Industrieökonomik Übungsaufgaben für die Klausur Sommersemester 2008 Frage 1 Betrachten Sie einen Monopolisten, der ein dauerhaftes Gut zu Grenzkosten von null herstellen kann. Wenn rt den Leasingpreis bezeichnet, den die Konsumenten pro Periode zu zahlen haben, dann ist die Nachfrage für die Leistungen des Gutes pro Periode gegeben durch yt = 1000 − rt mit t = 1, 2. Dabei bezeichnet yt die gesamte in Periode t angebotene Menge des dauerhaften Gutes. Gehen Sie davon aus, dass sowohl der Monopolist als auch die Konsumenten einen Diskontfaktor von 1 haben. 1.1 Wie hoch ist der optimale Leasingpreis pro Periode für einen Monopolisten, der nur least, d.h. vermietet? 1.2 Was sind die optimalen Preise für einen Monopolisten, der das Gut verkauft, sich aber an einen Preis in Periode 2 fest binden kann? 1.3 Wie hoch sind die optimalen Preise in den beiden Perioden, wenn der Monopolist das Gut verkauft, sich aber nicht an einen Preis in Periode 2 binden kann? Frage 2 Betrachten Sie zwei Firmen i = 1, 2, die mit den gleichen Kostenfunktionen C(yi ) = cyi ein homogenes Gut produzieren. Die Preis–Absatz Funktion ist gegeben durch P (y) = 1−y1 −y2 . Die Unternehmen befinden sich im Preiswettbewerb und interagieren unendlich oft auf dem Markt miteinander. Zukünftige Erträge werden mit dem Faktor δ diskontiert. 2.1 Welche Bedingung an δ muss erfüllt sein, damit die folgende Triggerstrategie eine Gleichgewichtsstrategie ist: ‘Wähle in jeder Periode den Monopolpreis, wenn jeder in der Vergangenheit immer den Monopolpries gesetzt hat. Anderenfalls setze den Preis gleich den Grenzkosten.’ 2.2 Angenommen, Unternehmen 2 kann erst mit einer Verzögerung von einer Periode auf ein Abweichen vom kollusiven Arrangement durch Firma 1 reagieren. Welche Konsequenzen hat das für die Stabilität des Kartells? Was geschieht, wenn diese Zeitverzögerung gegen unendlich geht? Frage 3 Zwei Firmen stellen differenzierte Güter her und konkurrieren mittels Preissetzung. Die Nachfragefunktion nach den beiden Gütern ist gegeben durch y1 (p1 , p2 ) = a − bp1 + ep2 , 1 y2 (p1 , p2 ) = a − bp2 + ep1 . Die Kostenfunktionen der beiden Firmen sind gegeben durch C1 (y1 ) = c1 y1 und C2 (y2 ) = c2 y2 . 3.1 Ermitteln Sie zuerst das Nash Gleichgewicht auf diesem Markt in allgemeiner Form und für die Werte a = 10, b = e = 1 sowie c1 = c2 = 3 und stellen Sie Ihr Ergebnis anhand der Reaktionsfunktionen grafisch dar. 3.2 Angenommen, Firma 1 kann die Kosten ihres Konkurrenten auf 6 erhöhen (da sie z.B. über einen wichtigen Input für Firma 2 verfügt). Ermitteln Sie das neue Gleichgewicht und die zugehörigen Gewinne. Lohnt sich eine solche Strategie für Firma 1? 3.3 Angenommen, die Erhöhung der Kosten des Konkurrenten verursacht Firma 1 selbst Kosten, so dass die neue Kostenstruktur gegeben ist durch c1 = 4 und c2 = 6. Vergleichen Sie das resultierende Gleichgewicht mit Ihren Ergebnissen der anderen Teilaufgaben. 