Vorlesung Psychiatrie 2009/2010 Affektive Störungen I, II, III; Suizidalität Ulrich Hegerl Internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) F0: Organische Störungen (z.B. Demenzen, Delir) F1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (z.B. Alkoholabhängigkeit) F2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störung F3: Affektive Störungen (z.B. uni- und bipolare affektive Störungen) F4: Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen (z.B. Phobien, Zwangsstörungen) F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen oder Faktoren (z.B. Anorexia N.) F6: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (z.B. Borderline-Ps.) HauptHaupt-und undNebenkriterien Nebenkriteriennach nachICD-10 ICD-10 Suizidgedanken / Suizidale Handlungen Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit Verlust von Interesse u. Freude Depressive Stimmung Verminderter Antrieb Schlafstörungen Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Appetitminderung Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Somatisches SomatischesSyndrom: Syndrom:bei bei44von von88Symptomen Symptomen Deutlicher Verlust von Freude und Interesse bei früher angenehmen Aktivitäten Suizidgedanken / Suizidale Handlungen Morgentief Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Mangelnde Fähigkeit emotional zu reagieren Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit Verlust von Interesse u. Freude Depressive Stimmung Erhöhte Ermüdbarkeit Schlafstörungen Starker Appetitverlust Früherwachen Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Appetitminderung Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit Deutlicher Libidoverlust Gewichtsverlust > 5% Depression: Differenzierung nach Schwere der Symptomatik Schwere der depressiven Symptomatik wahnhafte Depression schwere Depression Krankheit mittelschwere Depression leichte Depression minore und subdiagnostische Depression normale psycholog. Verstimmungen Häufigkeit Übergangsbereich Gesundheit Körperliche Beschwerden und Depression verursachen Wird v.a. von Patienten überschätzt Körperliche Beschwerden verursacht verstärkte Wahrnehmung Depression Körperliche KörperlicheBeschwerden Beschwerdensind sind Teil Teildes desTeufelskreises Teufelskreises Depression Pessimistische kognitive Verarbeitung Körperliche Funktionsstörungen, z.B. - Inaktivität - Schlafstörungen - Muskeltonus ↑ - Appetitlosigkeit - Ösophaguskontraktilität Körperliche Beschwerden, z.B. - Rückenschmerzen - Kopfschmerzen - Obstipation - Retrosternales Brennen Depressive Episode nach ICD-10 2000 2001 2002 2003 Diagnoseziffern Diagnoseziffernnach nachICD-10 ICD-10 F31 Depressive Phase im Rahmen einer bipolaren affektiven Störung (manisch/depressiv) F32 Depressive Phase, monophasisch (unipolare Depression) F32.1 Leicht: 2 Haupt-Symptome + 2 Zusatz-Symptome ≥ 2 Wochen F32.2 Mittelgradig: 2 Haupt-Symptome + 3-4 Zusatz-Symptome ≥ 2 Wochen F32.3 Schwer: 3 Haupt-Symptome + 4 Zusatz-Symptome ≥ 2 Wochen F33 Depressive Phase, rezidivierend (unipolare Depression) Schweregrad wie F32: (F33.1-F33.3); wiederkehrende Phasen F34 Dysthymie F06.32 Organische depressive Störung milde (nicht