MATHEMA TISCHE SCHULERSUCHEREI Belkner, Determinanten Nr. 33 99 Seiten 4,80 M 665 1001 Belkner, Matrizen Nr. 48 96 Seiten 4,30 M 6655520 Belkner, Metrische Raume Nr. 65 140 Seiten 8,70 M 6656400 Belkner, Reelle Vektorraume Nr.84 174 Seiten 9,50 M 665 711 2 Dewefi/Dewell, Summa summarum Nr. 125 92 Seiten 15,- M 666 317 6 Gelfand/Glagolewa/KiriIIow, Die Koordinatenmethode Nr. 41 75 Seiten 3,40 M 665 1079 Gelfand/Glagolewa/Schnol, Funktionen und ihre graphische Darstellung Nr. 58 127 Seiten 7, - M 6656005 Hasse, Grundbegriffe der Mengenlehre und Logik Nr. 2 84 Seiten 3,30 M 6650842 Jaglom, Ungewohnliche Algebra Nr. 83 95 Seiten 5,50 M 6657892 Kantor/Solodownikow, Hyperkomplexe Zahlen Nr. 95 156 Seiten 9, - M 665871 3 Kastner/Gothner, Algebra - aller Anfang ist leicht Nr. 107 155 Seiten 8,40 M 666 138 1 Krysicki, Keine Angst vor x und y Nr. 119 108 Seiten 6,50 M 6661867 Kudrjavzev, Gedanken tiber moderne Mathematik und ihr Studium Nr. 112 140 Seiten 7, - M 666077 6 Kufner, Raum und Entfernung Nr. 104 90 Seiten 6660282 6,- M SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH MARIA HASSE Gruodbegriffe der Meogenlehre uod Logik 10. AUFLAGE LEIPZIG Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH MATHEMATISCblE SCHDLERBDcHEREI . Nr.2 Herausgeber: Dr. rer. nat. habil. Emst Hameister t Hasse, Maria: Grundbegriffe der Mengenlehre und Logik / Maria Hasse. 10. Aufi. - Leipzig: BSB Teubner, 1989. 84S. : 7 Abb. (Mathematische SchUierbiicherei ; 2) NE:GT ISBN 978-3-322-00380-5 ISBN 978-3-663-05932-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05932-5 Math. Sch.biich. lSSN 0076-5449 ® Springer Fachmedien Wiesbaden 1965 Urspr!!nglich erschienen beiBSB B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig, 1965. 10. Auflage VLN 294-375/62/89 . LSV 1019 Lektor: Dorothea Ziegler Gesamtherstellung: Grafische Werke Zwickau IIl/29/1 Bestell-Nr.6650842 00330 Vorwort Das vorliegende Biichlein ist aus einer Reihe von Vortragen hervorgegangen, die der Verfasser im Winter 1963/64 vor Lehrern des Bezirkes Dresden gehalten hat. An dieser Veranstaltung nahmen auch einige Schiiler von Dresdener Oberschulen teil, und es zeigte sich, daB diese durchaus in'der Lage waren, dem Vortrag zu folgen. Hieraus und aus der Tatsache, daB in einer Reihe anderer Lander die Grundbegriffe der Aussagenlogik und der Mengenlehre - teilsexplizit, teils implizit in den obligatorischen Schulunterricht aufgenommen Wlirden und bei uns ebenfalls Bestrebungen in dieser Richtung be~ stehen, glauben wir die Berechtigung herleiten zu diirfen, dieses zunachst nicht fUr Schiiler abgefaBte Manuskript in die Mathematische Schiilerbiicherei aufzunehmen. Wir empfehlen seine Lektiire jedoch in erster Linie den Schiilern der 11. und 12. Klasse unserer 'Oberschulen. Dariiber hinaus glauben wir, daB dieses Buch auch Lehrern, Ingenieuren und mathematisch interessierten Studenten naturwissenschaftlicher Fachrichtungen von Nutzen sein konnte. Sowohl Herrn Dr. lIse vom Institut flir Schulmatht!matik an der Humboldt-Universitat Berlin als auch vor aHem meinem Mitarbeiter Herrn Dr. Michler bin ich fUr wertvolle Anregungen zu Dank verpfiichtet. Bei der Durchsicht der Korrekturen haben mich meine Assistenten Frau Geisler, Frau Ludwig und Herr Reichel freundlicherweise unterstiitzt. Dresden, im Januar 1965 Maria Hasse Vorwort zur 7. Auflage Die Notwendigkeit einer 7. Auflage zeigt, daB das Biichlein in der Yorliegenden erweiterten Fassung die Erwartungen erfiillt und unter Schiilern, Studenten und Lehrern viele Freunde ge~ funden hat. Dresden. im April 1980 Maria Hasse Vorwort zur 10. Auflage Das Erscheinen der 10. Auflage dieses Buches beweist, daB sein I nhalt noch heute - nach mehr als 20 Jahren - nicht an Interesse verIoren hat. Meine besten Wiinsche begleiten es auf seinem Wege in die Schule und die Horsale. Moge es seinen Teil dazu beitragen, unserer Jugend den Blick fUr modernes Denken in der Mathematik zu offnen. Dresden, im Januar 1988 Maria Hasse Inhaltsverzeichnis 1. Grundbegriffe der Aussagenlogik 7 2. Mengen und TeiJmengen 12 3. Vereinigung, Durchschnitt und Produkt von Mengen 19 ~~.