Let‘s go! Was Du als Jugendlicher wissen solltest. Let‘s go! Diese Broschüre wurde Dir überreicht durch Inhalt Vorwort 4 So funktioniert das Herz 6 Wenn das Herz krank ist 9 Aus dem Rhythmus 11 Herzschrittmacher und ICDs 15 Wieder zu Hause 20 Fragen & Antworten 28 Zum Nachschlagen 32 Medtronic – eine Weltfirma stellt sich vor 35 3 Inhalt Vorwort In dieser Broschüre findest Du wichtige Informationen zu Deinem Herzschrittmacher oder Implantierbaren Defibrillator (ICD, manchmal auch „Defi“ genannt). Dir wurde entweder schon ein ICD oder ein Herzschrittmacher implantiert oder Du stehst kurz davor, einen zu bekommen. Wenn Du einen ICD hast, dann leidest Du womöglich an lebensbedrohlichem Herzrasen. Oder bei Dir besteht auf Grund Deiner Herzerkrankung das Risiko für eine solche Rhythmusstörung. Ein ICD ist heutzutage oft die einzige Möglichkeit, mit einem Stromstoß (einer Defibrillation) einen plötzlichen Herztod beim Auftreten derartiger lebensbedrohlicher Rhythmusstörungen zu vermeiden. Der ICD soll über 4 Vorwo rt Deinen Herzrhythmus wachen und im Notfall helfen, dass Dein Herz seinen Rhythmus wiederfindet und normal weiter schlägt. So kannst Du Dein Leben aktiv und zukunftsgerichtet gestalten. Wenn Dein Herz ohne fremde Hilfe zu langsam schlägt, kann Dir der Herzschrittmacher helfen. Der Schrittmacher beobachtet die Aktivität Deines Herzens und springt ein, wenn es notwendig ist. Vielleicht macht es Dir Angst zu wissen, dass Dein Leben von einem Gerät abhängig sein kann. Wenn Du gut über Deine Herzerkrankung Bescheid weißt und verstehst, wie Dein ICD bzw. Herzschrittmacher funktioniert, kannst Du besser damit umgehen. Neben dieser Broschüre sind aber auch Gespräche über Deine Herzerkrankung und Dein implantiertes Gerät mit Deinem Arzt, Deiner Familie, Deinen Freunden und eventuell anderen Betroffenen wichtig. Diese Broschüre soll Dir helfen, die Funktion des Herzens und die Arbeitsweise Deines ICDs oder Herzschrittmachers so zu verstehen, dass es Dir Deinen Alltag und Deine Lebensgestaltung leichter macht. Die Broschüre dient Dir nach der Implantation als ausführliche Informationsschrift, um Dich auf den Alltag einzustellen. Häufige, den ICD/ Herzschrittmacher betreffende Fragen im Schulalltag, Beruf oder der Freizeit werden ausführlich erklärt. Später 5 Vorwo rt auftretende Fragen kannst Du in vielen Fällen mit der Durchsicht einzelner Kapitel klären. Dein ICD oder Herzschrittmacher soll für Dich ein Alltagsgerät werden, das Dich unterstützt und Dir ein normales Leben ermöglicht. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute. Prof. Dr. med. Urs Bauersfeld Kardiologie Universitätskinderkliniken Zürich So funktioniert das Herz Das Herz – Zentrum und Motor unseres Blutkreislaufes Tag für Tag läuft unser Herz zu Höchstleistungen auf, um unseren Organismus mit Blut und so mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ungefähr 0,5 Prozent des Körpergewichts wiegt das gesunde Herz, im Durchschnitt zwischen 300 und 350 g. Es ist etwa so groß wie eine Faust und liegt in der Mitte des Brustkorbes, hinter dem Brustbein und zwischen den beiden Lungenflügeln. Wir unterteilen das Herz in vier Abschnitte: In einen rechten und linken Vorhof (Atrium) sowie eine linke und rechte Kammer (Ventrikel). Rechte und linke Seite des Herzens sind durch die Herz- 6 scheidewand (Septum) voneinander getrennt. Im Herzen kann das Blut nur in eine Richtung fließen. Denn zwischen den Vorhöfen und Kammern und den sich an die Kammern anschließenden Blutgefäßen liegen die Herzklappen. Sie arbeiten wie Ventile. Bei jedem Herzschlag wird das Blut zunächst von den Vorhöfen in die Kammern gepumpt. Anschließend ziehen sich die Kammern zusammen und drücken das Blut in die Gefäße. So kommt das Blut schließlich von der rechten Herzseite in die Lunge und von der linken Herzseite zu den übrigen Körperorganen. Der Blutkreislauf – eine Reise durch den Körper Die Herztätigkeit lässt sich in zwei zentrale Systeme unterteilen: Im Lungenkreislauf wird das Blut So fu nktioniert das H erz in die Lunge gepumpt. Dort tankt es Sauerstoff und wird zum Herzen zurückgeleitet. Von dort gelangt es über die Hauptschlagader (Aorta) in den Körperkreislauf, den gesamten Körper. Beide Systeme sind voneinander abhängig und arbeiten in einem gesunden Herzen „synchron“, also zeitgleich. Wir unterscheiden drei Arten von Blutgefäßen: Arterien, Venen und Kapillaren. Arterien, auch Schlagadern genannt, führen vom Herzen weg. In ihnen fließt hellrotes, sauerstoffreiches Blut (erkennbar an der hellroten Farbe). Mit einer Ausnahme: die Lungenschlagader führt sauerstoffarmes Blut. Die Arterien verzweigen sich im gesamten Körper zu einem dünnen Kapillargeflecht. So bringt das Blut Sauerstoff und Nährstoffe zu allen Stellen, an denen sie benötigt werden. Schließlich verdichten sich die Kapillaren wieder zu Venen. Die Venen führen zum Herzen zurück und führen das dunkelrote, sauerstoffarme Blut. Und auch linker Vorhof Herzklappenebene rechter Vorhof linke Herzkammer Sinusknoten AV-Knoten Septum rechte Herzkammer 7 So fu nktioniert das Herz hier wieder eine Ausnahme: die Lungenvenen führen sauerstoffreiches Blut. Der normale Herzrhythmus (Sinusrhythmus) Über 100.000 Mal pro Tag schlägt das Herz, um unseren Kreislauf in Gang zu halten – und das Jahr für Jahr, ein Leben lang. Ein Reizleitungssystem sorgt dafür, dass die Herzaktion (Kontraktion) reibungslos und gleichmäßig ablaufen kann. Taktgeber dieses Reizleitungssystems ist der Sinusknoten. Er befindet sich im rechten Vorhof und gibt regelmäßig elektrische Impulse ab. Die Impulse werden über eine Zwischenstation, den AV-Knoten, an die Nervenfasern der Herzkammern weitergeleitet. So ist sichergestellt, dass jede Herzmuskelzelle den Befehl erhält, sich zusammenzuziehen. Dadurch entsteht der Herzschlag. Ein normaler und gesunder Herzrhythmus wird Sinusrhythmus genannt. 