18. Systematik der klinisch-psychologischen Intervention

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18.Systematik der klinisch-psychologischen Intervention
Medizin vs. Psychologie (medikamentöse, chirurgische, physikalische verwendet die
Medizin, während die Psychologie nur psychologische Mittel anwendet.)
Arten von psychologischen Interventionen:
• arbeits-/organisationspsychologische Intervention: Diskussionstraining, Partizipatives
Produktionsmanagement. Social Skills at work.
• pädagogisch-psychologische Intervention: Lehr-Lern-Methoden, zielerreichendes
Lernen, Denkförderung bei Kindern
• klinisch-psychologische Interventionsmethoden: (siehe unten)
Klinisch-psychologische Interventionsmethoden:
Teilmenge aller psychologischen Interventionsmethoden
• Wahl der Mittel: z.B. Gespräch, Übung, zwischenmenschliche Beziehung. Ansatz im
Erleben und Verhalten, in der sozialen Interaktion. Einflussnahme mit
psychologischen Mitteln.
• Spezifische Interventionsfunktion:
o Gesundheitsförderung: Förderung psychischer und sozialer Gesundheit,
Gesundheitspsychologie, Public Health
o Prävention: Verhinderung von Störungen, Senkung der Inzidenzrate.
Krisenintervention
o Behandlungs-/Therapiefunktion: Senkung der Prävalenz. Psychotherapie
bezieht sich nur auf Funktionsmuster/Interpersonelle Systeme (nicht unbedingt
auf Funktionen ⇒ ev. Funktionstraining, Logopädie, Ergotherapie etc.).
o Rehabilitationsfunktion: Langzeitfolgen einer Störung verhindern bzw.
chronische Störungen vermindern.
• Zielorientierung: Nahziele, Fernziele, d. h. Makro- und Mikroziele setzen. Diese
Makro und Mikroziele legen den Rahmen fest, an dem die Behandlung sich
strukturiert. Konkrete Zielformulierung in Beobachtungsbegriffen und Manualisierung
sind dazu notwendig.
• Theoretische Fundierung: Theoretischer Bezug zum rationalen Korpus der
Psychologie = Theorie und Hypothesen, empirischen Forschungsmethoden und –
befunde, die zu einer gegebenen Zeit von der Scientific community akzeptiert und
diskutiert werden.
• Empirische Evaluation: Interventionen sind nur dann ethisch vertretbar, wenn ihre
Wirksamkeit (auch ohne theoretische Fundierung) empirisch überprüft worden ist.
Auch Fragen der Effizienz, Patientenbewertung werden durch die empirische
Evatuation geklärt.
• Professionalität des Handelns
Klinisch-psychologische Intervention sind Teil eines Gesamthandlungsplans. Auch
medizinisch (Psychopharmaka), sozialarbeiterisch. Kombinationen dieser Interventionsarten
zeigen: keinen Effekt, einen positiven Effekt oder negativen Effekt.
Klinisch-psychologische Beratung: Mittel: Ansatz auch beim Erleben und Verhalten, v.a. aber
Informationsvermittlung. Interventionsfunktion: v.a. Prävention und Gesundheitsförderung,
z.T. Behandlung & Rehabilitation. Ziel: Entscheidungs- & Handlungsgrundlage verbessern.
Zentraler Unterschied zu klinisch-psychologischer Intervention besteht im Stellenwert des
Veränderungsprozesses.
1
Ebenen der klinisch-psychologischen Intervention
• Psychische Funktionen
• Funktionsmuster
• Interpersonelle Systeme
Matrix mit Interventionsfunktionen. Zusätzlich psychisch/somatische Ebene. Immer aber BioPsycho-Soziales Modell.
Verhaltensmedizin: Ätiologie, Epidemiologie, Diagnostik, Prävention, Therapie,
Rehabilitation von somatischer Gesundheit und Krankheit unter biopsychosozialer
Perspektive. (⇒ Übergewicht, Rauchen, chronische Schmerzen, Kopfschmerzen,
Schlafstörungen, Typ-A-Verhalten, Lebensqualitätsverbesserung bei chronischen Krankheiten
wie AIDS, Krebs).
19.Gesundheitsversorgung
Verschiedene Perspektiven:
• Makroperspektive: Interventionen als Versorgungsangebot, welche für definierte
Populationen durch Institutionen im Hinblick auf definierte Ziele angeboten und
durchgeführt werden. Beschreibung, Bewertung und theoretische Fundierung von
Institutionen, Berufsgruppen und deren Verknüpfung. Normative Randbedingungen,
Leitbilder, Gesetze
• Mikroperspektive: Intervention als Methode bei Einzelpersonen, Familien, Paaren,
Gruppen. Indikation, Prozessanalysen, kombinierte Prozess-Erfolgsforschung.
• Schnittstelle zwischen der Makro- und der Mikro-Perspektive: Handlungsfeld der
potentiellen Klienten und Interventionsanbieter. Gesundheits-/Krankenverhalten.
Erfahrung, Klinisches Urteil des Therapeuten
Gesundheitsversorgung (Makroperspektive), national, teilweise international konzipiert
(WHO). Ziel: Verbesserung der Gesundheit, Public Health, Health Promotion.
Geschichte der Gesundheitsversorgung
Leitbilder der Gesundheitsversorgung
• Leitsätze des Deutschen Bundestages 1975: Forschung im Bereich der Ätiologie, um
die Prävention zu verstärken. Allgemeine Aufklärung, Schulung spezieller
Schulgruppen. Prävention, Vorsorge verbessern, Umfassendes Angebot für alle,
Interdisziplinäre Zusammenarbeit, gemeindenah, Unterschiede zwischen psychischen
und körperlichen Krankheiten beseitigen, Fachkrankenhäuser + rehabilitative und
pädagogische Angebote. Verbundenheit der verschiedenen Dienste
• Versorgungsempfehlungen (z.B. Bettenbedarf)
Leitbilder der Gesundheitsförderung: Public Health: Schaffung von gesellschaftlichen
Bedingungen, Umweltbedingungen und Bedingungen der gesundheitlichen Versorgung, unter
welchen die Menschen gesund leben können (Makropsychologie). Gesundheitspsychologie
eher aus der Mikroperspektive: mit psychologischer Akzentuierung. Ottawa-Charta,
Gesundheit für alle im kommenden Jahrzehnt.
2
Psychologische Leitbilder
z.B. Leitbild der CH Psychologen: Die FSP Psychologen seien die besten, wofür sie hart
arbeiten mussten und auch bezahlt werden sollten!
Krankheitsverhalten (≈ Hilfesuchen)
• Symptomwahrnehmung und Eigenbewältigung, Coping
• Mitteilung an Vertraute (signifikant others)
• Problemlösen in unterschiedlichen Systemen
o Laiensysteme, soziales Netzwerk
o Halbprofessionelles System im Vorfeld fachspezifischer Dienste
o Professionelles System im Vorfeld oder im Feld fachspezifischer Dienste
o Paramedizinisches System
Abhängig von institutionellen Rahmenbedingungen (z.B. Bezahlung), soziale Merkmale
(Schicht), persönliche Merkmale
Institutionen
Versorgungsangebot (nach Beeinträchtigung der Bereiche Arbeit, Wohnen, soziale
Funktionsfähigkeit)
• Halbprofessionelles System (Seelsorge, Erziehung, etc.). Keine Beeinträchtigung
• Nicht-Spezialisiertes professionelles System (allg. Psychologen, allg. Ärzte,
Apotheker). Keine Beeinträchtigung.
• Professionelles System, spezialisiert:
o Ambulante Dienste: punktuelle Inanspruchnahme, keine
Alltagsbeeinträchtigung
o Halbstationäre Dienste: Teilweise Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen.
Tag-/Nachtkliniken.
o Stationäre Dienste: Beeinträchtigung aller Alltagsfunktionen. Psychiatrische,
psychotherapeutische, psychosomatische Fachkrankenhäuser
o auch in somatischen Kliniken: Konsiliar-Liaison-Dienste.
o Komplementäre Dienste: für Personen, die noch nicht ohne Hilfe wohn- bzw.
arbeitsfähig sind. Unterstützung bei den Alltagsfunktionen. Im Wohnbereich,
betreutes Wohnen, Langzeitwohnungen, Übergangswohnungen,
geschützte/betreute Wohngemeinschaft. Arbeitsbereich: Berufsvorbereitung,
Weiterbildung, geschützte Beschäftigung, Betreuung von Personen im
normalen Arbeitsprozess. Soziale Funktionsfähigkeit: Patientenclubs,
Tagesheime, Kontaktstellen.
Für Kinder/Jugendliche ⇒ stärkere ambulante Versorgung unter Miteinbezug der Familie und
Schule notwenig.
