23 23 Kognitionsdiagnostik Jürgen Hoyer, Samia Chaker 23.1 Einleitung 23.2 Was sind Kognitionen? – 392 23.3 Diagnostische Methoden 23.3.1 23.3.2 23.3.3 23.3.4 Bestätigungsmethoden – 394 Produktionsmethoden – 396 Positive und negative Selbstaussagen – 401 Diagnostik von Imaginationen und ihren Bewertungen 23.4 Diagnostik von dysfunktionalen Kognitionen und Grundannahmen in der Therapiepraxis – 402 23.4.1 Identifikation symptomatischer Kognitionen in der Psychotherapiepraxis – 402 Funktionen kognitiver Diagnostik in der Psychotherapiepraxis – 404 Kognitive Diagnostik im Rahmen kontrollierter Praxis – 405 23.4.2 23.4.3 – 392 Zusammenfassung – 393 – 401 – 406 Literatur – 406 Weiterführende Literatur – 407 J.Margraf, J.Margraf, S.Schneider S.Schneider (2009).Lehrbuch (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie der Verhaltenstherapie Band Band 1. 3.1. Auflage. 3. Auflage. Springer:Heidelberg Springer:Heidelberg 392 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik 23.1 23 Einleitung Für die kognitive Verhaltenstherapie ist die Annahme konstitutiv, dass Kognitionen für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen eine zentrale Rolle spielen. Demgemäß kommt der Veränderung von Kognitionen in der kognitiven Verhaltenstherapie eine Schlüsselfunktion zu. Inwieweit Kognitionen tatsächlich eine kausale Rolle für die Ätiologie psychischer Störungen innehaben, ist angesichts widersprüchlicher empirischer Befunde umstritten (für einen Überblick s. Wells u. Matthews 1994). Ihre zentrale Bedeutung für die Aufrechterhaltung von psychischen Störungen und ihre Therapie lässt sich allerdings gut belegen: Kognitionen sind ein wichtiger Bestandteil der Störungsmodelle nahezu aller psychischen Störungen, ihre Bedeutung ist dem Patienten relativ leicht zu vermitteln, und sie sind der Veränderung in vielen Fällen leichter zugänglich als beispielsweise Emotionen (Beck 1995; Wells 1997). Ein Mensch, der von sich denkt »ich bin wertlos« (unkonditionale Grundüberzeugung), wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch emotionale, physiologische und verhaltensbezogene Symptome einer affektiven Störung aufweisen. Gelingt es, solche dysfunktionalen Kognitionen zu identifizieren und zu modifizieren, ist in der Folge eine Veränderung auch der damit verbundenen emotionalen und verhaltensbezogenen Störungen wahrscheinlich – unabhängig davon, ob die Kognitionen wirklich kausal für die anderen Störungsaspekte sind oder ob sie besser als modularer Bestandteil eines in komplexer Weise interagierenden gestörten Systems zu beschreiben sind. Dementsprechend hoch ist auch die Bedeutung der Diagnostik von Kognitionen für die Grundlagenforschung zum Verständnis psychischer Störungen und für die Therapiepraxis im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie. Kognitionen sind für die Störungsdiagnostik (kategoriale Diagnostik), für die Verhaltensdiagnostik (funktionale Bedingungsanalyse) und für die Therapieplanung und -durchführung eine zentrale Zielgröße. In diesem Kapitel geben wir einen Überblick über die verschiedenen Ebenen, auf denen Kognitionen erfasst und analysiert werden, sowie über verschiedene kognitive Diagnosemethoden. Dabei zeigen wir anhand von Anwendungsbeispielen, in wie vielfältiger Weise kognitive Diagnosemethoden eingesetzt werden können. Nicht eingehen werden wir hingegen auf die Diagnostik kognitiver Leistungen, wie sie beispielsweise bei der Diagnostik neuropsychologischer Funktionsfähigkeit nach Hirnverletzungen durch Tumorerkrankungen, Schlaganfälle oder Schädel-Hirn-Traumata eingesetzt wird, oder auf die Test- und Leistungsdiagnostik, wie sie z. B. bei Intelligenztests angewendet wird. 23.2 Was sind Kognitionen? ! In Anlehnung an Wells (1997, S. 1) verstehen wir unter Kognitionen all jene Prozesse und Mechanismen, die mit dem Denken verbunden sind, einschließlich der Inhalte oder Produkte dieser Prozesse, insbesondere der Gedanken selbst. Die Diagnostik von Kognitionen im Rahmen der Verhaltenstherapie ist wesentlich durch die kognitiven Theorien im Sinne von Ellis (1962) und Beck (1976) geprägt. Ellis’ Theorie basiert auf dem Prinzip, dass emotionale und verhaltensbezogene Probleme die Folge von dysfunktionalen »Beliefs« sind, also auf unhinterfragte Überzeugungen über das eigene oder das Verhalten anderer Personen zurückgehen. Die ABC-Technik zur Vermittlung des Zusammenhangs zwischen Ereignissen, Bewertungen und Gefühlen gehört auch heute noch zu den am häufigsten angewandten Techniken in der Psychotherapiepraxis. Mittels des ABC-Schemas wird dem Patienten erklärt, dass negative Gefühle (C) nicht automatisch aufgrund von Auslösesituationen (A) entstehen oder kausal durch diese bedingt werden, sondern dadurch, wie eine Person die Auslösesituation (A) bewertet (B). Erst die kognitive Bewertung eines Ereignisses als schlimm oder schön führt zu Angst oder Freude. Wenn ein Patient ein bestimmtes unangenehmes Gefühl nicht mehr so oft erleben möchte, muss er folglich an seinen Bewertungen arbeiten, um auf lange Sicht eine Veränderung des Gefühlszustandes zu erreichen. Die Erfassung und Modifikation der von Ellis (1962) vorgeschlagenen 11 Beliefs, die er als prädisponierend für die Entstehung emotionaler Probleme ansieht, gehört nach wie vor zur gängigen Praxis in der kognitiven Verhaltenstherapie. In der kognitiven Theorie sensu Beck (1976) sind es verzerrte (dysfunktionale) Gedanken, die psychische Störungen aufrechterhalten. Diese dysfunktionalen Kognitionen zeigen sich als negative automatische Gedanken (Beispiele: »immer ich!« oder »ich kann das nicht!«) im Bewusstsein des Patienten. Verzerrte Informationsverarbeitung und negative automatische Gedanken wiederum gehen auf die Aktivierung von zugrunde liegenden, im Gedächtnis gespeicherten Annahmen und Überzeugungen zurück. Annahmen und Überzeugungen sind relativ stabile Wissensstrukturen, die die Informationsverarbeitung in schematischer Weise organisieren. Der Terminus »kognitives Schema« für diese Wissensstrukturen wurde von kognitiven Psychologen schon früh geprägt (Bartlett 1932). Ist ein Schema einmal aktiviert, beeinflusst es sowohl den Wahrnehmungsprozess als auch die Informationsverarbeitung und -speicherung (vgl. Bartling et al. 1992) sowie die Bewertung von Erfahrungen und gewinnt damit auch Einfluss auf das Verhalten im weitesten Sinne. J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 393 23.3 · Diagnostische Methoden Beispiel Ein Patient mit sozialer Phobie mit der Grundüberzeugung »Ich bin langweilig« wird eine Einladung auf eine Party ablehnen, auch wenn sie ernst gemeint ist und auch wenn er gerne Kontakt zu anderen hätte, weil er aufgrund seines Schemas »Vermeide sozialen Kontakt, sonst merken die anderen, wie langweilig du bist«, die Einladung als unangenehm und angstauslösend wahrnimmt. Dies ist genauso logisch wie dysfunktional. Für die Diagnostik von Kognitionen haben Kendall und Ingram (1987) folgende Taxonomie vorgeschlagen: Sie unterscheiden 4 kognitive Strukturen, 4 kognitive Propositionen (oder Inhalte), 4 kognitive Operationen (oder Prozesse) und 4 kognitive Produkte. Strukturen beziehen sich darauf, wie Informationen organisiert sind, z. B. im Kurz- versus im Langzeitgedächtnis. Propositionen beziehen sich auf die Informationen, die in diesen Strukturen gespeichert sind (Bedeutungseinheiten, die zusammengenommen das Wissen von der Welt ergeben). Operationen sind die Prozeduren und Mechanismen, mit deren Hilfe Informationen enkodiert, gespeichert und abgerufen werden (vgl. auch Merluzzi u. Glass 2000). Die drei ersten Komponenten beziehen sich damit wesentlich auf die Erfassung von Informationsverarbeitungsprozessen und die entsprechenden Gehirnstrukturen, auf Prozesse wie visuelles und auditives Wahrnehmen, Zeichenerkennung, Erinnerung, Problemlösen, Schlussfolgern, Entscheiden oder Denken. Diese Themengebiete der kognitiven Psychologie (als einem Bereich der allgemeinen Psychologie) spielen zwar für die klinische Grundlagenforschung eine wichtige Rolle, aber eher weniger für die angewandte klinische Diagnostik. Wenn wir im Folgenden von Kognitionen und ihrer Diagnostik sprechen, dann beziehen wir uns also vor allem auf den vierten Aspekt: kognitive Produkte, und hier insbesondere auf die Funktionalität dieser Beliefs, Annahmen und Grundüberzeugungen (Schemata) sowie auf die aus ihnen resultierenden automatischen Gedanken. Wir beschränken uns also auf den für die kognitive Verhaltenstherapie besonders relevanten Ausschnitt von Kognitionen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich mehr oder weniger funktionale und dysfunktionale Überzeugungen nicht nur allgemein auf die Bewertung des Selbst und der Außenwelt beziehen können, sondern auch auf das Wissen über Kognitionen und Emotionen sowie auf die Strategien, mit denen kognitive Schemata selbst aktiviert oder deaktiviert werden. Die Ausgangsüberlegung der metakognitiven Theorie von Wells (Wells 1997; Wells u. Matthews 1994) liegt darin, dass nicht nur Handlungen, sondern auch Emoti- 23 onen, Kognitionen und Körperprozesse einem dauernden Beobachtungs- und Prüfprozess unterworfen sind. Dysfunktionale Metakognitionen, also Fehlannahmen darüber, welche Gedanken »normal« und adaptiv sind und welche Strategien für den Umgang mit vermeintlich schädlichen Gedanken (z. B. Sorgen oder Intrusionen) eingesetzt werden können (z. B. Gedankenunterdrückung), sind ein wichtiger Baustein zum Verständnis der Angststörungen, der Depressionen und weiterer Störungen wie Schlafstörungen oder Alkoholabhängigkeit (Hoyer et al. 2007; Papageorgiou u. Wells 2003; Wells 2000). 