Düsseldorfer Bündnis gegen Depression

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Düsseldorfer Bündnis gegen Depression
DIE MELANCHOLIE
Patiententag 3. März 2007
Gesichter der Depression
und Behandlungsmöglichkeiten
Stich von A. Dürer
(1471-1528)
W. Gaebel
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Heinrich-Heine-Universität
Rheinische Kliniken Düsseldorf
Bergische Landstr. 2
40629 Düsseldorf
„RELIGIÖSE MELANCHOLIE“
DEPRESSION …
…ist nicht Ausdruck von Willensschwäche
oder Labilität, sondern eine
behandlungsbedürftige Krankheit, die
jeden treffen kann. Sie gehört zu den so
genannten affektiven psychischen
Störungen. Der Begriff kommt von lat.
„deprimere“ = herunter-, niederdrücken
Akut
Im Genesungsstadium
Burrows & Schumacher, Doktor Diamonds Bildnisse von Geisteskranken (1979)
1
Depression
ein zunehmendes gesundheitspolitisches Problem
20001
Rang
DEPRESSION IN ZAHLEN
2020 (Schätzungen)2
1
Untere Atemwegsinfektionen
Ischäm. Herzerkrankungen
2
Perinatale Einflüsse
Unipolare Depression
3
HIV/AIDS
Verkehrsunfälle
4
Unipolare Depression
Cerebrovaskuläre Erkrankungen
5
Durchfallerkrankungen
COPD
!
!
Gesamtprävalenz: ca 15% (340 Mio)
Frauen erkranken doppelt so häufig wie
Männer
! Häufig: Körperliche Symptome
DALYs=disability-adjusted life-years
(Summe der Lebensjahre, die infolge vorzeitiger Mortalität oder Versehrtheit verloren gehen)
1 World Health AD, eds. Boston: Harvard University Press; 1996.
2 Murray CJL, Lopez AD, eds. Boston: Harvard University Press; 1996.
KRANKHEITSSPEKTRUM UND HÄUFIGKEIT PSYCHISCHER
STÖRUNGEN
KRANKHEITSSPEKTRUM UND HÄUFIGKEIT PSYCHISCHER
STÖRUNGEN
Der Bundes - Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
12-Monatsprävalenz nach Diagnose (Wittchen et al. 2001)
DSM-IV Diagnosen
Psychotische
Drogen
Alkohol
Zwangsstörungen
In Mill. der
Bevölkerung
2,6
0,6
3,7
Substanzstörungen
2,11
Affektive Störungen
5,82
0,7
0,3
1,3
Essstörungen
Bipolare
Dysthymie
4,5
Depression
Phobien
GAE
8,3
12,6
2,5
2,3
Panikstörungen
Somatoforme
Angststörungen
6,92
11,0
0
2
4
6
8
10
12
14 %
2
Stationäre Aufnahme-Diagnosen (ICD-10)
der Rheinischen Kliniken Düsseldorf
2001-2006
%
30,0
STATIONÄRE BEHANDLUNG DEPRESSIVER STÖRUNGEN
Rheinische Kliniken Düsseldorf
2001 (N = 5100)
2002 (N = 5303)
2003 (N = 5371)
2004 (N = 5630)
2005 (N = 5671)
2006 (N = 5660)
25,0
20,0
1600
1400
1200
Anzahl
15,0
10,0
1000
800
600
5,0
400
200
0,0
F0
F1
F2
F3
F4
F5
F6
F7
F8
F9
sonstige
F 0: Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
F 1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F 2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F 3: Affektive Störungen
F 4: Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen
F 5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
F 6: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F 7: Intelligenzminderung
F 8: Entwicklungsstörungen
F 9: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Sonstige: weitere bzw. nicht näher bezeichnete psychische oder sonstige Störungen (z.B. neurologische Erkrankungen)
SUIZIDRATEN INFOLGE DEPRESSIVER STÖRUNGEN
0
2000
2001
2002
2003
F31.3, F31.4, F31.5, F32, F33, F34
JÄHRLICHE KOSTEN DER DEPRESSION
