herzschrittmacher und IcDs

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Let‘s go!
Was Du als Jugendlicher
wissen solltest.
Let‘s go!
Diese Broschüre wurde Dir überreicht durch
Inhalt
Vorwort
4
So funktioniert das Herz
6
Wenn das Herz krank ist
9
Aus dem Rhythmus
11
Herzschrittmacher und ICDs
15
Wieder zu Hause
20
Fragen & Antworten
28
Zum Nachschlagen
32
Medtronic – eine Weltfirma stellt sich vor 35
3
Inhalt
Vorwort
In dieser Broschüre findest Du
wichtige Informationen zu
Deinem Herzschrittmacher oder
Implantierbaren Defibrillator (ICD,
manchmal auch „Defi“ genannt).
Dir wurde entweder schon ein
ICD oder ein Herzschrittmacher
implantiert oder Du stehst kurz
davor, einen zu bekommen.
Wenn Du einen ICD hast,
dann leidest Du womöglich an
lebensbedrohlichem Herzrasen.
Oder bei Dir besteht auf Grund
Deiner Herzerkrankung das Risiko
für eine solche Rhythmusstörung.
Ein ICD ist heutzutage oft
die einzige Möglichkeit, mit
einem Stromstoß (einer
Defibrillation) einen plötzlichen
Herztod beim Auftreten
derartiger lebensbedrohlicher
Rhythmusstörungen zu
vermeiden. Der ICD soll über
4
Vorwo rt
Deinen Herzrhythmus wachen
und im Notfall helfen, dass Dein
Herz seinen Rhythmus wiederfindet und normal weiter schlägt.
So kannst Du Dein Leben aktiv und
zukunftsgerichtet gestalten.
Wenn Dein Herz ohne fremde
Hilfe zu langsam schlägt, kann Dir
der Herzschrittmacher helfen.
Der Schrittmacher beobachtet
die Aktivität Deines Herzens und
springt ein, wenn es notwendig ist.
Vielleicht macht es Dir Angst
zu wissen, dass Dein Leben
von einem Gerät abhängig sein
kann. Wenn Du gut über Deine
Herzerkrankung Bescheid weißt
und verstehst, wie Dein ICD bzw.
Herzschrittmacher funktioniert,
kannst Du besser damit umgehen.
Neben dieser Broschüre sind
aber auch Gespräche über Deine
Herzerkrankung und Dein
implantiertes Gerät mit Deinem
Arzt, Deiner Familie, Deinen
Freunden und eventuell anderen
Betroffenen wichtig.
Diese Broschüre soll Dir helfen,
die Funktion des Herzens und
die Arbeitsweise Deines ICDs
oder Herzschrittmachers so zu
verstehen, dass es Dir Deinen
Alltag und Deine Lebensgestaltung leichter macht.
Die Broschüre dient Dir nach der
Implantation als ausführliche
Informationsschrift, um Dich auf
den Alltag einzustellen. Häufige,
den ICD/ Herzschrittmacher
betreffende Fragen im Schulalltag,
Beruf oder der Freizeit werden
ausführlich erklärt. Später
5
Vorwo rt
auftretende Fragen kannst Du in
vielen Fällen mit der Durchsicht
einzelner Kapitel klären.
Dein ICD oder Herzschrittmacher
soll für Dich ein Alltagsgerät
werden, das Dich unterstützt und
Dir ein normales Leben ermöglicht.
Ich wünsche Dir für die Zukunft
alles Gute.
Prof. Dr. med. Urs Bauersfeld
Kardiologie
Universitätskinderkliniken Zürich
So funktioniert
das Herz
Das Herz – Zentrum und Motor
unseres Blutkreislaufes
Tag für Tag läuft unser Herz zu
Höchstleistungen auf, um unseren
Organismus mit Blut und so mit
Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ungefähr 0,5 Prozent des
Körpergewichts wiegt das gesunde
Herz, im Durchschnitt zwischen
300 und 350 g. Es ist etwa so groß
wie eine Faust und liegt in der
Mitte des Brustkorbes, hinter dem
Brustbein und zwischen den beiden Lungenflügeln.
Wir unterteilen das Herz in
vier Abschnitte: In einen rechten
und linken Vorhof (Atrium) sowie
eine linke und rechte Kammer
(Ventrikel). Rechte und linke Seite
des Herzens sind durch die Herz-
6
scheidewand (Septum) voneinander getrennt.
Im Herzen kann das Blut nur
in eine Richtung fließen. Denn zwischen den Vorhöfen und Kammern
und den sich an die Kammern
anschließenden Blutgefäßen liegen
die Herzklappen. Sie arbeiten wie
Ventile.
Bei jedem Herzschlag wird das
Blut zunächst von den Vorhöfen in
die Kammern gepumpt. Anschließend ziehen sich die Kammern
zusammen und drücken das Blut
in die Gefäße. So kommt das Blut
schließlich von der rechten Herzseite in die Lunge und von der
linken Herzseite zu den übrigen
Körperorganen.
Der Blutkreislauf – eine Reise durch
den Körper
Die Herztätigkeit lässt sich in
zwei zentrale Systeme unterteilen:
Im Lungenkreislauf wird das Blut
So fu nktioniert das H erz
in die Lunge gepumpt. Dort tankt
es Sauerstoff und wird zum Herzen
zurückgeleitet. Von dort gelangt es
über die Hauptschlagader (Aorta)
in den Körperkreislauf, den gesamten Körper. Beide Systeme sind
voneinander abhängig und arbeiten in einem gesunden Herzen
„synchron“, also zeitgleich.
Wir unterscheiden drei Arten
von Blutgefäßen: Arterien, Venen
und Kapillaren. Arterien, auch
Schlagadern genannt, führen
vom Herzen weg. In ihnen fließt
hellrotes, sauerstoffreiches Blut
(erkennbar an der hellroten Farbe).
Mit einer Ausnahme: die Lungenschlagader führt sauerstoffarmes
Blut. Die Arterien verzweigen sich
im gesamten Körper zu einem
dünnen Kapillargeflecht. So bringt
das Blut Sauerstoff und Nährstoffe
zu allen Stellen, an denen sie benötigt werden. Schließlich verdichten sich die Kapillaren wieder zu
Venen. Die Venen führen zum Herzen zurück und führen das dunkelrote, sauerstoffarme Blut. Und auch
linker Vorhof
Herzklappenebene
rechter Vorhof
linke
Herzkammer
Sinusknoten
AV-Knoten
Septum
rechte Herzkammer
7
So fu nktioniert das Herz
hier wieder eine Ausnahme: die
Lungenvenen führen sauerstoffreiches Blut.
Der normale Herzrhythmus (Sinusrhythmus)
Über 100.000 Mal pro Tag schlägt
das Herz, um unseren Kreislauf
in Gang zu halten – und das Jahr
für Jahr, ein Leben lang. Ein Reizleitungssystem sorgt dafür, dass
die Herzaktion (Kontraktion) reibungslos und gleichmäßig ablaufen
kann. Taktgeber dieses Reizleitungssystems ist der Sinusknoten.