23.3 Diagnostische Methoden Die Diagnostik kognitiver Inhalte basiert auf der Annahme, dass Kognitionen der Selbstwahrnehmung zugänglich und auch kommunizierbar sind. Wenn Menschen über ihre Gedanken nachdenken und darüber sprechen, so beziehen sie sich meistens auf die Inhalte ihrer Kognitionen und seltener auf den Prozess, durch welchen eine Kognition zustande kommt, welche bioneuropsychologischen Prozesse dazu geführt haben, dass sie in einem bestimmten Moment einen bestimmten Gedanken hatten usw. Eine weitere Kernannahme in der kognitiven Verhaltenstherapie ist, dass Kognitionen emotionale Reaktionen und Verhaltensreaktionen beeinflussen und vermitteln. ! Kognitionen sind Gedanken und (bildhafte) Vorstellungen und beeinflussen menschliches Erleben und Verhalten. Die Inhalte der Kognitionen sind der Selbstreflektion zugänglich und können kommuniziert werden. Die Diagnostik von Kognitionen zielt in der Therapie auf eine umfassende Beschreibung von Gedanken, Vorstellungsbildern und Erinnerungen im Kontext des problematischen Verhaltens ab. Dabei ist es hilfreich, erfragte Gedanken zu ordnen und zu kategorisieren. Die Diagnostik von Kognitionen kann mit zwei verschiedenen Zielstellungen durchgeführt werden: Einerseits können den Gedanken zugrunde liegende Bedeutungsstrukturen, Grundannahmen und kognitive Schemata erfragt werden. Dies wird als Standardverfahren zur Exploration und Modifikation dysfunktionaler Grundannahmen in 7 Kap. I/39 näher erläutert. Andererseits ist es aber für die Therapie ebenfalls bedeutsam, die individuellen Gedanken einer Person in einer bestimmten Situation möglichst vollständig zu erfassen. Dies wird am besten über die verschiedenen Möglichkeiten der Verhaltensanalyse realisiert (7 Kap. I/21 und s. unten). Eine wichtige Rolle bei der Erhebung von Kognitionen spielt der Kontext. Ein voll remittierter Patient wird während der Rückfallprophylaxe in der Depressionstherapie andere Kognitionen als in der Akutphase berichten. Für die kognitive Verhaltenstherapie ist eine sorgfältige Diagnostik und Analyse der Kognitionen des Patienten in verschie- J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 394 23 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik denen Situationen die Arbeitsgrundlage. Erst die Diagnostik von Kognitionen ermöglicht es dem Therapeuten, in die individuelle Erlebnis- und Erfahrungswelt jedes einzelnen Patienten vorzudringen und an Hand dessen eine optimale Therapiegestaltung zu erwägen. Glass (1993) schlägt folgende vier Dimensionen zur Einordnung kognitiver Diagnostik vor: 1. Strukturierung (Bestätigungsmethoden versus Produktionsmethoden), 2. Zeit (Bezug auf vergangene, aktuelle oder zukünftige/ antizipierte Ereignisse), 3. Antwortformat (schriftlich versus mündlich), 4. Stimulusart (in der Imagination, im Rollenspiel oder in vivo). Wir gehen im Folgenden hauptsächlich auf die Unterscheidung zwischen Bestätigungs- und Produktionsmethoden ein und stellen abschließend die gemeinsame Verwendung beider Methoden im Rahmen der Forschung und der psychotherapeutischen Praxis dar. 23.3.1 Bestätigungsmethoden Übersicht über Bestätigungsmethoden Bestätigungsmethoden sind dadurch definiert, dass dem Patienten bestimmte Kognitionen vorgegeben werden, die mit einer festgelegten Zielstellung bearbeiten werden sollen. Beispielsweise kann der Patient angeben, ob er bestimmte Gedanken schon einmal hatte, wie häufig er bestimmte Gedanken hat oder ob er bestimmten Gedanken zustimmt oder nicht. Die meisten Bestätigungs- methoden sind strukturierte Selbstbeurteilungsbögen mit einem bestimmten (klinischen) Schwerpunkt, deren Bearbeitung mittels Likert-skalierter Antwortvorgaben erfolgt. Die Entwicklung von Bestätigungsmethoden war in den letzten Jahrzehnten der fruchtbarste Bereich in der Entwicklung von Diagnoseinstrumenten (Clark 1997; Glass u. Arnkoff 1997). Die meisten Fragebögen beziehen sich speziell auf ein bestimmtes Erhebungsanliegen, z. B. auf die Erfassung von typischen Kognitionen im Zusammenhang mit bestimmten Störungen wie Depressionen, bei sozialen Ängsten oder auf die Erfassung von für Veränderungsprozesse zentrale Variablen wie z. B. der Selbstwirksamkeitserwartung. Eine Übersicht über alle gängigen Bestätigungsmethoden würde bei Weitem den Rahmen dieses Kapitels sprengen. Wir werden deshalb nur einige gebräuchliche Instrumente aus den Bereichen Angststörungen und affektive Störungen aufführen (. Tab. 23.1) und auf weiterführende Literatur verweisen. Eine Zusammenfassung zur Diagnostik im Angstbereich liefern Hoyer und Margraf (2003) und Hoyer et al. (2005), eine Zusammenfassung im Bereich der depressiven Störungen Hautzinger und Meyer (2002). Zur Demonstration der Bedeutung des Einsatzes von kognitiven Bestätigungsmethoden berichten wir im Folgenden zwei Beispiele, wobei das erste aus der Therapiepraxis, das zweite aus der Forschungspraxis stammt. Das erste Beispiel verdeutlicht den Einsatz von Bestätigungsmethoden im Rahmen der verhaltenstherapeutischen Praxis zur Therapieerfolgskontrolle an Hand der Behandlung eines Patienten mit Panikstörung mit Agoraphobie (Lang u. Hoyer 2007). . Tab. 23.1. Darstellung häufig benutzter kognitiver Bestätigungsmethoden aus den Bereichen Depression und Angst Bereich Fragebogen Depression Skala dysfunktionaler Einstellungen (DAS, Weissman u. Beck 1978; deutsche Version: Hautzinger et al. 2005) Cognition Checklist (CCL, Beck et al. 1987; deutsche Version: Tönnies 1994) Panikstörung und Agoraphobie Soziale Phobie Agoraphobic Cognitions Questionnaire (ACQ, Chambless et al. 1984; deutsche Version: Ehlers u. Margraf 2001) Skala »Angst vor negativer Bewertung« (SANB, Watson u. Friend,1969; deutsche Version: Vormbrock u. Neuser 1983) Fragebogen zu sozialphobischen Einstellungen (deutsche Version in Stangier et al. 2002) Fragebogen zu sozialphobischen Kognitionen (deutsche Version in Stangier et al. 2002) Generalisierte Angststörung Metakognitionsfragebogen (MKF, Cartwright-Hatton u. Wells 1997; vgl. Hoyer et al. 2005) Zwangsstörung Interpretations of Intrusions Inventory (III), Obsessive Beliefs Questionnaire (OBQ, beide OCD Working Group 1997) Thought Control Questionnaire (TCQ, Wells u. Davies 1994; deutsche Version: Fehm u. Hoyer 2004) Posttraumatische Belastungsstörung Fragebogen zu Gedanken nach traumatischen Erlebnissen (PTCI, Foa et al. 1999; deutsche Version: Ehlers u. Boos 2000) Fragebogen zu dysfunktionalen Kognitionen (FDK, Steil 2003) Störungsunspezifisch Fragebogen Irrationaler Einstellungen (FIE, Klages 1990) White Bear Suppression Inventory (WBSI, Wegner u. Zanakos 1994; deutsche Version: Höping u. de Jong-Meyer 2003) J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 395 23.3 · Diagnostische Methoden 23 Fallbeispiel Herr S. (28 Jahre, BWL-Student) erfüllt die diagnostischen Kriterien einer Panikstörung mit Agoraphobie. Der Beginn der Störung liege bereits 5 Jahre zurück. Heute könne er ohne Begleitung das Haus nicht mehr verlassen, er habe seine Partnerin verloren und sein Studium aufgeben müssen. Er berichtet, früher ein sehr neugieriger und sportlich aktiver junger Mann gewesen zu sein. Er wolle in der Therapie nicht nur reden, sondern möglichst schnell viel erreichen. Nach Diagnostik, Psychoedukation, kognitiver Vorbereitung und Verhaltensexperimenten zur Panikinduktion führte der Therapeut gemeinsam mit Herrn S. an 3 Tagen, verteilt auf 2 Wochen, massierte Expositionsübungen durch. In den folgenden 6 Wochen konfrontierte sich Herr S. selbstständig mit angstauslösenden Situationen. Für den Therapieerfolg ist es entscheidend, dass der Patient die für Menschen mit Agoraphobie typischen ka- Das zweite Beispiel illustriert den Einsatz von Bestätigungsmethoden zur Erfassung metakognitiver Verarbeitungsstrategien im Rahmen der Forschungspraxis am Beispiel der Behandlung der Alkoholabhängigkeit (Chaker et al. 2006). Metakognitionen bezeichnen dabei die Bewertung von alkoholbezogenen Gedanken (z. B. »Dieser Gedanke tastrophisierenden Bewertungen von Körperempfindungen erfolgreich und stabil reduzieren kann. Deshalb wurde u. a. der »Agoraphobic Cognitions Questionnaire« (ACQ, Ehlers u. Margraf 2001) eingesetzt (Beispielitems: »Ich muss einen Hirntumor haben«, »Ich werde verrückt werden«). Der ACQ besteht aus 15 Items, die auf einer LikertSkala von 1 bis 5 bewertet werden können. Zur Auswertung wird der Mittelwert über alle Items gebildet, der zwischen 1,00 und 5,00 liegen kann. Der Cut-off-Wert für klinische Stichproben liegt bei 2,02. Herr S. erreichte vor der Therapie einen Wert von 2,64 und lag damit deutlich über dem klinischen Cut-off-Wert. Unmittelbar nach der Therapie lag sein Wert bei 1,00 und blieb zur 6-Monats-Katamnese unverändert. Herr S. war somit nach der Therapie frei von spezifisch agoraphobischen dysfunktionalen Kognitionen. an Alkohol kann dazu führen, dass ich tatsächlich trinke« als negative Metakognition oder »Dieser Gedanke kann mir als Hinweis auf einen möglichen Rückfall dienen« als positive Metakognition). Gedankenunterdrückung ist eine metakognitive Verarbeitungsstrategie, die störungsaufrechterhaltende Effekte haben kann (s. unten). Beispiel Bisher ist nicht klar, ob bei alkoholabhängigen Patienten durch die Cue-Exposure (7 Kap. II/17) lediglich aktuelle Kognitionen verändert werden oder ob auch Veränderungen in Metakognitionen und der Verarbeitung von alkoholbezogenen Gedanken erreicht werden. Chaker et al. (2006) zeigten, dass sich negative Metakognitionen und Gedankenunterdrückung