8 Das gesunde Herz schlägt sehr regelmäßig, ungefähr 50 bis 80 Mal pro Minute, wenn der Mensch sich nicht belastet. Bei körperlicher Anstrengung oder Aufregung kann es auch schnell über 100 Mal pro Minute schlagen. Um diese Erhöhung des Herzschlags kümmert sich ebenfalls der Sinusknoten: Er gibt häufiger Impulse ab. Dazu regen ihn Hormone und Nerven an. Auch das Herz will versorgt sein Damit das Herz richtig arbeiten kann und nicht schlapp macht, muss es auch selbst gut versorgt sein. Diese Aufgabe übernehmen die Herzkranzgefäße (Koronararterien). Wie ein Netz liegen sie über dem Herzmuskel. Weil diese Herzkranzgefäße für eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen und Sauerstoff sorgen, ist ihre gute Durchblutung für eine normale Herzfunktion besonders wichtig. So fu nktioniert das H erz Wenn das Herz krank ist Wenn junge Menschen unter Herzkrankheiten oder -fehlern leiden, sind diese in den meisten Fällen angeboren – oder genetisch bedingt, das bedeutet „vererbt“. Solche Herzkrankheiten können sein: • Vorhof oder Kammerseptumdefekt: In der Scheidewand (Septum) zwischen rechtem und linkem Herzvorhof oder zwischen rechter und linker Herzkammer befindet sich von Geburt an ein Loch. Ist das Loch klein, verschließt es sich oft von selbst, wenn die Kinder älter werden. Ein größeres 9 Loch muss aber meist in einer Operation geschlossen werden. • Herzklappenfehler: Die Herzklappen können ihre Ventilfunktion nicht mehr richtig wahrnehmen, die dafür sorgt, dass das Blut im Herzen nur in eine Richtung fließt. Je nachdem, welche Klappe erkrankt ist, kann es zu einer rechts- oder linksseitigen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kommen. • AV-Block: Die Weiterleitung der elektrischen Impulse zwischen Vorhof und Kammer des Herzens ist unterbrochen. Die Folge: Das Herz schlägt zu langsam und kann den Körper nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgen. • Ionenkanalerkrankungen: Die Eiweißmoleküle (Proteine) des Körpers, die sich unter anderem um den Transport von Ionen (elektrisch geladenen Teilchen) durch die Zellwände des Herzmuskels kümmern, sind verändert. Diese Veränderung führt dazu, dass entweder zu viele oder zu wenige Natrium- und Kaliumionen 10 transportiert werden. Dadurch verändern sich auch die elektrischen Eigenschaften der Herzmuskelzellen. Das Herz kann in das gefährliche Kammerflattern oder Kammerflimmern geraten. Zu den Ionenkanalerkrankungen gehört z.B. das Brugada-Syndrom. Viele Herzerkrankungen führen zu Herzrhythmusstörungen – über die Du Dich im nächsten Kapitel informieren kannst. Wen n das H erz krank ist Aus dem Rhythmus Das Herz kann bei jedem Menschen hin und wieder unregelmäßig schlagen, zum Beispiel wenn er sich erschreckt, aufgeregt ist oder Fieber hat. Das ist normal. Von einer Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) sprechen Ärzte erst dann, wenn das Herz ohne erkennbaren Anlass unregelmäßig schlägt, und das vielleicht sogar von einer Sekunde zur anderen. Kommen solche Arrhythmien häufiger vor, empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt. Einen deutlich verlangsamten Herzschlag nennen wir Bradykardie. Dagegen heißt ein wesentlich beschleunigter Herzschlag Tachykardie. Wenn der Herzschlag so schnell wird, dass sich das Herz nicht mehr regelmäßig zusammenziehen kann und nur noch „zittert“, sprechen wir von Kammerflimmern. Die Ursache für Herzrhythmusstörungen kann eine Fehlfunktion des Herztaktgebers (Sinusknoten) oder des Reizleitungssystems sein. 11 Au s dem Rhythmus Viele Herzrhythmusstörungen sind harmlos, andere allerdings lebensgefährlich. Oft entstehen sie, wenn das Herz bereits krank ist – oder auch durch Krankheiten, die nichts mit dem Herzen zu tun haben. Bradykardie Bei einer Bradykardie schlägt das Herz zu langsam: deutlich unter 60 Schlägen pro Minute. Ein zu langsamer Herzschlag (Herzfrequenz) kann zum Beispiel im Schlaf auftreten, oder bei Menschen, die viel Sport treiben. Dann ist er harmlos. Ernst kann es werden, wenn ein Mensch in seinem Alltag und scheinbar ohne Anlass unter Bradykardien leidet. Bei einem Sinusknoten-Syndrom verursacht der Sinusknoten die Bradykardie. Er gibt dann seltener elektrische Impulse ab. Manchmal kann es sogar zu einem kurzen Aussetzen des Herzschlags kommen. Normalerweise steigt die Herzfrequenz bei körperlicher Belastung an. Bei einer „chronotropen Inkompetenz“ jedoch nicht: Hier führt eine gestörte Funktion des Sinusknotens dazu, dass man sich, zum Beispiel beim Sport, nicht mehr richtig belasten kann. Bei einer Reizleitungsstörung ist die Verbindung vom Sinusknoten zum Herzmuskelgewebe unterbrochen. Das Herz braucht dann einen Ersatzrhythmus, der außerhalb des Sinusknotens entsteht. Die Unterbrechung liegt oft zwischen dem Vorhof (Atrium) des Herzens und seiner Kammer (Ventrikel). In diesem Fall sprechen wir von einem atrioventrikulären Block oder AV-Block. Manchmal muss der Arzt die Ursache für eine Bradykardie außerhalb des Herzens suchen. Beim Carotissinus-Syndrom zum Beispiel reagiert das Nerven- 12 geflecht an der Halsschlagader überempfindlich auf Druck oder Bewegung: Der Mensch kann ohnmächtig werden. Auch durch bestimmte Medikamente kann es zu einer Bradykardie kommen. Braucht ein Mensch diese Medikamente trotzdem unbedingt, setzen Ärzte zu seinem Schutz einen Herzschrittmacher ein. Bei Menschen mit Bradykardien ist der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Auf diese Unterversorgung reagiert vor allem das Gehirn – und der Patient mit Schwäche, Schwindel oder Bewusstlosigkeit. Extrasystolen Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das „Stolperherz“. Dabei kommen Extraschläge aus den Herzkammern, die ventrikuläre Extrasystolen genannt werden. Extrasystolen entstehen, weil die Herzmuskelzellen sich auch ohne den Befehl des Sinusknotens zusammenziehen können. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Schutzfunktion: Fällt der Sinusknoten aus, kann das Herz trotzdem noch einen „Ersatz“-Rhythmus haben. Mischt sich aber eine Herzmuskelzelle in die Aktivität des Sinusknotens ein, unterbricht sie damit die normale Herzschlagfolge. Es kommt zu einem Fehlschlag, und das Herz braucht eine Pause, bis der Sinusknoten als Impulsgeber wieder das Sagen hat. Diesen Vorgang empfinden wir als „Stolpern“ des Herzens. Extraystolen sind von sich aus noch nicht gefährlich, selbst wenn sie häufig auftreten. Erst wenn es zu Ketten von Extrasystolen kommt, sogenannten Salven, wird es unter Umständen heikel. Dann hat das Herz nämlich keine Zeit mehr, sich mit Blut zu füllen. Die 13 Au s dem Rhythmus Pumpfunktion des Herzens lässt nach. Hat ein Mensch mehr als vier Extrasystolen hintereinander, sprechen wir außerdem von Herzrasen (Kammertachykardie). Kammertachykardie Bei einer Tachykardie schlägt das Herz zu schnell. Wenn sich ein gesunder Mensch belastet (zum Beispiel beim Sport) und seine Herzfrequenz dabei ansteigt, ist das völlig normal. Gefährlich wird es erst, wenn das Herz über 170 bis 180 Mal pro Minute schlägt, und die Impulse nicht aus dem Sinusknoten, sondern aus den Herzkammern kommen. Dann sprechen wir von Kammerflattern. Das kann schell in Kammerflimmern übergehen. Kammerflimmern Beim Kammerflimmern schlägt das Herz so schnell und unkoordiniert, dass es völlig außer Kontrolle gerät. Das Herz arbeitet auf Hochtouren, seine Muskelzellen sind alle elektrisch erregt - aber trotzdem ist das Herz völlig kraftlos. Dadurch kann es kein Blut mehr pumpen: Der Mensch wird bewusstlos. Diese Situation ist lebensgefährlich, denn Kammerflimmern kann zu einem Plötzlichen Herztod (PHT) führen. Für Kammertachykardien und Kammerflimmern sind oft die Herzkrankheiten verantwortlich, die wir im vorigen Kapitel beschrieben haben (wie zum Beispiel angeborene Klappenfehler oder das Brugada-Syndrom). Vorhofarrhythmien Bei Vorhofflimmern schlägt der obere Teil des Herzens, die Vorhöfe, unkoordiniert und zu schnell. Vorfhofflimmern ist in der Regel nicht lebensgefährlich. Trotzdem fühlen Menschen sich bei Vorhofflimmern oft nicht gut. Durch den zu hohen Herzschlag 14 Au s dem Rhythmus werden sie kurzatmig und unruhig. Auf der anderen Seite leidet die Pumpfunktion des Herzens, da es bei Vorhofflimmern unregelmäßig schlägt: Zu wenig Blut – und damit Sauerstoff – gelangt in den Körper. Das führt zu einem niedrigen Blutdruck, zu Schwindel oder sogar zu Bewusstlosigkeit. Werden Vorhofarrhythmien nicht behandelt, ist das Risiko groß, später einen Schlaganfall (Bildung eines Blutgerinnsels im Gehirn) oder eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu bekommen. Herzschrittmacher und ICDs Mit Herzschrittmachern und implantierbaren CardioverterDefibrillatoren (ICDs oder oft auch einfach nur „Defis“ genannt) werden Herzrhythmusstörungen überwacht und behandelt. Einfach gesagt: Ärzte setzen Herzschrittmacher bei Menschen mit zu langsamem Herzschlag ein, ICDs bei Menschen mit zu schnellem Herzschlag. Herzschrittmacher- und ICD-Systeme bestehen aus zwei Teilen: dem Herzschrittmacher-/ ICD-Gerät und ein oder zwei, in seltenen Fällen auch drei, dünnen Drähten, den Elektroden. Diese führen vom Gerät direkt ins Herz. Seine Energie nimmt der Herzschrittmacher oder ICD aus einer 15 Batterie, die zwischen fünf und zehn Jahre halten kann – je nachdem, was das Gerät leisten muss. Herzschrittmacher und ICDs sind von einem Gehäuse umgeben, das aus dem Edelmetall Titan besteht. Ein Herzschrittmacher ist ungefähr so groß wie eine Streichholzschachtel, ein ICD etwas größer. Beide Geräte arbeiten wie ein kleiner Computer. Rund um die Uhr nimmt das Gerät über die Elektroden Signale von Deinem Herzrhythmus auf. Es prüft, ob der Herzschlag zu langsam oder zu schnell ist, oder ob das Herz regelmäßig oder unregelmäßig schlägt. Rhythmusstörungen zeichnet der Herzschrittmacher oder ICD als EKG auf. Diese Daten enthalten wichtige Informationen. Dein Arzt kann sie mit einem Programmiergerät abrufen. Er nutzt die Daten unter anderem dafür, den Herzschrittmacher oder ICD so einzustellen, wie es für Dich am besten ist. Die Verbindung zwischen Herzschrittmacher/ ICD und Programmiergerät wird über Telemetrie (eine drahtlose Funkverbindung) hergestellt. tive Schrittmacher, die Ein- oder Zweikammergeräte sein können, erkennen selbständig, wann ein Mensch einen höheren Herzrhythmus braucht (zum Beispiel beim Sport) und passen sich der Belastung an. Herzschrittmachertherapie ICD-Therapie Ein Herzschrittmacher wird zur Behandlung von langsamen Herzrhythmusstörungen (Bradykardien) eingesetzt. Ein zu langsamer Herzschlag kann zum Beispiel zu Müdigkeit, Schlappheit, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch zu schneller Ermüdung bei körperlicher Belastung (Sport) führen. So verhilft der Herzschrittmacher dem Herzen wieder zu einem regelmäßigen Rhythmus. Der Herzschrittmacher gibt über die Elektroden schwache elektrische Signale ab, die das Herz dazu bringen, schneller zu schlagen. So springt der Herzschrittmacher für den gestörten Sinusknoten oder das gestörte Reizleitungssystem ein. Je nach Herzerkrankung werden Ein- und Zweikammergeräte mit einer beziehungsweise zwei Elektroden eingesetzt. Frequenzadap- 16 Wenn ein Mensch unter schnellen, vielleicht sogar lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen leidet oder gefährdet ist, solche Herzrhythmusstörungen zu erleiden, kommt ein ICD zum Einsatz. Er beobachtet die Rhythmusstörung nicht nur, sondern greift aktiv ins Geschehen ein. Dabei versucht das Gerät zunächst, ob es Arrhythmien „sanft“ beenden kann: durch kleine gezielte Schrittmacherimpulse an das Herz. In den meisten Fällen hat es damit Erfolg. Und: Die meisten Menschen mit ICD nehmen die schmerzfreien Impulse gar nicht wahr. Nur wenn die sanfte Stimulation die Rhythmusstörung nicht beenden kann, gibt der ICD einen starken Stromstoß ab: den Schock (Defibrillation). Herzschrittmacher und ICDs Der Schock verhindert einen HerzKreislauf-Stillstand. Das Herz schlägt wieder im Takt. Auch bei einem zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) wird der ICD aktiv. Er kann nämlich auch wie ein Herzschrittmacher arbeiten und verhindert, dass die Herzfrequenz zu langsam wird. Implantation Herzschrittmacher und ICDs können sowohl im Bereich des Brustmuskels („pektoral“) als auch im Bauchraum („abdominell“) implantiert werden. Der Arzt entscheidet, welche Implantationsstelle für Dich am besten ist. 17 Bei Herzschrittmachern nehmen Ärzte diesen Eingriff fast immer unter örtlicher Betäubung vor. Bei ICD-Implantationen wird auch eine Vollnarkose eingesetzt. Dein Arzt überlegt mit Dir und Deinen Eltern, was am besten geeignet ist. Die Verbindung des Gerätes zum Herzen stellt der Arzt durch die Elektroden her. Diese werden während der Operation bis in das Herz vorgeschoben. Hat der Arzt die beste Lage für die Elektroden gefunden, verankert er sie fest an der Herzwand. Danach schließt der Arzt die Elektroden an den Herzschrittmacher oder ICD an. Herzschrittmacher und ICDs Zum Schluss wird der Herzschrittmacher oder ICD in eine kleine Tasche unter der Haut eingebettet, und der Arzt näht den Schnitt zu. Je nach Operation kann man das Krankenhaus meist schon nach wenigen Tagen wieder verlassen. Der Wechsel des Herzschrittmachers oder ICDs Wenn die Batterie leer wird, sieht das der Arzt rechtzeitig bei der Abfrage des Gerätes. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, regelmäßig zur Nachsorge zu gehen. Da die Batterie ein fester Bestandteil des Schrittmacher- oder ICDGehäuses ist, wird in einer kleinen Operation das gesamte Gerät ausgetauscht. Der Arzt setzt dabei einen Hautschnitt über der alten Narbe und entfernt das alte Gerät. Dann testet er die Elektroden und schließt das neue Gerät an. Funktioniert alles einwandfrei, setzt er das Gerät in die schon vorhandene Hauttasche und näht den Schnitt 18 zu. Nur in Ausnahmefällen müssen auch die Elektroden gewechselt werden. Nachsorge Die Termine für die Nachsorge spricht Dein Arzt mit Dir ab. Halte diese Termine unbedingt ein: Sie gehören zu Deiner Therapie. Bei der Nachsorge überprüft der Arzt mit einem Programmiergerät, ob der Herzschrittmacher oder ICD einwandfrei funktioniert. Außerdem schaut er nach, ob die Programmierung noch so ist, wie Du sie brauchst. Falls notwendig, programmiert er das Gerät neu. Auch die Batterie des Schrittmachers oder ICDs wird bei der Nachsorge überprüft. Die erste Nachsorge findet meist vier bis sechs Wochen nach der Implantation statt. Danach wird Dein Arzt Dich alle drei bis sechs Monate zur Nachsorge sehen wollen. ICDs überprüfen sich täglich automatisch. Wenn der ICD bei diesen Tests etwas Auffälliges Herzschrittmacher und IC Ds feststellt, gibt er einen Signalton ab (etwa wie der Klingelton eines alten Handys). Den Zeitpunkt für diesen Ton kann der Arzt frei programmieren, damit er in Deinen Tagesablauf passt. Wenn Du den Signalton hörst, sag Deinen Eltern, anderen für Dich wichtigen Personen oder Deinem Arzt Bescheid. Der Signalton muss nichts Bedrohliches bedeuten. Es kann aber auch sein, dass Dein Arzt schnell reagieren sollte. Sag ihm also nicht erst beim nächsten Nachsorgetermin Bescheid. Nicht immer muss man für eine Nachsorge zum Arzt. Mit dem Medtronic CareLink Network lassen sich Herzschrittmacher und ICDs per „Fernabfrage“ überprüfen. Ein kleines Gerät, der Patientenmonitor, überträgt die Daten von 19 Deinem Implantat über die Telefonleitung an einen Computer bei Deinem Arzt. Du kannst also Dein Gerät zu einem vorher festgelegten Termin selbst abfragen und die Daten über die Telefonleitung an Deinen Arzt schicken. Und: Wenn wirklich einmal ein Problem auftritt, können mit CareLink die Informationen aus Deinem Gerät innerhalb von Minuten zum Arzt übertragen werden. So kann Dein Arzt rasch reagieren. Verwende CareLink aber nur, nachdem Du Deinen Arzt informiert hast. Er wird Dir sagen, ob eine Fernabfrage in diesem Fall am sinnvollsten ist oder ob er andere Schritte für besser hält. Herzschrittmacher und IC Ds Wieder zu Hause Die Zeit nach der Implantation Sicher wirst Du einige Zeit brauchen, um Dich an Dein Gerät zu gewöhnen. Oft reichen Gespräche mit Familie oder Freunden schon aus, um Zweifel und Ängste zu überwinden. Vermutlich wirst Du das Gerät