5.3 Zeitliche Integration

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MODUL:
AGRARPREISBILDUNG AUF EU-MÄRKTEN
WS 01/02
ULRICH KOESTER
5.3: INTERTEMPORALER PREISZUSAMMENHANG1
Einleitung und Lernziele
Die Grundlagen der Preistheorie werden zunächst mit Hilfe von statischen Modellen
dargestellt. In diesen Modellen sind alle Variablen auf die gleiche Zeitperiode bezogen. Es
gibt daher keinen Zusammenhang zwischen den Variablen in unterschiedlichen Perioden. Es
ist aber einleuchtend, dass ein solches Modell für die Erklärung der Agrarpreisbildung bei
Agrarprodukten nur begrenzt aussagefähig sein kann. So werden z.B. die Schweinepreise
heute, u.a. von den Ferkelpreisen vor einigen Monaten unmittelbar abhängen. D.h. es besteht
eine intertemporale Beziehung zwischen Schweine- und Ferkelpreisen, da die Ferkelpreise in
einer Periode einen Einfluss auf die Schweinepreise in einer oder mehrerer anderer Perioden
haben (und umgekehrt). Will man Probleme der intertemporalen Preiszusammenhänge darstellen, so ist es notwendig, mit dynamischen Modellen zu arbeiten. In solchen Modellen sind
Variablen mit unterschiedlichen zeitlichen Bezügen enthalten.
Wie im folgenden zu zeigen sein wird, spielen für die Preisbildung auf Agrarmärkten
intertemporale Beziehungen eine wichtige Rolle. Der Preisbildungsprozess auf Agrarfaktorund -produktmärkten in einer bestimmten Periode hängt in der Regel von den Preisbildungsprozessen in vorherigen und nachfolgenden Perioden ab. Dies gilt vor allem für unbegrenzt
und begrenzt lagerfähige Produkte, aber auch für Produkte, die zu lagerfähigen Produkten in
einer engen substitutiven Beziehung im Verbrauch oder in der Produktion stehen. Die Zeit
spielt auch bei der Preisbildung für den langlebigen Produktionsfaktor Boden eine wichtige
Rolle, was aber bereits in 3.6 über die Besonderheiten der Preisbildung beim Faktor Boden
behandelt wurde.
In diesem Kapitel wird:
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
2
-----------------------------------------------1
Kapitel 12 von Koester, U. und S. von Cramon-Taubadel, Preisbildung: Theorie und Praxis auf Agrarmärkten. In Vorbereitung.
3
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
!
die gleichgewichtige Beziehung zwischen Gegenwartspreis
LERNZIELE
und erwartetem Zukunftspreis für lagerfähige und bestimmte
!
nicht-lagerfähige Produkte abgeleitet,
!
die saisonale Entwicklung der Getreidepreise auf den Weltmärkten und in der EU als Beispiel für die intertemporale
Preisbildung dargestellt und analysiert,
!
erläutert, welche Komponenten die Höhe der Grenzkosten
der Lagerhaltung bestimmen.
1. Grundlegende Überlegungen
Der allgemeine Zusammenhang für ein lagerfähiges Produkt kann durch Schaubild 1
verdeutlicht werden. Der Preis des betrachteten Produkts p t wird nicht nur durch die in dieser Periode produzierte Menge q At (1) und die in dieser Periode für den Verbrauch nachgefragte Menge q tN (2) bestimmt, sondern auch durch das Angebot aus Lagerhaltung q LA
(3)
t
und die Nachfrage für Lagerhaltungszwecke q LN
(4). Aufbau und Abbau von Lagern werden
t
aber nicht nur durch die Preishöhe in der laufenden Periode bestimmt, sondern auch (über (6)
und (7)) durch die erwartete Preishöhe in der nächsten Periode p! t +1 , sowie durch die Lagerkosten. Häufig besteht eine funktionale Beziehung zwischen den erwarteten Preisen und den
Gegenwartspreisen ((5) und (8)). Erwarten die Lagerhalter, dass die Differenz zwischen dem
erwarteten Preis in der nächsten Periode und dem Gegenwartspreis größer ist als die Lagerkosten, so werden sie dazu tendieren, Lager aufzubauen. Die Folge wird sein, dass aufgrund
der erhöhten Nachfrage p t steigt. Gleichzeitig werden die erhöhten Lagermengen Druck auf
die erwarteten Preisen p! t +1 ausüben. p t wird steigen und p! t +1 fallen, bis die Differenz zwischen diesen Preisen genau die Lagerkosten deckt und kein weiterer Anreiz zum Aufbau von
Lagerbeständen besteht. Umgekehrt wird das Verhalten der Lagerhalter zu einer gleichgewichtigen Beziehung zwischen p t und p! t +1 führen, wenn die Differenz zwischen diesen Preisen zunächst kleiner ist als die Lagerkosten.