IN DEN USA: 43.7 MRD. $
23.8 Mrd. $
infolge
reduzierter
Produktivität
(55%)
Zwei Drittel der
depressiven
Patienten
weisen Suizidgedanken auf
10% - 15%
der depressiven
Patienten
begehen Suizid
Kaplan & Sadock (1991)
2004
Jahr
7.5 Mrd. $
durch
depressionsbezogenen
Suizid
(17%)
12.4 Mrd. $ durch
direkte Behandlung
(28%)
Greenberg et al. (1993)
3
Der Begriff "Depression"
"Depression"
DIAGNOSE DEPRESSION
"Depression"
"Depression"
Symptome des depressiven Syndroms
Kognition
Depressives
Syndrom
Antrieb
Somatisches
Befinden
Symptom
traurige Verstimmung
+ weitere Beschwerden
= depressives Syndrom
Syndrom
depressives Syndrom
+ Leiden und Beeinträchtigung
von klinischer Bedeutsamkeit
+ Kriterien für Schweregrad
und zeitliche Dauer
Diagnose
= depressive Störung
Symptome des depressiven Syndroms
Beeinträchtigung von Seele, Geist und Körper
Affekt
traurige Verstimmung
= Stimmungsqualität
Affekt
Gedrückte Stimmung
Ängste
Freudlosigkeit
Gefühllosigkeit
Entfremdungsgefühl
Interesselosigkeit
Innere Leere
Innere Unruhe, Agitation
Passivität
Verlangsamung/Hemmung
Antrieb
Kognition
Entscheidungsunfähigkeit
Minderwertigkeitsgefühle
Schuldgefühle
Misstrauen
Pessimismus
Lebensüberdruss/
Suizidgedanken
Schweregefühl
Gewichtsveränderungen
Konzentrationsdefizit
Grübelneigung
Kreisdenken
Kopfschmerzen
Körperschmerzen
Druckgefühle (Kopf, Brust)
Missempfindungen/Schmerzen
Kreislaufstörungen
Verdauungsbeschwerden
Übelkeit
Schlaf- und Appetitstörungen
Libidoverlust
Somatisches Befinden
4
SYMPTOME DER DEPRESSION NACH ICD-10 (I)
SYMPTOME DER DEPRESSION NACH ICD-10 (II)
Andere häufige Symptome
Hauptsymptome
Konzentration
Gedrückte Stimmung
Selbstwertgefühl
Interessen- / Freudlosigkeit
Schuldgefühl
Antriebsstörung
Hemmung / Unruhe
Selbstschädigung
2 oder 3 Hauptsymptome müssen vorhanden sein
Schlafstörung
Dauer: mindestens 2 Wochen
Appetitminderung
2 - 4 Symptome müssen vorhanden sein
Depressionstest
SYMPTOME DER DEPRESSION NACH ICD-10 (III)
Somatisches Syndrom
Interessenverlust / Anhedonie
Mangelnde Gefühlsbeteiligung
Frühmorgendliches Erwachen
Morgentief
Psychomotorische Hemmung / Agitation (objektiv)
Appetitverlust
Gewichtsverlust (5% des vergangenen Monats)
Libidoverlust
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
Ich verrichte meine Tätigkeiten langsam.
Ich sehe hoffnungslos in die Zukunft.
Ich kann mich schwer auf das lesen konzentrieren.
Ich habe an meinem Leben kein Vergnügen und keine Freude
mehr.
Ich habe Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen.
Ich habe das Interesse an Dingen verloren, die mir sonst wichtig
waren.
Ich fühle mich traurig, niedergeschlagen und unglücklich.
Ich bin unruhig und laufe ziellos hin und her.
Ich fühle mich müde und erschöpft.
Es kostet mich große Mühe, einfache Dinge zu erledigen.
Ich habe Schuld auf mich geladen und verdiene Bestrafung.
Ich fühle mich als Versager.
Ich fühle mich innerlich leer, wie abgestorben.
Ich habe Schlafstörungen (schlafe zu wenig, zu viel oder unruhig).
Ich überlege mir, wie ich mich umbringen könnte.
Ich fühle mich gefangen und eingeschlossen.
Ich fühle mich depressiv, auch wenn schöne Dinge passieren.
Ich habe ohne Diät abgenommen.