3.4 Wie hoch könnten die Kosten von Firma 1 steigen, bevor die Strategie der Erhöhung der Kosten des Konkurrenten nicht mehr lohnend ist? Frage 4 Zwei identische Firmen 1 und 2 stehen im Cournot–Wettbewerb. Die Preis–Absatz Funktion in diesem Markt ist gegeben durch p(Y ) = a − Y, wobei Y die insgesamt angebotene Menge bezeichnet. Die Grenzkosten sind konstant gleich c, wobei 0 < c < a. 4.1 Geben Sie die Gewinne der Firmen 1 und 2 im Cournot–Nash Gleichgewicht an. 4.2 Die beiden Firmen planen eine Fusion. Lohnt sich die Fusion für die beiden Firmen? Begründen Sie Ihre Antwort. 4.3 Angenommen, die beiden Firmen wissen, dass eine dritte Firma den Markteintritt plant, die mit den selben konstanten Grenzkosten c produzieren kann. Lohnt sich eine Fusion der Firmen 1 und 2 in diesem Fall? Würde die dritte Firma von der Fusion der Firmen 1 und 2 profitieren? Begründen Sie Ihre Antwort. 4.4 Jetzt nehmen Sie an, durch eine Fusion könnten die Firmen 1 und 2 Synergieeffekte nutzen und dadurch ihre Grenzkosten auf null senken. Unter welcher Bedingung an die Parameter a und c wäre in diesem Fall eine Fusion der Firmen 1 und 2 im Interesse dieser beiden Firmen? Würde Firma 3 von der Fusion profitieren? Begründen Sie Ihre Antwort. Frage 5 Die inverse Nachfragefunktion für ein Produkt sei gegeben durch P (Y ) = 250 − Y, 2 wobei P den Preis und Y das aggregierte Angebot bezeichnet. Das Produkt wird von zwei Cournot–Oligopolisten mit Grenzkosten von 100 angeboten. Beide Firmen können eine Summe K in eine Forschungsabteilung investieren, in der eine neue Technologie mit geringeren Grenzkosten entwickelt werden soll. Die Erfolgswahrscheinlichkeit einer solchen Forschung beträgt ρ ∈ [0, 1]. 5.1 Angenommen, der neue Produktionsprozess verursacht Grenzkosten in Höhe von 70. Geben Sie eine Bedingung an K und ρ an, für die 1. Keine Firma in eine Forschungsabteilung investiert, 2. Nur eine Firma eine Forschungsabteilung einrichtet und 3. Beide Firmen eine Forschungsabteilung aufbauen. 5.2 Kann es — gemessen an Konsumentenrente und Gewinnen — eine zu grosse Investition in Forschung und Entwicklung geben? Frage 6 In einem Markt mit n identischen Firmen, n > 2, gilt die Preis–Absatz Funktion p(y) = 72 − y. Die Kostenfunktion ist C(y) = 10y. 6.1 Angenommen, in dem Markt herrsche vollkommene Konkurrenz. Berechnen Sie die gehandelte Menge, den Marktpreis sowie die Gewinne der Firmen! Für die folgenden Teilaufgaben nehmen Sie an, der Firma 1 gelingt eine Prozessinnovation, die die Grenzkosten der Firma 1 auf c1 = 8 senkt. Firma 1 erhält auf diese Innovation ein Patent. Die Kosten aller anderen Firmen bleiben unverändert. 6.1 Handelt es sich um eine drastische oder nicht–drastische (kleine) Innovation? 6.2 Wieviel wird Firma 1 nach der Innovation verkaufen, und zu welchem Preis? Berechnen Sie den Gewinn der Firma 1 sowie die Konsumentenrente. 6.3 Um wieviel würde die Konsumentenrente nach Ablauf der Patentlaufzeit steigen? 