Er befindet sich im rechten Vorhof
und gibt regelmäßig elektrische
Impulse ab. Die Impulse werden
über eine Zwischenstation, den
AV-Knoten, an die Nervenfasern
der Herzkammern weitergeleitet.
So ist sichergestellt, dass jede Herzmuskelzelle den Befehl erhält, sich
zusammenzuziehen. Dadurch entsteht der Herzschlag. Ein normaler
und gesunder Herzrhythmus wird
Sinusrhythmus genannt.
8
Das gesunde Herz schlägt sehr
regelmäßig, ungefähr 50 bis 80 Mal
pro Minute, wenn der Mensch sich
nicht belastet. Bei körperlicher
Anstrengung oder Aufregung kann
es auch schnell über 100 Mal pro
Minute schlagen. Um diese Erhöhung des Herzschlags kümmert
sich ebenfalls der Sinusknoten: Er
gibt häufiger Impulse ab. Dazu
regen ihn Hormone und Nerven an.
Auch das Herz will versorgt sein
Damit das Herz richtig arbeiten
kann und nicht schlapp macht,
muss es auch selbst gut versorgt
sein. Diese Aufgabe übernehmen
die Herzkranzgefäße (Koronararterien). Wie ein Netz liegen sie
über dem Herzmuskel. Weil diese
Herzkranzgefäße für eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen
und Sauerstoff sorgen, ist ihre gute
Durchblutung für eine normale
Herzfunktion besonders wichtig.
So fu nktioniert das H erz
Wenn das Herz krank ist
Wenn junge Menschen unter
Herzkrankheiten oder -fehlern
leiden, sind diese in den meisten
Fällen angeboren – oder genetisch
bedingt, das bedeutet „vererbt“.
Solche Herzkrankheiten können
sein:
• Vorhof oder Kammerseptumdefekt: In der Scheidewand (Septum) zwischen rechtem und
linkem Herzvorhof oder zwischen
rechter und linker Herzkammer
befindet sich von Geburt an ein
Loch. Ist das Loch klein, verschließt
es sich oft von selbst, wenn die
Kinder älter werden. Ein größeres
9
Loch muss aber meist in einer Operation geschlossen werden.
• Herzklappenfehler: Die Herzklappen können ihre Ventilfunktion
nicht mehr richtig wahrnehmen,
die dafür sorgt, dass das Blut im
Herzen nur in eine Richtung
fließt. Je nachdem, welche Klappe erkrankt ist, kann es zu einer
rechts- oder linksseitigen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kommen.
• AV-Block: Die Weiterleitung der
elektrischen Impulse zwischen
Vorhof und Kammer des Herzens
ist unterbrochen. Die Folge: Das
Herz schlägt zu langsam und kann
den Körper nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgen.
• Ionenkanalerkrankungen: Die
Eiweißmoleküle (Proteine) des
Körpers, die sich unter anderem
um den Transport von Ionen (elektrisch geladenen Teilchen) durch
die Zellwände des Herzmuskels
kümmern, sind verändert. Diese Veränderung führt dazu, dass
entweder zu viele oder zu wenige Natrium- und Kaliumionen
10
transportiert werden. Dadurch
verändern sich auch die elektrischen Eigenschaften der Herzmuskelzellen. Das Herz kann in das
gefährliche Kammerflattern oder
Kammerflimmern geraten. Zu den
Ionenkanalerkrankungen gehört
z.B. das Brugada-Syndrom.
Viele Herzerkrankungen führen
zu Herzrhythmusstörungen – über
die Du Dich im nächsten Kapitel
informieren kannst.
Wen n das H erz krank ist
Aus dem Rhythmus
Das Herz kann bei jedem Menschen hin und wieder unregelmäßig schlagen, zum Beispiel wenn
er sich erschreckt, aufgeregt ist
oder Fieber hat. Das ist normal.
Von einer Herzrhythmusstörung
(Arrhythmie) sprechen Ärzte
erst dann, wenn das Herz ohne
erkennbaren Anlass unregelmäßig
schlägt, und das vielleicht sogar
von einer Sekunde zur anderen.
Kommen solche Arrhythmien häufiger vor, empfiehlt sich ein Besuch
beim Arzt.
Einen deutlich verlangsamten
Herzschlag nennen wir Bradykardie. Dagegen heißt ein wesentlich
beschleunigter Herzschlag Tachykardie. Wenn der Herzschlag so
schnell wird, dass sich das Herz
nicht mehr regelmäßig zusammenziehen kann und nur noch
„zittert“, sprechen wir von Kammerflimmern.
Die Ursache für Herzrhythmusstörungen kann eine Fehlfunktion
des Herztaktgebers (Sinusknoten)
oder des Reizleitungssystems sein.
11
Au s dem Rhythmus
Viele Herzrhythmusstörungen
sind harmlos, andere allerdings
lebensgefährlich. Oft entstehen sie,
wenn das Herz bereits krank ist
– oder auch durch Krankheiten,
die nichts mit dem Herzen zu tun
haben.
Bradykardie
Bei einer Bradykardie schlägt das
Herz zu langsam: deutlich unter 60
Schlägen pro Minute. Ein zu langsamer Herzschlag (Herzfrequenz)
kann zum Beispiel im Schlaf auftreten, oder bei Menschen, die viel
Sport treiben. Dann ist er harmlos. Ernst kann es werden, wenn
ein Mensch in seinem Alltag und
scheinbar ohne Anlass unter Bradykardien leidet.
Bei einem Sinusknoten-Syndrom verursacht der Sinusknoten
die Bradykardie. Er gibt dann
seltener elektrische Impulse ab.
Manchmal kann es sogar zu einem
kurzen Aussetzen des Herzschlags
kommen.
Normalerweise steigt die Herzfrequenz bei körperlicher Belastung an. Bei einer „chronotropen
Inkompetenz“ jedoch nicht: Hier
führt eine gestörte Funktion des
Sinusknotens dazu, dass man sich,
zum Beispiel beim Sport, nicht
mehr richtig belasten kann.
Bei einer Reizleitungsstörung
ist die Verbindung vom Sinusknoten zum Herzmuskelgewebe
unterbrochen. Das Herz braucht
dann einen Ersatzrhythmus, der
außerhalb des Sinusknotens entsteht. Die Unterbrechung liegt oft
zwischen dem Vorhof (Atrium) des
Herzens und seiner Kammer (Ventrikel). In diesem Fall sprechen wir
von einem atrioventrikulären Block
oder AV-Block.
Manchmal muss der Arzt die
Ursache für eine Bradykardie
außerhalb des Herzens suchen.
Beim Carotissinus-Syndrom zum
Beispiel reagiert das Nerven-
12
geflecht an der Halsschlagader
überempfindlich auf Druck oder
Bewegung: Der Mensch kann ohnmächtig werden.