Mindestens 4 Symptome müssen vorhanden sein
0
1
2
3
4
5
0
1
2
3
4
5
0
1
2
3
4
5
0
1
2
3
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1
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1
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1
2
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1
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0
1
2
3
4
5
0
1
2
3
4
5
0
1
2
3
4
5
trifft überhaupt nicht zu
trifft sehr stark zu
nach Goldberg I; www2.netdoktor.de/teste_dich_selbst/goldberg.asp, Stand Juli 2006
5
„EISBERG“ - PHÄNOMEN
Depressive
Patienten in
psychiatrischer
Praxis
DEPRESSIONEN IN DER
ALLGEMEINARZT-PRAXIS
Nicht erkannt
52%
Depressive
Patienten
in primärärztlicher
ambulanter Praxis
Erkannt
48%
Watts (1966)
Diagnostisches und therapeutisches
Defizit
behandlungsbedürftige
Depressionen
in
hausärztlicher
Behandlung
als
Depression
diagnostiziert
Ca. 4 Mio
2,4-2,8 Mio
1,2-1,4 Mio.
suffizient
behandelt
nach 3 Mon.
compliant
240-360
Tausend
100-160
Tausend
HINDERUNGSGRÜNDE FÜR DIE ERKENNUNG
DEPRESSIVER STÖRUNGEN
Stigma
Larvierte Depression
Komorbide somatische Erkrankung
Stillschweigende Absprache
Zeitmangel
60-70%
30-35%
6-9%
2,5-4%
Unzureichende Ausbildung
Optimierungsspielraum durch Fortbildung und Kooperation mit Hausärzten
modifiziert nach Hegerl U, Kip A, Wege aus der Depression, Kompetenznetz Depression; 2002.
6
SCHWEREGRADE DER DEPRESSION NACH ICD-10
DAS AFFEKTIVE SPEKTRUM
Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
3 Hauptsymptome und > 4 andere Symptome
Symptome sind besonders ausgeprägt
und (meist) somatisches Syndrom
und Wahn
FORMEN DEPRESSIVER STÖRUNGEN I
Psychotische Depression
FORMEN DEPRESSIVER STÖRUNGEN II
Dysthymia
Somatische Depression
Atypische Depression
Postpartale Depression
Saisonale affektive Störung
Rezidivierende Depression
Bipolare Störung, depressive Episode
Gemischtes Angst-Depressions-Syndrom
Reaktive depressive Störung
Subklinische Depression
7
DIFFERENTIALDIAGNOSE
Normale Trauerreaktion
ENTSTEHUNG UND VERLAUF
Anpassungsreaktion
Angststörung
Depression im Rahmen einer anderen
psychischen Erkrankung
Demenz
ENTSTEHUNG UND VERLAUF DEPRESSIVER STÖRUNGEN I
Gesteigerte
Gesteigerte
Vulnerabilität
Vulnerabilität
durch
durchTraumata
Traumata
ininder
derKindheit
Kindheit
Genetische
Genetische
Disposition
Disposition
(EZ
(EZ50
50--80%
80%
Konkordanz)
Konkordanz)
ENTSTEHUNG UND VERLAUF DEPRESSIVER STÖRUNGEN II
Psychotherapie
Psychotherapie
++
Soziotherapeie
Soziotherapeie
Somatische
SomatischeFaktoren
Faktoren
z.B.
z.B.Infekte,
Infekte,Reserpin
Reserpin
Psychische
Psychische
oder
oderphysische
physische
Stressoren
Stressoren
Neurobiologische Störung
z.B. Transmitter-Imbalance
Depressivität
Depressivität
Depression
Depression
(d.h.
(d.h.psychisches
psychisches
Leiden,
Leiden,soziale
soziale
Beeinträchtigung)
Beeinträchtigung)
Psychische
PsychischeFaktoren
Faktoren
z.B.