nach einer Cue-Exposure veränderten. Allerdings konnte unmittelbar nach der Exposition nur ein Absinken negativer Metakognitionen gezeigt werden, eine Reduktion in Bezug auf alkoholbezogene Gedankenunterdrückung wurde erst eine Woche nach Inzwischen gibt es für fast alle psychischen Störungen Bestätigungsmethoden zur Erfassung mehr oder weniger dysfunktionaler Kognitionen und metakognitiver Strategien. Gemeinsam mit Fragebögen zur Erfassung von körperlichen Symptomen oder Verhaltensweisen sind kognitive Bestätigungsmethoden die Grundlage der ganzheitlichen Erfassung eines Störungsbildes. Bestätigungsmethoden in Forschung und Praxis Zu Beginn seien einige Einschränkungen der Anwendung von Bestätigungsmethoden genannt, die vor allem in der klinischen Forschung bedeutsam sind: Schwierigkeiten bereitet die Beurteilung einzelner Instrumente im Hinblick der Exposition in den Fragebogenwerten sichtbar. Das bedeutet, dass Patienten unmittelbar nach einer Exposition Gedanken an Alkohol zwar weniger negativ bewerten, aber dennoch tendenziell unterdrücken. Eine Reduktion der Strategie der Gedankenunterdrückung erfolgt erst später, wenn sich die Einsicht, dass Gedanken an Alkohol nicht schädlich sind und nicht automatisch zum Rückfall führen, etabliert hat. Dies hat auch Konsequenzen für die Therapie: Patienten sollten darin bestärkt werden, nach der Exposition auftretende Gedanken an Alkohol auszusprechen. auf »klassische« Gütekriterien wie Validität und Reliabilität. Es liegt in der Natur von Kognitionen, dass diese zeit-, situations- und kontextspezifisch sind. Folglich ist die RetestReliabilität nicht immer ein geeignetes Gütekriterium für Bestätigungsmethoden, weshalb häufig lediglich Angaben zur inneren Konsistenz gemacht werden (Glass 1993). Höhere Reliabilitätswerte finden sich vor allem für Fragebögen, die zugrunde liegende dysfunktionale Schemata erfassen, weil diese sich in verschiedenen Situationen relativ konsistent zeigen. Weitere Einschränkungen ergeben sich im Hinblick auf die Validität der Instrumente. Merluzzi und Glass (2000) verweisen auf die Bedeutsamkeit der Kontentvalidität bei J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 396 23 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik der Konstruktion von Bestätigungsmethoden. Ein ausreichend großer Itempool, aus welchem nach sorgfältig festgelegten Regeln einzelne Items als Testitems für die interessierende Untersuchungspopulation ausgewählt werden, ist unabdingbare Voraussetzung für Kontentvalidität. Glass und Arnkoff (1997) berichten, dass die Kriterums- und prädiktive Validität kognitiver Diagnosemethoden durchaus der von Selbstbeurteilungsbögen anderer psychologischer Phänomene, wie Affekt, Persönlichkeit, Verhalten oder Symptomen, gleichkommt. Gleiches gilt für die diskriminante Validität hinsichtlich der Differenzierung zwischen verschiedenen Störungen. Ein Problem besteht allerdings für die konvergente Validität, denn die empirisch gefundenen Korrelationen zwischen Daten, die mittels Bestätigungsmethoden bzw. mittels Produktionsmethoden gewonnen wurden, sind oft nur gering (s. unten). Diesen Schwierigkeiten stehen allerdings auch zahlreiche Vorteile gegenüber. Das Ankreuzen von gestuften Antwortvorgaben ist eine effiziente und einfache Möglichkeit, Einblicke in Gedanken, Gefühle, bildhafte Vorstellungen und Einstellungen einer Person zu erhalten. Der Einsatz und die Auswertung von strukturierten Messinstrumenten mit geschlossenen Fragen ist wenig kosten- und zeitintensiv (Glass u. Arnkoff 1997). Sofern für einzelne Bestätigungsmethoden Informationen zur Normierung vorliegen, ist eine Einordnung von Individuen in gesunde und klinische Wertebereiche möglich. Insgesamt kann man wohl sagen, dass kaum ein klinisches Forschungsprojekt ohne den Einsatz von Bestätigungsmethoden auskommt. Für die Anwendung von Bestätigungsmethoden in der therapeutischen Praxis ergeben sich andere Beurteilungskriterien: Ein Nachteil ist sicherlich die Begrenzung der vorgegebenen Kognitionen. So empfinden es Patienten häufig als schwierig, ihre Gedanken in Kategorien auszudrücken und sich für die eine oder andere Antwortalternative entscheiden zu müssen. Ferner wird der Proband dazu gebracht, das anzukreuzen, was er von allen Items am ehesten als zutreffend empfindet, als das, was er in einer bestimmten Situation wirklich gedacht hat (Glass u. Arnkoff 1997). Zudem unterliegen die meist retrospektiven Angaben bereits (störungsspezifischen) Erinnerungsfehlern. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich, wenn keine Normen vorliegen. Die vergleichende Einordnung von individuellen Patientendaten – eigentlich ein Vorteil von Bestätigungsmethoden – kann dann nicht oder nur mit großer Unsicherheit erfolgen. > Fazit Bestätigungsmethoden sind nicht nur zu Beginn einer Therapie ein effizientes Hilfsmittel. Neben ihrer diagnostischen Funktion können sie dem Patienten helfen, seine Gedanken auszudrücken und zu ordnen. Weiterhin erleben Patienten es oft als entlastend, zu sehen, dass sie mit ihrem Problem und ihren Gedanken nicht »alleine dastehen«, sondern dass diese offensichtlich so »normal« sind, dass es dazu bereits Fragebögen gibt. Besonders geeignet sind Bestätigungsmethoden auch zur Verlaufs- und Therapieerfolgsmessung. Dabei können die Fragebögen immer wieder in gewissen zeitlichen Abständen ausgegeben werden, und bei den meisten Verfahren ist ein Vergleich mit Normstichproben möglich. Insgesamt sind kognitive Bestätigungsmethoden für die Therapiepraxis gut geeignete und unverzichtbare Hilfsmittel, um Kognitionen zu diagnostizieren und deren Veränderung zu erfassen. 23.3.2 Produktionsmethoden Produktionsmethoden sind dadurch definiert, dass der Patient in eigenen Worten Kognitionen ausformulieren soll. Im Unterschied zu den Bestätigungsmethoden sind die interessierenden Kognitionen also nicht vorgegeben, sondern werden vom Patienten selbst berichtet. Wir werden im Folgenden die wichtigsten Produktionsmethoden vorstellen. Strukturierte Tagebücher und Gedankenprotokolle Die in der psychologischen Praxis wahrscheinlich am häufigsten benutzte Produktionsmethode ist die Anwendung (halb-) strukturierter Protokolle. Systematische Protokolle und Tagebücher werden mit vielfältigen Zielsetzungen zum Einsatz gebracht (Wilz u. Brähler 1997): Ess-, Schlaf- und Freizeitverhalten, Schmerz-, Stress-, Angst- und Traumatagebücher, Protokolle über soziale Interaktion, Sexualität oder Alkoholkonsum usw. Der Einsatz von Tagebüchern und Selbstbeobachtungsprotokollen dient oft als Einstieg in die Therapie, als Informationsquelle, als Grundlage zur Herleitung idiosynkratischer Entstehungsmodelle der Störung und vor allem auch zur Motivierung des Patienten. Im folgenden Beispiel wird eine besondere Situation dargestellt, in der strukturierte Gedankenprotokolle zur Differenzialdiagnostik in der Therapie eingesetzt wurden. Fallbeispiel Eine 37-jährige Patientin, geschieden, arbeitslos, stellte sich wegen Depressionen vor. Sie berichtete von ausgeprägten Grübeleien, die verschiedene Themen beinhalteten und mehrere Stunden des Tages andauerten. Sie kön6 ne sich nur schlecht von diesen Gedanken ablenken, besonders nachts, und sei tagsüber immer müde und angespannt zugleich. Thematisch kreisten die Gedanken häufig um ihre aktuelle Arbeitslosigkeit, um Gesundheit J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 397 23.3 · Diagnostische Methoden und Wohlbefinden ihrer Kinder, die Scheidung und um ihre eigene Gesundheit. Weiterhin habe sie oft Schuldgefühle ihrem Exmann und den Kindern gegenüber und grübele dann ständig darüber nach, ob die Scheidung wirklich richtig gewesen sei. In der strukturierten Diagnostik erfüllte die Patientin die Diagnosen einer Major Depression, rezidivierend, aktuell, Schweregrad mittel, Beginn im Alter von 32, sowie einer generalisierten Angststörung, Schweregrad schwer, Beginn im Alter von 25. Die Patientin wunderte sich über die Diagnose der generalisierten Angststörung, da für sie im Erleben Grübeln und Sich-Sorgen nicht unterscheidbar seien. Da für die behandelnde Therapeutin nicht ohne Weiteres erkennbar war, welche Störung als Primärstörung behandelt werden sollte, wurde die Patientin gebeten, zur diagnostischen Abklärung ein genaues Tagebuch über ihre Sorgen-/Grübelepisoden zu führen und ihre Gefühle anzugeben (. Tab. 23.2). 