Auch durch bestimmte Medikamente kann es zu einer Bradykardie kommen. Braucht ein
Mensch diese Medikamente trotzdem unbedingt, setzen Ärzte zu
seinem Schutz einen Herzschrittmacher ein.
Bei Menschen mit Bradykardien ist der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff
versorgt. Auf diese Unterversorgung
reagiert vor allem das Gehirn – und
der Patient mit Schwäche, Schwindel
oder Bewusstlosigkeit.
Extrasystolen
Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das „Stolperherz“. Dabei
kommen Extraschläge aus den
Herzkammern, die ventrikuläre
Extrasystolen genannt werden.
Extrasystolen entstehen, weil
die Herzmuskelzellen sich auch
ohne den Befehl des Sinusknotens
zusammenziehen können. Dabei
handelt es sich eigentlich um eine
Schutzfunktion: Fällt der Sinusknoten aus, kann das Herz trotzdem noch einen „Ersatz“-Rhythmus haben. Mischt sich aber eine
Herzmuskelzelle in die Aktivität
des Sinusknotens ein, unterbricht
sie damit die normale Herzschlagfolge. Es kommt zu einem
Fehlschlag, und das Herz braucht
eine Pause, bis der Sinusknoten als
Impulsgeber wieder das Sagen hat.
Diesen Vorgang empfinden wir als
„Stolpern“ des Herzens.
Extraystolen sind von sich aus
noch nicht gefährlich, selbst wenn
sie häufig auftreten. Erst wenn
es zu Ketten von Extrasystolen
kommt, sogenannten Salven, wird
es unter Umständen heikel. Dann
hat das Herz nämlich keine Zeit
mehr, sich mit Blut zu füllen. Die
13
Au s dem Rhythmus
Pumpfunktion des Herzens lässt
nach. Hat ein Mensch mehr als vier
Extrasystolen hintereinander, sprechen wir außerdem von Herzrasen
(Kammertachykardie).
Kammertachykardie
Bei einer Tachykardie schlägt das
Herz zu schnell. Wenn sich ein
gesunder Mensch belastet (zum
Beispiel beim Sport) und seine
Herzfrequenz dabei ansteigt, ist
das völlig normal. Gefährlich wird
es erst, wenn das Herz über 170 bis
180 Mal pro Minute schlägt, und
die Impulse nicht aus dem Sinusknoten, sondern aus den Herzkammern kommen. Dann sprechen
wir von Kammerflattern. Das kann
schell in Kammerflimmern übergehen.
Kammerflimmern
Beim Kammerflimmern schlägt
das Herz so schnell und unkoordiniert, dass es völlig außer Kontrolle gerät. Das Herz arbeitet auf
Hochtouren, seine Muskelzellen
sind alle elektrisch erregt - aber
trotzdem ist das Herz völlig kraftlos. Dadurch kann es kein Blut
mehr pumpen: Der Mensch wird
bewusstlos. Diese Situation ist
lebensgefährlich, denn Kammerflimmern kann zu einem Plötzlichen Herztod (PHT) führen.
Für Kammertachykardien
und Kammerflimmern sind oft
die Herzkrankheiten verantwortlich, die wir im vorigen Kapitel
beschrieben haben (wie zum Beispiel angeborene Klappenfehler
oder das Brugada-Syndrom).
Vorhofarrhythmien
Bei Vorhofflimmern schlägt der
obere Teil des Herzens, die Vorhöfe,
unkoordiniert und zu schnell.
Vorfhofflimmern ist in der
Regel nicht lebensgefährlich.
Trotzdem fühlen Menschen sich
bei Vorhofflimmern oft nicht gut.
Durch den zu hohen Herzschlag
14
Au s dem Rhythmus
werden sie kurzatmig und unruhig. Auf der anderen Seite leidet die
Pumpfunktion des Herzens, da es
bei Vorhofflimmern unregelmäßig
schlägt: Zu wenig Blut – und damit
Sauerstoff – gelangt in den Körper.
Das führt zu einem niedrigen Blutdruck, zu Schwindel oder sogar zu
Bewusstlosigkeit.
Werden Vorhofarrhythmien
nicht behandelt, ist das Risiko groß,
später einen Schlaganfall (Bildung
eines Blutgerinnsels im Gehirn)
oder eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu bekommen.
Herzschrittmacher
und ICDs
Mit Herzschrittmachern und
implantierbaren CardioverterDefibrillatoren (ICDs oder oft
auch einfach nur „Defis“ genannt)
werden Herzrhythmusstörungen
überwacht und behandelt. Einfach
gesagt: Ärzte setzen Herzschrittmacher bei Menschen mit zu
langsamem Herzschlag ein, ICDs
bei Menschen mit zu schnellem
Herzschlag.
Herzschrittmacher- und
ICD-Systeme bestehen aus zwei
Teilen: dem Herzschrittmacher-/
ICD-Gerät und ein oder zwei, in
seltenen Fällen auch drei, dünnen
Drähten, den Elektroden. Diese
führen vom Gerät direkt ins Herz.
Seine Energie nimmt der Herzschrittmacher oder ICD aus einer
15
Batterie, die zwischen fünf und
zehn Jahre halten kann – je nachdem, was das Gerät leisten muss.
Herzschrittmacher und ICDs
sind von einem Gehäuse umgeben, das aus dem Edelmetall Titan
besteht. Ein Herzschrittmacher ist
ungefähr so groß wie eine Streichholzschachtel, ein ICD etwas größer. Beide Geräte arbeiten wie ein
kleiner Computer.
Rund um die Uhr nimmt das
Gerät über die Elektroden Signale
von Deinem Herzrhythmus auf. Es
prüft, ob der Herzschlag zu langsam oder zu schnell ist, oder ob das
Herz regelmäßig oder unregelmäßig schlägt. Rhythmusstörungen
zeichnet der Herzschrittmacher
oder ICD als EKG auf. Diese Daten
enthalten wichtige Informationen.
Dein Arzt kann sie mit einem Programmiergerät abrufen. Er nutzt
die Daten unter anderem dafür,
den Herzschrittmacher oder ICD
so einzustellen, wie es für Dich am
besten ist. Die Verbindung zwischen Herzschrittmacher/ ICD und
Programmiergerät wird über Telemetrie (eine drahtlose Funkverbindung) hergestellt.
tive Schrittmacher, die Ein- oder
Zweikammergeräte sein können,
erkennen selbständig, wann ein
Mensch einen höheren Herzrhythmus braucht (zum Beispiel beim
Sport) und passen sich der Belastung an.
Herzschrittmachertherapie
ICD-Therapie
Ein Herzschrittmacher wird zur
Behandlung von langsamen Herzrhythmusstörungen (Bradykardien) eingesetzt. Ein zu langsamer
Herzschlag kann zum Beispiel zu
Müdigkeit, Schlappheit, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch zu
schneller Ermüdung bei körperlicher Belastung (Sport) führen.