rezidivierende), im jungen Erwachsenenalter beginnende, über mindestens 2 Jahre anhaltende depressive Verstimmung Depressive DepressiveEpisode, Episode,monophasisch monophasisch (unipolare (unipolareDepression; Depression;ICD-10: ICD-10:F32) F32) Zeit dauerhaft beschwerdefrei ¾ durchschnittl. Dauer einer Episode: 4-8 Monate ¾ Wiedererkrankungsrate > 70 % unipolare Depression • durchschnittl. Dauer einer Episode: 10 Monate • Rückfallrate > 70 % • Durchschnittliche Zahl der Episoden 5 • hoher Leidensdruck Rezidivierende depressive Episoden (unipolare Depression, Majore Depression; ICD-10: F 33) (wenige Monate bis mehrere Jahre) Dysthymie („neurotische Depression“; ICD-10: F 34) Bipolare affektive Störung (Manisch Depressive Erkrankung; ICD-10: F 31) Neben depressiven Phasen treten Zustände von übermäßiger Aktivität, gehobener Stimmung und allgemeiner Angetriebenheit, manchmal auch Gereiztheit auf. Spektrum bipolarer Störungen (Goodwin et al 1990) Classification of bipolar disorders manía hypomanía euthymia depression marked depression Normal Cyclothymic cyclothymia bipolar II mood swings temperament manía bipolar I Erscheinungsbilder • Gehemmte Depression • Agitierte Depression • „Larvierte“ Depression • Wahnhafte Depression O z D ia tr . m be te s m rit Er is rk r. r. lit us .E Er k el on as k. lm ov Pu br de g. th ch kr hi . zo ph re ni e u. a. ar au ip ol ar br un is s n, st eo Sc Ze re en bs D em O ol ss io oh re lk ep A D years lived with disability Weltweite WeltweiteBelastung Belastungdurch durchKrankheiten Krankheiten 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 (WHO-Studie von Murray & Lopez 1997) Depression Depressionund undSuizidalität Suizidalität 10-15 % mit rezidivierender Depression versterben durch Suizid 20-60 % weisen einen Suizidversuch auf 40-70 % leiden an Suizidideen bei 90 % der Suizidenten psychiatrische Erkrankung im Vorfeld, am häufigsten Depression (40-70 %) Wenn eine Depression vorliegt, dann sollte die Suizidalität immer aktiv exploriert werden! s 1 10 0 -1 15 5 -2 20 0 -2 25 5 -3 30 0 -3 35 5 -4 40 0 -4 45 5 -5 50 0 -5 55 5 -6 60 0 -6 65 5 -7 70 0 -7 75 5 -8 80 0 -8 85 5 Ü -90 be r9 0 Bi Suizide je 100.000 Einwohner 100 90 80 60 Suizidraten 2004 in der BRD Gesamt Frauen 70 Männer 50 40 30 20 10 Altersklassen Statistisches Bundesamt (2006) 0 19 8 19 0 8 19 1 8 19 2 8 19 3 8 19 4 8 19 5 8 19 6 8 19 7 8 19 8 8 19 9 9 19 0 9 19 1 9 19 2 9 19 3 9 19 4 9 19 5 9 19 6 9 19 7 9 19 8 99 20 0 20 0 0 20 1 0 20 2 03 Anzahl der jährlichen Suizide 6000 5000 2000 1000 20 4000 15 3000 10 Suizide Arbeitslosigkeit 5 0 Arbeitslosenquote in % Arbeitslosigkeit und Suizidalität in den neuen Bundesländern 25 Depression und kardiale Mortalität Penninx et al 2001: 4 – Jahresverlauf bei 2847 Personen (55 – 85 Jahre) Hiervon 450 Personen mit kardialer Erkrankung Kontrolle von Mediatorvariablen (Rauchen, Alkohol, Blutdruck, BMI, Komorbidität u.a.) Without Cardiac Disease (n=2397) Events per 1000 Person-Years 25 20 15 No Depression Minor Depression Major Depression 10 5 0 Cardiac Deaths CHD Deaths Penninx et al 2001 With Cardiac Disease (n=450) Events per 1000 Person-Years 140 120 100 No Depression