~ n 5. Aquivalenzrelationen 37 6. Halbordnungsrelationen 49 7. Funktionen und AbbiJdungen 53 8. Operative Mengen 61 9. Halbordnungen 66 10. Hiillenoperation. Hiillensystem. TopoJogischer Raum 70 Liisungen der Aufgaben 78 Sachverzeichnis 82 1. Grundbegriffe der Aussagenlogik Unter einer Aussage verstehen wir einen Satz, der die Eigenschaft hat, entweder wahr oder falsch zu sein oder - wie wir auch sagen wollen - genau einen der Wahrheitswerte "das Wahre" (W) oder "das Falsche" (F) zu besitzen. Beispiele fiir Aussagen sind etwa: a) 13 ist eine Primzahl. J2 ist eine transzendente Zahl. b) c) Zu keiner natiirlichen Zahl n, die gr6Ber als 2 ist, lassen sich drei natiirliche Zahlen x, y, z so an'geben, daB xn+yn=zn ist. Die Aussage a) hat den Wahrheitswert W, die Aussage b) den Wahrheitswert Fund die Aussage c), die Fermatsche Vermutung. hat ebenfalls einen Wahrheitswert, den wir Mathematiker allerdings im Augenblick noch nicht angeben k6nnen. In enger Beziehung mit dem Begriff der Aussage steht der Begriff der Aussageform. Eine Aussageform hat die Gestalt (Form) eines Satzes, in dem eine oder mehrere Varia bIen auftreten, und besitzt die Eigenschaft, daB man jedesmal eine Aussage erhalt, wenn man fUr diese Variablen beliebige Objekte oder, genauer, Namen fiir Objekte einer irgendwie festliegenden Gesamtheit einsetzt. 1st a(x) eine Aussageform, in der fUr x Objekte einer Gesamtheit X einzusetzen sind, so spricht man von einer Aussageform a(x) liber X. So ist beispielsweise "x ist durch 3 teilbar" eine Aussageform; setzt man hier fUr x eine beliebige, aber feste ganze rationale Zahl ein, so kommt man zu einer Einzelaussage, die wahr oder falsch ist, je nachdem, welche Zahl man fUr x gesetzt hat. Flir x = 26 etwa ergibt sieh eine falsehe, fUr x = 27 dagegen eine wahre Aussage. Eine Aussageform liber der Gesamtheit der reellen Zahlen ist etwa "y = 3x + 5" oder ,,(x + y)2 = x 2 + 2xy + y2". Wlihrend die erstere Aussageform z. B. fUr x = I, y = 8 eine wahre Aussage liefert und fUr x = 1, y = 9 eine false he, ergibt die 8 1. Grundbegriffe der Aussageniogik letztere Aussageform fUr jede Wahl von x und y eine wahre Aussage. Dabei kann man ohne Anderung des Sachverhalts den Bereich der reellen Zahlen zu dem Bereich der komplexen Zahlen erweitern. Wir bemerken an dieser Stelle noch, daB man aus einer Aussageform auch dadurch eine Aussage gewinnen kann, daB man vor die Aussageform noch gewisse sprachliche Gebilde setzt, die eine Quantifizierung der in der Aussage auftretenden Variablen bewirken. Diese vorgestellten sprachlichen Gebilde lauten: "Fur aIle x" ("Zu jedem x") bzw. "Es gibt ein x" ("Es existiert ein x"), in Zeichen: Vx bzw. 3 x. Ihrem Inhalt entsprechend nennt man die Symbole 'V und 3 Quantifikatoren. Aussagen, die auf dieser Weise erhalten werden, heiBen, je nachdem, welcher der Quantifikatoren auftritt, AIlaussagen oder Existentialaussagen. Neben den Aussageformen spielen bei der Erzeugung von Aussagen auch die sogenannten Aussagenverbindungen eine Rolle. Eine solche Aussagenverbindung erhiilt man, wenn man vor eine Aussage das Wort "nicht" setzt oder wenn man zwei Aussagen zu einer neuen Aussage verknupft, beispielsweise mit Hilfe der folgenden aussageerzeugenden Worter: "und", " oder" , "wenn - so", "genaudann - wenn". Dabei wird festgelegt, wenn man eine beliebige Aussage durch einen der Buchstaben p, q, r, ... kennzeichnet: Die Negation "nicht p" (in Zeichen: '" p) ist genau dann wahr, wenn die Aussage p falsch ist. Die Konjunktion "p und q" (in Zeichen: p /I q) ist genau dann wahr, wenn sowohl die Aussage pals auch die Aussage q wahr ist. Die Alternative (auch Disjunktion genannt) "p oder q" (in Zeichen: p v q) ist genau dann faIsch, wenn sowohl die Aussage pals auch die Aussage q falsch ist. Die Implikation "wenn p, so q" (in Zeichen: p = q) ist genau dann faIsch, wenn die Aussage p wahr und die Aussage q falsch ist. Die A'quivalenz "genau dann p, wenn q" (in Zeichen: p ¢> q) ist genau dann wahr, wenn die Aussagen p und q beide den gIeichen Wahrheitswert haben. 9 1. Grundbegriffe der Aussagenlogik Hierbei ist wesentIich, daB sich der Wahrheitswert einer Aussagenverbindung aus den Wahrheitswerten der Einzelaussagen ergibt. Die oben angegebenen Festsetzungen kann man in Form von logischen Mafrizen oder Wahrheitstafeln wie folgt ausdrUcken: ~I lIlfJ " Iw F F wlw F FF W F W W W F v F W _I WIF wlwlF F W F Entsprechend kann man die Negation, Konjunktion, Alternative, Implikation und Aquivalenz von Aussageformen bilden, deren Variable durch die Objekte einer und derselben Gesamtheit ersetzt werden dUrfen. Vnter den Aussagenverbindungen a(p" Pz, ... , p,,) von n Aussagen PI, Pz, ... , PII gibt es solche, die unabhangig davon, welche Aussagen man flir PI' Pz, ... , P" einsetzt, stets den Wahrheitswert W bzw. stets den Wahrheitswert F haben. Solche Aussagenverbindungen nennt man Tautologien oder auch [dentitiiten bzw. Kontradiktionen. Beispielsweise ist die Aussagenverbindung P v (- p) eine Tautologie (Satz yom aU!\,geschlossenen Dritten) und die Aussagenverbindung P 1\ ( - p) eine Kontradiktion (Satz yom ausgeschlossenen Widerspruch). 1 ) Zwei Aussagenverbindungen a 1 und az heiBen logisch iiquivalent, in Zeichen: a 1 == a 2 , wenn sie unabhangig davon, welche Aussagen fiir P1, Pz, ... , P" eingesetzt werden, stets denselben Wahrheitswert haben, d. h., wenn die Aussagenverbindung a1 (Pl,PZ, ... ,p,,)- az(Pl,P2, ... ,p,,) eine Tautologie ist. Wir bemerken, daB die logische Aquivalenz eine Beziehung zwischen Aussagen ist. Diese genUgt den folgenden Gesetzen: a) a == a (Reftexivitat); b) aus at == az folgt az == a1 (Symmetrie); c) aus at == a2 und az == a3 folgt a1 == a3 (Transitivitat); d) aus a 1 == a2 folgt -a 1 == -02; 1) Treten in einem Ausdruck gleichzeitig mehrere logische Zeichen auf, so ist zu beach ten, daB => und _ starker binden als " und v. wobei wiederurn " starker als v bindet. 10 e) 1. Grundbegrilfe der Aussagenlogik aus 0\ (0\ v (3) (0\ ~ (3) == == == °2 , 0 3 == 04 (02 v (4), (02 ~ ( 4 ), folgt (0\1\ (3) (0\ => (3) == == (02 1\ (4), (0 2 => ( 4 ), Man kann daher eine in einer AquivaJenz auftretende Aussagenverbindung durch eine zu ihr aquivalente Aussagenverbindung ersetzen, ohne dadurch das Bestehen der Aquivalenz zu zerstoren. Beispiele fur Tautologien: (I) (p=> "'p)=> "'p, (2) [pl\(p=>q)]=>q, (3) (pl\q)=>p,(pl\q)=>q, (4) P => (p v q), q => (p v q), (5) (p => q) => [(q => r) => (p => r)], (6) {[(p=>q)l\(q=>r)]l\p}=>r. Beispiele fur logische A'quivalenzen: (7) (pl\q) == (ql\p),(pvq) == (qvp). (8) [pl\(ql\r)] == [(pl\q)l\r], [pv(qvr)] == [(pvq)vr], (9) [p 1\ (q V r)] == [(p 1\ q) V (p 1\ r)], [pv(ql\r)] == [(pvq)l\(pvr)], (10) (p=>q) == ("'pvq), (II) (p=>q) == ("'q=> "'p), (12) [p 