DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Elektrodermale Aktivität und Emotionserkennung als Outcomevariable der Evaluation therapeutischer Interventionen bei Angststörungen und Depression Verfasserin Bettina Keip Angestrebter akademischer Grad Magistra der Naturwissenschaften (Mag. rer. nat.) Wien, 2014 Studienkennzahl lt. Studienblatt: 298 Studienrichtung lt. Studienblatt: Psychologie Betreuer: Mag. Dr. Ulrich Tran Danksagung Ich möchte mich zuallererst bei Herrn Prof. Mag. Dr. Ulrich Tran für seine freundliche, kompetente, wissenschaftliche Unterstützung bei meiner Diplomarbeit bedanken. Ein großes Dankeschön an Frau Mag. Dr. Pfabigan und Frau Mag. Doris Frischeis, für die technische und planerische Vorbereitung der Studie und deren freundliche Unterstützung und gute Zusammenarbeit bei der Durchführung. An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei meinem Kollegen Wilko Barkhoff für die gute und produktive Zusammenarbeit während der Durchführung der Studie. Dankeschön an Herrn Primar Dr. Dr. Remmel, der es mir einerseits ermöglichte, meine Diplomarbeit in einem spannenden und lehrreichen Umfeld zu gestalten und mir andererseits einen eindrucksvollen Einblick in ein umfassendes Behandlungskonzept in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen gewährte. Der Dank gilt auch den Mitarbeitern des PSZW für deren Kooperation und Mithilfe. Weiters bedanke ich mich bei allen Patienten, die an der von uns durchgeführten Untersuchung teilgenommen haben. Ohne sie wäre diese Arbeit nie zustande gekommen und Ihnen gelten all unsere Bemühungen. Ganz besonders bedanke ich mich bei Herrn Lightning, der meine Arbeitspausen mit einem angenehmen Ausgleich füllte. Mein größter Dank gilt meinen Eltern, die mich auf einer langen Reise durch das Studium begleiteten. Mit bedingungsloser Geduld hörten sie weder in erfolgreichen noch in weniger erfolgreichen Etappen auf an mich zu glauben und trugen maßgeblich dazu bei, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ihnen widme ich meine Arbeit. 1. Einleitung............................................................................................................................................................ 1 2. Krankheitsbilder.................................................................................................................................................. 3 2.1. Klassifikation der affektiven Störungen nach ICD-10 und DSM-VI ................................................................ 3 2.1.1. Affektive, kognitive, motivationale und verhaltensbezogene Aspekte depressiver Störungen ...................... 5 2.1.2. Epidemiologie ............................................................................................................................................... 6 2.1.3. Komorbide Störungen ................................................................................................................................... 6 2.1.4. Ätiologie der Depression............................................................................................................................... 7 2.2. Klassifikation der Angststörungen nach ICD-10 und DSM-VI ........................................................................ 9 2.2.1. Affektive, kognitive, motivationale und verhaltensbezogene Aspekte der Angststörungen...................... 10 2.2.2. Epidemiologie der Angststörungen ............................................................................................................. 11 2.2.3. Komorbide Störungen ................................................................................................................................. 13 2.2.4. Ätiologie der Angststörungen...................................................................................................................... 13 3. Emotionen ......................................................................................................................................................... 16 3.1. Dimensionale Emotionsmodelle..................................................................................................................... 18 3.2. Erhebung emotionalen Erlebens .................................................................................................................... 20 3.3. Emotionserkennung........................................................................................................................................ 21 3.4. Emotionsverarbeitung .................................................................................................................................... 22 3.5. Emotionsregulation ........................................................................................................................................ 23 4. Emotion, Psychophysiologie und elektrodermale Aktivität............................................................................... 24 4.1. Emotion und elektrodermale Aktivität............................................................................................................ 27 5. Emotion und Krankheitsbilder .......................................................................................................................... 31 5.1. Emotionserkennung, Emotionsverarbeitung und Depression ....................................................................... 31 5.1.1. Psychophysiologie, Elektrodermale Aktivität und Depression.................................................................... 33 5.2. Emotionserkennung, Emotionsverarbeitung und Angststörungen ................................................................. 34 5.2.1. Psychophysiologie, Elektrodermale Aktivität und Angststörungen............................................................. 36 6. Zielsetzung und Forschungsfragen ................................................................................................................... 38 7. Methode............................................................................................................................................................. 41 7.1. Stichprobe ...................................................................................................................................................... 41 7.2. Behandlungskonzept der stationären Therapie .............................................................................................. 45 7.3. Instrumente und Erhebungsverfahren ............................................................................................................ 46 7.3.1. International Affective Picture System (IAPS, Lang et al., 2008) ............................................................... 46 7.3.2. Self-Assesment Manikin – SAM................................................................................................................... 47 7.3.3. Biotrace und NeXus 10®............................................................................................................................. 48 7.3.4. Die Symptom-Checkliste von Derogatis – Deutsche Version (Franke, 2002)............................................. 48 8. Untersuchungsdesign ........................................................................................................................................ 49 9. Auswertung ....................................................................................................................................................... 51 10. Statistische Analysen....................................................................................................................................... 51 11. Ergebnisse.................................................................................................................................................. 53 11.1. Bewertung der Emotionsbilder anhand der Dimensionen Arousal und Valenz im Vergleich zur Normstichprobe ...................................................................................................................................... 53 11.1.2. Veränderung der Bewertung der Emotionsbilder im Zeitverlauf.............................................................. 55 11.2. Elektrodermale Aktivität .............................................................................................................................. 60 11.2.1. Elektrodermale Aktivität, Emotion und Therapiewirksamkeit .................................................................. 61 11.2.2. Elektrodermale Aktivität und Diagnosegruppe ......................................................................................... 64 11.2.3. Elektrodermale Aktivität und Emotionsbewertung anhand der Dimension Arousal................................. 65 11.3. SCL-90-R und Veränderung der Symptome im Therapieverlauf................................................................. 66 12. Diskussion ....................................................................................................................................................... 69 12.1. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli, affektive Störungen und Angststörungen ......................................... 69 12.1.1. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli und unipolare affektive Störungen................................................. 69 12.1.2. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli und Angststörungen....................................................................... 70 12.2. Elektrodermale Aktivität, affektive Störungen und Angststörungen............................................................. 72 12.2.1. Elektrodermale Aktivität und unipolare affektive Störungen .................................................................... 72 12.2.2. Elektrodermale Aktivität und Angststörungen........................................................................................... 73 12.3. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli anhand der Dimension Arousal, elektrodermale Aktivität und unipolare affektive Störungen ................................................................................................................. 73 12.3. 1. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli anhand der Dimension Arousal, elektrodermale Aktivität und Angststörungen ....................................................................................................................................... 74 12.4. Symptomcheckliste SCL-90-R, affektive Störungen und Angststörungen..................................................... 74 12.4.1. Symptomcheckliste SCL-90-R und unipolare affektive Störungen ............................................................ 74 12.4.2. Symptomcheckliste SCL-90-R und Angststörungen................................................................................... 74 13. Kritik und Forschungsausblick ....................................................................................................................... 75 14. Zusammenfassung ........................................................................................................................................... 76 14.1. Abstract (Deutsch) ....................................................................................................................................... 78 14.2. Abstract (English) ........................................................................................................................................ 79 Literaturverzeichnis .............................................................................................................................................. 80 Tabellenverzeichnis............................................................................................................................................... 94 Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................................................... 95 Anhang…………………………………………………………………………………………………………………………96 Anhang A: IAPS Bilder ......................................................................................................................................... 96 Anhang B: Instruktion Emotionserkennung ........................................................................................................ 101 Anhang C: Lebenslauf......................................................................................................................................... 105 1. Einleitung Angststörungen und Depression zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. In einer Gesundheitsbefragung der Statistik Austria, die in den Jahren 2006 und 2007 durchgeführt wurde, gaben 8.9 % der Befragten an, an chronischen Angstzuständen oder Depression zu leiden (Statistik Austria, 2007). Personen die an einer Depression oder einer Angststörung leiden, sind häufig nicht in der Lage, ihre sozialen und beruflichen Rollen zu erfüllen und erleiden massive Einschränkungen der Lebensqualität. Durch die vermehrte Inanspruchnahme medizinischer Leistungen bzw. symptombedingte Arbeitsausfälle entstehen weiters wirtschaftliche Kosten (Hoffmann, Dukes, & Wittchen, 2008). Eine adäquate psychologische bzw. psychotherapeutische Behandlung oder Pharmakotherapie depressiver Störungen zeichnet sich durch einen hohen Wirkungsgrad aus (Klesse et al., 2010). Für Betroffene, die an einer unipolaren affektiven Störung von besonderer Schwere oder rezidivierendem bzw. chronischem Verlauf leiden, ist eine Kombination aus psychotherapeutischer oder psychologischer Behandlung und Pharmakotherapie angezeigt. Keine oder inadäquate Behandlung führt meist zu einem ungünstigen Verlauf oder einer Chronifizierung (Sutej, Wiethoff, Neuhaus, & Bauer, 2006). Ebenso verbessert eine effektive Psychotherapie und Pharmakotherapie oder auch Entspannungstraining die Lebensqualität und Symptomschwere von Personen, die an einer Angststörung leiden. Einige Untersuchungen berichteten eine geringere Rückfallsquote nach adäquater psychologischer bzw. psychotherapeutischer Behandlung im Vergleich zur Pharmakotherapie (Barlow & Lehman, 1996; Mendlowicz & Stein, 2000). Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde eine Evaluation stationärer therapeutischer Interventionen, die in der Behandlung von Angststörungen und unipolaren affektiven Störungen eingesetzt wurden, durchgeführt. Als Indikatoren einer erfolgreichen Behandlung dienten Veränderungsmessungen der Emotionserkennung sowie der elektrodermalen Aktivität. Sowohl Angststörungen als auch depressive Störungen sind durch eine Dysfunktionalität in der Verarbeitung und dem Erleben von Emotionen geprägt (Becker, 2011; Rottenberg, Kasch, Gross, & Gotlib, 2002). In vorangegangenen Studien konnte bei depressiven Personen eine verminderte emotionale Reaktivität vor allem auf positive Stimuli beobachtet werden (Dunn, Dalgleish, Lawrence, Cusack, & Ogilvie, 2004; Rottenberg, Gross, & Gotlib, 2005; Sloan, Strauss, & Wisner, 2001). Personen mit Angststörungen zeigten eine erhöhte Sensibilität 1 gegenüber angstauslösenden Stimuli (Liebman & Allen, 1995; Olatunji, 2006). Im Rahmen der vorliegenden Studie kam das International Affective Picture System (IAPS) von Lang, Bradley und Cuthbert (2008) zur Erfassung der Emotionserkennung zur Anwendung. Den Patienten wurden IAPS-Bilder, welche möglichst hohe Mittelwerte in den jeweiligen Emotionskategorien (Ekel, Angst, Traurigkeit, Ärger, Freude, Aufgeregtheit, Zufriedenheit, Neutral) aufwiesen, dargeboten. Die Auswahl der Bilder erfolgte anhand der Studie von Mikels et al. (2005) sowie anhand der Normdaten von Lang et al. (2008). In Bezug auf die Emotionserkennung wurde für beide Patientengruppen angenommen, dass bei erfolgreicher therapeutischer Intervention hinsichtlich der Bewertung der Emotionsbilder eine Annäherung an die Normdaten von Lang et al. (2008) erfolgt. Bisherige Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Depression und elektrodermaler Aktivität brachten durchwegs einheitliche Ergebnisse hervor. In Vergleichen mit nichtklinischen Kontrollgruppen wiesen Personen, die an Depression leiden eine verminderte Leitfähigkeit der Haut auf (Iacono et al., 1983; Ward, Doerr, & Storrie, 1983; Williams, Iacono, & Remick, 1985). Im Rahmen der durchgeführten Studie wurde daher davon ausgegangen, dass eine erfolgreiche therapeutische Intervention bei Depressionspatienten zu einem Anstieg des Hautleitwerts führt. Die bisherige Forschung zur elektrodermalen Aktivität bei Angststörungen ergab unterschiedliche Ergebnisse. Z.B. beobachteten Hoehn-Saric, McLeod und Zimmerli (1989) eine verminderte elektrodermale Aktivität bei Personen mit generalisierter Angststörung als Reaktion auf angstauslösende Situationen während Öhman und Soares (1994) eine erhöhte elektrodermale Aktivität nach der Darbietung angstauslösender Bilder bei Personen mit Phobien berichteten. Für die Gruppe der Angstpatienten konnten vorab keine expliziten Annahmen betreffend der Veränderung der elektrodermalen Aktivität getroffen werden. 2 2. Krankheitsbilder In Kapitel 2 werden jene affektiven Störungen und Angststörungen beschrieben, die im Rahmen der vorliegenden Studie in der Stichprobe vorkommen. 2.1. Klassifikation der affektiven Störungen nach ICD-10 und DSM-VI Das „Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen“ der American Psychiatric Association, kurz DSM genannt, bietet einen Katalog diagnostischer Kriterien für psychische Störungen. Selbiges Ziel verfolgt die „International Classification of Diseases“ (ICD), ein Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sowohl DSM-IV-TR (Saß, Wittchen, Zaudig, & Huben, 2003, S. 393-478) als auch ICD-10 (Dilling, Mombour, & Schmidt, 2011, S. 156-186) reihen die depressive Störung in der Kategorie der affektiven Störungen ein und beschreiben folgende Symptome der Major Depression bzw. depressiven Episode, die mindestens für eine Dauer von zwei Woche vorliegen müssen: depressive Verstimmung, Interessens- oder Freudeverlust, Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme, Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf, psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung, Müdigkeit oder Energieverlust, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld, verminderte Fähigkeit zu denken oder sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen, wiederkehrende Gedanken an den Tod bzw. wiederkehrende Suizidvorstellungen. Sind vier der folgenden Symptome vorhanden: Interessensverlust oder Verlust der Freude an angenehmen Tätigkeiten, mangelnde Fähigkeit auf freundliche Umgebungen oder freudige Ereignisse emotional zu reagieren, frühmorgendliches Erwachen, Morgentief, psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust oder Libidoverlust, kann gemäß ICD-10 (Dilling et al., 2011) zusätzlich ein somatisches Syndrom diagnostiziert werden (siehe Tab. 1). Der Schweregrad der Erkrankung ergibt sich gemäß ICD-10 (Dilling et al., 2011) aus der Anzahl der vorhandenen Kriterien. Je nachdem, ob es sich um eine leichte, mittelgradige oder schwere depressive Episode handelt müssen entweder vier bis fünf, sechs oder sieben bzw. acht Symptome beschrieben werden. Mindestens zwei der Symptome müssen den Kriterien depressive Verstimmung, Interessens- oder Freudeverlust oder verminderter Antrieb bzw. gesteigerte Ermüdbarkeit entsprechen (Dilling et al., 2011, S. 169-176). Um die Kriterien einer Episode der Major Depression nach DSM-IV-TR (Saß et al., 2003, S. 406) zu erfüllen, müssen mindestens fünf der oben genannten Symptome vorliegen, 3 wobei mindestens eines der Symptome entweder die depressive Verstimmung oder den Verlust an Interesse oder Freude darstellt. Treten wiederholte depressive Episoden auf, wird dies in beiden Klassifikationssystemen als rezidivierender Verlauf klassifiziert. Kommt es innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren immer wieder zu Episoden depressiver Verstimmung, die jedoch nicht die Kriterien einer leichten rezidivierenden depressiven Störung erfüllen, wird dies im ICD 10 (Dilling et al., 2011, S. 183-184) als Dysthymia bezeichnet. Wenigstens drei der folgenden Symptome sollten während einiger Perioden depressiver Verstimmung auftreten: verminderter Antrieb oder Aktivität, Schlaflosigkeit, Verlust des Selbstvertrauens bzw. Gefühl der Unzulänglichkeit, Konzentrations- schwierigkeiten, Neigung zum Weinen, Interessens- oder Freudeverlust an Sexualität und angenehmen Tätigkeiten, Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Unvermögen mit den Routineanforderungen des Lebens fertig zu werden, Pessimismus bzgl. der Zukunft oder Grübeln über die Vergangenheit, sozialer Rückzug, verminderte Gesprächigkeit. Um eine Dysthyme Störung nach DSM-IV-TR diagnostizieren zu können, müssen zumindest zwei der folgenden Symptome ebenfalls innerhalb eines zweijährigen Zeitraumes beschrieben werden: Appetitlosigkeit oder übermäßiges Bedürfnis zu Essen, Schlaflosigkeit oder erhöhtes Schlafbedürfnis, Energiemangel und Erschöpfung, geringes Selbstwertgefühl, Konzentrationsmangel, Entscheidungserschwernis, Gefühl der Hoffnungslosigkeit (Saß et al., 2003, S. 431). Tabelle 1 bietet eine Gegenüberstellung jener affektiven Störungen in ICD-10 (Dilling et al., 2011) und DSM-IV-TR (Saß et al., 2003), die in der vorliegenden Stichprobe vorkommen. 