Minor Depression Major Depression 80 60 40 20 0 Cardiac Deaths CHD Deaths Penninx et al 2001 Psyche Psychestatt stattHerz: Herz: Ursachen Ursachenfür fürBerufsunfähigkeit Berufsunfähigkeit 100% 1983 90% 17% 80% 9% 70% 60% 8% 6% 2002 Sonstige Psychische Erkrankungen Neubildungen Stoffwechsel / Verdauung 50% 40% 37% Herz- / KreislaufErkrankungen 30% 18% Sonstige Psychische Erkrankungen 28% 14% Neubildungen 5% Stoffwechsel / Verdauung 13% Herz- / Kreislauferkrankungen 20% 10% 0% 23% Skelett / Muskeln / Bindegewebe 22% Skelett / Muskeln / Bindegewebe 1983 (alte Bundesländer) Quelle: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, in: Die Zeit, Nr. 34 vom 12.08.04, S. 29 Folgen einer Depression im Alter • Suizidalität • Rückzug, Immobilität • Bettlägerigkeit • ungenügende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme • erhöhte Sterblichkeit an körperlichen Begleiterkrankungen Fehleinschätzung als Befindlichkeitsstörung Für die depressive Erkrankung spricht: • Affektstarre • Gefühl der Gefühllosigkeit • Schuldgefühle • Tagesschwankungen • Suizidalität • Wahnsymptomatik • Verlauf Psychisch Psychischund undkörperliche körperlicheUrsachen: Ursachen: 22Seiten Seiteneiner einerMedaille Medaille Psychosoziale Aspekte Vulnerabilität z. B. negative Lebenserfahrungen, Persönlichkeit Neurobiologische Aspekte z. B. genetische Faktoren Auslöser z. B. akute psychosoziale Belastung, Stress z. B. Überaktivität der Stresshormonachse Depressiver Zustand depressive Symptomatik z. B. neurochemische Dysfunktionen, Überaktivität der Stresshormonachse Therapie Psychotherapie Pharmakotherapie Neurobiologische Erklärungsansätze der Depression Botenstoffe (Serotonin, Noradrenalin) Neuroplastizität Stresshormone Genexpression Gen „Serotonindefizit-Hypothese“? • Untersysteme • 20 Rezeptorentypen • Autoregulation • Wechselwirkungen Neurobiologische Erklärungsansätze der Depression Neurochemie (Serotonin, Noradrenalin) StresshormonAchse Hirnentwicklung Genexpression Gen Langzeiteffekte früher Ereignisse (Primaten) Experiment Späteres Verhalten DepressionsTrennung von Mutter (völlige soziale Isolation, in ähnlich Gruppe, bei Mutter) Neurobiologie Noradrenalin (CSF) Cortisol Jedoch ACTH und geringere Stresseffekte auf HPA-Achse bei Gruppensituation Manipulation des Futterzugangs (regelmäßig, erschwert, unvorhersehbar) Bei Unvorhersehbarkeit unsicheres Bindungsverhalten CRH (CSF) ,Cortisol (CSF) 5-HT (CSF) , Dopamin Noradrenalin ø Pränatales Stress-modell Exploratives Verhalten Basal und Stressantwort ACTH , Cortisol Catecholamin-Turnover 5-HT (Plasma, CNS) Neurobiologische Erklärungsansätze der Depression Neurochemie (Serotonin, Noradrenalin) StresshormonAchse Hirnentwicklung Genexpression Gen Neurobiologische Erklärungsansätze der Depression Neurochemie (Serotonin, Noradrenalin) StresshormonAchse Hirnentwicklung Genexpression Gen Klicken Sie, um das Titelformat zu bearbeiten Konkordanzraten eineiiger und zweieiiger Zwillinge für unipolare (UP) und bipolar affektive (BP) Störungen • Klicken Sie, um die Formate des Vorlagentextes zu bearbeiten Index-Zwilling Ko-Zwilling – Zweite Ebene Eineiige Zwillinge UP BP UP 35%-42% 