Evaluation
der Versorgungssysteme, auch Programmevaluation. Versorgungssysteme: Kriterien der
Effektivität, Patienten-Zufriedenheit, Praxisbewährung, ethische Angemessenheit. Andere
Evaluationsaspekte: Lebensqualität, anstatt nur monetäre Evaluation ⇒ Nutzwertanalysen.
Bedarfserklärung
3
Qualitätssicherung: Umsetzung der Forschungserkenntnisse und deren Überprüfung.
• Strukturqualität: Rahmenbedingungen, die eine konkrete Intervention (inkl.
Diagnostik) ermöglichen. politisch (Krankenkasse), organisatorisch (z.B. Dienstplan),
finanziell, baulich-räumlich, Ausstattung, personell, therapeutisch
• Prozessqualität: Gesamtheit diagnostischer und therapeutsich-rehabilitativer
Maßnahmen, die kongruent bezüglich expliziten Standards und konkreter
Durchführung sein sollen. Richtige Diagnose, Behandlung, Überprüfung,
Regeleinhaltung etc.
• Ergebnisqualität: Kongruenz zwischen Ergebnisziel und Behandlungsergebnis.
Standards: z.B. x % Therapieabbruch nicht überschreiten. Schwellenwerte: akzeptable
untere und obere Grenze (+/-10% Therapieabbruch). Kriterien z.B. Therapiewirkung soll
binnen 40-50 Stunden erreicht werden können. Norm: durchschnittlicher Wert einer
Dienstleistung.
Qualitätsmonitoring: Die Festlegung adäquater Indikatoren ist wesentlich. Multimodale
Diagnostik ist nötig. Qualitätssicherung ⇒ Qualitätszirkel.
Standards ⇒ Monitoring ⇒ Sicherung bzw. Verbesserung
Berufssituation der Klinischen Psychologie
CH: 4’000 Psychologen.
Struktur der Berufstätigkeit
• Kompetenzerwerb: Weiterbildung. Fortbildung. Dauer (z.B. 4 Jahre). Theorie (z.B.
600h) Praxis (Tätigkeit, Supervision, Selbsterfahrung). Dazu Selbststudium.
• Weiterbildung
o Methodenspezifisch
o Tätigkeitsspezifisch
o Fachspezifisch in Klinischer Psychologie oder Psychotherapie
Es gibt keine Gesamtregelungen:
o Regelung für die gesamte Psychologie
o Regelung für Klinische Psychologen allgemein (mit/ohne Psychotherapie)
o Regeln für Psychotherapie. Problematische Eingrenzung auf ein Segment
anerkannter Therapien.
• Finanzielle Regelungen
o Patient zahlt selber ⇒ massive Versorgungslücken
o Patient zahlt nur Selbstbehalt
o CH: neues KVG (=Krankenversicherungsgesetz), Psychotherapie (auch nichtärztlich) bezahlt.
o Patient zahlt keine Leistung
4
20.
Methodik
der
Interventionsforschung
klinisch-psychologischen
Gründe für wissenschaftliche Reflexion klinisch-psychologischer Interventionen
 Wissenschaftliche Begründung: begründetes Handeln
 Gesundheitspolitische Begründung: Legitimation gegenüber der Öffentlichkeit
 Ethische Begründung: Angebot für Menschen eingeschränkt, Hilfe begründet
Technologische Forschung: Beschreibung, Bewertung und theoretische Begründung von
Intervention und Grundlagenforschung. Grundlagenforschung bedeutet: Erklärung von
Veränderungsprozessen im allgemeinen oder von Einzelaspekten.
Methodik der klinisch-psychologischen Interventionsforschung bezieht sich v.a. auf:
Mikroperspektive, psychische Störungen, Psychotherapie zur Veränderung von
Funktionsmustern, Behandlung von Erwachsenen. ⇒ Effektivitätsfrage.
Leitbilder der Interventionsforschung:
 Allgemeine Wirksamkeitsprüfung
 Kontrollgruppendesign, um Spontanremission (Besserung ohne, spezifische
Intervention eingetreten) zu kontrollieren
 Differentielle Therapieforschung: Gittermodell, multimodal, ProzessErfolgsforschung.
 Perspektiven-Ansatz: Makro-, Mikroperspektive. Intervention als Versorgungsangebot
von Institutionen für definierte Population
 Phasenmodell/Forschungsprozess. Umsetzung eines neuen Konzepts in die Realität,
erste globale Überprüfung, systematische Evaluation, Implementierung in die Praxis,
Überprüfung der Praxis
 Metaanalysen: Synopsis von Einzelbefunden
 Richtlinien für Interventionen: Aussagen welche Verfahren erprobt sind, Aussagen,
bei welcher Störung welche Intervention. Auch Manuale
 Qualitätssicherung, -management: Optimierung des Praxisfeldes.
Evaluationskriterien:
 Effektivität/Wirksamkeit (efficacy): bezüglich Ziele oder Therapiemethodenvergleich.
Ausmaß an Veränderungen im Hinblick auf einen Zielzustand, welche auf die
Intervention zurückgeführt werden. Zeitpunktabhängig, Datenquellen abhängig
(multimodal), Vergleich?
o Statistische Signifikanz
o Klinische Signifikanz. Experten-Urteil
o Prozentsatz an gebesserten Patienten. Zusammenfassung der multimodalen
Erfolgsmessung bzw. Hauptindikator. Bedeutsame Veränderungen, Responder
vs. Non-Responder
o Breite der Veränderung (Wirkungsspektrum): breite multimodale Erfassung
notwendig.
o Veränderungsmuster
o Dauerhaftigkeit der Veränderung: Katamnesen
o Ausmaß an negativen Effekten
 Effizienz (cost-effectiveness, cost-benefit): Aufwand für die Zielerreichung
o Kosten-Effektivitäts-Analyse: Aufwand bis zum Erreichen des Therapieziels
o Kosten-Nutzen-Analyse: Aufwand + Ziel monetär erfassbar
 Patienten-Zufriedenheit: Compliance ist essentiell
5


Praxisbewährung: Wirksamkeitsbeurteilung unter Praxisbedingungen (Phase IV).
Ethische Angemessenheit. Ziel-Mittel-Diskrepanz. Zweck heiligt nicht immer die
Mittel. z.B. Zwangsbehandlungen, Aversionsmethoden. Körperkontakt. Auswirkungen
auf Umwelt
Methodik der Erkundungsphase (I)
 Analogstudien: Studien, welche die zu untersuchende Realität nur partiell oder
vergleichsweise abbilden. Folgende Probleme: Gattung, Störung (quantitativ/qualitativ
Abweichungen), Untersuchungsverfahren. Behandelte Personen. Therapeuten (ev.
unerfahren). Setting (Labor), Zeitdimension
 Einzelfallstudien: Geeignet für Untersuchungen seltener Störungen, auch für
umfassende Erforschung komplexer Phänomene in der Phase der
Hypothesengenerierung. Kasuistik: Quantitativ-experimentell, quantitativ-nichtexperimentell, beschreibend. Problem der Kontrollbedingungen. A-B-A-Design.
Methodik der Pilotphase (II)
Überprüfung einer neuen Methode unter kontrollierten Bedingungen. Verschiedene
Versuchspläne:
 Kontrollgruppendesign: Verbesserung interner und externer Validität. Ohne/mit
expliziten Kontrollbedingungen. Verschiedene Kontrollbedingungen: keine (ethisches
Problem), geringe, übliche, spezifische Behandlung. Placebo-Behandlung. AlternativBehandlung (andere Therapieform, Parametermodifikation z.B. Zeit). Verschiedene
Varianten: Wirkung einer Therapieform feststellen, Indikation verbessern,
Therapieform optimieren. Variation UV/AV ⇒ multifaktorielle, multimodale
Versuchspläne
 Placebo-Intervention: Scheinmedikament, dass aber psychologische Wirkung haben
kann. Problematik: äußerliche Identität der Applikation in der Psychologie nicht
machbar. Im Gegensatz zu pharmakologischen Wirkmechanismen können
psychologische Mechanismen nicht analog unterschieden werden. Unmöglichkeit der
Koppelung von unwirksamer Technik mit einer wirksamen Therapeutenhaltung.
Gleichsetzung von Placebo mit allgemeinen Faktoren der Psychologie nicht korrekt,
da letztere auch Wirkung haben.
Prozessforschung, Prozess-Erfolgsforschung
Analyse des Therapieverlaufs. Fokus auf Mikro-Variablen der Veränderung
 Veränderungen innerhalb einer therapeutischen Sitzung. z.B. Rede/Schweigezeit,
Patientenzufriedenheit
 Veränderungen zwischen den Sitzungen.
 Veränderungen in einzelnen Phasen einer Intervention (Wochen/Monate)
 Vier Präzisierungen
 Beobachtungsperspektive
 Therapieprozess (Hypothesenorientierte Aussagen über Veränderung),
Veränderungsprozess (ohne Theoriebezug beobachtete Veränderungen)
 Zeitliche vs. kausale Verläufe
 Zeitsegment
Multimodale Erfassung: Fragebögen, Fremdbeurteilung, Video, formale, technische,
interpersonale, intrapersonale, klinische, zeitliche Aspekte.
