Philosophische Fakultät, Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie Dr. Holm Bräuer Liebe Studenten, ich möchte darauf hinweisen, dass diese Lernzusammenfassung nicht verbindlich ist, das heiÿt, dass ihr euch beim Lernen nicht auf sie beschränken solltet. Dennoch, hoe ich, gibt sie einen guten, wenn auch groben Überblick. Liebe Grüÿe, Julchen Boll 0.1 Argumente Gültigkeit von Argumenten: Denition eines Arguments: inhaltlich Ein Argument ist die Stützung einer Überzeugung (Aussage, These, Annahme, etc.) durch Gründe. formal Ein Argument ist eine Aneinanderreihung von Aussagen. Zwei Arten, ein Argument zu betreiten: formale Gültigkeit: es handelt sich um kein gültiges Argument materiale Gültigkeit: ein weiteres Argument zeigt, dass eine oder mehrere Prämissen unzulässig sind Wann ist ein Argument formal gültig? • die in der Konklusion übermittelte Information ist in der von den Prämissen übermittelten Information enthalten • die Konklusion wird von den Prämissen logisch impliziert • die Konklusion muss notwendigerweise wahr sein, sofern die Prämissen wahr sind • es ist ausgeschlossen, dass die Prämissen wahr sind und die Konklusion falsch Schlussregeln: Modus ponens p (p gilt) p⇒q (Wenn p gilt, gilt auch q) des Modus ponens, also Achtung! die Umkehrung p⇒q q (also muss q gelten) q p ist nicht gültig! 1 Reduction ad absurdum (indirekter Beweis): Aus der Negation einer Aussage folgt ein Widerspruch zu einer anderen, bereits anerkannten These. philosophische Analyse: Für die Klärung grundlegender philosophischer Begrie (z.B. Wissen, Rechtfertigung, Gerechtigkeit, usw) wird das Bemühen um eine Denition zum philosophischen Selbstzweck. Notwendige Bedingungen: ..müssen für jedes Exemplar des zu denierenden Begris erfüllt sein. Zum Beispiel ist die Rundheit einer Kugel eine notwendige Bedingung dafür, dass es sich um eine Kugel handelt. Hinreichende Bedingungen: ..führen gemeinsam ausschlieÿlich zu Exemplaren des zu denierenden Begris. Zum Beispiel die Bedingungen: 1) Viereck, 2) alle Seiten gleich lang und 3) mindestens ein rechter Innenwinkel führen zu dritt nur zu einer geometrischen Figur, nämlich dem Quadrat. Die Bedingung der Parallelität der Seiten ist hier z.B. weder hinreichend, noch notwendig sondern ergibt sich aus 1), 2) und 3). 1 Falls jede der angeführten Bedingungen notwendig ist und die Bedingungen gemeinsam hinreichend sind , dann ist die angebotene Begrisanalyse adäquat. Widersprüche und Antinomien: Widerspruch: ..ist eine Aussage der Form p ∧ ¬p, also p und nicht p. Aus einem widersprüchlichen System von Aussagen ist jede beliebige Aussage ableitbar (daher ist es unbrauchbar). Eine Menge von Aussagen heiÿt inkonsistent, wenn sich ein Widerspruch aus ihr ableiten lässt (q ⇒ (p ∧ ¬p). Antinomie: ..ist ein Widerspruch, bei dem die Aussagen, die zueinander im Widerspruch stehen, gleichermaÿen gut begründet/bewiesen sind. Kant Die Natur von Raum und Zeit: (Die Welt hat Anfang in Zeit und Grenzen im Raum) vs. (Die Welt hat keinen Anfang und keine Grenzen im Raume); Die Teilbarkeit der Materie: (Jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen) vs. (Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen); Kausalität kontra Freiheit: (Nicht nur Kausalität nach Gesetzen nach der Natur, sondern auch Kausalität durch Freiheit erklären Erscheinungen der Welt) vs. (Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht nur nach Gesetzen der Natur); Zufall versus Determinismus: (Zu der Welt gehört etwas, das ein schlechthin notwendiges Wesen ist) vs. schlechthin notwendiges Wesen) Paradox: 