1\ "'q) => (r 1\ "'r)] == (p => q), (13) (p~q) == [(p=>q)l\(q=>p)], (14) (p ~ q) == [(p 1\ q) V ("'p 1\ "'q)], (15) '" (p 1\ q) == ('" p v '" q), '" (p v q) == (16) [(p=> q)l\(r=> q)] == [(pvr)=>q], (17) [pv(ql\ "'q)] ==p, (18) [p 1\ (q v "'q)] == p. ('" p 1\ '" q), Den Nachweis der logischen Aquivalenz zweier Aussagenverbindungen erbringt man, indem man das Symbol == ersetzt durch das Symbol <=> und mit Hilfe einer Wahrheitstafel zeigt, daB die so entstehende Aussagenverbindung eine Tautoiogie ist, d. h. stets den Wahrheitswert What. Bei Kenntnis gewisser Tautologien kann man den Beweis fiihren, ohne eine Wahrheitstafel aufzustellen, indem man mit Hilfe dieser Tautologien die linke Seite der betrachteten Aquivalenz in die rechte Seite iiberfiihrt. Wir werden beide Arten des Beweises am Beispiel (14) vorfiihren. 11 1. Grundbegriffe der Aussagenlogik 0) Beweis mit Hilfe einer Wahrheitstafel: P I q IpAql-pl-ql-pA",qkpAq)V(-PA",q)l- Ip-q W W F F w W F W F F W F W F F W W F F F F F F W w w1w F WIF W F W W F W b) Beweis mit Hilfe von Um/ormungen bei Kenntnis von (7), (8), (9), (10), (13) und (17): (13) (p~q) (10) == [(p=>q)A(q=>p)] == [("'"'pvq) (8),(9) A("'"'qVp)] == [(-pA -q)V(",",PAp)V(qA -q) V(qAp») (7),(8),(17) _ [(pAq)V(-pA -q)]. Foiglich ist wegen der Transitivitat von ==: (p~q) == [(pAq)V(-pA -q)]. Wir machen abschlieBend noch eine fUr das Weitere wesentIiche Bemerkung: 1st peine wahre Aussage und ist die Aussagenverbindung P => q ebenfalls wahr, so ist auch q eine wahre Aussage. Man nennt diese SchluBweise die Abtrennungsregel oder den fr/odus ponens; sie wird symbolisch so ausgedrtickt: P p=>q q Allgemeiner erhiilt man durch n-malige Anwendung der Abtrennungsregel p p => PI PI => P2 Pn-2 => Pn-I Pn-J => q q Man hat also bewiesen, daB eine Aussage q wahr ist, wenn man zeigen kann,daB die Aussagenverbindungen p => PI, PI => P2'···' 12 2. Mengen und Teilrnengen pn-2 => Pn-I ,Pn-I => q samtlich wahr sind, und wenn obendrein die Aussage p, von der wir ausgehen, ebenfalls wahr ist. Tm folgenden werden wir fUr: "Die Aussagenverbindungen P => PI, PI => P2' ... , Pn-I => q sind wahr" sehr oft abkiirzend schreiben: "Es gilt: P => PI => P2 => ... => Pn-I => q". Sind die Aussagenverbindungen P ¢> PI, PI ¢> P2' ... , Pn-I ¢> q aIle wahr, so ist mit P auch q und mit q auch P wahr. Anstelle von: "Die Aussagenverbindungen P ¢> PI, PI ¢> Pz, ... , Pn-l ¢> q sind wahr" schreiben wir wieder kurz: "Es gilt: P ¢> PI ¢> pz ¢> ••• ¢> Pn-I ¢> q". Aufgobe: Man beweise die Tautologien (I) bis (6) und die logischen Aquivalenzen (7) bis (18). 2. Mengen nnd Teilmengen Der ProzeB der Mengenbildung als Zusammenfassung von verschiedenen Einzelobjekten zu einem einheitlichen Ganzen ist jedem von Kindheit an geIaufig. So bilden z. B. aIle Schiiler, die gemeinsamen Unterricht haben, eine Menge, namlich eine Schulklasse. Auch die Bewohner eines Hauses bilden eine Menge, die Hausgemeinschaft des betreffenden Hauses. SchlieBlich betrachten wir .hier noch die Menge M a , die von allen Punkten einer Ebene mit den Koordinaten (0, y) gebildet wird, wo 0 eine beliebige, aber feste ganze Zahl bedeutet und y uber der Menge der ganzen Zahlen variiert. Zur Menge Ma geh6ren also aIle Punkte mit den Koordinaten (0,0), (0, I), (0, -1), (0, 2), ... und nur diese. Es ist ublich, die Objekte x, die eine bestimmte Menge M bilden, die Elemente der Menge M zu nennen und den Sachverhalt "x ist Element von M" symbolisch mit Hilfe des Zeichens fUr die Elementrelotion E in der Form "x E M" auszudrUcken. Anstelle von" '" (x EM)" schreibt man: "x ¢ M" und liest dies: .,x ist kein Element von M". 