Mathematische Grundlagen Das Handout ist Bestandteil der Vortragsfolien zur Höheren Mathematik; siehe die Hinweise auf der Internetseite vhm.mathematik.uni-stuttgart.de für Erläuterungen zur Nutzung und zum Copyright. Grundlagen 1-1 Aussage und Axiom Unter einer Aussage versteht man einen sprachlichen Ausdruck, dem man eindeutig einen der beiden Wahrheitswerte w ( wahr“) bzw. f ( falsch“) ” ” zuordnen kann. Aussagen werden mit Großbuchstaben bezeichnet, A: Beschreibung , und können mit logischen Operationen verknüpft werden. Grundlegende mathematische Aussagen, die nicht aus anderen Aussagen abgeleitet werden können, nennt man Axiome. Aussagenlogik Aussage 1-1 Beispiel: wahre Aussage A: Jede natürliche Zahl ist ein Produkt von Primzahlen falsche Aussage B: Jede Primzahl ist ungerade (2 ist eine gerade Primzahl) unbewiesene Vermutung (wahr oder falsch) C: Es gibt unendlich viele Primzahlzwillinge größter bisher bekannte Primzahlzwilling (Stand 19.4.2006): 16869987339975 · 2171960 ± 1 keine Aussage (Feststellung ohne Wahrheitswert) D: Aussagenlogik Freitag der dreizehnte ist ein Unglückstag Aussage 2-1 Logische Operationen Logische Aussagen können durch die in der folgenden Tabelle angegebenen Operationen verknüpft werden. Bezeichnung Negation Konjunktion Disjunktion Antivalenz Implikation Äquivalenz Schreibweise ¬A A∧B A∨B A 6≡ B A⇒B B⇐A A⇔B Aussagenlogik (Sprechweise) (nicht A) (A und B) (A oder B) (entweder A oder B) (aus A folgt B) (B folgt aus A) (A ist äquivalent zu B) wahr, genau dann wenn A falsch ist A und B wahr sind A oder B wahr ist A und B verschiedene Wahrheitswerte haben A falsch oder B wahr ist A und B den gleichen Wahrheitswert haben Logische Operationen 1-1 Um in logischen Ausdrücken Klammern zu sparen, wird festgelegt, dass ¬ stärker bindet als ∧ sowie ∨ und diese wiederum stärker als ⇒, ⇔ sowie 6≡. Bei der Implikation ist zu beachten, dass B nur dann wahr sein muss, wenn A wahr ist. Aus falschen Voraussetzungen können sowohl richtige, als auch falsche Schlüsse gezogen werden. Das Zeichen für die Oder-Verknüpfung ist ein stilisiertes v, das für vel (lat. oder) steht. Für die Oder-Verknüpfung wird auch das +“-Symbol ” verwendet und für die Und-Verknüpfung das ·“-Symbol. Verwendet man ” dann die 0 für den Wert falsch“ und interpretiert jeden anderen Wert als ” wahr“, können die logischen Verknüpfungen durch Rechnen mit ” natürlichen Zahlen durchgeführt werden. Vor allem in Computersprachen werden die aus dem Englischen stammenden Begriffe NOT (Negation), AND (Konjunktion), OR (Disjunktion), EXOR oder XOR (exclusive or, Antivalenz) und deren Negationen NAND (negierte Konjunktion), NOR (negierte Disjunktion) und NXOR (Äquivalenz) verwendet. Aussagenlogik Logische Operationen 1-2 In der folgenden Tabelle sind die Wahrheitswerte der vorgestellten Verknüpfungen angegeben. Dabei steht w für wahr und f für falsch. A w w f f B w f w f Aussagenlogik ¬A f f w w A∧B w f f f A∨B w w w f A 6≡ B f w w f A⇒B w f w w Logische Operationen A⇔B w f f w 1-3 Beispiel: Darstellung von Aussagen als Schalter geschlossen ⇔ wahr, geöffnet ⇔ falsch Und-Verknüpfung (seriell) Oder-Verknüpfung (parallel) B A B A negierte Aussage: Schalter der bei falscher Aussage geschlossen ist Aussagenlogik Logische Operationen 2-1 Antivalenz: A 6≡ B bzw. (A ∧ ¬B) ∨ (¬A ∧ B) A B Äquivalenz: A ⇔ B bzw. (A ∧ B) ∨ (¬A ∧ ¬B) A B Implikation: A ⇒ B bzw. ¬A ∨ B B A Aussagenlogik Logische Operationen 2-2 DIN 40900 Symbole für Schaltungen Konjunktion Disjunktion A Antivalenz A & X B B Negation A ≥1 1 Implikation X B wahr: 1, falsch: 0, Aussagenlogik X B Äquivalenz A A =1 X A ≥1 =1 X X B Negation: Kreis Logische Operationen 2-3 Umformungsregeln für logische Operationen Für logische Operationen gelten die folgenden Identitäten. Assoziativgesetze: (A ∧ B) ∧ C (A ∨ B) ∨ C = A ∧ (B ∧ C ) = A ∨ (B ∨ C ) Kommutativgesetze: A∧B = B ∧A A∨B = B ∨A De Morgansche Regeln: ¬(A ∧ B) = (¬A) ∨ (¬B) ¬(A ∨ B) = (¬A) ∧ (¬B) Aussagenlogik Logische Operationen 3-1 Distributivgesetze: (A ∧ B) ∨ C = (A ∨ C ) ∧ (B ∨ C ) (A ∨ B) ∧ C = (A ∧ C ) ∨ (B ∧ C ) Sonstige: ¬(¬A) = A A∧A = A A∨A = A Alternative Darstellungen: Implikation: Äquivalenz: Antivalenz: Aussagenlogik A⇒B A⇔B A 6≡ B = = = ¬A ∨ B = ¬A ⇐ ¬B (A ∧ B) ∨ (¬A ∧ ¬B) (A ∧ ¬B) ∨ (¬A ∧ B) Logische Operationen 3-2 Die alternativen Formulierungen werden oft in Beweisen benutzt. Ein logischer Ausdruck, der unabhängig vom Wahrheitswert der auftretenden Aussagen immer wahr bzw. immer falsch ist, wird als Tautologie bzw. Kontradiktion bezeichnet. Ein solcher Ausdruck kann bei einer Umformung durch w (oder 1) bzw. f (oder 0) ersetzt werden. Insbesondere gelten die Identitäten: A ∨ ¬A = w bzw. A ∧ ¬A = f , A ∨ w = w bzw. A ∧ w = A , A ∨ f = A bzw. A ∧ f = f . Aussagenlogik Logische Operationen 3-3 Beweis: untersuche alle Möglichkeiten für die Wahrheitswerte der Aussagen Tabelle für die erste De Morgansche Regel ¬(A ∧ B) A w w f f B w f w f A∧B w f f f ¬A f f w w = ¬B f w f w (¬A) ∨ (¬B) ¬(A ∧ B), (¬A) ∨ (¬B) f w w w analoge Argumentation für andere Regeln Aussagenlogik Logische Operationen 4-1 Beispiel: Umformung der Aussage |x − 1| > 1 =⇒ (x < 0) ∨ (x > 2) | {z } {z } | A B De Morgansche Regel =⇒ ¬B = ¬(x < 0) ∧ ¬(x > 2) = (x ≥ 0) ∧ (x ≤ 2) = 0 ≤ x ≤ 2 (A ⇒ B) ⇔ (¬B =⇒ ¬A), d.h. 0 ≤ x ≤ 2 =⇒ |x − 1| ≤ 1 = w Alternative: benutze Definition der Implikation (¬A) ∨ B = |x − 1| ≤ 1 ∨ (x < 0) ∨ (x > 2) ebenfalls = w , da für alle x ∈ R richtig. Aussagenlogik Logische Operationen 5-1 Quantoren Als Abkürzung für die Formulierungen es gibt . . .