So verhilft der Herzschrittmacher dem Herzen wieder zu einem
regelmäßigen Rhythmus. Der Herzschrittmacher gibt über die Elektroden schwache elektrische Signale ab, die das Herz dazu bringen,
schneller zu schlagen. So springt
der Herzschrittmacher für den
gestörten Sinusknoten oder das
gestörte Reizleitungssystem ein.
Je nach Herzerkrankung werden
Ein- und Zweikammergeräte mit
einer beziehungsweise zwei Elektroden eingesetzt. Frequenzadap-
16
Wenn ein Mensch unter schnellen,
vielleicht sogar lebensbedrohlichen
Herzrhythmusstörungen leidet
oder gefährdet ist, solche Herzrhythmusstörungen zu erleiden,
kommt ein ICD zum Einsatz. Er
beobachtet die Rhythmusstörung
nicht nur, sondern greift aktiv ins
Geschehen ein. Dabei versucht das
Gerät zunächst, ob es Arrhythmien
„sanft“ beenden kann: durch kleine
gezielte Schrittmacherimpulse an
das Herz. In den meisten Fällen hat
es damit Erfolg. Und: Die meisten
Menschen mit ICD nehmen die
schmerzfreien Impulse gar nicht
wahr.
Nur wenn die sanfte Stimulation die Rhythmusstörung nicht
beenden kann, gibt der ICD einen
starken Stromstoß ab: den Schock
(Defibrillation).
Herzschrittmacher und ICDs
Der Schock verhindert einen HerzKreislauf-Stillstand. Das Herz
schlägt wieder im Takt.
Auch bei einem zu langsamen
Herzschlag (Bradykardie) wird der
ICD aktiv. Er kann nämlich auch
wie ein Herzschrittmacher arbeiten und verhindert, dass die Herzfrequenz zu langsam wird.
Implantation
Herzschrittmacher und ICDs können sowohl im Bereich des Brustmuskels („pektoral“) als auch im
Bauchraum („abdominell“) implantiert werden. Der Arzt entscheidet,
welche Implantationsstelle für Dich
am besten ist.
17
Bei Herzschrittmachern nehmen Ärzte diesen Eingriff fast
immer unter örtlicher Betäubung
vor. Bei ICD-Implantationen wird
auch eine Vollnarkose eingesetzt.
Dein Arzt überlegt mit Dir und
Deinen Eltern, was am besten
geeignet ist.
Die Verbindung des Gerätes
zum Herzen stellt der Arzt durch
die Elektroden her. Diese werden
während der Operation bis in das
Herz vorgeschoben. Hat der Arzt
die beste Lage für die Elektroden
gefunden, verankert er sie fest an
der Herzwand. Danach schließt der
Arzt die Elektroden an den Herzschrittmacher oder ICD an.
Herzschrittmacher und ICDs
Zum Schluss wird der Herzschrittmacher oder ICD in eine
kleine Tasche unter der Haut eingebettet, und der Arzt näht den
Schnitt zu. Je nach Operation kann
man das Krankenhaus meist schon
nach wenigen Tagen wieder verlassen.
Der Wechsel des Herzschrittmachers oder ICDs
Wenn die Batterie leer wird,
sieht das der Arzt rechtzeitig bei
der Abfrage des Gerätes. Schon aus
diesem Grund ist es wichtig, regelmäßig zur Nachsorge zu gehen. Da
die Batterie ein fester Bestandteil
des Schrittmacher- oder ICDGehäuses ist, wird in einer kleinen
Operation das gesamte Gerät ausgetauscht.
Der Arzt setzt dabei einen
Hautschnitt über der alten Narbe und entfernt das alte Gerät.
Dann testet er die Elektroden und
schließt das neue Gerät an. Funktioniert alles einwandfrei, setzt er
das Gerät in die schon vorhandene
Hauttasche und näht den Schnitt
18
zu. Nur in Ausnahmefällen müssen
auch die Elektroden gewechselt
werden.
Nachsorge
Die Termine für die Nachsorge
spricht Dein Arzt mit Dir ab. Halte
diese Termine unbedingt ein: Sie
gehören zu Deiner Therapie.
Bei der Nachsorge überprüft
der Arzt mit einem Programmiergerät, ob der Herzschrittmacher
oder ICD einwandfrei funktioniert.
Außerdem schaut er nach, ob die
Programmierung noch so ist, wie
Du sie brauchst. Falls notwendig,
programmiert er das Gerät neu.
Auch die Batterie des Schrittmachers oder ICDs wird bei der Nachsorge überprüft.
Die erste Nachsorge findet
meist vier bis sechs Wochen nach
der Implantation statt. Danach
wird Dein Arzt Dich alle drei bis
sechs Monate zur Nachsorge sehen
wollen.
ICDs überprüfen sich täglich
automatisch. Wenn der ICD bei
diesen Tests etwas Auffälliges
Herzschrittmacher und IC Ds
feststellt, gibt er einen Signalton
ab (etwa wie der Klingelton eines
alten Handys). Den Zeitpunkt für
diesen Ton kann der Arzt frei programmieren, damit er in Deinen
Tagesablauf passt. Wenn Du den
Signalton hörst, sag Deinen Eltern,
anderen für Dich wichtigen Personen oder Deinem Arzt Bescheid.
Der Signalton muss nichts Bedrohliches bedeuten. Es kann aber auch
sein, dass Dein Arzt schnell reagieren sollte. Sag ihm also nicht erst
beim nächsten Nachsorgetermin
Bescheid.
Nicht immer muss man für
eine Nachsorge zum Arzt. Mit dem
Medtronic CareLink Network lassen sich Herzschrittmacher und
ICDs per „Fernabfrage“ überprüfen.
Ein kleines Gerät, der Patientenmonitor, überträgt die Daten von
19
Deinem Implantat über die Telefonleitung an einen Computer bei
Deinem Arzt. Du kannst also Dein
Gerät zu einem vorher festgelegten Termin selbst abfragen und
die Daten über die Telefonleitung
an Deinen Arzt schicken. Und:
Wenn wirklich einmal ein Problem
auftritt, können mit CareLink die
Informationen aus Deinem Gerät
innerhalb von Minuten zum Arzt
übertragen werden. So kann Dein
Arzt rasch reagieren. Verwende
CareLink aber nur, nachdem Du
Deinen Arzt informiert hast. Er
wird Dir sagen, ob eine Fernabfrage
in diesem Fall am sinnvollsten ist
oder ob er andere Schritte für besser hält.
Herzschrittmacher und IC Ds
Wieder zu Hause
Die Zeit nach der Implantation
Sicher wirst Du einige Zeit brauchen, um Dich an Dein Gerät zu
gewöhnen. Oft reichen Gespräche
mit Familie oder Freunden schon
aus, um Zweifel und Ängste zu
überwinden. Vermutlich wirst Du
das Gerät nach einiger Zeit gar
nicht mehr spüren.