23 An Hand des Tagebuchs wurde die Patientin gefragt, ob sie ihre Sorgen-/Grübelepisoden nach Ähnlichkeit zusammenfassen könnte. Die Patientin bildete nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich zwei Gruppen von Episoden: eine mit ängstlichem Charakter und eine mit eher niedergeschlagenem Charakter. Im Laufe der ersten Therapiewochen differenzierte die Patientin diese anfängliche Unterteilung in Sorgenepisoden mit ängstlichem Affekt und schnell wechselnden Sorgenketten und Grübelepisoden mit eher depressivem Affekt und schuldhaften Inhalten immer besser. Aufgrund der Häufigkeit und der stärkeren Belastung durch die Sorgenepisoden wurde die Diagnose der generalisierten Angststörung als Primärdiagnose, die Diagnose Major Depression als Sekundärdiagnose vergeben, was dann für die Patientin nachvollziehbar war. . Tab. 23.2. Auszug aus dem Tagebuch der Sorgen-/Grübelepisoden Datum Uhrzeit Gedanken Gefühle Symptome 05.30 Uhr Weshalb bin ich aufgewacht, war irgendwas, geht es allen gut? Tanja wollte ja in die Disko gehen, hoffentlich ist ihr nichts passiert! Angespannt, müde, erschöpft Kopfweh, Anspannung 09.50 Uhr War einkaufen; hab wieder gesehen, wie teuer alles ist; ich habe ja keine Arbeit, wie soll ich nur meine Familie ernähren. Ich finde ja auch keine Arbeit, das ist ja alles so schwierig in der heutigen Zeit! Angespannt, Angst, Schultern schmerzen Unruhig, muss ständig meine Arbeit unterbrechen 16.15 Uhr Streit mit Tanja, jetzt fühle ich mich schlecht. Tanja ist weggefahren. Ich bin eine schlechte Mutter. Immer wieder: ich bin eine schlechte Mutter. Niedergeschlagen, traurig Druck im Bauch Nachts Konnte nur schlecht schlafen, gedacht, ob Tanja bald wiederkommt, ob es ihr gut geht. Nachgesehen, ob sie da ist. Herzstechen, hoffentlich passiert mir nichts, ich halte das nicht aus. Es ist alles zu viel, ich schaffe das nicht. Angespannt, nervös Unruhig, musste oft aufstehen, Herzstechen 10.00 Uhr Tanja ist wieder da, meidet mich, ich fühle mich noch mehr schuldig, dass ich keinen Kontakt zu ihr aufbauen kann, ich bin eine Rabenmutter. Traurig, wütend Druck im Bauch Kommentar 25.03. Nebenbei den Haushalt gemacht 26.03. Vorlagen für strukturierte Tagebücher und Protokolle sind in den meisten Therapiemanualen enthalten. Es kann jedoch auch hilfreich sein, eigene Strukturen zu entwickeln, die individuell auf den jeweiligen Fall zugeschnitten sind. Besonders wichtig ist dabei, den Patienten gut in die Handhabung des Tagebuchs einzuführen und sowohl die Inhalte als auch die Modalitäten des Ausfüllens genau abzusprechen. Dabei ist ein zeitnahes Ausfüllen besonders wichtig, da retrospektive Erinnerungen bereits störungsspezifischen Verzerrungen unterliegen können. War nachts wach und bin dann wieder eingeschlafen Methode des lauten Denkens Eine besonders interessante Produktionsmethode stellt die Methode des lauten Denkens (»think aloud technique«) dar. Dabei soll der Patient während einer vorgestellten (in sensu) oder während einer aktuell erlebten Situation (in vivo) angeben, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen. Mittels der Methode des lauten Denkens können nicht nur die Inhalte der Gedanken erfasst, sondern auch der kognitive Prozess, im Sinne von Reihenfolge, gemeinsamem Auftreten etc., untersucht werden (Davison et al. 1997). Bevor wir näher auf die Methode eingehen, soll zuerst ein Beispiel aus der Therapie der Alkoholabhängigkeit die Methode des lauten Denkens demonstrieren. J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 398 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik Fallbeispiel 23 Ein alkoholabhängiger Patient (43 Jahre, geschieden) führt im Rahmen seiner Entwöhnungstherapie eine Cue-Exposure durch (7 Kap. II/17). Dabei wurde er zu Beginn der Übung, nach dem ersten Riechen am Alkohol, sowie am Ende der Übung, nach einer stabilen Habituation, gebeten, für jeweils einige Minuten laut auszusprechen, was ihm durch den Kopf geht. Im Folgenden berichten wir (unveränderte) Auszüge aus diesen Aufnahmen. Zu Beginn der Sitzung nach dem ersten Riechen am Bier: »Im Moment fühle ich mich gar nicht gut. Ich bin total durchgeschwitzt, habe tierisches Verlangen und wenn ich nicht wüsste, ich dürfte nicht, dann wäre die Flasche schon alle. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, das hier ist doch albern. Ich schwitze Blut und Wasser hier. Puh, mein Verlangen ist jetzt schon bei 100%, und ich sitze vielleicht gerade 10 Minuten, wenn überhaupt… Mein Mund ist wässrig, mein Bierzähler geht rauf und runter. Na, hier garantier ich mal für nichts.« Am Ende der Sitzung, 105 Minuten später nach stabiler Habituation: »Der große Druck ist weg, kein Verlangen nach Alkohol mehr da. Muss dazu sagen, am Anfang war es ganz schlimm, so schlimm, dass ich sogar Kopfschmerzen hatte. Die haben sich jetzt aber gelegt, die Körpertemperaturen sind auch wieder normal, keine Schweißhände mehr. Es war eine sehr nützliche Erfahrung, die man hier gesammelt hat. Noch ein Schlusswort: ich bin sehr zufrieden mit meinem Ergebnis, was ich eigentlich nicht gedacht hätte, dass ich diesem Druck widerstehen könnte. Aber ich habe es geschafft, Nein zu sagen, nicht zu trinken. Darauf bin ich auch ein wenig stolz.« An diesem Beispiel kann man gut erkennen, welch reichhaltige Informationen durch die Methode des lauten Denkens generiert werden können. Hätte man nur standardmäßig nach Verlangen und dessen Verlauf gefragt, so wären wichtige Informationen verloren gegangen. Auch die Neubewertung der Cue-Exposure und der erlebte Stolz sind wichtige Informationen für den weiteren Therapieverlauf und weitere geplante Expositionsübungen. Ein besonderes Vorgehen im Rahmen der Methoden des lauten Denkens stellt das »Articulated Thoughts in Simulated Situations Paradigma« (ATSS, Davison et al. 1983) dar. Dabei werden dem Probanden meist über Audioaufnahmen Sequenzen einer beliebigen Situation vorgespielt. Der Proband soll sich vorstellen, er wäre ein Teil dieser Szene. Diese Sequenzen werden in regelmäßigen Abständen unterbrochen, und der Proband hat 30 Sekunden Zeit, die Gedanken, die ihm während der Sequenz durch den Kopf gingen, auszusprechen (Davison et al. 1983). Ein großer Vorteil dieses Vorgehens ist, dass belie- big viele, thematisch variable Situationen eingespielt werden können, in deren Rahmen sowohl eine »aktive« Bedingung als auch eine neutrale Kontrollbedingung geschaffen werden kann, um kritische Kognitionen von Patienten zu erkennen. Schwierigkeiten bei der Durchführung ergeben sich dann, wenn Patienten durch das laute Denken irritiert sind, möglicherweise Angst haben, etwas »Falsches« zu sagen oder sich etwas ausdenken, um die Zeit zu füllen. Hier können Probedurchgänge helfen, sich an das laute Aussprechen von Gedanken zu gewöhnen. Einschränkungen ergeben sich auch daraus, dass Menschen oft mehrere Gedanken parallel verarbeiten und dass das Aussprechen der Gedanken viel langsamer erfolgt als das Denken an sich. Die ausgesprochenen Gedanken sind also nur eine Teilmenge aller Gedanken. Groth-Marnat (2003) berichtet in diesem Zusammenhang, dass sich die Themen interner Dialoge ungefähr alle 5 bis 6 Sekunden ändern, dass man bei Transkripten von Gedankenprotokollen allerdings lediglich alle 30 Sekunden einen Themenwechsel findet. Generell ist die Methode des lauten Denkens für eine individuelle kognitive Analyse eine hervorragende Möglichkeit, Gedanken und Gefühle und deren Veränderung in bestimmten Situationen zu explorieren. Viele Patienten empfinden es als hilfreich, eigene Gedanken äußern zu können, anstatt sich auf vorgegebene Skalen beschränken zu müssen. Die Aufzeichnung der Gedanken mittels Ton- oder Videotechnik stellt heute für die meisten Psychotherapiepraxen kein Problem dar. Durch die Auswahl der Situation, entweder in vivo oder als Audiotape, ist therapeutische Kontrolle über die Situation und zugleich ausreichende Spezifität der situativen Gedanken gewährleistet. Lautes Denken kann auch zur Veränderungsmessung von Kognitionen über den Therapieverlauf eingesetzt werden und ist dafür auch sensitiv (Davison et al. 1997). Methode der Gedankenauflistung Bei der Methode der Gedankenauflistung (»thought listing«) schreibt der Patient seine prägnantesten Gedanken in Bezug auf ein bestimmtes Thema auf. Diese Gedanken können sich dabei auf einen bestimmten Stimulus, ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Situation beziehen. Dabei können die Gedanken und ihre Reihenfolge Aufschluss darüber geben, wie eine Person die Welt sieht, über welche Strategien sie verfügt um auf Herausforderungen und Bedrohungen der Umwelt zu reagieren und aus welchen Motiven diese Strategien resultieren (Cacioppo et al. 1997). Die Gedankenauflistung kann dabei vor, während oder direkt nach einer bestimmten Situation erfolgen und gibt Auskunft über die nicht sichtbar ablaufenden »inneren Handlungen«, die eine Person vollzieht. J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 399 23.3 · Diagnostische Methoden Gedanke Bewertung Ich muss mich mal wieder impfen lassen, das schützt mich vor Krankheiten. Hilfreich Ich sehe vor mir, wie die Nadel im Arm steckt. Macht Angst, aber eher neutral Ich höre das Geräusch, wenn die Nadel die Haut durchdringt. Nicht hilfreich, unrealistisch Ich stelle mir genau vor, wie die Nadel in die Haut gestochen wird und die Haut dabei zerreißt. Macht Angst, weniger hilfreich auch die Identifikation von negativen automatischen Gedanken und dysfunktionalen Beliefs im Vordergrund stehen, die dann über kognitive Methoden verändert werden sollen. Weiterhin kann kognitives Sicherheitsverhalten exploriert werden. In diesem Fall ist eine sorgfältige Analyse der Gedanken, die Sicherheitsverhalten darstellen, unerlässlich für nachfolgend geplante Expositionsübungen, da diese ansonsten nicht wirksam sein können. Da kognitive Vermeidung aber nicht direkt beobachtbar ist, muss sie über das Auflisten von Gedanken in der Situation erfasst werden. Schwierigkeiten ergeben sich vor allem bei der retrospektiven Auflistung von Gedanken, da diese möglicherweise verzerrt erinnert werden. Ein großer Vorteil der Gedankenauflistung ist die Zieloffenheit der Methode, das bedeutet, dass die Liste der Gedanken in Hinblick auf sehr unterschiedliche Ziele angefertigt und ausgewertet werden kann. Neben den bereits oben erwähnten Einsatzmöglichkeiten direkt in der Therapie eignen sich Gedankenauflistungen auch zur Evaluation und Überprüfung therapeutischer Fortschritte, als Werkzeug zur Entwicklung therapeutischer Strategien sowie zur Entwicklung eines Itempools zur Generierung von Bestätigungsmethoden. Jede Spritze ist eine Verletzung. Neutral Methode der Ereignissammlung Wenn ich mein Blutbild nicht mal kontrollieren