“, für alle . . .“ ” ” werden der Existenzquantor ∃ und der Allquantor ∀ verwendet. Diese Quantoren werden häufig in Verbindung mit Aussagen A(p) benutzt, die von einem Parameter p aus einer Menge P abhängen. Schreibweise ∃ p ∈ P : A(p) ∀ p ∈ P : A(p) Aussagenlogik Bedeutung es gibt mindestens ein p aus P, für das A(p) wahr ist für alle p aus P ist A(p) wahr Quantoren 1-1 Bei der Negation der beiden Aussagentypen vertauschen sich die Quantoren: ¬ ∃ p ∈ P : A(p) = ∀ p ∈ P : ¬A(p) ¬ ∀ p ∈ P : A(p) = ∃ p ∈ P : ¬A(p) Gebräuchlich ist ebenfalls die Schreibweise ∃! für die Formulierung es gibt ” genau ein . . .“. Aussagenlogik Quantoren 1-2 Beispiel: Konvergenz der Folge a1 , a2 , . . . gegen 0: ∀ ε > 0 ∃ nε ∀ n ∈ N : n > nε =⇒ |an | < ε Negation durch Negieren der Kernaussage und Ersetzen der Quantoren, ∃↔∀ Ersetzen der Implikation und Anwendung der Morganschen Regel ¬(n > nε =⇒ |an | < ε) = ¬(n ≤ nε ∨ |an | < ε) = n > nε ∧ |an | ≥ ε negierte Aussage: ∃ ε > 0 ∀ nε ∃ n ∈ N : n > nε ∧ |an | ≥ ε Vereinfachung: ∃ ε > 0 : |an | ≥ ε für unendlich viele n ∈ N Aussagenlogik Quantoren 2-1 Direkter Beweis Eine Behauptung B kann bewiesen werden, indem sie aus bekannten wahren Aussagen A hergeleitet oder auf solche zurückgeführt wird: A =⇒ B . Die Aussagen A können dabei auch Voraussetzungen beinhalten, die für die Gültigkeit der Behauptung B notwendig sind. Aussagenlogik Direkter Beweis 1-1 Beispiel: b Satz des Pythagoras a a2 + b 2 = c 2 c direkter Beweis Winkelsumme = 180◦ =⇒ Partition des Quadrates β Addition der Flächeninhalte =⇒ c a-b b α c2 = a c Aussagenlogik b βα (b − a)2 + 4 (ab)/2 | {z } | {z } kleines Quadrat 2 2 Dreieck = a +b Direkter Beweis 2-1 Indirekter Beweis Um zu zeigen, dass aus Voraussetzungen V eine Behauptung B folgt (V =⇒ B), kann man die Annahme, dass die Aussage B bei Gültigkeit der Voraussetzungen V falsch ist, zu einem Widerspruch führen: V ∧ (¬B) =⇒ F , mit einer falschen Aussage F , insbesondere F = ¬V oder F = B. Speziell gilt B = (¬B =⇒ F ) = (¬B ⇒ B) , falls keine Voraussetzungen getroffen sind. Aussagenlogik Indirekter Beweis 1-1 Erläuterung: (i) V ∧ (¬B) =⇒ F ⇔ ¬(V ∧ (¬B)) ∨ F = (¬V ) ∨ B ∨ F wahr g.d.w. B wahr, denn ¬V , F falsch (ii) äquivalente Darstellung von B ¬B =⇒ F = B ∨F wahr g.d.w. B wahr, da F falsch ¬B =⇒ B Aussagenlogik = = B ∨B B Indirekter Beweis 2-1 Beispiel: √ indirekter Beweis der Irrationalität von 2 nehme an, dass die Behauptung B falsch ist: ¬B : √ 2= p q mit V : p, q ∈ N ∧ ggT(p, q) = 1 mit ggT dem größten gemeinsamen Teiler Quadrieren und Multiplikation mit q 2 2q 2 = p 2 =⇒ p 2 und p gerade: p = 2r 2 2 q = 2r =⇒ q gerade Widerspruch zu ggT(p, q) = 1, d.h. (¬B) =⇒ ¬V = F , also ist B wahr Aussagenlogik Indirekter Beweis 3-1 Vollständige Induktion Aussageformen mit natürlichen Zahlen als Parametern kann man mit vollständiger Induktion beweisen. Ist A(n) eine von n ∈ N abhängige Aussage, so sind dazu die folgenden beiden Beweisschritte durchzuführen. Induktionsanfang: Man zeigt, dass A(1) richtig ist. Induktionsschluss: Man zeigt, dass aus der Annahme, dass A(n) richtig ist (Induktionsvoraussetzung), folgt, dass auch A(n + 1) richtig ist, d.h. A(n) =⇒ A(n + 1) . Dann ist gewährleistet, dass A(n) für alle n ∈ N gilt. Bei einem Induktionsbeweis wird sukzessive das Nächste aus dem Vorherigen gefolgert. Wird der Induktionsanfang nicht für n0 = 1, sondern für ein n0 > 1 durchgeführt, so gilt die Aussage nur für alle n ≥ n0 . Aussagenlogik Vollständige Induktion 1-1 Beispiel: Beweis der Formel für die Summe der Quadratzahlen, A(n) : n X k=1 1 k 2 = 12 + 22 + · · · + n2 = n(n + 1)(2n + 1) , 6 mit vollständiger Induktion Induktionsanfang (A(1)): 1 X k=1 Aussagenlogik k 2 = 12 = 1·2·3 6 Vollständige Induktion 2-1 Induktionsschluss (A(n) =⇒ A(n + 1)): n+1 X k2 = k=1 n X k=1 k 2 + (n + 1)2 = n(n + 1)(2n + 1) +(n + 1)2 6 | {z } A(n) = (n + 1) n(2n + 1) + 6(n + 1) (n + 1)(n + 2)(2n + 3) = 6 6 Verwendung der Induktionsvoraussetzung bei der zweiten Gleichheit Aussagenlogik Vollständige Induktion 2-2 Beispiel: Anzahl der Spiele bei einem Tennis-Turnier (K.O.-System) mit 2n Teilnehmern 2n − 1 (n = 7 bei einem Grand-Slam) (i) Beweis mit vollständiger Induktion: Induktionsanfang (n = 1): 2 = 21 Teilnehmer 1 = 21 − 1 Spiele Induktionsschluss (n → n + 1): 2n+1 Teilnehmer zwei Gruppen mit je 2n Teilnehmern Induktionsvoraussetzung =⇒ [2n − 1] Spiele in jeder Gruppe zusätzliches letztes Spiel für die Sieger der beiden Gruppen 2 · [2n − 1] + 1 = 2n+1 − 1 Spiele bei 2n+1 Teilnehmern Aussagenlogik Vollständige Induktion 3-1 (ii) einfachere Argumentation ohne vollständige Induktion: Beim K.O.