0%-9% – Vierte Ebene BP Zweieiige Zwillinge UP » Fünfte Ebene 18%-20% 50%-61% 18%-20% 2%-6% BP 5%-11% 5%-8% • Dritte Ebene Rietschel und Nöthen, 2003 36 Neurobiologische Erklärungsansätze der Depression Neurochemie (Serotonin, Noradrenalin) StresshormonAchse Hirnentwicklung Genexpression Gen Beispiel für SignaltransduktionsKaskade G-Protein-gekoppelte 5-HT- und NA-Rezeptoren Aktivierung von Adenylyl-Cyclase Konzentration von cAMP erhöht Erhöhung der Proteinkinase A Aktivierung von CREB (Transkriptionsfaktor) Modulierung der Expression von Zielgenen (z.B. für BDNF) www.kompetenznetz-depression.de > 3800 Zugriffe täglich u.a.: •Moderiertes Diskussionsforum •Info •Selbsttest •Erfahrungsberichte •CME •Beratungsservice Die DieBehandlung Behandlungder derDepression Depression Zentrale Behandlungssäulen: • Medikamentöse Behandlung (v.a. Antidepressiva) • Psychotherapie (Wirksamkeit v. Verhaltenstherapie und Interpersoneller Therapie am besten belegt) Weitere Behandlungsverfahren (im Einzelfall indiziert) • • • Lichttherapie Wirkung nur bei saisonaler Depression belegt Wachtherapie meist nur im Rahmen stationärer Therapie mögl. EKT bei schwerer therapieresistenter Depression Psychotherapie Psychotherapie ¾ Richtlinienpsychotherapie: Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Therapie, Psychoanalyse ¾ Zur Zeit Wirksamkeit am besten bei Kognitiver Verhaltenstherapie belegt: Aufbau angenehmer Aktivitäten, Abbau von Belastungen Tagesstrukturierung Korrektur fehlerhafter Überzeugungen Verbesserung des Sozial- und Kommunikationsverhaltens Problemlösetraining Die DieBehandlung Behandlungder derDepression Depression Zentrale Behandlungssäulen: • Medikamentöse Behandlung (v.a. Antidepressiva) • Psychotherapie (Wirksamkeit v. Verhaltenstherapie und Interpersoneller Therapie am besten belegt) Weitere Behandlungsverfahren (im Einzelfall indiziert) • • • Lichttherapie Wirkung nur bei saisonaler Depression belegt Wachtherapie meist nur im Rahmen stationärer Therapie mögl. EKT bei schwerer therapieresistenter Depression Wichtigste WichtigsteMedikamente Medikamentein inder derPsychiatrie Psychiatrie 1. Beruhigungsmittel / Tranquilizer: ¾ wirken sehr schnell / wichtig für akute Krisen ¾ dämpfen und machen schläfrig, nicht spezifisch antidepressiv ¾ Gewöhnungseffekt und bei längerer Anwendung Suchtgefahr 2. Neuroleptika: ¾ Bei Psychosen / Schizophrenien unverzichtbar! ¾ dämpfen teilweise die Persönlichkeit ¾ ältere Präparate haben häufigere Nebenwirkungen (vor allem im motorischen Bereich) 3. Antidepressiva: ¾ keine Veränderung der Persönlichkeit ¾ keine Dosissteigerung notwendig / keine Suchtgefahr ¾ Wirklatenz von 2-4 Wochen Medikamentöse Therapie mit Antidepressiva • TZA (Tri- und Tetrazyklische Antidepressiva) • SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer): 6 Substanzen • SNRI (Selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer): Reboxetin • SSNRI (Selektive Serotonin- und NoradrenalinWiederaufnahmehemmer): Venlafaxin, Duloxetin • NASSA (Noradrenerges und spezifisch serotonerges Antidepressivum): Mirtazapin • MAO-Hemmer: Jatrosom, Moclobemid • Johanniskraut TZA-Nebenwirkungen TZA-Nebenwirkungen ¾ zentrale antichol. Effekte ¾ periphere antichol. Effekte Î Blasenentleerungsstörungen, Mundtrockenheit ¾ orthostatische Hypotension Î bei älteren Patienten Gefahr von Stürzen, Schenkelhalsfraktur ¾ Tremor ¾ Erregungsüberleitungsstörungen Î kognitive Störungen, Delir CAVE! CAVE! Kombination Kombinationanticholinerger anticholinerger Medikamente Medikamente ¾ Trizyklische Antidepressiva: z.B. Amitriptylin, Doxepin ¾ niederpotente Neuroleptika: z.B. Levomepromazin, Promethazin, Perazin, Thioridazin, Clozapin ¾ Antiparkinsonmittel: z.B. Biperiden, Trihexyphenidyl ¾ Diphenhydramin (in rezeptfreien Schlaf-, Grippe- und Hustenmitteln) ¾ Antiarrhythmika: z.B. Chinidin, Disopyramid ¾ weitere Internistika: Ranitidin, Kodein, Warfarin, Theophyllin, Nifedipin, Digoxin Lanoxin, Isosorbid, Prednisolon, Dipyramidol Selektive SelektiveSerotonin SerotoninWiederaufnahmehemmer Wiederaufnahmehemmer(SSRI) (SSRI) und undselektive selektiveSerotonin-Noradrenalin Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer Wiederaufnahmehemmer(SSNRI) (SSNRI) SSRI: Substanzgruppe Handelsname Citalopram Cipramil, Sepram Escitalopram Cipralex Fluoxetin z.B. Fluctin Fluvoxamin z.B. Fevarin Paroxetin Seroxat, Tagonis Sertralin Gladem, Zoloft SSNRI: Venlafaxin Duloxetin Trevilor, Efexor Cymbalta Nebenwirkungen Nebenwirkungenunter unterSSRI SSRIund undSSNRI SSNRI ¾ Übelkeit (meist nur in ersten Tagen) ¾ innere Unruhe, Schlafstörungen ¾ Kopfschmerzen ¾ sexuelle Funktionsstörungen ¾ inadäquate ADH-Sekretion Akuttherapie mit Antidepressiva Responseraten 50-70 % Placeboresponserate 30% Wirklatenz 2 Wochen NW initial Compliance Probleme Diagnostisches und therapeutisches Defizit behandlungs- in hausärztlicher bedürftige Depressionen Behandlung ca. 4 Mio. 2,4 - 2,8 Mio. 60-70% als Depression diagnostiziert 1,2 - 1,4 Mio. 30-35% suffizient behandelt nach 3 Mo. compliant 240 - 360 Tausend 100- 160 Tausend 6-9% 2,5-4% Optimierungsspielraum durch Fortbildung und Kooperation mit Hausärzten Telefonische Befragung Wenn man etwas gegen eine Depression tun möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten. Welche der folgenden Möglichkeiten halten Sie für geeignet: 6% 17% 77% Besuch eines Psychotherapeuten Besuch eines Arztes 66% 28% 6% Mit Freunden sprechen 64% 33% 3 Viel Sport machen 34% Antidepressiva 32% Besuch eines Heilpraktikers Schokolade/Süßes essen Schlaf-/Beruhigungsmittel 39% 44% 5% 54% 28% 18% 6% 23% 43% 25% Sich zusammenreißen 23% 21% 19% 43% 39% In den Urlaub fahren 9% 35% 56% Lichttherapie machen 7% 34% 59% Autogenes Training 72% 75% = Sehr geeignet 30% = Mittelmäßig geeignet 31% = Ungeeignet Einstellungen zu Antidepressiva Haben Antidepressiva starke Nebenwirkungen? Ja: 71% Verändern Antidepressiva die Persönlichkeit ? Ja: 69% Machen Antidepressiva abhängig? Ja: 80% Repräsentative Befragung von 1426 Personen aus Nürnberg und Würzburg Rückfallrisiko bei unipolaren Depressionen 100 N:66 Rückfallrate % 90 80 Verum Plazebo 70 N:432 60 50 N:1046 40 30 N:889 N:449 N:1034 20 N:912 N:61 10 0 TZA SSRI NARI MAO-Hemmer (15 Studien) (10 Studien) (2 Studien) (4 Studien) Geddes et al., 2003 Langzeitbehandlung: Entscheidungskriterien •Anzahl