Schaubild 1: Zusammenhang zwischen Preisen im Zeitablauf
4
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
q
s
q
t
(1)
LA
q
t
(5)
(2)
q
D
p
(8)
x
(7)
(4)
t
qs
D
LA
t+1
p t+1
t+1
q LD
t
q
t
q
(6)
(3)
p
s
t+1
q
(9)
D
t+1
q
LD
t+1
= produzierte Menge
= verbrauchte Menge
q LA = Angebot aus Lagerabbau
q LD = Nachfrage für Lageraufbau
p
p
= tatsächlicher Marktpreis
x
=erwarteter Marktpreis
Die in der Zukunft erwarteten Preise können darüber hinaus auch direkt die Nachfrage
für Konsumzwecke in der laufenden Periode beeinflussen (9). Erwarten die Konsumenten
z.B., dass der Preis für ein bestimmtes Gut in der nächsten Periode wesentlich höher sein
wird als in der laufenden Periode, so können sie dazu neigen, den Kauf des Gutes vorzuziehen und zukünftigen Konsum in der Gegenwart zu realisieren.
Da das Angebot in der nächsten Periode aufgrund der Besonderheiten des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses auf Entscheidungen in der laufenden Periode zurückgeht,
haben Gegenwartspreis p t und Preiserwartung p! t +1 auch einen Einfluss auf das Angebot in
der nächsten Periode q At+1 (10)2. Natürlich hängt auch die in der nächsten Periode zur Verfügung stehende Lagermenge q LA
t +1 (11) von den gegenwärtigen Lagerentscheidungen, und somit auch von p t und p! t +1 ab. q At+1 und q LA
t +1 üben wiederum einen Einfluss auf den tatsächlichen Preis in der nächsten Periode aus (12 und 13).
5
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
Wie ausgeprägt im einzelnen die Beziehungen in Schaubild 1 wirken und wie eng
damit der Zusammenhang zwischen Gegenwarts- und Zukunftspreisen ist, hängt von den
Besonderheiten der einzelnen Produkte und Märkte ab. Im folgenden wird dieser Zusammenhang näher untersucht.
2.
Intertemporaler Preiszusammenhang für lagerfähige Produkte
Sind Produkte lagerfähig, so hat der Produzent oder der Händler, der über das Produkt
in einer bestimmten Periode verfügt, die Alternative, dieses Produkt in der laufenden oder
auch in den nächsten Perioden anzubieten. Seine Verkaufsentscheidung wird zum einen von
der Differenz zwischen erwartetem Zukunfts- und Gegenwartspreis und zum anderen von der
Höhe der Zins- und Lagerkosten abhängig sein. Hinzu kommt, dass nicht allein der Erwartungswert der zukünftigen Preise entscheidend ist, sondern auch die Sicherheit der Preiserwartungen. Lagerhaltung beinhaltet eine risikobehaftete Investition und wird daher im Regelfall nur dann vorgenommen, wenn die Differenz zwischen erwartetem Zukunfts- und Gegenwartspreis auch eine Risikoprämie enthält. Lagerhaltung führt somit bei lagerfähigen Produkten zu einer Verknüpfung von Gegenwarts- und Zukunftsmärkten. Diese Zusammenhänge
können wie folgt erläutert werden. Würde z.B. gelten:
p! t +1 − p t
>z+l+r
pt
(1)
bzw.
p! t +1 > p t (1 + z + l + r)
mit:
(2)
p! t +1 = der erwartete Preis der Periode t+1,
p t = der Gegenwartspreis (Periode t),
z = der Zinssatz,
l = die Lagerkosten pro Einheit und Periode und
r = die Risikoprämie,
so wäre der Markt nicht im Gleichgewicht. Es würde sich für Lagerhalter lohnen, das Produkt
in unbegrenzter Menge auf Lager zu nehmen. Die Nachfrage wäre daher bei sicheren Preiserwartungen unendlich hoch. Gleichzeitig hätten die Erzeuger des Produkts ein Interesse daran,
-----------------------------------------------2
Denken Sie hier z.B. an den sog. Schweinezyklus.
6
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
ihre Produktion möglichst auf die nächste Periode zu verlagern, indem sie die gegenwärtige
Produktion drosseln bzw. hinauszögern. Das kann als eine Art indirekte Lagerhaltung betrachtet werden und ist nicht bei allen Agrarprodukten ohne weiteres möglich. Ersteres, d.h.
die Lagerung bereits erzeugter Produkte, ist aber per definitionem bei lagerfähigen Produkten
möglich. Dieses Verhalten der Nachfrager und Anbieter hätte steigende Gegenwartspreise
zur Folge. Gleichung (1) kann somit nicht mit einem stabilen Marktgleichgewicht vereinbar
sein.
Im Marktgleichgewicht kann auch nicht gelten:
p! t +1 − p t
<z+l+r
pt
(3)
bzw.
p! t +1 < p t (1 + z + l + r) .