1st die Anzahl der Elemente einer Menge endlich, so spricht man auch von einer endlichen Menge und im entgegengesetzten Fall von einer unendlichen Menge. 2. Mengen und Teilmengen 13 In allen drei oben angegebenen Beispielen sind die Elemente der betrachteten Mengen ihrerseits keine Mengen. Sowohl ein Schiiler als ein Hausbewohner als auch ein Punkt sind Einzelobjekte. Man kann aber auch Mengen bilden, deren Elemente selbst Mengen sind, z. B. die Menge aller Klassen einer Schule, die Menge aller Hausgemeinschaften einer StraBe oder die Menge aller Mengen M a , wo jetzt a alle ganzen Zahlen durchlauft. Die e.rste Festsetzung tiber Mengen, die wir treffen, betrifft die Gleichheit von Mengen, und zwar fordern wir die Giiltigkeit der folgenden Aussage: Genau dann sind die Mengen Ml und M2 gleich - in Zeichen: M I = M 2 -, wenn jedes Element von M 1 auch Element von M 2 und umgekehrt jedes Element von M 2 auch Element von Ml ist. Ftir die Aussage ,,-(Ml = M 2 )" schreibt man: "Ml :j= M2'" Hiernach ist also eine Menge bereits durch ihre Elemente eindeutig bestimmt. Man kann daher eine endliche Menge notieren, indem man ihre Elemente in irgendeiner beliebigen Reihenfolge, jeweils durch ein Komma getrennt, nacheinander aufschreibt und diese dann unter Verwendung des Klassifikators {... } nach links und rechts gegen andere, nicht zur Menge gehorige Elemente abgrenzt. So schreiben wir z. B. die Menge mit den Elementen 1 und 2 in der Form {I, 2} und die Menge, die nur das Element 1 besitzt, als {I}. Beispiele fUr gleiche Mengen: {i,s,e,r} = {r,e,s,i} = {r,e,i,s}, {I, 2, 2, I} = {I, 2}, {a, b} = {b, a}. Man beachte wohl, daB dagegen nach unserer Festsetzung der Mengengleichheit die Schiilerschaft einer Schule A, die Einwohnerschaft einer StraBe B und die Menge der "Gitterpunkte" (x, y) (- 00 < x, y < + 00; x, y ganz) verschieden ist von der Menge der Klassen der Schule A, der Menge der Hausgemeinschaften der StraBe B und der Menge der Mengen Ma. 1m ersteren FaIle sind die Elemente Schiiler, Einwohner und Punkte, im letzteren dagegen Schulklassen, Hausgemeinschaften und Punktmengen. Wir treffen nunmehr unsere zweite Festsetzung tiber Mengen. Wir den ken uns eine Menge M und eine Aussageform e(x) tiber .14 2. Mengen und Teilmengen M gegeben und fordern dann die Gtiltigkeit der folgenden Aussage: Es gibt eine Menge N, die genau diejenigen Elemente von M umfaBt, flir die e(x) eine wahre Aussage liefert oder - wie wir kurz daflir sagen wollen - flir die e(x) wahr ist. Diese Forderung ist naheliegend. Betrachten wir z. B. die Aussageform "x ist durch 2 teilbar" tiber der Menge F der ganzen rationalen Zahlen, so bilden diejenigen ganzen Zahlen, flir die diese Aussage zutrifft, ihrerseits eine Menge, namlich die der geraden Zahlen. Offen bar ist die Menge N durch e(x) und M eindeutig bestimmt. Man driickt diesen Sachverhalt symbolisch aus durch die Schreibweise N = {x E M: e(x)} , was man liest: "N ist die Menge aller x aus M, flir die e(x) wahr ist", oder "N ist die Menge aller x aus M, die die Eigenschaft e besitzen". Es ist dabei durchaus moglich, daB sprachlich verschiedene Aussageformen die gleiche Menge N in M definieren. So liiBt sich z. B. die Menge {I, 2} in F erklaren als {xEF:X2 - 3x +2 = O} oder auch als {xEF:O < x ~ 2}. Dabei gilt jedoch ersichtlich flir jedes x (x 2 - 3x + 2 = 0) (0 < x ~ 2). E r ¢> Man tiberlegt sich unschwer, daB die hier im Spezialfall gewonnene Erkenntnis allgemein gilt: Zwei tiber einer Menge M erklarte Aussageformen e1 (x) und eix) definieren genau dann dieselbe Menge N in M, wenn e1(x) eix) flir