6.4 Angenommen, es gäbe drei Perioden (danach wird der Markt geschlossen). Der Diskontfaktor sei gleich eins. Berechnen Sie die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt (Gewinn der Firma plus Konsumentenrente) für die Patentlaufzeiten von einem Jahr, zwei Jahren und drei Jahren. Welche Patentlaufzeit ist in diesem Modell optimal? Frage 7 Ein Monopolist produziert ein dauerhaftes Gut. Die Preis–Absatz Funktion lautet p(y) = 360 − y. Die Kosten der Produktion sind gleich null. Wir betrachten zwei Perioden. Der Diskontfaktor sei gleich eins. Angenommen, der Monopolist möchte das Gut in beiden Perioden verkaufen und intertemporale Preisdiskriminierung betreiben. In der ersten Periode verkauft er die Menge y1 zum Stückpreis p1 und in der zweiten Periode verkauft er die Menge y2 zum Stückpreis von p2 . 3 7.1 Bestimmen Sie die in Periode 2 angebotene Menge y2 , den Preis p2 sowie den Gewinn π2 in Abhängigkeit von y1 . 7.2 Bestimmen Sie die relevante Preis–Absatz Funktion für die erste Periode. 7.3 Bestimmen Sie den Gesamtgewinn des Monopolisten (über beide Perioden). 7.4 Jetzt nehmen Sie an, der Monopolist vermiete das Gut in jeder Periode. Zeigen Sie, dass er dadurch gegenüber dem Verkauf einen höheren Gesamtgewinn realisieren kann. Frage 8 Firma 1 ist Monopolist in einem Markt und entscheidet über ihre Kapazität k1 . Firma 2 erwägt einen Markteintritt. Falls Firma 2 eintritt, muss auch sie eine Kapazität k2 installieren. Die Firmen betreiben dann Cournot–Wettbewerb, wobei die angebotenen Mengen den Kapazitäten entsprechen. Die Preis–Absatz Funktion ist p(k1 , k2 ) = 120 − k1 − k2 . Die Kosten des Aufbaus von Kapazität sind K1 (k1 ) = 10k1 für Firma 1 und K2 = 20k2 für Firma 2. 8.1 Angenommen, Firma 1 entscheidet zuerst über ihre Kapazität, d.h. sie agiert als Stackelberg Führer. Berechnen Sie die Reaktionsfunktion der Firma 2. 8.2 Welche Kapazität k̂1 müsste Firma 1 installieren, damit Firma 2 nicht in den Markt eintritt, d.h. damit ihre beste Antwort eine Kapazität von null ist? 8.3 Berechnen Sie die Kapazitäten im Cournot–Nash Gleichgewicht. Würde sich die Abschreckung für Firma 1 lohnen? 8.4 Angenommen, Firma 1 installiert die Abschreckungskapazität k̂1 , aber Firma 2 tritt trotzdem mit einer Kapazität von k2 = 30 in den Markt ein. Wird Firma 1 in diesem Fall ihre installierte Kapazität voll auslasten? Begründen Sie Ihre Antwort. Frage 9 Betrachten Sie ein Patentrennen mit 3 Unternehmen, von denen jedes in der Lage ist, ein neues Produkt zu entwickeln, wenn es ein Forschungslabor einrichtet. Die Kosten des Forschungslabors betragen I. In diesem Fall beträgt die Wahrscheinlichkeit, das Produkt zu entwickeln α = 1/2. Der Wert des neuen Produktes beträgt V , wenn eine Firma erfolgreich ist, V /2 wenn zwei Unternehmen erfolgreich sind, und V /3 wenn alle Firmen erfolgreich sind. 9.1 Ermitteln Sie die erwarteten Gewinne eines Unternehmens, wenn 1, 2 bzw. alle 3 Unternehmen in ein Forschungslabor investiert haben. 9.2 Angenommen die Kosten des Forschungslabors betragen I = 1. Ermitteln Sie den minimalen Wert V ∗ , den das Produkt haben muss, damit jede Firma ein Forschungslabor einrichtet. 9.3 Angenommen, Unternehmen 3 verlässt den Markt und ein ausländischer Investor erwirbt die verbleibenden Firmen 1 und 2. Wie hoch ist der minimale Wert V ∗∗ , damit dieser Investor beide Forschungslabore beibehält, statt eines zu schließen und nur in einem Labor zu forschen? 4