Methodik der Testphase (III)
Multizenter-Studien. Gemeinsamer Versuchsplan für verschiedene Institutionen.
6


Metaanalysen: Auswertung vorhandener Literatur unter Nutzung statistischer
Verfahren. Effektstärken als integrierende Variable. Kritikpunkte: unterschiedliche
methodische Dignität, Abhängigkeit der Daten innerhalb einzelner Studien (⇒ nur 1
Effektstärke darf berechnet werden), Therapiemethoden unterscheiden sich in Anzahl
und Auswahl der Untersuchungsverfahren, keine Berücksichtigung von Prozessdaten
und Einzelfallstudien. Dies sind aber keine grundsätzlichen Argumente gegen
Metaanalysen. Metaanalysen bringen primäre deskriptive Beiträge, können auch
Unterschiede in der Wirksamkeit von Therapieformen belegen.
Normative Verfahren: mit Kriterienkatalogen, Behandlungsrichtlinien,... gelten als
empirisch validierte Therapieverfahren. Beispiele für solche normative Verfahren
sind: der Kriterienkatalog der APA. Behandlungsmanuale als Basis. Practice
Guidelines für spezifische Störungen.
Methodik der Praxiskontrolle/Qualitätssicherung (IV)
Anwendung der als wirksam belegten Therapien. Weiterführende Überprüfung der Verfahren.
Effectiveness = Praxisbewährung. Neue Problematiken bei der Anwendung im
Therapiealltag, aber auch breitere Fundierung möglich. Qualitätssicherung
(Strukturqualität=Rahmenbedingungen, Prozessqualität=Umsetzung der
Forschungssergebnisse, Ergebnisqualität=Übereinstimmung Behandlungssziel-Ergebnis).
Konzept der kontrollierten Praxis: Evaluation am Einzelfall zwecks Praxisoptimierung ⇒
Zielorientierte Intervention. Dokumentation von Intervention wichtig, rechtliche
Rahmenbedingungen, multimodal, komplex.
21.Prävention und Gesundheitsförderung
Prävention: Maßnahmen zur Vorbeugung und Verhinderung von unerwünschten psychischen
oder physischen Störungen ⇒ Verminderung der Inzidenz.
1. Veränderung und Abschwächung von Risikoverhalten und intrapersonalen
Risikofaktoren
2. Eliminierung oder Milderung von Risikofaktoren in der sozialen und physikalischen
Umwelt
3. Stärkung personeninternere protektiver Faktoren ≈ Gesundheitsförderung.
Personenintern z.B. Stresstoleranz, kognitive selbstwertfördernde Kompetenzen,
Förderung realistischer/optimistischer Kontrollüberzeugungen, selbstwertfördernder
Kausalattributionsstil.
4. Förderung gesundheitsstützender Umwelten. Institutionen, Instanzen, Systeme
5. Krisenintervention: bevor die Störung sich verfestigen kann.
Unspezifische Prävention: Verhinderung des allgemeinen Erkrankungsrisikos.
Lebensqualität erhöhen. Förderung materieller, psychosozialer und soziokultureller Güter.
Auch interne Faktoren beteiligt (Vulnerabilität, Kompetenzdefizite, vgl. auch Stress &
Coping. Ressourcen erhalten, fördern. Inzidenzformel = Vulnerabilität x Äussere Stressoren /
psychische Kompetenz x Förderliche Umwelt. Beispiel für eine unspezifische Intervention:
Triple P. Gesundheitstrainings, Verhaltenspathogene, Typ-A-Verhalten/ungesundes
Essen/Drogen).
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Spezifische Prävention: Verhinderung spezieller Störungen. z.B. Verhinderung von
Herzkrankheiten. z.B. AIDS-Prävention, Depressionsprävention (nach Bowlby), HerzKreislauf-Prophylaxe.
Populationsbezogen: Gesamtbevölkerung (oder Teile davon) die nicht durch Risikokriterien
definiert sind. z.B. AIDS-Aufklärung an alle Schüler.
Zielgruppenorientierte Prävention: Gruppen, die für eine bestimmte Störung als
überdurchschnittlich gefährdet gelten. AIDS-Aufklärung für Drogenabhängige.
Indizierte Prävention: High-Risk mit bereits geringfügigen Zeichen, biologische Marker,
Prädisposition.
Personen vs. Systemorientierte (Veränderung der räumlichen, sozialen, ökologischen,
gesetzlichen, oder kulturellen Umwelt – z.B. Fluor in Trinkwasser) Prävention
Personenorientiert gut, wenn Verhaltensänderung großen, unmittelbar persönlichen Nutzen
verspricht, Aufwand bescheiden. Umweltveränderung, wenn viele Personen betroffen sind.
Risiken
 Absolutes Risiko: Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum in einer definierten
Zeitperiode erkranken oder sterben wird, regardless (=unabhängig davon ob) of
Risikofaktorenaussetzung
 Relatives Risiko: Risikoexposition im Vergleich zur Nicht-Exposition. Wenn absolut
und relatives Risiko hoch ⇒ Motivation für Individuum zur Veränderung
 Der Exposition zuzuschreibendes Risiko: Zahl der zusätzlichen Störungen einer
Population, die einem speziellen Risikofaktor zugeschrieben werden können.
Ausschlaggebend für Interventionsprogramme aus öffentlicher Sicht
Veränderungshierarchie: Problembewusstsein, Wissen, Motivation, Fähigkeiten, Ausführung,
Aufrechterhaltung. Je nach Ebene ⇒ andere Ansatzpunkte
Interventionsmethoden:
 Aufklärung: Verminderung von Wissensdefiziten, Schaffen von Problembewusstsein,
Motivieren zu neuen Verhaltensweisen. Bei veränderungsresistenten Verhalten bzw.
Gruppen nicht ausreichend
 Beratung: Verbesserung der Handlungsgrundlage. Persönliche Beratung,
Verbesserung der Akzeptanz. z.B. Schulpsychologische Beratungsstellen,
Schwangerschaftsberatung (z.B. Verhinderung von Kindsmisshandlung), AIDSBeratung
 Training: Einübung, Stabilisierung neuer Verhaltensweisen, Einbezug der Umwelt.
z.B. Stressimmunisierungsstrategien. Rauchen, Drogen, Essen, Stress etc..
Psychologische Mittel: Wiederholung/Übung, Rollenspiel, mentales Training. FSPT.
 Umgebungsbezogene Interventionen: Maßnahmen auf soziale Grundgüter
(Beratungsstellen, Qualifikation von Lehrern, Führungsqualifikation von
Betriebsleitern), materielle Grundgüter (finanziell, Qualität physikalische &
organische Umwelt), soziokulturelle Grundgüter (Normen, Werte, Rollenverhältnisse,
Einstellungen z.B. gegen Asylbewerber. Präventive Intervention: ökonomische
Anreize, Aufbau von Umweltbarrieren, Kontrolle der Werbung. ⇒ Aufklarung,
Beratung, Training, gesetzliche Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele.
8

Krisenintervention: bei KLE, Pensionierung, Tod eines Partners, Verhinderung von
Störungsmanifestation. Ziele: Stabilisierung der Person (Trauer als Notwendigkeit
sehen), Kompetenzförderung (z.B. Fähigkeit zu Trauern, Rollenübernahme,
Rollenspiel, GT), Erschließung von sozialen Ressourcen und soziale Eingliederung.
Für spezifische Ereignisse: z.B. divorce mediation, Konzepte für Bewältigung von
chronischen Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Tod, Elternschaft.
Wissenschaftliche Fundierung und Evaluation
Ätiologisches Wissen, Interventionswissen (also nomologisches als auch technologisches)
Wissen erforderlich.
Evaluationsziele und Typen: Wirksamkeitseinschätzung. Akzeptanz der Programme, Kosten(Nutzen)-Analyse, Prozessorientierte Evaluation, Ethische Standards.
Zeitlicher Ablauf: Planungsphase. Evaluation der Implementierung des Programms (formative
oder Prozessevaluation), Ergebnisbewertung (summative Evaluation).
Problem der Vergleichsgruppen. Bei kurzer Dauer und Einfachheit Evaluation nicht so
schwierig. Je länger und komplexer Programme angelegt sind, desto mehr Fehlerquellen.
Probleme: adäquate Vergleichsgruppen, Applikation verschiedener Messinstrumente,
Unterscheidung und Bewertung kurz- und längerfristiger Ziele.
Therapie nach wie vor der Prävention weit bevorzugt. Problematisches krankheitsorientierten
Gesundheitsverhaltens. Nachhaltige strukturelle Akzentverschiebungen im
Versorgungssystem notwendig.