Für die erste Zeit nach der
Implantation gelten ein paar Faustregeln: Rötungen, Schwellungen
oder Nässen an der Implantationsstelle sieht sich am besten gleich
Dein Arzt an. Verzichte auf weit
ausholende Armbewegungen (zum
Beispiel beim Kraulschwim-
20
Wieder zu Hause
men), bis die Elektroden ungestört
im Herzen eingewachsen sind.
Schwere Gegenstände lass in der
Anfangszeit am besten stehen!
Zurück zu Spiel und Spaß
Dein Arzt wird Dir diese Schonzeit nicht länger als notwendig
verordnen, denn sonst könnte die
Beweglichkeit Deiner Schulter
nachlassen. Nach der Wundheilung
steht Spiel und Spaß nichts mehr
im Weg. Zuhause, in der Schule
und Freizeit oder im Urlaub kannst
Du in der Regel ganz normal aktiv
werden. Dein Herzschrittmacher
oder ICD gibt Dir die Sicherheit,
dass Rhythmusstörungen (Bradykardien oder Tachykardien) sofort
zuverlässig behandelt werden.
Davon wirst Du oft nicht einmal
etwas bemerken.
Einschränkungen bei Deinen
Aktivitäten hängen von Deiner
Herzerkrankung ab. Frag Deinen
Arzt, ob es in Deinem Fall Risiken
gibt und wobei Du Dich besser
zurückhalten solltest.
Elektromagnetische Felder
Geräte, die Elektrizität oder Magnete verwenden, erzeugen elektromagnetische Felder.
Diese Felder sind normalerweise so gering, dass sie Herzschrittmacher oder ICDs nicht beeinflussen können. Man kann jedoch
Herzschrittmacher und ICDs
nicht vollständig gegen elektrische Signale abschirmen. Denn die
Geräte sollen Deinen natürlichen
Herzrhythmus aufnehmen – und
zwar als elektrisches Signal. In
seltenen Fällen, wenn das elektromagnetische Feld stark genug ist,
21
Wieder zu Hause
kann es daher zu einer Beeinflussung kommen.
Starke elektromagnetische Felder können den Herzschrittmacher
oder ICD „blind“ machen. Dann tut
das Gerät unter Umständen nicht
mehr das, was es soll, nämlich Dein
Herz stimulieren bzw. vor Herzrhythmusstörungen schützen. Es
kann aber auch zu Stimulationen
bzw. (bei ICDs) zur Abgabe eines
Schocks kommen, obwohl Du eine
solche Therapie in diesem Moment
gar nicht brauchst.
1. Zu Hause und im Alltag
Die meisten Geräte, mit denen
Du zu Hause zu tun hast, können
Herzschrittmacher und ICDs nicht
beeinflussen. Das gilt zum Beispiel
für Computer, Laptops, Fernseher,
Radio, DVD-Player, Videorekorder,
Playstation, Nintendo bzw. Nintendo WII sowie Mikrowellen und
andere Haushaltsgeräte. Hast Du
einen Internetzugang, der über
W-LAN oder Bluetooth funktioniert? Auch dabei brauchst Du Dir
keine Gedanken über Deinen Herz-
schrittmacher oder ICD zu machen.
Halte zum Router beziehungsweise Sender der W-LAN- oder
Bluetooth-Anlage einen Abstand
von ungefähr 15 cm ein.
Dem Telefonieren mit einem
schnurlosen Telefon steht nichts
im Weg. Natürlich kannst Du auch
weiterhin Dein Handy benutzen.
Halte dabei vorsichtshalber einen
Abstand von ungefähr 15 cm zwischen Handy und implantiertem
Gerät ein. Nimm zum Telefonieren
das Ohr, das nicht auf der gleichen
Seite wie der Herzschrittmacher
oder ICD liegt. Trag das Handy
nicht in der Brusttasche direkt
über Deinem Gerät. Wenn Du mit
Deinem Handy eine BluetoothFreisprecheinrichtung verwendest,
achte bitte auch hier darauf, zum
Bluetooth-Sender ungefähr 15 cm
Abstand einzuhalten.
22
Wieder zu Hause
Zu dem Elektromotor eines
Föns oder eines Rasierapparates empfiehlt sich ebenfalls ein
Abstand von ungefähr 15 cm.
In vielen Geschäften oder auch
in öffentlichen Gebäuden (zum
Beispiel Bibliotheken) gibt es
Diebstahlsicherungsanlagen oder
Metalldetektoren. Die stören Dein
Gerät in der Regel nicht. Achte
trotzdem darauf, dass Du solche
Anlagen in normalem Tempo
durchquerst. Bleib nicht darin stehen.
2. Musik
iPods, CD-Player und Stereoanlagen können Deinen Herzschrittmacher oder ICD nicht beeinflussen. Lautsprecherboxen enthalten
Magnete und sollten daher nicht
in unmittelbaren Kontakt mit
Deinem Gerät kommen. Halte sie
(zum Beispiel beim Transport)
nicht auf Dein Gerät.
Auch Kopfhörer enthalten
Magnete. Vor allem bei größeren
Kopfhörern können diese Magnete
stark genug sein, um sich auf Deinen Herzschrittmacher oder ICD
auszuwirken. Trag solche Kopfhörer daher nicht direkt auf Deinem
Gerät.
Einen Disco-Besuch kannst
Du genauso genießen wie vor der
Implantation. Halte Dich vorsichtshalber nicht direkt neben den
Lautsprecherboxen auf. Ungefähr
50 cm Sicherheitsabstand genügen.
Das gleiche gilt für Lautsprecherboxen bei Konzerten.
Wenn Du Mitglied in einer
Band bist und elektrisch verstärkte Instrumente (E-Gitarre)
spielst, achte darauf, dass sich diese
Instrumente und ihr Zubehör in
einwandfreiem Zustand befinden.
23
3. Spielzeug, Werken und Basteln
Bei ferngesteuertem Spielzeug
(Modellautos, Modellflugzeuge)
empfehlen wir einen Abstand von
ungefähr 15 bis 20 cm zur Fernbedienung. Halte Dir also die Fernbedienung bzw. die Antenne nicht
direkt auf Deinen Herzschrittmacher oder ICD.
Zu einigen Geräten, die Du
vielleicht beim Werken und Basteln
benutzt, empfehlen wir einen
Sicherheitsabstand von ungefähr
30-50 cm (also eine halbe bis ganze
Armlänge):
• Bohrmaschinen
• Winkelschleifer
• Kreis- und Stichsägen
• Schweißgeräte (zum
Lichtbogen- oder Widerstands-
schweißen)
Bevor Du solche Geräte benutzt,
solltest Du ganz sicher sein, dass
sie sich in einwandfreiem Zustand
befinden. Arbeite nach Möglichkeit
nicht allein mit solchen Geräten.
Stell sie nicht auf Dauerbetrieb.
Reparaturarbeiten an elektrischen
oder benzinbetriebenen Geräten
solltest Du vorsichtshalber nicht
selbst durchführen.
