UNIVERSITÄTSKLINIKUM HAMBURG-EPPENDORF Aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf Direktor: Prof. Dr. D. Naber „Charakteristika von Wahn und Halluzinationen - ein Vergleich zwischen schizophrenen Patienten mit und ohne interpersonalen Traumatisierungen in der Kindheit“ Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. vorgelegt von: Svenja Ehlers aus Hamburg Hamburg, 2010 Angenommen von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am: Veröffentlicht mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Prüfungsausschuss, der/die Vorsitzende: Prof Dr. med. D. Naber Prüfungsausschuss, zweite/r Gutachter/in: PD Dr. med. A. Karow Prüfungsausschuss, dritte/r Gutachter/in: PD Dr. med. J. Reimer Abstract Ziel der Arbeit: Wiederholt wurde berichtet, dass frühe Traumatisierungen, wie sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlung, Zusammenhänge mit sog. “Positivsymptomen” bei psychotischen Patienten zeigten. Dies betraf etwa Art und Inhalt von akustischen Halluzinationen oder Wahn. Die bisherigen Studien wurden allerdings an wenig repräsentativen, diagnostisch inhomogenen Stichproben durchgeführt, die neben Patienten mit “F2-Störungen” (nach ICD-10) auch solche mit anderen psychotischen Syndromen einschlossen. Methode: Auf einer offenen Psychosestation wurden insgesamt 111 Patienten im Alter von 18-60 Jahren mit der ICD-10 Diagnose einer „F2-Störung“ (F20-F29) anhand des „Strukturierten Traumainterview“ (STI) zu sexuellem Missbrauch und physischer Misshandlung vor dem 16. Lebensjahr befragt. Weiter wurden Art und Inhalt von psychotischen Symptomen (Ich-Störungen, Halluzinationen und Wahninhalte) anhand verschiedener strukturierter Instrumente erfasst. Ergebnisse: Sexueller Missbrauch und/oder körperliche Misshandlung wurden von 33,3% (N=37) der interviewten Patienten berichtet. Traumatisierte Personen mit Stimmenphänomenen litten signifikant häufiger unter negativen Stimmen mit entwertenden Inhalten als nichttraumatisierte Personen mit Stimmenphänomenen (85% vs. 51%, p=0,01) und fühlten sich den Stimmen gegenüber signifikant häufiger „machtlos“ (100% vs. 78%, p=0,04). In Bezug auf weitere Charakteristika psychotischer Positivsymptome, etwa Wahninhalte, fanden sich keine Unterschiede. Schlussfolgerung: In der vorliegenden Untersuchung konnten Zusammenhänge zwischen Traumatisierungen und „Positivsymptomen“ insbesondere in Bezug auf akustische Halluzinationen bestätigt werden. Künftige Studien sollten die klinischen Auswirkungen dieser Zusammenhänge weiter untersuchen. Aufgrund der großen Häufigkeit traumatischer Erfahrungen bei stationär behandelten Patienten mit F2Störungen erscheint es notwendig, traumatische Erlebnisse systematisch zu explorieren und bei der Gestaltung individueller Therapiepläne zu berücksichtigen. Meinen Eltern Inhaltsverzeichnis 1.Einleitung ......................................................................................... 4 1.1 Problemstellung ........................................................................................ 4 1.2 Theoretischer Hintergrund......................................................................... 5 1.2.1 Kindliche interpersonelle Traumatisierungen...................................... 5 1.2.2 Traumatisierungen bei Patienten mit psychotischen Erkrankungen . 10 1.2.2.1 Traumatisierungen als ätiologischer Faktor................................ 10 1.2.2.2 Prävalenzraten von Traumatisierungen bei psychotischen Patienten................................................................................................ 12 1.2.3 Zusammenhänge mit der Symptomatik ............................................ 14 1.2.3.1 Psychotische „Positivsymptome“................................................ 15 1.2.3.2 Inhalte von Halluzinationen und Wahn....................................... 18 1.2.3.3 Positivsymptomatik oder intrusives Wiedererleben? .................. 21 1.2.3.4 „Pseudohalluzinationen“ bei psychotischen Patienten ............... 24 1.3 Ziele der Arbeit........................................................................................ 26 1.4 Fragestellungen und Hypothesen ........................................................... 27 2. Methode........................................................................................ 29 2.1 Wahl des Forschungsdesigns ................................................................. 29 2.2 Wahl des Datenerhebungsverfahrens..................................................... 29 2.3 Konzeptualisierung der Merkmalsbereiche ............................................. 30 2.4 Operationalisierungen ............................................................................. 31 2.4.1 Soziodemographische Daten............................................................ 31 2.4.2 Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter ............................ 31 2.4.3 Psychopathologie ............................................................................. 34 2.4.3.1 Diagnose nach ICD-10............................................................... 34 2.4.3.2 Psychosesymptomatik ............................................................... 35 1 2.5 Stichprobenansatz................................................................................... 38 2.6 Ethische Aspekte .................................................................................... 38 2.7 Vorgehen bei der Datenerhebung ........................................................... 39 2.8 Auswertungsverfahren ............................................................................ 41 3. Ergebnisse.................................................................................... 43 3.1 Art der Ergebnisdarstellung..................................................................... 43 3.2 Darstellung der Stichprobe...................................................................... 43 3.2.1 Stichprobengröße und Teilnehmerquote .......................................... 43 3.3 Ergebnisse der einzelnen Merkmalsbereiche.......................................... 44 3.3.1 Soziodemographische Daten............................................................ 44 3.3.2 Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter ............................ 47 3.3.3 Psychopathologie ............................................................................. 49 3.3.3.1 Diagnose nach ICD-10............................................................... 49 3.3.3.2 Psychotische Symptome............................................................ 49 3.3.3.2.1 Symptomatik anhand der PANSS........................................ 49 3.3.3.2.2 Stimmenphänomene ........................................................... 50 3.3.3.2.3 Weitere Halluzinationen....................................................... 54 3.3.3.2.4 Wahnerleben ....................................................................... 55 3.3.3.2.5 Subjektiver Zusammenhang zwischen Psychose und Traumatisierung im Kindesalter.......................................................... 56 3.4 Exkurs ..................................................................................................... 57 3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse......................................................... 58 4. Diskussion .................................................................................... 61 4.1 Diskussion der gewählten Methodik........................................................ 61 4.1.1 Vorgehen bei der Datenerhebung..................................................... 61 4.1.2 Untersuchte Stichprobe .................................................................... 62 2 4.2 Diskussion der Befunde .......................................................................... 64 4.2.1 Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter ............................ 64 4.2.2 Psychosesymptomatik ...................................................................... 64 4.3 Zusammenfassende Diskussion und Ausblick ........................................ 68 5. Literatur......................................................................................... 69 6. Anhang ......................................................................................... 85 Danksagung .................................................................................................. 85 Lebenslauf..................................................................................................... 86 Eidesstattliche Versicherung:........................................................................ 87 3 1.Einleitung 1.1 Problemstellung Die Bedeutung traumatischer Erlebnisse für psychotische Erkrankungen wurde in den vergangenen Jahrzehnten vielfach untersucht und diskutiert. So setzte sich eine wachsende Zahl wissenschaftlicher und klinischer Aktivitäten mit der Fragestellung auseinander, inwiefern traumatische Erlebnisse eine ätiologische Rolle bei psychotischen Erkrankungen spielen. Im Sinne einer Erweiterung des gängigen Diathese-Stress-Modells gehen verschiedene Autoren davon aus, dass Traumatisierungen einen entscheidenden Anteil an der Entstehung von Vulnerabilitäten haben könnten, die das Auftreten späterer psychotischer Erkrankungen fördern (Mueser et al., 2002; Read et. al., 2001). Die Studien zu Traumatisierungen bei psychiatrisch erkrankten Personen belegen, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, deutlich erhöhte Prävalenzraten dieser Erlebnisse. Auch für Patientinnen und Patienten mit psychotischen Erkrankungen konnte gezeigt werden, dass diese im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung signifikant häufiger chronischen sexuellen Missbrauch oder chronische physische Misshandlung in ihrer Kindheit erlebten (Leverich et al., 2002; Scheller Gilkey et al., 2004; Schenkel et al., 2005; Read et al., 2005). Erste Studien zu klinischen Korrelaten von Traumatisierungen weisen darauf hin, dass im Hinblick auf die so genannten “Positivsymptome” qualitative Unterschiede zwischen psychotischen Patienten1 mit und ohne Traumatisierungen in der Anamnese bestehen (Bebbington et al., 2004; Janssen et al., 2004). Dies betraf insbesondere Art und 1 In den gesamten folgenden Abschnitten der Arbeit wurde sowohl für Patientinnen und männliche Patienten die zusammenfassende Formulierung „Patienten“ verwendet um für den Leser einen flüssigeren Schreibstil zu gewährleisten. Zur Differenzierung des Geschlechts wurden gegebenenfalls die Formulierungen „Patientinnen“ bzw. „weibliche Patienten“ und „männliche Patienten“ benutzt. 4 Inhalt von akustischen Halluzinationen, sowie Wahninhalte. Die bisherigen Studien wurden allerdings an wenig repräsentativen, diagnostisch inhomogenen Stichproben durchgeführt, die neben Patienten mit “F2-Störungen” (nach ICD-10) auch solche mit anderen psychotischen Syndromen einschlossen und wenig Befunde zur qualitativen Symptomatik lieferten. 1.2 Theoretischer Hintergrund 1.2.1 Kindliche interpersonelle Traumatisierungen Die Entwicklungspsychopathologie weist darauf hin, dass bei der Entwicklung psychischer Störungen unterschiedliche biologische und psychosoziale Entwicklungseinflüsse eine Rolle spielen mit komplexen Interaktionen zwischen den individuellen Entwicklungs- und Verhaltensbereitschaften und den Einflüssen der Umwelt. Bei der Entwicklung von psychischen Störungen wird auf psychosozialer Ebene insbesondere chronischen ungünstigen Entwicklungseinflüssen wie wiederholten traumatischen Erfahrungen große Bedeutung zugeschrieben (Hordvik, 1997). Besonders interpersonelle traumatische Konstellationen sind als nachhaltig schädigende Entwicklungseinflüsse anzusehen, die besonders die Entwicklung elementarer psychischer Funktionen beeinflussen (Resch, 1996, S.191 ff.). Eine entscheidende Bedeutung in Hinblick auf Risikokonstellationen für die Entwicklung psychischer Störung bzw. deren direkter Entstehung wird deshalb den verschiedenen Formen kindlicher interpersoneller Traumatisierung und ihrem Zusammenwirken zugeschrieben (Kendler et al., 2000). Interpersonelle Traumatisierungen im Kindes- und Jugendalter betreffen dabei hauptsächlich die verschiedenen Formen kindlicher Misshandlung und Vernachlässigung, zusätzlich jedoch auch Gewalt im näheren Lebensumfeld (Margolin & Gordis, 2000). Vernachlässigung kann dabei einerseits die physischen Bedürfnisse eines Kindes betreffen, andererseits auch als emotionale Vernachlässigung, also ein mangelndes Eingehen auf affektive Bedürfnisse des Kindes, auftreten. In der Kindheit und Jugend besteht eine erhöhte Verletzlichkeit für traumatisierende Erlebnisse, da Kinder zunächst nur eine unzureichend ausgebildete Fähigkeit zur 5 Realitätsprüfung und Antizipation besitzen, was einen Mangel an zur Verfügung stehenden Strukturen der Traumaverarbeitung bedeutet (Diepold, 1998). Die verschiedenen Formen kindlicher Misshandlung überlappen häufig. So kommt es häufig zu einem gemeinsamen Auftreten von physischer Misshandlung und emotionaler Misshandlung oder Vernachlässigung (Kaplan et al., 1999). Sexuelle Misshandlung kann zugleich aufgrund der körperlichen Begleitumstände Elemente physischer Misshandlung besitzen oder tritt in Zusammenhang mit physischer und emotionaler Misshandlung auf (Ogata et al., 1990; Bifulco et al., 1991; Mullen et al., 1993). Muenzenmaier et al. (1993) fanden unter Opfern mit einer traumatischen sexuellen Erfahrung im Vergleich zu Patienten ohne kindliche Traumatisierung ein fünfmal größeres Risiko, auch eine physische Misshandlung erlebt zu haben. Aufgrund dieser häufigen Überlappungen lassen sich spätere Folgen auch nicht eindeutig bestimmten Formen kindlicher Traumatisierung zuordnen. Da ein nicht unerheblicher Teil der Opfer kindlicher Traumatisierungen im Erwachsenenalter keine negativen Folgen aufweist, ist anzunehmen, dass noch andere Faktoren, wie z.B. bestehende vertrauensvolle Beziehungen, in diesem Zusammenhang eine bedeutsame Rolle spielen. Die Definitionen der unterschiedlichen Formen interpersoneller Traumatisierungen sind nicht einheitlich. So existiert etwa für den Begriff des sexuellen Missbrauchs an Kindern keine allgemein gültige Definition. Dies ist schon bei den unterschiedlichen gebräuchlichen Begriffen erkennbar, wie z.B. sexueller Missbrauch, sexuelle Gewalt, sexuelle Ausbeutung oder Inzest. Der häufigste und deshalb auch hier im Folgenden benutzte Begriff ist der des sexuellen Missbrauchs. Die große Anzahl der vorhandenen Definitionen lässt sich jedoch nach verschiedenen Systemen einteilen, z.B. in „enge“ und „weite“ Definitionen. „Enge“ Definitionen beinhalten zumeist körperlichen Kontakt zwischen Täter und Opfer, wie oralen, analen und genitalen Geschlechtsverkehr. „Weite“ Definitionen beschreiben das Phänomen des sexuellen Missbrauchs in seinem gesamten Umfang, d.h. sie schließen auch geschlechtliche Handlungen ohne Körperkontakt, z.B. Belästigung, Exhibitionismus, Anleitung zur Prostitution oder Herstellung von pornographischem Material mit ein. 6 Bezogen auf die unterschiedlichen Definitionen ist man sich in dem Kriterium einig, dass alle durch Drohungen oder körperliche Gewalt erzwungenen „sexuellen“ Handlungen als sexueller Missbrauch zu definieren sind. In diesem Zusammenhang wurde u.a. von Bange (2002) kritisch angemerkt, dass Kinder in Einzelfällen angeben würden, dass sie den Kontakt zum entsprechenden Täter auch gewollt hätten, dies aber als Abwehrmechanismus zur Bewahrung des Vertrauens in die Täter zu interpretieren sei. Wie beim sexuellen Missbrauch besteht auch im Bereich der physischen Misshandlung bisher keine Einheitlichkeit bezüglich einer internationalen Definition. Goodman et al. (1997) definiert physische Misshandlung als eine Tätigkeit mit der Intention, dem Kind schwere Schäden oder Schmerzen zuzufügen, welche wiederholtes Schlagen („slap“), Beißen, Treten, die Bedrohung mit einer Waffe oder das Zufügen von Verbrennungen beinhaltet. Dagegen sieht die Definition von Sedlak & Broadhurst (1996) physische Misshandlung als gegeben an, wenn Kinder vor dem 18. Lebensjahr eine Schädigung („harm“) durch Eltern oder elternähnliche Personen erlebt haben oder durch diese der Gefahr einer Verletzung ausgesetzt worden sind. Der Bereich der physisch schädigenden Verhaltensweisen schließt neben einer „aktiven“ Form die physische Vernachlässigung als eine „passive“ Form mit ein, wofür jedoch ebenfalls bisher keine einheitliche Definition existiert. Klaus (1980) beschreibt physische Vernachlässigung als einen Mangel an medizinischer Versorgung, Ernährung und Bildung sowie an emotionaler Pflege („lack of stimulative care“) und häuslichem Schutz („lack of environmental care“). Emotionale Misshandlung wird inzwischen als die am häufigsten auftretende Form kindlicher Misshandlung beschrieben (Kaplan et al., 1999). Sie tritt dabei oft in Zusammenhang mit anderen Missbrauchsformen, insbesondere physischem Missbrauch auf, wird aber auch unabhängig davon angetroffen (Claussen & Crittenden, 1991). Glaser (2002) beschrieb für diese Form der Misshandlung eine Kriteriensammlung, die unter anderem eine willentliche verbale oder non-verbale Verängstigung oder Verletzung des Kindes bzw. der kindlichen Entwicklung, die Missachtung der kindlichen Individualität sowie das Versäumen der Unterstützung des Kindes in seiner sozialen Adaption beinhaltet. Weiterhin lässt sich in vielen der unterschiedlichen Missbrauchsdefinitionen keine feste Altersgrenze finden. Die Altersgrenze für den Begriff „Kindheit“ reicht 7 in der Literatur von 14 bis 18 Jahren. Hierbei lässt sich diskutieren, inwiefern sich eine starre Altersgrenze festlegen lässt, da extreme interindividuelle Entwicklungsunterschiede existieren. Zusammenfassen lassen sich die unterschiedlichen Definitionen des Missbrauchs als schädigende, sich wiederholende Eltern-Kind-Interaktionen oder eine unzureichende elterliche Schutzfunktion mit negativen Auswirkungen auf die psychische