(4)
Da der Gegenwartspreis in (3) höher liegt als der abdiskontierte erwartete Preis, wäre es für
die Erzeuger und Lagerhalter profitabel, die Förderung auszudehnen bzw. die Lagermengen
zu reduzieren. Das erhöhte Angebot würde zu einer Preissenkung in der Gegenwart führen
und die Differenz zwischen erwartetem Preis und Gegenwartspreis verringern. Im Gleichgewicht muss sich daher eine Situation einstellen, bei der gilt:
p! t +1 − p t
=z+l+r
pt
(5)
bzw.
p! t +1 = p t (1 + z + l + r) .
(6)
Diese Überlegungen können am konkreten Beispiel der Ölpreisbildung illustriert werden. Das weltweite Rohölvorkommen ist begrenzt. Es werden daher gelegentlich pessimistische Stimmen laut, die in der Zukunft einen starken Anstieg der Erdölpreise erwarten. In der
Realität sind für nicht nachwachsende Rohstoffe, wie z.B. Rohöl, im Zeitablauf Preissteigerungen eingetreten, die die Zins- und Lagerkosten bei weitem überstiegen. Es hätte sich
daher zu bestimmten Zeitpunkten rentiert, Öl auf Lager zu nehmen und in späteren Perioden
zu verkaufen. Aufgrund unserer obigen Überlegungen hätte man aber eine solche Entwicklung nicht erwarten können. Wäre diese Preisentwicklung mit Sicherheit prognostiziert worden, so hätte das gesamte verfügbare Kapital in den Kauf von Rohöl investiert werden müs-
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
7
sen, um die höchste Rendite zu erzielen. Als Folge dessen wären die Ölpreise der Gegenwartsperiode ebenso wie die Zinssätze sehr stark gestiegen. Beides hätte zu einer Einengung
der Preisrelation zwischen Zukunfts- und Gegenwartspreisen geführt.
Wenn es eine solche Entwicklung nicht gegeben hat, deutet dies auf unsichere Preiserwartungen hin. Es kann keine sicheren Prognosen geben, die besagen, dass die Wachstumsrate der Preise eines Produkts über der Höhe der Zinssätze und der dem Produkt entsprechenden Lagerkosten liegt. Zukünftige Marktpreise beruhen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen immer auf Erwartungen und können daher nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden.
Es kann daher sein, dass die tatsächliche Preisentwicklung ex post sowohl die Möglichkeit zu
profitabler Verzögerung der Förderung von Rohöl als auch zur Lagerung von Rohöl gegeben
hätte, dass aber ex ante dies durchaus nicht sicher war3.
3.
Intertemporaler Preiszusammenhang für nicht lagerfähige Produkte, die zu la-
gerfähigen Produkten eine enge substitutive Beziehung im Verbrauch oder der Produktion haben
Oben wurde gezeigt, dass der intertemporale Preiszusammenhang für lagerfähige
Produkte durch die Lagerhaltungskosten entstehen. Diese Lagerhaltungskosten können als
die Kosten des Transfers eines Gutes in der Zeit interpretiert werden. Nun könnte man erwarten, dass für Produkte, die nicht in der Zeit transferiert werden können, weil sie – wie z.B.
Frischeier - nicht oder nur sehr begrenzt lagerfähig sind, kein intertemporaler Preiszusammenhang besteht. Doch auch für solche Produkte wird es einen intertemporalen Preiszusammenhang geben, wenn sie auf der Produktions- oder Verbrauchsseite einen engen Zusammenhang zu lagerfähigen Produkte haben. Der Preis für Eier wird z.B. auf der Angebotsseite
vornehmlich durch die Kosten der Futtermittel bestimmt. Da die Futtermittel aber lagerfähig
sind und damit ihre Preise einen intertemporalen Zusammenhang aufweisen, kann der Produzent von Eiern auch abschätzen, welche Kosten ihm zukünftig entstehen werden. Orientiert er
sich an diesen Kosten, so besteht gleichzeitig ein Preiszusammenhang zwischen den heutigen
und den zukünftigen Eierpreisen.
3
Am Rande sei vermerkt, daß in den Tageszeitungen Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre während der Ölpreisschocks Lagerkapazitäten für Öl angeboten wurden. Investoren wurden eingeladen, Öl
zu kaufen und zu lagern, um durch späteren Verkauf Gewinne zu erzielen. Die tatsächliche Preisentwicklung
für Rohöl hat gezeigt, daß die Erwartungen nicht bestätigt wurden.
8
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
4. Zur saisonalen Entwicklung der Weltmarktpreise für Getreide
Aus Gleichung (6) wird ersichtlich, dass die Differenz zwischen p! t +1 und p t zu einem
gegebenen Zeitpunkt stets positiv sein muss, damit Waren in Periode t gelagert und in Periode t+1 ausgelagert werden. Es muss aber nicht gelten, dass im Zeitablauf, z.B. innerhalb eines Jahres, die Preise nur steigen, d.h. dass stets p t +1 > p t . Die saisonale Entwicklung der
Weltmarktpreise für Getreide zeigt z.B. keine ausgeprägte Saisonfigur (siehe Schaubild 2).