der bisherigen Episoden (≥2) • Höhe des Rückfallrisikos (z.B. Remissionsgrad, Double Depression, Alter) •Schwere und Dauer früherer Episoden •Suizidgefährdung •Kooperationsfähigkeit und –bereitschaft •Verträglichkeit Rückfallverhütung durch Kombination von Pharmako- und Psychotherapie Belege für Überlegenheit gegenüber Monotherapie nur bei Untergruppen: – bei älteren Patienten1 – bei teilremittierten Patienten2 – bei chronischer Depression3 Review bei Hegerl et al 2004; 1Reynolds et al. 1999, 2Paykel et al. 1999, 3Keller et al Langzeitbehandlung von Patienten mit Majorer Depression Reynolds et al., 2006, NEJM Pharmakotherapie Pharmakotherapieder deraffektiven affektivenStörungen Störungen Unipolare Depression Akuttherapie Rückfallverhütung Bipolare affektive Störung Depression Manie Antidepressiva Antidepressiva Neuroleptika / Lithium Valproat Antidepressiva Lithium Lithium Carbamazepin (2.Wahl) Lamictal, Valproat Lithium Carbamazepin (2.Wahl), Valproat SSRI prescription rates in the USA, 2002-2005 Suicide rate, ages 5-19 yrs., USA, 1988-2004 Suicide rate, ages < 20 yrs., Netherlands, 1998-2005 Psychotische Depression •ICD-10 F32.3: Schwere depressive Störung mit psychotischen Symptomen (synthymer oder nicht synthymer Wahn, Halluzinationen, psychomotorische Erregung oder Hemmung) •DSM-IV: Halluzinationen, synthymer oder nicht-synthymer Wahn Pharmakotherapie Pharmakotherapieder deraffektiven affektivenStörungen Störungen Unipolare Depression Akuttherapie Rückfallverhütung Bipolare affektive Störung Depression Manie Antidepressiva Antidepressiva Neuroleptika / Lithium Valproat Antidepressiva Lithium Lithium Carbamazepin (2.Wahl) Lamictal, Valproat Lithium Carbamazepin (2.Wahl), Valproat Psychotische Depression: EKT •EKT (bilateral) besonders wirksam bei psychotischer D. – 95.5 vs. 83%, Petrides et al 2001 – 92 vs 55%, Birkenhäger et al 2003 Wachtherapie • Wachbleiben von Mitternacht bis in den Abend des nächsten Tages • 60 % der depressiven Patienten erleben deutliche Besserung der Depression am nächsten Tag • Effekt meist nicht anhaltend • Stabilisierung des Effektes durch Wachtherapieserien oder Schlafphasenvorverlagerung Praktisches Vorgehen •Anamnese (u.a. Aktuelle Symptomatik, Suizidalität, somatische Anamnese, Suchtanamnese) •Weitere Diagnostik (Labor, Schilddrüse, BG) •Therapievorschlag •Antidepressiva (Dosierung, Dauer, Aufklärung) •Wiedereinbestellung Die Dieverschiedenen verschiedenenStadien Stadienvon vonSuizidalität Suizidalität Anzahl betroffener Menschen Mäßige Suizidgefahr Passive Todeswünsche Erwägung Hohe Suizidgefahr Suizidgedanken Suizidideen Suizidpläne Vorbereitungen Ambivalenz Suizidale Handlungen Entschluss Akute AkuteSuizidalität: Suizidalität:Risikogruppen Risikogruppen ¾ für Suizid: ältere, alleinstehende Männer ¾ für Suizidversuch: jüngere Frauen ¾ in über 90%: Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen • • • Depression Suchterkrankungen Psychosen (z.B. Schizophrenie) ¾ Menschen in akuten Krisen (z.B. bei sozialer Isolation, Arbeitslosigkeit, Schulden, Scheidung, Traumatisierung) ¾ Menschen mit Suiziden und/oder Suizidversuchen in der Familie ¾ Menschen mit