Entwicklung des Kindes. In einer bundesweiten repräsentativen schriftlichen Befragung von Wetzels (1997) an über 3000 Personen im Alter von 16-59 Jahren wurden Prävalenzraten zu kindlichen Gewalterfahrungen erhoben. Dabei wurde sexueller Kindesmissbrauch als „sexuelle Instrumentalisierung eines Kindes oder Jugendlichen durch eine erwachsene oder bedeutend ältere Person, bei welcher der Erwachsene seine Überlegenheit- ungeachtet des Willens oder des Entwicklungsstandes eines Kindes- im Interesse der Befriedigung seiner Bedürfnisse nach Intimität oder Macht ausnutzt“ definiert. Es ergaben sich bei sexuellem Missbrauch inkl. Exhibitionismus Prävalenzraten von 13,8 % für Frauen und 4,3 % für Männer bis zum 16. Lebensjahr. Sexuellen Missbrauch mit Körperkontakt bis zum 16. Lebensjahr gaben 8,6% der Frauen und 2,8 % der Männer an. Außerdem berichteten 12 % der Männer und 10 % der Frauen von kindlicher physischer Misshandlung im Sinne einer Ausübung von Gewalt durch Eltern, welche eindeutig das Maß der rechtlichen Grenzen des elterlichen Züchtigungsrechts überschritten hätte. Diese bestehe in der Zufügung von körperlichen Schmerzen mit der Absicht oder der Inkaufnahme des Risikos von körperlichen Verletzungen des Kindes. Bei einer 1998 durchgeführten Studie an 3559 Schülern und Schülerinnen gaben ca. 1 % der Mädchen und Jungen an, in ihrer Kindheit physische Misshandlung erlebt zu haben (Wetzels, Enzmann & Pfeifer, 1998). Während der letzten Jahrzehnte bestätigte eine Vielzahl von Studien, dass insbesondere frühe interpersonelle Traumatisierung, wie kindlicher sexueller Missbrauch oder physische Misshandlung, einen Hauptrisikofaktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen bilden. Viele Arbeiten zeigten dabei die unterschiedlichen psychischen Funktionseinschränkungen auf, die in der Folge dieser Erlebnisse auftreten können (Egle et al., 2000). Kindliche 8 Traumatisierungen können mit einer Vielzahl psychiatrischer Störungen in Zusammenhang stehen, u.a. affektiven Störungen, Angststörungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, dissoziativen Störungen, Abhängigkeitserkrankungen und Psychosen (Mullen et al., 1993; Fergusson et al., 1996; Kendler et al., 2000; Mac Millan et al., 2001; Nelson et al., 2002; Janssen et al., 2004). Außerdem können bei psychisch erkrankten Personen mit einer Traumatisierung im Kindesalter oft eine Reihe zusätzlicher Störungsmuster wie Substanzabhängigkeit, Somatisierung und selbst verletzendes Verhalten beobachtet werden (Allen, 2001; Gladstone et al., 2004; Hien & Cohen, 2005). Die Mehrzahl der Patienten mit kindlichen Traumatisierungen zeigt dabei eine Kombination der Symptome dieser Störungen und keine spezifische Diagnose, so dass kein typisches „Traumasyndrom“ abzuleiten ist (Beichtmann et al., 1992). In Bezug auf die Missbrauchsfolgen existieren Hinweise, dass zum einen Art und Schwere der kindlichen Misshandlung als auch deren Dauer und Häufigkeit sowie die Beziehung zum Täter eine Rolle spielen (Kendall & Tackett et al., 1993). Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass weitere Faktoren und Lebensumstände für die Entwicklung von psychischen Folgen eine entscheidende Rolle spielen, da bestimmte Individuen trotz Misshandlung im Erwachsenenalter wenige negative Folgen aufweisen. Oftmals bestand bei diesen Individuen in der Vergangenheit oder Gegenwart eine vertrauensvolle Beziehung zu einem anderen Menschen (Egle et al., 2000). Bowlby (1975) entwickelte mit seinem bindungstheoretischen Ansatz eine interessante Theorie zur Verknüpfung von Veranlagung und Umwelt. Nach Bowlby besteht demnach eine enge kausale Beziehung zwischen den Erfahrungen einer Person mit ihren Eltern und ihren späteren Fähigkeiten affektive Bindungen zu entwickeln. Verlaufsstudien konnten belegen, dass dieses früh erworbene Bindungsverhalten bis ins junge Erwachsenenalter konstant bleibt und dass ein unsicheres Bindungsverhalten zu affektiven wie auch kognitiven Defiziten in der Entwicklung führen kann (Esser et al., 1993). Neben anderen Auswirkungen traumatischer Erfahrungen stellt eine weitere wichtige Folge kindlicher Misshandlung die gestörte Entwicklung der Affektregulation dar (Pearlman, 1998; Briere, 2002). Dies beschreibt die Fähigkeit des Individuums starke, insbesondere negative Affekte zu kontrollieren 9 und auszuhalten. Im Gegensatz zu Kindern mit guter Affektregulation wurden misshandelte Kinder durch ihre traumatischen Erfahrungen häufig mit überwältigenden affektiven Anforderungen konfrontiert wie extremer Vernachlässigung, physischer oder sexueller Misshandlung, welche ihre natürliche Fähigkeit Affekte zu beherrschen überforderte. Dies kann zu Störungen der Affektregulation und zur Ausbildung von auf lange Sicht dysfunktionalen Bewältigungsmechanismen führen, wie Vermeidungsstrategien oder selbstverletzendem Verhalten. 1.2.2 Traumatisierungen bei Patienten mit psychotischen Erkrankungen Während der letzten Jahre entwickelte sich eine verstärkte Diskussion bezüglich der Zusammenhänge zwischen traumatischen Lebensereignissen und psychotischen Erkrankungen (Read et al., 2005), nachdem Traumatisierungen und die daraus resultierenden Konsequenzen einen lange vernachlässigten Faktor bei Patienten mit psychotischen Erkrankungen darstellten (Read & Ross, 2003; Bentall, 2006). So unterscheiden sich betroffene Patienten in vielen Studien deutlich in Hinblick auf Symptomatik und klinische Verlaufsparameter von Patienten ohne Traumatisierungen. Darüber hinaus wurde versucht, ätiologische Modelle psychotischer Störungen zu erstellen, welche Interaktionen zwischen genetischen und Umweltfaktoren differenzierter zu erfassen versuchten (Tienari & Wynne, 1994). Die aktuelle Forschung widmet sich dem Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten. Im Folgenden sollen die verschiedenen Betrachtungsebenen dargestellt und wichtige Befunde beschrieben werden. Einen Schwerpunkt bildet dabei die psychopathologische Symptomausprägung von traumatisierten Patienten im Vergleich zu Patienten ohne Traumatisierung. 1.2.2.1 Traumatisierungen als ätiologischer Faktor Als eine Erweiterung des gängigen Diathese-Stress-Modells (Walker & Diforio, 1997) wurde von verschiedenen Autoren vorgeschlagen, dass Traumatisierungen einen entscheidenden Anteil an der Entstehung von Vulnerabilitäten haben könnten, die zur Entstehung psychotischer Erkrankungen beitragen (Ellason & Ross, 1997; Read et al., 2001; Mueser et al., 2002). 10 Statistisch unterstützt wird diese Annahme u.a. durch eine große Anzahl von Untersuchungen, die von hohen Prävalenzraten früherer traumatischer Erlebnisse, insbesondere kindlichen sexuellen Missbrauchs bei Psychosepatienten, berichteten (Übersicht bei Read et al., 2005). Weitere Unterstützung finden mögliche kausale Zusammenhänge durch kürzlich erschienene bevölkerungsbezogene Studien (Janssen et al., 2004; Spataro et al., 2004; Whitfield et al., 2005; Lataster et al., 2006; Spauwen et al., 2006; Shevlin et al., 2007, Bebbington et al., 2004; Scott et al., 2007). In all diesen Studien wird berichtet, dass Traumatisierungen in Bezug standen zum späteren Auftreten von psychotischen Syndromen. Diese traten entweder während der Adoleszenz (Lataster et al. 2006; Spauwen et al., 2006) oder im Erwachsenenalter auf (Janssen et al., 2004; Bebbington et al., 2004; Whitfield et al., 2005; Shevlin et al., 2007; Scott, 2007). Friedman et al. (2002) fanden in einer Stichprobe von ambulanten Patienten, dass ein signifikant größerer Anteil derjenigen, die als schizophren diagnostiziert wurden (78%), sexuellen Missbrauch in der Kindheit erlebt hatten, im Vergleich zu Patienten mit Panikstörungen (26%), Angststörungen (30%) oder schweren Depressionen (42%). In einer prospektiven Studie befragten Janssen et al. (2004) 4045 Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren im Rahmen der „Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study“ (Nemesis). Es fand sich dabei, dass teilnehmende Probanden mit Erfahrungen von emotionalem, körperlichem oder sexuellem Missbrauch vor dem 16. Lebensjahr signifikant häufiger eine Positivsymptomatik während einer dreijährigen Follow-up Periode entwickelten. Diese Ergebnisse blieben auch nach Kontrolle potenziell konfundierender Variablen bestehen. Analysen, die den Schweregrad des Missbrauchs berücksichtigten, offenbarten eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Bei einer höheren Regelmäßigkeit der Misshandlungen zeigte sich ein größeres Risiko für die Entwicklung psychotischer Symptome. Auch andere Studien konnten bezüglich früherer Traumatisierung und der Entwicklung psychotischer Positivsymptome eine Dosis-Wirkungs-Beziehung feststellen (Schenkel et al., 2005, Kilcommons et Morrison, 2005; Lataster et al., 2006). Nur eine Studie (Spataro et al., 2004) konnte den Zusammenhang zwischen kindlichen Traumatisierungen und psychotischen Symptomen bislang nicht bestätigen. In dieser prospektiven 11 Erhebung wurden psychotische Symptome nicht häufiger bei Erwachsenen gefunden, die berichteten in der Kindheit sexuell missbraucht worden zu sein, als bei anderen Personen. Allerdings wurden bei dieser Studie sowohl von den Autoren als auch von anderen (Read & Hammersley, 2005) signifikante Schwachstellen festgestellt. 1.2.2.2 Prävalenzraten von Traumatisierungen bei psychotischen Patienten Insgesamt zeigen die vorhandenen Studien zu Traumatisierungen unter psychiatrisch erkrankten Personen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung einheitlich hohe Prävalenzraten dieser Erlebnisse. Insbesondere gilt dies für kindlichen sexuellen Missbrauch und kindliche körperliche Misshandlung. In einer entsprechenden Übersicht ermittelten Read et al. (2005) gewichtete Mittelwerte für sexuellen Missbrauch und körperliche Misshandlung im Kindesalter über 51 Stichproben von Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen. Bei allen hatten mindestens die Hälfte der eingeschlossenen Patienten psychotische Störungen aufgewiesen und es handelte sich sowohl um stationäre als auch um ambulant behandelte Patienten. Missbrauchserfahrungen wurden entweder mit Fragebögen oder strukturierten Interviews erhoben. Aus dieser Übersicht geht hervor, dass die Mehrheit der weiblichen Patienten (69%) entweder chronischen sexuellen Missbrauch (48%) oder chronische physische Misshandlung (48%) in der Kindheit erlebte. Auch die Mehrheit der männlichen Patienten (59%) waren demnach entweder Opfer von sexuellem Missbrauch (28%) oder physischer Misshandlung (50%). Von beiden Missbrauchsformen waren insgesamt 35% der weiblichen Patienten und 20% der männlichen Patienten in der Kindheit betroffen. Morgan & Fischer (2007) beschränkten ihre Zusammenfassung von 20 Studien auf solche, in denen alle Patienten psychotische Störungen aufgewiesen hatten. In dieser Übersicht war das Auftreten von sexuellem Missbrauch bei weiblichen Patienten geringfügig niedriger (42% vs. 48%), bei männlichen Probanden jedoch unverändert (28%). Die Prävalenzraten für körperliche Misshandlung betrugen 35% für weibliche und 38% für männliche Patienten. Mindestens eine Form des Missbrauchs (sexuell oder körperlich) wurde unabhängig vom Geschlecht bei 50% der befragten Patienten gefunden. 12 Einige wenige Studien beinhalten zusätzlich andere Formen des Missbrauchs im Kindesalter, wie emotionalen Missbrauch und physische Vernachlässigung. In diesen Studien zeigte sich, dass diese Erfahrungen zusätzlich zu körperlichem und sexuellem Missbrauch häufig vorlagen (Honig et al., 1998; Holowka et al., 2003; Compton et al., 2004; Garno et al., 2005; Schenkel et al., 2005). Beispielsweise litten in einer Studie an stationär behandelten weiblichen schizophrenen Patienten (Schäfer et al., 2006) 37% unter mindestens „mittelgradiger bis schwerer“ körperlicher Vernachlässigung in ihrer Kindheit, 40% unter mindestens „mittelgradigem bis schwerem“ emotionalem Missbrauch und 43% unter mindestens „mittelgradiger bis schwerer“ emotionaler Vernachlässigung, gemessen anhand des „Childhood Trauma Questionnaire“ (CTQ; Bernstein & Fink, 1998). Aufgrund vieler Faktoren wie unterschiedlichen Erhebungsmethoden, uneinheitlichen zugrunde liegenden Definitionen und der Heterogenität der Stichproben wird die Vergleichbarkeit vieler Studien zu Traumatisierungen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen erschwert. So beeinflussen Faktoren wie Alter, Herkunft, Religion oder soziale Schicht innerhalb der Stichprobe signifikant das Ergebnis. Dieser Zusammenhang wird deutlich anhand von Studien, die Goodman et al. (1995) und Davies-Netzley et al. (1996) bei obdachlosen Frauen mit „schweren psychischen Störungen“ („severe mental illness“) durchführten. Verglichen mit den oben erwähnten Studien wiesen diese die höchsten Prävalenzraten von kindlichem sexuellem Missbrauch und physischer Misshandlung auf, nämlich 65% und 87% (Goodman et al., 1995), bzw. 55% und 60% (Davies-Netzley et al., 1996). Zusammenfassend scheinen obige Befunde zu belegen, dass Personen mit psychotischen Störungen weitaus häufiger als die Allgemeinbevölkerung Opfer kindlichen sexuellen Missbrauchs oder physischer Misshandlung waren. Viele Autoren gehen sogar davon aus, dass die erhobenen Prävalenzraten zu gering ausfallen. Insbesondere bei männlichen Patienten scheint ein hoher Prozentsatz von Traumatisierungen nicht berichtet zu werden („underreporting“; Spataro et al., 2001). Es existieren dabei verschiedene Überlegungen bezüglich der Gründe der Betroffenen nicht über den Missbrauch zu sprechen, wie Schamgefühle, Schuld, Angst oder das Bedürfnis den Täter zu schützen (Fergusson et al., 2000; Della et al., 1990). Ebenso scheinen es viele Betroffene abzulehnen, über 13 belastende Ereignisse zu sprechen um nicht an sie erinnert zu werden (Dill et al., 1991), insbesondere wenn es sich dabei um Menschen mit psychischen Erkrankungen handelt. Bezüglich der Reliabilität und Validität von Berichten über traumatische Ereignisse gibt es insbesondere im Zusammenhang mit psychiatrischen Erkrankungen immer wieder kontroverse Diskussionen. Ein Hinweis darauf, dass Daten zu traumatischen Erfahrungen auch bei Patienten mit schizophrenen Erkrankungen reliabel erfasst werden können, geben Untersuchungen, die im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ähnliche TestRetest-Reliabilitäten zeigen konnten (Goodman et al., 1999; Darves-Bornoz et al., 1995). 1.2.3 Zusammenhänge mit der Symptomatik In den letzten Jahren berichteten verschiedene Autoren über Zusammenhänge zwischen Traumatisierungen in der Anamnese von Personen mit psychotischen Störungen, deren Verlauf und wichtige Symptombereiche. In vielen Fällen standen hierbei insbesondere kindliche Traumatisierungen, meist sexuelle und physische Misshandlung (Goff et al., 1991; Lysaker et al., 2001) im Fokus der Untersuchung. Andere Autoren berücksichtigten zusätzlich traumatische Erfahrungen im Erwachsenenalter (Muenzenmaier et al., 1993; Darves-Bornoz et al., 1995; Read et al., 2003). Viele Untersuchungen zeigten dabei ein jüngeres Erkrankungsalter bei Betroffenen (Goff et al., 1991; Leverich et al., 2002; Garno et al., 2005; Schenkel et al., 2005) und eine größere Anzahl stationärer Aufenthalte (Schenkel et al., 2005). Sie waren häufiger Zwangsmaßnahmen ausgesetzt (Beck & van der Kolk, 1987) und wiesen insgesamt schwerere Beeinträchtigungen und einen schlechteren psychosozialen Langzeitverlauf auf (Goff et al., 1991; Lysaker et al., 2001; Leverich et al., 2002; Garno et al., 2005). Außerdem zeigten sich bei diesen Patienten häufig Symptome einer akuten posttraumatischen Belastungsstörung (Neria et al., 2002; Gearon et al., 2003; Brown et al., 2005; Goldberg et al., 2005), Somatisierung (Beck & van der Kolk, 1987; Bryer et al., 1987) und vermehrt aktuelle oder frühere Substanzabhängigkeit (Leverich et al., 2002; Scheller- Gilkey et al., 2004; Brown et al., 2005). Traumatisierte Patienten erfüllten auch häufiger zusätzlich die diagnostischen Kriterien für eine Depression oder Angststörung als Patienten ohne traumatische Erfahrungen (Scheller-Gilkey et al., 2004; Schenkel et al., 14 2005; Lysaker et al., 2005), zeigten häufiger dissoziative Symptome (Holowka et al., 2003; Schäfer et al., 2006), äußerten vermehrt Suizidgedanken und wiesen mehr Suizidversuche auf (Leverich et al., 2002; Schenkel et al., 2005; Garno et al., 2005; Brown et al., 2005). Weiter zeigten Patienten mit positiver Traumaanamnese in einigen Studien ein stärker ausgeprägtes sexuelles Risikoverhalten (Craine et al., 1988; Goodman & Fallot, 1998). In einer Studie über ein Arbeitstraining mit schizophrenen Patienten beteiligten sich Patienten mit Traumatisierungen im Kindesalter schlechter, sie waren im Vergleich zu Patienten ohne diese Erlebnisse weniger in der Lage Nähe auszuhalten und zeigten eher emotionale Instabilität (Lysaker, Nees et al., 2004; Lysaker, Wickett et al., 2004; Lysaker et al., 2005). In einer weiteren Studie (Read et al., 2001) erwies sich eine Traumatisierung im Kindesalter bei erwachsenen, ambulant behandelten Patienten als stärkerer prädiktiver Faktor für Suizidalität als die depressive Symptomatik. Weiter wurde in mehreren Untersuchungen ein Zusammenhang zwischen dem Grad der Traumatisierung und der allgemeinen Erkrankungsschwere festgestellt (Goodman et al., 1997; Read et al., 2001). 1.2.3.1 Psychotische „Positivsymptome“ In mehreren Studien ließ sich ein charakteristisches Verhältnis psychotischer Positiv- und Negativsymptome bei traumatisierten Patienten feststellen. So fanden Ross et al. (1994) bei einer Stichprobe von 83 Schizophreniepatienten (stationär und ambulant) heraus, dass diejenigen, welche eine kindliche sexuelle oder physische Traumatisierung erlebt hatten (43%) signifikant häufiger so genannte Positivsymptome wie kommentierende Stimmen, Wahneinfälle und Beziehungserleben, Ich-Störungen und optische Halluzinationen zeigten und weniger Negativsymptomatik aufwiesen im Vergleich zu Patienten ohne Missbrauchserfahrungen. Eine Studie von Read et al. (2003) untersuchte 200 konsekutiv behandelte stationär-psychiatrische Patienten mit verschiedenen Diagnosen. Hierbei wurde festgestellt, dass bei den 60 Patienten mit dokumentiertem kindlichem sexuellem Missbrauch oder physischer Misshandlung verschiedene Formen von Halluzinationen signifikant häufiger auftraten als bei der restlichen Stichprobe. Die stärksten Zusammenhänge zeigten sich dabei wie auch in der Studie von Ross et al. (1994) mit kommentierenden Stimmen. 