-System verliert bis auf den Gewinner jeder Teilnehmer genau einmal; jedes Spiel hat genau einen Verlierer. ein Spiel weniger als die Teilnehmerzahl Alternativbeweis auch bei Teilnehmerfeldern beliebiger Größe anwendbar (z.B. bei Freilosen) Aussagenlogik Vollständige Induktion 3-2 letzte 3 Runden des Wimbledon-Turniers von 1985 g replaements Gunthardt 4:6, 3:6, 2:6 Jarryd Jarryd 6:2, 6:7, 3:6, 3:6 Beker Leonte 6:7, 6:3, 3:6, 4:6 Beker Beker 6:3, 6:7, 7:6, 6:4 Beker MEnroe 2:6, 2:6, 4:6 Curren Curren 6:2, 6:2, 6:1 Curren Connors 6:1, 7:6, 6:2 Connors Auna Aussagenlogik Vollständige Induktion 3-3 Beispiel: falsche Aussage Alle Mäuse sind grau“ ” Beweis mit vollständiger Induktion Induktionsschluss (n → n + 1): n + 1 Mäuse: M1 , . . . , Mn+1 M1 , . . . , Mn und M2 , . . . , Mn+1 jeweils grau nach Induktionsvoraussetzung =⇒ n + 1 Mäuse grau Grund für den Widerspruch: fehlender Induktionsanfang Aussagenlogik Vollständige Induktion 4-1 Menge Eine Menge A besteht aus verschiedenen Elementen a1 , a2 , . . .: A = {a1 , a2 , . . .} . Werden die Elemente durch eine Eigenschaft E charakterisiert, so schreibt man A = {a : a besitzt die Eigenschaft E } . Die Reihenfolge der Elemente ist dabei unerheblich. Mengen Schreibweise a∈A a∈ /A A⊆B A 6⊆ B A⊂B |A| ∅ Bedeutung a ist Element von A a ist nicht Element von A A ist Teilmenge von B A ist keine Teilmenge von B A ist echte Teilmenge von B Anzahl der Elemente in A leere Menge Menge 1-1 Gilt |A| < ∞ bzw. = ∞, so spricht man von einer endlichen bzw. unendlichen Menge. Mengen heißen gleichmächtig, wenn es eine bijektive Abbildung zwischen ihren Elementen gibt (|A| = |B| für endliche Mengen). Die Menge P(A) aller Teilmengen von A wird als Potenzmenge bezeichnet, d.h. P(A) = {B : B ⊆ A} . Dabei gilt ∅ ∈ P(A), A ∈ P(A) und |P(A)| = 2|A| . Mengen Menge 1-2 Zahlenmengen Für folgende Zahlenmengen benutzt man Standardbezeichnungen. natürliche Zahlen: N = {1, 2, . . .} ganze Zahlen: Z = {. . . , −1, 0, 1, . . .} rationale Zahlen: Q = {p/q : p ∈ Z, q ∈ N, ggT(p, q) = 1} reelle Zahlen: R = {x : x = limn→∞ qn , qn ∈ Q} komplexe Zahlen: C = {x + iy : x, y ∈ R, i2 = −1} Gebräuchlich sind ebenfalls die Schreibweisen N0 = N ∪ {0} und + − + − R+ = {x ∈ R : x > 0} und dazu entsprechend Z− , Z− 0 , Q , Q0 , Q , Q0 + − R0 , R− , R0 . Mengen Menge 2-1 Mengenoperationen Für zwei Mengen A und B sind die folgenden Operationen definiert. Vereinigung: A ∪ B = {x : x ∈ A ∨ x ∈ B} , Durchschnitt: A ∩ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ B} , Differenz, Komplementärmenge: A \ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ / B} , symmetrische Differenz: A∆B = (A \ B) ∪ (B \ A) = (A ∪ B) \ (A ∩ B) Mengen Menge 3-1 In der Abbildung sind die Mengenoperationen mit Hilfe sogenannter Venn-Diagramme illustriert. B A A A∩B Mengen A∪B B A B A B B A B A B A A\B A∆B Menge 3-2 Ist B ⊂ A, fallen einige der Diagramme zusammen: A A B A=A∪B Mengen A B B B =A∩B A \ B = A∆B Menge 3-3 Regeln für Mengenoperationen Für Mengenoperationen gelten die folgenden Identitäten. Assoziativgesetze: (A ∩ B) ∩ C (A ∪ B) ∪ C = A ∩ (B ∩ C ) = A ∪ (B ∪ C ) Kommutativgesetze: A∩B = B ∩A A∪B = B ∪A De Morgansche Regeln: C \(A ∩ B) = (C \A) ∪ (C \B) C \(A ∪ B) = (C \A) ∩ (C \B) Mengen Menge 4-1 Distributivgesetze: (A ∩ B) ∪ C (A ∪ B) ∩ C = (A ∪ C ) ∩ (B ∪ C ) = (A ∩ C ) ∪ (B ∩ C ) Diese Regeln entsprechen den Gesetzen für logische Operationen, wenn man die Operatoren ∪, ∩ durch ∧, ∨ ersetzt und C \ durch ¬. Mengen Menge 4-2 Beweis: erste De Morgansche Regel: C \(A ∩ B) = (C \A) ∪ (C \B) linke Menge x ∈ C \(A ∩ B) ⇔ x ∈ C ∧ x ∈ / (A ∩ B) ⇔ x ∈ C ∧ (x ∈ / A∨x ∈ / B) Distributivgesetz für logische Operationen Darstellung =⇒ äquivalente (x ∈ C ∧ x ∈ / A) ∨ (x ∈ C ∧ x ∈ / B) ⇔ x ∈ (C \A ∪ C \B) x in rechter Menge analoge Argumentation für die anderen Gesetze Mengen Menge 5-1 Kartesisches Produkt Das kartesische Produkt zweier Mengen A und B ist die Menge aller geordneten Paare von Elementen der beiden Mengen: A × B = {(a, b) : a ∈ A ∧ b ∈ B} . Es gilt (a, b) = (a0 , b 0 ) ⇔ (a = a0 ∧ b = b 0 ) . d.h. im Gegensatz zu der Gleichheit von Mengen ({a, b} = {b, a}) ist die Reihenfolge wesentlich. Für endliche Mengen gilt |A × B| = |A| · |B|. Entsprechend definiert man das n-fache kartesische Produkt A1 × · · · × An als die Menge aller geordneten Tupel (a1 , . . . , an ) mit ai ∈ Ai . Sind die Mengen gleich, so schreibt man An = A × · · · × A. Mengen Kartesisches Produkt 1-1 Relation Stehen Elemente einer Menge A in Beziehung zu Elementen aus einer Menge B, so kann dies mit Hilfe einer Relation ausgedrückt werden. Diese besteht aus geordneten Paaren (a, b) der Elemente, die durch die Beziehung verknüpft sind. Eine Relation R ist also eine Teilmenge des kartesischen Produkts von A und B. Man sagt a steht in Relation zu b und schreibt a R b: a R b ⇔ (a, b) ∈ R ⊆ A × B . Mengen Relation 1-1 Beispiel: relationale Datenbank, z.B. Zuordnung von Vorlesungen und Studierenden Mtr.