4 Tabelle 1: Affektive Störungen der vorliegenden Stichprobe nach ICD-10 (Dilling et al., 2011) und DSM-VI (Saß et al.,2003) ICD-10 DSM-VI F32 Depressive Episode 296.2x Major Depression, Einzelne Episode F32.0 leichte depressive Episode .00 ohne somatisches Syndrom 296.21 leicht .01 mit somatischem Syndrom F32.1 mittelgradige depressive Episode 296.22 mittelschwer .10 ohne somatisches Syndrom .11 mit somatischem Syndrom F32.2 schwere depressive Episode ohne 296.23 schwer ohne psychotische psychotische Symptome Merkmale F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet F33 rezidivierende depressive Störung 296.3x Major Depression, Rezidivierend F33.0 gegenwärtig leichte Episode 296.31 leicht .00 ohne somatisches Syndrom .01 mit somatischem Syndrom F33.1 gegenwärtig mittelgradige Episode 296.32 mittelschwer .10 ohne somatisches Syndrom .11 mit somatischem Syndrom F33.2 gegenwärtig schwere Episode ohne 296.33 schwer ohne psychotische psychotische Symptome Merkmale F33.4 gegenwärtig remittiert F34 anhaltende affektive Störung F43.1 Dysthymia 300.4 Dysthyme Störung 2.1.1. Affektive, kognitive, motivationale und verhaltensbezogene Aspekte depressiver Störungen Hautzinger (1998) fasste affektive, kognitive, motivationale und verhaltensbezogene Aspekte unipolarer affektiver Störungen wie folgt zusammen: auf affektiver Ebene kommt es zu Gefühlen von Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Schuld, Feindseligkeit, Angst und Sorge. Betroffene verspüren eine Distanz zur Umwelt und nehmen oftmals ihre Gefühle nicht wahr. Es kommt zum Verlust von Freude und Interesse, an vormals 5 subjektiv bedeutsamen Dingen und Ereignissen. Die kognitive Ebene ist gekennzeichnet durch Pessimismus, eine negative Grundhaltung sich selbst gegenüber, langsames Denken, Probleme hinsichtlich Entscheidungen, Konzentration und Gedächtnis sowie zirkuläres Grübeln. Auf motivationaler Ebene lassen sich Misserfolgsorientierung, Rückzugs- und Vermeidungsverhalten (auch hinsichtlich sozialer Interaktionen), Antriebslosigkeit, Ideenoder Ausweglosigkeit und Zwecklosigkeit des eigenen Lebens und Suizidideen beobachten. Die Verhaltensebene zeichnet sich durch eine allgemeine Aktivitätsminderung aus. Betroffene haben Probleme, alltägliche Anforderungen zu erfüllen. Die Sprache ist leise und monoton, die Körperhaltung ist entweder kraft- und spannungslos oder es kommt zu Agitiertheit und Nervosität. Depressive Personen weisen entweder einen traurigen, weinerlichen Gesichtsausdruck auf oder zeigen eine maskenhafte, starre, von Zeit zu Zeit auch nervöse Mimik (Hautzinger, 1998, S. 4). 2.1.2. Epidemiologie Depressive Störungen können in jedem Lebensalter auftreten. Eine gehäufte Anzahl von Ersterkrankungen stellten Burke, Burke, Regier und Rae (1990) in der Altersspanne von 15 bis 29 Jahren fest. Die Lebenszeitprävalenz für die Entwicklung einer Major Depression beträgt ungefähr 16%, die 12-Monats-Prävalenz liegt bei etwa 6.6%. Es leiden fast doppelt so viele Frauen an einer depressiven Störung wie Männer (Kessler et al., 2003). Kühner (2003) berichtete für Frauen eine höhere Rückfallswahrscheinlichkeit für weitere depressive Episoden sowie eine geringere Remissionsrate. Eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Prävalenzraten von Männern und Frauen beschrieb Kühner (2003) in einem Zusammenspiel von intrapsychischen und psychosozialen Faktoren. 2.1.3. Komorbide Störungen Angststörungen gelten als häufigste komorbide Störungen bei unipolaren affektiven Störungen und gehen diesen meist voraus. Folglich wird angenommen, dass sie einen Risikofaktor für die Entstehung einer depressiven Störung darstellen (Berger, 1999, S. 489). Zusätzlich beeinflussen sie den weiteren Krankheitsverlauf der Depression. Es besteht ein 6 positiver Zusammenhang zwischen der Symptomschwere und dem komorbiden Auftreten von affektiven Störungen und Angststörungen (Kaufman & Charney, 2000). Weitere komorbide Störungen sind Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit sowie somatoforme Störungen (Hautzinger & De Jong-Meyer, 2003). 2.1.4. Ätiologie der Depression Aufgrund ihrer Relevanz für die Forschung seien hier die psychologischen Modelle von Seligman, Beck, Lewinsohn und Hautzinger aufgegriffen. Seligman (1995, S. 89) beschrieb anhand des Modells der erlernten Hilflosigkeit die Unabhängigkeit von Reaktion und Verstärkung durch die Umwelt als Ursache von Depression. Das Individuum lernt, dass es Ereignisse nicht kontrollieren kann und erfährt dadurch Hilflosigkeit. Als Beispiele für derartige Situationen nannte Seligman (1995, S. 89-100) schulisches bzw. berufliches Versagen, den Tod einer Bezugsperson, die Zurückweisung durch eine andere Person sowie Krankheit und den Mobilitätsverlust durch Altern. Eine individuelle Lerngeschichte, die zahlreiche Erfahrungen von Bewältigung und bewusster Kontrolle beinhaltet, stellt eine Ressource im Umgang mit aversiven Ereignissen dar. In seinem kognitiven Modell der Depression ging Beck (1986, S. 41) von drei zentralen Annahmen aus: der kognitiven Triade (negatives Selbstbild, übersteigerte Selbstkritik und negative Beurteilung externer Umstände), den Schemata und den kognitiven Fehlern (z.B. der willkürlichen Schlussfolgerungen ohne Beweise). Eine Aktivierung negativer kognitiver Verarbeitungsmuster führt nach Beck (1986, S. 41-45) zu weiteren, bereits erwähnten, depressiven Symptomen. Lewinsohn (1974, zitiert in Hautzinger & De Jong-Meyer, 2003) postulierte ein lerntheoretisches Modell der Depression wonach der Verlust von positiver Verhaltensverstärkung oder ein zu geringes Ausmaß an Verstärkung zu depressiver Verstimmung führt (Berger, 1999, S. 503). Auf diese Weise entstandene, depressive Symptome werden wiederum kurzfristig durch soziale Zuwendung aufrechterhalten. Drei Faktoren sind für das Ausmaß an positiver Verstärkung ausschlaggebend: die Menge der Ereignisse die theoretisch belohnt werden können, die Anzahl der verfügbaren Verstärker und die Fähigkeit einer Person, Verhaltensweisen zu zeigen, die Verstärkung nach sich ziehen (Hautzinger & De Jong-Meyer, 2003, S. 230). 7 Gemäß dem multifaktoriellen, psychologischen Depressionsmodell nach Hautziger (1998, S. 38-39) wird Depression sowohl durch situative als auch durch personengebundene, interne Faktoren ausgelöst. Der Depression gehen Bedingungen voraus, die deren Entstehung fördern (z.B. kritische Lebensereignisse). Aufgrund der Unterbrechung gewohnter Muster, folgt eine unmittelbar affektive Reaktion. Es entsteht ein Ungleichgewicht positiver und negativer Erfahrungen, welches eine Negativierung der Qualität der Interaktion des Individuums mit der Umwelt nach sich zieht. Betroffene entwickeln zunächst eine dysphorische Stimmung und verzweifelte Ängstlichkeit und in weiterer Folge eine Depression. Durch das Vorliegen zusätzlicher, dispositioneller bzw. chronischer Bedingungen, kann der Prozess beschleunigt werden. An der Ätiologie unipolarer affektiver Störungen sind weiters biologische, biochemische und neuroendokrine Faktoren beteiligt. Sullivan, Neale und Kendler (2000) berichteten familiäre Häufungen von Major Depression. Die Wahrscheinlichkeit an einer schweren depressiven Störung zu erkranken wenn innerhalb der Familie (Verwandtschaft ersten Grades) bereits Krankheitsfälle aufgetreten sind, liegt zwischen 31% und 42%. Für die tatsächliche Manifestation einer depressiven Störung ist allerdings eine Wechselwirkung von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen verantwortlich (Maier, 2004; Sullivan et al., 2000). Schildkraut (1965) machte ein funktionales Defizit von Noradrenalin für die depressive Symptomatik verantwortlich. Owens und Nemeroff (1994) berichteten weiters einen Zusammenhang zwischen einer geringeren Konzentration von Serotonin (5-HT) und seinem Metaboliten (5-HIA) im Gehirn depressiver Personen, eine reduzierte Anzahl an Serotonin-Transporter, sowie eine geringere Dichte an 5-HT im Liquor. Diskutiert wird auch eine Beteiligung des Dopaminsystems an Anhedonie und psychomotorischer Verlangsamung. Dafür sprechen Untersuchungen, in denen Betroffene einen reduzierten Dopaminumsatz und eine reduzierte Sensitivität zentraler Dopaminrezeptoren aufwiesen (Lemke, 2007). Weiters konnte bei Personen, die an einer depressiven Störung leiden oftmals eine verminderte Funktion von γ-Aminobuttersäure-Transmittern festgestellt werden (Kalueff & Nutt, 2007). Häufig wurde auch eine Hyperaktivität der HHN-Achse beobachtet. Im Vergleich zu gesunden Personen wiesen Betroffene einen erhöhten Cortisolspiegel in Plasma, Urin und Speichel auf, sowie eine erhöhte Aktivität und anatomische Vergrößerung der Hypophyse (Pariante & Lightman, 2008). 8 2.2. Klassifikation der Angststörungen nach ICD-10 und DSM-VI Im ICD-10 (Dilling et al., 2011) werden die Angststörungen im Kapitel F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen zusammengefasst (siehe Tab. 2). Das Kapitel beinhaltet auch die Zwangsstörungen (F42), die im ICD, anders als im DSM jedoch nicht den Angststörungen zugeordnet werden. Zwischen den beiden Klassifikationssystemen besteht ein Unterschied bezüglich der Kategorisierung der Agoraphobie bzw. der Panikstörung. Im ICD-10 (Dilling et al., 2011) wird die Agoraphobie (F40.00 bzw. F40.01) definiert als „Gruppe von Phobien mit Befürchtungen das Haus zu verlassen (…) in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein“. Zumindest einmal müssen in den gefürchteten Situationen zwei der angeführten Angstsymptome wie zum Beispiel Schweißausbrüche, Beklemmungsgefühl, ein Gefühl von Schwäche oder Benommenheit, etc. auftreten. Die Panikstörung stellt ein häufiges Merkmal der Agoraphobie dar. Die Diagnose Panikstörung selbst wird unter dem Schlüssel F41.0 klassifiziert und nur dann vergeben, wenn eine Panikstörung mit Agoraphobie (F40.01) ausgeschlossen werden kann. Im DSM-IV-TR (Saß et al., 2003) ist es umgekehrt. Es herrscht die Annahme vor, dass die Agoraphobie aus der Angst vor panikartigen Symptomen resultiert. Die soziale Phobie wird sowohl im ICD-10 (Dilling et al., 2011) als auch im DSM-IVTR (Saß et al., 2003) als Vermeidung oder Angst vor sozialen oder Leistungssituationen definiert, die bei Konfrontation mit der Situation zu Angstsymptomen wie Erröten, Zittern etc. bis hin zu Panikattacken führen kann. Dem Betroffenen ist bewusst, dass seine Angst übertrieben ist. Beziehen sich die sozialen Ängste auf viele Situationen, spricht man allgemein eher von einer sozialen Angststörung und nur bei spezifischen Situationen von einer sozialen Phobie. Treten selbige Kriterien im Zusammenhang mit einem spezifischen Objekt (z.B. Insekten, Injektionen, etc.) oder einer anderen, als der sozialen Situation (z.B. geschlossene Räume) auf, wird nach beiden Klassifikationssystemen eine spezifische Phobie diagnostiziert. Anhaltende Besorgnis und Befürchtungen bezüglich alltäglicher Ereignisse für einen Zeitraum von zumindest sechs Monaten gelten als Kriterien für eine Generalisierte Angststörung. Nach ICD-10 (Dilling et al., 2011) müssen zumindest vier Symptome einer vorgeschlagenen Liste von 22 Symptomen innerhalb dieses Zeitraums auftreten. Darunter fallen zum Beispiel Schweißausbrüche, Herzklopfen, Muskelverspannung, Hitzegefühl, Konzentrationsschwierigkeiten, usw. Nach DSM-IV-TR (Saß et al., 2003) genügt das 9 Vorhandensein von drei Symptomen einer angeführten Liste von sechs Symptomen wie zum Beispiel Ruhelosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelanspannung, usw. Tabelle 2: Angststörungen der vorliegenden Stichprobe nach ICD-10 (Dilling et al., 2011) und DSM-VI (Saßet al., 2003) ICD-10 DSM-IV F40 phobische Störungen F40.0 Agoraphobie .00 ohne Panikstörung .01 mit Panikstörung F40.1 soziale Phobie 300.23 Soziale Phobie F40.2 spezifische (isolierte) Phobien 300.29 Spezifische Phobie F40.8 sonstige phobische Störungen F41 sonstige Angststörungen F41.1 generalisierte Angststörung 300.02 Generalisierte Angststörung 2.2.1. Affektive, kognitive, motivationale und verhaltensbezogene Aspekte der Angststörungen Wiederholt auftretende und vermeintlich unkontrollierbare Panikattacken führen auf affektiver bzw. motivationaler Ebene zu depressiver Erschöpfung und Resignation (Morschitzky, 2009, S. 61). Auf kognitiver Ebene kommt es nach Angenendt, Frommberger, Trabert, Stiglmay und Berger (1999) bei Agoraphobie typischerweise bereits vor der Konfrontation mit angstbesetzten Gegebenheiten zu einem antizipierten Angsterleben. Dieses Phänomen wird als Erwartungsangst bezeichnet. In der Situation selbst neigen Betroffene häufig zu gedanklichen Ablenkungsstrategien, welche unter dem Begriff kognitive Vermeidung zusammengefasst werden. Auf der Verhaltensebene kommt es zur tatsächlichen Vermeidung von angstbesetzten Situationen bzw. Situationen, die eine Panikattacke auslösen können und somit zur Einschränkung des Bewegungsradius. Betroffene einer Panikstörung suchen, besonders im Anfangsstadium zahlreiche Einrichtungen der Gesundheitsversorgung auf, um vermeintliche organische Defizite aufzudecken (siehe Angenendt et al., 1999, S. 576577). Nach Morschitzky (2009, S. 88) zeichnet sich die affektive Ebene bei sozialer Phobie 10 durch Schamgefühle und eine Bewertungsangst in sozialen, beruflichen oder anderen Leistungssituationen aus. Betroffene verfügen über ein negatives Selbstbild und versuchen vermeintliche Unzulänglichkeiten mit Perfektionismus zu kompensieren. Motivationale Ebene und Verhaltensebene sind durch Vermeidungsverhalten oder Sicherheitsverhalten gekennzeichnet. Bei Konfrontation mit der angstbesetzten Situation kommt es auf physiologischer Ebene zu Erröten, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Stottern, Veränderungen der Stimme, Anspannung, usw. Im Rahmen spezifischer Phobien ist die affektive Ebene häufig nicht nur durch Gefühle der Angst sondern auch durch Ekelgefühle geprägt. Der Ekel ist in der Regel schwieriger zu überwinden als die Angst (Morschitzky 2009, S. 81). Eine selektive Aufmerksamkeit, gerichtet auf die angstbesetzten Reize, prägt die kognitive Ebene. Betroffene sind sich durchaus bewusst, dass ihre Angst übertrieben ist, können dieses Wissen jedoch nicht zur Überwindung der Angst nutzen. Bei Blut bzw. Injektionsphobie kommt es bei Anblick des gefürchteten Objekts, auf physiologischer Ebene oftmals zu Ohnmachtsanfällen. Diese werden durch eine parasympathikotone Reaktion auf die vorangegangene sympathikotoner Alarmierung verursacht. Bei allen anderen phobischen Störungen kommt es ausschließlich zu einer sympathischen Aktivierung (Morschitzky 2009, S. 81). Die Verhaltensebene ist nach Goisman et al. (1998) vor allem durch Vermeidungsverhalten gekennzeichnet. Betroffene richten ihren Lebensstil auf die Vermeidung phobischer Objekte und Situationen hin aus, nehmen dies jedoch subjektiv kaum als Einschränkung wahr. Spezifische Phobien stellen nur selten einen Grund für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe dar. Bei der generalisierten Angststörung ist die kognitive Ebene durch anhaltendes Sorgen bzw. Grübeln ohne Problemlösefunktion gekennzeichnet (Morschitzky, 2009, S. 68-72). Nach Borkovec, Alcaine und Behar (2004) hat das Sorgen die Funktion einer kognitiven Vermeidung. Die affektive Ebene zeichnet sich durch ein ständig erhöhtes Angstniveau und eine pessimistischen Haltung aus. Auf physiologischer Ebene kommt es zu motorischer Anspannung, erhöhter Vigilanz sowie in manchen Fällen zu vegetativer Erregung. Die Folge sind Kopfschmerzen, Verspannungen, leichte Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, und so weiter. Aufgrund der Befürchtung von Risiken und negativen Ereignissen, neigen Betroffene auf verhaltensbezogener Ebene zu Vermeidung (Angenendt et al., 1999, S. 581). 11 2.2.2. Epidemiologie der Angststörungen Albon und Margraf (2011) berichteten für die Entwicklung einer Panikstörung eine 12-Monats-Prävalenz von ungefähr 2.3% und eine Lebenszeitprävalenz zwischen 3% und 4%. Bei Frauen konnte ein früher Erkrankungsbeginn innerhalb der ersten 30 Lebensjahre festgestellt werden. Für das Auftreten einer Agoraphobie wird eine 12-Monatsprävalenz von 2% und eine Lebenszeitprävalenz von 5% angenommen (Wittchen & Jacobi, 2005). Sie tritt in der Regel erstmals im Alter von 20 bis 35 Jahre auf. Am Beginn steht in den meisten Fällen eine unerwarteter Angstanfall (Michael, Ehlers, & Margraf, 2003). Spezifische Phobien treten bereits sehr früh in der Lebensspanne auf. Untersuchungen berichteten eine Häufung der Ersterkrankungen zwischen vier Jahren und 15 Jahren (Kessler et al., 2005; Magee, Eaton, Wittchen, McGonagle, & Kessler, 1996). Die Lebenszeitprävalenz für die Entwicklung einer spezifischen Phobie liegt zwischen 7.6% (siehe Wittchen & Jacobi, 2005) und 13% (siehe Kessler et al., 2005; Magee et al., 1996). Je nach Studie schwankt die Lebenszeitprävalenz für die Entwicklung einer generalisierten Angststörung zwischen 0.1% und 6.4%. Für die 12Monatsprävalenz kann ein Median von ungefähr 1.7% angenommen werden (Lieb, Becker, & Altamura, 2005; Kessler, Du Pont, Berglund, & Wittchen, 1999; Wittchen & Jacobi, 2005; Yonkers, Bruce, Dyck, & Keller, 2003). Nach Wittchen und Jacobi (2005) leiden doppelt so viele Frauen an einer Angststörung wie Männer. Frederikson, Annas, Fischer und Wik (1996) stellten für die Gruppe der spezifischen Phobien in einer Untersuchung folgendes fest: grundsätzlich leiden doppelt so viele Frauen wie Männer an einer Phobie. Betrachtet man die verschiedenen Gruppen von Phobien getrennt voneinander, verändert sich die Geschlechterverteilung. So gaben zum Beispiel 12.1% der Frauen, jedoch nur 3.3% der Männer an, an einer Tierphobie zu leiden. In Bezug auf phobische Ängste vor Verletzungen, Spritzen und ärztliche Eingriffe, konnte kein Geschlechtsunterschied festgestellt werden. Eine Betrachtung der situationsbezogenen Phobien (Angst vor Höhe, Flugangst, etc.) ergab wieder die bereits erwähnte 2:1 Verteilung zwischen Frauen und Männern. Neben dem Geschlecht als Risikofaktor begünstigen negative Lebensereignisse, ein niedriger sozioökonomischer Status sowie ein lediger, geschiedener oder verwitweter Familienstand die Entwicklung einer Angststörung (Lieb et al., 2005). Traumatische Kindheitserfahrungen oder Erkrankungen der Atemwege während der Kindheit gelten als Risikofaktoren für Agoraphobie und Panikstörungen (Craske, Poulton, Tsao, & Plotkin, 2001). 12 2.2.3. Komorbide Störungen Nach Kauffman und Charney (2000) weisen die diversen Angststörungen sowohl untereinander, als auch mit affektiven Störungen, insbesondere mit Depression bzw. Dysthymer Störung und Substanzmissbrauch bzw. Substanzabhängigkeit eine hohe Komorbiditätsrate auf (siehe auch Brunello et al., 2000; Schneier et al, 1992; Stein & Kean, 2000). Nur eine kleine Gruppe Betroffener leidet an einer isolierten Angststörung. Betroffene, die an einer Panikstörung leiden weisen häufig auch Erkrankungen des kardiovaskulären, respiratorischen oder vestibulären Systems auf (Goodwin et al., 2005). 2.2.4. Ätiologie der Angststörungen Coles und Heimberg (2002) berichteten eine Verzerrung kognitiver Informationsverarbeitung, die für die Entstehung sämtlicher Angststörungen Gültigkeit hat. Aufgrund von Primingprozessen und vergangenen Konfrontationen angstauslösenden Stimulus kommt es unbewusst zu einer verstärkten Reizwahrnehmung. Implizite Gedächtnisprozesse aktivieren bereits mit einem gegenwärtigen gespeicherte Informationen und erleichtern dadurch ihre Verfügbarkeit für unbewusst ablaufende Prozesse, nicht jedoch für ein bewusstes Abrufen selbiger Inhalte. Beck und Kollegen (1997) beschrieben ein kognitives Modell, wonach die Informationsverarbeitung im Kontext einer Angststörung auf inadäquaten kognitiven Schemata sowie einer erhöhten Sensibilität gegenüber aversiven Reizen basiert. Stimuli werden demnach fälschlicherweise als bedrohlich für das körperliche und psychische Wohlbefinden wahrgenommen und interpretiert. Die Informationsverarbeitung läuft verzerrt ab und ist nur zum Teil beeinflussbar. Gelingt es den Betroffenen nicht, die Bedrohung und die vorhandenen Bewältigungsstrategien gegeneinander abzuwiegen, trägt dies zur Aufrechterhaltung pathologischer Angst bei (Beck & Clark, 1997). Nach Reis und McNally (1985, zitiert nach McNally, 2002) weisen Personen, die an einer Angststörung leiden (mit Ausnahme der einfachen phobischen Störung) ein höheres Maß an Angstsensitivität auf als gesunde Personen. Betroffene fürchten Empfindungen, die im Zusammenhang mit Angst auftreten und sind der Überzeugung, dass körperliche Symptome der Angst eine verbleibende schädigende Wirkung besitzen. 13 Neben Verzerrungen kognitiver Verarbeitungsprozesse spielen auch Konditionierung und Vermeidungsverhalten eine Rolle bei der Entstehung von Angststörungen. Mowrers (1947, zitiert in Michael et al., 2003) beschrieb in seiner Zwei-Faktoren-Theorie zur Entstehung der Agoraphobie, dass neutrale Stimuli gepaart mit einem traumatischen Ereignis durch Konditionierungsprozesse mit einem zentralen Angstzustand in Zusammenhang gebracht werden. Eine Vermeidung des Stimulus führt zur Reduktion der Angst und erfährt dadurch eine Verstärkung. Seligman (1971) stellte fest, dass Phobien, verglichen mit Angstreaktionen die im Labor durch klassische Konditionierungsvorgänge produziert wurden, relativ löschungsresistent waren. Weiters entdeckte er, dass sich Phobien in der Regel auf ein begrenztes Set an angstauslösenden Stimuli bezogen und leicht erworben wurden. Auf Basis dieser Beobachtungen postulierte er das Modell der Preparedness und ging davon aus, dass der menschliche Organismus für aversive Lernvorgänge im Zusammenhang mit jenen Reizen, die evolutionsgeschichtlich eine Bedrohung für das Überleben darstellten, prädisponiert ist. Wittchen und Fehm (2003) untersuchten den Zusammenhang zwischen Erziehungsstil und Angststörungen und stellten fest, dass sowohl ein gefühlsarmer, zurückweisender Erziehungsstil als auch ein überbehüteter Erziehungsstil die Entwicklung einer sozialen Phobie begünstigen. Nach Chorpita und Barlow (1998) führen beide genannten Erziehungsstile zu Erfahrungen von Unkontrollierbarkeit der Umwelt in der Kindheit und begünstigten vor allem in Kombination die Entstehung einer Angststörung. Ermöglichen Eltern dem Kind nur eingeschränkt Erfahrungen in sozialen Situationen zu sammeln, hat das Kind weder die Möglichkeit positive Begegnungen zu erleben noch Social Skills im Umgang mit anderen Personen zu erlernen. Ein Zusammenhang zwischen limitierter Exposition und Sozialer Phobie konnte in einer Reihe von Studien bestätigt werden (Hudson & Rapee, 2000). Berichtet wurde weiters ein Zusammenhang zwischen Modellernen und der Entwicklung einer sozialen Phobie (Öst & Hugdahl, 1981). Wird eine andere Person (z.B. ein Elternteil) beobachtet wie sie in sozialen Situationen zurückgewiesen wird oder sich übermäßig ängstlich verhält kann dies, im Sinne einer stellvertretenden Konditionierung, ausreichen um die Entwicklung einer sozialen Phobie anzustoßen (Mineka & Zinbarg, 2006). An der Ätiologie von Angststörungen sind weiters biologische, biochemische und neuroendokrine Faktoren beteiligt. Es konnte eine familiäre Häufung bei allen Angststörungen beobachtet werden (Hettema, Neale, & Kendler, 2001). In bisherigen Untersuchungen wurde einerseits ein übermäßiges Vorhandensein des Neurotransmitters Serotonin beobachtet, andererseits eine hohe Sensibilität der Serotoninrezeptoren 5-HT2a und 5-HT2C (Morschitzky, 2009, S. 221). Tanaka, Yoshida und Ishii (2000) belegten einen 14 Zusammenhang zwischen noradrenerger Hyperaktivität im Hypothalamus, der Amygdala und im Locus coeruleus und negativen Emotionen wie der Angst. In der Forschungsliteratur wurde weiters eine verminderte Sensitivität GABAerger Rezeptoren bei Angststörungen diskutiert. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Zentralnervensystem (Morschitzky, 2009, S. 220). Rauch, Shin und Wright (2003) betonten die Rolle der Amygdala bei der Entstehung von Angst. Aufgrund des anhaltenden Zustands des Sorgens kommt es bei der generalisierten Angststörung zu einer erhöhten Aktivierung im linken präfrontalen Kortex (Borkovec, Ray, & Stöber, 1998). Weiters konnte eine Unterdrückung der sympathischen Aktivität beobachtet werden. Untersuchungen zeigten eine reduzierte autonome Variabilität und/oder einen unzureichenden parasympathischen Tonus sowohl unter Ruhebedingungen als auch unter Experimentalbedingungen (Thayer, Friedman, & Borkovec, 1996). 15 3. Emotionen Nach Hartje und Poeck (2002, S. 417-418) bezieht sich der Begriff Emotion einerseits auf das subjektive Erleben von Gefühlen, die kognitive Bewertung von emotionsträchtigen Eindrücken, reaktives und spontanes Ausdrucksverhalten in Stimme, Mimik und Gestik sowie ziel- bzw. zweckgerichtetes Abwendungs- oder Zuwendungsverhalten. Daneben umfasst „Emotion“ ebenso autonome Reaktionen auf interne oder externe auslösende Ereignisse mit Änderungen von Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Hautleitfähigkeit oder Hormon- und Transmitterausschüttung. Die emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen können unbewusst ablaufen oder bewusst erlebt und gesteuert werden. Dementsprechend wird eine Beteiligung subkortikaler und kortikaler neuronaler Systeme an emotionalen Prozessen angenommen. In der Forschungsliteratur finden sich unterschiedliche Definitionen des Begriffs Emotion (Merten, 2003, S. 12). Kleinginna und Kleinginna (1981) fassten in ihrer Arbeit eine Vielzahl von Definitionen zusammen und betonten vier wesentliche Faktoren, welche Emotionen zugrunde liegen: 1. Affektive Erfahrungen wie Gefühle von Erregung, Lust bzw. Unlust. 2. Kognitive Prozesse welche die Wahrnehmung, Denkprozesse, Bewertungen beeinflussen. 3. Physiologische Veränderungen als Anpassungsreaktion auf Erregungszustände. 4. Expressives, zielgerichtetes Verhalten als adaptive Anpassung an die Umweltbedingungen. Weiters wird ein enger Zusammenhang zwischen der Aktivierung zweier motivationaler Systeme - einem zuwendenden System und einem defensiv abwendenden System - und emotionalem Erleben bzw. dem damit einhergehenden adaptiven Verhalten postuliert (siehe Davidson, Ekman, Saron, Senulis, & Friesen, 1990; Bradley, 2000, S. 602). Auf diesen Zusammenhang wird ausführlicher in Kapitel 3.1. eingegangen. Die Theorien der Emotionspsychologie grenzen sich durch die jeweiligen Schwerpunktsetzung auf die unterschiedlichen Aspekte der Emotionen voneinander ab (Merten, 2003, S. 10). Evolutionstheoretische Ansätze beschäftigen sich mit der Frage, welchen Zweck ein Verhalten im Hinblick auf das Überleben erfüllt. Der evolutionstheoretische Ansatz geht auf Charles Darwin zurück. Als wichtige Vertreter seinen hier P. Ekman und W. Friesen genannt (Merten, 2003; Shiota & Kallat, 2012). Im Mittelpunkt behavioristischer Emotionstheorien stehen die Beobachtung von emotionalem 16 Verhalten und die Beschreibung von Reiz-Reaktions-Konstellationen. Als Vertreter des behavioristischen Ansatzes gelten zum Beispiel J. Watson und M. Seligman (Theorie der erlernten Hilflosigkeit, siehe Kapitel 2.1.4.). Psychophysiologische Theorien legen ihren Fokus auf den Zusammenhang zwischen Emotionen und damit einhergehenden körperlichen Veränderungen (Cacioppo, Berntson, Klein, & Poehlmann, 1997; Merten, 2003). Aufgrund der Relevanz der psychophysiologischen Theorien für die theoretischen Grundlagen der vorliegenden Studie, wird darauf ausführlich in Kapitel 4 eingegangen. Kognitive Bewertungstheorien gehen davon aus, dass Art und Intensität einer Emotion von der Bewertung eines Reizes bzw. einer Situation abhängt. Dieser Bewertungsprozess muss nicht zwangsläufig bewusst ablaufen. Kognitive Ansätze gehen auf M. Arnold zurück. Weitere Vertreter sind z.B. R. Lazarus, H. Leventhal und K. Scherer (Merten, 2003; Shiota & Kallat, 2012). Zahlreiche Autoren unterstützen die Annahme der Existenz von Basisemotionen (siehe Ekman, 1992; Shaver, Wu, & Schwartz, 1992). Basisemotionen sind in allen Kulturen und bei höheren Primaten zu finden. Sie werden mit universell gültigen, charakteristischen Gesichtsausdrücken assoziiert, die in verschiedenen Kulturen auf dieselbe Weise interpretiert werden. Einige von ihnen stehen in engem Zusammenhang mit biologischen Funktionen die das Überleben sichern. Es herrscht bis dato Uneinigkeit über die Anzahl und Art der Basisemotionen (Ortony & Turner, 1990). Ekman zählte 1999 Freude, Überraschung, Traurigkeit, Angst, Ekel, Ärger, Missachtung, Zufriedenheit, Verlegenheit, Schuld, Stolz, Erleichterung und Aufgeregtheit zu den Basisemotionen. Sie sind, wie bereits erwähnt universell, haben einen raschen Beginn und eine kurze Dauer. Weiters besitzen sie eine emotionsspezifische Physiologie. Jede Basisemotion wird durch spezifische Auslöser automatisch und manchmal auch ungewollt ausgelöst (Ekman, 1992). Vom Begriff Emotion sind eine Reihe verwandter Begriffe abzugrenzen. SchmidtAtzert (2009) bezeichnete den Begriff Gefühl als jene Teilkomponente von Emotionen, die die Wahrnehmung bzw. das Erleben des eigenen emotionalen Zustandes beschreibt. Die Unterscheidung von Stimmungen und Gefühlen betonte er als schwierig. Stimmungen sind nach Clore, Schwarz und Conway (1994) von längerer Dauer, gelten als diffus und weniger spezifisch als Emotionen und können auch ohne die Auslösung durch einen externen oder internen Stimulus auftreten. Der Begriff Affekt umfasst die positive bzw. negative Valenz (siehe Clore et al., 1994). 17 3.1. Dimensionale Emotionsmodelle Im Zuge der vorliegenden Arbeit sind die dimensionalen Emotionsmodelle insofern von großer Relevanz, als dass bei der durchgeführten Studie Verfahren zur Anwendung kamen, die auf der Grundlage dieser Emotionsmodelle konstruiert wurden. Nach Guerrero, Andersen und Trost (1998, S. 9) ist unter emotionaler Erfahrung (emotional experience) die internale Reaktion auf einen emotionsauslösenden Stimulus zu verstehen. Als dominantestes Merkmal der emotionalen Erfahrung führen die Autoren die affektive Valenz an. Diese entspricht der Bewertung eines Stimulus als angenehm oder unangenehm. Ebenso betrachten Lang, Bradley und Cuthbert (2008) Emotionen aus einem dimensionalen Blickwinkel und nehmen an, dass diese durch ein Zusammenspiel von Bewertungen auf drei verschiedenen Dimensionen entstehen. Als die beiden wichtigsten Dimensionen werden ebenfalls die affektive Valenz und Arousal (die Spanne reicht von ruhig bis hin zu aufgeregt) beschrieben. Die dritte Dimension stellt die Dominanz dar. Ihre Annahmen beruhen auf den Überlegungen von Osgood, Suci und Tannenbaum (1957, S. 3638) bezüglich des Semantischen Raums. Letztere konnten anhand einer Reihe von Faktorenanalysen folgende drei dominante Skalen bei der Einschätzung der subjektiven Bedeutung unterschiedlicher Reize ausmachen: evaluation, potency und activity. Lang, Bradley und Cuthbert (1997) beschrieben weiters die beiden Dimensionen Valenz und Arousal als Grundlage zweier motivationaler Systeme, welche in engem Zusammenhang mit Emotionen stehen (siehe Kapitel 3). Je nachdem, wie der Bewertungsprozess anhand der Dimension Valenz gelagert ist, wird eines der beiden Systeme aktiv. Das defensive, abwendende System wird aktiviert, wenn die Situation als unangenehm bewertet wird und Bedrohung wahrgenommen wird. Es kommt zu Verhaltensreaktionen wie Rückzug, Flucht oder Angriff. Das zuwendende System wird im Kontext jener Situationen aktiviert, die als angenehm wahrgenommen werden und das Überleben sichern. Als Reaktion kommt es zu Verhaltensweisen welche Nahrungsaufnahme, sexuelle Fortpflanzung und Fürsorge begünstigen. Die Dimension Arousal bestimmt das Ausmaß der Aktivierung des jeweiligen motivationalen Systems (Bradley, Codispoti, Cuthbert, & Lang, 2001). Zusammenfassend können die Annahmen des dimensionalen Emotionsmodells anhand des affektiven Raums (siehe Abb. 1) graphisch veranschaulicht werden (Bradley, 2000; Bradley et al., 2001; Lang, Bradley, & Cuthbert, 1999). Im Zentrum des Raums ist der Cluster der neutralen Bilder dargestellt. Vertikal sind in beide Richtungen die Einschätzung der Bilder anhand der Dimension Valenz erkennbar. Je extremer die Bilder bewertet wurden, umso 18 näher befinden sie sich an den vertikalen Rändern des affektiven Raums. Gleichzeitig verändert sich auch ihre Position auf der X-Achse, anhand derer die Bewertung in der Dimension Arousal abgelesen werden kann. Die beiden Pfeile (siehe Abb. 1) illustrieren die zugrundeliegenden motivationalen Systeme und driften umso mehr auseinander, je höher die Aktivierung des jeweiligen Systems ausfällt. Bei geringer Aktivierung der motivationalen Systeme zeigt sich auch ein geringes Arousalrating und die Bildstimuli werden als neutral bewertet. Es besteht ein stärkerer Zusammenhang zwischen der Intensität der Bewertungen in den Dimensionen Valenz und Arousal für aversive Bilder. In Abbildung 1 ist dies am stärkeren Neigungswinkel im Bereich der negativen Bilder erkennbar (Bradley, 2000, S. 620). Abbildung 1: Graphische Darstellung des affektiven Raums (Bradley, 2000, S. 620) 19 3.2. Erhebung emotionalen Erlebens In der bisherigen Emotionsforschung finden sich unterschiedliche Methoden zur Evozierung emotionalen Erlebens im Labor, wie z.B. der Einsatz von Filmclips (siehe Rottenberg, Kasch, Gross, & Gotlib, 2002), Bilder (siehe Dunn, Dalgleish, Lawrence, & Cusack; Sloan, Strauss, Quirk, & Sajatovic), Stresstasks (siehe Hoehn-Saric, McLeod, & Zimmerli, 1989), Töne (siehe Williams, Iacono, & Remick, 1985) oder Gesichtsstimuli (Hoheisl & Kryspin-Exner, 2005). All diesen Methoden gemeinsam ist eine passive Aufnahmehaltung der Untersuchungsteilnehmer (Bradley, 2000, S. 619). Es wird hier genauer auf die Methode der Bilddarbietung (wurde in der vorliegenden Untersuchung angewendet) und die ihr verwandte Methode der Filmclips eingegangen. Mit Hilfe von standardisierten Filmclips, können spezifische diskrete Emotionen hervorgerufen werden. Vor allem im Bereich der negativen Emotionen diskriminieren diese sehr klar zwischen den einzelnen evozierten Emotionen (Hagemann et al., 1999; Kreibig, Wilhelm, Roth, & Gross, 2007). Filmclips sind dynamisch und multimodal (visuell und auditiv). Sie repräsentieren Situation aus der direkten Umwelt der Individuen, die in engem Zusammenhang mit Wohlbefinden und Überleben stehen und besitzen daher hohe ökologische Validität (Rottenberg, Ray, & Gross, 2007). Bilder sind statische Reize. Im Vergleich zu Filmclips, die dynamische Elemente enthalten, sind die gemessenen affektiven Reaktionen bei Bildern in der Regel eindeutiger interpretierbar. Vor allem psychophysiologische Reaktionen sind gegenüber Veränderungen dynamischer Elemente sensibel. Die Darbietung von Bildern ermöglicht eine vollständige Kontrolle sowohl der Darbietungsdauer als auch der Intensität der Emotionsstimuli. Der Untersuchungsablauf kann beliebig oft exakt reproduziert werden (Lang, 1995). Bilder sind Emotionsstimuli mit Symbolcharakter. Deren Enkodierung anhand affektiver Dimensionen setzt vorangegangene Lernprozesse voraus. Mit Hilfe von Bilder können Situationen repräsentiert werden, welche die Untersuchungsteilnehmer in ihrer realen (sozialen) Umwelt erleben (Bradley, 2000, S. 619). Dennoch kann dasselbe Bild bei verschiedenen Personen unterschiedliche Emotionen hervorrufen (Bradley & Lang, 2007). Das International Affective Picture System (IAPS, Lang et al., 2008) umfasst ein großes Set an emotionsevozierenden Farbfotografien und bietet Normdaten über die drei Bewertungsdimensionen Valenz, Arousal und Dominanz für Männer und Frauen (Bradley & Lang, 2007). Zur Bewertung der Bildstimuli steht das Self-Assesment Manikin (SAM), ein affektives Ratingsystem, zur Verfügung. Das SAM bietet die 20 Möglichkeit, die Dimensionen Arousal, Valenz und Dominanz der affektiven Reaktion auf einen emotionalen Stimulus, nonverbal zu erfassen (Lang et al., 2008). 3.3. Emotionserkennung Nach Salovey, Detweiler-Bedell, Detweiler-Bedell und Mayer (2008) wird unter Emotionserkennung die Fähigkeit verstanden, Emotionen in Gesichtern, Bildern, Stimmen und kulturellen Artefakten zu erfassen und zu dekodieren. Die Empathie (Fähigkeit, Emotionen eines Interaktionspartners korrekt wahrzunehmen) ist somit ein Teilaspekt der Emotionserkennung. Weiters hinzugezählt wird das Vermögen, die eigenen Emotionen adäquat zu interpretieren. Emotionserkennung ist für den Ablauf und die Qualität sozialer Beziehungen von großer Bedeutung (Merten, 2003, S. 150). Sie dient als Grundlage der Emotionsverarbeitung und ermöglicht es Individuen angemessen auf die Umwelt zu reagieren (Salovey et al., 2008). In bisherigen Untersuchungen konnte eine Tendenz dahingehend beobachtet werden, dass glückliche Gesichtsausdrücke leichter und schneller erkannt werden (Erwin et al., 1992). Das Geschlecht und auch das Alter scheinen einen Einfluss auf die Emotionserkennung zu haben. Es wurden bessere Emotionserkennungsleistungen bei Frauen als bei Männern berichtet (Erwin et al., 1992; Thayer & Johnsen, 2000). Für bestimmte Emotionen (z.B. Trauer, Angst, Wut) konnte eine Abnahme der Erkennungsleistung im höheren Alter beobachtet werden (Calder et al., 2003; Moreno, Borod, Welkowitz, & Alpert, 1993). Untersuchungen berichteten, je nach Qualität der Emotion, eine Aktivierung unterschiedlicher Hirnareale bei der Emotionserkennung (Murphy, Nimmo-Smith, & Lawrence, 2003). Bei der Erkennung der Emotion Angst konnte eine Aktivierung der Amygdala beobachtet werden. Ekel ging mit einer erhöhten Aktivität in den Bereichen Insula und Pallidum einher. Für Ärger wurde eine vermehrte Aktivierung im orbitofrontalen Kortex angenommen. Für Freude und Trauer wurde ein Zusammenhang mit dem medialen präfrontalen Kortex berichtet (siehe Murphy et al., 2003). Die bisherige Forschungstätigkeit brachte weiters eine zentrale Funktion des Gyrus fusiformis und der Sulcus temporalis bei der Emotionserkennung in Gesichtern zum Ausdruck (Calder, Young, Keane, & Dean, 2000; Rhodes, Brake, & Atkinson, 1993). Der Gyrus fusiformis ist für die Wahrnehmung unveränderlicher Gesichtsmerkmale verantwortlich. Der Sulcus temporalis spielt eine Rolle bei der Wahrnehmung von mimischen Veränderungen. 21 3.4. Emotionsverarbeitung Scherer (2001) postulierte ein Komponentenprozessmodell der Emotion und ging davon aus, dass kognitive Bewertungen Einfluss auf die Komponenten Kognition, physiologisches Arousal, Motivation, motorischer Ausdruck und subjektives Erleben haben. Ein emotionales Ereignis wird seriellen Stimulus-Evaluations-Checks (SEC) unterzogen. Dieser Bewertungsprozess besteht aus vier Hauptkriterien. Die Differenziertheit der Bewertungsschritte ist nach Scherer (2001) vom Organisationsgrad des Individuums abhängig. 1. Bewertung der Relevanz • Neuheit: das Individuum überprüft die sensorische Intensität eines Reizes sowie dessen Auftrittswahrscheinlichkeit in der gegebenen Situation. Letzteres setzt das Vorhandensein eines Schemas voraus, innerhalb dessen ein Ereignis als mehr oder weniger wahrscheinlich erwartet wird. • Intrinsisch hedonische Qualität: das Ereignis wird von Individuum als positiv oder negativ eingestuft. • Relevanz für Ziele: aus den verfolgten Zielen und Bedürfnissen wählt das Individuum jenes aus, das vom Ereignis betroffen ist. Es wird überprüft, ob das Ereignis relevante Konsequenzen für das Individuum selbst oder andere Personen aufweist, welcher Art diese Konsequenzen sind, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie eintreten und deren Auswirkung auf die Ziele. 2. Bewertung der Implikationen • Verursachung: das Individuum unterscheidet hauptsächlich ob die Ursache für ein Ereignis bei ihm selbst, bei anderen oder bei Umständen wie z.B. Glück zu finden ist. • Eintretenswahrscheinlichkeit der wahrgenommenen Folgen des Ereignisses • Dienlichkeit für die Zielerreichung • Wahrgenommene Dringlichkeit: das Individuum bewertet die Dringlichkeit einer angemessenen Reaktion. 3. Bewertung des Bewältigungspotentials • Das Individuum prüft ob das Ereignis prinzipiell Möglichkeiten zur Einflussnahme bietet und ob es selbst über die notwendigen Kompetenzen verfügt Einfluss zu nehmen und das Ereignis zu kontrollieren. Zuletzt prüft das Individuum, ob es die eigenen Ziele an die veränderten Umstände anpassen kann, wenn eine Einflussnahme als unmöglich erscheint. 22 4. Bewertung der Verträglichkeit mit internalen und externalen Standards: internale Standards beziehen sich auf das Selbstideal und die moralischen Ansprüche des bewertenden Individuums. Externale Werte betreffen sozial vermittelte sowie sanktionierte Werte. Die Bewertungsprozesse laufen rasch, automatisch und unbewusst ab. Scherer (2001) ging davon aus, dass unterschiedliche Bewertungsmuster (gemeinsames Auftreten von Ergebnissen der Bewertungsprozesse) für die Entstehung unterschiedlicher Emotionen verantwortlich sind. Auf die Rolle des Komponentenprozessmodells bei unipolaren affektiven Störungen und Angststörungen wird unter Kapitel 5.1. und unter Kapitel 5.2. eingegangen. 3.5. Emotionsregulation Koole (2009) zählt zur Emotionsregulation sämtliche Prozesse mittels derer Individuen ihre Emotionen steuern. Diese können auf alle Modalitäten Reaktionen (Verhalten, Physiologie, Gedanken, Gefühle) Einfluss emotionaler nehmen. Die Emotionsregulation hat nach Koole (2009) folgende Funktionen: die Befriedigung von Bedürfnissen, die Aufrechterhaltung von Verhaltensweisen die der Erreichung von Zielen dienen und die Förderung der Persönlichkeit. Nach Gross und Thompson (2007) können Prozesse der Emotionsregulation automatisch oder kontrolliert, bewusst oder unbewusst erfolgen und zu jeder Zeit während der Generierung von Emotionen einsetzen. Gross (1998) postulierte fünf Strategien der Emotionsregulation, die an unterschiedlichen Stellen der Emotionsgenerierung einsetzen. 1. Auswahl der Situation: hierzu zählt die Auswahl jener Situationen in deren Zusammenhang man angenehme Emotionen erwartet. Diese Strategie setzt Vorwissen über die Eigenschaften der jeweiligen Situation und die damit einhergehenden emotionalen Reaktionen voraus. 2. Situationsmodifikation: eine gegenwärtige Situation wird modifiziert und somit ihr Einfluss auf die Emotionen des Individuums verändert. 3. Verlagerung der Aufmerksamkeit: Situationen haben unterschiedliche Aspekte. Das Individuum verlagert seine Aufmerksamkeit zu einem anderen Aspekt der Situation. 4. Kognitive Neubewertung: Individuen sind in der Lage die Bewertung einer Situation und deren emotionale Bedeutung auf zwei Arten zu verändern. Zum einen kann die 23 Einstellung zur Situation verändert werden, zum anderen kann der Einsatz mit dem ein Individuum versucht die Anforderungen zu bewältigen vermindert werden. 5. Reaktionsmodifikation: diese Strategie setzt erst sehr spät im Prozess der Emotionsgenerierung ein, wenn Reaktionstendenzen bereits vorhanden sind und kann sowohl physiologische Reaktionen als auch Verhaltensreaktionen oder Gefühlsreaktionen betreffen. Nach Thayer und Lane (2000) repräsentiert eine emotionale Reaktion die Auswahl einer adäquaten Reaktion und zeitgleich die Unterdrückung weniger angemessener Reaktionen. Der anteriore cinguläre Kortex dient der Integration von Aufmerksamkeit, viszeraler Informationen und affektiver Informationen. Er ist wesentlich für Selbstregulation und Anpassung und steuert über vagale Bahnen die Auswahl von Reaktionen durch einen negativen Feedbackmechanismus. Die rostralen und ventralen Regionen des anterioren cingulären Kortex spielen eine zentrale Rolle in der Organisation von affektivem, motivationalem und autonomen Verhalten. Der dorsale Bereich dient der Auswahl einer Reaktion (siehe Thayer & Lane, 2000). 4. Emotion, Psychophysiologie und elektrodermale Aktivität Die Psychophysiologie ist ein interdisziplinäres Feld, das sich mit den Zusammenhängen von psychischen Vorgängen und körperlichen Funktionen beschäftigt (Cacioppo, Tassinary, & Bernston, 2000, S. 3). Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Emotionen und physiologischen Veränderungen spielen in der Emotionsforschung eine wichtige Rolle. James (1884; zitiert in Larsen, Berntson, Poehlmann, Ito, & Cacioppo, 2008, S. 182) und Lange (1885, zitiert in Merten, 2003, S. 67) gingen davon aus, dass Veränderungen im peripheren Nervensystem dem emotionalem Erleben vorausgehen und dieses erst ermöglichen. Evolutionsbiologische Theorien bauen auf der Annahme emotionsspezifischer angeborener, physiologischer Muster vor allem für die Erklärung von Basisemotionen wie Ärger, Angst und Ekel auf, welche das Individuum auf eine bestimmte Handlung vorbereiten (siehe Ekman, 1992). Ekman, Levenson und Friesen (1983) stellten in Untersuchungen fest, dass kombinierte Messungen der Aktivität des autonomen Nervensystems nicht nur zwischen positiven und negativen Emotionen differenzieren können sondern auch zwischen einigen negativen Emotionen. Zum Beispiel beobachteten sie, dass die 24 Emotion Ärger durch eine erhöhte Herzrate sowie einen Anstieg der Körpertemperatur charakterisiert wurde, während die Emotion Angst durch eine erhöhte Herzrate und einen Abfall der Körpertemperatur gekennzeichnet war. Metaanalysen unterstützten teilweise die Annahme von emotionsspezifischen autonomen Mustern, zeigten jedoch auch Unterschiedlichkeiten in den beobachteten autonomen Aktivitäten (siehe Cacioppo, Berntson, Klein, & Poehlmann, 1997; Larsen et al., 2008). Cannon (1927, zitiert in Larsen et al., 2008, S. 182 und Merten, 2003, S. 67) entgegnete der James-Lange-Theorie, dass viszerale Reaktionen zu langsam und undifferenziert erfolgen um als Grundlage für Emotionen zu dienen und vielmehr selbst erst durch emotionales Erleben ausgelöst werden. Der Vollständigkeit halber seien hier noch die, mittlerweile widerlegten Überlegungen von Schachter und Singer (1962, zitiert in Merten, 2003, S. 76) angeführt, die davon ausgingen, dass Emotionen von einem unspezifischen physiologischen Arousal begleitet werden. Erst durch kognitive Erklärungsversuche dieser Erregung erlangt emotionales Erleben seine Spezifität. Nach Kreibig et al. (2007) sind die psychophysiologischen Unterschiedlichkeiten der einzelnen Emotionen nach derzeitigem Forschungsstand jedoch immer noch nicht ausreichend aufgeklärt. In der aktuellen Forschung wird das Zusammenspiel von Emotionen, subjektivem Erleben und damit einhergehenden körperlichen Geschehnissen folgendermaßen erfasst: emotionales Erleben wird durch die Darbietung emotionaler Stimuli (siehe Kapitel 3.2.) evoziert. Im Anschluss daran werden die Stimuli von den Versuchsteilnehmern bewertet (siehe Bradley et al., 2001; Kreibig et al., 2007). Zeitgleich werden peripherphysiologische bzw. kortikale Messungen abgenommen (siehe Kreibig et al., 2007; Amrhein, Mülberger, Pauli, & Wiedemann, 2004). Gegenwärtig richtet sich der Fokus der Forschungstätigkeit stärker auf zentralnervöse Reaktionen im Kontext emotionalen Erlebens und Verhaltens. Es wird versucht jene Hirnstrukturen zu lokalisieren, welche an emotionalen Prozessen beteiligt sind (Merten, 2003, S. 27). Es konnte eine zentrale Rolle des limbischen Systems (siehe Abb. 2) bei der Steuerung von Emotionen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Kampf- bzw. Fluchtverhalten festgestellt werden (Pinel, 2001, S. 77). 