1 in Bezug auf das Deniendum 2 (Es existiert überall kein Raben-Paradox: Annahmen der Bestätigungstheorie: 1 Ein Gesetz wird durch Beobachtung seiner Instanzen bestätigt 2 die Bestätigung eines gesetzes hängt nicht von dessen Formulierung ab Beispiel: Alle Raben sind schwarz ist äquivalent mit alle nicht-schwarzen Gegenstände sind keine Raben. Petito Principii: ..liegt vor, wenn in einem Argument eine selbst beweisbedürftige Aussage als Prämisse verwendet/ vorrausgesetzt wird. Sonderfall: Circulus Vitiosus: die Komklusion kommt schon in den Prämissen selbst vor 0.2 Sprachphilosophie semantische Rollen: singuläre Terme: Eigennamen, Pronomen, Kennzeichnungen. Beziehen sich auf ein einzelnes Objekt. Bedeutung = Bezugnahme! generelle Terme: Nomen, Verben, Adjektive. Charakterisieren den bezeichneten/beschreiben Gegenstand. Ein Satz ist genau dann wahr, wenn der Gegenstand, auf den sich der singuläre Term bezieht, die Eigenschaft besitzt, welche durch den generellen Term beschrieben wird. Funktionsausdrücke: Quantoren, Junktoren, Adverbien. Bezeichnen oder charakterisieren nichts, sondern haben andere semantische Rolle. Russells Kennzeichnungstheorie: Kennzeichnungen sind generelle und keine singulären Terme (Eliminationsstrategie). Problem: Der Satz Der Autor der Wahlverwandschaften war ein Freund Schillers Lösung: Es gibt mindestens einen Autor der Wahlverwandschaften Es gibt höchstens einen Autor der Wahlverwandschaften. Jeder, der die Wahlverwandtschaften schrieb, war ein Freund Schillers. Existenzbehauptung: ∃x (W (x)) Einzigkeitsb. ∃x (W (x)) ∧ ∀y (W (y) ⇒ y = x) Prädikation: ∀x(W (x) ⇒ F (x)) Also: Es gibt einen und nur einen Autor der Wahlverwandtschaften und dieser war ein Freund Schillers. Bedeutungstatsachen: Bedeutungsgehalt: bedeutungsvoll oder nicht? Synonymie: Es gibt verschiedene Ausdrücke, die dieselbe Bedeutung besitzen. Ambiguität: Es gibt Ausdrücke, die mehr als eine Bedeutung besitzen. Analyzizität: Manche Ausdrücke sind in anderen enthalten. Sätze, die aus solchen Ausdrücken zusammengesetzt sind, sind wahr aufgrund der Bedeutung der Ausdrücke, aus denen sie zusammengesetzt sind. Folgebeziehungen: Ein Satz kann aus einem oder mehreren anderen Sätzen folgen. 3 Verikationstheorie: logischer Empirismus: Ziel: wissenschaftliche, moderne Philosophie, die sich kritisch mit der traditionellen Philosophie auseinandersetze, sich der Methoden der Logik bedient und wie der klassische Empirismus die Bedeutung der Erfahrung bei der Erkenntnisgewinnung hervorhob. Verikationsprinzip: die Bedeutung eines Satzes liegt in den Bedingungen seiner Verikation. Verikationsbedingungen: diejenigen (möglichen) Erfahrungen, die man machen würde, falls der Satz wahr wäre. Sie zu wissen he also, zu wissen, welche Erfahrungen man haben müsste, wenn der Satz wahr ist (empirischer Inhalt ei Satzes) empiristisches Sinnkriterium: Falls ein Satz keine Verikationsbedingungen besitzt, dann ist dieser Satz sinnlos (bedeutungslos) Probleme: Analytische Sätze - z.B. kein Junggeselle ist verheiratet, wenn es schneit dann schneit es, usw. - These: analytische Sätze haben keinen empirischen Gehalt, sie sind wahr qua Konvention analytisch a priori Logik und Mathematik a posteriori Metaphysik (schwarzes Schaf ) X Auÿerdem: - 0.3 synthetisch √ Naturwissenschaft √ Wie können wir wissen, ob ein Satz verizierbar ist, bevor wir wissen, was er bedeutet? - Fragen, Behauptungen, Poetik, Witze, zeremonielle Äuÿerungen - Aussagen über Elektronen, psychische zustände, Röntgenstrahlen usw. Erkenntnistheorie traditionelle Wissenskonzeption (Platon): Wissen ist wahre, gerechtfertigte Meinung (wahr →kein Irrtum, gerechtfertigt →kein Zufall, Meinung →keine Ignoranz) S weiss, dass p⇔ 1) S glaubt, dass p 2) p ist wahr 3) S ist gerechtfertigt zu glauben, dass p Das Haben und die Wahrheit einer Überzeugung sind notwendige Bedingungen für Wissen! Der Besitz einer wahren Überzeugung allein ist nicht hinreichend für Wissen (zufällig wahre Überzeugungen stellen kein Wissen dar). 