22.Psychotherapie
a. Systematik
Charakteristiken psychotherapeutischer Methoden
Therapeutische Beeinflussung von Störungen, intrapersonal (Funktionen (eher
"Behandlung"), Funktionsmuster (eher „Therapie“) und Interpersonelle Systeme.
Verminderung der Prävalenz. Verwendung psychologischer Mittel, zielorientierter Prozess,
theoretisch und empirisch fundiert, durch Experten in professionellem Setting durchgeführt.
Psychische Störungen, aber auch körperliche Beschwerden und Störungen (Psychosomatik)
oder psychologische Störungen aufgrund somatischer Problematik (z.B. Schmerz) ⇒
Verhaltensmedizin.
Methodenübergreifende Aspekte
Phasen der Veränderung
1. Präkontemplationsphase, Phase ohne Problembewusstsein
2. Kontemplationsphase, Phase des Problembewusstseins. Abwägen von Vor- und
Nachteilen einer Therapie
3. Vorbereitungsphase, Phase der Entscheidung und Vorbereitung. Therapie wird in
naher Zukunft begonnen
4. Handlungsphase: aktive Teilnahme, materiell, psychische und zeitlicher Aufwand
5. Aufrechterhaltungsphase. Nach der Therapie, das Erreichte beibehalten
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Verlaufstypen: stabil, progressiv, regressiv, Recycling (Änderung mind. 2 x in der Therapie)
Strukturähnlichkeit der zeitlichen Organisation
Indikationsabklärung ⇒ erste therapeutische Aufgabe ⇒ Therapeutische Lernprozesse ⇒
Evaluation ⇒ ev. Korrektur und Weiterführung.
Phase
1. Indikation
Ziele
Mittel
 Diagnostische Abklärung
 Interview/Anamnese
 Klärung der geeigneten
 Persönlichkeitstests,
Therapiemethode (med.,
klinische Tests
psych., welche klinisch u.U. auch med.
psychologische
Abklärung
Intervention)
 Aufklärung über
Therapie, Einwilligung
(informed consent)
2. Aufbau der
 Rollenstrukturierung
 Verwirklichung von
therapeutischen
(Patient seine Rolle
Wertschätzung und
Beziehung und
erleichtern)
Empathie
Klärungsarbeit
 Therapeutische Allianz,
 Klärung therapeutischer
(Problemerklärun
Compliance
Spielregeln
g/Ziele)
 Bildung von positiven
 Therapeutischer
Veränderungserwartunge
Kontrakt
n
 Aufbau der
therapeutischen
Beziehung. Ev.
Vermittlung eines
globalen
Ätiologiekonzepts
3. Inszenierung des
 Systematischer
 Einsatz spezieller
therapeutischen
Kompetenzaufbau (VT)
psychotherapeutischer
Lernens
 Analyse und Erfahrung
Techniken
von Verhaltens- und
 Kontinuierliche
Erlebensmotiven (PA)
Beobachtung und
 Restrukturierung des
Evaluation des
Selbstbildens (GT)
therapeutischen Verlaufs
 Aufbau (bzw. Abbau)
 Therapiebezogene Ziele,
von relativ stabilen
Mikroergebnisbezogene
Verhaltensdispositionen
Ziele,
und die Neuorganisation
makroergebnisbezogene
von kognitiven
Ziele
Strukturen aufgrund
therapeutischer
Erfahrung
 Neue
Beziehungserfahrung,
Rückmeldung zum
eigenen Verhalten,
Realitätstestung, neue
Kompetenzen,
10
Erklärungen
4. Evaluation
vor/nach
Abschluss



Psychodiagnostische
Klärung der
Therapiezielerreichung
Sicherung der
Generalisierung der
Therapieergebnisse
Formelle Beendigung des
therapeutischen
Verhältnisses




Gespräch
Diagnostische Verfahren
Reduzierung der
therapeutischen Kontakte
Einvernehmliche
Abschlussvereinbarung
Schulenübergreifende Grundmechanismen der Veränderung in Psychotherapien




Bewältigungskompetenz: Aufbau von störungsspezifischen
Bewältigungskompetenzen, z.B. Selbstwirksamkeitserwartung wird erhöht
Klärung und Veränderung der Bedeutungen: z.B. Änderung primary appraisal
Problemaktualisierung: ⇒ direktes Erfahrungslernen, z.B. Psychodrama
Ressourcen-Aktivierung
Andere Einteilung: Selbstexploration/Reflexion, Selbst-Neueinschätzung, Selbstbefreiung,
Gegenkonditionierung, Stimuluskontrolle, Verstärkungsprozeduren, Helfende Beziehungen,
Gefühlserleichterung, Umgebungs-Neueinschätzung, Soziale Befreiung.
⇒ Phasengerechte Prozesse initiieren.
Psychologische Mittel: Lernen als Grundprozess aller psychotherapeutischen
Veränderungsprozesse. Angesprochen wird das ganze psychobiologische System,
motivational, emotional, kognitiv, motorisch, psychophysiologisch, biochemisch und die
neurologischen Funktionen. Einteilung (hier) der psychologischen Mittel anhand
lernpsychologischer Mittel:
1. Gewohnheitsbildung durch Übung: Stärkung von Verhaltensdispositionen, z.B. bei
Dekonditionierungsprozessen (Exposition), mentale Übung als Sonderfall
2. Konfrontation mit der angstauslösenden Situation. Löschung.
3. Positive bzw. negative verbale und nonverbale Rückmeldung durch den
Psychotherapeuten. Soziale Verstärkung
4. Therapeut als Modell
5. Kognitive Mittel: Veränderung kognitiver Repräsentation und Erwartungssystem.
Änderung der Informationsverarbeitung, kognitiver Schemata und von
Attributionstendenzen
6. Psychophysiologisch orientierte Methoden. Bio-Feedback.
Verschiedene Therapierichtungen ≈ Differenzierte Akzentuierungen oben genannter Punkte.
Methodenübergreifende Therapiewirkungen
Auf Prozessebene: Hoffnungen auf Veränderungen intensiviert, Sensibilisierung für
emotionale und selbstwertbedrohende Probleme erhöht, Selbstexploration und neue
Lernerfahrung. Auf Ergebnisebene: Mikroergebnisse (kleinere Erfolge für den Alltag).
Makroergebnisse (längerfristig und zentrale Strukturen der Person betreffend).
Veränderung des Wohlbefindens ⇒ Veränderung Symptomatik ⇒ Veränderung
Persönlichkeitsstruktur.
Immer aber verschiedene Änderungen in der Zielvorstellung je nach Therapierichtung.
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Methodenübergreifende Therapeutenvariablen
 Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit: Förderlich, je größer Ähnlichkeit
 Rogers-Variablen. Zusammenhang mit Förderung des Selbstwertgefühls.
 Erwartungsvariablen. Beste Wirkung wenn diese bei Patient und Therapeut hoch sind
 Persönlichkeitsvariablen: Modellfunktion
 Erfahrungsvariable. Befundlage nicht klar. Problematik der Laientherapeuten
Methodenübergreifende Patientenvariablen
 Attraktivität des Patienten. YAVIS-Patienten. Aber: nicht nur weil attraktiv jetzt
besserer Beziehungsaufbau
 Therapieerwartung (Entsprechung mit den Vorstellungen)
 Erfolgserwartung: Bedeutungsvoller Einfluss
 Ausmaß an Defensivität. Comittment
 Andere Persönlichkeitsmerkmale. Alter, Geschlecht, Intelligenz etc.
 Intensität und Form der Störung
Methodenübergreifende Merkmale der Therapeut-Patient-Dyade
 Wechselseitige Interpersonelle Attraktivität. Nachweis der Wirkung von
wechselseitiger Wertschätzung
 Passung. Ähnlichkeit, Komplementarität
 Therapeut-Patient-Interaktion
Methodenübergreifende institutionelle, soziale und soziokulturelle Kontextvariablen
1. institutioneller und organisatorischer Kontext. Ökologische und ökonomische
Zugänglichkeit ⇒ Selektion
2. Soziales Umfeld
3. Soziokulturelle Faktoren. Krankheits-/Störungsvorstellungen. Erwartungen
vorstrukturiert. Gesundheitsvorstellungen. Heiler
Systematik der psychotherapeutischen Behandlungsformen
 Einteilung nach formalen Merkmalen
o Anzahl der therapeutischen Interaktionspartner
o Zeitfaktor
o Ort der therapeutischen Macht. Direkt, intermediär, Selbsthilfe
o Beeinflussungsebene (intrapersonal, interpersonell)
 Einteilung nach Therapiezielen
o Zugang der Veränderung eher repräsentationsorientiert vs. reaktionsorientiert
 Einteilung nach theoretischen Ansätzen
o Tiefenpsychologisch, PA
o VT
o Existentiell-Humanistisch, GT
o Kommunikation (Watzlawick)
Integration der versch. Ansätze: Theoretische Verschmelzung, Gemeinsamkeiten
Eklektizismus: Wirksame Elemente herausgreifen und kombinieren
Konzept der gemeinsamen unspezifischen Faktoren ⇒ besser "methodenübergreifende
Variablen"
12
Grawes "Allgemeine Psychotherapie" – Grundmechanismen "theorienübergreifender
Wirkmechanismen" als zentrale Momente der PT. Wesentlich ist, dass der Ansatz von
Psychologie als Wissenschaft geprägt ist.