Wenn die Gebrauchsanweisung
eines elektrischen Gerätes einen
Warnhinweis für Menschen enthält, die einen Herzschrittmacheroder ICD tragen, benutze dieses
Gerät nicht.
5. Ausbildung und Beruf
Vielleicht interessierst Du Dich für
einen Beruf oder Studiengang, in
24
Wieder zu Hause
dem Du mit elektrischen Geräten
und großen Maschinen, Generatoren oder Anlagen zu tun hast. Von
Medtronic erhältst Du ausführliche
Informationen zur Störfestigkeit
unserer Herzschrittmacher und
ICDs. Erkundige Dich bei Deinem
Ausbildungsbetrieb oder an der
Uni, welche elektromagnetischen
Felder an Deinem zukünftigen
Ausbildungsplatz entstehen. Diese
Informationen und die von Medtronic können dann in Zusammenarbeit mit Deinem Arzt verglichen
werden. So lässt sich rasch feststellen, ob Du die Ausbildung oder das
Studium anfangen kannst, ohne
Dir um Deinen Herzschrittmacher
oder ICD Gedanken machen zu
müssen.
Sport und Fitness
Ist die Wundheilung abgeschlossen
und sind die Elektroden Deines
Gerätes fest im Herzen eingewachsen, kannst Du sportliche Aktivitäten wie zum Beispiel Skaten,
Biken, Schwimmen, Leichtathletik,
Hockey, Reiten, Fuß- oder Handball wieder aufnehmen. Wenn Du
gesund genug bist, ist normalerweise auch gegen Leistungssport
nichts einzuwenden. Sprich mit
Deinem Arzt darüber, was möglich
ist und was nicht – vor allem bei
Sportarten, die besonders belasten
oder gefährlich sein können. Sportarten, bei denen es zu Schlägen auf
die Brust kommen kann, solltest
Du lieber vermeiden.
Wenn Du ins Fitness-Studio
gehst, trainiere nicht auf Geräten,
die eine Funktion zur Körperfettmessung haben – es sei denn, diese
Funktion lässt sich ausschalten.
Auch Fitness-Geräte, die weit
ausholende oder stark belastende
Armbewegungen erfordern, sind
für Herzschrittmacher- und ICDTräger nicht geeignet.
25
Wieder zu Hause
Ein Sauna-Besuch ist auch mit
Herzschrittmacher oder ICD kein
Problem: Dein Körper wird niemals
eine Temperatur erreichen, die
Deinem Gerät schadet.
Herzschrittmacher und ICDs
sind so entwickelt, dass sie auch
stärkere Krafteinwirkung aushalten können. Wenn Du allerdings
beim Sport einen schweren Unfall
hast (Sturz, Schlag oder Stoß), in
den der Bereich Deines Gerätes
(Brust, Schulter, Bauchraum) verwickelt ist, solltest Du bei Deinem
Kardiologen prüfen lassen, ob Gerät
und Elektroden noch einwandfrei
arbeiten.
Du interessierst Dich für Tauchen und Dein Arzt hat nichts
dagegen? Denk bitte daran, dass
Menschen mit Herzschrittmacher oder ICD nicht tiefer als 10 m
tauchen sollten (Druckbelastung
1 bar). Höhere Druckbelastungen werden zwar voraussichtlich
Deinem Gerät nicht schaden, vielleicht aber dem Gesamtsystem.
So kann durch zu hohe Druckbelastung die Verbindung zwischen
Gerät und Elektroden beschädigt
werden.
Urlaub
Führerschein
Natürlich kannst Du Dich auch mit
Herzschrittmacher oder ICD auf
die Reise machen, wenn Dein Arzt
nichts dagegen hat. Medtronic hat
weltweit Niederlassungen. Medtronic oder Dein Arzt nennen Dir gern
Adressen in Deinem Urlaubsland,
an die Du Dich im Notfall wenden
kannst. Internationale Adressen
für die Nachsorge von Herzschrittmachern oder ICDs kannst Du Dir
auch im Internet ansehen, und
zwar auf der Seite www.medtronic.
com/traveling.
Wenn Du am Flughafen bist,
zeig dem Sicherheitspersonal am
besten direkt Deinen Herzschrittmacher- oder ICD-Ausweis. Denn
Dein Gerät kann den Alarm der
Sicherheitsanlage auslösen. Außerdem solltest Du Dich nicht mit
dem Magnetstab abtasten lassen
und Dich nicht länger als notwendig innerhalb der Metall-Suchanlage aufhalten.
Im Flugzeug oder Zug gibt es
in der Regel keine Störquellen, die
für Deinen Herzschrittmacher oder
ICD von Bedeutung sind.
Ob Menschen mit Herzschrittmacher oder ICD ein Kraftfahrzeug
(Auto, Motorrad) führen dürfen,
hängt von ihrem Gesundheitszustand ab. Das Bundesministerium
für Verkehr hat Leitlinien herausgegeben, in denen es auch um
Herzrhythmusstörungen geht.
Sprich mit Deinem Arzt über das
Thema „Führerschein“: Die Entscheidung, ob Du ein Auto oder
Motorrad fahren kannst, liegt bei
ihm.
26
Wieder zu Hause
Drogen und Alkohol
Drogen und zuviel Alkohol machen
seelisch und körperlich abhängig
und sind schlecht für die Gesundheit – das ist bekannt. Vielleicht
weißt Du aber noch nicht, dass
Drogen und Alkohol auch das
natürliche Schrittmacher-System
des Herzens durcheinander bringen und die Herzfrequenz beeinflussen können: Unter dem Einfluss
von Drogen und Alkohol kann das
Herz zu schnell (Tachykardie) oder
auch zu langsam (Bradykardie)
schlagen. Wenn Menschen bereits
unter Herzrhythmusstörungen
leiden, wird Drogenkonsum und
zuviel Alkohol also unter Umständen rasch gefährlich. Außerdem
können Alkohol und Drogen eine
erfolgreiche Herzschrittmacheroder ICD-Therapie stören. Wird das
Herz zum Beispiel durch Alkohol
schneller, gibt Dein ICD möglicherweise eine Therapie ab, obwohl Du
gar keine brauchst.
Medizinische Eingriffe oder
Operationen
Wenn Du Dich einer Operation
oder einer medizinischen Untersuchung unterziehen musst,
informiere den Arzt über Dein
implantiertes Gerät. Denn bei einigen medizinischen Anwendungen
gibt es Vorsichtsmaßnahmen, die
der Arzt bei Menschen mit Herz-
27
Wieder zu Hause
schrittmacher oder ICD beachten
sollte.
In diesem Kapitel haben wir
einige wichtige Punkte zusammengefasst, auf die Du als Herzschrittmacher- oder ICD-Träger in Deinem Alltag achten solltest. Weitere
Informationen findest Du unter
„Fragen und Antworten“. Wenn
Du sonst noch Fragen zu Deinem
Gerät oder zu Deiner Herzrhythmusstörung hast, ist Dein Arzt der
beste Ansprechpartner.