4 Reliabilismus: S weiss, dass p ⇔ 1) S glaubt, dass p 2) p ist wahr 3) S ist auf verlässliche Art und Weise zu seiner Überzeugung p gelangt Wenn die Wahrscheinlichkeit, mit einer Methode zu einer wahren Überzeugung zu kommen, hoch ist, dann gilt diese als verlässlich. Verlässlichkeit ist graduell. Die Grenze zwischen verlässlichen Methoden und unverlässlichen Methoden ist daher willkürlich und vage. Die Verlässlichkeit einer Methode des Meinungserwerbs ist relativ zu einem gegebenen Zweck. Wahrnehmung ohne technische Hilfsmittel ist verlässlich, wenn man an Informationen über mittelgroÿe gegenstände in der näheren Umgebung interessiert ist. Wahrnehmund unter zuhilfenahme komplizierter Instrumente ist verlässlich, wenn es sich um Gegenstände handelt, die nur durch den gebrauch eines technischen Instruments wahrnehmbar sind. Wahrnehmung reliabel Wahrsagerei Schlussfolgern Schlussfolgern Zeugenbefra- aus wahren aus falschen gung Prämissen Prämissen in Bezug auf abhängig von Wissen von Umständen mittelgroÿen (Glaubwürdig- Gegenständen keit) in unserer X unmittelbaren Handlungsumgebung nicht r. x x Raten/ Münze Experten- Alltags- werfen wissen erfahrung in Bezug auf in Bezug auf die das entspr. entspr. Alltags- Fachgebiet themen Träumen x x Wahrheitsdeationismus: Frege: Das Wort wahr liefert [...] durch seinen Sinn keinen wesentlichen Beitrag zum Gedanken. Wenn wir von einem Satz sagen, er sei wahr, dann sprechen wir ihm nicht die Eigenschaft der Wahrheit zu. Redundanztheorie: Das Prädikat ist wahr ist überüssig und trägt nichts zur Satzbedeutung bei. Aussagen eliminieren, ohne deren Inhalt zu verändern. (Frege, Ramsey, Ayer) 5 Es lässt sich in allen Performative Theorie: Das Wahrheitsprädikat ist kein eigenständiges Prädikat, sondern ein performativer Operatos, mit dem wir so etwas wie Zustimmung ausdrücken (Strawson). Die Wahrheitszuschreibung ist ein performativer Akt. Disquotationale Theorie: Das Prädikat ist wahr stellt den Realitätsbezug von zitierten Sätzen wieder her (Quine). Wir brauche das Wahrheitsprädikat, um den Realitätsbezug von zitierten Sätzen herzustellen (semantischer Aufstieg Minimalismus: Wenn man aus einem oder mehreren Sätzen Nominalausdrücke macht, dient ist wahr einzig dazu, daraus wieder ganze Sätze zu machen (Paul Horwich). Beispiel: die Aussage, dass Caesar ermordet wurde, ist Nominalausdruck. Rechtfertigungstrilemma: Eine gerechtfertigte Überzeugung setzt voraus, dass es für diese Überzeugung einen Grund G1 Grund G1 gibt. Ob dieser adäquat (gut) ist, hängt davon ab, ob sich dieser selbst rechtfertigen lässt. Überzeugung −→ Grund1 −→ Grund2 −→ Grund3 −→ .... Dogmatischer Abbruch: Es ist dogmatisch, an einer bestimmten Stelle mit dem Begründen aufzuhören. Circulus Vitiosus: Eine sich selbst begründende Meinung macht das Rechtfertigen überüssig. Inniter Regress: Menschen sind endliche Wesen und können keine unendliche Anzahl von Überzeugungen haben. Positionen: Fundamentalismus: Es gibt Überzeugungen (Regress-Stopper), die keiner weiteren Begründung bedürfen. Kohärentismus: Ein Rechtfertigungszirkel kann vermieden werden, wenn wir unsere Überzeugungen und ihre Gründe vor dem Hintergrund eines ganzen Systems von Überzeugungen vor dem Hintergrund einer Theorie- betrachten. Kontextualismus: Es gibt keinen wirklichen inniten Regress des Rechtfertigens. In der Praxis hängt es vom Kontext und unseren Konventionen ab, welche Gründe wir für adäquat halten. 