lasse, merke ich vielleicht nicht, ob ich eine Krankheit habe. Eher hilfreich, macht aber auch Angst Wenn ich nie zum Arzt gehe, kann es sein, dass ich dann mal eine große Operation durchstehen muss, weil ich nicht genügend vorgebeugt habe. Eher hilfreich, macht aber auch Angst Die Spritze ist so riesig und tut unheimlich weh. Ich kann das förmlich spüren. Wenig hilfreich Damals wurde mir die Spritze gegen meinen Willen gegeben, ich war den Ärzten hilflos ausgeliefert. Schreckliche Erinnerung, macht mir Angst, aber nur einmalige Erfahrung, daher wenig hilfreich Fallbeispiel Eine 19-jährige Patientin mit Blut-Spritzen-VerletzungsPhobie wurde gebeten, eine Liste von Gedanken anzufertigen, die sie in Zusammenhang mit Spritzen habe (. Tab. 23.3). Diese Liste wurde in der nächsten Therapiesitzung durchgesprochen, und die Patientin bewertete ihre Gedanken als hilfreich, weniger hilfreich oder neutral. . Tab. 23.3. Auszüge aus der Gedankenauflistung der Patientin mit anschließender Bewertung In der anschließenden Bewertung der aufgelisteten Kognitionen konnte die Patientin erkennen, dass sie einige wenig hilfreiche Gedanken hatte, die sie zum Teil aber bereits während des Auflistens umbewertete (z. B. den letzten Gedanken), dass sie einige neutrale und auch einige hilfreiche Gedanken hatte. Insgesamt zog sie aufgrund dieser Liste ein positives Fazit und meinte, diese Liste helfe ihr, sich eine Expositionstherapie zuzutrauen. Mit der Methode der Gedankenauflistung können diagnostisch unterschiedliche Ziele verfolgt werden: Zum einen können Gedanken klassifiziert werden, z. B. nach mehr und weniger hilfreichen Gedanken. Zum anderen kann aber 23 Hurlburt (1997) unterscheidet zwei Methoden der Ereignissammlung: »Thought Sampling«, als Methode der reinen Gedankensammlung und »Experience Sampling« (ESM) als Methode der »Erlebnissammlung«. Beide Methoden zeichnen sich durch hohe ökologische Validität aus, da die Probanden in ihrem realen Lebensalltag zu bestimmten vorher festgelegten Zeitpunkten (Zeitstichproben) untersucht werden. Beim Thought Sampling geht es ausschließlich um die Erfassung von Kognitionen. Mittels eines Alarmsignals wird der Proband mehrmals am Tag dazu aufgefordert, alles aufzuschreiben, was ihm im Moment des Klingelns durch den Kopf geht. Oft sollen dabei bestimmte Aspekte auf LikertSkalen eingeschätzt werden. Das Experience Sampling geht insofern darüber hinaus, als dass (neben Kognitionen) auch Stimmungen und Umgebungsvariablen erfragt werden. Der Proband soll berichten, wo er gerade ist, wer bei ihm ist, welcher Tätigkeit er gerade nachgeht usw. Technisch einfache Möglichkeiten der Realisierung ergeben sich durch die Benutzung von Weckern oder Uhren, die zu festgelegten Zeiten klingeln, wobei der Patient nach jedem Klingeln per Hand ein Protokoll ausfüllt (»paper based«; ESMp). Der technische Fortschritt ermöglicht inzwischen auch den Einsatz kleiner tragbarer ESM-Computer, in welche die entsprechenden Kognitionen sofort eingegeben werden können (»computerised«; ESMc). Ein großer Vorteil von ESM ist die Erfassung von Merkmalen mit hoher ökologischer Validität. Untersuchungen finden nicht in einem Labor oder in künstlicher Umgebung statt, sondern im Alltag des Probanden (Perrez et al. 2001). Die Untersuchungszielstellung kann in beliebiger Weise festgelegt werden. Klinische Studien beschäftigen sich beispielsweise mit J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 400 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik dem Zusammenhang von negativem Affekt, erlebtem Stress und Rückfall bei Nikotinabhängigkeit (Shiffman u. Waters 2004); einen Überblick zur Anwendung bei psychotischen Störungen geben Myin-Germeys und Kollegen (2003). Produktionsmethoden in Forschung und Praxis 23 Zu Beginn seien einige Schwierigkeiten genannt, die vor allem im Bereich der klinischen Forschung eine zentrale Rolle spielen: Einen prägnanten Nachteil für den Einsatz von Produktionsmethoden in der Forschung stellt deren weitgehend ungeklärter psychometrischer Status dar (Clark 1997). Es wird im Allgemeinen angenommen, dass Patienten tatsächlich berichten, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Diese Annahme darf jedoch nicht zu einem Verzicht der Überprüfung der tatsächlichen Güte verleiten. Für Produktionsmethoden ist es besonders schwierig, geeignete Maße der Reliabilitätsprüfung zu finden, denn Kognitionen fluktuieren zeit- und situationsabhängig sehr schnell. Für alle Produktionsmethoden, die in der schriftlichen Auflistung von Gedanken bestehen oder bei denen ein Transkript der Gedanken angefertigt werden kann, bietet sich eine Betrachtung der Reliabilität über die Beurteilerübereinstimmung (Interrater-Reliabilität) an. Allerdings sind weder Retest-Reliabilität noch innere Konsistenz geeignete Maße für Produktionsmethoden (Clark 1997). Deshalb wird die differenzierte Betrachtung der Validität der Messungen umso wichtiger. Konvergente, diskriminante, prädiktive und Kriteriumsvalidität sind besonders wichtig für die Güte von Produktionsmethoden, allerdings sind Angaben hierzu rar (s. unten). Insgesamt gilt auch, dass zur Beantwortung nomothetischer Fragestellungen im Rahmen der klinischen Forschung der Einsatz und die Auswertung der Daten extrem aufwendig sind. Für einen Vergleich der Kognitionen mehrerer Personen muss eine inhaltliche Analyse mit Zusammenfassung und Einordnung in ein Kategorienschema erfolgen (Mayring 2003). Für die Forschung wichtig ist die Gottschalk-GleserSprachinhaltsanalyse, für die englischsprachige und inzwischen auch deutschsprachige computerisierte Auswertungsprogramme vorliegen (Berth et al. 2005). > Fazit Für die Beschreibung, Identifikation und Bearbeitung von Kognitionen in der psychotherapeutischen Praxis allerdings sind Produktionsmethoden unerlässliche Hilfsmittel, die individuell eingesetzt und ohne großen Aufwand meist während der Therapiesitzung gemeinsam mit dem Patienten ausgewertet werden können. Hier geht es auch nicht darum, einen Vergleich mit einer Normstichprobe zu erzielen oder Ähnliches, sondern um eine individuelle, patientenbezogene Betrachtung von Kognitionen. Produktionsmethoden gehen allerdings bei Weitem über ein einfaches Gedankenzählen hinaus. Sie beleuchten vielmehr die individuelle Wahrnehmung, Interpretation und Be6 wertung von Patienten in Bezug auch sich selbst und auf ihre Umwelt und sind damit für den Therapeuten der direkteste Weg, den Patienten in seiner Komplexität erfassen und begreifen zu können. Gemeinsamer Einsatz von Bestätigungsund Produktionsmethoden An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich betonen, dass der Verwendung von Bestätigungs- und Produktionsmethoden kein Entweder-oder, sondern vielmehr ein Sowohlals-auch zugrunde liegen. In der klinischen Forschung werden Produktionsmethoden oft für die Entwicklung von Bestätigungsmethoden zur Schaffung eines Itempools benutzt. Dabei werden Experten oder Betroffene gebeten, alle Gedanken aufzulisten, die sie in Bezug auf ein bestimmtes Thema haben. Aus diesem Itempool werden dann diejenigen Items ausgewählt, welche aufgrund inhaltlicher oder statistischer Überlegungen das zu erfassende Merkmal am besten abbilden. Ein Beispiel für eine solche Fragebogenkonstruktion bietet die »Cognition Checklist« (CCL, Beck et al. 1987; deutsche Version: Tönnies 1994). Das Dilemma der mangelnden konvergenten Validität zwischen Bestätigungs- und Produktionsmethoden wurde oft beschrieben und vielfach diskutiert (Clark 1988, 1997; Glass u. Arnkoff 1997). Um die konvergente Validität zwischen verschiedenen diagnostischen Methoden zu überprüfen, eignet sich der Multi-Trait-Multi-Method-Ansatz (Campbell u. Fiske 1959). Dieser Ansatz beinhaltet, dass verschiedene Merkmale (»multi trait«) mittels verschiedener Methoden (»multi method«) erfasst werden. Deren Korrelationen werden anschließend in der sog. Multi-TraitMulti-Method-Matrix zusammengefasst. Aus der Matrix können Koeffizienten für konvergente und diskriminante Validität sowie Reliabilität entnommen werden (Näheres zum Multi-Trait-Multi-Method-Ansatz s. Fisseni 2004). Eine Anwendung dieses Ansatzes im Bereich der kognitiven Diagnostik bei sozialen Phobien liefern Heinrichs und Hofmann (2005). Sie setzten Bestätigungs- und Produktionsmethoden für eine soziale Interaktionsaufgabe (Aufnahme eines Gespräches mit einer gegengeschlechtlichen Person) und eine soziale Leistungsaufgabe (öffentliches Sprechen vor zwei Personen) ein. Als Bestätigungsmethoden dienten dabei zwei Selbstbeurteilungsinstrumente, die sensitiv für öffentliches Sprechen bzw. soziale Interaktionen waren, als Produktionsmethode wurde Gedankenauflistung gewählt. Interessanterweise unterschieden sich die eingesetzten kognitiven Diagnoseinstrumente nicht in Bezug auf die Methoden, sondern in Bezug auf die Aufgabe: Die Methoden zur Erfassung der sozialen Interaktionsangst zeigten eine höhere konvergente Validität als die Methoden zur Erfassung der Angst vor dem öffentlichen Sprechen. Die Therapieeffekte allerdings konnten durch die Methoden zur Erfassung der Angst vor dem öffentlichen Sprechen besser widergespiegelt werden. Heinrichs und Hoffmann (2005) zeigten also nicht nur erneut die Schwie- J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 401 23.3 · Diagnostische Methoden rigkeiten in der konvergenten Validität zwischen Bestätigungs- und Produktionsmethoden auf, sondern dass diese Kenngröße, genauso wie die Sensitivität für Therapieerfolg, auch von der Art der sozialen Situation, für die die Gedanken beobachtet werden sollen, abhängt. Für die psychotherapeutische Praxis, und das sei hier ausdrücklich betont, sind allerdings sowohl Konkordanzen als auch Diskrepanzen zwischen verschiedenen Datenebenen wichtige Informationsquellen. Besonders aus Diskrepanzen können für die klinische Hypothesenbildung außerordentlich wichtige Informationen gewonnen werden. 