Suizidversuch in der Vorgeschichte ¾ Menschen nach Entlassung aus psychiatrischen Kliniken Depression Depressionund undSuizidalität Suizidalität bis zu 15 % mit schwerer Depression versterben durch Suizid ca. 25 % weisen einen Suizidversuch auf ca. 70 % haben Suizidgedanken 90 % der Suizidenten litten unter psychiatrischen Erkrankungen, am häufigsten Depression (40-70 %) Wenn eine Depression vorliegt, dann sollte die Suizidalität immer aktiv exploriert werden! th u an i Ru a 1 9 s s 96 Uk ia 1 99 ra i 6 n Sl ov e 1 en 9 96 Hu ia n g 19 9 6 a Fi r y 1 nl a n 9 95 d S u 19 is 9 5 s Fr e 1 an 99 4 c Au e 1 s t 99 4 S l ri a ov 1 ak 9 96 G er i a 1 m 9 an 95 Sw y 1 ed 9 9 Ro en 9 1 m an 99 5 No i a 1 rw 99 Ne ay 6 th G erl a 19 9 re a t nds 4 Br 1 i ta 99 in 5 Sp 1 9 a i 95 n 1 Ita 9 94 l G y1 re 9 e c 93 e 19 95 Li Suicides per 100,000 European suicide rates 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Source: WHO 0 19 8 19 0 8 19 1 8 19 2 8 19 3 8 19 4 8 19 5 8 19 6 8 19 7 8 19 8 8 19 9 9 19 0 9 19 1 9 19 2 9 19 3 9 19 4 9 19 5 9 19 6 9 19 7 9 19 8 99 20 0 20 0 0 20 1 0 20 2 03 Anzahl der jährlichen Suizide 6000 5000 2000 1000 20 4000 15 3000 10 Suizide Arbeitslosigkeit 5 0 Arbeitslosenquote in % Arbeitslosigkeit und Suizidalität in den neuen Bundesländern 25 Prescription of antidepressants and the rate of suicides in Germany 1990-2000 450 400 17 350 16 300 15 250 14 200 Prescriptions of antidepressants 150 13 100 12 50 11 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 Source: Arzneimittelverordnungsreport 2001 / German Federal Statistical Council Suicides / 100,000 DDD (mill.) 18 Suicides per 100,000 inhabitants s 1 10 0 -1 15 5 -2 20 0 -2 25 5 -3 30 0 -3 35 5 -4 40 0 -4 45 5 -5 50 0 -5 55 5 -6 60 0 -6 65 5 -7 70 0 -7 75 5 -8 80 0 -8 85 5 Ü -90 be r9 0 Bi Suizide je 100.000 Einwohner 100 90 80 60 Suizidraten 2004 in der BRD Gesamt Frauen 70 Männer 50 40 30 20 10 Altersklassen Statistisches Bundesamt (2006) Suizidversuche - Altersverteilung Nürnberg und Würzburg (2000-2003) 700 Anzahl SVe 600 500 männlich 400 weiblich 300 200 100 0 18-29 30-39 40-49 50-59 Alterskategorie 60-69 70-79 >=80 Häufigkeit Häufigkeitund undLetalität Letalitätder derverschiedenen verschiedenenMethoden Methoden Erschießen 48 80,4% 228 228 Erhängen/Erdrosseln 74% Ertrinken Überrollen lassen 28 28 59,8% 44 53,0% 185 185 Sturz aus Höhe Suizidale Handlungen in den Jahren 2000 bis 2004 insgesamt: 2357 48,8% 321321 Stiche/ Schnitte 6,6% Sonstige Vergiftungen Vergiftung mit Medikamenten 104 104 20,1% 1345 1345 4,1% Suizidale Handlungen 2000 - 2004 Durchschnittliche Letalität do si s Methode in ke n ch ie ße n dr os se ln Er s Er hä ng en /E r Er tr Ü be rfa hr en St ur z/ Sp ru ng 200 Sc hn i tt e/ St ic he so ns ti g e Ve rg i ft un g so ns ti g e M et ho de n M ed ik am en te nÜ be r Anzahl an Suiziden Suizide Geschlechterverteilung einzelner Methoden Nürnberg und Würzburg (2000-2003) 250 männlich weiblich 150 100 50 0 26 53 39 So M ns et tig ho e de n 29 ink en 0 85 Er tr 150 S Sp turz ru / ng Er sc hi eß en Ü la ber ss r o en lle n 50 E Er rhä dr ng os en se / ln Üb M erd ed o ika sis m en te So Ve n s rg tig ift e un ge n