z.B.Überforderungen,
Überforderungen,
Verlusterlebnisse
Verlusterlebnisse
Antidepressiva
Jahre
Monate
Psychotherapie
Psychotherapie
++
Soziotherapeie
Soziotherapeie
8
ÄTIOLOGIE DER DEPRESSION
Genetische
Disposition
Persönlichkeitsfaktoren:
Introversion, Angstneigung
Auslenkung der
Neurotransmittersysteme
Aktuelle
psychosoziale
Belastungen
Scheidung oder Trennung
Tod des Ehepartners
Belastende oder
traumatische
Erfahrungen
Verlusterlebnisse
Erlernte Hilflosigkeit
Katecholaminhypothese
Serotoninhypothese
Physikalische
Einwirkungen
(z.B. Lichtentzug)
RISIKOFAKTOREN DEPRESSIVER STÖRUNGEN
Andere schwerwiegende belastende
Ereignisse
Depression in der Eigen- oder
Familienanamnese
Substanzmissbrauch
Neuroendokrinologische
Hypothese
Mangel an sozialer Unterstützung
Körperliche Erkrankungen
Depressive Symptomatik
emotional / kognitiv / somatisch
4
A (n=2397)
p = 0.06
Relative Risks + 95% CI
Relative Risks + 95% CI
RELATIVES RISIKO FÜR HERZTOD
BEZOGEN AUF DAS AUSMAß DEPRESSIVER SYMPTOME
MIT (A) UND OHNE (B) HERZERKRANKUNG
3
2
1
4
B (n=450)
p = 0.04
Unipolare
depressive
Störung
3
2
Bipolare
affektive
Störung
1
0-2
3-7
8-15 16-23 >24
(n=650) (n=840) (n=586) (n=211) (n=110)
BIPOLARE VERSUS UNIPOLARE
DEPRESSIVE STÖRUNGEN*
0-2
3-7
8-15 16-23 >24
(n=86) (n=153) (n=123) (n=61) (n=27)
Brenda et al., Arch Gen Psychiatry/Vol 58 (2001)
* Zusätzlich euthyme Zwischenphase,
nicht eingezeichnet
9
VERLAUF DEPRESSIVER STÖRUNGEN I
Genesung
Wiedererkrankung
Rückfall
50% der Patienten
mit einer majoren
depressiven
Störung
durchleben
eine Episode
Symptome
Syndrom
30% der Patienten
werden chronisch
depressiv
x
Rückfall
x
Normalzustand
ng
icklu
Entw törung
der S
Schwere der Symptomatik
Remission
VERLAUF DEPRESSIVER STÖRUNGEN II
20% der Patienten
weisen einen rezidivierenden Verlauf auf
Zeit
Adaptiert nach Kupfer (1991)
BEHANDLUNGSZIELE
Behandlung
BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
DER DEPRESSION
Minimieren des
Rückfall-/Wiedererkrankungsrisikos
Reduktion/Remission
von Symptomen
Wiederherstellen
der Rollenfunktionen
10
BEHANDLUNGSPHASEN
Genesung
Schlafentzug
x
x
Rückfall
Antidepressive Pharmakotherapie
Wiedererkrankung
Rückfall
Normalzustand
Lichttherapie
Response
Symptome
Elektrokrampftherapie (EKT)
Syndrom
Transkranielle Magnetstimulation (TMS)
ng
icklu
Entw törung
der S
Schwere der Symptomatik
Remission
BEHANDLUNGSOPTIONEN
Behandlungsphasen
Vagusnervstimulation
Akut
(6-12 Wochen)
Erhaltungstherapie
(4-9 Monate)
Psychotherapie
Rezidivprophylaxe (1 od.
mehr Jahre)
Soziotherapie
Zeit
Adaptiert nach Kupfer (1991)
Einteilung neuerer Antidepressiva
Entwicklung der Antidepressiva
1950er
1960er
Phenelzin
Imipramin
Isocarboxazid Clomipramin
Tranylcypromin Nortriptylin
Amitriptylin
Desipramin
1970er
Maprotilin
Amoxapin
1980er
Fluoxetin
Sertralin
Paroxetin
Fluvoxamin
Citalopram
Bupropion
1990er
Nefazodon
Mirtazapin
Venlafaxin
Reboxetin
Abkürzung
Klasse
Substanz
RIMA
reversible MonoaminoxidaseA-Inhibitoren
Moclobemid
SSRI
selektive SerotoninWiederaufnahmehemmer
Sertralin, Fluoxetin,
Citalopram, Paroxetin
NaSSA
noradrenerge und spezifisch
serotonerge Antidepressiva
Mirtazapin
SNRI
selektive NoradrenalinWiederaufnahmehemmer
Reboxetin
SSNRI
selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
Venlafaxin, Duloxetin
2000er
Escitalopram
Duloxetin
Modifiziert nach Möller HJ, Müller W, Rüther E; Moderne Antidepressiva,Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York 2002.