25 Abbildung 2: Darstellung der wichtigsten limbischen Strukturen im menschlichen Gehirn (Pinel, 2001, S. 77) Die Amygdala scheint für die Angstkonditionierung wichtig zu sein (siehe Bechara et al., 1995). Davidson und Irwin (1999) berichteten eine Aktivierung der Amygdala während des Kodierens emotionaler Reize. Adolphs, Tranel, Damasio und Damasio (1995) untersuchten eine Patientin mit einer selektiven beidseitigen Schädigung der Amygdala und beobachteten, dass diese Patientin die Emotion Angst in Gesichtsausdrücken nicht erkennen konnte. Weiters war sie nicht in der Lage die Intensität der Emotionen Überraschung und Wut in Gesichtsausdrücken adäquat einzuschätzen. 1999 beobachteten Adolphs et al. weitere Schwierigkeiten beim Wiedererkennen negativer Emotionen bei Patienten mit beidseitiger Amygdalaschädigungen. Davidson und Kollegen (siehe Davidson 2003; Davidson, Jackson, & Kalin, 2000) beschrieben zwei präfrontale Systeme, die für die Regulation emotionalen Erlebens von Bedeutung sind. Eine vermehrte Aktivierung dorsolateraler und medial präfrontaler Areale der linken Hemisphäre soll demnach mit positiven Emotionen und Annäherung in Verbindung stehen. Die Aktivierung des dorsolateralen Präfrontalkortex und des Temporalpols der rechten Hemisphäre geht nach Davidson und Kollegen (siehe Davidson 2003; Davidson, Jackson, & Kalin, 2000) mit negativen Emotionen und Rückzug einher. Phillips und Kollegen (2003) berichteten ein ventrales bzw. rostrales System bestehend aus Amygdala, Insula, ventralem 26 Striatum, ventralen Regionen des anterioren zingulären Gyrus und ventralen Regionen des Präfrontalkortex, welches für die emotionale Bedeutung von Umweltreizen zuständig sei und zur Auslösung affektiver Zustände beitragen soll. An der Steuerung von Emotionen sind auch eine Reihe unterschiedlicher Neurotransmittersysteme beteiligt: das serotonerge System, das noradrengerge System, das GABAerge System, das dopaminerge System und das cholinerge System. Psychopharmaka nehmen Einfluss auf die Regelkreise dieser Neurotransmitter und sind somit in der Lage, Stimmungen zu verändern (Benkert, Hautzinger, & Graf-Morgenstern, 2008). 4.1. Emotion und elektrodermale Aktivität In der vorliegenden Arbeit wurde die elektrodermale Aktivität als Indikatorvariable für den Erfolg der therapeutischen Intervention erhoben sowie deren Veränderung im Zusammenhang mit emotionalem Erleben untersucht. Nach Gramann und Schandry (2009, S. 61) wird unter elektrodermalen Reaktionsmaßen eine Veränderung der elektrischen Leitfähigkeit bzw. eine Potentialverschiebung der Haut verstanden. Wird im Folgenden der Begriff „elektrodermale Aktivität“ verwendet, so bezieht sich dieser auf die elektrische Leitfähigkeit der Haut, auch Hautleitwert genannt. Ausschlaggebend für einen Anstieg der Hautleitfähigkeit bei autonomer Aktivierung, ist eine vermehrte Aktivität der ekkrinen Schweißdrüsen, die sich in hoher Dichte an den Handflächen befinden. Zum einen kann durch die Benetzung der Haut mit Schweiß mehr Strom fließen, zum anderen stellen die flüssigkeitsgefüllten Schweißdrüsengänge einen Leitungspfad dar, sodass Strom auf diesem Weg auch durch weniger gut leitende Hautschichten fließen kann (Gramann & Schandry, 2009). Dawson, Schell und Filion (2000) fassten in ihrer Arbeit jene kortikale Bahnen zusammen, die durch exzitatorische und inhibitorische Einflüsse auf das sympathische Nervensystem die elektrodermale Aktivität regulieren. Zum einen berichteten Untersuchungen ipsilaterale Einflüsse vom Hypothalamus und dem limbischen System. Beobachtungen sprechen für eine absteigende exzitatorische Kontrolle der elektrodermalen Aktivität durch den Hypothalamus sowie für exzitatorische Einflüsse durch die Amygdala und inhibitorische Einflüsse durch den Hippokampus. Weiters wurde eine kontralaterale kortikale Kontrolle und Beeinflussung des Hautleitwerts durch die Basalganglien beschrieben. Hierzu zählen die exzitatorische Kontrolle, 27 die durch den prämotorischen Kortex über absteigende Bahnen im Pyramidaltrakt ausgeübt wird sowie exzitatorische und inhibtorische Einflüsse aus dem frontalen Kortex (siehe auch Sequeiro & Roy, 1993). Elektrodermale Aktivität, die durch hypothalamische Aktivität hervorgerufen wird steht mit der Thermoregulation des Organismus in Zusammenhang. Hautleitreaktion, die durch die Amygdala ausgelöst werden reflektieren affektive Prozesse. Elektrodermale Veränderungen die durch den präfrontalen Kortex gesteuert werden, werden mit Orientierung und Aufmerksamkeitsprozessen assoziiert (Dawson et al., 2000, S. 204). Die Messung der elektrodermalen Aktivität erfolgt mittels exosomatischer Gleichspannungsmessung. Dazu werden zwei Elektroden an Zeige- und Mittelfinger der nicht-dominanten Hand platziert (Gramann & Schandry, 2009). Die elektrischen Verhältnisse unterliegen dem Ohmschen Gesetz. Bei einer konstanten Spannung, die in diesem Zusammenhang meist 0,5 Volt beträgt, variiert die Stromstärke direkt mit der Leitfähigkeit. Man unterscheidet langsame, tonische Niveauverschiebungen des Hautleitwerts, die als Leitwertsniveau oder, übernommen aus dem Englischen, als skin conductance level (SCL) bezeichnet werden und sehr schnelle, phasische Leitwertserhöhungen - skin conductance response (SCR). Langsame, tonische Niveauverschiebungen können Werte in einem Bereich zwischen 2 bis 100 μmho/cm² annehmen (Dawson et al., 2000; Gramann & Schandry, 2009). Im Zuge der vorliegenden Arbeit ist vor allem der Zusammenhang zwischen Emotionen als psychologische Komponente und der elektrodermalen Aktivität als physiologische Komponente von Interesse. Als Reaktion auf emotionale Stimuli treten rasche phasische Veränderungen der Hautleitfähigkeit auf. Sie liegen in einem Bereich zwischen 0,01 und 5 μmho/cm² und treten ein bis maximal fünf Sekunden nach Stimulusdarbietung auf (Dawson et al., 2000; Gramann & Schandry, 2009). 28 Abbildung 3: Darstellung typischer Wertebereiche der phasischen Hautleitwertsreaktion. H = Höhe der Reaktion, L = Latenz, A = Anstiegszeit, G = Gipfelzeit, E = Erholungszeit (Gramann & Schandry, 2009, S. 72) Abbildung 3 dient der graphischen Veranschaulichung einer phasischen elektrodermalen Reaktion nach einem Reiz. Die Latenz (L) umfasst die Zeitspanne zwischen der Reizdarbietung und dem Beginn der Reaktion. Die Anstiegszeit (A) beschreibt die Dauer vom ersten Abheben von der Grundlinie bis zum Gipfel der Amplitude. Je höher die Intensität der elektrodermalen Reaktion ist, umso geringer fallen Latenz und Anstiegszeit aus. Unter Erholungszeit (E) wird jene Zeitspanne verstanden in der die Reaktion wieder abklingt und 50 % des Amplitudenwertes erreicht hat. Sie wird durch die Flüssigkeitsreabsorption determiniert (Gramann & Schandry, 2009, S. 73). Die elektrodermale Aktivität wird größtenteils durch das sympathische Nervensystem innerviert und gibt Aufschluss über den Grad der physischen und psychischen Erregung (= Arousal) (Bradley, 2000, S. 619; Bradley, Greenwald, & Hamm, 1993). Lang, Bradley und Cuthbert (1998) bemerkten in ihrer Forschungsarbeit einen positiven linearen Zusammenhang zwischen Arousalrating und elektrodermaler Aktivität. Unabhängig von der Dimension Valenz fiel der gemessene Hautleitwert umso höher aus, je höher ein Stimulus anhand der Dimension Arousal bewertet wurde (siehe Abb. 4). 29 Abbildung 4: Zusammenhang zwischen Arousalratings und Veränderungen der elektrodermalen Aktivität (Lang et al., 1998, S. 1251) In Untersuchungen konnte weiters beobachtet werden, dass der Hautleitwert der Teilnehmer umso mehr anstieg, je extremer die Bewertung angenehmer oder unangenehmer Stimuli auf Basis der Dimension Valenz ausfiel. Bei der Darbietung neutraler Stimuli wurde ein vergleichsweise geringerer Hautleitwert abgeleitet (Amrhein et al., 2004; Winton, Putnam, & Kraus, 1984). Nach Lang, Greenwald, Bradley und Hamm (1993) reagieren vor allem Männer mit einer elektrodermalen Spannungsveränderung auf emotionale Stimuli während Frauen stärker zu Veränderungen der Gesichtsmuskulatur als vorrangige Reaktion neigen. Anhand des defensiven Kaskadenmodells beschrieben Bradley und Lang (2000) im frühen Stadium der Wahrnehmungsverarbeitung eine gemäßigte elektrodermale Aktivität als Orientierungsreaktion auf aversive Reize. Mit zunehmender Aktivierung erfolgen eine sympathische Innervierung sowie eine metabolische Mobilisierung, was zu einem kontinuierlichen Anstieg des Hautleitwerts führt. Dies dient der Vorbereitung eines aktiven Rückzugs bzw. Angriffs (Bradley et al., 2001). Zusammenfassend kann festgehalten werden, 30 dass elektrodermale Reaktionen sensitiv für die Neuheit eines Stimulus, dessen Intensität und emotionalen Inhalt sowie dessen Bedeutsamkeit sind (Dawson et al., 2000). Der Vorteil Hautleitwertsmessungen als Parameter für autonome Aktivität einzusetzen, liegt nach Dawson et al. (2000) in ihrer eindeutigen Zuordenbarkeit sowohl zum Auslöser als auch zum auslösenden System. Wie bereits erwähnt spiegelt die elektrodermale Aktivität direkt und ausschließlich die sympathische Aktivierung wider. Verändert sich die Leitfähigkeit der Haut nach der Darbietung eines einzelnen Reizes kann die physische Reaktion eindeutig dem Stimulus zugeordnet werden. Verändert sich vergleichsweise die Herzrate nach Darbietung eines einzelnen Reizes ist diese Veränderung nicht eindeutig zuordenbar. Sie kann entweder als Reaktion auf den Stimulus auftreten oder aber auch durch Veränderungen des Muskeltonus oder der Atmung ausgelöst werden. Dawson et al. (2000) wiesen darauf hin, dass phasische Hautleitreaktionen allerdings durch verschiedene Stimuli (z.B. Bild, Ton) ausgelöst werden und nicht nach Art des Stimulus variieren. Weiters sind sie bezeichnend für unterschiedliche Prozesse wie Aktivierung, Aufmerksamkeit und affektive Intensität des Stimulus. In Untersuchungen ist daher darauf zu achten, dass immer nur eine einzige Experimentalbedingung, die die elektrodermale Aktivität beeinflusst, verändert wird und die übrigen Bedingungen konstant gehalten werden (Dawson et al., 2000). 5. Emotion und Krankheitsbilder 5.1. Emotionserkennung, Emotionsverarbeitung und Depression Personen, die an einer depressiven Störung leiden, sind oftmals nicht in der Lage auf emotionale Stimuli zu reagieren. „Die Kernsymptome der Major Depression – anhaltende depressive Verstimmung und Verlust von Interesse oder Freude an täglichen Aktivitäten – bewirken eine emotionale Dysfunktion der Depression“ (Rottenberg et al., 2002). Gemäß der Positive Attenuation Hypothesis weisen depressive Personen eine verminderte emotionale Reaktivität vor allem auf positive Stimuli auf (Rottenberg et al., 2005). Für diese Annahme spricht eine Reihe von Studien, in denen beobachtet wurde, dass depressive Patienten positive Stimuli als weniger angenehm bzw. mit einem geringeren Arousal bewerten als gesunde Personen. Bezüglich der Bewertung negativer Bilder konnte kein Unterschied festgestellt werden (Dunn et al., 2004; Sloan et al., 1997; Sloan et al., 2001). 31 Rottenberg et al. (2002) stellten in einer Untersuchung fest, dass neutrale Stimuli von Betroffenen negativer bewertet werden als von der Kontrollgruppe. Bezüglich der Emotionserkennung in Gesichtern zeigten depressive Personen ein Defizit bei der akkuraten Einschätzung positiver Gesichtsaudrücke, wenn die Mimik mit verminderter Intensität dargeboten wurde (Surguladze et al., 2004). Aus diesen Beobachtungen schlussfolgerten Surguladze et al. (2004), dass die Schwierigkeiten depressiver Personen im sozialen Kontext eventuell auf die verminderte Fähigkeit subtile Mimikveränderungen der Interaktionspartner zu erkennen, zurückzuführen ist. Leppänen, Milders, Bell, Terriere und Hietanen (2004) berichteten einen Interpretationsbias neutraler Gesichtesausdrücke bei Depressionspatienten. Diese wurden häufig fälschlicherweise als traurig interpretiert und ihre Zuordnung erforderte einen erhöhten Zeitaufwand. In Kapitel 3.4. wurde, im Zuge der Emotionsverarbeitung das Komponentenprozessmodell (Scherer, 2001) beschrieben. Scherer (2001) beobachtete, dass ein bestimmtes Ausdrucksverhalten im Rahmen der Stimulus-Evaluations-Checks (SEC) depressive Symptome bewirken kann. Zum Beispiel kann eine fehlende Sensitivität für die intrinsische oder erlernte positive Valenz von Stimuli zu Anhedonie führen. Apathie kann eine Folge von Fehleinschätzungen der Relevanz von Ereignissen für die eigenen Ziele sein, Pessimismus eine Folge von Überschätzung der Wahrscheinlichkeit negativer Konsequenzen eines Ereignisses. Wird die Dringlichkeit von Reaktionen unterschätzt, kommt dies in einem Zustand von Lethargie zum Ausdruck. Die Unterschätzung der Kontrollmöglichkeiten führt zu Hoffnungslosigkeit und Depression. In Kapitel 3.5. wurden bereits die fünf, von Gross (1998) beschriebenen Strategien der Emotionsregulation erläutert. Campbell-Sills und Barlow (2007) berichteten Maladaptionen von Personen, die an einer depressiven Störung leiden in vier von den fünf Strategien. 1. Auswahl der Situation: Depressionspatienten meiden soziale Situationen und Beziehungen. Dies führt zu einer Reduktion von positiven Erfahrungen. 2. Situationsmodifikation: Campbell-Sills und Barlow (2007) berichteten hierzu keine Maladaption für Depressionspatienten. 3. Verlagerung der Aufmerksamkeit • Unterdrückung von Emotionen. Diese führt paradoxerweise zu einer Intensivierung der negativen Gedanken (Trinder & Salkovski, 1994). Weiters wirkt sie sich negativ auf Gedächtnisleistungen und andere kognitive Funktionen aus (Richards & Gross, 2000). 32 • Ablenkung, Zerstreuung: übermäßige Verlagerung der Aufmerksamkeit von internalen bzw. externalen Emotionen hin zu neutralen Gedanken oder Aktivitäten. Die Person hat nicht die Möglichkeit sich effektiv und problemlösungsorientiert mit den negativen Gedanken auseinanderzusetzen. Langfristig werden dadurch Depressionssymptome aufrechterhalten. 4. kognitive Neubewertung: ungünstige Neubewertungen (z.B. schlechte Note – kognitive Neubewertung: der Umstand ist nicht schlimm, dieses Fach ist nicht wichtig, anstelle das ist nicht schlimm, ich lerne beim nächsten Mal mehr.) hemmen die Möglichkeiten der aktiven Problemlösung. 5. Reaktionsmodifikation: Substanzmissbrauch oder übermäßiger Alkoholkonsum zur Regulation von Reaktionen. 5.1.1. Psychophysiologie, Elektrodermale Aktivität und Depression In der bisherigen Forschung wurden verminderte bzw. unzureichend flexible physiologische Reaktionen auf affektive Stimuli bei Personen mit unipolaren affektiven Störungen berichtet (siehe Rottenberg et al., 2002). Gehricke und Shapiro (2000) beobachteten zum Beispiel eine geringere Aktivität der Gesichtsmuskulatur während der Imagination trauriger Situationen bei depressiven Personen. In vorangegangenen Studien mit gesunden Untersuchungsteilnehmern wurde ein stärker ausgeprägter trauriger Gesichtsausdruck im sozialen Kontext, im Vergleich zu Situationen in denen die Person für sich war, berichtet. Gehricke und Shapiro (2000) konnten dies bei depressiven Personen nicht beobachten und führten es auf eine Maladaption in sozialen Situationen zurück. Gorman und Sloan (2000) fassten in ihrem Review eine verminderte Herzratenvariabilität sowie einen geringeren vagalen Tonus bei Depressionspatienten zusammen. Rottenberg, Salomon, Gross und Gotlib (2005) untersuchten die vagale Reaktivität auf emotionsevozierende Filmclips und beobachteten einen positiven Zusammenhang zwischen einer Remission der Depression und der vagalen Reaktivität während der Darbietung trauriger Filme. Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen depressiven Störungen und elektrodermaler Aktivität brachten durchwegs einheitliche Ergebnisse hervor. In Vergleichen mit nichtklinischen Kontrollgruppen wiesen Personen, die an Depression leiden eine 33 verminderte Leitfähigkeit der Haut auf (Iacono et al., 1983; Ward et al., 1983). Phasische Veränderungen des Hautleitwerts (siehe Kapitel 4.1) stellen eine Orientierungsreaktion dar und werden mit Aktivierung und Informationsverarbeitung in Verbindung gebracht (Dawson, Schell, & Filion, 1990). In Studien konnte beobachtet werden, dass Personen die an einer depressiven oder dysthymen Störung leiden weniger und geringere phasische elektrodermale Reaktionen zeigten als die gesunde Kontrollgruppe (Iacono et al., 1983). Williams, Iacono und Remick (1985) untersuchten in ihrer Studie Patienten mit unterschiedlichen affektiven Störungen und stellten zwischen den Patientengruppen keine Unterschiede bezüglich der elektrodermalen Aktivität fest. Alle Gruppen zeigten eine verminderte Reaktivität des Hautleitwerts nach der Darbietung unangenehmer Töne im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe. Sponheim, Allen und Iacono (1995) berichteten jedoch einen Zusammenhang zwischen der Symptomschwere und der elektrodermalen Aktivität. Der gemessene Hautleitwert fiel umso geringer aus, je schwerwiegender die depressive Störung war. 5.2. Emotionserkennung, Emotionsverarbeitung und Angststörungen Im Gegensatz zur verminderten Reaktivität bei Depression, wurde bei Personen mit Angstsymptomatik eine erhöhte Sensibilität gegenüber angstauslösenden Stimuli berichtet (Becker, 2011, S. 24-26). In Studien konnte beobachtet werden, dass ängstliche Personen negative Stimuli mit höherer Intensität in den Valenz- und Arousalratings bewerten als die Vergleichsgruppe (siehe Liebman & Allen, 1995; Olatunji, 2006). Untersuchungen ergaben weiters, dass Personen mit Angststörungen ein Defizit bei der Emotionserkennung in Gesichtern aufweisen. Kessler, Roth, Wietersheim, Deighton und Traue (2007) stellten in ihrer Studie fest, dass Betroffene mit Panikstörungen generell Schwierigkeiten bei der Erkennung von emotionalen Gesichtsausdrücken haben. Ein besonderes Defizit wiesen die Untersuchungsteilnehmer bei der Erkennung trauriger und wütender Gesichter auf. Neutrale Gesichtsausdrücke wurden häufig fälschlicherweise als wütend interpretiert. Auch Personen mit sozialer Phobie neigen nach Mohlman, Carmin und Price (2007) zu einer Fehlinterpretation neutraler Gesichtsausdrücke als wütend. Im Zuge der Verarbeitung von Emotionen nach dem Komponentenprozessmodell von Scherer (2001) können im Rahmen der Stimulus-Evaluations-Checks (SEC) Angstsymptome verstärkt werden. Scherer (2001) beobachtete, dass eine Überschätzung der Dringlichkeit für 34 Reaktionen zu Panik führen kann. Selbiges trifft auf die Überschätzung der Handlungsmacht zu (siehe Kapitel 3.4.). Personen mit Angststörungen neigen zu regelmäßiger Anwendung ungünstiger Emotionsregulationsstrategien die langfristig negative Folgen haben (Baker, Holloway, Thomas, Thomas, & Owens, 2004; Camppbell-Sills, Barlow, Brown, & Hofmann, 2006). Nach Thayer und Lane (2000) sind Angststörungspatienten weder in der Lage adaptive Regulationsstrategien anzuwenden noch maladaptive Regulationsstrategien zu unterbinden. In Kapitel 3.5. wurden bereits die fünf, von Gross (1998) beschriebenen Strategien der Emotionsregulation erläutert. Angstpatienten weisen Maladaptionen in allen Strategien auf (Campbell-Sills & Barlow, 2007). 1. Auswahl der Situation: vor allem Personen, die an einer phobischen Störung oder einer Panikstörung leiden tendieren zur Vermeidung, gefürchteter Situationen. Dies trägt zur Erhaltung der pathologischen Angst bei. 2. Situationsmodifikation: Angstpatienten benutzen Sicherheitssymbole um den Stress in angstauslösenden Situationen zu reduzieren. Als Sicherheitssymbole können Psychopharmaka, Gegenstände, Nahrungsmittel usw. dienen, deren Vorhandensein als schützend erlebt wird. Langfristig stellt dies eine maladaptive Strategie dar, da Erfolg und Sicherheit an das Symbol gekoppelt wird. Die Person verfehlt die Möglichkeit zu erfahren, dass die Situation selbst ungefährlich ist. 3. Verlagerung der Aufmerksamkeit: • Unterdrückung von Emotionen. Diese geht mit einer erhöhten Erregung des sympathischen Nervensystems einher (siehe Gross, 1998) und führt paradoxerweise zu einer Intensivierung der negativen Gedanken (Trinder & Salkovski, 1994). Angstpatienten reagieren sensitiv auf Veränderungen des sympathischen Nervensystems. Sie führen in der Regel zu vermehrter Angst. • Ablenkung, Zerstreuung: permanente Verlagerung der Aufmerksamkeit von internalen bzw. externalen Emotionen hin zu neutralen Gedanken oder Aktivitäten. Die Person hat nicht die Möglichkeit sich effektiv und problemlöseorientiert mit den angstauslösenden Gedanken auseinanderzusetzen. Langfristig werden dadurch Angstsymptome aufrechterhalten. 4. kognitive Neubewertung: unvernünftige Neubewertungen hemmen Aktionen die aktiv zur Problemlösung beitragen. 5. Reaktionsmodifikation: Substanzmissbrauch oder übermäßiger Alkoholkonsum zur Regulation von Reaktionen. 