15 In einer Studie in der Allgemeinbevölkerung von Ross & Joshi (1992) hatten 46% derjenigen, die drei oder mehr der „Symptome ersten Ranges“ der Schizophrenie nach Kurt Schneider (Schneider, 2007) aufwiesen, in der Kindheit eine sexuelle oder physische Traumatisierung erfahren, während bei den befragten Personen ohne entsprechende Symptome lediglich 8% traumatisierende Kindheitserlebnisse aufwiesen. Eine 1999 veröffentlichte Studie (Read & Argyle, 1999) untersuchte den Zusammenhang zwischen drei Bereichen von Positivsymptomen der Schizophrenie (Halluzinationen, Wahn und formale Denkstörungen) und kindlichem sexuellem Missbrauch bzw. physischer Misshandlung bei psychiatrischen Patienten. Ein hoher Anteil der traumatisierten Patienten (77%) zeigte Symptome aus einem oder mehreren der genannten Bereiche. Eine Analyse des Zusammenhangs zwischen der Form des Missbrauchs und den einzelnen Symptomen ergab, dass das Auftreten von Halluzinationen signifikant mit sexuellem Missbrauch in der Vergangenheit, insbesondere mit inzestuösem Missbrauch, zusammenhing. Das Auftreten von Wahn zeigte hingegen einen signifikanten Zusammenhang mit physischer Misshandlung in der Kindheit. Ähnliche Zusammenhänge zwischen erlebter kindlicher Traumatisierung und dem Auftreten schizophrener Positivsymptome fanden sich darüber hinaus in verschiedenen weiteren Studien bei ambulant wie stationär behandelten psychiatrischen Patienten (Ensink, 1992; Muenzenmaier et al., 1993; Read et al., 2001). Es gibt Hinweise darauf, dass psychotische Positivsymptome nicht nur bei Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis mit frühen Traumatisierungen assoziiert ist, sondern auch bei anderen psychiatrischen Krankheitsbildern. So fanden Hammersley et al. (2003) bei Patienten mit bipolarer Störung, dass diejenigen, die eine sexuelle Traumatisierung im Kindesalter erlebten, ein signifikant häufigeres Auftreten von akustischen Halluzinationen zeigten im Vergleich zu den Patienten ohne eine solche Traumatisierung in der Vorgeschichte. Diese Beziehungen scheinen also über diagnostische Grenzen hinaus zu bestehen (Read & Argyle, 1999; Read et al., 2003; Lysaker et al., 2005). Sogar bei Nichtpatientenpopulationen konnte das Auftreten psychotischer Positivsymptomatik, insbesondere von akustischen Halluzinationen, bei Menschen mit frühen Traumatisierungen beobachtet werden (Ross & Joshi; 1992; Morrison & Petersen, 2003; Whitfield et al., 2005; Shevlin 16 et al., 2007). Einige Autoren schlugen aufgrund der beobachteten Zusammenhänge bezüglich Symptomatik und Verlauf vor, dass „traumaassoziierte Subtypen“ psychotischer Erkrankungen existieren könnten, die typischerweise eine ausgeprägte Positivsymptomatik bei weitgehend fehlender Negativsymptomatik aufweisen (Ross et al., 1994; Ellason & Ross, 1997). Unter den Positivsymptomen scheinen bei Psychosepatienten mit kindlicher Traumatisierung akustische Halluzinationen, insbesondere kommentierende Stimmen, eine besondere Rolle zu spielen. In der bereits genannten Studie von Read et al. (2003) stand das Auftreten von kommentierenden Stimmen in signifikantem Zusammenhang mit physischer Misshandlung und/oder sexuellem Missbrauch im Kindes- oder Erwachsenenalter. Auch die Studie von Ross et al. (1994) fand die höchste Prävalenzrate kommentierender Stimmen bei Patienten mit sowohl sexuellem als auch körperlichem Missbrauch (sexuelle und physische Misshandlung: 36%; nur sexueller Missbrauch: 27%; nur physische Misshandlung: 21%; kein Missbrauch: 5%). Ein ähnliches Muster wurde für Stimmen gefunden, die aufforderten sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen (sexuelle und physische Misshandlung: 29%; nur sexueller Missbrauch: 15%; nur physische Misshandlung: 18%; kein Missbrauch: 2%). Hammersley et al. (2003) beobachteten bei 96 Patienten mit einer bipolaren Störung, dass Patienten mit sexuellem Missbrauch insgesamt doppelt so häufig akustische Halluzinationen und mit einer sechsfach erhöhten Wahrscheinlichkeit kommentierende Stimmen aufwiesen. Auch für andere Typen von Halluzinationen (optisch, olfaktorisch und taktil) wurden Zusammenhänge mit frühen Traumatisierungen gefunden. Shevlin et al. (2007) verwendeten Daten des amerikanischen „National Comorbidity Survey“, um Zusammenhänge zwischen Traumatisierungen im Kindesalter und verschiedenen Formen von Halluzinationen zu untersuchen. Nach Kontrolle verschiedener potenziell konfundierender Variablen war kindlicher sexueller Missbrauch assoziiert mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, visuelle Halluzinationen (Adj. OR bei Vergewaltigung: 2,37; Adj. OR bei sexueller Belästigung: 1,62), akustische Halluzinationen (Adj. OR bei Vergewaltigung: 1,75; Adj. OR bei sexueller Belästigung:1,93) und taktile Halluzinationen (Adj. OR bei Vergewaltigung: 1,75; Adj. OR bei sexueller Belästigung: 1,85) zu erleben. Körperliche Misshandlung im Kindesalter war dagegen nur mit taktilen Halluzinationen (Adj. OR 1,93) und 17 kindliche Vernachlässigung nur mit optischen Halluzinationen assoziiert (Adj. OR 1,65). 1.2.3.2 Inhalte von Halluzinationen und Wahn Verschiedene Arbeiten setzten sich mit Zusammenhängen zwischen traumatischen Erfahrungen und psychotischen Inhalten auseinander (Beck & van der Kolk, 1987; Heins et al. 1990; Ensink, 1992; Ross et al., 1994; Read & Argyle, 1999; Fowler, 2000; Offen et al., 2003; Hardy et al., 2005). In verschiedenen Studien zeigte sich dabei, dass Wahninhalte, optische oder akustische Halluzinationen inhaltlich mit konkreten Details traumatischer Erfahrungen zusammenhingen und dass die akustischen Halluzinationen der Patienten mit Traumatisierungen in der Anamnese häufiger bedrohliche oder entwertende Inhalte aufweisen. Beck & van der Kolk (1987) fanden in ihrer Studie, dass schizophrene Patientinnen mit Inzesterfahrungen signifikant häufiger Wahninhalte mit sexueller Tönung zeigten. So berichtete eine Frau, sie glaube, dass ihr Körper mit Ejakulat bedeckt wäre, eine andere hatte die Wahnvorstellung, sexuelle Beziehungen mit prominenten Personen zu haben. In einer Studie von Heins et al. (1990) zeigten die akustischen Halluzinationen von Patienten mit sexuellen Traumatisierungen zum einen direkte inhaltliche Bezüge zu den traumatischen Ereignissen, zum anderen besaßen sie entwertenden und feindseligen Charakter. So hörte ein Mann, der im Alter von sieben Jahren wiederholt von seinem Onkel sexuell missbraucht worden war, Stimmen, die ihn als „schäbig“ bezeichneten und ihn zum Suizid aufforderten. Eine Frau, die in jungem Alter von ihrem Vater vergewaltigt wurde, hatte die Wahnvorstellung, dass Leute sie ständig beobachten würden, da sie eine Perverse sei. Akustische Halluzinationen beschuldigten sie außerdem unanständige sexuelle Dinge zu tun. Eine andere Frau, die regelmäßig von ihrem Vater seit ihrem achten Lebensjahr vergewaltigt wurde und später auch wiederholte Male von ihrem Cousin, hörte Stimmen, die sie als „Schlampe“ und „Hure“ beschimpften. Offen et al. (2003) berichteten, dass Patienten mit kindlichen Missbrauchserfahrungen eher an Stimmen mit bedrohlichem und feindseligem Charakter leiden würden als Patienten ohne Traumatisierungen in der 18 Anamnese. Ensink (1992) fand, dass die Inhalte der Halluzinationen von Frauen mit sexuellem Missbrauch in der Anamnese sowohl offensichtliche FlashbackElemente, im Sinne der Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung, als auch symbolische Repräsentationen der traumatischen Erfahrungen enthielten. In dieser niederländischen Studie wurden Frauen, bei denen eine sexuelle Misshandlung im Kindesalter bekannt war, befragt, ob sie schon einmal außergewöhnliche Wahrnehmungen wie visuelle oder akustische Halluzinationen erlebt hätten. Insgesamt 43% der knapp hundert Frauen berichteten Stimmen zu hören. Acht von ihnen beschrieben akustische Halluzinationen, die zumindest teilweise mit dem sexuellen Missbrauch zusammenhingen. Weitere vier erzählten, dass sie sich nicht unmittelbar an ihre Kindheit erinnern würden, ihnen jedoch Stimmen von ihrer Kindheit berichteten. Ähnlich viele Interviewpartnerinnen erzählten von visuellen Halluzinationen, von denen viele im unmittelbaren Zusammenhang zu ihren traumatischen Erlebnissen standen. Read & Argyle (1999) fanden bei einer Stichprobe von stationären Patientinnen mit kindlichen Traumatisierungen, dass der Inhalt der Hälfte der schizophrenen Symptome deutlich in Zusammenhang stand mit den Missbrauchserfahrungen. So handelte es sich etwa bei imperativen, zu Suizid oder selbstverletzendem Verhalten auffordernden Stimmen um die der Täter. Eine Patientin dieser Studie, die seit ihrem fünften Lebensjahr von ihrem Vater sexuell missbraucht worden war, hörte männliche Stimmen, die sie außerhalb ihres Kopfes lokalisierte und schreiende Kinderstimmen innerhalb ihres Kopfes. Etwa die Hälfte der Patienten mit sexueller kindlicher Traumatisierung dieser Studie zeigte sexuell getönte Wahninhalte. Auch die neuseeländische Studie von Read et al. (2003), die gemischtpsychiatrische Patienten auf Traumatisierungen und Halluzinationsinhalte untersuchte, zeigte, dass Wahninhalte, optische und akustische Halluzinationen von traumatisierten Patienten in Zusammenhang standen mit konkreten Details traumatischer Erfahrungen. Halluzinationsinhalte wie „das Böse“ oder „der Teufel“ waren dabei unter denjenigen Patienten üblicher, die sexuell missbraucht worden waren. Eine Studie von Ellenson (1986) ergab, dass Patienten, die Inzestopfer waren, häufiger unter zu Suizid oder selbstverletzendem Verhalten auffordernden Stimmen litten. Diese Patienten wiesen außerdem signifikant mehr der untersuchten psychotischen Positivsymptome auf im Vergleich zu Patienten mit nicht zur Familie gehörigen 19 Tätern. In einer Studie von Honig et al. (1998) wurde Form und Inhalt der akustischen Halluzinationen bei schizophrenen Patienten, Patienten mit dissoziativen Störungen und Menschen der Allgemeinbevölkerung ohne psychiatrische Diagnose, die jedoch Stimmen hörten, untersucht. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen ergaben sich vor allem in Hinblick auf Inhalt, emotionale Qualität und Kontrollierbarkeit der akustischen Halluzinationen. Die Menschen ohne psychiatrische Diagnose erlebten ihre Stimmen als vorwiegend positiv und für sie kontrollierbar, während sich in den beiden anderen Gruppen die Patienten durch ihre Stimmen eher gestört und kritisiert fühlten, sie als angstauslösend empfanden und wenig Kontrolle über diese besaßen. Interessanterweise besaßen die akustischen Halluzinationen für einige Probanden der ersten Gruppe sogar eine „positive Funktionalität“. So berichtete eine Frau, die in ihrer Kindheit regelmäßig physisch und sexuell missbraucht worden war und seitdem Stimmen hörte, dass sie mit diesen kommuniziere und sie im alltäglichen Leben als beschützend empfinde. Die Stimmen hätten sie durch schwere Zeiten begleitet und aus ihrer Sicht sogar eine psychische Dekompensation verhindert. Obwohl ihr bewusst gewesen sei, dass das Hören von Stimmen kein „normales“ Phänomen sei, habe sie nie psychiatrische Hilfe in Anspruch genommen. Ein weiteres interessantes Ergebnis dieser Studie ist, dass bei den meisten Patienten dem Beginn der akustischen Halluzinationen ein traumatisches Ereignis oder ein Ereignis vorausging, dass die Erinnerungen an eine frühere Traumatisierung aktivierte. In einer Studie von Hardy et al. (2005) wurden verschiedene Formen der Zusammenhänge zwischen Halluzinationsinhalten und erlebten traumatischen Erfahrungen bei Patienten mit nicht-affektiven Psychosen untersucht und dazu jeweils verschiedene kognitive Entstehungsmodelle vorgestellt. Hierbei wurde zwischen einem „direkten“ (Inhalt der Halluzinationen bezieht sich direkt auf traumatische Erlebnisse), „indirekten“ (emotionale Tönung der Halluzinationen entspricht der traumatischen Situation) und „auslösenden“ (keine direkte Entsprechung) Zusammenhang zwischen Traumatisierung und Inhalt der Halluzinationen unterschieden. Insgesamt konnte bei 12,5% der traumatisierten Patienten ein „direkter“ Zusammenhang festgestellt werden und bei 45% ein „indirekter“ Zusammenhang. Bei den Patienten dieser Studie standen demnach weniger der exakte Inhalt als vielmehr die Themen der Halluzinationen (z.B. 20 Schuld, Bedrohung und Demütigung) in Beziehung zu vergangenen traumatischen Erfahrungen. Die häufigsten Missbrauchsformen, bei denen die entsprechenden Zusammenhänge festgestellt wurden, waren sexueller Missbrauch und physische Misshandlung. Bei 42,5% der untersuchten traumatisierten Patienten konnte kein konkreter Zusammenhang zwischen der traumatischen Erfahrung und auftretenden Halluzinationen identifiziert werden. Dass traumatische Ereignisse als Triggerfaktor für schizophrene Psychosen wirken können, beschreibt eine Studie von Romme & Escher (1989). In einer Stichprobe von Stimmenhörern zeigte sich hier, dass sich bei 70% der Befragten akustische Halluzinationen unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis entwickelt hatten. Morrison et al. (2003) gaben zu bedenken, dass diese offensichtlichen Zusammenhänge zwischen traumatischen Erfahrungen und Positivsymptomen nur bedingt einen Beitrag zur Diskussion um die Bedeutung von Traumatisierungen für die Ätiologie psychotischer Störungen liefern können, da der Inhalt psychotischer Symptome nicht nur im Falle traumatischer Erlebnisse in deutlicher Verbindung zu persönlichen Erfahrungen stehe. Insgesamt sprechen die genannten Studien jedoch dafür, dass traumatische Erfahrungen zumindest von einem Teil der betroffenen Personen halluzinatorisch und wahnhaft verarbeitet werden. 1.2.3.3 Positivsymptomatik oder intrusives Wiedererleben? Im Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) eine der meistuntersuchten psychiatrischen Störung und es existieren für diese Erkrankung allgemein akzeptierte Definitionen (Maercker et al., 2003). Eine Reihe von Studien (Craine et al., 1988; Mueser et al., 1998) berichten von signifikant höheren Lebenszeitprävalenzen posttraumatischer Belastungsstörungen bei Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen gegenüber der Allgemeinbevölkerung, insbesondere bei Patienten mit psychotischen Erkrankungen (Frame & Morrison, 2001). In Bevölkerungsstichproben in den Vereinigten Staaten wurde jeweils eine PTBSRate von ca. 8% gefunden (z.B. Kessler et al., 1995), die Prävalenzraten bei schwer psychiatrisch Erkrankten lagen dagegen zwischen 29% und 53% (Mueser et al., 2002; Kilcommons & Morrison, 2005). Neria et al. (2002) fanden 21 bei einer gemischt-geschlechtlichen Stichprobe von 426 erstmalig stationär behandelten Patienten mit psychotischer Erkrankung eine Punktprävalenz der Störung von ca. 14%. Hierbei berichteten ca. 70% der Gesamtstichprobe von traumatisierenden Ereignissen in der Vorgeschichte, 26,5% davon erfüllten die Kriterien für die Diagnose einer PTBS. In den meisten Untersuchungen fand sich als häufigste Missbrauchsform unter psychiatrisch Erkrankten mit einer zusätzlichen PTBS-Diagnose kindlicher sexueller Missbrauch (Neria et al., 2002; Mueser et al., 1998). Obwohl die PTBS in Studien bei allgemein-psychiatrischen Stichproben mit einer hohen Prävalenz auftritt, scheint sie in Kliniken häufig unterdiagnostiziert zu werden (Escalona et al., 1997; Kilcommons & Morrison, 2005). Dies bestätigt sich auch in den oben genannten Studien von Cascardi et al. (1996) und Craine et al. (1988), wo bei keinem Patienten mit einer PTBS diese Diagnose in den Krankenhausakten dokumentiert war. Zwischen psychotischen Störungen und der PTBS lassen sich in Hinblick auf die Psychopathologie Ähnlichkeiten bzw. Symptomüberlappungen feststellen. So gehören zum einen auch psychotische Symptome wie Wahn (Oruc & Bell, 1995) und Halluzinationen zum Reaktionsspektrum auf traumatische Erfahrungen. Außerdem können bei PTBS-Patienten auch psychotische Symptome vorliegen (Waldvogel & Mueser, 1988; Butler et al., 1996). In diesem Zusammenhang beschrieb Carmen (1994) auch amnestische bzw. dissoziative Symptome. Nachhallerinnerungen („Flashbacks“), Bilder und intrusive Gedanken sind oftmals kaum von halluzinatorischen Symptomen zu unterscheiden und treten bei einem Teil der PTBS-Patienten begleitet von wahnhaften Symptomen auf, wie Beobachtungen an Kriegsveteranen und auch anderen Gruppen von Patienten zeigten (Allen et al., 1997; Butler et al., 1996). Die Unterscheidung akustischer Halluzinationen von intrusiven Phänomenen ist oftmals äußerst schwierig. David et al. (1999) sahen akustische Phänomene schon als „halluzinatorisch“ an, wenn sie nicht vom Gefühl begleitet waren, sich erneut in der traumatischen Situation zu befinden und diagnostizierten nach dieser Definition bei 40% einer Stichprobe von chronischen PTBS-Patienten akustische Halluzinationen. Als differentialdiagnostisches Unterscheidungskriterium wurde oft genannt, dass halluzinatorisches Erleben bei PTBS, im Gegensatz zu schizophrenen Patienten, stets in engem 22 Zusammenhang zu realen traumatischen Erfahrungen stünde (Chan & Silove, 2000), während die Halluzinationen schizophrener Patienten oft nicht mit persönlichen Erfahrungen in Zusammenhang zu bringen seien. Dagegen berichteten verschiedene Autoren, dass sogar Intrusionen bei PTBS-Patienten Elemente beinhalten, die keine Details der traumatischen Erfahrung widerspiegeln (Butler et al., 1996). Allerdings zeigten, wie in Kapitel 1.2.3.2 bereits erläutert, einige klinische Studien, dass bei schizophrenen Patienten mit positiver Traumanamnese die Halluzinationen gerade in deutlichem Zusammenhang zu den traumatischen Erfahrungen stehen können (Hardy et al., 2005; Ellenson, 1985; Heins et al., 1990; Read & Argyle, 1999). Weitere Symptomüberlappungen zwischen der PTBS und psychotischen Erkrankungen sind vegetative Übererregbarkeit, Schlafstörungen und erhöhte Wachsamkeit (Stampfer, 1990; Pinto & Gregory, 1995). Diese Symptomüberlappungen bzw.