22.2. Psychoanaltisch orientierte Psychotherapie
Eine seelische Krankheit liegt vor, wenn unbewusste Faktoren ein Minimum an
emotionalem Wohlbefinden, an Selbstverwirklichung in sozialen Beziehungen und an
materieller Sicherheit verhindern und sich direkt oder in Gestalt von psychophysischen
Symptomen Ausdruck verschaffen. Symptome als Kompromiss zwischen verdrängten,
unbewussten Triebimpulsen und diesen entgegenwirkenden Abwehrmechanismen.
Konflikte in der Therapie bewusst machen und lösen. Abwehrformen als Widerstände erlebt.
Übertragung als Hauptwiderstand, unbewusste Wiederholung früherer Konflikte mit
elterlichen Bezugspersonen.
Neuere Bewegungen im Bereich der PA sind auch mehr am Hier und Jetzt interessiert. Sie
versuchen aktuellen Konflikten zu begegnen und diese zu lösen.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Fokus auf unbewusste Psychodynamik,
aktuell wirksame neurotische Konflikte.
Analytische Psychotherapie: Behandlung neurotischer Symptomatik, Konflikte,
zugrundeliegende neurotische Struktur.
Alt: Unbewusstes bewusst machen, Autonomie des Ichs erweitern, Rigidität der
Abwehrmechanismen mindern. Neu: Notwendige psychische Veränderungen bewirken, durch
die der Patient befähigt wird, zu neuen und therapeutisch wünschenswerten Lösungen seiner
zentralen Konflikte zu gelangen, statt an den alten unbefriedigenden und schmerzhaften
festzuhalten.
Intervention
Technische Merkmale
 Neutralität des analytischen Psychotherapeuten
 Vorrangige Verwendung der Deutung
 Systematische Analyse der Übertragung
Unterschiedliche Behandlungsfrequenz, unterschiedliche Settings, unterschiedliche Dauer.
PA ist weit verbreitet in der Versorgung, weil die Krankenkassen die PA bezahlen
Übertragungsanalyse – Widerstandsanalyse
Neu: deutliche, partielle oder totale Verwendung der emotionalen Erfahrung. Betonung der
Bedeutung des Beziehungsangebotes. PA-Prozess analog Reifeprozess beim Säugling,
Therapeut muss bereit sein, sich verwirren zu lassen, Chaos zu ertragen, Analytiker im
Brennpunkt von Liebe, Hass, Angst, Abwehr ⇒ Übertragung. Widerstand zum Selbstschutz,
unbewusstes Wiederholen alter Beziehungsmuster zum Zweck der Abwehr unbewusster
schmerzlicher, bedrohender, peinlicher Affekte. Übertragungsanalyse: Hand in Hand mit der
Analyse der Widerstände gegen das emotionale Erinnern. Neue emotionale Erfahrung ⇒
Deutung. Regression ⇒ Versuch der Reparatur früheren Scheiterns in der Mutter-KindBeziehung, Rekonstruktion der Kindheit nicht möglich, aber durch Interpretation Schaffung
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einer neuen Wirklichkeit. Durch Versagung ⇒ Ermöglichung bzw. manipulative
Herbeiführung einer korrigierenden emotionalen Erfahrung in der Zweier-Beziehung.
Therapeutische Allianz für Fortschritte grundlegend.
Methode der freien Assoziation
Alle psychischen Ereignisse mitteilen ⇒ Hinweise auf grundlegendere Abläufe beim
Patienten (die er ohne Hilfe Therapeut nicht begreifen würde). Gleichschwebende
Aufmerksamkeit: Sich nicht von eigenen Gedanken, Phantasien und auch nicht von den
Äußerungen des Patienten beeindrucken lassen ⇒ doch einer Patientenäußerung folgend.
Deuten – PA als Einsichtstherapie
Integration psychischer Abläufe, Verknüpfungen, Widersprüche etc. aufzeigen. Einsicht,
Klarifikation, Konfrontation. Komplexes interaktionelles, emotionales Geschehen, das nur in
Grenzen kontrollierbar und vorhersagbar ist. Erfolg nur im Zusammenhang mit Patienten- und
therapeutische Beziehungsvariablen untersuchbar.
Interventionsvarianten
 Mediatorenansatz: Indirekte Behandlung mittels elterlicher Bezugspersonen, CoTherapeuten. Balintgruppen
 Gruppentherapie: Übertragung auf Gruppenmitglieder und Gruppe.
Wirksamkeit und Indikation
Wirksam bei Behandlung von Neurosen, bei Kindern mit dissozialen Störungen. (ohne
Kontrollgruppe kein großer Aussagewert). Grawe Studie: gegenüber unbehandelten Gruppen
belegte Effekte, nur für kürzere Therapien. Kurztherapie für Depressionen, Drögis, PTSD
hochwirksam und gleich wirksam wie andere Psychotherapieverfahren. Bei
psychosomatischen Krankheiten Wirkung in Frage gestellt. Subjektive Berichte
vielversprechend: 2 Jahre nach PA deutliche Verbesserung subjektiven Befindens, weniger
Tage krankgeschrieben, Arztbesuche. Indikation v.a. für Neurosen, psychosomatische
Störungen, Persönlichkeitsstörungen.
Erklärung der Wirksamkeit und Prozessmodelle
Wichtige methodenübergreifende Faktoren: emotionale Stabilisierung, Gefühl des
Akzeptiertwerdens durch emotionale Zuwendung etc.
Spezifische Wirkfaktoren: Erinnerung und Rekonstruktion (Wiedererleben vergangener
affektiver Erfahrungen und Konflikte), Deutung, Einsicht und Durcharbeiten und
Umstrukturieren. Deutungen mittlerer Tiefe am effektivsten. Je präziser Deutung desto mehr
Erfolg. Analyse von Widerständen essentiell. Einsicht, wiederholtes Durcharbeiten ⇒
kognitive Umstrukturierung. Modellernen (ruhiges Angehen von Konflikten). Generalisierung
von Beziehungserfahrungen in Therapie auf externe Beziehungen.
22.3. Gesprächspsychotherapie
14
Mittelpunkt der von Rogers begründeten Richtung ist die therapeutische Beziehung, die sich
durch bestimmte veränderungsfördernde Eigenschaften wie Wertschätzung, Offenheit und
empathisches Verstehen auszeichnet ⇒ Beziehungsangebot. + bearbeitungsorientierte
Interventionen.
Therapieziel und Störungsmodell
Therapieziele: Selbstkonzept. Inkongruenz = Unmöglichkeit der Integration neuer
Erfahrungen in das Selbstkonzept ⇒ negative Gefühlszustände ⇒ Blockierung
psychologischer Prozesse und Weiterentwicklung. Psychische Störung = negative Erlebensund Verhaltensweisen als Folge verzerrter oder fehlender Symbolisierung, dysfunktionales
Selbstkonzept ⇔ Fully functioning person. Oberziel = Verminderung der Inkongruenz durch
Restrukturierung des Selbstkonzepts, verbunden mit erhöhter Selbstakzeptierung und
Selbstaktualisierung. Voraussetzung: Selbstexploration, Experiencing (offene und bewusste
Erfahrung von emotionalen Erlebnisanteilen und Bedeutungen). Grundpostulat der GT:
Therapeut-Klient-Beziehung charakterisiert durch bedingungsfreie Akzeptierung und
Wertschätzung, Aufrichtigkeit und einfühlsames Verstehen des Erlebens (Empathie).
Therapeutische Ziele gelten für alle Störungen.
Weiterentwicklung: Störungsspezifische Annahmen. Differentielles Inkongruenzmodell.
Inkongruenz durch 1) bestimmte sozialkommunikative Erfahrungen (z.B. lack of care), 2)
Bio- oder neuropsychologische Dispositionen, 3) exogene Faktoren, 4) KLE. Inkongruenz
kann konflikthaft oder –frei erlebt werden. 5) Individuelle Unterschiede im Grundbedürfnis
nach Kongruenz (auch Inkongruenztoleranz). Aufgrund dieser Punkte Unterscheidung:
1. Störungen ohne Inkongruenzerleben: z.B. Verhaltensstörungen, Störung der
Impulskontrolle, Umfeld leidet. Auch wenn Wahrnehmung nicht möglich (z.B.