35 Thayer und Lane (2000) untersuchten die psychophysiologischen Aspekte der maladaptiven Emotionsregulation bei Personen mit generalisierter Angststörung. Als Index der Emotionsregulation diente die Flexibilität der Herzratenvariabilität. Eine hohe Flexibilität (gekennzeichnet durch einen ausgeprägten vagalen Tonus) gilt als Zeichen für die Fähigkeit selektiv auf die verschiedenen Aspekte einer Situation einzugehen und ermöglicht adaptive Reaktionen. Personen mit generalisierter Angststörung wiesen sowohl während der Ruhephase (Baseline) als auch während der Experimentalbedingung einen geringeren vagalen Tonus als die gesunde Kontrollgruppe auf. 5.2.1. Psychophysiologie, Elektrodermale Aktivität und Angststörungen Angststörungspatienten zeigten in Untersuchungen sowohl betreffend der kortikalen Aktivität (siehe Davidson, Marshall, Tomarken, & Henriques, 1997; Etkin & Wager, 2007) als auch bezüglich der autonomen Aktivität (siehe Globisch, 1999; Hoehn-Saric et al., 1989) Abweichungen von den Werten gesunder Personen. Davidson et al. (1997) beobachteten bei Personen mit sozialer Phobie eine erhöhte rechtshemisphärische Aktivität in präfrontalen und parietalen kortikalen Regionen während stressinduzierender Experimentalbedingungen. Weiters wurde eine erhöhte Aktivität in der Amygdala und der Insula bei Angststörungspatienten berichtet (siehe Etkin & Wager, 2007). Die genannten kortikalen Strukturen stehen in engem Zusammenhang mit Angst und Furcht. Etkin et al. (2010) berichteten weiters eine mangelhafte Aktivierung des anterioren cingulären Kortex zur Regulation der Amygdala bei Personen mit generalisierter Angststörung während der Verarbeitung von Emotionen. In Magnetresonanzuntersuchungen konnte beobachtet werden, dass eine erfolgreiche Therapie bei Personen mit sozialer Phobie zu einer Reduktion der Hyperaktivität der Amygdala führt (Furmark et al., 2002; Kilts et al., 2006). Zusätzlich zu den kortikalen Abweichungen von der gesunden Kontrollgruppe berichteten Davidson et al. (1997) eine erhöhte Herzrate bei Personen mit sozialer Phobie während stressauslösender Situationen. Auch Öhman (2008) beobachtete in Untersuchungen ausgeprägte psychophysiologische Reaktionen während der Konfrontation mit einem angstauslösenden Stimulus bei Personen, die an spezifischen Phobien leiden. Nach Öhman (2008) spiegeln diese die Aktivierung einer Bereitschaft für etwaiges Kampf- oder Fluchtverhalten wider. Die Variabilität der Herzrate (HRV) scheint bei Angststörungspatienten eingeschränkt zu sein (Friedmann et al., 2007; Ost, Sterner, & 36 Lindahl, 1984). Dies spiegelt ein dysfunktionales Zusammenspiel der sympathischen und parasympathischen Aktivität wieder (siehe Thayer & Lane, 2000) und wird mit einem Defizit der Aufmerksamkeitskontrolle, maladaptiver Emotionsregulation und antisozialem Verhalten im Erwachsenenalter assoziiert (Friedmann, 2007; Thayer & Lane, 2000). Die bisherige Forschung zur elektrodermalen Aktivität bei Personen mit Angststörungen ergab unterschiedliche Ergebnisse. Bei der Darbietung angstbesetzter Stimuli bzw. der Exposition von Angstpatienten in angstauslösenden Situationen, stieg die gemessene Hautleitfähigkeit entweder an (siehe Globisch, 1999), sank (siehe Hoehn-Saric et al., 1989) oder zeigte keinerlei Veränderungen (Birket-Smith, Hasle, & Jensen, 1993). Globisch et al. (1999) beobachteten, dass Personen die eine erhöhte Ängstlichkeit gegenüber Spinnen aufwiesen, Bilder von diesen Tieren als unangenehmer und mit einem höheren Arousal bewerteten als neutrale oder positive Bilder. Die Spinnenbilder führten zu einem deutlich stärkeren Anstieg des Hautleitwerts als einerseits bei der Kontrollgruppe und andererseits bei neutralen oder positiven Bildern. Weiters reagierten die ängstlichen Untersuchungsteilnehmer mit einer erhöhten Herzrate. Hoehn-Saric et al. (1989) beobachteten bei Personen mit generalisierter Angststörung eine verminderte phasische Hautleitwertsreaktion während der Darbietung von Stresstasks. Auch wiesen sowohl die elektrodermale Aktivität als auch die Herzrate einen geringeren Schwankungsbereich auf als bei gesunden Untersuchungsteilnehmern. Die Autoren führten die Beobachtungen auf eine sympathische Hemmung während stressauslösender Situationen bei generalisierter Angststörung zurück. Birket-Smith et al. (1993) verglichen Personen, die an verschiedenen Angststörungen leiden sowohl untereinander als auch mit einer gesunden Kontrollgruppe und stellten keinerlei Unterschiede bezüglich der Amplitude der phasischen elektrodermalen Reaktion auf akustische Laute fest. Wie bereits erwähnt zeigte sich die bisherige Forschung zur elektrodermalen Aktivität bei Angststörungspatienten bis dato heterogen. Zur Erlangung einheitlicher Ergebnisse empfiehlt sich weitere Forschung. 37 6. Zielsetzung und Forschungsfragen Zum einen soll der Zusammenhang zwischen dem Erleben emotionsträchtiger Eindrücke und der damit einhergehenden elektrodermalen Aktivität bei Personen mit Depression bzw. Angststörungen untersucht werden. Die, aus der vorliegenden Forschungsliteratur, hervorgehenden Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Depression und elektrodermaler Aktivität zeigen sich einheitlich (Iacono et al., 1983; Ward et al., 1983) (siehe Kapitel 5.1.1.). Eine Replikation der Resultate wird angestrebt. Bisherige Untersuchungen zur elektrodermalen Aktivität bei Angststörungspatienten führten zu inkonsistenten Ergebnissen (Birket-Smith et al., 1993; Hoehn-Saric et al., 2003) (siehe Kapitel 5.2.1.). Weitere Forschung hierzu ist notwendig. Zum anderen wird die Übereinstimmung zwischen der Veränderung der autonomen Erregung (erhoben mittels Hautleitfähigkeit) und der subjektiv wahrgenommen Veränderung der Erregung (erhoben mittels Arousalrating) untersucht. In bisherigen Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Personen mit Depression zwar eine verminderte Reaktion auf positive Emotionsstimuli aufweisen, sich jedoch von gesunden Personen hinsichtlich der Reaktion auf negative Stimuli nicht unterscheiden (Dunn et al., 2004, Rottenberg et al., 2005, Sloan et al., 2001) (siehe Kapitel 5.1.). Personen mit einer Angststörung wiederum unterscheiden sich von gesunden Personen durch eine verstärkte Reaktion auf negative Stimuli (Liebman & Allen, 1995; Olatunji, 2006) (siehe Kapitel 5.2.). Diese Beobachtungen sollen repliziert werden. Letztlich ist die Wirkung der psychologischen und psychotherapeutischen Behandlung im Hinblick auf alle, oben genannten Aspekte, von Interesse. Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand ergeben sich folgende Fragestellungen: Fragestellung 1: Aus der bisherigen Forschung geht hervor, dass sich Personen mit Depression hinsichtlich der Bewertung positiver Stimuli von gesunden Personen unterscheiden, während Personen mit Angststörungen von selbigen hinsichtlich der Bewertung negativer Stimuli divergieren. Die vorliegende Forschungsarbeit soll diese Beobachtungen replizieren. Weiters ist der Einfluss der stationären Behandlung auf die Bewertung der Stimuli von Interesse. a. Es wird erwartet, dass Personen die an einer depressiven Störung leiden, IAPS Bilder der Kategorien „Freude, Zufriedenheit“ (positive Emotionen) zu Testzeitpunkt 1 (t1) im Valenzrating als unangenehmer und mit geringerem hervorgerufenen Arousal bewerten als die Normstichprobe. Auch wird davon ausgegangen, dass sich 38 die Ratings der klinischen Stichprobe zu Testzeitpunkt 2 (t2) an die Ratings der Normstichprobe annähern (Dunn et al., 2004; Rottenberg et al., 2005; Sloan et al., 2001). b. Weder zu t1 noch zu t2 gibt es Gruppenunterschiede bezüglich der Ratings negativer und neutraler IAPS Bilder zwischen der Normstichprobe und Personen, die an einer depressiven Störung leiden (Rottenberg et al., 2005). c. Es wird erwartet, dass Personen mit Angststörungen zu t1 IAPS Bilder der Kategorien „Angst, Ekel, Ärger, Traurigkeit“ (negative Emotionen) im Valenzrating als unangenehmer und mit einem höheren Arousal bewerten als die Normstichprobe. Weiters wird davon ausgegangen, dass sich die Ratings der klinischen Stichprobe zu t2 an die Ratings der Normstichprobe angleichen (Becker, 2011; Liebman & Allen, 1995). d. Weder zu t1 noch zu t2 gibt es Unterschiede in der Bewertung positiver und neutraler Bilder zwischen der Gruppe der Angststörungspatienten und der Normstichprobe. e. Während Betroffene, die an einer Angststörung leiden, zu t1 sowohl positive als auch negative IAPS Bilder mit einem höheren Arousal als Personen mit Depression bewerten, ist dieser Unterschied zu t2 nicht mehr beobachtbar. f. Zu t1 werden Bilder mit positiven Emotionen von Personen mit Depression als unangenehmer bewertet als von jenen mit Angststörungen. Bilder mit negativen Emotionen werden von Angstpatienten als unangenehmer eingeschätzt als von Patienten mit Depression. Zu t2 besteht kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Fragestellung 2: In welchem Ausmaß sind Veränderungen der elektordermalen Aktivität im Rahmen einer stationären Behandlung bei Personen mit Depression bzw. Personen mit Angststörungen beobachtbar? a. Es wird erwartet, dass Personen mit depressiver Symptomatik zu t1 eine geringere elektrodermale Aktivität aufweisen als zu t2 (Iacono et al., 1983; Ward et al., 1983; Williams et al., 1985). b. Es wird davon ausgegangen, dass eine Veränderung der elektrodermalen Aktivität bei Personen mit Angststörungen von t1 zu t2 beobachtbar ist. c. Ein Vergleich von Personen mit Angststörungen vs. depressiven Störungen zeigt eine deutlichere Veränderung der gemessenen elektrodermalen Aktivität von t1 zu t2 bei einer der beiden Gruppen. 39 Fragestellung 3: Gibt es Veränderungen der elektrodermalen Aktivität, die mit den subjektiv wahrgenommenen Veränderungen des Erregungsniveaus übereinstimmen? a. Innerhalb der Depressionsgruppe wird die Übereinstimmung der elektrodermalen Aktivität mit den Arousal-Ratings der Personen zu t1 und t2 analysiert. b. Innerhalb der Gruppe der Angststörungsgruppe wird die Übereinstimmung der elektrodermalen Aktivität mit den Arousal-Ratings der Personen zu t1 und t2 erhoben. c. Das Ausmaß der Übereinstimmung zwischen der elektrodermalen Aktivität und den Arousal-Ratings beider Gruppen wird verglichen. Fragestellung 4: Eine adäquate psychologische und psychotherapeutische Intervention führt sowohl bei unipolaren affektiven Störungen als auch bei Angststörungen zu einer Verminderung der Symptomschwere (Barlow & Lehman, 1996; Klesse et al., 2010; Sutej et al., 2006). Führt in der vorliegenden Untersuchung die stationäre Behandlung bei beiden klinischen Gruppen zu einer Verbesserung der Symptomatik? a. Es wird erwartet, dass Depressionspatienten ihre Beschwerden anhand des SCL-90-R zu t2 geringer einschätzen als zu t1 (Klesse et al., 2010; Sutej et al., 2006). b. Patienten, die an einer Angststörung leiden, schätzen ihre Beschwerden anhand des SCL-90-R zu t2 geringer ein als zu t1 (Barlow & Lehman, 1996; Mendlowicz & Stein, 2000). 40 7. Methode In diesem Abschnitt wird die sowohl die Stichprobe als auch die Institution und ihr Behandlungskonzept, welches zentraler Gegenstand der Evaluation ist, beschrieben. Weiters folgen Ausführungen zu den eingesetzten Erhebungsverfahren. 7.1. Stichprobe Alle Untersuchungsteilnehmer wurden stationär im Psychosomatischen Zentrum Waldviertel (PSZW) Eggenburg in Niederösterreich behandelt und nahmen, jeweils einzeln, zu Beginn und am Ende eines neunwöchigen Aufenthaltes an der Untersuchung teil. Zwischen Prä- und Posttest lagen somit etwa 60 bis 65 Tage. Der Erhebungszeitraum der durchgeführten Längsschnittstudie mit quasi-experimentellem Design umfasste April 2011 bis Oktober 2011. Abbildung 5 bietet einen Überblick über die Gesamtstichprobe, bestehend aus der Gruppe der Angststörungspatienten sowie jener der Depressionspatienten, und die zugehörigen Drop-Out Raten. 41 Erhobene Gesamtstichprobe: N = 58 Ausschluss aufgrund der Diagnose: 8 (13,8%) (Personen konnten aufgrund ihrer Diagnose keiner der beiden Untersuchungsgruppen zugewiesen werden) ↓ Verbleibende Stichprobe: N = 50 davon Gruppe Angst (Gruppe der Angstpatienten) n = 26 Gruppe Depression (Gruppe der Depressionspatienten) n = 24 ↓ ↓ t1 EDA ↓ t1 Emotionsratings Drop-Out 10 (20%) Drop-Out Gruppe Angst 21 Gruppe Angst t1 SCL-90-R 0 (0%) 26 Gruppe Depression 24 Gruppe Depression 19 Drop-Out 1 (2%) Gruppe Angst 25 Gruppe Depression 24 ↓ ↓ t1 EDA t1 SCL-90-R Imputationen aufgrund fehlender Imputation aufgrund fehlender Werte Werte mittels EM-Algorithmus Gruppe Angst Gruppe Depression mittels EM-Algorithmus 4 23 ↓ ↓ 21 1 Gruppe Angst 26 Gruppe Depression 24 ↓ ↓ ↓ t2 EDA t2 Emotionsratings t2 SCL-90-R Drop-Out 11 (22%) Drop-Out 0 (0%) Drop-Out Gruppe Angst 21 Gruppe Angst 26 Gruppe Angst Gruppe Depression 18 Gruppe Depression 24 3 (6%) 23 Gruppe Depression 23 ↓ ↓ t2 EDA t2 SCL-90-R Imputationen aufgrund fehlender Werte Imputationen aufgrund fehlender Werte mittels EM-Algorithmus mittels EM-Algorithmus 5 3 Gruppe Angst 23 Gruppe Angst 26 Gruppe Depression 21 Gruppe Depression 24 5: Überblick über die Stichprobe und die Drop-Out Raten 42 Tabelle 3 zeigt die Verteilung der Diagnosegruppen in Abhängigkeit vom Geschlecht. Tabelle 3: Vierfeldertafel Geschlecht und Diagnosegruppe männlich Geschlecht weiblich Gesamt Diagnosegruppe Angst Depr. 9 7 56.3% 43.8% 17 17 50.0% 50.0% 26 24 52.0% 48.0% Anzahl Anteilswert Anzahl Anteilswert Anzahl Anteilswert Gesamt 16 100.0% 34 100.0% 50 100.0% Die Berechnung der Prüfgröße auf Grundlage der Vierfeldertafel fiel mit χ² (1) = 0.17, p = .680 nicht signifikant aus. Es konnte in der Stichprobe kein Verteilungsunterschied der Diagnosegruppe in Abhängigkeit vom Geschlecht beobachtet werden. Die Stichprobe (N = 50) setzte sich aus Patienten mit Angststörungen (Gruppe Angst) und Patienten mit unipolaren affektiven Störungen (Gruppe Depression) zusammen. Die Patienten mit Angststörungen (n = 26) wiesen folgende Diagnosen nach ICD-10 auf: Agoraphobie (F40.0; n = 10, 38.5%), generalisierte Angststörung (F41.1; n = 5, 19.2%), Panikstörung (F41.0; n = 1, 3.8%), soziale Phobien (F40.1; n = 8, 30.8%), ängstlich (vermeidende) Persönlichkeitsstörung (F60.6; n = 2, 7.7%). Die Patienten mit affektiven Störungen (n = 24) wiesen folgende Diagnosen nach ICD-10 auf: rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode (F33.1; n = 15, 62.5%), rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode (F33.0; n = 2, 8.3%), rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode (F33.2; n = 1, 4.2%), mittelgradige depressive Episode (F32.1; n = 3 Personen, 12.5%), Dysthymia (F34.1; n = 2, 8.3%), depressive Episode, nicht näher bezeichnet (F32.9; n = 1, 4.2%). 43 Tabelle 4 bietet einen Überblick über die demographischen Variablen der Patientenstichprobe. Tabelle 4 : Demographische Variablen der Stichprobe (N = 50) Stichprobenumfang 50 Geschlecht Weiblich: 34 (68%) Männlich: 16 (32%) Alter in Jahren M = 42.4 (SD = 10.4, Min = 20, Max = 82) Höchste abgeschlossene Schul- bzw. Berufsbildung Hauptschule: Lehre/ Fachschule: 2% 42 % Matura: 6% FH/Uni: 22 % Keine Angabe: 28 % Tabelle 5 fasst die Häufigkeiten und Anteilswerte der komorbiden Störungen der Stichprobe zusammen. Mehrfachnennungen waren möglich. Tabelle 5: Komorbide Störungen der Stichprobe (N = 50) Angststörungen (F40.0, F40.1, F40.2, F41.0, F42.1, F42.2, F60.0) 12 ( 6 %) Affektive Störungen (F33.0, F33.1, F33.4, F34.1) 39 (19.5 %) Somatoforme Störungen / Somatisierungsstörungen (F45.0, F45.1, F45.3, F45.4) 21 (10.5 %) Essstörungen (F50.0) 6 ( 3 %) Anderes (F17.0, F60.5, F90.0) 6 ( 3 %) Anmerkung. In der Klammer sind die Kennzeichnungen der jeweiligen Störungen nach ICD 10 (Dilling et al., 2011) angeführt. 44 Tabelle 6 beschreibt die Häufigkeiten und Anteilswerte der medikamentösen Behandlungen der Patientenstichprobe. Da ein Teil der Patienten mehrere Psychopharmaka einnahm, waren Mehrfachnennungen möglich. Tabelle 6: Medikamentöse Behandlung der Stichprobe (N = 50) Antidepressiva 38 (19 %) Antipsychotika 15 (7.5 %) Anxiolytika (inkl. Antihistaminika, exkl. Benzodiazepine) 23 (11.5 %) Hypnotika (inkl. Benzodiazepine) 11 (5.5 %) 7.2. Behandlungskonzept der stationären Therapie Das Behandlungskonzept der stationären Therapie, die im Psychosomatischen Zentrum Waldviertel (PSZW) durchgeführt wurde, ist integrativ und methodenübergreifend und umfasst neben der medizinischen Betreuung, Formen der klinischen Psychotherapie in Einzel- und Gruppenverfahren, ausdrucks- und körperorientierte Verfahren wie psychodynamische Gestaltungs-, Musiktherapie, Tanztherapie, bioenergetische Verfahren, Sozialarbeit und Angehörigen- und Familiengespräche. Zusätzlich zur psychotherapeutischen Behandlung im Gruppen- und Einzelsetting kamen folgende Verfahren in der Behandlung der erhobenen Stichprobe zur Anwendung: Achtsamkeitsbasierte Verfahren: Nach Kabat-Zinn (2006) bedeutet Achtsamkeit, den Fokus auf den momentanen Augenblick zu lenken, gepaart mit einer nicht wertenden Grundhaltung gegenüber jeglichen aufkommenden Gedanken und Empfindungen. Der Zustand der Achtsamkeit kann über Meditation erreicht werden (Kabat-Zinn, 2006). Im Gruppensetting leitet der Therapeut sowohl formelle als auch informelle Übungen an. Musiktherapie: In der aktiven Musiktherapie teilt die Person Erlebtes und Gefühle durch musikalische Improvisationen mit (Bruhn, 2000, S. 25). Im Gruppensetting werden Verhaltensweisen erarbeitet, welche einen Kompromiss zwischen sozialer Anpassung und der Berücksichtigung individueller Bedürfnisse darstellen. Dazu zählen zum Beispiel das Äußern von Widerspruch, adäquate Reaktion auf Kritik, das Zeigen von Gefühlen sowie Gesprächsführung (Hinsch & Pfingsten, 1991, S. 3). 45 Progressive Muskelentspannung – PMR: Unter Anleitung eines Therapeuten lernen die Personen mit Hilfe muskulärer Entspannung dem Stresserleben entgegen zu wirken (Hofmann, 2003). Konzentrative Bewegungstherapie: Gegenstandsbereich sind Erlebnisse, die im physischen Bereich Ausdruck als Haltung, Bewegung und Verhalten finden. Verdrängtes kann im therapeutischen Setting wieder zugänglich gemacht werden und auf sprachlicher Ebene bearbeitet werden (Pokorny, Hochgerner, & Cserny, 1996, S. 15). Training emotionaler Kompetenzen - TEK: Personen lernen, ihre eigenen Gefühle zu benennen und wahrzunehmen sowie die Ursache der Gefühle zu erfassen. Sie erfahren weiters, wie sie sich in belastenden Situation selbst emotional unterstützen können und mögliche negative Emotionen aushalten (Berking, 2010, S. 10). 7.3. Instrumente und Erhebungsverfahren 7.3.1. International Affective Picture System (IAPS, Lang et al., 2008) Wie bereits in Kapitel 3.2. beschrieben, wurde das IAPS (Lang et al., 2008) entwickelt, um normative Affektratings (Beurteilung der affektiven Komponente) für eine große Bandbreite an Farbfotografien zur Verfügung zu stellen, die eine Reihe unterschiedlicher Emotionen evozieren. Diese ermöglichen eine bessere Kontrolle bei der Auswahl experimenteller emotionaler Stimuli sowie den Vergleich der Ergebnisse über mehrere Studien hinweg. Es liegen Normdaten über die Bewertungen der drei Dimensionen Valenz, Arousal und Dominanz von Männern und Frauen vor. Um die Dimensionen für die jeweiligen Bilder zu erfassen, kam das Self-Assesment Manikin (SAM), ein affektives Ratingsystem, zur Anwendung (Lang, Bradly, & Cuthbert, 2008). Für die geplante Studie kamen 69 IAPS-Bilder zur Anwendung. Jeweils fünf aus den Emotionskategorien Ekel, Angst, Traurigkeit und Ärger sowie aus den Kategorien Freude, Aufgeregtheit, Zufriedenheit und 34 neutrale Bilder. Als Auswahlkriterien wurden die Studie von Mikels et al. (2005) sowie die Normdaten von Lang et al. (2008) herangezogen. Ausgewählt wurden Bilder, die hoch ausgeprägte Mittelwerte in den jeweiligen Emotionskategorien, aufwiesen. Bilder mit möglichen, beobachteten Geschlechtsunterschieden wurden größtenteils vermieden. Die Präsentation der Bilder erfolgte mit Hilfe der Computersoftware 46 E-Prime®. Für die geplante Studie wurden drei Parallelversionen der IPAS-Bilderauswahl kreiert (Version A, B und C), welche dieselben Bilder in unterschiedlicher Reihenfolge enthielten. Im Anhang befindet sich eine vollständige Auflistung der Bilderauswahl. 7.3.2. Self-Assesment Manikin – SAM In seiner ursprünglichen Version bietet das Self-Assesment Manikin, kurz SAM genannt, die Möglichkeit, die Dimensionen Arousal, Valenz und Dominanz der affektiven Reaktion auf einen emotionalen Stimuli, nonverbal zu erfassen. Zu diesem Zweck werden, nach jedem Stimulus, drei Sets von jeweils fünf Figuren dargeboten (siehe Abb. 5). Die erste Zeile dient der Einschätzung der Valenz (die Skala reicht von angenehm bis hin zu unangenehm), die Zeilen zwei und drei den Ratings von Arousal (unruhig bis hin zu ruhig) und Dominanz (bewegt bis hin zu distanziert). Abildung 6: Darstellung der Originalversion des Self-Assesment Manikins (Lang et al., 2008) mit den Dimensionen Valenz, Arousal und Dominanz Die Person wird gebeten, gemäß der evozierten Emotionen, ein Kreuz entweder auf einer Figur oder in einem Kästchen zwischen zwei Figuren zu platzieren. Daraus ergibt sich ein neunstufiges Rating für jede Dimension. Für die vorliegende Studie wurden Ratingskalen auf Basis des SAMs gebildet. Die Figuren wurden durch ein neunstufiges Rating in Form von Zahlen mit (-4) bis (+4) ersetzt. Die Ziffer 0 steht für eine neutrale Bewertung. 47 Für die drei genannten Dimensionen resultierten folgende Bewertungsgrundlagen: • Valenz: unangenehm -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 angenehm • Arousal: unruhig -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 ruhig • Dominanz: bewegt -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 distanziert 7.3.3. Biotrace und NeXus 10® Die Messung der elektrodermalen Aktivität erfolgte mittels NeXus 10®. Hierzu wurden jeweils zwei Elektroden an den medialen Gelenken von Mittelfinger und kleinem Finger der nichtdominanten Hand der Testperson angebracht. Mit Hilfe des Geräts konnten Potentialverschiebungen von weniger als 0.001 μS (Micro-Siemens) festgestellt werden. Mittels Biotrace-Software wurde die elektrodermale Aktivität aufgezeichnet. Von besonderem Interesse im Rahmen der Analyse waren die Veränderungen der SCR unmittelbar nach der Darbietung der emotionsauslösenden IAPS-Bilder sowie ein Vergleich der SCR-Messungen zu t1 und t2. 