– ähnlichkeiten können zu Schwierigkeiten bei der Unterscheidung bzw. Differenzierung zwischen den Diagnosen einer PTBS und einer psychotischen Störung führen. Verschiedene Autoren sind der Ansicht, dass es aufgrund dieser Symptomüberlappungen bei psychotischen Patienten häufig zur Fehldiagnose einer psychotischen Störung statt einer posttraumatischen Belastungsstörung kommt (Briere et al., 1997; Goodman et al., 1997). Sautter et al. (1999) gingen davon aus, dass psychotische Positivsymptome und PTBS-Symptome zusammen zu einem sehr viel schwereren psychopathologischen Erscheinungsbild führen würden. Die einzelnen Symptombereiche würden dabei miteinander interagieren, PTBSSymptome wahnhaft verarbeitet und es komme zur vermehrten Entstehung von aggressiven Gedanken. Spezifische PTBS-Symptome und begleitende Faktoren wie z.B. Substanzmissbrauch würden die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zum Ausbruch der psychotischen Störung komme, die Symptomschwere und die Rate der Wiedererkrankungen werde erhöht und es komme zu einem schwierigeren Verlauf und höheren Behandlungskosten (Mueser et al., 2002). In einem Literaturüberblick von Morrison et al. (2003) wurden solche Beziehungen zwischen Traumatisierung, PTBS und Psychose untersucht. Diskutiert wurde von diesen Autoren, inwiefern eine Traumatisierung eine Psychose auslösen kann, ob einer Traumatisierung sowohl eine PTBS als auch 23 eine Psychose folgen kann und ob eine Psychose selbst für den Betroffenen solch ein traumatisches Ereignis darstellen kann, dass dieser in der Folge an einer PTBS erkrankt. Dabei wurden von Morrison et al. (2003) Hinweise für alle drei Theorien gefunden und vermutet, dass sowohl die PTBS als auch psychotische Erkrankungen Teil eines Reaktionsspektrums auf traumatische Lebensereignisse bilden, die durch die genannten Symptomüberlappungen nicht immer klar voneinander diagnostisch getrennt werden können. 1.2.3.4 „Pseudohalluzinationen“ bei psychotischen Patienten In der aktuellen Literatur ist der Begriff der „Pseudohalluzinationen“ umstritten (z.B. Berrios & Dening, 1996) und es wird eine Vielzahl unterschiedlicher Begriffe verwendet, um diese besondere Form der akustischen Halluzinationen zu beschreiben, z.B. dissoziative Halluzinationen, nicht-psychotische Halluzinationen, isolierte Halluzinationen (ohne zusätzliche Psychopathologie), partielle Halluzinationen oder auch Halluzinationen mit intakter Realitätsprüfung und Einsicht. Obwohl manche dieser Begriffe in der klinischen Praxis häufig benutzt werden, fehlen für sie bisher eindeutige Definitionen. Zum ersten Mal wurde der Begriff „Pseudohalluzination“ von dem deutschen Psychiater Hagen (1868) verwendet. Er verwendete den Begriff um Erlebnisweisen zu beschreiben, von denen man fälschlicherweise glauben könnte, es seien Halluzinationen. Damit hatte Hagen lediglich einen Ausdruck für mögliche diagnostische Fehlerquellen geschaffen, jedoch keine positive Definition für den Begriff. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts wandten sich Jaspers und Goldstein dem Konzept zu. Jaspers (1913; 1962) unterschied „echte“ Halluzinationen, die im äußeren Raum wahrgenommen werden, von Pseudohalluzinationen, die von den Betroffenen im Inneren des Körpers lokalisiert werden. Er betrachtete „echte“ Halluzinationen als Wahrnehmungen im Gegensatz zu Pseudohalluzinationen, die seiner Ansicht nach mentale Abbilder darstellten. Goldstein (1908) beschrieb das erhaltene Realitätsurteil des Patienten als ausschlaggebendes Unterscheidungskriterium dafür, ob es sich um „Pseudohalluzinationen“ handele. Sedman (1966) fand in einer empirischen Studie, dass das Auftreten von Pseudohalluzinationen, hier definiert als sensorische Wahrnehmung mit intaktem Realitätsurteil, stärker mit 24 Persönlichkeitsstörungen assoziiert war, als mit psychotischen Krankheitsbildern. Hamilton (1974) beschrieb Pseudohalluzinationen als unechte Wahrnehmungen, die im subjektiven inneren Raum lokalisiert seien und stellte die Behauptung auf, dass Pseudohalluzinationen keinen prognostischen oder diagnostischen Wert für schizophrene Erkrankungen besitzen würden. Gelder et al. (1985) wiesen darauf hin, dass der Begriff Pseudohalluzinationen zwei Bedeutungen erlangt habe. Eine basiere wie auch die Definition von Hamilton (1974) darauf, dass die Wahrnehmungen von den Betroffenen im inneren, „subjektiven“ Raum lokalisiert seien, und die andere auf der Wahrnehmung des Patienten, dass die Halluzination kein Korrelat in der äußeren Welt besäße, was grob als Einsichtsfähigkeit verstanden werden könne. In vielen psychiatrischen Texten wurde die erste dieser Definitionen für den Begriff „Pseudohalluzination“ benutzt. Das am weitesten akzeptierte Kennzeichen von Pseudohalluzinationen stellt demnach also dar, dass sie von den Patienten im Körperinneren, z.B. im Kopf, „gehört“ werden, während „echte“ (psychotische) akustische Halluzinationen von den Betroffenen außerhalb des Kopfes wahrgenommen werden. Berrios & Dening (1996) kritisierten allerdings, dass der Begriff „Pseudohalluzination“ für begriffliche Verwirrung sorge und wenig klinischen Nutzen besitze. In einer Studie fanden sie heraus, dass 87% einer Gruppe psychiatrischer Chefärzte an die Existenz von Pseudohalluzinationen glaubten, jedoch die Mehrheit den Begriff als verwirrend bewerteten. Auch das DSM-IV liefert keine klare Definition für den Begriff Pseudohalluzination, er wird lediglich einmal im Zusammenhang mit den Kriterien der „Konversionsstörung“ genannt (APA; American Psychiatric Association, 1994). Auch Zwaard & Polak (2001) beschreiben die Schwierigkeit, Pseudohalluzinationen von ähnlichen psychopathologischen Symptomen wie Halluzinationen, „Nachhallerinnerungen“ („re-experiencing“) und dissoziativen Phänomenen klar abzugrenzen. Sowohl Pseudohalluzinationen als auch „echte“ Halluzinationen können demnach im Inneren des Körpers und unfreiwillig wahrgenommenen werden. Laut Zwaard & Polak (2001) bleibt unklar, ob Pseudohalluzinationen einen ebenso realen Charakter wie echte Halluzinationen besitzen. Pseudohalluzinationen seien charakterisiert durch das Vorhandensein von Einsichtsfähigkeit des Individuums und der Lokalisation im Inneren des Körpers und wiesen häufig Ähnlichkeiten zu dissoziativen Symptomen auf. Nachhallerinnerungen, wie etwa „Flashbacks“, 25 könnten von Pseudohalluzinationen abgegrenzt werden durch das Vorhandensein von traumatischen Ereignissen in der Vergangenheit und entsprechende auslösende Reize. Laut Adityanjee et al. (2001) würden Patienten mit Pseudohalluzinationen häufig irrtümlich als schizophren diagnostiziert, da die Behandler die Symptome der Patienten für klassische psychotische Symptome hielten. Umgekehrt wies Read (1997) darauf hin, dass die Autoren verschiedener Studien zur Beziehung zwischen psychiatrischen Erkrankungen und Traumatisierungen (z.B. Kluft, 1990; Herman, 1992; Heins et al., 1990) psychotische oder spezifische Schizophreniesymptome wie Halluzinationen und Stimmenphänomene nicht als solche interpretierten, sondern diese z.B. als „symptoms of traumatic stress“, „psychotic like“, „pseudopsychotic“, „probably dissociative symptoms“ oder „post incest syndrome“ bezeichnet haben. 1.3 Ziele der Arbeit In den letzten Jahren wurde die Rolle von Traumatisierungen bei psychotischen Erkrankungen verstärkt untersucht. Dabei standen bisher insbesondere der sexuelle Missbrauch sowie die physische Misshandlung in der Kindheit im Fokus der Forschung (Übersichten bei Read et al., 2005; Morgan & Fisher 2007). Durch eine bisher fehlende einheitliche Definition, insbesondere von sexuellem Missbrauch aber auch physischer Misshandlung wird jedoch die Vergleichbarkeit existierender Studien erschwert. Im Falle des sexuellen Missbrauchs fehlen sogar häufig Angaben zu den zugrunde liegenden Definitionen (Neria et al., 2002; Ross et al., 1994; Read et al., 2003). Bei der Erhebung kindlicher Traumatisierungen und der psychotischen Symptomatik bezog man sich häufig auf gemischtdiagnostische Stichproben (Read et al., 2003; Muenzenmaier et al., 1993; Read & Argyle, 1999; Read et al., 2003), wobei zum Teil auch Angaben zu den Diagnosen gänzlich fehlen (Briere et al., 1997). Die Erhebungsmethoden gestalten sich ebenso variabel. Die psychotische Symptomatik der traumatisierten Patienten wurde auf unterschiedlichste Weise untersucht, zum Teil in detaillierter Form mit gängigen Instrumenten (Offen et al., 2003; Ross et al., 1994) oder aber anhand von Fallbeispielen (Heins et al., 1990). In einigen Studien wurde eine Durchsicht der Krankenakten durchgeführt (Read et al., 2003; Beck & van der Kolk, 1987). Wiederum andere Studien 26 schlossen in ihre Untersuchungen sowohl Halluzinationsinhalte von Patienten als auch von Nicht-Patienten-Populationen ein (Honig et al., 1998) oder führten diesbezüglich Untersuchungen in der Allgemeinbevölkerung durch (Lataster et al., 2006; Scott et al., 2007). Es liegt somit nur eine begrenzte Anzahl von Studien vor, die in homogenen Stichproben von Patienten mit schizophrenen Psychosen den Zusammenhang zwischen kindlicher Traumatisierung und der qualitativen psychotischen Symptomatik, insbesondere Wahninhalte und akustische Halluzinationen, mit klaren Definitionen und anhand standardisierter Instrumente untersuchte (Ross et al., 1994; Offen et al., 2003; Hardy et al., 2005). Die vorliegende Arbeit soll aufgrund der bislang schlechten Befundlage dazu dienen, Unterschiede zwischen Patienten, die sexuellen Missbrauch oder körperliche Misshandlung in der Kindheit erlebten und Patienten ohne Traumatisierungen in der Kindheit bezüglich Häufigkeit, Art und Inhalt psychotischer „Positivsymptome“ bei einer homogenen Stichprobe von Personen mit „F2- Störungen“ (nach ICD-10) zu untersuchen. 1.4 Fragestellungen und Hypothesen Fragestellungen 1. Unterscheiden sich Patienten mit F2-Störungen (nach ICD-10), die sexuellen Missbrauch und/oder körperliche Misshandlungen in der Kindheit berichten, in Hinblick auf die Lokalisation, Ich-Nähe und emotionaler Qualität von Stimmenphänomenen von Patienten ohne Traumatisierungen in der Vorgeschichte? 2. Unterscheiden sich Patienten mit F2-Störungen (nach ICD-10), die sexuellen Missbrauch und/oder körperliche Misshandlungen in der Kindheit berichten, in Hinblick auf andere Halluzinationen von Patienten ohne Traumatisierungen in der Vorgeschichte? 3. Unterscheiden sich Patienten mit F2-Störungen (nach ICD-10), die sexuellen Missbrauch und/oder körperliche Misshandlungen in der Kindheit berichten, in Hinblick auf die Wahninhalte von Patienten ohne Traumatisierungen in der Vorgeschichte? 27 4. Wie beurteilen Patienten mit F2-Störungen (nach ICD-10), die sexuellen Missbrauch und/oder körperliche Misshandlungen in der Kindheit berichten, subjektiv Zusammenhänge zwischen diesen Erlebnissen und der psychotischen Erkrankung? Hypothesen zu Fragestellung 1: Patienten mit sexuellem Missbrauch und/oder körperlicher Misshandlung in der Kindheit nehmen Stimmen signifikant häufiger innerhalb des Kopfes wahr, erleben diese als „Ich-näher“ und berichten signifikant häufiger akustische Halluzinationen mit bedrohlichen oder entwertenden Inhalten. zu Fragestellung 2: Patienten mit sexuellem Missbrauch und/oder körperlicher Misshandlung in der Kindheit unterscheiden sich nicht in Bezug auf die Häufigkeit anderer Halluzinationen von Patienten ohne diese Erlebnisse. zu Fragestellung 3: Patienten mit sexuellem Missbrauch und/oder körperlicher Misshandlung in der Kindheit weisen mehr Verfolgungserleben und mehr sexualisierte Wahninhalte auf als Patienten ohne diese Erlebnisse. zu Fragestellung 4: Der Stand der Forschung ließ keine Ableitung gut begründbarer spezifischer Hypothesen zu der Fragestellung 4 zu. Dieser Teil der Studie hatte explorativen Charakter. 28 2. Methode 2.1 Wahl des Forschungsdesigns Es handelte sich um eine klinische hypothesenprüfende Querschnittstudie. Die Datenerhebung erfolgte zu zwei Erhebungszeitpunkten (vgl. 2.7). Dadurch bot sich die Möglichkeit, traumabezogene Variablen zu einem Zeitpunkt zu erfassen, zu dem die Patienten klinisch stabilisiert waren. Zudem konnte eine Veränderung relevanter Merkmale im Verlauf erhoben werden. Der erste Untersuchungszeitpunkt (t1) wurde innerhalb der ersten sieben Tage der stationären Aufnahme angestrebt, der zweite (t2) zu einem Zeitpunkt, zu dem die Patienten vom betreuenden Behandlungsteam als stabil genug eingeschätzt wurden (vgl. Kapitel 2.7). Ergänzend wurde angestrebt, ein Abschlussgespräch in den letzten Tage vor der Entlassung der Patienten aus dem stationären Rahmen durchzuführen. Dies wurde denjenigen Patienten angeboten, die in der Hauptuntersuchung über eine kindliche Traumatisierung berichteten und in Einzelfällen auch bei Patienten ohne Traumaanamnese durchgeführt, die ein Abschlussgespräch ausdrücklich wünschten. 2.2 Wahl des Datenerhebungsverfahrens Als Instrument der Datenerhebung wurde die wissenschaftliche Methode der Befragung gewählt. Neben bereits etablierten Instrumenten, die den größten Anteil bildeten, kamen dabei einzelne Instrumente zum Einsatz, die im Rahmen einer Pilotuntersuchung entwickelt worden waren (Lehmann, 2004). Dadurch wurde eine differenziertere Erfassung qualitativer Merkmale, etwa Wahninhalte und Art der Halluzinationen, ermöglicht. Zusätzlich zur Technik des Interviews wurden Selbstbeurteilungsfragebögen verwendet. Die Wahl vorwiegend quantitativer Verfahren mit einem möglichst hohen Grad an Standardisierung sollte dabei die statistische Datenanalyse erleichtern und eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Studien herstellen. 29 2.3 Konzeptualisierung der Merkmalsbereiche Im Rahmen der Studie wurden Daten zu verschiedenen Merkmalsbereichen erhoben, die für die vorliegende Auswertung nicht relevant sind. Dies betrifft insbesondere speziellere psychopathologische Symptombereiche, etwa dissoziative Symptome und Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung. Auf die Darstellung der jeweiligen Instrumente, etwa den „Fragebogen zu dissoziativen Symptomen“ (FDS; Freyberger et al., 1999), das „Strukturierte Klinische Interview für Dissoziative Störungen“ (SKID-D; Gast et al., 2000), das PTBS-Modul des „Strukturierten Klinischen Interview für Psychische Störungen“ (SKID- PTBS; Wittchen et al. 1994), das „Parental Bonding Instrument“ (PBI; Parker et al., 1979) und das „Childhood Trauma Questionnaire“ (CTQ; Bernstein & Fink, 1998) wird deshalb an dieser Stelle verzichtet. Bezüglich dieser Anteile der Studie wird auf die zugehörigen Publikationen verwiesen (Schäfer et al., 2006; Schäfer et al., in Vorbereitung). Die für diese Arbeit relevanten Merkmalsbereiche wurden in drei Abschnitte untergliedert. Im ersten Teil wurden zunächst soziodemographische Daten erhoben. 1. Soziodemographische Daten (2.4.1) Im zweiten Abschnitt wurden potentiell traumatische Ereignisse erfasst. Besonders detailliert wurden dabei kindliche sexuelle Missbrauchserlebnisse und körperliche Misshandlung bis zum 16. Lebensjahr durch Eltern oder andere Erziehungspersonen erfragt. 2. Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter (2.4.2.) Entsprechend dem Ziel der vorliegenden Arbeit lag ein Schwerpunkt auf der Erfassung von vorherrschenden Symptombildern. Insbesondere wurde dabei die Positivsymptomatik bei traumatisierten Patienten im Vergleich zu nichttraumatisierten Patienten (in Bezug auf Art und Inhalt) untersucht. 3. Psychopathologie (2.4.3) - Diagnose nach ICD-10 (2.4.3.1) - Psychosesymptomatik (2.4.3.2) 30 2.4 Operationalisierungen Bei der Wahl der Erhebungsinstrumente wurde darauf geachtet, dass es sich, falls möglich, um standardisierte Instrumente mit dokumentierten psychometrischen Eigenschaften handelte. Zu manchen Variablen, z.B. der qualitativen Psychosesymptomatik, waren in einer Pilotstudie eigene Fragebögen erstellt worden. Der folgende Abschnitt dient der Beschreibung der verwendeten Instrumente. 2.4.1 Soziodemographische Daten Soziodemographisches Interview (SGI) Bei diesem Instrument handelte es sich um ein halbstandardisiertes Interview, das in acht Abschnitte untergliedert war: „Sozialstatus“ (Alter, Geschlecht, Partnerschaft, Familienstand, Schul- und Berufsbildung, Berufstätigkeit), „Suizidanamnese“ (Anzahl und Beschreibungen der Suizidversuche), „Vorbehandlung“ (Anzahl bisheriger stationärer psychiatrischer Aufenthalte und das Alter bei Auftreten erster psychotischer Symptome), „Medizinische Daten“ (Derzeitige Medikation und die Medikamenteneinstellung vor Aufnahme sowie die medizinische Vorgeschichte), „Familienanamnese“ (Angaben zum Auftreten psychiatrischer Erkrankungen bei Verwandten der/des Patienten/-in), „Substanzgebrauch“ (Angaben zum Alter bei Erstgebrauch, zum aktuellen Gebrauch und zur Dauer des Gebrauches von Alkohol, Nikotin und Drogen) und „Behandlungsfragebogen“ (Angaben zu Einstellung und Umgang mit Medikamenten). 