jedes x EM gilt. Wir haben im vorhergehenden diejenigen Elemente einer Menge M zu einer Menge N zusammengefaBt, die eine gewisse Eigenschaft e besitzen. Da mit e(x) auch -e(x) eine Aussageform tiber Mist, so existiert nach unserer Festsetzung auch eine Menge N*, die genau diejenigen Elemente von M umfaBt, die die Eigenschaft e nicht besitzen, namlich N* = {xEM: -e(x)}. ¢> 2. Mengen und Teilmengen 15 Nun ist nach unserer Definition des Begriffes der Aussageform e(x) fUr jedes Element x der Menge M entweder wahr oder falsch - eine dritte Moglichkeit haben wir nicht zugelassen. Also geh6rt jedes Element von Mauch einer der Mengen N oder N* als Element an, jedoch niemals beiden gemeinsam. Unter Beachtung der fUr jedes x EM bestehenden Aquivalenz e(x) == ~ (~e(x» erhaIten wir weiter (N*)* = {x EM: ~(~e(x»} = {x EM: e(x)} = N. Es ist iiblich, fUr die so erkliirten Mengen N und N* eine Bezeichnung einzufiihren. Definition 1: Es sei Meine Menge und e(x) eine Aussageform iiber M. Dann heiBen die Mengen N = {x EM: e(x)} und N* = {x EM: -e(x)} in M kompiementiire Mengen, und man sagt auch, daB N* die Kompiementiirmenge von N in Mist. Umgekehrt ist dann N die Komplementiirmenge von N* in M. So ist die zur Menge der ungeraden Zahlen in F komplementiire Menge die Menge der geraden Zahlen, und die zur Menge der Primzahlen in F+ = {xEF: x> O} komplementiire Menge enthiilt auBer der Zahll genau aIle zusammengesetzten Zahlen. Setzt man fUr e(x) speziell die fUr jedes x E M wahre Aussage "x = x", so ergibt sich: {x E M: x = x} = M, also * M* = {xEM: -(x = x)} = {xEM: x x}. M* enthiilt offensichtlich iiberhaupt keine Elemente; dennoch haben wir M* nach unserer obigen Festsetzung als Menge anzusehen. Wir nennen M* die in M leere Menge und bezeichnen sie mit 0M • Diese ist nach ihrer Konstruktion von M abhiingig. Wir werden jedoch sofort sehen, daB diese Abhiingigkeit nur eine scheinbare ist. Dazu zeigen wir, daB fUr zwei ganz beliebige Mengen MI und M2 stets 0Ml = 0M2 ist, d. h. daB jedes Element von 0M1 auch Element von 0M2 ist und umgekehrt. Es sei a ein beliebiges, aber festes Element von MI. Dann ist die Aussage "t{ ist Element von 0Ml" sicherlich faIsch, und demzufolge (s. Kap.l) ist die Implikation "Wenn a Element von 0M1, so a Element von 0M2" wahr. 1st b ein beliebiges Element von M 2 , so ist die Aussage "b ist Element von 0M2 " wiederum falsch und demzufolge die Implikation "Wenn b Element von 0M2 , so b Element von 0Ml" wahr. Da die beiden Implikationen fUr jedes beliebige a E MI und jedes beliebige bE M2 16 2. Mengen und Teilmengen gelten, so ist tatsachlieh 0Ml = 0M2 • Es gibt also unter allen Mengen nur eine Menge, die keine Elemente enthlilt. Diese heiBt die leere Menge und wird mit 0 bezeichnet. Wie wir gesehen haben, enthlilt eine Menge N, die in einer Menge M durch eine Aussageform e(x) hestimmt ist, zu Elementen ausschlieBlich Elemente von M, im allgemeinen enthiilt dagegen M jedoch auch Elemente, die nieht in N gelegen sind. Den Saehverhalt, daB eine Menge N zu Elementen nur gewisse Elemente einer anderen Menge M hat, treffen wir in der Mathematik hliufig an. Man fUhrt daher fUr Mengen M und N, die in dieser Beziehung zueinander stehen, eine Bezeichnung ein. Definition 2: Es seien M und N Mengen. Dann heiBt N eine Teilmenge oder Untermenge von M - in Zeichen: N ~ M oder Meine Obermenge von N - in Zeichen: M ~ N -, wenn jedes Element von N auch Element von Mist. - Gilt speziell fUr zwei Mengen M und N die Aussage (N ~ M) /\ (N =t= M), so heiBt N eine echte Teilmenge von M - in Zeiehen: N c M oder Meine echte Obermenge von N - in