Prof. Dr. Monika Schnitzer Übung Wettbewerbstheorie und -politik 1 WS 07/08 Basak Akbel Übungsblatt 2: Monopol Aufgabe 2.1 Nachdem lange Zeit der Wettbewerb unter Automobilhändlern europaweit sehr gering war, – Preisunterschiede bei Neuwagen lagen in manchen Marktsegmenten bei bis zu 30% – hat die EU seit 2002 eine neue Verordnung erlassen. Ziel dieser Verordnung ist es den Wettbewerb unter Automobilhändlern europaweit anzuregen. Hierzu wurde die Markenbindung der Händler aufgehoben und eine explizite Preisdiskriminierung im EU-Binnenmarkt verboten. Um die Auswirkungen dieser Regulierung hinsichtlich der Preisdiskriminierung zu beurteilen, betrachten Sie folgendes, stark vereinfachtes Modell: Ein deutscher Automobilhersteller agiert als Monopolist in einer Europäischen Union, die aus zwei Ländern, Deutschland und Belgien, besteht. Die Nachfrage nach Autos in Deutschland sei QD = 100 – 5pD, in Belgien sei sie QB = 80 – 10pB. Der Monopolist hat keine Kosten. a) Errechnen Sie die optimale Preis- und Mengenwahl des Monopolisten bevor die neue Regulierung in Kraft tritt. Gehen Sie dabei von der Annahme aus, dass der Hersteller seinen Händlern die Preise vorschreiben kann und die Händler zwischen deutschen und belgischen Autokäufern zu unterscheiden wissen und dies auch tun. Wie groß ist jeweils die Konsumentenrente und der Gewinn in den beiden Märkten? b) Vergleichen Sie die beiden Märkte: Wie lassen sich die Preisunterschiede erklären? c) Betrachten Sie die Situation nach 2002. Nun ist es dem Monopolisten 2002 nicht mehr möglich, in unterschiedlichen Ländern verschiedene Preise zu verlangen. Errechnen Sie hierfür die optimale Preis- und Mengenwahl des Monopolisten. Wie groß sind Konsumentenrente und Gewinn in diesem Fall? d) Wie ist die neue EU-Richtlinie vom Standpunkt der sozialen Wohlfahrt zu bewerten? Wer ist Gewinner und wer ist Verlierer? Aufgabe 2.2 Betrachten Sie die folgende vereinfachte Situation: Auf dem Markt für Luxusautomobile gibt es nur einen Anbieter, der in einer sehr geringen Stückzahl besonders hochwertige und vor allem langlebige Automobile produziert. Die potentiellen Käufer dieser Luxusmarke leben zwei Perioden (t = 1,2) lang. Der Automobilhersteller produziert die Luxusautomobile, die zwei Perioden lang funktionieren, zu Grenzkosten von 0. Es fallen keine weiteren Kosten der Produktion an. Die Nachfragefunktion der Konsumenten für eine Periode der Nutzung eines solchen Automobils ist D(p) = 80 – p. Der Hersteller steht nun vor der Entscheidung, welchen Preis er jeweils in den beiden Perioden für einen Neuwagen verlangt, und die Konsumenten entscheiden sich, ob und wann sie eine Luxuskarosse kaufen werden. Prof. Dr. Monika Schnitzer Übung Wettbewerbstheorie und -politik 2 WS 07/08 Basak Akbel Aufgabe 2.2 (Fortsetzung) a) Bestimmen Sie zunächst, welche Menge und welchen Preis der Monopolist in Periode 2 in Abhängigkeit von der in Periode 1 verkauften Menge an Luxuswagen wählen wird. Welchen Gewinn kann der Monopolist somit in der zweiten Periode in Abhängigkeit von der in Periode 1 verkauften Stückzahl erzielen? b) Bestimmen Sie nun den marginalen Konsumenten, der gerade indifferent ist zwischen dem Kauf eines Autos in Periode 1 und Periode 2. Stellen Sie anschließend die Gesamtgewinnfunktion des Herstellers für beide Perioden auf und bestimmen Sie die optimale Menge verkaufter Autos in beiden Perioden, die jeweiligen Preise in Periode 1 und 2 sowie den Gesamtgewinn. c) Angenommen, der Monopolist kann sich nun glaubhaft binden, nur noch in Periode 1 zu verkaufen. Welche Auswirkung hat diese Limitierung auf den Preis in Periode 1 und den Gewinn im Vergleich zur Situation, in der diese Bindung nicht möglich ist und warum? (1) Der Preis sinkt, weil der Monopolist in Periode 2 nichts mehr verkaufen kann und deshalb versucht, in Periode 1 an möglichst viele Kunden zu verkaufen. Damit sinkt letztlich aber der Gewinn. (2) Der Preis steigt, aber der Gewinn sinkt, weil der Monopolist in Periode 2 nichts mehr verkaufen kann. Also konkurriert er durch die Limitierung gegen sich selbst. (3) Der Preis und der Gewinn