Dieser Sachverhalt soll im folgenden etwas näher dargestellt werden.
Schaubild 2: Die Entwicklung der monatlichen Getreidepreise auf dem Weltmarkt und
in der EU seit 1977 (in DM/t)
Preisnotierungen bedeutender Weizenexporteure in US$/T.
(Jan. 1980 bis Okt. 1997 auf fob Basis)
350
Argentinien (Trigo Pan)
300
Australien (Standard Wheat)
Canada (Western Red Spring)
250
United States (Hard Red Winter)
200
150
100
50
11.04.97
05.04.96
31.03.95
25.03.94
19.03.93
13.03.92
08.03.91
02.03.90
24.02.89
19.02.88
13.02.87
07.02.86
01.02.85
27.01.84
21.01.83
15.01.82
09.01.81
04.01.80
Quelle: IWC, Market Report, versch. Jgg.
Übersicht 1 zeigt, dass in jedem Monat des Kalenderjahres irgendwo auf der Welt geerntet wird. Man könnte daher vermuten, dass es aus diesem Grund keine Saisonfigur der
Weizenpreise auf dem Weltmarkt gibt. Eine nähere Untersuchung zeigt aber, dass die Erntemenge in den einzelnen Monaten nicht stets dem Verbrauch in diesen Monaten entspricht. In
einigen Monaten des Jahres ist die Ernte weltweit höher als der Verbrauch und umgekehrt.
Weizen wird z.B. vornehmlich auf der nördlichen Halbkugel produziert und im dritten Quartal geerntet. Die Nachfrage ist dagegen im Jahresverlauf monatlich in etwa gleich. In den
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
9
Monaten August bis September z.B. übersteigt das Ernteangebot den monatlichen Verbrauch
erheblich. Es ergibt sich daher die Notwendigkeit, durch Lagerhaltung das Angebot während
des Jahres zu stabilisieren. Wenn aber Lagerhaltung notwendig ist, könnte man vermuten,
dass im Jahresablauf die Preise steigen und damit die Lagerhalter für ihre Kosten entgolten
werden. Wie aber bereits dem Schaubild 2 zu entnehmen war, liegt trotzdem keine ausgeprägte Saisonfigur vor. Dies kann wie folgt erklärt werden.
Übersicht 1: Erntekalender für Weizen in ausgewählten Ländern
Land
Ernteperiode für Weizen
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Europa
Dänemark
Frankreich
Deutschland
Italien
Niederlande
Großbritannien
Spanien
Schweden
Bulgarien
Tschechei/Slovakei
Ungarn
Polen
Rumänien
Ehem. UdSSR Nord
Ehem. UdSSR Süd
Amerika
Kanada
Mexiko
USA Nordstaaten
USA Südstaaten
Argentinien
Brasilien
Chile
Peru
Uruguay
Asien
Afghanistan
China
Indien
Irak
Pakistan
Türkei
Afrika
Algerien
Ägypten
10
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
Land
Ernteperiode für Weizen
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Äthiopien
Kenia
Marokko
Südafrika
Tunesien
Ozeanien
Australien
Neuseeland
Quelle: World Wheat Council.
Nach der Ernte auf der nördlichen Halbkugel - hier liegen die Hauptexportregionen,
die auch Lagerhaltung betreiben - wird Getreide auf Lager genommen, um damit das Jahresangebot zu stabilisieren und auch Vorsorge für Jahre mit unterdurchschnittlicher Ernte zu
treffen. Es werden also sowohl die sog. working stocks als auch die sog. carry-over stocks
geplant. Die working stocks dienen dazu, das Angebot innerhalb eines Jahres zu glätten, während die carry-over stocks dazu dienen sollen, Lagermengen in das nächste Wirtschaftsjahr
zu übertragen. Der Sachverhalt kann durch Schaubild 3 verdeutlicht werden.
Schaubild 3: Auswirkung einer überdurchschnittlichen Ernte auf die Preisentwicklung
Preise
Preispfad durchschnittlicher Ernte in allen Perioden
Preispfad bei überdurchschnittlicher
Ernte in Periode 0t
p''t
0
p't
p't
1/2
p''t
1/2
Preispfad bei überdurchschnittlicher Ernte
in Periode t1
0
t0
t 1/2
t1
t2
t3
Zeit
Aus Vereinfachungsgründen wird angenommen, dass im Zeitablauf bei durchschnittlicher
Ernte ein konstanter Getreidepreis erwartet wird. Dieses soll der durchschnittliche Jahrespreis
sein, wobei innerhalb eines Jahres Preisunterschiede entsprechend den Lagerkosten auftreten
können. Fällt die Ernte in der Periode t0 überdurchschnittlich aus, so bestände die Möglichkeit, die gesamte Ernte in diesem Jahr auf den Markt zu bringen und dadurch einen Preisver-
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
11
fall bis zur Höhe p′t0 herbeizuführen. Potentielle Lagerhalter würden aber bemerken, dass die
Preisdifferenz zwischen dem erwarteten Preis in der Periode t1 und dem gegenwärtigen
Marktpreis größer ist als die Lagerkosten. Sie würden daher geneigt sein, in der Periode t0
Getreide für Lagerzwecke nachzufragen und in der Periode t1 anzubieten. Sie würden damit
in der Periode t0 zu einer preiselastischeren Nachfrage beitragen und damit den Preisverfall
dämpfen. Im Schaubild 3 wird angenommen, dass der Preis aufgrund dieser Nachfrage für
Lagerzwecke lediglich auf die Höhe p′′t0 sinkt.