Demenz), Intelligenzmängel, fehlende Krankheitseinsicht
2. Störungen mit kompensiertem Inkongruenzerleben: z.B. kompensierte Phobie
3. Störungen mit dekompensiertem Inkongruenzerleben: dysthyme Störungen, Phobien,
Angst, Depression, Zwang, Belastungs-/Anpassungsstörung, Dissoziative &
Somatoforme Störungen
Interventionstechniken


Beziehungsorientierte Interventionen, Basisvariablen. Einfühlendes Verstehen,
Empathie (Erkennen, Akzeptieren und Mitteilen von Gefühlen od. Erlebensinhalten,
Spiegeln). Emotionale Wärme od. Positive Wertschätzung. Echtheit oder
Kongruenz (nicht fassadenhaft). ⇒ Erhöhung der Selbstexploration. Weitere
Therapeutenvariablen: Aktivität, innere Anteilnahme, Selbstöffnung,
Konkretisieren/Spezifizieren/Verallgemeinern, Differenzieren/Integrieren
Bearbeitungsorientierte Intervention. Verändertes Therapieverständnis: Therapeut
folgt nicht nur Klient, er steuert Prozess auch. Aktive Haltung wenn: wichtiges
Ereignis aus Vergangenheit auftaucht, aktuelles Problem verdient tiefere affektive
Bearbeitung, interner Konflikt, Widersprüche in den Äußerungen.
o Explizieren, Bedeutungsexplikation: Verschiedene Stufen beim Patienten:
keine Bearbeitung über Inhalte, bewerten – affektive Bedeutung – Integration.
o Konfrontieren: mit Diskrepanzen. Aufmerksamkeitslenkung. Vertiefende,
didaktische, ermutigende Funktion.
o Focusing: Aktive Lenkung auf inneren Zustand, der sich in diffusen
Emotionen oder Körperempfindungen manifestiert. ⇒ Versuch, der
Symbolisierung ⇒ Felt Sense.
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o Fragestellen. Für notwenige Infobasis. Prinzip: Verstehen geht vor Vertiefen.
Techniken nur unter bedingten Bedingungen anwendbar, sonst ev. kontraproduktiv.
Verschiedene Ebenen: Inhalt (eher Angst und Depression), Verarbeitung (psychosomatische
Störungen), Beziehung (Persönlichkeitsstörungen).
Ebenen der Intervention und Anwendungsfelder
 Gesprächspsychotherapie in Gruppen: Encounter-Gruppen. Personenzentriert.
Facilitator (Helfer). Verschiedene Ziele, psychische oder somatische Störungen,
Selbstentfaltung, Solidarität, Organisation etc. 5-10 Patienten, andere: 10-15, nach
oben offen. Globale Wirksamkeit belegt.
 GT in Systemen und Institutionen: z.B Gefängnis, Selbsthilfegruppen etc., System
Paar oder Familie, Erziehung, kindzentrierte Spieltherapie.
Wirksamkeit und Indikation
Grawe-Studie: Überzeugend nachgewiesene Wirksamkeit, breites Spektrum, relativ kurze
Behandlungsdauer. Direkter Wirkungsvergleich: schlechter als VT, gleich wie PA. Kritik: zu
kurze Therapiedauer, GT will Struktur- nicht Symptomänderungen. Andere Studie:
Effektgrößen nehmen mit der Zeit zu. Direktivere GT etwas besser als klassische GT.
Indikation, 3 Probleme
 Indikation für bestimmte diagnostische Kategorien, aber GT breites Spektrum, noch
keine empirisch untermauerte Indikation. Aber: v.a. geeignet für ambulante
Behandlung von psychoneurotischen Störungen, interpersonelle Probleme, auch für
Alkis, Schizos und als Begleitung zu medikamentösen Behandlungen. Auch
prädestiniert für Störungen mit dekompensiertem Inkongruenzerleben.
 Indikation bezogen auf Klientenmerkmale: hohe Selbstexploration, Fähigkeit zu
Experiencing, Motivation ⇒ positive Wirkung.
 Indikation bezüglich des therapeutischen Prozesses. Process-Tasks.
Erklärungen zur Wirksamkeit:
 Lerntheorietische Modelle
o Verbale Bekräftigung. Selekive Verstärkung. Therapist as social reinforcement
machine. Wenn Verhalten auf Therapieexterne Situation generalisiert,
Selbstkommunikation.
o Gegenkonditionierung: Negative Aspekte zur Sprache gebracht, mit anderen
Gefühlen gekoppelt. Unsystematische Desensibilisierung.
o Diskkriminationslernen: Entkoppelung vermengter Erlebnis- und
Bedeutungsgehalte.
o Konfliktmodelle: Annäherung durch positive Verstärkung erhöht, Vermeidung
durch Löschung vermindert.
o Modellernen: Merkmale der Beziehungsgestaltung, emotionale Zuwendung zu
anderen Person
o Selbstwirksamkeit: Fähigkeit, sich sich selbst zu stellen
 Kognitive oder Informationsverarbeitungsmodelle: Therapeut als surrogate
information procesor. Änderung dysfunktionaler Informationsverarbeitung.
Gedankenkonstrukte können verändert werden.
22.4. Verhaltenstherapie
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Def.: Die VT beinhaltet primär die Anwendung von Prinzipien, die in der Forschung der
Experimental- und Sozialpsychologie entwickelt wurden; sie soll menschliches Leiden und
die Einschränkung menschlicher Handlungsfähigkeit vermindern. Die VT legt Wert auf
eine systematische Evaluation der Effektivität der Anwendung solcher Prinzipien. Die VT
beinhaltet Veränderungen der Umwelt und der sozialen Interaktion. Das Ziel ist
hauptsächlich die Ausbildung und Förderung von Fähigkeiten (Kompetenzen).
Abnormes Verhalten unterliegt gleichen Gesetzmäßigkeiten wie normales Verhalten und kann
dementsprechend verändert werden. Funktionale (Bedingungs-)Analyse grundlegend,
Problembeschreibung, Bedingungen für Veränderungsmöglichkeiten. Analyse auf Mirko- bis
Makroebene (Paar, Familie, Sozialbereich). System-Modell menschlichen Verhaltens:
Korrigierendes
Feedback
Sγ
(Biologischer
Input)
Rα
Sα (Externer
Input)
Selbstregulationssystem β, γ
Interaktionen
Rβ
Cα, β, γ
Rγ
Sβ (Selbst
produzierte
Reize)
Vergleich mit
den Standards
S: Situationale Bedingungen. R. Reaktionsmuster der Person. C: Konsequenzen des
Verhaltens. α: extern oder Umweltbedingungen. β: Prozesse und Inhalte der
Informationsverarbeitung (Kognitionen). γ: biologische, physiologische und genetische
Determinanten.
Selbstregulationssystem: innere Standards, Erwartungen, physiologische Prozesse etc.
Funktionale Bedingungsanalyse für Grundlage und Zielbestimmung. Hohes Maß an
Strukturiertheit und Transparenz, kontrolliertes Vorgehen. Ziele der Veränderung müssen
dazu in Beobachtungsbegriffen formuliert werden. Schrittweiser Problemlöseprozess:
1. Eingangsphase: Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen
2. Aufbau von Änderungsmotivation und vorläufige Auswahl von Änderungsbereichen
3. Verhaltensanalyse und funktionales Bedingungsmodell
4. Vereinbaren therapeutischer Ziele
5. Planung, Auswahl und Durchführung spezieller Methoden
6. Evaluation therapeutischer Forschritte
7. Endphase: Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
⇒ Katamnese
Intervention an sich nur eine Teilkomponente. z.B. Manuale. Soziales Umfeld u.v.a.m. muss
auch einbezogen werden. Ziele nicht nur aufgrund von Problemzuständen formulierbar,
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individuelle Wertvorstellungen, persönlich bedeutsame Themen, normative Gesichtspunkte
sind zu berücksichtigen.
Manuale: Bieten einerseits störungsrelevante Infos, andererseits ist individuelle Anpassung
erforderlich. Strategische Planung (z.B. Manualtechnik), taktische Planung (konkrete
Ausgestaltung im individuellen Fall). z.B. Vermitteln eines Ätiologiekonzepts wichtig.
Erklärung und Transparenz.
Verfahren in der VT
 Techniken der Stimuluskontrolle: Umgang mit problematischen Situationen. z.B.
Angst ⇒ konkrete Erfahrung das Angstpatienten, dass die Angst bewältigbar sei ⇒
self-efficacy. Finally muss Selbstkontrolle vom Patienten übernommen werden
(ethisch, Kosten-Nutzen).
o Systematische Desensibilisierung
o Graduierte Löschung
o Exposition und Reaktionsverhinderung
o Angstbewältigungstrainings
o Reiz-Überflutungstraining
o Paradoxe Intervention
 Techniken der Konsequenzkontrolle. Verstärkung als Hauptfaktor, operante
Verfahren. Verstärkung erwünschten Verhaltens anstelle des unerwünschten.