-Nr. Name 1000000 Anton Antonius Vorlesung Raum 1000001 Berta Bethel Höhere Mathematik I V57.01 1000002 Cornelius Cornell Knigge für Studierende V47.02 1000003 Damian Damien 1000004 Egon Ekel 1000005 Frank Frankfurth Mengen Relation 2-1 Eigenschaften von Relationen Eine Relation R auf einer Menge A (R ⊆ A × A) heißt reflexiv, wenn jedes Element in Relation zu sich selbst steht: ∀a ∈ A : a R a symmetrisch, wenn die Reihenfolge der Elemente keine Rolle spielt: a R b =⇒ b R a antisymmetrisch, wenn aus der Symmetrie die Identität folgt: a R b ∧ b R a =⇒ a = b transitiv, wenn aus einer Kette das mittlere Element entfernt werden kann: a R b ∧ b R c =⇒ a R c total, wenn je zwei Elemente in mindestens einer Richtung in Relation stehen: ∀a, b ∈ A : a R b ∨ b R a Mengen Relation 3-1 Ist eine Relation reflexiv, symmetrisch und transitiv, so wird sie Äquivalenzrelation genannt. Es wird dann meist a ∼ b statt a R b oder (a, b) ∈ R geschrieben. Eine Äquivalenzrelation unterteilt die Menge A in disjunkte Teilmengen (Äquivalenzklassen), wobei zwei Elemente einer Teilmenge zueinander in Relation stehen (äquivalent sind), während zwei Elemente aus unterschiedlichen Teilmengen dies nicht tun. Ist eine Relation reflexiv, antisymmetrisch und transitiv, so ist sie eine Halbordnung und man schreibt meist a ≤ b statt a R b oder (a, b) ∈ R. Ist eine Halbordnung zusätzlich total, heißt sie (totale) Ordnung und A heißt durch ≤ geordnet. Mengen Relation 3-2 Beispiel: (i) Mengeninklusion ⊆: Halbordnung in der Potenzmenge P(M) einer Menge M A⊆A reflexiv A⊆B ∧B ⊆A⇒A=B antisymmetrisch A⊆B⊆C ⇒A⊆C transitiv keine Ordnung, falls |M| > 1: a, b ∈ M, a 6= b : {a} 6⊆ {b} ∧ {b} 6⊆ {a} (⊆ nicht total) Mengen Relation 4-1 (ii) hat gleich viele Elemente wie“: ” Äquivalenzrelation in P(M) für eine endliche Menge M |A| = |A| reflexiv |A| = |B| ⇒ |B| = |A| symmetrisch |A| = |B| = |C | ⇒ |A| = |C | transitiv Mengen Relation 4-2 Abbildung Unter einer Abbildung f von einer Menge A in eine Menge B versteht man eine Vorschrift, die jedem a ∈ A eindeutig ein bestimmtes b = f (a) ∈ B zuordnet: f : A −→ B . Für die Elementzuordnung verwendet man die Schreibweise a 7→ b = f (a) und bezeichnet b als das Bild von a, bzw. a als ein Urbild von b. Ist M ⊆ A, so heißt f (M) = {f (m) : m ∈ M} ⊆ B das Bild von M und für N ⊆ B heißt f −1 (N) = {a : f (a) ∈ N} ⊆ A das Urbild von N unter der Abbildung f . Die Menge f (A) heißt Wertebereich und A Definitionsbereich der Abbildung f . Abbildungen Abbildung 1-1 Eine Abbildung kann man folgendermaßen illustrieren. A B a a′ b = f (a) Wie aus dem Bild ersichtlich ist, müssen nicht alle Elemente aus B als Bild eines Elementes aus A auftreten und ein Element aus B darf auch Bild mehrerer Elemente aus A sein, d.h. Elemente aus der Bildmenge können mehrere Urbilder haben. Es muss allerdings für jedes Element aus A ein eindeutiges Bild geben, das heißt von jedem a muss genau ein Pfeil ausgehen. Statt Abbildung verwendet man auch den Begriff Funktion, insbesondere in der reellen und komplexen Analysis. Abbildungen Abbildung 1-2 Eigenschaften von Abbildungen Eine Abbildung f : A −→ B zwischen zwei Mengen A und B heißt injektiv, falls f (a) 6= f (a0 ) für alle a, a0 ∈ A mit a 6= a0 surjektiv, falls es für jedes b ∈ B ein a ∈ A gibt mit f (a) = b bijektiv, falls f sowohl injektiv als auch surjektiv ist. Diese Begriffe lassen sich anhand von Mengendiagrammen illustrieren: injektiv Abbildungen surjektiv bijektiv Abbildung 2-1 Beispiel Abbildungen zwischen den natürlichen Zahlen f : N −→ N (i) Bijektiv: f (n) = n − (−1)n vertauscht benachbarte Zahlen 1 7→ 1 − (−1)1 = 1 + 1 = 2 2 7→ 2 − (−1)2 = 2 − 1 = 1 3 7→ 4 4 7→ 3 ··· Abbildungen Abbildung 3-1 (ii) Surjektiv: n 7→ Anzahl der Dezimalziffern zu jeder Ziffernzahl f (n) gibt es ein Urbild n. (iii) Injektiv: f (n) = n2 für n, n0 ∈ N gilt: n 6= n0 =⇒ n2 6= n02 (iv) Weder surjektiv noch injektiv: n 7→ nächstgrößere Primzahl nicht surjektiv, da nur Primzahlen als Bilder auftreten nicht injektiv, da z.B. f (14) = 17 = f (15) Abbildungen Abbildung 3-2 Verknüpfung von Abbildungen Die Verknüpfung oder Komposition zweier Abbildungen f : A → B und g : B → C ist durch a 7→ (g ◦ f )(a) = g (f (a)), a ∈ A, definiert und in dem folgendem Diagramm veranschaulicht. g f A B C g◦f Abbildungen Verknüpfung von Abbildungen 1-1 Die Verknüpfung ◦ ist assoziativ, d.h. (h ◦ g ) ◦ f = h ◦ (g ◦ f ) aber nicht kommutativ, denn im Allgemeinen ist f ◦ g 6= g ◦ f . Abbildungen Verknüpfung von Abbildungen 1-2 Beispiel Abbildungen auf der Menge der Teilmengen von R f (D) = D ∩ [0, 2), g (D) = D ∪ [0, 3), h(D) = D \ [2, 3) (i) Verknüpfung nicht kommutativ, z.B. (f ◦ g )([1, 4)) = f ([0, 4)) = [0, 2) (g ◦ f )([1, 4)) = g ([1, 2)) = [0, 3) (ii) Verknüpfung assoziativ (h ◦ g )(D 0 ) = h(D 0 ∪ [0, 3)) = D 0 ∪ [0, 2) D 0 = f (D) ⇒ (h ◦ g ) ◦ f (D) = (D ∩ [0, 2)) ∪ [0, 2)) = [0, 2) gleiches Resultat bei anderer Klammerung (g ◦ f )(D) = g (D ∩ [0, 2)) = [0, 3) h ◦ (g ◦ f )(D) = [0, 3) \ [2, 3) = [0, 2) Abbildungen Verknüpfung von Abbildungen 2-1 Inverse Abbildung Für eine bijektive Abbildung f : A → B ist durch b = f (a) ⇔ a = f −1 (b) die inverse Abbildung f −1 : B → A definiert. f A B f −1 Insbesondere ist a = f −1 (f (a)), d.h. f −1 ◦ f ist die identische Abbildung. Abbildungen Inverse Abbildung 1-1 Fakultät Das Produkt der ersten n natürlichen Zahlen wird mit n! = 1 · 2 · · · n bezeichnet (lies: n Fakultät). Konsistent mit der Definition des leeren Produktes setzt man 0! = 1. Die Zahl n! entspricht der Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten n unterschiedliche Objekte anzuordnen, d.h. der Anzahl der Permutationen von n Elementen. Für großes n kann das asymptotische Verhalten von n! mit Hilfe der Stirlingschen Formel, √ n! = 2πn (n/e)n (1 + O(1/n)) , approximiert werden. Kombinatorik Fakultät 1-1 Binomialkoeffizient Für n, k ∈ N0 mit n ≥ k definiert man den Binomialkoeffizienten n(n − 1)(n − 2) · · · (n − k + 1) n n! = . = (n − k)!k! 1 · · · (k − 2)(k − 1)k k Er gibt die Anzahl der k-elementigen Teilmengen einer Menge mit n Elementen an. Wegen 0! = 1 gilt insbesondere 0 n n = 1, = =1 0 n 0 und aus der Definition folgt: Kombinatorik n n−k n = . k Binomialkoeffizient 1-1 Beispiel 5·4 5 5! = = 10 = 3!2! 