nach einiger Zeit gar nicht mehr spüren. Für die erste Zeit nach der Implantation gelten ein paar Faustregeln: Rötungen, Schwellungen oder Nässen an der Implantationsstelle sieht sich am besten gleich Dein Arzt an. Verzichte auf weit ausholende Armbewegungen (zum Beispiel beim Kraulschwim- 20 Wieder zu Hause men), bis die Elektroden ungestört im Herzen eingewachsen sind. Schwere Gegenstände lass in der Anfangszeit am besten stehen! Zurück zu Spiel und Spaß Dein Arzt wird Dir diese Schonzeit nicht länger als notwendig verordnen, denn sonst könnte die Beweglichkeit Deiner Schulter nachlassen. Nach der Wundheilung steht Spiel und Spaß nichts mehr im Weg. Zuhause, in der Schule und Freizeit oder im Urlaub kannst Du in der Regel ganz normal aktiv werden. Dein Herzschrittmacher oder ICD gibt Dir die Sicherheit, dass Rhythmusstörungen (Bradykardien oder Tachykardien) sofort zuverlässig behandelt werden. Davon wirst Du oft nicht einmal etwas bemerken. Einschränkungen bei Deinen Aktivitäten hängen von Deiner Herzerkrankung ab. Frag Deinen Arzt, ob es in Deinem Fall Risiken gibt und wobei Du Dich besser zurückhalten solltest. Elektromagnetische Felder Geräte, die Elektrizität oder Magnete verwenden, erzeugen elektromagnetische Felder. Diese Felder sind normalerweise so gering, dass sie Herzschrittmacher oder ICDs nicht beeinflussen können. Man kann jedoch Herzschrittmacher und ICDs nicht vollständig gegen elektrische Signale abschirmen. Denn die Geräte sollen Deinen natürlichen Herzrhythmus aufnehmen – und zwar als elektrisches Signal. In seltenen Fällen, wenn das elektromagnetische Feld stark genug ist, 21 Wieder zu Hause kann es daher zu einer Beeinflussung kommen. Starke elektromagnetische Felder können den Herzschrittmacher oder ICD „blind“ machen. Dann tut das Gerät unter Umständen nicht mehr das, was es soll, nämlich Dein Herz stimulieren bzw. vor Herzrhythmusstörungen schützen. Es kann aber auch zu Stimulationen bzw. (bei ICDs) zur Abgabe eines Schocks kommen, obwohl Du eine solche Therapie in diesem Moment gar nicht brauchst. 1. Zu Hause und im Alltag Die meisten Geräte, mit denen Du zu Hause zu tun hast, können Herzschrittmacher und ICDs nicht beeinflussen. Das gilt zum Beispiel für Computer, Laptops, Fernseher, Radio, DVD-Player, Videorekorder, Playstation, Nintendo bzw. Nintendo WII sowie Mikrowellen und andere Haushaltsgeräte. Hast Du einen Internetzugang, der über W-LAN oder Bluetooth funktioniert? Auch dabei brauchst Du Dir keine Gedanken über Deinen Herz- schrittmacher oder ICD zu machen. Halte zum Router beziehungsweise Sender der W-LAN- oder Bluetooth-Anlage einen Abstand von ungefähr 15 cm ein. Dem Telefonieren mit einem schnurlosen Telefon steht nichts im Weg. Natürlich kannst Du auch weiterhin Dein Handy benutzen. Halte dabei vorsichtshalber einen Abstand von ungefähr 15 cm zwischen Handy und implantiertem Gerät ein. Nimm zum Telefonieren das Ohr, das nicht auf der gleichen Seite wie der Herzschrittmacher oder ICD liegt. Trag das Handy nicht in der Brusttasche direkt über Deinem Gerät. Wenn Du mit Deinem Handy eine BluetoothFreisprecheinrichtung verwendest, achte bitte auch hier darauf, zum Bluetooth-Sender ungefähr 15 cm Abstand einzuhalten. 22 Wieder zu Hause Zu dem Elektromotor eines Föns oder eines Rasierapparates empfiehlt sich ebenfalls ein Abstand von ungefähr 15 cm. In vielen Geschäften oder auch in öffentlichen Gebäuden (zum Beispiel Bibliotheken) gibt es Diebstahlsicherungsanlagen oder Metalldetektoren. Die stören Dein Gerät in der Regel nicht. Achte trotzdem darauf, dass Du solche Anlagen in normalem Tempo durchquerst. Bleib nicht darin stehen. 2. Musik iPods, CD-Player und Stereoanlagen können Deinen Herzschrittmacher oder ICD nicht beeinflussen. Lautsprecherboxen enthalten Magnete und sollten daher nicht in unmittelbaren Kontakt mit Deinem Gerät kommen. Halte sie (zum Beispiel beim Transport) nicht auf Dein Gerät. Auch Kopfhörer enthalten Magnete. Vor allem bei größeren Kopfhörern können diese Magnete stark genug sein, um sich auf Deinen Herzschrittmacher oder ICD auszuwirken. Trag solche Kopfhörer daher nicht direkt auf Deinem Gerät. Einen Disco-Besuch kannst Du genauso genießen wie vor der Implantation. Halte Dich vorsichtshalber nicht direkt neben den Lautsprecherboxen auf. Ungefähr 50 cm Sicherheitsabstand genügen. Das gleiche gilt für Lautsprecherboxen bei Konzerten. Wenn Du Mitglied in einer Band bist und elektrisch verstärkte Instrumente (E-Gitarre) spielst, achte darauf, dass sich diese Instrumente und ihr Zubehör in einwandfreiem Zustand befinden. 23 3. Spielzeug, Werken und Basteln Bei ferngesteuertem Spielzeug (Modellautos, Modellflugzeuge) empfehlen wir einen Abstand von ungefähr 15 bis 20 cm zur Fernbedienung. Halte Dir also die Fernbedienung bzw. die Antenne nicht direkt auf Deinen Herzschrittmacher oder ICD. Zu einigen Geräten, die Du vielleicht beim Werken und Basteln benutzt, empfehlen wir einen Sicherheitsabstand von ungefähr 30-50 cm (also eine halbe bis ganze Armlänge): • Bohrmaschinen • Winkelschleifer • Kreis- und Stichsägen • Schweißgeräte (zum Lichtbogen- oder Widerstands- schweißen) Bevor Du solche Geräte benutzt, solltest Du ganz sicher sein, dass sie sich in einwandfreiem Zustand befinden. Arbeite nach Möglichkeit nicht allein mit solchen Geräten. Stell sie nicht auf Dauerbetrieb. Reparaturarbeiten an elektrischen oder benzinbetriebenen Geräten solltest Du vorsichtshalber nicht selbst durchführen. Wenn die Gebrauchsanweisung eines elektrischen Gerätes einen Warnhinweis für Menschen enthält, die einen Herzschrittmacheroder ICD tragen, benutze dieses Gerät nicht. 