23.3.3 Positive und negative Selbstaussagen Eine häufige Frage bezieht sich auf die Auswertung der erfassten Kognitionen. Bei der Konstruktion von diagnostischen Methoden wurde bisher ausschließlich auf die evaluative Dimension von Gedanken geachtet, also auf die Valenz (positiv versus negativ) von Kognitionen. Positive und negative Kognitionen bilden nicht die Pole eines Kontinuums, sondern vielmehr getrennte Einheiten. Die bisherige Forschung legt nahe, dass das Vorhandensein positiver Gedanken weniger wichtig für eine adaptives störungsfreies Funktionieren ist als die Abwesenheit negativer Kognitionen (Glass u. Arnkoff 1997). Es kann davon ausgegangen werden, dass positive und negative Gedanken miteinander interagieren und von Individuen nicht als getrennte Einheiten wahrgenommen werden. Schwartz (1986) entwickelte mit dem »States-of-MindModell« (SOM) ein Konzept, in welchem er nicht die reine Häufigkeit positiver und negativer Kognitionen betrachtete, sondern ihr Verhältnis zueinander. Die Valenz der »Gemütsverfassung« wird folgendermaßen berechnet: Grad kognitiver Anpassung = Anzahl positiver Kognitionen Summe positiver und negativer Kognitionen Folglich ist nicht die absolute Anzahl von positiven oder negativen Selbstaussagen entscheidend, sondern das Verhältnis von und die Balance zwischen positiven und negativen Gedanken. Zahlreiche empirische Befunde konnten zeigen, dass dieser Quotient mit psychischer Gesundheit und Wohlbefinden assoziiert ist (für einen Überblick s. Schwartz u. Garamoni 1989). In einer Revision des »balancierten States-of-MindModells« (BSOM) schlägt Schwartz (1997) folgende sieben distinkte, empirisch gestützte States of Mind vor (. Tab. 23.4). Der Mehrwert des States-of-Mind-Modells gegenüber einer isolierten Betrachtung positiver oder negativer Gedanken konnte für zahlreiche Störungen in verschiedenen Studien gezeigt werden (Überblick s. Schwartz u. Garamoni 1989; Heinrichs u. Hofmann 2005). Weiterhin konnten 23 . Tab. 23.4. Das balancierte States-of-Mind-Modell mit quantitativem Range und qualitativen Eigenschaften Bezeichnung der States of Mind Range der Quotienten Assoziierte Eigenschaften Positiver Monolog 0,91–1,00 Unrealistischer Optimismus, Manie, Verleugnung Positiver Dialog 0,67–0,90 Gut ausgeglichen, adaptiv, flexibel, optimistisch, frohgemut Superoptimal 0,85–0,90 Optimal 0,78–0,84 Normal 0,67–0,77 Erfolgreicher Bewältigungsdialog 0,59–0,66 Gestresst, negative Situationen, erhält Positivismus aufrecht, erfolgreiches Bemühen Konflikthafter Dialog 0,42–0,58 Zweifel, Unentschlossenheit, Ambivalenz, milde Depression oder Angst Verfehlter Bewältigungsdialog 0,34–0,41 Pessimismus, Schuld, Sorge, beeinträchtiger Selbstwert, milde Depression oder Angst Negativer Dialog 0,10–0,33 Hoffnungslosigkeit, Grübeln, Agitiertheit, niedriger Selbstwert, schwere Depression oder Angst Hoch 0,23–0,33 Mittel 0,16–0,22 Niedrig 0,10–0,15 Negativer Monolog 0,00–0,09 Verzweiflung, Panik, Entzug, Selbsthass, schwere Depression oder Angst Schwartz und König (1996) zeigen, dass das reformulierte States-of-Mind-Modell auch änderungssensitiv für Veränderungen durch therapeutische Prozesse ist. Glass (1993) warnt allerdings vor einer Einschränkung der Auswertung von Kognitionen auf die Dimension positiv versus negativ. 23.3.4 Diagnostik von Imaginationen und ihren Bewertungen Bisher wurde die klinische Diagnostik von bildhaften Vorstellungen als einem speziellen Aspekt von Kognitionen vernachlässigt. Lequerica und Kollegen (2002) berichten, dass subjektive Erhebungsmethoden folgende drei Dimensionen von bildhaften Repräsentationen meist vermischt erfassen: 4 Bildkontrolle: Fähigkeit, mentale Repräsentationen in der Vorstellung zu manipulieren; 4 Bilderzeugung: Fähigkeit, ohne Präsenz eines externen visuellen Stimulus mentale Repräsentationen zu erzeugen; 4 Lebhaftigkeit der Bilder: Intensität, Klarheit und Deutlichkeit der mentalen Repräsentationen. J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 402 23 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik Es gibt einige Fragebögen, die sich mit der Erfassung bildhafter Repräsentationen befassen, z. B. den »Vividness of Movement Imagery Questionnaire« (VMIQ, Isaac et al. 1986) oder den »Movement Imagery Questionnaire« (MIQ, Hall et al. 1985). Allerdings werden die meisten Fragebögen zur Erhebung von mentalen Repräsentationen wegen mangelnder Gütekriterien sowie mangelnder Übereinstimmung mit objektiven Erhebungsmethoden stark kritisiert (Williams et al. 1995). Es ist bisher unklar, was Erhebungsmethoden zur Imagination wirklich erfassen, zumal angenommen wird, dass mentale Bilder aufgabenspezifisch und multidimensionaler Natur sind (Lequerica et al. 2002). Eine weitere Schwierigkeit bei der Interpretation von mentalen Bildern bereitet der Befund von Olivetti Belardinelli und Kollegen (2004), die erste Hinweise dafür liefern, dass der Bilderzeugung zugrunde liegende Prozesse durch verbale Hinweisreize beeinflusst werden. Der therapeutische Nutzen in der Arbeit mit bildhaften Vorstellungen wurde bisher meist in den Bereichen neuropsychologischer Rehabilitation, in der Sportpsychologie und bei Lernprozessen gezeigt. Es gibt nur wenige Studien, die sich mit dem Zusammenhang zwischen mentalen Bildern und psychischen Störungen und dem Nutzen mentaler Bilder für die Therapie befassen (Laor et al. 1999 zur posttraumatischen Belastungsstörung, einen Überblick bietet Lequerica et al. 2002). Für die Erfassung von (wiederkehrenden) bildhaften Vorstellungen im therapeutischen Kontext bietet sich auch aufgrund der hohen interindividuellen Variabilität mentaler Repräsentationen eine Erfassung durch Produktionsmethoden an. Der Patient kann während einer Episode lauten Denkens explizit gebeten werden, auch »Bilder« zu beschreiben. Diese Bildbeschreibungen sind z. B. in der Therapie der posttraumatischen Belastungsstörung (7 Kap. II/6) essenziell. Bei der Konfrontation in sensu (»imaginal exposure«, Foa u. Rothbaum 1998) im Rahmen der therapeutischen Rekonstruktion der Traumatisierung werden die Patienten gebeten, die intrusiven Erinnerungen so lebendig wie möglich, unter Einschluss möglichst vieler sensorischer Einzelheiten, der erlebten Gefühle, Gedanken und körperlichen Reaktionen zu berichten. Des Weiteren werden die intrusiven Erinnerungen und deren Bedeutung im Rahmen der Traumatherapie aktiv verändert, um die emotionale Belastung durch die meist bildhaften Intrusionen zu reduzieren (Ehlers 1999). Auch in der Therapie der sozialen Phobie rückt der Einfluss von bildhaften Vorstellungen immer mehr in den Blickpunkt der Behandlung, so wird z. B. die Übertragung von gefühlten Körperzuständen, inneren Bildern und dem Selbst als sozialem Objekt auf die vermeintlich tatsächliche Außenwirkung als ein spezifischer störungsaufrechterhaltender Faktor gesehen (Clark u. Wells 1995). Neueste Behandlungsansätze arbeiten entsprechend vermehrt mit den bildhaften Vorstellungen, die Patienten in kritischen Situationen vor ihrem geistigen Auge sehen (Hirsch et al. 2004). Auch bei der generalisierten Angststörung spielt die Vermeidung lebhafter bildlicher Vorstellungen häufig eine Rolle, so dass hier der Exposition in sensu eine besondere therapeutische Bedeutung zugemessen wird (Becker u. Hoyer 2005; Hoyer u. Beesdo 2006). 23.4 Diagnostik von dysfunktionalen Kognitionen und Grundannahmen in der Therapiepraxis 23.4.1 Identifikation symptomatischer Kognitionen in der Psychotherapiepraxis Prinzipiell können alle bisher beschriebenen Bestätigungsund Produktionsmethoden ohne Einschränkung auch in der psychotherapeutischen Praxis eingesetzt werden. Im folgenden Abschnitt geht es hauptsächlich um die Diagnostik von dysfunktionalen Kognitionen und Grundannahmen während der Therapiesitzung, deren korrektes Identifizieren als Voraussetzung für Veränderung in kognitiv orientierten Therapieansätzen gilt. Eine Übersicht über Techniken und Strategien zur Identifikation und Bewusstmachung von symptomatischen Kognitionen liefert Wells (1997). Er schlägt folgende zehn Strategien vor: 4 Worst-case-Szenario: »Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte, wenn…«; mit dieser Frage wird der Patient zu den oft unbewussten negativen Grundannahmen geleitet. Wichtig ist, dass der Therapeut sich versichert, dass er durch sein Nachfragen wirklich eine relevante Grundannahme erfasst hat. 4 Wiedergabe spezifischer Episoden: Auswahl eines aktuellen, konkreten und spezifischen Ereignisses, welches im Detail exploriert wird. Dabei fragt der Therapeut zugehörige Gefühle, Symptome und Kognitionen im Detail ab »wie ein Film, der alle 2–3 Sekunden angehalten wird«. Auch hier ist die Rückversicherung, ob die erarbeitete Grundannahme korrekt ist, unerlässlich. 4 Affektveränderung: Erlebt der Patient während der Sitzung aktuell Symptome oder Stimmungen, die mit seinem Problem korrespondieren, dann kann er direkt nach aktuellen Gedanken gefragt werden. 4 Protokoll dysfunktionaler Gedanken: klassisches Gedankentagebuch, 7 Abschn. 23.3.2, in welchem Situation, Emotion, automatische Gedanken, alternative Gedanken und Ergebnis berichtet werden. 