Durch den Aufbau von Lagerhaltung in der Periode t0 kann das Angebot in den folgenden Perioden trotz durchschnittlicher Ernte höher ausfallen. Im Schaubild wurde angenommen, dass die Lagerhaltung über die Perioden t1 bis t3 abgebaut wird und daher in den
Perioden t1 und t2 die Preise unter der Höhe liegen, bei der sie bei durchschnittlicher Ernte
liegen würden. Der Segen einer guten Ernte in der Periode t0 wird damit über drei Perioden
verteilt; mit der Wirkung, dass die Preise in diesen drei Perioden niedriger liegen als bei
durchschnittlicher Ernte.
Beim Aufbau der Lagerbestände in der Periode t0 liegen demnach ganz bestimmte
Preiserwartungen vor, und hinter diesen Preiserwartungen stehen bestimmte Erwartungen
über die zukünftige Produktion und zukünftige Nachfrage. Die Lagerhalter sind sich natürlich
im klaren darüber, dass diese im Zeitpunkt t0 erwartete Preisentwicklung - wie sie durch den
Preispfad bei durchschnittlicher Ernte in t0 dargestellt wird - in Wirklichkeit mit großer
Wahrscheinlichkeit nicht auftreten wird. Es könnte z.B. sein, dass zum Zeitpunkt t0,5 neue
Informationen über die wahrscheinliche Ernte in der Periode t1 bekannt werden. Beinhalten
diese Informationen, dass die Ernte in t1 nicht durchschnittlich, sondern auch überdurchschnittlich sein wird, so können die Lagerhalter nicht damit rechnen, dass die Preisdifferenz
zwischen der Periode t1 und t0 in der Realität so ausfallen wird, wie sie das zum Zeitpunkt t0
erwartet hatten. Für die Lagerhalter wäre es zum Zeitpunkt t0,5 günstiger, wenn sie geringere
oder gar keine Lagerbestände hätten. Die vorherigen Entscheidungen werden aufgrund neuer
Informationen revidiert. Die Lagerhaltung muss den neuen Informationen angepasst, d.h.
reduziert werden. Im Schaubild 3 wird z.B. angenommen, dass die Lagerbestände so weit
reduziert werden, dass der Preis zum Zeitpunkt t0,5 von p′t0,5 auf p′′t0,5 fällt. Bei diesen Lagerbeständen erwarten die Lagerhalter eine Preisentwicklung - wie sie durch den Preispfad bei
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
12
überdurchschnittlicher Ernte in t1 dargestellt wird -, die ihre Lagerkosten deckt.
Da zu jedem späteren Zeitpunkt neue Informationen über den Ernteausfall in den unterschiedlichen Regionen der Welt verfügbar werden, müssen die Lagerhaltungsentscheidungen von Zeit zu Zeit revidiert werden. Dies kann dazu führen, dass Lager auf- oder abgebaut werden. Jede neue Information wird daher zu einem Preissprung im erwarteten Preispfad
führen. Daher ist es einleuchtend, dass die Preise keine kontinuierliche Entwicklung aufweisen, und eine stabile und eindeutige Saisonfigur der Weltgetreidepreise nicht zu beobachten
ist.
5 Zur Differenzierung der Lagerkosten
Bei staatlichen Eingriffen auf den Agrarmärkten wird häufig unterstellt, dass es möglich ist, eine zeitliche Differenzierung der Preise so vorzunehmen, dass die Lagerkosten
durch die Preisunterschiede gedeckt werden. Man könnte vermuten, dass die Lagerkosten
relativ leicht zu ermitteln sind, und dass daher auch die zeitlichen Preisunterschiede, die die
Lagerkosten decken sollten, leicht festgelegt werden können. In Abschnitt 2 (Gleichung (6))
wurde aber gezeigt, dass im Gleichgewicht der Unterschied zwischen dem erwarteten Preis in
Periode t+1 und dem Preis in der gegenwärtigen Periode t nicht nur durch die Lagerkosten
( l ), sondern auch durch den Zinsanspruch des eingesetzten Kapitals für den Kauf der Ware
von t bis t+1 ( z ), sowie eine Risikoprämie ( r ) bestimmt wird. Ferner kann, wie weiter unten
erläutert wird, der sog. ‚convenience yield‘ einen Einfluss auf die intertemporale Preisbildung ausüben. Diese einzelnen Kostenelemente sollen im folgenden kurz diskutiert werden.