0.4 Wissenschaftstheorie D-N-Modell wissenschaftlicher Erklärungen: auch Hempel-Oppenheim-Schema. 2 Das Explanandum ist die Konklusion eines Arguments, wobei die Prämissen aus Naturgesetzen / allgemeinen Gesetzen und Randbedingungen bestehen. Das Argument muss logisch valide sein, das heiÿt, das Explanandum folgt logisch aus den Prämissen. kausale Erklärungen: Es scheint, dass Erklärungen dann erfolgreich sind, wenn sie Ursachen für ein Ereignis nennen. Wir können Vermutungen zu den Ursachen eines bestimmten Ereignisses haben, ohne ein genaues Gesetz zu kennen, das beide miteinander verbindet. Kritik: Hume: Verursachung ist kein empirischer, sondern ein metaphysischer Begri. Kausalität kommt in unserer Erfahrung nicht vor. 2 Gesetze unterstützen kontrafaktische Schlüsse, sie gelten auch für Fälle, die momentan nicht vorliegen. modale Sätze über Notwendiges und Mögliches. gesetze unterstützen Die Frage, was möglich und notwendig ist, und die Frage, welche kontrafaktischen Situationen zulässig sind, hängt davon ab, welche Regelmäÿigkeiten als physikalische Gesetze angesehen werden und umgekehrt. ⇒Es scheint kein klares 6 Schwache Interpretation von Kausalität: Kausalität besteht lediglich in einer wiederholbaren Folge von Ereignissen. Solche Beziehungen stützen Verallgemeinerungen der folgenden Art: ∀E1 , E2 : E1 tritt ein ⇒ E2 tritt ein. Kausalt Erklärungen, wenn sie sich nur aus einen schwachen Kausalitätsbegri berufen, sind D-N-Erklärungen. Was können wir tatsächlich beobachten? 1. temporale Asymmetrie zwischen Ursache und Wirkung 2. raum-zeitliche Nähe zwischen Ursache und Wirkung 3. wiederholbarer Ablauf der Ereignisse Verikationismus: Eine Hypothese wird durch ihre beobachtbaren Konsequenzen bestätigt bzw. wiederlegt. Wenn die beobachtbaren Konsequenzen eintreen, dann gilt eine Hypothese als (teilweise) bestätigt; sonst als widerlegt. H-D-Modell: Erweitertes Testschema: H (Hypothese/Theorie) H (Hypothese/Theorie) A (beobachtbare Testbedingungen) A (beobachtbare Testbedingungen) HH (Hilfhypothesen) K (beobachtbare Konsequenz) K (beobachtbare Konsequenz) und nochmal: Raben-Paradox: H-D-Modell: Hypothesen werden durch ihre positiven Instanzen bestätigt. Äquivalenzbedingung: Die Bestätigung einer Hypothese hängt nicht von ihrer Formulierung ab. Kontraposition: (P ⊃ Q) ↔ (¬Q ⊃ ¬P ) Alle Raben sind schwarz P ⊃Q ↔ Alle nichtschwarzen Dinge sind keine Raben ¬Q ⊃ ¬P Also: die Hypothese Alle Raben sind schwarz und die Hypothese Alle nichtschwarzen Dinge sind keine Raben werden durch dieselben Daten bestätigt. Deduktion vs. Induktion Deduktive Argumente induktive Argumente • nicht erkenntniserweiternd • erkenntniserweiternd • notwendig wahrheitserhaltend • nicht notwendig wahrheitserhaltend • erosionsbeständig • nicht erosionsbeständig • absolut: die Gültigkeit eines deduktiven Argu- • graduell ments kennt keine Grade 0.5 Metaphysik Sein/Existenz: Verwendungen des Wortes sein: existenziell Sokrates ist: In der Menge aller, die es gibt, existiert einer, der mit Sokrates identisch ist prädikativ Sokrates ist ein Mensch: Sokrates ist ein Element der Menge der Menschen 7 Identität Cicero ist Tullius: Cicero ist identisch mit Tullius inklusiv Ein Mensch ist ein Säugetier: Die Menge der Menschen ist Teilmenge