4 Expositionsaufgaben: Erfragen der Gedanken in echten/realen Furchtsituationen, da möglicherweise unter Angst andere Kognitionen aktiviert sind als in der geschützten Umgebung des Therapieraumes; weiterhin bietet sich diese Übung zugleich zur Exploration von Sicherheitsverhalten an. 4 Rollenspiele: Hintergrund und Vorgehen gestalten sich ähnlich wie bei Expositionsaufgaben. Darüber hinaus ist besonders vorteilhaft, dass die Situationen beliebig J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 403 23.4 · Diagnostik von dysfunktionalen Kognitionen und Grundannahmen in der Therapiepraxis 4 4 4 4 verändert, wiederholt und ausgestaltet werden können, um noch spezifischere Gedanken zu aktivieren. Audio-Video-Feedback: Das Video einer Therapiesitzung wird angesehen; an der Stelle, an welcher beim Patienten eine Affektveränderung sichtbar wird, soll sich der Patient erinnern/zurückversetzen, was für Kognitionen er in dieser Situation hatte. Diese Technik ist besonders dann hilfreich, wenn der Patient sehr starke Emotionen erlebt oder in sozialen Interaktionen ist. Das Betrachten des Videos schafft Distanz zur ursprünglich hochemotionalen Situation. Veränderung des Sicherheitsverhaltens: Sicherheitsverhalten wird im Rollenspiel reduziert oder übertrieben eingesetzt, dabei werden Gedanken und Emotionen abgefragt. Symptominduktion: Einzelne Symptome werden durch Verhaltensexperimente induziert, dabei auftretende Gedanken werden erfragt. Exploration bildhafter Vorstellungen: Nachfragen, ob Patienten ein bestimmtes Bild von sich oder von der Situation vor ihrem inneren Auge sehen. Diese zehn Wege zur Erfassung symptomatischer Kognitionen, negativer automatischer Gedanken und Grundannahmen dienen der Diagnostik von Kognitionen während der Therapiesitzungen. Für die Erfassung von Kognitionen gilt, dass die Diagnostikphase nicht nur eine Phase zu Therapiebeginn ist. Die Diagnostik von Kognitionen findet während der gesamten Therapiezeit statt. Stavemann (2005) beschreibt, wie die Kognitionen innerhalb der Bewertungsebene des ABC-Modells weiter zu differenzieren sind: nämlich in B1) die persönliche Sichtweise von A, B2) die darauf aufbauenden Schlussfolgerungen und Konsequenzen und B3) die eigentliche Bewer- 23 tung (im engeren Sinne) (s. oben und 7 Kap. I/39). Die Unterteilung der Bewertungsebene ermöglicht eine situationsspezifische Mikroanalyse der kognitiven Prozesse. Die Bewusstmachung und Modifikation der Bewertungsebene ist in der Therapie eine wichtige Voraussetzung zur Veränderung von Gefühlszuständen und emotionalen Problemen. Die einzelnen Bestandteile der ABC-Analyse, die wichtigsten Fragen zur Erfassung und ein Beispiel können . Tab. 23.5 entnommen werden (Stavemann 2005). Wells (1997) verweist allerdings auch darauf, dass es nicht ausreicht, lediglich dysfunktionale Kognitionen (im Sinne von Inhalten, die der Realitätsprüfung nicht standhalten) zu erkennen und zu verändern. Er betont in seinem metakognitiven Modell auch die Bedeutung dysfunktionaler metakognitiver Strategien. So trägt die Bewertung von Gedanken als »schlimm« oder »bedrohlich« dazu bei, diese tendenziell eher unterdrücken zu wollen. Wie Wegner und Zanakos (1994) zeigen konnten, führt Gedankenunterdrückung allerdings in paradoxer Weise dazu, dass der zu unterdrückende Gedanke häufiger und intrusiver erlebt wird. Gedankenunterdrückung von »unerwünschten« Gedanken führt also eher zu einem häufigeren Erleben dieser Gedanken, was wiederum in verstärkten Unterdrückungsversuchen mündet. Erlebt nun ein Patient viele seiner Kognitionen als unerwünscht und negativ und neigt er dazu, Gedankenunterdrückung als hilfreiche Strategie zu empfinden, so können sich rasch dysfunktionale Verarbeitungsstile etablieren, die sich nach einer gewissen Zeit in psychopathologischem Empfinden und Erleben äußern. In diesem Falle reicht es nicht, nur an den negativen Gedanken zu arbeiten, sondern es muss eine Identifikation und Veränderung der metakognitiven Strategie Gedankenunterdrückung erfolgen, damit der Patient nicht in den nächsten Situationen, in denen er negative Gedanken erlebt, wieder . Tab. 23.5. ABC-Schema nach Stavemann (2005) Was steht hier? Hilfsfragen Beispiele A Ausgangssituation Die objektive Beschreibung der Situation Was geschieht gerade zum Zeitpunkt, als ich diesen Gedanken oder dieses Gefühl habe? Was könnte hier jeder Mensch ohne Vorwissen wahrnehmen und beschreiben? Mein Nachbar hat mich heute Morgen nicht gegrüßt. Mein Nachbar hat mich heute Morgen nicht gegrüßt. B Bewertungssystem Alle bewussten und verdeckten Gedanken zum Zeitpunkt A 1. Meine persönliche Sichtweise von A: Was sehe ich mit meinem Vorwissen und meinen persönlichen Normen in der Situation A? B1: Sonst grüßen wir uns immer. Irgendwas ist anders. B1: Sonst grüßen wir uns immer. Irgendwas ist anders. 2. Schlussfolgerungen und vermutete Konsequenzen: Wie interpretiere ich das? Welche Schlussfolgerungen ziehe ich aus meiner persönlichen Sichtweise von A? Welche Konsequenzen vermute ich? B2: Vielleicht habe ich gestern zu laut Musik gehört und er konnte deshalb nicht schlafen. B2: Wie kann er mich einfach ignorieren, bloß weil er heute schlechte Laune hat? 3. Bewertung: Wie finde bzw. fände ich das? B3: Das ist mir jetzt total peinlich. B3: So ein launischer Mensch! 1. Gefühlskonsequenz: Welches Gefühl habe ich nach B? Gibt es körperliche Begleitsymptome? C1: Scham C1: Ärger (Anspannung) 2. Verhaltenskonsequenz: Was genau tue ich daraufhin? Wie verhalte ich mich? C2: Ich vermeide Blickkontakt und gehe schnell weg. C2: Ich frage ihn wütend: »Können Sie nicht grüßen, oder was?«. C Konsequenzen Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen aus der Bewertung J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 404 23 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik in sein altes Verarbeitungsmuster zurückfällt. Wells (1997) berichtet als symptomatische Strategien neben Gedankenunterdrückung weiterhin Grübeln und Sich-Sorgen zur Vermeidung bildlicher Vorstellungen und eines aktiven Auseinandersetzens mit Befürchtungen und negativen Gefühlen. Ebenso können ein stark erhöhter Aufmerksamkeitsfokus und strikte Selbstüberwachung ungünstige metakognitive Strategien darstellen. Viele Patienten können relativ gut berichten, wie sie mit negativen und unerwünschten Gedanken verfahren. Metakognitive Verarbeitungsstrategien können mittels der zehn von Wells (1997) vorgeschlagenen Strategien exploriert oder mit einem Bestätigungsverfahren wie dem »Thought Control Questionnaire« (Wells u. Davies 1994; Fehm u. Hoyer 2004) erfragt werden. 23.4.2 Funktionen kognitiver Diagnostik in der Psychotherapiepraxis Im Folgenden sollen die verschiedenen Funktionen der Kognitionsdiagnostik in der Therapiepraxis noch einmal verdeutlicht werden. Die Anwendungsbereiche kognitiver Diagnostik erstrecken sich über alle Phasen der verhaltenstherapeutischen Behandlung. Die Diagnostik von Kognitionen ist relevant für 4 die klassifikatorische und dimensionale Diagnostik und somit für die Beschreibung und Auswahl von Patienten, 4 für die Problem- und Bedingungsanalyse, 4 für die Therapieplanung, 4 für die Messung des Therapieverlaufs und ggf. die Anpassung therapeutischer Maßnahmen, sowie 4 für die Messung des Therapieerfolgs. 4 Darüber hinaus erfüllt die systematische Erfassung von Gedanken in vielen Fällen nicht nur eine diagnostische, sondern zugleich auch eine therapeutische Funktion. Im Rahmen der kategorialen Diagnostik gemäß den gängigen Klassifikationssystemen (DSM, ICD) steht die systematische Beschreibung und Bewertung von psychopathologischen Symptomen im Vordergrund. Diese Symptome umfassen alle Aspekte des Erlebens und Verhaltens, somit auch Kognitionen. Dysfunktionale Kognitionen sind nur bei einigen Störungen für die diagnostische Entscheidung maßgeblich. Beispiele sind die generalisierte Angststörung, bei der die im Vordergrund stehenden Sorgen von Betroffenen als unkontrollierbar bewertet werden müssen, die Zwangsstörung, bei der Zwangsgedanken als aufdringlich und unangemessen empfunden und bewertet werden müs- sen; die posttraumatische Belastungsstörung, bei der Intrusionen und Flashbacks vorliegen, die unwillentlich immer wieder erlebt werden; die Hypochondrie, bei der trotz vielfacher Rückversicherung durch Ärzte körperliche Symptome als Anzeichen einer ernsthaften Krankheit fehlinterpretiert werden oder auch die depressiven Störungen, die oft mit übermäßigen oder unangemessenen Schuldgefühlen einhergehen. Auch die diagnostische Bewertung eine Reihe weiterer Syndrome (z. B. Suizidalität) setzt die genaue Exploration von Gedanken voraus. Die Erarbeitung eines für den Patienten verständlichen und nachvollziehbaren individuellen Modells der Störung bildet die Grundlage einer einvernehmlichen und transparenten Planung der Veränderung in der Verhaltenstherapie. Die Identifikation relevanter Kognitionen und die Beschreibung ihrer Funktionen im Rahmen der funktionalen Bedingungsanalyse spielt hierbei eine zentrale Rolle. In Störungsmodellen, wie sie in der kognitiven Verhaltenstherapie gemeinsam mit dem Patienten abgeleitet werden, sind es regelmäßig dysfunktionale Bewertungen, Überzeugungen und Interpretationen, die im Sinne einer gelernten, aber prinzipiell veränderbaren organismischen Variable (O) die problematische Reaktion (R) erklären können. Diese sind zum einen unmittelbar für die Therapieplanung relevant, da ihre Veränderung (und weitere systematische Exploration) im Zentrum der kognitiven Therapie steht. Dass Patienten lernen, dass ihre Gedanken für ihre problematischen Reaktionen mitverantwortlich sind, ist