5. Ausbildung und Beruf Vielleicht interessierst Du Dich für einen Beruf oder Studiengang, in 24 Wieder zu Hause dem Du mit elektrischen Geräten und großen Maschinen, Generatoren oder Anlagen zu tun hast. Von Medtronic erhältst Du ausführliche Informationen zur Störfestigkeit unserer Herzschrittmacher und ICDs. Erkundige Dich bei Deinem Ausbildungsbetrieb oder an der Uni, welche elektromagnetischen Felder an Deinem zukünftigen Ausbildungsplatz entstehen. Diese Informationen und die von Medtronic können dann in Zusammenarbeit mit Deinem Arzt verglichen werden. So lässt sich rasch feststellen, ob Du die Ausbildung oder das Studium anfangen kannst, ohne Dir um Deinen Herzschrittmacher oder ICD Gedanken machen zu müssen. Sport und Fitness Ist die Wundheilung abgeschlossen und sind die Elektroden Deines Gerätes fest im Herzen eingewachsen, kannst Du sportliche Aktivitäten wie zum Beispiel Skaten, Biken, Schwimmen, Leichtathletik, Hockey, Reiten, Fuß- oder Handball wieder aufnehmen. Wenn Du gesund genug bist, ist normalerweise auch gegen Leistungssport nichts einzuwenden. Sprich mit Deinem Arzt darüber, was möglich ist und was nicht – vor allem bei Sportarten, die besonders belasten oder gefährlich sein können. Sportarten, bei denen es zu Schlägen auf die Brust kommen kann, solltest Du lieber vermeiden. Wenn Du ins Fitness-Studio gehst, trainiere nicht auf Geräten, die eine Funktion zur Körperfettmessung haben – es sei denn, diese Funktion lässt sich ausschalten. Auch Fitness-Geräte, die weit ausholende oder stark belastende Armbewegungen erfordern, sind für Herzschrittmacher- und ICDTräger nicht geeignet. 25 Wieder zu Hause Ein Sauna-Besuch ist auch mit Herzschrittmacher oder ICD kein Problem: Dein Körper wird niemals eine Temperatur erreichen, die Deinem Gerät schadet. Herzschrittmacher und ICDs sind so entwickelt, dass sie auch stärkere Krafteinwirkung aushalten können. Wenn Du allerdings beim Sport einen schweren Unfall hast (Sturz, Schlag oder Stoß), in den der Bereich Deines Gerätes (Brust, Schulter, Bauchraum) verwickelt ist, solltest Du bei Deinem Kardiologen prüfen lassen, ob Gerät und Elektroden noch einwandfrei arbeiten. Du interessierst Dich für Tauchen und Dein Arzt hat nichts dagegen? Denk bitte daran, dass Menschen mit Herzschrittmacher oder ICD nicht tiefer als 10 m tauchen sollten (Druckbelastung 1 bar). Höhere Druckbelastungen werden zwar voraussichtlich Deinem Gerät nicht schaden, vielleicht aber dem Gesamtsystem. So kann durch zu hohe Druckbelastung die Verbindung zwischen Gerät und Elektroden beschädigt werden. Urlaub Führerschein Natürlich kannst Du Dich auch mit Herzschrittmacher oder ICD auf die Reise machen, wenn Dein Arzt nichts dagegen hat. Medtronic hat weltweit Niederlassungen. Medtronic oder Dein Arzt nennen Dir gern Adressen in Deinem Urlaubsland, an die Du Dich im Notfall wenden kannst. Internationale Adressen für die Nachsorge von Herzschrittmachern oder ICDs kannst Du Dir auch im Internet ansehen, und zwar auf der Seite www.medtronic. com/traveling. Wenn Du am Flughafen bist, zeig dem Sicherheitspersonal am besten direkt Deinen Herzschrittmacher- oder ICD-Ausweis. Denn Dein Gerät kann den Alarm der Sicherheitsanlage auslösen. Außerdem solltest Du Dich nicht mit dem Magnetstab abtasten lassen und Dich nicht länger als notwendig innerhalb der Metall-Suchanlage aufhalten. Im Flugzeug oder Zug gibt es in der Regel keine Störquellen, die für Deinen Herzschrittmacher oder ICD von Bedeutung sind. Ob Menschen mit Herzschrittmacher oder ICD ein Kraftfahrzeug (Auto, Motorrad) führen dürfen, hängt von ihrem Gesundheitszustand ab. Das Bundesministerium für Verkehr hat Leitlinien herausgegeben, in denen es auch um Herzrhythmusstörungen geht. Sprich mit Deinem Arzt über das Thema „Führerschein“: Die Entscheidung, ob Du ein Auto oder Motorrad fahren kannst, liegt bei ihm. 26 Wieder zu Hause Drogen und Alkohol Drogen und zuviel Alkohol machen seelisch und körperlich abhängig und sind schlecht für die Gesundheit – das ist bekannt. Vielleicht weißt Du aber noch nicht, dass Drogen und Alkohol auch das natürliche Schrittmacher-System des Herzens durcheinander bringen und die Herzfrequenz beeinflussen können: Unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol kann das Herz zu schnell (Tachykardie) oder auch zu langsam (Bradykardie) schlagen. Wenn Menschen bereits unter Herzrhythmusstörungen leiden, wird Drogenkonsum und zuviel Alkohol also unter Umständen rasch gefährlich. Außerdem können Alkohol und Drogen eine erfolgreiche Herzschrittmacheroder ICD-Therapie stören. Wird das Herz zum Beispiel durch Alkohol schneller, gibt Dein ICD möglicherweise eine Therapie ab, obwohl Du gar keine brauchst. Medizinische Eingriffe oder Operationen Wenn Du Dich einer Operation oder einer medizinischen Untersuchung unterziehen musst, informiere den Arzt über Dein implantiertes Gerät. Denn bei einigen medizinischen Anwendungen gibt es Vorsichtsmaßnahmen, die der Arzt bei Menschen mit Herz- 27 Wieder zu Hause schrittmacher oder ICD beachten sollte. In diesem Kapitel haben wir einige wichtige Punkte zusammengefasst, auf die Du als Herzschrittmacher- oder ICD-Träger in Deinem Alltag achten solltest. Weitere Informationen findest Du unter „Fragen und Antworten“. Wenn Du sonst noch Fragen zu Deinem Gerät oder zu Deiner Herzrhythmusstörung hast, ist Dein Arzt der beste Ansprechpartner. Die Broschüre ist in