings und einen Internetauftritt.
Das Ganze ergänzt man noch mit dem Verkauf und ein wenig Telefonmarketing. Neue
Instrumente und deren Verknüpfung für die
Neukundengewinnung und Kundenbindung
werden diskutiert, aber in der Konsequenz
nicht immer in ein Marketingbudget eingeplant. Den Verantwortlichen – oft keine Mar-
ketingfachpersonen – genügt die Pflichtübung: Jahr für Jahr das gleiche Geld für die
gleichen Massnahmen bereitzustellen.
Sechs Fragen beantworten
Bevor Marketing- und Werbegelder investiert werden, muss man zuerst darüber
Ganzheitlicher Ansatz für die Marketingbudgetierung
Zielbildungsprozess-Phase 1
Marketingund
Kommunikationsstrategie
Marketingund
Kommunikationsplanung
Marketing- und Kommunikationsziele,
Zielgruppen B-to-B oder B-to-C
Modularer Phasenprozess-Phase 2 – 4
MarketingBudgetierung
Push: PullRelation
Messen
Print
Direktmarketing
PR, PPR
Internet
Massnahmenund
Kampagnenmanagement
Schwerpunktbildung
Crossmedia
Offline- und
Onlinemedien
MarketingControlling
Wirkungsnachweis
Wirtschaftlichkeit
Effizienz
Wirksamkeit
Berücksichtigung der Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der zukünftigen Marketing- und
Kommunikationsstrategie
Quelle: Marco Predicatori, pulpcom, Bischofszell
KMU-Magazin Nr. 9, November 2008
Eruieren
Entwicklungspotenzial,
Optimierung
Grad der
Kundenbindung
Neukundengewinnung
Marketing & Verkauf 45
Formulierung und Kontrolle von Zielsetzungen
Zieldefinition
Beschreibung
Verantwortlich*
Termin
Marketingcontrolling
Quantitative Ziele:
– Marktanteil
– Umsatz
– Absatz
– Deckungsbeitrag
– Distributionsgrad
– in CHF zum Vorjahr
– in CHF zum Vorjahr
– in CHF zum Vorjahr
pro Produkt/Einheit
– numerisch/gewichtet
Marketingleiter
Verkaufsleiter
Verkaufsleiter
Marketingleiter
Marketingleiter
1. Quartal
2. Quartal
3. Quartal
– Aktueller Marktanteil gg. Konkurrenz
– Umsatz/Absatz Abweichungen +/– DB-Ertrag pro Produkt
– Aktueller Distributionsgrad
1. Quartal
2. Quartal
3. Quartal
– Wirkungsnachweis
– Wirtschaftlichkeit
– Effizienz
– Wirksamkeit
Qualitative Ziele:
– Image
– Bekanntheit
– Wissen
– Einstellung
– Verhalten
In Prozent zu den definierten Werbeleiter
Zielgruppengrössen
Werbeleiter
Werbeleiter
Werbeleiter
(Unterscheidung zwischen
B-to-C und B-to-B-Zielgrup- Werbeleiter
pen)
*Hinweis: Je nach Grösse des Unternehmens sollte eine marketingverantwortliche Fachperson die Aufgabenvielfalt in der Eigenverantwortung betreuen. Sinnvoll ist auch der Beizug eines externen Marketingberaters, der Marketingprojekte für kleinere Unternehmen
oder zur Unterstützung des Marketingverantwortlichen übernehmen kann.
nachdenken, wie viel Geld man für welchen
Zweck benötigt. Sollen neue Zielgruppen
auf Leistungen aufmerksam gemacht werden, eine neue Leistung beworben oder ein
bestimmtes Image für das Unternehmen
transportiert werden? Wird vorab eine fachliche Beratung oder ein Marketing- und
Kommunikationskonzept benötigt, bevor
mit der eigentlichen Arbeit begonnen wer-
den kann? Oder wird ganz von vorne begonnen, indem man sich im ersten Schritt mit
Marktforschung befasst? Bevor also ein
Marketingbudget erstellt wird, müssen folgende Fragen beantwortet werden:
1. Welchen Kundennutzen hat der Kunde
von der Marktleistung? Nichts ist aus Kundensicht langweiliger als die immer gleiche
Wiederholung der eigenen Vorteile. Nur der
Nutzen zählt!
2. Ist die angebotene Leistung einmalig?
Umso einmaliger die Leistung, desto grösser ist die Chance, auch als einzigartig wahrgenommen zu werden. Im Wettbewerb
zählt Differenzierung. Man muss sich klar
positionieren.
KMU-Magazin Nr. 9, November 2008
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Methoden der Budgetierung und deren Merkmale
Es gibt verschiedene Ansätze und Methoden, nach welchen Kriterien eine Budgetierung erfolgen kann.
Budgetierung
Merkmale / Beschreibung
– Das Marketingbudget orientiert sich am Umsatz in %.
– Das Marketingbudget orientiert sich am Gewinn in %.
– Das Marketingbudget orientiert sich an dem, was man übrig hat.