Bestrafung nur mit allergrößter Vorsicht anzuwenden. Von Fremd- zu Selbstkontrolle.
o Reaktionskontingente Verstärkung
o Operante Löschung
o Kontingenzmanagement
o Token-Economics
o Bestrafungsverfahren
o Time-out: Response-cost
 Techniken des Modellernens. Aufmerksamkeitsprozesse, Behaltensprozesse,
Reproduktionsprozesse, Motivationsprozesse. Für den Erwerb komplexer sozialer
Verhaltensweisen. Behandlung von Ängsten im Allgemeinen. Vermittlung sozialer
Verhaltensweisen (z.B. bei aggressiven Kinder).
o In vivo
o verdeckt
o Darbietung symbolischer Modelle
 Techniken der Selbstkontrolle
o Selbstbeobachtung
o Stimuluskontrolle
o Kontingenzkontrolle
o Aufstellen von Verträgen
 Kognitive Verfahren. Selbstregulation (Selbstbeobachtung, -bewertung, -verstärkung).
Selbstkontrolle (Unterbrechung automatisierten Verhaltens zum Zweck einer genauern
Analyse).
o Verdecktes Konditionieren
o Kognitive Therapie (Beck): Informationsverarbeitungsfehler: Kognitive
Triade. Fehler in Wahrnehmung und Verarbeitung aufzeigen. Konkrete
Erfahrung für Änderungen nötig. Für Depressive und
Persönlichkeitsstörungen.
o Rational Emotive Therapy (Ellis): System von "Beliefs" für Denken und
Handeln verantwortlich. Irrationalität der Denkmuster durch rationale
Diskussion verändern. Problematischer Rationalitätsbegriff sowie Direktivität.
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o Problemlösetraining: Alternativlösungen finden (allg. Orientierung ⇒
Problembeschreibung ⇒ Erstellen von Alternativen ⇒ Treffen einer
Entscheidung ⇒ Evaluation). In VT verschiedenartig verwendet. Speziell auch
für interpersonelle Probleme.
o Selbstinstruktionstraining: Übernahme von Kontrolle über Handlung. Sprache
f (Verhaltenssteuerung).
o Stressimpfungstraining. Bewältigung unangenehmer Stresssituationen (ZweiFaktoren-Theorie der Emotionen: physiologische Erregung ⇒ kognitive
Bewertung). Unterricht ⇒ Übung ⇒ Anwendung.
o Strategien der Umattribution
Ebenen der Intervention
 VT in Gruppen
 VT in sozialen Systemen. Mediatoren-Modell.
 Gemeindepsychologische Ansätze.
 Ebene der Sozietät. Umgang mit Abfall, Recycling, Energie, Benutzung ÖV.
Wirksamkeit und Erklärung
Grawe-Studie: Die VT schneidet blendend ab und zwar für praktisch alle klinisch relevanten
Störungen.
22.5. Paar- und Familientherapie
Gemeinsamkeit: Berücksichtigung systemischer Bezüge im therapeutischen Handeln und
Fokus auf die soziale Interaktion. Primäres Ziel ist Umgestaltung und Verbesserung der
Interaktion und damit des Funktionsniveaus der Familie oder des Paares. Systemtheorie:
Störung als Beziehungsphänomen. Holistisches Störungsmodell. Veränderung System ⇒
Individuumzentrierte Therapie nicht mehr nötig. VT-Therapien machen da Unterschiede: Auf
empirischen Erkenntnissen aufbauend ⇒ Veränderung von Strukturen, Förderung von
Kompetenzen. Störungsspektrum breit, Indikation auch: Essstörungen, Schizo, Drögis,
affektive Störungen, Sexualstörungen, Entwicklungsstörungen. Abklärung aber immer nötig,
ob Einzeltherapie oder Mehrpersonentherapie.
Paartherapeutische Methoden:
 Verhaltensaustausch und Kontingenzverträge: Austausch-Theorie. Auflisten
angenehmer Verhaltensweisen, Ausführung. Good-Faith-Verträge, Quid-pro-Quod.
 Kommunikationstraining: Erst Regeln beherrschen, dann Probleme lösen. Sprecherund Zuhörer-Fertigkeiten. Sprecher: Ich-Gebrauch, Mitteilung von Gefühlen,
Konkrete Situationen, Konkretes Verhalten, Gegenwartsbezogenheit. Vermeidung von
Anklagen, Vorwürfen, Defensivität, Pauschalisierungen. Zuhörer: Aktives Zuhören,
Wiederholen, Offene Fragen, Positive Rückmeldung, Rückmeldung eigener Gefühle.
 Problemlösetraining: Problem beschreiben, Lösungsmöglichkeiten suchen, beste
Möglichkeit wählen, Umsetzung der Lösung in konkretem Verhalten, Umsetzung im
Alltag, Evaluation.
 Kognitive Umstrukturierung: Beck & Seligman: Bearbeitung dysfunktionaler
Kognitionen, Attributionen und negativer Erwartungen. Willi et al.:
Konstruktdifferenzierung: objektive Analyse verschiedene Wertsysteme ⇒
gegenseitiger Respekt
19

Akzeptierungsarbeit. Intimität vs. Distanz. Problem als Eindringling, gegenseitige
Toleranz erhöhen, Entwicklung von gegenseitiger Unabhängigkeit.
Wirksamkeit und Indikation
Verhaltensaustausch gute Effekte. Wirksamkeit des Kommunikationstrainings am besten
belegt. Kognitive Umstrukturierung auch. Kognitive Intervention ist teilweise fraglich, denn
nur 50-60% haben mit Paartherapie gebessert, Netto 40%. Rückfall bei 30%. Am besten bei
jüngeren Paaren, emotional weniger losgelöst, flexible Rollen, keine gravierenden Störungen.
Erklärung der Wirksamkeit von Paartherapie
Durchbrechung negative Interaktionsspirale, Reaktivierung der Beziehungsressourcen,
Ausbildung spezifischer Beziehungskompetenzen. Verhaltensaustausch: Veränderter Fokus,
positive Reziprozität, gegebenenfalls operante Verstärkung, Wirksamkeitserwartungen,
Diskriminationslernen, Gegenkonditionierung. Kommunikations- und
Problemlösetraining: Wechselseitige operante Konditionierung, Modellernen, Shaping,
Problemerkennung und Veränderung mit funktionalen Verhalten. Selbstwirksamkeit &
Kontrollmöglichkeiten, Stärkung Wir-Gefühl. Kognitive Umstrukturierung:
Diskriminationslernen, Überlernen dysfunktionaler Kognitionen, Einsichtslernen.
Akzeptierungsarbeit: Externalisierung des Konfliktes.
Präventionsorientierte Intervention bei Paaren
Hahlweg: Lernprogramm für Paare (EPL). FSPT: individueller und dyadischer Umgang mit
Stress.
Familientherapie
Mindestens 2 Generationen, Problemveränderung im familiären Kontext.
Beziehungsveränderungen, Neudefinition des Gesamtsystems. Symptome wegen
Beziehungen ergo da ändern. Diagnostik der Beziehungsmuster. Therapeut: neutral bzw.
allparteilich, Festlegung von Regel, Atmosphäre aufbauen. Ziele: Verstehen, Veränderung
von Transaktionsmustern und Bedeutungen, Veränderung von Rollen, Förderung von
Indivduation/Autonomie, Veränderung von Familienstrukturen, Verbesserung der
Kommunikations- und Problemlösekompetenzen.
Paradoxe Intervention: Symptomverschreibung, provokative Überzeichnung,
Symptomsimulierung, Misserfolgsvorhersage, Rückfallverschreibung. Paradoxe
Interventionen versuchen versteckte, geheime Interaktionen, welche sich in einem Symptom
ausdrücken, zu verdeutlichen und zu verändern. Umbenennen z.B. Agoraphobiker wird
Hausarrest verordnet. Symptomverschreibung.
Psychoedukative Ansätze: Aufklärung, Schuldgefühle reduzieren, Falsche
Kausalattributionen ändern, Kommunikations- und Problemlösetraining.
Kommunikationsmuster der Familie ändern (EE = Engaged Encounter).
Wirksamkeit und Indikation von Familientherapie
Empirisch belegt, Besserung bei 67%. Der Spontanremission überlegen. Bei kindlicher
Verhaltensstörungen, familiären Problemen, Angststörungen, Phobien, Schizos. Auch bei
autistischen Kindern, jedoch nicht besser als Einzeltherapie. VT gleich gut wie die
systemische Therapie, beide besser als andere Ansätze. Indikation: Generationenkonflikte,
Störungen im Kindes- und Jugendalter, Kommunikationsstörungen in der Familie, Symptome
auf Familienpuff zurückzuführen. Wirkung durch verändertes Erleben der
Beziehungsstrukturen, Veränderung der antezendenten verhaltenswirksamen Stimuli und
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Konsequenzen in der Interaktion ⇒ positive Erfahrungen. Modelllernen. System, kleinste
Veränderungen ⇒ Effekt auf Gesamtsystem.