erster Linie für Dich und Deine Eltern gedacht. Aber vielleicht gibst Du sie auch anderen Verwandten und Deinen Freunden zu lesen: Denn nicht nur Du, sondern auch die Menschen in Deiner Umgebung sollten wissen, dass Dich Dein Gerät zuverlässig vor Herzrhythmusstörungen schützen kann. Fragen & Antworten ?Spüre ich mein Gerät nach der wenn Du Dir über eine Narbe Gedanken machst. ?Kann ich mich körperlich Implantation oder ist es unter meiner Kleidung zu sehen? Moderne Herzschrittmacher und ICDs sind so klein und leicht wie möglich. Du wirst Dein Gerät also in der Regel wenig spüren, wenn die Operationswunde einmal verheilt ist. Auch zu sehen sind die Geräte normalerweise kaum: Sie verschwinden meist nahezu in der Hauttasche. ?Hinterlässt die Operation eine Narbe? Normalerweise ja. Der Arzt wird den Schnitt für die Tasche unter der Haut so anlegen, dass der Herzschrittmacher oder ICD hineinpasst. Sprich mit Deinen Eltern und mit Deinem Arzt, 28 anstrengen oder Sport treiben? Das Gerät schränkt Dich in Deinen Aktivitäten nicht ein. Im Gegenteil: Oft sind gerade mit Herzschrittmacher oder ICD Aktivitäten wieder möglich, die Dir Dein Arzt vorher nicht erlaubt hat. Sei bitte mit Sportarten vorsichtig, bei denen es zu Schlägen auf die Brust oder weit ausholenden Armbewegungen kommen kann. ?Heilt das Gerät meine Herzerkran- Frage n & Antworten kung? Nein. Aber Herzschrittmacher und ICDs behandeln die Symptome der Herzerkankung. Dadurch steigt die Lebensqualität. ?Muss ich mit meinem Gerät weiter Medikamente nehmen? Herzschrittmacher oder ICDs ersetzen keine Medikamente. Dein Arzt entscheidet, welche Medikamente Du brauchst. ?Wie lange hält die Batterie meines Gerätes? Herzschrittmacher und ICDs halten ungefähr fünf bis zehn Jahre – je nachdem, was das Gerät für Dich tun muss. ? Wie erkennt der Arzt, wann das Gerät ausgetauscht werden muss? Moderne Herzschrittmacher haben eine Laufzeitangabe. Der Arzt kann bei der Abfrage sehen, wie lange die Batterie mit den aktuellen Einstellungen noch hält. ICDs haben keine Laufzeitangabe. Hier überprüft der Arzt den Ladezustand der Batterie. Sowohl Herzschrittmacher als auch ICDs zeigen eine Batterieerschöpfung frühzeitig an. 29 Frage n & Antworten ?Wie arbeitet ein Herzschrittmacher genau? Ein Herzschrittmacher beobachtet den Herzrhythmus. Schlägt das Herz zu langsam oder setzt es für einige Zeit ganz aus, übernimmt der Herzschrittmacher die Funktion des Taktgebers (Sinusknoten). Er stimuliert mit kleinen, nicht spürbaren Stromimpulsen das Herz mit der richtigen Frequenz. Dadurch wird Dein Herz nie zu langsam. Wenn Du Dich belastest, zum Beispiel läufst oder Sport treibst, braucht Dein Körper eine höhere Herzfrequenz. Die meisten Herzschrittmacher haben daher eine Funktion, die sich der Bewegung anpasst und dann mit einer höheren Frequenz arbeitet – ganz wie Du es brauchst. ?Wie arbeitet ein ICD genau? ICDs beobachten ebenfalls den Herzrhythmus. Sie können bei zu schnellem Herzschlag eingreifen – in Form von kurz aufeinanderfolgenden schwachen, kaum spürbaren Impulsen oder durch einen stärkeren Stromstoß. Außerdem sind moderne ICDs mit einem Herzschrittmacher ausgestattet, der so arbeitet wie oben beschrieben. ?Gibt ein ICD bei lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen immer gleich einen starken Stromstoß ab? Nein. Ein ICD versucht erst einmal, Tachykardien mit schwachen Stimulationsimpulsen zu beenden. Erst wenn die nicht ausreichen, gibt der ICD einen stärkeren Stromstoß (Schock) ab. ?Was spüre ich bei einem „Schockerlebnis“? Menschen mit ICD beschreiben eine solche Erfahrung unterschiedlich. Viele sprechen von einem mehr oder weniger kräftigen „Stoß“ oder „Tritt“ vor die Brust. Im ersten Moment kann man sich also ziemlich erschrecken. Dieser Schrecken vergeht meist schnell. 30 Frage n & Antworten ?Was passiert mit einer Person, die mich berührt, wenn der ICD einen Schock abgibt oder gerade abgegeben hat? Nichts. Du bist nach einem Schock nicht „elektrisch geladen“. ?Was muss ich tun, wenn mein ICD einen Alarmton abgibt? Melde Dich bei Deinem Arzt und vereinbare einen Nachsorgetermin. Wenn bei Dir die Möglichkeit einer „Fernabfrage“ mit dem CareLink Network besteht, wird der Arzt Dich vielleicht auffordern, die Daten aus Deinem ICD über die Telefonleitung zu senden. Dann weiß er schon in wenigen Minuten mehr und kann die richtigen Entscheidungen treffen. ?Kann ich verreisen? Aber sicher – auch ins Ausland. Sprich mit Deinem Arzt über Deine Reisepläne. Je nach Urlaubsland kann er Dir Adressen für den Notfall nennen (siehe auch Seite 26). Nimm auf jeden Fall Deinen Geräteausweis mit und zeig ihn auch bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen vor. Lass Dich nicht mit einem Hand-Metalldetektor abtasten. ?Können Diebstahlsicherungen in Kaufhäusern das Gerät beeinflussen? Theoretisch ja – aber nur, wenn Du zu lange im Sendebereich der Anlage bleibst. Durchquere die Anlage einfach in normalem Tempo. 