Gewisses finanzielles Gleichgewicht bleibt gewahrt.
Methoden orientieren sich nach Vergangenheitswerten.
Das Marketingbudget orientiert sich am Wettbewerb.
Kaum gesicherte Daten vorhanden, wo der Wettbewerb wie viel Geld
in Marketing investiert. Höhe des Marketingbudgets allein entscheidet nicht über gewünschte Wirksamkeit.
Das Marketingbudget orientiert sich an den Zielen des Unternehmens Diese Methode gewährleistet, dass das Marketingbudget dort wirkt,
und den anvisierten Zielgruppen B-to-B oder B-to-C.
wo es wirken soll: In der anvisierten Zielgruppe. Wenn die Entscheidungen unklar getroffen sind, ist das Risiko gross, hohe Streuverluste
zu generieren. Es wurde eine Menge Geld in Werbung investiert, aber
nicht alle Zielgruppen werden angesprochen.
Das Marketingbudget wird konzentriert eingesetzt.
Wesentlich zum Erfolg einer Marketingmassnahme trägt bei, wenn
Mittel konzentriert eingesetzt werden, zum Beispiel Aktionszeiträume
und Schwerpunktbildung derselben definiert wurden.
Eine Grundbedingung wirksamer Kommunikation ist die Penetration,
im Klartext: Die anvisierten Zielgruppen kommen an den Informationen des Unternehmens nicht vorbei.
Das Marketingbudget wird verzahnt eingesetzt.
Entscheidend hierbei ist der intelligente Mediamix: Von der Anzeigenserie in der Lokalpresse über die eigene Website, Direct-Mailings
an ausgewählte Kundenkreise bis hin zum Flyer-Versand per Tagespost sowie Events wie Kundentage oder der Messeauftritt folgen einer schlüssigen Kampagnenidee.
Das Marketingbudget wird massiv eingesetzt.
Zu wenig Geld über zu grosse Zeiträume für zu grosse Zielgruppen
führt zu nichts. Es gibt keine eindeutige Grundregel für die Höhe eines
Marketingbudgets, aber 3 bis 5 Prozent des Umsatzes sollte es mindestens betragen, damit eine reale Chance für die Werbewirkung besteht.
Das Marketingbudget wird kontinuierlich eingesetzt.
Über die Aktionszeiträume hinaus macht es Sinn, sich dauerhaft in
den Köpfen der anvisierten Zielgruppen zu verankern. Natürlich kann
man nicht immer Volllast fahren und laufend grosse Marketingaktionen starten und durchführen. Deshalb hilft hier ein geschlossenes Erscheinungsbild (Corporate Design). Alle Einzelbausteine der Kommunikation sind diesem CD untergeordnet und fügen sich in der Betrachtung
Dritter zu einem Ganzen zusammen. So werden das Image und die
Professionalität regelmässig und konsequent transportiert.
3. Ist die Kommunikation einmalig? Auch
wenn die Leistung vergleichbar ist, die Art
und Weise, wie die Leistung angeboten
wird, kann einmalig sein. Kommunikationsvorteile schaffen!
KMU-Magazin Nr. 9, November 2008
4. Wie emotional ist die angebotene Leistung? Wird eine Steuerung oder ein Stück
Geborgenheit verkauft? Die Erfahrung zeigt:
Nichts ist spannender als Geschichten und
Gefühle!
5. Kennen wir unsere Kunden – und vor
allem: die Wunschkunden? Es gilt, sich konsequent an den Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden und deren Lebensstil zu
orientieren.
Marketing & Verkauf 47
Beispiel Marketing-Budgetplan – 1. bis 4. Quartal
Marketingmassnahmen
Anzahl
Budget pro
Instrument
Budget total
pro Instrument
in %
Zielgruppen
v. Total
1. Marktforschung
KDG
KDB
1.1 Konkurrenzbeobachtung
1.00
2 300.00
2 300.00
xx
x
1.2 Marktforschung > Internet, Befragung über AD
1.00
1 100.00
1 100.00
xx
x
BEE
MA
x
1.3 usw.
Total Marktforschung
3 400.00
1%
2. Verkaufsförderung
2.1 Seminarunterlagen für Absatzpartner
30.00
550.00
16 500.00
xx
x
2.2 Schulung Absatzpartner
30.00
750.00
22 500.00
xx
x
2.3 Musterkoffer für Absatzmittler
30.00
350.00
10 500.00
xx
x
2.4 usw.
Total Verkaufsförderung – Push-Massnahmen
49 500.00
16 %
3. Werbung
3.1 Broschüre (Konzeption, Layout, Produktion)
5 000.00
4.00
20 000.00
xx
x
15 000.00
5.00
75 000.00
xx
x
5 000.00
2.50
12 500.00
xx
3.4 E-Mail-Marketing
3.00
3 000.00
9 000.00
x
xx
xx
3.5 Anzeigenwerbung – Fachzeitschriften
6.00
1 750.00
10 500.00
x
x
x
3.6 Messeauftritt
1.00
45 000.00
45 000.00
xx
xx
x
3.7 Internet Aktualisierungen p.a.
2.00
500.00
1 000.00
x
xx
3.8 Telefonmarketing-Aktion
3.00
1 500.00
4 500.00
xx
x
3.2 Mailings (inkl. Portokosten)
3.3 Verkaufsbroschüre
3.9 usw.