Paarzentriert Intervention bei Sexualstörungen
Ätiologie: Angst und Leistungsdruck. Tieferliegende Störungen.
Sensate Focus: Neue lustvolle Interaktionen, bessere sexuelle Kommunikation. Wirksamkeit:
VT 50% Besserung. Partnerschaftsqualität als wichtigste Co-Variable für Therapieerfolg.
Wirkung durch systemische Definition des Problems, Einbezug beider Partner, ggs.
Verständnis, dyadische Synergien, gegebenenfalls Unterstützung, Kooperation. Überlernen
aversiver Erfahrungen.
23.Psychologische Aspekte der Rehabilitation
Behinderung: Schaden, funktionelle Einschränkung, soziale Beeinträchtigung
Rehabilitation: Verhinderung einer dauerhaften Beeinträchtigung der persönlichen, sozialen
und beruflichen Lebensumstände bzw. Minderung. Ziel: soziale Integration.
Gesetzliche Grundlagen:
Das System der medizinischen, beruflichen und schulischen Rehabilitation
Medizinische Reha, meist stationär. Berufliche Reha: Geschützte Arbeitsplätze, psychosoziale
Begleitmassnahmen. Schulische Reha: Sonderschulen. Verschiedene Berufsgruppen:
Medizinisch-therapeutisch, pflegeberuflich-betreuend, technisch-handwerklich, psychosozial,
pädagogisch, beratend. ⇒ Interdisziplinäre Zusammenarbeit. Kritik am System:
Starke Institutionalisierung, zu späte Maßnahmen, Fehlen ambulanter Maßnahmen,
Unzureichende Interdisziplinarität, fehlende Evaluation.
Kritik am gegenwärtigen System
Getrenntes System (Vorsorge, Kurativ, Reha) nicht optimal. Reibungsverluste, geringe
Flexibilität, fehlende ambulante Angebote. Finanzieller Druck.
Neuere Entwicklungen in der med. Reha:
Frühreha, Rehadiagnostik, Qualitätssichernde Programme, Forschung, koordinative Instanzen.
Ambulante Rehabilitation
Ambulante vor stationärer Reha. Wohnortorientierte Reha, bessere Nutzung, von mehr
Versorgungsgruppen.
Psychosoziale Rehabilitation und Rehabilitationspsychologie.
Kein getrenntes Angebot (ist auch gut so). Rehapsycholgie, Aufgabe: Regelung des
Verhältnisses zwischen dem Behinderten und Umwelt. Selbstwertgefühl, -sicherheit, verwirklichung.
Akutphase: psychodiagnostische Aufgaben, psychotherapeutische Gespräche. Phase
Rehabilitationsvorbereitung: Psychodiagnostik, weitere Rehamassnahmen (z.B. Berufswahl),
PT. Phase berufliche und schulische Reha: begleitende Diagnostik, Therapie, Stützung. Phase
soziale und berufliche Integration: Eingliederungshilfen.
Ausgewählte Probleme einzelner Zielgruppen:
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Angeborene Behinderung
 Frühförderung: Früherkennung, -behandlung, Erziehung, Integration. Spezielle
Zentren, Beratungsstellen, Beachtung von Risikofaktoren (z.B. bei der Geburt),
entwicklungspsychologische Diagnostik, Entwicklungsstörungen normalisieren.
Aktive Mitarbeit der Eltern. Bereiche der Frühbehandlung: Ärztliche Frühbetreuung,
Krankengymnastik, ψ Betreuung, Sozialarbeit, Logopädie, Heilpädagogik, Pädagogik.
 Psychosoziale Adaptation des behinderten Kindes: Allgemeine Krankheitserfahrung,
Spezifische Krankheitsaspekte, Einschränkung gewöhnlicher Lebenserfahrungen,
Stand der emotionalen, motivationalen und sozialen Entwicklung, Reaktion von Eltern
und Geschwistern, Reaktion der sozialen Umwelt.
 Schwierigkeiten der Familien mit behinderten Kindern: Verarbeitung der Diagnose,
Trauerprozess, Aufwand, Zeit, Finanzen. Auswirkungen auf Partnerschaft. Immer
wiederkehrende Krisen, v.a. bei (noch, nicht geleisteten) Entwicklungsschritten.
Generelle Pathologisierung von Familien schädlich. Probleme auch bei älteren
Schwestern und jüngeren Brüdern ⇒ soziale Belastung, v.a. abhängig von
Akzeptiertheit
Chronisch körperlich Kranke
 Herzinfarkt, chronisches Nierenerkrankung, Rheuma. Coping, emotional, kognitiv,
handlungsbezogen, abhängig von Attributionen, Kontrolle behaupten die
Stresstheorien. Coping situations- und zeitabhängig, breites Spektrum an
Bewältigungsformen wichtig. Komplexe Anforderungen an Forschung, mehr
Studien nötig.
 Krebserkrankung: Diagnose ⇒ Schock, Unsicherheit. Therapie mit schweren
Beeinträchtigungen verbunden. Depressionen, Angst, Anpassungs- und
Belastungsstörungen. Kommunikations- und Sexualprobleme in der Partnerschaft,
familiäre Interaktionsstrukturen betroffen. Verarbeitung: +aktives Zupacken,
Zuwenden, emotionale Entlastung. - fatalistisches Akzeptieren, passive
Kooperation, Resignation, Selbstbeschuldigung. Aber mehr Forschung notwendig.
GT, VT, systemische Familientherapie, Hypnosetherapie ⇒ starke Beeinflussung.
Supportive Psychotherapie. WB des medizinischen Personals.
Berufliche Integration von psychischen Kranken
 Ausgangslage: Abhängig von Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben eher ein negatives
Bild. Nicht mit instrumentellen Anforderungen proportional, aber mit
soziemotionalen. Frühberentung wird oft vorgezogen (an 2. Stelle psychisch Kranke
nach Herzinfarkt).
 Institutionen: Berufsbildungswerke, Förderungswerke, Werkstätten für Behinderte.
Psychiatrische Arbeitstherapie. Werkstatt für psychisch Behinderte. Firmen für
psychisch Kranke. Ambulante arbeitsbegleitende Dienste.
 Berufliche Integration zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Erforschung des Erfolgs
abhängig von: Psychopathologisches Zustandsbild, prämorbide soziale und berufliche
Integration bzw. Desintegration. Immer Rücksicht auf Grad der psychischen
Erkrankung bezüglich der Eingliederung. (Chronisch psychisch Kranke, psychisch
Kranke jüngeren Alters, psychisch Kranke Erwachsene mit wenig stationären
Aufenthalten und guter Vorgeschichte).
Gesellschaftliche Integration von Körper und Sinnesbehinderten.
 Wechselseitige Anpassung wichtig. Realität der Integration: behindertengerechte
Baumassnahmen fehlen weitgehend. Verpflichtung der Betriebe, Behinderte
anzustellen, wird finanziell umgangen. Persönliche Einstellungen und
22

Verhaltensweisen als größte Barriere zur Integration. ⇒ Normativer Konflikt ⇒
Kontakte vermeiden.
Verbesserung der mangelnden gesellschaftlichen Integration: Nur Aufklärung bringt
nichts. Positive Darstellung Behinderter in der Öffentlichkeit. Gesellschaftliche
Normen- und Wertestruktur angehen.
Evaluationsforschung in der Reha
Formative Evaluation: während der Entwicklung und Anwendung. Summativ: nach
Abschluss. Intern und Externe Evaluation.
Untersuchung: materieller, zeitlicher, organisatorischer Aufwand / Leistung des Programms
und Qualität der Durchführung / Angemessenheit des Programms bzgl. Bedürfnisse /
Leistungsfähigkeit / Analyse der spezifischen Prozesse, der den Eingangsaufwand in das
Ergebnis umwandelt.
Modelle der Evaluation: Ergebnisevaluation, Zielmodell, Kostenanalytisches Modell,
Systemanalytisches Modell.
Evaluationsmissbrauch: Eye-Wash (nur positive Aspekte berücksichtigen), White-Wash
(Misserfolge kaschieren), Submarine (Betonung negativer Effekte ⇒ Projekt zu Fall bringen),
Postponement (Notweniges Handeln aufschieben mit Mehr-Forschungs-Begründung), Posture
(Nur Alibiübung).
Evaluation ⇒ Effektivitätsüberprüfung, Effizienz, Reha weiterentwickeln und
wissenschaftlich begründen, Inhaltlich: Inanspruchnahme, Fragen des Bedarfs, differentielle
Indikation (stationär, teilstationär, ambulant). ⇒ Multiple Erfolgskriterien nötig.
Zusammenfassung korrigiert von Nicole Keller, [email protected]
Buch Perrez und Baumann (1998) Klinische Psychologie – Psychotherapie.(2. Aufl.). Bern: Hans Huber Verlag.
Seiten 309 – 506 zusammengefasst.
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