31 Frage n & Antworten ?Warum muss ich zur Nachsorgeuntersuchung, obwohl das Gerät doch automatisch funktioniert? Die Nachsorgeuntersuchungen sind sehr wichtig. Der Arzt prüft, ob Dein Gerät einwandfrei funktioniert und wie oft es seit der letzten Untersuchung Rhythmusstörungen entdeckt und behandelt hat. Der Arzt kann Dein Gerät bei der Nachsorge auch umprogrammieren, damit Du genau die Therapie bekommst, die Du brauchst. Zum Nachschlagen Aorta – Große Körperschlagader Arterien – Blutgefäße, die das Blut vom Herzen weg transportieren Atrium – Herzvorhof. Von hier aus gelangt das Blut in die Ventrikel AV-Block – Die elektrische Überleitung zwischen den Vorhöfen und den Hauptkammern ist verlangsamt oder unterbrochen AV-Knoten – Die Verbindungsstelle in der Mitte des Herzens, die elektrische Impulse von den Vorhöfen zu den Hauptkammern überleitet Belastungs-EKG – Unter körperlicher Belastung (z.B. Fahrradfahren, Laufband) durchgeführtes Elektrokardiogramm, das Hinweise auf belastungsabhängige Durchblu­tungsstörungen des Herzens gibt Bradykardie – Verlangsamter Herzschlag (unter 60 Schlägen pro Minute) 32 Zu m Nachsch lage n Defibrillation –Beenden von lebensbedrohlichen Herzrhythmus­ störungen (Kammerflimmern) durch einen elektrischen Schock (siehe auch ICD) Einkammerherzschrittmacher – Herzschrittmacher, die eine Herzkammer (Atrium oder Ventrikel) überwachen und steuern Elektrokardiogramm (EKG) – Ab­leitung der elektrischen Ströme des Herzens in Form des Ruhe-, Belastungs- oder Langzeit-EKGs. Gibt Hinweise auf Erregungsbildungs- und -ausbreitungs­störungen bzw. Herzrhythmusstörungen und deren Ursachen Elektroden – Elektrodenkabel, die den Schrittmacher/ICD mit dem Herzen verbinden und die elektri­schen Impulse zum Herzen leiten Extrasystole – Zusätzlicher Herzschlag außerhalb der regulären Schlagfolge Herzrhythmusstörungen – Störungen der regelmäßigen Herz­ schlagfolge, die als zusätzliche Schläge, Herzrasen, Verringe­ rung oder kurze Unterbrechung der Herzfrequenz auftreten Herzschrittmacher – Implantierbares Gerät zur Wiederherstellung des Herzrhythmus. Der Schrittmacher stimuliert das Herz, sobald der herzeigene Rhythmus zu langsam oder unregelmäßig wird. Er stimuliert nicht, solange er eine herzeigene Erregung wahrnimmt Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) – Implantierbares Gerät zur Wiederherstellung des Herzrhythmus. Der ICD stimuliert das Herz, wenn der herzeigene Rhythmus zu schnell oder unregelmäßig wird Kammerflattern – Frequenz der Herzkammer von mehr als 180 Schlägen pro Minute 33 G lossar Zu m Nachsch lage n Kammerflimmern –Völlig unregelmäßige und unkoordinierte elektrische Erregungen der Herzkammern, verbunden mit einem Kreislaufstillstand Kammertachykardie – Frequenz der Herzkammern von mehr als 100 Schlägen pro Minute, beim Kleinkind von mehr als 120 Schlägen Kontraktion – Zusammenziehen des Herzmuskels zum Weitertransport des Blutes Koronararterien– Zwei Schlag­ adern, die das Herz mit sauer­ stoffreichem, arteriellem Blut ver­sorgen. Sie entspringen aus der Hauptschlagader (Aorta) unmittelbar nach ihrem Austritt aus dem Herzen, also dicht oberhalb der Aortenklappe Langzeit-EKG – Aufzeichnung ei­nes 24- bis 48-Stunden-Elek­tro­ kardiogramms mit Hilfe ei­nes kleinen tragbaren Mess­gerätes Ruhe-EKG – Standard-EKG. Auf­ zeichnung eines Elektrokar­ diogramms in Ruhe (liegend) Septum – Herzscheidewand zwischen Vorhof und Hauptkammer Vene – Ein Blutgefäß, das sauer­ stoffarmes Blut zum Herzen hin führt Sinusknoten – Im rechten Vorhof gelegener natürlicher Taktgeber des Herzens. Besteht aus speziellen Muskelzellen zur Erzeugung regelmäßiger elektrischer Impulse, die an die Herzmuskulatur weitergeleitet werden und die Kontraktion (Herzschlag) auslösen Ventrikel – Herzkammer. Jedes Herz besteht aus zwei Kammern, aus denen das Blut in die Körperschlagader oder die Lungenschlagader gepumpt wird Sinusrhythmus – Vom Sinusknoten gesteuerter Rhythmus (normaler Herzrhythmus) Symptom – Begleiterscheinung oder Anzeichen für eine Krankheit Synkope – Kurze Bewusstlosigkeit Tachykardie – Ein zu schneller Herzschlag, der ohne Belastung zustande kommt. Meist mit mehr als 100 Schlägen pro Minute 34 Zu m Nachsch lage n Vorhof – siehe Atrium Vorhofflattern – Frequenz der Vorhöfe von mehr als 180 Schlägen pro Minute Vorhofflimmern – Ungeordnete Aktion der Vorhöfe Zweikammerherzschrittmacher – Herzschrittmacher, die sowohl Vorhof als auch Kammer überwachen und steuern Medtronic – eine Weltfirma stellt sich vor Alle 5 Sekunden… …wird ein chronisch kranker Mensch mit einer Medtronic-Therapie behandelt. Medtronic ist ein Unternehmen, das mit innovativen diagnostischen und therapeutischen Produkten für chronisch kranke Menschen eine weltweit führende und richtungs­ weisende Position in der Medizintechnik einnimmt. Für Millionen von Menschen bedeuten unsere medizin­ technischen Lösungen den ersten Schritt in ein aktiveres und erfüllteres Leben. Schmerzen zu verringern, Heilung zu fördern und Lebensqualität zu steigern – dies sind die Ansprüche, die wir an uns und an unsere Produkte stellen. Dazu fühlen wir uns gegenüber den Patienten, Angehörigen und Medizinern verpflichtet, die unseren Produkten ver­trauen. Wir helfen bei dem ersten Schritt zurück in ein aktives und erfülltes Leben – mit Sicherheit. 35 Medtronic G lossar – ei ne W eltf irma stellt sich vo r Deutschland Medtronic GmbH Earl-Bakken-Platz 1 40670 Meerbusch Telefon: +49-2159-81 49-0 Telefax: +49-2159-81 49-100 [email protected] www.medtronic.de Schweiz Medtronic Schweiz AG Talstrasse 9 CH-3053 Münchenbuchsee Telefon: +41-31-868-0100 Telefax: +41-31-868-0198 [email protected] www.medtronic.ch ÖSTERREICH Medtronic Österreich GmbH Millennium Tower Handelskai 94-96 A-1200 Wien Telefon: +43-1-240 44-0 Telefax: +43-1-240 44-100 [email protected] www.medtronic.at Europa Medtronic Europe Sàrl Case Postale Route du Molliau 31 CH-1131 Tolochenaz Telefon: +41-21-86 8000 Telefax: +41-21-802 7000 www.medtronic.com © Medtronic GmbH 2008 Alle Rechte vorbehalten. 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