Total Werbung – Pull-Massnahmen
177 500.00
59 %
4. Public Relations
4.1 Kundenmagazin
2.00
13 500.00
27 000.00
4.2 Produkte-PR
2.00
2 500.00
5 000.00
4.3 Mitarbeiter-Event
1.00
5 000.00
5 000.00
4.4 Fallstudien
2.00
10 000.00
20 000.00
xx
xx
x
xx
xx
xx
xx
x
xx
4.5 usw.
Total – Public Relations
57 000.00
19 %
5. Reserve 5% – Position 1 bis 4
14 370.00
5%
301 770.00
100 %
Total Marketingbudget 1. bis 4. Quartal in CHF
Quelle: Marco Predicatori, pulpcom, Bischofszell
Legende:
KDG = Kundengewinnung, KDB = Kundenbindung, BEE = Beeinflusser, MA = Mitarbeiter
xx = hohe Bedeutung x = mittlere Bedeutung
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48 Marketing & Verkauf
6. Ist die angebotene Leistung im Trend?
Hier liegt oft der Schlüssel für die Antwort,
warum das eine Unternehmen floriert, während einige Kilometer weiter das andere keinen Erfolg hat – obwohl beide «nur» Steuerungen anbieten.
Ganzheitlicher Ansatz
Weil das Marketingbudget «nur» ein Teil
von operativen Marketingaufgaben ist,
muss das Thema Marketing hinsichtlich der
Definition von Zielen im Gesamtkontext betrachtet werden. Das abgebildete Modell
auf Seite 44 zeigt das Marketingbudget im
Kontext des Marketingprozesses. Dieser erfolgt in verschiedenen Phasen.
Methode der Zieldefinierung
Bei der Formulierung der Ziele wird zwischen quantitativen und qualitativen Marketingzielen unterschieden. Diese werden
auf Basis der Marketingstrategie erarbeitet.
Der Zielbildungsprozess mit den darauffolgenden Phasen ermöglicht eine optimale
Fokussierung der strategischen und operativen Aufgaben des Marketings. Zur Formulierung von Zielen kann die dargestellte Methode auf Seite 46 mit den Kriterien Zielobjekt/Zielgrösse (Was), Kontrollmethode
(Wie), Verantwortlichkeit (Wer) und Zeitpunkt (Wann) angewendet werden.
aufgenommen hat. War es eine Weiterempfehlung; woher kommt sie? War es ein Erstkontakt; welche Informationen lagen dem
Erstkunden vor und welche waren ihm
wichtig? War es ein Stammkunde; warum
kommt er wieder? Hier hilft ein strukturiertes CRM- oder Marketinginformationssystem.
Fazit
Daten erheben
Bei allen Investitionen gilt: Rechnen sich diese? Sind diese wirtschaftlich? Tragen sie zu
einer Verbesserung der Unternehmenssituation bei? Das Gleiche gilt für Marketinginvestitionen. Es gestaltet sich häufig
schwierig bis unmöglich, die Höhe der Marketingausgaben auf einen konkreten Geschäftserfolg zu beziehen, weil eventuell
keine konkreten Daten erhoben wurden.
Welche Massnahmen hatten welche Wirkung? Werbewirkungskontrolle beginnt immer bei der Frage, wer wann mit unserem
Unternehmen zu welchem Zweck Kontakt
Wir befassen uns zu oft mit Fragen, warum
etwas schief- oder nicht gelaufen ist. Die
Fragen sind um folgenden Aspekt zu ergänzen: Wann und warum waren wir erfolgreich? Damit schliesst sich der Kreis zweifach. Controlling bedeutet zum einen, die
strukturierte Retrospektive von Aktivitäten,
zum anderen immer auch, dauerhaft aus
Fehlern und Erfolgen zu lernen. Das können
Unternehmen nur, wenn sie wissen, ob ihre
gesetzten Ziele erreicht wurden, das Budget eingehalten wurde und ausreichend
war, die Strategie zielführend und der Mediamix gut gestaltet war.
Porträt
Marco Predicatori ist Erwachsenenbildner SVEB
und Agenturinhaber der auf Marketing und
Kommunikation spezialisierten NetzwerkAgentur pulpcom. Seit 2001 berät er KMU. Vor
seiner Beratertätigkeit war er siebeneinhalb
Jahre als Bereichsleiter für technische Medien
im Verlagsmarketing tätig. Seit 1997 Dozent an
der Marketingschule HSB marketing praxisnah
in Wil/SG und seit Dezember 2005 Dozent an
der ZBW – Zentrum für berufliche Weiterbildung in St. Gallen.
Fragen
Marco Predicatori
Inhaber
pulpcom
Tel. 071 422 80 10
[email protected]
www.pulpcom.ch
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