2.4.2 Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter Strukturiertes Trauma Interview (STI) Das Strukturierte Trauma Interview ist eine für klinischen Gebrauch adaptierte Version eines strukturierten Interviews, das für eine nationale Untersuchung zu Häufigkeit und Folgen von sexuellem und körperlichen Missbrauch sowie Vernachlässigung in der Kindheit entwickelt wurde (Draijer, 1988 & 1990) und in einer deutschen Version vorliegt (Schäfer, 2004). Der Schwerpunkt des STI liegt 31 auf sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlung. Dieses Instrument ist dazu konzipiert, Informationen über Erlebnisse zu gewinnen, die vor dem Alter von 16 Jahren stattgefunden haben und bildete ein Kerninstrument der vorliegenden Studie. Hauptziel des Interviews ist es, einen Eindruck über den Schweregrad der potentiell traumatischen Kindheitserlebnisse zu gewinnen (Draijer & Boon, 1989; 1995). Das STI deckt folgende Bereiche traumatischer Kindheitserlebnisse ab: Früher Verlust oder Trennung von den Eltern; Zeuge von Gewalt zwischen den Eltern oder elternähnlichen Personen zu sein; sexueller Missbrauch; körperliche Misshandlung durch Eltern oder elternähnliche Personen; Vernachlässigung und andere für den Patienten erschütternde Erlebnisse. Besonders in Bezug auf sexuellen Missbrauch und körperliche Misshandlung werden zudem weitere Merkmale erhoben. So erhält man Informationen zum Alter bei ihrem Auftreten, zur Häufigkeit und Dauer des Missbrauchs (einmalig/chronisch), zur Beziehung zu dem/n Täter(n) (inner/außerfamiliär), zu Reviktimisierungsmustern, zu Wahrnehmungen bezüglich des Erlebten und zur Verfügbarkeit von Unterstützung. Darüber hinaus schließt das Interview vertiefende Fragen zu elterlicher „Dysfunktion“ und Vernachlässigung ein. Durch eine Mischung aus offenen Fragen und Nominal- bzw. OrdinalSkalen im STI wird ein für den Patienten möglichst angenehmer Interviewstil angestrebt. Es gibt Hinweise dafür, dass bei retrospektiven Berichten von belastenden Kindheitserlebnissen eher zu geringe als übertriebene Angaben zu diesen Erfahrungen gemacht werden. Dies trifft insbesondere auf den Einsatz von Selbstbeurteilungsinstrumenten zu (z.B. Draijer, 1988; Williams, 1994; Widom & Shepard, 1996; Widom & Morris, 1997). Das Interview als Erhebungsmethode wurde deshalb gegenüber Fragebögen bevorzugt, um die Reliabilität und Validität der Daten zu verbessern. Um möglichst genaue Informationen zu Schweregrad und Art der körperlichen Misshandlung und des sexuellen Missbrauchs zu bekommen, enthält das STI eine Liste mit konkreten Formen von Gewaltanwendungen von „einen Klaps geben/schlagen“ über „heftig schlagen“ bis „Kleider vom Körper reißen“ und „über den Boden schleifen“ und in Bezug auf sexuellen Missbrauch von „Berührungen“ über „Vergewaltigung/Geschlechtsverkehr“ bis hin zu „sadistischen Handlungen“. Die Fragen zum Missbrauch sind dabei in einen größeren Kontext von Fragen zu Herkunftsfamilie, Beziehung zu den Eltern und Kindheitserlebnissen eingebettet. 32 Den Abschnitten zu physischer Misshandlung und sexuellem Missbrauch gehen Einleitungen voraus, die den Kontext für die nachfolgende Erhebung der Ereignisse herstellen. Statt einer einzigen Frage dienen mehrere Fragen dazu, Vorfälle von kindlicher Misshandlung zu erheben, wobei Begriffe wie „Missbrauch“ oder „Inzest“ vermieden und statt subjektiven eher verhaltensbezogene Informationen erfragt werden. Obwohl das STI in erster Linie dazu entwickelt wurde Kindheitserlebnisse zu erfassen, beinhaltet ein Abschnitt auch Fragen zu sexueller oder körperlicher Viktimisierung sowie zu anderen erschütternden Erlebnissen im späteren Leben, d.h. nach dem Alter von 16 Jahren. Dadurch erhält der Interviewer einen umfassenden Eindruck von der Lebenszeitprävalenz traumatischer Erlebnisse der interviewten Person . Vor der Datenerhebung durchliefen die Interviewerinnen ein ausführliches Training um mit der Exploration sensibler Themen und möglichen Gegenübertragungsreaktionen möglichst angemessen umgehen zu können und die Interviews flexibel und in einem angenehmen Konversationsstil zu gestalten. Das Wohlergehen der Patienten in der Interviewsituation war von höchster Priorität. Falls Interviewpartner sehr „durcheinander“ oder aufgeregt waren, wurde es als ratsam angesehen, das Interview abzubrechen. Dies war allerdings nur bei vier Interviews notwendig. Am Ende des Interviews wird vom Interviewer eine zusammenfassende Auswertung vorgenommen. Anhand einer dichotomen Variable (1=“nein“ und 2=“ja“) werden dabei jeweils frühe Verlusterlebnisse (< 12. Lebensjahr), miterlebte Gewalt zwischen den Eltern, körperliche Misshandlung durch eine (oder beide) Elternfiguren und sexueller Missbrauch festgehalten. Außerdem wird die Chronizität und der Schweregrad der körperlichen Misshandlung und des sexuellen Missbrauchs bewertet. Bei sexuellem Missbrauch wird zusätzlich codiert, ob dieser intra- oder extrafamiliär auftrat und ob es sich um einen oder mehrere Täter handelte. Durch diese Bewertung ist es möglich, Traumagruppen verschiedener Schweregrade zu bilden und diese in Hinblick auf unterschiedliche Fragestellungen auszuwerten. In der vorliegenden Arbeit wurde die Bewertung unterschiedlicher Schweregrade der Traumatisierungen bei der Datenauswertung nicht berücksichtigt. Es wurde lediglich eingehend geprüft, ob definitionsgemäß eine sexuelle bzw. physische Traumatisierung in der Kindheit vorlag (vgl. folgender Abschnitt). 33 Definition von sexuellem Missbrauch und physischer Misshandlung in der Kindheit Zur Auswertung der durch das STI erhobenen Daten bezüglich kindlicher sexueller Erlebnisse wurde in der vorliegenden Untersuchung eine relativ eng gefasste Definition von kindlichem sexuellem Missbrauch benutzt, die sexuellen Körperkontakt vor dem Alter von 16 Jahren beinhaltete,. Dies betraf alle sexuellen Berührungen, welche am eigenen Körper erfahren oder am Körper einer anderen Person vorgenommen worden sind. Wichtig war dabei, dass die betroffene Person keine Ablehnung bezüglich der vorgenommenen Handlungen geäußert haben musste, da ein Kind kognitiv nicht in der Lage ist, sich wissend für eine sexuelle Handlung zu entscheiden oder diese abzulehnen. Ebenso stellte die Anwendung von Gewalt kein Definitionskriterium dar. Wenn eine Person von mehr als einem Täter zu verschiedenen Zeiten sexuell missbraucht wurde, wählte die Person das wichtigste Ereignis für die detaillierte Exploration aus (Art des Missbrauchs, Alter bei Beginn, Beziehung zum Täter, Häufigkeit und Dauer). Physische Misshandlung wurde als Kombination mehrerer schwerwiegender aggressiver Handlungen durch die Eltern oder eine andere Erziehungsperson definiert (z.B. getreten, geboxt, verbrüht oder mit Gegenständen geschlagen werden). Weiter wurden in diese Kombinationen auch Items zu so genannten „merkwürdigen Formen der Bestrafung“ einbezogen, wie festbinden, an den Haaren ziehen, die Kleider vom Körper reißen, über den Fußboden schleifen und die Treppe hinunter werfen. 2.4.3 Psychopathologie 2.4.3.1 Diagnose nach ICD-10 Mini International Neuropsychiatric Interview (M.I.N.I.) und Strukturiertes klinisches Interview für das DSM-IV (SKID-I) Zur diagnostischen Einschätzung kam zunächst das „Mini International Neuropsychiatric Interview“ (M.I.N.I.; Lecrubier et al., 1992) zum Einsatz. Ergänzend wurde der Psychoseteil (Sektion B) des „Strukturierten klinischen Interview für das DSM-IV“ (SKID-I; Wittchen et al., 1994) durchgeführt. Das 34 SKID-I bildet ein bewährtes standardisiertes Instrument für die Erfassung und Diagnose von Achse-I-Störungen gemäß DSM-IV (APA; American Psychiatric Association, 1994) und den Forschungskriterien der ICD-10 (WHO, 1999). Das gesamte Interview dauerte in der Durchführung zwischen 30 und 60 Minuten und folgte dem jeweiligen Explorationsleitfaden. Dieser enthält überwiegend offene Fragen vom Interviewer, die durch Zusatzfragen und Ratingskalen, z.B. zur Schwere einer Erkrankung, ergänzt werden. Je nach Relevanz können mittels Sprungregeln bestimmte Diagnosekriterien übersprungen werden. Es erfolgt eine Gesamtbeurteilung der Haupt- und Nebendiagnosen, die in eine Kodierungsübersicht eingetragen werden. Für die vorliegende Untersuchung wurden ausschließlich aktuelle Diagnosen erfasst (während der vier Wochen vor der Befragung, aktuelle Episode). Abschließend erfolgte eine Zuordnung der Diagnose aus dem SKID-I sowie dem M.I.N.I. zu den entsprechenden ICD-10 Diagnosen. 2.4.3.2 Psychosesymptomatik Positive and Negative Syndrome Scale for Schizophrenia (PANSS) Die „Positive and Negative Syndrom Scale for Schizophrenia“ (PANSS; Kay et al., 1987) gehört zu den international am häufigsten eingesetzten Instrumenten zur standardisierten Erfassung schizophrener Kernsymptome. Die PANSS wurde entwickelt um schizophrene Positiv- und Negativsymptomatik bzw. verschiedene Funktionsbereiche (affektiv, kognitiv, kommunikativ, sozial) zu erfassen und zu quantifizieren. Das Instrument ermöglicht die Beurteilung von jeweils sieben positiven und negativen Symptomen, sowie 16 allgemeinen psychopathologischen Symptomen, die nicht eindeutig zugeordnet werden können und basiert auf der „Brief Psychiatric Rating Scale“ (BPRS) und der „Psychopathology Rating Schedule“ (PRS; Bell et al., 1992). Alle 30 PANSSItems werden nach ihrem Schweregrad durch eine 7-stufige Skala von „nicht vorhanden“ bis „extrem“ beurteilt, wobei zu den einzelnen Skalenstufen eines jeweiligen Symptoms detailliert formulierte Beispiele im dazugehörigen Manual genannt werden. Die bei der vorliegenden Untersuchung eingesetzte Version der PANSS enthielt zusätzlich fünf Items, die unter anderem Assoziationslockerungen, inadäquaten Affekt, akustische und andere 35 Halluzinationen erfassten. Diese Items wurden bei der Bildung der Originalscores der PANSS nicht berücksichtigt. Vor der Durchführung erhielten die Interviewer eine Schulung durch externe Experten. Interview zur Qualitativen Psychosesymptomatik (IQP) Unter Berücksichtigung der allgemeinen Literatur zu qualitativen Psychosesymptomen und der existierenden Literatur zu Traumatisierung bei psychotischen Patienten wurde ein umfassendes halbstandardisiertes Interview zusammengestellt, das der detaillierten Erhebung der psychotischen Symptomatik dient (Aderhold et al., 2003). Bei dem Entwurf des Interviews wurden zusätzlich Expertenbefragungen durchgeführt (J. Read, Auckland; C. Ross, Dallas). Das Interview wurde im Anschluss an das „Strukturierte Traumainterview (STI)“ durchgeführt und beginnt mit der Erhebung von ergänzenden Informationen zu traumatischen Erfahrungen. Diese betreffen z.B. die Frage, ob der Patient bisher über seine Missbrauchserfahrungen mit anderen Menschen gesprochen hat und ob noch Kontakt zum Täter besteht. Bei Durchführung des Interviews wird unterschieden zwischen Patienten, die eine positive Traumanamnese aufwiesen und Patienten, die nicht von traumatischen Erfahrungen berichten. Bei Letzteren werden die entsprechenden Items übersprungen, die sich auf Missbrauch bzw. Traumatisierung beziehen. Alle Patienten werden zu Beginn des Interviews in einer offenen Fragestellung gebeten, in eigenen Worten zu beschreiben, warum sie aus ihrer Sicht psychotisch geworden sind. Patienten mit einer positiven Traumaanamnese werden zudem gebeten, auf einer vierstufigen Skala („gar nicht“, „etwas“, „ziemlich“ oder „sehr“) einzuschätzen, inwiefern sie einen Zusammenhang zwischen ihren belastenden Kindheitserlebnissen und ihrer späteren psychotischen Erkrankung sehen. In Anlehnung an das Stimmenhörerinterview (Romme & Escher, 2008) werden im darauf folgenden Abschnitt Stimmenphänomene detailliert erhoben. Dabei wird zunächst erhoben, ob der Patient überhaupt an Stimmenphänomenen leidet. Diesbezüglich erfolgte bei der Auswertung zusätzlich ein Abgleich mit der PANSS. Der Patient wird daraufhin gebeten, die gehörten Stimmen möglichst genau zu beschreiben (Identität, Alter, Geschlecht und Tonfall) und sie einer Lokalisation zuzuordnen (im Kopf, in den Ohren, anderswo im Körper oder im Raum). Weiter wird der 36 Patient gebeten, zwischen dem aktuellen Zeitpunkt („Wo hörten sie die Stimmen zuletzt?“) und dem Beginn seiner Erkrankung zu differenzieren („Wo hörten Sie die Stimmen zu Beginn der Erkrankung?“). Bei der späteren Auswertung dieser Items erfolgte in Anlehnung an die Literatur zu „Pseudohalluzinationen“ eine Dichotomisierung der Antwortmöglichkeiten („Stimmen werden im Kopf gehört“ vs. „Stimmen werden außerhalb des Kopfes gehört“). Im nachfolgenden Abschnitt werden verschiedene Eigenschaften der Stimmen (z.B. „Nicht unterscheidbar von den eigenen Gedanken“, „Traumartig“, „Sehr real“) mit dichotomer Antwortmöglichkeit erfragt („Ja“ vs. „Nein“). Weiter wird erhoben, ob der Patient die Stimmen im Augenblick der Wahrnehmung als ihm eher „zugehörig“ oder „fremd“ erlebt und ob er sie als eher positiv (bzw. „freundlich“) oder negativ (bzw. „unfreundlich“) empfindet. Zusätzlich wird in einer Frage auf Themen eingegangen, über die die Stimmen sprechen. Der Patient wird diesbezüglich aufgefordert auch konkrete Beispiele zu nennen. In einem weiteren Abschnitt wird der Patient gebeten zu beurteilen, inwiefern er/sie die Stimmen in irgendeiner Weise positiv beeinflussen kann, ob er/sie sich den Stimmen gegenüber machtlos fühlt, bzw. inwiefern die Stimmen Kontrolle über den Patienten haben. Die vierstufige Antwortskala („gar nicht“/ „etwas“/ „ziemlich“/„sehr“) wurde in der Auswertung dichotomisiert. Die Patienten, die als traumatisiert eingestuft wurden, wurden zudem dazu befragt, inwiefern die von ihnen gehörten Stimmen Ähnlichkeiten zu den Stimmen der entsprechenden Täter aufwiesen. Das Interview enthält weiterhin Abschnitte zu anderen besonderen Sinneswahrnehmungen (optisch, haptisch, olfaktorisch), zu Wahninhalten (Beziehungswahn, Verfolgungswahn, religiöser Wahn, sexuelle Wahninhalte, Größenwahn) und Ich-Störungen (Gedankenlautwerden, Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gedankeneingebung/-übertragung und Fremdbeeinflussungserlebnisse). Dabei gibt der Patient zunächst an, ob er diese Form von Sinneswahrnehmungen erlebt und hat gegebenenfalls die Möglichkeit, diese anschließend in seinen eigenen Worten zu beschreiben. 37 2.5 Stichprobenansatz Es wurden Patientinnen und Patienten untersucht, die konsekutiv auf der offenen Psychosestation der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE) aufgenommen wurden. Einschlusskriterien • Alter von 18-65 Jahren • „F2-Diagnose“ nach ICD-10 (F 20-F 29) Ausschlusskriterien • Organische, alkohol- oder drogenbedingte psychotische Störungen • Keine ausreichenden Deutschkenntnisse, um eine zuverlässige Befragung durchzuführen • Thematisierung des Missbrauchs erscheint klinisch kontraindiziert (z.B. bei akuter Suizidalität) • Stationärer Aufenthalt umfasste < vier Tage • Kognitive Einschränkungen durch Intelligenzminderung oder dementielles Syndrom • Keine ausreichende psychische Stabilität vorhanden 2.6 Ethische Aspekte Durch die Ethikkommission der Hamburger Ärztekammer wurde die vorliegende Untersuchung begutachtet und ein positives Votum erteilt. Die teilnehmenden Patientinnen und Patienten wurden ausführlich über die Ziele der Studie, die Vorgehensweisen und potentiellen Belastungen im Rahmen der Untersuchung informiert. Vor der Durchführung wurde von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein schriftliches Einverständnis eingeholt. 38 2.7 Vorgehen bei der Datenerhebung Die Erhebung der Daten gliederte sich in zwei Abschnitte, die „Aufnahmeuntersuchung“ (t1) und die „Hauptuntersuchung“ (t2), wenn der Patient ausreichend stabil erschien. Gegebenenfalls erfolgte zusätzlich ein Abschlussgespräch zum Entlassungszeitpunkt. Die Reihenfolge der einzelnen Instrumente findet sich in Tabelle 1. Aufnahme-Untersuchung (t1) Es wurde angestrebt, das initiale Interview während der ersten sieben Tage der stationären Aufnahme durchzuführen. Zuerst wurde die „Positive and Negative Syndrome Scale for Schizophrenia“ (PANSS, vgl. 2.4.3.2) und das „Soziodemographische Interview“ (SGI, vgl. 2.4.1) durchgeführt. Der Patient wurde außerdem gebeten, den „Fragebogen zu dissoziativen Symptomen“ (FDS, vgl. 2.3) auszufüllen. Dieser Zeitpunkt lag im Mittel 5,4 Tage (SD=6,04) nach Aufnahme. Der oder die Untersucher/in stand während des Ausfüllens des Fragebogens für eventuelle Fragen zur Verfügung. Weiter wurden „Mini International Neuropsychiatric Interview“ und „Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV“ (M.I.N.I.,vgl. 2.4.3.1; bzw. SKID-I, vgl. 2.4.3.1) von einem geschulten Mitarbeiter durchgeführt. Hauptuntersuchung (t2) Wenn der Patient nach Abstimmung mit dem Behandlungsteam eine ausreichende Stabilität erreicht hatte, wurde der zweite Abschnitt der Befragung durchgeführt. Dieser Zeitpunkt lag im Mittel 19,4 Tage (SD=10,11) nach Aufnahme. Für diesen Termin wurde besonders darauf geachtet, dass ausreichend Zeit zur Verfügung stand und es wurde eine möglichst entspannte Interview-Atmosphäre angestrebt. Zunächst wurde dann erneut der „Fragebogen zu dissoziativen Symptomen“ (FDS), sowie das „Parental Bonding Instrument“ (PBI) und das „Childhood Trauma Questionnaire“ (CTQ) (FDS, PBI und CTQ, vgl. 2.3) vorgelegt. Anschließend folgte das Kerninstrument der Hauptuntersuchung, das „Strukturierte Trauma Interview“ (STI, vgl. 2.4.2), zur Exploration potentiell traumatisierender Erfahrungen in der Kindheit. Falls der Patient über eine Traumatisierung im Kindesalter berichtet hatte, wurde danach 39 ein Modul des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-IV zur Diagnostik der Posttraumatischen Belastungsstörung durchgeführt (SKID-PTBS, vgl. 2.3.). Anschließend folgte das „Interview zur qualitativen Psychosesymptomatik“ (IQP, vgl. 2.4.3.2). Nach Beendigung des Interviews wurde der Patient zu seiner emotionalen Lage befragt und ihm angeboten, bei Bedarf jederzeit Hilfe durch Mitglieder des Behandlungsteams in Anspruch zu nehmen. Hierbei zeigte sich, dass das Interview auf zwölf aller befragten Patienten (10,8%) einen „großen“ oder „sehr großen“ emotionalen Eindruck gehabt hatte. Der hauptsächliche Teil der Patienten wurde als „mäßig“ bis „gar nicht“ emotional beeindruckt eingeschätzt. Insgesamt zeigte sich bei der Hauptuntersuchung, dass die vorgelegten selbstauszufüllenden Fragebögen von allen Patienten bearbeitet werden konnten, wobei in einigen Fällen gemeinsame Durchsicht und Unterstützung durch den Interviewer notwendig war. Abschlussinterview (t3) In zeitlicher Nähe zum Entlassungstermin diente ein halbstandardisiertes, 10 bis 20 Minuten dauerndes Einzelinterview dazu, eine abschließende Einschätzung zur Erhebung durch den Patienten und den Behandler zu erhalten. Dabei wurden lediglich die Patienten befragt, die in der Hauptuntersuchung über sexuellen Missbrauch und/oder physische Misshandlung berichtet hatten bzw. als „traumatisiert“ eingestuft wurden (N=37) und diejenigen, die explizit ein abschließendes Gespräch wünschten, auch wenn keine kindliche Traumatisierung berichtet wurde. Insgesamt wurde mit 20 der traumatisierten Patienten ein Abschlussgespräch geführt, mit den weiteren 17 Patienten der Traumagruppe wurden vergleichbare Gespräche mit Personen des Behandlungsteams geführt, die nicht in die Datenauswertung eingeflossen sind. Insgesamt gaben 15 der traumatisierten Patienten (75,0%) mit denen ein Abschlussgespräch geführt wurde an, dass ihnen das Interview geholfen habe, lediglich fünf dieser Patienten (25,0%) empfanden keine Hilfe durch das Interview. Auf die Frage, wie belastend das Interview für die Betroffenen war, gaben elf Patienten (55,0%) „gar nicht“ oder „etwas“ an. Dagegen empfanden neun Patienten (45,0%) die Befragung als „ziemlich“ oder „sehr“ belastend. Insgesamt fühlten jedoch 17 dieser Patienten (85,0%) zu dem Zeitpunkt des Abschlussgespräches eine gewisse Entlastung durch das Interview, lediglich drei 40 der Patienten (15,0%) gaben zu dem entsprechenden Zeitpunkt an, dass das Interview sie durch die wiederkehrenden Erinnerungen eher belastet hätte. Ein Patient berichtet direkt, dass es gut gewesen sei, „sich die Erinnerungen von der Seele zu reden“, eine weitere Patientin entdeckte Zusammenhänge zwischen ihren Stimmenphänomenen und den traumatischen Erlebnissen in ihrer Kindheit. Bei acht Patienten der Traumagruppe (21,6 %) wurden Themen, vorwiegend resultierend aus dem Traumainterview oder aus den anderen Studieninstrumenten der Hauptuntersuchung mit Mitgliedern des stationären Behandlungsteams weiter bearbeitet und in die stationäre Behandlung integriert. Außerdem erfolgte bei acht dieser Patienten (21,6%) die Vermittlung in eine geeignete ambulante Psychotherapie. Tabelle 1: Reihenfolge der eingesetzten Instrumente Patient Untersucher/in Aufnahme-Untersuchung (t1) 1. Fragebogen zu dissoziativen Symptomen (FDS) 1. Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) 2. Strukturiertes Klinisches Interview für das DSM-IV (SKID-I) bzw. Mini Neuropsychiatric Interview (MINI) 3. Soziodemographisches Interview (SGI) Hauptuntersuchung (t2) 1. 4. 2. 3. Fragebogen zu dissoziativen Symptomen (FDS) Parental Bonding Interview (PBI) Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) 5. 6. 7. Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) Strukturiertes Trauma Interview (STI) SKID-Modul zur Posttraumatischen Belastungsstörung (SKID-PTBS) Interview zur Qualitativen Psychosesymptomatik (IQP) Abschlussgespräch (t3) 2.8 Auswertungsverfahren Zur Beantwortung der Fragestellungen kamen zunächst die Methoden der deskriptiven Statistik zur Anwendung (statistische Kennwerte, Tabellen). Die Fragen nach Gruppenunterschieden wurden mittels Chi-Quadrat-Test, Fisher’s Exact Test und mit t-Tests für unabhängige Stichproben überprüft. Nach den allgemeinen Konventionen wurden Gruppenunterschiede dann als signifikant 41 bewertet, wenn die Irrtumswahrscheinlichkeit 5% und weniger betrug (p<0,05), pWerte zwischen 0,05 und 0,1 wurden als Trend bewertet. Zur Auswertung wurde das „Statistical Package for the Social Sciences“ (SPSS, Version 13.0) eingesetzt. 42 3. Ergebnisse 3.1 Art der Ergebnisdarstellung Zunächst werden die Stichprobe und Teilnehmerquote präsentiert. Anschließend erfolgt die Darstellung der Ergebnisse zu den einzelnen drei Merkmalsbereichen entsprechend der unter „Konzeptualisierung der Merkmalsbereiche“ (s.2.3) vorgenommenen Gliederung. Nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGP, 1997) werden für statistische Kennwerte die englischen Symbole benutzt. Prozentzahlen werden zur besseren Übersicht gerundet. Die verschiedenen Untersuchungszeitpunkte sind folgendermaßen benannt: „t1“ bezeichnet die Aufnahme-Untersuchung und „t2“ die Hauptuntersuchung. 3.2 Darstellung der Stichprobe 3.2.1 Stichprobengröße und Teilnehmerquote Die Rekrutierungszeit der vorliegenden Studie begann am 05.05.2004 und endete am 05.05.2007. In diesem Zeitraum wurden 510 verschiedene Patienten aufgenommen, von denen 215 (42,2 %) die Einschlusskriterien erfüllten. Von diesen 215 Patienten konnten 119 (55,3%) zunächst in die Studie eingeschlossen werden. Es mussten insgesamt acht Patienten später ausgeschlossen werden, da sie extrem widersprüchliche Angaben gemacht hatten bzw. im Nachhinein andere Diagnosen erhielten. Es wurden also letztendlich 111 Interviews für den entsprechenden Zeitraum ausgewertet. Von den 96 (44,7%) Patienten, die trotz erfüllter Einschlusskriterien nicht teilnahmen, lehnten 74 (77,1%) die Teilnahme an der Studie ab. Dabei war bei drei dieser Patienten ein traumatisches Erlebnis im Kindes- bzw. Erwachsenenalter bekannt und die Betroffenen wünschten keine erneute Exploration. Bei sechs Patienten kam es zu einem kurzfristigen Therapieabbruch (Entlassung gegen ärztlichen Rat) und zwölf Patienten erreichten während ihres 43 Aufenthalts keine ausreichende psychische Stabilität um das umfangreiche Interview durchzuführen. Bei vier Patienten wurde das Interview im Verlauf abgebrochen. Dies geschah in drei Fällen auf Wunsch des interviewten Patienten und einmal entschied sich der Interviewer für einen Abbruch des Gespräches, da der Patient zunehmend unruhig wurde und letztlich kaum mehr in der Lage war die Fragen zu beantworten. Tabelle 2: Teilnehmerquote und Dropout-Rate N % Einschlusskriterien erfüllt 215 100,0 Studienteilnahme abgelehnt 74 34,4 Keine ausreichende Stabilität 12 5,6 Kurzfristiger Therapieabbruch 6 2,8 Abbruch des Interviews 4 1,9 Teilnahme an der Studie 119 55,3 Gewertete Interviews 111 51,6 erreicht 3.3 Ergebnisse der einzelnen Merkmalsbereiche 3.3.1 Soziodemographische Daten Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug M=34,1 Jahre (SD=11,4; Range= 18-65), wobei 59,5% der befragten Patienten zwischen 18 und 35 Jahre alt waren. Insgesamt waren 35 (31,5%) der teilnehmenden Patienten weiblichen Geschlechts und 76 (68,5%) männlichen Geschlechts. Diese unterschiedliche Geschlechterverteilung lässt sich zumindest teilweise durch die Pilotstudie zur vorliegenden Untersuchung erklären, in die lediglich weibliche Patienten eingeschlossen wurden. Viele Teilnehmerinnen der Pilotstudie waren im Zeitraum der aktuellen Studie erneut auf der Station in Behandlung, wurden jedoch kein weiteres Mal befragt. Im Folgenden werden die im soziodemographischen Interview erhobenen Daten dargestellt (Tabelle 3). 44 Tabelle 3: Familien- und Wohnsituation Nationalität Partnerschaft Familienstand Kinder Wohnsituation N % Deutsch 101 91,0 Andere 10 9,0 Ja 28 25,2 Nein 81 73,0 Unklar 2 1,8 Ledig 91 82,0 Verheiratet 10 9,0 Geschieden 7 6,3 Getrennt lebend 2 1,8 Verwitwet 1 0,9 Ja 22 19,8 Nein 89 80,2 Eigene Wohnung 69 62,2 Wohnung der Eltern 22 19,8 Übergangswohnheim 6 5,4 Betreutes Wohnen 4 3,6 Obdachlos 2 1,8 Anderes 8 7,2 Anmerkung. N=111 Es zeigte sich, dass der überwiegende Teil der Patienten die deutsche Nationalität hatte (91,0%). Ein großer Teil war ledig (82,0%) und hatte keine Kinder (80,2%). Die beiden häufigsten Wohnformen waren eine eigene Wohnung oder die Wohnung der Eltern (82,0%). Die Daten der Stichprobe bezüglich Bildungsstand und beruflicher Situation sind in Tabelle 4 dargestellt. 45 Tabelle 4: Bildungs- und berufliche Situation Schulabschluss N % Sonderschule 1 0,9 Hauptschule 23 20,7 Realschule 36 32,4 Abitur 42 37,8 Kein Abschluss 2 1,8 7 4,5 Lehre 37 33,3 Meister 1 0,9 Universität 14 12,6 ohne Abschluss 45 40,5 14 12,6 Wehr/Zivildienst/FSJ 1 0,9 Ausbildung 12 10,8 Feste Beschäftigung 14 12,6 Gelegentlich beschäftigt 6 5,4 Beschützt beschäftigt 1 0,9 Arbeitslos gemeldet 39 35,1 Ohne berufliche Beschäftigung 7 6,3 22 19,8 9 8,1 Sonstiges Berufsabschluss Sonstiges Aktuelle berufliche Situation Rente 1 2 3 Unbekannt 1 2 3 z.B. noch in der Schule. z.B. noch in der Ausbildung. z.B. Berufsunfähigkeitsrente, Frührente/ Altersrente/Pension oder Witwenrente. Anmerkung. N=111. Der überwiegende Teil der Patienten hat einen abgeschlossenen Realschulabschluss oder das Abitur (70,2%). Bezüglich eines Berufsabschlusses zeigte sich, dass die meisten Patienten eine Lehre absolviert hatten (33,3%) oder ohne Berufsabschluss waren (40,5%). Es zeigte sich, dass mehr als ein Drittel der Patienten zum Befragungszeitpunkt arbeitslos gemeldet war (35,1%) und nur ein geringer Anteil der Patienten (12,6%) befand sich in einem festen Arbeitsverhältnis. 46 3.3.2 Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter Anhand der Daten des Strukturierten Trauma Interviews (STI, siehe 2.4.2) wurden verschiedene Gruppen im Hinblick auf kindliche traumatische Ereignisse gebildet. Wie im Methodenteil erläutert, erfolgte zunächst eine sorgfältige Überprüfung der Daten auf die geforderte Definition für sexuellen Missbrauch und körperliche Misshandlung. Anschließend wurden die Patienten mit positiver Missbrauchsanamnese noch einmal genauer bezüglich Schweregrad und Chronizität der traumatischen Ereignisse anhand der zusammenfassenden Auswertung im „Strukturierten Trauma Interview“ untersucht und gegebenenfalls als „traumatisiert“ eingestuft. Es ergibt sich eine Einteilung der kindlichen traumatischen Erlebnisse in die vier Gruppen: Keine Traumatisierung, Traumatisierung durch physische Misshandlung, Traumatisierung durch sexuelle Misshandlung und Traumatisierung sowohl durch körperliche als auch durch sexuelle Misshandlung. Nach sorgfältiger Überprüfung der Daten konnte bei insgesamt 30 der interviewten Patienten (27%) eine physische Misshandlung im Kindesalter festgestellt werden (davon weibliche Patienten: N=10, 33,3%; männliche Patienten: N=20, 66,6%). Hierbei handelte es sich zumeist um körperliche Bestrafung durch die Eltern aber auch andere Elternfiguren (N=28, 93,3%). So berichtete ein Patient von schwerster physischer Gewalt durch Erzieher im Internat, wobei er vor anderen Kindern bis zur Bewusstlosigkeit „ausgepeitscht“ worden sei. Ein weiterer Patient erlebte schwere körperliche Misshandlungen durch die eigene Großmutter, die ihn regelmäßig so brutal mit Gegenständen geschlagen habe, dass dies körperliche Verletzungen zur Folge gehabt habe. Insgesamt gaben 27 Patienten (24,3%) an, negative sexuelle Erfahrungen vor dem Alter von 16 Jahren gemacht zu haben. Die Gruppe der Patienten mit einem sexuellen Missbrauch mit Körperkontakt beinhaltete insgesamt 18 Patienten (16,2%; davon weibliche Patienten: N=7, 38,9%; männliche Patienten: N=11, 61,1%), wobei sich darunter vier Patienten befanden, bei denen ein kindlicher sexueller Missbrauch zum Interviewzeitpunkt bereits bekannt war und die explizit keine erneute Exploration wünschten. Insgesamt kam es bei vier (22,2%) dieser Patienten im Rahmen des Missbrauchs zur Berührung der eigenen Geschlechtsteile durch den Täter. Weitere vier (22,2%) Patienten wurden dazu 47 genötigt die Geschlechtsteile des Täters zu berühren. Insgesamt berichteten drei (16,6%) Patienten von einer Vergewaltigung, die in zwei Fällen oralen Sex mit einschloss und in einem Fall zusätzlich eine Penetration mit Gegenständen. Zwei (11,1%) Patienten berichteten von oralem Sex und eine (5,5%) Patientin von einer Penetration mit Gegenständen. Dabei gaben vier (22,2%) Patienten an, dass im Rahmen des Missbrauchs Gewalt gegen sie angewendet wurde und weitere drei Patienten wurden in der entsprechenden Situation mit einer Waffe bedroht. Bezüglich der genannten Täter zeigte sich, dass es sich in zwei (16,6%) Fällen um eine intrafamiliäre Person und in elf Fällen (44,4%) um eine extrafamiliäre Person handelte. Ein Patient (5,5%) gab mehrere Erlebnisse an, wobei es sich um Täter aus beiden Bereichen handelte. Innerhalb der Gruppe der Patienten mit sexuellem Missbrauch handelte es sich in acht (44,4%) Fällen um einmalige Ereignisse und in sechs (33,3%) Fällen um wiederholte Ereignisse. Nach den geforderten Definitionen für kindliche Traumatisierungen konnte bei 11 Patienten (9,9%) sowohl ein sexueller Missbrauch als auch eine körperliche Misshandlung im Kindesalter festgestellt werden. Insgesamt erlebten 37 (33,3%) Patienten demnach entweder eine körperliche und/oder eine sexuelle Traumatisierung vor dem 16. Lebensjahr. Tabelle 5: Häufigkeiten von sexuellem und physischem Missbrauch im Kindesalter N % Kein Missbrauch 70 63,1 Nur sexueller Missbrauch 7 6,3 Nur physische Misshandlung 19 17,1 Sowohl physischer als auch sexueller Missbrauch 11 9,9 Unklar 4 3,6 Anmerkung. N= 111 48 3.3.3 Psychopathologie 3.3.3.1 Diagnose nach ICD-10 Anhand des SKID-I (siehe 2.4.3.1.) erhielten über zwei Drittel der Gesamtstichprobe (N=83, 74,8%) die Diagnose einer Schizophrenie und über ein Fünftel (N=26, 23,4%) die Diagnose einer schizoaffektiven Störung (Tabelle 6). Tabelle 6: Diagnosen der Gesamtstichprobe nach ICD-10 N % Schizophrenie (F20) 83 74,8% Schizoaffektive Störung (F25) 26 23,4% Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose (F29) 1 0,9% Wahnhafte Störung (F22) 1 0,9% Anmerkung. N= 111 3.3.3.2 Psychotische Symptome 3.3.3.2.1 Symptomatik anhand der PANSS Die Mittelwerte der Subskalen sowie die Summenscores der PANSS (vgl. 2.4.3.2) der Gesamtstichprobe zu den beiden Untersuchungszeitpunkten finden sich in Tabelle 7. Tabelle 7: PANSS-Werte der Gesamtstichprobe zu T1 und T2 PANSS T1 T2 M (SD) Min - Max M (SD) Min-Max Positivsymptomatik 18,3 (5,3) 8 - 32 14,4 (4,5) 7-30 Negativsymptomatik 20,8 (6,0) 7 - 36 18,3 (4,9) 7-28 Globale Symptomatik 41,8 (8,6) 20 - 61 35,1 (7,5) 18-53 Summenscore 80.9 (15,5) 39 - 121 67,8 (13,9) 34-101 Anmerkungen. PANSS t1: N=79, PANSS t2: N=82. Zu beiden Untersuchungszeitpunkten (T1, T2) wurden die Mittelwerte der einzelnen Symptombereiche (Positiv-, Negativ- und Globalsymptomatik sowie 49 Summenscore) zwischen der Traumagruppe und Nicht-Traumagruppe verglichen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8 und 9 dargestellt. Hierbei zeigt sich, dass die entsprechenden Mittelwerte der Traumagruppe stets höher lagen als die Werte der Nicht-Traumagruppe. Als statistisch signifikant kann der Unterschied zwischen Trauma- und Nicht-Traumagruppe bezüglich des Summenscores zum Zeitpunkt T1 bewertet werden (df=70, p= 0,04). Zum Zeitpunkt T2 kann der Mittelwertsunterschied im Bereich Positivsymptomatik zwischen den beiden Gruppen als Trend bewertet werden (df= 78, p=0,07). Tabelle 8: PANSS (T1) bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Nicht Trauma M (SD) M (SD) df/p Positivsymptomatik 18,9 (5,5) 17,6 (5,0) 74/0,65 Negativsymptomatik 20,5 (5,8) 20,8 (6,0) 74/0,73 Globale Symptomatik 43,6 (7,4) 40,5 (8,9) 74/0,45 Summenscore 83,0 (12,5) 78,8 (6,6) 70/0,04 Anmerkungen. N=76, davon „Trauma vorhanden“: N=27, „kein Trauma“: N= 49. Tabelle 9: PANSS (T2) bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Nicht Trauma M (SD) M (SD) df/p Positivsymptomatik 14,6 (5,7) 14,1 (3,9) 78/0,07 Negativsymptomatik 18,4 (5,3) 18,2 (4,8) 78/0,36 Globale Symptomatik 36,3 (8,3) 34,9 (7,0) 78/0,21 Summenscore 69,3 (15,9) 66,8 (12,9) 78/0,33 Anmerkungen. N=80, davon „Trauma vorhanden“: N=26, „kein Trauma“: N= 54. 3.3.3.2.2 Stimmenphänomene Insgesamt gaben über die Hälfte aller befragten Patienten an, Stimmen zu hören. Dies betraf 57,1% (N=20) der Patienten mit kindlicher Traumatisierung und 58,0% (N=40) ohne solche Erlebnisse. Dieser Gruppenunterschied erwies sich nicht als statistisch signifikant (df=1, p=0,94). Dabei konnte ein Teil der Patienten zu verschiedenen Fragen keine genaueren Angaben machen. Dies 50 betraf insbesondere den Abschnitt zu Lokalisation und emotionaler Qualität von Stimmenphänomenen. Bezüglich der Lokalisation der Stimmen zum aktuellen Zeitpunkt gaben 78,9% (N=15) der Patienten mit traumatischen Kindheitserlebnissen an, diese aktuell „im Kopf“ wahrzunehmen, während dies lediglich die Hälfte der Patienten ohne kindliche Traumatisierung betraf (N=21, 55,3%). Dieser Gruppenunterschied erwies sich ebenfalls nicht als statistisch signifikant, konnte jedoch als Trend gewertet werden (df=1, p=0,08). Auch auf die Frage „Wo hörten Sie die Stimmen zu Beginn ihrer Erkrankung“ ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten mit und ohne kindlicher Traumatisierung (63,2% vs. 60%; df=1, p=0,82). Tabelle 10: Lokalisation der Stimmen bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Nicht Trauma (N/%) (N/%) Gesamt (N/%) χ2/df/p Ja 20/57,1 40/58,0 60/54,1 0,007/1/0,94 Nein 15/42,9 29/42,0 44/39,6 Innerhalb des Kopfes 15/78,9 21/55,3 36/63,2 Außerhalb des Kopfes 4 /21,4 17/44,7 21/36,8 Innerhalb des Kopfes 12/63,2 21/60,0 33/61,1 Außerhalb des Kopfes 7 /36,8 14/40,0 21/38,9 Werden Stimmen gehört Lokalisation Stimmen aktuell 3.054/1/0,08 Lokalisation Stimmen zu Beginn 0,052/1/0,82 Anmerkungen. „Werden Stimmen gehört“: N=104, davon „Trauma vorhanden“: N= 35, „kein Trauma“: N=69; „Lokalisation Stimmen aktuell“: N=57, davon „Trauma vorhanden“: N=19, „kein Trauma“: N= 38; „Lokalisation Stimmen zu Beginn“: N=54, davon „Trauma vorhanden“: N=19,„ kein Trauma“: N=35. In Bezug auf die Qualität der Stimmen empfanden zwei Drittel (N=14, 66,7%) der Patienten mit positiver Traumanamnese die Stimmen als „nicht unterscheidbar von den eigenen Gedanken“ gegenüber etwa einem Drittel (N=11, 28,9%) der Patienten ohne Traumatisierung. Dieser Gruppenunterschied erwies sich als statistisch signifikant (df=1, p<0,01). Alle Patienten mit kindlicher Traumatisierung empfanden sich als „machtlos“ gegenüber ihren Stimmen 51 (N=20, 100%), wobei dies drei Viertel (N=29, 78,4%) der Patienten ohne kindliche Traumatisierungen betraf. Auch dieser Gruppenunterschied erwies sich damit als statistisch signifikant (df=1, p=0,03, Fisher’s Exact Test: p=0,04). Bezüglich der Eigenschaften „traumartig“, „sehr real“ und “zugehörig vs. fremd“ konnten keine Gruppenunterschiede gefunden werden (Tabelle 11). Tabelle 11: Ich-Nähe der Stimmen bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Gesamt (N/%) Nicht Trauma (N/%) (N/%) χ2/df/p Ja (14/66,7) (11/28,9) (25/42,4) 7,881/1/<0,01 Nein (7 /33,3) (27/71,1) (34/57,6) Ja (9 /45,0) (10/27,0) (19/33,3) Nein (11/55,0) (27/73,0) (38/66,7) Ja (16/80,0) (31/79,5) (47/79,7) Nein (4 /20,0) 8 /20,5) (12/20,3) Zugehörig (4 /20,0) (10/26,3) (14/24,1) Fremd (16/80,0) (28/73,7) (44/75,9) Ja (10/50,0) (17/47,2) (27/48,2) Nein (10/50,0) (19/52,8) (29/51,8) Ja (20/100,0) (29/78,4) (49/86,0) Nein (0 /0,0) (8/21,6) (8 /14) Nicht unterscheidbar von den eigenen Gedanken Traumartig 1,887/1/0,17 Sehr real 0,002/1/0,96 Zugehörig oder fremd 0,285/1/0,59 Positive Beeinflussung möglich 0,040/1/0,84 Machtlosigkeit gegenüber Stimmen 5.030/1/0,03* 52 Anmerkungen. “Nicht unterscheidbar von den eigenen Gedanken”: N=59, davon „Trauma vorhanden“ : N= 21, „kein Trauma“ :N= 38; „Traumartig“: N= 57, davon „Trauma vorhanden“: N=20, „kein Trauma“: N=37; „Sehr real“: N= 59, davon „Trauma vorhanden“: N=20, „kein Trauma“: N=39; „Zugehörig oder fremd“: N= 58, davon “Trauma vorhanden: N=20, „kein Trauma“: N= 38; „Positive Beeinflussung möglich“: N= 58, davon „Trauma vorhanden“: N=20, „kein Trauma“: N= 36; „Machtlosigkeit gegenüber Stimmen“: N= 57, davon „Trauma vorhanden“: N= 20, „kein Trauma“: N= 37. * Fisher’s Exact Test p=0,041. Bezüglich der emotionalen Qualität der Stimmenphänomene berichteten 85% (N=17) der Patienten mit kindlicher Traumatisierung, dass diese einen ausschließlich negativen Charakter aufweisen würden gegenüber 51,3% (N=20) der Patienten ohne kindliche Traumatisierung. Dieser Gruppenunterschied war damit statistisch signifikant (df=1, p=0,01). Keine Unterschiede zeigten sich in Bezug auf positive Stimmen oder das Vorhandensein von Stimmen mit sowohl positiver als auch negativer Qualität (Tabelle 12). Tabelle 12: Emotionale Qualität der Stimmen bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Gesamt (N/%) Nicht Trauma (N/%) (N/%) χ2/df/p Ja (12/40,0) (18/50,0) (30/53,6) 0,517/1/0,47 Nein (8 /60,0) (18/50,0) (26/46,4) Ja (17/85,0) (20/51,3) (37/62,7) Nein (3 /85) (19/48,7) (22/37,3) (9 /45,0) (11/29,7) (20/35,1) (11/55,0) (26/70,3) (37/64,9) Positive Stimmen vorhanden Negative Stimmen vorhanden 6,428/1/0,01 Positive und Negative Ja Stimmen vorhanden Nein 1,329/1/0,25 Anmerkungen. „Positive Stimmen vorhanden“: N=56, davon „Trauma vorhanden“: N=20, „kein Trauma“: N=36; „Negative Stimmen vorhanden“: N= 59, davon „Trauma vorhanden“: N= 20, „kein Trauma“: N= 39; „Positive und negative Stimmen vorhanden“: N= 57, davon „Trauma vorhanden“: N= 20, „kein Trauma“: N= 37. Nach konkreteren Inhalten befragt, berichtete über die Hälfte der Patienten mit positiver Traumaanamnese von entwertenden und beschimpfenden Stimmeninhalten. So berichtete eine Patientin, die im Alter von sechs Jahren von zwei fremden Männern sexuell missbraucht wurde, über mehrere Stimmen, die sie in bedrohlicher Weise vor einer Vergewaltigung warnten. Ein männlicher 53 Patient, der im Alter von sechs Jahren von seinem Bruder sexuell missbraucht worden war, berichtet über Stimmen, die ihn als „Schwuchtel“ und „schwulen Sack“ bezeichnen. Ein weiterer männlicher Patient, der in der Kindheit von seinen Eltern aufs schwerste physisch misshandelt wurde, hört die Stimmen der Eltern, die ihn u.a. als „wertlos“ bezeichneten. Insgesamt berichteten fünf (N=22, 22,7%,) derjenigen Patienten, die Stimmen hören und als traumatisiert eingestuft wurden, zeitweise die Stimme des entsprechenden Täters zu hören. Im Gegensatz dazu berichteten Patienten ohne Traumaanamnese eher von „telepathischen Stimmen“, Stimmen „aus dem Fernseher“ oder „aus dem Radio“. In beiden Gruppen berichteten die Patienten gleichermaßen von imperativen und entwertenden Stimmeninhalten, die dazu aufforderten sich das Leben zu nehmen oder Dinge zu zerstören. 3.3.3.2.3 Weitere Halluzinationen Weitere besondere Sinneswahrnehmungen im Sinne optischer, haptischer, olfaktorischer oder gustatorischer Halluzinationen traten bei über der Hälfte der Gesamtstichprobe auf (N= 59, 58,4%; siehe Tabelle 13). Dies betraf die Hälfte der Patienten mit kindlicher Traumatisierung (N=17, 50,0%) und ca. zwei Drittel der Patienten ohne kindliche Traumatisierung (N=42, 62,7%). Dieser Gruppenunterschied erwies sich nicht als statistisch signifikant (df=1, p=0,22). Lediglich in Bezug auf haptische Halluzinationen zeigten sich signifikante Unterschiede. Hier gaben 15,6% (N=5) der Patienten mit kindlicher Traumatisierung an haptische Halluzinationen zu erleben gegenüber einem Drittel (N=23, 34,8%) der Patienten ohne kindliche Traumatisierung (df=1, p=0,048; siehe Tabelle 13). Gleichwohl schienen sich auch im Falle anderer Sinneswahrnehmungen bei verschiedenen Patienten mit traumatischen Erfahrungen diese in den entsprechenden Halluzinationen wider zu spiegeln. So beschrieb eine Patientin, die in ihrer Kindheit sowohl eine sexuelle Traumatisierung als auch eine physische Misshandlung erlebte, ihre optischen Halluzinationen als große Figuren, die für sie den Teufel und den Tod darstellen. Eine weitere Patientin, die während ihrer Kindheit von ihrer Mutter aufs schwerste physisch misshandelt worden war, sah eine blutverschmierte Jogginghose und eine verweste Frau. 54 Tabelle 13: Weitere Halluzinationen bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Gesamt (N/%) Nicht Trauma (N/%) (N/%) χ2/df/p (17/50,0) (42/62,7) (59/58,4) 1,494/1/0,22 (17/50,0) (25/37,3) (42/41,6) Ja (12/35,3) (30/44,8) (42/41,6) Nein (22/64,7) (37/55,2) (59/58,4) Ja (5 /15,6) (23/34,8) (28/28,6) Nein (27/84,4) (43/65,2) (70/71,4) Ja (9 /26,5) (24/36,4) (33/33,0) Nein (25/73,5) (42/63,6) (67/67,0) Weitere Sinneswahrnehmungen Ja überhaupt vorhanden Nein Optische Halluzinationen 0,835/1/0,36 Haptische Halluzinationen 3,902/1/0,05 Olfaktorische/Gustatorische Halluzinationen 0,993/1/0,32 Anmerkungen. „Weitere Sinneswahrnehmungen vorhanden“: N=101, davon „Trauma vorhanden“: N=34, „kein Trauma“: N= 67; „Optische Halluzinationen“: N= 101, davon „Trauma vorhanden“: N= 34, „kein Trauma: N=67; „Haptische Halluzinationen“: N= 98, davon „Trauma vorhanden“: N= 32, „kein Trauma“: N= 66; „Olfaktorisch/Gustatorische Halluzinationen“: N= 100; davon „Trauma vorhanden“: N= 34; „kein Trauma“: N= 66. 3.3.3.2.4 Wahnerleben Wahnphänomene lagen bei einem Großteil der Gesamtstichprobe vor (N=91, 89,2%), wobei in Bezug auf das generelle Auftreten kein Gruppenunterschied zwischen Patienten mit und ohne Traumatisierungen in der Vorgeschichte erkennbar war (Tabelle 14). Größenwahn und religiöser Wahn lagen in der Traumagruppe häufiger vor, wobei lediglich ein Trend zur statistischen Signifikanz bestand (Größenwahn: df=1, p=0,07; religiöser Wahn: df=1, p=0,098). Für das Auftreten von Beziehungswahn, Verfolgungswahn und sexuellem Wahn konnten keine Gruppenunterschiede zwischen den Patienten mit und ohne kindliche Traumatisierung festgestellt werden (Tabelle 14). 55 Tabelle 14: Wahnerleben bei Patienten mit und ohne Traumatisierungen Trauma Gesamt (N/%) Nicht Trauma (N/%) (N/%) χ2/df/p Ja (33/91,7) (58/87,9) (91/89,2) 0,347/1/0,56 Nein (3 /8,3) (8 /12,1) (11/10,8) Ja (18/51,4) 39/59,1) (57/56,4) Nein (17/48,6) 27/40,9) (44/43,6) Ja (27/75,0) (52/78,8) (79/77,5) Nein (9 /25,0) (14/21,2) (23/22,5) Ja (17/48,6) (21/31,8) (38/37,6) Nein (18/51,4) (45/68,2) (63/62,4) Ja (6 /17,1) (12/19,0) (18/18,4) Nein (29/82,9) (51/81,0) (80/81,6) Ja (15/41,7) (16/24,2) (31/30,4) Nein (21/58,3) (50/75,8) (71/69,6) Wahn generell vorhanden Beziehungswahn 0,564/1/0,46 Verfolgungswahn 0,191/1/0,66 Religiöser Wahn 2,735/1/0,098 Sexueller Wahn 0,054/1/0,82 Größenwahn 3,343/1/0,07 Anmerkungen. „Wahn generell vorhanden“: N= 102, davon „Trauma vorhanden“: N= 36, „kein Trauma: N= 66; „Beziehungswahn“: N= 101, davon „Trauma vorhanden“: N= 35, „kein Trauma“: N=66; „Verfolgungswahn“: N= 102, davon „Trauma vorhanden“: N=36, „kein Trauma“: N= 66; „Religiöser Wahn“: N= 101, davon „Trauma vorhanden“: N= 35, „kein Trauma“: N= 66; „Sexueller Wahn“: N=98, davon „Trauma vorhanden“: N= 35, „kein Trauma“: N= 63; „ Größenwahn“: N= 102, davon „Trauma vorhanden“: N= 36, „kein Trauma“: N= 66. 3.3.3.2.5 Subjektiver Zusammenhang zwischen Psychose und Traumatisierung im Kindesalter Weiter wurden subjektive Zusammenhänge zwischen traumatischen Erfahrungen und der psychotischen Erkrankung erhoben. Dabei gaben auf die 56 offene Frage „Warum meinen Sie, sind sie psychotisch geworden?“ sechs (16,2%) der Patienten mit positiver Traumaanamnese spontan an, Zusammenhänge zwischen ihrer psychischen Erkrankung und ihren traumatischen Kindheitserfahrungen zu sehen. Auf die folgende geschlossene Frage, inwiefern ein direkter Zusammenhang bestehe zwischen den erlebten traumatisierenden Kindheitserlebnissen und der späteren Psychose gaben über ein Drittel (N=13, 35,1%) der betroffenen Patienten an, dass sie einen solchen Zusammenhang „ziemlich“ oder „sehr“ annähmen. Lediglich sieben (N=7, 18,9%) Patienten sahen diesbezüglich keinen Zusammenhang (Tabelle 15). Tabelle 15: Subjektiver Zusammenhang zwischen Traumatisierung und psychotischer Erkrankung N % Sehr 11 29,7 Ziemlich 2 5,4 Etwas 15 40,5 Gar nicht 7 18,9 Unklar 2 5,4 Anmerkung. N=37 3.4 Exkurs Die meisten Studien, die sich mit traumatischen Erlebnissen und psychotischen Inhalten beschäftigten, konnten aufzeigen, dass optische oder akustische Halluzinationen sowie Wahninhalte inhaltlich mit konkreten Details traumatischer Erfahrungen im Zusammenhang stehen (Ross et al., 1994; Read & Argyle, 1999; Fowler, 2000; Offen et al., 2003; Hardy et al., 2005). Auch die vorliegende Studie lieferte einige Beispiele, wie Patienten traumatische Kindheitserlebnisse halluzinatorisch und wahnhaft verarbeiten. Hierzu werden im Folgenden zwei Fallbeispiele beschrieben. Fallbeispiel 1 Eine Patientin (Frau B.), die zum Untersuchungszeitpunkt 24 Jahre alt war, erlebte während ihrer Kindheit eine extreme physische Misshandlung durch die 57 eigenen Eltern. Im Alter von acht Jahren wurde sie zudem von einer Gruppe von Jungen in einem Raum festgehalten und musste sexuelle Berührungen über sich ergehen lassen. Im Alter von 16 Jahren erkrankte Frau B. an ihrer ersten Psychose und hörte seitdem während ihrer psychotischen Episoden vier bis acht männliche Stimmen unklarer Identität, die sie zunächst außerhalb und inzwischen auch innerhalb des Kopfes wahrnahm. Die Stimmen redeten dabei untereinander und mit der Patientin, zumeist äußerten sie dabei beleidigende Dinge, würden sie „fertig machen“ wollen. Die Patientin fühlte sich den Stimmen gegenüber machtlos und ausgeliefert. Zusätzlich leidet Frau B. unter optischen Halluzinationen („große Figuren“, Teufel“). Während ihrer Psychose zeigte Frau B. auch somatoforme Symptome (sie litt unter Schmerzattacken und fühlte sich dabei bewegungsunfähig). Fallbeispiel 2 Ein weiterer Patient (Herr K.), der heute 26 Jahre alt ist, wurde seit seinem dritten Lebensjahr von seinen Eltern aufs schwerste körperlich misshandelt. Außerdem wurde er in seinem sechsten Lebensjahr von seinem eigenen Bruder gezwungen ihn sexuell zu befriedigen. Diese Erlebnisse belasten ihn bis heute stark. Der Patient erkrankte im Alter von 22 Jahren, kurze Zeit nach sexuellem Kontakt mit einem Mann, an seiner ersten Psychose. Während psychotischer Episoden hört er zahlreiche männliche Stimmen. Zumeist handelt es sich dabei um beschimpfende Stimmen. Am belastendsten empfindet er Stimmen, die ihm vorwerfen homosexuell zu sein. Der Patient empfindet eine gewisse Machtlosigkeit den Stimmen gegenüber, allerdings gibt er an, mit diesen im Geiste kommunizieren zu können. Zusätzlich leidet Herr K. unter optischen Halluzinationen mit thematischem Bezug zur Traumatisierung (er sieht „kleine Kinder“), Verfolgungserleben und sexuellen Wahninhalten. 3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse Insgesamt war es möglich 51,6% (N=111) der Patienten, welche die Einschlusskriterien erfüllten, in die Studie einzuschließen. Ein relativ großer Anteil der 96 nicht eingeschlossenen Patienten (N=74, 77,1%) lehnte dabei die 58 Teilnahme an der Studie ab. Trotz des umfangreichen Interviews kam es nur bei vier (3,4%) der teilnehmenden Patienten zum Abbruch. Bei der untersuchten Stichprobe konnte eine Prävalenzrate von sexuellem Missbrauch in der Kindheit von 16,2 % (N=18) und von physischer Misshandlung von 27,0% (N=30) festgestellt werden. Insgesamt ergab sich damit ein Anteil von 33,3% (N=37) der interviewten Patienten, die nach den entsprechenden Kriterien mindestens eine dieser Formen von Traumatisierungen im Kindesalter erlebt hatten. In Hinblick auf psychotische Symptome konnte anhand der „Positive and Negative Syndrom Scale“ (PANSS) gezeigt werden, dass die Gruppe der traumatisierten Patienten in den einzelnen Kategorien (Positiv-, Negativ- und Globalsymptomatik, Summenscore) im Vergleich zur Nicht-Traumagruppe höhere Mittelwerte aufwies, wobei dieser Unterschied allerdings lediglich in Bezug auf den Gesamtscore zum Aufnahmezeitpunkt (T1) einen Trend zur statistischen Signifikanz aufwies. Bei der untersuchten Stichprobe ließ sich kein Unterschied bezüglich der generellen Häufigkeit des Auftretens von Stimmenphänomenen zwischen Trauma- und Nicht-Traumagruppe feststellen. Allerdings ließen sich Unterschiede feststellen bezüglich der Lokalisation der Stimmen, der Ich-Nähe und der emotionalen Qualität. Die Traumagruppe berichtete, die Stimmen häufiger innerhalb des Kopfes wahrzunehmen, mit einem Trend zur statistischen Signifikanz (p=0,08). Außerdem empfanden die Patienten mit positiver Traumaanamnese ihre Stimmen signifikant häufiger als „Nicht unterscheidbar von den eigenen Gedanken“ (p<0,01) und fühlten sich ebenfalls signifikant häufiger „machtlos“ gegenüber ihren Stimmen als Patienten ohne solche Erfahrungen (p= 0,04). Bezüglich der emotionalen Qualität der Stimmen ließ sich feststellen, dass traumatisierte Patienten signifikant mehr negative Stimmen erleben als die Patienten der Nicht-Traumagruppe (p=0,01). Weiter zeigte sich, dass Stimmenphänomene bei einigen betroffenen Patienten inhaltlich mit den traumatischen Erfahrungen zusammenhingen bzw. die Stimme der der entsprechenden Täter ähnelte. In Hinblick auf weitere Halluzinationen (optisch, haptisch, olfaktorisch) und Wahnsymptome zeigte sich lediglich ein signifikanter Unterschied der beiden Gruppen beim Erleben von haptischen Halluzinationen, mit einer größeren Häufigkeit dieser Halluzinationen in der 59 Nicht-Traumagruppe (df=1, p=0,05). Zudem bestand ein Trend zu mehr religiösen Wahninhalten und mehr Größenwahn in der Traumagruppe (p=0,09 bzw. p=0,07). Ein Großteil der Patienten mit frühen Traumatisierungen (N=28, 75,7%,) war der Ansicht, dass diese Erlebnisse zumindest „Etwas“ mit ihrer aktuellen Psychose in Zusammenhang standen, knapp ein Drittel (N=11, 29,7%) war der Ansicht, dass dies „sehr“ der Fall sei. 60 4. Diskussion 4.1 Diskussion der gewählten Methodik 4.1.1 Vorgehen bei der Datenerhebung In der vorliegenden Studie zeigte sich, dass eine Befragung zu traumatischen Erlebnissen im Kindesalter auch bei psychotischen Patienten gut praktikabel ist. Die Bearbeitung der traumaspezifischen Fragebögen sowie die Durchführung des darauf folgenden „Strukturierten Traumainterviews“ waren bei der Mehrheit der Patienten ohne Unterbrechung oder Zwischenfälle möglich. Lediglich bei zwei Patienten mit traumatischen Kindheitserfahrungen schätzte der Interviewer den emotionalen Eindruck des Interviews auf den betroffenen Patienten als erheblich ein. Bei der Interpretation der Ergebnisse müssen allerdings einige methodische Aspekte kritisch diskutiert werden. Um möglichst vollständige und korrekte Informationen zu erhalten wurde, wie im Methodenteil erläutert, eine halbstandardisierte Interviewform gewählt, so dass unklare Antworten durch Rückfragen des Interviewers überprüft werden konnten. Da es sich insbesondere bei der Erhebung der Daten zu kindlichen Traumatisierungen um teilweise mehrere Jahre oder Jahrzehnte zurückliegende Erlebnisse handelte, lassen sich trotzdem ungenaue oder unvollständige Erlebnisberichte von betroffenen Patienten nicht ganz ausschließen. Bei der Erhebung der Daten ist außerdem eine Beeinflussung durch die vorhandenen Erkrankungssymptome denkbar. So schienen bei einigen Patienten beim Ausfüllen von Fragebögen Konzentrationsoder Motivationsschwierigkeiten vorzuliegen, was sich in einem erhöhten Zeitaufwand bei der Bearbeitung oder fehlenden Angaben zu einzelnen Fragen zeigte. Außerdem schienen manche Fragen oder Antwortkategorien missverständlich oder zu komplex formuliert, so dass einige Patienten mehrere Antwortmöglichkeiten ankreuzten oder auch eine Beantwortung in Textform stattfand. Des Weiteren ist die Länge der Hauptuntersuchung kritisch zu betrachten, die im Schnitt etwa eineinhalb Stunden in Anspruch nahm und eine 61 entsprechende Konzentrationsfähigkeit seitens der Patienten erforderte. Allerdings wurde versucht, entsprechende Einflüsse durch verschiedene Maßnahmen zu minimieren. So wurden besonders kritische Daten, etwa zur Traumaanamnese, erst nach einer ausreichenden Stabilisierung der Patienten erhoben. Weiter stand der Untersucher den Patienten auch bei den Selbstratings unterstützend zur Seite um eine möglichst vollständige Beantwortung der einzelnen Items zu gewährleisten. Weiteren Einfluss auf die Ergebnisse der Studie könnte die Interaktion zwischen Patient und Untersucher sowie die Untersuchungssituation gehabt haben. Um entsprechende Einflüsse zu vermeiden, erfolgten umfangreiche Interviewertrainings und es die Interviewumstände wurden möglichst im konstanten Rahmen gehalten. So wurde die Befragung möglichst immer in den gleichen Räumlichkeiten durchgeführt, es wurden identische Instruktionen gegeben und auch die Reihenfolge der Instrumente war stets dieselbe. Aufgrund der sensiblen Thematik wurde versucht, eine möglichst vertrauensvolle Beziehung zum Patienten aufzubauen und eine angenehme Interviewatmosphäre zu schaffen. Es erfolgte diesbezüglich eine enge Kommunikation mit den entsprechenden behandelnden Personen auf Station, die in Einzelfällen bei der Hauptuntersuchung ebenfalls anwesend waren. Zur Erfassung psychotischer Symptome wurde unter Berücksichtigung der existierenden Literatur ein spezifisches halbstandardisiertes Interview erstellt („Interview zur Qualitativen Psychosesymptomatik“, vgl. 2.4.3.2), das sich in einer Pilotstudie bei einer kleineren Stichprobe von psychotischen Patientinnen bereits bewährt hatte (Schäfer et al., 2006). Während dies eine differenzierte Erfassung relevanter Symptombereiche ermöglichte, kann aufgrund fehlender Daten zu den psychometrischen Eigenschaften des Instruments dessen Reliabilität und Validität nicht abschließend beurteilt werden. 