11
WIRKMECHANISMEN DER ANTIDEPRESSIVA
NEUROBIOLOGISCHE WIRKFAKTOREN DER
THERAPIE MIT ANTIDEPRESSIVA
Vermehrte Verfügbarkeit
von Neurotransmittern
im synaptischen Spalt
Therapiebeginn
KRITERIEN FÜR DIE WAHL EINES
ANTIDEPRESSIVUMS
Tage
Neurotrophe
Funktion
Neurogenese?
Wochen – Monate ( Jahre ?)
INDIKATIONEN FÜR EINE PROPHYLAKTISCHE
MEDIKAMENTÖSE THERAPIE DER
UNIPOLAREN DEPRESSION
Zu erwartende Compliance
Alter
> mehr als 3 depressive Episoden
oder
Lebensstil
Somatische Begleiterkrankungen
(z.B. Herzerkrankung)
> 2 depressive Episoden
+
Familiäre Belastung mit affektiver Erkrankung
Schwere Krankheitsepisoden
Psychiatrische Begleiterkrankungen
Rasches Wiederauftreten der 2. Episode
Therapieresponse in der Vorgeschichte
Spätes Ersterkrankungsalter (> 50 Jahre)
12
PSYCHOTHERAPIE: INDIKATIONEN
PSYCHOTHERAPIE: VERFAHREN
Leichte bis mittelschwere Störung
Verhaltenstherapie
Fehlen psychotischer Anteile
Kognitive Therapie
Anhaltende psychosoziale Probleme in der
Vorgeschichte und im weiteren Verlauf
Interpersonelle Therapie
Psychodynamische Kurztherapie
Partnertherapie
PHARMAKOTHERAPIE VS KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE
BEI SCHWER DEPRESSIVEN AMBULANTEN PATIENTEN
Eine Meta-Analyse von 4 randomisierten Vergleichsstudien
PSYCHOTHERAPIE IN KOMBINATION
MIT ANTIDEPRESSIVA
Nur partielle Response auf Antidepressiva
16
HAMD 12
Score
nach
Therapie 8
Persönlichkeitsstörungen
Aktuelle psychosoziale Probleme
4
Verhinderung von Rückfällen
0
Rush
et al.
(N=26)
Murphy
et al.
(N=22)
Pharmakotherapie
Hollon
et al.
(N=68)
Elkin
et al.
(N=53)
Pooled
(N=169)
Kognitive Verhaltenstherapie
Robert J. DeRubeis, Lois A. Gelfand, Tony Z. Tang, Anne D. Simons Am J Psychiatry 1999; 156: 1007 - 1013
13
WIRKSAMKEIT VON KOMBINATIONSTHERAPIEN
am Beispiel der Depression
PHARMAKOTHERAPIE UND PSYCHOTHERAPIE BEEINFLUSSEN
PSYCHISCHE VORGÄNGE – ABER WIE?
Unterschiedliche Wirkorte von CBT und Paroxetin bei Patienten mit Depressionen
Rückfallraten in Prozent innerhalb von 3 Jahren
IPT + Nortriptylin
Visiten + Nortriptylin
IPT + Placebo
Visiten + Placebo
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90% 100%
Goldapple et al.,
Arch Gen Psychiatry 2004; 61:34-41g
Reynolds CR 3rd et al., JAMA 1999;281:39-45
Elektrokrampftherapie - Indikationen
NEUE SOMATOTHERAPEUTISCHE TECHNOLOGIEN
IN DER PSYCHIATRIE
Schwere/wahnhafte Depression
Hohes Suizidrisiko
Medikamentöse Kontraindikationen
Mangelnde medikamentöse Response
•
•
•
•
Vagusnerv-Stimulation
Repetitive transkranielle Magnetstimulation
Psychochirurgie
Tiefenhirnstimulation
14
DEPRESSIVE ERKRANKUNGEN UND STIGMA
STIGMATISIERUNG VERHINDERT
DIAGNOSE UND THERAPIE
Unterschätzung der Krankheitsschwere und
des oft lebensbedrohlichen Charakters
depressiver Erkrankungen
Negative Krankheitskonzepte und
Einstellungen in der Bevölkerung
Depression wird häufig nicht als behandlungsbedürftige Krankheit angesehen, sondern
als persönliches Versagen gewertet
NEGATIVE EINSTELLUNGEN
GEGENÜBER DEPRESSIV ERKRANKTEN
UMFRAGEERGEBNISSE ZUR BEHANDLUNG VON
PSYCHISCHEN STÖRUNGEN
Depressiv Erkrankte …
Großbritannien n = 1.737
Zustimmung (%)
Gefahr für andere
22,9
Unberechenbar
56,4
Schwierig, mit ihnen
zu reden
62,1
Anders als Andere
42,6
Selbst schuld
12,8
Müssten sich
zusammenreißen
18,6
Nicht behandelbar
16,0
Werden nie gesund
23,2
AL = alte Bundesländer
NL = neue Bundesländer
Crisp et al. 2000
Angermeyer MC et al., in: Remschmidt H (Hg.), Praxis der Psychotherapie
mit Kindern und Jugendlichen. Dt. Ärzteverlag, Köln, 1998, S. 17-33.