1·2 2 Auswahl von 2-elementigen Teilmengen aus der Menge {a, b, c, d, e} {a, b}, {a, c}, {a, d}, {a, e} {b, a}, {b, c}, {b, d}, {b, e} ··· 5 · 4 Teilmengen Reihenfolge irrelevant {a, b} = {b, a}, · · · Division durch 2 Kombinatorik Binomialkoeffizient 2-1 Pascalsches Dreieck Die Binomialkoeffizienten n n! = k (n − k)! k! lassen sich mit Hilfe der Rekursion n+1 n n = + k k −1 k in einem Dreiecksschema, dem sogenannten Pascalschen Dreieck, berechnen. Kombinatorik Binomialkoeffizient 3-1 0 k 1 1 k 1 2 k 1 3 k 4 k 1 1 Kombinatorik 1 2 1 3 3 1 &+. &+. &+. 4 6 4 .. . .. . .. . Binomialkoeffizient 1 3-2 Beweis: zu zeigende Rekursion: n+1 n n = + , k k −1 k d.h. n! n! (n + 1)! = + (n + 1 − k)! k! (n − k + 1)! (k − 1)! (n − k)! k! Division durch n! und Multiplikation mit (n − k + 1)! k! n + 1 = k + (n + 1 − k) Kombinatorik X Binomialkoeffizient 4-1 Binomischer Satz Mit der binomischen Formel lassen sich Potenzen einer Summe von zwei Variablen berechnen. Für alle n ∈ N0 gilt n n−1 n n n (a + b) = a + a b + ··· + ab n−1 + b n 1 n−1 n X n n−k k = a b . k k=0 Insbesondere ist für n = 2, 3 (a + b)2 = a2 + 2ab + b 2 , (a + b)3 = a3 + 3a2 b + 3ab 2 + b 3 . Kombinatorik Binomialkoeffizient 5-1 Beweis: vollständige Induktion Induktionsanfang (n = 0): 0 X 0 0 0−k k a b = a0 b 0 = 1 = (a + b)0 k 0 k=0 Kombinatorik Binomialkoeffizient 6-1 Induktionsschluss (n → n + 1): Induktionsvoraussetzung =⇒ n+1 (a + b) n = (a + b) (a + b) = (a + b) n X n k=0 k an−k b k Indexverschiebung (k ← k − 1) im zweiten Summand n n+1 X n n−k+1 k X n a b + an−k+1 b k k k −1 k=0 k=1 n n Konvention n+1 = 0 = −1 Summation jeweils von 0 bis n+1 Rekursion für Binomialkoeffizienten n n n+1 + = k k −1 k Formel für (a + b)n+1 n+1 X n+1 Kombinatorik k=0 k an+1−k b k Binomialkoeffizient 6-2 Identitäten für Binomialkoeffizienten Für Binomialkoeffizienten gelten folgende Identitäten: n 2 = n X n k=0 n X k , n 0 = (−1)k , n ≥ 1 , k k=0 k X n n−k −1+i = , k < n, k i i=0 n−k X k − 1 + i n = , k > 0. k k −1 i=0 Kombinatorik Binomialkoeffizient 7-1 Beweis: (i) Erste und zweite Identität: folgen aus dem Binomischen Lehrsatz, (a + b)n = n X n n−k k a b , k k=0 mit a = b = 1 bzw. a = −b = 1 Kombinatorik Binomialkoeffizient 8-1 (ii) Dritte und vierte Identität: wiederholte Anwendung der Rekursionsformel n n−1 n−1 = + k k k −1 n−1 n−2 n−2 = + + k k −1 k −2 = ·· · n−1 n−2 n−k −1 = + + ··· + k k −1 0 k X n−k −1+i = i i=0 d.h. die dritte Identität Substitution (n − k) → k, Kombinatorik m j = m m−j vierte Identität Binomialkoeffizient 8-2 Illustration der letzten beiden Identitäten als Summationswege im Pascalschen Dreieck 1 1 1 1 1 1 2 3 4 5 1 1 1 3 6 10 4 10 1 5 1 dritte Identität: 1 + 2 + 3 + 4 = 10 vierte Identität: 1 + 3 + 6 = 10 Kombinatorik Binomialkoeffizient 8-3 Auswahl von Teilmengen Die folgende Tabelle gibt die Anzahl der Möglichkeiten an, aus einer Menge mit n verschiedenen Elementen k Elemente auszuwählen, wobei unterschieden werden muß, ob die Reihenfolge eine Rolle spielt (nicht sortiert) und Wiederholungen zugelassen sind. nicht sortiert ohne Wiederholungen n(n − 1) · · · (n − k + 1) mit Wiederholungen nk Kombinatorik sortiert n k n+k −1 k Kombinatorik von Mengen 1-1 Beweis: (i) Auswahl ohne Wiederholungen: Berücksichtigung der Reihenfolge n Möglichkeiten für das erste, (n − 1) Möglichkeiten für das zweite, ... (n − k + 1) Möglichkeiten für das k-te Element Gesamtzahl der Möglichkeiten: n(n − 1) · · · (n − k + 1) Ohne Berücsichtigung der Reihenfolge Division durch die Anzahl k! der Permutationen von k Elementen, d.h. n k Möglichkeiten Kombinatorik Kombinatorik von Mengen 2-1 (ii) Auswahl mit Wiederholungen: Berücksichtigung der Reihenfolge n Möglichkeiten für jedes Element, insgesamt nk Ohne Berücksichtigung der Reihenfolge Plazierung von n − 1 Markierungen zwischen n + k Punkten • — • — • — • — • — • — • — • M M M M um 1 verminderte Anzahl der Punkte zwischen der (i − 1)-ten und b Anzahl der Wiederholungen des i-ten Elements i-ten Markierung − nach (i) n+k −1 n−1 mögliche Markierungen Kombinatorik Kombinatorik von Mengen 2-2 Beispiel: Urne mit einer roten, einer grünen und einer blauen Kugel Anzahl der Möglichkeiten bei zweimaligem Ziehen (n = 3, k = 2) nicht sortiert ohne Wiederholungen (ohne Zurücklegen) sortiert n k n(n − 1) · · · (n − k + 1) 3 =3 2 n+k −1 k 3·2=6 mit Wiederholungen (mit Zurücklegen) nk 32 Kombinatorik =9 Kombinatorik von Mengen 3+2−1 2 =6 3-1 Beispiel: deutsches Autokennzeichen: Kombination von ≤ 3 Buchstaben für den Landkreis oder die Stadt, ≤ 2 weiteren Buchstaben und einer bis zu vierstelligen Zahl 26n mögliche Kombinationen aus n Buchstaben (26 + 262 + 263 ) · (26 + 262 ) · 9999 = 1.28 · 1011 mögliche Kennzeichen Kombinatorik Kombinatorik von Mengen 4-1 Komplexe Zahlen Um auch Wurzeln aus negativen Zahlen bilden zu können, führt man eine imaginäre Einheit i als eine der Lösungen von i2 = −1 ein und bezeichnet C = {z = x + iy : x, y ∈ R} , als Menge der komplexen Zahlen. Dabei werden x und y Real- bzw. Imaginärteil genannt: x = Re z, y = Im z , insbesondere ist R = {z ∈ C : Im(z) = 0}. Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 1-1 Die komplexen Zahlen bilden einen Körper. Definiert man Addition und Multiplikation gemäß z1 + z2 = x1 + x2 + i(y1 + y2 ) z1 · z2 = x1 x2 − y1 y2 + i(x1 y2 + x2 y1 ) , so gelten die üblichen Rechenregeln. Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 1-2 Beispiel (i) Addition: (2 + 3i) + (4 − 5i) = 6 − 2i (ii) Multiplikation: (2 + 3i) · (4 − 5i) = 8 − 10i + 12i − |{z} 15i2 =−15 = 23 + 2i (i2 = −1) Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 2-1 Komplexe Konjugation Für eine komplexe Zahl z = x + iy definiert man die konjugiert komplexe Zahl z̄ = x − iy . Geometrisch bedeutet die komplexe Konjugation eine Spiegelung an der x-Achse: (x, y ) → (x, −y ). Die komplexe Konjugation ist mit den arithmetischen Operationen verträglich: z1 ◦ z2 = z̄1 ◦ z̄2 für ◦ = +, −, ∗, /. Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 3-1 Beispiel z = 2 − i, w = 1 + 3i (i) Addition: z +w = (2 + i) + (1 − 3i) = 3 − 2i z +w = (2 − i) + (1 + 3i) = 3 + 2i Übereinstimmung (ii) Multiplikation: zw = (2 + i)(1 − 3i) = (2 + 3) + (1 − 6)i = 5 − 5i zw = (2 − i)(1 + 3i) = (2 + 3) + (−1 + 6)i = 5 + 5i gleiches Resultat 5 − 5i Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 4-1 Betrag komplexer Zahlen Der Betrag einer komplexen Zahl z = x + iy ist als p √ |z| = x 2 + y 2 = z z̄ definiert. Für z ∈ R ist diese Definition konsistent mit der Definition der Betragsfunktion für reelle Zahlen und besitzt analoge Eigenschaften. Positivität: |z| ≥ 0, |z| = 0 ⇐⇒ z = 0 Multiplikativität: |z1 z2 | = |z1 | |z2 |, |z1 /z2 | = |z1 |/|z2 |, z2 6= 0 Dreiecksungleichung: |z1 | − |z2 | ≤ |z1 + z2 | ≤ |z1 | + |z2 | Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 5-1 Beweis: (i) Positivität X (ii) Multiplikativität: Produkt: |z1 z2 |2 = |(x1 + iy1 )(x2 + iy2 )|2 = |(x1 x2 − y1 y2 ) + i(x1 y2 + x2 y1 )|2 = x12 x22 + y12 y22 + x12 y22 + x22 y12 Terme ±2x1 x2 y1 y2 heben sich auf 2 2 |z1 | |z2 | = (x12 Übereinstimmung mit + y12 )(x22 + y22 ) Quotient: Anwendung der bewiesenen Identität für das Produkt von Beträgen |(z1 /z2 )||z2 | = | (z1 /z2 )z2 | | {z } ⇔ |z1 /z2 | = |z1 |/|z2 | z1 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 6-1 (iii) Dreiecksungleichung: Quadrieren der Ungleichungskette und Subtraktion von |z1 |2 + |z2 |2 −2|z1 ||z2 | ≤ z1 z̄2 + z̄1 z2 ≤ 2|z1 ||z2 | äquivalente Ungleichung |Re(z1 z̄2 )| ≤ |z1 ||z2 | bzw. |x1 x2 + y1 y2 | ≤ q q x12 + y12 x22 + y22 erneutes Quadrieren und Subtraktion von x12 x22 , y12 y22 2x1 x2 y1 y2 ≤ x12 y22 + x22 y12 X, da (x1 y2 − x2 y1 )2 ≥ 0 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 6-2 Beispiel: z = 3 − 4i Betrag |z| = p 32 + 4 2 = 5 binomische Formel z z̄ = (3 − 4i)(3 + 4i) = 9 − 16i2 = 9 + 16 = 25 = |z|2 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen 7-1 Formel von Euler-Moivre Die Exponentialfunktion mit imaginärem Argument lässt sich mit Hilfe der trigonometrischen Funktionen ausdrücken: exp(iϕ) = cos ϕ + i sin ϕ für ϕ ∈ R. Der Kosinus und der Sinus entsprechen also dem Real- und Imaginärteil komplexer Zahlen mit Betrag 1 (| exp(iϕ)| = 1). Invertiert man die obige Formel, so folgt 1 iϕ e + e−iϕ 2 1 iϕ = e − e−iϕ . 2i cos ϕ = Re eiϕ = sin ϕ = Im eiϕ Die Identitäten zwischen exp, cos und sin gehen auf Euler and Moivre zurück. Sie bilden die Grundlage für die geometrische Interpretation komplexer Zahlen und spielen in der Fourier-Analysis eine wichtige Rolle. Komplexe Zahlen Formel von Euler-Moivre 1-1 Beispiel: Berechnung trigonometrischer Funktionen für ϕk = π/2k , k = 1, 2, . . . definiere xk = Re exp(iϕk ) = cos(ϕk ) | {z } zk Andere trigonometrische Funktionen können algebraisch durch die Kosinus-Funktion ausgedrückt werden: q q 1 − xk2 sin ϕk 2 sin ϕk = 1 − xk , tan ϕk = = . cos ϕk xk k = 1, 2: x1 = cos(π/2) = 0, Komplexe Zahlen x2 = cos(π/4) = √ Formel von Euler-Moivre 2/2 2-1 z2 + 1 z2 replaements z3 =4 =8 Komplexe Zahlen x2 x3 Formel von Euler-Moivre 2-2 z3 auf der Diagonale des Parallelogramms, normiert z3 = z2 + 1 |z2 + 1| Re (z2 + 1) = x2 + 1, Im (z2 + 1) = Im z2 = x2 + 1 q = x3 = Re z3 = q (x2 + 1)2 + 1 − x22 Einsetzen von x2 = Re z2 = √ 2/2 1 − x22 √ x3 = =⇒ x2 + 1 √ = 2 p√ √ 2x2 + 2 2 2 + 2/2 allgemeine Rekursion xk+1 = cos(π/16) = x4 = Komplexe Zahlen p 2xk + 2/2 rq √ 2 + 2 + 2/2, usw. Formel von Euler-Moivre 2-3 Gaußsche Zahlenebene Komplexe Zahlen z = x + iy lassen sich mit den Punkten der Ebene identifizieren. Der Betrag entspricht dem Abstand vom Ursprung, Realund Imaginärteil sind die Projektionen auf die reelle bzw. imaginäre Achse, und die konjugiert komplexe Zahl ergibt sich durch Spiegelung an der reellen Achse. Im(z) Im(z) x z = reiϕ z = x + iy r y |z| ϕ Re(z) −ϕ z = re−iϕ z = x − iy Komplexe Zahlen Re(z) Gaußsche Zahlenebene 1-1 In Polarkoordinaten erhält man aus der Formel von Euler-Moivre die Darstellung z = x + iy = r (cos ϕ + i sin ϕ) = r exp(iϕ) mit r = |z|. Der Winkel ϕ ist nur bis auf Vielfache von 2π bestimmt und wird als Argument von z bezeichnet: ϕ = arg(z) . Als Standardbereich (Hauptwert) wird das Intervall (−π, π] vereinbart. Es gilt x Im(z) = . tan ϕ = Re(z) y Das Argument arg(z) kann also mit Hilfe der Arcustangens-Funktion aus dem Quotienten y /x bestimmt werden. Dabei ist der richtige Zweig zu wählen, d.h. falls Re(z) < 0 muß je nach Vorzeichen von x und y π oder −π zum Wert der Umkehrfunktion addiert werden. Komplexe Zahlen Gaußsche Zahlenebene 1-2 Bezeichnet ϕH = arctan(x/y ) ∈ [−π/2, π/2], (x, y ) 6= (0, 0), den Winkel des Hauptzweiges von arctan, so ist x ≥0 ϕH , ϕH + π, x < 0 ∧ y ≥ 0 ϕ = arg z = ϕH − π, x < 0 ∧ y < 0 Für x = y = 0 ist ϕ beliebig und wird im allgemeinen null gesetzt. Die Polardarstellung einiger komplexer Zahlen ist in der folgenden Tabelle angegeben. √ √ z 1 −1 ±i 1√± i 3 ± i 1 ± 3i r 1 1 1 2 2 2 ϕ 0 π ±π/2 ±π/4 ±π/6 ±π/3 Komplexe Zahlen Gaußsche Zahlenebene 1-3 Beispiel: √ (i) Umwandlung von z = 1 + 3i in Polarform: q √ 2 √ r = |z| = 12 + 3 = 2, ϕH = arctan( 3) = π/3 wegen x = Re z = 1 ≥ 0 keine Korrektur des Winkels: ϕ = arg z = ϕH = π/3 und nach Euler-Moivre z = 2 exp(i π/3) = 2 (cos(π/3) + i sin(π/3)) Kontrolle: cos(π/3) = 1/2, Komplexe Zahlen sin(π/3) = √ 3/2 Gaußsche Zahlenebene X 2-1 (ii) Umwandlung von z = −1 + i in Polarform: r = |z| = √ 2, ϕH = arctan(−1) = −π/4 wegen x = Re z = −1 < 0 Korrektur des Winkels: y = Im z = 1 ≥ 0 =⇒ ϕ = arg z = ϕH + π = −π/4 + π = 3π/4 Formel von Euler-Moivre z= √ 2 exp(i (3π/4)) (iii) Umwandlung von z = 2 exp(iπ/6) in Standardform: Formel von Euler-Moivre z Komplexe Zahlen = 2(cos(π/6) + i sin(π/6)) √ = 3+i Gaußsche Zahlenebene 2-2 Multiplikation komplexer Zahlen Das Produkt z1 z2 zweier komplexer Zahlen zk = xk + iyk = rk exp(iϕk ) ist (x1 x2 − y1 y2 ) + (x1 y2 + x2 y1 )i = r1 r2 exp(i(ϕ1 + ϕ2 )) . z1 z2 r2 z1 z1 ϕ2 1 Komplexe Zahlen r2 Multiplikation komplexer Zahlen 1-1 Geometrisch entspricht die Multiplikation mit einer komplexen Zahl z = re iϕ einer Streckung um den Faktor r und einer Drehung um den Winkel ϕ. Komplexe Zahlen Multiplikation komplexer Zahlen 1-2 Beispiel: (i) Produkt von 1+i= √ 2 exp(i π/4), √ √ 3 + 3i = 2 3 exp(i π/3) Verwendung der Standardform: √ √ √ (1 + i)( 3 + 3i) = 3 − 3 + 3+3 i Verwendung der Polarform √ √ √ 2 exp(i π/4) · 2 3 exp(i π/3) = 2 6 exp(i 7π/12) (ii) Quadrat von z =3+ √ √ 3i = 2 3 exp(i π/6) √ √ z 2 = 9 + 6 3i − 3 = 6 + 6 3i = 12 exp(i π/3) Komplexe Zahlen Multiplikation komplexer Zahlen 2-1 Division komplexer Zahlen Der Quotient z1 /z2 zweier komplexer Zahlen zk = xk + iyk = rk exp(iϕk ) ist r1 x1 x2 + y1 y2 x2 y1 − x1 y2 + i = exp(i(ϕ1 − ϕ2 )) . 2 2 2 2 r2 x2 + y2 x2 + y2 Speziell ist 1 1 1 x y = 2 z̄ = exp(−iϕ) = 2 − 2 i . z r r r r Der Kehrwert einer komplexen Zahl läßt sich durch Spiegelung am Einheitskreis C konstruieren, wie in der Abbildung veranschaulicht ist. Komplexe Zahlen Division komplexer Zahlen 1-1 1 v z w z/2 0 1/z Die komplex konjugierte Zahl w = 1/z̄ ist der Schnittpunkt der Diagonalen des Vierecks aus den Tangenten an C durch den Punkt z und den rechtwinklig schneidenden Radii. Die Zahl 1/z erhält man dann durch Spiegelung an der reellen Achse. Komplexe Zahlen Division komplexer Zahlen 1-2 Beweis: (i) Quotient zweier komplexer Zahlen: zk = xk + iyk = rk exp(iϕk ), k = 1, 2 Standardform z1 z2 = = Polarform Komplexe Zahlen x1 + iy1 (x1 + iy1 )(x2 − iy2 ) = x2 + iy2 (x2 + iy2 )(x2 − iy2 ) (x1 x2 + y1 y2 ) + (x2 y1 − x1 y2 )i x22 + y22 z1 r1 exp(iϕ1 ) r1 = = exp(iϕ1 − iϕ2 ) z2 r2 exp(iϕ2 ) r2 Division komplexer Zahlen 2-1 (ii) Kehrwert: 1 z = = 1 x − iy = x + iy (x + iy )(x − iy ) z̄ z̄ 1 = 2 = exp(−iϕ) 2 2 x +y r r (iii) Geometrische Konstruktion mit Hilfe des Satzes von Pythagoras: |w | |z| = 12 (Quadrat einer Kathete = Produkt von Hypothenuse und entsprechendem Hypothenusenabschnitt) korrekter Betrag von w = 1/z̄: |w̄ | = |w | = 1/|z| = |1/z| Spiegelung an der reellen Achse Änderung des Vorzeichen des Arguments: arg w̄ = − arg w = − arg z = arg(1/z) Komplexe Zahlen Division komplexer Zahlen 2-2 Beispiel: √ 3i) + 2 exp(−iπ/6) exp(iπ/2)(1 − i) Summe im Zähler in Standardform: √ √ √ √ (1 + 3i) + 2 3/2 − i/2 = (1 + 3) + ( 3 − 1)i (1 + Produkt im Nenner in Polarform: √ √ exp(iπ/2) · 2 exp(−iπ/4) = 2 exp(iπ/4) = 1 + i Quotient, erweitert mit (1 − i) √ √ √ ((1 + 3) + ( 3 − 1)i)(1 − i) 2 3 − 2i = = 2 exp(−iπ/6) (1 + i)(1 − i) 2 bzw. in Standardform 2(cos(π/6) − i sin(π/6)) = Komplexe Zahlen √ 3−i Division komplexer Zahlen 3-1 Beispiel: Spannung und Stromstärke bei linearen Wechselstromnetzwerken U(t) = U0 e i(ωt+ϕ) , I (t) = I0 e i(ωt+ψ) zeitunabhängiger komplexer Widerstand Z = U(t)/I (t) Widerstand R Spule L Kondensator C Z =R Z = iωL Z = (iωC )−1 Komplexe Zahlen Division komplexer Zahlen 4-1 Addition der komplexen Widerstände bei Serienschaltung: Zgesamt = Z1 + Z2 Addition der Kehrwerte der komplexen Widerstände bei Parallelschaltung: 1 Zgesamt = Re Z : Wirkwiderstand, oder Impedanz 1 1 + Z1 Z2 ⇒ Zgesamt = Im Z : Blindwiderstand, Z1 Z2 Z1 + Z2 |Z |: Scheinwiderstand ωL = 100Ω (ωC)−1 = 200Ω Komplexe Zahlen R = 300Ω Division komplexer Zahlen 4-2 Gesamtwiderstand R(iωC )−1 300Ω(−200iΩ) Zgesamt = iωL + = 100iΩ + R + (iωC )−1 300Ω − 200iΩ 1200 − 500i 6i · 100Ω = Ω ≈ (92.31 − 38.46i)Ω = i− 3 − 2i 13 Wechselspannung von Ueffektiv = 220V Ieffektiv = Komplexe Zahlen Effektivstrom 220V Ueffektiv = = 2.2A |Z | 100Ω Division komplexer Zahlen 4-3 Komplexe Einheitswurzeln Die Gleichung zn = 1 hat in C genau n Lösungen zk = wnk , wn = exp(2πi/n), k = 0, . . . , n − 1 , die als Einheitswurzeln bezeichnet werden. Komplexe Zahlen Einheitswurzeln 1-1 Im z wn1 wn0 = 1 Re z wnn−1 Wie in der Abbildung veranschaulicht ist, bilden die Einheitswurzeln ein dem Einheitskreis einbeschriebenes regelmäßiges n-Eck. Komplexe Zahlen Einheitswurzeln 1-2 Beispiel: (i) Kubische Einheitswurzeln: zk = exp(2πik/3), k = 0, 1, 2 Formel von Euler Moivre z0 = exp(0) = 1 √ z1 = exp(2πi/3) = cos(2π/3) + i sin(2π/3) = −1/2 + i 3/2 √ z2 = exp(4πi/3) = cos(4π/3) + i sin(4π/3) = −1/2 − i 3/2 mehrdeutige Wurzel: 3 verschiedene Werte für z 1/3 (ii) Quartische Einheitswurzeln: 1, i, −1, −i Komplexe Zahlen Einheitswurzeln 2-1 Beispiel: Lösen der Gleichung z 3 + 3z 2 i − 3z + 7i = 0 Raten der Nullstelle z1 = i Polynomdivision (z 3 + 3z 2 i − 3z + 7i) / (z − i) = z 2 + 4zi − 7 Lösungsformel für quadratische Gleichungen Alternative Lösung: binomische Formel äquivalente Gleichung z2,3 = −2i ± √ 3 (z + i)3 = −8i Darstellung komplexer Einheitswurzeln (−8i)1/3 = (2i)11/3 = (2i) exp(2πk/3), k = 0, 1, 2 und zk = −i + (2i) exp(2πik/3), Komplexe Zahlen k = 0, 1, 2 Einheitswurzeln 3-1 Potenzen einer komplexen Zahl Um Potenzen komplexer Zahlen zu bilden, verwendet man am geeignetsten die Polarform z = re iϕ . Für m ∈ Z ist z m = r m e imϕ . Die gleiche Formel bleibt auch für rationale Exponenten m = p/q ∈ Q richtig, allerdings ist das Ergebnis aufgrund der Mehrdeutigkeit der q-ten Einheitswurzel nicht eindeutig. Da die Gleichung w q = 1 die q Lösungen w = wqk , wq = exp (2πi/q) , k = 0, . . . , q − 1 besitzt, erhält man entsprechend r p/q exp (ipϕ/q) wqkp , k = 0, . . . , q − 1 als mögliche Werte für z p/q . Komplexe Zahlen Potenzen 1-1 Beispiel: z = (−1 + i)2/3 Polarform: r = √ √ 1 + 1, ϕ = arctan(1/(−1)) + π = 3π/4 2/3 √ 3 = 2 exp(πi/2)w32k , 2 exp(3πi/4) k = 0, 1, 2 w3 = exp(2πi/3) mögliche Werte: z0 = Komplexe Zahlen √ 3 2i √ √ 3 2( 3/2 − i/2) √ √ √ 3 3 = 2 i exp(8πi/3) = 2 − 3/2 − i/2) z1 = z2 √ 3 2 i exp(4πi/3) = Potenzen 2-1 Bestätigung durch Probe: z13 = √ 3 3 2 i exp(4πi/3) = 2i3 exp(4πi) = −2 i = (−1 + i)2 | {z } =1 d.h. z1 = (−1 + i)2/3 Probe für z0 und z2 analog Komplexe Zahlen Potenzen 2-2 Beispiel: unendlich viele Lösungen für irrationale oder imaginäre Exponenten unendlich viele Lösungen auf dem Einheitskreis: iπ = exp((π/2 + 2πk)i)π = exp i[π 2 /2 + 2π 2 k] , k ∈Z unendlich viele Lösungen auf einer Halbgeraden: π i = exp(ln π + 2πki)i = exp(i ln π − 2πk) = exp(−2πk) exp(i ln π), k ∈Z unendlich viele Lösungen auf der positiven reellen Achse: ii = exp((π/2 + 2πk)i)i = exp(−π/2 − 2πk), Komplexe Zahlen k ∈Z Potenzen 3-1 Kreis in der Gaußschen Zahlenebene Die Gleichung |z − a| = s|z − b|, s 6= 1 , beschreibt einen Kreis C mit Mittelpunkt w= 1 s2 a − b 1 − s2 1 − s2 und Radius r= s |b − a| |1 − s 2 | in der Gaußschen Zahlenebene. Für s = 1 degeneriert der Kreis zu einer Geraden (Radius r = ∞), der Mittelsenkrechten der Strecke ab. Ist s < 1 so liegt a im Inneren des Kreises und b außerhalb. Für s > 1 ist es umgekehrt. Komplexe Zahlen Gerade und Kreis in der komplexen Ebene 1-1 z r w b a Die Parameterform dieses Kreises ist C : w + re it , Komplexe Zahlen t ∈ [0, 2π) . Gerade und Kreis in der komplexen Ebene 1-2 Beweis: (i) Koordinatenform der Kreisgleichung: setze z = x + iy , a = a1 + ia2 , b = b1 + ib2 Quadrieren der Gleichung |z − a| = s|z − b| (x − a1 )2 + (y − a2 )2 = s 2 (x − b1 )2 + (y − b2 )2 bzw. nach Umformung (1 − s 2 )(x 2 + y 2 ) + c1 x + c2 y = d quadratische Ergänzung Kreisgleichung (x − p)2 + (y − q)2 = σr 2 σ > 0 wegen Existenz von Lösungen Komplexe Zahlen Gerade und Kreis in der komplexen Ebene 2-1 (ii) Mittelpunkt und Radius: Einsetzen von z = a + t(b − a) |t| = s|t − 1| t1 = −s , 1−s t2 = s 1+s Schnittpunkte des Kreises mit der Geraden durch die Punkte a und b z1 = z2 = s 1 a− b 1−s 1−s 1 s a+ b 1+s 1+s Mittelpunkt des Kreises 1 1 s2 w = (z1 + z2 ) = a − b 2 1 − s2 1 − s2 Radius: 1 s r = |z1 − z2 | = |b − a| 2 |1 − s 2 | Komplexe Zahlen Gerade und Kreis in der komplexen Ebene 2-2 Beispiel: Kreis |z| = 1 |z − 3i| 2 (i) Mittelpunkt und Radius gemäß der allgemeinen Formeln: w = r = s2 1 1/4 1 a − b= 0− (3i) = −i 2 2 1−s 1−s 1 − 1/4 1 − 1/4 s 1/2 |b − a| = |3i| = 2 2 |1 − s | 1 − 1/4 (a = 0, b = 3i, s = 1/2) Komplexe Zahlen Gerade und Kreis in der komplexen Ebene 3-1 (ii) Bestimmung der Koordinatenform (z = x + iy ): quadrierte Gleichung 1 x 2 + y 2 = (x 2 + y 2 − 6y + 9) 4 Umformung x 2 + y 2 + 2y + 1 = 4 ⇔ 3x 2 + 3y 2 = −6y + 9 ⇔ x 2 + y 2 + 2y = 3 quadratische Ergänzung y 2 + 2y = (y + 1)2 − 1 Standardform x 2 + (y + 1)2 = 22 Mittelpunkt: (0, −1), Radius: 2 Komplexe Zahlen Gerade und Kreis in der komplexen Ebene 3-2