Sc St hn ich itt e e/ Methoden Methodender derSuizide Suizide Nürnberg Nürnbergund undWürzburg Würzburg2000 2000––2004 2004(n (n==656) 656) 300 250 200 259 100 117 32 16 24 So M ns et tig ho e de n 15 ink en 0 77 Er tr 116 ch ie ße n Ü la ber ss r o en lle n 200 Er s 2000 St Sp urz ru / ng Üb M erd ed o ika sis m en te S Ve ons rg tig ift e un ge n Sc St hn ich itt e e/ E Er rhä dr ng os en se / ln Methoden Methodender derSuizidversuche Suizidversuche Nürnberg Nürnbergund undWürzburg Würzburg2000 2000- -2004 2004 1749 400 300 408 100 118 18 53 Suizidversuche Suizidversuche in inNürnberg Nürnbergund undWürzburg Würzburg2000-2004 2000-2004(n (n==2593) 2593) Männlich Weiblich 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Zahl der Suizidversuche Zahl der Suizidversuche mit Medikamentenvergiftung Häufigkeit Häufigkeitund undLetalität Letalitätder derverschiedenen verschiedenenMethoden Methoden Würzburg Würzburgund undNürnberg Nürnberg2000 2000- -2004 2004 Erschießen 1600 50% 44% 1400 1200 600 Erhängen/Erdrosseln Schnitte/Stiche 79% 2,5% 54% 1000 800 Sturz/Sprung 3,4% 9% 7,2% 400 0 Suizidale Handlungen Männer Letalität Suizidale Handlungen Frauen Überdosis Medikamente Methods of Suicides in Nuremberg and Wuerzburg (2000-2003) 218 (n = 534 suicides) 200 90 80 66 60 43 40 31 30 20 19 23 ju m pi ng ng ru n ov cu er ts or ot he st ri ab nt s ox ic at ot io he m n rm ed ic et at ho io ds n ov er do se be i ng ow ni dr gi ha n tin g 0 ng 14 sh oo Suicides 100 Psychopharmaca (18) 3,4% Methods of Suicide Attempts Nuremberg and Wuerzburg (2000-2003) (n = 2208) 1491 47% with psychopharmaca, 14% with AD 23% under the impact of alcohol 361 Psychopharmaca 300 (1045) 200 98 100 63 13 15 98 23 46 oo tin g ha ng in g dr ow ni ng ju be m pi in ng g ru n ov cu er ts ot or he st ri ab nt s ox ic ot at he io n rm et ho m ds e ov d e r ica d o ti s e on 0 sh Suicide attempts 400 Exploration der Suizidalität • aktives Explorieren • konkrete Suizidabsichten? Planungen? Gründe gegen Suizid? • SV in Vorgeschichte (Methode, Auslöser, planend/bilanzierend vs. raptusartig?) • familiäre Belastung • Suizide im sozialen Umfeld? •cave: wahnhafte Depression Häufige HäufigeMissverständnisse Missverständnisseund undFehler Fehler ¾ Viele Laien (aber auch Profis) scheuen das Thema Suizid, um keine „schlafenden Hunde“ zu wecken. ¾ Das Thema ist so unangenehm und emotional, dass viele entweder: ¾ • abweisend distanziert reagieren • oder sich hilflos, aufgeregt identifizieren. Das Thema ist so unangenehm, dass viele es schnell beenden: • indem sie dem anderen die Suizidalität „ausreden“ wollen. • oder indem sie vorschnelle Lösungsvorschläge machen, die dem Betroffenen nicht angemessen sind. Gefahr:Der Betroffene spürt unsere Überforderung und zieht sich zurück Spektrum Spektrummöglicher möglicherSchritte Schrittebei bei Suizidalität Suizidalität ¾ Kurzfristige Wiedereinbestellung ¾ Facharzt hinzuziehen ¾ Angehörige hinzuziehen ¾ Antisuizidpakt schließen ¾ Kontinuierliche Betreuung zu Hause sicherstellen ¾ medikamentöse Entlastung (Benzodiazepine; z.B. Tavor 2x1 mg) ¾ eventuell stationäre Einweisung (auch gegen Wunsch des Betroffenen möglich)