15
EINSCHÄTZUNG: MÖGLICHKEITEN DER DEPRESSIONSTHERAPIE
FRAGE 9: Wenn man etwas gegen eine Depression tun möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten. Welche der folgenden
Möglichkeiten halten Sie für sehr geeignet (3), mittelmäßig geeignet (2) oder ungeeignet (1) ?
EINSCHÄTZUNG VON DEPRESSION ALS
KRANKHEIT UND SOZIALE DISTANZ
Angaben in %
eine Psychotherapie machen
8,6
89,5
zum Psychotherapeuten gehen
8,4
89,3
18,6
mit Freunden sprechen
zum Arzt gehen 5,4
viel Sport machen
autogenes Training
75,1
19,4
6,7
6,8
keine Angabe /
Auskunft
78,5
ungeeignet
33,4
59,5
32,0
59,2
in den Urlaub fahren
15,7
36,8
47,0
mittelmäßig
geeignet
Arzneimittel gegen Depressionen
nehmen
12,6
40,8
45,8
sehr geeignet
eine Lichttherapie machen
13,7
zum Heilpraktiker gehen
18,5
33,2
34,6
41,0
36,0
p
Depression ist keine richtige Krankheit
-0,123
< 0,0001
Wer eine Depression hat, ist selber
daran schuld
-0,180
< 0,0001
Sich zusammenreißen, um D. loszuwerden
-0,152
< 0,0001
Ohne äußere Unterstützung hilflos
ausgeliefert
0,054
0,0285
Depression ist eine Erkrankung wie z.B.
Asthma oder Diabetes
0,063
0,0113
-0,187
< 0,0001
21,8
sich zusammenreißen
51,6
33,4
Schokolade oder etwas Süßes
essen
Schlaf- und Beruhigungsmitteln
nehmen
52,2
32,4
60,6
r2
Summenscore
14,8
31,5
14,2
7,7
BASIS:
N= 1.631
Einschätzung von Depression als Krankheit korreliert
mit geringerer sozialer Distanz
Bevölkerungsbefragung Düsseldorf/Essen, Nov. 2005
Bevölkerungsbefragung Düsseldorf/Essen, Nov. 2005
PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN MIT
DEPRESSION UND SOZIALE DISTANZ
Sind Sie oder jemand, den Sie kennen, jemals wegen Depressionen
behandelt worden?
14,0
12,0
m=10,0
mittel
Hauptziele
• Aufklärung der Öffentlichkeit und bestimmter
Zielgruppen
• Früherkennung und optimierte Behandlung
• Vernetzung der Hilfeangebote
Summenscore
16,0
10,0
DÜSSELDORFER BÜNDNIS GEGEN DEPRESSION
m=10,8
sd=2,9
sd=3,2
8,0
Zielgruppen
6,0
4,0
2,0
0,0
t-Test: p <= 0,0001
ja
nein
Befragte ohne persönliche Erfahrung mit Depressionen
weisen eine höher soziale Distanz auf
• Allgemeine Bevölkerung
• Haus- und Fachärzte
• Pflegefachkräfte
• Eltern, Lehrer, Seelsorger…
Bevölkerungsbefragung Düsseldorf/Essen, Nov. 2005
16
ZUSAMMENFASSUNG
Hohe Morbidität, weltweite Verbreitung
Vielfach unerkannt, unzureichende Behandlung
Assoziiert mit erhöhter Mortalität (Suizid,
kardiale Komplikationen)
Verbunden mit hohen (indirekten) Kosten
Zunehmende Erkenntnis der neurobiologischen
Grundlagen
Vielfältige Möglichkeiten wirksamer Behandlung
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
17
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