Limitpreis-Strategie zur Abwehr eines großen potentiellen Konkurrenten bei unvollständiger Information (nach Milgrom/Roberts 1985) Modellannahmen: 1. Etablierter Anbieter 1 hat hohe oder niedrige Kosten, die nur er selbst kennt. 2. Firma 2, der Herausforderer als potentieller Marktteilnehmer, vermutet mit subjektiver, aber fixierter Wahrscheinlichkeit w, dass 1 hohe Kosten hat, und mit WSK 1-w, dass 1 niedrige Kosten hat. 2 ist also unvollständig informiert. Firma 1 kennt die subjektive Wahrscheinlichkeit w von Firma 2. 3. Falls 1 tatsächlich niedrige Kosten hat, kann 2 nach Markteintritt keinen positiven Gewinn machen: G 2,n 0 . Falls 1 tatsächlich hohe Kosten hat, macht 2 nach Markteintritt einen positiven Gewinn: G 2,h 0 . 4. Signal von 1 an 2 hinsichtlich der Kosten von 1 = Preis p von 1. p ist entweder niedrig (pn) oder hoch (ph). Genauer: p ist entweder pn = gewinnmax. Preis von 1 bei niedriger Kostensituation von 1 oder ph = gewinnmax. Preis von 1 bei hoher Kostensituation von 1. 5. pn bedeutet für 2 das Signal, dass 1 niedrige oder hohe Kosten haben kann, da 1 evtl. seine wahren hohen Kosten gegenüber 2 verschleiern möchte. Und 1 hat tatsächlich Anreiz, seine wahren hohen Kosten zu verschleiern und pn zu setzen, weil 1 erwartet, daß die subjektive WSK w des 2 über die Kostensituation von 1 dadurch gleich bleibt - oder sogar 1 etwas kleiner wird - und damit der für 2 zu erwartende Gewinn G e2 wG 2,h 1 w G 2,n gleich bleibt oder sogar kleiner wird. 2 hat durch das Preissignal des 1 zumindest keinen größeren Anreiz einzutreten. Wir nehmen an, daß 2 sich aber nicht täuschen läßt: w bleibt unverändert bei Preissignal pn des 1. Damit w kleiner wird, müsste 1 einen Limitpreis pL < pn setzen. 6. ph bedeutet für 2 das Signal, daß 1 auf jeden Fall hohe Kosten hat. Das ist für die Eintrittsabsicht des 2 eher förderlich (s.u.). Modell: 2 Perioden: Periode 1: Firma 1 = Monopolist ist incumbent Periode 2: Firma 2 kann eintreten, wenn sie will: G e2 wG 2,h 1 w G 2,n ist der von 2 erwartete Gewinn. G2e 0 führt zu Eintritt von 2. G2e 0 führt nicht zu Eintritt von 2. G2e 0 ist Grenzfall. Fallunterscheidung: (A) Es sei G e2 0 . Dann: 1 setzt pn , und zwar sowohl, wenn 1 hohe, als auch wenn 1 niedrige Kosten hat. Dann bleibt G e2 0 , da 2 seine subjektive Erwartung w nicht erhöht, und 2 tritt nicht ein. Das lohnt sich für 1 natürlich nur, wenn die Gewinneinbuße durch pn im Fall von wahren hohen Kosten in der nächsten Periode durch eine eigene 2 Monopolstellung überkompensiert wird ( = *Bedingung). Sonst setzt 1 doch ph. Das nennt man ein „Pooling-Gleichgewicht“: Die Abwehrstrategie von 1 ist in beiden Fällen (hohe Kosten, niedrige Kosten) dieselbe, nämlich pn , solange die *Bedingung gilt. 2 tritt nicht ein und es bleibt bei der unvollständigen Information des 2. (B) Es sei G e2 0 . Dann weitere Fallunterscheidung: a) wahre hohe Kosten von 1: 1 setzt ph, da pn nur Verlust bringen würde und 2 seine subjektive WSK w doch nicht verändern würde, falls 1 pn setzen würde (s.o.). 2 tritt ein. (Damit w kleiner würde, müsste 1 einen Limitpreis pL < pn setzen. Das lohnt aber nur bei wirklich niedrigen Kosten von 1.) 1 lässt also bei eigenen hohen Kosten den Eintritt von 2 in Periode 2 zu und spielt ab dann Cournot, 2 ebenfalls, da Cournot ein selbststabilisierendes Gleichgewicht ist. b) wahre niedrige Kosten von 1: 1 setzt einen Limitpreis pL < pn und sendet so ein glaubwürdiges Abschreckungssignal an 2. 2 tritt nicht ein. „Separations-Gleichgewicht“: 1 wählt je nach seiner wahren Kostensituation eine andere Strategie, ph bzw. pL < pn, und offenbart so dem 2 seine wahren Kosten, d. h. 1 hebt die unvollständige Information des 2 auf. 2 tritt nur bei hohen Kosten von 1 und dem zugehörigen Signal ph ein. 3