7.3.4. Die Symptom-Checkliste von Derogatis – Deutsche Version (Franke, 2002) Die Symptom-Checkliste von Derogatis – SCL-90-R (Franke, 2002) erfasst mit 90 Items die subjektive Beeinträchtigung durch physische und psychische Symptome innerhalb eines Zeitraums von sieben Tagen. Anhand einer fünfstufigen Skala von (0) überhaupt nicht bis (4) sehr stark beurteilen die Patienten selbst, in welcher Ausprägung die Beschwerden auftreten. Die Symptom-Checkliste umfasst neun Skalen: Somatisierung (erfasst die körperliche Belastung), Zwanghaftigkeit (erfasst leichte Konzentrations- und Arbeitsstörungen bis hin zu Zwangsstörungen), Unsicherheit im Sozialkontakt (erfasst leichte soziale Unsicherheit bis hin zum Gefühl völliger persönlicher Unzulänglichkeit), Depressivität (erfasst Traurigkeit bis hin zur schweren Depression), Ängstlichkeit (erfasst körperlich spürbare Nervosität bis hin zu tiefer Angst), Aggressivität (erfasst Reizbarkeit und Unausgeglichenheit bis hin zu starker Aggressivität), Phobische Angst (erfasst leichte Gefühle von Bedrohung bis hin zur massiven phobischen Angst), Paranoides Denken (erfasst Misstrauen und Minderwertigkeitsgefühle bis hin zu starkem paranoiden Denken) und 48 Psychotizismus (erfasst milde Gefühle von Isolation und Entfremdung bis hin zu psychotischen Episoden). Um die Therapiewirksamkeit im Rahmen der vorliegenden Untersuchung adäquat abbilden zu können, wurden gemäß der Diagnosekriterien in ICD 10 und DSM IV-R folgende Skalen zur Analyse herangezogen: Somatisierungm, Depressivität, Unsicherheit im Sozialkontakt, Ängstlichkeit und Phobische Angst sowie der Global Severity Index. Für die Eichstichprobe ist im Manual eine interne Konsistenz zwischen α = .75 für phobische Angst und α = .87 für Depression angegeben. Für die klinischen Stichprobe von stationären Psychotherapiepatienten lag diese zwischen α = .74 für Aggressivität und α = .88 für Depression. Franke (2002) wies auf die Augenscheinvalidität der Items hin. 8. Untersuchungsdesign Nach der Begrüßung und einer kurzen verbalen Instruktion durch die Versuchsleiter, wurden den Personen Elektroden zur Messung der elektrodermalen Aktivität, sowie ein Atemgurt und ein Plethysmograph zur Messung von Atmung und Blutvolumenpuls angelegt. Letztere dienten weiterführenden Studien. Im Rahmen der Vorgabe folgten eine Instruktion via Computerbildschirm sowie fünf Übungsitems, um die Teilnehmer auf die Untersuchung vorzubereiten. Danach wurden den Personen abwechselnd emotionsauslösende und neutrale Bildstimuli dargeboten. Vor jedem Bild erschien für 3000 ms ein Fixationskreuz am Bildschirm um die Aufmerksamkeit der Testperson auf den Bildschirm zu lenken. Jedes Bild wurde für 6000 ms präsentiert. Die Versuchsteilnehmer wurden gebeten die Bilder während der gesamten Präsentationsdauer zu betrachten. Unmittelbar nach jedem Bild erfolgte eine Bewertung mittels SAM Rating hinsichtlich Valenz, Arousal und Dominanz. Die ursprüngliche Version eines neunstufigen Ratings in Form von Figuren (Lang, 1980) wurde durch neunstufige Ratingskalen in Form von Zahlen ersetzt. Zur Eingabe der jeweiligen Bewertung stand den Testpersonen eine Computertastatur mit einem eigens angefertigten Antwortpanel zur Verfügung. Weiters wurden die Personen gebeten, auf einer ebenfalls neunstufigen Ratingskala einzuschätzen, wie stark jede einzelne Emotion (Ekel, Angst, Traurigkeit, Ärger, Freude, Aufgeregtheit, Zufriedenheit) durch den Stimulus ausgelöst wurde. Abschließend sollte noch angegeben werden, welche Emotion am ehesten vom Bild ausgelöst wurde (Wahl der prädominanten Emotion). Die auf diese Weise gewonnenen Informationen 49 dienten weiterführenden Studien. Nach abgeschlossener Wahl der prädominanten Emotion erschien erneut ein Fixationskreuz am Bildschirm, gefolgt vom nächsten Bildstimulus. Sowohl zu Beginn als auch am Ende des neunwöchigen stationären Aufenthaltes im PSZW Eggenburg wurden zusätzlich die Symptome der Untersuchungsteilnehmer mit der Symptomcheckliste SCL-90-R (Franke, 2002) erfasst. 50 9. Auswertung Durch Verwechslungen der Tastaturreihen auf dem Anwortpanel kam es zu einigen wenigen ungültigen Trials (1.28%). Diese wurden mit Hilfe des Programms E-Prime® erfasst und von der weiteren Analyse ausgeschlossen. Wie der Abbildung 4 entnommen werden kann (siehe Kapitel 7.1.), kam es bei der Aufzeichnung der elektrodermalen Aktivität zu einer Drop-Out Rate von 20% zu t1 und einer Drop-Out Rate von 22% zu t2. Um dem entstandenen Datenverlust entgegenzuwirken, wurden mit der Maximum-Likelihood Methode per Expectation Maximization Algorithmus (kurz EM-Algorithmus) fehlende Werte bei jenen Patienten imputiert, die bei einem der Erhebungszeitpunkte unvollständige Aufzeichnungen aufwiesen. Der EM-Algorithmus nimmt iterativ Schätzungen derart vor, dass die Wahrscheinlichkeit der Daten unter dem postulierten Modell maximal wird. Jeder Schritt umfasst zwei Phasen: In Phase 1 „Expectation“ werden mittels Regressionstechniken bedingte Erwartungen für die fehlenden Werte errechnet. In Phase 2 „Maximization“ werden aus den beobachteten und den geschätzten Werten Normalverteilungsparameter mittels MaximumLikelihood Methode bemessen. Die beiden Schritte werden so lange wiederholt, bis sich die ermittelten Normalverteilungsparameter nicht mehr verändern (Baltes-Götz, 2012). Patienten, die zu beiden Zeitpunkten fehlende Werte hatten, wurden aus den nachfolgenden Analysen zur elektrodermalen Aktivität ausgeschlossen. 10. Statistische Analysen Zur Bildung der entsprechenden Indizes für Valenz und Arousal über angenehme, unangenehme und neutrale Bilder wurde zunächst die Software E-Prime® herangezogen. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte schließlich mittels Statistiksoftware SPSS 19 für Windows® und Excel®. Im Rahmen der Fragestellung 1 war zu analysieren, ob sich die beiden Patientengruppen im Rating von Valenz und Arousal zu t1 und zu t2 von der Normstichprobe unterschieden. Hierzu wurden jeweils Ein-Stichproben t-Tests berechnet, um gegen den entsprechenden Erwartungswert der Population zu prüfen. Zur Prüfung der Effekte auf die Einschätzung der Emotionsbilder wurde eine vierfaktorielle (2x8x2x2) Varianzanalyse mit Messwiederholung und den Innersubjektfaktoren Bewertung (Valenz/Arousal), Emotion (Freude, Angst, Zufriedenheit, Trauer, Ekel, Ärger, Neutral, Aufgeregtheit) und Erhebungszeitpunkt (t1/t2) sowie dem 51 Zwischensubjektfaktor Diagnosegruppe (Angst/Depression) berechnet. Im Falle der Verletzung der Varianzhomogenität konnte im Rahmen der vorliegenden Untersuchung aufgrund der in etwa gleich großen Zellenbesetzungen davon ausgegangen werden, dass sich diese Inferenzstatistik robust verhält (Backhaus, Erichson, Plinke, & Weiber, 2006, S. 150). Darüber hinaus war die Sphärizitätsannahme mittels Mauchly Test zu prüfen und im Falle einer Verletzung die entsprechenden Korrekturen nach Greenhouse-Geisser und Huynh-Feldt vorzunehmen. Um die signifikanten Interaktionen beurteilen zu können, wurden nachfolgend je Bewertung und Emotion zweifaktorielle 2x2 Varianzanalysen mit Messwiederholung mit dem Innersubjektfaktor Erhebungszeitpunkt und dem Zwischensubjektfaktor Diagnosegruppe berechnet. Im Zuge der Fragestellung 2 war zu prüfen, ob einerseits eine Veränderung in den Parametern der elektrodermalen Aktivität von t1 zu t2 auftratt und andererseits Unterschiede zwischen den Diagnosegruppen vorlag. Die Prüfung der Messwerte auf Normalverteilungsannahme erfolgte mittels Kolmogorov-Smirnov Test; dementsprechend wurde aufgrund der Verletzung ein nichtparametrisches Verfahren (Wilcoxon-VorzeichenRang-Test) angewendet. Die Unterschiedlichkeit zwischen den Diagnosegruppen zum ersten und zweiten Erhebungszeitpunkt wurde entsprechend den Voraussetzungen mittels U-Tests nach Mann & Whitney geprüft. Zur Prüfung der Fragestellung 3, ob die Veränderung der elektrodermalen Aktivität und die subjektiv wahrgenommene Veränderung des Erregungsniveaus einen Zusammenhang aufwiesen, wurden je Messzeitpunkt und Diagnosegruppe Rangkorrelationen nach Spearman berechnet. Zur Prüfung der Fragestellung 4, ob die stationäre Behandlung zu einer Verbesserung der Symptomatik bei den beiden klinischen Gruppen führte, wurde eine zweifaktorielle (2x2) multivariate Varianzanalyse mit Messwiederholung berechnet. Als abhängige Variablen wurden jene fünf Indikatoren der SCL-90-R herangezogen, die eine diagnostische Relevanz bezüglich der untersuchten Patientengruppen aufwiesen (Somatisierung, Unsicherheit im Sozialkontakt, Depressivität, Ängstlichkeit, Global Severity Index). Die Voraussetzungen zur Prüfung mittels Varianzanalysen konnten angenommen werden. 52 11. Ergebnisse 11.1. Bewertung der Emotionsbilder anhand der Dimensionen Arousal und Valenz im Vergleich zur Normstichprobe Im Folgenden werden die Ergebnisse der Ein-Stichproben t-Tests für die Untersuchung der Fragestellung 1, in welchem Ausmaß die beiden Patientengruppen vor und nach der Therapie Unterschiede in den Bewertungsdimensionen gegenüber der Norm aufwiesen, je Gruppe und je Zeitpunkt sowie für alle acht Emotionskategorien, getrennt für Arousal und Valenz, dargestellt (siehe Tab. 7). Tabelle 7: Ergebnisse der Ein-Stichproben t-Tests und Darstellung des Erwartungswerts μ in der Normstichprobe (Lang et al., 2008) für die Bewertungsdimension Arousal t1 Diagnosegruppe Emotionskategorie Angst Depression t2 Normwert M SD p M SD p μ Freude 1.50 1.31 < .001 1.52 1.22 < .001 0.38 Angst -2.28 1.31 .001 -1.64 1.97 .349 -1.27 Zufriedenheit 2.40 1.82 < .001 2.28 1.76 < .001 0.47 Traurigkeit -2.56 1.13 < .001 -1.95 1.72 < .001 -0.48 Ekel -279 1.07 < .001 -2.43 1.39 .001 -1.37 Ärger -2.69 1.00 < .001 -2.36 1.19 < .001 -0.94 Neutral 0.61 1.06 < .001 0.60 0.97 < .001 2.43 Aufgeregtheit -0.62 1.65 .042 -0.18 1.58 .001 -1.31 Freude 0.84 1.30 .096 0.80 1.34 .134 0.38 Angst -2.40 0.97 < .001 -2.15 1.22 .002 -1.27 Zufriedenheit 2.16 1.85 < .001 2.23 1.47 < .001 0.47 Traurigkeit -2.43 1.12 < .001 -2.27 1.07 < .001 -0.48 Ekel -2.68 1.28 < .001 -2.67 1.20 < .001 -1.37 Ärger -2.66 1.21 < .001 -2.54 1.09 < .001 -0.94 Neutral 0.28 0.82 < .001 0.06 0.74 < .001 2.43 Aufgeregtheit -0.77 1.43 .073 -0.75 1.07 .016 -1.31 Anmerkung. M = Mittelwert; SD = Standardabweichung. 53 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Gruppe der Angstpatienten zum ersten Erhebungszeitpunkt für die Bewertungsdimension Arousal in allen acht Emotionskategorien außerhalb der Norm lag; zum zweiten Erhebungszeitpunkt die Emotionskategorie Angst innerhalb der Norm lag und sich die übrigen Emotionsbewertungen außerhalb der Norm befanden. Für die Gruppe der Depressionspatienten lagen zum ersten Erhebungszeitpunkt für die Bewertungsdimension Arousal die Emotionskategorien Freude und Aufgeregtheit innerhalb der Norm, während für die übrigen Emotionskategorien signifikante Unterschiede gegenüber der Norm beobachtet werden konnten. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt befand sich die Emotionskategorie Freude innerhalb der Norm und die übrigen Emotionsbewertungen außerhalb der Norm. Tabelle 8: Ergebnisse der Ein-Stichproben t-Tests und Darstellung des Erwartungswerts μ der Normstichprobe (Lange et al., 2008) für die Bewertungsdimension Valenz t1 Diagnosegruppe Emotionskategorie Angst Depression t2 Normwert p μ 1.63 1.31 .099 2.07 1.32 .001 -1.77 1.53 .030 -1.08 2.545 1.81 .854 2.34 1.66 .408 2.61 Traurigkeit -2.85 0.94 .772 -2.54 1.04 .227 -2.79 Ekel -3.25 0.93 .172 -2.93 1.25 .812 -2.99 Ärger -2.87 0.99 .779 -2.69 1.08 .547 -2.81 Neutral 0.53 1.06 .009 0.28 0.89 .063 -0.07 Aufgeregtheit 0.41 1.70 < .001 0.50 1.47 < .001 1.99 Freude 1.70 1.21 .018 2.07 Angst -2.22 1.14 < .001 -2.12 1.12 < .001 -1.08 Zufriedenheit 2.39 1.84 .564 2.54 1.24 .788 2.61 Traurigkeit -2.84 0.87 .781 -2.70 0.92 .643 -2.79 Ekel -3.38 0.65 .008 -3.24 0.88 .172 -2.99 Ärger -3.08 0.80 .124 -3.03 0.77 .182 -2.81 Neutral 0.10 0.80 .337 0.13 0.58 .113 0.06 Aufgeregtheit 0.24 1.11 < .001 0.34 0.92 < .001 1.99 M SD p Freude 1.75 1.35 .229 Angst -2.09 Zufriedenheit Anmerkung. M = Mittelwert; SD = Standardabweichung. 54 M SD .148 1.43 1.23 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Gruppe der Angstpatienten zum ersten Erhebungszeitpunkt für die Bewertungsdimension Valenz in drei der acht Emotionskategorien (Angst, Neutral, Aufgeregtheit) außerhalb der Norm lag; zum zweiten Erhebungszeitpunkt die Emotionskategorien Angst und Aufgeregtheit außerhalb der Norm lagen und sich die übrigen Emotionsbewertungen innerhalb der Norm befanden (siehe Tab. 8). Für die Gruppe der Depressionspatienten lagen zum ersten Erhebungszeitpunkt für die Bewertungsdimension Valenz die Emotionskategorien Angst, Ekel und Aufgeregtheit außerhalb der Norm, während für die übrigen Emotionskategorien keine signifikanten Unterschiede gegenüber der Norm beobachtet werden konnten. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt lagen die Emotionskategorien Freude, Angst und Aufgeregtheit außerhalb und die übrigen Emotionsbewertungen innerhalb der Norm (siehe Tab. 8). 11.1.1. Veränderung der Bewertung der Emotionsbilder im Zeitverlauf Zur Prüfung der Fragestellung, ob die Emotionsbewertungen in den beiden Dimensionen Arousal und Valenz einer Veränderung im zeitlichen Verlauf unterlagen und ob sich die Diagnosegruppen hierin unterschieden, wurde eine vierfaktorielle (2x8x2x2) Varianzanalyse mit Messwiederholung (Bewertung x Emotion x Erhebungszeitpunkt x Diagnosegruppe) berechnet. Die Prüfvoraussetzungen konnten angenommen werden. Die Ergebnisse der vierfaktoriellen Varianzanalyse sind in Tabelle 9 dargestellt. 55 Tabelle 9: Prüfgrößen der vierfaktoriellen 4x4 (Bewertung x Emotion x Erhebungszeitpunkt x Diagnosegruppe) Varianzanalyse mit Messwiederholung Faktor df F p Emotion 2.12 , 101.80 225.32 .001 (η2p = .824) Bewertung 1 , 48 0.29 .593 Erhebungszeitpunkt 1 , 48 1.78 .189 Diagnosegruppe 1 , 48 1.55 .220 Bewertung x Emotion 3.69 , 177.24 43.26 < .001 (η2p = .474) Erhebungszeitpunkt x Diagnose 1 , 48 0.59 .448 Bewertung x Diagnose 1 , 48 1.20 .278 Emotion x Diagnose 2.12 , 101.80 0.21 .824 Emotion x Erhebungszeitpunkt 3.01 , 144.47 2.15 .096 Bewertung x Erhebungszeitpunkt 1 , 48 3.34 .074 1 , 48 4.03 .050 (η2p = .077) Bewertung x Emotion x Diagnose 3.69 , 177.24 2.36 .061 Emotion x Erhebungszeitpunkt x Diagnose 3.01 , 144.47 0.73 .537 Bewertung x Emotion x Erhebungszeitpunkt 5.25 , 252.04 0.92 .475 5.25 , 252.04 0.89 .495 Bewertung x Erhebungszeitpunkt x Diagnose Bewertung x Emotion x Erhebungszeitpunkt x Diagnose Die Prüfgröße für die höchste Wechselwirkung aus Bewertung x Emotion x Erhebungszeitpunkt x Diagnosegruppe fiel nicht signifikant aus. Die Prüfgröße für die Wechselwirkung aus Bewertung x Erhebungszeitpunkt x Diagnosegruppe fiel mit F (1, 48) = 4.03, p = .050 (η²p = .077) signifikant aus, es konnte eine Interaktion angenommen werden. Die Prüfgrößen für die Wechselwirkung aus Bewertung x Emotion x Diagnosegruppe, für die Wechselwirkung aus Emotion x Erhebungszeitpunkt x Diagnosegruppe und für die Wechselwirkung aus Bewertung x Emotion x Erhebungszeitpunkt fielen jeweils nicht signifikant aus. Die Prüfung der einfachen Wechselwirkungen fiel für den Effekt aus Bewertung x Emotion (Sphärizitätskorrektur nach Greenhouse-Geisser erforderlich, ε = .528) mit F (3.69, 56 177.24) = 43.26, p < .001 (η²p = .474) signifikant aus. Es konnte eine Interaktion aus Bewertung und Emotion angenommen werden. Für die weiteren einfachen Wechselwirkungen konnte jeweils ein nicht signifikantes Ergebnis angenommen werden (siehe Tab. 9). Abbildung 7: Mittelwerte der Bewertungen der Emotionsbilder für die Dimensionen Arousal und Valenz Die Prüfung der Haupteffekte ergab nur für die Emotionskategorien (Sphärizitätskorrektur nach Greenhouse-Geisser erforderlich, ε = .303) mit F (2.12, 101.80) = 225.32, p < .001 (η²p = .824) ein signifikantes Ergebnis. Die Emotionskategorien wurden unterschiedlich bewertet. 57 Da die Emotionen und die Bewertungen interagierten, wurden post hoc für jede Emotionskategorie je Bewertungsdimension zweifaktorielle (2x2) Varianzanalysen mit Messwiederholung berechnet. Der Innersubjektfaktor wurde durch die zwei Stufen des Erhebungszeitpunktes und der Zwischensubjektfaktor durch die beiden Diagnosegruppen festgelegt. Die Bewertungen der Emotionsbilder je Erhebungszeitpunkt, Diagnosegruppe und Emotionskategorie sind für Arousal in Tabelle 10 und für Valenz in Tabelle 11 angeführt. Tabelle 10: Prüfgrößen der zweifaktoriellen 2x2 (Zeit x Gruppe) Varianzanalysen mit Messwiederholung je Emotionskategorie für die Bewertungsdimension Arousal Emotionskategorie Zeit Zeit x Gruppe Gruppe F (1,48) p F (1,48) p F (1,48) p Freude 0.01 .946 0.03 .876 4.53 .039 Angst 9.45 .003 1.88 .177 0.71 .404 Zufriedenheit 0.01 .912 0.20 .658 0.11 .745 Traurigkeit 4.03 .050 1.45 .234 0.10 .753 Ekel 1.67 .202 1.44 .236 0.05 .827 Ärger 2.03 .160 0.43 .515 0.07 .786 Neutral 0.61 .437 0.52 .473 4.35 .042 Aufgeregtheit 2.22 .142 1.92 .172 0.88 .352 Für die Dimension Arousal fiel die Berechnung der Prüfgröße des Zwischensubjektfaktors Gruppe für die Emotionskategorie Freude mit F (1,48) = 4.53, p = .039 (η²p = .086) signifikant aus. Die Diagnosegruppe Angst wies mit M = 1.508 (SD = 1.125) den höheren Wert im Vergleich zur Diagnosegruppe Depression mit M = 0.822 (SD = 1.153) auf. Für die Emotionskategorie Angst konnte mit F (1,48) = 9.45, p = .003 (η²p = .164) eine signifikante Veränderung für den Innersubjektfaktor Zeit beobachtet werden. Zum 1. Erhebungszeitpunkt lag der Wert mit M = -2.335 (SD = 1.148) niedriger als zum 2. Erhebungszeitpunkt mit M = -1.885 (SD = 1.655). Die Berechnung von nachfolgenden t-Tests für verbundene Stichproben zeigte für die Diagnosegruppe Angst mit t (25) = -2.53, p = .018 eine signifikante Zunahme des Werts. Für die Diagnosegruppe Depression konnte mit t (23) = -2.01, p = .056 eine tendenziell signifikante Veränderung festgestellt werden. Für die Emotionskategorie Traurigkeit konnte mit F (1,48) = 4.03, p = .050 (η²p = .077) eine 58 signifikante Veränderung für den Innersubjektfaktor Zeit beobachtet werden. Zum 1. Erhebungszeitpunkt lag der Wert mit M = -2.492 (SD = 1.116) niedriger als zum 2. Erhebungszeitpunkt mit M = -2.103 (SD = 1.438). Die Berechnung von t-Tests für verbundene Stichproben zeigte für die Diagnosegruppe Angst mit t (25) = -1.95, p = .063 eine tendenziell signifikante Zunahme des Werts. Für die Diagnosegruppe Depression konnte mit t (23) = -0.75, p = .459 keine signifikante Veränderung festgestellt werden. Für die übrigen Emotionskategorien (Zufriedenheit, Ekel, Ärger, Neutral, Aufgeregtheit) in der Bewertungsdimension Arousal konnten jeweils keine signifikanten Ergebnisse beobachtet werden (ps > .05). Tabelle 11: Prüfgrößen der zweifaktoriellen 2x2 (Zeit x Gruppe) Varianzanalysen mit Messwiederholung je Emotionskategorie für die Bewertungsdimension Valenz Emotionskategorie Zeit Zeit x Gruppe Gruppe F (1,48) p F (1,48) p F (1,48) p Freude 2.48 .122 0.39 .537 0.13 .723 Angst 3.79 .057 1.09 .302 0.48 .493 Zufriedenheit 0.02 .882 0.92 .342 .003 .953 Traurigkeit 2.52 .119 0.368 .547 0.13 .726 Ekel 3.29 .076 0.56 .459 0.83 .366 Ärger 0.85 .363 0.31 .579 1.44 .237 Neutral 1.00 .323 1.71 .197 1.80 .186 Aufgeregtheit 0.69 .412 0.01 .971 0.20 .657 Für die Dimension Valenz fiel die Berechnung der Prüfgröße des Innersubjektfaktors Zeit für die Emotionskategorie Angst mit F (1,48) = 3.79, p = .057 (η²p = .073) tendenziell signifikant aus. Zum 1. Erhebungszeitpunkt lag der Wert mit M = -2.148 (SD = 1.224) niedriger als zum 2. Erhebungszeitpunkt mit M = -1.938 (SD = 1.345). Die Berechnung von nachfolgenden t-Tests für verbundene Stichproben zeigte für die Diagnosegruppe Angst mit t (25) = -1.93, p = .066 eine tendenziell signifikante Zunahme des Wertes. Für die Diagnosegruppe Depression konnte mit t (23) = -0.74, p = .468 keine signifikante Veränderung festgestellt werden. Für die Emotionskategorie Ekel konnte mit F (1,48) = 3.29, p = .076 (η²p = .064) ein tendenziell signifikantes Ergebnis beobachtet werden. Zum 1. 59 Erhebungszeitpunkt lag der Wert mit M = -3.308 (SD = 0.802) niedriger als zum 2. Erhebungszeitpunkt mit M = -3.081 (SD = 1.091). Die Berechnung von nachfolgenden t-Tests für verbundene Stichproben zeigte für die Diagnosegruppe Angst mit t (25) = -1.72, p = .097 eine tendenziell signifikante Zunahme des Wertes. Für die Diagnosegruppe Depression konnte mit t (23) = -0.81, p = .427 keine signifikante Veränderung festgestellt werden. Für die übrigen Emotionskategorien (Freude, Zufriedenheit, Traurigkeit, Ärger, Neutral, Aufgeregtheit) in der Bewertungsdimension Valenz konnten jeweils keine signifikanten Ergebnisse beobachtet werden (ps > .05). 11.2. Elektrodermale Aktivität Zur Berechnung jener Prüfgrößen, welche der Beantwortung der Fragestellung 2 dienten, ist zunächst folgendes vorwegzunehmen. Von sechs Patienten lagen zu beiden Erhebungszeitpunkten keine Werte vor. Sie wurden daher aus den nachfolgenden Analysen ausgeschlossen. Die Berechnung der Prüfgrößen der Veränderungsparameter der elektrodermalen Aktivität erfolgte mit einem Stichprobenumfang von N = 44. Zunächst interessierten die Zusammenhänge der für die vorliegende Untersuchung relevanten Parameter der elektrodermalen Aktivität zu t1 und t2, welche in der Maßeinheit μS (Mikrosiemens) aufgezeichnet wurden. Unter Berücksichtigung der Schiefeparameter konnte von keiner Normalverteilung der Messwerte ausgegangen werden. Die Prüfung der Zusammenhänge erfolgte daher mittels nichtparametrischer Spearman Rangkorrelation. Tabelle 12: Koeffizienten der Spearman Rangkorrelation (rs) für den Zusammenhang der EDA Parameter zu t1 / t2 (N = 44) 1 durchschnittlicher phasischer Driver (1) Bereich des phasischen Drivers (2) Amplitude der SCR nach Zerlegung (auf Basis des phasischen Drivers) (3) Mittelwert der aufgezeichneten SCDaten (4) 2 ** - 3 ** 1.00 / 1.00 - ** 4 ** ** .994 / .993 .792 / .821** .994** / .993** .792**/ .821** .817**/ .856** - Anmerkung. **p ≤ .01 60 Die Korrelationskoeffizienten wiesen darauf hin, dass der Bereich des phasischen Drivers (2) mit dem durchschnittlichen phasischen Driver (1) eine perfekte Übereinstimmung ergab. Folglich wurde der Bereich des phasischen Drivers (2) von den weiteren Analysen ausgeschlossen (siehe Tab. 12). Die deskriptivstatistischen Kennwerte der relevanten phasischen elektrodermalen Aktivität, sind der Tabelle 13 zu entnehmen. Tabelle 13: Deskriptivstatistische Kennwerte der phasischen EDA zu t1 und t2 über alle Emotionen Amplitude der SCR nach Zerlegung t1 t2 0.11 0.09 0.08 0.08 0.10 0.08 0.00 0.00 0.39 0.27 Durchschnittlicher phasischer Driver t1 0.13 0.10 0.12 0.00 0.50 M Md SD Minimum Maximum t2 0.11 0.10 0.09 0.00 0.31 11.2.1. Elektrodermale Aktivität, Emotion und Therapiewirksamkeit Die Analyse der Veränderung der elektrodermalen Aktivität je Diagnosegruppe von t1 zu t2, zusammengefasst über alle Emotionskategorien, mittels Wilcoxon-Vorzeichen-RangTest ergab für die Diagnosegruppe Angst für den durchschnittlichen phasischen Driver mit z < 0.01, p ≤ 1 und für die Amplitude des phasischen Drivers mit z = - 0.06, p = .951 jeweils keine signifikanten Veränderungen. Für die Diagnosegruppe Depression konnten für den durchschnittlichen phasischen Driver mit z = - 1.79, p = .073 und für die Amplitude des phasischen Drivers mit z = - 1.65, p = .099 jeweils tendenziell signifikante Veränderungen angenommen werden. Die Parameter der Hautleitfähigkeit für die Diagnosegruppe Depression zeigten einen Trend dahingehend, Erhebungszeitpunkt abnehmen (siehe Abb. 8). 