4.1.2 Untersuchte Stichprobe Es wurden alle Patienten, die auf der offenen Psychosestation der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) stationär aufgenommen wurden und entsprechende Einschlusskriterien erfüllten, konsekutiv untersucht, um eine möglichst repräsentative Stichprobe 62 von Patienten mit einer „F2-Störung“ nach ICD-10 zu erhalten. Dabei sind mehrere Punkte kritisch anzumerken. Zum einen konnte rund die Hälfte (N=96, 44,7%,) der Patienten, welche die Einschlusskriterien erfüllten, nicht in die Studie eingeschlossen werden. Bei anderen vergleichbaren Studien lagen die Quoten der eingeschlossenen Patienten jedoch zwischen 33% (Horen et al., 1995) und 64% (Saxe et al., 1993), so dass diese Einschlussrate akzeptabel erscheint. Zudem konnte mit 111 eingeschlossenen Patienten verglichen mit anderen Studien zu dieser Thematik (z.B. Offen et al., 2002; Hardy et al., 2005) eine verhältnismäßig große Stichprobe untersucht werden. Dennoch könnten sich durch den Anteil der Patienten, die eine Teilnahme ablehnten, Verzerrungen in Bezug auf die Rate von Traumatisierungen ergeben haben. So lehnten verschiedene Patienten die Teilnahme mit der Begründung ab, dass sie nicht an bekannte Traumatisierungen erinnert werden wollten. Andererseits könnten Patienten mit Traumatisierungen auch ein besonderes Interesse an einer Teilnahme gehabt haben. Weiter muss die hohe Anzahl männlicher Patienten in der vorliegenden Untersuchung berücksichtigt werden (68,5%). Dies lässt sich dadurch erklären, dass in der Pilotstudie, die 2001 bis 2002 auf derselben Station durchgeführt wurde, ausschließlich weibliche Patientinnen eingeschlossen wurden, die – bei einer verhältnismäßig großen Zahl von wiederholten Aufnahmen dieser Patientinnen –nicht erneut eingeschlossen wurden. Weiter muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden, dass die untersuchte Stichprobe lediglich Patienten einer offenen Psychosestation umfasste, die aus dem von der Universitätsklinik HamburgEppendorf versorgten Sektor stammten. Dies könnte sich sowohl auf die Prävalenzraten von Traumatisierungen als auch auf die vorliegende Symptomatik ausgewirkt haben. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Ergebnisse beim Einschluss von Patienten, die auf geschlossenen Stationen behandelt werden bzw. aus sozial schwächeren Stadtteilen stammen, anders ausgefallen wären. 63 4.2 Diskussion der Befunde 4.2.1 Potentiell traumatische Erlebnisse im Kindesalter Insgesamt ergab die vorliegende Studie, dass bei einem Drittel der Gesamtstichprobe (N=37, 33,3%) eine kindliche Traumatisierung vorlag. Dies betraf bei 16,2% sexuellen Missbrauch und bei 27,0% physische Misshandlung. Verglichen mit anderen Untersuchungen bei psychotischen Patienten sind diese Zahlen als eher niedrig zu bewerten. So ergab die Übersicht von Morgan & Fischer (2007), dass über 20 Untersuchungen hinweg sexueller Missbrauch im Schnitt von 35% und physische Misshandlung von 36,5% der Patienten berichtet wurde. Mindestens eine Form des Missbrauchs (sexuell oder körperlich) wurde unabhängig vom Geschlecht bei 50% der befragten Patienten gefunden. Die geringere Rate früher Traumatisierungen in der vorliegenden Studie könnte sich zum einen dadurch erklären lassen, dass anteilig deutlich weniger Patientinnen befragt wurden, und Frauen im Vergleich häufiger Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Weiter wurden vergleichsweise enge Definitionen für sexuellen Missbrauch und physische Misshandlung gewählt und die Erlebnisse handlungsbezogen erfragt, während sie in anderen Untersuchungen teilweise nur anhand einzelner globaler Items erhoben wurden. Weiter zeigten sich Hinweise darauf, dass entsprechende Erlebnisse von verschiedenen Patienten nicht erwähnt wurden. So wurde von den Interviewern im STI dokumentiert, dass bei 12,6 % (N=14) aller befragten Patienten Hinweise dafür vorlagen, dass traumatisierende Kindheitserlebnisse nicht angesprochen wurden. So beschrieb eine Patientin ihre Kindheit als übertrieben positiv und andere Patienten (N=8, 7,2%) berichteten von bestehenden Erinnerungslücken. 4.2.2 Psychosesymptomatik Bei der Auswertung der „Positive and Negative Syndrome Scale für Schizophrenia“ (PANSS) konnte der Mittelwertsunterschied zum Befragungszeitpunkt (T2) im Bereich Positivsymptomatik zwischen den beiden Gruppen als Trend bewertet werden (df=78, p=0,07). Statistisch signifikant war der Unterschied zwischen Trauma- und Nicht-Traumagruppe bezüglich des Summenscores zum Aufnahmezeitpunkt (T1) (df=70, p=0,04). Somit konnten die 64 in der Literatur beschriebenen Befunde (Ross et al., 1994; Read et al., 2003) bezüglich des Zusammenhangs zwischen sexuellem Missbrauch und physischer Misshandlung in der Kindheit und einer ausgeprägteren psychotischen Symptomatik, insbesondere der Positivsymptomatik, durch die vorliegende Studie zumindest tendenziell repliziert werden. Wahrscheinlich ließen sich durch eine größere Stichprobe wie bei z.B. bei Read et al. (2003; N=200) deutlichere Gruppenunterschiede darstellen. Es muss außerdem angemerkt werden, dass es sich bei der Studie von Read et al. (2003) lediglich um eine Krankenaktenauswertung handelte und die Studie von Ross et al. (1994) eine Stichprobe von langzeit-psychiatrisch erkrankten Patienten untersuchte, wodurch die Vergleichbarkeit mit der vorliegenden Studie eingeschränkt wird. Auch weitere methodische Unterschiede wie unterschiedliche Missbrauchsdefinitionen und Unterschiede bezüglich des Zeitpunktes der Traumatisierung müssen berücksichtigt werden. Bezüglich des Auftretens von akustischen Halluzinationen konnte in dieser Studie kein Gruppenunterschied zwischen den Patienten mit positiver Traumanamnese und Patienten ohne solche Erlebnisse festgestellt werden. Allerdings ließen sich Unterschiede feststellen bezüglich der Lokalisation der Stimmen, der Ich-Nähe und der emotionalen Qualität. So lokalisierten Patienten mit positiver Traumanamnese zum aktuellen Befragungszeitpunkt die gehörten Stimmen eher innerhalb des Kopfes. Dies scheint die Befunde zum häufigeren Auftreten von „Pseudohalluzinationen“ bei traumatisierten Patienten (Heins et al., 1990; Ellenson, 1986) zu unterstützen. Zur gleichen Fragestellung konnte bezüglich des Zeitpunktes zu Beginn der Erkrankung kein Gruppenunterschied festgestellt werden. Diese unterschiedlichen Ergebnisse könnten dadurch zu erklären sein, dass die Patienten durch die psychotische Symptomatik bedingt oftmals kaum verwertbare Erinnerungen an den Beginn ihrer Erkrankung haben bzw. es sich meist um einen längeren Prozess handelt, der zum ersten Auftreten psychotischer Symptome führt und sich somit kein genauer Zeitpunkt als Erkrankungsbeginn von den Betroffenen feststellen lässt. Bezüglich der „IchNähe“ der Stimmen empfanden Patienten mit positiver Traumanamnese die Stimmen signifikant häufiger als „nicht unterscheidbar von den eigenen Gedanken“ als Patienten ohne Traumatisierung. Auch dies scheint die Annahmen anderer Autoren zu bestätigen. So gehen Heins et al. (1990) davon 65 aus, dass es sich bei den akustischen Halluzinationen von Patienten mit positiver Missbrauchsanamnese nicht um echte „schizophrene“ Halluzinationen handele, sondern um „Pseudohalluzinationen“, die von den Patienten als vom „Gehirn ausgehend“ beschrieben werden und weniger als „von außerhalb kommend“. Diese Beobachtung könnte wichtige Implikationen für die Zuordnung der entsprechenden psychopathologischen Phänomene haben. Morrison et al. (2003) wiesen darauf hin, dass sowohl die posttraumatische Belastungsstörung als auch psychotische Erkrankungen Teil eines Reaktionsspektrums auf traumatische Lebensereignisse bilden, die durch vorhandene Symptomüberlappungen (Intrusionen, Flashback-Erlebnisse, Halluzinationen, Wahn) nicht immer klar diagnostisch voneinander getrennt werden können (vgl. Abschnitt 1.2.3.3). Die stärkere „Ich-Nähe“ und Lokalisation der Stimmenphänomene bei traumatisierten Patienten in der vorliegenden Studie könnte in diesem Zusammenhang Hinweise auf eine eher posttraumatische Genese der entsprechenden Symptome haben. Einschränkend muss dabei gesagt werden, dass in der vorliegenden Untersuchung nur eine begrenzte Zahl von Eigenschaften der Stimmenphänomene erhoben wurde und eine weitere Differenzierung in künftigen Studien wünschenswert erscheint. Zudem sollten zusätzlich Patienten mit anderen psychischen Störungsbildern, wie z.B. der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder dissoziativen Störungen in entsprechende Studien eingeschlossen werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen auch die Befunde anderer Studien, dass die akustischen Halluzinationen der Patienten mit Traumatisierungen in der Anamnese häufiger bedrohliche oder entwertende Inhalte aufweisen als Patienten ohne solche Erlebnisse (z.B. Heins et al., 1990; Honig et al., 1998; Offen et al., 2003). So litten Patienten mit traumatischen Kindheitserfahrungen signifikant häufiger unter negativen Stimmen mit entwertenden Inhalten und fühlten sich diesen gegenüber signifikant häufiger „machtlos“ als Patienten ohne solche Erlebnisse. Allerdings existieren zu dieser Fragestellung zum aktuellen Zeitpunkt bislang nur wenige Studien, die bezüglich Stichprobengröße, Stichprobenbeschaffenheit und Erhebungsmethoden mit der vorliegenden Studie vergleichbar wären. So schilderten etwa Heins et al. (1990) lediglich drei Fallbeispiele von Patienten mit traumatischen Erfahrungen und akustischen Halluzinationen. 66 Bezüglich des Auftretens weiterer Sinneswahrnehmungen und der unterschiedlichen Formen von Wahn fanden sich in der vorliegenden Studie lediglich bezüglich des Auftretens von taktilen Halluzinationen ein Zusammenhang mit dem Traumastatus, allerdings nicht in der erwarteten Richtung. Dies steht im Widerspruch zu einigen Studien (z.B. Shevlin et al., 2007; Janssen et al., 2004; Ross et al., 1994) die ein erhöhtes Auftreten von Halluzinationen und Wahn bei Personen mit physischer und/oder sexueller Traumatisierung im Kindesalter fanden. Es handelte sich hier jedoch um Studien an der Allgemeinbevölkerung, was die Vergleichbarkeit zur vorliegenden Studie deutlich einschränkt. Read et al. (2003) untersuchten ebenfalls eine klinische Stichprobe von 200 konsekutiv behandelten stationär psychiatrischen Patienten mit verschiedenen Diagnosen und fanden, dass bei den 60 Fällen mit dokumentiertem kindlichen sexuellen oder physischen Missbrauch Halluzinationen aller Sinnesmodalitäten signifikant häufiger auftraten als bei der restlichen Stichprobe. Bezüglich des Auftretens von Wahn ergab sich auch in dieser Studie jedoch kein signifikanter Unterschied. Bezüglich der Erhebung der Daten bei der vorliegenden Studie muss kritisch erwähnt werden, dass die untersuchten Patienten gefragt wurden, ob sie bestimmte Halluzinationen bzw. Wahn erleben, d.h. nicht der Untersucher entschied, ob bestimmte Symptome vorlagen sondern die Patienten selbst. Dies könnte in einigen Fällen zu einer Fehleinschätzung seitens des Patienten geführt haben. Die meisten Studien, die Zusammenhänge zwischen traumatischen Erfahrungen und psychotischen Inhalten untersuchten, zeigten auf, dass Wahninhalte, optische oder akustische Halluzinationen inhaltlich häufig mit konkreten Details traumatischer Erfahrungen zusammenhingen (Ross et al., 1994; Read & Argyle, 1999; Fowler, 2000; Offen et al., 2003; Hardy et al., 2005). Auch die vorliegende Studie lieferte einige Beispiele (siehe 3.4), wie Patienten traumatische Kindheitserlebnisse halluzinatorisch und wahnhaft verarbeiten. Die oben geschilderten Fallbeispiele zeigen dabei, dass nicht nur das reine Auftreten von Halluzinationen und Wahn eine Rolle spielt, sondern das Symptombild in seiner Gesamtheit und der Inhalt von Halluzinationen und Wahn erfasst werden müssen, um im Klinikalltag mögliche traumatische Erlebnisse zu explorieren. 67 4.3 Zusammenfassende Diskussion und Ausblick In der vorliegenden Studie lag die ermittelte Prävalenzrate von kindlichem sexuellen Missbrauch (16,2 %) bzw. kindlicher physischer Misshandlung (27,0 %) deutlich über den aus der Allgemeinbevölkerung bekannten Raten und entsprach weitgehend den Prävalenzraten anderer Studien mit psychiatrischen Stichproben. Es konnte somit gezeigt werden, dass ein hoher Prozentsatz von Patienten mit F2-Störungen eine sexuelle oder physische Traumatisierung in der Kindheit erlebt hat. Die in der Literatur beschriebenen Befunde einer ausgeprägteren Positivsymptomatik bei Patienten mit kindlichen Missbrauchserfahrungen (Ross et al., 1994; Read et al., 2003; Janssen et al., 2004) konnte in der vorliegenden Studie teilweise repliziert werden. Ein wichtiges Ergebnis dieser Studie war, dass Patienten mit traumatischen Kindheitserfahrungen signifikant häufiger unter negativen Stimmen mit entwertenden Inhalten litten und sich diesen gegenüber signifikant häufiger „machtlos“ fühlten. Künftige Studien sollten den klinischen Auswirkungen dieser Zusammenhänge bei psychotischen Patienten weiter nachgehen. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass frühe Traumatisierungen bei psychiatrischen Patienten einen bestimmenden Faktor für den Therapieerfolg darstellen (Nemeroff et al., 2003; Pirard et al., 2005). Auch bei psychotischen Patienten erscheint es deshalb erstrebenswert, traumatische Erlebnisse systematisch zu explorieren und bei der Formulierung individueller Therapiepläne routinemäßig zu berücksichtigen. 68 5. Literatur Aderhold V., Briken P., Nika L. & Schäfer I. (2003). Interview zur qualitativen Psychosesymptomatik, Universität Hamburg. Adityanjee M.D. & Benjamin A.B. (2000). Clinical significance of pseudohallucinations. General Hospital Psychiatry, 22, Issue: 124-126. Allen J.G., Coyne L. & Console D.A. (1997). Dissociative detachment relates to psychotic symptoms and personality decompensation. Comprehensive Psychiatry, 38(6): 327-334. Allen J.G. (2001). Traumatic Relationships and Serious Mental Disorders. Chichester, UK: John Wiley & Sons. American Psychiatric Association (1994). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV). 4th ed., Washington, DC. Bange D. & Körner W. (Hrsg.) (2002). Handwörterbuch sexueller Missbrauch. Hogrefe-Verlag. 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Anhang Danksagung Diese Dissertation ist sicherlich nur durch die Unterstützung zahlreicher Menschen zustande gekommen. Ein besonderes Dankeswort gilt Dr. I. Schäfer, meinem Betreuer, der immer ein offenes Ohr für mich hatte und mich in schwierigen Situationen zum Durchhalten motiviert hat. Seine wertvollen Ratschläge und seine unendliche Geduld haben mir immer sehr weitergeholfen. Die kompetente Betreuung durch Dr. I Schäfer sehe ich als entscheidend für die Fertigstellung dieser Doktorarbeit an. Besonders danken möchte ich außerdem meinen Eltern, ohne deren Unterstützung das Studium der Medizin und somit diese Dissertation nicht möglich gewesen wäre. Weiterhin möchte ich allen Mitarbeitern (sowohl Ärzten als auch Pflegepersonal) der Psychosestation des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf danken, die mich und andere Doktoranden /-innen bei der Datenerhebung sehr unterstützt haben. Ein weiteres Dankeschön möchte ich auch an die Patienten richten, die trotz der belastenden Thematik der Studie und ihrer Krankheitssituation an der zeitintensiven Befragung teilgenommen haben. Außerdem möchte ich mich bei den Doktorandinnen, die ebenfalls an der Datenerhebung für diese Studie beteiligt waren, für die offene und unkomplizierte Zusammenarbeit bedanken. Ich hoffe dass ich sie durch die Fertigstellung dieser Doktorarbeit zum Weitermachen motivieren kann. Großen Dank schulde ich außerdem Peter Neese, der mich bei der Formatierung dieser Arbeit geduldig und kompetent unterstützt hat. Auf keinen Fall zu vergessen ist mein privates Umfeld, d.h. die Unterstützung durch mir nahe stehende Personen, insbesondere Till Burkhardt, die mir geduldig zuhörten und mich immer wieder bestärkten diese Dissertation fertig zu stellen. 85 Lebenslauf 22. August 1980 Geboren in Hamburg als Tochter von Burghard Ehlers und Heidemarie Ehlers, geb. Ahlers Schule 1987-1991 Grundschule Schwarzenbek Nordost 1991-2000 Gymnasium Schwarzenbek, Europaschule Juli 2000 Erwerb der allgemeinen Hochschulreife Studium Oktober 2000- April 2007 Medizinstudium, Universität Hamburg August 2002 Ärztliche Vorprüfung September 2003 Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung März 2006 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung April 2006- April 2007 Praktisches Jahr April 2007 Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung Beruf Oktober 2007 bis jetzt Assistenzärztin in der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, Asklepios Klinik Nord Heidberg 86 Eidesstattliche Versicherung: Ich versichere ausdrücklich, dass ich die Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe (Auflage und Jahr des Erscheinens), Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe. Ferner versichere ich, dass ich die Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter an einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig um Zulassung zur Promotion beworben habe. Unterschrift: ...................................................................... 87