der Menge der Säugetiere Leibniz' Identitätsgesetz: x = y ↔ ∀F : F (x) ↔ F (y) Ununterscheidbarkeit des Identischen: Falls x mit (jederzeit) y alle identisch ist, Eigenschaften dann von Identität des Ununterscheidbaren: hat y x Falls x (jederzeit) alle Eigenschaften von y be- und sitzt und umgekehrt, dann ist x identisch mit umgekehrt y. x = y → ∀F : F (x) ↔ F (y) ∀F : F (x) ↔ F (y) → x = y nominalistische Rekonstruktion von Prädikaten zweiter Stufe • Nominalismus: ontologisch basal sind die konkreten Gegenstände. Eigenschaften werden von diesen nur ausgesagt, ihnen kommt aber keine Existenz zu. • Multiple exemplizierung: kann ein und dieselbe Entität an verschiedenen Orten und Zeiten gleichzeitig präsent sein? • Identitätsbedingungen: Die Frage, wann zwei Eigenschaften identisch sind, lässt sich nicht klar beantworten • strikter Nominalismus: es ist eine basale (fundamentale), irreduzible Tatsache der Welt, dass ein Prädikat auf einen Gegenstand zutrit man muss nicht behaupten, Sokrates sei weise, wenn Sokrates die Eigenschaft der Weisheit besitzt. Statt dessen können wir behaupten, dass Sokrates weise ist, wenn der Ausdruck ist weise aus Sokrates zutrit Tapferkeit ist eine Tugend = tapfere Menschen sind tugendhaft (Eigenschaften zweiter Ordnung werden als Eigenschaften erster Ordnung rekonstruiert) Problem: erste Aussage wahr, zweite nicht. der strikte Nominalismus kann nicht mit Eigenschaften zweiter Ordnung umgehen • metalingustischer Nominalismus: Aussagen über abstrakte/universale Gegenstände sind implizit metalinguistisch (wir sprechen über sprachliche Ausdrücke) Der Ausdruck ist weise trit auf Sokrates zu Tapferkeit ist eine Tugend = Tapferkeit ist ein Tugend-Prädikat (Eigenschaften zweiter Ordnung werden als Eigenschaften von allgemeinen Ausdrücken (Prädikaten) rekonstruiert) Charakter der Allgemeinheit/Universalität hat Wurzeln in Sprache, Ausdrücle, nicht Entitäten können universal sein, indem sie auf mehrere konkrete Dinge zutreen können • konstruktiver Nominalismus: Prädikate wie Röte, Tapferkeit bezeichnen keine Eigenschaften, sondern stehen für Mengen konkreter Einzelgegenstände Tapferkeit ist eine Tugend = Die Menge der Tugenden enthält als Element die Menge der Tapferen (Eigenschaften zweiter Ordnung werden als Mengen von Mengen rekonstruiert) 8 Diachrone Identität: Endurantismus: Perdurantismus: konkrete Gegenstände besitzen nur räumliche Aus- konkrete Gegenstände besitzen nicht nur eine räum- dehnung. Sie existieren zu einem bestimmten Zeit- liche, sondern auch eine zeitliche Ausdehnung. punkt immer als Ganze/ sind immer als Ganze voll- einem bestimmten Zeitpunkt ist somit immer nur ständig präsent. ein bestimmter (zeitlicher) Teil eines Gegenstandes Theseus Schi ist entweder iden- t1 Zu tisch mit dem erneuerten oder dem rekonstruierte, präsent. Theseus Schi besteht bis aus zwei sich aber nicht mit beiden. vollständig überlappenden Teilen von zwei anderen Schien, dem erneuerten und dem rekonstruierten Schi 0.6 Philosophie des Geistes Descartes Argumente für den Dualismus: Dualismus: Es gibt geistige, immaterielle Substanzen. Der Geist (die Seele) ist der Träger psychischer Eigenschaften. Argumente von Descartes: Alles, was ich mir vorstellen kann, ist möglich Ich kann mir vorstellen, dass ich als geistiges Wesen ohne einen Körper existiere Ich kann mir Körper vorstellen, die ohne zu denken existieren Es ist möglich, dass Körper und Geist getrennt existieren (d.h. nicht identisch sind) Problem: Ich kann mir klar und deutlich vorstellen, dass ich als geistiges Wesen ohne einen Körper