61 dass die Werte zum zweiten Abbildung 8: Veränderung der phasischen Hautleitaktivität von t1 zu t2 gemessen über alle Emotionskategorien Neben den Emotionskategorien Emotionskategorie. Veränderungen zusammengefasst, Für die Gruppe der Hautleitaktivität interessierten der auch Angstpatienten gemessen die über Veränderungen konnte für keine alle je der Emotionskategorie eine signifikante Veränderung der elektrodermalen Aktivität festgestellt werden (ps > .05). Für die Gruppe der Depressionspatienten konnte für die Kategorie Freude mit z = -2.10 und p = .035 eine signifikante Veränderung (siehe Abb. 9) und für die Kategorie Ekel mit z = -1.721 und p = .085 eine tendenziell signifikante Veränderung des phasischen Hautleitwerts angenommen werden (siehe Abb. 10). Für alle übrigen Emotionskategorien konnten für die Gruppe Depression keine signifikanten Veränderungen beobachtet werden (ps> .05). 62 Abbildung 9: Veränderung der phasischen Hautleitaktivität von t1 zu t2 für die Emotionskategorie Freude Abbildung 10: Veränderung der phasischen Hautleitaktivität von t1 zu t2 für die Emotionskategorie Ekel 63 11.2.2. Elektrodermale Aktivität und Diagnosegruppe Die Prüfgrößen für die Unterschiedlichkeit zwischen den beiden Diagnosegruppen fielen weder zu den beiden Erhebungszeitpunkten noch in den drei Messmethoden zur elektrodermalen Aktivität signifikant aus (ps > .05). Es konnte kein Unterschied zwischen den Diagnosegruppen im Hinblick auf die elektrodermalen Aktivität angenommen werden. Darüber hinaus wurden die Unterschiedlichkeiten je Emotionskategorie mittels U-Tests nach Mann & Whitney geprüft. Für keine der Emotionskategorien konnten signifikante Ergebnisse beobachtet werden (ps > .05). Tabelle 14: Prüfgrößen und Signifikanzbeurteilungen der U-Tests nach Mann & Whitney zu t1 / t2 je Emotionskategorie Emotionskategorie Erhebungszeitpunkt Freude Angst Zufriedenheit Traurigkeit Ekel Ärger Neutral Aufgeregtheit EDA 1 EDA 2 z p z p t1 - 0.811 .418 - 0.834 .404 t2 - 0.247 .805 - 0.517 .605 t1 - 0.552 .581 - 0.294 .769 t2 - 0.811 .481 - 0.881 .378 t1 - 0.176 .860 - 0.270 .787 t2 - 0.670 .503 - 0.459 .647 t1 - 0.176 .860 - 0.023 .981 t2 - 0.670 .503 - 0.588 .557 t1 - 0.035 .972 - 0.129 .897 t2 - 1.492 .136 - 1.316 .188 t1 - 0.834 .404 - 0.482 .630 t2 - 1.422 .155 - 1.410 .158 t1 - 0.364 .716 - 0.482 .630 t2 - 0.787 .431 - 0.646 .518 t1 - 1.375 .169 - 1.234 .217 t2 - 0.270 .787 - 0.176 .860 Anmerkung. EDA 1 = durchschnittlicher phasischer Driver, EDA 2 = Amplitude der SCR nach Zerlegung 64 11.2.3. Elektrodermale Aktivität und Emotionsbewertung anhand der Dimension Arousal Zur Beantwortung der Fragestellung 3, ob eine Übereinstimmung zwischen der Ausprägung der elektrodermalen Aktivität und der Ausprägung der Bildbewertung anhand der Dimension Arousal vorlag, wurden Rangkorrelationen nach Spearman berechnet (siehe Tab. 15). Es wurde geprüft, inwieweit die subjektive Bewertung mit den objektiven, physiologischen Parametern in Verbindung steht. Tabelle 15: Darstellung der Zusammenhänge zwischen der elektrodermalen Aktivität und den Arousalratings mittels Rangkorrelationen nach Spearman (rs) Diagnosegruppe Emotionskategorie Angst (n = 23) t2 rs rs EDA 1 EDA 2 EDA 1 EDA 2 Freude - .120 - .004 .395* .415* Angst - .121 - .161 .098 .111 Zufriedenheit - .176 - .156 - .114 - .075 .071 .026 .137 .139 - .031 - .058 .124 Traurigkeit Ekel Ärger Depression t1 .149 * .065 .039 - .373 .293 Neutral - .417* - .404* .176 .163 Aufgeregtheit - .311 - .337 .137 .179 Freude - .331 - .343 - .059 - .051 Angst .646** (n = 21) Zufriedenheit .649** .517** .500** - .419** - .408 ** - .259 - .267 Traurigkeit .354 .369* .421* .456* Ekel .406* .434* .388* .425* Ärger .471* .466* .537** .586** Neutral Aufgeregtheit - .299 - .252 - .158 - .123 .206 .208 .194 .251 Anmerkung. **p ≤ .01, *p ≤ .05; EDA 1 = durchschnittlicher phasischer Driver, EDA 2 = Amplitude der SCR nach Zerlegung 65 Für die Gruppe der Depressionspatienten konnten im Vergleich zur Gruppe der Angstpatienten über die Emotionskategorien öfter signifikante Zusammenhänge beobachtet werden. Die Abbildung 11 gibt das Ausmaß der Korrelationskoeffizienten graphisch wieder. 0,8 0,6 0,4 t1 Angst t2 Angst t1 Depr t2 Depr 0,2 0 -0,2 -0,4 -0,6 Är ge r Ne ut Au ra l fg er eg th ei t Ek el de nh ei t Tr au rig ke it rie An gs t Zu f Fr eu de -0,8 Abbildung 11: Graphische Darstellung der Zusammenhänge zwischen den subjektiven Arousalratings und der elektrodermalen Aktivität 11.3. SCL-90-R und Veränderung der Symptome im Therapieverlauf Für die Untersuchung der Fragestellung 3, ob das Ausmaß der subjektiv erlebten Schwere der Symptome im Therapieverlauf abnahm, wurden die maßgeblichen Skalen der SCL-90-R mittels zweifaktorieller (2x2) multivariater Varianzanalyse mit Messwiederholung analysiert. Die Tabelle 16 zeigt die deskriptivstatistischen Kennwerte je Skala in den beiden Erhebungszeitpunkten (t1/t2) getrennt nach den beiden Diagnosegruppen. 66 Tabelle 16: Deskriptivstatistische Kennwerte (T-Norm) der SCL-90-R Skalen je Gruppe und Erhebungszeitpunkt (t1 / t2) SCL-90-R Skala t1 Diagnosegruppe Somatisierung Unsicherheit im Sozialkontakt Depressivität Ängstlichkeit Phobische Angst Global Severity Index Angst (n = 26) Depression (n = 24) Gesamt (N = 50) Angst Depression Gesamt Angst Depression Gesamt Angst Depression Gesamt Angst Depression. Gesamt Angst Depression Gesamt M 62.95 56.00 59.61 65.50 61.04 63.36 67.95 65.42 66.73 69.99 60.54 65.46 68.03 52.25 60.46 67.43 61.36 64.52 t2 SD 8.09 9.49 9.38 11.19 11.37 11.38 7.54 8.50 8.04 8.15 9.60 9.99 10.34 10.55 13.05 10.39 10.51 10.79 M 57.15 51.01 54.20 57.27 51.46 54.48 61.82 56.90 59.46 63.48 55.32 59.56 60.35 51.09 55.91 60.00 53.59 56.92 SD 11.03 10.61 11.16 10.56 8.94 10.15 11.71 9.59 10.92 10.23 7.76 9.93 12.83 8.18 11.71 11.56 9.19 10.88 Anmerkung. M = Mittelwert; SD = Standardabweichung. Die Berechnung der Prüfgröße für die Wechselwirkung aus Zeit x Bedingung fiel für die SCL-90-R Subskala Phobische Angst mit F (1,48) = 4.31, p = .043 (η²p = .082) signifikant aus. Es konnte eine Interaktion beobachtet werden. Die Berechnung von post-hoc t-Tests für verbundene Stichproben zeigte für die Gruppe der Angstpatienten mit t (25) = 3.27, p = .003 ein signifikantes Ergebnis, während für die Gruppe der Depressionspatienten die entsprechende Prüfgröße mit t (23) = 0.57, p = .579 kein signifikantes Ergebnis beobachtet werden konnte. Für die Gruppe der Angstpatienten konnte eine signifikante Verbesserung der Symptomatik im Therapieverlauf berichtet werden. Die übrigen Interaktionen aus Zeit x Bedingung fielen jeweils nicht signifikant aus (ps > .05). Die Berechnung der Prüfgrößen für den Innersubjektfaktor Zeit fiel für Somatisierung mit F (1,48) = 13.66, p = .001 (η²p = .222), für Depressivität mit F (1,48) = 21.30, p < .001 (η²p = .307), für Unsicherheit im Sozialkontakt mit F (1,48) = 23.04, p < .001 (η²p = .324), für Ängstlichkeit mit F (1,48) = 14.34, p < .001 (η²p = .230), für phobische Angst mit F (1,48) = 7.92, p = .007 (η²p = .142) 67 und schließlich für den Global Severity Index mit F (1,48) = 23.80, p < .001 (η²p = .331) jeweils signifikant aus. Es konnte für alle Bereiche eine Abnahme der Symptomatik zu t2 angenommen werden. Eine Ausnahme stellte die Skala Phobische Angst dar, wobei hier eine Abnahme nur für die Gruppe der Angstpatienten anzunehmen war. Die Berechnung der Prüfgrößen für den Zwischensubjektfaktor Diagnosegruppe fiel für Somatisierung mit F (1,48) = 7.56, p = .008 (η²p = .136), für Unsicherheit im Sozialkontakt mit F (1,48) = 4.77 , p = .034 (η²p = .090), für Ängstlichkeit mit F (1,48) = 18.95, p < .001 (η²p = .283), für phobische Angst mit F (1,48) = 23.68, p < .001 (η²p = .330) und schließlich für den Global Severity Index mit F (1,48) = 6.13, p = .017 (η²p = .113) jeweils signifikant aus. Für Depressivität konnte mit F (1,48) = 2.96, p = .092 (η²p = .058) ein tendenziell signifikantes Ergebnis beobachtet werden. Auch die Skala Phobische Angst zeigte, unter Berücksichtigung der Interaktion, dass die Gruppe der Angstpatienten zu beiden Erhebungszeitpunkten (t1: t (48) = 5.34, p < .001; t2: t (42.85) = 3.07, p = .004) die jeweils höhere Ausprägung aufwiesen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die selbstberichtete Schwere der Symptomatik in sämtlichen Bereichen im Therapieverlauf abnahm und weiters ein Niveauunterschied zwischen den Diagnosegruppen vorlag. Die Gruppe der Angstpatienten wies in allen Skalen die jeweils höhere Ausprägung auf. 68 12. Diskussion In der vorliegenden Studie wurde die Veränderung der Emotionsverarbeitung sowie die Veränderung der elektrodermalen Aktivität bei Patienten mit Angststörungen und affektiven Störungen, als Resultat therapeutischer Interventionen während eines neunwöchigen stationären Aufenthalts im PSZW Eggenburg untersucht. Erhoben wurde die Bewertung von Emotionsbildern anhand der Dimensionen Arousal und Valenz sowie die, mit der Dimension Arousal in Zusammenhang stehende elektrodermale Aktivität. Weiters interessierte die Veränderung der berichteten Symptomschwere. 12.1. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli, affektive Störungen und Angststörungen Der Forschungsliteratur ist zu entnehmen, dass Personen die an affektiven Störungen oder Angststörungen leiden nicht in der Lage sind, adäquat auf emotionale Stimuli zu reagieren und sich in Vergleichsstudien diesbezüglich von einer gesunden Kontrollgruppe unterschieden (Becker, 2011; Liebman & Allen, 1995; Rottenberg et al., 2002). Da im Rahmen der vorliegenden Untersuchung keine gesunde Kontrollgruppe zur Verfügung stand, wurden die erhobenen Werte der klinischen Stichproben bezüglich der Bewertung von Emotionsbildern mit jenen der Normstichprobe verglichen. Um eine Veränderung im Therapieverlauf festzustellen, wurden die Vergleiche sowohl für den ersten als auch für den zweiten Erhebungszeitpunkt (nach Beendigung des stationären Aufenthalts) mittels Einstichproben t-Tests durchgeführt sowie eine Reihe zweifaktorieller Varianzanalysen mit dem Innersubjektfaktor Zeit und nachfolgende t-Tests für alle Emotionskategorien berechnet. 12.1.1. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli und unipolare affektive Störungen Für die Gruppe der Depressionspatienten lagen die Bewertungen der Emotionsbilder anhand der Dimension Arousal zum ersten Erhebungszeitraum fast durchwegs außerhalb der Norm (ps < .05). Eine Ausnahme stellte, neben der Emotionskategorie Aufgeregtheit (p= .073), die Kategorie Freude (p = .096) dar. Dies stand im Gegensatz zu bisherigen Forschungsergebnissen, welche für Personen mit depressiven Störungen vor allem Defizite bezüglich der Reaktivität auf positive Stimuli berichteten. In vorangegangenen Studien konnte 69 beobachtet werden, dass positive Stimuli als unangenehmer und mit geringerem Arousal bewertet werden als von gesunden Personen (Dunn et al., 2004; Rottenberg et al, 2005; Sloan et al., 2001, Sloan et al., 1997). Für der Bewertungsdimension Valenz lagen die Werte der Depressionspatienten bezüglich der positiven Emotionskategorien Freude (p = .148) und Zufriedenheit (p = .564) zum ersten Erhebungszeitraum innerhalb der Norm und standen somit ebenfalls im Gegensatz zu bisherigen Forschungsergebnissen (Dunn et al., 2004; Rottenberg et al, 2005; Sloan et al., 2001; Sloan et al., 1997). Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde erwartet, dass sich die Bewertungen der Depressionspatienten zum zweiten Erhebungszeitpunkt an die Bewertungen der Normstichprobe anglichen bzw. sich nicht aus dem Normbereich bewegten, wenn sie zum ersten Erhebungszeitpunkt bereits innerhalb lagen. Diese Angleichung der Werte wäre mit einem Erfolg der therapeutischen Interventionen gleichgesetzt worden (Gross & Munoz, 1995). Die Erwartungen wurden im Hinblick auf die Dimension Arousal nicht erfüllt (siehe Tab. 7). Lediglich die Emotionskategorie Freude blieb innerhalb des Normbereichs (t1: p = .096, t2: p = .134). Ähnliche Ergebnisse konnten für die Dimension Valenz beobachtet werden. Die Kategorien Freude (p = .018), Angst (p < .001) und Aufgeregtheit (p < .001) lagen zu t2 weiterhin außerhalb der Norm oder verließen deren Wertebereich (siehe Tab. 8). Auch die weitere Analyse mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung für jeweils alle acht Emotionskategorien, mit dem Innersubjektfaktor Zeit, sowie nachfolgende tTests zeigten keine signifikanten Veränderungen in den Bewertungsdimensionen Arousal und Valenz von t1 zu t2 (ps < .05). 12.1.2. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli und Angststörungen Für die Gruppe der Angstpatienten lagen die Bewertungen der Emotionsbilder anhand der Dimension Arousal zum ersten Erhebungszeitraum in allen acht Emotionskategorien außerhalb der Norm (ps < .05). Bisherige Forschungsergebnisse berichteten, dass ängstliche Personen negative Stimuli mit höherer Intensität in der Dimension Arousal bewerten als eine gesunde Kontrollgruppe (Liebman & Allen, 1995; Olatunji, 2006). Diese Beobachtungen konnten in der vorliegenden Studie repliziert werden (siehe Tab. 7). Für die Bewertungsdimension Valenz lagen die Ergebnisse der Angstpatienten zum ersten Erhebungszeitpunkt für die negativen Emotionsstimuli nur für die Kategorie Angst (p = .001) außerhalb der Norm. Die Werte der Kategorien Ekel (p = .172) und Ärger (p = .779) waren innerhalb des Normbereichs angesiedelt. Die Ergebnisse vorangegangener Studien, 70 welche auch eine höhere Intensität in der Bewertungsdimension Valenz für negative Emotionsstimuli berichteten konnten somit nur zum Teil repliziert werden (Liebman & Allen, 1995; Olatunji, 2006). Um von einem erfolgreichen Therapieverlauf ausgehen zu können, wurde auch für die Gruppe der Angstpatienten im Rahmen der vorliegenden Studie erwartet, dass sich die Bewertungen anhand der Dimensionen Arousal und Valenz zum zweiten Erhebungszeitpunkt an die Normstichprobe anglichen bzw. sich nicht aus dem Normbereich bewegten. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt lagen die Bewertungen von sieben der acht Emotionskategorien (Freude, Zufriedenheit, Traurigkeit, Ekel, Ärger, Neutral, Aufgeregtheit) anhand der Dimension Arousal weiterhin außerhalb der Norm (ps < .05). Die Werte der klinischen Stichprobe für die Kategorie Angst lagen zu t2 im Normbereich (p = .349). Die weitere Analyse mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung für die Emotionskategorie Angst mit dem Innersubjektfaktor Zeit (p = .003) und der nachfolgende tTest für verbundene Stichproben (p = .018) fielen signifikant aus. Dies deutete auf eine Abnahme der Intensität in der Bewertungsdimension Arousal für die Emotionskategorie Angst hin. Auch für die Kategorie Traurigkeit ergab die Analyse mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung eine signifikante Veränderung von t1 zu t2 (p = .050). Der nachfolgende t-Test für verbundene Stichproben zeigte für die Kategorie Traurigkeit eine tendenziell signifikante Abnahme der Bewertungsintensität in der Dimension Arousal zu t2 (p = .063). Für die Dimension Valenz lagen die Ergebnisse der Emotionskategorien Angst (p = .030) und Aufgeregtheit (p < .001) zu t2 außerhalb der Norm, jene der übrigen sechs Kategorien (Freude, Zufriedenheit, Traurigkeit, Ekel, Ärger, Neutral) innerhalb (ps > .05). Die weitere Analyse mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung für die Emotionskategorie Angst (p = .057) und der nachfolgende t-Test für verbundene Stichproben (p = .066) fielen tendenziell signifikant aus. Auch wenn die Werte weiterhin außerhalb des Normbereichs lagen, deutete dieses Ergebnis auf eine Abnahme der Intensität in der Bewertungsdimension Valenz für die Emotionskategorie Angst hin. Auch für die Kategorie Ekel ergab die Analyse mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung (p = .076) eine tendenziell signifikante Veränderung von t1 zu t2. Der nachfolgende t-Test für verbundene Stichproben zeigte für die Kategorie Ekel eine tendenziell signifikante Abnahme der Bewertungsintensität in der Dimension Valenz zu t2 (p = .097). Die Ergebnisse sprachen zumindest teilweise für eine Abnahme der, für Angststörungen typische Intensität der Bewertung negativer Stimuli. Für die Gruppe der Angstpatienten wurde daher in Bezug auf die Emotionsverarbeitung ein Erfolg der therapeutischen Intervention angenommen. 71 Im Gruppenvergleich beider klinischer Stichproben hinsichtlich der Intensität der Bewertung aller acht Emotionskategorien in der Dimension Arousal konnte in der durchgeführten Studie für die Kategorie Freude ein signifikanter Unterschied festgestellt werden (p = .039). Die höheren Werte wurden in der Gruppe der Angstpatienten beobachtet. Somit wurden hier vorangegangene Forschungsergebnisse, welche ein erhöhte Sensibilität von Angstpatienten bei negativen Stimuli und eine verminderte Reaktivität von Depressionspatienten in Bezug auf positive Stimuli berichteten, nur zum Teil repliziert (Becker, 2011; Dunn et al., 2004; Olatunji, 2006; Rottenberg et al., 2002; Rottenberg et al., 2005; Sloan et al., 2001) 12.2. Elektrodermale Aktivität, affektive Störungen und Angststörungen Studien zum Zusammenhang zwischen unipolaren affektiven Störungen und elektrodermaler Aktivität berichteten einheitlich eine verminderte Leitfähigkeit der Haut bei Personen mit depressiven Störungen im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe (Ward et al. 1983; Iacono et al., 1983; Williams et al. 1985). Bisherige Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen elektrodermaler Aktivität und Angststörungen lieferten unterschiedliche Ergebnisse (Birket-Smith et al., 1993; Hoehn-Saric et al., 2003; Jensen et al., 1996). Da im Rahmen der vorliegenden Untersuchung keine gesunde Kontrollgruppe zur Verfügung stand, wurden die erhobenen Werte der klinischen Stichproben im Hinblick auf eine Veränderung zwischen ersten und zweiten Erhebungszeitpunkt mittels WilcoxonVorzeichen-Rang-Test analysiert. Weiters wurden mögliche Unterschiedlichkeiten der elektrodermalen Aktivität zwischen den beiden klinischen Stichproben mittels U-Test nach Mann & Whitney analysiert. Es konnten keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden. 12.2.1. Elektrodermale Aktivität und unipolare affektive Störungen Gemäß der Forschungsliteratur hätte, für die Gruppe der Depressionspatienten, eine höher ausgeprägte elektrodermale Aktivität zu t2 (im Vergleich zu t1) eine Verbesserung und damit einen Erfolg der therapeutischen Intervention bedeutet. Zwar konnte in der vorliegenden Studie eine tendenziell signifikante Veränderung von t1 zu t2 angenommen werden, diese wies jedoch einen Trend zur Verminderung der Hautleitfähigkeit zu t2 im Vergleich zu t1 auf. In Bezug auf die elektrodermale Aktivität konnte daher für die Gruppe 72 der Depressionspatienten nicht von einer Wirksamkeit der therapeutischen Intervention ausgegangen werden. 12.2.2. Elektrodermale Aktivität und Angststörungen Für die Gruppe der Angstpatienten konnte im Rahmen der vorliegenden Studie keine signifikante Veränderung Erhebungszeitraum der festgestellt Hautleitfähigkeit werden. Da zwischen laut ersten derzeitigem und zweiten Forschungsstand Vergleichsstudien zwischen Personen mit Angststörungen und einer gesunden Kontrollgruppe betreffend der elektrodermalen Aktivität keine einheitlichen Ergebnisse berichteten, war es schwierig den Erfolg der therapeutischen Intervention anhand der gewonnenen Ergebnisse zu interpretieren. 12.3. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli anhand der Dimension Arousal, elektrodermale Aktivität und unipolare affektive Störungen Die Zusammenhänge zwischen den subjektiven Bewertungen der IAPS Bilder anhand der Dimension Arousal und dem objektiven Hautleitwert für die Gruppe der Depressionspatienten wiesen zu t1 und t2 kaum Unterschiede auf. Die Zusammenhänge bei positiven bzw. neutralen Emotionen lagen im negativen Bereich, während für die negativen Emotionen die Zusammenhänge im positiven Bereich lagen. Es konnte für negative Emotionen eine Asynchronität zwischen physiologischen und psychologischen Parametern angenommen werden; das bedeutet, die subjektiven Bewertungen des eigenen Erregungszustandes stimmten nicht mit den objektiven Messungen des selbigen mittels elektrodermaler Aktivität überein. Im Therapieverlauf konnte kaum eine Veränderung der Zusammenhänge festgestellt werden. Das eigene Befinden wurde weiterhin nicht adäquat erfasst. 73 12.3.1. Bewertung emotionsbesetzter Stimuli anhand der Dimension Arousal, elektrodermale Aktivität und Angststörungen Für die Gruppe der Angstpatienten lagen die Zusammenhänge Richtung Null. In dieser Gruppe bestand keine deutliche Übereinstimmung des subjektiven Empfindens mit dem physiologischen Parameter. 12.4. Symptomcheckliste SCL-90-R, affektive Störungen und Angststörungen Eine adäquate psychologische oder psychotherapeutische Intervention führt sowohl bei unipolaren affektiven Störungen als auch bei Angststörungen zu einer Verminderung der Symptomschwere und Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen (Barlow & Lehman, 1996; Klesse et al, 2010; Mendlowicz & Stein, 2000; Sutej et al., 2006). Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Symptomschwere der jeweiligen psychischen Störung der klinischen Stichproben zum ersten und zweiten Erhebungszeitpunkt mittels SCL-90-R (Franke, 2002) erhoben. 12.4.1. Symptomcheckliste SCL-90-R und unipolare affektive Störungen Die statistische Analyse der erhobenen Symptomschwere ergab für die Skalen Somatisierung, Depressivität, Unsicherheit im Sozialkontakt, Ängstlichkeit und den Global Severity Index eine signifikante Abnahme der Symptomatik von t1 zu t2 für die Gruppe der Depressionspatienten (ps < .05). Die Ergebnisse sprachen in diesem Zusammenhang für eine erfolgreiche therapeutische Intervention. 12.4.2. Symptomcheckliste SCL-90-R und Angststörungen Für die Gruppe der Angstpatienten konnte für alle erhobenen Skalen (Somatisierung, Depressivität, Unsicherheit im Sozialkontakt, Ängstlichkeit, phobische Angst, Global Severity Index) eine signifikante Verminderung der Symptomatik von t1 zu t2 beobachtet werden (ps < .05). Gemäß der Forschungsliteratur wurde für die Gruppe der Angstpatienten ein Erfolg der therapeutischen Intervention angenommen (Barlow & Lehman, 1996; Mendlowicz & Stein, 2000). 