steigen, weil der Monopolist durch die Limitierung nicht mehr gegen sich selbst konkurriert. (4) Der Preis sinkt und der Gewinn steigt, weil in Periode 1 mehr abgesetzt wird. (5) Keine der Antworten (1) bis (4) trifft zu. d) Wie lautet der optimale Preis, wenn der Monopolist sich glaubhaft binden könnte, in Periode 2 nichts zu verkaufen. Vergleichen Sie diesen Preis mit dem in b) berechneten Preis für Periode 1. Wie hoch ist der Gesamtgewinn des Monopolisten? e) Wie hoch ist der Gesamtgewinn des Monopolisten, wenn es sich bei den Luxusautomobilen nicht um dauerhafte Güter handelt und sie daher nur für eine Periode genutzt werden können? Vergleichen Sie das Ergebnis mit demjenigen aus b) und erläutern Sie dies. Aufgabe 2.3 (Klausuraufgabe WS 2002/2003) Dem Computerhersteller Moon (M) bietet sich die Chance, in den Bereich der Hochleistungsserver zu expandieren. Aufgrund seiner besonderen Technologie wäre er alleiniger Anbieter und könnte sich wie ein Monopolist verhalten. Er würde sich einer inversen Nachfragefunktion von p = 226 – x gegenüber sehen. Für den Aufbau der Produktionsstätte und der Vertriebswege würden ihm einmalige Kosten in Höhe von 6000 € entstehen. Die Herstellung eines Hochleistungsservers kostet ihn je Prof. Dr. Monika Schnitzer Übung Wettbewerbstheorie und -politik 3 WS 07/08 Basak Akbel Aufgabe 2.3 (Fortsetzung) Einheit 2 € und der Vertrieb je Einheit 10 €. Er sieht sich somit einer Kostenfunktion von K(x) = (2+10)x + 6000 gegenüber. (a) Sollte das Unternehmen Moon in den Markt expandieren? Bestimmen Sie hierzu die Monopolmenge und den Monopolpreis, sowie den Gewinn von Moon und unterstellen Sie, dass die Opportunitätskosten des Unternehmens Null sind. Ein Beratungsunternehmen rät Moon, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren. Das Management analysiert, dass die bisherige Wertschöpfungskette aus Produktion und Vertrieb bestand. Im Bereich der Hochleistungsserver möchte sich nun Moon nur noch auf die Produktion konzentrieren und den Vertrieb an das Unternehmen Astra (A), ebenfalls ein Monopolist auf seinem Markt, auslagern. Hierdurch verringern sich Moons variable Kosten von 12 auf 2, da die Kosten für den Vertrieb wegfallen. Kunden, die einen Hochleistungsserver kaufen wollen, wenden sich nun an Astra. Astra wiederum bezieht die Server von Moon zu einem Preis von t. Die Nachfragefunktion der Kunden bleibt weiterhin p = 226 – x. Unterstellen Sie vorerst (bis Teilaufgabe f), dass Astra durch den Vertrieb keinerlei Kosten entstehen. Bei der Vorstandssitzung gibt ein Volkswirt zu bedenken, dass ein Outsourcing gerade bei Monopolmacht der Unternehmen nicht unbedenklich ist. Ist dieser Einwand berechtigt? Berücksichtigen Sie dazu die folgenden Fragen: (b) Wie hoch sind der Preis p, den A von den Nachfragern verlangt, die abgesetzte Menge und der Gewinn von A in Abhängigkeit von t? (c) Welchen Preis t wird M von A verlangen? Wie hoch sind dann die insgesamt abgesetzte Menge, der Preis p, den A von den Nachfragern verlangt, und die Gewinne beider Unternehmen? Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Ergebnis aus Teilaufgabe (a). Hatte der Volkswirt Recht? Geben Sie eine intuitive Begründung. Rechnen Sie die folgenden Teilaufgaben mit p = 170, t = 114, x = 56. Der Vertreter der Controlling-Abteilung akzeptiert den Einwand des Volkswirtes, weist aber darauf hin, dass sich durch das Outsourcing auch Fixkosten in Höhe von y einsparen ließen, da nun für den Vertrieb keine Investitionen getätigt werden müssten. (d) Wie hoch müsste diese Einsparung an Fixkosten mindestens sein, damit sich das Outsourcing für Moon doch lohnt? Berechnen Sie den kritischen Wert für y. Unterstellen Sie nun, dass Fixkosten in Höhe von 5617 eingespart werden können, also die Einsparungsmöglichkeiten weit über dem kritischen Wert liegen. Allerdings meldet Astra, dass sie nun doch mit Vertriebskosten in Höhe von g (g < 10) pro verkauftem Server rechnen müssen. (e) Welche Menge (in Abhängigkeit von t und g) wird Astra von Moon nachfragen? (f) Wie hoch darf g höchstens sein, damit sich das Outsourcing für M noch lohnt?