existiere. interaktionistischer Dualismus: (Descartes, Eccles, Popper) Körper und Geist stehen Descartes Eccles/Popper Wo ndet sie statt? Zirbeldrüse Liaison-Hirn Wie genau geht das vor Die Nerven bestehen aus biegsamen Der Geist kann kleine funktionelle Einheiten in einer kausalen Wechselwirkung sich? Röhrchen, durch die sich spiritus animales des Liaison-Hirns abtasten und dessen bewegen. Der Geist kann die Zirbeldrüse so Aktivitäten beeinussen, was zu drehen, dass sich die aus ihr austretenden Erregungsmustern und damit u.a. spiritus animales in die Nerven bewegen, die Körperbewegungen führt. zu den Muskeln führen und dort Körperbeweungen verursachen • Neurobiologische Untersuchungen haben bisher nirgends einen Anhaltspunkt für das Wirken nicht-physiologischer Ursachen in unserem Gehirn ergeben. • Das kausale Eingreifen des Geistes in ein physikalisches System würde auf jeden Fall eine Änderung des Energiezustandes dieses Systems implizieren und damit in Konikt zum Energieerhaltungssatz stehen. 9 semantischer Physikalismus • Jeder Satz über mentale Phänomene ist bedeutungsgleich mit einer Reihe von Sätzen, die von physikalischen Phänomenen handeln. Verikationsprinzip: Der Gehalt (Bedeutung) einer Aussage besteht in der Menge der Beobachtungen, die für sie sprechen. Beobachtbar sind letzten Endes nur physikalische Gegenstände bzw. physikalische Eigenschaften. Der Gehalt eines jeden sinnvollen Satzes über mentale Phänomene ist daher äquivalent mit derjenigen Menge von Beobachtungssätzen in physikalischer Sprache, die wahr sein müssen, wenn jener wahr wäre. Im besonderen haben zwei verschieden formulierte Aussagen dann und nur dann dieselbe Bedeutung oder denselben faktischen Inhalt, wenn sie unter denselben Bedingungen beide wahr bzw. beide falsch sind. Probleme: Die These des semantischen Physikalismus ist nicht korrekt, weil es Phänomene bedeutungsgleiche Sätze zu nden, in denen ⇒ nur nicht möglich ist, für alle Sätze über mentale auf beobachtbares Verhalten Bezug genommen wird. Es ist nicht möglich, Sätze über mentale Tatsachen vollständig auf Sätze über physikalische Tatsachen zu re- duzieren. Der semantische Physikalismus steht und fällt mit der Konzeption von Bedeutung, die ihm zugrunde liegt (Verikationstheorie) Wittgensteins Privatsprachenargument Die normative Sicht auf Bedeutung 3 gibt, Ein Audruck kann nur dann eine Bedeutung besitzen, wenn es für seine Anwendung Korrektheitsstandards die festlegen, wann der Ausdruck richtig verwendet wird und wann nicht. Das Privatsprachenargument Erläuterung Prämisse 1 die normative Sicht auf Für die Anwendung eines Ausdrucks muss es öentlich Bedeutung zugängliche Kriterien geben, da wir ansonsten keine Korrektheitsstandards bilden können, die uns sagen, wann der entsprechende Ausdruck richtig bzw. falsch angewendet wird. Prämisse 2 Es gibt keine privaten Wenn sich mentale Ausdrücke auf private, innere Phänomene Korrektheitsstandards für beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, Ausdrücke über rein ob sie vorliegen oder nicht, dann gäbe es für diese Ausdrücke private Phänomene keine Korrektheitsstandards und auch keine richtigen oder falschen Anwendungen. Konklusion Eine Privatsprache 4 kann es nicht geben Mentale Ausdrücke können sich nicht auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie vorliegen oder nicht. Problem: Das Argument setzt eine bestimmte Konzeption von Bedeutung voraus (Prämisse 1) 3 Den Ausdruck rot auf rote Dinge anzuwenden, ist beispielsweise korrekt; ihn auf grüne oder blaue Dinge anzuwenden, dagegen inkorrekt 10