Die Broschüre ist in erster Linie
für Dich und Deine Eltern gedacht.
Aber vielleicht gibst Du sie auch
anderen Verwandten und Deinen
Freunden zu lesen: Denn nicht nur
Du, sondern auch die Menschen in
Deiner Umgebung sollten wissen,
dass Dich Dein Gerät zuverlässig vor Herzrhythmusstörungen
schützen kann.
Fragen & Antworten
?Spüre ich mein Gerät nach der
wenn Du Dir über eine Narbe
Gedanken machst.
?Kann ich mich körperlich
Implantation oder ist es unter
meiner Kleidung zu sehen?
Moderne Herzschrittmacher und
ICDs sind so klein und leicht wie
möglich. Du wirst Dein Gerät also
in der Regel wenig spüren, wenn
die Operationswunde einmal verheilt ist. Auch zu sehen sind die
Geräte normalerweise kaum: Sie
verschwinden meist nahezu in
der Hauttasche.
?Hinterlässt die Operation eine
Narbe?
Normalerweise ja. Der Arzt wird
den Schnitt für die Tasche unter
der Haut so anlegen, dass der
Herzschrittmacher oder ICD
hineinpasst. Sprich mit Deinen
Eltern und mit Deinem Arzt,
28
anstrengen oder Sport treiben?
Das Gerät schränkt Dich in Deinen Aktivitäten nicht ein. Im
Gegenteil: Oft sind gerade mit
Herzschrittmacher oder ICD
Aktivitäten wieder möglich,
die Dir Dein Arzt vorher nicht
erlaubt hat. Sei bitte mit Sportarten vorsichtig, bei denen es zu
Schlägen auf die Brust oder weit
ausholenden Armbewegungen
kommen kann.
?Heilt das Gerät meine Herzerkran-
Frage n & Antworten
kung?
Nein. Aber Herzschrittmacher
und ICDs behandeln die Symptome der Herzerkankung. Dadurch
steigt die Lebensqualität.
?Muss ich mit meinem Gerät weiter Medikamente nehmen?
Herzschrittmacher oder ICDs
ersetzen keine Medikamente.
Dein Arzt entscheidet, welche
Medikamente Du brauchst.
?Wie lange hält die Batterie meines
Gerätes?
Herzschrittmacher und ICDs halten ungefähr fünf bis zehn
Jahre – je nachdem, was das Gerät
für Dich tun muss.
? Wie erkennt der Arzt, wann das
Gerät ausgetauscht werden muss?
Moderne Herzschrittmacher
haben eine Laufzeitangabe. Der
Arzt kann bei der Abfrage sehen,
wie lange die Batterie mit den
aktuellen Einstellungen noch
hält.
ICDs haben keine Laufzeitangabe. Hier überprüft der Arzt den
Ladezustand der Batterie.
Sowohl Herzschrittmacher als
auch ICDs zeigen eine Batterieerschöpfung frühzeitig an.
29
Frage n & Antworten
?Wie arbeitet ein Herzschrittmacher genau?
Ein Herzschrittmacher beobachtet den Herzrhythmus. Schlägt
das Herz zu langsam oder setzt
es für einige Zeit ganz aus, übernimmt der Herzschrittmacher
die Funktion des Taktgebers
(Sinusknoten). Er stimuliert mit
kleinen, nicht spürbaren Stromimpulsen das Herz mit der richtigen Frequenz. Dadurch wird Dein
Herz nie zu langsam.
Wenn Du Dich belastest, zum
Beispiel läufst oder Sport treibst,
braucht Dein Körper eine höhere Herzfrequenz. Die meisten
Herzschrittmacher haben daher
eine Funktion, die sich der Bewegung anpasst und dann mit einer
höheren Frequenz arbeitet – ganz
wie Du es brauchst.
?Wie arbeitet ein ICD genau?
ICDs beobachten ebenfalls den
Herzrhythmus. Sie können bei
zu schnellem Herzschlag eingreifen – in Form von kurz aufeinanderfolgenden schwachen,
kaum spürbaren Impulsen oder
durch einen stärkeren Stromstoß.
Außerdem sind moderne ICDs
mit einem Herzschrittmacher
ausgestattet, der so arbeitet wie
oben beschrieben.
?Gibt ein ICD bei lebensgefährlichen
Herzrhythmusstörungen immer
gleich einen starken Stromstoß ab?
Nein. Ein ICD versucht erst einmal, Tachykardien mit schwachen Stimulationsimpulsen zu
beenden. Erst wenn die nicht
ausreichen, gibt der ICD einen
stärkeren Stromstoß (Schock) ab.
?Was spüre ich bei einem „Schockerlebnis“?
Menschen mit ICD beschreiben
eine solche Erfahrung unterschiedlich. Viele sprechen von
einem mehr oder weniger kräftigen „Stoß“ oder „Tritt“ vor die
Brust. Im ersten Moment kann
man sich also ziemlich erschrecken. Dieser Schrecken vergeht
meist schnell.
30
Frage n & Antworten
?Was passiert mit einer Person, die
mich berührt, wenn der ICD einen
Schock abgibt oder gerade abgegeben hat?
Nichts. Du bist nach einem
Schock nicht „elektrisch geladen“.
?Was muss ich tun, wenn mein ICD
einen Alarmton abgibt?
Melde Dich bei Deinem Arzt und
vereinbare einen Nachsorgetermin. Wenn bei Dir die Möglichkeit einer „Fernabfrage“ mit dem
CareLink Network besteht, wird
der Arzt Dich vielleicht auffordern, die Daten aus Deinem ICD
über die Telefonleitung zu senden. Dann weiß er schon in wenigen Minuten mehr und kann die
richtigen Entscheidungen treffen.
?Kann ich verreisen?
Aber sicher – auch ins Ausland. Sprich mit Deinem Arzt
über Deine Reisepläne. Je nach
Urlaubsland kann er Dir Adressen für den Notfall nennen (siehe
auch Seite 26).
Nimm auf jeden Fall Deinen
Geräteausweis mit und zeig ihn
auch bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen vor. Lass Dich
nicht mit einem Hand-Metalldetektor abtasten.
?Können Diebstahlsicherungen in
Kaufhäusern das Gerät beeinflussen?
Theoretisch ja – aber nur, wenn
Du zu lange im Sendebereich
der Anlage bleibst. Durchquere
die Anlage einfach in normalem
Tempo.
31
Frage n & Antworten
?Warum muss ich zur Nachsorgeuntersuchung, obwohl das Gerät
doch automatisch funktioniert?
Die Nachsorgeuntersuchungen sind sehr wichtig. Der Arzt
prüft, ob Dein Gerät einwandfrei
funktioniert und wie oft es seit
der letzten Untersuchung Rhythmusstörungen entdeckt und
behandelt hat.