zugleich ein Kernstück der psychoedukativen Phase. Die Überzeugung, dass dysfunktionale Gedanken systematisch veränderbar sind, bildet eine der Grundlagen für die gemeinsame therapeutische Arbeit. Für die Therapieplanung in der kognitiven Therapie macht es einen Unterschied, welche Art von Kognitionen in welchen Störungsbereichen in dysfunktionaler Weise ausgeprägt ist. Dysfunktionale (unkonditionale) Grundüberzeugungen sind schwerer zu verändern und setzen komplexere kognitive Therapiestrategien voraus als konditionale Überzeugungen oder automatische Gedanken (Beck 1995). Auf diesem Sachverhalt aufbauende Indikationsentscheidungen bleiben auch in Therapien unverzichtbar, die auf der Basis bewährter Therapiemanuale durchgeführt werden. Dies lässt sich am Beispiel der kognitiven Therapie der sozialen Phobie illustrieren. Die soziale Phobie kann sehr effektiv auf der Grundlage des kognitiven Modells von Clark und Wells (1995) behandelt werden (Clark et al. 2006), wobei die dysfunktionale Bewertung von sozialen Situationen und deren Veränderung zentraler Bestandteil der Therapie ist (vgl. Stangier et al. 2006). Die kognitive Diagnostik sollte aber unbedingt über die Erfassung typischer sozialphobischer Befürchtungen und Kognitionen hinausgehen und auch den Selbstwertbereich einschließen. Viele Menschen mit sozialer Phobie haben Selbstwertprobleme und subklinische oder klinische Manifestationen von Depression entwickelt. Für die Therapieplanung hat es un- J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 405 23.4 · Diagnostik von dysfunktionalen Kognitionen und Grundannahmen in der Therapiepraxis mittelbare Konsequenzen, wenn neben situationstypischen Überzeugungen (»die anderen werden meinen Beitrag peinlich finden«) auch unhinterfragte negative Überzeugungen über den eigenen Wert bestehen (»ich bin wertlos«, ich bin langweilig«, »ich bin uninteressant«). Da die Veränderung problematischer Kognitionen zu den ausdrücklichen Zielsetzungen in der kognitiven Verhaltenstherapie gehört, kann und sollte der Veränderungsstatus des Patienten anhand von Fragebögen (oder auch Produktionsmethoden) überprüft werden. Zwischenmessungen dienen nicht nur allgemein der Therapieverlaufskontrolle, sondern sind aus unserer Sicht auch eine wichtige zusätzliche Informationsquelle für die Supervision, wobei insbesondere Diskrepanzen zwischen dem globalen Eindruck, den der Therapeut haben mag, und den Daten in relevanten Fragebogenmaßen aufschlussreich sein können. Die Therapieerfolgsmessung schließlich ist nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil einer qualitätsgesicherten Therapie, sie ist auch für die Entscheidung über das Therapieende sowie für den Zuschnitt rückfallprophylaktischer Interventionen ausschlaggebend. Die Therapieerfolgsmessung sollte jedoch nicht nur symptombezogene Maße umfassen, sondern unbedingt auch die Frage klären, ob potenziell dysfunktionale Kognitionen noch fortbestehen oder nicht. Wenn dysfunktionale Kognitionen abhängig von bestimmten Umfeldkonstellationen nicht aktuell getriggert werden, und nur Symptomdaten herangezogen werden, kann es leicht so aussehen, als wäre der Patient voll remittiert. Wenn dysfunktionale Kognitionen hingegen adäquat identifiziert werden, können sie entweder im weiteren Therapieverlauf noch aufgegriffen oder zumindest zum Fokus rückfallpräventiver Maßnahmen werden. 23.4.3 Kognitive Diagnostik im Rahmen kontrollierter Praxis Petermann (2005) hat darauf hingewiesen, dass die üblichen Zielvorstellungen und Vorgaben der klinischen Forschung mit den Rahmenbedingungen des therapeutischen Handelns nicht selten kollidieren. Das von ihm vorgeschlagene Konzept der »kontrollierten Praxis« dient der »Strukturierung und Systematisierung des therapeutischen Handelns« (S. 164), orientiert sich aber weniger an den Kriterien klinischer Forschung, sondern an den Rahmenbedingungen der Praxis und geht von einer einzelfallbezogenen Betrachtung aus. Bei der kontrollierten Praxis stehen nicht theoretische Interessen im Vordergrund, sondern Nützlichkeitserwägungen, die letztlich einer optimierten Veränderungsplanung dienen. Die Datensammlung ist am Patienten orientiert, und die Datenauswertung muss nicht notwendigerweise auf der Grundlage statistischer Methoden erfolgen, sondern kann auch grafisch oder deskriptiv angelegt sein. Ein interindividueller Vergleich wird nur bedingt angestrebt, der intraindividuelle Vergleich spielt dem- 23 gegenüber, z. B. bei der Therapieverlaufskontrolle und Erfolgsmessung, die wichtigere Rolle. Das Konzept der kontrollierten Praxis liefert somit eine rationale Grundlage, um trotz der zahlreichen individuellen und somit nur mit ideographischen Methoden abzubildenden Besonderheiten jeder einzelnen Behandlung therapeutische Annahmen über Symptome und die indizierten therapeutischen Schritte prüfbar und evaluierbar zu machen. Ein Beispiel aus der Behandlung von Zwangsstörungen soll den klinischen Nutzen der kontrollierten Praxis verdeutlichen. Im deutschen Sprachraum wird allgemein lediglich von Zwangsgedanken gesprochen, ohne zu unterscheiden, welche Funktion einzelne Gedanken haben. Hedlund (2005) unterscheidet gemäß der Funktionalität in zwangsauslösende, zwangsbegleitende und spannungsreduzierende Gedanken. Gerade bei der Ermittlung von Zwangsgedanken gibt es nur wenige geeignete Bestätigungsmethoden, weshalb es unerlässlich ist, die idiosynkratische Bedeutungsstruktur, die der Zwang für den Patienten hat, durch das Ausfüllen von Protokollen oder andere Produktionsmethoden, wie lautes Denken oder Gedankenauflistung zu erfassen. Beispiel So können hinter dem vordergründigen Zwang, Dinge zu zählen, zwanghafte Intrusionen verborgen sein. Eine sorgfältige Analyse und Kategorisierung der Zwangsgedanken nach Hedlund (2005) könnte folgende Funktionalität ermitteln: Zwangsauslösender Gedanke (Intrusion): »ich könnte einer schwangeren Frau ein Messer in den Bauch stechen«, zwangsbegleitend: »ich werde verrückt«; spannungsreduzierend (Neutralisation): »ich muss jetzt von hundert an rückwärts zählen, bis kein aggressiver Gedanke mehr kommt«. Für Therapieplanung und -verlauf ist es entscheidend, diese Gedanken zu trennen und getrennt zu bewerten. So muss während einer Expositionssitzung mit Reaktionsmanagement das Zählen in seiner Funktion als Neutralisierung des Zwangsgedankens unterlassen werden, und Ziel der Exposition ist die Auseinandersetzung mit dem Zwangsgedanken »Ich könnte einer Schwangeren ein Messer in den Bauch stechen«. Wird keine genaue Differenzierung zwischen den verschiedenen Kognitionen des Zwanges vorgenommen, könnte man auf die irrige Idee kommen, mit dem Zählzwang zu konfrontieren! Nur wenn eine ausreichende Differenzierung der Kognitionen und deren Funktionalität vorgenommen wurde, kann am Ende der Therapie festgestellt werden, welcher Typ von Zwangsgedanken sich reduziert hat, welcher andere Typ eine Neubewertung erfahren hat, und welcher Typ unverändert geblieben ist. Diese Information kann durch einfache Verhaltensstichproben mittels Gedankenprotokollen erfasst werden. J.Margraf, S.Schneider (2009).Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1. 3. Auflage. Springer:Heidelberg 406 23 Kapitel 23 · Kognitionsdiagnostik Mit der kontrollierten Praxis wird also eine Qualitätssicherung auf Fallebene möglich (Petermann 2005). Voraussetzung für die Gewährleistung von Qualität ist eine gewissenhafte und umfassende Diagnostik, die über die kategoriale Störungsdiagnostik und den Einsatz von fertigen Fragebögen und Bestätigungsmethoden hinaus reichen sollte. Gerade wenn es um die Erfassung von individuellen Kognitionen geht, sollte der Psychotherapeut sich nicht scheuen, auch kreative Produktionsmethoden zu benutzen. Dies trägt zum Verständnis des Patienten und seines Störungsbildes, zur Steigerung der Qualität der Therapie und damit auch zur Erhöhung eines positiven Therapieoutcomes bei. Zusammenfassung Angesichts der bedeutsamen Rolle, die den Kognitionen bei der Entstehung, der Aufrechterhaltung und der therapeutischen Veränderung psychischer Störungen zugemessen wird, ist die Kenntnis der wichtigsten Methoden zur diagnostischen Erfassung dieser Gedanken für die wissenschaftlich fundierte Anwendung der kognitiven Verhaltenstherapie grundlegend. Im vorliegenden Kapitel wurden diagnostische Instrumente vorgestellt, mit denen die Gedanken entweder passiv aus Listen identifiziert (Bestätigungsmethoden, in der Regel Fragebögen) oder aktiv hervorgebracht werden (Produktionsmethoden). Ferner wurden Strategien und Techniken dargestellt, wie problematische Gedanken in der Therapiepraxis exploriert werden können. Dabei wurde auf die theoretischen und methodischen Hintergründe und die Auswertungsmöglichkeiten der Instrumente eingegangen. Einsatz- und Dokumentationsmöglichkeiten wurden anhand kurzer Fallbeispiele aus der Therapie- und Forschungspraxis illustriert. Literatur Bartlett, F. C. (1932). Depression: Causes and treatment. Philadelphia: PA: University of Pennsylvania Press. Bartling, G., Echelmeyer, L., Engberding, M. & Krause, R. (1992). Problemanalyse im therapeutischen Prozess. Stuttgart: Kohlhammer. Beck, A. T. (1976). Cognitive therapy and the emotional disorders. New York: International Universities Press. Beck, A. T., Brown, G., Steer, R. A., Eidelson, J. I. & Riskind, J. H. (1987). Differentiating anxiety and depression: A test of the cognitive contentspecifity hypothesis. Journal of Abnormal Psychology, 96, 179–183. Beck, J. S. (1995). 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