Zeichen: M ;:) N. 1st N eine Teilmenge einer Menge M, so laBt sich N eindeutig (bis auf logische Aquivalenz) eine Aussageform e(x) uber M zuordnen, so daB gilt N = {XE M: e(x)}. Beispielsweise kann man stets die Aussageform "x E N" wahlen. Wir bemerken, daB es durehaus ublich ist, auch bei eehtem Enthaltensein das Zeiehen ~ zu setzen. N c M schreibt man gewohnlieh nur dann, wenn man ausdriicklich betonen will, daB M =t= N ist. Stets ist, wie erwlihnt, N = {x EM: e(x)} ~ M und damit speziell 0~ M und M~ M. Weitere Beispiele sind: a) {s, i, e} ~ {r, e, s, i}; b) Es bezeichne jetzt und im folgenden Po die Menge der rationalen Zahlen, P (manchmal auch E) die Menge der reellen Zahlen, K die Menge der komplexen Zahlen und II die Menge 2. Mengen und Teilmengen 17 der Primzahlen. Dann gilt II ~ r+, r+ ~ r. r ~ Po, Po ~ P, P ~ K. 1st Meine beliebige Menge und sind eI{x) und eix) Aussageformen tiber M, so ist - wie man" sich leicht uberlegt - genau dann die Menge NI = {x EM: eI{x)} eine Teilmenge der Menge N2 = {x EM: e2(x)}, wenn flir jedes x EM, flir das eI(x) wahr ist, auch e2 (x) gilt. Beispielsweise ist flir M = eI(x): "x ist Prirnzahl" und eix): "x ist positiv" NI = {XEr:X ist Prirnzahl} ~ {XEr:X ist positiv} = N 2 • r, Foiglich gilt flir jede ganze Zahl x: "Wenn x Primzahl ist, so ist x positiv". Folgt wie hier flir aIle x einer Menge M die Behauptung e2 {x) aus der Voraussetzung e1(x), so nennt man e2 (x) eine notwendige Bedingung flir el{x) und umgekehrt e1(x) eine hinreichende BedinguIJ/I flir e2 {x). Die Menge derjenigen x von M, flir die die hinreichende Bedingung erflillt, d. h. el(x) wahr ist, ist demnach stets Teilmenge der Menge derjenigen x von M, flir die die notwendige Bedingung gilt, d. h. e2 (x) zutrifft. In unserem Beispiel ist "x ist Primzahl" eine hinreichende Bedingung daflir, daB x positiv ist, und "x ist positiv" eine notwendige Bedingung dafiir, daB x Primzahl ist. Betrachten wir dagegen die beiden Aussageformen "x ist Quaso liiBt sich zwischen dratzahl" und "x ist ungerade" uber den Mengen {XEr: x ist Quadratzahl} und {XEr: x ist ungerade} keine Enthaltenseinsbeziehung angeben, und das besagt, daB "x ist Quadratzahl" weder hinreichend noch notwendig ist flir "x ist ungerade". 1st e eine definierende Eigenschaft einer Teilmenge von M und sind c1(x) eine hinreichende und e2 (x) eine notwendige Bedingung flir e(x), so gilt r, {xEM:cl(x)} ~ {xEM:e(x)} ~ {xEM:eix)}. Satz 1: Fur beliebige Mengen MI und M2 gilt MI = M2 ¢> [(Ml ~ M 2)" (M2 ~ M 1)]. Beweis: 1st M I = M 2, so ist jedes Element von M I auch Element von M 2 , also MI ~ M 2, und jedes Element von M2 ist auch Element von M 1 , also M2 ~ MI' Gilt gleichzeitig MI ~ M2 und Ml ~ M 1 , so istjedes Element von MI in M2 und jedes Element von M2 in Ml enthalten, also MI = M 2 • 2 nat'~e, Grundbegriffe 18 2. Mengen und Teilmengen Wir kommen nun zur dritten Festsetzung liber Mengen. indem wir die Giiltigkeit der folgenden Aussage fordern: Zu jeder Menge M gibt es eine weitere Menge, die genau die Teilmengen von M zu Elementen hat. Sie hei13t die Potenzmenge von M und wird mit P(M) bezeichnet, also P(M) = {N: N 'ii= M}. Man beachte, daB als Teilmengen von M stets auch " und M als Elemente zu P(M) gehOren. Besteht die Menge M nur aus endlich vielen Elementen, so kann man P(M) ein Diagramm zuordnen. Teilmengen mit gleich vielen Elementen werden auf gleicher Hohenlinie eingetragen, Teilmengen mit ungleicher Elementezahl so, da13 die mit groBerer Elementezahl jeweils oberhalb von denjenigen mit niederer Elementezahl stehen. Zwei Teilmengen Nt und N z werden durch eine Linie