5.1 Zinsanspruch des eingesetzten Kapitals für den Kauf der Ware bis zum Wiederverkauf der Ware
Der Zinsanspruch richtet sich nach den Opportunitätskosten des Kapitals. Diese Opportunitätskosten können für die einzelnen Lagerhalter sehr unterschiedlich sein, je nachdem,
ob sie Fremdkapital einsetzen oder mit Eigenkapital die Lagerbestände finanzieren. Bekanntlich gibt es eine Differenz zwischen Haben- und Sollzinsen. Diese Differenz kann zu erheblichen Kostenunterschieden bei der Lagerhaltung führen.
In der EU waren die Zinskosten von Land zu Land, aufgrund mangelnder Harmonisierung der Fiskal- und Geldpolitiken zwischen den Mitgliedsländern, oft sehr unterschiedlich.
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
13
In den letzten Jahren ist eine Zinskonvergenz zumindest in den Kernländern der EU zu beobachten, und die Bildung der Europäischen Währungsunion dürfte die Unterschiede zwischen
den Zinskosten, zumindest in den Teilnehmerländern, begrenzen. Dennoch können Unvollkommenheiten der Kapitalmärkte weiterhin dazu führen, dass die Zinskosten für einzelne
Regionen und Länder innerhalb der EU und international differieren. In einigen Transformationsländern, wie z.B. der Ukraine, liegen die Realzinsen seit mehreren Jahren im zweistelligen Bereich. Unter solchen Umständen sehen Lagerhalter kaum Möglichkeiten, Gewinne zu
erzielen, und dem zu Folge wird die Lagerhaltung oft vom Staat übernommen.
5.2 Kosten der physischen Lagerung
Als Bestandteile der Lagerkosten gelten die Kosten, die mit der Nutzung physischer
Lagerräume verbunden sind (Miete) sowie Personal-, Energie- und Versicherungskosten.
Ferner entstehen beim Lagern Kosten für die Ein- und Auslagerung sowie Lagerverluste, die
sowohl die Qualität als auch die Quantität des gelagerten Gutes betreffen können.
Die Kosten für die Miete können nicht einfach aus den historischen Investitionskosten
der Lagerkapazitäten abgeleitet werden. Entscheidend für die Lagerkosten sind die Opportunitätskosten, die sich aus den alternativen Verwendungsmöglichkeiten der Lagerkapazitäten
ergeben. Wie bei den Zinsen gilt auch hier, dass diese alternativen Verwendungsmöglichkeiten von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sind. Sie hängen z.B. davon ab, ob man eine vorhandene Lagerkapazität auch für andere Getreidearten oder andere Agrarprodukte gewinnbringend verwenden könnte. Auch die Mietkosten können saisonal schwanken, wie z.B. in
Abhängigkeit von einer saisonal schwankenden Nachfrage nach Lagerkapazitäten. Die Versicherungskosten hängen einmal von der Höhe der investierten Summe ab und variieren demnach mit dem Preis des gelagerten Getreides. Zum anderen weichen sie aber auch von Land
zu Land aufgrund unterschiedlicher versicherungsrechtlicher Regelungen voneinander ab.
Ähnliches gilt auch für die Personalkosten, die zwischen den Ländern (Wiederholung) erhebliche Unterschiede aufweisen können.
Auch bei den Kosten für Ein- und Auslagerung gilt, dass die Opportunitätskosten entscheidend sind. Diese Opportunitätskosten können je nach Lagerhalter und Zeit der Ein- und
Auslagerung sehr unterschiedlich sein. Wird die Einlagerung z.B. auf den landwirtschaftlichen Betrieben selbst vorgenommen und erfolgt die Auslagerung während wenig arbeitsintensiven Zeiten , dann sind die Kosten der Auslagerung relativ niedrig, wogegen allerdings
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
14
die der Einlagerung möglicherweise relativ hoch sind.
5.3 Risikoprämien
Die Höhe der Risikoprämie hängt zum einen von der Sicherheit der Preiserwartung in
den Perioden nach der Einlagerung ab und zum anderen von der Risikofreudigkeit des Lagerhalters. Generell gilt für risikoaverse Lagerhalter, dass die Risikoprämie um so höher sein
wird, je unsicherer die Preiserwartungen sind. Wenn der Staat z.B. durch unvorhersehbare
Eingriffe auf den Märkten zu unsicheren Preiserwartungen beiträgt, dann wird hierdurch der
Lagerumfang bei gegebenen erwarteten Preisdifferenzen reduziert. Wenn andererseits der
Staat durch zeitlich differenzierte Aufkaufpreise zu sicheren Preiserwartungen beiträgt, verringert sich die Risikoprämie. Daher wird in diesem Fall bei gegebenen erwarteten Preisdifferenzen(s.o.) ein größerer Lagerumfang geplant werden.