Der Arzt kann Dein Gerät bei
der Nachsorge auch umprogrammieren, damit Du genau die Therapie bekommst, die Du brauchst.
Zum Nachschlagen
Aorta – Große Körperschlagader
Arterien – Blutgefäße, die das Blut
vom Herzen weg transportieren
Atrium – Herzvorhof. Von hier aus
gelangt das Blut in die Ventrikel
AV-Block – Die elektrische Überleitung zwischen den Vorhöfen
und den Hauptkammern ist verlangsamt oder unterbrochen
AV-Knoten – Die Verbindungsstelle in der Mitte des Herzens, die
elektrische Impulse von den Vorhöfen zu den Hauptkammern
überleitet
Belastungs-EKG – Unter körperlicher Belastung (z.B. Fahrradfahren, Laufband) durchgeführtes
Elektrokardiogramm, das Hinweise auf belastungsabhängige
Durchblu­tungsstörungen des
Herzens gibt
Bradykardie – Verlangsamter
Herzschlag (unter 60 Schlägen
pro Minute)
32
Zu m Nachsch lage n
Defibrillation –Beenden von lebensbedrohlichen Herzrhythmus­
störungen (Kammerflimmern)
durch einen elektrischen Schock
(siehe auch ICD)
Einkammerherzschrittmacher
– Herzschrittmacher, die eine
Herzkammer (Atrium oder Ventrikel) überwachen und steuern
Elektrokardiogramm (EKG) –
Ab­leitung der elektrischen
Ströme des Herzens in Form
des Ruhe-, Belastungs- oder
Langzeit-EKGs. Gibt Hinweise
auf Erregungsbildungs- und
-ausbreitungs­störungen bzw.
Herzrhythmusstörungen und
deren Ursachen
Elektroden – Elektrodenkabel, die
den Schrittmacher/ICD mit
dem Herzen verbinden und die
elektri­schen Impulse zum Herzen leiten
Extrasystole – Zusätzlicher Herzschlag außerhalb der regulären
Schlagfolge
Herzrhythmusstörungen – Störungen der regelmäßigen Herz­
schlagfolge, die als zusätzliche
Schläge, Herzrasen, Verringe­
rung oder kurze Unterbrechung
der Herzfrequenz auftreten
Herzschrittmacher – Implantierbares Gerät zur Wiederherstellung
des Herzrhythmus. Der Schrittmacher stimuliert das Herz,
sobald der herzeigene Rhythmus
zu langsam oder unregelmäßig
wird. Er stimuliert nicht, solange er eine herzeigene Erregung
wahrnimmt
Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) – Implantierbares
Gerät zur Wiederherstellung des
Herzrhythmus. Der ICD stimuliert das Herz, wenn der herzeigene Rhythmus zu schnell oder
unregelmäßig wird
Kammerflattern – Frequenz der
Herzkammer von mehr als 180
Schlägen pro Minute
33
G lossar
Zu
m Nachsch lage n
Kammerflimmern –Völlig unregelmäßige und unkoordinierte
elektrische Erregungen der
Herzkammern, verbunden mit
einem Kreislaufstillstand
Kammertachykardie – Frequenz
der Herzkammern von mehr als
100 Schlägen pro Minute, beim
Kleinkind von mehr als 120
Schlägen
Kontraktion – Zusammenziehen
des Herzmuskels zum Weitertransport des Blutes
Koronararterien– Zwei Schlag­
adern, die das Herz mit sauer­
stoffreichem, arteriellem Blut
ver­sorgen. Sie entspringen aus
der Hauptschlagader (Aorta)
unmittelbar nach ihrem Austritt aus dem Herzen, also dicht
oberhalb der Aortenklappe
Langzeit-EKG – Aufzeichnung
ei­nes 24- bis 48-Stunden-Elek­tro­
kardiogramms mit Hilfe ei­nes
kleinen tragbaren Mess­gerätes
Ruhe-EKG – Standard-EKG. Auf­
zeichnung eines Elektrokar­
diogramms in Ruhe (liegend)
Septum – Herzscheidewand zwischen Vorhof und Hauptkammer
Vene – Ein Blutgefäß, das sauer­
stoffarmes Blut zum Herzen hin
führt
Sinusknoten – Im rechten Vorhof
gelegener natürlicher Taktgeber
des Herzens. Besteht aus speziellen Muskelzellen zur Erzeugung regelmäßiger elektrischer
Impulse, die an die Herzmuskulatur weitergeleitet werden und
die Kontraktion (Herzschlag)
auslösen
Ventrikel – Herzkammer. Jedes
Herz besteht aus zwei Kammern, aus denen das Blut in die
Körperschlagader oder die Lungenschlagader gepumpt wird
Sinusrhythmus – Vom Sinusknoten
gesteuerter Rhythmus (normaler
Herzrhythmus)
Symptom – Begleiterscheinung
oder Anzeichen für eine Krankheit
Synkope – Kurze Bewusstlosigkeit
Tachykardie – Ein zu schneller
Herzschlag, der ohne Belastung
zustande kommt. Meist mit
mehr als 100 Schlägen pro
Minute
34
Zu m Nachsch lage n
Vorhof – siehe Atrium
Vorhofflattern – Frequenz der
Vorhöfe von mehr als
180 Schlägen pro Minute
Vorhofflimmern – Ungeordnete
Aktion der Vorhöfe
Zweikammerherzschrittmacher
– Herzschrittmacher, die sowohl
Vorhof als auch Kammer überwachen und steuern
Medtronic – eine Weltfirma
stellt sich vor
Alle 5 Sekunden…
…wird ein chronisch kranker Mensch mit
einer Medtronic-Therapie behandelt.
Medtronic ist ein Unternehmen, das mit innovativen
diagnostischen und therapeutischen Produkten für chronisch
kranke Menschen eine weltweit führende und richtungs­
weisende Position in der Medizintechnik einnimmt.
Für Millionen von Menschen bedeuten unsere medizin­
technischen Lösungen den ersten Schritt in ein aktiveres
und erfüllteres Leben. Schmerzen zu verringern, Heilung zu
fördern und Lebensqualität zu steigern – dies sind die
Ansprüche, die wir an uns und an unsere Produkte stellen.
Dazu fühlen wir uns gegenüber den Patienten, Angehörigen
und Medizinern verpflichtet, die unseren Produkten
ver­trauen. Wir helfen bei dem ersten Schritt zurück in ein
aktives und erfülltes Leben – mit Sicherheit.
35
Medtronic
G lossar
– ei ne W eltf irma stellt sich vo r
Deutschland
Medtronic GmbH
Earl-Bakken-Platz 1
40670 Meerbusch
Telefon: +49-2159-81 49-0
Telefax: +49-2159-81 49-100
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Medtronic Schweiz AG
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Medtronic Europe Sàrl
Case Postale
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CH-1131 Tolochenaz
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Diese Broschüre ist unter Mitwirkung von Ärzten, Patienten und Ingenieuren erstellt worden.
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