verbunden, wenn Nt C N2 ist, aber kein N3 mit Nt C N3 und N3 C N2 existiert. Beispielsweise erh~iJt man fUr P(0), perl}), P({l, 2}) und P({l, 2, 3}) die folgenden Diagramme: {7,2,31 {1,21 (tl •¢ I ¢ Bild 1 '"V''' ¢ {1,21 {2,31 PI {J) ¢ Man kann, da P(M) nach unserer Festsetzung wiederum eine Menge ist, die Menge P(P(M» bilden, die man auch mit P 2 (M) bezeichnet, und diesen Vorgang iterieren. So kommt man zu pm(M) = P( P ( ... P(M») ... ). m m-I I Wie man sich leicht Uberlegt, besitzt P(M) fUr den Fall, daB M eine Menge von n Elementen ist, genau ij:) = 2 n Elemente, und entsprechend ist die Elementenanzahl von pn'(M) gleich -22 2··'2" m-mal. 3. Vereinigung, Durchschnitt und Produkt von Mengen 19 Aufgaben: 1. Man schreibe folgende Mengen in der Form {xE.K: e(x)}: a) {2, 4,6, ... }; c) {O,I, 0,01, 0,001, ... }; b) {I, - 1, i, - i} ; d) {I 2 4' 3' 3 4} 2' T· 2. Man zeige: {PEE2 :PPO = I} c {PEE2 :PPO ~ I}; dabei bezeichnet P einen variablen und Po einen festen Punkt der euklidischen Ebene E 2 • 3. Man betrachte die foIgenden Teilmengen von P: p,r+,r,po,I= {XEP:X¢Po}, A = {x E P: x aIgebraisch}, T = {x EP:X transzendent} und stelI~ die zwischen diesen Mengen bestehenden Enthaltenseinsbeziehungen durch ein Diagramm dar. 4. Man zeige: (a, b) = {x E P: a < x < b} c {xEP:a ~ x < b} = <a,b) c {xEP:a ~ x ~ b} = <a,b). 5. a) Man bilde die Menge p2({a, b}); b) Man iiberlege sich die Richtigkeit del' Beziehungen II E per), {II, r+, r} E P 2 (P). 6. Man beweise durch Betrachtung der zugehorigen Teilmengen von K: "x E A" ist notwendig fUr "x E Po" ; "x E r" ist hinreichend fUr "Im(x) = 0"; "x4 = 1" ist hinreichend fUr "Ixi = 1". Dabei bedeutet Im(x) den ImaginiirteiI der komplexen ZahI x und Ixl ihren absoluten Betrag. 3. Vereinigung, Durchschnitt und Produkt von Mengen Wir wenden uns nun der "Mengenalgebra" zu. Die drei Verkniipfungen von Mengen, die wir betrachten wollen, sind die Vereinigungsbildung, die Durchschnittsbildung und die Pro2* 20 3. Vereinigung,Durchschnitt und Produkt von Mengen dUktbildung. Dabei handelt es sich jeweils urn Zuordnung'svorschriften, bei denen zwei oder mehreren gegebenen Mengen eine durch diese eindeutig bestimmte weitere Menge - als ResuItat der betreffenden Verkniipfung - zugeordnet wird. Den Mengen {I, 2, 3} und {2, 3, 4} lassen sich offen bar eindeutig die beidenMengen {I, 2, 3, 4}und {2, 3} zuordnen, vondenen die erstere genau diejenigen Zahlen zu Elementen hat, die in {I, 2, 3} oder in {2, 3, 4} gelegen sind, und die letztere genau diejenigen, die sowohl in {I; 2, 3} als auch in {2, 3, 4} enthaIten sind. Man sagt im ersteren FalIe, man hat {I, 2, 3} mit {2, 3, 4} vereinigt, im letzteren, man hat {I, 2, 3} mit {2, 3, 4} geschnitten. Allgemein erklart man: Definition 3: Es seien Ml und M2 Mengen. Dann ist die Gesamtheit alIer der Elemente, die in M 1 oder M 1 gelegen sind, wieder eine Menge. Diese heil3t die Vereinigung von M 1 und M 1 und wird mit Ml v Ml bezeichnet. Man schreibt M1vM 1 : = {x:xEMl vXEM2}.1) Definition 4: Es seien Ml und M2 Mengen. Dann heil3t die Menge aller der Elemente, die in Ml und M2 gelegen sind, der Durchschnitt von Ml und M2 und wird mit Ml II M2 bezeichnet. Man schreibt M J 11M2 : = {x:xEMl /\xEMJ. Wie man un mittel bar erkennt, ist dann MIIIM2 = {xEM1:XEM 1} = {xEM1:XEM 1}, also Ml II M2 sowohl Teilmenge von Ml als auch Teilmenge von M 1 . Beispiele: a) (a, b) v {a, b} = <a, b) (a, b E P); b) Po v ] = P; c) {x E K: X2 + 1 = O} v {x E K: X2 - 1 = OJ = {xEK:X4 - 1 = O}; d) <a, b) (a, b) e) POII]= 0; II = (a, b); 1) Der Doppelpunkt vor dem Gleichheitszeichen wird gelesen: "nach Definition" .