5.4 Convenience yield
Unter dem ‚convenience yield‘ werden Erträge (also negative Kosten) verstanden, die
der Lagerhalter aus der sofortigen Verfügbarkeit von gelagerter Ware ziehen kann. Lagerhaltung zum Zweck der Erzielung eines convenience yields kann genauso begründet werden wie
Kassenhaltung von Bargeld, und zwar um Spekulationskäufe tätigen zu können. Durch die
sofortige Verfügbarkeit von Ware oder Geld kann es möglich sein, gewinnbringende Geschäfte abzuschließen oder auch unvorhergesehene Verluste aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Ware oder Liquidität zu vermeiden.
Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Grenzkosten eines einzelnen
Lagerhalters mit zunehmendem Lagerumfang ansteigen werden. Bei relativ knappem Lagervorrat können sie sogar negativ werden. Dies sei mit Hilfe von Schaubild 4 veranschaulicht.
Schaubild 4: Grenzkosten der Lagerhaltung als Funktion des Lagerumfangs
15
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
p* -p
t+1
t
GNK=BK+RZ-cy
RZ,cy
BK,NK
GNK
cy
RZ
GNK
BK
BK
NK
0
RZ
cy
L
GNK
NK
= convenience yield
cy
RZ
= Risikozuschlag
BK
= Bruttogrenzkosten der Lagerhaltung
NK
= Nettogrenzkosten der Lagerhaltung
GNK
= Gesamtnettogrenzkosten der Lagerhaltung
L
p* -p
t+1
= Lagerumfang
t
= Differenz zwischen dem tatsächlichem Preis in der
Periode t und dem erwartetem Preis in der Periode
t+1
Wenn angenommen werden kann, dass der Zinsanspruch ( z ) sowie die Kosten der
physischen Lagerung ( l ) konstant sind und der convenience yield ( cy ) ebenso wie die Risikoprämie ( r ) vernachlässigt wird, so sind die Grenzkosten der Lagerung unabhängig vom
Lagerumfang. Im Schaubild 4 werden diese Grenzkosten durch ( z + l ) dargestellt.
Berücksichtigen wir aber den convenience yield, so sind die Grenzkosten der Lagerhaltung
bei geringem Lagerumfang geringer als ( z + l ); sie nähern sich ( z + l ) mit steigendem
Lagerumfang an. Der Verlauf der Grenzkostenkurve der Lagerhaltung entspricht dann der
mit ( z + l - cy ) gekennzeichneten Kurve. Wenn die Risikoprämie berücksichtigt wird,
verändern sich die Grenzkosten der Lagerhaltung weiter. Eine Risikoprämie wird
insbesondere dann als Element der Grenzkosten der Lagerung auftreten, wenn der
Lagerumfang sehr hoch ist und zum Zeitpunkt der Einlagerung der Preis der zukünftigen
Periode eine unsichere Größe ist. Die Risikoprämie kann daher zum Teil ebenso wie der
convencience yield als Funktion des Lagerumfangs aufgefasst werden; unterscheidet sich
vom convenience yield aber dadurch, dass sie mit zunehmendem Lagerumfang steigt. Für
einen Lagerhalter, der einen relativ kleinen Umfang seines Kapitals durch die Lagerung
seiner Ware gebunden hat, bedeutet ein unerwarteter Preisverfall einen relativ geringen
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
16
Preisverfall einen relativ geringen Verlust. Er wird deshalb bei den Kosten der Lagerung nur
eine kleine Risikoprämie berücksichtigen und diese höher veranschlagen, je mehr der relative
Lagerumfang wächst. Die Risikoprämie pro gelagerter Einheit könnte zum Beispiel einen
Verlauf aufweisen, der durch ( r ) im Schaubild 4 aufgezeigt wird. In diesem Fall würde sich
ein Verlauf der Grenzkosten der Lagerhaltung insgesamt ergeben, wie er im Schaubild 4
durch ( z + l - cy + r ) gekennzeichnet ist.
Aus dieser Betrachtung kann zweierlei entnommen werden:
!
Die Grenzkosten der Lagerhaltung werden für die einzelnen Lagerhalter unterschiedlich
sein. Alle oben genannten Komponenten dieser Grenzkosten (Zinsanspruch, physische
Kosten, convenience yield und Risikoprämie) werden von Lagerhalter zu Lagerhalter unterschiedlich sein.
!
Man kann nicht erwarten, dass sich bei einer bestimmten Differenz zwischen Gegenwartspreis und erwartetem Preis in einer zukünftigen Periode ein ganz bestimmter Lagerumfang einstellen wird. Da der Lagerumfang nicht nur von der erwarteten Preisdifferenz, sondern auch von der Sicherheit der Erwartungen (Risikoprämie) und dem
convenience yield abhängt, kann der Lagerumfang bei gegebener Differenz der Preise
sehr unterschiedlich sein.