74 13. Kritik und Forschungsausblick Zur vorliegenden Studie sind folgende Kritikpunkte anzumerken: die Stichprobengröße der Gesamtstichprobe fiel mit N = 50 Personen klein aus. Für die Beantwortung der Fragestellungen zur elektrodermalen Aktivität verringerte sich der Stichprobenumfang der Gesamtstichprobe erneut und betrug N = 44 Personen. Die geringe Größe der Stichprobenumfänge könnte dafür verantwortlich sein, dass zum Teil nur tendenziell signifikante Ergebnisse erreicht wurden. Ein zu geringer Stichprobenumfang in der Altersgruppe der über 60 Jährigen verhinderte die Untersuchung des Einflusses des Alters auf die Bewertung der Emotionsstimuli anhand der Dimensionen Arousal und Valenz, wie er bei Grühn und Scheibe (2008) beobachtet wurde. Im Rahmen der durchgeführten Studie wurde der Erfolg der Gesamtheit verschiedener therapeutischer Interventionen untersucht. Es konnte anhand der Ergebnisse nicht auf die Wirksamkeit der einzelnen Interventionen geschlossen werden. Beim Vergleich der Ergebnisse dieser Studie mit jenen anderer Studien ist dieser Aspekt zu berücksichtigen. Eine vergleichende Untersuchung der Wirksamkeit verschiedener therapeutischer Interventionen in Bezug auf die Emotionserkennung und –verarbeitung bei Personen mit unipolaren affektiven Störungen und Angststörungen könnte in weiterführender Forschung interessieren. Das angewandte Untersuchungsdesign sah vor der Darbietung der Emotionsstimuli keine Baselinemessung zur Erfassung der elektrodermalen Aktivität im Ruhezustand vor. Für weiterführende Forschung könnte es von Interesse sein, vorab für eine begrenzte Zeitspanne den Hautleitwert in Abwesenheit von Stimulusmaterial für Vergleichszwecke abzuleiten. Als Beispiel für die Anwendung einer Baselinemessung seien hier die Studien von Hoehn-Saric et al. (1989) und Thayer et al. (1996) erwähnt. Ebenso könnte ein Vergleich der erhobenen physiologischen und psychologischen Daten der klinischen Stichprobe mit jenen einer gesunden Kontrollgruppe interessieren. Bis dato wurde die elektrodermale Aktivität zwar im Zusammenhang mit spezifischen Störungsbildern oder Emotionsverarbeitung erfasst und auch deren Einfluss als therapeutische Intervention im Zuge des Biofeedbacks untersucht, jedoch nicht als Indikator für eine erfolgreiche Therapie (Jensen et al., 1996; Kreibig, Wilhelm, Walton, & Gross, 2007; Rottenberg et al., 2002; Thayer et al., 1996) In diesem Zusammenhang ist weitere Forschung notwendig. Abschließend sei auf Einschränkungen eines interkulturellen Vergleichs der Ergebnisse dieser Studie hingewiesen. Bradley und Lang (2007) berichteten kulturspezifische Unterschiede in der Bewertung von IAPS Bildern. Aktuellere Ergebnisse liegen derzeit nicht vor. 75 14. Zusammenfassung Personen mit unipolaren affektiven Störungen oder Angststörungen wiesen in vorangegangenen Studien oftmals Schwierigkeiten in der Emotionserkennung und der Emotionsverarbeitung auf (Becker, 2011; Rottenberg et al., 2002; Dunn et al., 2004). Auch konnten in bisherigen Untersuchungen Besonderheiten in der psychophysiologischen Reaktivität auf emotionale Stimuli festgestellt werden. Patienten die an einer depressiven Störung leiden, wiesen eine geringere elektrodermale Aktivität als die gesunde Kontrollgruppe auf (Iacono et al., 1983; Williams et al., 1985). Für Patienten mit Angststörungen wurden diesbezüglich bisher keine einheitlichen Ergebnisse erzielt (HoehnSaric et al., 2003; Jensen et al., 1996). Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit einer umfangreichen stationären therapeutischen Intervention auf die Bewertung von Emotionsstimuli und die damit einhergehende psychophysiologische Reaktivität zu untersuchen. Die Gesamtstichprobe umfasste N = 50 Personen (n = 26 Angstpatenten, n = 24 Depressionspatienten). Die Erhebung fand jeweils am Beginn (t1) und am Ende (t2) eines neunwöchigen stationären Aufenthalts im PSZW Eggenburg statt. Um die Reaktivität und Bewertung von emotionalen Stimulusmaterial zu untersuchen wurden Bilder des International Picture System (IAPS) von Lang et al. (2008) vorgegeben, die von den Patienten anhand der Dimensionen Valenz und Arousal bewertet wurden. Gleichzeitig wurde die elektrodermale Aktivität abgeleitet. Die Symptomschwere wurde mittels Symptomcheckliste SCL-90-R von Derogatis – Deutsche Version (Franke, 2002) erhoben. Zur Überprüfung, ob die Gesamtheit der therapeutischen Interventionen einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung der Emotionsbilder hatte, wurden die Werte der klinischen Stichprobe mit jenen der Normstichprobe (Lang et al., 2008) verglichen. Für die Gruppe der Depressionspatienten lag eine Reihe von Bewertungen sowohl in der Dimension Arousal (Traurigkeit, Angst, Ärger, Ekel, Aufgeregtheit, Zufriedenheit Neutral) als auch in der Dimension Valenz (Freude, Angst, Aufgeregtheit) zu t2 außerhalb der Norm. Im Hinblick auf die Emotionsbewertung konnte für die Gruppe der Depressionspatienten kein Therapieerfolg angenommen werden. Obwohl für die Gruppe der Angstpatienten anhand der Dimension Arousal nur für die Kategorien Angst und Traurigkeit eine signifikante und tendenziell signifikante Abnahme der Bewertungsintensität von t1 zu t2 beobachtet wurde, konnte in diesem Zusammenhang aufgrund der Gesamtheit der Ergebnisse der statistischen 76 Analysen, einschließlich der Werte in der Dimension Valenz, zumindest teilweise ein Erfolg der therapeutischen Intervention angenommen werden. Da bisherige Studien zum Zusammenhang zwischen elektrodermaler Aktivität und unipolaren affektiven Störungen eine verminderte Leitfähigkeit der Haut bei Personen mit depressiven Störungen im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe berichteten, wurde angenommen, dass für die Gruppe der Depressionspatienten, eine höher ausgeprägte elektrodermale Aktivität zu t2 (im Vergleich zu t1) eine Verbesserung und damit einen Erfolg der therapeutischen Intervention bedeutet (Ward et al. 1983; Iacono et al., 1983; Williams et al. 1985). Die Ergebnisse der vorliegenden Studie wiesen jedoch auf eine tendenziell signifikante Verminderung der Hautleitfähigkeit zu t2 hin. Im Hinblick auf die elektrodermale Aktivität konnte daher für die Gruppe der Depressionspatienten nicht von einer Wirksamkeit der therapeutischen Intervention ausgegangen werden. Für die Gruppe der Angstpatienten wurde im Rahmen der vorliegenden Studie keine signifikante Veränderung der Hautleitfähigkeit zwischen t1 und t2 festgestellt. Da laut derzeitigem Forschungsstand Vergleichsstudien zwischen Personen mit Angststörungen und einer gesunden Kontrollgruppe betreffend der elektrodermalen Aktivität keine einheitlichen Ergebnisse berichteten, war es schwierig den Erfolg der therapeutischen Intervention anhand der gewonnenen Ergebnisse zu messen (Birket-Smith et al., 1993; Hoehn-Saric et al., 2003; Jensen et al., 1996). Weder für die Gruppe der Depressionspatienten noch für die Gruppe der Angstpatienten stimmten die subjektiven Bewertungen anhand der Dimension Arousal mit dem zeitgleich gemessenen Erregungsniveau (elektrodermale Aktivität) überein. Die statistische Analyse der erhobenen Symptomschwere (mit SCL-90-R; Franke, 1995) ergab für die Skalen Somatisierung, Depressivität, Unsicherheit im Sozialkontakt, Ängstlichkeit und den Global Severity Index eine signifikante Abnahme der Symptomatik von t1 zu t2 für die Gruppe der Depressionspatienten. Für die Gruppe der Angstpatienten konnte für alle erhobenen Skalen (Somatisierung, Depressivität, Unsicherheit im Sozialkontakt, Ängstlichkeit, phobische Angst, Global Severity Index) eine signifikante Verminderung der Symptomatik von t1 zu t2 beobachtet werden. In diesem Zusammenhang konnte für beide Gruppen von einer erfolgreichen therapeutischen Intervention ausgegangen werden. 77 14.1. Abstract (Deutsch) Theorie: Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit einer multimodalen stationären therapeutischen Intervention auf die Bewertung von Emotionsstimuli und die damit einhergehende psychophysiologische Reaktivität (elektrodermale Aktivität) bei Patienten mit affektiven Störungen und Angststörungen zu untersuchen. Methode: Die Stichprobe umfasste N = 50 Patienten die entweder die diagnostischen Kriterien einer unipolaren affektiven Störung (n = 24) oder einer Angststörung (n= 26) erfüllten. Alle Patienten nahmen an einem neunwöchigen stationären Therapieprogramm eines Psychosomatikzentrums teil. Den Patienten wurden am Beginn und am Ende des stationären Aufenthalts Bilder des International Picture System (IAPS) von Lang et al. (2008) sowie Ratings zur Bewertung von Valenz und Arousal vorgegeben. Zusätzlich wurde die psychophysiologische Reaktivität anhand der elektrodermalen Aktivität erfasst und die Symptomschwere mittels SCL-90-R erhoben. Ergebnisse: Es wurde bei beiden Patientengruppen eine Abnahme der Symptomschwere von t1 zu t2 beobachtet. Für die Gruppe der Depressionspatienten konnte sowohl im Hinblick auf die Emotionsbewertung als auch bezüglich der elektrodermalen Aktivität kein Therapieerfolg angenommen werden. Die Gruppe der Angstpatienten zeigte prä-post Veränderungen in der Bewertung der Emotionsstimuli, nicht jedoch bezüglich der elektrodermalen Aktivität. Vorangegangene Studien ergaben in diesem Zusammenhang unterschiedliche Ergebnisse. Weiterführende Forschung ist notwendig. Schlüsselwörter: Emotionserkennung, elektrodermale Aktivitä, Hautleitwert, Therapieevaluation, Therapieerfolg, affektive Störungen, Angststörungen, International Picture System 78 14.2. Abstract (English) Theory: The aim of this thesis was to investigate the effectiveness of a multimodal therapy on the rating of emotional stimuli and the skin conductance response among inpatients with affective and anxiety disorders. Methods: The sample consisted of N = 50 patients who met diagnostic criteria of a unipolar affective (n = 24) or anxiety disorder (n = 26). Patients received a nine-week treatment in a psychosomatic inpatient clinic. Patients were presented at the beginning and at the end of their treatment with pictures from the International Affective Picture System (IAPS; Lang et al., 2008), assessing psychophysical reactivity (via skin conductance) and obtaining direct ratings of valence and arousal. Patients also completed the SCL-90-R to assess symptom severity. Results: Symptom severity decreased for both groups of patients during treatment. However, treatment efficacy was neither visible in ratings of emotional stimuli nor according to skin conductance response among patients with unipolar affective disorder. Patients with anxiety disorders showed pre-post differences in ratings of emotional stimuli, but not in skin conductance response. Prior studies showed mixed results regarding skin conductance response in anxiety disorders. Therefore further research is needed. Keywords: emotion recognition, skin conductance response, therapy evaluation, affective disorder, anxiety disorder, International Picture System 79 Literaturverzeichnis Adolphs, R., Tranel, D., Damasio, H., & Damasio, A.R. (1995). Fear and the human amygdala. The Journal of Neuroscience, 15, 5879-5891. Adolphs, R., Tranel, D., Hamann, S., Young, A.W., Calder, A.J., Phelps, E.A., Anderson, A., Lee, G.P., & Damasio, A.R. (1999). Recognition of facial emotion in nine individuals with bilateral amygdale damage. Neuropsychologia, 37, 1111-1117. Albon, T., & Margraf, J. (2011). Panik und Agoraphobie. In H.U. Wittchen & J. Hoyer (Hrsg.), Klinische Psychologie & Psychotherapie (S. 915-936). Heidelberg: Springer Verlag. Amstader, A. (2008). Emotion regulation and anxiety disorders. Journal of Anxiety Disorders, 22, 211-221. 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Depression and Anxiety, 17, 173-179. 93 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Affektive Störungen der vorliegenden Stichprobe nach ICD 10 (Dilling et al., 2011) und DSM-VI (Saß et al., 2003) .........…….………………...... 5 Tab. 2: Angststörungen der vorliegenden Stichprobe nach ICD 10 (Dilling et al., 2011) und DSM-VI (Saß et al., 2003) ……………………………......................................10 Tab. 3: Vierfeldertafel Geschlecht und Diagnosegruppe…..………………………..............43 Tab. 4: Demographische Variablen der Stichprobe (N = 50) ………………………............44 Tab. 5: Komorbide Störungen der Stichprobe (N = 50)……………………………..............44 Tab. 6: Medikamentöse Behandlung der Stichprobe ………………………………….........45 Tab. 7: Ergebnisse der Ein-Stichproben t-Tests und Darstellung des Erwartungswerts μ in der Normstichprobe für die Bewertungsdimension Arousal ……………………..53 Tab. 8: Ergebnisse der Ein-Stichproben t-Tests und Darstellung des Erwartungswerts μ in der Normstichprobe für die Bewertungsdimension Valenz ……………………...54 Tab. 9: Prüfgrößen der vierfaktoriellen 4x4 (Bewertung x Emotionskategorie x Erhebungszeitpunkt x Diagnosegruppe) Varianzanalyse mit Messwiederholung…..56 Tab. 10: Prüfgrößen der zweifaktoriellen 2x2 (Zeit x Gruppe) Varianzanalysen mit Messwiederholung je Emotionskategorie für die Bewertungsdimension Arousal....58 Tab. 11: Prüfgrößen der zweifaktoriellen 2x2 (Zeit x Gruppe) Varianzanalysen mit Messwiederholung je Emotionskategorie für die Bewertungsdimension Valenz…59 Tab. 12: Koeffizienten der Spearman Rangkorrelation (rs) für den Zusammenhang der EDA Parameter zu t1/t2 (N=44) ……………………………………………......60 Tab. 13: Deskriptivstatistische Kennwerte der EDA zu t1/t2 über alle Emotionen………….61 Tab. 14: Prüfgrößen und Signifikanzbeurteilungen der U-Tests nach Mann & Whitney zu t1 / t2 je Emotionskategorie………………………………...…………………...64 Tab. 15: Darstellung der Zusammenhänge zwischen der elektrodermalen Aktivität und den Arousalratings mittels Rangkorrelation nach Spearman (rs) ………………………65 Tab. 16: Deskriptivstatistische Kennwerte (T-Norm) der SCL-90-R Skalen je Gruppe und Erhebungszeitpunkt (t1 / t2) ………………………………………….…….……...66 94 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Graphische Darstellung des affektiven Raums (Bradley, 2000, S. 620) ……… …19 Abb. 2: Darstellung der wichtigsten limbischen Strukturen im menschlichen Gehirn (Pinel, 2001, S. 77) ………………………………………………………………………….26 Abb. 3: Darstellung typischer Wertebereiche der phasischen Hautleitwertsreaktion (Gramann & Schandry, 2009, S. 72) ……………………………………………..….29 Abb. 4: Zusammenhang zwischen Arousalratings und Veränderungen der elektrodermalen Aktivität…………………………………………………………………………...…30 Abb. 5: Überblick über die Stichprobe und die Drop-Out Raten.…………………………...42 Abb. 6: Darstellung der Originalversion des SAMs………...……………………………....47 Abb. 7: Mittelwerte der Bewertungen der Emotionsbilder für die Dimensionen Arousal und Valenz………………………………………………………………………………..57 Abb. 8: Veränderungen der phasischen Hautleitaktivität von t1 zu t2 gemessen über alle Emotionen……………………………………………………………………………62 Abb. 9: Veränderung der phasischen Hautleitaktivität von t1 zu t2 für die Emotionskategorie Freude………………………………………………………………………………...63 Abb. 10: Veränderung der phasischen Hautleitaktivität von t1 zu t2 für die Emotionskategorie Ekel…………………………………………………………………………………...63 Abb. 11: Graphische Darstellung der Zusammenhänge zwischen den subjektiven Arousalratings und der elektrodermalen Aktivität …………………………………..66 95 Anhang Anhang A: IAPS Bilder Die in den Tabellen A1– A angeführten IAPS Bilder (Lang et al., 2008) wurden in der vorliegenden Studie als Stimulusmaterial präsentiert. Tab. A1 Einführungsbeispiel Nummer Arousal Valenz M SD M SD 1500 4.12 2.50 7.24 1.88 7034 3.06 1.95 4.95 0.87 9330 4.35 2.07 2.89 1.74 2499 3.08 1.73 5.34 1.34 8200 6.35 1.98 7.54 1.37 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. Tab. A2 Freude Nummer Arousal Valenz M SD M SD 1811 5.12 2.25 7.62 1.59 1920 4.27 2.53 7.90 1.48 2352 4.99 1.98 6.94 1.87 8600 4.26 2.24 6.38 1.61 1810 4.45 2.11 6.52 1.49 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. 96 Tab. A3 Angst Nummer Arousal Valenz M SD M SD 1930 6.42 2.07 3.79 1.92 1931 6.80 2.02 4.00 2.28 5972 6.34 2.20 3.85 2.33 1022 6.02 1.97 4.26 2.04 1301 5.77 2.18 3.70 1.66 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. Tab. A4 Zufriedenheit Nummer Arousal Valenz M SD M SD 2540 3.97 2.33 7.63 1.51 2311 4.42 2.28 7.54 1.37 2058 5.09 2.48 7.91 1.26 2310 4.16 2.01 7.06 1.52 2150 5.00 2.63 7.92 1.59 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. Tab. A5 Traurigkeit Nummer Arousal Valenz M SD M SD 2800 5.49 2.11 1.78 1.14 9520 5.41 2.27 2.46 1.61 3230 5.41 2.21 2.02 1.30 2900 5.09 2.15 2.45 1.42 9920 5.76 1.96 2.50 1.52 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. 97 Tab. A6 Ekel Nummer Arousal Valenz M SD M SD 3130 6.97 2.07 1.58 1.24 3080 7.22 1.97 1.48 0.95 3071 6.86 2.05 1.88 1.39 9320 4.93 2.70 2.65 1.92 7380 5.88 2.44 2.46 1.42 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. Tab. A7 Ärger Nummer Arousal Valenz M SD M SD 6360 6.33 2.051 2.23 1.73 9560 5.50 2.52 2.12 1.93 6370 6.44 2.19 2.70 1.52 9571 5.64 2.50 1.96 1.50 3180 5.77 2.21 1.92 1.13 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. 98 Tab. A8 Neutral Nummer Arousal Valenz M SD M SD 2190 2.41 1.80 4.83 1.28 2393 2.93 1.88 4.87 1.06 2397 2.77 1.74 4.98 1.11 2440 2.63 1.70 4.49 1.03 2480 2.66 1.78 4.77 1.64 2570 2.76 1.92 4.78 1.24 2840 2.43 1.82 4.91 1.52 2870 3.01 1.72 5.31 1.41 2880 2.96 1.94 5.18 1.44 2890 2.95 1.87 4.95 1.09 5731 2.74 1.95 5.39 1.58 7000 2.42 1.79 5.00 0.84 7004 2.00 1.66 5.04 0.60 7006 2.00 1.67 4.88 0.90 7009 3.01 1.97 4.93 1.00 7010 1.76 1.48 4.94 1.07 7020 2.17 1.71 4.97 1.04 7035 2.66 1.82 3.98 0.96 7040 2.69 1.93 4.69 1.09 7041 2.60 1.78 4.99 1.12 7050 2.75 1.80 4.93 0.81 7053 2.95 1.91 5.22 0.75 7055 3.02 1.83 4.90 0.64 7059 2.73 1.88 4.93 0.81 7060 2.55 1.77 4.43 1.16 7080 2.32 1.84 5.27 1.09 7100 2.89 1.70 5.24 1.20 7150 2.61 1.76 4.72 1.00 7175 1.72 1.26 4.87 1.00 7187 2.30 1.75 5.07 1.02 99 7217 2.43 1.64 4.82 0.99 7491 2.39 1.90 4.82 1.03 7705 2.65 1.88 4.77 1.02 7950 2.28 1.81 4.94 1.21 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. Tab. A9 Aufgeregtheit Nummer Arousal Valenz M SD M SD 8030 7.35 2.02 7.33 1.76 8117 5.30 2.44 6.02 1.68 8370 6.73 2.24 7.77 1.29 8031 5.58 2.24 6.76 1.39 8400 6.61 1.86 7.09 1.52 Anmerkung. M = Mittelwert der Normstichprobe; SD = Standardabweichung der Normstichprobe. 100 Anhang B: Instruktion Emotionserkennung (erstellt von Frau Mag. Frischeis und Frau Dr. Pfabigan) Slide Welcome I Herzlich Willkommen zu dieser Untersuchung! Vielen Dank für Ihre Teilnahme! Die gesamte Untersuchung wird durch zwei Pausen geteilt, in denen Sie sich zurücklehnen und entspannen können. Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Welcome II Wir zeigen Ihnen eine Reihe von Bildern auf dem Bildschirm. Wir bitten Sie, jedes Bild über die gesamte Präsentationsdauer anzusehen. Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 1 Anschließend erscheinen mehrere Skalen, auf welchen Sie bitte bewerten, wie Sie sich während der Bildpräsentation gefühlt haben. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Wir bitten Sie, so spontan und zügig wie möglich zu antworten. Vor sich finden Sie eine spezielle Tastatur zur Eingabe Ihrer Bewertungen. Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 1.1. Es werden Ihnen jetzt zuerst drei allgemeine Skalen und anschließend mehrere speziel-le Skalen vorgestellt. 101 Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 2 Skala UNANGENEHM - ANGENEHM Geben Sie bitte an, ob das Bild für Sie unangenehm oder angenehm war. Mittels Tastendruck beurteilen Sie das Bild. War es weder unangenehm noch angenehm, dann wählen Sie die Ziffer null. unangenehm -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 angenehm Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 3 Skala UNRUHIG - RUHIG Geben Sie bitte an, ob Sie das Bild beunruhigt oder beruhigt hat. Mittels Tastendruck beurteilen Sie das Bild. War es weder beunruhigend noch beruhigend, dann wählen Sie die Ziffer null. unruhig -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 ruhig Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 4 Skala BEWEGT - DISTANZIERT Geben Sie bitte an, ob Sie das Bild bewegt hat oder ob Sie sich davon distanzieren konnten. Mittels Tastendruck beurteilen Sie das Bild. Waren Sie weder bewegt noch distanziert, dann wählen Sie die Ziffer null. bewegt -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 distanziert Weiter mit beliebigem Tastendruck 102 Slide Instruktion Emotionsskalen Geben Sie bitte anschließend im Einzelnen mittels Tastendruck an, wie stark folgende Gefühle durch das Bild ausgelöst worden sind. Angst Ärger Aufgeregtheit Ekel Freude Traurigkeit Zufriedenheit sehr wenig 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 sehr stark Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 5 Auf der zuletzt eingeblendeten Skala wählen Sie bitte mittels Tastendruck jenes Gefühl aus, welches am deutlichsten während der Bildpräsentation aufgekommen ist. 103 Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 6 Übungsdurchgänge Vor jedem anschließend präsentierten Bild erscheint ein weißes Fixationskreuz. Nutzen Sie diese Zeit um sich auf das folgende Bild vorzubereiten. Bei Fragen und etwaigen Unklarheiten können Sie sich jederzeit an die Testleiter wenden. Nun folgen fünf Übungsbeispiele. Weiter mit beliebigem Tastendruck Slide Instruktion 7 Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die Testleiter. Zur Erinnerung - Betrachten Sie jedes Bild für die gesamte Präsentationsdauer und bewerten Sie es anschließend zügig. Weiter mit beliebigem Tastendruck 104 Anhang C: Lebenslauf Curriculum Vitae Persönliche Daten Bettina Keip Geburtsdatum: 06.11.1981 Berufliche Erfahrung 08/2006 – 01/2014 AUTISTENZENTRUM ARCHE NOAH / NÖ UND WIEN TAGESZENTRUM / WOHNGEMEINSCHAFT Organisatorische Leitung der Wohngemeinschaft und später der Tageseinrichtung, Betreuung, Kognitive Förderung, Kontakte mit Angehörigen und diversen Servicestellen, Krisenintervention 09/2010 – 10/2011 PSYCHOSOMATISCHES ZENTRUM WALDVIERTEL / EGGENBURG Praktikum und Durchführung einer Emotionserkennungsstudie im Rahmen der Diplomarbeit 09/2009 WORKSHOP / AUTISMUSSYMPOSIUM WIEN „ICH ZIEHE UM – WOHNEN IN EINER WOHNGEMEINSCHAFT Abhaltung eines Erwachsenenworkshops zu den Themen „Eingewöhnung, Alltag und Probleme in autismusspezifischen Wohngruppen“ 10/2002 - 07/2003 ÖHTB BEHINDERTENWERKSTÄTTE / SIMMERING Ehrenamtliche Tätigkeit, Gruppenbetreuung SOMMER 2002 UND 2003 KINDERFREUNDE / NÖ KINDERBETREUUNG 2002-2005 AUSTRIAN AIRLINES, LAUDA AIR, DOMUS FM 105 Ausbildung 2011-DATO PSYCHOTHERAPEUTISCHES PROPÄDEUTIKUM / ÖAGG WIEN 2000-DATO STUDIUM DER PSYCHOLOGIE / UNIVERSITÄT WIEN 2000 MATURA BG SCHWECHAT / NÖ Kenntnisse ENGLISCH fließend in Wort und Schrift SPANISCH Grundkenntnisse KENNTNISSE Routinierter Umgang mit Windows EDV-Programme: Microsoft Office, SPSS Führerschein B+E Interessen Reiten, Bergsport, Wakeboarden, Laufen, Literatur, Musik, aktuelles Tagesgeschehen, Reisen 106