Oben wurden die Grenzkosten der Lagerhaltung für einen individuellen Lagerhalter
abgeleitet. Um die Grenzkosten der gesamten Lagerhaltung auf einem Markt zu ermitteln,
sind die individuellen Grenzkosten der Lagerhaltung zu aggregieren. Der Preis für die Lagerhaltung, der sich auf dem Markt durch Angebot und Nachfrage nach Lagerhaltung einstellt,
ergibt sich dann durch die Grenzkosten des Grenzlagerhalters.
Diese Betrachtung dürfte deutlich gemacht haben, dass es für die Administration eines
Landes kaum möglich sein wird, die privaten Grenzkosten der Lagerhaltung richtig zu identifizieren und damit eine zeitliche Staffelung der Preise so vorzunehmen, dass gerade die
Grenzkosten der Lagerhaltung des Grenzlagerhalters gedeckt werden. Dennoch haben dies
viele Länder, darunter auch die EU, wiederholt versucht. In der EU werden die Interventionspreise für Getreide in Laufe des Wirtschaftsjahrs monatlich um die sog. Reports (auf Englisch ‚monthly increments‘) angehoben. Vor allem in den 70er und 80er Jahre, als die Interventionspreise eine bestimmende Rolle bei der Getreidepreisbildung in der EU gespielt ha-
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
17
ben, hat das System der Reports zu einem sehr regelmäßigen saisonalen Preismuster in der
EU geführt (siehe Schaubild 2). Es muss davon ausgegangen werden, dass die Grenzkosten
der Grenzlagerhalter gerade durch die Reports gedeckt werden; alle anderen Lagerhalter
können dagegen zu niedrigeren Grenzkosten lagern und werden daher durch die Reports überkompensiert.
Stichworte:
intertemporaler Preiszusammenhang
lagerfähige und nicht-lagerfähige Produkte
Preiserwartungen
Lagerhaltungskosten
Risikoprämie
Saisonfigur
working stocks
carry-over stocks
convenience yield
Weiterführende Literatur
5.3 Zeitliche Integration: Intertemporale Preiszusammenhänge
18
Übungsaufgaben:
1. Als Bedingung für die Realisierung des Stabilisierungs- und Versorgungsziels steht in
einem Projektbericht folgende Aussage: "Das Projektziel ist erreicht, wenn in allen Regionen der Unterschied zwischen den staatlich festgesetzten konstanten und den tatsächlichen
Marktpreisen für Nahrungsmittel weniger als 20% beträgt". Diskutieren Sie die Implikationen dieser Aussage.
2. Zeigen Sie die Bedingung für eine optimale intertemporale Preisbildung in einer geschlossenen und einer offenen Volkswirtschaft. Wann ist es für eine Volkswirtschaft gewinnbringend, Überschüsse in t auszuführen, um den späteren Bedarf in t+1 einzuführen? Unter welcher Bedingung kann es sich für ein Land lohnen, zum Zeitpunkt t zu importieren
und zu einem späteren Zeitpunkt t+1 zu reexportieren?
3. Diskutieren Sie die Lagerhaltung und den Außenhandel als Versorgungs- und Stabilisierungsstrategien auf den Nahrungsmittelmärkten in Entwicklungsländern am Beispiel
eines Küstenlandes und eines Binnenlandes. Gehen Sie davon aus, dass beide Länder die
gleichen Produktions- und Verbrauchsstrukturen aufweisen. In welchem der beiden wird
die optimale Lagermenge höher sein?
4. Die Preise in der EU steigen um die monatlichen Zuschläge auf die Interventionspreise,
während sich die Preise auf dem Weltmarkt kaum ändern. Diskutieren Sie, warum die EU
als großes Handelsland aus Budget- und Wohlfahrtsgründen so früh wie möglich exportieren sollte. Welche sind die optimalen Bedingungen zur Maximierung der EU-Exportgewinne?
5. Die EU hebt die Interventionspreise monatlich an, um die Kosten der privaten Lagerhalter
zu decken. Welche Auswirkungen hat dies auf das Verhalten privater Exporteure? Wie
wirkt sich das auf die Instabilität der Weltmarktpreise für die betroffenen Güter aus?
6. Erörtern Sie die Implikation der EU-Osterweiterung auf die Saisonfigur der Preise auf
dem Gemüse- und Obstmarkt.
7. Änderungen der EU-Agrarpreispolitik haben zu einer Abnahme der Stabilisierungsfunktion der Interventionspreise geführt. Ein regionaler Bauernverband in Deutschland plant daher, durch die Bildung eines regionalen Stabilisierungsfonds die Preise für Butter zu stabilisieren. Diskutieren Sie dieses Vorhaben!
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